Fachbereich Kunst- Musik- und Tanzwissenschaft Masterstudium Musik- und Tanzwissenschaft

Seminar aus der Musikwissenschaft: Früher Notendruck LV-Nummer: 316.322

LV-Leiterin: Univ.-Prof. Dr. Andrea Lindmayr-Brandl

Thema der Arbeit: DER MAKEL DER LÜGE „HANC EME, NON PRESSAM MENDACI STIGMATE, LECTOR!“ MIT EINER SPURENSUCHE IM MUSIKBUCH DER MARGARITA PHILOSOPHICA

Abgegeben von: Ilona PICHLER 83457 Bayerisch Gmain Weißbachstraße 44 Deutschland Matrikelnummer: 6610391 Studienkennzahl: D 066 836 8. Semester: SS 2015 ----------------------------------------------------------------------------

Datum der Abgabe: 31. 07. 2015

Pichler: Margarita philosophica

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Inhaltsverzeichnis

Abstract ……………...…….………..…….……………………………………………

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Einleitung: ………………………………………………………………………………

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Die Forschungsfrage …………………………………………..…………………………

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Der Autor Gregor Reisch ………………………………………..……………..……..…

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Die Drucker Johannes Schott und Johann Grüninger ……………………………….…..

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Die wichtigsten Editionen der Margarita ..…………………....…..……………………..

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Die Holzschnitt-Titelbilder ….…………………..………………………………………

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Der Makel der Lüge ............................................................................................................

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Spurensuche ………………………………………………………………………………

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Zusammenfassung …..…………………………………………………………………....

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Literatur ………………………………………………………………………...…..……

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Pichler: Margarita philosophica

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Abstract The Margarita philosophica of Gregor Reisch was first printed in July of 1503 in Freiburg. Only seven month later – in February of 1504 –a pirated edition of the Strasbourg printer Johann Grüninger appeared. He prided himself on the front page of having completed the book by additions that the others did not have: „Cum additionibus, quae in aliis non habentur.“ This will have certainly annoyed Johannes Schott, the printer of the first edition. Anyway, he publishes his second edition already one month after Grüninger’s publication. At the end of the book, he demands with sharp words, that neither envious people nor rutting pigs may degrade this Pearl of Wisdom. Only ingeneous people should deal with it. The well-disposed reader should not buy a sorry effort that does not have the printer signet of Schott. Despite these warnings Grüninger’s Margarita philosophica obviously continued selling as well as Schott’s reprint in the next few years. And a high demand led in 1508 to a renewed publication of two editions by both printers. This time Johannes Schott had no scruples to start denouncing his opponent immediately on the front page. It was obvious to all readers, even without mentioning names, against whom the line was directed that was written on the front page directly under the title image: „Hanc eme, non pressam mendaci stigmate, Lector!“ Given the fact that the Grüninger prints sold well for many years and played an important role in the research of printing, this damning statement about Grüninger made me feel curious. Is it really true that his publications suffer from the taint of falsehood? For my seminar paper I chose the two Margarita editions of 1508 and in each of them the fifth book "De principiis Musicae". These are small in terms of their size, but relatively important as early testimonies of Music printing. They seemed well suited for a first attempt to examine, if the alleged difference in quality, the falsification and the lie actually existed. In summary, my research showed a balance between the two music printings. At least in these small sections, I could not find any evidence that Schott would have attacked his colleague for legitimate reasons. It remains an open question how Grüninger dealt with other parts of the Margarita philosophica - perhaps a topic for further research.

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Einleitung Die Margarita philosophica des Gregor Reisch (ca.1467-1525) war die erste lateinische Enzyklopädie der Wissenschaften und der Philosophie im deutschen Sprachraum. Sie wurde im Juli 1503 von Johannes Schott (1477- ca.1550) in Freiburg zum ersten Mal gedruckt, aber sie war wohl schon 1496 weitgehend fertiggestellt. Es folgten sehr schnell zahlreiche weitere Ausgaben, die zu einer weiten Verbreitung des Werkes führten. Im 16. Jahrhundert wurde es zum maßgeblichen Lehrbuch an deutschen Universitäten, und es wurde bis ins 17. Jahrhundert immer wieder neu aufgelegt. Zwar gibt es auch heute noch in Europa und Amerika viele Exemplare dieses Werkes, die entweder in den Rara-Abteilungen der Universitätsbibliotheken stehen oder auch auf internationalen Auktionen zum Kauf angeboten werden, aber man wusste lange nicht genau, wie viele verschiedene Auflagen im 16. Jahrhundert gedruckt wurden. In vielen wissenschaftlichen Publikationen finden sich bis heute falsche Angaben zu den Druckorten und Jahreszahlen. 1 Das gesamte Werk ist in lateinischer Sprache und in Form eines Dialoges zwischen Lehrer und Schüler geschrieben. Es umfasst zwölf Bücher in drei Hauptteilen, deren erster in den Büchern eins bis sieben die klassischen Sieben Freien Künste enthält und die Philosophia rationalis repräsentiert. Im zweiten Teil, den Büchern acht bis elf, kommen als Philosophia naturalis vier Fächer hinzu, die damals ganz neue Erkenntnisse 2 vermitteln: Physik, Biologie, Physiologie und Psychologie. Der letzte Abschnitt, die Philosophia moralis, führt in eine Moralphilosophie ein, die auf der von Gregor Reisch vertretenen aristotelisch-scholastischen Lehre basiert.

Fantasia Sensus communis Imaginativa

Cogitativa vermis

Memorativa

Estimativa

Abb. 1: Physiologisch-anatomische Darstellungen der geistigen und seelischen Funktionen des Menschen im 10. Buch De Anima et Potentiis eiusdem. (FACSIM. 1503, S. 448 u. 462)

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So ist für den frühesten Druck der Margarita philosophica oft noch fälschlich „Heidelberg 1496“ angegeben. Dies rührt daher, dass Adam Werner (1470-1537), ein Freund von Gregor Reisch, diesem ein Gedicht widmete, in welchem er ihn zur Veröffentichung der Margarita aufforderte. Schott hat dieses Gedicht schon in seiner ersten Auflage 1503 abgedruckt, aber erst 1504 auch Datum und Ort der Widmung hinzugefügt: Ex Heydelberga, iii. Kal. Ianuarias. MCCCCLXXXXVI. Dies führte zur Annahme, es hätte schon vor der der ersten Freiburger Publikation eine solche in Heidelberg gegeben. 2 s. Abb. 1 (aus Facsim. 1503, Seiten 448 und 462)

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Die Margarita philosophica hat aus mehreren Gründen eine große Bedeutung in der Geschichte des Buchdruckes. Sie enthält die erste schematische Darstellung des Auges und die berühmte Abbildung des menschlichen Gehirns mit drei hintereinander geschalteten Ventrikeln, 3 in denen der Vorgang der Kognition nach dem Modell der Verdauung als ein prozessuales Geschehen abläuft 4. Eine weitere Kostbarkeit in der ersten Ausgabe der Margarita philosophica war die in allen späteren Ausgaben ebenfalls verwendete große Weltkarte, 5 als deren Urheber gelegentlich der berühmte Zeichner und Kupferstecher Urs Graf (1485-1528) genannt wird. Gesichert ist allerdings nur seine Mitarbeit – gemeinsam mit anderen Straßbürger Künstlern – an einigen Illustrationen der Margarita philosophica. Die große Weltkarte, ein Holzschnitt in der Größe von 300 x 411 mm, war zu groß, als dass sie leicht in das Buch eingebunden werden konnte. Deshalb ist sie heute nur noch extrem selten in den erhaltenen Ausgaben vorhanden.

Abb. 2: Große Weltkarte in der Margarita philosophica, eine Mischung aus Ptolemäischem Weltbild und mittelalterlichem Glauben. Zu sehen sind die zwölf Winde mit ihren Namen sowie Europa, Asien und Afrika, aber noch nicht die Neue Welt. Nur am rechten unteren Rand innerhalb des Bildes ein Hinweis auf neu entdeckte Inseln, „die Ptolemäus noch nicht kannte.“ 6 [FACSIM. 1503, S. 308]

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ventriculus = kleiner Magen Im ersten Ventrikel Aufnahme und Verarbeitung der Wahrnehmungen durch Sensus communis (die fünf Wahrnehmungssinne gustus, visus, olfactus, auditus, tactus), Fantasia und Imaginativa; Weiterleitung durch den Vermis in den zweiten Ventrikel und Verarbeitung durch Cogitativa und Estimativa; zuletzt Speicherung durch die Memorativa, (URL HIRNVENTRIKEL und SIEGEL 2008, S. 138 f.). 5 S. Abb. 2 6 "Hic non terra sed mare est: in quo mire magnitudinis Insule, sed Ptolemeo fuerunt incognite." 4

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Die Forschungsfrage Nur sieben Monat nach Johannes Schotts Erstdruck der Margarita philosophica erschien im Februar 1504 eine „Raubkopie“ des Straßburger Druckers Johann Grüninger (um 1455-1532). Er brüstete sich stolz auf der ersten Seite, dass er dem Buch Ergänzungen hinzugefügt habe, „die es bei den anderen nicht gibt.“ 7 Dies muss Johannes Schott, den Herausgeber des Erstdruckes, sehr geärgert haben. Jedenfalls präsentierte er bereits einen Monat nach Grüningers Veröffentlichung seine eigene zweite Auflage, in der er sich auf einer der letzten Seiten mit scharfen Worten gegen den Konkurrenten zur Wehr setzte: Weder neiderfüllte Menschen noch brünstige Schweine könnten diese „Perle der Wissenschft“ – die Margarita philosophica – entwürdigen. Es sollten sich aber nur kluge Geister damit beschäftigen. Johannes Schott warnt die Kunden vor Grüningers Ausgabe auch deshalb, weil sie zusätzlich eine nicht von Reisch stammende hebräische Grammatik enthält. Der geneigte Leser solle jedenfalls niemals ein Machwerk kaufen, das keine Druckermarke mit dem Namen Schott enthält. 8 Trotz dieser Warnung verkaufte sich die Grüninger-Edition der Margarita philosophica in den nächsten Jahren offensichtlich ebenso gut wie der Schott-Nachdruck. Und die hohe Nachfrage führte im Jahr 1508 zu einer erneuten Veröffentlichung zweier verschiedener Margarita-Auflagen von den beiden Druckern. Dieses Mal hatte Johannes Schott keine Skrupel, sofort auf der Titelseite seinen Konkurrenten anzugreifen. Zwar nannte er wieder keinen Namen, aber es war für jeden Leser unmissverständlich klar, gegen wen sich die Zeile richtete, die auf der ersten Seite direkt unter dem Titelbild geschrieben standt: „Kaufe dieses Buch, lieber Leser, das nicht vom Makel der Lüge betroffen ist!“ 9 Angesichts der Tatsache, dass sich die Drucke Grüningers viele Jahre lang gut verkauften und später eine wichtige Rolle in der Erforschung des frühen Buchdrucks spielten, machten mich diese herabwürdigenden Äußerungen, die Grüninger sogar in die Nähe von „brünstigen Schweinen“ rückten, neugierig. Ist es wirklich wahr, dass seine Veröffentlichungen vom Makel der Lüge betroffen sind? Oder war es lediglich Schotts berechtigte Sorge, durch die Konkurrenz Grüningers einen großen materiellen Schaden zu erleiden, die ihn veranlasste, Grüninger der Lüge und Verfälschung zu bezichtigen? Für meine Seminararbeit wählte ich die zwei Margarita-Editionen von 1508 aus, und in jeder von ihnen das fünfte Buch „De principiis Musicae“. Diese sind vom Umfang her klein, aber relativ wichtig als frühe Zeugnisse des Notendrucks. Sie schienen mir gut geeignet für einen ersten Versuch, die Frage nach dem angeblichen Qualitätsmangel bei Johann Grüninger zu erörtern und nach Beweisen für die Verfälschung und die Lüge zu suchen.

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„Cum additionibus, quae in aliis non habentur" (FACSIM. G-1504, Titelseite). „Hoc nisi spectetur signatum nomine Schotti, numquam opus exactum candide Lector emes. (FACSIM. S-1504, S. 687). 9 "Hanc eme, nicht pressam mendaci stigmate, Lector" ((FACSIM. S-1508, Titelseite). 8

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Der Autor Gregor Reisch Gregor Reisch, um 1470 in Balingen geboren, erwarb 1489 an der Universität Freiburg i. Br. den Grad eines Magister Artium und trat nach kurzer Tätigkeit als Hochschullehrer 1496 in den Orden der Kartäuser ein, von 1502 bis zu seinem Tode 1525 war er Prior des Freiburger Kartäuserklosters am Johannisberg. Reisch ist ein Vertreter der philosophischen Schule der spätscholastischen Realisten. 10 Zu seinem wissenschaftlichen Umkreis gehörten Erasmus von Rotterdam und der Luthergegner Johannes Eck. Er selbst war ein entschiedener Gegner der Lehren Luthers und ein enger Vertrauter Kaiser Maximilians I. Er genoss großen Einfluss bei den Deutschen, und Erasmus schrieb in einem Brief über ihn, dass sein Wort bei den Deutschen das Gewicht eines Orakels habe: nennt ihn „…venerandus ille Prior Cartusiensis apud Friburgum Gregorius Reischius, cuius sententia apud Germanos oraculi pondus habet.“ 11 Die Drucker Johannes Schott und Johann Grüninger Johannes Schott 12 (1477 bis ca. 1550) war wie sein Vater Buchdrucker in Straßburg und verbreitete die Behauptung, dass sein Großvater Johannes Mentelin 13 der Erfinder der Buchdruckerkunst gewesen sei. Schott besuchte verschiedene Universitäten und war auch Schüler von Gregor Reisch. Er verfasste eigene Schriften sowie Vorreden zu den Werken seiner Autoren, mit denen er auf Augenhöhe verkehrte. Von 1503 bis 1508 erschienen seine ersten drei Auflagen der Margarita philosophica des Gregor Reisch. Die erste und zweite Ausgabe druckte er nicht in Straßburg, sondern in Freiburg, wo er für einige Zeit eine Art Dependence führte, und wo Gregor Reisch den Druckfortgang überwachen konnte. Die Edition von 1508 gab er gemeinsam mit Michael Furter 14 in Basel heraus. Später folgte 1517 noch seine letzte von Reisch autorisierte Auflage, die ebenfalls in Basel gemeinsam mit Furter gedruckt wurde. Insgesamt sind rund 130 Drucke von Johannes Schott bekannt, darunter wissenschaftliche Werke von italienischen und deutschen Humanisten sowie theologische Schriften von Martin Luther (1483-1546). Manche seiner Drucke sind nur am Druckerzeichen zu erkennen, das er anfangs von seinem Vater übernahm und später in verschiedenen Ausführungen herstellte. Eine große Bedeutung erlangten die Illustrationen seiner Drucke. So fanden die ersten anatomischen Darstellungen des menschlichen Körpers, die auf der Grundlage von Autopsien entstanden und in der Margarita philosophica abgedruckt waren, später als Flugblätter eine weite Verbreitung. Seinen lateinischen Ptolemäus-Ausgaben von 1513 und 1520 lagen zwanzig Landkarten bei, die eine hohe Beachtung fanden, weil sie auf konkrete Berichte von Entdeckern zurückgingen. Er gab auch ein Kräuterbuch (erste Auflage 1530) heraus, dessen Pflanzendarstellungen nicht aus der Phantasie schöpften, sondern naturgetreue Nachbildungen waren. 10

Eine Weiterentwicklung der Dialektik und Logik des Aristoteles. Brief vom August 1516, zitiert in Lutz Geldsetzers Einleitung zu REISCH 1973. 12 URL SCHOTT. 13 Johannes Mentelin (um 1410-1478) druckte 1466 die erste Bibel in deutscher Sprache. 14 Michael Furter: in Augsburg geboren, Datum unbekannt, gestorben 1517. 11

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Johann Grüninger (um 1455 bis ca. 1532) ist als Johann Reinhard in Markgröningen geboren und nannte sich später nach seiner Heimatstadt in Johann Grüninger um. Er ließ sich 1483 in Straßburg als Drucker und Goldschmied nieder und druckte unter anderem die lateinischen Klassiker Horaz und Vergil. Im Laufe seiner Karriere veröffentlichte er in Straßburg rund 300 Bücher. Als einziger Straßburger Drucker druckte er auch noch nach der Reformation katholische Schriften, und aus seinem Hause kamen sowohl Publikationen von Luther als auch Pamphlete gegen ihn. Grüninger legte wie Schott besonderen Wert auf eine schöne Ausstattung mit Holzschnitten und Verzierungen. Zu seinen Drucken dürfte auch die älteste Ausgabe des Till Eulenspiegel 15 von 1500 gehört haben, die nicht erhalten ist, die er aber mehrmals (1515 und 1519) nachgedruckt hat. Eines seiner erfolgreichsten Bücher war das 1497 von Jakob Locher 16 ins Lateinische übersetzte Narrenschiff von Sebastian Brant. 17 Von der Margarita philosophica sind vier Ausgaben – 1504, 1508, 1512 und 1515 – in seiner Werkstatt gedruckt worden. Er hatte fünf verschiedene Druckermarken und druckte auch häufig für auswärtige Buchhändler. Die wichtigsten Editionen der Margarita Bei den zahlreichen Ausgaben und Auflagen der Margarita philosophica unterscheidet man gewöhnlich die vom Autor autorisierten von den nicht autorisierten Drucken. Von Gregor Reisch autorisiert waren folgende Ausgaben: > Edition 1503, Margarita philosophica, gedruckt in Freiburg von dem Straßburger Drucker Johannes Schott. > Edition 1504, Margarita philosophica, ohne Ortsangabe, aber ebenfalls in Freiburg gedruckt von Johannes Schott. Die früher teilweise vertretene Ansicht, dass die Ausgabe von 1504 in Straßburg gedruckt worden sein könnte, ist inzwischen widerlegt. 18 Diese Ausgabe enthält die erste gedruckte Abbildung der Stadt Freiburg, > Edition 1508, Margarita philosophica, cum additionibus novis, ab auctore suo studiosissima revisione tertio superadditis, gedruckt und herausgegeben in Basel von Johann Schott und Michael Furter. > Edition 1517, Margarita philosophica cum additionibus novis, erneut gedruckt und herausgegeben in Basel bei Michael Furter, die letzte noch von Reisch selbst autorisierte Auflage („ab auctore suo“). 15

Ein kurtzweilig lesen von Dil Ulenspiegel, geboren vß dem land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat. XCVI seiner geschichten. 16 Jakob Locher alias Iacobus Philomusus (1471-1528) war Humanist und ein Freund Gregor Reischs. 17 Sebastian Brants (1457–1521) Narrenschiff wurde erstmals 1494 gedruckt und verbreitete sich nach weiteren Übersetzungen in verschiedene Landessprachen über ganz Europa. 18 Robert von Sbrik konnte bei einem Vergleich zwischen erster und zweiter Schott-Edition nachweisen, dass die Bezeichnung Argentinensis in beiden Ausgaben vorkommt und jeweils nur die Herkunft des Druckers, nicht aber den Druckort bezeichnet. Während in der ersten Ausgabe der Druckort Friburgi genannt ist, fehlt ein entsprechender Hinweis in der Ausgabe von 1504. Wäre dieser jedoch Straßburg gewesen, hätte Argentorati angegeben werden müssen. Auch die Lebensdaten des Johannes Schott sprechen für Freiburg als Druckort. (Wehrens, S. 50-52)

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Nicht autorisierte Ausgaben von Johann Grüninger: > Edition 1504, Aepitoma omnis phylosophiae: alias margarita phylosophica tractans de omni genere scibili; cum additionibus, quae in aliis non habentur, gedruckt in Straßburg. > Edition 1508, Margarita philosophica nova, ebenfalls in Straßburg gedruckt. > Edition 1512, Margarita philosophica nova cui insunt sequentia, gedruckt in Straßburg. > Edition 1515, Margarita philosophica nova cui annexa sunt sequentia, gedruckt in Straßburg von Grüninger Weitere Ausgaben von Heinrich Petri: > Edition 1523, Margarita philosophica, gedruckt in Basel von Heinrich Petri. > Edition 1535, Margarita philosophica, ebenfalls gedruckt in Basel von Heinrich Petri. Die Holzschnitt-Titelbilder Die Margarita philosophica zieren zahlreiche Holzschnitte: Den Überschriften der 12 Bücher sind meist - nicht immer - ergänzende und kommentierende ganzseitige Holzschnitte beigegeben.

Abb. 3: Margarita Philosophica, Titelbild der ersten Ausgabe 1503 (FACSIM. 1503, S. 6) Als Titelbild für das ganz Buch findet sich in der ersten Edition von Johannes Schott ein großer Holzschnitt direkt unterhalb der Überschrift Margarita philosophica. 19 Er zeigt die Philosophie als allegorische Frauengestalt, die innerhalb eines großen Kreises als dreiköpfige 19

Die Überschrift ist ebenfalls mit einem Holzblock gedruckt und nicht mit einzelnen Lettern.

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Philosophia triceps steht und so die drei Hauptdisziplinen der antiken Philosophie, die Philosophia naturals, rationalis und moralis (die Naturkunde, die Sieben Freien Künste und die Ethik) repäsentiert. Am untersten Rand ihres Gewandes ist ein griechisches Pi – für „Praxis“ – und ganz oben ein Theta – für „Theoria“ – eingewebt. Dazwischen sind Leitersprossen eingezeichnet, welche die Künste bedeuten, auf denen man emporsteigt. Außer durch die Dreigesichtigkeit werden die drei Hauptrichtungen der personifizierten Philosophia durch weitere Figuren innerhalb und außerhalb ihres Kreises dargestellt. Innen ist die Philosophie von der Philosophia rationals in Gestalt der sieben personifizierten Artes liberales umgeben. Links ist die Gruppe der trivialen Sprachdisziplinen Grammatik, Rhetorik und Logik und rechts die der quadrivialen Zahlendisziplinen Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie. Jede Figur trägt einen charakteristischen Gegenstand in der Hand, zum Beispiel die Arithmetik einen Abakus, die Musik eine Harfe und die Geometrie einen Zirkel. Eine beherrschende Position nimmt die Arithmetik ein, die als einzige sitzend dargestellt ist. In den unteren Bildecken repräsentiert Aristoteles die Philosophia naturalis und Seneca die Philosophia moralis. Oberhalb des Kreises sind die vier Kirchenväter Augustinus, Gregor der Große, Hieronymus und Ambrosius mit der Philosophia divina abgebildet, für die es kein eigenes Kapitel gibt. 20 In der Margarita philosophica wird dem ersten Buch De rudimentis Grammatices (griechischer Genitiv) ein Vorrang vor allen anderen Büchern zugeschrieben, weil die Grammatik als Grundlage allen Lernens gilt. Nur sie kann die Tür zum Turm der Wissenschaften öffnen. Auf dem Titelholzschnitt ist die Grammatik als Nicostrata dargestellt, die Erfinderin des Alphabets. Sie hat ein Alphabet-Buch und einen Schlüssel in der Hand, um einen Schüler in den Turm zu geleiten. Sie öffnet die Tür, aber der Schüler wird alleine hinauf steigen müssen. Zur Spitze des Turms hin befinden sich die Porträts der Sieben Freien Künste von Trivium und Quadrivium.

Abb. 4: Titelbild zum ersten Buch De rudimentis Grammatices (FACSIM. S-1508, S. 10)

Der Titel-Holzschnitt zum Buch De principiis Musicae 21 wurde gelegentlich von Musikwissenschaftlern als Dokument der Aufführungspraxis und frühes Zeugnis für 20 21

SCHMID MH, S. 247 f. FACSIM. G-1504, S. 216. Siehe Abbildungen unten auf S. 14.

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Dirigieren verstanden. 22 Diese Bildinterpretationen ist jedoch völlig falsch, da es sich um eine symbolische Anordnung von Figuren handelt und nicht um die Darstellung einer praktischen Musikausübung. 23 Neben Frau Musica und den praktizierenden Musikanten sieht man im Vordergrund Pythagoras und hinter ihm eine Schmiede. Der Legende nach hatte Pythagoras die mathematischen Grundlagen der Musik entdeckt, als er an einer Schmiede vorbei kam. Er hörte einerseits den übereinstimmenden Klang zwischen zwei Hämmern, die den Amboss schlugen, und andererseits stellte er fest, dass die Töne zweier Hämmer eine Oktave ergaben, wenn sie sich in ihrem Gewicht im Verhältnis 1:2 unterschieden. Der „Makel der Lüge“ Wie in der Einleitung erwähnt, brüstete sich Johann Grüninger auf dem Titelblatt seiner Margarita-Edition von 1504 damit, dass er dem ursprünglichen Werk Ergänzungen hinzugefügt habe, die dort nicht vorhanden seien (s. Abb. 5). Tatsächlich hat er das erste Buch De Rudimentis Grammatices 24 um eine hebräische Grammatik von knapp dreißig Seiten erweitert. 25 Diese ist im Anschluss an die lateinische Grammatik eingefügt und enthält auch

Abb. 5: „Cum additionibus, quae in aliis non habentur.“ (Titel, FACSIM.G-1504 II, S. 9.) hebräische und griechische Schriftzeichen. Es handelt sich um den Traktat De modo legendi et intelligendi hebraeum von Konrad Pellicanus (1478-1556). Erstmals 1503 in Basel

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“... Depictions of choirs from the 16th to the 18th centuries often show one man with his hand raised, evidently beating time. Often he holds a scroll of rolled-up paper in the time-beating hand (see [not available online], fig.). Some writers speak of the time-beater holding a small stick (‘baculus’) but depictions of this are rare. Sometimes it seems to have been the choirmaster or precentor who beat time; in other cases one or more of the singers apparently kept the beat without assuming additional authority.“ (URL SPITZER) 23 SCHMID MH, S. 253. 24 Grammatices statt Grammaticae: griechischer Genitiv. 25 FAKSIM. G-1504, S.74-113.

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gedruckt, soll diese Grammatik allerdings bereits eine Beilage der Schott-Ausgabe von 1503 gewesen sein, nachdem sich Gregor Reisch schon 1501 dafür interessiert hatte. 26 Ansonsten handelt es sich bei Grüningers „Raubkopie“ um einen sauber ausgeführten Nachdruck der ersten Schott-Ausgabe, deren gesamter Text nicht nur neu gesetzt, sondern auch deren Holzschnitte detailgetreu kopiert wurden. Aber Johannes Schott veröffentlichte nur einen Monat nach Grüninger ebenfalls einen Nachdruck des Werkes, und schon in dieser zweiten Schott-Edition kommt sein Missfallen über die unerlaubte Kopie zum Ausdruck. Karl Hartfelder zitiert in seinem Artikel über Gregor Reisch gleich mehrere Äußerungen in Johannes Schotts Margarita-Nachdruck von 1504, aus denen hervorgeht, dass die kurz vorher veröffentlichte Grüninger-Ausgabe als unrechtmäßig angesehen wird. Schott nennt allerdings an keiner Stelle den Namen des Konkurrenten: „Rursus exaratum pervigili nova itemque secundaria hac opera Joannis Schotti Argentinensis Chalcographi Civis. […] Ad Lectorem. Hoc nisi spectetur signatum nomine Schotti, numquam opus exactum candide Lector emes.“ 27 An anderer Stelle am Ende der Schott-Ausgabe 1504, innerhalb eines Lobgedichtes auf Gregor Reisch von Iacobus Philomusus,28 finden sich folgende warnende Zeilen: „Margarita nitens, pulchris intexta berylli, diffundit radios, quos parit aura Iovis. Hanc non lividuli taminent porcique subantes. Attrectent illam pectora docta magis.“ 29 Und schließlich wird der Leser am Ende des Buches noch einmal direkt angesprochen: „Ad lectorem. Accipe candide lector Margaritam Pbilosophicam ab auctore suo denuo recognitam, castigatam, sententiis et figuris novis et auctam et illustratam: superadditis erratis quae ultimo chalcographorum obtutus fugere potuerunt. In qua praeter alphabetum nihil de hebreo auctor ipse immiscuit. Quod ergo in aliorum impressione superadditum cornperies, alienurn a Margarita nostra intelligas. Vale.” 30 26

Wie Karl Hartfelder in seiner Reisch-Biographie schreibt, habe Konrad Pellicanus in seinen lateinisch geschriebenen Lebenserinnerungen (Chronicon, erstmals 1877 von B. Riggenbach herausgegeben) davon erzählt, dass Gregor Reisch, der Verfasser der Margarita philosophica, seinen Schüler Martin Obermüller, „einen gelehrten Baccalaureus, der zugleich ein tüchtiger und erfindungsreicher Maler gewesen, zu ihm geschickt habe, um bei ihm das Hebräische zu lernen oder von ihm seine Aufzeichnungen (nämlich über hebräische Grammatik) für Reisch zu holen. Für Pellicanus wurde dies der Anlass, seine erste grammatische Arbeit über das Hebräische zu schreiben.“ (Zitat HARTFELDER, S. 185). 27

„Erneut wurde ein wachsames Auge auf diese neue und zweite Ausgabe des Johannes Schott, Bürger und Kuperstecher aus Straßburg, gerichtet. […] Wenn nicht das Zeichen mit dem Namen Schott zu sehen ist, sollst du niemals ein solches Machwerk kaufen, geneigter Leser!“ (Eigene Übersetzung), (FACSIM S-1504, S. 687, HARTFELDER, S. 187 und S. 196). 28 Jakob Locher od. Iacobus Philomusus (1471-1528), Humanist und Freund Reischs: Lobgedicht in der SchottAusgabe 1504 am Ende des Buches (FACSIM S-1504, S. 689). 29 „Die prächtige Perle, verziert mit herrlichen Edelsteinen, sendet Strahlen aus, die vom Hauch des Jupiter stammen. Diese [Perle] dürfen weder neiderfüllte Menschen noch brünstige Schweine entwürdigen. Nur gebildete Geister sollen sich mit ihr befassen.“ (Eigene Übersetzung, teilweise nach HARTFELDER, S. 183), (FACSIM S-1504, S. 689). 30 „An den Leser. Empfange hiermit, geneigter Leser, die Perle der Wissenschaften, die erneut vom Autor persönlich durchgesehen, verbessert und um neue Inhalte erweitert und mit neuen Bildern illustriert worden ist. Hinzugekommen sind diejenigen Fehler [ein Verzeichnis der Fehler], die beim letzten Mal der Kontrolle der

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Diese verschiedenen genannten Anspielungen und direkten Warnungen in Bezug auf den ersten unrechtmäßigen Nachdruck der Margarita philosophica von Johann Grüninger stehen in Zusammenhang mit einem wachsenden Interesse am Urheberrecht, das um 1500 noch nicht juristisch beansprucht werden konnte. Zudem gab es keine Übereinstimmung zwischen den Interessen der Autoren und denen der Drucker und Verleger. Während Letztere durch die Konkurrenz mit einem nachdruckenden Kollegen oft einen großen materiellen Schaden erlitten, konnte die weitere Verbreitung durch Raubdrucke ein Vorteil für den Autor sein, der ja nach einem einmaligen Honorar keinen Anteil am Umsatz hatte, aber dessen Bekanntheitsgrad sich erhöhte und ihm für sein nächstes Buch eine höher Honorarforderung ermöglichte. Dennoch hatten auch die Autoren immer mehr das Bedürfnis, sich gegen unautorisierte Kopien ihrer Werke zu schützen. Sie meldeten sich immer öfter zu Wort, wofür Martin Luthers Einleitung zu seiner Fastenpostille ein berühmtes Beispiel darstellt. 31 Die zunehmenden Proteste zeigen, „…dass man entstellende Nachdrucke als ehrkränkend empfunden und Plagiate als geistigen Diebstahl bewertet hat. 1529 protestiert Luther gegen den plagierenden Neudruck seiner Übersetzung des Neuen Testaments durch Pater Hieronymus Ernser, dessen Übersetzung doch ‚fast gantz und gar mein text ist, und auch mir abgestolen ist von wort zu wort,‘ wie Luther klagt. Luther ging soweit, dass er seine Ausgaben immer wieder mit […] dem Vermerk ‚Dis zeichen sey zeuge, das solche bucher durch meine hand gegangen sind‘ gegenzeichnete, um unautorisierte Drucke unter seinem Namen zu bekämpfen. 32 Im Jahre 1504 ist die Wortwahl des Johannes Schott in seinen Anspielungen auf den Konkurrenten Grüninger noch sehr zurückhaltend, so dass ein Karl Hartfelder sie wohl nur auf Grund bester Lateinkenntisse entdecken und verstehen konnte. Bei meinen eigenen Recherchen begegnen mir in der Sekundärliteratur regelmäßig falsch abgeschriebene Wörter wie z.B. „Rurfus“ statt „Rursus“ ( in der oben zitierten Aufforderung an den Leser, nur Bücher mit Schotts Namenszeichen zu kaufen), was die Tatsache erklären könnte, dass Anspielungen nicht verstanden und Abkürzungen falsch gedeutet werden. 33 Mit seiner dritten Margarita-Edition im Februar 1508 kam Schott seinem Konkurrenten Grüninger zuvor, der ebenfalls einen neuen Nachdruck vorbereitete und einen Monat nach Schott publizierte. Dieses Mal wurde Schott, wenn auch immer noch ohne Namensnennung, nur zu deutlich. Unmittelbar unter einem neu hergestellten Titelbild platzierte er jetzt seine Drucker entgehen konnten. Der Autor hat selbst auch außer dem Alphabet nichts Hebräisches in dieses [Buch] hineingemischt. Was du daher an Hinzugefügtem in einem Abdruck von anderen entdeckst, das sollst du als etwas erkennen, das unserer Margarita fremd ist. Lebe wohl!“ (Eigene Übersetzung) (FACSIM S-1504, S. 690) 31 Vorrhede und Vermanunge an die Drucker, 1525: „es ist yhe eyn ungleych ding, das wyr arbeyten und kost sollen drauff wenden, und andere sollen den genies und wyr den schaden haben.“ (Zitat Martin Luther nach ALBRIGHT, S. 445 f.) 32 LAUER, S. 468 f. 33 Im Kolophon des ersten Nachdruckes von Schott wurde das Wort „Argentinen.“ als Abkürzung für den Druckort Strassburg (Argentoratum) missverstanden, aber es bedeutete „Argentinensis“ und bezog sich auf den „straßburgischen“ Drucker Johannes Schott.

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unmissverständliche Aufforderung an den Leser, er solle nur dieses Buch hier – aus Schotts eigener Druckerwerkstatt – kaufen, da es nicht vom „Makel der Lüge“ betroffen sei. 34

Jo. Schottus Argen[tinensis] lectori S[uo] Hanc eme, non pressam mendaci stigmate, Lector! Pluribus a[s]t auctam perlege, doctus eris. Basileae, 1508 Abb. Nr.: „Hanc eme, non pressam mendaci stigmate, Lector! (Titel, FACSIM S-1508, S. 6) Dieser Satz suggeriert, dass die Ausgabe des Konkurrenten ein vollkommen unzuverlässiges Machwerk sei, dem man keinesfalls trauen könne. Andererseits macht der Satz aber neugierig darauf, seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Spurensuche Da es insgesamt vier nicht autorisierte Grüninger-Ausgaben gibt, wäre es für eine Seminararbeit nicht machbar, alle diese Auflagen detailliert nach entstellenden Fehlern zu untersuchen. Es kann auch nicht das gesamte Werk zum Gegenstand der eingangs formulierten Forschungsfrage gemacht werden. Ich habe mich daher auf der Suche nach den Spuren der Lüge für einen Vergleich der beiden Musiktraktate in den Editionen des Jahres 1508 von Schott und Grüninger entschieden. Als Primärquellen habe ich die im Internet verfügbaren Faksimile-Ausgaben der Digitalen Sammlungen der Bayerischen Staatbibliothek benutzt: > Facsimile Edition Schott 1508 - Margarita philosophica, cum additionibus novis, ab auctore suo studiosissima revisione tertio superadditis [VD16 R 1036] = FACSIM. S-1508 > Facsimile Edition Grüninger 1508 - Margarita philosophica nova [VD16 R 1037]: = FACSIM. G-1508 Obwohl in der Sekundärliteratur zwischen den Zeilen oft eine Minderwertigkeit der GrüningerEditionen vermittelt wird, gab es dort nirgends konkrete Belege für den von Schott postulierten Qualitätsmangel zu finden. Es zeigte sich sogar, dass der einzige nicht detailgetreu kopierte Titel-Holzschnitt Grüningers, die Darstellung der Musica im fünften Buch, häufiger in der 34

„Johannes Schott an seinen Leser: Kaufe dieses [Buch], Leser, das nicht vom Makel der Lüge betroffen ist! Aber lies es, weil es um vieles vermehrt wurde, und du wirst gelehrt sein! Basel, 1508.“ (Eigene Übersetzung), (FACSIM. S-1508, S. 6).

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Literatur und im Internet zitiert und abgebildet wird als das Original von Schott. Grüningers Bild ist jedenfalls aufwändiger hergestellt und bietet eine tiefere allegorische Durchdringung des Musik-Begriffes als die ursprüngliche Version. Das fünfte Buch De principiis Musicae ist in zwei Teile aufgeteilt, die „Grundsätze“ und de „Praxis“ der Musik: Musica speculativa und Musica practica. Im ersten Teil werden in der Einleitung die Autoritäten der Musik wie Pythagoras, Platon, Augustinus, Boethius und alFarabi zitiert. Im Großen und Ganzen ist es eine typische Renaissance-Lehrschrift, die sich mit den Definitionen und Ursprüngen der Musik beschäftigt. Sie ist hauptsächlich von Boethius hergeleitet und beschreibt in den einzelnen Kapiteln die Einteilung in musica mundana, humana und instrumentalis, die Klassifizierung von Konsonanzen und Dissonanzen und die Verwendung von Monochord, mittelalterlichen Kirchentonarten und Hexachord-Solmisation. Bei Grüninger ist ein neuer, nicht von Reisch stammender Abschnitt hinzugefügt 35, nämlich die Musica figurata, ein Mehrstimmigkeitskapitel, das aus einem Werk von Nicolaus Wollick (1480-1541) entnommen ist. 36 Von besonderem Interesse sind die relativ umfangreichen, in Hufnagelschrift gedruckten Musikbeispiele im zweiten Teil, der Musica practica. Jeder der beiden Drucker benutzte bei allen Notendrucken immer dieselben Holzschnitt-Systeme, deren Linien mit den Hufnagelnoten jeweils als ganze Zeile abwechselnd mit dem Text eingedruckt wurden. Sie wurden in allen Auflagen verwendet, konnten aber flexibel zusammengestellt werden, so dass die Seitenansicht immer wieder anders erscheinen konnte. Titelbildvergleich zwischen den Faksimilien S-1508 und G-1508: Während Grüninger sonst alle Holzschnitte in seiner Margarita genau nach dem Vorbild der Erstausgabe von Schott anfertigen ließ, wich er bei der Darstellung der Musica deutlich von der Vorlage ab. Manfred Hermann Schmid weist in seinem Artikel über die Darstellung der Musica nach, dass Grüninger zwar alle Figuren von Schott übernommen hat, ihnen aber durch die leicht geänderte Anordnung und durch die Hinzufügung von zwei Personen, einem Schmied und einem Dichter, eine erweiterte symbolische Bedeutung gegeben hat. Schmid erklärt auch die Rolle des vermeintlichen Dirigenten im Vordergrund. Mit dem Stab wird kein musizierendes Ensemble angeführt, sondern hier steht die Figur eines Tänzers symbolisch für den Rhythmus in der Musik. 37 Auf beiden Bildern überragt die Gestalt der Musica alle anderen Figuren. In ihren Händen hält sie eine Tafel mit zwei Notensystemen, die symbolisch für die Musica plana (schwarze Noten für die Einstimmigkeit) und die Musica figurata (weiße Noten für die Mehrstimmigkeit) stehen. Während sich Schott, entsprechend dem Originaltext Gregor Reischs, auf die Musica plana beschränkte, erweiterte Grüninger den Text in Übereinstimmung mit seinem Titelbild.

35

„Der Verleger Grüninger muss in Straßburg einen gelehrten Berater gehabt haben, der ihm die Textergänzungen und auch die Bilderweiterung beim Musica-Buch empfehlen konnte.“ (SCHMID MH, S. 254). 36 Opus Aureum Musicae, im Jahre 1501 in Köln erschienen. 37 SCHMID MH, S. 253.

Pichler: Margarita philosophica

FACSIM. S-1508, S. 200 38

Abb. 6

15

FACSIM. G-1508, S. 224

Text- und Schriftbildvergleiche zwischen den Faksimilien S-1508 und G-1508:

FACSIM. S-1508, S. 200

Abb. 7

FACSIM. G-1508, S. 224

Die erste Textseite mit der Buch- und Kapitelüberschrift stammt bei der Schott-Ausgabe aus einem Exemplar, in dem die Initiale „I“ des Wortes „Inter“ noch fehlt. An ihrer Stelle sieht man den kleinen Buchstaben „i“ als Platzhalter. Bei Grüninger sehen wir dagegen einen sehr sorgfältig ausgeführten Blockdruck der Initiale. Allerdings enthält sein ganzes fünftes Buch auch nur zweimal diese gleiche Initiale „I“, und zwar jeweils am Anfang der beiden Hauptteile, Musica speculativa und Musica practica. Das Schriftbild ist an dieser Stelle in beiden Ausgaben sehr regelmäßig, was jedoch nicht durchgehend der Fall ist. Auch kleine Rechtschreibfehler und vertauschte Buchstaben kommen gelegentlich vor, vielleicht bei

38

Es konnte durchaus passieren, dass auf einer Titelseite noch die restlichen Zeilen des vorhergehenden Abschnittes gedruckt wurden, hier bei Schott „Finis Arithmeticae“, das Ende des vierten Buches.

Pichler: Margarita philosophica

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Grüninger etwas öfter als bei Schott. Das dürfte aber angesichts der im Vergleich zu heute viel komplizierteren Herstellungsmethode ein verzeihlicher Mangel sein. Abb. 8 Richtig müsste hier stehen: „Liber V. Tractatus II“ (FACSIM. G-1508, S. 250)

Am Beginn des Tractatus secundus (Musica practica) fällt das etwas schönere Schriftbild bei Schott auf, aber dafür sehen wir bei Grüninger einen sehr sorgfältig ausgeführten Blockdruck der Initiale für das Wort „Iam“ auf. 39 Bei Schott fehlt hier eine schön ausgeführte Initiale, die wohl vorgesehen war, wie der kleine Platzhalter anzeigt. In den uns vorliegenden FaksimileAusgaben des Jahres 1508 fehlen bei Schott alle vorgesehenen Initialen; bei Grüninger sind sie nur zu Beginn der beiden Hauptteile vorhanden, fehlen aber auch bei allen Unterkapiteln: FACSIM. S-1508, S. 222

FACSIM. G-1508, S. 239

Abb. 9 In anderen Exemplaren, soweit als Faksimilien vorliegend, ist am Beginn der Musica speculativa (Tractatus I) eine von Hand eingefügte Initiale bei Schott und ein Holzschnitt bei Grüninger zu sehen. Der Anfang des Tractatus II hat bei beiden Druckern von Hand eingefügte farbige Initialen und bei Grüninger zusätzlich einen kolorierten Stempel: FACSIM. 1503, S. 199

FACSIM. G-1504, S. 220

FACSIM. S-1508 II, S 204

FACSIM. G-1504, S. 231 FACSIM. S-1508 II, S 219

Abb. 10

39

Ein kleiner Grammatikfehler bei Grüninger ist hier noch anzumerken: das zweite Wort nach „Iam“ müsste wie bei Schott „traditas“ heißen (Perfektpartizip Akkusativ, zu „speculationes“ gehörig).

Pichler: Margarita philosophica

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Wie aus den abgebildeten Beispielen zu erkennen ist, hielt sich Grüninger sehr genau an die Textvorlage und bemühte sich genauso wie Schott um ein gutes Schriftbild mit ansprechenden Verzierungen. Vergleich der Grafiken und Falttafeln zwischen den Faksimilien S-1508 und G-1508: FACSIM. S-1508, S 215

FACSIM. G-1508, S. 235

FACSIM. S-1508, S 209

FACSIM. G-1508, S. 236

Abb. 11 Grüninger ließ auch von den großen Holzschnitt-Faltblättern, die dem Musiktraktat beigelegt waren, detailgetreue Kopien anfertigen. Allerdings fehlt auf dem zweiten Blatt die Überschrift „Descriptio Junctionis Semitonii minoris“. Vergleich der Notenbeispiele zwischen den Faksimilien S-1508 und G-1508::

FACSIM. S-1508, S. 224-225

Abb. 12

FACSIM G-1508, S. 242

Beide Drucker verwendeten für ihren Notendruck dieselben Holzstöcke wie in ihren jeweils ersten Editionen (Schott 1503 und 1504, Grüninger 1504). Nur der Text neben und zwischen

Pichler: Margarita philosophica

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den Notenzeilen ist jetzt in einer anderen Schrift und nicht immer genau an denselben Stellen gedruckt wie früher. Der Vergleich zeigt, dass Grüninger hier die Angabe für die Solmisations-Silben (E-la-mi, F-fa-ut, G-sol-re-ut) den falschen Linien-Systemen zugeordnet hat: ein kleiner Fehler, der nicht ins Gewicht fällt, weil die Silben innerhalb der Notenzeilen – von vornherein als Blockdruck mit den Noten geschnitten – an den richtigen Stellen stehen.

FACSIM. S-1508, S 228

Abb. 13

FACSIM G-1508, S. 245

Auf den elf (Schott), beziehungsweise neun (Grüninger) Seiten, die voll oder teilweise mit Noten bedruckt sind, geht es nicht um Musikstücke und Melodien, sondern um die Formen des allgemeinen Tonsystems im 16. Jahrhundert: Intervalle, Monochorde, Hexachorde, Solmisation und Modi. In diesem Beispiel wird ein bekanntes didaktischen Lied vorgestellt, bei dem der Schüler die neun Intervalle 40 (drei mal drei „modi“) lernt, indem er sie singt. 41 Grüninger hat hier bis zu letzten Zeile richtig kopiert, aber von den letzten vier Noten ist nicht etwa die letzte abgeschnitten, sondern es fehlt die viertletzte. Die Musica figurata bei Grüninger Mit einer Holzschnitt-Grafik, deren Bedeutung noch zu klären wäre, leitet Grüninger das hinzugefügte Mehrstimmigkeits-Kapitel ein. Dargestellt sind sechs nackte Menschen, vielleicht Kinder, die staunend ein großes Notenblatt umringen. Der darauf folgende Einleitungstext scheint in keinem Bezug zur Titelgrafik zu stehen. Vielmehr ist hier die Rede 40

Liedtext: „Ter terni sunt modi, quibus omnis cantilena contexitur: scilicet unisonus semitonium, tonus, semiditonus, ditonus, diatessaron, diapente, semitonium cum diapente, tonus cum diapente, ad haec sonus, diapason. Si quem delectat, eius hunc modum esse agnoscat. Cumque tam paucis clausulis tota harmonia formetur, utilissimum est, eas alte memoriae comendare, nec prius ab huiusmodi studiis quiescere, donec vocum intervallis agnitis harmonae totius facillime queat comprehendere notitiam.“ (URL TER TERNI) 41 “The song Ter tria cunctorum, consisting of thirteen hexameters, goes through the basic nine intervals (but leaves out the triton), naming and singing them at the same time. […] A simplified version of this song, Ter terni sunt modi, is written in Leonine hexameters and ends with the following admonition: ‘Since music is formed from so few intervals, it is extremely useful to commit them thoroughly to memory and not to stop doing so, until you, knowing the syllables of the intervals, understand the entire concept of music.’” (Berger 2005, S. 94).

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von Amphion, einer Figur aus der griechischen Mythologie. Amphion soll wie Orpheus mit seiner Musik die Steine zum Erweichen gebracht haben.

Abb. 14 FACSIM G-1508, S. 254 Wie auch die beiden ersten Teile – Musica spculativa und practica – ist dieser dritte Teil des fünften Buches in der Einleitung mit einer reich verzierten Initiale geschmückt. FACSIM G-1508, S. 253

FACSIM G-1508, S. 258

FACSIM G-1508, S. 270

Abb. 15 Die Musica figurata ist nicht wie die übrige Margarita philosophica als Dialog zwischen Lehrer und Schüler arrangiert, sondern sie gibt einen didaktisch aufbauenden, teils tabellarischen Überblick über alle Bereiche der Polyphonie, angefangen von den Noten und Notenwerten bis hin zur Kompositionslehre. Das Kapitel schließt mit einem Lob der Musik und mit der Aussage, Sokrates habe noch im hohen Alter die Musik gelernt, weil er meinte, dass ihm seine ganze Weisheit verloren ginge, würde er die Musik verlieren: „Jure igitur

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musicam capit omne quod vivit. […] Socrates qui dicitur in senectute sua hanc didicit existimans, si ei musica deforet, sibi cumulum scientiae defuturum.“ (FACSIM G-1508, S. 276). Zusammenfassung Zusammenfassend ergab meine Spurensuche ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den beiden Musiktraktaten in den 1508 erschienenen Editionen von Schott und Grüninger. Auf beiden Seiten begegnete mir ein schönes Schrift- und Notenbild mit wenigen Druckfehlern. Auf der Seite Grüningers fand sich das anspruchsvollere Titelbild von beiden, und er verwendete jeweils am Beginn der drei Musiktraktate eine sorgfältig ausgearbeitete Holzschnitt-Initiale. 42 Alle Textabschnitte hatte er ebenso exakt und detailgetreu kopiert wie die Noten und die Grafiken der Faltblätter. Die Hinzufügung des MehrstimmigkeitsAbschnittes, den Grüninger aus dem Musiklehrbuch des Nicolaus Wollick entnommen und Musica figurata benannt hat, war eher eine sinnvolle inhaltliche Bereicherung als eine Verfälschung. Zumindest innerhalb dieser relativ kleinen Abschnitte beider Editionen fand sich kein Beweis dafür, dass Schotts Anschuldigung gegen seinen Kollegen berechtig gewesen wäre. Offen bleibt aber noch die Frage: Wie ist Grüninger mit den anderen Wissensgebieten der Margarita umgegangen? Hat er sämtliche Texte getreulich abgeschrieben oder auch welche unterschlagen? Wie behandelte er zum Beispiel diejenigen Texte, in denen der Autor Gregor Reisch persönlich gegen eine gültige Lehrmeinung wie die Astrologie vorgegangen ist? Dies könnte ein Thema für die weitere Forschung sein.

42

Bei Durchsicht des ganzen Buches fand ich noch insgesamt zehn verschiedene kustvoll gestaltete Initialen.

Pichler: Margarita philosophica

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FACSIM. G-1504 I Facsimile Edition Grüninger 1504 - AEPITOMA OMNIS PHYLOSOPHIAE: ALIAS MARGARITA PHYLOSOPHICA TRACTANS DE OMNI GENERE SCIBILI; CUM ADDITIONIBUS, QUAE IN ALIIS NON HABENTUR [VD16 R 1034], 599 Seiten:

http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11069462.html

FACSIM. G-1504 II Facsimile Edition Grüninger 1504 - AEPITOMA OMNIS PHYLOSOPHIAE: ALIAS MARGARITA PHYLOSOPHICA TRACTANS DE OMNI GENERE SCIBILI; CUM ADDITIONIBUS, QUAE IN ALIIS NON HABENTUR. Koloriertes Exemplar aus Freiburger historische Bestände – digital [VD16 R 1034], 594 Seiten: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/reisch1504a

FACSIM. G-1504 III Facsimile Edition Grüninger 1504 - AEPITOMA OMNIS PHYLOSOPHIAE: ALIAS MARGARITA PHYLOSOPHICA TRACTANS DE OMNI GENERE SCIBILI; CUM ADDITIONIBUS, QUAE IN ALIIS NON HABENTUR. Exemplar aus Heidelberger historische Bestände – digital [VD16 R 1034], 577 Seiten: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/reisch1504

FACSIM. S-1504 Facsimile Edition Schott 1504 - MARGARITA PHILOSOPHICA [VD16 R 1035] 671 Seiten: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00013401/images/index.html?seite=0001&l=de

FACSIM. S-1508 Facsimile Edition Schott 1508 - MARGARITA PHILOSOPHICA, CUM ADDITIONIBUS NOVIS, AB AUCTORE SUO STUDIOSISSIMA REVISIONE TERTIO SUPERADDITIS [VD16 R 1036], 649 Seiten: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00012215/images/index.html?seite=0001&l=de

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FACSIM. S-1508 II Facsimile Edition Schott 1508 - MARGARITA PHILOSOPHICA, CUM ADDITIONIBUS NOVIS, AB AUCTORE SUO STUDIOSISSIMA REVISIONE TERTIO SUPERADDITIS Exemplar aus Freiburger historische Bestände – digital [VD16 R 1036], 654 Seiten: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/reisch1508

FACSIM. G-1508 Facsimile Edition Grüninger 1508 - MARGARITA PHILOSOPHICA NOVA [VD16 R 1037], 651 Seiten: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0000/bsb00007953/images/index.html?seite=0001&l=de

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