Fahrplan lesen Bahnhof verstehen

Fahrplan lesen – Bahnhof verstehen Halle, 10. /11. Oktober 2014 Susanne Scharff Übersicht Spracherwerb und Sprachverstehen Schritt für Schritt zur...
Author: Vincent Hertz
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Fahrplan lesen – Bahnhof verstehen Halle, 10. /11. Oktober 2014

Susanne Scharff

Übersicht

Spracherwerb und Sprachverstehen Schritt für Schritt zur Textoptimierung Spracherwerb Sprachverstehen Sprachanforderungen im Alltag, im Unterricht und in Prüfungen Wie Prüfungsaufgaben entstehen und wie sie gelesen werden Textoptimierung Definition, Ziele, Praktisches Vorgehen (Empfehlungen), TOP-Beispiele, TOP-Handwerkszeug

Sprachbarrieren Sprachbarrieren kann es überall geben, z. B.: • • • •

in Lehrbuchtexten, Arbeitsblättern, Erläuterungen in Schaubildern / Übersichten in Klassenarbeiten / Tests in Prüfungen

Behauptung: Wer mit der Sprache kämpft, kann sich nicht gut auf den Inhalt konzentrieren.  Textoptimierung ist eine Lösung.

Qualitätsanforderungen  Anweisungen und Aufgaben für Kontroll- und Klassenarbeiten müssen gut sein fachlich gut:

Inhalte ausgewogen (nicht zu schwer/ zu leicht), Vorgaben: z.B. Lehrplan, Verordnungen

sprachlich gut:

eindeutig, verständlich, ohne Missverständnisse

gestalterisch gut:

klar, übersichtlich, schnelles Orientieren

 gute inhaltliche und mentale Vorbereitung auf spätere Prüfungen  Solche Prüfungsaufgaben sind nicht selbstverständlich…

Vorgaben Prüfungsaufgaben TOP-Broschüre IFTO, Wagner/Schlenker-Schulte: „Prüfungstexte sind besondere Texte. Wer eine Prüfung ablegt, ist meist aufgeregt, zweifelt vielleicht am eigenen Wissen – und hofft mit der ungewohnten Situation klarzukommen. Ungewohnt ist aber nicht nur die Situation. Auch die Texte, mit denen man bei einer schriftlichen Prüfung konfrontiert ist, sind mit Alltagstexten nicht vergleichbar. Deshalb gilt: ‚Gerade eine Prüfungssituation erfordert Übersichtlichkeit, Klarheit und Verständlichkeit in der Aufgabenstellung. Eine Verwirrung des Prüflings ist unbedingt zu vermeiden. Der Schwierigkeitsgrad einer Prüfung darf nur durch den Prüfungsinhalt gegeben sein.‘ (Deutscher Drucker Nr. 26/30-8-1984)“

OECD Bildungsstudie Spiegel online, Oktober 2013 „Jeder

sechste deutsche Erwachsene liest wie ein Zehnjähriger“

 Deutschland im Mittelfeld Eine ‚bedeutende Minderheit‘ der Deutschen liest und rechnet sehr schlecht.

 Japan und Finnland haben Kompetenzvorsprung von 4 bis 5 Schuljahren.

Der Statistik zufolge …

Mathe und Naturwissenschaften Ländervergleich 2012, Humboldt-Universität Berlin (416 S.)

Leistungsgefälle zwischen Schüler/innen in Ost und West gravierend !

Leistungen in Mathe und Naturwissenschaften variieren erheblich: - Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt = klare Sieger - Nordrhein-Westfalen, Bremen und Hamburg haben Rechenschwäche

Erklärung der Bildungsexpert/innen: - mathematisch-naturwissenschaftliche Schultradition in DDR - Nachteile für Einwanderer, bei Armut und bei Bildungsferne (Herkunft = 3 Jahre Unterschied)

Mathe und Naturwissenschaften Zitat Studie: „Und wer eine zweiseitige Textaufgabe zum Temperaturerhalt durch Oberflächenvergrößerung in einer großen Gruppe von Kaiserpinguinen gut beantworten will, der sollte … außer in Mathe und Logik vor allem gut im Lesen und Verstehen sein. Da hilft es auch, wenn man mit den Eltern schon ein paar Mal im Tierpark war.“

SPRACHERWERB

Spracherwerb  Lautsprach-Erwerb basiert auf Hören und Interaktion, beginnt schon vor der Geburt !  Schriftsprach-Kompetenz basiert auf LautsprachKompetenz.

Ein Kleinkind verarbeitet pro Tag ca. 5 Stunden (deutsche) Lautsprache - interaktiv, nicht per Fernseher oder Radio. Wie viele Stunden Sprachtraining hat das Kleinkind nach 3 Jahren absolviert ?  knapp 5000 Stunden !

Spracherwerb Weniger oder keine Trainingsmöglichkeiten haben u.a.: • Kinder, die nicht mit deutsch sprechenden Menschen aufwachsen • Kinder, die nicht oder nicht gut hören können • Kinder, deren Bezugspersonen nicht / wenig direkt mit ihnen kommunizieren.

Sprache hören und benutzen ist keine Selbstverständlichkeit. Versäumte Jahre im Spracherwerb holt man nicht leicht auf.

Das müssen schulische Aufgaben abfangen. Deren sprachliches Niveau kontrollieren wir mit Textoptimierung. Das fachliche Niveau bleibt erhalten.

PROZESSE DES SPRACHVERSTEHENS

Sprachverstehen 4-Stufen-Prozess Physik Chemie

• physikalische Reizverarbeitung: Wörter „erlesen“ oder Lautstrom wahrnehmen und in sinnvolle Einheiten (Wörter, Sätze) gliedern

Sprache • bei jedem Wort neu die grammatische Struktur des Satzes berechnen Grammatik Sprache • Zugriff auf das mentale Lexikon (Wortspeicher im Gehirn): für jedes einzelne Wort die Bedeutung(en) ermitteln, Bedeutung für Schimmel z.B. a) weißes Pferd, b) Pilz und relevante Bedeutung auswählen Sprache • Bedeutung in den Satzkontext (die grammatische und BedeutungsGrammatik + Struktur) einfügen, bei Fehler reanalysieren / reparieren Bedeutung

Lesen: Lene Voigt ’s Galbsgoddlädd •

Nee, Minna, de bisd doch wärgglich ä brächdches Weib, ich berei’s ooch geene Seggunde, daß’ch dich dazemal geheirad hawwe. Un wie de nu heide Middahche wiedr das Galbsgoddlädd scheene gemachd hasd



Gwaddsche nor nich solchn Bleedsinn!



Nu awr mei Bubbchn, freid dich dänne das nich, wänn dei Männichen deine Gochgunsd so anergennd? De gannsdmrsch gloom, so ä abbedidliches Galbsgoddlädd …



Häär doch nu bloß uff mid so’n Schduß! Friß liewr!



Nee, mei Deibchn, heide verschdehch dich awr weeßgnebbchn nich. Nischd wie Freindlichgeedn sahch’ch dr un de beniemsd das Gwaddsch un Schduß.



Un da bleibch ooch drbei, un das is ooch heerer Bleedsinn, wänn ä Mann eechal von Galbsgoddlädd gwasseld, wo ’r doch ä Schweinsgoddlädd uffn Dällr hadd! Quelle: Lene-Voigt-Kochbuch

Lese-Prozesse • „Galbsgoddlädd“: Zugang über lautliche Eigenschaften des Wortes • „Prüfungsaufgabe Sachsen“  Lese-AnfängerInnen greifen immer auf die lautliche Repräsentation zurück („F–a-h-r-r-a-d.... Ah! Fahrrad!) – wenn sie eine haben

 sehr aufwendiges Lesen, braucht viel mehr kognitive Ressourcen als das spätere „visuelle“ Lesen, bei dem man über die orthografische Form zum Wortspeicher im Gehirn (mentales Lexikon) kommt; dauert viel länger

Beispiel Sprachverstehen Der Ton wurde vom Sänger gebrannt. Zeit

0-200 Millisekunden Sprach-Signal des aktuellen Wortes analysieren 200-300 Millisekunden richtige Bedeutung des Wortes aktivieren 300-450 Millisekunden Wort in aktuellen Satzkontext einbauen

Probleme beim Sprachverstehen I Der Molar wurde gezogen. Zeit

0-200 Millisekunden Sprach-Signal des aktuellen Wortes analysieren 200-300 Millisekunden richtige Bedeutung des Wortes aktivieren 300-450 Millisekunden Wort in aktuellen Satzkontext einbauen

Der ??? wurde gezogen. Probleme z.B. oft bei Hörbehinderung seit der Kindheit, Aphasie, sozial benachteiligt, Migrationshintergrund

Probleme beim Sprachverstehen II Wann muss ein PKW mit Anhänger außerorts auf Straßen mit nur einem Fahrstreifen für jede Richtung vom Vorausfahrenden einen so großen Abstand halten, dass ein Überholer einscheren kann ? 0-200 Millisekunden Sprach-Signal des aktuellen Wortes analysieren 200-300 Millisekunden richtige Bedeutung des Wortes aktivieren 300-450 Millisekunden Wort in aktuellen Satzkontext einbauen – Satz zu lang ! Probleme z.B. oft bei Hörbehinderung seit der Kindheit, Aphasie, sozial benachteiligt, Migrationshintergrund

Einordnung Sprach-Anforderungen

Sprachverstehen

Prozesse und Probleme Alltagssprache – Unterrichtssprache – Prüfungssprache

Wie Aufgaben erstellt werden und … …wie Aufgaben gelesen werden Oder: Wer die Lösung kennt, muss die Aufgabe nicht verstehen !

„Alltagssprache“

• Rollenverteilung wechselnd (jede/r erzählt mal) • spontan, informell, viele Inhaltswörter (= Bedeutung tragend) • auf den aktuellen Kontext bezogen und mit dem Kontext verknüpft • z.B. „Erst legst du die Verlängerungsschnur hier lang – nein – da hinten – gut. Und jetzt...“

„Unterrichtssprache“

• meist feste Rollenverteilung (Lehrende – Lernende), oft vorgeplant, eher formell, • mehr Funktionswörter (Artikel, Präpositionen: Wörter ohne Bedeutung) • oft von konkreten Situationen entkoppelt z.B. „Zuerst wird die Verlängerungsschnur hinter der Tafel entlang verlegt. Danach ...“ • mit den Jahren immer komplexer, nähert sich immer mehr der Schriftsprache an

„Prüfungssprache“

• Rollenverteilung zementiert • extrem komprimiert (inhaltlich und sprachlich) • von konkreten Situationen entkoppelt („Handlungsorientierung“) • viele spezifische Ausdrücke • schriftlich Quelle: Eckhardt, Andrea G.: Sprache als Barriere für den schulischen Erfolg

Von der Idee zum Papier

WIE ENTSTEHT EINE AUFGABE ?

Wie Aufgaben entstehen • Inhalt bestimmen

• Form bestimmen: Text-Aufgabe, MC-Aufgabe, Teilaufgaben etc.  Aufgabe aufschreiben • Layout herstellen

• Aufgaben-Text und Layout überprüfen, verbessern

Wie Aufgaben gelesen werden Layout wahrnehmen • übersichtlich oder „Bleiwüste“ ? • strukturiert oder Fließtext ? Aufgabe lesen • Geschriebenes entziffern • Bedeutung entschlüsseln

Aufgabe / Inhalt verstehen • Sachtexte und Anweisungen/Fragen voneinander trennen • Anweisungen/Fragen korrekt interpretieren antworten / reagieren

Ein Unterschied ... Aufgaben-Ersteller/innen konstruieren einen Aufgaben-Inhalt

Inhalt

Erstellen

Struktur

Erfassen

formulieren und gestalten ihn

Form Schüler/innen „rekonstruieren“

aus der ausformulierten Aufgabe den intendierten Aufgaben-Inhalt

Rekonstruieren kann schief gehen ! Beispiel (aus einem Streitfall): Erstellungs-Ausschuss macht eine Aufgabe zu Straftaten laut BGB: Aufgaben-Idee und erwartete Antworten: Eine Straftat begeht z.B. * wer stiehlt, wer betrügt * wer andere verletzt  Prüfung: Ausformulierte Frage: „Wer macht sich strafbar im Sinne des BGB ?“ Real gegebene Antwort: „Der Bürger selbst.“

Richtig ?

Prüfungskommission: Nein ! Gutachterin: Ja ! Aus der Aufgaben-Form wurde ein anderer Aufgaben-Inhalt herausgelesen („rekonstruiert“) als vom Ausschuss geplant – und korrekt beantwortet !

Man kann die sprachliche Ebene der Aufgaben steuern !

Textoptimierung = Handwerkszeug zum Kontrollieren und Steuern der Sprache in Texten

Textoptimierung – Was ist das ?

Textoptimierung von Aufgaben bedeutet: Die sprachliche Form wählt man so, dass der Aufgabentext • leicht erfasst, leicht verstanden und • nicht missverstanden werden kann.

Textoptimierung

Ziel von Textoptimierung ist die Kontrolle über bzw. das Wissen um die sprachlichen Anforderungen der Aufgaben.  Ziel ist nicht generell eine besonders einfache Sprache.

Textoptimierung konkret heißt… … die sprachliche Barrieren der Aufgabe identifizieren, z.B.: Substantivketten, lange Sätze und Schachtelsätze, seltene Wörter, Endlos-Komposita, fehlende Strukturierung

… den Text so (um)formulieren, strukturieren, gestalten, dass die Aufgabe schnell und unkompliziert verstanden werden kann.

Wichtig: Der Inhalt bleibt komplett erhalten.

Textoptimierung von Aufgaben

PRAKTISCHES VORGEHEN

Oberstes Prinzip bei TOP-Aufgaben

 Optimiert wird die Standardsprache: auf der Wortebene auf der Satzebene auf der Textebene auf der Gestaltungsebene (Layout)

 Die Fachsprache bleibt erhalten: = im Unterricht vermittelte Fachwörter und fachliche Wendungen = Teil des Fachwissens. Fachspezifische Fremdwörter werden nicht „weg“optimiert.

Textoptimierung – Wie geht das ? Es gibt verschiedene sprachliche Möglichkeiten, etwas auszudrücken: Warum sage ich es anders ? •

Ich sage es anders.

Die Originalfragen sind zu komplex.



Ich sage es anders,

weil: Die Originalfragen sind zu komplex.



Ich sage es anders,

weil die Originalfragen zu komplex sind.



Ich sage es anders,

da die Originalfragen zu komplex sind.



Ich sage es anders

wegen der Komplexität der Originalfragen.

Diskrepanz zwischen Alltags-, Unterrichts- und Prüfungssprache !

Wortebene

Empfehlungen

Verwenden Sie - eindeutige und geläufige Wörter und Fachbegriffe, - konkrete Wörter, - kurze Wörter (z. B. „mit“ statt „mittels“ oder „mit Hilfe“), - Wörter, die in der Schriftsprache gebräuchlich sind, - Ziffern bei Mengen oder Zahlenangaben, - Verben statt Substantive, - gleiche Bezeichnungen für gleiche Sachverhalte !

Wortebene

Empfehlungen

 Strukturieren Sie Wort-Zusammensetzungen (Komposita), wenn diese nicht aus dem Unterricht oder dem Betrieb vertraut sind: Bindestriche innerhalb von Komposita sind nach neuer Rechtschreibung ausdrücklich erlaubt ! (Quelle: http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/schreibung-mit-bindestrich, 10.12.2012)

Beispiele für Wort-Strukturierungen

- Rindfleischettikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz vollständig: Rinderkennzeichnungs- und Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz – RkReÜAÜG (vgl. http://mv.juris.de/mv/gesamt/RkReUeAUeG_MV.htm)

- Passerungenauigkeit (Drucktechnik) - aluminiumummantelt (Chemie)

Beispiele für Wort-Strukturierungen

- Rindfleischettikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz vollständig: Rinderkennzeichnungs- und Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz – RkReÜAÜG (vgl. http://mv.juris.de/mv/gesamt/RkReUeAUeG_MV.htm)

>>



- Passerungenauigkeit (Drucktechnik)

>>

Passer-Ungenauigkeit

- aluminiumummantelt (Metalltechnik)

>>

mit Aluminium ummantelt

Wortebene

Empfehlungen

 Vermeiden Sie • • • • • • • • • •

unbekannte Wörter mehrteilige Verben abgeleitete Wortformen Wortklassenwechsel (z.B. Endlospapierdruckmaschine) Passiv, Konjunktiv Genitivketten Präpositional-Wortgruppen Verneinungen, auch indirekte („staubfrei“) idiomatische Redewendungen Konstruktionen mit „zu“ !

Wortebene

Empfehlungen

Aufforderung – welche ist die richtige ? Operatoren prüfen:

Nennen Sie ...! Skizzieren Sie ...! Beschreiben Sie ...! Erklären Sie ...! Erläutern Sie ...! Definieren Sie ...! Begründen Sie …!

Im Zweifelsfall tun die Schüler/innen, was in der Aufgabenstellung steht – und begründen z.B. etwas, was eigentlich nur genannt werden sollte.  Achtung: Diskutieren Sie …!

Beispiele

Empfehlungen

„Definieren Sie …“ statt „Was versteht man unter ….“

Vorteile: -

kürzer Aufgabenstellung ist klarer entspricht der Punkteanzahl (z.B. „2“) gleiche Wörter für gleiche Sachverhalte verwenden Passiv raus

 klarer, verständlicher

Satzebene

Empfehlungen

 Verwenden Sie - kurze und präzise Sätze - häufige Satzstrukturen (Standard-Satzbau) - eindeutige Aufforderungen und Fragen: Ausrufezeichen bei Aufforderung Fragezeichen bei Fragen - Ein geschütztes Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben und Ausrufe- oder Fragezeichen: verstärkt die Wirkung des Satzend-Zeichens (in Word: Strg+Umsch+Leertaste) - Passiv nur, wenn fachsprachlich notwendig - Nebensätze mit eindeutigen Anschlusswörtern !

Satzebene

Vermeiden Sie • • • • •

Gerundive Funktionsverbgefüge Modalitätsverben unbekannte Abkürzungen Passiv !

Empfehlungen

Satzebene

Empfehlungen

Beispiel zu Gerundiv und Funktionsverbgefüge: Die zu optimierende Aufgabe wird zur Anwendung kommen.

= Gerundiv = Funktionsverbgefüge

besser: Die Aufgabe muss optimiert werden. = Passiv Die Aufgabe muss man optimieren. = Passiversatzform Der Ausschuss muss die Aufgabe optimieren. =Aktiv Die Aufgabe wird angewendet (werden). Die Aufgabe wird eingesetzt.

Satzebene

Empfehlungen

Beispiele Die Schüler haben die Aufgaben zu lösen. = Modalitätsverb besser:

Die Schüler müssen die Aufgabe lösen. i.S.d.G.

= unbekannte Abkürzung

Aufgaben lassen sich textoptimieren.

= Passiv

Ich wollte, ich wäre so schlank wie damals als ich dachte, ich sei dick.

= Konjunktiv

Satzebene

Empfehlungen

 Vermeiden Sie Schachtelsätze ! „Das Ministerium wird ermächtigt, zur Sicherung von Forschung, Lehre, Studium und oder Krankenversorgung im Rahmen der Fortentwicklung der Hochschulplanung und zur Neuordnung der Hochschulstruktur des Landes nach vorheriger Anhörung der betroffenen Hochschule die Aufhebung, Zusammenführung oder Änderung von Fachbereichen durch Verordnungen zu regeln.“ Quelle: Hochschulgesetz Sachsen-Anhalt

Schachtelsätze

Textebene

Empfehlungen

 Schaffen Sie erkennbare Einheiten !  Portionieren Sie Sachinhalte ! - Thema voranstellen - lange Texte gliedern: - Überschriften, Absätze, Einrückungen, Aufzählungen - Gliederungssignale verwenden - (•) usw., - Informationsstruktur des Textes logisch aufbauen: - Ursache vor Wirkung (wenn…dann…) - gestern vor heute - Information (Situation) vor Instruktion (Aufgabe)

- Tabellen - zum Gliedern großer Informationsmengen oder - zum Vorstrukturieren der Antwort

Satzebene

Empfehlungen

Textaufgaben Textmenge und Textlänge können schnell überfordern. Ein Satz sollte

- höchstens 7 Informationseinheiten haben (= Wörter, Zahlen) - besser 5 - bei Stress 3 (Klassenarbeiten sind Stress !). Das Arbeitsgedächtnis kann nur begrenzt aufnehmen, alles Zuviel wird wieder rausgeschoben. Gehen Sie nicht über das Speicherlimit, sonst stürzt es (wie ein alter Computer früher) ab…

Gestaltungsebene / Layout

Empfehlungen

Gestalten Sie lesefreundlich ! - gut lesbare Schriftarten und Schriftgrößen - mit Raum „layouten“ - wichtige Infos markieren (fett oder kursiv, nicht unterstreichen) - Bilder (veranschaulichen) - Text linksbündig - Zahlen und Einheiten bündig - sinnvolle Zeilenumbrüche

Zusammenfassung Wahrnehmungshilfen z.B. durch gutes Layout Erschließungshilfen z. B. durch Einhalten der logischen Reihenfolge: - Information vor Instruktion - Ursache vor Wirkung etc. Verarbeitungshilfen z.B. durch - Themenvoranstellung oder - gewohnte und übersichtliche Satzkonstruktion (Subjekt - Prädikat - Objekt) sowie - eindeutige Beziehungen zwischen den Sachverhalten

Beispielaufgabe Mathe 1. Klasse Text optimieren:  Hosentaschen-Flyer „abarbeiten“ auf Wort-, Satz-, Text- und Gestaltungsebene

Beispielaufgabe Mathe 1. Klasse

Das Kind hat seine Zeichnung und sein Ergebnis korrigiert. Warum ? Rekonstruieren Sie die Überlegungen des Kindes !

Wie würden Sie fädeln ? Welche der beiden Lösungen finden Sie „richtiger“ ? Warum ?

Wo ist das Problem ? Und welche Lösungen gibt es ? Wer blau-blau-rot richtig findet, hat sich vielleicht von den „2 blauen Perlen“ leiten lassen und 2 blaue Perlen nebeneinander vor Augen gehabt. Danach eine rote Perle usw. Wenn dies die gewollte Lösung sein soll, dann müsste man besser so formulieren: „Nach je 2 blauen Perlen fädelt Julia immer eine rote.“

Wer blau-rot-blau-rot richtig findet, sollte die „2“ weglassen, die manche auf den falschen Pfad führt: „Nach einer blauen Perle folgt eine rote Perle.“ oder noch eindeutiger: „Nach jeder blauen Perle folgt eine rote Perle.“

Beispiel Matheaufgabe 5 Affen ärgern einen Elefanten. Den Elefanten ärgert auch das Krokodil. Wie viele Tiere ärgern den Elefanten? Quelle: eigene Sammlung Versteht ein Kind im 2. Satz „den Elefanten“ als handelndes (= ärgerndes) Subjekt, dann kommt es zu dem Ergebnis: 5+0=5 Versteht das Kind den Elefanten aber als Objekt (= geärgertes Tier), Dann lautet sein Ergebnis: 5+1=6. Das richtige Rechen-Ergebnis hängt hier von seiner Fähigkeit ab, die sprachliche Form der Aufgabe zu entschlüsseln und den Aufgaben Inhalt korrekt zu verstehen, nicht von seinen Rechen-Fähigkeiten. Das bedeutet im Klartext: Wer gut Deutsch kann, schreibt die bessere Mathe-Arbeit.

Die Lösung auch hier: Textoptimierung

 Wer die Barrieren kennt, die bei Kindern mit geringer Sprachkompetenz zu Verstehens-Schwierigkeiten führen, kann sie vermeiden oder entfernen.

Textoptimierter Vorschlag: 5 Affen ärgern einen Elefanten. Auch das Krokodil ärgert den Elefanten. Wie viele Tiere ärgern den Elefanten ?

Textoptimierung gibt … … Kontrolle über die Sprache von Textaufgaben. … die Möglichkeit, Hilfen zum Wahrnehmen, Erschließen und Verarbeiten in den Text einzubauen, um Nichtverstehen/Missverstehen zu verhindern. … den Schüler/inne/n Zeit für die Kernkompetenz: ihre Fach-Kenntnis nachzuweisen.  Jede gelöste Aufgabe bedeutet neues Selbstbewusstsein. 

TOP-Arbeitsmittel (2 Euro)

2. TOP-Arbeitsmittel (5 Euro)

TOP-Informationen

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Kontakt [email protected] Tel. 0345/ 44 58 64 94 Institut für Textoptimierung Schulstraße 7 06108 Halle /Saale [email protected] Tel. 0345/ 44 58 64 90 www.ifto.de