erste Quelle Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte

Texte: Psalm 73,28 Autor: Siegfried Schmidt Predigt Liebe Gäste und Freunde, liebe Brüder und Schwestern, Weihnachten soll ein Fest der Freude sein....
Author: Leopold Busch
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Texte: Psalm 73,28

Autor: Siegfried Schmidt

Predigt Liebe Gäste und Freunde, liebe Brüder und Schwestern, Weihnachten soll ein Fest der Freude sein. Wir wünschen uns „fröhliche Weihnachten“. Wir wollen einander Freude machen, schreiben uns liebe Wünsche, rufen uns an oder besuchen uns. Mit ausgewählten Geschenken wollen wir Zeichen der Liebe und der Zuneigung setzen. Aber spätestens nach Neujahr sind die Festtage vorbei, der Lichter- und Weihnachtsschmuck wird wieder eingepackt und die Freude verblasst. So hat uns der Alltag wieder mit seinen Anforderungen, Belastungen und Sorgen. Wenn Ärger und Missverständnisse hinzukommen, ist die Freude verschwunden. Unser Leben gleicht eher einer trockenen Wüste als einem grünen bewässerten Garten. Freude ist wie ein sprudelnder Bach in der Landschaft unseres Lebens. Wenn es lange trocken ist, kann das Wasser verdunsten oder versickern. Da will uns die Botschaft der heutigen Predigt erreichen: Es gibt „Quellen bleibender Freude“. Wir können an guten oder weniger guten Tagen daraus schöpfen. Hier finden wir immer frisches Wasser, es ist niemals abgestanden. Und diese Quellen der Freude versiegen und verdunsten nicht. – Ist das nicht zu schön, um wahr zu sein? Oder ist das nur etwas für besondere „Glückspilze“? – Nein, ich möchte euch heute zu 3 Quellen führen, aus denen jeder von euch, in welcher Lage er sich auch befindet, Freude schöpfen kann. 1. Die erste Quelle heisst: Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte. Vielleicht dämmert es jetzt bei dem einen oder anderen: So ähnlich lautet doch die Jahreslosung für dies zu Ende gehende Jahr. Aber die Formulierungen weichen an entscheidenden Stellen voneinander ab: Ist nicht „Freude“ mehr als „Glück“, das schnell zerbrechen kann? Und wenn ein Mensch „sich zu Gott hält“, ist das nicht mehr als ein Gefühl „Gott nahe zu sein“? Wir können diese Fragen sicher am Ende der Predigt besser beant-

worten. Jetzt wollen wir jedenfalls auf die Botschaft des ganzen Psalmverses hören. Denn die Jahreslosung verstehen wir am besten im Zusammenhang, in dem sie steht. Die erste Quelle bleibender Freude besteht also darin, „dass ich mich zu Gott halte“. Aber wo finden wir diese Quelle in einer Welt, die ganz gut ohne Gott auskommt? Und können wir überhaupt an einen Gott der Liebe und der Gerechtigkeit glauben, wenn wir sehen und hören, was in unserer Welt los ist? Mit diesen Fragen musste sich schon der Beter des 73. Psalms mit Namen Asaf herumschlagen. Am Ende seines Liedes gibt er uns das Geheimnis seiner bleibenden Freude preis. Aber vorher wäre sein Vertrauen auf den Gott der Liebe und der Gerechtigkeit fast zu Bruch gegangen. Er sieht die Menschen ohne Gott, wie sie sich ohne Rücksicht auf Verluste bereichern. Sie geniessen ihren Reichtum und prahlen mit dem, was sie geschafft haben. Dabei lästern sie über den Glauben derer, die ehrlich vor Gott leben wollen. Warum greift Gott nicht ein? Warum kann das Böse sich so ausbreiten? Asaf weiss keine Antwort darauf. Aber er tut das Einzige, das auch wir in solcher Lage tun sollten: Er fragt Gott selbst. Mit seinen Fragen geht er in das Haus Gottes. Dort wird das Handeln Gottes mit seinem Volk und mit anderen Völkern besungen. Dort werden Gottes Absichten und Pläne durch Propheten verkündigt. Und da geht ihm ein Licht auf: Gottes Handeln überschreitet unseren menschlichen Horizont. Aber Er bringt seine Pläne zum Ziel. Und eines Tages lässt er auch die reichsten und selbstsichersten Machthaber zu Boden gehen. Und denen, die ihm vertrauen, schenkt er inneren Frieden und ein erfülltes Leben. Das ist keine leere Behauptung. Das haben Menschen, die sich „zu Gott hielten“, immer wieder erfahren – bis heute. Aber wir müssen Gott da suchen, wo er sich finden lässt. Für die Menschen des Alten Testamentes waren das besondere heilige Orte, an denen Gott angebetet werden wollte. Dort wurden die Dokumente aufbewahrt, in denen Gottes Wort und Wille aufgeschrieben war. Dort konnte man auch Propheten treffen, die mit Gottes Geist begabt waren und den Menschen verkünden konnten, was Gott ihnen in ihrer gegenwärtigen Lebenslage sagen wollte. Uns heutigen Menschen will Gott begegnen, wenn wir sein Buch, die Bibel, lesen. Da dürfen wir Gott bitten, dass er durch seinen Geist zu uns zu redet und die Aussagen der Bibel in unsere Lebenslage übersetzt. Dann können wir erfahren, was der Prophet Jeremia bezeugt: „Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost.“ (Jeremia 15,16) So können wir aus der ersten Quelle bleibender Freude schöpfen: „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte.“

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2. Die zweite Quelle heisst: Das ist meine Freude, dass ich meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn. Hier geht es um die Frage: Worauf kann ich mich verlassen? Was ist beständig? Was ändert sich nicht? Gibt es ein Fundament, das mich in jeder Lage trägt und auch eine Grundlage für meine Freude ist? In unserer Welt und in unserem Leben ist ja alles in Bewegung, alles verändert sich. Schon die alten Griechen stellten fest: „Alles fliesst!“ „Panta rhei!“ Darum fragen wir Menschen nach bleibenden Werten, auf die wir uns unter allen Umständen verlassen können. Sind es gute Geldanlagen oder ertragreiche Aktienpakete? In den Wirtschaftskrisen der Vergangenheit konnten sie innerhalb von Tagen einen Grossteil ihres Wertes verlieren. „Man sollte seine Zuversicht auf Edelmetalle oder auf Schmuck setzen!“ sagen andere, „da ist man auf der sicheren Seite.“ Doch der Goldpreis kann auch nachgeben und die Diebe finden immer raffiniertere Einbruchsmethoden. – Und was nutzen uns diese materiellen Werte, wenn unsere Gesundheit ernsthaft gefährdet ist? – Edlere Menschen erwarten Freude und Lebenserfüllung nicht von materiellen Werten: Sie versprechen sich „ewigi Liebi“ und machen damit grossartige Erfahrungen. Aber nach ein paar Jahren müssen sie feststellen: „Jeder von uns hat sich so stark verändert, dass wir nicht mehr zusammen passen.“ So ist unser Leben! Gilt das nicht auch für einen Menschen, der bekennt: „Das ist meine Freude, dass ich meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn.“? Hier möchte ich das Bekenntnis des Asaf zu meinem eigenen machen. Ich blicke zurück auf mehr als 43 Jahre unserer Ehe. Was hat sich nicht alles geändert, seitdem Roswith und ich sich im Sommer 1971 im Grossmünster Zürich die Treue versprochen haben? Wir selber haben uns stark verändert, wie man schon im Blick auf alte Fotos erkennen kann. Unsere Liebe ist anders geworden: ruhiger und belastbarer. Wir mussten miteinander durch schwere und schwerste Krisen gesundheitlicher und auch finanzieller Art hindurch. Und doch konnten wir in jeder Lage unsere Zuversicht auf Gott setzen, auch wenn wir manchmal nicht wussten, wie es weitergeht. Im Rückblick können wir sagen: Gott der Herr hat uns auf Höhen und in Tiefen durchgetragen. Er hat Wort gehalten: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du wirst mich preisen.“ (Psalm 50,15) Darum vertrauen wir ihm auch für die Zukunft, dass er uns aus der Quelle der Freude schöpfen lässt. Er bleibt unwandelbar derselbe. Und deshalb dürfen wir bekennen: „Das ist unsere Freude, dass wir unsere Zuversicht setzen auf Gott den Herrn.“ - Ich denke, dass mehrere von euch das genauso bekennen können. Im letzten Teil des Gottesdienstes können wir vielleicht den einen oder anderen Beitrag dazu von euch hören. 3

3. Die dritte Quelle heisst: Das ist meine Freude, dass ich verkündige all dein Tun. Habt ihr schon einmal einen grossen Fluss wie den Rhein oder die Rhone auf der Landkarte von der Quelle her bis zur Einmündung in ein Meer verfolgt? Dann habt ihr sicher gesehen wie viele Flüsschen und Bäche er auf der ganzen Strecke in sich aufnimmt. So ist es auch mit dem Strom der Freude, der sich durch unser Leben hindurch ziehen will. Und ein solcher Zufluss, der den Strom bleibender Freude verstärkt, ist das Erzählen von dem, was Gott getan hat und heute noch tut: „dass ich verkündige all dein Tun“. Ist euch aufgefallen, dass Asaf im dritten Teil seines Bekenntnisses in die Form des Gebetes wechselt: „dass ich verkündige all dein Tun“? das zeigt, wie sehr dem Psalm-Sänger bewusst ist, dass Gott ständig handelt – im Weltgeschehen und in seinem persönlichen Leben. Warum bringt das solche Freude, wenn wir Gottes Tun verkündigen? – Ich denke, bevor wir Gottes Handeln dankbar bezeugen können, ist immer ein Blickwechsel erforderlich. Zunächst geht es uns so wie dem Asaf: Wir sehen und hören, wieviel Unrecht, Gewinnsucht, Machtgier und Brutalität es in unserer Umwelt gibt. Gott scheint abwesend zu sein, denn das Böse breitet sich scheinbar ungehindert aus. Aber dann geht Asaf in das Haus Gottes und hört, wie Gott handelt: Er lässt kein Unrecht ungestraft. Doch in seinen Augen ist kein Mensch ohne Schuld. Gott sieht, was tief in uns an bösen Gedanken und Empfindungen ist. Wenn er seine Massstäbe an uns legt, wer kann dann vor ihm bestehen? Aber der heilige Gott ist zugleich der gnädige und barmherzige Gott. Wenn ein Mensch sein Unrecht bereut, will Gott ihm seine Schuld vergeben. Er liebt jeden Menschen, auch den bösen. Er gibt auch dem schlimmsten Verbrecher eine Chance zur Umkehr. Das übersteigt unser Gerechtigkeits-empfinden. Wird damit das Böse nicht verharmlost? Nein, denn Gott verurteilt in jedem Fall unser böses Tun und muss es bestrafen. Die Bibel verschweigt Gottes letztes endgültiges Gericht ja nicht. Aber Gott hat eine Möglichkeit geschaffen, dass jeder in die Gemeinschaft mit ihm zurückfinden kann: Er nimmt deine und meine Schuld und lässt sie durch seinen geliebten Sohn Jesus bezahlen. Als Jesus am Kreuz leidet und stirbt, hat Gott einen Platz geschaffen, an dem jede Schuld abgeladen und jede Sünde vergeben werden kann. Nur eins ist wichtig: Werde ehrlich vor Gott und bitte den auferstandenen Jesus, dein Leben zu erneuern! Das ist das Wichtigste, das Gott für uns getan hat und jeden Menschen erfahren lassen will. Das sollen wir uns vor Augen halten. Und diese frohe Botschaft von der Gnade des heiligen Gottes dürfen wir jedem Menschen weitersagen, dem wir begegnen: „So sehr hat Gott die 4

Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit alle, die auf ihn vertrauen nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.“ (Johannes 3,16) Wer Jesus sein Leben anvertraut hat, wird durch den Heiligen Geist ein neuer Mensch. Dabei bekommt er auch einen neuen Blick für sein Leben und für Gottes Handeln. Die Liebe Gottes gewinnt im Herzen eines glaubenden Menschen Raum. Und diese Liebe schliesst die Menschen nicht aus, die er normalerweise als Feinde betrachtet. Allen gilt Gottes Liebe und das Angebot seiner Vergebung. Das ist die beste Nachricht, die wir weitergeben dürfen und die unser eigenes Herz mit Freude erfüllt. Paulus drückte es so aus: „Die Liebe Christi drängt uns … So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Korinther 5,14+20) Dies entscheidende Handeln Gottes in Jesus macht deutlich: Gott hat jeden Menschen im Auge. Und wer den Sohn Gottes als seinen Retter angenommen hat, den macht er zu einem Kind Gottes. Es spielt keine Rolle, was in seinem oder ihrem Leben vorher passiert ist und in welcher Lage sie oder er sich befindet. Gottes Kinder schöpfen aus der Quelle des Wortes Gottes und aus ihren Erfahrungen mit der Treue des Vaters im Himmel: „Das ist meine Freude, dass ich verkündige all dein Tun.“ Dies bezieht sich nicht nur auf Gottes Handeln im Grossen, sondern auch im Kleinen, wie wir es Tag für Tag erleben können. Deshalb lasst uns anderen gegenüber fröhlich bezeugen, was wir mit unserem Gott erleben. Die erweiterte Jahreslosung für 2014 zeigt uns drei Quellen bleibender Freude. Daraus können wir auch im Neuen Jahr jeden Tag schöpfen: 1. Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte. 2. Das ist meine Freude, dass ich meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn. 3. Das ist meine Freude, dass ich verkündige all dein Tun.

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