Erinnern und Gedenken ein Leitfaden

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Erinnern und Gedenken – ein Leitfaden

Ein Projekt der Katholischen Jugend Österreich in Zusammenarbeit mit youngCaritas.at und Hitradio Ö3.

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DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN WIDERSTANDES (DÖW) Die Ausstellung spannt einen inhaltlichen Bogen von der Vorgeschichte des Nationalsozialismus über Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeit bis zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit nach 1945: -

Der Aufstieg der NSDAP und ihr Weg zur Macht 1919–1933

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Der Weg zum „Anschluss“: Österreich 1918–1938

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Der „Anschluss“

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NS-Terror

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Judenverfolgung

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Die Deportation der österreichischen Jüdinnen und Juden

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Widerstand (von politischem, organisiertem Widerstand über Widerstand in der Wehrmacht bis zum Resistenzverhalten Einzelner)

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Die Kärntner SlowenInnen

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Roma und Sinti – „Zigeuner“ im Nationalsozialismus

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Die Verfolgung von homosexuellen Männern und Frauen

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Zwangsarbeit ziviler AusländerInnen

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KZ Mauthausen

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NS-Medizin

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Exil

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Erinnerungskultur

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Entnazifizierung und Ahndung von NS-Verbrechen in Österreich

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Österreich und die Opfer des Nationalsozialismus

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Rechtsextremismus

Adresse: Altes Rathaus, Wipplinger Str. 6-8, 1010 Wien, Eingang im Hof. Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 9.00-17.00 Uhr, Do 9.00-19.00 Uhr sowie auf Anfrage. Anmeldung für kostenlose Führungen: Tel. +43 1 22 89 469-319; E-Mail: [email protected] Web: Eintritt frei! © Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) – Archiv, Bibliothek, Museum, Forschungs- und Veranstaltungszentrum. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr. Altes Rathaus, Wipplinger Str. 6-8.

Impressum Herausgeberin: Katholische Jugend Österreich (KJÖ), Johannesgasse 16/1, 1010 Wien, Tel.: +43 1 512 16 21, [email protected], www.kath-jugend.at / Redaktion: Klaus Kienesberger, Lisa Schulz

GEDENKDIENST Zivilersatzdienst – Holocaust-Education – Europäischer Freiwilligendienst

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Layout: Clemens-G. Göller / Druck: paco Medienwerkstatt, 1160 Wien, / Oktober 2008

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Erinnern und Gedenken – ein Leitfaden Inhaltsverzeichnis

1. 1938–2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. Hintergründe zur Gedenk- und Erinnerungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1. Wie funktioniert Erinnerung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2. Wie erinnern wir? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.3. Wer erinnert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.4. Lehren & Erfordernisse in der Erinnerung an Nationalsozialismus und Holocaust . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3. Formen des Gedenkens und Erinnerns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.1. Erinnerung an konkreten Orten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.2. Erinnern mit ZeitzeugInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.3 Erinnern über Filme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

4. Techniken der Gedenkarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5. Eine Geschichte des Erinnerns in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6. Gedenken an den Antisemitismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 7. Rassismus heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 8. Methodensammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 8.1. Einführungsübungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 8.2. Rund um den Gedenkstättenbesuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 8.3. Übungen zum Antisemitismus im Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 8.4. Leben unter dem Hakenkreuz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 8.5. Gedenken an den Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 8.6. Aktueller Rechtsextremismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 8.7. Feedbackmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

9. Außen- und Nebenlager in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 10. Literatur und Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

1. 1938–2008 Nur wer sich der Vergangenheit bewusst ist, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten! 2008 jährt sich der Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland zum 70. Mal. Aus diesem Anlass legt „72h ohne Kompromiss“ dieses Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf Gedenkarbeit. Dabei denken wir mit großer Betroffenheit an die jüdischen MitbürgerInnen, die unvorstellbares Leid erfahren haben und zu hunderttausenden verfolgt, vertrieben, gequält und ermordet wurden. Voller Respekt möchten wir an die unzähligen Menschen erinnern, die aktiven oder passiven Widerstand geleistet und damit Mut und Zivilcourage bewiesen haben. Auch 70 Jahre danach machen uns die Ereignisse der Geschichte betroffen. Sie sollen uns lehren, die Fehler von damals nicht zu wiederholen, die Vorzeichen solch schrecklicher Entwicklungen zu erkennen und sich ihnen entgegen zu stellen. Die Geschehnisse zeigen uns, wie wichtig es ist, sich im Alltag für Toleranz und Respekt einzusetzen und gegen Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus anzukämpfen. Sie spornen uns dazu an, im täglichen Leben Zivilcourage zu beweisen! Das Ziel der Schwerpunktsetzung für das Projekt „72h ohne Kompromiss“ ist, dass sich vor allem junge Menschen kritisch mit den Themen Nationalsozialismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit damals und heute auseinander setzen. Durch die intensive Beschäftigung mit der Thematik wird in der jungen Generation dem Vergessen von nationalsozialistischem Unrecht und den Schicksalen der Opfer entgegengewirkt. Auch heute noch werden Menschen aufgrund Ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion ausgegrenzt, verfolgt oder getötet. Das Engagement der Jugendlichen soll daher nicht nur das Andenken an die Opfer des NS-Regimes bewahren, sondern auch dazu beitragen, aus der Geschichte zu lernen und somit dazu ermutigen neuen faschistischen Strömungen präventiv entgegen zu wirken, die Jugendlichen für entsprechende gesellschaftliche Entwicklungen zu sensibilisieren und sie zur Zivilcourage im Alltag anspornen. Wir möchten eine tolerante, gemeinschaftliche und friedliche Zukunft, in der Faschismus und Rassismus keinen Platz mehr hat.

Angelika Rainer

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1938–2008

Wolfgang Schönleitner

2. Hintergründe zur Gedenk- und Erinnerungsarbeit 2.1. Wie funktioniert Erinnerung? Der Mensch ist ein soziales Wesen und entwickelt sein Gedächtnis vor allem aufgrund seiner Zugehörigkeit zu Gruppen, wie z. B. der Familie, dem Geschlecht, der sozialen Schicht, der ethnischen Herkunft, der Ideologie oder auch der Religion. Diese Gruppen entwickeln ein Gemisch aus gemeinsam geteilten Erfahrungen, überlieferten Geschichten, Erzählungen über vergangene Ereignisse, etc., welches man als Gruppengedächtnis, eine spezielle Form des kollektiven Gedächtnisses, bezeichnet. Im kollektiven Gedächtnis werden einschneidende Ereignisse von Gruppen, Gesellschaften und Nationen für spätere Zeiten aufbewahrt. Sie tragen zu deren Selbstverständnis bei und stiften damit Identität. Jede Gesellschaft greift auf die Vergangenheit zurück, um sich selbst zu definieren. Die Vergangenheit verdichtet sich dabei zu kurzen Erzählungen, die bei Bedarf sowohl von Gruppen als auch von Individuen abgerufen, also erinnert werden können. Dafür benötigt sie aber Anstöße wie z. B. Denkmäler, Museen, Bücher, Filme, oder aber auch Rituale wie Jahrestage, Umzüge oder Gedenkveranstaltungen. Wir stellen also fest: Erinnern und Gedenken ist nicht nur ein individueller, sondern vor allem ein gesellschaftlicher Prozess. Dementsprechend ist für das Erinnern ebenso wie für das Gedenken – speziell an Holocaust und Nationalsozialismus – Wille, Engagement und Anstrengung notwendig. Nicht ohne Grund existiert der Begriff „Erinnerungsarbeit“: Es ist damit ein selbstkritischer, mitunter mühsamer Prozess verknüpft.

2.2. Wie erinnern wir? Es gibt keine „richtige“ Erinnerung, da diese sowohl soziale als auch individuelle Aspekte trägt. Allerdings sind einige Handlungsanleitungen für den Umgang mit der Erinnerung an Holocaust und Nationalsozialismus sinnvoll. Das vorliegende Heft kann dafür nur ein Leitfaden sein und zur weiteren Auseinandersetzung anregen. Standardisiertes Gedenken gibt es nicht. Nichtsdestotrotz muss vor Beliebigkeit bei Gedenkaktivitäten gewarnt werden. So setzen verschiedene Gedenkprojekte unreflektiert darauf, Betroffenheitsgefühle zu produzieren. Damit laufen sie Gefahr, den Nationalsozialismus aus der Geschichte herausgelöst, als Schreckensherrschaft ohne Vor- und Nachgeschichte, als nebulöse Diktatur von Dämonen zu präsentieren. Dass hinter den Verbrechen „normale Menschen“ steckten und ein ganzer gesellschaftlicher Prozess zur industriellen Massenvernichtung hinführte, wird dadurch verschleiert. Deshalb müssen diese verkürzten Formen des Gedenkens kritisch hinterfragt und Vorkehrungen getroffen werden, dass die Erinnerung an Holocaust und Nationalsozialismus nicht nur auf die Jahre 1938 bis 1945 beschränkt bleibt, sondern in einen Kontext gesetzt wird. Erst die Kenntnis der historischen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge kann die Basis dafür bieten, dass Erinnerungsarbeit erfolgreich ist.

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Folgende vorbereitende Fragen können GruppenleiterInnen für die persönliche Auseinandersetzung und Vorbereitung hilfreich sein: -

Wie entstand der Nationalsozialismus und wie konnte er zu seiner Stärke finden?

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Welche Entwicklung nahm die NSDAP als Repräsentantin nationalsozialistischer Politik?

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Wie stellte sich die Situation in Österreich vor dem sogenannten Anschluss 1938 dar?

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Woher kam der Antisemitismus?

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Wie entstand der nationalsozialistische Terrorapparat?

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Wie kam es zur Einrichtung des Vernichtungs- und Tötungsapparats?

Eine „Reibpartie“: Jüdische Geschäftsleute des dritten Bezirks in Wien müssen vor Zuschauern mit Bürsten und Lauge Gehsteige reiben. Quelle: DÖW

Die Geschichten und Erzählungen, auf die man in der Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust unweigerlich trifft, wühlen die Menschen auf und beschäftigen sie. Diese Emotionen sind wichtig und sollen zugelassen werden: Es ist verständlich, dass die Auseinandersetzung mit dem Holocaust Trauer und Betroffenheit hervorruft. Jedoch ist es sinnvoll, die Emotionen mit Fakten zu unterfüttern, um zu vermeiden, dass Menschen unbestimmte Gefühle entwickeln und mit diesen allein gelassen werden. Nur wenn sie die histori6

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schen Zusammenhänge erkennen, können sie diese Gefühle auch zuordnen, was eine wichtige Voraussetzung dafür ist, aus der Geschichte zu lernen. Die blanke Emotionalisierung ohne entsprechende Zusatzinformationen birgt die Gefahr, ins Gegenteil umzuschlagen und eine Barriere gegen die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema aufzurichten: Das mit menschlich-rationalem Verstand Unfassbare droht sich ohne entsprechende Begleitung dem Menschen zu entziehen. Wenn z. B. ein Gedenkstättenbesuch nur den Zweck hat, junge Menschen in die ehemaligen Gaskammern zu pferchen, um sie dort die Schrecken „nachfühlen“ zu lassen, wird man mehr Widerstand denn ernsthafte Auseinandersetzungen mit den Ursachen und Ausprägungen des Holocaust ernten. Neben den historischen Fakten muss in der Erinnerungsarbeit auch der Unterschied zwischen Opfern und Tätern zur Sprache kommen. Die Täter auszublenden – was leider viel zu oft passiert – bedeutet, einen wesentlichen Aspekt der Geschichte zu verschweigen. Deshalb erfordert das Gedenken an die Opfer auch die Thematisierung der Rolle jener, die mordeten. Die Geschichte muss in der Gesamtheit und in ihren verschiedenen Facetten behandelt werden. Eine rein opferzentrierte Sicht birgt die Gefahr, die Schuldfrage auszuklammern und jene Mechanismen abzuspalten, die zum Massenmord und zur industriellen Vernichtung von Menschen führten.

2.3. Wer erinnert? Der Holocaust wird als Zivilisationsbruch bezeichnet. Er ist das zentrale Ereignis in der europäischen Geschichte und stellt die Pädagogik vor allem in Deutschland und Österreich als Länder der TäterInnen vor enorme Herausforderungen. Das Grundproblem der Erinnerung an den Nationalsozialismus ist schnell auf den Punkt gebracht: Man musste sich nach 1945 an den Nationalsozialismus, der im Holocaust seinen irrwitzigen Höhepunkt fand, als TäterInnen erinnern. Diese bis dahin noch nicht bekannte Form des „negativen Gedächtnisses“ ist mit belastenden, schmerzlichen Erfahrungen und Traumata der Schuld verknüpft und war insofern ein historischer Bruch, als bislang heroische und ehrenhafte Erzählungen Gesellschaften prägten. Lange Zeit hatte man sich an gloriose Siege, an heldenhafte Auseinandersetzungen und den Glanz vergangener Reiche erinnert. An den Holocaust hingegen lassen sich keine positiven Erinnerungen knüpfen. Dazu kommt, dass sich Erinnerung immer schwieriger gestaltet: Die Gesellschaft wird vielfältiger, Lebensentwürfe verändern sich, zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund sind Teil unserer Gesellschaft, denen die Anknüpfungspunkte zum Nationalsozialismus teilweise völlig fehlen und generell wächst durch den Wechsel der Generationen die Entfernung von den Erfahrungen des Nationalsozialismus. Dieses Faktum sollten wir nicht nur als pädagogische Herausforderung, sondern vor allem als Chance begreifen: „Vor dem Hintergrund einer zunehmend durch ethnisch-kulturelle Vielfalt geprägten Gesellschaft können Orte des Gedächtnisses zu Orten einer gemeinsamen Erfahrung werden, und – über das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen hinaus – zu Orten der Reflexion über Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Erinnerns.“* * Heidemarie Uhl: Lernorte – Gedächtnisorte – Gedenkstätten. In: Historische Sozialkunde. Geschichte – Fachdidaktik – Politische Bildung 4/2003, S. 4-7, hier S. 7

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2.4. Lehren und Erfordernisse in der Erinnerung an Nationalsozialismus und Holocaust

Lebendiges Gedenken fördert positive Lehren für die künftige Entwicklungen einer Gesellschaft. Jugendliche beim Besuch der Gedenkstätte Bełżec/Polen. Foto: Verein GEDENKDIENST

Da das Gedächtnis jener, die den Holocaust miterlebten, sterblich und mittlerweile ein Großteil der ZeitzeugInnen tot ist, muss das Wissen um die Erfahrungen an die Nachgeborenen weitergegeben und ein gemeinsamer Erinnerungshorizont geschaffen werden. Um die Erinnerungen bewahren zu können, sind bewusst gesetzte pädagogische und didaktische Interventionen notwendig, die sich aber nicht darin erschöpfen dürfen, Wissen zu konservieren und statisch weiterzugeben. Vielmehr soll die Beschäftigung mit Holocaust und Nationalsozialismus eine lebendige sein: Das Lernen aus der Geschichte muss zu demokratischer Kompetenz erziehen, zu historischen Diskursen anregen, Empathie wecken, Diskussionen und demokratische Auseinandersetzungen anstoßen sowie das Geschichtsbewusstsein und die kritische Herangehensweise schärfen. Es soll verschiedene Perspektiven und Differenzen unter dem Bezugspunkt des Holocaust zulassen und daraus positive Lehren für die künftige Gestaltung von Gemeinwesen entwickeln.

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Die vorliegenden Methoden sind deshalb nicht nur als Übungen und Vertiefungen zum historischen Wissenserwerb konzipiert, sondern tragen dazu bei, auch gegenwärtige Problemstellungen zu erkennen und zu lösen. Jedoch ist es wichtig zu beachten, dass die historische Perspektive nicht unmittelbar auf die Gegenwart umgelegt werden kann. Vielmehr sollen Querverweise und jugendspezifische Anknüpfungspunkte die Jugendlichen dazu anleiten, Parallelen zur Geschichte und zu gegenwärtigen Problemlagen zu erkennen. Der pädagogisch-didaktische Ansatz der vorliegenden Broschüre ist auf die Prinzipien Interkulturalität und Diversität ausgelegt und stellt vor allem das Individuum in den Mittelpunkt. Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt junger Menschen werden dabei als sinnvoll erachtet, um junge Menschen glaubwürdig zu „erreichen“. Dass das Konzept des interkulturellen Lernens jedoch nicht eins zu eins auf historische Themen angewendet werden kann, muss bedacht und berücksichtigt werden. Erinnern und Gedenken – ein Leitfaden erfordert in seiner Umsetzung Engagement und Wissen, das nicht in diesem Band bereitgestellt werden kann. Die Methodenvorschläge ersetzen die sorgfältige Vorinformation, das Nachschlagen historischer Fakten und Zusammenhänge nicht. Für GruppenleiterInnen ist es unerlässlich, sich zum jeweilig behandelten Thema Informationen zu beschaffen. Nur auf Basis gesicherten Wissens ist eine spielerische Auseinandersetzung und nachhaltiges Lernen möglich. Über eine Link- und Buchtippliste soll die Informationssuche zielgerichtet und unaufwändig möglich sein. Die Broschüre wurde nach den Prinzipien der Niederschwelligkeit und leichten Zugänglichkeit gestaltet: Die Übungen sollen leicht durchführbar, verständlich und kostengünstig sein. Neben den Methodenvorschlägen stehen aber prinzipielle Fragen des Erinnerns und Gedenkens im Mittelpunkt: Welche Herausforderungen ergeben sich in der Erinnerungs- und Gedenkarbeit? Wie kann diese möglichst interessant und jugendgerecht transportiert und sorgfältig vor- und nachbereitet werden?

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3. Formen des Gedenkens und Erinnerns Erinnern und Gedenken kann auf höchst unterschiedliche Art und Weise geschehen. Hier sollen einige der wichtigsten und gebräuchlichsten Formen des Erinnerns vorgestellt werden.

3.1. Erinnerung an konkreten Orten

Gedenkstätten sind ein wichtiger Ort der Erinnerung, der vor allem an Jahrestagen besonders wahrgenommen wird. Befreiungsfeier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen. Quelle: MKÖ

Erinnern geschieht nicht grundlos, sondern erfordert einen Anstoß. Sehr häufig ist Erinnerung mit konkreten Orten verknüpft, also mit Gedenkstätten, Museen, Mahn- oder Denkmalen. Teilweise greifen diese Formen ineinander über. Der Gedenkstättenbesuch sei an dieser Stelle besonders hervorgehoben. Der Gedenkstättenbesuch Über zehn Millionen Menschen wurden während des Nationalsozialismus in den Konzentrations- und Vernichtungslagern des Dritten Reichs ermordet. Viele dieser ehemaligen Lager sind heute Gedenkstätten und Museen und damit zentrale Orte des Gedenkens und Erinnerns an Nationalsozialismus und Holocaust.

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Formen des Ge denkens und Erinnerns

Historischer Hintergrund Das größte und bedeutendste Lager in Österreich war das Konzentrationslager Mauthausen, in dem mehr als 100.000 Menschen ermordet wurden. Nach der Befreiung 1945 befand sich das ehemalige Lagergelände unter Verwaltung der Sowjetunion und wurde 1947 der Republik Österreich übergeben, die sich verpflichtete, das Lagergelände zu erhalten. 1949 wurde die Gedenkstätte eröffnet, wobei wesentliche Teile des ehemaligen Lagers entfernt und von zahlreichen Nationen Denkmäler für ihre Opfer errichtet wurden. Mauthausen ist heute für Österreich der zentrale und national repräsentative Gedächtnisort geworden. Im Gegensatz dazu stehen 40 ehemalige Außenlager von Mauthausen, die großteils dem Verfall preisgegeben sind. Durch die starke Konzentration auf Mauthausen in der Erinnerungspolitik Österreichs scheinen diese ehemaligen Außenlager eine eingeschränkte Bedeutung zu haben, auch wenn sie historisch gesehen eine wichtige Rolle spielten. Webtipp:

Der Besuch von Gedenkstätten erfordert sorgfältige Vorbereitung und kritisches Bewusstsein. Denn wer eine Gedenkstätte besucht, muss sich darüber im Klaren sein, hier auf einen sogenannten authentischen historischen Ort zu treffen, weil man den Originalschauplatz nationalsozialistischen Mordens betritt. Problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang, dass dieser verschiedene Bedeutungen trägt. Eine KZ-Gedenkstätte ist einerseits ein Denkmal und somit emotional besetzt, andererseits ein Museum, dem man rational und nüchtern gegenübersteht. Vor allem die Fahrt an den „Ort des Verbrechens“ schraubt die Erwartungshaltung von jungen BesucherInnen in die Höhe. Sie erwarten sich einen Ort des Schauderns, der Dramatik erzeugt und ihnen den Schauer über den Rücken jagt. Die Erwartungen an ein „Disneyland des Schreckens“ werden in der Regel enttäuscht, insbesondere wenn die Jugendlichen die „Normalität“ des Ortes kennen lernen und nicht den „authentischen Schock“ erfahren, den sie erwarten. Meist besteht der Gedenkort aus Steinresten inmitten einer idyllischen Landschaft. Die Bilder und Vorstellungen von Konzentrationslagern, welche die Jugendlichen in ihren Köpfen tragen, sind nicht mehr existent, den Ort des Grauens aus Spielfilmen, aus Fotos und aus Erzählungen gibt es nicht mehr. Gerade die Normalität des Ortes knapp 65 Jahre nach dem Ende des Mordens ist aber maßgeblich dafür verantwortlich, dass Jugendliche Abwehrhaltungen gegenüber Ort und Thema entwickeln. Das Faktum, dass der Ort der Massenvernichtung an sich nicht unbedingt betroffen macht und eine erschütternde Wirkung per se auslöst, dass dieser Ort auch malerisch und ruhig sein kann, ist für viele ein unauflösbarer Widerspruch, der dann entsteht, wenn Gedenkstättenbesuche ungenügend vorbereitet sind.

Umso wichtiger ist es, den Gedenkstättenbesuch gemeinsam mit den TeilnehmerInnen zu planen und dazu auch ExpertInnen der jeweiligen Gedenkstätte beizuziehen. Die Authentizität des Ortes soll kein Fetisch, sondern ein Ausgangspunkt für didaktische Auseinandersetzungen sein und in seiner

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Problematik auch thematisiert werden. Eine Gedenkstätte am authentischen Ort kann im besten Fall als Arena des Lernens und des kritischen historischen Denkens genutzt werden, an sich ist sie keine „moralische Besserungsanstalt“ Besserungsanstalt“. Zur Vorbereitung gehört deshalb, bereits im Vorhinein gemeinsam mit den TeilnehmerInnen des Gedenkstättenbesuchs einige Fragen abzuklären: -

Welche Erwartungshaltungen bestehen?

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Was erwarten sich die Jugendlichen vom Besuch?

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Welches Vorwissen haben die Jugendlichen?

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Wie viel Zeit steht zur Verfügung?

Außerdem müssen bestimmte inhaltliche und formale Voraussetzungen für den Besuch erläutert werden: -

Nur eine freiwillige Teilnahme ist sinnvoll. Eine Gedenkstätte an sich ist keine moralische Besserungsanstalt. Um Schlussfolgerungen aus der Geschichte muss gerungen werden.

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Die Teilnehmenden müssen nicht zur selben Schlussfolgerung gelangen.

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Das Grauen von Verfolgung und Vernichtung wird am Schauplatz selbst nicht mehr sichtbar. Die Geschichte wird nur indirekt, z. B. über historische Quellen vermittelt.

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Fragen sind nicht lästig, sondern erwünscht. Aber nicht auf jede Frage muss auch eine Antwort möglich sein.

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Der Gedenkstättenbesuch besteht nicht darin, Jugendliche durch Bilder von Leichenbergen zu schockieren, sondern ihnen Anknüpfungspunkte zu eröffnen, um sich die Geschichte in einem Erarbeitungsprozess erschließen zu können. Schockpädagogik schadet mehr als sie nutzt.

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Gedenkstättenbesuche dürfen nicht nur auf die Opfer ausgerichtet sein, sondern müssen auch die TäterInnen thematisieren.

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Verhaltensregeln in der Gedenkstätte werden sinnvollerweise gemeinsam festgelegt.

VORBEREITUNG Eine Gedenkstätte kann in einer Zeit, in der es kaum mehr Überlebende gibt, welche den Terror der Konzentrationslager noch am eigenen Leib erlebten, nur als Gedenkort funktionieren, der gleichzeitig ein Lernort ist. Am besten können Gedenkstättenbesuche gestaltet werden, wenn sie mit konkreten Aufgaben verknüpft werden und den TeilnehmerInnen Raum für Erkundungen und Entdeckungen lassen. Um dies zu ermöglichen, sind Vorbereitungsleistungen der GruppenleiterInnen sinnvoll:

Vermittlung der historischen Fakten Ein Gedenkstättenbesuch erfordert bereits im Vorhinein eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Lagers. Zumeist ist entsprechendes Informationsmaterial auf den Websites der Gedenkstätten und

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Formen des Ge denkens und Erinnerns

Museen verfügbar. Außerdem ist zu den meisten Lagern Literatur vorhanden bzw. werden Sie gerne von PädagogInnen der jeweiligen Institution bzw. von Vermittlungsinstitutionen wie dem Verein GEDENKDIENST, dem DÖW oder dem Mauthausen Komitee kompetent beraten. Anknüpfungspunkte suchen Jugendliche brauchen lebensweltliche Bezüge, um die Vergangenheit begreifen zu können. Diese müssen in der Vorbereitung ausgewählt und erarbeitet werden. Besonders gut eignen sich Biografien, an deren Verlauf sich die historischen Ereignisse festmachen lassen. Ähnlich gut sind Geschichten des Lageralltags bzw. der unmittelbaren örtlichen Umgebung verwendbar. Texte und Fotografien können auf den entsprechenden Websites abgerufen werden. Speziell Fotografien sind gut geeignet, bestimmte Sachverhalte zu visualisieren und dementsprechend starke Mittel der Vorbereitung, die aber gut geprüft und nur nach entsprechender Vorrecherche eingesetzt werden sollten. Materialien können in der Regel auch die MitarbeiterInnen der jeweiligen Gedenkstätten zur Verfügung stellen.

UMSETZUNG Zur Umsetzung des Gedenkstättenbesuchs sind mehrere sehr einfache Ansätze zielführend und effektiv. Fünf seien besonders hervorgehoben.

Entdecken und Erforschen Konkrete Arbeitsaufträge erleichtern es den Jugendlichen, sich auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren und diese intensiver zu bearbeiten. Dabei erhalten die Jugendlichen Zeit, in unterschiedlichen Gruppen einen konkreten Themenbereich in der Gedenkstätte oder im Museum inhaltlich zu erforschen. Anschließend werden die Ergebnisse den anderen Gruppen präsentiert und können Anstöße für thematisch orientierte Gesprächs- und Diskussionsrunden sein. Insbesondere gut abgegrenzte Themenbereiche eignen sich zur Bearbeitung wie z. B. der Lageralltag, die Situation der Frauen im Lager oder z. B. die Lagerhierarchie. Es hat sich bewährt, zu den einzelnen Arbeitsaufträgen Aufgabenblätter mit vier bis fünf weiterleitenden und konkretisierenden Fragen zu gestalten. Alternativ können die Arbeitsaufträge auch nach einzelnen Häftlingsbiografien fragen. Führung und Selbstführung Ein innovatives Konzept der Vermittlungsarbeit ist jenes der Führung und Selbstführung. Ähnlich der zuvor vorgestellten Methode erarbeiten die Jugendliche Teile der Ausstellung bzw. der Gedenkstätte durch eine intensive individuelle Auseinandersetzung. Anschließend wechseln sie die Perspektive und führen die anderen Jugendlichen durch „ihren“ Ausstellungsteil. Die Jugendlichen profitieren davon in besonderem Maße, weil ihre FreundInnen andere Aspekte behandeln und andere Schwerpunkte setzen als Erwachsene.

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Workshops Workshops sind ein gutes Mittel, sich intensiv mit bestimmten Teilaspekten einer Materie auseinanderzusetzen und erlauben eine entsprechende Vertiefung. Zahlreiche Gedenkstätten bieten die Möglichkeit, Workshops vor Ort abzuhalten. Diese lassen eine individuelle Abstimmung zu, so dass Gruppendiskussionen mit Methoden abgewechselt und ExpertInnen miteinbezogen werden können. Biografiearbeit Sehr lohnenswert ist die Beschäftigung mit Biografien: Dem Schicksal einzelner Menschen nachzuspüren ist vor allem dann besonders vielversprechend, wenn die Jugendlichen Gemeinsamkeiten und Verbindungen zur eigenen Lebenswelt erkennen und sie sich diesen nahe fühlen können: Wenn die Menschen gleich alt sind, im selben Ort wohnen oder die gleichen Freizeitbeschäftigungen ausüben wie die Jugendlichen selbst, sind die Lebensumstände oder die gesellschaftliche Situation rundherum besser verständlich und zugänglich. Biografien lassen sich z. B. über Interviews mit ZeitzeugInnen oder über Akten aus dem Schul- oder Pfarrarchiv eruieren. Der Alltag im Fokus Erinnerungsarbeit ist heute eng mit der Geschichte des Alltags verknüpft: Wurde Geschichte früher vor allem über herausragende Persönlichkeiten, über Staatenlenker und Kriegsherren geschrieben, hat sich die Geschichtsforschung dem Schicksal der „einfachen Leute“ zugewendet und begonnen, deren Geschichte zu ergründen. Themen des Alltags für die Gedenk- und Erinnerungsarbeit heranzuziehen, liegt somit auf der Hand – auch wenn dieser Alltag oft einer im Ausnahmezustand war: So bietet z. B. der Tagesablauf in Konzentrationslagern tiefe Einsichten, welche Dinge des alltäglichen Lebens den Häftlingen zur Verfügung standen und welche Entbehrungen sie durchleiden mussten.

GEDENKSTÄTTEN ALS SYMBOLE Eine Gedenkstätte ist nicht nur ein historischer, sondern vor allem auch ein symbolischer Ort, an dem man viel über die so genannte Erinnerungspolitik des jeweiligen Landes und Ortes ablesen kann. Sie erzählt also auch die Geschichte des Erinnerns und Gedenkens in verschiedenen zeitgeschichtlichen Phasen. Gedenkstätten sind demnach keine neutralen Orte. Deren Gestaltung als Erinnerungsort zeigt uns Interpretationen der Vergangenheit, die durch bestimmte gesellschaftliche Gruppen mit unterschiedlichen Interessen umgesetzt wurde. Dies muss gegenüber den Teilnehmenden erläutert werden, indem der Entstehungsprozess, der hinter der Gestaltung steht, erarbeitet bzw. diskutiert wird. Denn es ist für den Gedenkstättenbesuch wichtig zu erklären, warum welche Teile des ehemaligen Lagers erhalten blieben, von wem sie als erhaltenswert eingestuft wurden und warum bestimmte Teile dem Verfall preisgegeben wurden. Auf diese Art und Weise kann die generationsübergreifende Bedeutung des Orts für die Jugendlichen verständlicher gemacht und Gedenkkultur begreifbar werden. Für die Vorbereitung bedeutet das, auch die Geschichte der Gedenkstätte sorgfältig zu recherchieren. 14

Formen des Ge denkens und Erinnerns

Da Gedenkstätten jedoch auch Ziele für Revisionisten und Rechtsextreme sind, muss in der Auseinandersetzung beachtet werden, wie die Existenz der originalen Orte in Zweifel gezogen wird. So bedeutet z. B. über Auschwitz zu diskutieren auch, die Auschwitzlüge zu diskutieren. Die Leugner müssen thematisiert und dürfen nicht totgeschwiegen werden.

3.2. Erinnern mit ZeitzeugInnen Es ist für junge Menschen besonders beeindruckend, Menschen zu treffen, welche die Gräuel des Nationalsozialismus selbst miterlebt haben. ZeitzeugInnen sind wichtige, aber vergängliche Teile von Erinnerungsund Gedenkarbeit. Doch abgesehen davon, dass die Uhr tickt und uns die ZeitzeugInnen wohl nur noch für einige wenige Jahre zur Verfügung stehen werden, ist das ZeitzeugInnengespräch ohne Vor- und Nachbereitung wenig sinnvoll und nachhaltig. Denn oft werden hohe Erwartungen in ZeitzeugInnengespräche gesetzt, die nicht erfüllt werden können. Um dem vorzubeugen, sollte man um die Grenzen im Umgang mit ZeitzeugInnen Bescheid wissen. Wenn ZeitzeugInnen erzählen, ist immer zu bedenken, dass mittlerweile sechs Jahrzehnte seit dem Ende des Nationalsozialismus vergangen und die Erzählungen darüber von verschiedenen Faktoren beeinflusst sind. Was erinnert und erzählt wird, hängt davon ab, wie gut das Gedächtnis der ZeitzeugInnen ist, ob sie eine mitteilsame Persönlichkeit besitzen, wie viel sie bereits vergessen haben und wie ihre psychische und physische Verfassung ist. Andererseits wird die Erinnerung durch die eigene Weltanschauung geprägt, durch die Religion, aber auch dadurch, welche Rolle die ZeitzeugInnen damals einnahmen, wie lange sie z. B. inhaftiert waren und wie sie später mit ihren Erfahrungen umzugehen lernten. Das bedeutet, dass es eine einheitliche, allgemeingültige Opfererfahrung nicht gibt und ZeitzeugInnengespräche in erster Linie individuelle Erlebnisse widerspiegeln. VORBEREITUNG Für den Umgang mit ZeitzeugInnen sollten Gruppen einige Vor- und Nachbereitungen einplanen:

Für die GruppenleiterInnen empfiehlt sich in jedem Fall, bereits vorab mit dem/der ZeitzeugIn Kontakt aufzunehmen und den Inhalt des ZeitzeugInnengesprächs durchzusprechen. Außerdem soll der/die ZeitzeugIn etwas über den Hintergrund der Jugendgruppe und des Projekts erfahren, um auf die spezifischen Bedürfnisse eingehen zu können. Folgende Fragen sollten im Vorhinein abgeklärt werden: -

Inhalte des Gesprächs

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Setting (ZuhörerInnenzahl, Ort, Umgebung, technische Ausstattung …)

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Dokumentation und Verwertung des Gesprächs

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Rahmen der Öffentlichkeit – ist das Gespräch öffentlich zugänglich oder nur für eine bestimmte Gruppe geplant

Fo rmen des Ge denkens und Erinnerns

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Es macht Sinn, mit den Jugendlichen bereits vor dem Gespräch eine Auseinandersetzung über die Lebensgeschichte des/der ZeitzeugIn zu führen – sie sollen die Lebensstationen und den damit verknüpften historischen Kontext vermittelt bekommen. Wichtig ist auch, bereits im Vorhinein festzulegen, wie das Gespräch dokumentiert wird und wer es dokumentiert. Videoaufzeichnungen eignen sich ebenso wie Ton- und Fotoaufnahmen. Allerdings ist es wichtig, den/die ZeitzeugIn um sein/ihr Einverständnis zu fragen.

Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch besteht darin, den Lebenslauf des/der ZeitzeugIn jeweils dem Lebenslauf der SchülerInnen gegenüberzustellen. Die Jugendlichen können Stationen des eigenen Lebens mit jenem der ZeitzeugInnen verknüpfen und somit dem Leben des Erzählenden über folgende Fragen näher kommen, die sie individuell oder in Kleingruppen vorbereiten: -

Was machte der/die ZeitzeugIn in meinem Alter?

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Wie war die damalige politische und gesellschaftliche Situation? Wie ist die heutige politische und gesellschaftliche Situation?

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Was hat der/die ZeitzeugIn damals erlebt? Was war für ihn/sie prägend? Was erlebe ich heute und was ist für mich prägend?

Diese Fragen können anschließend in Kleingruppen oder in der gesamten Runde diskutiert werden.

UMSETZUNG Für die Durchführung des Gesprächs sollten ebenfalls einige Punkte beachtet werden.

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Es muss geklärt sein, wie die ZeitzeugInnen an den Ort des Gesprächs kommen.

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Die GastgeberInnenrolle soll definiert sein.

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Es sollte darauf geachtet werden, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen (Licht, Getränke, Mikrofon).

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Eventuell vorhandenes Begleitprogramm muss vorbereitet sein.

Für die inhaltliche Durchführung empfiehlt sich folgender Leitfaden:

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Einstiegsrunde: Nach der Vorstellung ist ein anekdotischer Einstieg sinnvoll, um Barrieren zu überwinden.

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Fragenkatalog: Ein Fragenkatalog soll den roten Faden durch das Gespräch erzeugen und eine thematische Gliederung zulassen, wobei es nicht nötig ist, sich sklavisch daran zu halten. Der Leitfaden hilft außerdem, das Gespräch nicht zu sehr ausschweifen zu lassen.

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Formen des Ge denkens und Erinnerns

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Nachfragen und Verständnisfragen sind nicht nur oft notwendig, sondern sehr sinnvoll, um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen. Es können durchaus auch persönliche Fragen angesprochen werden, allerdings sollte eine gewisse Distanz nicht überschritten werden. Wenn die ZeitzeugInnen auf Fragen nicht antworten wollen, muss das respektiert werden.

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Wichtig ist, im Gespräch immer wieder auf die persönlichen Erinnerungen der ZeitzeugInnen zurückzukommen: Das ist der Vorteil eines ZeitzeugInnengesprächs und dieser sollte auf jeden Fall genutzt werden. Allgemeine Geschichtsdarstellungen können auch in Büchern und Enzyklopädien nachgeschlagen werden.

NACHBEREITUNG ZeitzeugInnengespräche erfordern Nachbereitung: Es ist wichtig zu thematisieren, was erzählt wurde – aber auch was nicht erzählt wurde. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Menschen, die als ZeitzeugInnen ihre Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus berichten, dabei beobachten, wie sie Zeugnis ablegen. D. h. wir beobachten sie, wie sie ihr Verständnis der Vergangenheit mitteilen. Die ZeitzeugInnen können nicht die Erfahrungen an sich vermitteln, sondern nur ihr Verständnis davon, ihre Erinnerung daran. Aber Menschen vergessen Elemente, legen sich eine bestimmte Interpretation ihrer Geschichte zurecht und sind mit Emotionen, mit der Erinnerung an Schmerz und Leid konfrontiert. Es ist wie mit jeder Geschichte, die erzählt wird: Bestimmte Teile werden vergessen oder im Blick zurück kleiner – bestimmte Teile als wichtiger dargestellt, als sie tatsächlich waren.

Darum empfiehlt es sich, ZeitzeugInnenerzählungen nicht als einzige Quelle stehen zu lassen, sondern sie mit anderen Quellen zu ergänzen, z. B. indem man versucht, Dokumente dazu aufzutreiben (Chroniken, Verhaftungsprotokolle, etc.) oder historische Werke zu lesen. Außerdem besteht die Möglichkeit, auch andere ZeitzeugInnen zum selben Thema zu befragen. Damit gewinnen die Jugendlichen die Möglichkeit zu vergleichen und lernen, verschieden Quellen zueinander abzuwägen und sie kritisch zu hinterfragen. Die Erzählungen von ZeitzeugInnen emotionalisieren, ja schockieren. Um die Jugendlichen nicht mit ihren Eindrücken allein zu lassen, sollten diese aufbereitet werden. So hat es sich bewährt, die Eindrücke zu Papier zu bringen und ausgehend vom ZeitzeugInnenbesuch z. B. einen Blog-Eintrag zu verfassen. Auch ein Gespräch in Kleingruppen ist zielführend. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, ihre Eindrücke zu schildern, aber auch Fragen aufzuwerfen. Am besten lässt sich dies über rekonstruierendes Arbeiten bewerkstelligen: Die Erstellung einer Wandzeitung oder einer kleinen Ausstellung eignet sich dafür, da eine intensive Auseinandersetzung erfolgt, die nicht nur die emotionale Ebene anspricht.

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3.3. Erinnern über Filme Neben der Schrift sind Bilder in unserer Gesellschaft das wichtigste Mittel, Geschichte(n) zu speichern. Die Verbreitung von Bildern nimmt Einfluss auf unser Wissen von Vergangenheit. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde das bewegte Bild des Filmes zum einflussreichsten Medium. Mit Filmaufnahmen werden Erinnerungen von sozialen Gruppen (z. B. von einer Familienfeier), einer Nation (z. B. von der Unterzeichnung des Staatsvertrags), oder der globalisierten Welt (z. B. von den Attentaten auf das World-Trade-Center vom 11. September 2001) gespeichert. Meist reicht später ein Ausschnitt, um das Ereignis in unseren Köpfen abzurufen. Es ist wie mit einem Code, den wir entschlüsseln. Auf ähnliche Weise formen Filme unser Geschichtsbild. Sie sind ein gutes Mittel, in Themenbereiche einzuführen, ihr Einsatz bedarf aber intensiver Begleitung. Spielfilme Wenn Spielfilme Geschichte erzählen, zielen sie in erster Linie darauf ab, Menschen zu unterhalten. Denn auch erfundene Handlungen beeinflussen unser Geschichtsbild und können dieses verzerren. Arbeitet man also mit einem Spielfilm, der ein historisches Thema hat, sollte man sich dieser Problematik bewusst werden und dies auch in der Arbeit mit den Jugendlichen thematisieren: Jede filmische Umsetzung ist lediglich eine Projektion von Vorstellungen über die Vergangenheit und kann die historischen Ereignisse nicht abbilden. Geschichte zu erzählen und darzustellen hängt stark von den Filmschaffenden ab, die gesellschaftlichen Gruppen zugehören und über ihre Geschichtsbilder beeinflussen, wie Geschichte dargestellt wird. Dokumentarfilme Ein Medium, das für das Erinnern mit dem langsamen Sterben der ZeitzeugInnen immer wichtiger wird, ist der Dokumentarfilm. Aber auch Dokumentarfilme erklären sich nicht selbst, sondern erfordern sorgfältige Kontextualisierung. Wichtig ist, sich beim Betrachten eines Dokumentarfilms immer vor Augen zu halten, dass hier ein bestimmtes Verständnis von Fakten interpretiert wird. Die ErzählerInnen und InterviewerInnen wollen über den Film in erster Linie eine Geschichte erzählen und greifen somit aktiv in die Vergangenheit ein, indem einzelne Aspekte gekürzt, zugespitzt und weggelassen werden. Für O-Töne und Interviews von ZeitzeugInnen gilt wie bereits zuvor erwähnt: Dokumentarfilme zeigen, wie sich ZeitzeugInnen erinnern und beobachten ihren heutigen Zugang zu damaligen Ereignissen. Es ist ein Aufzeichnen des Erinnerns, kein Erinnern an sich. Nachbereitung Es lässt sich sagen, dass Filme Interpretationen sind – aber mit substanziellem Hintergrund. Diesem Faktum müssen wir begegnen.

Es ist sinnvoll, Vergleiche zu ziehen, was insbesondere dann möglich ist, wenn zu einem Thema verschiedene Filme existieren, die sich auf unterschiedliche Art und Weise dem Thema nähern. Außerdem sollte begleitend verfügbare Literatur bearbeitet werden. Zusätzlich kann es erhellend sein, Hintergründe der Filmproduktion zu thematisieren, z. B. über Gespräche mit den RegisseurInnen oder ProduzentInnen.

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4. Techniken der Gedenkarbeit Einige Querschnittstechniken der Erinnerungs- und Gedenkarbeit haben sich bewährt. Ausgesuchte Techniken seien an dieser Stelle vorgestellt: ARBEITSDEFINITIONEN In einem „gemeinsamen“ Arbeitsprozess ist es sinnvoll, immer wieder gemeinsame Ergebnisse und Zwischenergebnisse in Arbeitsdefinitionen festzuhalten. Diese Definitionen helfen festzustellen, was klar und was unklar ist und machen Erlerntes sichtbar. GruppenleiterInnen können in mehreren Schritten verfahren. Vor jedem neuen Thema kann man die TeilnehmerInnen dazu anregen, eine erste vorläufige Definition zu erstellen. So wird klarer, was mit diesem Thema zusammenhängt, was man bereits weiß und was noch erlernt werden muss. In einem zweiten Schritt können die GruppenleiterInnen durch einen Perspektivwechsel die Arbeitsdefinition ergänzen und verändern. Man kann zum Beispiel seine Definition mit denen von anderen vergleichen. Das kann durch einen Austausch mit den anderen TeilnehmerInnen, aber auch durch die Arbeit mit zusätzlichem Material wie Biografien und Filmen passieren. Während des Arbeitsprozesses können diese Definitionen immer wieder hervor geholt und durch die neu gewonnenen Erkenntnisse erweitert und verändert werden. Am Ende des Projektes helfen diese Arbeitsdefinitionen, ein Resümee über die gemeinsame Arbeit zu erstellen und zu sehen wie sich der Blick auf ein bestimmtes Thema im Laufe der Auseinandersetzung verändert hat. ARBEIT MIT KARIKATUREN Karikaturen sind ein gutes Mittel, ein Thema zu umreißen. Sie provozieren, übertreiben und bieten so einen guten Einstieg in ein Thema. Sie schaffen Problembewusstsein, tragen zur Meinungsbildung bei und sind so ein gutes Mittel für eine intensivere Auseinandersetzung mit einem Thema. Die Arbeit mit Karikaturen kann jedoch auch problematisch sein, da sie vereinfachen, personalisieren und so Vorurteile verstärken können. Man muss sich also immer gut überlegen, wann der Einsatz einer Karikatur sinnvoll ist und sollte meistens mit mehren Karikaturen vergleichend arbeiten. Für die konkrete Arbeit gibt es verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten:

Untertitel weglassen Zu einem Thema werden zwei Karikaturen herausgesucht, bei denen die Untertitel entfernt werden. In Einzel – oder Partnerarbeit sollen nun Untertitel getextet werden. Die neu untertitelten Karikaturen werden dann aufgehängt und verglichen.

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Analysieren Verschiedene Karikaturen (z. B. von unterschiedlichen Zeichnern) zu einem Thema werden auf ihre Aussage und Wirkung untersucht. Welche Stilmittel werden verwendet, welche Stereotype werden gezeigt? Wie wird das dargestellte Problem gesehen? Was ist die Intention? Zeitgeschichte nachzeichnen Mit verschiedenen Karikaturen kann man bestimmte geschichtliche Prozesse nachzeichnen, z. B. antisemitische Einstellungen in der Gesellschaft seit Beginn der Neuzeit.

BIOGRAFIENARBEIT Durch die Arbeit mit fiktiven oder realen Biografien von Menschen kann von den GruppenteilnehmerInnen ein Perspektivenwechsel vorgenommen werden. Dadurch entstehen Identifikationsflächen für die Jugendlichen, sie lernen konkrete Lebenswelten kennen und können Empathien fördern. Auch regt diese Arbeit die Auseinandersetzung mit Selbst- und Fremdwahrnehmung an. Die Arbeit mit Biografien ist gerade auch für die Bearbeitung von schwierigen historischen Themen sinnvoll, weil über Einzelschicksale Unbegreifliches – wie z. B. der industrielle Massenmord der Nationalsozialisten an den Jüdinnen und Juden – fassbar wird und ein Gesicht bekommt. SCHREIBEN Das Schreiben kann gerade für Jugendliche, die schüchtern auftreten, eine gute Möglichkeit der Mitarbeit sein. Es hilft vielen, sich mit Aspekten auseinander zu setzen, die vorher nicht so offensichtlich schienen und ermöglicht Selbstreflexion sowie Rückschau. Für den Schreibprozess sollten die GrupenleiterInnen eine ruhige und angenehme Atmosphäre im Raum schaffen. Anschließend wird ein Thema in Form eines Begriffes oder von Fragen vorgeben. Die TeilnehmerInnen können nun z. B. in Form eines Gedichtes, Briefes oder Tagebucheintrages ihre Gedanken niederschreiben. Einigen Sie sich vor Beginn der Übung darauf, ob die Texte vor der Gruppe vorgestellt werden oder nicht. MEINUNGSBAROMETER Diese Methode dient dazu, verschiedene Positionen innerhalb einer Gruppe sichtbar zu machen. Das Team muss themenbezogene Thesen ausarbeiten, auf die die Teilnehmerinnen mit „ich stimme zu“ oder „ich lehne ab“ reagieren können. Durch den Raum wird ein Klebeband gezogen, das die Bandbreite der Zustimmung oder Ablehnung von null bis hundert Prozent kennzeichnet. Der/die GruppenleiterIn liest die Thesen vor und die Jugendlichen müssen sich nach dem Grad ihrer Ablehnung oder Zustimmung in Position bringen. Auch Zwischenpositionen sind möglich. Bitten Sie immer wieder unterschiedliche TeilnehmerInnen, ihre Wahl zu begründen. Aus den einzelnen Statements können kurze Diskussionen entstehen. 20

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Ein treuer Begleiter: Der Blog Es hat sich in der Erinnerungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen bewährt, Gedanken, Eindrücke, Erinnerungen, Emotionen auszudrücken und festzuhalten. Bislang geschah dies meist über Zeichnungen, Textbeiträge, Fotografien, etc. Mit diesen Formen soll den jungen Menschen Raum für Empathie, für eigene Reflexionen zugestanden werden. Die „Neuen Medien“ geben uns jedoch Mittel in die Hand, verschiedene Techniken und Ausdrucksformen zu vereinen. Sie bieten die Möglichkeit, Eindrücke in ihrer ganzen Vielfalt festzuhalten und eignen sich auch dafür, Gedenken und Erinnern zu verschriftlichen und zu visualisieren. Besonders geeignet sind dafür Blogs als effektive, aber simpel zu bedienende Form des Schreibens und Publizierens. Jugendliche bedienen sich dieser Form des Sich-Ausdrückens in ihrer Freizeit gerne und intensiv – das sollte man sich in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit zunutze machen. Es ist daher ratsam, ein Gedenk- und Erinnerungsprojekt zu begleiten, indem die Jugendlichen einen oder mehrere Blogs gestalten. Dabei soll die Entscheidung den TeilnehmerInnen selbst überlassen bleiben, wie sie diesen führen: für sich selbst, für eine bestimmte Gruppe oder auch für die Öffentlichkeit sichtbar. Dieser Blog soll den Raum für historisch-emotionale Auseinandersetzungen und Ausdrucksformen eröffnen. Es stehen zahlreiche Plattformen, auf denen diese Blogs angelegt werden können, zur Verfügung. Eine Auswahl: -



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Wir empfehlen, das gesamte Gedenkprojekt über Blogs zu begleiten und die verschiedenen Methodenvor-

schläge mit Blogeinträgen zu verknüpfen. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit erhalten, die Aktivitäten des Tages, die Übungen und die Eindrücke zu verarbeiten und sich diese „von der Seele zu schreiben“.

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5. Eine Geschichte des Erinnerns in Österreich

Der „Anschluss“: Hitlers Fahrt durch die Wiener Mariahilferstraße am 15. März 1938. Quelle: DÖW

Erinnern und Gedenken an den Holocaust, an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus war in Österreich von Anbeginn an mit Problemen behaftet und keine Selbstverständlichkeit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges galt es, dem Land die Eigenständigkeit zu sichern. Österreich sollte als souveränes Land wiedererstehen und dafür war es notwendig, eine gemeinsame Erzählung zu schaffen, an der sich die Bevölkerung aufrichten, mit der sie sich identifizieren und die unangenehmen bzw. peinlichen Aspekte der eigenen Geschichte abstreifen konnte. Zu finden war diese Erzählung in der „Moskauer Deklaration“ aus 1943, die besagte, dass Österreich, „das erste freie Land, das der Hitlerschen Aggression zum Opfer gefallen ist“ *, sei und demnach von der deutschen Herrschaft zu befreien ist. Damit war die Selbstsicht von Österreich als erstem Opfer des Nationalsozialismus geboren. Denn elegant ließ man jene Passage der Moskauer Deklaration unerwähnt, die von der Mitverantwortung Österreichs für den „Krieg auf Seiten Hitlerdeutschlands“ sprach.

* Proklamation vom 27. April 1945. In: Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich, 1.5.1945

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Eine Geschichte des Erinn erns in Ö sterreich

Die ersten Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren von der Dominanz der Opferthese geprägt: Das offizielle Österreich präsentierte sich als wehrhaftes Opfer Hitlers und seiner Unterdrückungspolitik. Man gedachte der Opfer und insbesondere der Toten des „Freiheitskampfes“ für ein unabhängiges Österreich – eindrückliche Denk- und Mahnmale sind ein Produkt dieser Phase des Erinnerns. Doch der antifaschistische Konsens währte nur kurz. Ab 1949 buhlten die beiden Großparteien SPÖ und ÖVP um die bis dahin vom demokratischen Mitbestimmungsrecht ausgeschlossenen und nun wieder wahlberechtigten Nationalsozialisten und leiteten damit einen Paradigmenwechsel im Gedenken ein. Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und den Widerstand verschwand in dieser Zeit aus der breiten Öffentlichkeit. Zwar wurden in Wien weiterhin Denkmäler für die Opfer bzw. für den Widerstand gebaut**, doch das Gedenken veränderte sich grundlegend. An die Stelle der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus trat die Erinnerung an die Opfer des Krieges. In vielen Orten wurden Kriegerdenkmäler aus dem Ersten Weltkrieg erweitert oder neue errichtet. Sie sollten an die „gefallenen Helden“ gemahnen, die getreu „ihre Pflicht erfüllt“ hatten und die Kriegsgeneration rehabilitieren. Die Opfer wurden von den Tätern also ein weiteres Mal verhöhnt. Erst in den 1960er-/1970er-Jahren konnten Gedenkinitiativen wieder Fuß fassen und Gedenktraditionen hinterfragt werden. Basis dafür war die Arbeit einer neuen Generation von HistorikerInnen, die kritische, bislang noch nicht gestellte Fragen aufwarfen und sich mit der „Schlussstrichmentalität“ nicht zufrieden gaben. In diese Phase fiel auch die Gründung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW), welches begann, sich kritisch mit der österreichischen Geschichte im Nationalsozialismus auseinander zu setzen. Die Zäsur in der österreichischen Erinnerungstradition folgte aber im Jahr 1986. Die sogenannte Waldheim-Affäre zerschlug den weiterhin hochgehaltenen Opfermythos und die Rolle von ÖsterreicherInnen als TäterInnen wurde in der Öffentlichkeit diskutiert. Damit erfolgte nicht nur ein grundlegender Wandel im österreichischen Geschichtsbild, sondern auch ein Wandel des Gedenkens und Erinnerns: Zahlreiche Initiativen beschäftigten sich mit unterschiedlichen Opfergruppen und es wurde damit begonnen, diesen auch entsprechende Erinnerungs- und Mahnmale zu widmen. In Österreich hat sich bis zum heutigen Tag eine breite und vielfältige Erinnerungs- und Gedenklandschaft entwickelt, doch gibt es noch immer Opfer, derer nur unzureichend gedacht wird. Darunter fallen zum Beispiel Roma und Sinti, Homosexuelle, Zeugen Jehovas oder auch Wehrmachtsdeserteure. Initiativen des Gedenkens und Erinnerns haben also weiterhin eine wichtige Funktion, um die Erinnerung daran wach zu halten, dass einst Menschen industriell organisiert drangsaliert, gequält und ermordet wurden.

** Heidemarie Uhl: Denkmäler als Medien gesellschaftlicher Erinnerung. Die Denkmallandschaft der Zweiten Republik und die Transformationen des österreichischen Gedächtnisses. In: Regina Fritz/Carola Sachse/Edgar Wolfrum (Hrsg.): Nationen und ihre Selbstbilder. Göttingen 2008. hier S. 69

Eine Geschichte des Erinnerns in Ö sterreich

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6. Gedenken an den Antisemitismus

Das Café „Rembrandt“ im zweiten Wiener Gemeindebezirk nach dem „Anschluss“. Quelle: DÖW

Beschäftigt man sich mit der Zeit des Nationalsozialismus, ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus unerlässlich. Dabei ist es wichtig, Antisemitismus nicht nur als ein Phänomen, das an den Nationalsozialismus gekoppelt ist, zu begreifen. Oft wird geglaubt, man könne die Auseinandersetzung mit Antisemitismus über die Befassung mit der Zeit des Nationalsozialismus „erledigen“. Die eigenständige Form, Geschichte und auch Wirkungsweise antisemitischer Feindbilder macht eine gesonderte Auseinandersetzung jedoch unbedingt notwendig. Antisemitismus ist in seiner alltäglichen Ausprägung nicht immer einfach zu erkennen. Schon die Begriffsdefinition von Antisemitismus, der Judenfeindlichkeit, fällt uns schwer. Antisemitismus ist – wie auch andere Feindbilder – irrational, hat jedoch eine in sich geschlossen Logik. Antisemitismus ist das „Gerücht vom Juden“ wie Theodor W. Adorno es einmal nannte, der damit zeigen wollte, dass Antisemitismus vor allem ein irrationales Gefühl ist. Umso schwerer ist es, diese Feindbilder aufzubrechen und zu entlarven.

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Ge denken a n den A ntisemitismus

Grundsätzlich kann man Judenfeindlichkeit in vier Grundphänomene unterscheiden*: 1. Der christliche Antijudaismus, der religiös motiviert war und im christlichen Mittelalter zur Diskriminierung und Ausgrenzung von Juden sowie auch Verfolgungen und Pogromen führte. 2. Der angeblich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende und biologisch argumentierende Rassenantisemitismus, der im 19. Jahrhundert aufkam und in den Holocaust mündete. 3. Der sekundäre Antisemitismus, der nach 1945 entstand und bis heute hoch aktuell ist. Er speist sich aus Gefühlen der Scham und Schuldabwehr und tritt oft nur sehr latent hervor. Nicht trotz, sondern wegen Auschwitz werden Ressentiments gegen Juden verbreitet. Die Juden würden den Holocaust und das Gedenken daran zu ihrem Vorteil ausnutzen und sich daran bereichern. 4. Die vierte Erscheinungsform ist der Antizionismus, bei der die vermeintliche Kritik an der israelischen Regierung und am Staat Israel mit unterschwelligen aber auch offenen antisemitischen Vorurteilen vermengt wird. Die zweite Unterscheidung, die vorgenommen werden muss, bezieht sich auf die Intensität des Auftretens von Antisemitismus. Hierbei kann man in manifesten Antisemitismus, der in Form aktiver Attacken gegen einzelne Personen, Sachbeschädigungen oder Verhetzungen gegen Jüdinnen und Juden auftritt, und latenten Antisemitismus, der wesentlich weiter verbreitet ist, öffentlich weniger geäußert wird und eher durch Meinungsumfragen, Leserbriefe oder im privaten Raum in Erscheinung tritt, unterscheiden. Umso wichtiger ist es, Jugendliche für dieses Thema zu sensibilisieren und sie mit Argumenten gegen Antisemitismus zu stärken. Wichtig ist zu erkennen, dass die Ursachen des Antisemitismus in den Vorbehalten und Vorurteilen derjenigen liegen, die diese Vorurteile haben und nicht im Verhalten oder in den vermeintlichen Eigenschaften der Juden. Bei der Arbeit gegen Antisemitismus geht es also nicht darum, antisemitische Feindbilder und Verschwörungstheorien zu widerlegen, sondern die Strukturen und Funktionen dieser Feindbilder und Ressentiments zu erkennen. Um als GruppenleiterIn mit Jugendlichen zum Thema Antisemitismus zu arbeiten, ist es wichtig, dass Sie sich mit dem Thema auskennen und einen ungefähren Überblick zur geschichtlichen Entwicklung des Antisemitismus haben und die alten sowie neuen Formen von Antisemitismus kennen. Informationen finden Sie unter: , , . Literaturtipps: Wolfgang Benz, Was ist Antisemitismus? Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für Politische Bildung, Verlag C. H. Beck, München 2004

* vgl. Wolfgang Benz, Was ist Antisemitismus? Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für Politische Bildung, Verlag C. H. Beck, München 2004

Ge denken a n den A ntisemitismus

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7. Rassismus heute Ein substanzielles Problem unserer Gesellschaft sind rassistische Tendenzen. Rassismus und die Diskriminierung von Minderheiten ist ein jahrhundertealtes Phänomen und wurzelt in seiner modernen Ausprägung in der Aufklärung, als man begann, Menschen in biologisch differenzierte Gruppen – die sogenannten Rassen – einzuteilen.

Die österreichische Anti-Rassismus-Organisation ZARA definiert Rassismus folgendermaßen: „Rassistische Diskriminierung ist, wenn ein Mensch und/oder eine Gruppe aufgrund der Hautfarbe, der Sprache, des Aussehens, der Religionszugehörigkeit, der Staatsbürgerschaft oder der Herkunft in irgendeiner Form benachteiligt werden.“*

Rassismus ist ein gesellschaftliches Konzept, welches aus verschiedenen „Zutaten“ besteht und ein explosives Gemisch bildet. Rassismus entsteht demnach, wenn eine Gruppe von Menschen anhand von bestehenden oder eingebildeten Unterschieden als „anders“ wahrgenommen wird:** Dadurch kann sich eine Gruppe – die „Wir“-Gruppe von den „Anderen“ abgrenzen. Paradoxerweise wird dadurch übersehen, dass die Menschen innerhalb der „Wir“-Gruppe oft unterschiedlicher sind als im Vergleich zur Gruppe der „Anderen“. Der Gruppe der „Anderen“ werden schließlich bestimmte – meist negative – Eigenschaften zugeschrieben. Z. B. werden die Mitglieder dieser Gruppe als „kriminell“, „gierig“ oder „dumm“ beschrieben und schließlich über diese Eigenschaften definiert. Wenn nun eine Gruppe beginnt, andere Gruppen abzuwerten und diese auszugrenzen, spricht man von Rassismus. Rassistische Diskriminierung kann in einer Gesellschaft zur Normalität und kaum mehr wahrgenommen werden: So werden z. B. MigrantInnen in vielen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt. Für sie ist es oft schwer, gute Jobs zu bekommen. Vielen erscheint das als gesellschaftliche Normalität und als nicht weiter hinterfragenswert. Die Perfidie am Rassismus ist sein vielfältiges Auftreten: Es gibt „den Rassismus“ nicht, vielmehr sind es viele Rassismen, die in unserer Gesellschaft verankert sind. Rassismus kann ethnisch, kulturell oder biologisch argumentieren. Wichtig ist zu beachten, dass Rassismen netzwerkartig auftreten und Menschen, die z. B. in Österreich rassistisch diskriminiert werden, ihrerseits andere Personen rassistisch behandeln können. Nähere Informationen zu den verschiedenen Ausprägungen von Rassismus gibt es z. B. unter

* www.zara.or.at **DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. (Hrsg.): baustein zur nicht-rassistischen bildungsarbeit. Erfurt 2003

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Rassismus heute

8. Methodensammlung 8.1. Einführungsübungen Übung 1: Meine Gruppe. Deine Gruppe. Unsere Gruppe? Hintergrund: Eine Gesellschaft ist in kleine Einheiten, in gesellschaftliche Gruppen gegliedert. Darunter gibt es Gruppen, in die man hineingeboren wird, Gruppen, die man sich aussucht und Gruppen, die einem von außen auferlegt werden. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe wird durch gewisse Eigenschaften bestimmt. Diese bedingen noch nicht, dass man sich selbst auch mit dieser identifiziert. Viele Zuschreibungen zu einzelnen Gruppen sind zufällig und willkürlich. Diese Gruppenzugehörigkeiten sind oftmals die Basis für Ausgrenzungs- und Ausschlussakte, indem die eigene Gruppe die anderen mit bestimmten Adjektiven belegt und diese auszugrenzen beginnt. Ziel: Ziel der Übung ist, durch eine einfache Übung festzustellen, zu welchen verschiedenen, aber zufällig bestimmten, Gruppierungen die Jugendlichen jeweils gehören. Die Übung soll außerdem demonstrieren, wie willkürlich manche Zuschreibungen und wie absurd die sich daraus ergebenden Ausschlussmechanismen sind. Die Übung soll das Verständnis dafür herstellen, wie die Ausgrenzung von Menschengruppen funktioniert. Dauer: ca. 30 Minuten Materialien: Flipchart, Buntstifte Anleitung: Der/die GruppenleiterIn stellt die folgenden Fragen. Die TeilnehmerInnen heben im Anschluss daran die Hand und ihre Namen werden jeweils in einem bestimmten Bereich des Flipcharts notiert. Jede Gruppe, die sich aus diesen Namen ergibt, wird mit einer bestimmten Farbe eingeringelt. Damit entstehen aus bestimmten Gemeinsamkeiten im Raum Gruppen. -

Wer trägt helle Schuhe? Wer trägt dunkle Schuhe?

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Wer hat Blue Jeans an? Wer trägt einen Rock?

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Wer trägt Schmuck? Wer nicht?

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Wer hat eine Kopfbedeckung? Wer nicht?

Die Jugendlichen sollen diese Gruppen genau studieren und die Gemeinsamkeiten und Überschneidungen mit realen Freundschaftsgruppierungen feststellen. Darüber wird kurz diskutiert. Anschließend werden die Gruppen wieder bunt durcheinander gewürfelt und in neuen Kleingruppen werden die folgenden Fragen diskutiert: -

Welchen Gruppen gehört ihr an? In der Schule, in der Freizeit, am Lehrplatz? Wie würdet ihr diese Gruppen beschreiben? Was macht sie besonders?

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Mit welchen Gefühlen verbindet ihr es, wenn ihr euch in diesen Gruppen aufhaltet?

-

Welche Konflikte gibt es mit anderen Gruppen?

-

Wie würdet ihr euch fühlen, könntet ihr aufgrund einer bestimmten Eigenschaft (Religion, Hautfarbe, Kleidung) nicht mehr in eurer Gruppe sein?

Die Ergebnisse der Diskussion können gemeinsam festgehalten werden. Metho densa mmlung

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8.2. Rund um den Gedenkstättenbesuch Übung 1: Was erwarte ich mir von einem Gedenkstättenbesuch? Hintergrund: Wie in Kapitel 2.1. erläutert, sind Gedenkstätten schwierige, weil mehrdeutige Orte. Um dieser Charakteristik gerecht zu werden, sollte eine intensive Befassung mit Gedenkstätten als Orte erfolgen. Ziel: Die Jugendlichen werden sich über ihre Erwartungshaltungen klar, die sie mit einem Gedenkstättenbesuch verbinden. Sie erkennen den Einfluss von medialen Darstellungen, den Einfluss der Erzählungen in ihrem Umfeld über Konzentrationslager. Sie können später bewusster und reflektierter mit dem Ort der Gedenkstätte umgehen. Dauer: 2 Stunden Materialien: Kärtchen, Flipchartpapier und Bilder. Auf den Websites der verschiedenen KZ-Gedenkstätten findet man Bilder aus der Zeit des Lagers und auch Bilder der Gedenkstätte (z. B. unter . Drucken Sie möglichst viele verschiede Darstellungen aus und beachten Sie dabei auch, von wem die Bilder gemacht wurden. Eine Linkliste finden Sie im Anhang dieser Broschüre. Anleitung: JedeR Jugendliche bekommt zwei Karten zugeteilt und soll sich überlegen, was ihm/ihr durch den Kopf geht, wenn er/sie an den Ort (z. B. ehemaliges Lager), an den die Gruppe fahren wird, denkt. Dies soll auf einer Karte notiert werden. Auf die andere Karte soll er/sie schreiben, was er/sie sich von dem Besuch erwartet. JedeR kann seine/ihre Karte an die Pinnwand hängen und seine/ihre Gedanken präsentieren. Danach teilen sich die Jugendlichen in Kleingruppen zu je vier Personen auf. In der Gruppe sollen folgende Fragen diskutiert werden: -

Welcher Film/welches Bild oder sonstiger Gegenstand fällt euch ein, wenn ihr an ein Konzentrationslager denkt?

-

Von wem oder wovon habt ihr die meisten Informationen über den Nationalsozialismus und besonders über Konzentrationslager bekommen?

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Welche Information ist euch noch am besten in Erinnerung?

Ihre Antworten kann die Gruppe auf einer Flipchart sammeln. Legen Sie nun die Bilder auf und bitten Sie die Jugendlichen, sich jeweils eins auszusuchen. Zwei aus der Gruppe sollen sich eines suchen, das ihrer Meinung am besten zum Thema Konzentrationslager passt und zwei sollen sich eines aussuchen, das ihrer Meinung nach gar nicht dazu passt. Lassen Sie nun die Jugendlichen die Bilder in ihrer Kleingruppe anhand folgender Leitfragen analysieren: -

Was ist auf den Bildern zu sehen?

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Wo könnten sie aufgenommen worden sein? Zu welcher Zeit?

-

Welche Assoziationen entwickelst du bei dem Bild? Warum hast du es ausgesucht?

Diese Überlegungen sollen die Jugendlichen sammeln und gemeinsam mit den Bildern der Gruppe präsentieren. Kommen Sie nun noch mal auf die Kärtchen zurück und reflektieren Sie die Erwartungen und Bilder, welche die Jugendlichen bis jetzt erarbeitet haben. 28

Metho densa mmlung

Übung 2: Genius Loci – Orte erzählen uns ihre Geschichte

Das ehemalige Konzentrationslager Loibl Nord. Hier werden durch das Bundesdenkmalamt Überreste des Konzentrationslagers freigelegt. Foto: Peter Gstettner

Ziele: Die Jugendlichen setzen sich intensiv mit dem Ort der Gedenkstätte auseinander. Sie lernen die historische Vergangenheit des Ortes, aber auch seine Bedeutung in der heutigen Gesellschaft kennen. Sie sind fähig, die Bilder und Erwartungen, die sie vor dem Gedenkstättenbesuch hatten, zu reflektieren und mit dem Ort in Verbindung zu setzen. Die Methode ist nicht nur für die Anwendung an Gedenkstätten geeignet, sondern auch für andere authentische Orte. Dauer: 2 Stunden Materialien: Input-Zitate, Zettel, Stifte Anleitung: Diese Methode kann für eine nachhaltige Auseinandersetzung unmittelbar nach einer Führung bzw. der Besichtigung einer Gedenkstätte angewendet werden. Die Jugendlichen finden sich in Kleingruppen von ca. vier Leuten zusammen. Bitten Sie sie, folgende Fragen zu diskutieren und ihre Gedanken anschließend auf einem Flipchart festzuhalten: -

Wie ist euer Gesamteindruck von der Gedenkstätte? Welche Assoziationen verbindet ihr damit?

-

Welche Gebäude/Objekte sind noch vorhanden?

-

Was ist nicht mehr da? Warum? Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum präsentiert und diskutiert. Metho densa mmlung

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Bitten Sie die TeilnehmerInnen nun, an einen Ort (dies kann z. B. ein Gebäude, eine Gedenktafel, ein Bild in der Ausstellung, etc. sein ) zurück zu gehen, welcher ihm/ihr am besten in Erinnerung geblieben ist, welcher sie am meisten interessiert hat. Geben Sie ihnen folgende Leitfragen mit, die sie bei der genaueren Erforschung des Ortes behandeln sollen: -

Was ist das für ein Ort/Objekt/Bild/Gebäude?

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Was genau sieht man? Was könnte noch da gewesen sein?

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Wie wird dieser Ort/dieses Objekt/Bild/Gebäude präsentiert (sind z. B. Erklärungen u. Erläuterungen dabei?)

-

Was erzählt euch dieser Ort über das Leben der Häftlinge bzw. BewacherInnen im ehemaligen Konzentrationslager?

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Was verbindet ihr damit? JedeR soll versuchen, möglicht viele Informationen zu seinem/ihrem Ort herauszufinden (z. B. in der Aus-

stellung oder einen Mitarbeiter der Gedenkstätte fragen). Diese Informationen und ihre anderen Eindrücke sollen die Jugendlichen schriftlich festhalten. Nach einer halben Stunde treffen sich alle wieder im großen Plenum. JedeR soll nun seinen/ihren Ort präsentieren. Zur abschließenden Auswertung dieser Übung lesen Sie folgende Sätze als Input vor: -

Historische Objekte sprechen nicht selbst.

-

Historische Objekte erlangen für Menschen erst durch das Wissen der Betrachter, durch ihre Gefühle Bedeutung.

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Alltägliche Gegenstände wie Essgeschirr oder Kopfbedeckungen werden erst durch das Wissen der BetrachterInnen zu Gegenständen der Erinnerung. Diskutieren Sie mit den TeilnehmerInnen, inwieweit sie diese Feststellungen für richtig halten und wie

das auf den von ihnen ausgesuchten „Ort“ zutrifft. Die Jugendliche können die Ergebnisse dieser Übung im Blog festhalten, in dem sie dort ihren „Ort“ mit ihren gesammelten Gedanken und gegebenenfalls auch Fotografien präsentieren. Regen Sie die Jugendlichen auch dazu an, nach dem Gedenkstättenbesuch noch zusätzliche Recherchen anzustellen, um so den Blogeintrag noch interessanter zu gestalten.

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Metho densa mmlung

8.3. Übungen zum Antisemitismus im Nationalsozialismus Übung 1: Diskriminierung und Ausgrenzung

Parkbank mit der Aufschrift „Nur für Arier“. Quelle: DÖW

Hintergrund: Der Vernichtung der Jüdinnen und Juden ging ein Prozess der schrittweisen Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben voraus. Die langsame Entrechtung und Entmenschlichung ist essentiell für das Verständnis des Holocaust. Ziel: Die Jugendlichen informieren sich über die schrittweise Diskriminierung und Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus. Sie verstehen, dass hinter ihrer Diskriminierung ein systematischer und organisierter Prozess stand. Sie nehmen einen Perspektivwechsel vor und können so die damalige Lage der Jüdinnen und Juden besser nachvollziehen. Dauer: 1 Stunde Materialien: Eine Auswahl von antijüdischen Gesetzen: Diese finden Sie unter . Treffen Sie eine Auswahl und fassen Sie die Gesetzestexte so zusammen, dass diese für die Jugendlichen verständlich werden. Drucken Sie die Gesetze auf einem A5-Blatt aus. Wichtige Gesetze sind z. B.: -

Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (07.04.1933)

-

Nürnberger Gesetze: Reichsbürgergesetz (15.09.1935), Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (15.09.1935), Fünfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz [Zulassung jüdischer Rechtsanwälte] (27.09.1838), Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden (01.09.1941)

Anleitung: Verteilen Sie die Blätter mit den verschiedenen Gesetzen auf dem Boden. Erklären Sie den Jugendlichen vor Beginn, dass diese Gesetze nach dem sogenannten Anschluss 1938 auf Österreich übertragen wurden und ab dann auch die österreichischen Juden betrafen. Lassen Sie den TeilnehmerInnen Zeit, sich die Gesetze anzuschauen und bitten Sie sie dann, sich das Gesetz bzw. die Passage herauszusuchen, welches sie besonders erschreckend/herausstechend finden. JedeR Jugendliche kann nun das Gesetz vorlesen und erklären, warum er/sie sich gerade dieses ausgesucht hat.

Metho densa mmlung

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Nun sollen die Jugendlichen die Gesetze in der chronologischen Reihenfolge gemeinsam ordnen. Folgende Fragen können Sie nun mit der Gruppe zur Auswertung dieser Übung diskutieren. -

Welche Gesetze hatten die stärksten Einschränkungen für Berufsleben und Privatleben zur Folge?

-

Welche Gefühle könnten die Gesetze bei den Betroffenen ausgelöst haben?

-

Welche Haltung hatte deiner Meinung nach die restliche Bevölkerung zu den Gesetzen?

-

Welche Vorteile konnten nichtjüdische Deutsche/Österreicher aus diesen Gesetzen schlagen?

-

Welche Absicht verfolgten die Deutschen/Österreicher mit dieser antijüdischen Gesetzgebung?

Übung 2: Von der Ausgrenzung zur Vernichtung

Abtransport des Gepäcks von Deportierten. Aufgenommen vor dem damaligen Sammellager in der Klienen Sperlgasse in Wien-Leopoldstadt. Quelle: DÖW

Ziele: Die Jugendlichen kennen die wichtigsten Stationen der Diskriminierung, Isolation, Ausgrenzung und Vernichtung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Sie erkennen, dass hinter der Politik der Nationalsozialisten ein systematischer Prozess stand, der in der Vernichtung gipfelte. Sie sehen anhand der Bilder, dass hinter diesem Prozess menschliche Schicksale stehen. Dauer: 1,5 Stunden Materialien: 20 Bilder, Stellwände, Pinnadeln, Flipchartpapier Vorbereitung: Zur Vorbereitung auf diese Übung müssen Sie einen guten Überblick über die systematische Verfolgung und Vernichtung der europäischen (speziell österreichischen) Juden während der Zeit des Nationalsozialismus haben. Informationen hierzu finden Sie z. B. unter: , , . Für diese Übung benötigen Sie Bilder, die die Ausgrenzung und Verfolgung der Juden in Österreich anschaulich machen. Bilder und eine chronologische Reihenfolge finden Sie auf der Seite des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes unter der Rubrik „Verfolgung der österreichischen Juden.“ Auf dieser Seite finden Sie auch einen Überblick über Deportationen und die Vernichtung. Drucken Sie ungefähr 20 Bilder aus. Ordnen Sie die Bilder in eine chronologische Reihenfolge und versehen Sie dann jedes Bild mit einer Nummer.

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Metho densa mmlung

Anleitung: Legen Sie die Bilder im Raum aus. Die Jugendlichen können nun im Raum herumgehen und sich die Bilder anschauen. JedeR soll sich zwei Bilder heraussuchen, die sie/ ihn am meisten überrascht und bei dem sich die meisten Fragen ergeben. Im Stuhlkreis soll jedeR erläutern, warum er/sie diese Bilder gewählt hat. Außerdem sollte folgendes in der Präsentation enthalten sein: -

Was ist auf dem Bild zu sehen?

-

Wann wurde das Bild vermutlich geschossen?

-

Wie wirkt das Bild auf den ersten Blick? Welche Fragen wirft es auf? Lassen Sie nun erst die anderen TeilnehmerInnen mit ihren Ideen und Gedanken die Ausführungen ergän-

zen und berichtigen Sie dann zum Schluss mögliche falsche Aussagen. Als nächster Schritt werden nun Stellwände aufgestellt und darüber wird Flipchartpapier gespannt (eine freie Wand kann auch benutzt werden). Wichtig ist, dass eine breite Fläche zur Verfügung steht. Die Jugendlichen sollen nun mit ihren Bildern einen Zeitstrahl erstellen. Diskutieren Sie anschließend mit den Jugendlichen, welche Stationen der Verfolgungen der Juden im Nationalsozialismus es gegeben hat und welche auf den Bildern zu sehen sind. Gemeinsam bilden sie dann thematische Einheiten mit einer Überschrift wie z. B. „Pogrome“ oder „Deportationen“. Auf Basis von: Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V.: Tacheles reden! E.V. (Hrsg.): Woher kommt Judenhass? Mühlheim an der Ruhr 2007

8.4. Leben unter dem Hakenkreuz Übung 1: Jugend im Nationalsozialismus Hintergrund: Der Nationalsozialismus hatte die Absicht, die gesamte Gesellschaft nach seinen Maßstäben zu formen und zu erfassen. Schon früh sollten die jungen Menschen in das nationalsozialistische Erziehungswesen eingegliedert und nach ebendiesen Prinzipien aufwachsen. Die Hitlerjugend und der Bund deutscher Mädels (BDM) waren zwei Organisationen, die die Aufgabe hatten, die Jugend bereits früh an die NSDAP zu binden. Auf der anderen Seite wurden bereits Kinder und Jugendliche ausgegrenzt, die nicht in das nationalsozialistische Weltbild passten: Jüdische Kinder wurden sukzessive aus der Schule und dem Bildungssystem gedrängt, wurden ihrer Rechte beraubt und schließlich in den Gaskammern von Auschwitz und anderen Vernichtungslagern getötet. Eben das geschah mit sogenannten Zigeunerkindern. Kinder mit Behinderungen fielen dem Euthanasieprogramm T4 zum Opfer und wurden für medizinische Versuche herangezogen und grausam ermordet. Ziel: Die TeilnehmerInnen sollen erkennen, dass der nationalsozialistische Machtapparat versuchte, die gesamte Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu durchdringen und auch nicht davor zurückschreckte, Kinder und Jugendliche im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie an die Partei heranzuführen bzw. Kinder gnadenlos zu ermorden und zu vernichten. Metho densa mmlung

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Dauer: 2,5 Stunden auf 2 Einheiten aufgeteilt Materialien: Kinder und Jugendliche in nationalsozialistischen Organisationen Kinder und Jugendliche als Opfer in Konzentrationslagern Umsetzung: Drucken Sie die beiden Fotos aus und hängen Sie sie nebeneinander auf. Die Jugendlichen sollen sich in Kleingruppen zusammenfinden. Die verschiedenen Gruppen bearbeiten jeweils eines der beiden Bilder. In der ersten Runde sollen sie folgende Fragen beantworten und daraus eine Geschichte für den Blog schreiben: -

Was ist auf dem Foto zu sehen?

-

Beschreibt das Foto.

-

Welche Gedanken fallen euch ein, wenn ihr das Foto betrachtet?



Wie alt sind die Kinder/Jugendlichen?



Wie sieht wohl der Alltag dieser Kinder/Jugendlichen aus?



Wie fühlen sie sich gerade?



Wie würdet ihr das Umfeld dieser Kinder/Jugendlichen einschätzen?

-

Schreibt eine Geschichte über das bisherige Leben der Kinder/Jugendlichen. Die Antworten und die Geschichte werden anschließend den anderen Gruppen präsentiert. Es besteht auch

die Möglichkeit, die Geschichten zu den Fotos zu pinnen. Für die Zeit bis zur nächsten Einheit bekommen die TeilnehmerInnen den Auftrag, über Jugend im Nationalsozialismus zu recherchieren. Dabei sollen sie in Kleingruppen folgende Leitfragen beantworten: -

Was waren HJ und BDM?

-

Was machten Kinder und Jugendliche in der HJ oder im BDM?

-

Welche Absichten verfolgte die NSDAP mit Kindern und Jugendlichen?

-

Welche Erziehungsmethoden wurden im Nationalsozialismus angewendet?

-

Was geschah mit jüdischen Kindern im Nationalsozialismus, was mit Roma und Sinti?

-

Was geschah mit Kindern mit Behinderung? Die Jugendlichen sollen diese Leitfragen alleine oder in Kleingruppen bis zur nächsten Stunde ausarbeiten

und wenn möglich Beispiele aus der näheren Umgebung sammeln. Beim folgenden Treffen werden die Ergebnisse den anderen präsentiert. Diese werden im Blog festgehalten. Gemeinsam werden die Ergebnisse in einer moderierten Gruppendiskussion besprochen. Fortführung: Es empfiehlt sich, dieses Projekt langfristiger fortzuführen. Besonders ertragreich wäre es, Jugendlichenschicksale aus der unmittelbaren Umgebung zu recherchieren und den Fragen nachzugehen:

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-

Was geschah mit Jugendlichen meiner Schule?

-

Was geschah mit Jugendlichen meiner Gemeinde?

-

Was geschah mit Jugendlichen meiner Jugendorganisation?

Metho densa mmlung

Das Projekt kann durch eine kleine Ausstellung oder durch die Produktion einer Broschüre präsentiert werden. Regionale Medien unterstützen diese Forschungen gern durch Berichte. Tipps und Tricks für die Durchführung dieser Projekte kann man bei Institutionen wie dem DÖW, dem Mauthausen Komitee oder dem Verein GEDENKDIENST erfragen. Übung 2: Die katholische Kirche und der Nationalsozialismus

Kardinal Innitzer gibt seine Stimme bei der Volksabstimmung über den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland am 10. April 1938 ab. Quelle: DÖW

Hintergrund: Die katholische Kirche, die in der Zwischenkriegszeit den katholischen Ständestaat nach Kräften unterstützte, suchte nach dem „Anschluss“ nach einem Weg, um als Katholische Kirche im Nationalsozialismus weiterbestehen zu können. Daraus resultierte eine ambivalente Haltung gegenüber den Nationalsozialisten, die sich auf unterschiedliche Arten äußerte. In der Öffentlichkeit verhielten sich die Repräsentanten der österreichischen Kirche, v. a. Kardinal Innitzer, verhalten zustimmend zu den neuen Machthabern und unterzeichneten sogar eine heftig umstrittene Erklärung zur Befürwortung des Anschlusses an Deutschland. Hinter den Kirchenmauern jedoch gab es zahlreiche KatholikInnen und Geistliche, die den durch die Rassengesetze Entrechteten zur Seite zu standen. Die katholische Basis war eine wichtige Trägerin des Widerstands gegen den Nationalsozialismus: Geistliche und Gläubige an der Basis setzten sich gegen das Regime ein, während die offizielle Amtskirche auf Abwarten und Taktieren setzte. Vor allem Priester, Nonnen und Laien wandten sich gegen das Regime und riskierten ihr Leben. Ziele: Ein Ziel dieser Übung ist es, den Jugendlichen zu erlauben, die verschiedenen Rollen der katholischen Kirche im Nationalsozialismus wahrzunehmen. Eine (selbst)kritische Perspektive wird dadurch ermöglicht und der Blick dafür geschärft, dass TäterInnen und MitläuferInnen ebenso zur katholischen Kirche gehörten wie WiderstandskämpferInnen. Es soll erkennbar werden, dass die offizielle Kirche wenige Anstrengungen unternahm, dem Nationalsozialismus aktiv entgegenzutreten, während vor allem die Basis den katholischen Widerstand wesentlich aufrechterhielt. Literatur: Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008; Stefan Moritz: Grüß Gott und Heil Hitler, Wien 2002 Metho densa mmlung

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Dauer: 2 Stunden Materialien: Zettel, optional Flipchart Input: „Nach eingehenden Beratungen haben wir Bischöfe von Österreich angesichts der großen geschichtlichen Stunden, die Österreichs Volk erlebt, und im Bewusstsein, dass in unseren Tagen die tausendjährige Sehnsucht unseres Volkes nach Einigung in einem großen Reich der Deutschen ihre Erfüllung findet, uns entschlossen, nachfolgenden Aufruf an alle unsere Gläubigen zu richten (…). Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen, und wir erwarten auch von allen gläubigen Christen, dass sie wissen, was sie ihrem Volke schuldig sind.“ Feierliche Erklärung der Österreichischen Bischofskonferenz zum „Anschluss“, Wiener Diözesanblatt, 76. Jg, Nr. 3, 22. März 1938, S. 25

„Ein Erlebnis ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Eines Tages hatte ich eine Besprechung mit dem Pfarrer aus Altaussee vereinbart, um den Widerstand der Bevölkerung ohne Unterschied ihrer Gesinnung im Kampf gegen die deutschen Faschisten zu verstärken. Der Pfarrer hat mich liebenswürdig empfangen und 600 Reichsmark für die verfolgten Partisanen und Freiheitskämpfer gegeben.“ Interview mit dem kommunistischen Widerstandskämpfer Sepp Plieseis Anleitung: Zitate eventuell ausdrucken, vorlesen oder laminiert aushängen. Die TeilnehmerInnen lesen das Zitat der Bischofskonferenz in Zweiergruppen durch und bearbeiten folgende Schlüsselfragen: -

Wie lautet die Grundaussage des Textes

-

Wer spricht hier in welcher Position und Funktion

-

Wie wird der „Anschluss“ in diesem Text wahrgenommen?

-

Welche Begriffe sind erklärungsbedürftig? Die Ergebnisse werden auf einem Blatt festgehalten und in größeren Gruppen verglichen bzw. im Ple-

num diskutiert. Optional kann die Aufgabe gestellt werden, den Text in Kleingruppen fortsetzen zu lassen. Anschließend lesen die TeilnehmerInnen das Zitat des Widerstandskämpfers, vergleichen diesen mit dem ersten Text und diskutieren die Unterschiede in den beiden Texten. Zur Fortführungen können die Jugendlichen folgende Fragen recherchieren: -

Welche Haltung vertraten welche Teile der katholischen Kirche gegenüber dem Nationalsozialismus?

-

Wer machte mit, wer trat gegen den Nationalsozialismus auf?

-

Wie war die Rolle katholischer Frauen in dieser Zeit?

-

Welche Konsequenzen und Probleme ergaben sich aus der zwiespältigen Haltung der katholischen Kirche?

-

Mit welchen Konsequenzen hatten jene Menschen zu rechnen, welche die nationalsozialistischen Verbrechen mitmachten? Aus den Ergebnissen dieser Übung soll ein Flipchart entstehen, welche das Verhalten der katholischen

Kirche im Nationalsozialismus kurz umreißt. Die Ergebnisse können im Blog festgehalten werden. 36

Metho densa mmlung

8.5. Gedenken an den Krieg

Kriegerdenkmäler prägen das Gedenken in Österreich. Hier das Kriegerdenkmal in Strobl/Salzburg. Foto: Andreas Schmoller/Silvia Panzl für die Ausstellung unSICHTBAR – widerständiges im salzkammergut.

Projekt: Vergessene Opfer. Die seltsame österreichische Erinnerung Hintergrund: Österreich war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Land, dessen Bevölkerung sich lange als Opfer des Krieges gegen den Nationalsozialismus sah. Deshalb wurde die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und an die WiderstandskämpferInnen bald nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Teppich gekehrt. Die Erinnerung an die Opfer, die Erinnerung an die industrielle Auslöschung jüdischen Lebens, die Erinnerung an jene, die nicht mitmachten, verschwand. An die Stelle des Gedenkens an die Opfer des Naziterrors trat das viel allgemeinere Gedenken an die Opfer des Krieges. Auf Initiative des Kameradschaftsbundes entstanden ab Anfang der 1950er-Jahre Denkmäler, die an die im Krieg gefallenen und vermissten Männer des Ortes erinnerten. Lediglich in bestimmten politischen Gruppierungen bzw. in Opferverbänden blieb die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus aufrecht. Erst in den 1980er-Jahren konnte die sogenannte Opferthese aufgrund der Affäre Waldheim nicht mehr aufrechterhalten werden und den Opfern des Nationalsozialismus wird seither im öffentlichen Gedenken wieder verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Ziele: Die Jugendlichen sollen vermittelt bekommen, wie unterschiedlich die Erinnerung in Österreich strukturiert ist und wie stark die Dominanz des Kriegsopfergedenkens im öffentlichen Raum ist. Die Übung soll zeigen, dass vor allem die Opfer im Gedenken unterrepräsentiert sind und erst in den vergangenen Jahrzehnten Bemühungen stattfanden, auch den Opfern ein Gesicht zu geben und an sie zu erinnern. Außerdem sollen die Jugendlichen erfahren, dass an Opfergruppen wie Homosexuelle oder Deserteure bis heute kaum erinnert wird und diese gesellschaftlich noch immer teilweise geächtet sind. Metho densa mmlung

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Dauer: mehrere Gruppenstunden Materialien: Fotokameras, Packpapier, Kleber, Plakatstifte Webtipp: Anleitung: Es empfiehlt sich, für diese Übung Kleingruppen (3 bis 5 Personen) zu bilden. Die TeilnehmerInnen werden losgeschickt, die Denkmäler der Heimatgemeinde bzw. auch der Umgebung zu untersuchen und jene Denkmäler zu fotografieren, die mit der Zeit des Nationalsozialismus zu tun haben. In nahezu jedem Ort sind Denkmäler zu finden. Die Fotos werden entwickelt, auf dem Boden aufgelegt und jedes Foto wird gemeinsam besprochen: -

Wo ist das Denkmal?

-

Wie ist das Denkmal gestaltet, wie sieht es aus?

-

Wie sieht das Umfeld aus?

-

Aus welchem Jahr stammt das Denkmal?

-

Welche Inschrift trägt das Denkmal?

-

An wen könnte das Denkmal erinnern? Wem ist es gewidmet?

-

Welche Symbole und Zeichen sind am Denkmal zu finden?

-

Was fällt auf, wenn man die verschiedenen Denkmäler und Erinnerungstafeln miteinander vergleicht? Anschließend werden die Fotos nach folgender Maßgabe gruppiert:

-

Denkmäler, die an den Krieg und die Soldaten erinnern

-

Denkmäler, die an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes erinnern

-

Denkmäler, die an Widerstand und Verweigerung erinnern In der Regel werden mehr Kriegerdenkmäler aufgefunden als Denkmäler, die an Verweigerung oder an die

Opfer erinnern. Daran lassen sich folgende Fragen als Vorbereitung für eine Diskussion knüpfen: -

Wie ist das Verhältnis von Kriegerdenkmälern zu Denkmälern für die Opfer des Nationalsozialismus? Was fällt euch bei diesen Zahlen auf?

-

Worauf führt ihr das Ungleichgewicht zurück?

-

Was ist das Besondere an den Kriegerdenkmälern? Wie sind sie gestaltet, geschmückt, betreut?

-

An welchen Plätzen stehen die Denkmäler?

-

Wann wurden sie jeweils erbaut?

-

Welches Bild Österreichs transportieren die Denkmäler? Anschließend kann über die Ergebnisse dieser Fragen diskutiert werden. Dabei sollte vor allem diskutiert

werden, welches Selbstverständnis dahinter steht, dass in Österreich dem Gedenken an den Krieg viel mehr Bedeutung zugemessen wird als z. B. den verschiedenen Opfergruppen. Fragen Sie die Jugendlichen, ob z. B. schon jemals jemand ein Denkmal für homosexuelle Opfer oder für Deserteure gesehen hat. Die Fotos können den Ausgangspunkt für die Gestaltung einer kleinen Ausstellung oder einer Wandzeitung bilden, die in 38

Metho densa mmlung

der Schule, im Jugendzentrum oder in der Gemeinde entstehen kann. Außerdem sollen sie Eingang in den Erinnerungs-Blog finden. Fortführung: Diese Übung kann die Initialzündung für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Regional- und Lokalgeschichte sein. Wenn die Jugendlichen Interesse zeigen, kann versucht werden, Gedenk- und Erinnerungsmale für die Opfer des Nationalsozialismus zu initiieren und z. B. bei der Gemeinde, der Pfarrgemeinde oder anderen Institutionen vorstellig zu werden. Auch gibt es viele Orte in Österreich, an denen sich ehemalige Außenlager und Außenkommandos von Mauthausen befanden (siehe Liste im Anhang), an denen sich bis heute kein Gedenkstein oder sonstige Erinnerungsmale befinden. Die Erforschung dieser Orte kann eine spannende Aufgabe für die Jugendlichen sein. So ist es eine interessante Aufgabe, Opfern des Nationalsozialismus aus der Region nachzugehen und deren Geschichte zu erforschen. Dies kann eventuell auch in Zusammenarbeit mit Schulen, mit Medien oder regionalen Historikern geschehen. Am Ende dieses Prozesses könnte die Anbringung einer Gedenktafel o. ä. stehen.

8.6. Aktueller Rechtsextremismus Übung 1: Rechtsextremismus heute Hintergrund: Rechtsextremismus und Holocaustleugnung sind heute noch präsent – ebenso wie Antisemitismus und Rassismus. Auch wenn es in Österreich ein Verbot der nationalsozialistischen Wiederbetätigung gibt, begegnen uns die genannten Tendenzen teils legal, teils illegal in verschiedensten Verkleidungen. Ziele: Die Übung soll dazu beitragen, Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus zu finden, und rechtsextreme Argumente zu entlarven lernen Materialien: Kärtchen, Klebepunkte, Filzstift, Papier, Flipchart Anleitung: Bei der folgenden Übung handelt es sich um eine Maßnahme, die Argumente gegen rechtsextreme Äußerungen und Strategien im Umgang damit sammelt, diese auf ihre Tauglichkeit im geschützten Rahmen überprüft und folgende Fragen aufwirft: -

Warum machen Menschen rechtsextreme Äußerungen?

-

Warum will ich auf diese Äußerungen reagieren? Die Jugendlichen schreiben ausgewählte Erlebnisse, im Zuge derer sie rechtsextreme Aussagen gehört ha-

ben, auf ein Karteikärtchen. Es sollten Erlebnisse sein, mit deren Ausgang der/die Jugendliche unzufrieden war. Diese Erlebnisse werden thematisiert, allerdings soll eine Diskussion vorerst unterbleiben. Nun werden die Kärtchen aufgepinnt und jede/r Jugendliche bewertet die Aussagen mit Klebepunkten. Äußerungen, die sie besonders schlimm finden, bekommen zwei Punkte, weniger schlimme einen und nicht schlimme keinen Punkt. Das Beispiel mit den meisten Punkten bildet den Ausgangspunkt für den nächsten Part Metho densa mmlung

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der Übung. Die Jugendlichen schreiben nieder, wie sie auf diese rechtsextremen Aussagen reagieren würden und stellen die Reaktionsstrategien im Plenum vor. Darauf soll eine Diskussion starten. Der nächste Schritt der Übung ist ein Rollenspiel: Für dieses werden weitere Beispiele mit Punkten versehen. Anschließend werden in Kleingruppen (vier bis fünf Personen) mögliche Handlungsstrategien diskutiert, die sich aus diesen Beispielen ergeben. Diese Situationen werden später nachgespielt: Ein/e oder mehrere Jugendliche/r vertreten die rechtsradikale Position, während eine Person versucht, die Situation über die ausgearbeiteten Strategien zu lösen. Alle Szenen sollen ein Mal geprobt werden, anschließend werden sie im Plenum nachgespielt. Die Mitglieder der „rechtsradikalen“ Teams sollen nun die Wirkung der Gegenargumente einschätzen und die Strategien dahinter herausfinden, bevor die andere Partei ihre Handlungsmotive darlegt. Im gemeinsamen Gespräch soll darauf die Situation mit den entsprechenden Lösungsvorschlägen analysiert werden. Allerdings müssen Sie klarmachen, dass es keine Musterlösung für diese Situationen gibt, sondern dass diese immer individuell und situationsabhängig sind. Die vorgestellten Strategien werden gesammelt und dokumentiert. Sie können die Basis für eine kleine Broschüre oder eine Blogeintrag bilden. Außerdem empfiehlt es sich, die erarbeiteten Argumente und Strategien mit einem kurzen Training für Argumentationstechniken zu verknüpfen. Auf Basis von: Bildungsteam Berlin-Brandenburg e. V.: Tacheles reden! E. V. (Hrsg.): Woher kommt Judenhass? Mühlheim an der Ruhr 2007

8.7. Feedbackmethoden Übung 1: Feedbackwürfeln Ziele: Die Feedbackübung soll den GruppenleiterInnen Rückmeldung über das gesamte Projekt (optional auch über eine Projektstunde) bringen. Für die Jugendlichen soll es eine Möglichkeit der Reflexion und Rückschau sein. Dauer: 20 Minuten Materialien: Flipchartpapier, Würfel Anleitung: Schreiben Sie folgende Fragen auf die Flipchart und nummerieren Sie diese von 1 bis 6 durch.

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Wie hat dir das Projekt gefallen?



Was war am Projekt besonders interessant?



Was wird für dich vom Projekt bleiben?



Was hat sich in deiner Sicht auf den Nationalsozialismus geändert?



Was hat dir am Projekt nicht gefallen?

-

Was würdest du ändern/verbessern?

Metho densa mmlung

JedeR Jugendliche der Gruppe würfelt ein Mal und beantwortet jene Frage, die durch die Augenzahl des Würfels angezeigt wird. JedeR Jugendliche soll am Schluss mindestens vier Mal gewürfelt haben. Sie können die Fragen selbstverständlich durch spezifisch zu Ihrem Projekt passende ersetzen. Wichtig ist, dass Sie vor dem Würfeln die Feedbackregeln erläutern: -

JedeR hat ein Recht auf die eigene Meinung.

-

Rückmeldungen werden von der Gruppe vorerst nicht kommentiert und diskutiert.

-

Am Schluss der Feedbackrunde können spezifische Fragen aufgegriffen und zur Diskussion gestellt werden.

-

Beleidigungen und persönliche Untergriffe haben in der Feedback-Runde keinen Platz

Metho densa mmlung

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9. Außen- und Nebenlager in Österreich Eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit

Amstetten: Es ist nicht hinreichend geklärt, ob es sich um ein eigenständiges Außenlager oder ein zeitweiliges Arbeitskommando handelte. Vom 19. März bis zum 18. April 1945 waren hier 3.093 Männer und ab dem 20 März auch 495 Frauen für Reparatur und Aufräumarbeiten auf dem Bahnhof Amstetten eingesetzt. Die Häftlinge waren in einem provisorischen Lager untergebracht. Bachmanning: Bachmanning ist nur für den 14. September 1943 als Außenlager von Mauthausen mit 20 Häftlingen registriert. Eingesetzt waren die Häftlinge bei der „Forst- und Sägebetrieb GmbH. Bachmanning”, die ab 1942 zu den SS eigenen Deutsche Ausrüstungswerke (DAW) gehörte. Bad Ischl: In Bad Ischl arbeiteten von Februar bis Dezember 1942 in einem Nebenlager des KZ Dachau durchschnittlich 60 Häftlinge für den Bau von Baracken für Fremdarbeiter. Außerdem existierte von Juni bis Dezember desselben Jahres ein Nebenlager des Sägewerks Bachmanning in Bad Ischl. Häftlinge aus Deutschland, der Tschechoslowakei und Polen mussten Holzfällerarbeiten durchführen. Bretstein: Das Außenlager bestand vom Juni 1941 bis zum 25. Juni 1943 und war damit eines der ersten Außenlager von Mauthausen. Standort war Bretsteintal in den Niederen Tauern bei der Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung, die Versuchsbauernhöfe betrieb. Um diese zu nutzen, mussten Güterwege ausgebaut werden. Hierfür wurden ca. 170 Häftlinge aus dem Lager Mauthausen zur Verfügung gestellt. Am Standort des ehemaligen Konzentrationslagers wurde 2003 durch eine lokale Initiative eine kleine Gedenkstätte errichtet. Dipoldsau: In der Nähe von Großraming, wurde von Juli 1943 bis Ende August 1944 in Dipoldsau ein provisorisches Lager für ca. 130 Häftlinge erstellt. Es wurde als Nebenlager des KZ Großraming erbaut. Diese Häftlinge mussten beim Anlegen von Straßen und beim Brückenbau arbeiten. Ebensee: Im November 1943 wurden die ersten Häftlinge ins künftige Konzentrationslager Ebensee gebracht, um Stollen für das Projekt „Zement“ in die Berge um Ebensee zu treiben. In diese sollte die Raketenproduktion aus Peenemünde vor Luftangriffen gesichert verlegt werden. Über 27.000 Häftlinge wurden in das Konzentrationslager bis zu seiner Befreiung am 6. Mai 1945 gebracht. Knapp 9.000 Menschen wurden getötet.

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Außen- und Neb enlager in Ö sterreich

Die Baracken des Konzentrationslagers Ebensee. Quelle: Zeitgeschichtemuseum Ebensee

Eisenerz: Dieses Außenlager bestand vom 15. Juni 1943 bis zum 14. März 1943 in der gleichnamigen Stadt in der Obersteiermark. Ca. 400 Häftlinge wurden hier im Eisenerzabbau eingesetzt, der sich im Besitz der Reichswerke Herman Göring befand. Hier wurden ab 1942 auch verstärkt zivile ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt. Enns/Ennsdorf: Es ist nicht hinreichend geklärt, ob es sich in Enns bzw. Ennsdorf um ein Lager oder nur ein Außenkommando handelte. Auch ist nicht klar ob es sich bei der Bezeichnung Enns bzw. Ennsdorf um ein und dasselbe Lager handelte. Aus Quellen ist bekannt, dass sich vom 10. April bis zum 19 April 1945 ein Außenlager in Enns befunden hat, in dem ca. 200 Häftlinge eingesetzt waren, um am Bunkerbau und an Befestigungen im Auftrag der Gauleitung zu arbeiten. Grein: Bestand vom 4. Februar 1945 bis zum 19. Februar 1945. Hier wurden ca. 120 Häftlinge in dem Linzer Zweigwerk der Firma Voigt und Haeffner AG eingesetzt. Großraming: Wurde am 15. Januar 1943 errichtet und bestand bis zum 29. August 1944. Ca. 1.000 Häftlinge wurden getrennt von Zivilarbeitern, Ostarbeitern und französischen Kriegsgefangenen untergebracht, die dort auch Zwangsarbeit leisten müssten. Die Häftlinge wurden beim Bau eines Wasserwerkes und bei den dazugehörigen Straßen und Brücken eingesetzt. Gunskirchen: Wurde 1944 oder 1945 eingerichtet und diente vor allem dazu, jüdische Häftlinge, die in den letzten Kriegstagen im Zuge des Rückzugs der deutschen Truppen vor der Roten Armee nach Oberösterreich gebracht wurden, unterzubringen. Das Lager hatte einen Höchststand von bis zu 15.000 Inhaftierten. Außen- und Neb enlager in Ö sterreich

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Gusen 1 und 2: Das Lager Gusen war kein klassisches Außenlager. Es bildete vielmehr ab Mai 1940 mit dem Lager Mauthausen eine Art Doppellager. Auch hier war die Standortwahl durch die Granitsteinbrüche des SS-Unternehmens Deutsches Erd- und Steinwerke bedingt, in denen die Arbeitskraft der Häftlinge ausgenutzt wurde. Das Lager bestand bis zum 5. Mai 1945 und besaß zum Teil gegenüber dem Stammlager Mauthausen Autonomie, indem z. B. bis 1944 die Häftlinge in einem eigenem Nummernregister erfasst wurden. Über 60.000 Häftlinge wurden nach Gusen eingewiesen. Ab dem 9. März 1944 wurde ein Barackenkomplex unter der Bezeichnung Gusen 2 geführt. Anders als im Fall Mauthausen wurde das ehemalige Gelände nicht der Republik Österreich übergeben und so wurde erst auf Initiative von einigen Überlebenden 1965 das Memorial Gusen eröffnet. 1997 wurde das Denkmal von der Republik Österreich übernommen und seit 2005 gibt es ein angrezendes Besucherzentrum.

Eine Baracke des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen. Quelle: MKÖ

Gusen 3: Das Lager Gusen 3 bestand vom 26. Dezember 1944 bis 5. Mai 1945 und war eng verbunden mit der Lebensmittelversorgung von Mauthausen und Gusen 1 und 2. Bis zu 274 Häftlinge wurden hier eingesetzt und mussten in der Lagereigenen Bäckerei arbeiten. Seit dem 7. Mai 2000 erinnert ein Gedenkstein an das ehemalige Lager.

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Außen- und Neb enlager in Ö sterreich

Hallein: Das Konzentrationslager Hallein war ein Nebenlager des Konzentrationslagers Dachau und bestand vom 1. September 1943 bis 5. Mai 1945. Die Häftlinge waren vor allem bei der Bauleitung der Waffen-SS und Polizei untergebracht. Die genaue Zahl der Häftlinge ist nicht bekannt. Das Konzentrationslager ist vor allem aufgrund der spektakulären Flucht des Widerstandskämpfers Sepp Plieseis bekannt, die ihm aufgrund der mutigen Vorbereitung der Kommunistin Agnes Primocic gelang. Hirtenberg: Diese Außenlager existierte vom 28. September 1944 bis zum 16. April 1945. 391 weibliche Häftlinge wurden nach Hirtenberg überstellt, nachdem sie erst von Auschwitz nach Mauthausen gebracht worden waren. 11 Frauen kamen später noch dazu. Die Frauen mussten Zwangsarbeit in der Hirtenberger Munitionsfabrik der Gustloff-Stiftung leisten. Innsbruck I und II: Von Oktober 1942 bis April 1945 gab es in Innsbruck zwei Nebenlager des KZ Dachau, deren Häftlinge beim Reichsstraßenbauamt eingesetzt wurden. Das KZ Innsbruck II umfasste die Arbeit für die SS-Hochgebirgsschule in Neustift. Die Anzahl der dort inhaftierten Häftlinge ist nicht bekannt. Innsbruck, SS-Sonderlager: Das Sonderlager bestand als Außenlager des KZ Dachau vermutlich nur sehr kurz knapp vor Kriegsende: Während der „Evakuierung“ des Konzentrationslagers Dachau wurden prominente Häftlinge im Schillerhof in Innsbruck-Mühlau untergebracht. Klagenfurt: Um eine SS-Junkerschule zu bauen, wurde am 19. November 1944 in Ortsteil Lendorf in Klagenfurt das Außenlager Klagenfurt errichtet. Bis zu 130 Häftlinge im Lager wurden zum Bau der SS-Junkerschule aber auch zur Beseitigung von Bombenschäden, sowie den Ausbau von SS-Wohnhäusern herangezogen. Am 7. Mai 1945 wurde das Lager aufgelöst. Leibnitz: Das Außenlager bestand vom 9. Februar 1944 bis 1. April 1945 und wurde zum Zweck der unterirdischen Verlagerung der Flugmotorenteilproduktion der Steyr-Daimler-Puch AG errichtet. Rund 920 Häftlinge wurden hier für den Stollenbau und später auch für die Produktion eingesetzt. Lenzig: Das Frauen-Außenlager bestand vom 30. Oktober 1944 bis zum 4. Mai 1945. Ca. 577 weibliche Häftlinge wurden in der Kunstfasererzeugung der „Zellwolle und Papierfabrik Lenzing AG“ zur Zwangsarbeit eingesetzt. Linz 1: In das Außenlager Linz 1 wurden während seiner Bestandszeit vom 11. Januar 1943 bis zum 3. August 1944 rund 1756 Häftlinge eingewiesen. Sie mussten bei dem Aufbau und der Produktion der Schlackenfabrik sowie bei Bauarbeiten in der Hütte Linz der „Reichswerke Alpine Montanbetriebe Hermann Göring“ arbeiten. Linz 2: Dieses Außenlager wurde auf direkte Intervention Hitlers zum Bau eines Luftschutzstollens für die Bevölkerung am 21. Februar 1944 errichte und bestand bis Kriegsende. Für diese Unternehmen wurden rund 380 Häftlinge eingesetzt. Außen- und Neb enlager in Ö sterreich

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Linz 3: Das Lager Linz 3 befand sich bei den „ Reichswerken Herman Göring“ in Linz und bestand vom 22. Mai 1944 bis 5. Mai 1945. Ca. 6.786 Häftlinge wurden in dieses Lager eingewiesen und wurden für den Panzerbau und später auch für den Bau- und Produktionsbereich eingesetzt. Loiblpaß (Nord und Süd): Das KZ-Loiblpaß bestand vom 2. Juni 1943 bis zum 6. und 8. Mai 1945. Die Häftlinge wurden für den Bau eines Stollens, der für die strategisch wichtige Nord-Süd-Verbindung zwischen Klagenfurt und Ljubljana dienen sollte, eingesetzt. Da der Bau von beiden Seiten gleichzeitig erfolgen sollte wurde jeweils nahe den Tunneleingängen ein Lager eingerichtet (Süd- und Nordlager). bzw.

Historische Aufnahme des Konzentrationslagers Loibl Süd, 1944. Quelle: Peter Gstettner

Melk: Am 21. April 1944 wurde in dem Städtchen Melk eines der größten Konzentrationslager auf österreichischem Boden zum Zweck der Einrichtung einer unterirdischen Fabrik mit dem Decknamen „Quarz“ für die Steyer-Daimler-Puch AG errichtet. Bis zur Evakuierung des Lagers Mitte April 1945 wurden über 14.390 Häftlinge in das Lager eingewiesen. Peggau: Das Konzentrationslager wurde am 17. August 1944 erbaut und diente dem Bau einer Stollenanlage zur Verlagerung der Rüstungsproduktion der Steyr-Daimler-Puch AG. In das Lager wurden mehr als 800 Häftlinge gebracht. Das Lager wurde am 2. April 1945 evakuiert.

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Redl-Zipf (Schlier): Das Außenlager Redl-Zipf mit dem Tarnname „Schlier“ bestand vom 30. September bis zum 3. Mai 1945. In der ersten Phase des Lagers mussten ca. 1.900 bei dem Ausbau unterirdischer Räume für die Errichtung von Raketen- und Brennkammerprüfstände, sowie einer Sauerstoffproduktion arbeiten. Mit der Inbetriebnahme blieben nur noch 160 Häftlinge im Lager. Salzburg: In Salzburg bestanden kurz vor Kriegsende als Außenlager des KZ Dachau Kommandos für spezifische Aufgaben, z. B. ein Aufräumungs-, ein Spreng- und ein Bombensuchkommando. Die Zahl der Häftlinge ist unbekannt. Weitere Häftlinge waren in der Polizei-Baracke in der Hellbrunner Allee bzw. am Kapitelplatz untergebracht. Bereits im Dezember 1942 waren in Salzburg kurzzeitig Häftlinge bei der Firma E. Schürich eingesetzt. Schloss Lambrecht: Dieses Außenlager wurde als Außenkommando des Lagers Mitterstill geführt und bestand von End März 1944 bis zum 8./9. Mai 1945. 15 weibliche Häftlinge mussten beim SS-Institut für Pflanzengenetik im Schloss Lambrecht arbeiten. Schloss Lind: Das Außenlager wurde am 22. Juni 1942 im Schloss Lind, das sich im Besitz des „Deutschen Reichsverein für Volkspflege und Siedlerhilfe e. V.“ befand, gegründet. Die rund zwanzig Häftlinge mussten schwere landwirtschaftliche Arbeit verrichten. Das Lager wurde endgültig am 5. Mai 1945 befreit. Schloss Mitterstill: Das Lager Schloss Mitterstill bestand vom 24. März 1944 bis 8. Mai 1945 beim „SvenHedin-Institut für Innerasienforschung“. Sechs weibliche Häftlinge waren hier für Hausarbeiten eingesetzt. St. Aegyd: Das KZ St. Aegyd wurde am 2. November 1944 gegründet und bestand bis zum 1. April 1945. Der genaue Zweck der Gründung ist noch ungeklärt. Insgesamt wurden 497 Häftlinge in das Lager eingewiesen und zum Aufbau des Lagers und für Vorbereitungsarbeiten für eine spätere Rüstungsproduktion, z. B. beim Stollenbau eingesetzt. St. Gilgen: Von 1938 bis 1942 waren hier immer wieder Häftlinge des KZ Dachau eingesetzt, um Landhäuser zu errichten. St. Lambrecht (Frauen): Das Frauenlager St. Lambrecht, in dem 24 weibliche Häftlinge inhaftiert waren, bestand vom 8. Mai 1943 bis zum 11. Mai 1945. Die Frauen wurden für Hausarbeit sowie für forstwirtschaftliche und gärtnerische Arbeiten herangezogen. St. Lambrecht (Männer): Das Männerlager St. Lambrecht wurde am 13. Mai 1942 zum Zweck des Ausbaus von Studien-, Schulungs- und Erholungszentren in St. Lambrecht gegründet. In St. Lambrecht befanden sich nie mehr als 115 Häftlinge. Sie waren für landwirtschaftliche Arbeiten, den Bau von Siedlungshäusern sowie einer Wasserleitung und der Kanalisation eingesetzt.

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St. Valentin: Das Außenlager St. Valentin bestand vom 21. August 1944 bis zum 23. April 1945 beim „Nibelungenwerk“, einer Panzerfabrik der Steyr-Daimler-Puch AG. Der Häftlingsstand betrug ungefähr 1.490 Menschen. Die Häftlinge mussten zum Teil innerhalb der Panzerfabrik, aber auch an der Erhaltung der Panzerstrecke und dem Bau eines Luftschutzbunkers arbeiten. St. Wolfgang: Im Sommer 1938 mussten zehn Männer die Errichtung eines Landhauses für den Kommandanten des KZ Dachau vorbereiten. Steyr-Münichholz: Das Lager Steyr-Münichholz befand sich vom 14. März 1942 bis zum 5. Mai 1945 bei der Steyr- Daimler-Puch AG im Stadtteil Münichholz in Steyr. Die Höchstbelegzahl von 3.091 Häftlingen wurde am 19. April 1945 erreicht. Die Häftlinge wurden zum Bau von Fabrikanlagen, in der Produktion von Flugzeugsmotoren und Wälzlagern und später auch bei der Errichtung von Luftschutzstollen und Bunkern eingesetzt. Ternberg: Vom 15. Mai 1942 bis zum 18. September 1944 bestand das Außenlager Ternberg. Die rund 400 Häftlinge arbeiteten bei Bau der Kraftwerkstufe Ternberg. Vöcklabruck: In dem Lager Vöcklabruck, das vom 6. Juni 1941 bis zum 14. Mai 1942 bestand, waren 300 bis 400 Häftlinge inhaftiert. Sie wurden für Straßenbauarbeiten, Brückenbauarbeiten und den Bau von Wasserleitungen eingesetzt. Wels 2: Das Lager Wels 2, auch “Wels“ genannt, wurde aufgrund der Zerstörung von Bahnanlagen in Wels am 25. März 1945 errichtet und bestand bis zum 13. April 1945. Rund 2000 Häftlinge wurden für die Aufräumarbeiten eingesetzt. Wien (Sauerwerke): Das Lager Wien (Sauerwerke) wurde am 21. August 1944 bei der „Österreichischen Sauerwerke AG“ im Bezirk Simmering eingerichtet und bestand bis zum 2. April 1945. Etwa 1.489 Häftlinge wurden in das Lager eingeliefert und mussten bei der Panzerschlepperfertigung Zwangsarbeit leisten. Wien-Floridsdorf: Das Lager Wien Floridsdorf bestand vom13. Juli 1944 bis zum 1. April 1945. Es entstand durch die Verlegung des Lagers Wien Schwechat, die Häftlinge waren hier auch bei der Flugzeugfabrikation der Ernst Heinkel AG beschäftigt. Mit 2.750 Häftlingen erreichte das Lager am 8. März 1945 seinen Höchststand. Wien-Floridsdorf (AFA-Werke): Dies war ein Unterkommando vom Lager Wien-Floridsdorf und bestand vom 14. Juli 1944 bis zum 1. April 1945. Die Häftlinge mussten bei der Akkumulatoren Fabrik AG arbeiten, die Torpedobatterien produzierte. Über die genaue Anzahl der Häftlinge ist nichts bekannt, man kann aber von etwa 400 ausgehen.

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Wien-Schönbrunn: Obwohl sich in dem Lager Wien Schönbrunn nie mehr als 5 Häftlinge befanden, wurde es als eigenständiges Außenlager geführt und bestand vom 28. September 1944 bis zum 1. April 1945. Dem selbsternanntem Naturforscher Viktor Schauberger wurden Häftlinge für seine Experimente auf dem Gebiet alternativer Flug- und Antriebstechniken zur Verfügung gestellt. Wien-Schwechat: Das Lager Wien Schwechat befand sich beim Werk Wien der Ernst Heinkel AG vom 30. August 1944 bis zum 13. Juli 1944. Mehr als 2600 Häftlinge wurden in das Lager eingeliefert. Wien-Neudorf: Für den Bau und die Produktion der Flugmotorenwerke Ostmark in Wien Neudorf wurde am 2. August 1943 das Außenlager Wien Neudorf errichtet. Bis zu seiner Auflösung am 2. April 1945 wurden vermutlich 4.256 Häftlinge in das Lager eingeliefert. Wiener Neustadt (1943) und Wiener Neustadt (1944): Zwei Mal wurde ein Konzentrationslager bei den Rax-Werken in Wiener Neustadt errichtet. Das erste bestand vom 20. Juni 1943 bis zur Evakuierung am 20. November 1943 wegen Luftangriffen. Das Lager wurde dann am 5. Juli 1944 ein zweites Mal belegt und bestand bis zum 30. März 1945. Die Häftlinge der Lager mussten für die Raketenproduktion der Fa. RaxWerke GmbH im Eigentum des Henschelkonzerns arbeiten. Wörgl: Am Schloss Itter – einem Nebenlager des KZ Dachau – gab es von Februar 1943 bis April 1945 ein SS-Sonderkommando für Männer und Frauen. Dort waren prominente französische Häftlinge untergebracht. Weitere Gedenkstätten: ; Oberösterreichische Gedenkstätten für KZ-Opfer

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10. Literatur und Links Verwendete und weiterführende Literatur: -

Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V./Tacheles reden! e.V. (Hrsg.): Woher kommt Judenhass? Was kann man dagegen tun? Ein Bildungsprogramm. Mülheim an der Ruhr 2007

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Axel Bohmeyer/Uta Knolle-Tiesler/Gottfried Kößler: Schwierigkeiten mit Verantwortung und Schuld. Kirchen und Nationalsozialismus. Materialien und Vorschläge zur pädagogischen Arbeit.

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Fritz Bauer Institut. Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Pädagogische Materialien Nr. 7. Frankfurt am Main 2001

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DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. (Hrsg.): baustein zur nicht-rassistischen bildungsarbeit. Erfurt 2003

-

Jacqueline Giere/Gottfried Kößer: Konfrontationen. Bausteine für die pädagogische Annäherung an Geschichte und Wirkung des Holocaust. Heft 2: Gruppe. Frankfurt am Main 2001

-

Gottfried Kößler/Petra Mumme: Konfrontationen. Bausteine für die pädagogische Annäherung an Geschichte und Wirkung des Holocaust. Heft 1: Identität. Frankfurt am Main 2000

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Susanne Popp: Geschichtsdidaktische Überlegungen zum Gedenkstättenbesuch mit Schulklassen. In: Historische Sozialkunde. Geschichte – Fachdidaktik – Politische Bildung 4/2003. S. 10-16.

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Historische Sozialkunde. Geschichte – Fachdidaktik – Politische Bildung 4/2003

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Österreichische Kinder- und Jugendvertretung: Wir sind Vielfalt! Methodenvorschläge für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wien 2007

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Land Oberösterreich (Hrsg.): Oberösterreichische Gedenkstätten für KZ-Opfer. Linz 2001

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Heidemarie Uhl: Lernorte – Gedächtnisorte – Gedenkstätten. In: Historische Sozialkunde. Geschichte – Fachdidaktik – Politische Bildung 4/2003, S 4-7

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James E. Young: Beschreiben des Holocaust. Frankfurt am Main 1992

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Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4. Flossenbürg – Mauthausen – Ravensbrück. München 2006

Linksammlungen

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Litera tur und Links

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Nie wieder – Worte gegen das Vergessen! Worte der Vergangenheit und Worte der Vergessenheit sind Worte der Traurigkeit! Trotz quälender Erinnerungen, schmerzender Gedanken, gab es immer noch Menschen, die zu ihrer Religion standen! Sie lebten in kleinen Baracken, der eisige Wind pfiff durch die undichten Latten, das öffentliche WC, dieser Gestank, machte einen oft krank. Wir können es sehr oft schätzen, dass wir nur über die Vergangenheit schwätzen und nicht darin leben. Kerstin Beisteiner aus: Mauthausen Komitee Österreich, Jugendliche schreiben gegen das Vergessen, Wien 2003, S. 91.