Es gilt das gesprochene Wort!

Rede des Oberbürgermeisters Fritz Schramma anlässlich des Festakts zum 40jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum Köln-Tunis am 17.06.2004, 15 Uhr, Piazzetta Exzellenz, sehr geehrte Frau Dr. Farouk als Ehrengast sehr geehrter Herr Bürgermeister Chouiekh, sehr geehrter Herr Ennaifer, sehr geehrter Herr Konsul Bouchaoua, liebe Freundinnen und Freunde der Städtepartnerschaft Köln-Tunis, meine Damen und Herren, 40 Jahre Städtepartnerschaft Köln-Tunis. 40 Jahre, seitdem die beiden damaligen Oberbürgermeister Hassib Ben Ammar und Theo Burauen eine Brücke zwischen zwei Kontinenten geschlagen haben, zwischen Afrika und Europa. Und damit zwei Kontinente miteinander verbunden haben, die über Jahrhunderte in besonderem Bezug zueinander standen. Ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserer Feier hier im Historischen Rathaus. Herr Oberbürgermeister Mohsen aus Tunis konnte leider nicht selbst nach Köln reisen. Ihn vertritt Bürgermeister Chouiekh. Herzlich willkommen, lieber Kollege ! Seine geografische Lage verlieh Tunesien schon immer eine besondere Stellung. Sein historisches Erbe schrieb ihm eine verbindende und vermittelnde Rolle zwischen den Ländern Afrikas und Europas zu. Die Geschichte Tunesiens beginnt mit der Ankunft der Phönizier im 12. Jahrhundert vor Christus. 2

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Im 7. Jahrhundert wurde das berühmte Karthago gegründet, die Königin der Mittelmeerstädte mit schon damals 800.000 Einwohnern. Über vier Jahrhunderte kämpften die Völker des Mittelmeerraumes mit und um diese Stadt, bis das „New York der Antike“ endgültig zerstört wurde. Seitdem prägten Vandalen, Byzantiner, Araber, Hafziden und Türken die Geschicke des Landes. Diese vielfältigen Einflüsse legten den Grundstein für die Weltoffenheit, die die geistige und kulturelle Metropole Nordafrikas prägt: Für das moderne Tunis. Unter dem Protektorat Frankreichs seit 1881 entwickelte sich ein europäisch geprägter Blickwinkel. Über 70 Jahre dauerte dieser Einfluss, bis Tunesien seine Souveränität im Jahre 1955 wiedererlangte. Nur 9 Jahre später, am 12.06.1964, wurde die Städtepartnerschaft mit Köln begründet. Aber bereits vorher gab es Kontakte zwischen beiden Städten. Tunis strebte wirtschaftlich aufwärts, suchte den Kontakt zu anderen europäischen Ländern und Städten. Köln auf der anderen Seite war damals schon Sitz der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft. Es gab darüber hinaus intensive Kontakte zur Koelnmesse. Köln und Tunis brachten gute Voraussetzungen für eine gelungene Städtepartnerschaft mit: Zwar ist die Geschichte unserer Stadt rund ein Jahrtausend jünger als die Karthagos, das heute ein Vorort von Tunis ist. Dennoch haben wir allen Grund, ebenso stolz auf sie zu sein. Als römische Kolonie im ersten vorchristlichen Jahrhundert angelegt, erhielt Köln im Jahre 50 nach Christus bereits Stadtrechte. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts ist Köln eine freie und selbständige Stadt, in der die Bürger die Geschicke selbst in der Hand haben. 3

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Ihre Lage an einem der größten Ströme Europas machte Köln rasch zu einer reichen Handelsstadt. Daher prägte sie schon früh ein internationaler Einfluss, ebenso wie Tunis als Handelsstadt am Mittelmeer. Beide Städte sind Bürgerstädte, deren Bewohner von Humanität, Geist, Kultur, Weltoffenheit, von Fleiß und Lebensfreude geprägt sind. Parallelen also damals wie heute: Beide Städte sind Messestädte, bestrebt, das Wohl seiner Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und im Wettbewerb der Weltwirtschaft auszubauen. Beide Städte sind Hochburgen der Bildung mit ihren Universitäten, den verschiedenen Hochschulen und allgemein bildenden Schulen. Meine Damen und Herren, seit der Gründung unserer Städtepartnerschaft 1964 gab es unterschiedliche Begegnungen auf verschiedenen Ebenen. Von Anfang an standen Jugend- und Fachbegegnungen im Vordergrund, aber auch Sport und Kultur waren wichtige Anknüpfungspunkte. Unterstützt wurde und wird diese Städtepartnerschaft auf tunesischer Seite durch die Gesellschaft für Tunesisch-Deutsche Freundschaft. Es freut mich sehr, den Präsidenten, Herrn Adel Boussarsar, sowie weitere Mitglieder heute hier zu begrüßen. (Kurze Pause) Auf der Kölner Seite unterstützt der 1993 gegründete Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Tunis unsere Partnerschaft. In diesem Förderverein ist der Deutsch-Tunesische Jugendclub integriert. Er machte es möglich, dass seitdem weit über 1000 Jugendliche Gleichaltrige, aber auch Land und Leute kennen lernen. Die Stadt Köln ist außerdem Mitglied in der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft, deren Vertreter ich heute hier ebenfalls begrüßen darf. 4

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(Kurze Pause) Sie alle haben dazu beigetragen, die Verbindung zwischen beiden Städten mit Leben zu erfüllen. Sie haben Menschen, Kulturen, Traditionen einander näher gebracht. Ihnen allen gilt mein ganz besonderer Dank. Meine Damen und Herren, ein aktueller Beitrag der Stadt Köln war die Teilnahme zweier Kölner Künstler an der dritten Mittelmeerbiennale der bildenden Kunst in Tunis im vergangenen Mai. Durch diese intensiven Kontakte entstand unser diesjähriges Austauschprojekt „Der Bewegte Tisch“. Künstler und Studierende beider Städte werden anlässlich unseres Jubiläums gemeinsam kommunizieren, arbeiten und ausstellen. Gedankenwelten vermischen sich und werden letztendlich künstlerisch umgesetzt und wie ein Mosaik zu einem Gesamtwerk zusammengesetzt. Ein weiterer Höhepunkt in unserem Jubiläumsprogramm wird heute um 17.00 Uhr im Muschelsaal ein Vortrag von Frau Dr. Alifa Farouk sein. Sie möchte ich an dieser Stelle herzlich begrüßen. Sie wird uns heute über die Frauenrechte und die Stellung der Frau in der Islamischen Welt informieren und dieses Thema am Sonderfall Tunesiens erläutern. Auch solche Vorträge tragen dazu bei, kulturelle Unterschiede verständlich zu machen, helfen, Vorurteile abzubauen. Dem gleichen Zweck dienen auch Städtenetzwerke. So sind Köln und Tunis beide Mitglied im Bund der Historischen Städte (League of Historical Cities) 2005 wird die 2. UN-Konferenz zur Informationsgesellschaft in Tunis stattfinden. 5

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Wir blicken dieser Konferenz erwartungsvoll entgegen. Denn Köln entwickelt seit etlichen Jahren zusammen mit anderen europäischen Städten elektronische Dienste für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft. Sie sehen, meine Damen und Herren, nach wie vor wächst diese Städtepartnerschaft auf unterschiedlichen Ebenen. Dies ist angesichts der momentanen Weltlage besonders wichtig. Werden doch viel zu häufig Unterschiede auf nationaler oder religiöser Ebene mit Gewalt und Terror bekämpft. Umso stolzer können wir auf 40 Jahre Freundschaft zwischen Köln und Tunis sein. Ich wünsche uns allen, dass der Austausch zwischen beiden Städten weiterhin so rege bleibt. Und dass der Kreis der Freundschaft sich auch auf Länderebene zwischen Tunesien und Deutschland verbreitet. Meine Damen und Herren, lassen Sie sich verzaubern durch Musik und kulinarische tunesische Köstlichkeiten, Geschenke unserer tunesischen Gäste. Dafür ein herzliches Dankeschön bei Ihnen, lieber Herr Kollege, aber auch bei der Gesellschaft für Deutsch-Tunesische Freundschaft. Ich wünsche uns allen viele schöne kölsch-tunesische Stunden.