Exportinitiative Umwelttechnologien Pilotprojekte in 8 Auslandshandelskammern, koordiniert durch die DIHK Service GmbH, gefördert durch das BMUB „Lösungen für Umweltprobleme im Wassersektor in Saudi-Arabien“ Pilotprojekt der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen (AHK Saudi-Arabien)

Modul 3: Strategiepapier

Stand: Riad, 01.11.2016 Autor: Dr. Zietlow, Kim J.

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Dokumentation des Workshops

Am 2. Und 3. Oktober 2016 fand der Workshop (Modul 2) im Rahmen des Projekts „Lösungen für Umweltprobleme im Wassersektor in Saudi-Arabien“ in der Asharqia Chamber of Commerce & Industry in Dammam statt (siehe Progamm im Anhang). Das Ziel war es, verschiedene Stakeholder, die im Wassersektor Saudi-Arabiens tätig sind, mit deutschen und internationalen Experten zusammenzubringen, um Probleme, Ansatzpunkte und mögliche Lösungen zu diskutieren. Eine vollständige Teilnehmerliste befindet sich im Anhang. Basierend auf der Kurzanalyse (Modul 1) wurde das Workshopprogramm entworfen. Dabei wurde klar, dass es drei zentrale Themengebiete im Wassersektor gibt, wonach Umweltprobleme unterschieden und betrachtet werden können. Diese Unterteilung war sowohl für die Struktur und den Aufbau des Workshops als auch für die Auswahl von Experten und Vorträgen ausschlaggebend. Angelehnt an das Ziel des Workshops, also den regen Austausch zwischen Stakeholdern und Experten, wurden verschiedene Strukturelemente ausgewählt. Diese haben maßgeblich zu einer produktiven und interaktiven Atmosphäre beigetragen und werden in den jeweiligen Abschnitten des Strategiepapiers im Folgenden dargestellt. Eine zentrale Rolle hat der interkulturelle Kontext der Veranstaltung gespielt. Bei einer multikulturellen Teilnehmergruppe besteht immer die Gefahr, dass es zu Kommunikationsund Interaktionsbarrieren kommt, die den Ablauf und den Erfolg des Events beeinflussen können. Durch die gezielte Auswahl eines professionellen Moderators und die enge Abstimmung im Vorfeld des Workshops ist es gelungen, derartige Probleme zu vermeiden. 1.1 Opening Ceremony und Stakeholderpräsentationen Im ersten Teil des Workshops wurde durch eine formale Eröffnung der Rahmen für die Veranstaltung gesetzt, sodass alle Teilnehmer gut vorbereitet in die folgenden Themenblöcke einsteigen konnten. Herr Oliver Oehms, Delegierter der Deutschen Wirtschaft für SaudiArabien, Bahrain und Jemen, betonte in seiner Eröffnungsrede die enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien und die Bereitschaft, deutsches Expertenwissen in den saudischen Wassersektor einfließen zu lassen. Vor allem vor dem Hintergrund der Saudi Vision 2030 wären technologische Kenntnisse zentral, um im Wassersektor eine größere Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erreichen. Im Anschluss legte Frau Nilgün Parker, Leiterin des Referats G I 5 „Wirtschaft, Innovation, Beschäftigung; nachhaltige Unternehmensführung“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) dar, inwiefern der Workshop in das Portfolio des Ministeriums fällt. In ihrem Vortrag bekräftigte sie, dass grüne Technologien und Prozesse entscheidend für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie z.B. Klimawandel und Verknappung von natürlichen Ressourcen sind. Als weltweiter Vorreiter in der Entwicklung und Nutzung von grünen Technologien hat Deutschland international eine besondere Stellung. Das BMUB geschätzt, dass in Deutschland der Markt für grüne Technologien ein Volumen von 344 Milliarden Euro hat, woraus sich vielfältige Chancen für private Unternehmen und Forschungseinrichtungen ergeben. Durch die neugeschaffene Initiative „Export grüner und nachhaltiger (Umwelt-) Infrastruktur“ fördert das Ministerium unter anderem 8 Pilotprojekte verschiedener AHKs, um in den Bereichen Wasser, Abwasser und Abfall Möglichkeiten einer bilateralen Kooperation zwischen der deutschen Privatwirtschaft und den jeweiligen Zielländern zu identifizieren.

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1.2 Themenblock 1: Abwasseraufbereitung (Waste water treatment) Nach kurzen Präsentationen von drei Stakeholdern fand am Nachmittag des ersten Tages der erste Block zum Thema „Abwasseraufbereitung“ statt. Wie in Modul 1 analysiert, gibt es in diesem Sektor zwei zentrale Probleme: 

Das Abwassernetz ist unzureichend ausgebaut, sodass ein großer Teil der Haushalte nicht an ein zentrales Netz angeschlossen sind. Dadurch wird ein großer Teil des gesamten Abwasser ungeklärt ins Meer (Rotes Meer, Arabischer Golf), künstliche Seen (z.B. Musk Lake) oder anderweitig in die Natur entlassen.



Die derzeit genutzten Verfahren zur Abwasseraufbereitung führen teilweise zu Umweltproblemen, zum Beispiel durch die Nutzung von Chemikalien oder fossilen Brennstoffe.

Strukturell war dieser Teil in Expertenpräsentationen und Arbeitsgruppen unterteilt. Herr Alexandros Stefanakis stellte eine Alternative zu konventionellen Klärverfahren dar und beleuchtete die Vorteile für eine Anwendung in Saudi-Arabien. Herr Robert Körner beleuchtete im Anschluss die Vorteile eines dezentralen Abwassersystems, wodurch gezielter, effizienter und möglicherweise auch kostengünstiger Abwasser behandelt werden kann. Beide Präsentationen stimulierten angeregte Diskussionen mit den Publikumsteilnehmern. Nach diesem Einstieg in das Thema wurden die Teilnehmer getrennt, um in kleinen Gruppen Lösungsansätze zu diskutieren. Diese gingen über technische Aspekte hinweg und beleuchteten auch finanzielle und politische Aspekte. Die wichtigsten Ergebnisse sind im Folgenden kurz zusammengefasst: 

Regulierung und Vollstreckung: Es muss geeignete Vorschriften und Richtlinien geben, damit eine erfolgreiche Abwasseraufbereitung möglich ist. Dies scheint jedoch in Teilen bereits vorhanden zu sein. Es mangelt jedoch verstärkt an der Vollstreckung, sodass unkontrollierter Ausfluss und Entladung üblich sind.



Dezentrales Abwassermanagement: Durch ein dezentrales System können Abwasserquelle (z.B. industrieller Produktionsstandort oder private Haushalte) und Kläranlage näher zueinander gebracht werden. Mobiler Transport von Abwasser mit Hilfe von Tanklastern wird überflüssig. Eine Steigerung der Menge geklärten Abwassers ist somit einfacher möglich.



Politisches Engagement: In einem streng hierarchisch organisierten Land wie SaudiArabien ist es unabdingbar, dass Impulse und Veränderungen von der politischen Führung aus initiiert werden müssen. Es wurde deutlich, dass die technischen Lösungen für eine sauberere und effizientere Abwasserklärung vorhanden und auch teilweise bekannt sind, jedoch kein regulatorischer Rahmen für das Land besteht, der eine Umsetzung fördert.



Anreize für Nutzung von geklärtem Wasser: Durch größere Anreize für eine ökonomische Nutzung von gereinigtem Wasser, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder für städtische Bewässerung von Grünanlagen, wird ein Ausbau der Klärkapazitäten gefördert.

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1.3

Wissenstransfer: Es besteht großer Bedarf an einem erweiterten Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Privatwirtschaft. Ein regelmäßiger Wissenstransfer und Austausch würde zu einem größeren Verständnis der Vorteile einer Nutzung umweltfreundlicherer Verfahren führen. Themenblock 2: Wassersparverhalten (Water conservation)

Der zweite Tag des Workshops begann mit dem Themenblock Wassersparverhalten, der in einen Expertenvortrag und eine Podiumsdiskussion gegliedert war. Dr. Omar Ouda, Professor an der Prince Mohammad Bin Fahd University (PMU) in Al-Khobar, erläuterte die akute Wasserknappheitssituation in Saudi-Arabien, um auf die Notwendigkeit des Wassersparens aufmerksam zu machen. Anhand von Fakten und einer Simulation wurde deutlich, dass das Wasserdefizit in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen wird. Somit müsste umso mehr abgewogen werden, welche Maßnahmen ökonomisch sinnvoller sind als andere. Es wurde deutlich, dass die Ausweitung von Meerwasserentsalzung und die verstärkte Förderung von fossilem Grundwasser keine langfristigen Lösungen sind. Stattdessen müsste ein stärkerer Fokus auf die Schaffung von Anreizen zu einem geringeren Verbrauch in allen Sektoren (Landwirtschaft, Industrie, private Haushalte) gelegt werden. In der anschließenden Podiumsdiskussion nahm neben Prof. Ouda auch Dr. Kim J. Zietlow teil, der vor allem zu urbanem Wassermanagement und privatem Wassersparverhalten geforscht und publiziert hat. Zusammen mit dem Publikum wurden verschiedene Ansätze diskutiert, inwiefern der Wasserverbrauch in Saudi-Arabien begrenzt oder sogar reduziert werden kann. In Bezug auf den hohen Wasserbrauch in der Landwirtschaft kamen drei Ansätze zur Sprache: 

Verstärkte Kontrollen von illegalen Brunnen und Durchsetzung und Einforderung der bestehenden Wassertarife



Begrenzung von landwirtschaftlicher Produktion allgemein



Kapazitätsentwicklung auf verschiedenen Ebenen, um alle Akteure über wassersparende Technologien und Vorteile einer Nutzung von wassersparenden Anbaupflanzen zu informieren

Zu industriellem Wasserverbrauch gab es einen Konsens, dass die neu definierten Wasserpreise ökonomisch angemessen sind und weiterhin stringent eingefordert werden sollen. Jedoch waren sich auch alle Teilnehmer einig, dass ein großer Bedarf an einer Reduzierung des privaten Wasserverbrauchs besteht. Diesbezüglich wurden zwei Ansätze diskutiert: 

Angemessene Bepreisung des Leitungswassers: Preise dienen nicht nur den Wasserversorgern für eine Deckung von laufenden und Investitionskosten, sondern signalisieren auch den Grad der Knappheit und verweisen auf die tatsächlichen Produktions- und Bereitstellungskosten. Aktuell wird das Leitungswasser stark subventioniert und Haushalte sind oft nicht über ihre konkreten Verbrauchsmengen informiert (vgl. Smart Metering). Zusätzlich muss ein Tarifsystem geschaffen werden, das gesellschaftlich fair ist, also Großverbraucher stärker belastet als kleine Haushalte.



Maßnahmen zur Steigerung des Bewusstseins: beispielsweise mit Hilfe von Medienkampagnen muss die Bevölkerung auf die akute Wasserknappheit und die hohen

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gesamtwirtschaftlichen Kosten der bestehenden Wasserversorgung aufmerksam gemacht werden. Der Appell an das Wertesystem und Verständnis jedes Einzelnen sollte ein komplementärer Ansatz zu einem ökonomischen Anreizsystem sein. Übergreifend wurde auch hier der Bedarf an einem besseren Austausch zwischen Wissenschaft und Entscheidungsträgern geäußert. Erfahrungen aus der Vergangenheit, wie zum Beispiel die Anpassung der Wassertarife Anfang 2016, zeigen, dass durch frühzeitige Konsultation von Experten und durch eine konsequente Begleitung der Umsetzung große Komplikationen vermieden werden können. Natürlich bedarf es politischen Willens, um derartige Prozesse umzusetzen. 1.4

Themenblock 3: Meerwasserentsalzung (Water desalination)

Zum Ende des zweiten Tages fand der Themenblock zu Meerwasserentsalzung statt. Basierend auf zwei Vorträgen von Dr. Sergio Casimiro und Hasan Kashif haben die Teilnehmer gemeinsam die Chancen und Möglichkeiten von solarthermischer Meerwasserentsalzung diskutiert. Es wurde deutlich, dass die Kopplung von Solarkraftanlagen mit Meerwasserentsalzungsanlagen große Umweltentlastungspotenziale birgt. Die anschließende Diskussion fokussierte sich dann vor allem auf die Probleme und Bedingungen einer flächendeckenden Umsetzung in Saudi-Arabien. Folgende Aspekte sind dabei entscheidend:

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Langfristige Kostenabschätzung: Neben der Höhe anfänglicher Investitionskosten muss vor allem eine gute Abschätzung der notwendigen Instandhaltungskosten und Ersatzinvestitionen möglich sein. Das betrifft vor allem die Abnutzungsbedingungen der Membrane, die bei Umkehrosmoseanlagen zum Einsatz kommen, und die gesamte Technik der Sonnenenergiekollektoren (PV, CSP).



Informationen zu Sonneneinstrahlung: Da auch über Jahre hinweg die Sonneneinstrahlung an ein und demselben Standort stark variieren kann, ist es wichtig, verlässliche Informationen darüber zu sammeln. Um die finanziellen Konsequenzen besser abschätzen zu können, sind ausreichend Wetterdaten notwendig, die über ein Netz an Wetterstationen erfasst werden.



Informationen zu Wetterbedingungen: In Saudi-Arabien wären solarthermische Kraftwerke verschiedenen Wettereinflüssen ausgesetzt. Das größte Problem stellen Sandstürme dar, die die Sonnenenergiekollektoren beschädigen und deren Leistung beeinträchtigen können.



Informationen zu den lokalen Umweltbedingungen: Wie auch bei jeder anderen Meerwasserentsalzungsanlage ist es auch hier wichtig, Salzgehalt und Temperatur des Wasser, Vorkommen von Algen und Quallen, Aufkommen des lokalen Schifffahrtsverkehrs und andere Gefahrenquellen zu prüfen.



Nutzung als Backup: Die Leistung solarthermischer Kraftwerke ist stark von den aktuellen Wetterbedingungen abhängig. Da Energiespeicherung noch nicht in großem Maße möglich ist, sollten diese Kraftwerke nur als Unterstützung zu konventioneller Meerwasserentsalzung und als Backup genutzt werden. Zusammenfassung und Ausblick

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Zum Ende des Workshops fasste Dr. Kim J. Zietlow die Aktivitäten und Ergebnisse der beiden Tage noch einmal zusammen und erläuterte die weiteren Schritte im Projekt. Beispielsweise sollen mit dem Einverständnis von Frau Parker und Frau Karatschai alle Präsentationen und ein abschließender Report den Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich wurde besprochen, dass ein weiterführendes Engagement bewertet und mit DIHK und BMUB abgestimmt wird.

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Ansatzpunkte für ein deutsches Engagement

Deutsche Unternehmen sind weltweiter Vorreiter in der Entwicklung und Nutzung grüner Technologien. Wie auch dieser Workshop gezeigt hat, sind viele Unternehmen weltweit aktiv und implementieren teilweise seit Jahrzehnten Projekte auf allen Kontinenten. Vor dem Hintergrund dieser technologischen Expertise und der Erfahrungen mit einer umweltfreundlichen Regulierung in Deutschland bietet ein Engagement deutscher Unternehmen große Chancen für Saudi-Arabien, um im Wassersektor energieeffiziente und umweltfreundliche Lösungen zu schaffen. Die Förderung grüner deutscher Technologien im Wassersektor in Saudi-Arabien bedarf einer guten Vorbereitung. Der Workshop hat gezeigt, dass vor allem auf politischer und ministerialer Ebene die notwendigen Bedingungen für eine landesweite Transformation des Sektors erst noch geschaffen werden müssen. Um den Kontext besser zu verstehen, wird im Folgenden zwischen Status Quo und zukünftigen Bedarfen und Ansatzpunkten unterschieden. Erst durch ein Verständnis der lokalen Rahmenbedingungen und Prozesse, die zu politischen Veränderungen (im Wassersektor) führen, lassen sich die Anknüpfungspunkte auf verschiedenen Ebenen aus deutscher Sicht identifizieren und bewerten. 2.1

Status Quo

Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie, deren König und Staatsoberhaupt seit Anfang 2015 Salman bin Abdulaziz Al-Saud ist. Ein Parlament im Sinne einer gewählten Volksvertretung gibt es nicht. Jedoch besteht seit 1992 die Beratende Versammlung (Madjlis Al-Shura), die die Funktion eines Konsultativorgans hat und zu Gesetzesvorhaben Stellung nimmt. Sie ist jedoch nicht befugt, selbst aktiv zu werden. Reformvorschläge können allerdings von den Ministerien eingereicht werden, wobei die alleinige Entscheidungsgewalt beim König verbleibt. Durch eine auch sonst sehr hierarchische Gesellschaftsstruktur ist es somit nur mit Hilfe der höchsten Entscheidungsträger möglich, Veränderungen zu schaffen. Im saudi-arabischen Wassersektor gibt es verschiedene Akteure, die im Hinblick auf ein deutsches Engagement wichtig sind. Das Ministerium für Umwelt, Wasser und Landwirtschaft (MEWA) ist die höchste Institution des Landes, die sich mit der Wasserversorgung und dem Wassermanagement beschäftigt. Das Ministerium entwickelt Pläne und Projekte, führt diese aber nicht selber aus. Dazu delegiert es seine Kompetenzen an verschiedene Partner, die staatlich aber auch teilweise teilprivatisiert sind. Die Saline Water Conversion Cooperation ist auf die Herstellung von Frischwasser durch Meerwasserentsalzung und dessen Überleitung in das jeweilige lokale Wassernetz spezialisiert. Die National Water Company (NWC) ist beispielsweise für die Wasserversorgung aus Grundwasserspeichern und Oberflächenwasser verantwortlich. In Bezug auf Abwasserentsorgung und -aufbereitung ist NWC jedoch nur für die Städte Riad, Dschidda, Mekka und Taif zuständig, wobei regionale Versorger das restliche Land abdecken. Abbildung 1 ist eine Folie aus der Präsentation von Dr. AlQadi, einem technischen Berater des NWC-CEOs. Sie zeigt die heterogene Struktur von Verantwortlichkeiten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Neben SWCC, NWC und MEWA gibt es auch Aktivitäten privater Akteure. NWC nutzt große internationale Versorgungsunternehmen wie z.B. Veolia in Riad, um die städtische Wasserversorgung zu gewähren. Unternehmen wie ILF-Tecon unterstützen zusätzlich seit Jahren durch ihre Expertise.

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Abbildung 1: Wertschöpfungskette des Wassersektors

2.2

Zukünftige Bedarfe und Ansatzpunkte

Der saudi-arabische Wassersektor steht vor großen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren in Angriff genommen werden müssen. Wie der Workshop zum Vorschein brachte, ist oftmals ein Bewusstsein für ein Problem vorhanden, jedoch werden Lösungen nicht zeitnah und konsequent umgesetzt. Um einen besseren Überblick zu bekommen, inwiefern sich deutsche Unternehmen und Behörden in Saudi-Arabien engagieren könnten, werden in diesem Abschnitt die größten Herausforderungen in Bezug auf Umweltprobleme beschrieben. Diese sollen als grobe Orientierung für weitere Projektmaßnahmen dienen. 2.2.1 Ausbau des Netzwerks von Abwasseraufbereitungsanlagen In Saudi-Arabien wird nur ca. 40% des Abwassers durch ein Kanalsystem gesammelt. Somit findet an vielen Stellen eine Verunreinigung von Grundwasser und Böden durch unkontrollierten Abfluss statt. Der politische Wille ist da, diese Quote in Zukunft weiter zu steigern. Deshalb ergeben sich allgemein Chancen für deutsche Unternehmen, an Ausschreibungen teilzunehmen, um derartige Projekte zu gewinnen. Diese Stoßrichtung ist langfristig zu betrachten, da es Jahrzehnte dauern wird, um eine ähnlich hohe Abdeckung wie zum Beispiel in Deutschland zu erreichen. Abgesehen von einer Steigerung des Volumens gereinigten Abwassers besteht die Möglichkeit, sich auf die Reinigungsverfahren zu konzentrieren. Dabei spielt einerseits die Reinigungsleistung eine Rolle und andererseits die Umweltbelastung durch Schadstoffe wie

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Chemikalien, die zum Einsatz kommen, oder der Energieverbrauch. Reinigungsleistung bezieht sich hier vorwiegend auf die Unterscheidung zwischen Verschmutzungsstufen, die jeweils einen anderen Reinigungsgrad benötigen. Beispielsweise sind Haushaltsabflüsse weniger verunreinigt als Industrieabwässer. Um die Effizienz des gesamten Systems zu verbessern, wäre ein Ansatz, dezentral Reinigungsanlagen zur Behandlung stark verschmutzten Abwassers zu installieren, die auch eine eher geringere Kapazität haben dürfen. Es muss eine passgenaue Wahl der Technologie und gesamten Konfiguration der Anlage basierend auf den konkreten lokalen Bedingungen stattfinden. Zum Beispiel durch die Nutzung einer Reinigungsvorstufe wird stark verschmutztes Wasser vorgereinigt und ein homogenerer Verschmutzungsgrad des zentralen Abwassergemischs erreicht, sodass die Hauptkläranlage auf geringen Reinigungsbedarf und dadurch höhere Leistung ausgerichtet sein kann. Eine deutsche Initiative wäre sicher sehr willkommen, da dieses Thema bekannt und deutsche Technologien beliebt sind. Aus betriebswirtschaftlicher und umweltpolitischer Sicht ist die Nutzung eines dezentralen und effizienten Systems von Kläranlagen sinnvoll. Jedoch ist entscheidend, dass dieser Vorstoß durch hohe politische Entscheidungsträger mitgetragen wird, damit die entsprechenden Akteure zu einer Umsetzung bereit sind. Ansonsten ist es trotz guter Argumente schwierig, eine Veränderung herbeizuführen. 2.2.2 Nutzung von gereinigtem Abwasser Die andere Seite der Abwasseraufbereitung zielt auf die Steigerung der Nutzung von gereinigtem Abwasser. Bisher gibt es bis auf wenige Pilotprojekte keine flächendeckende Nutzung trotz teilweise sehr hohem Reinigungsgrad. Hier muss man zwischen der privaten und der öffentlichen Nutzung unterscheiden. Die private Nutzung bezieht sich vor allem auf die Bewässerung in der Landwirtschaft. Wie auch in vielen anderen Ländern üblich, wäre es möglich, geklärtes Abwasser flächendeckend zur Bewässerung von Feldern zu nutzen. Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, dass der Anbau von Nahrungsmitteln für den Verzehr durch den Menschen (zum Beispiel Obst und Gemüse) betroffen ist. Diesbezüglich gibt es große Vorbehalte, die es abzubauen gilt. Einfacher hingegen ist die Nutzung des Wassers in der Futtermittelproduktion oder bei der Bewässerung von Grünanlagen. Im öffentlichen Raum können Parkanlagen oder Erholungsgebiete durch die Nutzung gereinigten Abwassers geschaffen werden. Es ist eindeutig, dass somit die Lebensqualität vieler Menschen gesteigert werden kann. Saudi-Arabien hat auf Grund der klimatischen Bedingungen wenige bis gar keine natürlichen Grünflächen. Dies steht jedoch im Kontrast zu dem Bedürfnis vieler Menschen, mit der Natur in Kontakt zu treten. Gerade am Wochenende sieht man immer wieder Familien, die unter kargen Bäumen ein Picknick abhalten. Aus ökonomischer Sicht vergleicht man hier die Opportunitätskosten, die durch die Nutzung von gereinigtem Meerwasser entstehen würden. Ein deutscher Beitrag wäre hier in erster Linie auf institutioneller Ebene sinnvoll, um Kapazitäten aufzubauen. Neben einem allgemeinen Interesse der saudischen Entscheidungsträger wären vor allem Informationsveranstaltungen und Workshops notwendig, um über die gefahrlose Nutzung von gereinigtem Abwasser und dessen Vorteile zu informieren. NWC hat explizit die Steigerung des Wiederverbrauchs von gereinigtem Abwasser als eines seiner drei Hauptziele für die Zukunft (siehe Präsentation von Dr. AlQadi) definiert.

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2.2.3 Reduzierung von Wasserverlusten Ein weiteres Problem in Saudi-Arabien ist, dass es massive Verluste beim Transport von Wasser gibt (non-revenue water). Allgemein wird damit die Differenz zwischen der Menge an produziertem Wasser (Quelle) und der Menge an Wasser gemessen, das beim Verbraucher ankommt. Jeglicher Unterschied ist auf Leckagen oder Diebstahl, also unerlaubtes Anzapfen und Umleiten von Wasser, zurückzuführen. Dr. AlQadi hat in seiner Präsentation explizit auf dieses Thema aufmerksam gemacht und die bisherigen Erfolge der NWC dargestellt. Seit der Gründung der NWC war es eines ihrer Hauptziele, Wasserverluste zu reduzieren. Somit konnte zwischen 2008 und 2015 bereits Wasser im Wert von 1,6 Milliarden USD gespart werden. Auch wenn dieses Thema nicht zentraler Bestandteil des Workshops war, birgt es einerseits großes Potenzial, um zum Ressourcenschutz beizutragen. Andererseits können deutsche Unternehmen auch durch ihre Expertise zu einer besseren technischen Ausstattung und Steigerung der Kapazitäten der lokalen Behörden und Wasserversorger beitragen. Die bisherigen Erfolge der NWC sind wichtig, aber Workshopteilnehmer berichteten, dass der Anteil von Wasserverlusten an der Wasserversorgung teilweise noch bei bis zu 40% liegt. Auch wenn deutlich wurde, dass NWC dieses Thema sehr ernst nimmt, können Fachwissen und Technologien aus Deutschland hier weiterhin unterstützen. 2.2.4 Bau von solarthermischen Wasserentsalzungsanlagen Ein Hauptthema des Workshops war der hohe Verbrauch von fossilen Rohstoffen zur Meerwasserentsalzung. Aktuell verbraucht Saudi-Arabien dafür in seinen landesweit 27 Anlagen ca. 1,5 Million Barrel Öl pro Tag. Diese Menge ist relativ klein im Vergleich zur gesamten Tagesproduktion. Jedoch sind hier die Opportunitätskosten entscheidend, also der Umsatz, den das Land durch den Verkauf des Öls, bzw. die Wertschöpfung durch anderweitige Nutzung erreichen könnte. Auch wenn der geringe Ölpreis die Opportunitätskosten massiv reduziert, sollte Saudi-Arabien die Nutzung von alternativen Energiequellen, vor allem Solarenergie, vorantreiben. Im Workshop wurde das Pilotprojekt in Al-Khafji vorgestellt, bei dem ein Solarenergiepark mit einer Meerwasserentsalzungsanlage gekoppelt wurde. Wie ausführlich in Kapitel 1.4 beschrieben, gibt es noch verschiedene Hindernisse auf dem Weg zu einer reibungslosen Nutzung derartiger Anlagen. 2.2.5 Reduzierung der Wassernachfrage Saudi-Arabien hat einen Pro-Kopf-Wasserverbrauch von ca. 240 Litern pro Tag. Dieser Wert liegt weit über dem internationalen Durchschnitt und muss im Hinblick auf die akute Wasserknappheit langfristig gesenkt werden. Nichtsdestotrotz verbraucht der landwirtschaftliche Sektor wie auch in den meisten anderen Ländern der Welt mit Abstand die größte Menge an Wasser. Dr. Ouda verdeutlichte in seiner Präsentation die Unterschiede zwischen Wasserverbrauchern (private Haushalte, Industrie, Landwirtschaft) und zeigte, dass die Landwirtschaft im Jahr 2010 15 Milliarden Kubikmeter Wasser nachfragte. Dieser riesige Bedarf wurde vornehmlich durch die nicht-nachhaltige Nutzung von fossilem Grundwasser gedeckt. Um die Auswirkungen von unterschiedlichen Annahmen zur zukünftigen Entwicklung des Wassersektors zu verstehen, hat Dr. Ouda drei Prognosen entwickelt, die einen jährlichen

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Wasserverbrauch zwischen 7 und 12 Milliarden Kubikmetern bis zum Jahr 2030 in der Landwirtschaft vorhersagen. Es ist jedoch nicht klar, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Es gibt drei Stoßrichtungen, um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren. Erstens, es gibt ein Defizit in der Erfassung von Verbrauchsdaten von landwirtschaftlichen Betrieben und kein effektives System, um die Nutzung von illegalen Brunnen zu bekämpfen. Da es keine verlässlichen Zahlen zur Anzahl der Brunnen gibt, ist es unmöglich die Menge an Wasser zu schätzen, die außerhalb des Systems ohne Erfassung und Bepreisung verloren geht. Zweitens, gibt es verpflichtende Maßnahmen, die auch konsequent umgesetzt werden. Zum Beispiel hat die Regierung bereits die Subventionen für den Anbau von Weizen auslaufen lassen. Außerdem könnte ein Produktionsverbot von bestimmten Getreidearten eingeführt werden. Oder die Herstellung von Futtermittel für Tierproduktion wird landesweit untersagt. Derartige „command-and-control“-Ansätze sind nicht beliebt und auch nicht ökonomisch sinnvoll, da zwar das eine Ziel (hier: geringerer Wasserverbrauch) erreicht wird, aber ungewollte negative Konsequenzen auftreten können. Drittens, alternativ könnten ökonomische Anreize genutzt werden, die den Produzenten klare Richtungen vorgeben, sie aber nicht in ihrer Handlungsfreiheit einschränken. Zum Beispiel zeigt eine differenzierte Wassertarifstruktur an, wie viel jeweils ein bestimmter Wasserverbrauch pro Periode kostet. Somit kann jedes Unternehmen selber berechnen, was die optimale Menge an landwirtschaftlicher Produktion ist und welche sonstigen Maßnahmen zum Erreichen des eigenen betriebswirtschaftlichen Ziels nötig sind. Dabei spielen einige Aspekte eine zentrale Rolle, die über die reine Produktionsmenge hinausgehen. Zum Beispiel beeinflussen der Mix an Anbaupflanzen und die Auswahl der gehaltenen Tiere (Hühner, Rinder, Schafe, Ziegen) direkt den Wasserverbrauch. Außerdem gibt es verschiedene Bewässerungstechniken, die sich teilweise massiv im Hinblick auf Effizienz unterscheiden. Gerade in ariden Gebieten ist Tropfbewässerung weit verbreitet, da dadurch die genaue Zufuhr von Wasser punktgenau reguliert werden kann. Es ist klar, dass das saudi-arabische Wasserministerium (MEWA) politische Maßnahmen entwickeln muss, auf deren Basis dann neue Regularien geschaffen werden. Dieser Prozess kann bereits von deutscher Seite begleitet werden. Hier spielt vor allem Kapazitätsentwicklung eine große Rolle, da die Ausgestaltung jeglicher Maßnahmen zwingend auf Basis von wissenschaftlichen Studien erfolgen muss, um umwelttechnische und ökonomische Effekte abzuschätzen. Im nächsten Schritt, also der Reaktion der Unternehmen, können deutsche Unternehmen Wissen, Erfahrungen und technische Lösungen in Saudi-Arabien anbieten, um eine Reduzierung des Wasserverbrauchs tatsächlich möglich zu machen.

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Skizzierung zukünftiger Projekte

Wie in Kapitel 2 beschrieben, hat der Workshop eine Vielzahl an möglichen Ansatzpunkten für ein deutsches Engagement im Wassersektor Saudi-Arabiens offengelegt. Es ist jedoch klar, dass eine Fokussierung stattfinden muss, da nicht jede Stoßrichtung gleichermaßen sinnvoll ist und verfolgt werden kann. Es ist auch zu berücksichtigen, dass die Ansatzpunkte vor dem Hintergrund der Interessen des BMUB und der lokalen Kapazitäten von GESALO bewertet werden müssen. Deshalb skizziert dieses Kapitel zwei konkrete Projekte, die ein großes Entlastungspotenzial der lokalen Umwelt versprechen und zugleich deutschen Unternehmen auf Grund ihres speziellen Fachwissens und ihrer Technologien Chancen im saudischen Wassersektor bieten. Dieses Projekt war der Anstoß einer langfristigen Initiative von GESALO, um den Markteinstieg deutscher Technologieanbieter in den saudischen Wassersektor vorzubereiten. Nachdem der Workshop Anfang Oktober Bedarfe der lokalen Behörden und Unternehmen zum Vorschein gebracht hat und ein Dialog zwischen unterschiedlichen Akteuren angestoßen wurde, wäre eine Fortführung der begonnen Aktivitäten sinnvoll. Dass bisher noch nicht ausreichend der Nährboden für eine Markterschließung und zukünftige Geschäftsanbahnungen geschaffen wird, sollte klar sein. Deshalb ist es umso wichtiger, das anstehende KMU Markterschließungsprogramm des BMWi als integralen Bestandteil dieser Initiative von GESALO zu verstehen. Für das Jahr 2017 könnte sich daraus eine Doppelstruktur ergeben, die eine enorme Schlagkraft hätte. Durch die Exportinitiative Umwelttechnologien (BMUB) kann GESALO in Zusammenarbeit mit ausgewählten Projektpartnern auf institutionaller Ebene die Rahmenbedingungen für eine deutsche Beteiligung an Vorhaben zu größerem Umweltschutz im saudischen Wassersektor schaffen. Gleichermaßen kann GESALO durch das BMWiMarkterschließungsprogramm die Verbindung zwischen deutschen Technologieanbietern und saudischen Behörden und Unternehmen herstellen. 3.1 Projektvorschlag 1: Kapazitätsentwicklung von Entscheidungsträgern – Ausbau und Entwicklung des industriellen und kommunalen Abwassersektors Saudi-Arabiens Ein Problemfeld im saudi-arabischen Wassersektor ist die Behandlung von Abwasser. Einerseits ist das Abwassernetz unzureichend ausgebaut, sodass nur ein Bruchteil des Abwassers durch Rohrleitungen zu Kläranlagen geführt wird. Zusätzlich ist die gesamte Infrastruktur auf zentrale Kläranlagen ausgerichtet, denen ein Gemisch aus industriellem und privatem Abwasser zugeführt wird. Dieses Vorgehen ist nicht effizient und führt deshalb zu unnötigen Kosten. Das Ziel eines Folgeprojekts könnte somit sein, Entscheidungsträger zu identifizieren und sie für die aktuelle Problemstellung zu sensibilisieren, sodass sie mit Hilfe deutscher Unternehmen dezentrale Lösungen entwickeln und umsetzen. Dieses Vorhaben würde in zwei Phasen unterteilt sein und jeweils unterschiedliche Stakeholder und Ziele erfordern. GESALO würde auf Grund seiner jahrzehntelangen Erfahrung vor Ort und seines weitreichenden lokalen Netzwerks die Rolle des Projektkoordinators gut übernehmen können. Im Folgenden werden die beiden Phasen skizziert und im Anschluss daran die wichtigsten Akteure und ihre Rollen erwähnt.

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Phase 1: Schaffung Wasserministerium

von

Handlungsbedarfen

bei

Entscheidungsträgern

im

Entscheidungsträger im Wasserministerium müssen auf Grund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung des Landes Teil des Projekts werden, um jegliche Veränderungen auf regionaler und lokaler Ebene zu schaffen. Deshalb ist es kritisch, zuerst Führungspersönlichkeiten für dieses Unterfangen zu gewinnen, um die nötige Autorität und Durchschlagskraft für eine konkrete Umsetzung in der zweiten Phase zu schaffen. In erster Linie müssen die relevanten Akteure und Abteilungen für dieses Thema identifiziert und in persönlichen Treffen Glaubwürdigkeit und Vertrauen geschaffen werden. Dieser Schritt kann im Auftrag des BMUB durch GESALO koordiniert werden, um GESALOs langjährige Erfahrung vor Ort zu nutzen. Gerade durch die enge Kooperation mit der Saudi Council of Chambers und den regionalen Kammern, wie z.B. Riyadh Chamber of Commerce & Industry, Jeddah Chamber of Commerce & Industry, Asharqia Chamber, kann GESALO direkt Kontakt zu kleinen und mittelständischen Unternehmen aufbauen, um diese als die antizipierten Projektpartner vor Ort einzubinden. Hilfestellungen durch nützliche Kontakte, bestehende Netzwerke und vorherige Erfahrungen können durch weitere Organisationen beigesteuert werden, zum Beispiel der GIZ oder Mitgliedern des Deutsch-Arabisches Wassernetzwerks (German Water Partnership (GWP), Verband der arabischen Wasser- und Abwasserunternehmen (ACWUA), Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA)). Zusätzlich blickt GESALO auf mehrere erfolgreiche Projekte mit dem Dienstleister MENA Projektpartner zurück. Die Deutsche Botschaft in Saudi-Arabien sollte vor allem am Anfang des Projekts stark eingebunden sein, um das übergeordnete nationale Interesse Deutschlands an einer bilateralen Kooperation im Wassersektor zu unterstreichen. Phase 2: Identifikation eines regionalen Wasserversorgers Umsetzungsplans von Pilotprojekten

und

Erstellung

eines

Mit der Zustimmung und Unterstützung von offiziellen Akteuren aus dem Wasserministerium sollte als Nächstes eine Stadt oder Region ausgesucht werden (z.B. Dschidda), in der ein Pilotprojekt starten kann. Eine derartige regionale Fokussierung soll helfen, das Projekt nicht durch die vorherrschenden heterogenen Entscheidungsprozesse und –organe zu gefährden. Oftmals sind auf nationaler Ebene Kompetenzen nicht klar geregelt oder von außen nicht sichtbar und nur schwierig zu verstehen. Hier spielt bei der Auswahl neben wirtschaftlichen Kriterien und Umweltgesichtspunkten der Handlungswille der lokalen Entscheidungsträger eine entscheidende Rolle. Deshalb ist es umso wichtiger, dass mit Hilfe des Ministeriums und der Kammern die richtigen Ansprechpartner identifiziert und adressiert werden. Es wäre deshalb sinnvoll, wenn GESALO hier die Koordination übernimmt, jedoch das BMUB als politischer Sponsor sichtbar bleibt. Im nächsten Schritt würde eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation stattfinden, woraus konkrete Bedarfe für einen Ausbau und die Entwicklung des industriellen Abwassernetzes abgeleitet werden. In Kooperation mit deutschen Technologieanbietern könnten dann konkrete Initiativen entwickelt und lokale/regionale Unternehmen als lokale Projektpartner identifiziert werden. Diese würden durch den Wissenstransfer aus Deutschland langfristig profitieren und könnten somit über Jahre hinweg in Kooperation mit deutschen Experten den Wassersektor verändern. Zusätzlich wäre denkbar, ein eigenständiges Modul zu Kapazitätsentwicklung durchzuführen, um das lokale Personal nachhaltig zu schulen. Hier könnte auf die Expertise der GIZ in diesem Bereich zurückgegriffen werden. Das gesamte

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Projekt wäre ein Erfolg, wenn gemeinsam mit dem regionalen Wasserversorger und den lokalen Technologieanbietern ein Umsetzungsplan für ausgewählte Maßnahmen entwickelt und beschlossen wurde. Über das Projekt hinaus würde es sich anbieten, die Maßnahmen durch die Bereitstellung von Expertenwissen und spezieller Technologie aus Deutschland zu begleiten. In diesem Punkt wäre GESALO auf Grund von lokaler Expertise und Vernetzung deutscher und saudischer Unternehmen ein geeigneter Kandidat für die Projektkoordination. Wichtige Akteure Delegation der Deutschen Wirtschaft Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen

Rolle im Projekt für Projektorganisation und –durchführung

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Politischer Träger und Projektverantwortlicher Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Deutscher Industrie- und Handelskammertag Projektkoordination (DIHK) Deutsche Botschaft Riad

Politischer Repräsentant vor Ort

Council of Saudi Chamber

Projektpartner vor Ort

Regionale Wirtschaftskammern

Projektpartner vor Ort

GIZ Saudi-Arabien

Projektpartner vor Ort

German Water Partnership (GWP)

Projektpartner in Deutschland

MENA Projektpartner

Projektpartner in Deutschland

Verband der arabischen WasserAbwasserunternehmen (ACWUA)

und Projektpartner

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Projektpartner Abwasser und Abfall e.V. (DWA) Referenten deutscher Unternehmen

Experten

3.2 Projektvorschlag 2: Entwicklung einer landesweiten Kommunikationsstrategie zur Bewusstseinssteigerung zu Wassertarifen, Wasserknappheit, Wassersparmaßnahmen und Kosten der Wasserbereitstellung Die Teilnehmer des Workshops waren sich alle einig, dass auf Haushaltsebene das mangelnde Wissen der Bevölkerung zum Thema Wasser das größte Problem darstellt. Es herrschen

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vielmals Fehlinformationen und ein mangelndes Bewusstsein, sodass keine Tendenz hin zu einem geringeren Verbrauch auf Haushaltseben zu erwarten ist. Dass Saudi-Arabien jedoch langfristig seinen Pro-Kopf-Konsum von Wasser reduzieren muss, hat nicht nur wirtschaftliche Gründe sondern auch direkte Implikationen für die Umwelt. Die fossilen Grundwasserreserven des Landes werden seit Jahrzehnten stark ausgebeutet und die Nutzung von Oberflächenwasser spielt nur eine geringe Rolle. Auch wenn durch Meerwasserentsalzung Frischwasser produziert wird, erfolgt dies durch die massive Nutzung von fossilen Brennstoffen und belastet somit das Klima. Insgesamt könnte also eine Reduzierung der Wassernachfrage trotz Urbanisierung und Bevölkerungswachstum zu einer vielfältigen Entlastung der Umwelt führen. Das Ziel eines Projekts könnte sein, eine holistische Medienkampagne zu entwerfen, die die saudische Bevölkerung auf verschiedenen Ebenen (zum Beispiel Informationen, Werte, Einstellungen, Emotionen) zu unterschiedlichen Aspekten des Wasserverbrauchs anspricht. Gerade bei dieser Thematik ist entscheidend, dass neben Akteuren aus dem öffentlichen Sektor vor allem Wissenschaftler eingebunden werden müssen. Eine sinnvolle Struktur würde aus einem Steuerkreis und verschiedenen themenbezogenen Arbeitsgruppen bestehen. Um das Projektziel zu erreichen, würde sich auch hier eine Unterteilung in zwei Phasen eignen. Phase 1: Unterstützung des Wasserministeriums und Umsetzung der Projektstruktur Die saudischen Behörden und Ministerien sind bereits seit Langem bestrebt, die Wassernachfrage privater Haushalte zu reduzieren. Bereits 2004 wurde ein Programm zur Steigerung des Wassersparens ins Leben gerufen und seitdem hunderttausende „Conservation Kits“ verteilt. Wie Dr. Ouda erklärte wurde diese grundsätzlich gute Idee mangelhaft umgesetzt, sodass merkliche Erfolge ausblieben. Auch die Umsetzung der Anpassung der Tarifstruktur Anfang 2016 wurde unzureichend geplant und durchgeführt. Um Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden, sollte das Projekt die volle Unterstützung wichtiger Entscheidungsträger genießen, sodass eine ausführliche und gut strukturierte Vorbereitungsphase durchgeführt werden kann. In Phase 1 ist die Rolle des deutschen Umweltministeriums entscheidend, um dem Projekt die nötige politische Unterstützung zu gewähren. Gerade in der Ansprache von Entscheidungsträgern und bei der Gewinnung ihrer Unterstützung sollte zusätzlich die deutsche Botschaft in Saudi-Arabien involviert werden. Nach ersten Vorgesprächen könnte GESALO eine Projektstruktur entwickeln, die als Entscheidungsgrundlage dient. Dieses Dokument würde zum Beispiel Mitglieder eines Steuerkreises vorschlagen, Arbeitsgruppen zusammenstellen und jeweils mögliche Mitglieder benennen, Arbeitsergebnisse und Deadlines definieren. Phase 1 wäre abgeschlossen, wenn das politische Buy-In erreicht wurde, also das saudische Wasserministerium das Projekt offiziell und auch personell unterstützt und die Projektstruktur anerkannt hat. Phase 2: Umsetzung des Projektplans in Arbeitsgruppen basierend auf definierten Aktivitäten, Meilensteinen und Arbeitsergebnissen Gerade in Phase 2 ist die Rolle eines lokal erfahrenen Projektkoordinators entscheidend, um mit den verschiedenen Akteuren einen kontinuierlichen Projektfortschritt zu erreichen. Auf Grund der langjährigen Erfahrung vor Ort würde sich dafür GESALO gut eignen. Somit könnten

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sich alle weiteren Projektpartner wesentlich auf die inhaltliche Ausgestaltung und Leitung der Arbeitsgruppen konzentrieren. Entscheidend für den Erfolg der Arbeit der Gruppen ist die Nutzung von Expertenwissen. Das beinhaltet Psychologen, Soziologen, Ökonomen und Kommunikationswissenschaftler, die sich mit der inhaltlichen Gestaltung und den Effekten von Medienkampagnen auskennen. Weiterhin ist die Unterstützung von professionellen Medienagenturen wichtig, um eine zielgruppenspezifische Ansprache zu erreichen. Es wäre auch hilfreich, die GIZ einzubeziehen, da diese möglicherweise Erfahrungen in diesem Bereich in anderen Ländern gesammelt hat. Wissen über die Besonderheiten der hiesigen Bevölkerung, deren Umgang und Erfahrung mit Medien, Tabus und Präferenzen ist entscheidend, um die Aussagen der Kampagne differenziert und effektiv im lokalen Kontext zu gestalten. Gerade in der Besetzung der Arbeitsgruppen und in der punktuellen Nutzung von Experten bieten sich Möglichkeiten, deutsches Wissen und deutsche Unternehmen einzubeziehen. Trotz des BMUB als politischen Projektträgers auf deutscher Seite bedarf es der ausdrücklichen Initiative des saudischen Projektpartners (MEWA). Es muss deutlich werden, dass die deutsche Seite (BMUB) gerne finanziell unterstützt, das Projekt jedoch in erster Linie durch das Engagement der saudischen Entscheidungsträger vorangetrieben werden muss.

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Anhang

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