ERSTE BACHELORARBEIT Wie Medien Unsicherheiten und Angst in der Gesellschaft auslösen. Alarmismus am Beispiel der KlimawandelBerichterstattung eingereicht an der FH JOANNEUM Graz Studiengang Journalismus und Public Relations (PR)

vorgelegt im Juni 2011 von Markus Hasenberger 0910593021

Betreuer: Mag. Dr. Heinz Peter Wassermann

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungskommission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.

Graz, am 30. Juni 2011

II

Kurzfassung Journalisten entscheiden jeden Tag darüber, was relevant und was nicht berichtenswert ist. Sie wählen Nachrichten aus, recherchieren, texten und präsentieren ihre Erkenntnisse schlussendlich in ihrem jeweiligen Medium. So kämpfen Massenmedien um die knappe Ressource Aufmerksamkeit. Besonders in den vergangen Jahren ist der Journalismus immer schneller geworden. Das Ziel der größtmöglichen Aktualität bleibt nicht ohne Folgen. Zeit für intensive Recherchearbeiten bleibt kaum noch, der Berichterstattung mangelt es an Informationstiefe – klar durchdachte Analysen werden zur Mangelware. Phänomene wie Skandale und Katastrophen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Ganz nach dem Motto: Wenn die Zeit für ein hochwertiges Aufbereiten des Materials nicht reicht, soll zumindest die Auflage stimmen. Ende Oktober, Anfang November des Jahres 2006, sorgten zwei Ereignisse für ein lautes Schrillen der Alarmglocken bei den Journalisten: ein britischer Regierungsbericht über die drohenden finanziellen Schäden des Klimawandels und die Weltklimakonferenz in Nairobi, Kenia, dienten als Anlass, über den nahenden Weltuntergang zu berichten. Anhand ausgewählter Artikel zur Klimawandel-Berichterstattung wird erklärt, wie Medien mit ihren Funktionen des Moralisierens und des Alarmismus Unsicherheiten und Angst in der Gesellschaft auslösen können. Geht es um das Thema Umwelt, so verkennen Journalisten ihre Aufgabe als neutrale Beobachter. Sie schlüpfen gerne in die Rolle des Akteurs und lassen die Trennlinie zwischen Berichterstattung und Kommentar verschwimmen. Die Artikel wurden aus den Publikationen „Der Spiegel“, „Die Presse“, „Kronen Zeitung“ und „NEWS“ entnommenen.

III

Abstract: This paper examines how media coverage about climate change creates fear within society. The theoretical part offers insights into the work of journalists: how do they choose news, do information research, produce and present their findings? Furthermore, this bachelor thesis discusses the different functions of journalism in a democracy. In contrast to popular press, high quality journalism tries to report in an objective way. Due to the fact that excellent research work takes a lot of time, which is often not available, the result often is alarmism. The second part gives a detailed analysis of four articles about global warming and climate change. The articles are taken from “Der Spiegel”, “Die Presse”, “Kronen Zeitung” and “NEWS”. As a result of the research, the conclusion is obvious: mass media use their power to emotionalize their recipients and develop alarmism in the general public.

IV

Inhaltsverzeichnis Deckblatt

I

Eidesstattliche Erklärung

II

Kurzfassung

III

Abstract

IV

Inhaltsverzeichnis

V

1. Einleitung

1

2. Massenkommunikation

2

2.1 Definition Massenkommunikation

2

2.2 Lasswell-Formel

2

3. Funktionen des Journalismus

3

3.1 Information

3

3.2 Artikulation

3

3.3 Agenda Setting

3

3.4 Kritik und Kontrolle

4

3.5 Unterhaltung

4

3.6 Bildung

4

3.7 Sozialisation und Führung

4

3.8 Integration

5

4. Wie Journalisten arbeiten

6

4.1 Auswählen

6

4.1.1 Das Berichtenswerte

6

4.1.1.1 Was ist “neu”?

6

4.1.1.2 Die Nachricht in ihrer Bedeutung

6

4.1.1.3 “Wichtig” und/oder “interessant”

7

4.1.2 Nachrichtenwert

7

4.1.2.1 Zeit: Aktualität, Dauer, Kontinuität

8

4.1.2.2 Nähe, Betroffenheit, Relevanz

8

4.1.2.3 Status: Zentralität, Macht und Einfluss, Prominenz

9

4.1.2.4 Dynamik: Überraschung, Struktur und V

Intensität 4.1.2.5 Valenz: Good News und Bad News

9 9

4.1.2.6 Identifikation: Human touch, Ethnozentrismus, Gefühlswert 4.1.2.7 Umsetzbarkeit in Bilder 4.2 Recherchieren

10 10 11

4.2.1 Vervollständigen und Überprüfen

11

4.2.2 Rekonstruieren

11

4.2.3 Fortlaufende Recherche

12

4.2.4 Investigativer Journalismus

12

4.3 Produzieren

12

4.3.1 Verfassen

13

4.3.2 Redigieren

13

4.4 Präsentieren

13

4.4.1 Print

14

4.5 Boulevard vs. Qualität

15

4.5.1 Definition Boulevard

15

4.5.1.1 Der Boulevardjournalismus

15

4.5.1.2 Der Themenmix und die Sprache

16

4.5.1.3 Der Eskapismus

16

4.5.2 Qualitätsmedien

17

4.5.2.1 Definition Qualitätspresse

17

4.5.2.2 Ziele setzen

17

4.5.2.3 Fehler korrigieren

18

4.5.2.4 Qualitätssicherung durch Infrastruktur und Selbstkontrolle 5. Externe Einflüsse

18 20

5.1 PR und Journalismus

20

5.2 Unkritische Journalisten

21

6. Manipulation

22

6.1 Beeinflussung durch Sprache

22

6.2 Zahlenliebhaber

23 VI

7. Das Spiel mit den Sinnen

25

7.1 Medien stabilisieren

25

7.2 Wie Medien moralisieren

26

7.3 Alarmismus und das Training der Angstbereitschaft

26

8. Einleitung Medienanalyse 8.1 Missverständnisse verhindern

28 28

8.1.1 Klima und Klimawandel

28

8.1.2 Globale Erwärmung und Klimakatastrophe

29

8.1.3 Globaltemperatur

29

8.1.4 Treibhauseffekt und Kohlendioxid

30

8.1.5 Luftverschmutzung, Pole, Artensterben

30

8.2 Die mediale Klimawandel-Berichterstattung

31

8.2.1 Journalisten und die Klimadebatte

31

8.2.2 Wie Umweltjournalisten die Situation sehen

32

8.2.3 Wie Politiker die Situation sehen

33

8.3 Die Ausgangslage für die Medienanalyse

34

8.3.1 Der Stern-Report

34

8.3.2 Weltklimakonferenz in Nairobi

34

9. Medienanalyse 9.1 „Der Spiegel“

36 36

9.1.1 „Achtung Weltuntergang!“

36

9.1.2 Sprache

37

9.1.3 Bilder und Statistiken

38

9.1.4 Behauptungen

38

9.1.5 Resümee

39

9.2 „Die Presse“

40

9.2.1 „Klimawandel könnte Wirtschaftskrise bringen“

40

9.2.2 Sprache

40

9.2.3 Bilder und Statistiken

41

9.2.4 Behauptungen

41

9.2.5 Resümee

42

9.3 „Kronen Zeitung“

42 VII

9.3.1 „Unser Wetter läuft Amok“

43

9.3.2 Sprache

43

9.3.3 Bilder und Statistiken

44

9.3.4 Behauptungen

44

9.3.5 Resümee

45

9.4 „NEWS“

46

9.4.1 „Die Grüne Revolte“

46

9.4.2 Sprache

46

9.4.3 Bilder und Statistiken

47

9.4.4 Behauptungen

48

9.4.5 Resümee

48

10. Zusammenfassung

50

11. Quellenverzeichnis

52

11.1 Ungedruckte Quellen

52

12. Literaturverzeichnis

53

13. Abbildungsverzeichnis

56

14. Abkürzungsverzeichnis

57

VIII

1. Einleitung Der erste Teil dieser Arbeit widmet sich im Großen und Ganzen dem Berufsfeld Journalismus. Die Begriffe Massenkommunikation und Massenmedien werden in kurzen Zügen gestreift, ehe die Arbeit zu den Funktionen des Journalismus über geht. Der Journalismus erfüllt seit jeher gesellschaftliche Aufgaben, die zum Funktionieren einer Demokratie beitragen und diese auch ermöglichen. Journalisten müssen jeden Tag ihr jeweiliges Medium bespielen – in den vier Unterkapiteln Auswählen, Recherchieren, Produzieren und Präsentieren wird unter anderem erklärt, welche Kriterien Nachrichten erfüllen müssen, um als berichtenswert angesehen zu werden. Im Kapitel „Qualität vs. Boulevard“ werden die Spezifika der Qualitäts- und Boulevardmedien dargeboten. In weiterer Folge geht der Autor auf die externen Einflüsse auf den Journalismus ein – dies behandelt insbesondere das Verhältnis zwischen Journalismus und den Public Relations. Die beiden Kapitel „Manipulation“ und „Das Spiel mit den Sinnen“ dienen als „gleitender“

Übergang

zum

empirischen Teil

und

der

damit

verbundenen

Medienanalyse. Das Kernstück dieser Arbeit stellt die umfassende Medienanalyse dar. Vier Artikel, aus den Publikationen „Der Spiegel“, „Die Presse“, „Kronen Zeitung“ und „NEWS“, werden auf die Kriterien „Sprache“, „Bilder und Statistiken“ und „Behauptungen“ untersucht. Noch vor der Medienanalyse werden wichtige Begriffe zur Klimawandel-Debatte kurz erklärt. Zum Schluss gibt es eine knapp gehaltene Zusammenfassung der Arbeit.

Der Autor hat sich für die Leserlichkeit und gegen das gendergerechte Formulieren entschieden. Natürlich sind – auch wenn nur die männliche Form gewählt wurde – immer auch Frauen gemeint. 1

2. Massenkommunikation Journalisten berichten tagtäglich über neueste Geschehnisse und möglichst relevante Themen. Viele Nachrichten erreichen mehrere hunderttausende, oft sogar Millionen Rezipienten. Journalismus ist in Grunde genommen ein Kommunikationsprozess, bei dem Massenkommunikation über die Massenmedien betrieben wird.

2.1 Definition Massenkommunikation Der Journalist betreibt via Massenmedien Massenkommunikation. Für den Begriff Massenkommunikation gibt es klar definierte Kriterien. Massenkommunikation läuft immer öffentlich ab, ist daher für jeden zugänglich und richtet sich an ein anonymes und in der Anzahl meist größeres und disperses Publikum. 1 Die in der Literatur am häufigsten anzufindende Definition der Massenkommunikation stammt vom ehemaligen Kommunikationswissenschafter Gerhard Maletzke: „Massenkommunikation ist eine Form öffentlicher, indirekter und einseitiger Kommunikation, die sich technischer Verbreitungsmittel bedient und sich an ein disperses Publikum wendet.“ 2 Durch die Tatsache, dass zwischen Sender und Empfänger ein Informationsträger (Medium) geschaltet ist, wird die Kommunikation trotz räumlicher und zeitlicher Distanz ermöglicht. In weiterer Folge lassen sich etwa Presse, Buch, Plakat, Flugblatt, Hörfunk, Fernsehen, Film/Kino, Unterhaltungselektronik wie z.B. CD und DVD und öffentlich zugängliche Inhalte des Internets als Massenmedien identifizieren.3

2.2 Lasswell-Formel In der einschlägigen Fachliteratur ist gerne von der Lasswell-Formel die Rede: Wer sagt was wie zu wem in welchem Kanal? Auf den Journalismus umgelegt, wäre „Wer“ der Journalist bzw. die Redaktion, „was“ der Inhalt, „wie“ die - durch das Gesagte entstandene Wirkung, „zu wem“ der Rezipient und in „welchem Kanal“ die jeweilige Mediengattung (Internet, Print, TV, Radio) gemeint. 1

2

3

Vgl. Mast, Claudia: ABC des Journalismus. Ein Handbuch, Bd 1: Praktischer Journalismus, 10., völlig neue Auflage. Konstanz 2004. S. 50. Maletzke, Gerhard: Psychologie der Massenmedien. Hamburg 1963. S. 32. Zit. n. Meyen, Michael: Massenmedien. OO oJ. S. 2. Im Internet: http://www.mediacultureonline.de/fileadmin/bibliothek/meyen_massenmedien/meyen_massenmedien.pdf (eingesehen am 21.6.2011). Vgl. Mast, ABC, S. 51f.

2

3. Die Funktionen des Journalismus Der deutsche Medienwissenschafter Stephan Ruß-Mohl bringt mit seiner Aussage „Nicht alles, was Medien offerieren, ist Journalismus“ 4 eines auf den Punkt: Jeder kann und darf sich Journalist nennen, Presse- und Meinungsfreiheit sei Dank. Dennoch lassen sich acht wichtige Funktionen des Journalismus aufzählen. Diese reichen von der Information, über das Agenda Setting bis hin zur Bildung und Integration. Nicht alle – von der Publizistikwissenschaft – festgehaltenen Funktionen erfreuen sich großer Beliebtheit in der heutigen Medienlandschaft. Dennoch rät es sich, einen genaueren Blick auf sie zu werfen.

3.1 Information Die Informationsfunktion wird von vielen Rezipienten als selbstverständlich hingenommen. Zumindest erwarten sie sich, in jenem Ausmaß informiert zu werden, um ihren Alltag bewältigen zu können. Dadurch können Mediennutzer ihrer Doppelrolle als Markteilnehmer und Staatsbürger gerecht werden und notwendige Entscheidungen sachgerecht treffen.5 Die Autoren Wolf Schneider und Paul-Josef Raue sind sich einig: „Die Journalisten sind die Instanz, deren Aufgabe es ist, ihnen zu diesem Informationsgrad zu verhelfen.“6

3.2 Artikulation Medien machen Sachverhalte und Probleme öffentlich. Im Idealfall agieren sie als „Frühwarnsystem“ innerhalb einer Gesellschaft. 7

3.3 Agenda Setting „Medien setzen Themen durch, nicht Meinungen“8, so formuliert Norbert Bolz die Funktion der Medien, die ein Gros der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit auf einige wenige Ereignisse und Themen lenken soll. Heutzutage dominiert oft nur noch ein

4 5 6

7 8

Ruß-Mohl, Stephan: Journalismus. Das Hand- und Lehrbuch. Frankfurt/M 2010. S. 17. Vgl. ebda, S. 17. Schneider, Wolf und Raue, Paul-Josef: Das neue Handbuch des Journalismus, vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Reinbek bei Hamburg 2003. S. 15. Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 17. Bolz, Norbert: Das Abc der Medien. Paderborn [u.a.] 2007. S. 38.

3

einziges Thema die öffentliche Diskussion, welches andere Ereignisse von der Agenda verdrängt.9 Um die Themenhoheit herrscht ein regelrechter „Kampf“. PR-Abteilungen und Spindoktoren versuchen ihre Anliegen in die Medien zu bekommen. Sie alle kämpfen um die knappe Ressource Aufmerksamkeit.

3.4 Kritik und Kontrolle Legislative, Exekutive, Judikative. Neben den drei „Säulen“ der Gewaltenteilung innerhalb eines demokratischen Staates gesellt sich auch gerne der Journalismus als „vierte Macht“ dazu. Die Aufgabe ist klar: den Mächtigen auf die Finger schauen, Korruption und Affären jeglicher Art aufdecken. "Der recherchierende Journalist hat die Aufgabe, die dunkle Seite der Macht auszuleuchten und den Mächtigen das Gefühl zu geben, dass der Missbrauch nicht völlig gefahrlos wird"10, forderte der deutsche Journalist Hans Leyendecker bei einer Rede im Jahr 2004.

3.5 Unterhaltung In Zeiten des „Infotainments“ ist der Trend hin zur Unterhaltung schwer zu übersehen. Doch Unterhaltung ist seit der „Penny Press“ aus dem 19. Jahrhundert Bestandteil der Medienlandschaft. Gestritten wird heute darüber, ob Unterhaltung nicht viel eher ein Nebeneffekt des Journalismus sei. Dennoch erwarten viele, dass Medien die notwendige Ablenkung und Zerstreuung bieten. 11

3.6 Bildung Die Bildungsfunktion der Medien tritt zunehmend in den Hintergrund, dennoch erfahren wir einen Großteil unserer Allgemeinbildung durch Massenmedien. 12

3.7 Sozialisation und Führung Medien „führen“ und „erziehen“ Menschen. Kinderserien dienen als Babysitter und TVProduktionen wie „Germany's next Topmodel“ vermitteln Wertmaßstäbe und 9 10

11 12

Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 18. Brzeska, Wojciech: Alle wollen leuchten. In: Ruhrwort vom 29. Jänner 2004. Im Internet: http://www.nikolaus-gross.com/aktuelles/2004-01-29_ruhrwort-leyendecker.html (eingesehen am 21.6.2011). Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 20f. Vgl. ebda, S. 21.

4

Verhaltensnormen. Die „Führungsaufgabe“ der Medien wird seit Goebbels gerne tabuisiert. Aber gerade in einer Demokratie sollten Medien ihre Führungsaufgabe wieder vermehrt wahrnehmen und umsetzen. Medien sind wirkungsstark und haben eine Leit- und Führungsfunktion. 13

3.8 Integration Durch ihre Sozialisationsfunktion nehmen Medien auch eine tragende Rolle beim Versuch der Annäherung verschiedener Lebenswelten und Kulturen ein. Ob dies aufgrund des rasant ansteigenden Mediengebots überhaupt möglich ist, bleibt jedoch fraglich. 14 In Zeiten von Sparmaßnahmen und damit verbundenen ökonomischen Zwängen werden die klassischen Funktionen des Journalismus immer seltener anerkannt. Diether Hahn, einstiger Geschäftsführer der Kirch Gruppe, forderte: „Die Medienbranche ist eine kaufmännische Veranstaltung und sollte endlich mit normalen Maßstäben gemessen werden.“15 Die gesellschaftliche Aufgabe der Journalisten geht weit über die „normale“ Arbeitstätigkeit hinaus. Manche Kriterien haben mit der Zeit an Bedeutung gewonnen, andere wiederum an Beachtung verloren. Die Unterhaltung hat – auch in den Qualitätsmedien – Einzug gehalten. „Infotainment“ sorgt dafür, dass personalisierte Nachrichten leicht verdaulich, weil unterhaltend, serviert werden. Das Publikum erwartet jedoch weiterhin ausreichend informiert zu werden. Die „Flucht“ vor dem Alltag durch Zerstreuung wird von den Massenmedien ermöglicht.

13 14 15

Vgl. ebda, S. 21f. Vgl. ebda, S. 22f. Ebda, S. 23.

5

4. Wie Journalisten arbeiten Dieser Abschnitt der Arbeit behandelt das Thema journalistische Arbeitsprozesse, welches in die vier Unterkapitel Auswählen, Recherchieren, Produzieren und Präsentieren gegliedert ist.

4.1 Auswählen Die Auswahl, der als beachtenswert empfundenen Nachrichten, stellt einen sehr entscheidenden Arbeitsprozess eines Journalisten dar. So muss aus einer Mischung von objektiven Kriterien und subjektiven Empfinden eine grobe Trennung von „wichtig“ und „nicht wichtig“ passieren. Im weiteren Verlauf geht der Autor auf die „berichtenswerten“ Meldungen und den imaginären Nachrichtenwert ein.

4.1.1 Das Berichtenswerte Was macht eine Meldung zu einer Nachricht? Anhand welcher Kriterien sich Journalisten für die eine und nicht die andere Sachlage interessieren, wird im Folgenden beleuchtet. Einerseits engen ganz bestimmte Nachrichtenfaktoren den Auswahlkreis ein, andererseits sieben die Schlagwörter „neu“, „wichtig“ und „interessant“ die letztlich gewählten Meldungen aus. 4.1.1.1 Was ist „neu“? Was „neu“ ist, erkennen Medienleute auf den ersten Blick. Neu kann aber auch etwas schon oft Gesagtes sein. Das passiert dann zum Beispiel, wenn auf einer Weltklimakonferenz der neueste Weltklimabericht der Öffentlichkeit vorgestellt wird, bei dem dann der befürchtete „Klimakollaps“ vorhergesagt und somit nur wiederholt, weil seit Jahrzehnten angekündigt, wird.

4.1.1.2 Die Nachricht in ihrer Bedeutung Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Nachricht“ steht in enger Beziehung mit „Befehl“ und „Handlungsanweisung“. „Wichtige“ Nachrichten sind also jene, nach denen sich Rezipienten richten müssen – etwa wenn neue Gesetze in Kraft treten. Wichtig sind darüber hinaus jene Nachrichten, nach denen sich Menschen richten 6

können – z.B. Staumeldungen. Ebenfalls wichtig sind Hintergrund-Informationen aus aller Welt, also vor allem Reportagen und Analysen. Diese ermöglichen möglichst objektive Einschätzungen des Weltgeschehens. Je entfernter ein Land – global, sowie kulturell gesehen – ist, umso wichtiger werden ausführliche Berichte und Analysen. 4.1.1.3 „Wichtig“ und/oder „interessant“ Die Nachricht ist eine faire und verständliche Information, die, wie bereits weiter oben geklärt, „neu“ und „wichtig“ und/oder „interessant“ ist. Dass eine Nachricht „wichtig“ und „interessant“ zugleich ist, passiert selten. Viel öfter erfüllt die Nachricht eine der beiden Kriterien.  Die Nationalratswahl ist sowohl wichtig als auch interessant.  Das brasilianische Wirtschaftswachstum ist wichtig. Interessant wird es erst durch die analytische und möglichst farbige Berichterstattung, etwa in Form einer Reportage.  Die Adabei-Seite der „Krone“ ist höchst interessant, wichtig aber auf gar keinen Fall. Sie hilft dem Leser nicht, Entscheidungen zu fällen und vermittelt ihm kein Wissen über die irdischen Verhältnisse. Dazu gehören unter anderem Sportergebnisse, Verbrechen oder Unglücksfälle. Ob eine Nachricht nun „wichtig“ oder „interessant“ oder gar beides ist, ist oft eine Sache der Blattlinie. Boulevardmedien interessiert es eher weniger ob die Geschichte wichtig ist - sie muss Potenzial haben das Interesse der Leser auf sich zu ziehen. Auf der anderen Seite scheuen Qualitätsmedien jene Themen, die „alle“ interessieren, um ja nicht unseriös zu wirken. Die Säulen einer Nachricht bilden also neu, wichtig und interessant. Boulevardblätter widmen sich verstärkt dem Interessanten zu. Der Vorzeigejournalist hingegen greift das Wichtige auf und präsentiert es interessant.16

4.1.2 Nachrichtenwert Um den empirischen Teil dieser Arbeit bewältigen zu können, braucht es einen genaueren Blick auf die Auswahlkriterien von Nachrichten in den Medien. Eine ganz 16

Vgl. Schneider und Raue, Handbuch, S. 62-65.

7

gute Übersicht dazu liefern die sieben Nachrichtenfaktoren Zeit, Nähe, Status, Dynamik, Valenz, Identifikation und die Umsetzbarkeit in Bildern. Diese ergeben in Summe

den

imaginären

Nachrichtenwert.

Je

höher

er

ist,

desto

mehr

Veröffentlichungspotenzial hat das jeweilige Thema.

4.1.2.1 Zeit: Aktualität, Dauer, Kontinuität Die Aktualität deckt sich zum großen Teil mit dem bereits weiter oben erwähnten Begriff „neu“. Das Ereignis muss daher aktuell oder zumindest aktualisierbar sein. In sich abgeschlossene Ereignisse werden gegenüber lang andauernden Vorgängen eher bevorzugt, sprich: der Weltklimabericht ist interessant, wie er entsteht aber nicht. Kontinuität - in der Literatur gerne auch als Thematisierung und Konsonanz angeführt – ist ein weiterer wichtiger Teilfaktor. Er besagt, dass bei langfristig eingeführten Themen eine gewisse „Vorkenntnis“ der Rezipienten erwartet werden kann. Dabei handelt es sich vor allem um Themen die bereits auf der „Agenda“ standen. Das Waldsterben wäre etwa ein Paradebeispiel hierfür.17 „Je mehr ein Ereignis den Erwartungen und Wünschen oder Bedürfnissen des Publikums entspreche,(…) desto eher werde es zur Nachricht. Überspitzt läßt sich sagen, daß Nachrichten vor allem das bestätigen, was wir schon wissen oder gerne wissen möchten. (…) Beachtet wird, was in ähnlicher oder gleicher Weise bereits Aufmerksamkeit geweckt hat, was stereotypisiert, ritualisiert ist.“18

4.1.2.2 Nähe, Betroffenheit, Relevanz Mit der geografischen Distanz zwischen Ereignisort und Verbreitungsgebiet sinkt auch der Nachrichtenwert einer Meldung. Neben der geografischen gibt es auch die kulturelle sowie die politische Nähe. Letztere betrifft die politische sowie wirtschaftliche Verbindung zum Ereignisland. Geht es der deutschen Wirtschaft schlecht, dann betrifft das Österreich sehr wohl. Bei der kulturellen Nähe bestimmen sprachliche, religiöse, literarische

und

wissenschaftliche

Verbindungen

zum

Ereignisland

den

Nachrichtenwert. Die Relevanz drückt aus, ob ein Ereignis eine existenzielle Bedeutung für die Rezipienten hat, wie z.B. die Bedrohung durch radioaktiven Niederschlag 17 18

Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 108f. Ebda, S. 109.

8

infolge der damaligen Atomkatastrophe von Tschernobyl. 19

4.1.2.3 Status: Zentralität, Macht und Einfluss, Prominenz Die weltpolitische Bedeutung, die ein Ereignisland hat, definiert sich über ihre regionale bzw. nationale Zentralität. Meldungen aus Moskau und Washington sind wichtiger, als jene aus Lima oder Belfast. Eine Nachricht steigert ihren „Wert“, wenn Personen mit Macht und Einfluss darin vorkommen. Barack Obamas O-Ton hat weitaus höhere Publizitätschancen, als jener eines einfachen Abgeordneten. Neben Macht zählt auch der Faktor Bekanntheit. Durch diesen Umstand versuchen immer mehr „Promis“ in die Medien zu drängen. Richard Lugner oder Paris Hilton zeigen vor, wie es geht.20

4.1.2.4 Dynamik: Überraschung, Struktur und Intensität Das Unvorhersehbare und Ungewöhnliche vereint der Begriff Überraschung. Ein Ereignis wirkt kurios und/oder sensationell. 21 So schafft es auch ein Minirock-Verbot aus der italienischen Provinz in die deutschen Medien. 22 Wenn ein Ereignis in seiner Struktur „eindimensional“ und daher leicht verständlich ist, steigt der Nachrichtenwert. Darüber hinaus gibt es wenig Beteiligte und Interessen zu berücksichtigen. Um als berichtenswertes Ereignis wahrgenommen zu werden,

muss eine

bestimmte

Aufmerksamkeitsschwelle überwunden werden. Es muss sich in seiner Intensität zu anderen

deutlich

abheben.

Ein

Einbruch

samt

Geiselnahme

erregt

mehr

Aufmerksamkeit, als ein gewöhnlicher Wohnungseinbruch. 23

4.1.2.5 Valenz: Good News und Bad News Der oft zitierte Satz „Only bad news is good news“ ist nicht realitätsfern. Die Anzahl negativer Beiträge in Medien ist deutlich höher, als jene mit positivem Inhalt. Katastrophen und Gewaltakte haben einen höheren Nachrichtenwert.24 Doch nicht alle Journalisten finden diese Kritik gerechtfertigt. „Viel gravierender ist, dass dieser 19 20 21 22

23 24

Vgl. ebda, S. 110. Vgl. ebda, S. 111. Vgl. ebda. Schümer, Dirk: Unterm Minirock. In: F.A.Z. vom 27. Oktober http://www.faz.net/artikel/C30108/italien-unterm-minirock-30315233.html 22.6.2011). Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 112f. Vgl. ebda, S. 113.

2010. Im Internet: (eingesehen am

9

Vorwurf ein verkehrtes Verständnis von der Natur der Massenmedien offenbart. Selbst dann nämlich, wenn Medien sich der 'objektiven Information' verpflichtet fühlen, können sie niemals eine ungewichtete Eins-zu-Eins-Abbildung der gesamten Wirklichkeit liefern. Journalismus besteht gemäß seinem ureigensten Wesen immer in der Auswahl, Gewichtung und Bearbeitung von Informationen.“25 In der Branche spricht man gerne vom Negativismus – je negativer, desto ansprechender. Dem gegenüber steht der Positivismus. Fortschritte in der Regierungsarbeit oder neue, revolutionäre Forschungsergebnisse versprühen einen Hauch von „gut“. 26

4.1.2.6 Identifikation: Human Touch, Ethnozentrismus, Gefühlswert Dank zunehmender Personalisierung in der Berichterstattung, steigt der Human Touch. Ereignisse, Probleme und deren Lösungen werden immer öfters mit Personen in Verbindung

gesetzt.

Stehen Personen

im

Mittelpunkt,

so

erhöht

sich der

Nachrichtenwert. Der Faktor Ethnozentrismus bedeutet, dass Nachrichten aus dem eigenen Kulturkreis bevorzugt werden. Wenn Gefühle angesprochen werden, steigert dies ebenfalls den Nachrichtenwert. Elefantenbabys im Tiergarten Schönbrunn, oder Bilder ausgehungerter Kinder schaffen es immer wieder auf Titelblätter und in die Nachrichtensendung.27

4.1.2.7 Umsetzbarkeit in Bilder Dem Leitmedium Fernsehen ist zu verdanken, dass die Umsetzbarkeit in Bilder immer wichtiger geworden ist. Die Devise größere Bilder, weniger Text hat auch den Sektor der Qualitätspresse erreicht. Die Bebilderung ist mittlerweile zu einem eigenen Qualitätskriterium geworden. Der Visualisierungszwang nimmt deutlich zu. 28 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gewichtung der unterschiedlichen Nachrichtenfaktoren nicht statisch ist. In den letzten Jahren hat der Faktor Dynamik an Relevanz dazugewonnen. Dem Überraschenden und der Sensation wird mehr Beachtung geschenkt. Dafür büßt etwa die Kontinuität an Bedeutung ein. Wie 25 26 27 28

Sittinger, Ernst: Das Ende des Journalismus. Plädoyer für einen bedrohten Beruf. Graz 2005. S. 21. Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 113f. Vgl. ebda, S. 114f. Vgl. ebda, S. 115f.

10

Nachrichten ausgewählt werden, hängt auch immer mit der Entwicklung der Branche zusammen. Durch das relativ neue Medium Internet ist der Faktor Zeit daher oft der entscheidende.

4.2 Recherchieren „Wer an die Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.“29 Die wohl wichtigste und

bekannteste

Rechercheregel

kämpft

in

Zeiten

von

PR-Zulieferungen,

Nachrichtenagenturen und den Onlinequellen à la Google und Wikipedia um das Überleben. Nach dem Schritt des Auswählens folgt nun die Recherche, sprich: Fakten und Belege zusammenklauben, Interviews führen.

4.2.1 Vervollständigen und Überprüfen Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher? - Diese sieben Fragen sind im Normalfall vor dem Texten offen. Das Gebot der Faktentreue ist ein zentraler Teil des Journalismus. Eingehende Agenturmeldungen sollten zumindest von einer zweiten Quelle bestätigt werden. Die Gegenrecherche findet jedoch immer seltener statt – Fehler in der Berichterstattung nehmen zu. Das Internet und seine Seiten der Halbwahrheiten wie Twitter und Facebook verbreiten Gerüchte in Sekundenschnelle. So starb etwa Papst Johannes Paul II. - noch vor seinem wahren Ableben - mehrere Tode.30

4.2.2 Rekonstruieren TV-Detektiv Columbo lässt grüßen. Wer sich der Sachlage vollständig bewusst werden will, muss rekonstruieren können. Folgende Quellen können dabei sehr hilfreich sein:  Augenzeugen – diese sind entweder selbst davon betroffen oder haben etwas beobachtet  Second-Hand-Informanten – also jene, die mit Augenzeugen/Beteiligten gesprochen haben (Ärzte, Polizisten etc.)  Interpreten – Sachverständige, die etwas dazu sagen können Die Aussagen dieser drei Charaktere können verschiedene Interpretationen zulassen, denn die Aussagen werden sich nicht immer decken, vielleicht sogar Widersprüche 29 30

Ebda, S. 121. Vgl. ebda, S. 124-126.

11

aufzeigen. Der Journalist muss daher abwiegen, sich für die ehest mögliche Variante entscheiden und eventuelle Unstimmigkeiten mitteilen. 31

4.2.3 Fortlaufende Recherche Nicht immer ist es klug, eine Geschichte bis zur „wahren Wahrheit“ aus zu recherchieren. „Manchmal ist sogar die Nach-und-nach-Publikation der einzige Weg, einer Aufklärung näher zu kommen. Gerade in solchen Fällen, ist es angezeigt, Unsicherheit offenzulegen, eventuell auch mehrere Versionen eines Geschehens mit mehreren Quellen zu nennen.“32 Wer hingegen nur Stück für Stück mit seinen Informationen

herausrückt

und

damit

politische

Ziele

verfolgt,

betreibt

Kampagnenjournalismus, für den vor allem die Boulevardpresse bekannt ist. 33

4.2.4 Investigativer Journalismus Der investigative Journalismus ist von einem sehr intensiven und genauen Rechercheprozess geprägt. Dieser kann sich über mehrere Monate oder Jahre hinweg erstrecken. Ziel ist es, einen Skandal aufzudecken. Ein Sonderfall ist die UndercoverRecherche. Der Journalist nimmt hierbei eine andere Identität an, um an sein Rechercheziel zu gelangen.34 Wer eine erfolgreiche Recherche sein Eigen nennen möchte, muss Fragen stellen und kritisch bleiben, eine gewisse Distanz wahren. Die sieben W-Fragen gehören beantwortet, die Faktentreue ist ein wichtiger Qualitätsstandard – gerade in Zeiten von beliebten Gerüchteküchen wie Twitter. Bei der Rekonstruktion muss der Journalist seinem Gefühl vertrauen und Aussagen abwiegen. Die vertiefende Recherche ist im Journalismus das höchste der Gefühle und immer seltener aufzufinden. All diese Methoden ebnen den Weg zur kreativen Tätigkeit, dem Produzieren.

4.3 Produzieren Wer erfolgreich recherchiert hat, kann in die nächste Phase der journalistischen 31 32 33 34

Vgl. ebda, S. 126f. Ebda, S. 128. Vgl. ebda. Vgl. ebda, S. 130-132.

12

Prozesse eintauchen: das Texten. Ist der Beitrag verfasst bzw. geschnitten, wird redigiert und das Endprodukt auf seine Qualität geprüft.

4.3.1 Verfassen Sind alle wichtigen Informationen eingeholt, geht es ans Ordnen und Aussortieren. Eine Struktur muss zurechtgelegt, alles Wissenswerte zusammengebaut werden. Die Geschichte wird nun geschrieben bzw. getextet, der „rote“ Faden aufgenommen. Das fertige Produkt sollte die gewonnenen Rechercheerkenntnisse möglichst widerspiegeln.

4.3.2 Redigieren Das fertige Stück Text oder Film sollte noch einmal auf seine wichtigsten Merkmale geprüft werden. Ruß-Mohl hat vier Punkte auf der Checkliste vermerkt:  Inhaltlich: Ist die Faktentreue gegeben, wurde gründlich gegenrecherchiert?  Sprachlich: Ist alles klar verständlich oder kann es zu Missverständnissen kommen?  Formal: Sind Nachricht und Kommentar getrennt?  Ethisch und rechtlich: Ist gesetzeskonform gearbeitet worden oder könnten Klagen zu erwarten sein? In vielen Medienunternehmen ist es üblich, dass Kollegen den Originaltext weiterbearbeiten. Ganz nach dem Motto: vier Augen sehen mehr als zwei. Dass hierbei ein Konflikt nicht immer ausgeschlossen werden kann, ist klar - dennoch ist es ein wichtiger Beitrag zur Selbstkontrolle. 35 Nach dem Texten gelangt das Produkt in die Qualitätskontrolle. Das Redigieren dient dazu, inhaltliche Schwächen auszumerzen und sprachliche Unklarheiten zu beseitigen. Ist dieser Prozess abgeschlossen, folgt im vierten und letzten Schritt das Präsentieren.

4.4 Präsentieren Nach der Auswahl, Recherche und dem Verfassen wird der fertige Beitrag „sichtbar“, präsentiert. Die Präsentation der fertigen Beiträge funktioniert von Medium zu Medium unterschiedlich, bei jedem davon gilt es, gewisse Richtlinien einzuhalten und Anreize 35

Vgl. ebda, S. 149.

13

für die Rezipienten zu schaffen.

4.4.1 Print Auf das gedruckte Wort wird trotz der zumeist kostenlosen Internetkonkurrenz nicht verzichtet. Während Tageszeitungen immer öfter Leser abgeben müssen, schrauben Wochenpublikationen ihre Auflagenzahlen nach oben – die schnelle Information liegt dem Netz wohl eher. Doch der Printsektor hat sich in den letzten Jahren revolutioniert. So sind der Einsatz von Farbe, großen Fotos und Infografiken auch in der Tagespresse alltäglich. Mithilfe von Leserforschung können Unternehmen ihre Printprodukte weiter anpassen und verfeinern. Blickverlaufsmessungen zeigen, dass Leser von Grafiken, Fotos und Unter- und Zwischenüberschriften besonders angesprochen werden. Rezipienten neigen dazu, selbst zu entscheiden, wo sie in den Text „einsteigen“. Bei einer anderen Methode, dem Readerscan, markieren Testleser welche Artikel sie wie weit gelesen haben. Die Vorstellungen von Zeitungsmachern und die Wünsche der Leser trennen oft Welten. Die wichtigsten Ziele der Präsentation sind es,  Leseanreiz zu schaffen,  dem Leser die Auswahl zu erleichtern (Leserführung) und  den Lesestoff in unterschiedlicher Tiefenschärfe aufzubereiten (Layering). Erster Adressat ist das Auge, Bilder wirken daher besonders stark. Überschriften sind neben Bildern und Infografiken die wichtigsten Leseanreize. Schlagzeilen bieten Orientierung, bei Boulevardzeitungen entscheiden sie über Erfolg und Misserfolg. Gelungene und unterhaltsame Wortspiele in Überschriften verlangen journalistisches Können. Für Magazin- und Zeitschriftenjournalismus trifft alles bereits genannte ebenso zu – lediglich die optische Aufmachung genießt eine noch höhere Beachtung. 36 Auf die Präsentationsform der Medien Hörfunk, Fernsehen und Internet wird in weiterer Folge nicht eingegangen, da sie im empirischen Teil dieser Arbeit nicht von Bedeutung sind.

36

Vgl. ebda, S. 153-165.

14

4.5 Boulevard vs. Qualität Im Folgen Abschnitt beleuchtet der Autor die unterschiedlichen Merkmale von Boulevard- und Qualitätsmedien. Im empirischen Teil dieser Arbeit wird der Autor ausgewählte Texte aus Qualitäts- und Boulevardmedien analysieren. Dieses Kapitel ist daher von essentieller Bedeutung. Im Weiteren wird Folgendes hinterfragt: Was sind die jeweiligen herausragenden Merkmale? Wie definiert man „Boulevard“ und „Qualität“?

4.5.1 Definition Boulevard Mit dem Wort Boulevard ist bereits vieles abgedeckt – der Leser soll sich im Großen und Ganzen wie bei einem Spaziergang entlang einer lebendigen Straße voller Cafés fühlen. Hier kann er den wichtigsten Tratsch und Klatsch erfahren. Definitionen in Journalismus-Lehrbüchern bieten gewohnte Kost. Schneider und Raue benennen die wesentlichen Merkmale folgendermaßen: „Wer bei einer Boulevardzeitung arbeiten will, sollte nicht auf die Uhr schauen, er darf nicht wählerisch sein bei der Auswahl seiner Themen, er muss eine klare und einfache Sprache beherrschen, und er darf sich nicht in lange Texte verlieben; eine Portion Zynismus kann ebenso wenig schaden wie die Lust auf schrille Schlagzeilen und ein schräges Layout. (…) Viele Bilder wollen die Menschen und wenig Buchstaben. Wie ein Plakat soll die Zeitung den Passanten locken und wie ein Magnet die Leser anziehen.“37

4.5.1.2 Der Boulevardjournalismus Der Boulevard ist nicht wählerisch bei der Auswahl seiner Themen. Es wird eine einfache und klar verständliche Sprache gewählt. Die Gier nach Sensation, ein gewisser Grad an Zynismus, große Bilder, kurze Texte und Sätze machen einen Teil des Boulevards aus. Komplizierte Sachverhalte werden auf das Wichtigste, auf Schlagworte und Losungen herunter gebrochen.38 „Auf dem Boulevard darf man sich nicht als Sozialarbeiter fühlen, sonst geht man kaputt daran. Machen wir uns nichts vor: Der Boulevard ist die Bühne für Geschichten, die wir in Szene setzen. Außer den Emotionen braucht es die Sensationen. Für eine gute Story sollte man keine falsche Rücksicht

37 38

Schneider und Raue, Handbuch, S. 136. Vgl. ebda.

15

nehmen,“39so ein Berliner Boulevardredakteur.

4.5.1.3 Der Themenmix und die Sprache Der Boulevard ist ein Wellenbad der Gefühle voller Widersetze. Die reine Information trifft auf Unterhaltung, Katastrophe auf Entspannung, die Information auf Meinung – dazu abwechselnd stark variierende Textlängen. Der Boulevard setzt vor allem auf selbst recherchierte Berichte mit großen, emotionalisierenden Bildern. Prominente Gastautoren gehören genauso dazu wie die Fortschreibung laufender Ereignisse und packende Überschriften. Der Boulevard ist bekannt für seine kurze, klare Sprache. Knapp die Hälfte der Sätze in der Bildzeitung hat vier Wörter oder weniger. 40 E.A. Rauter meinte etwa zur prägnanten Sprache: „Der lange Satz ist im Journalismus meist eine Zuflucht für den, der sich eine Sache nicht erarbeitet hat. Kurze Sätze kann man nicht schreiben, wenn man nicht genau Bescheid weiß. Der Erfolg der Bildzeitung beruht darauf, dass ihre Redakteure mehr arbeiten. Sie arbeiten an den Nachrichten, sie setzen sie um, knapp korrekt. Der Leser versteht beim Hinschauen, um was es geht.“ 41

4.5.1.4 Der Eskapismus Der Boulevard ermöglicht seinen Rezipienten eine Flucht vor den Alltagssorgen, kurz Eskapismus.

Emotionsgeladen reproduzieren Boulevardmedien die wichtigsten

Unterhaltungsthemen wie Liebe, Erfolg, Sicherheit. Aber genauso zählen Gewalt, Verbrechen und Unglück dazu. Damit wird die Unterhaltungsangst - der „Safe Thrill“ genährt. Der Leser erlebt starke Gefühlsregungen ohne sich jedoch einer Gefahr auszusetzen. Die Medien bieten also eindeutig Unterhaltung. Beim Boulevard spielt der Lesespaß eine besonders wichtige Rolle.42 Der Boulevard besticht durch seinen abwechslungsreichen Themenmix, seine klare und unmissverständliche Sprache und lebt von den Emotionen der oftmals sensationell angehauchten Berichterstattung. 39 40 41 42

Ebda, S. 137. Vgl. ebda, S. 139. Ebda. Vgl. Schirmer, Stefan: Die Titelseiten-Aufmacher der BILD-Zeitung im Wandel. Eine Inhaltsanalyse unter Berücksichtigung von Merkmalen journalistischer Qualität. München 2001 (= Reihe Medien Skripten, Bd 35). S. 20f.

16

4.5.2 Qualitätsmedien Müsste man Qualitätsmedien aufzählen, so würden wohl die Tageszeitungen „Der Standard“, „Die Presse“ oder das Magazin „profil“ genannt werden. Qualität im Journalismus lässt sich aber nur schwer messen, wie das Folgende zeigt.

4.5.2.1 Definition Qualitätspresse „Der Definition der Qualitätszeitung folgend, richtet sich eine Qualitätszeitung kaum an die ökonomische Logik der Massenproduktion aus, indem sie vor allem Fragen des human interest in den Vordergrund rücken würde, sondern bildet die Welt in ihrer Komplexität ab und lässt dem Politischen eine hohe Relevanz zukommen.“ 43 Laut RußMohl sollte man auf dem Weg zu mehr Qualität Ziele setzen, Fehler korrigieren und auf Selbstkontrolle achten. Diese drei Punkte werden nun ausführlicher abgehandelt.

4.5.2.2 Ziele setzen Bei der Frage, welche Kriterien zur Qualitätssicherung besonders wichtig wären, zählen Journalisten relativ einstimmig Folgendes auf:  Aktualität  Relevanz (Gewichtung der Themen/Bedeutung)  Objektivität und Vielfalt (Trennung von Nachricht und Meinung, aus möglichst vielen Blickwinkeln berichten, Hintergrundinformationen, Analyse, Faktentreue)  Originalität (etwa Exklusivität, viel Eigenrecherche)  Verbindlichkeit (klare Sprache, verständlich aufbereitet)  Interaktivität (Kontakt/Austausch mit Rezipienten)  Transparenz (wie ist man an welche Information gekommen) 44 Das magische Vieleck veranschaulicht die Qualitätskriterien noch einmal.

43

44

Udris, Linards und Lucht, Jens: Qualitätsmedien in Pressesystemen. Wandel der Medienstrukturen gleich Wandel der Medieninhalte? In: Krise der Leuchttürme öffentlicher Kommunikation. Vergangenheit und Zukunft der Qualitätsmedien. Hg. v. Roger Blum [u.a.]. Wiesbaden 2011 (= Mediensymposium Luzern). S. 159f. Im Internet: http://books.google.com/books?id=VUfTSi9Pn_kC&pg=PA159&dq=qualitätspresse%2Bdefinition&h l=de&ei=yI0DTs7hN8iGwahjo31DQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCoQ6AEwAA#v=onepage&q=q ualitätspresse%2Bdefinition&f=false (eingesehen am 26.6.2011). Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 265.

17

Abb. 1: Magisches Vieleck 45 Die Qualitätskriterien sind – ähnlich den Nachrichtenfaktoren – nichts statisches. Sie können also, das ist von Redaktion und Medium abhängig, unterschiedlich gewichtet werden.

4.5.2.3 Fehler korrigieren Auch Journalisten sind nur Menschen, Fehler daher nicht auszuschließen. In den USA haben sich Korrekturspalten in den Zeitungen bereits etabliert. Sie müssen regelmäßig gepflegt werden. Korrekturspalten scheitern aber auch oft an hausinternen Querelen – wer gesteht sich schon gerne Recherchefehler ein? Sachlich formulierte und gut gemeinte Blattkritik kann viel Positives bewirken. In halbwegs gut geführten Unternehmen sollte sie Usus sein. 46

4.5.2.4 Qualitätssicherung durch Infrastrukturen und Selbstkontrolle Bereits

seit

Jahren

werden

Marktforschungsinstitute

damit

beauftragt,

Publikumsbedürfnisse und -wünsche durch Analysen zu ermitteln. Anhand der gewonnenen Daten können Strukturen, Personalplanung und Budget angepasst und verfeinert werden. Leben ist lebenslanges Lernen – dieser Spruch ist auch an der Medienbranche nicht vorbeigegangen. Fundierte Journalismus-Ausbildungen sind mittlerweile Standard, auf einzelne Journalistengruppen ausgerichtete Fortbildungskurse ebenso. Darüber hinaus, gibt es in der Medienbranche auch eine Art Selbstreinigung. 45

46

Abb. 1: Im Internet: http://de.ejo-online.eu/wp-content/uploads/2011/01/Magisches-Vieleck_1.jpg (eingesehen am 22.6.2011). Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 267.

18

Medien schauen sich gegenseitig auf die Finger und decken Fehler der Konkurrenz auf. Wenn hier sachlich und klar kritisiert wird, kann es der Branche nur hilfreich sein. 47 Die Qualität, die sich Medien oft selbst auf die Fahne heften, ist nicht wirklich messbar. Für Manager mögen Auflagezahlen und Gewinne ein Zeichen für zumindest wirtschaftliche Qualität darstellen. Journalisten in Qualitätsmedien hingegen orientieren sich am magischen Vieleck – dabei müssen sie für sich selbst die passende Gewichtung der Kriterien ausarbeiten. Das Optimum wäre journalistische Qualität, gefußt auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis.

47

Vgl. ebda, S. 270-273.

19

5. Externe Einflüsse In diesem Teil der Arbeit geht der Autor auf das Zusammenspiel zwischen Journalismus und den Public Relations (PR) ein. PR-Experten und Spindoktoren versuchen tagtäglich die Botschaften und Anliegen ihrer Auftraggeber möglichst präsent in die Medien zu bekommen. Und das gelingt ihnen auch. PR lenkt Journalisten, die zu unkritisch Informationen aufnehmen und weiterverbreiten.

5.1 PR und der Journalismus Die Public Relations wären ja eine wunderbare Erfindung für den Journalismus. Sie bedeuten weniger Rechercheaufwand und trotzdem mehr Informationen – und das kostenlos. Was auf den ersten Blick eine Arbeitserleichterung darstellt, wirkt auf den zweiten wie eine Verschlimmerung, vor der man sich kaum noch schützen kann. In fast allen Ländern wächst der PR-Sektor schneller als der Journalismus. PR-Berater sind nicht

mehr

wegzudenken,

Agenturen

stocken

ihr

Personal

auf.

Auf

der

gegenüberliegenden Seite wird seit Jahren drastisch gespart und vermehrt auf schlecht bezahlte freie Journalisten gesetzt. Die Öffentlichkeitsarbeit hat Themen und Timing der Medienberichterstattung

weitgehend

unter

Kontrolle.

Zwei

Drittel

der

Agenturmeldungen basiert auf PR-Zulieferungen. Darüber hinaus gehen 85 Prozent aller Agenturmeldungen auf nur eine einzige Quelle zurück. Seitens des Journalismus wird an Recherchekosten eingespart, eine Vermischung zwischen PR und Journalismus ist Realität. Umgekehrt beeinflusst der Journalismus aber auch die PR. Die muss sich insofern an die Medienbranchen anpassen, indem sie Informationen mediengerecht serviert. PR-Leute sind zu unentbehrlichen Partnern für Journalisten geworden, denn sie könnten ohne Öffentlichkeitsarbeit nicht in jenem Umfang über Ereignisse berichten, wie sie es mittlerweile gewohnt sind zu tun. Wichtig ist auch: Die Public Relations verbreiten nur selten komplette Unwahrheiten - viel eher schmücken sie Sachverhalte aus. Daher ist es für eine funktionierende Demokratie umso wichtiger, dass es genügend kritische Journalisten gibt, die PR-Inhalte hinterfragen und der Branche Paroli bieten können. 48

48

Vgl. ebda, S. 223-230.

20

5.2 Unkritische Journalisten Die Auswüchse der PR ragen bis in die Agenturmeldungen hinein, den Rezipienten wird also durchaus Desinformation zugemutet. Journalisten mangelt es oft - hervorgerufen durch Zeitdruck und Personalmangel – an Kritikfähigkeit bzw. Kritikwilligkeit. „Der größere Teil der Irreführung entsteht dadurch, dass die meisten Journalisten von der Kardinaltugend des Misstrauens dort zu wenig Gebrauch machen, wo sie am meisten gefordert wäre: Argwohn gegen das Nachrichtenkarussell, wie die Agenturen es in Bewegung setzen, Misstrauen gegen das news management, wie Parteien, Verbände, Unternehmen es betreiben, (…).“49 Das Nachrichtenkarussell wird vor allem durch die Nachrichtenagenturen und deren „Eilmeldungen“ in Schwung gebracht und von Journalisten weiter beschleunigt. Mit news management sind jene Personen oder Organisationen gemeint, die die Berichterstattung nach ihren Interessen steuern und beeinflussen wollen. Gerade politische Akteure und Parteien sind dieser Methode nicht abgeneigt.50 „Zu einer Mischung aus hoher Sachkenntnis, tiefem Misstrauen und steifem Rücken ist der Journalist aufgerufen, wann immer der neueste «Skandal» die Schlagzeilen erobern will. Hier trifft ja das Interesse politischer Gruppierungen, mit wahren oder aufgedonnerten Skandalen ihre Geschäfte zu besorgen, auf die journalistische Vorliebe für alles Dramatische und Regelwidrige (...).“51 Fakt ist, dass Journalisten in ihrer Berichterstattung gesteuert werden. Das fängt bei den - durch PR-Interventionen beeinflussten – Agenturmeldungen an und hört bei ganz offensichtlichen „Hintergrundgesprächen“ mit Politikern und Wirtschaftstreibenden auf. Die durch Personalknappheit hervorgerufene Kritikunfähigkeit der Journalisten lässt den Einfluss der professionalisierten Öffentlichkeitsarbeit steigen. Das Kräfteverhältnis wird sich immer auf eine der beiden Seiten verschieben – wichtig für eine funktionierende Demokratie ist, dass es eine gewisse Anzahl kritischer Journalisten gibt, die in der Lage ist, Affären und Skandale aufzudecken.

49 50 51

Schneider und Raue, Handbuch, S. 97. Vgl. ebda, S. 98. Ebda, S. 99f.

21

6. Manipulation Journalisten lieben die Sprache und Journalisten lieben Zahlen. Mit beiden Instrumenten können Sachverhalte sehr subjektiv dargestellt und zugespitzt, wenn nicht sogar manipuliert werden. Die Nachricht wird solange behandelt, bis sie zur Sensation wird. Gerade

bei

Umweltthemen

Missionarsdrang

werden

überrumpelt

und

Journalisten persönliches

von

einem

Engagement

regelrechten verleitet

zur

Dramatisierung. Selbst in Qualitätsmedien sind die Trennlinien zwischen Kommentar und neutraler Berichterstattung schwindend, wenn es um Umweltprobleme oder Politikaffären geht. „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache,“ 52 so ein Zitat von Hans Joachim Friedrichs. Im Folgenden wird insbesondere die Wichtigkeit der Sprache und die Liebe der Journalisten zu Zahlen genauer beschrieben.

6.1 Beeinflussung durch Sprache Wie weit dürfen Journalisten mit ihrer Wortwahl Sachverhalte zuspitzen, ausschmücken oder dramatisieren? Auf der einen Seite gibt es die Dramatisierungen, auf der anderen Seite die Verharmlosungen. Ein bekanntes Beispiel für die Dramatisierung hat Wolf Schneider geliefert: Waldsterben. Es ist ein seit Jahrzehnten von den Medien eingeführtes Thema, jeder weiß worum es geht. Doch die Medien hätten laut Schneider immer nur von Waldschäden oder der Krankheit des Waldes schreiben dürfen. Journalisten aber machen mit dieser Art der Formulierung Politik, sie manipulieren. 53 Wolf Schneider klärt auf: „'Sterben' heißt ja, dem Tod unwiderruflich entgegentreiben. Stürbe der Wald, so brauchten wir keinen Filter und keinen Katalysator, denn ändern könnten wir nichts mehr. Indem wir den Wald zu retten versuchen, unterstellen wir, daß er eben nicht stirbt, sondern an einer Krankheit leidet, die geheilt werden kann.“ 54 Die deutsche Bundesregierung ging beim selben Thema den Weg der Verharmlosung. So wurde der „Waldschadensbericht“ prompt in „Waldzustandsbericht“ umgewandelt, ein Euphemismus par excellence. Nach der Idee des Journalisten Dieter Zimmer, könnte man Krankenhäuser fortan in Gesundheitszentren umbenennen und Vitalschwäche dem 52 53 54

Ebda, S. 103. Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 73. Schneider, Wolf: Krieg und Frieden. In: NZZ-Folio, Juni/1997. S. 73. Zit. n. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 73.

22

Wort Tod vorziehen. Selbst kleine Unterschiede können große Wirkungen erzielen, oft sind sich Journalisten dessen zu wenig bewusst. So können auf Worte durchaus Taten folgen.55 Wolf Schneider spitzt zu: „Wörter können Vorboten der Hinrichtung sein: Menschen sagten zu anderen Menschen Barbaren, Heiden, Nigger, Juden, Kulaken – und schlugen sie tot.“56 Darüber hinaus eigenen sich vor allem Metaphern und Vergleiche zur Beeinflussung und Manipulation durch Sprache. 57

6.2 Zahlenliebhaber Wie bereits bei der Einleitung des Kapitels erwähnt, lieben Journalisten Zahlen. Zahlen passen in jede Überschrift, jeder versteht sie und sie eignen sich hervorragend dazu, Rekorde anschaulich darzustellen. Darüber hinaus wirken sie exakt, aktuell. Agenturmeldungen werden, wie bereits in anderen Kapiteln angedeutet, kaum noch hinterfragt. Die – besonders bei Zahlen – notwendige Recherche bleibt immer öfters aus.58 Die „Time“ schrieb einst: „Auf fast jedem Gebiet wäre die beste – und sicher die ehrlichste – Antwort auf die Frage nach Zahlen: Nobody knows. Nur erweckt das den Eindruck, jemand habe vor seiner Aufgabe versagt; es müsse eine richtige Antwort geben – also legen wir uns eine richtige Antwort zurecht. Wir schaffen uns die Zahlen, an die wir glauben wollen.“59 Selbst die Auswahl und Interpretation von Forschungsergebnissen erfolgt mitunter sehr selektiv – der empirische Teil dieser Arbeit wird es anhand der Klimawandel-Berichterstattung mehr als verdeutlichen. Dadurch erzeugen Journalisten durchaus eine Wirklichkeit, die mit der „wirklichen Wirklichkeit“ kaum noch etwas zu tun hat. Oft handeln Journalisten auch aus Eigeninteresse. Dass passiert dann, wenn sie sich selbst betroffen fühlen und in die Rolle des Akteurs schlüpfen – beim Thema Umweltschutz passiert das relativ häufig. Hinter Zahlen stehen unglaublich viele Interessen. Seien sie nun wissenschaftlicher oder politischer Natur. „Nichts, was Redakteure auf den Tisch bekommen, ist so eng mit Irrtum, Blindheit oder Lüge verschwistert wie die Zahl. Politiker, Pressesprecher, Verbandsfunktionäre lieben es, mit Zahlen zu manipulieren, und Journalisten lieben es, das Unzählbare zu zählen – 55 56

57 58 59

Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 73. Schneider, Wolf: Wörter machen Leute. Magie und Macht der Sprache. München und Zürich 1986. S. 12. Zit. n. ebda, S. 75. Vgl. Ruß-Mohl, Journalismus, S. 75. Vgl. Schneider und Raue, Handbuch, S. 87. Ebda, S. 91.

23

oft verschlimmert durch schiefe Interpretation (…).“60 Medien absichtliche Manipulation zu unterstellen wäre zu einfach. Gerade bei Zahlen versagen bei manche Journalisten vielleicht die Fähigkeiten des Grundrechnens. Und bei der Wahl der Worte sind sich Redakteure wohl nicht immer ihrer Macht bewusst. Bei der Frage nach der Manipulationsabsicht der Medien, kommt Norbert Bolz nur zu einem Ergebnis: „Es ist aber sinnlos , den Medien Manipulation vorzuwerfen. Sie interessieren sich nämlich nicht für die Wirklichkeit an sich, sondern dafür, wie die Wirklichkeit von anderen gesehen wird. Deshalb muß, was sich ereignet, damit es sich ereignet, mediengerecht sein. Massenmedien berichten nicht, was geschieht, sondern was andere für richtig halten. Sie beziehen sich in erster Linie nicht auf die Welt, sondern auf sich selbst.“61

60

61

Ebda, S. 91. Bolz, Abc, S. 46.

24

7. Das Spiel mit den Sinnen Journalisten filtern tagtäglich Informationen anhand der Kriterien wichtig und unwichtig. Als Hilfe dienen ihnen Nachrichtenfaktoren. Redakteure müssen komplexe Sachverhalte möglichst einfach herunter brechen können, sie verständlich machen. Informationen müssen weggelassen oder zurechtgerückt werden, um Beiträge möglichst ansprechend präsentieren zu können. Journalisten kämpfen um die enden wollende Ressource Aufmerksamkeit ihrer Rezipienten. Wie Medien versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen, die Angstbereitschaft der Leser, Zuseher und -hörer zu trainieren und wie Journalisten moralisieren, wird im Folgenden behandelt. Vor allem Norbert Bolz kritisiert die Medien, indem er ihnen vorwirft, sie würden mit dem Filter der Sensation arbeiten.62

7.1 Medien stabilisieren Der Vorwurf, dass Medien nicht berichten, was geschieht, ist wohl nicht ganz richtig. Immerhin müssen Journalisten nach ihren subjektiv ausgerichteten Nachrichtenfaktoren zwischen wichtigen und unwichtigen Nachrichten unterscheiden. Nicht alle APAMeldungen passen in eine Nachrichtensendung oder Zeitung. Selbst Online-Medien müssen wählerisch sein. Dafür berichten Medien darüber, was andere für wichtig halten. Sie beobachten Beobachtungen und präsentieren die gewonnen Erkenntnisse dann ihrem Publikum. Abhängig sind Redakteure von Informationszulieferern, die in Form von Nachrichtenagenturen oder PR-Abteilungen in Erscheinung treten. Dass die übermittelten Informationen kaum auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können, sei mit ein Grund dafür, dass Massenmedien überhaupt funktionieren können, so Bolz: „Statt Informationen zur Weiterverarbeitung, versorgen sie uns mit einem Gerüst von Überzeugungen und Wünschen. So entsteht für den Zuschauer eine Welt der vereinfachten Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge.“63 Medien arbeiten also mehr mit Resonanz und Plausibilität, als mit genauen Informationen. Dies könnte – wie weiter oben besprochen - der Grund sein, wieso Journalisten sich gerne Zahlen – die exakt und korrekt wirken – anvertrauen. Durch die Tatsache, dass Medien ständig Neuigkeiten überbringen, verunsichern sie auch. Je nach Ereignis fällt die Verunsicherung stärker 62 63

Vgl. ebda, S. 25. Ebda, S. 38.

25

oder schwächer aus. Gleichzeitig liefern Medien durch ihre Berichterstattung gewohnte Routine, die stabilisiert. Es wirkt wie ein Ritual wenn die ZIB um 19:30 Uhr in ORF 2 läuft, die Radionachrichten zu jeder vollen Stunde ertönen und die Zeitung jeden Morgen vor der Tür liegt.64

7.2 Wie Medien moralisieren Die Funktion des Moralisierens ist gerade im Hinblick auf den empirischen Teil ein wichtiger Teilaspekt. Massenmedien versuchen durch ihre oftmals emotionalisierende Aufbereitung von Nachrichten ihren Rezipienten ein Verantwortungsgefühl aufzutragen. Funktionieren tut das mit Hilfe von Personalisierung. Fast alles Berichtenswerte ist für die Medienwelt im Grunde genommen zu komplex. Daher muss vereinfacht und personalisiert werden. Es gibt Täter und Opfer, Menschen sind für Probleme und Lösungen verantwortlich. Sachverhalte werden in Ereignisse mit Nachrichtenwert aufgelöst. Im Idealfall sind Nachrichten sofort verständlich, neu und ermöglichen den Rezipienten eine unbeteiligte Teilnahme am Weltgeschehen.

Durch diese passive

Teilnahme am Weltgeschehen entsteht ein globales Verantwortungsgefühl. Dank der Weltkommunikation entstehen zwangsläufig Fernsolidaritäten. 65 „Die Massenmedien muten den Menschen heute also nicht nur Pflichten gegen seinesgleichen, sondern gegen die ganze Menschheit und deren Zukunft zu.“66 Einfach ausgedrückt: alles geht jeden an. Dieses Arbeiten mit einem Moralschema wird bei der Klimawandel-Debatte klar sichtbar. Plötzlich ist nämlich jeder Täter und Opfer zugleich. Die Funktion des Moralisierens wird bei

vorwiegend negativ behafteten Themen (unbewusst)

angewendet. Durch Emotionalisierung und Negativismus kreieren Medien Betroffenheit und Gefühle der Verantwortung.

7.3 Alarmismus und das Training der Angstbereitschaft In Form von Sensationen, Skandalen und Katastrophen fördern Medien die Irritation der Gesellschaft. Sie sind es, die den Journalismus Nahrung liefern. Laut Pascal Bruckner bestimmen Massenmedien „den Wirklichkeitsbezug der jungen Generation, die jeden

64 65 66

Vgl. ebda, S. 38f. Vgl. ebda, S. 52f. Ebda, S. 53f.

26

Angriff auf den Planeten als Angriff auf sich selbst erlebt, womit sie an eine geniale Intuition von Fourier anknüpft, der Universum und Mensch als einen einzigen Körper mit einer einzigen Haut beschrieb, der von denselben Regungen der Lust und des Schmerzes durchzuckt wird.“67 Klimawandel-Berichterstattung passt zu dieser Aussage wie die Faust aufs Aug'. Die ganze Welt ist betroffen und es gibt keine Lösung, Umweltverschmutzung zu vermeiden. Durch negative Berichterstattung entsteht Unruhe in der Gesellschaft – die wiederum ermöglicht die Anpassungsbereitschaft. Daher bieten Massenmedien eine konstante Verunsicherung und erregen. 68 „Rekorde, Skandale, Katastrophen und Terror bringen uns nicht zum Nachdenken, sondern sie trainieren unsere Angstbereitschaft. Deshalb kann man sagen: Massenmedien produzieren einen permanenten Alarmzustand der Gesellschaft.“69 Massenmedien verkörpern laut Bolz Entrüstungspessimismus

und

Angstrhetorik,

sie

sind

Moralunternehmer.70

„Massenmedien machen also auf dem Markt der Gefühle Geld mit der Angst der anderen. Es gibt längst eine gut geölte, multimediale Angstindustrie, die einen Spiritualismus der Bedrohtheit kultiviert: die Unsichtbarkeit des Schädlichen.“71 Damit spricht Bolz durchaus die hysterische Umweltberichterstattung an, bei der vor dem Unsichtbaren – etwa in Form von Kohlendioxid – gewarnt wird. Durch die neu geschaffene

Medienwirklichkeit

vermengen

sich

Angst

und

übertriebener

Sicherheitswahn innerhalb einer Gesellschaft – angetrieben von dem Zusammenspiel Politik, PR, Wissenschaft und den Medien. Die Medien spielen mit den Gefühlen ihrer Rezipienten – und dieses Spiel beherrschen sie perfekt. Mit der einzigartigen Mischung aus Angst, Sicherheit und dem Aufzwängen von Moral erregen sie die Gesellschaft konstant und bilden gleichzeitig durch ihre ritualisierte Berichterstattung einen stabilen Rahmen. Medien trainieren neben der Angstbereitschaft somit auch die Fähigkeit sich an neue Situationen anzupassen.

67 68 69 70 71

Bruckner, Pascal: Ich kaufe, also bin ich. München 2004. Zit. n. ebda, S. 57. Vgl. ebda, S. 57-59. Ebda, S. 59. Vgl. ebda, S. 60. Ebda.

27

8. Einleitung Medienanalyse Mit dem empirischen Teil gelangt die Arbeit an ihr eigentliches Kernstück. In den folgenden Kapiteln versucht der Autor, möglichen Verständnisfragen vorzubeugen, indem wichtige Begriffe der medialen Klimadebatte erklärt werden. Der Verfasser erklärt, wie politische Interventionen die globale Klimaforschung lenken und Redakteure das Themengebiet journalistisch aufbereiten. Im Kapitel „Medienanalyse“ wird die Klimawandel-Berichterstattung anhand vier Artikeln auf Inhalt, Sprache, optische Umsetzung und Behauptungen analysiert. Die gewählten Medien sind die Nachrichtenmagazine „Der Spiegel“ und „NEWS“, sowie die beiden Tageszeitungen „Die Presse“ und „Kronen Zeitung“. Die analysierten Artikel stellen lediglich eine Auswahl der Berichterstattung rund um die Veröffentlichung des „Stern-Reports“ und der Weltklimakonferenz in Nairobi im November 2006 dar. Auch die durchgeführten Analysen konzentrieren sich lediglich auf Teile der Artikel und garantieren keine Vollständigkeit.

8.1 Missverständnisse verhindern Bevor die Arbeit zur Analyse ausgewählter Print-Artikel übergeht, müssen einige Begriffe definiert und erklärt werden. Sie sollen den empirischen Teil „greifbarer“ machen und eventuell auftretende Missverständnisse von vornherein beseitigen. So wird erklärt, was mit „Globaltemperatur“, „Weltklima“ oder „anthropogener Treibhauseffekt“ überhaupt gemeint ist. Darüber hinaus wird darauf eingegangen, wie Weltklimaberichte entstehen und mit wie vielen offenen Fragen die Wissenschaft eigentlich zu kämpfen hat.

8.1.1 Klima und Klimawandel Das Klima ist die Statistik des Wetters und wird mit den Einflussgrößen wie Niederschläge, Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und dergleichen ermittelt. Beobachtet wird über einen Zeitraum von mindestens dreißig Jahren, oft sogar über mehrere Jahrhunderte oder Jahrtausende. Aus dem warmen Mittelalter ging etwa die „kleine Eiszeit“ hervor – Klimawandel ist daher der Normalfall. Seit die Erde existiert, gibt es

28

ihn. 72

8.1.2 Globale Erwärmung und Klimakatastrophe Die vom Menschen hervorgerufene Erwärmung ist unter der „globalen Erwärmung“ bekannt geworden und wird auf das Methangas Kohlendioxid (CO2) zurückgeführt. Zumindest bei der Erwärmung der letzten dreißig Jahre – so sind sich die meisten Wissenschafter einig – überwiegt der Einfluss des Menschen. Der Terminus „Klimakatastrophe“ wurde von Medien und Umweltaktivisten ins Leben gerufen und dient dazu, politische Ziele zu erreichen. Bei fast allen Naturkatastrophen wird der – durch CO2-Ausstoß hervorgerufene - Treibhauseffekt verantwortlich gemacht. Wetterextreme dienen darüber hinaus als Zukunftsprognosen. Emotionalisiert wird mit der Macht der Bilder und spekulativen Endzeitprognosen. 73

8.1.3 Globaltemperatur Am häufigsten zitiert werden die Angaben der britischen Climate Research Unit (CRU) und des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der Nasa. Die CRU errechnete in dem Zeitraum von 1961 bis 1990 einen Mittelwert von 14,0 Grad. 2005 wurden 14,48 Grad gemessen, 2006 14,42 Grad. Als wärmstes Jahr gilt 1998 – die zyklische Meereserwärmung „El Nino“ trat in besonders starker Ausprägung auf. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts stagniert die Temperatur auf hohem Niveau, es ist keine weitere Erwärmung festzustellen. Bereits bei der Globaltemperatur-Ermittlung haben Wissenschafter mit vielen Unsicherheiten zu kämpfen. So gibt es in zugänglichen Gegenden eine viel konzentriertere Dichte an Messstationen, als etwa in Wüsten, der Antarktis oder tropischen Regenwäldern. Auch Messungen auf den Ozeanen sind nicht dicht gesät. Städte gelten als „Hitzeinseln“, die man versucht herauszurechnen. Haarsträubende Kleinigkeiten sind es, die die Meteorologen verunsichern. Mittlerweile liefern auch Satelliten und Wetterballone Temperaturdaten – sie zeigen eine geringere Erwärmung als die traditionellen Messverfahren an. 74

72

73 74

Vgl. Maxeiner, Dirk: Hurra, wir retten die Welt! Wie Politik und Medien mit der Klimaforschung umgehen, aktualisierte Neuauflage. Berlin 2010. S. 196. Vgl. ebda, S. 196f. Vgl. ebda, S. 198-200.

29

8.1.4 Treibhauseffekt und Kohlendioxid Wasserdampf, andere Spurengase und Kohlendioxid sorgen für das natürliche Phänomen namens Treibhauseffekt. Die verschiedenen Gase bilden eine Hülle um den Planeten und reflektieren die, von der Erde ausgehende Wärmestrahlung. In Form von Verdunstung und Wetterprozessen hat die Natur ein – bis dato kaum verstandenes – Kühlsystem erschaffen, das für

lebensfreundliche Temperaturen sorgt. Ohne

Treibhauseffekt wäre die Erde minus 18 Grad kalt, ohne Kühlsystem 55 Grad heiß. In der Klimadebatte ist meistens vom „anthropogenen“ Treibhauseffekt die Rede, also die vom Menschen verstärkte Wirkung. Zwei Drittel des Treibhauseffektes lassen sich auf den Wasserdampf zurückführen, den Rest teilen sich unter anderem Kohlendioxid, Ozon oder Methan. Das Problem aller Klimaprognosen und -modelle stellt das Geschehen in der Atmosphäre dar. So wird das Verhalten von Wasserdampf und Wolkenbildung kaum verstanden. Die Prognosen, wie sich Temperaturen bei einer möglichen Vermehrfachung des Kohlendioxids verändern, beruhen daher auf Spekulationen. Dass das Kohlendioxid als Täter der Erderwärmung festgemacht wird, fußt auf der Tatsache, dass bis jetzt keine anderen Ursachen dafür ausfindig gemacht werden konnten. Astrophysiker und Geowissenschafter

halten

hingegen

kosmische

Strahlung

als

Grund

für

Temperaturschwankungen fest. Beim Auftreffen in die Erdatmosphäre bildet kosmische Strahlung Kondensationskerne und in weiterer Folge Wolken. Diese Theorie wird etwa am Genfer Kernforschungszentrum CERN erforscht. Zurzeit dominiert jedoch die Idee des Treibhauseffekts die Klimadebatte. Die Wahrheit könnte irgendwo zwischen den beiden Theorien liegen.75

8.1.5 Luftverschmutzung, Pole, Artensterben Der klassischen Luftverschmutzung attestieren die meisten Forscher einen kühlenden Effekt zu. Emissionen enthalten Staubpartikel, die Strahlung reflektieren und Wolken bilden können. Die Situation an den Polen ist unterschiedlich. Bis auf die antarktische Halbinsel, die rund sieben Prozent der Landmasse ausmacht, ist der Südpol kälter geworden. Der Nordpol besteht aus auf dem Wasser schwimmenden Eis. Wenn das Eis schmilzt folgt daher kein Ansteigen des Meeresspiegels, was bei abschmelzenden

75

Vgl. ebda, S. 201-205.

30

Eismassen auf dem Festland der Antarktis bzw. Grönlands sehr wohl der Fall wäre. Zwischen 1993 und 2003 ist laut Schätzungen ein Fünfzigtausendstel der gesamten Eismasse Grönlands abgeschmolzen. Das Eisschild sei daher stabiler, als vielfach angenommen. Im Zuge der Klimawandel-Berichterstattung muss auch der liebe Eisbär als Symbol für die Erderwärmung und das angebliche Artensterben herhalten. 1950 gab es rund 5.000 Eisbären, im Jahr 2005 belaufen sich Schätzungen auf 20.000 bis 25.000 Tiere. In den Sommermonaten lebt der Bär etwa in der eisfreien Tundra, er ist anpassungsfähig. Laut Zählungen des WWF sind von zwanzig Populationen zehn stabil, sechs unbekannt, zwei wachsend und zwei abnehmend. Die Rückläufigkeit der zwei regionalen Bestände sind jedoch auf Überjagung und nicht das Klima zurückzuführen. Das Argument, höhere Temperaturen führen zu einem Artensterben, ist nicht nachvollziehbar. Richtung Äquator nimmt die Artenvielfalt zu, in der Kälte und an den Polen herrscht die geringste Dichte. Die Warmzeiten der Erdgeschichte waren außerdem immer die artenreichsten. Bedroht von Temperaturschwankungen sind jene Tiere, die nur ein kleines Verbreitungsgebiet haben – etwa Insel- und Gebirgsarten. Die Abholzung der Regenwälder stellt hingegen die wahre Gefahr der Lebensvielfalt dar. 76 8.2 Die mediale Klimawandel-Berichterstattung 8.2.1 Journalisten und die Klimadebatte Interessant an der medialen Berichterstattung zum Thema Klima ist das Vorgehen der Journalisten. In der Art und Weise wie berichtet wird, lässt sich kaum noch ein Unterschied zwischen Boulevard- und Qualitätsjournalismus erkennen. Kritische Journalisten verkommen zu Moralaposteln, schreiben den Untergang der Welt herbei – Skepsis, die sie in ihrer täglichen Arbeit PR-Zulieferungen und Agenturmeldungen gegenüber bringen, geht verloren. Wissenschaftliche Klimaszenarien werden zu Prognosen und in deren Folge, als unverrückbares Faktum dargestellt. Journalisten greifen aktiv in das Geschehen ein, indem sie Täter und Opfer ausfindig machen. Täter sind zumeist der Westen mit all seinen Industrienationen, in die Opferrolle werden Dritte-Welt-Länder gedrängt, die seit jeher mit extremen Wetterverhältnissen zu leben haben. Dass Entwicklung, Fortschritt und mehr Wohlstand gerade in den ärmsten Regionen der Welt zu einem besseren Schutz gegen Klimarisiken führen würden, findet 76

Vgl. ebda, S. 152-155 und S. 206-208.

31

in der hysterischen Berichterstattung kaum einen Platz. Sozialpolitischer Stillstand ist daher gefährlicher als jegliche Temperaturschwankungen.

8.2.2 Wie Umweltjournalisten die Situation sehen Selbst unter den Umweltjournalisten herrscht nicht immer Einigkeit darüber, wie mit der Klimadebatte hantiert werden soll. Wie bereits früher erwähnt, ist der Klimawandel ein nicht enden wollender Prozess. Der Mensch ist nicht in der Lage, das Klima zu kontrollieren. Es ist nicht einmal klar, inwieweit er es beeinflusst. Dieser Realität wollen sich selbst Umweltjournalisten nicht stellen, so schreibt etwa Florian Schwinn im Magazin „Umweltjournalist“ folgendes: „Wenn ein globales System wie das Klima aus den Fugen gerät, dann mehren sich die extremen Ereignisse. (…) Wir haben mit dafür gesorgt, dass der Meeresspiegel angestiegen ist. (…) Wäre es nicht auch unsere Pflicht – falls es die angesichts fehlender ethischer Grundsätze gibt -, über die zukünftigen Konflikte zu berichten? (…) Den absehbaren Untergang von Millionen Menschen, die an ungesicherten Küsten leben.“77 In die Berichterstattung fällt immer wieder der Aspekt, des „aus den Fugen geraten“. Rein historisch gesehen hatte das Klima bereits oft die Chance „davonzulaufen“, also Temperaturen extrem steigen zu lassen, und tat es nicht. Die Kohlendioxidkonzentration in Phasen von Eiszeiten waren bis zu zwanzig Mal höher als heute und auch in Zeiten von abrupten Temperaturschwankungen stellte sich kein „Runaway-Effekt“ ein.78 Der Redakteur hat für das Ansteigen des Meeresspiegel (Szenarien rechnen mit etwa 20-60 Zentimeter pro Jahrhundert) die Industrienationen als Schuldige identifiziert. Der - durch die mediale Berichterstattung – bekannt gewordene Südseestaat Tuvalu konnte jedoch seit Jahrzehnten keinen Anstieg der durchschnittlichen Höhe des Meeresspiegels verzeichnen. Die Malediven sind vor rund 5000 Jahren aus einem Korallenriff hervorgegangen – seither hat sich der Meeresspiegel um mindestens zweieinhalb Meter erhöht, die Inseln sind also mitgewachsen.79 Mit dem „absehbaren Untergang“ spitzt Schwinn zu und verfällt in Angstrhetorik. Wie bereits weiter oben erwähnt, hängt der Schutz vor Wetterextremen mit Entwicklung, Fortschritt und einem Mindestmaß an Wohlstand zusammen. Deiche,

77 78 79

Schwinn, Florian: Die verdrängte Gefahr. In: Umweltjournalist 2004, 2004. S. 14-16. Vgl. Maxeiner, Welt, S. 205. Vgl. ebda, S 207f.

32

Schutzbauten und moderne Frühwarnsysteme könnten viele Bedrohungen abwenden und potenzielle Schäden eindämmen. Der Autor dieser Arbeit wird in weiterer Folge noch öfters auf das Magazin „Umweltjournalist“ eingehen, da es veranschaulicht, wie beim Thema Umwelt Nachricht und Kommentar in den Medien verschwimmen. Berichterstattung und Aktionismus gehen miteinander einher.

8.2.3 Wie Politiker die Situation sehen Die Politik hat die Menschheitsrettung als oberstes Ziel ausgesprochen. Die Debatte über den Klimawandel ist nicht erwünscht, politischer Wille ist zur Wahrheit verkommen. Für die Politik haben Weltklimaberichte einen schönen Nebeneffekt: es lassen sich damit wunderbar Gesetze argumentieren. Seien es Steuererhöhungen auf fossile Brennstoffe, Verordnungen an die Industrie oder sonstige Verbote. Der zweite schöne Nebeneffekt: Erfolge einer Klimapolitik lassen sich, wenn überhaupt, erst in 100 Jahren messen und dienen als Anreiz dazu, große Versprechen anzukündigen. Politik, die nicht einmal in der Lage ist Krankenkassenbeiträge zu stabilisieren oder einfache Schulreformen zu entwickeln, will nun die Welt retten. Dass Politiker beim Thema Umwelt in eine Kriegsrhetorik verfallen, versteht sich von selbst. 80

Prinz Charles

spricht etwa von einem „Krieg, den wir gewinnen müssen“81, Hans Blix, ehemaliger UN-Waffeninspekteur,

hält

die

Erderwärmung

für

„gefährlicher

als

82

Massenvernichtungswaffen“. Immer wenn der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) mit neuen Berichten herausrückt, ist die mediale und damit politische Debatte neu entfacht. Das IPCC wurde 1988 gegründet, um den weltweiten wissenschaftlichen Sachverstand zum Klima zu bündeln. Etwa alle fünf Jahre wird ein neuer Bericht vorgelegt, der aus dem Jahr 2007 wurde mediengerecht in drei Teilen (in Paris, Brüssel und Bangkok) und zeitversetzt der Weltöffentlichkeit präsentiert.83 Der „Summary of Policymakers“ hat dabei den größten Einfluss auf die Meinungsbildung, fasst er doch die wichtigsten Punkte zusammen. Die Ergebnisse von 2500 Wissenschaftern werden von einigen Lead-Autoren formuliert. Die IPCC-Forscher werden von den Regierungen ihrer jeweiligen Länder ausgesucht, der „Summary of 80 81 82 83

Vgl. ebda, S. 97-99. Ebda, S. 98. Ebda. Vgl. ebda, S. 159.

33

Policymakers“ von Regierungsvertretern abgesegnet und verändert. Der Weltklimarat wird somit von der Politik als Instrument ihrer eigenen Interessen verwendet. Andere Ansichten sind unerwünscht, daher wenden sich auch immer wieder anerkannte Forscher vom IPCC ab oder lassen zumindest ihre Namen aus den verwässerten Berichten streichen. In einer Umfrage unter 530 Klimaforschern aus 27 Ländern, gaben etwas mehr als 40 Prozent aller Befragten an, mehr oder weniger starke Zweifel daran zu haben, dass der Klimawandel auf den Menschen zurückzuführen ist. 46 Prozent tendieren zu dieser Meinung, jeder Zehnte ist absolut überzeugt davon. Diese Meinungsvielfalt ist beim IPCC nicht erwünscht.84

8.3 Die Ausgangslage für die Medienanalyse 8.3.1 Der Stern-Report Ende Oktober 2006, kurz vor Beginn der zwölften Weltklimakonferenz in Nairobi, stellte der „Stern-Report“ die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels anschaulich dar. Auf 650 Seiten werden die entstehenden Kosten mit bis zu 5,5 Billionen Euro beziffert oder vereinfacht formuliert: es entstehen mehr Verluste als bei den ersten beiden Weltkriegen zusammen. Dieser Report ist jedoch kein Forschungsergebnis, obwohl die Medien ihn freudigst entgegennahmen und zitierten. Der britische Ökonom Sir Nicholas Stern ist Leiter des volkswirtschaftlichen Dienstes der britischen Regierung. Dieser Report ist lediglich das Ergebnis eines Regierungsauftrages. Er diente wohl dazu, die Bevölkerung auf Steuererhöhungen vorzubereiten, die Themenherrschaft in der Klimadebatte gegenüber den Konservativen zu erobern und die USA unter moralischen Druck zu setzen, doch noch ein Klimaabkommen zu unterzeichnen. 85

8.3.2 Weltklimakonferenz in Nairobi Vom 6. bis zum 17. November 2006 fand die zwölfte Weltklimakonferenz statt. Ausgetragen wurde sie in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Erklärtes Ziel war es, die Emissionsreduktionsziele nach dem 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll zu

84 85

Vgl. ebda, S. 97-109. Vgl. ebda, S. 162f.

34

definieren.86 1997 haben sich 35 Industrienationen dazu verpflichtet, ihre KohlendioxidEmissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. In Nairobi konnte sich die Staatengemeinschaft jedoch nicht darauf einigen, wie es nach 2012 weitergehen soll. Als Ergebnis konnte verbucht werden, dass arme Länder zukünftig bei, durch den Klimawandel hervorgerufenen, Schäden, finanziell unterstützt werden sollen. Zusätzlich gab die EU bekannt, 80 Millionen Euro in Form eines Energiefonds bereitzustellen. Dieser soll in Afrika die Verbreitung sauberer Energiequellen vorantreiben.87

86

87

Vgl. NN: Weltklimakonferenz in Nairobi. Klimapolitik nach 2012 und Anpassung an den Klimawandel. Bern 2006. Im Internet: http://www.uvek.admin.ch/dokumentation/00474/00492/index.html?lang=de&msg-id=7887 (eingesehen am 26.6.2011). Vgl. Bauchmüller, Michael: Stillstand im Kampf gegen die Erderwärmung. In: SZ vom 18.11.2006. Im Internet: http://www.sueddeutsche.de/wissen/welt-klimakonferenz-stillstand-im-kampf-gegen-dieerderwaermung-1.836136 (eingesehen am 26.6.2011).

35

9. Medienanalyse 9.1 „Der Spiegel“ „Der Spiegel“ ist das auflagenstärkste Nachrichten-Magazin Europas und steht – laut eigenen Angaben – für investigativen Journalismus. Das Blatt widmet sich vor allem politischen und gesellschaftlichen Ereignissen. Auf der Spiegel-Website werden die gründliche

Recherche

und

die

verlässliche

Qualität

als

besondere

Stärken

hervorgehoben. „Der Spiegel“ erscheint jeden Montag neu. 88 Der Autor bezieht sich in der Medienanalyse auf die Ausgabe vom 6. November 2006. 9.1.1 „Achtung, Weltuntergang!“ Mit dem Wortlaut „Achtung Weltuntergang! Wie gefährlich ist die globale Erwärmung wirklich?“ titelte das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner Ausgabe vom 6. November 2006. Der Spiegel kann bereits auf mehrere Cover-Geschichten zum Klimawandel zurückblicken. Im August 1986 etwa, zeigte das Wochenblatt den Kölner Dom bis zur Hälfte unter Wasser – das Cover-Motiv wurde laut Spiegel „zur Ikone in der

leidenschaftlich

geführten

Klimadebatte.“

Der

Artikel

„Wege

aus

der

Treibhausfalle“ vom 6.11.2006 widmet sich hingegen voll und ganz dem „neuen Kampf ums Klima“ und somit dem „Stern-Report“ von Sir Nicholas Stern. Mit dem Füllen der Seiten 78 bis 96 waren insgesamt sieben Spiegel-Journalisten beschäftigt. Der Artikel widmet sich zu Beginn der „Stern-Report“-Präsentation in London und geht dabei auf die wichtigsten ökonomischen Erkenntnisse daraus ein. Tony Blair nannte – welch Überraschung – den Bericht als den Wichtigsten „für die Zukunft“ der Erde. In weiterer Folge kommen auch Kritiker zu Wort, die Sterns Report unter anderem als „alarmistisch und inkompetent“ bezeichnen, andere Experten können sich hingegen sehr wohl mit dem Resümee anfreunden. Die Spiegelredakteure bemühen sich, möglichst alle Folgen eines Klimawandels abzudecken: der Ursprung der Klimadiskussion, Naturkatastrophen wie etwa Hurrikan „Katrina“, der „point of no return“, Anstieg des Meeresspiegels, Artensterben oder der Einsatz „grüner“ Technologien werden thematisiert. Experten und Politiker kommen zu Wort, ebenso Kritiker und Befürworter des „Stern-Reports“. Ein 88

Vgl. NN: Der Spiegel-Journalismus. Im Internet: http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/Navigation/440FBE98BAF7E2F8C1256FD500 4406DD?OpenDocument (eingesehen am 26.6.2011).

36

Interview mit dem damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel informiert, welche Ziele Deutschland in der Klimapolitik und auf der Weltklimakonferenz in Nairobi verfolgt.89

9.1.2 Sprache Obwohl sich die „Spiegel“-Redakteure sehr bemühen, möglichst objektiv zu berichten, nutzen sie Angst- und Kriegsrhetorik um der Reportage die notwendige Dramatik zu verleihen. Die möglichen „Wege aus der Treibhausfalle“ werden zum neuen „Kampf ums Klima“ erkoren.90 „Der Tag, an dem sich das Klima auf der Welt veränderte, war ein Montag,“91 so wird der Einstieg formuliert, gemeint war lediglich jener Montag, an dem Nicholas Stern seine Zukunftsvisionen in Form von mehr als 600 Seiten Papier der Öffentlichkeit vorstellte. „Der Spiegel“ bemerkt, dass es Billionen Euros kosten könnte, wenn „die Menschheit weiterhin so gewaltige Mengen von Klimagasen in die Atmosphäre pumpt“92 - die gesamte Menschheit wird damit als Täter identifiziert und gleichzeitig in die Opferrolle gedrängt, alle sind plötzlich betroffen. Mit einem Hinweis auf die, in Nairobi stattfindende, Weltklimakonferenz, werden zwei rhetorische Fragen gestellt: „Wie lässt sich noch verhindern, dass die Temperaturen auf der Erde um volle fünf Grad steigen? Und wie sollte sich die Menschheit rüsten für eine Erwärmung von zwei Grad, die inzwischen als unabwendbar gilt?“93 Um auf Augenhöhe mit dem Feind namens Temperaturanstieg zu sein, muss sich die gesamte Menschheit also rüsten. Kriegsvokabular ist in der medialen Berichterstattung keine Seltenheit, auch nicht beim Spiegel: „Doch wie weit werden und können die Menschen gehen, wenn sie ihr angestammtes Territorium gegen den Klimawandel verteidigen wollen?“ 94 Der Wissenschaftssoziologe Peter Weingart schließt daraus: „Es wird nicht nur ein abstraktes Kriegskonzept, sondern eine konkrete und variationsreiche MilitärMetaphorik in den Zusammenhang integriert.“95

89 90 91 92 93 94 95

Vgl. Bethge, Philip [u.a.]: Wege aus der Treibhausfalle. In: Der Spiegel, 45/2006. S. 78-96. Vgl. ebda, S. 78. Ebda. Ebda. Ebda, S. 81f. Ebda. S. 94. Maxeiner, Welt, S. 98.

37

9.1.3 Bilder und Statistiken Bereits mit dem Cover offeriert der Spiegel seinen Rezipienten ein deutliches Bild der Situation: die Erdkugel geht sprichwörtlich baden und droht einen Wasserfall hinunterzustürzen.96 Die Folge wäre wohl der Weltuntergang. Die Reportage im Inneren des Heftes wird mit zahlreichen Bildern begleitet, Statistiken sollen einen raschen Überblick verschaffen. Die Bilder wurden den gängigen Stereotypen nach ausgewählt: so sieht man etwa einen Eisbären, der von einer schwimmenden Eisplatte auf die andere springt, auf anderen Fotos sieht man unterernährte Menschen, ausgeblichene Korallenriffe, Venedig unter Wasser, New Orleans unter Wasser, chinesische Industriebauten und ausgetrocknete Böden von irgendwo in Afrika.97 Der Nachrichtenfaktor „Umsetzbarkeit in Bilder“ kommt hierbei voll zum Tragen. Darüber hinaus kann damit emotionalisiert und Mitgefühl erschaffen werden. Gerade Zeitschriften und Magazine müssen auf die optische Aufmachung besonderen Wert legen – der „Spiegel“ hat es gekonnt umgesetzt. Mithilfe von mehreren Statistiken und Karten werden die Ergebnisse verschiedener Klimamodelle verständlich dargereicht. Auf einer Doppelseite kann sich der Rezipient mögliche Folgen einer Erderwärmung bewusst machen. Nicht umsonst wird hier mit stark emotionalisierenden Bildern von Robben, überfluteten Städten und abgeholzten Regenwäldern gearbeitet.98 Zwei weitere Karten verdeutlichen die erhöhte CO2-Konzentration in der Luft, sowie die Temperaturveränderungen auf der Erde innerhalb der letzten 30 Jahre. Der Vollständigkeit zu Liebe, wird in vereinfachter Form das Phänomen des Treibhauseffektes erklärt.99

9.1.4 Behauptungen Der Spiegel behauptet , dass die Folgen des Klimawandels - wie es eben auch im SternReport steht – 5,5 Billionen Euro an Kosten verursachen könnten. Dass bei dieser Rechnung jedoch spekulative ökonomische Szenarien auf spekulative Klimaszenarien getürmt werden, ist mit keinem Wort erwähnt. Aber Journalisten lieben Zahlen. Sie wirken exakt, richtig und sind für jedermann verständlich. Warum jedoch solch eine 96 97 98 99

Vgl. ebda, S. 1. Vgl. ebda, S. 78-94. Vgl. ebda, S. 80f. Vgl. ebda, S. 84-91.

38

Zahl bei sieben Spiegel-Autoren kein kritisches Hinterfragen hervorruft, ist verwunderlich. Denn um die Kosten eines Klimawandels berechnen zu können, müsste man ja die Zukunft mit und ohne Klimawandel kennen. Weltwirtschaftskrisen hat es auch ohne den Klimawandel schon gegeben. 100 Wie im „Spiegel“ festgehalten, sollen sich bei einem Temperaturanstieg von ein bis zwei Grad, Krankheiten wie etwa Malaria rasant verbreiten – Stern rechnet mit 40 bis 60 Millionen zusätzlichen Opfern alleine in Afrika durch Krankheiten. 101 Die Anopheles-Mücke verbreitet sich unter anderem, wenn Wälder abgeholzt und neue Reisfelder angelegt werden, darüber hinaus wurde das Bekämpfungsmittel DDT verboten. Um sich zu schützen bräuchten die Menschen Spritzmittel, Kanalisation und Häuser mit festen Moskitogittern – stehendes Wasser muss beseitigt werden. Der Journalist Dirk Maxeiner vergleicht Malaria mit dem Dengue-Fieber: im Süden der USA gibt es lediglich vereinzelte Fälle, im benachbarten Mexiko erkranken Hunderttausende daran. Die Ausbreitung von Krankheiten hat im 21. Jahrhundert weniger mit schwankenden Temperaturen, als vielmehr mit Armut und den Lebensumständen zu tun.102

9.1.5 Resümee „Der Spiegel“ lässt auf seiner 18-seitigen Berichterstattung sowohl Befürworter als auch Gegner des Stern-Reports zu Wort kommen. Der Umstand, dass kein einziges Mal erwähnt

wird,

Nicholas

Stern

und

sein

Report

seien

die

Folge

eines

Regierungsauftrages, gleicht einer Lesertäuschung. Der Umweltbericht ist kein Forschungsprojekt. Die Inhalte des Stern-Reports wurden dankend übernommen, Hinweise wie „der Golfstrom drohe abzureißen“103, sind aus heutiger Sicht nicht haltbar. Kampfmetaphern wie „Hurrikan 'Katrina' ertränkte New Orleans“104 erregen und desinformieren zugleich. Nur falsch konstruierte Flutmauern führten zu der Katastrophe – die Niederlande zeigen es übrigens seit langer Zeit vor, wie man solche Dämme richtig baut.105 Dank der zahlreichen Grafiken und Karten kann sich der Leser in der „Spiegel“-Reportage schnell über die wichtigsten Klimaszenarien informieren. Es 100 101 102 103 104 105

Vgl. Maxeiner, Welt, S. 164. Vgl. Bethge [u.a.], Wege, S. 89. Vgl. Maxeiner, Welt, S. 212. Vgl. Bethge [u.a.], Wege, S. 81. Vgl. ebda, S. 82. Vgl. Maxeiner, Welt, S. 132.

39

muss festgehalten werden, dass die 18 Seiten Inhalt auf Szenarien und keinen belegbaren Beweisen beruhen. 9.2 „Die Presse“ Die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ sieht es als Pflicht an, ihre Leser objektiv und so vollständig wie möglich zu informieren. Stellung zu nehmen und Kritik zu üben wird als Aufgabe und unveräußerliches Recht angesehen – so will es die Blattlinie. 106 „Die Presse“ erscheint täglich. 9.2.1 „Klimawandel könnte Wirtschaftskrise bringen“ Am 31. Oktober 2006, nur einen Tag nach der Stern-Report-Präsentation in London, stellt „Die Presse“ ihren Lesern die drohenden wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels vor. Darüber hinaus werden fünf Fragen zur Debatte beantwortet. Im Gegensatz zum „Spiegel“,

weist

Redakteur Martin Kugler

bereits

in der

Unterüberschrift darauf hin, dass es sich bei den Erkenntnissen um eine britische Regierungsstudie handelt.107

9.2.2 Sprache Der Klimawandel wird gleich zu Beginn des Artikels mit einer negativen Assoziation in Verbindung gebracht - Nicholas Stern wird folgendermaßen zitiert: „Die weltweite Erwärmung könnte zu wirtschaftlichen und sozialen Unruhen führen, die ähnlich schlimm sind wie die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren oder die Weltkriege.“108 Kriege und Katastrophen wecken Aufmerksamkeit, vor allem wenn sie – wie gleich zu Beginn des Artikels – wirtschaftliche Folgen und ernsthafte Bedrohungen für praktisch jeden Menschen darstellen können. Der Nachrichtenfaktor der geografischen und wirtschaftlichen Nähe gewinnt plötzlich an Bedeutung. Der Klimawandel ist ein bereits seit Jahren bekanntes Thema. Der überraschende Aspekt an dem Ereignis ist hingegen der möglicherweise horrende Schaden des Klimawandels. Durch solche Aussagen, wie 106

107

108

NN: „Die Presse“-Blattlinie. OO oJ. Im Internet: http://diepresse.com/unternehmen/613276/DiePresseBlattlinie (eingesehen am 26.6.2011). Vgl. Kugler, Martin: Klimawandel könnte Weltwirtschaftskrise bringen. In: Die Presse vom 31. Oktober 2006. S. 17. Ebda.

40

Stern sie getätigt hat, macht man eine Zukunftsprognose plötzlich sehr „greifbar“. Führt der Journalist Kugler die Leser noch sehr informativ durch Sterns Prognosen, so beschreibt er den Bericht folgendermaßen: „Was besonders beunruhigend ist: Die Studie ist keineswegs der Ausfluss einer Weltuntergangsrhetorik, wie sie von vielen Umweltschützern zelebriert wird. Im Gegenteil: Stern kann man keine derartige Schlagseite vorwerfen.“109 Der Journalist beurteilt, er verlässt den Weg der neutralen Berichterstattung und kommentiert die Prognose als „besonders beunruhigend“, mit dem Argument Stern verwende keine „Weltuntergangsrhetorik“ - eine rein subjektive Interpretation.

9.2.3 Bilder und Statistiken Statistiken gibt es keine, es wird mit einem großen Bild gearbeitet. Zu sehen ist darauf ausgetrockneter brasilianischer Boden. Der Wassermangel verschärft sich laut Presse durch den Klimawandel. Dass auf dem Foto kahlgeschlagenes Stück Land zu sehen ist, scheint dem Autor unterlaufen zu sein. 110

9.2.4 Behauptungen Nicholas Sterns Idee, Emissionen in Geld zu verwandeln, funktioniert via Handel mit CO2-Zertifikaten. Wer zuviel Kohlendioxid verbraucht, muss Zertifikate von anderen zukaufen. Damit soll der Wille, CO2-arm zu produzieren, angespornt werden. In der Realität funktioniert das kaum, es kann nämlich nur sehr schwer errechnet werden, wie viel CO2 jemand verbraucht. Die Fehlermarge bei Öl-, Gas- und Kohleindustrie liegt bei sechzig Prozent, bei landwirtschaftlichen Verfahren bis zu hundert Prozent. Die Angaben, wie viel Tonnen Kohlendioxid ein Flugpassagier von Boston nach Frankfurt zu verantworten hat, variieren zwischen eineinhalb und mehr als vier Tonnen. Selbst Besitzer großer Waldflächen können der Industrie Zertifikate anbieten – nur weiß niemand wie viel und wie lange Kohlendioxid in Bäumen gespeichert wird. 111 Das britische „Ethical Consumer Magazine“ beschreibt den CO2-Handel daher wie folgt: „Kohlendioxidgutschriften sind eine virtuelle Ware, die geschaffen wird, indem man

109 110 111

Ebda. Vgl. ebda. Vgl. Maxeiner, Welt, S. 168.

41

das, wovon man hofft, dass es geschehen wird, abzieht von dem, was man annimmt, dass es geschehen wäre.“112

9.2.5 Resümee Der Presse-Artikel konzentriert sich im Besonderen auf die drohenden wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. Anspielungen auf mögliche soziale Unruhen wie in den 1930er Jahren bzw. den beiden Weltkriegen dienen dazu, eine Nachricht über die Aufmerksamkeitsschwelle zu heben und gesellschaftliche Ängste zu schüren. Die höchst spekulativen Prognosen werden für den Journalisten durch Sterns Wortwahl sogar

„besonders

beunruhigend“,

womit

die

Trennlinie

zwischen schlichter

Berichterstattung und Kommentar verschwimmen. Für kritische Gegenstimmen bot der Artikel keinen Platz. Die dargereichten Informationen der britische Regierungsstudie wurden scheinbar ohne Gegenrecherche abgedruckt.113 Beim Thema Klimawandel mangelt es, wie bereits mehrfach angesprochen, Journalisten an kritischer Haltung gegenüber PR-Zulieferungen. Der Stern-Report diente 2006 als PR-Maßnahme für die britische Labour-Party, die in der Umweltdebatte eine Meinungsführerschaft übernehmen und die USA unter Druck setzen wollte, doch noch ein Klimaabkommen zu unterzeichnen.

In

weiterer

Folge

stellt

so

ein

Bericht

eine

gute

Argumentationsgrundlage für etwaige „Öko-Steuern“ dar. 9.3 „Kronen Zeitung“ Die „Kronen Zeitung“ ist die meistgelesene Tageszeitung Österreichs. Im Jahr 2010 hatte die „Krone“ eine tägliche Druckauflage von durchschnittlich 928.627 Stück. 114 Die Blattlinie lautet kurz und knapp: „Die Vielfalt der Meinungen ihres Herausgebers und der Redakteure.“115 Der Artikel „Unser Wetter läuft Amok“ ist der Wien-Ausgabe vom 5. November 2006 entnommen.

112 113 114

115

Ebda. Vgl. Kugler, Klimawandel, S. 17. Vgl. Im Internet: http://www.oeak.at/content/intern/Auflagenlisten/OEAK_2010_JS.pdf (eingesehen am 27.6.2011). NN: Daten, Zahlen, Fakten. Im Internet: http://www.wienkonkret.at/wirtschaft/medien/printmedien/1/daten-zahlen-fakten/ (eingesehen am 27.6.2011).

42

9.3.1 „Unser Wetter läuft Amok“ Am 5. November 2006, das war ein Sonntag, lieferte die „Krone“ ihren Lesern die Reportage „Unser Wetter läuft Amok – Der Menschheit bleiben nur noch maximal 15 Jahre, um das Steuer herumzureißen“. Mit kräftiger Unterstützung der Wissenschafterin Helga Kromp-Kolb, werden darin mögliche Klimaszenarien zu besorgniserregenden Prognosen hochstilisiert. Der Journalist Mark Perry macht aus Modellen Realität und füllt die Doppelseite mit einer angsteinflößenden Rhetorik. Als Anlass für den Artikel, gilt die einen Tag darauf beginnende Klimakonferenz in Nairobi. 116

9.3.2 Sprache Kommunikationswissenschafter Mathias Kepplinger betont, dass alle Medienskandale totalitäre Züge aufweisen würden. Der Angriff auf die Person und die Präsentation von Schuldigen ist bei der Sensationspresse herzlich willkommen. 117 Ein kleiner Streifzug durch die „Krone“-Reportage vermittelt den Eindruck, als könnte es bald wirklich zu Ende gehen mit der Menschheit. Schon der Einstieg skizziert die ausufernden Naturgewalten: „In Sturzbächen donnern die Gletscher zu Tal.“118 „Österreichs Klimaforscherin“ Helga Kromp-Kolb, wird kreativ vorgestellt: „Mit Sorge, so als ob sie aus den Schneewolken schon die Klimazukunft prophezeien könnte, blickt die Wissenschafterin beim 'Krone'-Interview in den Winterhimmel über Wien.“119 Redakteur Perry kreiert somit eine wohl vertraute Szenerie, nämlich Winter samt Schneewolken. Im gleichen Atemzug wird jedoch das drohende Unheil angekündigt, erst recht, wenn selbst „Österreichs Klimaforscherin“ eine besorgte Miene macht. Mit der Wien-Erwähnung holt die „Krone“ den Klimawandel direkt nach Österreich – und lässt ihn gleich viel realer wirken. Und Perry bestätigt sich ein paar Zeilen später quasi selbst: „Aus allen Kontinenten, von allen Klimazonen dieser Welt kommen diese Hiobsbotschaften.“120 Spätestens jetzt muss jedem Leser klar sein, dass alle betroffen sind. Norbert Bolz passend: „Die ganze Welt geht uns jetzt etwas an. Und fast nichts können wir tun. Je unmöglicher aber ein wirkliches eingreifendes Handeln ist, desto 116 117 118 119 120

Vgl. Perry, Mark: Unser Wetter läuft Amok. In: Kronen Zeitung vom 5. November 2006. S. 40f. Vgl. Maxeiner, Welt, S. 108. Perry, Wetter, S. 40. Ebda. Ebda.

43

lauter das Pathos der Betroffenheit.“121 In weiterer Folge wird die Weltklimakonferenz als „Schicksalsgipfel“122 zitiert und auch Kromp-Kolb, die Forscherin, spitzt dramatisch zu: „Die Menschen ahnen nicht, wie schlimm es wird. (…) Die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel.“123 Dass Wissenschafter in der Medienberichterstattung zu Akteuren mutieren, macht für sie selbst Sinn. Forscher können einerseits aus der „zweiten Reihe“ hervortreten und „sichtbar“ werden. Andererseits lässt es sich mit dem Mascherl „Klimawandel“ leichter Forschungsgelder generieren, die Medien bieten den idealen Platz für Eigenwerbung. Mike Hulme, Direktor des britischen „Tyndall-Centre for Climate Change Research“ kritisiert ein solches Verhalten seitens der Wissenschaft. Für Hulme bringe der Megafon-Journalismus die Gesellschaft auf eine „negative, depressive, reaktionäre Flugbahn“, die „völlig kontraproduktiv“ sei. 124

9.3.3 Bilder und Statistiken Die Reportage bietet vor allem viele altbekannte Bilder, sechs an der Zahl. Auf einem davon ist die Forscherin Helga Kromp-Kolb abgebildet, die laut Bildunterschrift „mahnt, warnt, prophezeit.“125 Alle anderen Fotos sollen die absehbaren Folgen der „Hiobsbotschaften“ nochmals verdeutlichen. Zwei durchs Bild laufende Elefanten samt Kilimandscharo-Gipfel am Horizont, überschwemmte Städte, ein einsamer Eisbär, dahinschmelzendes ewiges Eis und natürlich Trockenheit zieren die Doppelseite. Die Bebilderung ist – typisch Boulevard – reißerisch und plakativ und wird mit einer fetten Überschrift begleitet. Die Fotos veranschaulichen den Text und fördern die emotionale Wirkung. Nicht umsonst sind auf zwei Fotos Tiere zu sehen, auf einem davon sogar ein kleiner Baby-Elefant.126

9.3.4 Behauptungen Es muss erwähnt werden, dass in der Reportage niemals die Rede von Klimaszenarien bzw. -modellen ist. Dafür finden sich viele Prognosen, einige davon sind laut „Krone“ längst im Hier und Jetzt angekommen. So auch das Abschmelzen der Gletscher-Alpen 121 122 123 124 125 126

Bolz, Abc, S. 54. Perry, Wetter, S. 41. Ebda. Vgl. Maxeiner, Welt, S. 162. Perry, Wetter, S. 40. Vgl. ebda, S. 40f.

44

und des Kilimandscharos. Die Gletscher in den Alpen nehmen ab, das ist richtig. Das tun sie fast auf der ganzen Welt - jedoch ist nicht klar, inwieweit der Klimawandel Schuld daran hat. Die höchsten Eisfelder des Mont Blanc stellen zum Beispiel eine Ausnahme dar und scheinen nicht vom Klimawandel betroffen zu sein. Gletscher in Norwegen und Neuseeland wachsen sogar. Die Eiskappe des Kilimandscharo schwindet aufgrund regionaler Verhältnisse – durch Abholzung verringern sich Verdunstung und Niederschläge. Die Temperaturen am Berg sind weitgehend unverändert geblieben. 127

9.3.5 Resümee In den Medien dreht sich immer die Frage: Wie fessle ich die Aufmerksamkeit meiner Rezipienten? Die „Kronen Zeitung“ hat sich für den Weg der Endzeitszenarien und der Zukunft der Menschheit entschieden. Dank der rhetorischen Wir-Form, etwa „Unser Wetter“, werden die Rezipienten gleich mit der Überschrift in die Geschichte mit eingebunden und Teil des Kollektivs. Die vielen direkten Zitate der Experten schaffen Authentizität und Nähe. Metaphern, wie „Eine Spirale, die sich beängstigend wie ein Tornado immer höher schraubt“, machen den Text-Inhalt greifbar und lockern die Sprache auf. Die „Krone“ beherrscht

das Spiel mit

den Sinnen perfekt.

Weltuntergangsstimmung wird nicht nur vom Journalisten, sondern vor allem durch die bedrohlichen Zukunftsprognosen der zitierten Experten geschaffen, deren Aussagen wahrhaft und glaubwürdig erscheinen. Kritik an den Klima-Vorhersagen wird nicht geäußert, Szenarien werden mehrmals als unverrückbares Faktum dargestellt. Insgesamt ein gelungener Boulevard-Artikel, der wenig informiert, dafür aber umso mehr erregt.128 „Ab sofort kam und kommt es auf die Durchschlagskraft, die Relevanz an und damit auf die Redakteure und Fachjournalisten, die das Thema Umwelt im Auge haben. Sie müssen einschätzen, wann und wie es in die Berichterstattung gehört und sie müssen es auch entsprechend 'verkaufen'. (…) Ob man es richtig findet oder aus tiefstem Herzen ablehnt, die Umweltberichterstattung wird emotionaler und spektakulärer werden,“ 129 so die Umweltjournalistin Sarah Kuhn treffend.

127 128 129

Vgl. Maxeiner, Welt, S. 210f. Vgl. Perry, Wetter, S. 40f. Kuhn, Sarah: Der Kampf ums Interesse. In: Umweltjournalist 2008, 2008. S. 30.

45

9.4 „NEWS“ Das wöchentlich erscheinende Nachrichten-Magazin „NEWS“ möchte seine Leser mit spannenden Storys aus allen Lebensbereichen begeistern – so die Blattlinie. Von Politik, Lifestyle bis zur Kultur sind viele Themengebiete abgedeckt.130 Der Artikel stammt aus der Ausgabe Nr. 46, vom 16. November 2006. 9.4.1 „Die Grüne Revolte“ Das Nachrichten-Magazin „NEWS“ zieht ihre Klimaberichterstattung anhand bekannter Persönlichkeiten auf. Al Gore, Ex-Vizepräsident der USA, wird als dominante Führungsfigur in der grünen Bewegung identifiziert. Ebenso setzt das Blatt auf den damaligen Gouverneur Kaliforniens, Arnold Schwarzenegger und den scheidenden Premierminister Großbritanniens, Tony Blair. „NEWS“ thematisiert die neue, globale Umweltbewegung und widmet sich gegen Ende des Artikels, der sauberen Energiegewinnung Österreichs zu.131

9.4.2 Sprache Jede Geschichte braucht einen Helden. Diese Grundregel ist zentraler Bestandteil eines jeden Märchens und ebenso jeder etwas längeren journalistischen Berichterstattung. Jede Religion kann einen Propheten vorweisen, die neue Quasi-Religion namens „Ökologismus“ hat ihn längst gefunden: Al Gore. Der im Jahr 2000 zum Scheitern verurteilte US-Präsidentschaftskandidat, hat sich mit Buch- und Filmproduktion („Eine unbequeme Wahrheit“) zu einer einflussreichen Persönlichkeit im Handeln gegen den Klimawandel etabliert. Von „NEWS“ wird er gar als „Der grüne Retter der Weltnation“ und „Zugpferd einer weltweiten Klimarevolution“ vorgestellt, der sich als „grüner Rettungsengel ins Rampenlicht“ katapultiert haben soll. 132 Eine Ikone ist geboren und andere versuchen Schritt zu halten mit ihm. So versprühen auch „Arnie und Tony“ einen Hauch von „Klimamächte“. 133 „NEWS“ setzt voll auf Personalisierung und „human touch“. Der Mensch rückt als handelndes Subjekt in den Mittelpunkt eines Ereignisses, 130

131 132 133

NN: Heftkonzept. OO oJ. Im Internet: http://www.newsmedia.at/b2b-service/news/heftkonzept.html (eingesehen am 26.6.2011). Ramsauer, Petra: Die Grüne Revolte. In: NEWS, 46/2006. S. 66-69. Vgl. ebda. S. 66f. Vgl. ebda. S. 69.

46

die Nachricht steigert dadurch ihren Wert. Das sehr komplexe Thema Klimawandel wird somit auf die Person Al Gore reduziert. Als „Rettungsengel“ bekommt er sofort ein heiliges Image verpasst. Al Gore wirkt dadurch unantastbar, ein „Retter der Weltnation“ kann nun mal nicht schlecht sein. Eine grüne Popikone wirkt durchaus identitätsstiftend. Zur Erderwärmung hat sich Redakteurin Petra Ramsauer jene Metapher ausgedacht: „In alpinen Regionen und an den Polen wurde es doppelt so warm, und dies lässt Gletscher wie Eiscreme schmelzen.“134 Im Text wird dann noch mit einer drohenden Erwärmung „von bis zu sechs Grad“ Angst verbreitet. Der Meeresspiegel könnte daher „um Meter steigen“. Und wenn der CO2-Ausstoß nicht drastisch gedrosselt werden könnte, „droht die Apokalypse“. 135 In einem extra Infokasten wird Al Gores Buch näher vorgestellt. So fordert Gore, man solle sich in die Zukunft versetzen, in der uns unsere Kinder und Enkelkinder fragen: „Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? War euch unsere Zukunft egal? Wart ihr so mit euch selbst beschäftigt, dass ihr die Weltzerstörung nicht aufhalten konntet oder wolltet?“136 Mit solchen herbei gereimten Zukunftsvisionen wird schlichtweg emotionalisiert. Der Journalist Dirk Maxeiner kommt zu dem Schluss: „Die Vorstellungswelt des Ökologismus rankt sich wie im Christentum um die Erwartung einer Endzeit, auf die man sich durch Verzicht und Buße vorbereiten soll.“ 137

9.4.3 Bilder und Statistiken Die einleitende Doppelseite ziert großflächig Al Gore samt riesiger Erdkugel. Der Planet Erde macht darauf aufmerksam, dass es sich bei Klimawandel und -schutz, um globale Anliegen handelt. In Gores Hintergrund werden britische Demonstranten abgebildet – der US-Amerikaner übernimmt auch hier eine scheinbare Anführer-Rolle. Auch im „NEWS“ gibt es eine Statistik zur möglichen Klimaerwärmungen. Die Temperaturerhöhungen bis zum Jahr 2100, sind zwischen plus eineinhalb und plus sechs Grad angesiedelt. Das Diagramm ist über ein anderes Foto gelegt - auf diesem ist ein, auf einer Eisplatte im Polarmeer treibender Eisbär zu sehen. Mit den steigenden Temperaturen, schmilzt eben auch das Eis, so die offensichtliche Überlegung der Redakteurin. Der Infokasten über Al Gore lockert die Geschichte optisch auf und dient 134 135 136 137

Ebda, S. 68. Vgl. ebda. Ebda, S. 69. Maxeiner, Welt, S. 191.

47

als schneller Leseeinstieg und Leseanreiz. Auf der vierten Seite sind dann noch drei kleinere Bilder eingefügt. Tony Blair und Arnold Schwarzenegger stehen dem Klimawandel Seite an Seite gegenüber, „Arnie“ deutet gar einen rechten Haken an. Angela Merkel kann man dabei beobachten, wie sie im Businessoutfit einen Baum einpflanzt. Al Gore ist selbstverständlich in der Infobox noch einmal abgebildet.138

9.4.4 Behauptungen „Die grüne Revolte“ ist der einzige analysierte Artikel, der sich mit der Person Al Gore auseinandersetzt. Gore ist eine schillernde Figur in der Klimadebatte. Gerade seine Buch- und Filmproduktion hantieren mit Manipulationen und Übertreibungen. Wie selbst im „NEWS“ zu lesen ist, soll der Meeresspiegel etwa um sechs Meter ansteigen.139 In keinem – durchaus ausgeschmückten – Weltklimabericht ist davon die Rede, auch nicht im „Stern-Report“. Im Artikel ist auch zu lesen, dass es „an den Polen doppelt so warm“ wurde.140 Erstens wird nicht klar, auf welches Datum sich die Verdoppelung der Temperaturen bezieht und zweitens wurde es in den vergangenen Jahrzehnten am Südpol kälter. Einzig auf der antarktischen Westküste, die nur sieben Prozent der Landfläche ausmacht, stiegen die Temperaturen. Der Nordpol wurde wärmer.

9.4.5 Resümee Mit den Zahlen und Klimamodellen hantiert die Journalistin Petra Ramsauer fröhlich herum. Selten wird klar, woher die Angaben stammen, wie sie berechnet wurden oder auf welche Vergleichszeiträume sie sich beziehen. Der gesamte Artikel setzt auf Prominenz und Personalisierung. Die Verhinderung der Erderwärmung wird somit mit den damals agierenden Personen in Verbindung gebracht und entspricht einer typischen „NEWS“-Berichterstattung. Prominenz in Kombination mit Macht und Einfluss treiben den Nachrichtenfaktor deutlich in die Höhe. Dank der starken Fokussierung auf bekannte Politiker, bietet die Reportage im Vergleich zu den anderen analysierten Texten - eine erfrischende Abwechslung. Die ändert jedoch nichts an der fragwürdigen

138 139 140

Vgl. Ramsauer, Revolte, S. 66-69. Vgl. ebda, S. 69. Vgl. ebda, S. 68.

48

Zahlenspielerei und der dramatisierenden Rhetorik, die schon gerne einmal „Hunderte Millionen in die Flucht treiben“ lässt und die „drohende Apokalypse“ prophezeit.141

141

Vgl. ebda. S. 68.

49

10. Zusammenfassung Zu Beginn dieser Arbeit wurde in kurzen Zügen die Begriffe Massenkommunikation und -medien definiert. Die Funktionen des Journalismus machen deutlich, welche gesellschaftlichen Aufgaben dieser Berufsgruppe zukommen. Information, Agenda Setting, Artikulation , Kritik und Kontrolle und Unterhaltung sind nur einige der insgesamt acht Funktionen. Dass nicht jedes Kriterium stets erfüllt werden kann, ist wenig verwunderlich. Abhängig von der jeweiligen Blattlinie und der Arbeitsweise der Journalisten, wird die Gewichtung der Aufgaben unterschiedlich definiert. Unabhängig davon, ist gerade die Unterhaltungsfunktion in den letzten Jahren in den Vordergrund getreten – egal ob es sich um ein Qualitäts- oder Boulevardmedium handelt. Die verschiedenen Nachrichtenwerte veranschaulichen, nach welchen Besonderheiten Nachrichten ausgewählt werden. Die Faktoren Zeit, Status und Identifikation haben an Relevanz sogar dazugewonnen. Durch Personalisierung aller gesellschaftlichen und politischen Probleme, werden Ereignisse auf eine ganz bestimmte Persönlichkeit reduziert - der Mensch, als handelndes Subjekt, rückt in den Mittelpunkt. Nach den vier journalistischen

Arbeitsschritten,

Auswählen,

Recherchieren,

Produzieren

und

Präsentieren, hat der Autor die wichtigsten Unterschiede zwischen Qualitäts- und Boulevard-Medien hervorgehoben und die Möglichkeiten der Qualitätssicherung aufgezeigt. Das Zusammenspiel externer Einflüsse durch PR und der unkritischen Haltung Journalisten ihren Zulieferern gegenüber, wurde der nächste Abschnitt gewidmet, um auf das Kapitel der Manipulation vorzubereiten. Mit einem vorausschauenden Blick auf den empirischen Teil dieser Arbeit, wurde viel Wert auf das Kapitel „Das Spiel mit den Sinnen gelegt“. Gerade die Funktionen des Moralisierens und des Alarmismus spielen in der Klimawandel-Berichterstattung eine bedeutende Rolle. Der anschließende Kern dieser Arbeit, die Medienanalyse, machte deutlich, wie Medien mit Zahlen und Behauptungen arbeiten und mit den Gefühlen ihrer Rezipienten spielen. In der journalistischen Darstellung sind die Extrema wiedergekehrt, vom Ende der Menschheit ist nicht nur einmal die Rede. Die Medien läuten nun seit Jahrzehnten einen bevorstehenden Weltuntergang ein. Die Prophezeiungen sind nicht eingetreten und dennoch werden in regelmäßigen Zeitabständen die Alarmglocken geläutet, um die Gesellschaft

auf

die

drohende

Apokalypse

emotional

einzustellen. 50

Weltklimakonferenzen und zugespitzte Berichte dienen als mediengerechte Anlässe dafür. Beängstigende Kriegsrhetorik gehört selbst bei Publikationen wie „Der Spiegel“ oder „Die Presse“ zum Standard-Repertoire. Der Mensch beeinflusst das Leben auf der Erde, seitdem es ihn gibt. Auch in der Vergangenheit haben es die Menschen geschafft, sich an die, sich ändernden Lebensbedingungen anzupassen. Stabilere Häuser, höhere Deiche und bessere Frühwarnsysteme

können auch heute schon mehr Sicherheit

garantieren. Ein sorgsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen kann nie schaden, ebenso die Entwicklung zukünftiger Technologien, die den Ausstoß von Treibhausgasen verringern werden. Doch viel zu selten wird in den Medien der Mensch als Schöpfer dargestellt, das Image des Zerstörers hat sich in den Köpfen der Journalisten fest verankert. Doch das Klima hat sich immer verändert und wird dies weiterhin tun. Politiker hingegen nutzen die „aufgeheizte“ Stimmung, um Steuererhöhungen und fragwürdigen Gesetzen ein grünes „Öko“-Mascherl umzubinden. Es ist jedoch ein Irrglaube, Erdtemperaturen mit Hilfe politischer Programme regeln zu können. Die Erde kennt nun mal keinen Status quo. Der Autor dieser Arbeit schließt mit den Worten des Journalisten Dirk Maxeiner: „Wir sind Passagiere auf dem Raumschiff Erde und sollten uns anständig benehmen, aber wir sind nicht der Pilot.“142

142

Maxeiner, Welt, S. 57.

51

11. Quellenverzeichnis 11.1 Gedruckte Quellen Bethge, Philip [u.a.]: Wege aus der Treibhausfalle. In: Der Spiegel, 45/2006.

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55

13. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Im Internet: http://de.ejo-online.eu/wp-content/uploads/2011/01/MagischesVieleck_1.jpg (eingesehen am 22.6.2011).

56

14. Abkürzungsverzeichnis IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change

CRU - Climate Research Unit

57