Erste Schritte mit Eclipse

Kapitel 2 Erste Schritte mit Eclipse Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Eclipse. Wir beschäftigen uns mit dem ersten Start, den ersten Einstell...
Author: Angelika Bruhn
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Kapitel 2

Erste Schritte mit Eclipse Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Eclipse. Wir beschäftigen uns mit dem ersten Start, den ersten Einstellungen und den Eclipse-spezifischen Begrifflichkeiten. Eclipse ist für die Java-Entwicklung prädestiniert. Da für den Betrieb von Eclipse eine Java-Installation nötig ist, kann direkt in Java entwickelt werden. Bei einer Neuinstallation bietet Eclipse standardmäßig auch »nur« die so genannte Java-Perspektive an. In diesem Kapitel werden wir uns die Entwicklung von Java-Anwendungen mit Eclipse ansehen. Sie lernen dadurch die einzelnen Elemente von Eclipse besser kennen. Dieses Kapitel gibt keine Einführung in die Programmiersprache Java. Dies ist anderen Büchern vorbehalten. Ich setze grundlegende Kenntnisse in Java voraus.

2.1

Erster Start

Wenn Sie Eclipse zum ersten Mal starten, präsentiert sich ein Dialogfenster. In diesem legen Sie das Arbeitsverzeichnis fest, in dem Eclipse standardmäßig die Sourcecodes speichert. Dieses wird auch als Workspace bezeichnet. Legen Sie dazu ein neues Verzeichnis an oder suchen Sie sich ein vorhandenes heraus. Das Arbeitsverzeichnis kann sich auf Ihrem lokalen Computer befinden. Sie können aber auch innerhalb Ihres Netzwerks einen Rechner mit einem anderen Verzeichnis auswählen, in dem Ihre Projekte gespeichert werden. Dies ist insbesondere dann nützlich, wenn mehrere Entwickler in den Projekten zusammenarbeiten und daher auf einen gemeinsamen Workspace auf einem zentralen Datei-Server zugreifen.

Hinweis Nach dem Start von Eclipse können Sie das Arbeitsverzeichnis, das Sie beim Start angegeben haben, jederzeit wechseln. Dies erfolgt über das Menü FILE|SWITCH WORKSPACE.

© des Titels »Programmieren mit Eclipse 3« (ISBN 978-3-8266-1751-5) 2008 by Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg Nähere Informationen unter: http://www.it-fachportal.de/1751

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Kapitel 2 Erste Schritte mit Eclipse

Abb. 2.1:

Den Arbeitsbereich (Workspace) auswählen

Anschließend startet die grafische Oberfläche von Eclipse mit einer Willkommensseite.

Abb. 2.2:

Die Willkommensseite

Diese Willkommensseite taucht beim ersten Start auf. Hier können Sie eine Hilfe in Anspruch nehmen. Je nach Betriebssystem sieht diese Willkommensseite anders aus. Unter Windows besitzt sie einen blauen Hintergrund. Klicken Sie rechts oben auf den nach hinten zeigenden Pfeil und Sie wechseln in die Arbeitsoberfläche von Eclipse, den so genannten Workbench. Verwenden Sie openSUSE Linux, ist der nach hinten zeigende Pfeil mit der Überschrift WORKBENCH versehen und befindet sich ungefähr in der Bildmitte. Die Willkommensseite wird bei weiteren Starts von Eclipse nicht mehr angezeigt. Sollten Sie bei einem neuen Start von Eclipse ein anderes Workspace-Verzeichnis

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2.2 Die Oberfläche von Eclipse: Perspektiven

auswählen, wird die Willkommensseite jedoch erstmalig wieder angezeigt. Die Willkommensseite können Sie manuell jederzeit über das Menü HELP|WELCOME einblenden.

2.2

Die Oberfläche von Eclipse: Perspektiven

Die Oberfläche von Eclipse zeigt zunächst nur Standardelemente an. Über diese Oberfläche werden Sie Ihre Sourcecodes eingeben, verwalten, compilieren und debuggen. Es ist eine Ansammlung von Fenstern. Die Oberfläche insgesamt wird als Workbench bezeichnet. Die Ansammlung von Fenstern darin kann variieren. Was Sie zunächst sehen, ist die so genannte Standard-Perspektive. Es sind Standardfenster, die in anderen Perspektiven nicht erscheinen können. Insbesondere wenn Sie die Funktionalität von Eclipse über PlugIns erweitern (siehe Kapitel 8 ff.), wird sich diese Anordnung durchaus ändern und es werden neue Fenster mit neuen Beschriftungen hinzukommen. Dazu werden weitere Fenster bereitgestellt, die die Inhalte der einzelnen Datenbanktabellen anzeigen. Diese Fenster werden in Eclipse als Views bezeichnet.

Abb. 2.3:

Die Oberfläche von Eclipse 3.4 nach dem ersten Start

In der Standard-Perspektive sehen Sie vier Fenster, d.h. vier Views. Links befindet sich das Navigator-Fenster, das bei der Java-Programmierung auch als PACKAGE EXPLORER (Package Explorer) erscheint. Hier können Sie die einzelnen Projekte

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und Dateien einsehen. Ganz rechts befindet sich das OUTLINE-Fenster, in dem die einzelnen Dateien angezeigt werden. Hier können Sie auch später die Inhalte einer Datei in Form einer hierarchischen Darstellung sehen. Zwischen dem PACKAGE EXPLORER bzw. Navigator-Fenster und dem OUTLINEFenster befindet sich ein großer grauer Bereich. Hier wird sich später der eigentliche Editor-Bereich befinden, in dem Sie Ihre Quelltexte für Java, PHP, C++ usw. eingeben können. Noch ist dieser Bereich nicht belegt. Dies liegt daran, dass Eclipse noch nicht weiß, welches Projekt Sie realisieren wollen. Unterhalb des OUTLINE-Fensters befindet sich das TASKS-Fenster. Hier werden Aufgaben angezeigt, z.B. das Starten und Stoppen von externen Programmen. Hier erfolgen auch Ausgaben, die normalerweise in der Konsole bzw. in der Eingabeaufforderung/MS-DOS-Box erschienen. Fehler in einer Datei bzw. bei der Programmierung werden in einem eigenen Fehler-Fenster (bezeichnet mit ERRORS) angezeigt. Paket-Explorer (Package-Explorer)

Editor

Gliederung (Outline)

Konsole-Ausgabe, Probleme beim Compilieren Fehleranzeigen (Errors)

Abb. 2.4:

Der Aufbau von Eclipse

Standardmäßig bietet Eclipse immer nur Java-Projekte an. Weitere Projekte, z.B. in PHP, HTML, JavaScript, JSP, C/C++/C#, müssen über PlugIns nachinstalliert

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2.3 Ein erstes Java-Projekt

werden. Bei dem Anlegen eines Projekts wird dann angegeben, um welche Projekte es sich handelt. Die Perspektive kann sich dadurch durchaus ändern und es können andere Fenster angezeigt werden. Speziell nur in Eclipse 3.1 gab es unterhalb des Package Explorers mehrere Shortcuts. Hierüber erreichen Sie Beispiele und Tutorials. Diese Leiste ist später wieder weggefallen.

2.3

Ein erstes Java-Projekt

Nach dem Start von Eclipse erstellen Sie ein Java-Projekt. Sie werden das allseits beliebte »Hello World«-Beispiel erstellen, das als Java-Applikation von der Kommandozeile aufgerufen wird. Der Code dafür wird als bekannt vorausgesetzt. Was uns hier interessiert, ist die konkrete Vorgehensweise, wie dies in Eclipse umgesetzt wird. Dadurch lernen Sie die einzelnen Elemente von Eclipse gut kennen.

2.3.1

Das Projekt anlegen

Das Anlegen eines Projekts erfolgt über das Menü FILE|NEW|PROJECT. In dem Dialogfenster klicken Sie auf JAVA und wählen den Eintrag JAVA PROJECT aus. Ab Eclipse 3.3 gibt es neben dem Menüeintrag PROJECT auch direkt den Eintrag JAVAPROJECT, den Sie auswählen können.

Abb. 2.5:

Das Java-Projekt auswählen

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Wenn Sie später noch weitere PlugIns installiert haben, können Sie über das Menü FILE|NEW|PROJECT weitere Projekte anlegen (z.B. in PHP, XML usw.). Klicken Sie auf NEXT. Im nächsten Dialogfenster müssen Sie einen Namen für das Projekt vergeben. Dies ist hier erst einmal eclipsebuchjava (Sie werden noch weitere Projekte im Laufe dieses Buches unter anderen Namen erstellen). Das Projekt wird standardmäßig in dem Arbeitsbereich angelegt, den Sie beim Start von Eclipse angegeben haben.

Abb. 2.6:

Den Projektnamen festlegen

Klicken Sie auf FINISH und das Programm wechselt in die Java-Perspektive. Diese sieht ähnlich wie die Standard-Perspektive nach dem Start aus, allerdings ist die Anordnung der einzelnen Views etwas anders. Auf der linken Seite ist der Package Explorer neu zu sehen. Dieser enthält den Projektnamen, die Pakete und Dateien, die dem Projekt zugeordnet sind. Noch haben Sie keine eigenen Klassen erstellt (dies werden Sie aber gleich ändern). Ganz rechts sehen Sie die Gliederung des Projekts, die noch leer ist. Hier werden Sie später hierarchisch die Pakete, Klassen und Methoden sehen. Zwischen den beiden Fenstern ist ein nicht belegter grauer Bereich. Hier wird der Codeeditor stehen, wenn Sie einzelne Klassen und Dateien erzeugen. Darunter sehen Sie drei Reiter. Hier werden in den entsprechenden Fenstern Fehler angezeigt, Dokumentationen, Deklarationen usw. 34

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2.3 Ein erstes Java-Projekt

Abb. 2.7:

Das erste Projekt ist erstellt.

2.3.2 Ein Paket und eine Klasse erstellen Im nächsten Schritt werden Sie die erste Klasse erstellen. Dies ist eine Datei mit der Endung .java, die dann zu einer class-Datei compiliert wird. Klicken Sie dazu im Package Explorer den Namen des Projekts an (eclipsebuchjava), rufen Sie das Kontextmenü auf und wählen Sie den Eintrag NEW|PACKAGE. Zuerst müssen Sie ein Paket mit der entsprechenden Ordnerstruktur erzeugen. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn bestimmte class-Dateien für andere Projekte verwendet und diese importiert werden sollen.

Abb. 2.8:

Ein neues Java-Paket erstellen

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Im Dialogfenster ist der Projektname schon angegeben, im Eingabefeld darunter geben Sie jetzt das Paket ein. Ich verwende für die Java-Beispiele dieses Buches das Paket org.eclipsebookjava.examples. Bestätigen Sie die Eingabe mit FINISH. Das neue Paket wird jetzt im Package Explorer unterhalb des Projektnamens eingetragen.

Abb. 2.9:

Der Eintrag des Pakets im Package Explorer

Jetzt können Sie innerhalb des Pakets eine neue Klasse erzeugen. Klicken Sie dazu im Package Explorer den Namen des Pakets an (org.eclipsebookjava.examples), rufen Sie das Kontextmenü auf und dort den Eintrag NEW|CLASS.

Abb. 2.10: Eine Klasse erstellen

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2.3 Ein erstes Java-Projekt

Im Dialogfenster geben Sie das Java-Paket an, in dem sich die Klasse befinden soll. Hier sollte der Paketname org.eclipsebookjava.examples schon eingetragen sein. In dem darunterliegenden NAME-Feld wird der konkrete Klassenname angeben, hier HelloWorld. Die Klasse wird als public generiert. Beachten Sie noch, dass Sie für eine Java-Applikation die main()-Methode benötigen. Setzen Sie das Häkchen am unteren Ende des Dialogfensters bei dem Eintrag public static void main. Wenn Sie auf FINISH klicken, erzeugt Eclipse die Klasse im Quellcode und legt die Grundstruktur des Codes an. Wenn Sie sich den vorbereiteten Code ansehen, stellen Sie fest, dass Eclipse schon die ersten Javadoc-Kommentare angelegt hat, um eine einfache Dokumentation des Codes zu erreichen. Die Kommentarinhalte können Sie abändern. Eclipse hilft Ihnen später beim Erstellen einer Dokumentation mit Javadoc. Mehr dazu lesen Sie in Abschnitt 4.2.

Abb. 2.11:

Ein erster Java-Code im Sourcecodeeditor von Eclipse

In der Mitte von Eclipse wird jetzt der Quellcode der Klasse HelloWorld angezeigt. Der Code kann direkt editiert werden. Links im Package Explorer sind der neue Paketname und der Dateiname der Klasse im Quellcode eingetragen. Im Gliederungsfenster auf der rechten Seite sehen Sie jetzt die hierarchische Anord-

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nung der Pakete, Klassen und Methoden. Bisher liegt nur ein Paket mit einer Klasse vor, die eine Methode enthält. Geben Sie in der main()-Methode eine Zeile für eine Textausgabe in der Konsole an System.out.println("HelloWorld!");

und speichern Sie den Code (über die Tastenkombination (Strg)+(S), das Diskettensymbol in der Toolbar oder über das Menü FILE|SAVE).

2.3.3 Compilieren und Ausführen Jetzt können Sie den Code compilieren und ausführen. Dies erfolgt in der Toolbar über den grün unterlegten Pfeil.

Abb. 2.12:

Symbol zum Ausführen

Alternativ können Sie auch in Eclipse 3.4 das Menü RUN|RUN CONFIGURATIONS aufrufen (Eclipse 3.3: RUN|OPEN RUN DIALOG, bis einschließlich Eclipse 3.2: RUN|RUN).

Abb. 2.13:

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Dialogfenster mit Parametern für das Ausführen einer Java-Applikation

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2.3 Ein erstes Java-Projekt

Beim ersten Aufrufen erscheint ein Dialogfenster, über das der IDE mitgeteilt wird, als was die Klasse ausgeführt werden soll (als Anwendung, Applet usw.). Klicken Sie doppelt auf den Eintrag JAVA APPLICATION (oder auf das davor stehende Plus-Zeichen). Es erscheint der Klassenname des Beispiels (HELLOWORLD). Klicken Sie diesen einmal an. Über dieses Dialogfenster können Sie z.B. Argumente an die Applikation übergeben oder spezielle externe Klassen hinzufügen. Dies brauchen Sie jetzt noch nicht. Klicken Sie auf RUN und die Applikation wird ausgeführt. Eclipse schaltet zurück auf die Java-Perspektive. Im unteren Fensterbereich wird jetzt ein neues Fenster eingeblendet, das mit CONSOLE überschrieben ist. Hier wird nun die Ausgabe der Applikation angezeigt. Sollte bei dem Compilieren und Ausführen kein Fehler aufgetreten sein, erscheint hier schlicht Hello World!. Herzlichen Glückwunsch – Ihr erstes Eclipse-Projekt haben Sie erfolgreich durchgeführt!

Abb. 2.14:

Die Ausgabe der Java-Applikation im Console-Fenster von Eclipse

2.3.4 Die Verzeichnisstruktur des Projekts Sehen Sie sich einmal die Verzeichnisstruktur an, die Eclipse von Ihrem Projekt angelegt hat. Wechseln Sie in das Verzeichnis, das Sie bei dem Start von Eclipse als Workspace angegeben haben. Innerhalb dieses Verzeichnisses finden Sie jetzt zwei neue Verzeichnisse: .metadata und eclipsebuchjava. Das Verzeichnis .metadata enthält diverse Einstellungen, eine Log-Datei und Informationen über die verwendeten PlugIns. Dieses Verzeichnis brauchen Sie nicht anzurühren. In dem Verzeichnis eclipsebuchjava befindet sich Ihre erstellte Klasse innerhalb von src. Da Sie ein Paket erstellt haben, ist dieses Paket durch die Verzeichnisse org, eclipsebookjava und examples abgebildet. In dem examplesVerzeichnis befinden sich jetzt die java-Datei des HelloWorld-Beispiels. Das Compilat mit der class-Datei liegt in dem bin-Verzeichnis.

2.3.5 Der Compiler von Eclipse Eclipse nutzt einen selbst entwickelten Compiler und greift nicht auf den Compiler javac zurück, der in JSE SDK enthalten ist. Der Compiler von Eclipse ist wiederum ein eigenständiges Projekt und gehört zu den Java Development Tools

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(JDT), die innerhalb von Eclipse verwendet werden. Der enorme Vorteil des JDTCompilers liegt darin, dass es sich um einen so genannten inkrementellen Compiler handelt. Anders als bei javac wird der Java-Quellcode dann compiliert, wenn Sie den Code speichern. Gleichzeitig werden nur die Abschnitte des Quellcodes neu compiliert, die sich verändert haben. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass direkt nach jedem Speichern ein Compiliervorgang durchgeführt wird und eventuelle Fehler in einer Zeile sofort angezeigt werden können. Eclipse bietet hier verschiedene Hilfen bis hin zu Quickfix an, um Fehler (fast selbsttätig) zu beheben. Dadurch, dass nur die Neuerungen compiliert werden, ist der Compiler schneller als der klassische Compiler javac, der den gesamten Code immer komplett durchcompiliert. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass auch Klassen mit Syntaxfehlern lauffähig sein können. Fehlerbehaftete Codeabschnitte werden ignoriert und die compilierte class-Datei enthält keine fehlerhaften Abschnitte – gerade bei der Entwicklung eine praktische Sache. Der JDT-Compiler ist so erfolgreich, dass er mittlerweile auch in der bekannten JSP- und Servlet-Engine Tomcat (ab Version 5.5) eingesetzt wird.

2.4

Programmierhilfen

Die Java-Perspektive bietet sehr gute Hilfen bei der Programmierung an. Dies sind hauptsächlich der so genannte Content Assist, das Syntax Highlighting, Zeilennummerierungen, das Auf- und Zuklappen von Codeteilen sowie eine Unterstützung bei Syntaxfehlern mit Wellenlinien, Fehlermeldungen und dem so genannten Quickfix. Außerdem bietet Eclipse weitere Hilfsmittel an, die Sie in den Kapiteln 4 bis 7 kennen lernen werden.

2.4.1 Content Assist Ich behaupte jetzt einfach mal, dass Sie Content Assist lieben lernen werden – es unterstützt Sie nämlich direkt beim Schreiben von Methoden. Gehen Sie dazu in den Sourcecodeeditor und geben Sie in der main()-Methode eine neue Zeile ein. Zum Testen wollen Sie eine Ziffernfolge in einen int-Wert konvertieren. Dies geschieht bekanntermaßen in Java über die Methode parseInt() der Klasse Integer aus dem Paket java.lang. Noch während Sie den Methodennamen tippen, klappt ein kleines Fenster auf, das Vorschläge macht, um welche Methoden es sich handeln könnte. Alternativ können Sie auch beim Tippen die Tastenkombination (Strg)+(Leertaste) drücken. Dies blendet ebenfalls das Fenster ein. Zusätzlich gibt es noch das Menü EDIT|CONTENT ASSIST|DEFAULT, über das Sie das Fenster aufrufen können (bis einschließlich Eclipse 3.1.x lautet dieses Menü EDIT|CONTENT ASSIST).

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2.4 Programmierhilfen

Abb. 2.15:

Content Assist unterbreitet Vorschläge zur Vervollständigung.

Die Vorschläge geben auch die Übergabeparameter und den Rückgabewert der Methode an. Sie können die gewünschte Methode mit einem Doppelklick auswählen. Eclipse vervollständigt die Methode und setzt den Cursor direkt in die Klammern der Methode, damit Sie gleich den Inhalt der Parameterliste schreiben können.

Abb. 2.16: Optionen für Content Assist © des Titels »Programmieren mit Eclipse 3« (ISBN 978-3-8266-1751-5) 2008 by Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Heidelberg Nähere Informationen unter: http://www.it-fachportal.de/1751

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Kapitel 2 Erste Schritte mit Eclipse

Sollte diese Funktionalität beim Schreiben für Sie nervig sein, können Sie dieses Einblenden unterdrücken. Dies erfolgt in den Benutzereinstellungen über das Menü WINDOW|PREFERENCES. Im Dialogfenster klicken Sie auf JAVA|EDITOR|CONTENTASSIST. (Bis einschließlich Eclipse 3.1.x hieß das Menü JAVA|EDITOR|CODE ASSIST.) Auf der rechten Seite gibt es eine Option, die die Bezeichnung ENABLE AUTO ACTIVATION trägt. Entfernen Sie das Häkchen vor dieser Option, klicken Sie auf APPLY und anschließend auf OK. Das Fenster mit den Vorschlägen kann jetzt nur noch über die entsprechende Tastenkombination bzw. das Menü aufgerufen werden. Über den Eintrag AUTO ACTIVATION DELAY können Sie die Millisekunden angeben, nach denen das Fenster mit den Vorschlägen angezeigt wird. Standardmäßig steht dieser Wert auf 200 Millisekunden.

2.4.2 Syntax Highlighting Schlüsselwörter werden in verschiedenen Farben dargestellt. Dies soll Ihnen die Erkennbarkeit des Codes erleichtern. So werden Kommentarzeilen grün-grau dargestellt. Strings sind in Blau angezeigt und allgemeine Schlüsselwörter (public, for usw.) in Dunkelrot. Dies sind allgemeine Vorgaben von Eclipse, die Sie verändern können. So empfinde ich es als ungünstig, dass beispielsweise auch Methodennamen normal in Schwarz dargestellt werden. Ich habe diese auf Hellblau umgestellt. Sie können die Anpassung über die Einstellungen vornehmen. Klicken Sie das Menü WINDOW|PREFERENCES an. Im Dialogfenster wählen Sie JAVA|EDITOR|SYNTAX COLORING aus. Dort sehen Sie ein mehrzeiliges Auswahlmenü, über das Sie die Elemente auswählen und mit einer anderen Farbe versehen können.

2.4.3 Zeilennummerierung Standardmäßig zeigt Eclipse keine Zeilennummern an. Gerade bei CompilierFehlern ist es aber sehr praktisch, die konkreten Zeilennummern zu kennen. Sie müssen die Zeilennummerierung explizit einstellen. Wählen Sie das Menü WINDOW|PREFERENCES. Im Dialogfenster wählen Sie GENERAL|EDITORS|TEXT EDITORS aus. Dort befindet sich u.a. die Option SHOW LINE NUMBERS. Wählen Sie diese Option aus, klicken Sie auf APPLY und anschließend auf OK. Die Zeilennummern werden auf der linken Seite im Sourcecodeeditor angezeigt.

2.4.4 Klassen, Methoden sowie Kommentare auf- und zuklappen Bei längeren Quellcodes kann man schnell die Übersicht verlieren. Dazu gibt es eine sinnvolle Möglichkeit, Methoden schnell zusammenzuklappen. In Abbildung 2.17 sehen Sie die Klasse und die main()-Methode. Die main()-Methode verfügt über vier Codezeilen. Dies ist zunächst nicht sehr viel, aber für Demonstrationszwecke ausreichend.

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2.4 Programmierhilfen

Abb. 2.17:

Aufgeklappte Methode

Beachten Sie neben den Zeilennummern 10 bis 17 das Minus-Symbol. Es markiert eine Methode. Sie können jetzt die main()-Methode einfach zusammenklappen, indem Sie einmal auf das Minus-Symbol in der Zeile 10 klicken. Der Inhalt der Methode wird ausgeblendet. Das Symbol wechselt zu einem Plus-Symbol.

Abb. 2.18:

Zugeklappte Methode

Der Inhalt der main()-Methode ist nicht gelöscht, sondern wird nur der Übersichtlichkeit halber nicht angezeigt. Um den Inhalt wieder einzublenden, klicken Sie auf das Minus-Symbol. Das Auf- und Zusammenklappen von Codeabschnitten funktioniert bei Kommentaren, Klassen und Methoden. Ich setze diese Funktionalität sehr häufig ein, insbesondere bei Methoden, die sehr lang sind und sich selten ändern.

Hinweis Bis einschließlich Eclipse 3.1.x wurde statt der Symbole Minus/Plus ein nach unten/nach rechts zeigender Pfeil verwendet.

2.4.5 Automatische Markierung von Klassen, Objekten, Interfaces und Variablen Mit Eclipse 3.1 wurde eine praktische Funktion eingeführt, die eine automatische Markierung durchführt. Selektieren Sie mit der Maus im Editor ein Objekt, wird dieses Objekt an allen Positionen von Eclipse automatisch markiert, an denen es verwendet wird. In Abbildung 2.19 wurde das Objekt MenuePunkt1 der Klasse JMenu selektiert. Sie können in der Abbildung erkennen, dass alle Positionen hervorgehoben sind, an denen dieses Objekt verwendet wird. Dies ist sehr nützlich, wenn Sie einem Fehler auf der Spur sind. Dies funktioniert nicht nur mit Objekten, sondern auch mit Klassen, Interfaces und Variablen.

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Kapitel 2 Erste Schritte mit Eclipse

Abb. 2.19: Das Objekt MenuePunkt1 ist markiert und sämtliche weitere Positionen werden von Eclipse automatisch hervorgehoben.

2.5

Syntaxfehler anzeigen und beheben

Beim Schreiben des Programmcodes können direkt Fehler auftreten. Oftmals vergisst man ein Anführungszeichen, ein Semikolon am Zeilenende oder eine Klammer. Eclipse unterstützt Sie hierbei, indem wie bei einer Textverarbeitung der entsprechende Abschnitt mit einer roten gewellten Linie unterlegt wird. Wie Sie Abbildung 2.20 entnehmen können, fehlt dort vor dem Semikolon die schließende runde Klammer. Dadurch wird eine rote Linie unterhalb des Klammernbereichs gesetzt. Setzen Sie die Maus auf den unterstrichenen Bereich, wird eine kurze Beschreibung des möglichen Fehlers angezeigt.

Abb. 2.20: Anzeige eines Syntaxfehlers

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2.5 Syntaxfehler anzeigen und beheben

Wenn Sie die Datei trotzdem speichern und die Klammer nicht eingefügt haben, wird am linken Rand des Editors ein kleines rotes Kreuz gesetzt, das über die Position des Fehlers informiert. Sie können jetzt auch versuchen, den (noch fehlerhaften) Code auszuführen. Klicken Sie auf den grün unterlegten Pfeil in der Toolbar. Eclipse macht Sie zunächst noch darauf aufmerksam, dass ein Fehler in Ihrem Projekt vorliegt.

Abb. 2.21:

Kennzeichnung eines Fehlers durch ein Kreuz in einem roten Kreis am linken Rand

Der Compiler von Eclipse versucht zwar, den Code zu compilieren und auszuführen, allerdings schlägt dies fehl. In dem Console-Fenster erhalten Sie eine Fehlermeldung, die Sie auch bei einem manuellen Compilieren mit Hilfe des javacCompilers erhalten hätten.

Abb. 2.22: Ausgabe eines Compiler-Fehlers im Console-Fenster von Eclipse

Ein Syntaxfehler wird zusätzlich am rechten Rand durch ein kleines rotes Kästchen markiert. Diese Markierung dient für Sie zur Information, wo sich ein Fehler befindet. Allerdings zeigen die Markierungen sämtliche Syntaxfehler innerhalb einer Datei auf einen Blick an, während die Markierungen auf der linken Seite die Fehler des augenblicklich sichtbaren Bereichs im Editor anzeigen. Bei dem kurzen Code, den Sie bisher verwendet haben, ist das noch nicht aufgefallen. Haben Sie aber einen Code, der viele zig Zeilen lang ist, haben Sie auf der rechten Seite sämtliche Fehlerstellen in der gesamten Datei im Überblick, während die Markierungen auf der linken Seite die Fehler an der aktuellen Position anzeigen, an der sich der Scrollbalken befindet. Bewegen Sie den Scrollbalken, tauchen auf der linken Seite eventuell neue Fehlermarkierungen auf. Wollen Sie schnell von einer Fehlerstelle z.B. am Anfang der Datei auf eine Fehlerstelle am Ende der Datei springen,

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klicken Sie dazu doppelt auf die Markierung auf der rechten Seite. Der Editor springt sofort an die Position und Sie können den Fehler beheben.

2.5.1

Syntaxfehler mit Quickfix beheben

Eclipse bietet direkte Lösungen für aufgetretene Fehler an und kann diese auch sofort beheben. Diese Funktion nennt sich Quickfix. Dazu sehen Sie sich einen kleinen Fehler an: public static void main(String[] args) { ausgabeText="HelloWorld"; System.out.println(ausgabeText); }

Listing 2.1:

main()-Methode mit enthaltenem Fehler

Wie Sie hier schon sehen können, ist der String ausgabeText nicht deklariert. Wenn Sie dies in Eclipse eingeben und die Datei speichern, meldet Eclipse sofort einen Fehler. Die Stellen werden mit der roten Linie unterlegt. Gleichzeitig befindet sich auf der linken Seite ein kleines rot unterlegtes Kreuz, das eine kleine gelbe Glühbirne überlagert. Dies deutet Ihnen an, dass Eclipse dieses Problem für Sie beheben kann.

Abb. 2.23: Anzeige des Syntaxfehlers

Setzen Sie in diesem Fall die Maus auf die Zeile 9 (dort, wo das erste Hinweissymbol von Quickfix auftaucht) und führen Sie nur einen Mausklick auf das Symbol durch. Eclipse blendet zwei Fenster ein. Im linken Fenster werden mögliche »Reparaturen« der Zeile angeboten. Hier steht als Erstes die korrekte Aktion Create locale Variable 'ausgabeText'. Im rechten Fenster sehen Sie, wie der Code korrekt aussehen könnte (bis einschließlich Eclipse 3.3.x sind die beiden Fenster vertauscht).

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2.5 Syntaxfehler anzeigen und beheben

Abb. 2.24: Lösungsvorschläge von Quickfix

Führen Sie einen Doppelklick mit der Maus auf den »Reparaturvorschlag« in der ersten Zeile des linken Fensters aus und Eclipse behebt den Fehler.

Hinweis Quickfix wird erst nach dem Speichern aktiv. Dies liegt an dem verwendeten Compiler von Eclipse, der ja inkrementell compiliert, d.h. beim Speichern nur die Neuerungen compiliert. Erst nach diesem Compilieren kann Eclipse die Fehler erkennen und entsprechend anzeigen.

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