FORENSISCHE PSYCHOLOGIE UND PSYCHIATRIE PD Dr. Rossegger
1
Aufbau •
Schwerpunkt: Risiko-Beurteilungen in Gutachten •
Wie läuft eine Begutachtung ab?
•
Wie gut können Risiken erkannt werden?
•
Wie gut können Risiken kommuniziert werden?
Ablauf der Begutachtung
Ablauf der Begutachtung •
Akenstudium
•
Exploration beschuldigte Person
•
(Exploration Dritte)
•
Beurteilung
Ablauf der Begutachtung •
Exploration •
Herkunftsfamilie
•
Eigene Biografie: Schule, beruflich, sozial
•
Sexual- und Beziehungsanamnese
•
Suchtanamnese
•
Psychiatrische Anamnese
•
Deliktanamnese
(Formale Mindeststandards)
„Beurteilung“ •
•
Personen-Eigenschaften •
Im ersten Teil geht es darum, auf der Grundlage von Aktenzusammenfassung und Exploration die Entwicklung und Personeneigenschaften des Angeschuldigten in ihren wesentlichen Zügen darzustellen.
•
Wo waren erste Anzeichen für psychopathologische und deliktrelevante Auffälligkeiten beobachtbar?
Diagnostik •
Am Ende des ersten Teils erfolgt die diagnostische Einordnung des Angeschuldigten nach DSM oder ICD; auch subdiagnostische oder diagnosefremden (deliktrelevante) Eigenschaften werden benannt.
„Beurteilung“ •
Deliktdynamik als Grundlage für die Beurteilung des Rückfallrisikos
(und der Schuldfähigkeit): •
Auf der Grundlage der diagnostischen Einordnung wird der Deliktmechanismus bzw. die Deliktdynamik beschrieben
•
Aufzeigen der prognostischen Relevanz der gestellten Diagnosen / festgestellten Personeneigenschaften. Wie hängen Diagnosen und Deliktbegehung zusammen?
•
Stellenwert die Delikte für den Täter haben: •
Welche Rolle spielten situative Einflüsse?
•
Welcher Gewinn war für den Täter mit der Tatbegehung verbunden?
Beurteilung des Rückfallrisikos •
Wie kommt der Gutachter zu seinen Schlussfolgerungen? •
Standardisierter Prozess:
Anwendung von Risk-Assessment Instrumenten
•
Klinischer Prozess:
Freihändige Beurteilung und Einordnung
Auf was stützen sich Experten / Entscheidungsträger ab?
Umgang von Experten mit Informationen (Carter & Hilton 2007) •
Forensische Psychologen beurteilen einen Fall auf Grundlage von Akteninformation Fälle mit hohem und niedrigem Risiko.
•
Die Akten enthalten in 1/3 der Fälle ...
•
•
Info A: ZSFG risikorelevanter Infos + Statement zu Ergebnis RAInstrumente.
•
Info B: sehr ausführliche Informationen (Material, das Grundlage für die Anwendung des aktuarischen Risk-Assessments war).
Ergebnis: •
A: 80% der Fälle wurden korrekt eingeschätzt
•
B: 30% der Fälle wurden korrekt eingeschätzt
Einfluss von abgeschlossenen Fällen (Hilton & Carter 2008) •
Forensische Kliniker erhalten eine Fall-Beschreibung von einer Gruppe von Straftätern
•
Straftäter gehörten einer von 3 Gruppen an: 10%, 48% oder 82%iges Rückfallrisiko (gemäss Instrument).
•
Aufgabe der Kliniker: Ist das Risiko: gering, moderat oder hoch?
•
Tag1 => Entweder Fall mit 10% oder 83% Risiko
•
Tag 2 => Fall mit 48% Risiko
•
Kliniker kamen zu unterschiedlichen Einschätzungen und zwar in Abhängigkeit davon, ob sie zuvor die Beschreibung von Tätern mit geringem- oder hohem Risiko gelesen hatten. •
Zuerst Hoch-Risiko-Gruppe => Nachfolgendes Urteil = “geringes Risiko”
•
Zuerst Nieder-Risiko-Gruppe => Nachfolgendes Urteil = “hohes Risiko”
Texanischer Ansatz der RisikoKommunikation James Grigson (1932-2004) •
Gutachter bei 150 Kapitalverbrechen.
•
Kam meistens zum Schluss: 100%iges Rückfallrisiko •
Seine Beurteilung diente als Grundlage für die Verurteilung zum Tode.
•
Gab in Kreuzverhören an, dass nur eine ganz kleine Minderheit an der Validität von Risikobeurteilungen zweifelt.
•
Sagte im Kreuzverhör aus, dass Randall Adams zu 100% rückfällig werde, wenn er nicht exekutiert würde. •
•
Randall Adams stellte sich später als unschuldig heraus.
Wurde aus der APA ausgeschlossen.
HERANGEHENSWEISEN FÜR RISIKOBEURTEILUNGEN 13
STANDARDISIERT - MECHANISCH
KLINISCH-INTUITIV
➤
vorgegebene Fragen und Antwortkategorien
➤
intuitiver Beurteilungsprozess, „freihändig“
➤
vorgegebener Algorithmus für die Auswertung
➤
kann sich an vorgegebenen Kriterien orientieren
➤
auf den Einzelfall fokussiert
Was ist besser? 14
85875.qxd
PAUL E. MEEHL 1954
3/29/2006
12:54 PM
Page 341
➤
Vergleich von klinischer und statistischer (mechanischer) Methode anhand von 20 Studien.
➤
In 19 von 20 Arbeiten war die statistische Methode der klinischen überlegen.
➤
1958 Replik von Holt: ➤
Klinisches Modell zu naiv
➤
Kliniker sind überlegen, wenn hochqualifiziert & alle Informationen verfügbar sind 15
•
Major Contribution
The Meta-Analysis of Clinical Judgment Project: Fifty-Six Years of Accumulated Research on Clinical Versus Statistical Prediction Stefanía Ægisdóttir Michael J. White Paul M. Spengler Alan S. Maugherman Linda A. Anderson Robert S. Cook Cassandra N. Nichols Georgios K. Lampropoulos Blain S. Walker Genna Cohen Jeffrey D. Rush Ball State University 16
Clinical predictions made by mental health practitioners are compared with those using statistical approaches. Sixty-seven studies were identified from a comprehensive search
ERGEBNISSE AUS ÆGISDÓTTIR ET AL. (2006) ➤
Überlegenheit mechanische Methode: in 52% der Studien
➤
Überlegenheit klinische Methode: in 10% der Studien
➤
Gleichstand: in 38% der Studien
➤
Wahrscheinlichkeit eines besseren Resultates der mechanischen Methode: 13%
(Effekt ist relevant: Bsp. Effekt von Aspirin als Herzinfarkt-Prophylaxe nur halb so gross, dennoch musste in Studie Placebo-Gabe aus ethischen Gründen eingestellt werden).
➤
Die beste Performance gegenüber der klinischen Methode erzielte das mechanische Assessment bei der Einschätzung des Gewaltrisikos
17
Zwischenfazit •
Im statistischen Mittel ist das standardisierte Vorgehen dem freihändigen, klinischen Überlegen
•
Im statistischen Mittel verschlechtert eine klinische Einbettung eines Ergebnisses die Genauigkeit der Beurteilung (Trefferquote)
•
Mehr Information führt nicht zu besseren Beurteilungen
•
Die Beurteilungsgüte ist von aktuellen Erfahrungen abhängig
INSTRUMENTE ZUR ERFASSUNG VON PSYCHOPATHIE 19
Psychopathie
20
21
Psychopath’s • egozentrische, überhebliche, betrügerische, oberflächliche, impulsive Individuen … • … die andere rücksichtslos ausnutzen und manipulieren, ohne Scham oder Schuld zu empfinden. • Merkmale der Psychopathie sind charakteristisch für das Funktionieren der Person. • Es handelt sich um eine soziale Dysfunktion / Unfähigkeit mit frühem Beginn und chronischem Verlauf.
Psychopathie: Chronische Störung in Bezug auf das Selbst, andere und die Umgebung. • Interpersonell (Umgang mit anderen, Beziehungsgestaltung) • Grandioses Denken • Egozentrismus • Manipulatives Verhalten • Dominantes Verhalten • Verhalten (Lebensstil, Dissozialität) • Impulsivität • Sensation Seeking • Leichtfertiges Verletzen von sozialen Normen
• Affekt • Flache Affekte • Labile Affekte • Kaltherzigkeit • Unfähigkeit, langfristige Beziehungen einzugehen • Fehlen von Angst, Empathie, Schuld und Reue Level One
22
Lebensstil
Mangel an Schuldbewusstsein
übersteigerter Selbstwert
Flacher Affekt
pathologisches Lügen
Rücksichtslos / geringe Empathie
betrügerisch / manipulativ
fehlende Verantwortungsübernahme
gesteig. Simulationsbedürfnis
geringe Verhaltenskontrolle
parasitärer Lebensstil
frühe Verhaltensauffälligkeiten
Verantwortungslosigkeit
Jugendliche Delinquenz
Mangel an realist. Zukunftsplänen
Widerruf bedingter Entlassung
Impulsives Handeln
polytope Kriminalität
Antisozial
trickreich / gewandt
Affektiv
Interpersonell
23
Christophe Rocancourt
24
25
Kindheit • 1967 in der Normandie, Frankreich, geboren • 1969 Trennung der Eltern, • 1971 Jahre kommt C.R. in ein Waisenhaus • 1979 Aufnahme in einer Pflegefamilie • Regelmässige Entweichungen • 1985 verlässt er die Pflegefamilie:
„Mon oncle, je vais devenir quelqu‘un d‘important.“
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Betrügereien in Frankreich (und Schweiz) • 17-jährig ging er nach Paris und startete seine Hochstapler-Karriere mit dem Verkauf eines Hauses, das ihm nicht gehört - er fälschte eine Urkunde und verkaufte das Haus für 1.4 Mill Dollar • Er gab sich als russischer Adeliger aus, Prinz Gallitzin. »Ich liebe Rollenspiele. Ich brauchte Geld. Da lag das irgendwie nah.« • Zwischen 1987 und 1992: 5 Gefängnisaufenthalte wegen Betrugs, kleinerer Diebstahlsdelikte. • 1991 wird er mit einem Juwelenraub in Genf in Verbindung gebracht und flieht nach L.A.
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Betrügereien in den USA • in Kalifornien und an der amerikanischen Ostküste trat er unter anderem auf: • als Box-Champion, • Formel-1-Rennfahrer, • wahlweise unehelicher Sohn oder Neffe von Dino De Laurentiis, Sophia Loren oder Oscar de la Renta; • Beispiel Box-Champion: • Gibt sich als amtierender Box-Europameister, der sich schnell Freunde macht. • Der Boxer gibt vor, ein Apartment in Bel Air kaufen zu wollen, er zieht ein, kauft dem Besitzer mit entwendeter Kreditkarte ein Ticket für eine Europareise und kann so mehrere Monate mietfrei leben, bevor er den Deal nach endlosen Verhandlungen platzen lässt. • Er heiratet zum ersten Mal, wird zum ersten Mal Vater.
28
High Society • Lernte er Prominente wie Mickey Rourke oder Bill Clinton kennen - »Ich habe ihm schließlich 10’0000 Dollar für den Wahlkampf gespendet«. • Lebte eine Weile bei M. Rourke und versprach J.C. Van Damme, dessen nächsten Film zu produzieren • Lebte während dieser Zeit mit zwei verschiedenen Playmates zusammen
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Betrügereien USA / Italien • 1993 sprach Rocancourt immer noch schlecht Englisch und engagierte einen Dolmetscher. • Er zog ins »Peninsula Beverly Hills Hotel«. • Er lieh sich von mehreren Leuten unter verschiedenen Namen Geld, das er schuldig blieb. • Als Christopher De Laurentiis und Neffe des Filmproduzenten will er ein Weingut erwerben. Mit Rolls-Royce und Chauffeur taucht er vor einem InItaliener auf und gibt vor, das Restaurant kaufen zu wollen. Der Verkäufer zahlt ihm ein Ticket nach Italien, damit er Geld holen kann. Nach einem längeren Aufenthalt in Mailand platzt auch dieser Deal, der Verkäufer bleibt auf der exorbitanten Hotelrechnung sitzen.
30
Ausweisung aus den USA, Haft in Frankreich • Das FBI wurde auf C.R. aufmerksam und wies ihn aus den USA aus, Er musste in Paris wegen Betrügereien ins Gefängnis. • Ende 1995 kam C.R. mit einem überzeugenden Geschäftsmodell nach L.A. zurück: Unter verschiedensten Namen bot er Bekannten an, ihr Kapital in kürzester Zeit zu vermehren. • Oder behauptete, ihnen Geld zu leihen, wenn sie ihm nur die Vorschusszinsen vorstrecken würden, um festgelegtes Kapital von der Bank auszulösen: »Gib mir jetzt 85’000 Dollar, und du bekommst in drei Monaten 340’000 zurück.« • Der Trick funktioniert Dutzende Male
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Rückkehr USA • Verschiedene Gläubiger drängten auf Rückzahlung, C.R. engagierte erst einen Bodyguard, um seine Geschäfte dann lieber nach Italien, Südfrankreich und schließlich New York zu verlegen, wo er in den nahen Hamptons auf Long Island in der Rolle des Christopher Rockefeller auftrat. • Die Rolle des Christopher Rockefeller spielte er so gut, dass niemand in den USA sich fragte, warum eigentlich ein Nachkomme einer amerikanischen Millionärsdynastie nur gebrochen Englisch mit französischem Akzent sprach.
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Flucht • 2000 wurde er verhaftet, gegen 40’000 Dollar Kaution freigelassen. • Er floh, blond gefärbt, nach Kanada, zog in ein Hotel nahe Vancouver, wo er erst neun Monate später nach abermaligen Geschäften verhaftet und schließlich in die USA ausgeliefert wird. • Rocancourt gab während seiner Flucht der New York Times ein Telefoninterview; seine Geschichte erschien in der japanischen Vogue und der spanischen Vanity Fair.
33
Strafvollzug • Der Staatsanwalt forderte zwanzig Jahre Haft für Betrug in gerade mal 19 Fällen, aber ein New Yorker Staranwalt erstreitet ein vergleichsweise mildes Urteil: Fünf Jahre, • und der angeblich mittellose Rocancourt tritt 75 Prozent der Erlöse seiner ersten Memoiren ab, die er in U-Haft schrieb.
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Entlassung, Rückkehr nach Frankreich • Nach Entlassung 2006 aus dem amerikanischen Vollzug flog er erster Klasse nach Paris ein. • Er wurde in Paris vom Fernsehen und von Fans empfangen. • Er verkaufte erste Interviews, engagierte eine Agentin, und bekam mit einer ehemaligen Miss France sein drittes Kind – »aber ich bin ein schlechter Ehemann. Ich will meine Freiheit nicht aufgeben«.
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Entlassung, Rückkehr nach Frankreich • Er veröffentlichte eine Autobiographie, verkauft die Filmrechte für 1 Million Euro • Tritt in verschiedenen Video Clips auf • 2010 wird aufgelöst, dass weder sein Vater Alkoholiker war noch seine Mutter eine Prostituierte
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Interview mit C.R. 2008 (Süddeutsche Zeitung) • Von seiner dritten Autobiografie verkaufte Rocancourt allein in Frankreich 150’000 Exemplare. • 6000 Artikel weltweit, nur in Deutschland nicht. »Seltsam, nicht wahr? Dabei liebe ich Deutschland. Nietzsche ist doch mein Lieblingsschriftsteller.«
38
Rückblick 2008 • Er zeigt keine Reue sondern würde alles noch einmal genauso machen. Zehn Jahre im Gefängnis haben sich rentiert: • »Dafür habe ich auch zehn Jahre in den tollsten Hotels der Welt verbracht, ordentlichen Rotwein getrunken, bin tolle Autos gefahren, tolle Flugzeuge geflogen und habe mit den schönsten Frauen geschlafen. Auch heute geht es mir gut.«
39
Interview mit C.R. 2008 (Süddeutsche Zeitung) • Rocancourt behauptet, er habe in den zehn Jahren vor seiner Verurteilung 48 Millionen Dollar ergaunert. • Ob er die noch besitze? »Welche Antwort möchten Sie denn gern hören?«
40
• Rocancourt schert sich nicht darum, was die Leute von ihm denken mögen: • »Ich bin nicht stolz darauf, was ich gemacht habe, aber es gibt auch keinen Grund, sich zu schämen. Dort, wo ich herkomme, stellte sich nur die Frage, ob ich verhungern, Drogen verkaufen, die Leute auf der Straße überfallen oder lieber die Reichen ausnehmen sollte, die ohnehin mehr als genug haben. Die letzte Wahl schien mir am meisten Spaß zu versprechen. Und ich musste für den Spaß bezahlen. Das darf man alles nicht dramatisieren.«
41
2011
AKTUARISCHE RISK-ASSESSMENT INSTRUMENTE 42
VIOLENCE RISK APPRAISAL GUIDE (VRAG) (Harris, Rice & Quinsey, 1993)
43
VRAG ZUSAMMENFASSUNG ➤
1993 in Kanada entwickelt
➤
Weist bei Gewalt- und Sexualstraftätern das Rückfallrisiko für Gewalt- und Sexualdelikte für einen Zeitraum von 7 und 10 Jahren nach Entlassung aus.
➤
Besteht aus 12 Fragen, die Fakten abfragen kaum Spielraum für einzelfallbezogene Entscheide
➤
Die Punkt-Summe kann in eine von 9 Risikokategorien überführt werden - Je mehr Punkte jemand erreicht (je höher die Summe), desto höher ist das Rückfallrisiko
➤
In englisch und deutsch als online Computerversion verfügbar (www.ri-sk.org) 44
45
46
47
STRUKTURIERTES KLINISCHES URTEIL 48
VERHINDERUNG VON RÜCKFÄLLEN 1.Beurteilung des Rückfallrisikos 2.Beurteilung der Interventionsmöglicheiten 3.Kommunikation des Rückfallrisikos und der Interventionsmöglichkeiten 4.Periodische Kontrolle der Intervention 5.Anpassung der Intervention
49
SZENARIEN VS. KORRELATIVE RISIKOBEURTEILUNG ➤
Darstellung von Szenarien:
➤
Korrelative Risikobeurteilung:
➤
Auf den Einzelfall bezogen
➤
Gruppenauswertung
➤
Kausal
➤
Korrelativ
➤
Berücksichtigung von personenbezogenen und Umfeldfaktoren
➤
Berücksichtigung statistisch relevanter Kriterien
➤
Statische Faktoren – keine Möglichkeit Veränderungen zu berücksichtigen
➤
Kurzfristig
➤
➤
Darstellung unter Berücksichtigung möglicher Interventionen Mittel- bis langfristig
50
BEURTEILUNG IM SINNE EINER KORRELATIVEN RISIKOBEURTEILUNG ➤
Bei der Anwendung des SORAG wurde ein Summenwert von -4 erreicht.
➤
Für einen Beobachtungszeitraum von 7 Jahren entspricht dieser Summenwert der Risikokategorie 2. Unter den Straftätern der Entwicklungsstichprobe des SORAG erzielten 85% einen höheren Summenwert.
➤
Das Rückfallrisiko für erneute Anklagen und Verurteilungen wegen eines Gewaltdeliktes (einschliesslich Sexualdelikten) liegt bei Straftätern mit einer vergleichbaren Merkmalskombination innerhalb von 7 Jahren bei 15%.
51
BEURTEILUNG IM SINNE EINES SZENARIOS ➤
Herr S. weist sehr stark ausgeprägte sadistische Persönlichkeitszüge und eine Vergewaltigungsdisposition auf.
➤
Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalles mit einer Vergewaltigung ist hoch. Konkret bedeutet dies, dass ohne Intervention ein Rückfall wahrscheinlicher ist als Deliktfreiheit.
➤
Herr S. weist gegenwärtig eine geringe Bereitschaft aus, sich mit seinen risikorelevanten Persönlichkeitsanteilen auseinanderzusetzen, so dass ein Therapieversuch zwar sinnvoll erscheint, relevante Fortschritte, die zu Vollzugslockerung führen können, aber frühestens in 3 bis 5 Jahren zu erwarten sind. 52
Darstellung eines Szenario in der Forensik
Welches deliktische Verhalten soll beurteilt werden?
Welche personalen Merkmale sind besonders stark ausgeprägt?
Wie stark erklären diese personalen Merkmale das deliktische Verhalten?
Besteht eine Veränderungsber eitschaft (und – fähigkeit) in Bezug auf problematische Persönlichkeitsanteile?
Hat eine Intervention personale Risikomerkmal e verändern können?
Wurde aufgrund einer Intervention gelernt mit den Risikomerkmale n umzugehen?
Gibt Umweltfaktore n, die das Risiko erhöhen?
53
VEREINFACHTES SPJ-MODELL (ANGELEHNT AN V. FRANQUÉ 213)
t en Id ifi SPJ
1
tio ka n
Inter v e n t ion
3
2
Beurteilung
VEREINFACHTES SPJ-MODELL (ANGELEHNT AN V. FRANQUÉ 213)
nti Ide 3
SPJ
1
n
2
o ati fik
Inter v e n t ion
Identifikation
Beurteilung
• Bestimme das Problem und dessen Risikofaktoren • Spezifikation Deliktart • Auflistung von statischen und dynamischen Risikofaktoren (Literatur) • Stelle die Fallinformationen zusammen • Welche Informationen liegen vor? • Wie belastbar sind die Informationen? • Identifiziere die Risikofaktoren am Einzelfall • Liegen die aufgelisteten Risikofaktoren vor?
Kompetenznetzwerk Forensische Psychologie
VEREINFACHTES SPJ-MODELL (ANGELEHNT AN V. FRANQUÉ 213)
t en Id ifi
3
SPJ
1
tio ka n
Inter v e n t ion
Beurteilung
2
Beurteilung
• Bestimme deren individuelle Relevanz für das Delikt und die Intervention • nicht relevant, eingeschränkt relevant, hoch relevant • Deliktrelevanz: siehe Einschub nächste Folie. • Formuliere ein klinisches Modell • Zusammenspiel der deliktrelevanten Risikofaktoren (siehe Einschub) • Funktion des deliktischen Verhaltens (Klassifikation) • Ersinne Szenarien für die Zukunft • Siehe Einschub nächste Folie Kompetenznetzwerk Forensische Psychologie
VEREINFACHTES SPJ-MODELL (ANGELEHNT AN V. FRANQUÉ 213)
In
t en Id
Intervention
ifi SPJ
1
tio ka n
terv e n t i on
3
• Plane und beurteile Interventionen zur Prävention • Monitoring (Warnsignale bemerken) • Behandlung • Kontrolle (z.B. Arztbesuche) • Oberschutz • Fälle ein abschließendes Urteil
2
Beurteilung Kompetenznetzwerk Forensische Psychologie
EINSCHUB: PLANE PRÄVENTIONSINTERVERNTIONEN SZENARIEN (NACH VON FRANQUÉ 2013; 2016) S1 Risikofaktoren • Welche Ereignisse, Umstände könnten das Risiko erhöhen? Schutzfaktoren • Welche Umstände könnten das Risiko reduzieren? Monitoring • Wie können die Warnsignale für eine Erhöhung des Risikos am besten wahrgenommen werden? • Welche Ereignisse, Umstände sollten zu einer Neubewertung des Risikos führen? Behandlung • Welche Behandlungs- oder Rehabilitationsstrategien sollten angewandt werden? • Welche Schwächen in der psychosozialen Anpassung haben die höchste Priorität? Überwachung • Welche Überwachungsstrategien sollten angewandt werden? • Welche Auflagen/Einschränkungen (Aktivitäten, Bewegung, Verbindungen, Kommunikation) sind angebracht? Opferschutz • Was sollte unternommen werden, um die Sicherheit potentieller Opfer zu erhöhen? • Wie kann physische Sicherheit oder Selbstschutzfähigkeiten potentieller Opfer verbessert werden?
S2
S3
Kompetenznetzwerk Forensische Psychologie
Risiko-Kommunikation 59
ZUVERLÄSSIGKEIT NUMERISCHER RISIKO- KOMMUNIKATION
13
60
TEXANISCHER ANSATZ DER RISIKO-KOMMUNIKATION ➤
Gutachter bei 150 Kapitalverbrechen.
➤
Kam meistens zum Schluss: 100%iges Rückfallrisiko
➤
Seine Beurteilung diente als Grundlage für die Verurteilung zum Tode.
➤
Gab in Kreuzverhören an, dass nur eine ganz kleine Minderheit an der Validität von Risikobeurteilungen zweifelt.
➤
Sagte im Kreuzverhör aus, dass Randall Adams zu 100% rückfällig werde, wenn er nicht exekutiert würde.
➤
Randall Adams stellte sich später als unschuldig heraus.
➤
Wurde aus der APA ausgeschlossen. 61
NON-NUMERISCH
NUMERISCH
➤
Hoch”, “mittel”, “gering”
➤
90%, 50%, 10%
➤
Vorteil:
➤
Vorteil:
➤
➤
Subjektives Urteil des Experten wird abgebildet
Nachteil:
➤
➤
Auf den ersten Blick einfacher zu interpretieren
Nachteil:
➤
Validität des subjektiven Urteils?
➤
Muss empirisch hergeleitet werden
➤
Unterschiedliche Interpretation der Werte
➤
Wenige Referenzwerte verfügbar
62
63
n erwe v n e t r Expe n e h c . sis orien foren g e 5 t 5 a che K r von s e i n r i e e m nu Nur
det
64
WIESO WERDEN KEINE NUMERISCHEN ANGABEN GEMACHT (HEILBRUN ET AL. 1999)? Fehlende wissenschaftliche Grundlage
49%
«Ich kann keine präzise Angabe machen»
38%
Zahlen können leichter missverstanden werden
26%
Keine numerische Schätzmethode bekannt
22%
Unbekannt wie von Basisrate auf Einzelfall geschlossen werden kann
15%
«Ich will nicht für präzise Angaben verantwortlich gemacht werden»
11%
Angaben müssen dichotom sein
6%
Ich brauche keine numerischen Angaben um präzise zu sein
2%
Numerische Angaben werden vom Gericht nicht akzeptiert
2% 65
66
NON-NUMERISCHE RISIKO-KOMMUNIKATION (HILTON ET AL. 2008) ➤
Der mittlere Grenzwert zwischen geringem und moderate Risiko war 28%. Wertebereich 28%
0%
54%
0%
➤
50%
100%
Der mittlere Grenzwert zwischen moderatem und hohem Risiko war 69%. Wertebereich 69% 38% 50%
0%
54%
95%
100% 67
VERSCHIEDENE FORMEN DER WAHRSCHEINLICHKEITEN (GIGERENZER 2002) ➤
Unterschiedliche Referenzsysteme für den Ausdruck einer Wahrscheinlichkeit ➤
➤
➤
Degrees of belief: ➤
Wahrscheinlichkeit als Ausdruck einer Überzeugung
➤
Für wie wahrscheinlich stufe ich ein bestimmtes Ereignis (outcome) ein (z.B. erste Herztransplantation)?
Propensity: ➤
Wahrscheinlichkeit als Ausdruck physikalischer Kriterien (z.B. Würfel).
➤
Theoretisches Modell, wenn alle Faktoren bekannt sind.
Frequencies: ➤
Wahrscheinlichkeit als relative Häufigkeit eines bestimmten Ereignisses im Vergleich zu einer Referenzgruppe (z.B. Risikobeurteilung mit Risk Assessment Instrument). 68
69
VON WAHRSCHEINLICHKEITEN UND HÄUFIGKEITEN (SLOVIC ET AL. 2000) Versuchsanordnung:
400 forensische Psychiater beurteilen dieselbe Fallvignette. Aufgabe A
Aufgabe B
200 sollen angeben, wie viele von 100 Patenten Patienten mit der Konstellation rückfällig werden.
200 sollen die Wahrscheinlichkeit für den Patienten für einen Rückfall angeben.
Häufigkeitsangabe
Wahrscheinlichkeitsangabe
70
VON WAHRSCHEINLICHKEITEN UND HÄUFIGKEITEN (SLOVIC ET AL. 2000) 30 %
30 %
23 % 30%
20 % 15 %
20%
8%
0% Häufigkeit
Wahrscheinlichkeit 71
DER EINFLUSS DER SKALA AUF DIE RISIKOBEURTEILUNG Prozent lang
1%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Prozent kurz
1%
2%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
> 40%
Häufigkei t lang
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkei t kurz
2 5 10 15 20 25 30 35 40 > 40 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkeit Tausende r
20 50 100 150 200 250 300 350 400
> 400 10 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n 72
ANGABE IN PROZENTEN BEREICH : 1 - 100%
Prozent lang
1%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Prozent kurz
1%
2%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
> 40%
Häufigkei t lang
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkei t kurz
2 5 10 15 20 25 30 35 40 > 40 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkeit Tausende r
20 50 100 150 200 250 300 350 400
> 400 10 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n 73
ANGABE IN PROZENTEN BEREICH : 1-40%
Prozent lang
1%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Prozent kurz
1%
2%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
> 40%
Häufigkei t lang
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkei t kurz
2 5 10 15 20 25 30 35 40 > 40 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkeit Tausende r
20 50 100 150 200 250 300 350 400
> 400 10 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n 74
ANGABE IN HÄUFIGKEITEN : BEREICH 1-100
Prozent lang
1%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Prozent kurz
1%
2%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
> 40%
Häufigkei t lang
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkei t kurz
2 5 10 15 20 25 30 35 40 > 40 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkeit Tausende r
20 50 100 150 200 250 300 350 400
> 400 10 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n 75
ANGABE IN HÄUFIGKEITEN : BEREICH 1-40
Prozent lang
1%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Prozent kurz
1%
2%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
> 40%
Häufigkei t lang
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkei t kurz
2 5 10 15 20 25 30 35 40 > 40 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkeit Tausende r
20 50 100 150 200 250 300 350 400
> 400 10 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n 76
ANGABE IN HÄUFIGKEITEN: BEREICH 1-400
Prozent lang
1%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Prozent kurz
1%
2%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
> 40%
Häufigkei t lang
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkei t kurz
2 5 10 15 20 25 30 35 40 > 40 1 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n
Häufigkeit Tausende r
20 50 100 150 200 250 300 350 400
> 400 10 Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Persone Person n n n n n n n n n n 77
RÜCKFALLWAHRSCHEINLICHKEITEN IN ABHÄNGIGKEIT DER SKALA (SLOVIC ET AL. 2000)
9%
Häufigkeit gestreckt (1-400)
12 %
Häufigkeit kurz (1-40)
21 %
Häufigkeit lang (1-100)
18 %
Prozent kurz (1-40)
30 %
Prozent lang (1-100) 0%
10 %
20 %
30 %
40 %
78
RR, NNT, BAYES THEOREM – ALLES KLAR? 79
ANNUMMERISMUS (PAULOS 1988) ➤
Illusion der Gewissheit: ➤
➤
Ungewissheit des Risikos: ➤
➤
Z.B. Fehlendes Wissen bezüglich der Ausprägung von Risiken.
Misskommunikation des Risikos: ➤
➤
Z.B. Gewissheit, dass das Ergebnis eines positiven HIV Test bedeutet, dass jemand wirklich HIV positiv ist.
Z.B. Jemand kennt das Risiko, kann es aber schlecht kommunizieren.
Vernebeltes Denken: ➤
Z.B. Die Risiken sind bekannt, es werden aber die falschen Schlüsse daraus gezogen. 80
WAS BEDEUTET 40% (GIGERENZER 2002) Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 1’000 Personen in Deutschland. Was bedeutet 40% A.
Ein Viertel?
B.
4 von 10?
C.
Jeder 40?
Ein Drittel der Befragten wählten eine falsche Antwortkategorie …
26
81
DREI MÖGLICHKEITEN DER RISIKO-KOMMUNIKATION (GIGERENZER 2002) ➤
Möglichkeit 1: Das einzelne Ereignis ➤
Single-event probabilities (Einzelereignis- Wahrscheinlichkeit)
➤
Z.B. “Morgen ist die Regenwahrscheinlichkeit 30%” ➤
Mögliche Interpretationen: ➤
Es regnet 30% der Zeit.
➤
Es regnet in 30% der betroffenen Regionen.
➤
Es regnet in 30 von 100 Tagen mit vergleichbaren meteorologischen Bedingungen. 82
DREI MÖGLICHKEITEN DER RISIKO-KOMMUNIKATION (GIGERENZER 2002) ➤
Möglichkeit 2: Relative risks (Relative Risiken) ➤
z.B. “Wie kann man den Nutzen einer Intervention ausweisen?”
➤
Relative Risikoverminderung: ➤
➤
Absolute Risikoverminderung: ➤
➤
Z.B. Die Forensische Psychotherapie reduziert die Rückfallquote um 30%. Z.B. Forensische Psychotherapien reduzieren die Rückfallquote um fünf Prozentpunkte (z.B. von 18% auf 12%).
Number needed to treat: ➤
Wie viele Straftäter müssen wir behandeln um einen Rückfall zu vermeiden? (z.B. 17 Straftäter) 83
DREI MÖGLICHKEITEN DER RISIKO-KOMMUNIKATION (GIGERENZER 2002) ➤
Möglichkeit 3: Conditional probabilities (Konditionale Wahrscheinlichkeiten) ➤
Verschiedene Wahrscheinlichkeitswerte sowie die Basisrate werden angegeben.
➤
Führen häufig zu Missverständnissen
84
ZWEI AUSSAGEN - EINE PROBLEMSTELLUNG (GIGERENZER 2002) ➤
Wahrscheinlichkeitsstatement: ➤
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine 40jährige Frau Brustkrebs hat, ist 1%.
➤
Falls sie Brustkrebs hat, wird sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% positiv (krank) getestet.
➤
Falls sie gesund ist, wird sie mit einer Wahrscheinlichkeit 9% fälschlicherweise positiv (krank) getestet.
➤
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau mit einem positiven Untersuchungsergebnis wirklich Brustkrebs hat? ➤
Frage: Wie viele Frauen haben Brustkrebs?
85
ZWEI AUSSAGEN (GIGERENZER 2002) ➤
Aussage 1 - Wahrscheinlichkeitsstatement:
➤
90%
➤
81%
➤
66%
➤
10%
86
ZWEI AUSSAGEN - EINE PROBLEMSTELLUNG (GIGERENZER 2002) ➤
Wahrscheinlichkeitsstatement: ➤
➤
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine 40jährige Frau Brustkrebs hat, ist 1%. Falls sie Brustkrebs hat, wird sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% positiv (krank) getestet.
➤
Falls sie gesund ist, wird sie mit einer Wahrscheinlichkeit 9% fälschlicherweise positiv (krank) getestet.
➤
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau mit einem positiven Untersuchungsergebnis wirklich Brustkrebs hat? ➤
➤
Häufigkeitsstatement: ➤
Von 100 Frauen hat eine Brustkrebs.
➤
Lässt sie sich untersuchen, wird sie sehr wahrscheinlich positiv (krank) getestet.
➤
Von den 99 gesunden Frauen werden 9 fälschlicherweise positiv (krank) getestet.
➤
Somit werden insgesamt 10 Frauen positiv (krank) getestet, wobei nur eine der 10 Frauen tatsächlich krank ist.
➤
Wie hoch ist der Anteil von Frauen mit Brustkrebs unter den positiv getesteten Patientinnen?
Frage: Wie viele Frauen haben Brustkrebs?
87
ERSTE LESSON LEARNED - ERSTE ANSATZPUNKTE 88
PUNKTE, DIE BEI DER KOMMUNIKATION ZU BEACHTEN SIND ➤
Numerische Angaben
➤
Standardisiere Skalen für die Kommunikation
➤
Häufigkeiten statt Wahrscheinlichkeit
➤
Wahrscheinlichkeitsbegriff deklarieren
➤
Referenzklassen ausführen
➤
Szenarien angeben
89
GRUNDLAGE FÜR RISIKOSZENARIEN
Person Risikofaktoren
Kontext Konstellation
Interventionen Therapie(versuche)
Beeinflussbarkeit Ressourcen 90