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Familien-Modellbahn in Spur 0 Viel Bastel- und Fahrspaß im Maßstab 1:45 Zusammen mit seinen beiden Söhnen baut orsten Ströver zuhause im Hobbyraum eine Spur-0-Anlage. Das Familien-Team stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass sich auch in dieser Spurweite in einem normalgroßen Kellerraum viel Bau-, Fahr- und Rangierspaß unterbringen lässt. Oben: Die östliche Ausfahrt von „Leopoldstal“ ist mit Flügelsignalen ausgestattet, während die Gegenseite Lichtsignale besitzt.

Linus und Janis Ströver bereiten hier die Grundfläche für die Querstraße vor, die an einem italienischen Restaurant vorbei in den zweiten Bauabschnitt führen wird. 96 – Eisenbahn-Kurier 2/2017

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m April 2012 entschloss sich das Familienbauteam – bestehend aus den Söhnen Janis (16) und Linus Ströver (14) sowie dem Vater orsten Ströver (47) – zum Bau einer Spur-0-Anlage und taue diese fiktive Anlage „Leopoldstal“. Die Jugend unterstützt den Vater hauptsächlich in den Ferien.

Der Anfang Der Weg zur Spur 0 öffnete sich durch den Spurwechsel von Schwiegervater Peter, der von H0 auf 0 wechselte. Ausschlaggebend war die Auslieferung der V 160 von Lenz im Jahr 2011, die schließlich auch für unsere Entscheidung maßgeblich war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine beachtliche H0-Gleichstrom-Anlage. Als meine Frau die Lenz-V 160 in 1:45 bei ihrem Vater sah, sagte sie: „Das ist doch mal endlich eine schöne Größe!“ Ich glaub’ nicht, dass sie ahnte, was sich daraus entwickeln würde …

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Kleine Szenen wie diese machen die Spur 0 so besonders, man beachte nicht nur den Hemmschuhleger, sondern auch die einzelnen Blätter am Straßenrand.

der Option, später nach innen hin einen weiteren Ausbau zu tätigen. Ein Freund, der Tischler ist, übernahm im April 2012 das Bauprojekt und plante in kürzester Zeit einer 360°Holzkonstruktion in acht Segmenten mit einer Höhe von 1,40 m, bestehend aus soliden MDF-Platten als Auflage und einer 80 cm hohe Sperrholzplatte für den geplanten Hintergrund. Schnell wurden erste Radien ausprobiert und gleich aufgezeichnet. Die Firma JoWi (modellbahn-hintergrund.de) fertigte

Die Ladestraße von „Leopoldstal“ besitzt beidseitig Gleise und erlaubt sämtliche Verladungen, so z. B. Vieh, Stückgüter oder Autos an der Kopframpe. Die Lenz-V 1600 „Lollo“ war die erste Lok, die patiniert wurde – und das mit nur zwei PanPastel-Farben.

Weihnachten 2011 verbrachte dann die gesamte Familie samt Großeltern spielend auf dem Fußboden – um den Weihnachtsbaum hatten wir einige Spur-0-Schienen verlegt. Dabei kamen wieder viele schöne Kindheitserinnerungen hoch, die sich vor knapp 35 Jahren ereigneten. Ein Modellbahn-Raum mit den Maßen 4,70 m × 3,60 m stand zur Verfügung – nicht gerade groß für eine solche Spurweite, aber mir war klar, es würde – mit kleinen Einschränkungen – durchaus gehen. Als Anlagentiefe wurde 80 bis 100 cm festgesetzt mit Eisenbahn-Kurier 2/2017 – 97

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Haupt- und Nebenstrecke begegnen sich in dieser detailreichen Szene, wie sie z. B. im Ruhrgebiet vorzufinden sein könnte.

die Hintergründe an, bestehend aus Kleinstadt, Stadt und bergigem Land. Die Betriebsidee sah einen Kleinstadtbahnhof mit vier Gleisen sowie zwei Güterabfertigungen mit Ladegleisen und Autoverladung in unterschiedlichen Bereichen vor. Zur Auflockerung der gesamten Stadtszene kam später noch eine eingleisige hochgelegte und elektrifizierte Stadt-

bahn direkt vor der Hintergrundkulisse hinzu. Ein Schmalspurgleis entlang der Wassermühle lockert die ländliche Atmosphäre auf und wird später im geplanten Innenraum eine Rolle spielen. Auf der noch nicht gestalteten Seite kann schon jetzt auf insgesamt acht Gleisen rangiert werden . Hier steht bereits ein Wellblechschuppen, der ei-

ner Köf Platz bietet sowie eine Ausbesserungswerkstatt der DB für Güterwagen. Entstanden ist beides im Eigenbau mit Elementen des bekannten „Modusteck“-Systems von Modellbahn Engl (modellbahn-engl.de).

Bauen im Familien-Team Die Söhne zeigen bis heute besonders bei der Ausgestaltung der Anlage viel

Die Häuser von Woodland Scenics werden noch mit deutschen Aufschriften versehen, machen aber schon jetzt einen guten Eindruck. Am Abend wird sicher wieder eine Menschenmenge vor dem Kino Schlange stehen. 98 – Eisenbahn-Kurier 2/2017

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Entlang dieser idyllischen Landschaft fährt eine Schienenbus- Garnitur auf der Hauptstrecke, nachdem diese gerade den Abzweig zum Rangierbahnhof passiert hat.

Betriebsalltag im Stückgutverkehr am Güterbahnhof: Irgendwie muss das Obst noch schnell auf einen anderen Laster umgeladen werden.

Die schweren Ascheimer des Bekleidungsgeschäfts für die Müllabfuhr werden schon am Vorabend herausgestellt. Eisenbahn-Kurier 2/2017 – 99

Der Zufluss zum Mühlenbach sucht sich den Weg durch unberührte Landschaft.

Der Mühlenbach führt zu der dargestellten Jahreszeit ausreichend Wasser, und die Enten fühlen sich in dem Idyll sichtlich wohl.

Die Lupinen entstanden im Eigenbau aus einem Draht, Heki Flockage und einem Blüten-Mix von Silhouette. Dieser Teil stellt ein optisches Highlight am Rande der Hauptstrecke dar.

Engagement. Natürlich sind in den Anfängen auch kleinere Materialschäden, wie z. B. abgebrochene Seitenspiegel an Fahrzeugen o. ä. entstanden, aber das ist zu ersetzen. Man verzeiht schnell, wenn man die Begeisterung der Kinder beim Modellbau wahrnimmt. Es gibt wenige Freizeitbeschäigungen, die Kindern und Jugendlichen so eine Vielfalt an Betätigungsfeldern bietet wie die Modellbahn, wie z. B. Holzbearbeitung, Technik/Strom, farbliche und dreidimensionale Gestaltung, … Richtig austoben konnten sie sich vor allem im

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Titel Linke Seite: Der verfallene Holzschuppen (von Müllers Bruchbuden) steht schon einige Zeit ungenutzt direkt an der Natur erobert langsam das Gebäude zurück.

Die Aufnahme zeigt die großflächige Begrünung rund um die noch im Bau befindliche kleine Tankstelle. Das Kopfsteinpflaster liegt hier nur zur Probe, bis das angrenzende Areal fertiggestellt ist. Thorsten Ströver (18)

Stadtbereich, dabei haben sich ihre Pläne auch öers geändert. Zuerst sollte es ein großer Parkplatz werden, dann wurde ihnen klar, dass dafür zuviel Platz nötig ist und die Häuser nicht wie geplant entlang der Hauptstraße stehen könnten. So wurde der Parkplatz vertagt, er bekommt sicherlich einen Platz in der Nähe des geplanten Haltepunkts auf dem später zu bebauenden Innenraum. Eine große Herausforderung war die glaubwürdige Gestaltung der größten Ecke auf der Anlage mit dem Flusslauf und seinem Zufluss, da diese auch der längste einsehbare Bereich entlang der Paradestrecke darstellt. Die Güterverladung war der erste Bereich, der die nötige Ausgestaltung und Patina bekam. Somit war der Weg geebnet zu den ersten Versuchen am rollenden Material. Einige Lokomotiven und Wagen wurden mit Farben von PanPastel patiniert – gänzlich ohne Airbrush. Davon, wie einfach dies ist, wird ein späterer Beitrag handeln. Einige Güterwagen bekamen neue Aufschrien von tm-debrush (tm-debrush.jimdo.com) und wurden dabei gleich gealtert. Wer noch mehr Details der Anlage sehen möchte, wird auf der Webseite spurnullgalerie.jimdo.com oder bei Facebook unter www.facebook.com/ profile.php?id=100000132468539 fündig. Thorsten Ströver

Viele unterschiedliche Materialien von verschiedenen Herstellern wie ModelScene, Silhouette, Noch, Heki und Welberg Scenery erzielen am Ende eine realistische Wirkung.

Eine Hommage an den James-BondFilm „Octopussy“ und etwas zum Schmunzeln für den aufmerksamen Betrachter ist das Kleinflugzeug von „007“, das an der Tankstelle Sprit fasst.

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