Flüchtlingsblog- Help where you can

Flüchtlingsblog- „Help where you can“ 3. Oktober 2015 Hi an alle Interessierten an der Flüchtlingsthematik  ich habe diesen Blog ins Leben gerufen, u...
Author: Thomas Martin
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Flüchtlingsblog- „Help where you can“ 3. Oktober 2015 Hi an alle Interessierten an der Flüchtlingsthematik  ich habe diesen Blog ins Leben gerufen, um meine Erfahrungen und persönlichen Eindrücke über die Flüchtlingslage in meinem Dorf, hier in Deutschland zu teilen und hoffe, dass ihr mir rege folgt, kommentiert und vielleicht sogar selbst mitdiskutiert. Da die Flüchtlingssituation noch immer brisant ist und es auch in Zukunft sein wird, muss man zusammen halten, um sie zu meistern. Deshalb ist es wichtig, dass jeder seine Eindrücke aus verschiedenen Perspektiven mit den anderen teilt. Am besten erst etwas zu meiner Person: Ich bin 26 Jahre alt und wohne in Wolkenkuckucksheim, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Altötting. Ich betreibe in der Gärtnerei meiner Tante bei uns im Ort ein beliebtes Floristikcafé. Seit der Kommunalwahl 2014 sitze ich im Gemeinderat und erhielt vor einem Monat die Aufgabe, das Thema Flüchtlinge in Wolkenkuckucksheim zu organisieren. Wir werden demnächst Asylbewerber bekommen und ich wollte diesen Job unbedingt selbst übernehmen. Und das hat auch seinen Grund, denn vor einigen Wochen erlebte ich meinen ersten persönlichen Kontakt mit Flüchtlingen: Ich verließ mit einer Freundin das Ankerfilmtheater in der Burghauser Altstadt, die über eine Brücke direkt mit unserem Nachbarland Österreich verbunden ist. Wir sahen auf dem ganzen Altstadtplatz verteilt fremdartig aussehende Menschen orientierungslos herumlaufen. Sie mussten wohl von Österreich über die Brücke nach Deutschland gekommen sein. Auf einmal blieb eine Gruppe dieser Leute vor uns stehen und eine junge, bildhübsche Frau, ungefähr in meinem Alter, sprach uns auf Englisch an und fragte nach dem Weg zur Asylunterkunft. Die Gruppe bestand aus vier Männern, der Frau und einem kleinen Kind, das an ihrem Rockzipfel hing. Zuerst versuchte ich die junge Frau, die mich als Einzige zu verstehen schien, zu bewegen, zur Polizei zu gehen, weil man sich dort um sie kümmern würde. Doch die sehr zerbrechlich wirkende Frau brach in Tränen aus und bettelte

mich an, bloß nicht die Polizei zu rufen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass die Frau nicht verstand, dass die Polizei hier in Deutschland „Freund und Helfer“ ist und nicht, wie offensichtlich in ihrer Heimat, Bedrohung und Angst bedeutet. Das war der Auslöser für mich, Flüchtlingen helfen zu wollen, hier sicher zu leben können und klar zu kommen.

18. Oktober 2015 Heute ist unsere erste Flüchtlingsfamilie in einer Wohnung eingezogen. Eine Mutter mit vier kleinen Kindern. Sie kommen aus Nigeria. Der Vater der Familie ist in Italien geblieben, wo sie zuvor schon ein paar Jahre gelebt haben. Aber dürfen sie dann überhaupt in Deutschland bleiben? Sofort rückten wir mit unserem kleinen Helferkreis aus Ehrenamtlichen an, um die Lage zu checken. Die Kinder wuchsen mir sofort ans Herz: die süßesten, kleinen, afrikanischen Kinder, mit Zöpfchen und riesigen funkelnden Augen, die ich je gesehen habe. Wer wird da nicht schwach? Und ich war sofort fest davon überzeugt, dass meine Gemeinde sie gut aufnehmen würde, denn diese kleinen schwarzen Engel muss man einfach ins Herz schließen. Gott sei Dank spricht die Mutter gebrochenes Englisch und wir haben sie gleich im Dorf herumgeführt und ihr erklärt, wo sie einkaufen kann und Arzt, Kindergarten usw. zu finden sind.

20. Oktober 2015 Heute habe ich wieder unsere afrikanische Flüchtlingsfamilie besucht. Ich brachte ihnen einen Karton mit gebrauchtem Kinderspielzeug mit. Während eine Andere vom Helferkreis mit der Mutter nach Altötting gefahren ist, um am Landratsamt Verwaltungskram zu erledigen und zusammen einkaufen zu gehen, habe ich auf die Kinder aufgepasst. Der Kleinste hat geschlafen, mit den anderen drei habe ich auf dem Boden Bilder gemalt, weil es noch keinen Tisch gab. Ich habe selten so offene und lebhafte kleine Mädchen gesehen. Sie haben zwar kein Wort deutsch oder englisch geredet, aber wir konnten uns auch so bemerkenswert gut verständigen. Als ob sie mich schon immer kannten, haben sie mit mir herumgescherzt und wollten, dass ich ihnen Vorlagen male, die sie abzeichnen konnten. Meine gemalte Prinzessin hatte blondes Haar und helle Haut, ihre Prinzessinnen hatten schwarzes Haar und dunkle Haut. Ich verstand,

dass sie nicht anders als andere kleine Mädchen sind, nur eben mit anderen Vorstellungen und anderem kulturellem Hintergrund. Später habe ich dann Luftballons aufgeblasen. Ein Erlebnis für uns alle, denn die afrikanischen Mädchen hatten noch nie einen Luftballon gesehen. Ihre Augen wurden ganz groß, als ich einen Luftballon aufblies und los lies. Der Luftballon sauste geräuschvoll durch die Luft und die ältesten zwei begannen begeistert laut kreischend dem Luftballon hinterher zu hüpfen. Was für ein göttlicher Anblick, das könnt ihr mir glauben! Doch die Kleinste bekam wahnsinnige Angst und begann zu weinen und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich war total überfordert. Was hatte ich falsch gemacht? Ich wollte doch nur mit ihnen spielen?

27. Oktober 2015 4:30 Uhr. Um diese Zeit bin ich heute aufgestanden, um unsere nigerianische Familie zum Bahnhof zu fahren, weil sie schon frühmorgens um 8 Uhr in München sein mussten, um ihren Asylantrag zu stellen. Was macht man nicht alles?!

29. Oktober 2015 Gestern bin ich mit der afrikanischen Mutter in einen Wohlfahrtsladen gefahren, um günstige Kleidung für die Familie zu kaufen. Sie erzählte mir, dass sie furchtbar froren, weil sie unsere Temperaturen nicht gewohnt seien. Schlagartig wurde mir die Wichtigkeit solcher Geschäfte bewusst. Früher verstand ich gar nicht, wer dort etwas kaufen würde. Wenn man auf einen Wohlfahrtsladen angewiesen ist, merkt wieder, dass ohne so ein ehrenamtliches Engagement vieles nicht möglich und schwieriger zu bewältigen wäre.

1.November 2015 Heute bekam ich einen Überraschungsbesuch: die ganze afrikanische Familie, ist gekommen und hat mir einen Topf mit selbstgemachter, afrikanischer

Nudelsoße als Dank vorbei gebracht. Ich war überwältigt. Wie schön, wenn man wirklich helfen kann und sich die Menschen darüber freuen und dankbar sind. Was sind schon gekaufte Geschenke gegen kleine unbezahlbare Gesten, die von Herzen kommen? Die Soße war so lecker, dass ich unbedingt nach dem Rezept fragen muss, um es mit euch zu teilen. 

19. November 2015 Heute haben wir, der Helferkreis, uns getroffen, um den geplanten Deutschunterricht für die Flüchtlinge zu besprechen. Denn das ist ja allgemein bekannt: Sprache ist der Schlüssel zur Integration! Ich war überrascht, wie schnell und unkompliziert sich Helfer mit super Qualifikationen gefunden haben, um ehrenamtlich Unterricht zu geben: eine pensionierte Rektorin, eine Grundschullehrerin und eine junge Lehramtsstudentin. Dreimal in der Woche gibt es jetzt vormittags kostenlosen Unterricht im Gemeindezentrum mit Kinderbetreuung. Aber nicht nur für Asylanten, sondern auch für alle anderen, die bei uns wohnen und Deutsch lernen oder verbessern wollen. Es ist einem gar nicht so bewusst, dass einige Bürger in Wolkenkuckucksheim nur ganz wenig Deutsch können. Meistens handelt es sich dabei um rumänische, ungarische und russische Frauen. Bücher und Lehrmaterial werden von der Gemeinde gestellt. Überglücklich kann ich nach diesem anstrengenden, aber dennoch ergiebigen Tag, zufrieden mit dem Gefühl schlafen gehen, etwas Sinnvolles geschafft zu haben.

21. November 2015 Gestern ist eine neue Familie eingetroffen. Dieses Mal eine afghanische. Kurz gesagt: eine Großfamilie zu der zwei junge Männer, eine Mutter und fünf Kinder gehören. Tja, und wie es zu erwarten war: kein Gramm Englisch.

23. November 2015

Ich habe alles Nötige in Bewegung gesetzt und meine Kontakte spielen lassen um jemanden zu finden, der dolmetschen könnte. Erst habe ich die Situation für aussichtslos gehalten, denn wer kann schon Farsi, das „Hieroglyphen“ ähnelt und von rechts nach links gelesen wird?! Aber wie der Zufall es so wollte, bin ich über Umwege an die Telefonnummer von Frau Doktor Afarid gelangt. Sie wohnt seit zwei Jahren wieder in Wolkenkuckucksheim und lebte zuvor aufgrund ihrer Ehe mit einem Iraner 30 Jahre im Iran. Sie spricht fließend Persisch und 10 andere Sprachen. Hinzu kommt noch, dass sie Orientalistik studiert hat und sich auf dem Gebiet vielfältig auskennen zu scheint. Sie hat sich begeistert bereit erklärt zu helfen. Was für ein Glückgriff! :-D

26. November 2015 Ich war heute sehr positiv überrascht von unserer neuen Flüchtlingsfamilie. Alle sind sehr freundlich und bemüht, sich anzupassen. Beide muslimischen Männer haben mir, einer Frau, ohne weiteres die Hand gegeben, obwohl das ihre Religion eigentlich verbietet. Mithilfe von Frau Doktor Afarid konnten wir uns vernünftig verständigen und Routineangelegenheiten, wie Schuleinschreibung, Kindergarten, Anmelden in der Einwohnermeldeamt, Einkaufsmöglichkeiten, Arztbesuch usw. klären. Außerdem hab ich ihnen eine Liste mit den wichtigsten Telefonnummern in Wolkenkuckucksheim gegeben. Dank GoogleÜbersetzungsprogramm auf Persisch ;-)

1.Dezember 2015 Um Wolkenkuckucksheim mit den Flüchtlingen vertrauter zu machen, habe ich beschlossen einen Artikel über ihren Fluchtweg für unsere Zeitung zu schreiben.

6. Dezember 2015 Gestern haben wir zusammen mit unserem Dolmetscherteam unsere Flüchtlingsfamilien interviewt. Besonders schockierend war für mich die Geschichte der Afghanen, die über den Iran, die Türkei, mit dem Schiff übers Mittelmeer nach Griechenland und ab dort dann zu Fuß über die Balkanroute

über Österreich nach Deutschland kamen. Beim Übersetzten übers Mittelmeer sind sie mit Ach und Krach heil angekommen. Das Schiff nach ihnen hat es wegen eines aufziehenden Sturms nicht mehr rechtzeitig ans andere Ufer geschafft und nur die Hälfte aller Passagiere konnte gerettet werden. Ständig frage ich mich, was einen dazu bewegen muss, sich mit seiner Familie und kleinen Kinder einer solchen Gefahr auszusetzten? Für uns markerschütternd und unvorstellbar…

17. Dezember 2015 Nur positive Resonanz und Reaktionen auf den Zeitungsartikel. Eine Frau hat sich daraufhin bei mir gemeldet, sie habe noch ganz viele Klamotten, in top Zustand, die sie gerne herschenken möchte.

20. Dezember 2015 Man sollte meinen, dass man sich über Geschenktes freut, vor allem, wenn es nicht selbstverständlich ist und man es nötig hat. Hat doch glatt die afghanische Familie auf pingeligste Art und Weise, die gespendeten Klamotten unters Auge genommen und nur das Schönste genommen. Hängt ein kleiner Faden runter, heißt es gleich NEIN! Das ist wohl das eine der verstörendsten Situationen, die einem ehrenamtlichen Helfer passieren können! Man sollte wohl meinen „Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul!“, wie ein bayrisches Sprichwort lehrt… :-/

23. Dezember 2015 Gerade eingetroffen: eine neue Familie. Aus dem Senegal. Sie wurden uns kurzfristig zugewiesen, weil ihr kleiner Junge an Windpocken erkrankt ist und sonst die anderen in den Gemeinschaftsunterkünften anstecken könnte. Und das einen Tag vor Weihnachten! Gott sei Dank, haben wir jetzt schon eine gewisse Routine und das ganze Prozedere lässt sich schnell durchziehen.

30. Dezember 2015 Wir haben letzte Woche eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um Möbel heran zu schaffen, da die Wohnungen der Flüchtlinge nur sehr, sagen wir mal sparsam, nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind. Es war toll, wie schnell sich die Nachricht verbreitet und wer alles was beigetragen hat: die Schwester der Schulsekretärin spendete aus der Wohnungsauflösung ihres verstorbenen Vaters fast ein komplettes Wohnzimmer sowie Regale und Schränke in gutem Zustand. Sogar der Bürgermeister von Wolkenkuckucksheim stellte eine Couch und einen alten Röhrenfernsehr zur Verfügung. Fernsehen ist wichtig für Fremdsprachige als „Tor zur Welt“. Neben dem passiven Spracherwerb können die Flüchtlinge so Informationen aus ihrer Heimat in den Nachrichten verfolgen. Die Spendenaktion war insgesamt ein großer Erfolg im Kleinen.

9.Januar 2016 1:30 Uhr. Ich wurde aus dem Schlaf geschreckt. Ein Notruf der Nachbarn der afghanischen Familie erreichte mich. Die afghanische Mutter lag kalkweiß, schweißüberströmt mit quälendsten Bauchscherzen im Bett. Sie wussten nicht was zu tun sei und ich rief sofort den Notarzt, der die Afghanin mit Blaulicht ins Krankenhaus brachte.

11.Januar 2016 Am Nachmittag bin ich heute zusammen mit Frau Dr. Afarid ins Krankenhaus gefahren, um die afghanische Mutter zu besuchen. Sie musste sich einer Gebärmuttertotaloperation unterziehen, die sie aber gut überstanden hatte. Sie erklärte uns, dass sie bereits auf dem Weg vom Iran in die Türkei eine Fehlgeburt erlitten hatte. Was für ein nervenraubender Tag, der zum Glück noch knapp gut ausgegangen ist.

28.Januar 2016 Gemeinderatsitzung: Ein neues Projekt ist beschlossen worden: „Wolkenkuckucksheim ist bunt“. Ein riesen Familienfest für die ganze Gemeinde. Das Konzept: Kindergärten und Grundschule gestalten den Nachmittag mit musikalischer Umrahmung und es werden gegen Spende Köstlichkeiten aus verschiedensten Nationen angeboten. Der Sinn: Alle Nationalitäten, die im Wolkenkuckucksheim leben, sollen zusammenkommen. Gegenseitige Toleranz soll vermittelt werden.

10. Februar 2016 Unser Familienfest war auf ganzer Linie ein voller Erfolg! Auch unsere Flüchtlingsfamilien waren begeistert von der Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Einheimischen und haben sich willkommen gefühlt. Ein köstliches Buffet von großer Bandbreite: Russisch, Türkisch, Bayrisch, Afghanisch, Afrikanisch, Italienisch, Senegalesisch…. Quintessenz: Durch lockeres Zusammensitzen und gemeinsames Essen haben wir mit diesem multikulturellen Fest vorbildlich Weltoffenheit bewiesen!

17. Februar2016 Auf eines Anrufs der senegalischen Familie bin ich zu ihnen gekommen, weil sie einen Brief vom Landratsamt Altötting erhalten und ihn nicht verstanden hatten. Betroffen musste ich feststellen, dass die Senegalesen innerhalb von 4 Wochen Deutschland zu verlassen haben. Genial! Und ich musste ihnen diese schlechte Nachricht überbringen. Ich erklärte ihnen, dass wenn sie freiwillig gingen, bekämen sie Flugtickets nach Hause und ein bisschen Bargeld auf die Hand. Fliegen sie nicht, kommt die Polizei unvermutet und bringt sie zum Flughafen. Innerhalb einer Woche könnten sie zwar Klage gegen den Abschiebungsbescheid einreichen, aber das würde in ihrem Fall keinen Sinn machen, da Senegal als ein sicherer Drittstaat gilt. Die kleinen Kinder fingen zu weinen an und ich war maßlos überfordert. ;-(

15. März 2016 Die senegalesische Familie hat freiwillig, wenn auch unwillig, beschlossen auszureisen und sich heute bei mir zutiefst dankbar verabschiedet. Ich hasse es generell Abschied zu nehmen, aber dieser Abschied ging mir besonders nah. Mir war schon auch von Anfang an klar, dass die Senegalesen auf Dauer nicht bleiben konnten , denn Senegal gilt als sicheres Herkunftsland, aber irgendwie wurde mir das in diesem Moment emotionell alles zu viel und mir standen die Tränen in den Augen. Ich hatte mich so gut mit dieser Familie verstanden und ihnen gerne geholfen. Tja, ich hatte wohl den schlimmsten Fehler eines ehrenamtlichen Helfers gemacht: Durch den engen persönlichen Kontakt zu den Flüchtlingen ging mir unbewusst die gesunde Distanz verloren. Leide ich am „Helfersyndrom“?!?

21. März 2016 Die letzten Besuche bei unseren Asylbewerberfamilien lehrten mich, was für einen ehrenamtlichen Helfer beim Helfen im Mittelpunkt stehen sollte: Das Subsidiaritätsprinzip. Hilfe zur Selbsthilfe. Schließlich handelt es sich um erwachsene Menschen und gestandene Familienväter. Starthilfe ist wichtig, aber keiner will auf Dauer wie ein Baby behandelt werden! „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist jetzt mein neues Motto, das ich auch in meinem Helferkreis verbreite. Durch Erfahrung wird man klüger.

23. März 2016 Ich denke schon länger darüber nach, ob ich nicht einmal im Monat in meinem eigenen hübschen Floristikcafé in der Gärtnerei meiner Tante ein „Café Mama international“ veranstalten sollte. Die Kinder werden mit Basteln beschäftigt und die Mütter jeglicher Nation können zusammenkommen und sich gegenseitig über ihren Alltag austauschen. Da sind natürlich auch die Einheimischen gefragt! Ich werde daher auch im Kindergarten und in der Grundschule Werbung für dieses neue Angebot machen. Die Idee wird in Zukunft, da bin ich mir ziemlich sicher, Früchte tragen.

27. März 2016 Ostermesse. Fast ganz Wolkenkuckucksheim hat sich in der Kirche versammelt. Unter ihnen auch die afrikanische Mutter mit ihren 4 Kindern. An besonderen Festtagen singt unser Chor, der für moderne Musik und Pep bekannt ist. Am Ende stimmen sie ein afrikanisches Lied mit Trommelbegleitung an. Sofort sprangen die drei kleinen afrikanischen Mädchen in ihren bunten Kleidchen in der ersten Reihe auf und begannen zu klatschen, singen und zu tanzen. Zuerst war jeder wohl ein bisschen komplex, das ist der Deutsche nicht so gewohnt, doch dann stimmten immer mehr Leute mit ein und auf einmal klatschte, tanzte und sang die ganze Pfarrgemeinde von Wolkenkuckucksheim mit einer Energie… es war unfassbar ergreifend. Die drei kleinen Mädchen hatten es geschafft, dass Wolkenkuckucksheim das wohl ausgelassenste Ostern seit langem feierte. Dieselbe Religion und doch andere Kultur und Tradition. Wie auch die bayerische Bauernweisheit „ A schwarze Kuah gibt aa a weiße Milli!“ schon sagt: jeder ist irgendwie gleich und anders sein ist eben auch ganz normal. Die Kirchengemeinde hat diesen besonderen Moment sofort angenommen und nicht nur toleriert, sondern auch mitgemacht und dabei integriert. „Libertas Bavariae!“, leben und leben lassen, die Toleranz der Bayern. Diese kleine Geste hat mir eindringlich bewusst gemacht, wie wundervoll es sein kann, wenn sich Kulturen miteinander ergänzen, vermischen und verstehen. Dieser kleine Moment rührte mich zu Tränen und ich wusste, dass das, was ich mit so viel Leidenschaft mache, richtig und auf gar keinen Fall umsonst ist. 

Carina Kriegl, Klasse 10a, Aventinus Gymansium Burghausen