(Fach-) Hochschulen 2020

(Fach-) Hochschulen 2020 Referat Prof. Dr. W. Inderbitzin, Gründungsrektor Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Bürgenstockkonferenz 14./1...
Author: Swen Fleischer
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(Fach-) Hochschulen 2020 Referat Prof. Dr. W. Inderbitzin, Gründungsrektor Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Bürgenstockkonferenz 14./15.1.2011, Luzern [es gilt das gesprochene Wort] Was brennt den Angehörigen der Fachhochschulen unter den Nägeln, worüber machen sich Bildungspolitiker, Angehörige von Verwaltung und Trägern Sorgen, wenn sie die Entwicklung der Fachhochschulen betrachten, was erfüllt sie mit Freude, wo gibt es Stolpersteine. Es ist naheliegend, dass die Diskussion von aktuellen Ereignissen, von Unzulänglichkeiten im System und Abläufen geprägt ist. Das daily business lenkt das Auge auf den Stress und die Hektik des Alltags. Das ist menschlich und man vergisst dabei oft, was in den vergangenen zehn Jahren mit dem Aufbau von Fachhochschulen geschehen ist. Effektiv wurde in kurzer Zeit eine beachtliche Reform des schweizerischen Bildungssystems, des Hochschulsystems durchgezogen. In einer – in der schweizerischen Politik seltenen Geschwindigkeit – wurde eine neue Art von Hochschulen geschaffen, Zuständigkeiten definiert, Leistungsangebote entwickelt und in der Öffentlichkeit kommuniziert. Und – nicht zu vergessen – die öffentliche Hand – Bund und Kantone – haben beträchtliche finanzielle Mittel in diesen Aufbau investiert. Das verdient Anerkennung und fordert Respekt ab, und es ist angebracht Bund und Kantonen letztlich dem Steuerzahler, zu danken für dieses Vertrauen den Fachhochschulen gegenüber Wenn wir in die Zukunft blicken: Welche Themen bewegen uns? Welche Fragen stehen im Raum? Als fil rouge zu dieser Konferenz liegt Ihnen ein Papier vor mit acht offenen Punkten. Ich werde versuchen, Ihnen die Kernanliegen, die in diesen offenen Punkten formuliert sind, etwas auszuführen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, auf alle gestellten Fragen Antworten zu geben – dies wird ja Gegenstand der Diskussionen an der diesjährigen Konferenz sein. Ich werde mir aber erlauben, auch einige persönliche Wertungen in meinen Bericht einzubringen, die geprägt sind von Erfahrungen, die über mehr als dreissig Jahre zurückreicht in die Zeit der früheren HWV Zürich, aber auch von Erfahrungen die ich seit 1998 in einer leitenden Position der Zürcher Fachhochschule machen konnte

Sind die Fachhochschulen auf dem richtigen Weg? Die Diskussionen in der jüngeren Vergangenheit sind Ihnen bekannt: Den Fachhochschulen wird – offen oder versteckt – vorgehalten, dass sie vom rechten Weg abgekommen sind, dass sie danach streben, Universitäten zu werten, dass sie von der Praxisorientierung abgekommen seien. Das Schlagwort der „Akademisierung“ geistert durch die Medien. Und gleichzeitig wird die Sorge geäussert, dass die Berufsbefähigung in Gefahr sei. Wir müssen, liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Argumente ernst nehmen. Wir dürfen sie nicht einfach mit der lockeren Hand vom Katheder wischen und als Verirrungen uneinsichtiger Interessenvertreter abtun. Wenn man aber beurteilen will, ob das Ziel erreicht wurde, muss man zuerst wissen, was denn eigentlich das Ziel war. Wohin wollte die Bildungspolitik mit der Aufwertung der höheren Fachschulen zu Fachhochschulen? Bürgenstockkonferenz 2011

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Mitte der 90er-Jahre ortete man in der Schweiz einen Handlungsbedarf bei den höheren Fachschulen. i Man wollte eine Aufwertung dieser Studiengänge auf nationaler und internationaler Ebene erreichen. Die Abschlussdiplome sollten europafähig sein. Mit einer Erweiterung des Hochschulangebotes durch berufsorientierte Studiengänge wollte man die Sicherung des Nachwuchses an praktisch und wissenschaftlich ausgebildeten Kaderleuten erreichen. Die Erweiterung des Leistungsangebotes über den reinen grundständigen Unterricht hinaus im Bereich der Weiterbildung, der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung und der Dienstleistungen sollte sicherstellen, dass auch inhaltlich eine Weiterentwicklung geschieht. Insbesondere sollte mit dem Engagement in der Forschung sowohl die Wissenschaftlichkeit als auch der Praxisbezug im Unterricht gestärkt werden. Es ging grundsätzlich darum, die tertiäre Bildung stärken mit einer besonderen Art von neuen Hochschulen, die - und das ist wichtig – sowohl den Praxisbezug als auch Wissenschaftlichkeit garantierten. Wenn man heute den erweiterten Leistungsauftrag, etwa die anwendungsorientierte Forschung, in Frage stellt, so muss man einfach wissen, dass vor etwa 15 Jahren die Bildungspolitik die Forschung an Fachhochschulen explizit gefordert hat! Gleiches gilt für die Weiterbildung. Man muss wissen, dass in den Anfängen der Fachhochschulen der erweiterte Leistungsauftrag nachdrücklich, ja ultimativ eingefordert wurde. Viele unter uns haben einschlägige Erfahrungen machen können, etwa in der Peer Review im Jahr 2001, wo die international zusammengesetzten Peer Groups oft und zu Recht den Finger auf die noch wenig entwickelte anwendungsorientierte Forschung, und die erst in den Ansätzen sich befindende Weiterbildung legten. Aufmerksam beobachtet und kritisch hinterfragt wird gegenwärtig auch die Berufsbefähigung unserer Absolventinnen und Absolventen. Dies nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit der Umsetzung der Bologna Reform. Berufsbefähigung, Arbeitsmarktfähigkeit war und ist ein prominentes Ziel! Ihr müssen wir heute und in der Zukunft höchste Aufmerksamkeit schenken. Es ist richtig und auch verständlich, wenn die Praxis – etwa die Unternehmen, die Berufsverbände – die Berufsbefähigung beobachten und immer wieder einfordern. In diesem Bereich haben wir einen hohen Konsens zwischen allen Beteiligten. Unbestritten ist auch, dass das duale Bildungssystem, wie es die Schweiz über Jahrzehnte gepflegt und weiterentwickelt hat, einen hohen Wert für unsere Gesellschaft darstellt. Ich erlaube mir aber zwei Bemerkungen: Zum einen ist einmal mehr darauf hinzuweisen, dass die Welt der Fachhochschulen vielfältig geworden ist. Es gibt nicht nur Technik und Wirtschaft. Es gibt den Kunstbereich, es gibt die pädagogischen Hochschulen, es gibt Fachrichtungen wie soziale Arbeit, angewandte Linguistik, angewandte Psychologie, die Gesundheit – in all diesen Bereichen bilden wir auch berufsbefähigend aus und trotzdem gilt es die Unterschiede zu beachten. Dass in einer vielfältigen Hochschulwelt – die übrigens von der Politik explizit gewünscht war (z.B. Integration der GSK-Berufe) - auch eine Methodenvielfalt herrscht, dass die Zugänge zum Hochschulstudium sich differenzieren und die Berufsmaturität nicht in allen Fachbereichen der Königsweg sein kann, dürfte klar sein! Und zweitens: Die Klage, dass die Berufsbefähigung der Absolventinnen und Absolventen nicht mehr gegeben sei, ist nicht neu, sie ist ein „evergreen“. Ich erinnere mich, solche Argumente in allen Phasen meiner Laufbahn im Bildungswesen gehört zu haben. Unternehmer, Personalchefs, Berufsvereinigungen und auch Ehemalige, manchmal die Bürgenstockkonferenz 2011

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Dozierenden selber – sie neigen dazu, die Qualitäten der jeweils jungen Generation von Absolventen und Absolventinnen in Zweifel zu ziehen und in nostalgischer Verklärung die Vergangenheit schön zu reden. Das ist eine menschliche Eigenschaft, möglicherweise eine Alterserscheinung, hat aber mit Realitäten meistens wenig zu tun. Jeder von uns mag sich da seine eigene Meinung dazu bilden. Persönlich bin ich überzeugt, dass die Ausbildung die wir sie heute an den Fachhochschulen anbieten, um Welten besser ist als das, was in den 80er Jahren geboten wurde. Die Lehre ist reflektierter, die Dozentenschaft ist qualifizierter, Kontakte mit mit Praxispartnern sind geknüpft und intensiviert, das vermittelte Wissen sind nicht einfach simple Praktiker-Regeln sondern es ist hinterfragt und – last but not least - es ist uns auch gelungen, Anerkennung für unsere Fachhochschulausbildung über die nationalen Grenzen hinaus zu finden. Als Spannungsfeld bleibt die Frage, wie die Berufsbefähigung weiter entwickelt werden soll. Es bleibt die Frage, ob und in welchem Masse die Fachhochschulen mit immer neuen Studienangeboten und Studienrichtungen neue Ausbildungsbedürfnisse abdecken sollen und können. Bedürfnisse die ja – notabene - oft gerade aus der Praxis heraus, von Unternehmen, von Branchenverbänden formuliert werden Wir stellen in der Schaffung von neuen Leistungsangeboten sehr viel Kreativität fest, die in der FH-Welt manchmal etwas eigenartige Blüten treibt. Ich glaube da sind Entwicklungen im Gang, die wir kritisch reflektieren sollten. Und weitere Spannungsfelder ergeben sich aus Fragen wie: Auf welcher Stufe soll generalistisches Wissen und wann soll Vertiefungswissen (Spezialwissen) vermittelt werden. Was geschieht in der grundständigen Ausbildung, was in der Weiterbildung? Was vermitteln wir in der Bachelor-Ausbildung und was auf der Master-Stufe. Und es stellt sich auch die Frage, wann und auf welcher Stufe fachübergreifende, interdisziplinäre Studienangebote richtig und notwendig sind. Sind solche Angebote bereits in der ersten Stufe der Ausbildung sprich Bachelor-Ausbildung angesagt, oder sind interdisziplinäre Themen erst dann möglich, wenn eine Grundausbildung in einer Fachdisziplin absolviert wurde?

Qualität oder: Sind die Fachhochschulen Opfer ihres eigenen (quantitativen) Erfolgs? Wir alle wissen es: Wenn wir nach der Zahl der Studierenden an Fachhochschulen urteilen, so sind die Fachhochschulen eine beeindruckende Erfolgsgeschichte! Als ich 1998 in die Leitung der Zürcher Hochschule Winterthur kam, war ein permanentes Diskussionsthema und eine grosse Sorge, dass wir zu wenige Studierende haben würden. Und zwar nicht nur bezogen auf eine einzelne Hochschule, sondern für das System als Ganzes. Seither hat sich das Bild dramatisch verändert. Das Studium an Fachhochschulen ist begehrt, die Anmeldezahlen sind von Jahr zu Jahr gestiegen. Natürlich gibt es Unterschiede nach Fachbereichen, aber über das ganze System betrachtet ist die eingangs zitierte Sorge nicht eingetreten. Das Wachstum der Fachhochschulen ist sowohl innerhalb der Hochschulen als auch in der Bildungspolitik ein Thema. Für die Bildungspolitik ist es ein Thema weil mit der Zunahme der Studierenden die finanziellen Möglichkeiten arg strapaziert werden. Es ist nachvollziehbar, dass Bund und Kantone ihre Budgets für die Fachhochschulen nicht im gleichen Masse ausdehnen und in der Konsequenz die Finanzmittel, die wir pro Studierenden zur Verfügung haben, kleiner werden. Bürgenstockkonferenz 2011

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Auch wenn wir das beklagen: Die Finanzierungsspielräume werden enger werden und es stellt sich die Frage, wie gehen wir damit um? Rufen wir nach zusätzlichen Finanzierungsquellen, vom Staat, von Privaten? (Studiengebühren?) Konzentrieren wir uns auf Schwerpunkte? Können wir durch eine verstärkte Kooperation und durch Portfoliobereinigungen unter den Fachhochschulen vermehrt in der Qualität und auch im Ressourceneinsatz gewinnen? Überfluss macht bequem – knappe Mittel erfinderisch. Das ist zwar etwas vereinfacht, aber so falsch nicht! Ich glaube die Fachhochschulen haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, einen erheblichen Spardruck auszuhalten und abzufangen. Aber es gibt natürlich kritische Punkte - sind meines Erachtens in folgenden Feldern: In der Qualität und Quantität der Lehre In den vergangenen zehn Jahren wurden die Kosten der Lehre permanent gesenkt. War dies möglich durch Optimierungen oder bewegen wir uns auf eine stark verschlankte, dünne Ausbildung zu? Und wenn es weniger Finanzmittel gibt: Wären denn nicht auch die Anzahl Studienplätze zu limitieren? Beim erweiterten Leistungsauftrag: Können wir den erweiterten Leistungsauftrag – die Forschung, die Weiterbildung, die Dienstleistungen - ausdünnen oder gar über Bord werfen? Bei Wettbewerb und Kooperation Wieviel Kooperation müssen wir eingehen und wieviel Wettbewerb können wir uns leisten? Kooperationen als ein Mittel der Ressourcenoptimierung, der Nutzung von Synergien, wo wir gleichzeitig wissen, dass Wettbewerb qualitätssteigernd und deshalb ebenfalls notwendig ist? Und in der anwendungsorientierten Forschung Die Forschung an Fachhochschulen ist als Auftragsforschung konzipiert, die von einer Beteiligung – auch finanziellen Beteiligung - von Praxispartnern ausgeht. Müsste man vermehrt versuchen, und ist es überhaupt möglich, Forschung zu einem profitablen Geschäft zu machen? Oder würden wir uns damit noch stärker mit interessengeleiteten Forschungsaufträgen kompromittieren und Bildungsauftrag und Wissenschaftlichkeit gefährden? Fragen über Fragen! Klar scheint mir zu sein, dass bei engeren finanziellen Spielräumen Prioritäten gesetzt werden müssen, und dass nicht überall ein wenig gespart werden sollte, denn dann besteht die Gefahr, dass wir alles aber nichts richtig machen.

Hochschullandschaft, Hochschultypen, Hochschulprofile Mit der Schaffung der Fachhochschulen und ihrem erweiterten Leistungsauftrag war abzusehen, dass sich eine stärkere Überschneidung mit dem Leistungsauftrag von Universitäten ergeben würde. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn der Klageruf durch die Medien hallt, dass man nicht mehr genau wisse wer denn was eigentlich mache! Und von da ist der Schritt zur These, dass die Fachhochschule danach streben, zu Universitäten zu werden, nicht weit. Natürlich kann es nicht im Interesse der breiten Öffentlichkeit sein, dass Doppelspurigkeiten gepflegt werden und allgemeine Verunsicherung Platz greift. Wäre es deshalb nicht sinnvoll, Bürgenstockkonferenz 2011

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eine für alle Mal klare und eindeutige Abgrenzungen vorzunehmen und damit die Typologie der Hochschulwelt zu klären: Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen und dabei auch den Status der Kunsthochschulen zu definieren. Das tönt verlockend! Die Frage ist nur, welche Merkmale konstituieren einen bestimmten Hochschultypus? Die Fachdisziplin? Anwendungsorientierte versus Grundlagen-Forschung? Professionsorientierte Ausbildungen? Ja - aber: Wo wären denn die Ausbildungen zum Arzt, zum Juristen, zum Betriebswirt, zum Ingenieur oder – etwas exotisch - die Ausbildung zum Pfarrer – alles Berufsausbildungen – anzusiedeln? Und wie steht es mit der anwendungsorientierten Grundlagenforschung (um eine neue Begrifflichkeit des Schweiz. Nationalfonds zu verwenden)? Offenkundig haben wir grosse Überschneidungen zwischen universitären Hochschulen und Fachhochschulen und wir müssen eigentlich feststellen, dass die heute vorherrschende Typologie weitgehend historisch bedingt ist und kaum in eine Systematik passt! Und im weiteren gibt es deutliche Entwicklungen zur Konvergenz: Universitäre Hochschulen werden – in Bezug auf Anwendungsorientierung und Berufsbefähigung - immer mehr zu Fachhochschulen. Ich meine, dass jede Hochschule – auch die Fachhochschulen als Ganzes - gut daran tun, hauptsächlich und prioritär an ihrem Profil zu arbeiten, dieses zu entwickeln und zu schärfen. Vor einer wichtigen Schlüsselfrage kann man die Augen nicht verschliessen: Soll der dritte Zyklus von Bologna, die Doktoratsstufe, den universitären Hochschulen vorbehalten bleiben? Dies ist eine schwierige Frage, die auch innerhalb der Fachhochschulen kontrovers diskutiert wird. Einerseits kann man argumentieren, dass dies zur Sicherstellung des Nachwuchses an fachlich und wissenschaftlich qualifiziertem Personal notwendig ist. Anderseits darf man die Schwierigkeiten und Herausforderungen der PhD-Stufe nicht unterschätzen! Das erfordert hochqualifizierte Fachleute und ausreichend Ressourcen und es ist nicht sicher, ob wir die in jedem Fachbereich einfach so haben! Eine meines Erachtens noch zu wenig ausgelotete Möglichkeit wären auch gemeinsame Doktoratsprogramme mehrerer Hochschulen, Universitäten und Fachhochschulen. Wenn die Aussage von der Annäherung der Universitäten an Fachhochschulen stimmt, müssten solche Kooperationen zukünftig auch leichter möglich sein. Wichtig scheint mir, dass Hochschulen selber ihre Entwicklung bestimmen können. Die Hochschulautonomie – natürlich im Rahmen von Globalbudget, Leistungsauftrag und innerhalb von vereinbarten Qualitätsregeln – halte ich für eine conditio sine qua non für das erfolgreiche Bestehen des Bildungs- und Wissenschaftsraumes Schweiz im internationalen Kontext. Ich kann nicht glauben, dass eine staatliche Detailsteuerung des Hochschulsystems zum Nutzen und Gewinn der Schweiz wäre. Art. 26 im Entwurf zum HFKG sieht vor, die Studiengestaltung an Fachhochschulen zu regeln. Die Universitäten mögen sich heute in Sicherheit wiegen, da ja lediglich die Fachhochschulen „gebissen“ werden. Die Erfahrung zeigt leider, dass der Staat sehr oft an der Regulation Gefallen findet, und wenn heute die Fachhochschulen reguliert werden, dann werden morgen auch die Universitäten nicht ungeschoren davonkommen! Bürgenstockkonferenz 2011

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Zusammenfassend 1. In den vergangenen zehn Jahren ist mit dem Aufbau der Fachhochschulen Beachtliches geleistet worden. In ihrem Leistungsauftrag konzentrieren sich Fachhochschulen auf Praxisbezug und Wissenschaftlichkeit. 2. Autonome Hochschulen sollen sich zukünftig stärker und klarer auf die Entwicklung ihres spezifischen Profils konzentrieren. 3. Wenn es finanziell eng wird, hat inhaltliche Qualität klar Vorrang vor quantitativer Entwicklung. Gestatten Sie mir einige abschliessende Gedanken: Seit der Gründung der Fachhochschulen und der pädagogischen Hochschulen bis heute sind –historisch gesehen – nur wenige Jahre vergangen. In dieser kurzen Zeit ist viel passiert, viel umgestaltet worden. Strukturen sind angepasst worden, Hochschulen fusioniert, Förderprogramme lanciert, Gesetze und Verordnungen geschaffen. Ich habe viele dieser Veränderungen ganz nahe miterlebt und es ist eigentlich erstaunlich, dass die Hochschulen trotz diesen permanenten Änderungen immer noch so gut funktionieren. Tragen wir Sorge zu den Hochschulen, vor allem auch zu Menschen in den Hochschulen. Bildung ist ein langfristiger Prozess, der Zeit braucht – Hochschulen sind komplexe Gebilde, die sich nach ihren eigenen Gesetzmässigkeiten entwickeln und wachsen – wie im Bild welches in einem afrikanischen Sprichwort aus Uganda gezeichnet wird: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

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Ich beziehe mich im Folgenden auf die Botschaft des Bundesrates zur Einführung eines Bundesgesetzes über die Fachhochschulen vom 30. Mai 1994.

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