Fachkurs Strassenrettung 2010 in Kriens

Fachkurs Strassenrettung 2010 in Kriens Am 19. Juni war es endlich soweit für uns „Neue“. Es ging nach Kriens auf das Gelände der Heggli AG. Dort soll...
Author: Elvira Beltz
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Fachkurs Strassenrettung 2010 in Kriens Am 19. Juni war es endlich soweit für uns „Neue“. Es ging nach Kriens auf das Gelände der Heggli AG. Dort sollten wir mit der Thematik Strassenrettung vertraut gemacht werden. Theorie war zwar auch vorgesehen, aber die Praxis sollte an diesem Tag im Vordergrund stehen. Wir waren jedenfalls alle gespannt auf das, was uns erwartete und natürlich besonders darauf, unsere handwerklichen Fähigkeiten mit den Spezialwerkzeugen der Feuerwehr unter Beweis zu stellen. Es sollte ein anstrengender aber auch lehrreicher und interessanter Tag für uns alle werden. Aber seht und lest selbst... Gemeinsam ging es am Morgen vom Feuerwehrdepot zum Ort des Geschehens. Von den beteiligten Feuerwehren Emmen und Luzern wurde jeweils ein Pionier-Fahrzeug mit Maschinist bereitgestellt, um uns mit dem nötigen Werkzeug auszurüsten.

Zum Arbeiten hatten wir nur die beste Ausrüstung, was sonst. Eine kurze aber präzise Einweisung in die Handhabung und die Besonderheiten der verschiedenen Werkzeuge erleichterte uns die Arbeit an diesem Tag und gab uns die Grundlage für auf uns zukommende Aufgaben in der Strassenrettung.

Das Materialdepot wurde in der Halle eingerichtet, weil es draussen anfing zu regnen und so war auch die Übersichtlichkeit besser. Da das Material auf den beiden Pionierfahrzeugen verschieden verräumt ist, wurde die Lektion „Wo ist was?“ dem individuellen Ausbildungsplan der beiden Wehren übertragen. Gearbeitet werden sollte heute mit Schere und Spreizer, Hydraulikzylinder, Stab-Fast, Scheibenschneider und verschiedenen Kleinwerkzeugen wie zum Beispiel Scheibenkörner und Klebefolie. Die Einsatzgebiete der unterschiedlichen Materialien und Hilfsmittel erschlossen sich uns recht schnell, der Umgang damit bedarf aber trotz relativ einfacher Funktionsweise einer gewissen Übung und auch Routine. 1

Bei einer Rettungsübung mit der Schiebeleiter ist es von Vorteil, wenn man oberhalb des Leiternkopfes auch eine zu rettende Person findet. Das macht die Sache immer etwas realistischer. Bei unserem Kurs war das nicht anders. Auch für uns hatten sich zwei Fahrzeugführer von ihren PWs getrennt und uns zum Üben zur Verfügung gestellt. Ob diese Trennung ganz freiwillig war, liess sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr feststellen. Wir hatten jedenfalls so die Möglichkeit am „lebenden Objekt“ zu üben, auch wenn diese beiden Fahrzeuge schon längst das Zeitliche gesegnet hatten.

Wir teilten uns nun in zwei Gruppen auf und starteten mit der ersten Lektion des Tages. Geplant war folgendes: 1. Seitentüren öffnen mit dem Spreizer. Zuerst musste das Fahrzeug stromlos gemacht werden, d.h. Batterie abhängen. Dann die Airbagsicherung über dem Lenkrad installieren und danach das Fahrzeug unterbauen, damit es stabil steht für die weiteren Aktionen. Als nächstes die Seitenscheiben und die Heckscheibe abgekleben und mit Hilfe des Scheibenkörners aus dem Fahrzeug entfernen. Hier war Teamwork gefragt, zwei präparieren die Scheiben, zwei entfernen sie. Dann erst konnte mit dem schweren Gerät vorsichtig begonnen werden die Tür zu öffnen. Wenn es denn geht wie man sich das vorgestellt hat...

Einsatzbereitschaft und Vorgehensweise entsprachen dem Lehrbuch, jedoch mit der Widerspenstigkeit eines italienischen Türschlosses hatten sogar wir unsere Mühe. Das Türblech war zum Schluss der Klügere ... und gab nach. 2

Die Beifahrertür hatte die ganze Sache mitverfolgt und ergab sich kurzerhand ohne weiteren Widerstand ihrem Schicksal. Damit war Stufe 1 abgeschlossen.

Es folgte Stufe 2: Befreien einer eingeklemmten Person. Um an die eingeklemmte Person am besten heranzukommen und um die Bergung zu erleichtern wird als erstes das Dach des Fahrzeugs entfernt. Dazu muss die noch intakte, eingeklebte Frontscheibe zerschnitten werden. Um einen Anfangspunkt für die Scheibensäge zu bekommen, wird mit der Hydraulikschere die Frontscheibe neben der A-Säule „gelocht“. Dann mit der Scheibensäge möglichst weit unten die Scheibe durchtrennen. Mundschutz ist hier Pflicht. Mit einem ersten Schnitt wird die rechte A-Säule zerschnitten. Dabei sollte möglichst ein kleiner Teil der A-Säule stehen bleiben. Warum, sehen wir später.

Abwechselnd darf nun jeder einmal die Schere bedienen um die restlichen A- B- und C-Säulen des Fahrzeugs zu trennen. Dabei ist auf eingebaute Seitenairbags und auf die Gasdruckfedern der Kofferraumklappe zu achten.

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Nachdem das geschafft war konnten wir das gesamte Dach einfach abheben zur Seite legen. So schnell kann’s gehen. Für reguläre Umbauten dieser Art wenden sie sich aber besser an die Garage ihres Vertrauens, denn nach der hier gezeigten „Umbaumassnahme“ besteht ihr Fahrzeug die Vorführung bei der MFK mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr.

Nun gut, das Dach war weg, der Zugang zum Patienten hervorragend, aber er konnte noch nicht geborgen werden, denn... Weiteres Szenario: Die Füsse des Lenkers sind eingeklemmt. Wie gehen wir nun vor? Wir brauchen mehr Platz im Fussbereich, und wir bekamen auch eine Lösung gezeigt, sehr einfach, aber professionell und effektiv. Jetzt kommen wir zu dem Rest der A-Säule, die beim Dach entfernen stehen bleiben sollte. Dort kann man nun prima den Rettungszylinder ansetzen, um die Fahrzeugfront nach vorn zu kippen. Mit einem Entlastungsschnitt kann der Öffnungswinkel erweitert werden und nachdem ein Keil in dem aufgebogenen Schnitt das Zurückfedern des Fahrzeugs verhindert, kann der Rettungszylinder auch wieder entfernt werden.

Dies schafft wieder eine bessere Zugänglichkeit zum Patienten und zum Fussbereich. Dass man besonders in diesem Bereich jeden Zentimeter braucht, zeigt sich beim Einsatz des Pedalschneiders.

nun endlich konnte die eingeklemmte Person mit Hilfe des Rettungsbretts über den rückwärtigen Teil des Fahrzeugs ohne grosse Hindernisse geborgen werden. Damit waren wir aber noch nicht fertig.

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Eine weitere elegante Lösung, um die Zugänglichkeit im Fussbereich eines Fahrzeugs zu vergrössern, wurde uns auf der Beifahrerseite demonstriert. Mit einem Entlastungsschnitt und einem weiteren Schnitt weiter oben wird die Voraussetzung für den Spreizereinsatz geschaffen.

Aber... wie kommt man in solch einem Fall an die Personen auf der Rückbank heran, wenn es sich wie in diesem Fall um einen Zweitürer handelt? Es gibt ja hinten keine Türen! Kein Problem für die Feuerwehr, dann machen wir uns eben welche. Je einen Schnitt unten und oben mit der Schere ...

... und schon können mit dem Spreizer die Türen geöffnet werden. In diesem Fall jedoch nach unten.

Gemeinsam wurde das soeben Gelernte noch einmal durchgesprochen und an die Besonderheiten der verschiedenen Schritte erinnert. Mehr gab es an diesem Fahrzeug nicht zu tun, wie denn auch...

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Jetzt hatten wir uns alle eine Mittagspause verdient. Leckeres Essen und kalte Getränke waren genau das Richtige für die nächsten Aufgaben. Denn als wir auf den Übungsplatz zurückkamen...

... hatte uns doch tatsächlich jemand ein neues Auto gebracht. Diesmal aber auf dem Dach liegend.

Unsere Aufgabe hiess wieder: „Patient befreien“. Dazu musste zuerst das Fahrzeug gesichert werden. Mit dem Stab-Fast, einem universellen Sicherungssystem kann man das Fahrzeug perfekt stabilisieren und bewegungsunfähig machen „ ...da macht das keinen Wank mehr!“ Einfach perfekt. Je eine Stütze links und rechts am Heck, dann das Dach mit ein paar gut positionierten Schnitten vom restlichen Fahrzeug trennen und entfernen...

... und das Fahrzeug steht immer noch. Eindrücklich!

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Zum Schluss wurden die neu gelernten Dinge noch einmal wiederholt und es blieb uns auch noch genügend Zeit um die gesammelten Erfahrungen untereinander auszutauschen und zu diskutieren.

Nach diesem Tag konnten wir mit der Gewissheit zu unseren Wehren zurückkehren, das Gelernte im Einsatzfall korrekt anwenden zu können. Und das war schon bald ... (leider)

Vielen Dank für die sehr gute Vorbereitung und Durchführung des gesamten Tages. Es war einfach genial für uns alle! Macht weiter so! 7