Erfolgsfaktor Design. Gewinnen Sie eine Zürich von NOMOS Glashütte

Gewinnen Sie Dezember 2009 eine „Zürich“ von NOMOS Glashütte Erfolgsfaktor Design Begehrte Trophäen Designpreise sind bei Designern und Unternehmen...
Author: Manfred Linden
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Gewinnen Sie

Dezember 2009

eine „Zürich“ von NOMOS Glashütte

Erfolgsfaktor Design Begehrte Trophäen Designpreise sind bei Designern und Unternehmen gleichermaßen beliebt

Die Magie des Designs Phoenix Design. Eine Erfolgsgeschichte aus Stuttgart

Keine Blume im Knopfloch Warum gutes Design Autorenschaft braucht

Anzeigensonderveröffentlichung — Eine Zeitung produziert von Mediaplanet

Design aus dem Norden Die Finnen mussten immer gute Ideen haben, um aus dem Nichts etwas Tolles zu machen

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ERFOLGSFAKTOR DESIGN

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Professor Dr. Peter Zec

„Erfolgsfaktor Design“

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esign hat in den vergangenen 85 Jahren einen ebenso starken Einfluss auf unsere materielle Welt gehabt wie die Technik, auch wenn die Form der Einflussnahme eine ganz andere ist: Denn während Technik und Technologie neue Konzepte, neue Materialien, neue Systeme hervorgebracht haben, ist es das Design, das uns diese Entwicklungen nahe bringt, sie oft überhaupt erst begreif- und akzeptierbar macht. Ein gut gestaltetes Produkt zeichnet sich demnach weniger durch bloße Ästhetik, als viel mehr dadurch aus, dass es sich in der Realität und am Markt behaupten kann – dass es erfolgreich ist. Design ist also kein schöner Schein, sondern muss meiner Ansicht nach gleich über vier Schönheiten verfügen, um zum Erfolg eines Produktes beitragen zu können: 1. die

Schönheit der Funktion, bei der die Form nicht nur einer technisch definierten Funktion folgt, sondern vor allem den Gebrauchs­erwartungen der Menschen; 2. die Schönheit der Verführung, das heißt, eine Eigenschaft oder ein Element des Produktes, das die Liebe zum Produkt weckt; 3. die Schönheit des Gebrauchs, denn es gibt Dinge, die für sich genommen hervorragend funktionieren, die aber nur schlecht zu bedienen, das heißt gebrauchen, sind; und schließlich 4. die Schönheit der Verantwortung, die den Aspekt der Nachhaltigkeit meint. Vereint ein Produkt all diese Charakteristika in sich, hat es gute Chancen, auch zum wirtschaft­lichen Erfolg eines Unternehmens beizutragen, das heißt, die qualitativen Aspekte zahlen sich auch quantitativ aus. Leider versuchen immer wieder Firmen, die nicht bereit sind, selbst in Design und Produktentwicklung zu investieren, von dem Erfolg gut gestalteter Produkte zu profitieren, indem sie sie schlicht und einfach kopieren. Wie viele dreiste Fälschungen und Plagiate es gibt und wie groß der daraus entstehende wirtschaftliche Schaden ist, zeigt eindrücklich der Negativdesignpreis „Plagiarius“. Umso wichtiger ist es, auf Unternehmerseite das Bewusstsein für Design als Erfolgsfaktor zu stärken und auf der anderen Seite eine Designausbildung zu bieten, die nicht allein auf reine Wissensvermittlung angelegt ist, sondern in der Kreativität, Mut und eigenständiges Denken gefördert werden. Design ist nicht nur ein Mehrwert – es schafft auch Mehrwert.

Unser Titel zeigt Gorden Wagener, Designchef von Mercedes-Benz

INHALT ////////////////////////// Design-Treffpunkt Messe 

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Wirtschaftliche Strahlkraft: Design 

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Inspiration für Autos von übermorgen 

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Gestaltung als Wettbewerbsvorteil 

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Visuelle Wahrnehmung & Erfahrungen  Designawards als Trophäen 

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Der Designwert 

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Phoenix Design Stuttgart 

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EOOS-Interview:

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Gutes Design braucht Autorenschaft 

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Büro Wettstein-Interview 

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Hadi Teherani Interview: Design ist mehr als ein ästhetischer Mantel 

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Gutes Design kommt aus dem Norden  20 Wirtschaft trifft Designpraxis 

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Union Investment: neues Corporate Design

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Licht für die Zukunft 

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Enzo Enea-Interview: Aus Gärten werden stimmige Lebensräume 

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Demokratisierung des Design 

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Plagiate 

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Wir bedanken uns bei den Partnern dieser Ausgabe

Mediaplanet Deutschland GmbH Kurfürstendamm 177 10707 Berlin, Deutschland Mit der Reichweite einer Tageszeitung und dem Fokus einer Fachzeitschrift www.mediaplanet.com

ERFOLGSFAKTOR DESIGN Eine Themenzeitung in der FTD PRODUZIERT VON MEDIAPLANET

Projektleiterin: Sonja Müller, verantwortlich für Projektmanagement und Anzeigen, +49 (0)30 887 11 29 44 Layout: Jaques Bagios Business Development: Benjamin Römer, +49 (0)30 887 11 29 35 Fotos: istockphoto.com (4), Martin Rütschi

Text: Jost Burger, Anne Meyer, Katja Fromm, Oskar Reinhold, Mona Simon, Moni Wolf, Claus Song-Il Oppermann, Karoline Wahl Editorial Manager: Franziska Manske V.i.s.d.P.: Christian Züllig, Print Director, Mediaplanet Druck: Verlagszentrum GmbH & Co. KG

Mediaplanet ist die führende europäische Medienfirma, spezialisiert auf die Produktion, Finanzierung und Distribution von Themenzeitungen in der Tages- und Wirtschaftspresse. Für weitere Informationen rufen Sie bitte Christian Züllig an, +49 (0)30 887 11 29 12 · Leserservice: [email protected] Anzeige

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ERFOLGSFAKTOR DESIGN

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Design-Treffpunkt Messe

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gal in welche Branche man schaut, sind Fachmessen zentrale, inszenierte Events von steigender Bedeutung. Denn hier bietet sich den Teilnehmern die Möglichkeit, ein Produkt oder eine Marke erlebbar zu machen. Besucher haben die Möglichkeit vor Ort zu sehen, zu fühlen und zu erfahren. Damit eröffnen sich Erlebniswelten, in denen die Produkte mit den eigenen Sinnen erfahren werden können. Und gerade für den virtuell geprägten Bereich des Designs steht die persönliche Wahrnehmung im Vordergrund. Aber auch die Interaktion zwischen Besuchern und Anbietern ist von zentraler Bedeutung. Aussteller präsentieren ihre Kreationen einem Fachpublikum, während Besucher sich über Produktneuheiten im direkten Kontakt mit Designern und Herstellern informieren können. Ganz schlicht kommt es zu intensiven Kundenkontakten, Geschäftsabschlüsse bekommen eine zwischenmenschliche Dimension. Ein zentraler Treffpunkt der internationalen Einrichtungs- und Designwelt ist die imm cologne. Zu Beginn eines jeden Jahres öffnen sich die Türen der Kölner Messe für eine Woche, um die neuesten Innovatio-

Fachmessen dienen als Taktgeber für die gesamte Branche. Das persönliche Erlebnis der Design-Produkte und der interaktive Kontakt zwischen Entscheidern und Anbietern stehen dabei an erster Stelle. Katja Fromm

nen im Bereich der Wohntrends zu präsentieren. Mit dem Schwerpunkt Wohn- und Schlafraummöbel sind hier alle Stilrichtungen von jungem Wohnen über modernes bis hin zu avantgardistischem Möbeldesign vertreten. Ein weiteres Großevent im Bereich Einrichtung und Einrichtungsaccessoires in den Stilrichtungen von klassisch bis modern findet im italienischen Mode-Mekka Mailand statt. Jedes Jahr im April verteilen sich anlässlich des Salone Inter-

nazionale del Mobile Ausstellungen, Veranstaltungen und Werkschauen auf das gesamte Stadtgebiet. In einen zentralen Treffpunkt der Design-Fachwelt verwandelt sich im kommenden Februar auch wieder die Finanzmetropole Frankfurt. Mit den Weltleitmessen Giving, Living und Dining, die unter dem Dach der Ambiente zusammengefasst sind, dreht sich auch auf dieser Messe alles um Design-Neuheiten. Die Konsumgütermesse zeigt Produkte

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für den gedeckten Tisch, Küche und Hausrat, Geschenk- und Dekorationsartikel sowie Wohn- und Einrichtungsaccessoires. Neben den internationalen Ausstellern und Besuchern aus aller Welt machen auch die zahlreichen Preisverleihungen und Trendpräsentationen die Ambiente zu einem zentralen Konsumgüter-Event. Ein besonderes Messe-Highlight ist die Vergabe des „Plagiarius“, der die Dreistigkeit und Einfallslosigkeit von Nachahmern anprangert. Dieser Negativpreis wird im Rahmen einer Pressekonferenz vergeben, um auf das Problem von Plagiaten aufmerksam zu machen und über die volkswirtschaftlichen Schäden aufzuklären. Hohe Design-Ansprüche machen aber bekanntlich auch vor der Technik keinen Halt: Im Bereich HighTech Design präsentiert sich die

Internationale Funkausstellung (Ifa) in Berlin jedes Jahr im September als internationaler Publikumsmagnet. Mit einer Bandbreite von Unterhaltungselektronik bis hin zu elektronischen Haushaltsgeräten lockt die Ausstellung eine ständig steigenden Fachbesucher- und Journalistenzahl insbesondere auch aus dem Ausland an. Die Welt des Automobils emotional zu erleben, bietet sich auf der IAA in Hannover. Diese Leitmesse für Mobilität, Transport und Logistik stellt nicht nur die neuesten Modelle von Nutzfahrzeuge und Pkws vor, sondern lockt auch mit einer Erlebniswelt rund ums Auto. So kann der Besucher sein Wunschmodell bei einer Probefahrt im Straßenverkehr testen, oder auf dem Beifahrersitz miterleben, wie das Modell einen Off-Road-Parcours meistert.

imm cologne 19. bis 24. Januar 2010, Köln. www.imm-cologne.de Now!design á vivré 22. bis 26. Januar, sowie 3. bis 7. September 2010, Paris. www.maison-objet.com Ambiente 2010 12. bis 16. Februar 2010, Frankfurt/Main. www.ambiente.messefrankfurt.com Blickfang Stuttgart 2010 12. bis 14. März, Stuttgart. www.blickfang.com/stuttgart i Saloni 2010 Milano 14. bis 19. April 2010, Mailand, sind die Einzelmessen Salone Internazionale del Mobile, Eurocucina/International Kitchen Furniture Exhibition, International Bathroom Furniture Exhibition, International Furnishing Accessories Exhibition, SaloneSatellite. www.cosmit.it Design Miami/Basel 2010 15. bis 19. Juni 2010, Basel. www.designmiami.com/basel Tendence 2010 27. bis 31. August 2010, Frankfurt/Main. http://tendence.messefrankfurt.com IFA 2010 3. bis 8. September 2010, Berlin. www.messe-berlin.de 100% design London 23. bis 26. September 2010, London. www.100percentdesign.co.uk 63. IAA Nutzfahrzeuge 23. bis 30. September 2010, Hannover. www.iaa.de

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Wirtschaftliche Strahlkraft: Design

Christa Thoben Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen

Design hat eine Treiberrolle auch für den Erfolg der Unternehmen

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er glaubt, dass bei der Kaufentscheidung eines Produktes die vorherrschende Einstellung ist, „Hauptsache es funktioniert, passt oder fährt,“ der irrt. Dem Wunsch, das Leben ästhetischer, bequemer, kultivierter oder interessanter zu machen, kommt ebenfalls eine entscheidende Bedeutung zu. Ein Alltag ohne Design ist nicht vorstellbar. Deshalb hat es die Designbranche als zentraler Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft verdient, gefordert und gefördert zu werden. Damit hat Design eine Treiberrolle auch für den Erfolg der Unternehmen. Fortschritt ist heute eben nicht mehr

nur gleichbedeutend mit technologischer Innovation. Neben Spitzentechnologien brauchen wir auch ein überzeugendes Design, das die Innovation unverwechselbar und anwenderfreundlich macht. Der Kauf eines Autos wird nie eine reine Vernunftsentscheidung sein, die sich ausschließlich an Kriterien der Wirtschaftlichkeit und des Preis-Leistungsverhältnisses orientiert. Mindestens genauso wichtig für die Kaufentscheidung ist das Design – gerade Männer wissen das. Nur Unternehmen, die bei der Entwicklung von Produkten Technik und Design gleichermaßen berücksichtigen, können auf den Märkten der Zukunft bestehen. Deshalb nimmt die wirtschaftspolitische Bedeutung des Produktdesigns zu. Deshalb haben wir in Nordrhein-Westfalen unter anderem im Juli dieses Jahres ein spezielles Clustermanagement der Kultur- und Kreativwirtschaft (www.creative.nrw. de) eingerichtet. Neben der Stärkung des Designbereiches geht es dabei um alles, was das Leben schön macht: Mode, Werbung, Musik, Literatur, Architektur usw. – Wirtschaftsfaktoren, die oft genug noch unterschätzt werden. Das Clustermanagement soll die Bedürfnisse der Branche gegenüber der Politik formulieren und politische Impulse in die Branche hineintragen.

Natürlich geht es auch um das Branding des Designstandorts Nord­rheinWestfalen. Dabei spielt sich vieles auf dem Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ in Essen ab. Das Areal bietet eine ideale Bühne für Veranstaltungen und Events der Designszene, für Preise wie den „Designpreis Nord­rheinWestfalen“ oder den international beachteten „red-dot“-Award des Designzentrums Nordrhein-Westfalen. Hier ist der Sitz von Designerverbänden wie der „Initiative Deutscher Designer / iDD“ und aufstrebenden Designunternehmen. Das Spektrum der Akteure wird nun durch den Zuzug der renommierten Folkwang-Hochschule der Universität Duisburg-Essen abgerundet. Und nicht zuletzt bedarf es der Finanzierung der Initiativen der Design­w irtschaft. Zu diesem Zweck stellt die NRW.BANK den „NRW. BANK.Kreativwirtschaftsfonds“ mit einem Volumen von 30 Millionen Euro für zielgruppenspezifische Hilfen bereit. Zusammen mit den gerade für diese Szene so wichtigen Mikrodarlehen in Höhe von 5.000 bis 25.000 Euro kann der NRW.BANK.Kreativwirtschaftsfonds jungen Kreativen die wirtschaftlichen Impulse und Sicherheiten geben, die sie brauchen, damit der Kopf frei bleibt für frische, originelle und unverbrauchte Ideen.

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Internationale Trends: Inspiration für Autos von übermorgen „Mercedes-Modelle werden gekauft, weil sie deutsch sind“, sagt Gorden Wagener, der junge Designchef von Mercedes-Benz. Dennoch lässt die renommierte PremiumMarke das Blechkleid ihrer Automobile nicht nur im heimatlichen Sindelfingen entwerfen, sondern bindet vier konzern­eigene Auslandsstudios in diese Aufgabe ein.

Mercedes-Benz “M”-Klasse (oben). Mercedes-Benz “E“-Klasse (ganz rechts)

Ohne Advanced Design würde es uns viel schwerer fallen, neue, erfolgreiche Wege einzuschlagen

Rund 60 Mitarbeiter in Como, Los Angeles, Tokio und Peking widmen sich jeden Tag der Aufgabe, die sie umgebenden Einflüsse zu erspüren, neue Trends zu orten und zu bewerten und in Design­ entwürfe für Automobile zu gießen, die übermorgen den Stern in die ganze Welt tragen könnten.

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ie derzeit vier Auslandstudios betrachtet MercedesBenz als Advanced Studios – ein weiteres arbeitet in Sindelfingen. Die Bezeichnung „Advanced“ wird durchaus im zeitlichen Sinne begriffen. Denn während Designer für die kommende Generation der Serienmodelle fünf oder zehn Jahre in die Zukunft blicken müssen, richten ihre Advanced-Kollegen ihre Sensoren noch weiter ins Übermorgen. Ihr Thema sind Automobile der entfernteren Zukunft. Ihr Ziel ist, die Mercedes-Benz Formensprache weiter zu entwickeln und mit neuen gestalterischen Ideen im Land der Zukunft Trends zu setzen. Noch wichtiger: Sie sollen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Automobile von Mercedes-Benz stets weltweit geschätzt und begehrt bleiben und die renommierte Marke ihre internationalen Erfolge fortsetzen kann. Daß Mercedes-Benz beim Bau seiner Autos die ganze Welt im Blick hat, aber niemals Allerweltsautos bauen wird, versteht sich bei den hohen Ansprüchen von selbst, die der älteste Automobilhersteller traditionell an seine Produkte stellt. Schließlich haben die Sternträger eine ungemein große Reputation zu verteidigen.

Weltweit Anerkennung zu finden und gleichzeitig die wichtigen Werte der Marke nicht zu verwässern, sondern zu stärken und auszubauen, sie immer wieder auf neue Art sichtbar zu machen, ist für jeden international tätigen Markenhersteller elementar. Für Mercedes-Benz bedeutet dies: Ein Mercedes muss immer ein Mercedes bleiben; gleichzeitig muss jede Fahrzeuggeneration frisch und überraschend, ästhetisch und stilvoll auftreten. Und sie muss international faszinieren. Dazu darf man sich nicht nur am heimischen Markt orientieren, sondern muss auch fremde, neue Strömungen aus anderen Kontinenten und Kulturen aufnehmen – die Aufgabe der Advanced Studios.

Gorden Wagener hat vor seiner Ernennung zum Designchef von MercedesBenz den Bereich Strategisches Advanced Design geleitet, war in dieser Funktion auch Chef der Vordenker in den Mercedes-Designstudios in Kalifornien und Japan und hat in Los Angeles gelebt. Er sagt: „Verschiedene Kulturen sind unterschiedlich inspiriert und fordern eine differenzierte Ästhetik. Das Image von Mercedes ist zum Beispiel in den USA anders als hierzulande. Es sagt: Ich hab’s geschafft. In den USA muss ein Mercedes deshalb mehr Präsenz zeigen; Europäer wollen dagegen weniger auffallen und neigen eher zum Understatement. Solche Anforderungen in einen formalen Einklang zu bringen ist die spannende

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Gorden Wagener im Gespräch mit Designern des Mercedes-Benz Advanced Design Studio

Herausforderung. Unsere Automobile müssen deshalb einerseits so viele internationale Einflüsse wie notwendig, aber andererseits ganz deutlich die Wurzeln, ihre Herkunft erkennen lassen.“ ei der Arbeit in den internationalen Advanced Designstudios geht es vor allem um Inspiration. Die Mitarbeiter nehmen Advanced Studios sind so was wie das sie täglich nahezu automatisch aus ,Creative Lab‘, in dem die Designer alle ihrem Umfeld auf. Sie leben in kulFreiheiten haben und sich so richtig turellen Brennpunkten auf drei Konaustoben können. Freiräume sind die tinenten, fühlen dort den Puls der Voraussetzungen für jeden kreativen Zeit und registrieren verschiedenste Prozess.“ Das weiß der Designchef aus Impulse. Freizeitkultur, Modetrends, eigener Erfahrung. Musik- oder Theater-Events erleben „Ohne Advanced Design würde es uns sie gleichermaßen hautnah wie etwa viel schwerer fallen, immer wieder neue, Umweltängste oder Entwicklungen in erfolgreiche Wege einzuschlagen“, ist der Küchenkunst. Gorden Wagener: sich Gorden Wagener sicher. „Denn „Mit unseren Studios in Kalifornien, Um Trends auf möglichst vielfältige Freiräume sind die Veränderungen müssen in einem ganz Tokio, Como und Peking haben wir Weise scannen und bewerten zu könVoraussetzung für jeden frühen Stadium gemacht werden, beeine kreative Basis für wichtige Märk- nen, arbeiten in den internationalen kreativen Prozess vor das Package Zwänge auferlegt.“ te geschaffen. Sie dienen uns als Seis- Studios von Mercedes-Benz neben mograph für Strömungen aus Kunst, einheimischen Designern auch solche in der Luft liegt, entwickeln aber auch Am Ende stehen aber natürlich immer Kultur und Architektur. Drei Konti- aus anderen kulturellen Umfeldern ein Gespür für nachhaltige Tendenzen die Fragen: Was gibt Automobilen heute und in Zukunft Persönlichkeit? nente, vier Kulturen – das schafft die – etwa Koreaner neben Kaliforniern in Kunst, Kultur und Gesellschaft. Voraussetzungen für eine stilistische und Deutschen. Jeder nimmt die Um- Damit sie umsetzen können, was ihre Was ist gut für die Marke? Aus welcher Vielfalt, die notwendig ist, um über welt zwar auf seine persönliche Weise Sensoren melden, arbeiten die De- der Zukunfts-Ideen könnte ein MerJahre im Voraus zu erkennen, wohin wahr. Aber alle sind geschult, Emotio- signer in den Auslandsstudios von cedes werden? Klar – das Auto muss der Trend in Sachen Automobil-De- nen, Trends und Zeitströmungen zu Mercedes-Benz an der langen Leine, ästhetisch sein und nahezu zeitlos, es sign führt und wie sich die Ansprüche registrieren und zwischen kurzfristig unbedrängt von der Serienproduktion muss aber auch eine eigene Produktder Kunden international entwickeln modisch und zukunftsweisend zu dif- – eine Voraussetzung für ihre kreative persönlichkeit haben, einen starken ferenzieren – sie erfassen intuitiv, was Zukunftschau. Gorden Wagener: „Die Charakter zeigen. werden.“

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„Auch Design braucht Strategie“ Wie man Gestaltung zum Wettbewerbsvorteil macht Heiko Dertinger

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er Wettbewerb auf den globalisierten Märkten setzt auch deutsche Unternehmen unter Druck – erst recht unter den Bedingungen einer weltweiten Krise. In dieser schwierigen Situation sei Qualitätsführerschaft zu erreichen und durchzusetzen, so heißt es. Aber wie? Eine wertvolle Produktsubstanz alleine genügt nicht – sie muss auch als solche wahrgenommen werden. Das betrifft das Produktdesign selbst, aber auch das gesamte Produktumfeld – wie den Auftritt des Unternehmens in der Werbung, auf Messen, im Internet oder am Point of Sale. Erstaunlich oft wird die konsistente Vernetzung aller dieser Designerlebnisse vernachlässigt. Dabei leistet eine konsequente Designstrategie den mit Abstand größten Beitrag dazu, Qualitätsführerschaft zu vermitteln. Was macht eine erfolgreiche Designstrategie aus? In drei Schritten zusammengefasst: Erstens müssen sich Unternehmen Klarheit darüber verschaffen, welche Werte das Design widerspiegeln soll – zum Beispiel Nachhaltigkeit, Individualität, Authentizität oder Tradition. So lässt sich ein Loewe Fernseher als exklusives, aber minimalistisches Designobjekt beschreiben, das sich in das Wohnambiente einfügt – während ein Bang & Olufsen Fernseher als ebenfalls exklusives, aber expressives Designobjekt im Wohnambiente auffällt. Zweitens muss ein Designrahmen gestaltet und festgelegt werden, der die definierte Wertigkeit auf unverwechselbare Weise zum Ausdruck bringt. Dazu gehören Markendesign-Elemente wie Logo, Schrift, Farben, Formen, Materialien sowie deren typisches Zusammenspiel. Diese Typik wirkt: Die Marke Marlboro wird auf einem Formel-1-Boliden vom Fernsehzuschauer auch ohne den Namen erkannt. Auch charakteristische Produktdesignelemente führen zu einem einheitlichen Produktbild: Man denke nur an die BMW Niere, die Coca-Cola Flasche oder an die drei Streifen von Adidas. In einem dritten Schritt muss es gelingen, der festgelegten Designstrategie über einen längeren Zeitraum treu zu bleiben. Das ist vielleicht die schwierigste Herausforderung für viele Unternehmen und ihre Marken: Kontinuität in der Erscheinung zu pflegen, ohne langweilig zu werden. Darin liegt die höchste Kunst, die nur mit einer überzeugenden Designstrategie zu erreichen ist – und darin liegt auch, vorausgesetzt sie beherrschen diese Kunst, einer der entscheidenden Wettbewerbsvorteile deutscher Unternehmen. Ein Porsche 911 ist ein Porsche 911 – heute wie vor 40 Jahren. Anzeige

Schön aus der Krise Arman Emami

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ie aktuelle Finanzmarktkrise bringt die Weltwirtschaft erheblich ins Taumeln. Es drängt sich immer wieder die Frage auf, was zu tun ist, um diese Krise zu bewältigen. Was kann die Politik tun? Helfen Konjunkturprogramme? Laut Politiklexikon der Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet das Wort Krise „eine über einen gewissen (längeren) Zeitraum anhaltende massive Störung des gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Systems.“ Weiter heißt es: „Krisen bergen gleichzeitig auch die Chance zur Verbesserung.“ Eines ist sicher: Zur Bewältigung von Krisensituationen führen lediglich außergewöhnliche Lösungen. Wie können wir demnach mit etwas Umdenken die jetzige Krise als Chance nutzen und eine zukunftsorientierte, qualitative Verbesserung herbeiführen? Lassen Sie uns doch kurz überlegen, welche Rolle hier Produktdesign spielen kann. Die Gestalt von Produkten und ihre ästhetische Wirkung auf uns ist heutzutage das wohl wichtigste Kriterium der Differenzierung dieser untereinander. Ist ein Produkt nicht schön, wird es für den Kauf erst gar nicht in Betracht gezogen. Abgesehen von billigem Schrott, den wir hier außer Acht lassen wollen, ist die Fertigungsqualität, Funktionsvielfalt und Alltagstauglichkeit von Produkten jeder Branche, bis auf marginale Unterschiede, gleich. Egal, ob Unterhaltungselektronik, Auto oder Sofa – Es ist das Design, das den elementaren Unterschied macht. Das Unternehmen Apple zeigt uns, wie man es richtig macht. Technologisch bieten die Geräte nicht viel mehr als Konkurrenzprodukte. Jedoch verkaufen sie sich besser. Und das, obwohl sie vergleichweise teurer sind. Warum ist das so? Es gibt mehrere Gründe. Zum einen die einheitliche und zugleich ästhetische Gestaltung, die mit einer logisch durchdachten und benutzerfreundlichen Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten gepaart ist. Zum anderen werden die Produkte durch Image-Kampagnen und zielgruppenorientierte Werbung unterstützt. Apple ist einfach attraktiv. Auch wenn zum Beispiel Asien weitaus günstigere Produkte anbietet, der Verbraucher kauft lieber das teurere Produkt von Apple.

Was kann die europäische Industrie daraus lernen? Auf jeden Fall, dass sie weiterhin internationale Trends setzen muss, wenn sie ihre Vorreiterrolle gegenüber asiatischen Unternehmen beibehalten will. Preislich kann Europa mit Asien nicht konkurrieren, deshalb ist es ein absolutes Muss, mit höchster Designqualität auf asiatische Mitbewerber zu reagieren.

Arman Emami Designer

Was heißt das für Deutschland? Deutschland muss Produktdesign als Kreativpotenzial der Zukunft nutzen und parallel dazu sein Markenpotenzial ausbauen. Die Verbraucher sind bereit, für Markenimage und ästhetische, innovative Gestaltung mehr Geld auszugeben. Wenn Deutschland diese Forderungen erfüllt, braucht es sich nicht auf den Preiskampf des globalen Marktes einzulassen. Sogar die Auslagerung der Produktion ins Ausland würde keine Gefahr darstellen. Wenn man sich die globalisierte Welt als eine Einheit vorstellt, dann sollten wir das kreative Organ sein, wenn wir schon nicht das ausführende sind. Hier ist die Bundesregierung gefragt, diese Innovationen zu fördern. Die Vielfalt an Förderungsmöglichkeiten ist groß. Zum Beispiel könnten Designwettbewerbe veranstaltet werden, welche den ausgezeichneten Konzepten und Produkten die staatliche Finanzierung für die Produktion und Vermarktung sichern. Darüber hinaus gilt es, am guten Image zu arbeiten. Während zum Beispiel die Griechen weltweit für ihr Land als Urlaubsort werben, müssen wir auf unsere Stärken setzen und international intelligente Kampagnen starten. „German Design“ muss gestärkt werden, mehr als je zuvor. Was bedeutet das für Unternehmer? Ganz klar, die Wichtigkeit des Designs zu erkennen, verstärkt auf Design zu setzen und sorgfältiger mit Design umzugehen. Es gibt viele Unternehmen, in denen die Ingenieure kurz vor Feierabend ihren Kompetenzbereich verlassen, zu Gestaltern mutieren und sich in letzter Sekunde Gedanken zum Gehäuse machen. Dass dabei nichts Besonderes entstehen kann, sieht man dem Produkt und später der Verkaufsbilanz an. www.emamidesign.de

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Untersuchung: Visuelle Wahrnehmungen + Erfahrungen Es besteht ein wesentlicher Zusammenhang zwischen der visuellen Wahrnehmung eines Produktes und dem Empfindungswert. Von Moni Wolf Principal Creative Director Entertainment Experience Group Microsoft

Beispiel Architektur. Die vom Umfeld kreierte Atmosphäre setzt das Objekt in einen Kontext, wodurch die Wahrnehmung des Konsumenten beeinflusst wird.

Produktbeispiel Kultobjekte. Der LCW von Eames (1946) und der One Chair von Konstantin Grcic (2003) definierten zu ihrer Zeit den Typus Stuhl neu.

Markenbeispiel. Prada verkörpert ein Höchstmaß an Anreiz und Anspruch. Es überrascht daher nicht, dass zahlreiche Hersteller den Kunden gezielt in die Irre führen, indem sie das optische Erscheinungsbild Pradas imitieren, um dem Kunden damit die selben Wünsche und Erlebnisse zu suggerieren. Grafikbeispiel Flughafenpiktogramme. Internationale Reisende sind auf ein Leitsystem angewiesen, das leicht zu erkennen und einfach zu verstehen ist.

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Begehrte Auszeichnungen Geht es um „ausgezeichnete“ Formgestaltung, sind Design Awards begehrte Trophäen. Für junge Designer bieten die Auszeichnungen eine Möglichkeit, sich auf internationalem Parkett einen Namen zu machen. Etablierte Unternehmen können die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf ihre Produkte lenken. Katja Fromm

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or allem für NachwuchsDesigner können Auszeichnungen ein wichtiges Sprungbrett auf der Karriereleiter sein. Denn um auf dem hart umkämpften DesignMarkt seinen Namen bei Produzenten und Konsumenten zu etablieren, bedarf es öffentlicher Aufmerksamkeit. Dafür sind die Verleihungen, die oft prominent und mit großer medialer Anteilnahme inszeniert werden, genau der richtige Ort. Für Designer und Architekten bietet der Nachwuchspreis Europe 40 Under 40 dafür Gelegenheit. Wie der Name besagt, werden jährlich 40 Auszeichnungen an vielversprechende Designer vergeben, die jünger als 40 Jahre alt sind. Der vom European Centre for Architecture Art Design and Urban Studies verliehene Preis stellt die Kreativen der nächsten Generation in den

Bereichen Architektur, Städtebau, Industrie- und Grafikdesign sowie Modeund Textildesign ins Rampenlicht. Aber nicht nur junge Talente schmücken sich gerne mit Design-Awards. Als eine der renommiertesten Designempfehlungen weltweit zeichnet der Good Design Award Japan Produkte mit hochwertiger Qualität, vorzüglicher Funktionalität und hoher Benutzerfreundlichkeit aus. Der internationale Preis bietet auch etablierten Markenunternehmen eine wichtige Plattform, ihre Produkte von einer qualifizierten Fachjury beurteilen und auszeichnen zu lassen. Das Renommee begründet sich auch in der langen Tradition des Preises: Rund 30.000 verschiedenen Produkte haben in den vergangenen

50 Jahren den Good Design Award Japan erhalten. Auch der vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen ausgeschriebene red dot award gilt als einer der führenden Designwettbewerbe weltweit. Die ausgezeichneten Produkte, die von Möbelstücken über Küchenzubehör bis hin zu Uhren oder Leuchten reichen, dürfen den „red dot“ führen. Der rote Punkt bescheinigt dem Produkt einen hohen Innovationsgrad, Funktionalität und ökologische Verträglichkeit. Allein 2009 meldeten sich mehr als 12.000 Teilnehmer aus über 60 Nationen zur Teilnahme an. Ein namhaftes Markenzeichen ist ebenfalls der iF-Award des International Design Forums. Das von internationalen Experten verliehene iF-Label steht für Seriosität und geprüfte Designqualität. Die Auszeichnungen werden für Produkt- und Kommunikationsdesign bis hin zu Preisen für Material und Verpackung vergeben. Aus einer Vorauswahl von 300 Beiträgen, der sogenannten Shortlist, wählt die Jury – bestehend aus international renommierten Experten – während der Computermesse CeBIT die besten 100 Einreichungen aus. Die überzeugendsten Arbeiten erhalten ein Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro. Auch ein Nachwuchspreis bietet Studenten und jungen Absolventen die Möglichkeit, sich mit der internationalen Konkurrenz zu messen und die eigenen Ideen einer designinteressierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Als der „Preis der Preise“ bezeichnet sich der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland. Denn für diesen Preis kann man sich nicht bewerben, sondern muss durch die Wirtschaftsministerien der Länder beziehungsweise durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie nominiert werden. Zudem werden nur Produkte zugelassen, die bereits mit einem nationalen oder internationalen Preis ausgezeichnet wurden. Auch hier wird ab 2010 eine dotierte Auszeichnung für einen herausragenden Nachwuchsdesigner vergeben.

Preisträger des iF-Award 2009: Bodum Auch dieses Jahr ist BODUM wieder mit dem iF-Award ausgezeichnet worden. Ganz oben: BODUM CANTEEN, Doppelwandiges Glas in verschiedenen Grössen; rechts: TRAVEL PRESS Kaffeebereiter aus Edelstahl; unten: COOL Wasserkaraffe

Achim Bölstler, WMF-Chef­designer, über Designpreise „Seit Designpreise verliehen werden, gehört die WMF regelmäßig zu den Preisträgern. Dies bestätigt den Designanspruch unserer Marke, worüber wir uns natürlich auch sehr freuen. Es ist eine Möglichkeit, direktes „Profi Feedback“ zur Design­ qualität unserer Produkte zu bekommen. Designawards sind eine Art Gütesiegel, welche wir auch gerne in Richtung Endverbraucher auf unseren Verpackungen und Verkaufsprospekten kommunizieren. Unser wichtigster Indikator für die Qualität unserer Produkte, die Designqualität inkludiert, ist der Kunde. Unser Ziel ist, dass möglichst viele Menschen unsere Produkte genießen und Spaß am Design, an der Funktion und der WMF Qualität haben. Denn schließlich sind es die Menschen, unsere Kunden, die unsere Produkte zum Leben erwecken. Schön ist, wenn WMF Produkte zu Lieblingsprodukten werden. Auch deshalb ist WMF Design mehr als nur die reine Formgebung. Das Gesamtpaket muss stimmen. Wir sehen uns immer im Kontext zu unterschiedlichsten Disziplinen. Zu Wohnkultur und Architektur, zu Lebensstilen und neuen Trends, aber auch zu unserer Geschichte. Nicht zu vergessen die non-visuellen Komponenten des Produktes. Also die inneren Werte.  Kurz gesagt: WMF-Know-how inside. Dies ist unsere Basis für ausgezeichnetes Design. Ausgezeichnet in mehrfacher Hinsicht. Wir sehen hierbei Designwettbewerbe und Designawards als eine wichtige Kommunikations-Plattform.“

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Unverwechselbar und impulsstark: Porsche Design-Studio gestaltet Veltins-Mehrwegkasten Größte Produkteinzelinvestition in der Brauereigeschichte – Innovatives Design und Technologie finden zusammen

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e größer der Wettbewerbsdruck, desto stärker ist die Notwendigkeit der Markendifferenzierung. Die Brauerei C. & A. Veltins, Meschede-Grevenstein, setzt deshalb auf Designbetonung und führte 2009 eine innovationsgetragene Generation von VeltinsMehrwegkästen in den nationalen Biermarkt ein. Nach zweijähriger Entwicklungszeit wurde der vom Porsche Design-Studio gestaltete Mehrwegkasten mit einer neuartigen DreiKomponenten-Technologie realisiert. „Damit haben wir ein puristisches Design erreicht, das den Relief-Markenschriftzug neu interpretiert und einen neuen, impulsstarken Marktauftritt schafft“, so Veltins Marketing-Direktor Herbert Sollich. Die Umstellung bedeutet mit 35,5 Mio. Euro für die sauerländische Premium-Brauerei die größte Produkteinzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. Mehr Klarheit in der Optik, mehr Alleinstellung im Auftritt lauteten die Anforderungen des Traditionsunternehmens, das damit die Weichenstellung bis weit ins nächste Jahrzehnt einläutete. Als kreativer Partner übernahm das Porsche Design-Studio die federführende Gestaltung und schuf einen ebenso funktionellen wie for-

malästhetischen Mehrwegkasten, der auf Anhieb durch seine Andersartigkeit besticht. Mit Unterstützung durch den erstmals umgesetzten DreiKomponenten-Spritzguss konnte eine attraktive Bicolorlackierung aus dominantem reflexaktivem Alusilber mit grünen Seitenflanken realisiert werden, der überdies den Veltins-ReliefSchriftzug herausarbeitet. Der Markenschriftzug besitzt jetzt im zweifarbigen ColorCoding zentrale Blickwirkung. Das erinnert an die erste Generation von individuellen, aber zugleich schlichten Mehrwegkästen und besitzt damit ganz subtilen RetroCharakter. „Die Kombination von bewährter Relief-Flasche und neuem Kasten macht den Produktauftritt für den Verbraucher so schlüssig wie nie zuvor – der profilierte Markenschriftzug wird zum roten Faden“, so Marketing-Direktor Herbert Sollich. Genauso puristisch, aber noch kompakter

wirkt der designgleiche Mehrwegkasten, der mit der bauchigen Veltins Design-Flasche in den Handel

kommt. Die grüne Mehrwegflasche in kultiger SteinieForm, die ebenfalls über einen Relief-Schriftzug verfügt, war bislang ausschließlich in der Szenegastronomie distribuiert und gewann bereits den red.dot-Award. Herbert Sollich: „Mit diesem Produkt werden wir in den nächsten Jahren neue Zielgruppen in den Metropolen Deutschlands erschließen.“

Korrespondierend dazu setzen auch alle weiteren Kommunikationsmaßnahmen auf innovatives Markendesign und verstärken damit die gewünschte Positionierung und Erdung.

Einher geht eine intensive Aktivierung der designaffinen Zielgruppe von Trendsettern, die überdies durch Aktionen erreicht wird. Dazu zählen der Graphic Artist Superblast, der eine eigene Edition rund um die Veltins Design-Flasche schuf, sowie die Präsenz auf Szene- und Kunstevents.

Der neue Auftritt schafft Wettbewerbsdifferenzierung

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Der Designwert – oder „Good design is good business“* Es gibt Schlagworte im Design, die wird man nicht mehr los, so oft wurden sie inzwischen nachgebetet. Fast immer kommen sie aus der Architektur, fast nie aus der Wirtschaft. Dabei sollte jede Regel auch ihre Ausnahme kennen. Und einer dieser Ausnahmesätze kommt von Thomas Watson jr., dem früheren IBMPräsidenten. Klar, präzise und einprägsam formulierte er einst einen Slogan, der bis heute nichts von seiner Schlagkraft eingebüßt hat: „Good design is good business.“

A

Burkhard Jacob

ktuell schwören 67 Prozent der Deutschen beim Kauf von Hi-Fi- und TV-Geräten auf das Design der Produkte. Beim Autokauf sind es sogar 70 Prozent; und im Modedesign 89 Prozent. Das belegen aktuelle Studien wie die „Verbrauchs- und Medienanalyse“ sowie die „Typologie der Wünsche“. Wenn sich die Konsumenten also mehr und mehr dem Design zuwenden, müssten sich die Unternehmen dann nicht mehr und mehr den Konsumenten zuwenden? In der Tat. Und das geschieht auch. Ein Indiz dafür sind die sprunghaft angestiegenen Anmeldezahlen im red dot design award, der im Jahr 2009 mit über 12.000 Anmeldungen aus mehr als 60 Ländern eine globale Spitzenposition unter den Designwettbewerben einnimmt. Obgleich das Qualitätsdenken wächst und Design eines der wichtigsten Kriterien für die Kaufentscheidung von Konsumenten ist, werden die Investitionen in Design von vielen Unternehmen als Aufwand missverstanden, der schlicht Kosten verursacht. Eine unbefriedigende Situation, gerade für Designer, wissen sie doch sehr genau um den Mehrwert, der in ihrer Leistung steckt. Die Unterschiede sind so groß, dass man von zwei getrennten Welten sprechen könnte. Auf der einen Seite die „Hard Facts“ der Ökonomie: Preise, Kosten, Investitionen. Auf der anderen Seite die „Soft Facts“ des Designs: Qualität, Gebrauch, Nutzen. Es scheint, als gäbe es in vielen Unternehmen zwei Typen von Menschen: die, die sich auf Formeln, und solche, die sich auf Formen verstehen. Hätten beide Seiten die Möglichkeit, sich über den Wert des Designs zu verständigen, wäre dies für alle von Vorteil, denn es würde niemanden etwas kosten, aber jedem etwas nutzen: nicht nur Managern und

Designern, auch Kunden und Konsumenten. Diese Lücke in der Bewertung von Design schließt das red dot institute in einer lesenswerten Studie mit dem Titel „Der Designwert“. In geradezu detektivischer Detailarbeit, die genauso spannend wie erhellend ist, wird ein ökonomisches Profil des Designs erstellt und eine völlig neue Bewertungsmethode präsentiert, die es erstmals erlaubt, Design als Werttreiber im Unternehmen zu identifizieren und zu bewerten. Die langjährige Beobachtung und Auswertung des red dot design award hat sich hierbei als außerordentlich hilfreich erwiesen. Über die Würdigung der Preisträger hinaus erlauben die prämiierten Produkte eine langfristige Beobachtung von designorientierten Unternehmen. Designforschung wird so zur Wirtschaftsforschung. Man darf sich dabei nicht von der Fülle der Zahlen und Fakten abschrecken lassen, ebenso wenig von den Geschichten, die uns die Werbung gern erzählt. Mit investigativem Blick muss man genau die Designprodukte identifizieren, die einen wesentlichen Beitrag zum Gewinn eines Unternehmens leisten. Wie bei einem Flug durch die geschlossene Wolkendecke, bei dem sich der Pilot voll und ganz auf seine Instrumente verlassen muss, bevor wieder Durchblicke auf die Landebahn möglich werden, ist auch der Designwert ein strategisches Instrument, mit dem der Blick frei wird für Designziele, die sich bewerten und kontrollieren lassen, oder Unternehmens- und Branchenvergleiche. Er ist zugleich ein Indikator für die Design- und Innovationsstärke und gibt Auskunft über die Designkontinuität von Unternehmen. Das Buch „Der Designwert“ bringt dabei erstaunliche Resultate zutage: Unabhängig von ihrer jeweiligen Größe entwickeln sich die besten Designunternehmen deutlich besser als der Markt. Dabei leisten die Designprodukte einen wertvollen Beitrag. Kleine und mittlere Unternehmen erreichen selbst bei geringeren Marktanteilen eine hohe Bekanntheit. Und börsennotierte Designunternehmen, wie sie im Aktienkorb des red dot design index enthalten sind, entwickeln sich deutlich besser als Vergleichsindizes. Klare Indizien also für die Erkenntnis von Thomas Watson jr.: „Good design is good business.“ (*) Thomas Watson jr., IBM-Präsident von 1952 bis 1971

Entsprechend der Unternehmensphilosophie „Licht statt Leuchten“ bietet Erco Produkte zur Lichtplanung an. Der Umsatz war 2008 leicht rückläufig. Artemide positioniert sich dage­ gen mit „Leuchten statt Licht“. Hier stieg der Umsatz dank des ausgezeichneten Designs nominal um 9 Prozent. (*) vorläufige Berechnungen

Der iPod hat großen Anteil am Apple Design­ wert. In absoluten Zahlen ist dieser Anteil kontinuierlich gestiegen. Prozentual gesehen, ist er gesunken. Es muss also andere Werttreiber im Unternehmen geben. Nicht nur der Wert des iPhone, vor allem der Designwert des iMac und der MacBooks hat 2009 deutlich zugelegt.

Der Loewe Designwert schlägt nicht nur den Börsenwert; trotz prognostiziertem Umsatzrückgang für 2009, dürfte sich der Designwert von Loewe in diesem Jahr um 7,6 Prozent verbessern. Loewe ist gegen den allgemeinen Branchentrend profitabel, getreu der eigenen Designphilosophie „Less is more“.

Der „red dot index“ ist ein virtueller Aktienkorb von börsennotierten Unternehmen, deren Designteams mit dem Ehrentitel „red dot design team of the year“ ausgezeichnet wurden. Aktuell liegt der Index um rund 100 Punkte über dem EURO-STOXX-50. Am 1.11.07 erreichte er mit 305 Prozentpunkten seinen bisherigen Höchst­stand und schlug damit den DAX.

Wie Design den Unter­ nehmenswert steigert und was wir von den besten Designunternehmen lernen können, erläutern die beiden Autoren Peter Zec und Burkhard Jacob in ihrem neuen Buch „Der Designwert“. ISBN 978-3-89939-102-2

Das Buch „Der Designwert“ und dieser Artikel enthalten vorläufige Berechnungen.

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Die Magie des Designs Was haben ein Duschkopf von Hansgrohe, ein Fernseher von Loewe und ein Stift von Lamy gemeinsam? Für ihr Design zeichnet jedes Mal die Stuttgarter Designschmiede Phoenix Design verantwortlich. Ein Erfolgsporträt.

Tom Schönherr und Andreas Haug, PhoenixDesign

Jost Burger

W

er einmal anfängt, sich mit der Entwurfsgeschichte des 1987 von Andreas Haug und Tom Schönherr gegründeten Designstudios zu beschäftigen, sieht sich umgeben von Gegenständen, die den Köpfen der Stuttgarter entspringen. Erfolgreiche Produkte, die unseren Alltag prägen und auch die Erfolgsgeschichte von Phoenix widerspiegeln. Zum Beispiel Kaldewei: Seit dem Gründungsjahr gestaltet Phönix für die Ahlener Firma Badewannen und berät zu Strategie und Corporate Design. Was die Badewannen angeht, ist über die Jahre eine stimmige Sortimentssystematik herausgekommen, die für eine erfolgreiche Produktlinie steht. Die Website von Phoenix Design ziert eine ansprechende Matrix, in der die Art der Anwendung (groß, klein, Eckteil, für zwei) und die Qualitätsstufe abgebildet sind. Simpel, mag man denken, aber plötzlich wird klar, wie sehr hier Produktlinien und Preissegmente aufeinander abgestimmt sind – und dennoch, vielleicht gerade deswegen jede Badewanne ganz klar „Kaldewei“ zu einem sagt. Für Phoenix sind die Kaldewei-Produkte Beispiele für die Feinjustierung in der Produktgestaltung, die eine Differenzierung in den Augen des Kunden erst möglich machen und damit auch den Verkaufserfolg bestimmen. Und zwar über eine lange Zeit: „Lang lebe das Produkt“, dieser Wahlspruch steht bei Phönix für die Langlebigkeit seiner Designs. Viele Produkte sind schon seit Jahren im Programm der Auftraggeber und sorgen für Erfolg im Vertrieb, weil sie tatsächlich das sind,

„Hier begegnen sich zwei Welten“

P

hoenix designt nicht nur für deutsche Firmen, sondern ist auch dem internationalen Design verpflichtet und findet für Produkte weltweit gültige Umsetzungen. Kurz nach der Gründung 1987 eröffnete Phoenix deshalb auch eine Filiale in Tokyo. Ein Gespräch mit Tom Schönherr.

aus unserer Tradition heraus zum Beispiel für richtig und angemessen halten, einen Entwurf sehr geometrisch, geradlinig exakt und präzise zu gestalten, so empfinden das die Japaner eher als aggressiv und arrogant. Im Lauf der Jahre haben wir auch verstan-

Stammt aus ihrem Büro in Tokyo vornehmlich japanisches Design? Es ist eher so: Mit unserem Produktdesign bewegen wir uns in einem Premiummarkt mit den, dass die Japaner zum Beispiel eher international bekannten Marken. Wir richten „revolutionär“ als „evolutionär“ denken: Der uns an Menschen, die international unter- Drang, etwas Neues zu machen und dieses wegs sind, die einen globalen Geschmack Neue auch formal auszudrücken, ist stark haben. In diesem Segment sind die kultu- ausgeprägt. rellen Unterschiede daher weniger groß und ist die Akzeptanz für das europäische bezie- Wie kommen Sie damit klar, dass die hungsweise deutsche Design und deutsche Japaner gern immer wieder von vorn Marken wie Loewe extrem hoch. Daran hat anfangen? sich nichts geändert, auch wenn sich das Hier begegnen sich in der Tat zwei Welten. japanische Design in bestimmten Bereichen Die Japaner wollen, dass man das Neue wie der Unterhaltungselektronik stärker pro- sofort sieht. Andererseits sind sie sehr marfiliert hat. kenorientiert. Und eine Marke setzt sich nun einmal erst dann in den Köpfen fest, wenn sie Welche Impulse kommen dennoch aus wiedererkennbar ist. Und um wiedererkennJapan? bar zu sein, braucht man Zeichen oder Icons, Die japanischen Kollegen bringen uns immer die sich einprägen. Das ist ein sehr wichtiges wieder dazu, im Rahmen von gemeinsamen Thema für uns – und dabei gehen wir auch Projekten Dinge neu zu denken. Wenn wir es keine Kompromisse ein.

was man zeitlos nennt, keinem Zeitgeist verpflichtet. „Zeitlosigkeit wird zum Wertschöpfungsfaktor“, heißt er hierzu bei Phoenix. Und doch muss das Produkt auch zum Käufer passen. Beispiel Hansgrohe: Das „Raindance“-Programm gehört zu den Umsatzträgern des SanitärRiesen aus dem Schwarzwaldstädtchen Schiltach. Die modernen Duschköpfe sehen natürlich gut aus, aber sie kommen auch dem entgegen, was der Markt zurzeit will: ein „prickelndes, erfrischendes Duscherlebnis“, wie das die Werber nennen, und zugleich das gute Gewissen, dass die RaindanceDuschköpfe durch ihre spezielle Konstruktion weniger Wasser verbrauchen. Eigentlich nichts Besonderes, der Ansatz, beim Design auf den Kunden zu schauen. Dass Phoenix Design damit so erfolgreich ist, zeigt, dass ihn wenige so konsequent verfolgen. Fast möchte man sagen: Niemand sonst, denn kein anderes deutsches Designbüro hat so viele Preise gewonnen. Sanitär und Bad, Telekommunikation, Automobilindustrie, Unterhaltungselektronik, Küchenmaschinen und -accessoires, Bürogeräte: Das Spektrum ist riesig, die Zahl der Preise ebenso. Besonders stolz ist man bis heute auf den Lucky Strike Designer Award, der 1998 an die Stuttgarter ging. Fragt man nach dem Erfolgsrezept, kommt der Verweis auf die Firmenphilosophie: Logik, Moral und Magie. „Unsere Philosophie ist immer dann erfüllt, wenn ein Produkt durch seine Logik überzeugt, in seiner Moral über dem flüchtigen Zeitgeist steht und durch seine Magie verzaubert“, heißt es bei Phoenix. Magie, wer schreibt sich das schon ins Firmenporträt. Und wo ist die Moral im Design? Aber es ist ja so: „Funktioniert, sieht gut aus und verkauft sich“ kann jeder, mit unklaren Erfolgschancen. Das Geheimnis des Erfolges liegt dann vielleicht gerade in solch ungewöhnlichen Ansprüchen und Formulierungen, wie sie sich Phoenix selbst ins Stammbuch schreibt. Anzeige

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„Ein guter Shop ist ein nachhaltiger Shop“ Die österreichische Designschmiede EOOS geht oft radikal andere Wege – so entwarf sie für den Küchenhersteller Bulthaup eine Küche, die konsequent auf den Arbeitscharakter des Kochens abhebt und deshalb formal und funktional einer Werkstatt ähnelt. Dieses Herausarbeiten des poetischen Kerns einer Marke kommt auch bei Storekonzepten von EOOS zur Anwendung. Zwei Fragen an Harald Gründl, einem der drei Gründer, zu Storedesign und poetischer Analyse.

Was macht gutes Storedesign aus?

Ein gutes Storedesign hält länger als die vom Marketing angesetzten magischen fünf Jahre. Natürlich unterliegen auch Verkaufsräume modischen Einflüssen. Natürlich will jede Marke mit einem neuen Shopdesign auch modische Zeichen setzen. Im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung unserer Konsumkultur sollte aber der Fokus auf einem Design liegen, dass durch Langlebigkeit der Sprache, aber auch

Gernot Bohmann, Harald Gründl, Martin Bergmann (v.l.n.r.)

durch Verwendung von Materialien und nachhaltige Herstellungsweisen auf eine längere Nutzung ausgerichtet ist. Das heißt ja nicht unbedingt, unmodisch oder klassisch zu sein. Manche Marken sind sich dieser Verantwortung auch schon bewusst und fragen nach „Greenlists“ bei der Beschaffung von Ausstattung. Denn sie wissen, ein guter Shop ist in Zukunft ein nachhaltiger Shop. Wie lässt sich der Geist einer Marke auf das Design eines Shops übertragen?

Jede starke Marke erzeugt in unserem Kopf Bilder und Empfindungen. Diese Bilder müssen andauernd erneuert, angepasst und erweitert werden, um die Marke weiter in den Köpfen attraktiv zu halten. Die „Poetische Analyse“ ist

das Werkzeug von EOOS, wo wir Rituale, Bilder und Geschichten analysieren und daraus Ausgangspunkte für den Entwurf formen. Im Fall des Adidas Originals Store Konzepts haben wir uns die Vergangenheit der Marke angeschaut. Getragene Sportschuhe und Sportbekleidung wurden auf Flohmärkten angeboten, von Jugendlichen gekauft und in Street Wear uminterpretiert. Diesen Mythos der Marke Originals haben wir dann interpretiert und in ein weltweites Shopkonzept umgesetzt. Niedrige Tische interpretieren die ausgebreitete Decke des „Urmarktes“. Für die Waren haben wir ein eigenes Merchandising-Konzept entwickelt, wo man Dinge wieder finden kann, ganz so wie am Flohmarkt. Anzeige

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Keine Blume im Knopfloch Warum gutes Design Autorenschaft braucht

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unst ist Kunst und alles andere ist alles andere“, sagte Ad Reinhardt. Stimmt natürlich. Aber Design, das seinen Namen verdient, hat doch einiges mit Kunst gemein. AUTORENSCHAFT //////////////////////////////////////

Design und Kunst sind das Ergebnis von Schaffensprozessen. Gutes Design braucht, wie die Kunst, Autorenschaft: ein Subjekt, das für sein Handeln Verantwortung übernimmt und sich in dem von ihm Gestalteten zu erkennen gibt. Nicht umsonst spricht man von der Handschrift eines Designers: Man erkennt einen Philippe Starck – egal, woran er sich versucht hat. Der Autor muss dabei nicht immer ein realer Mensch sein: Auch starke Marken haben eine eigene Handschrift, eine Autorenschaft, die vielleicht einmal von jemandem geprägt wurde, die sich dann aber in den genetischen Code der Marke eingeschrieben hat. Aus dem Prinzip Autorenschaft folgt: Design ist keine demokratische Angelegenheit. Marktforschung ist ungeeignet, wenn man etwas originär Neues, etwas

Merk-Würdiges, etwas des Merkens Würdiges schaffen will – und das ist zumindest der Anspruch, den gute Designer haben sollten. Wer will schon für das hunderttausendste Me-too-Produkt verantwortlich sein? In Marktforschungen wird aber immer nur der Grad der Übereinstimmung mit bereits Bekanntem und Vertrautem abgefragt – Neues muss hier zwangsläufig scheitern. Heraus kommt Mittelmaß, das bei niemandem Anstoß erregt und das niemand braucht. Gute Designer schaffen sich, wie die Künstler, ihre eigenen Aufgaben: Hinter dem iPhone steckt keine Marktforschung, sondern der Wille von Steve Jobs und Jonathan Ive, ein wirklich neues Kommunikationsinstrument zu schaffen statt der x-ten Handy-Variante. In Zeiten der allgemeinen Verunsicherung ist es sinnloser denn je, in Märkte hineinzuhorchen und den

Von Christian Boros Medienunternehmer, Kunstsammler und Clustermanager Kultur- und Kreativwirtschaft Nordrhein-Westfalen

Wünschen und Bedürfnissen von Gestern und Vorgestern hinterherzuforschen. Das wirklich Neue wird von denkenden und handelnden Subjekten erschaffen. Das haben inzwischen auch manche Großkonzerne erkannt: So hat die Deutsche Telekom unlängst das Innovationscamp Palomar5 in Berlin gesponsert, bei dem 30 Kreative aus aller Welt sechs Wochen lang vollkommen frei Ideen für die Gestaltung der digitalen Arbeitswelten von morgen entwickelt haben. GANZHEITLICHKEIT ////////////////////////////////////

Gutes, erfolgreiches Design ist, ebenso wie Kunst, keine nachträgliche Aufhübschung, kein Zierrat, keine Blume im Knopfloch. Design umfasst das ganze Produkt, es IST das ganze Produkt, mehr noch: Auch die Gesamtheit der damit verbundenen Beziehungen und Prozesse muss betrachtet wer-

den. Die schöne Gestalt, deren Produktion oder Vertrieb hässlicherweise Umwelt oder Menschen schädigt, ist nur ein Fake von gutem Design. MILIEU //////////////////////////////////////////////////////

Man stellt sich den Künstler wie den Designer zuweilen als tendenziellen Autisten vor, der in seinem Atelier vor sich hin brütet und auf den Moment der Inspiration wartet. Das mag für ein paar Minuten am Tag auch gelten. Aber so wie die Künstler sich einst in Künstlervierteln zusammengefunden haben, kommen heute Designer und andere Geistesarbeiter in kreativen Quartieren zusammen. Sie brauchen ein Milieu, in dem sie sich mit anderen austauschen können, einen Raum, in dem Ideen in der Luft liegen, um aufgegriffen und umgesetzt zu werden. Diese Räume entstehen längst nicht mehr nur in den üblichen Kreativmetropolen wie London, Barcelona oder Berlin: Auch im Ruhrgebiet, in Essen, Dortmund und anderswo, denken kreative Köpfe voraus. Die mythischen Stätten der Industriekultur, ehemalige Orte des Scheiterns, sind zu Inkubatoren für das Design der Zukunft geworden. Eine spannende Gegend, eine spannende Zeit: beste Voraussetzungen für kreative Köpfe und merkwürdiges Design. Anzeige

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„Unser Anspruch an Kontinuität ist sehr hoch“ Vielfältiges und erfolgreiches Design vom Zürichsee: Für die Automatikuhr „Zürich“ von NOMOS Glashütte erhielt das Studio Hannes Wettstein soeben den Chrono Award 2009. Das Sofasystem Delphi gewann im vergangenen Jahr den red dot design award. Die Schweizer Agentur gestaltet Beleuchtungssysteme ebenso wie Werkzeugverpackungen und Interieurs – und gewinnt damit Aufsehen und Preise. Drei Fragen an Simon Husslein, Mitglied der Geschäftsleitung. Jost Burger

Warum kann ein Designstudio so viele verschiedene Produktwelten gleichzeitig „bespielen“?

Unsere Arbeit beruht auf grundsätzlichen Fragestellungen: Wo und wie leben wir heute? Welche Veränderungen finden statt? Die Definition übergeordneter Zusammenhänge bildet die Grundlage für nachvollziehbare und nachhaltige Gestaltung. Das Verstehen

von Komplexitäten in verschiedensten Lebensbereichen und Synergien aus unseren wichtigsten Standbeinen Produktgestaltung und Innenarchitektur ermöglichen uns ein sehr diversifiziertes Arbeiten. Fraglos verstarb Hannes Wettstein viel zu früh. Wie gelingt es Ihnen, in seinem Geist die Handschrift der Agentur weiter zu entwickeln?

Statt Hannes Wettstein steht nun ein Vierergremium an der Spitze. Stephan Hürlemann fungiert weiterhin als Managing Director. Britta Herold ist für die Architekturprojekte verant-

Mathias Weber

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Hannes Wettstein’s „Zürich“, NOMOS Glashütte

Betreffzeile „NOMOS“ an [email protected]

Simon Husslein, Stephan Hürlemann, Britta Herold, Mathias Weber

Unsere Arbeit beruht auf der Frage: wo und wie leben wir heute? wortlich, Simon Husslein und Matthias Weber leiten die Designabteilung und entwickeln Markeninszenierungen. Wir vier arbeiteten viele Jahre sehr eng mit Hannes zusammen und sind geprägt von seine Art, Aufgaben zu erfassen und Projekte anzugehen. Unser Anspruch an Kontinuität ist sehr hoch – die Marktreaktion zeigt uns: mit Erfolg. Wie viel Freiheit darf es sein beim Produktdesign, wieweit muss die Anpassung an den allgemeinen Geschmack gehen?

Vorgaben für ein Gestaltungsprojekt setzen sich aus Parametern wie der Haltung, der Historie, den Möglichkeiten und dem grundsätzlichen Vorhaben des Auftraggebers und seiner Marke sowie dem jeweiligen Markt und den Käufern zusammen. Unsere Arbeit beginnt bei den meisten Projekten mit einer Art strukturierten „Entblößung“ der Kernelemente eines Produktes oder eines Raumes. Sobald Regelverhalten technischer Art oder sogar Rituale sichtbar werden, zeigt sich der jeweilige Spielraum, die Projekte nach persönlichem Ermessen und eigener Erfahrungen zu prägen. Anzeige

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„Schreiben von Hand ist ein Kulturgut“ Bernhard M. Rösner ist Geschäftsführer der Lamy GmbH. Er glaubt, dass hochwertige, individuelle Schreibgeräte auch in Zukunft gefragt sein werden. Jost Burger

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„Design ist der Erfolgsfaktor schlechthin“ Wilfried Pohl ist Geschäftsführer von Russell Hobbs Deutschland. Der Erfolg seiner Premiumhaushaltsgeräte liegt für ihn ganz klar am außergewöhnlichen Design. Oskar Reinhold

Wir fragen mal ganz brutal: Ist Design wirklich so wichtig, wenn es um die Wahl eines Toasters geht?

Es stimmt schon: Endverbraucher schauen hierzulande extrem auf das Preis/Leistungsverhältnis, und oft wird eine Kaufentscheidung dann aufgrund des Preises getroffen. Deshalb gilt Deutschland auch als der schwierigste Markt in Europa, wenn es darum geht, eine neue Marke zu etablieren – und zwar nicht nur in unserem Bereich, dem für Elektrokleingeräte. Wir sind stolz darauf, einer der wenigen zu sein, denen die erfolgreiche Markeneinführung gelungen ist. Und wir glauben, das haben wir deshalb geschafft, weil wir von Anfang an auf die Faszination Design gesetzt haben.

Ist das Schreiben von Hand, mit teure Schreibgeräten überhaupt noch zeitgemäß?

Der Schreibgerätemarkt steht vor besonderen Herausforderungen. Die elektronischen Medien werden das Schreibverhalten weiterhin beeinflussen. Ob das Schreiben von Hand als Kulturgut weiterhin seine Berechtigung haben wird, ist damit noch nicht entschieden. Doch der Wunsch des Menschen nach Differenzierung wird eher wachsen. Dies wird den Herstellern hochwertiger Schreibgeräte, und damit auch Lamy, vor allem auch international zugute kommen. Ich schaue mit viel Zuversicht in die Zukunft. LAMY verbinden viele mit ganz besonderem Produktdesign. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Es begann alles mit dem LAMY 2000, den Dr. Manfred Lamy zusammen mit dem Designer Gerd A. Müller, der bereits für Braun gearbeitet hatte, entwickelte. Mit dem LAMY 2000 wurden die Grundwerte des Lamy Designs festgelegt: Jedes Designelement muss eine Funktionalität erfüllen und den Gebrauchswert steigern. Nach dem Bauhausgrundsatz soll es zusätzlich haltbar, schön und seinen Preis wert sein. Diesem Prinzip sind wir treu und werden es auch weiterhin bleiben. Lamy verspricht also modernes Design für alle, die gern per Hand schreiben. Ein Versprechen und Anliegen, das angesichts von Computern, PDAs und Handy-SMS aktueller denn je ist. Was macht ihr aktuelles Flaggschiff, den dialog 3, so einzigartig?

Acht Jahre haben wir mit dem Designer Franco Clivio an dem Entwurf dieses einzigartigen Schreibgerätes gearbeitet. Mit dem Drehfüllhalter LAMY dialog 3 haben wir etwas scheinbar Unmögliches möglich gemacht: Der dialog 3 kommt ohne Kappe aus, weil Feder und Clip versenkbar sind. Dabei ähnelt der dialog 3 in seinem Inneren durch die verschiedenen, ineinandergreifenden Zahnräder einer Schweizer Uhr mit ihrem Uhrwerk.

Wilfried Pohl Geschäftsführer von Russell Hobbs

Was macht das Design also mit dem Toaster?

Es sorgt dafür, dass er – und andere sehr schöne Produkte – sich hervorragend verkauft! Der Consumermarkt in Deutschland besteht mittlerweile fast nur noch aus zwei Segmenten: einer mit Niedrigpreisprodukten, einer mit Hochpreisprodukten. Beim Toaster für zehn Euro spielt das Design wahrscheinlich tatsächlich kaum eine Rolle. Wir haben uns aber im Premiumsektor angesiedelt. Und um uns hier zu differenzieren, müssen wir auch mit außergewöhnlichem Design aufwarten. Im oberen Segment geht das gar nicht anders. Zumal im deutschen Markt, wo wir gegen traditionsreiche einheimische Marken antreten. Wir setzen dabei auf ungewöhnliche Materialien, die den hohen Wert unserer Produkte vermitteln. Übrigens so überzeugend, dass Swarovski eine exklusive Partnerschaft mit uns eingegangen ist. Insofern ist Design für uns ganz klar nicht ein Erfolgsfaktor, sondern der Erfolgsfaktor schlechthin. Russell Hobbs „Glass Touch“-Serie zu

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„Design ist mehr als ein ästhetischer Mantel“ Die Gebäude Hadi Teheranis in den Metropolen der Welt gelten als Landmarken. Auch mit Interior Design und Industriedesign hat sich der Stararchitekt weltweit einen Namen gemacht. Design ist für ihn keine Insellösung, sondern ein umfassender Anspruch. Jost Burger

Sie sind Architekt. Was treibt Mitglieder Ihrer Zunft, was treibt vor allem Sie persönlich dazu, sich auch anderen Designbereichen zuzuwenden?

Mein Ziel als Designer ist eine Ästhetik, die Funktion, Form und Emotion verbindet und in ihrer Ausdruckskraft die Ausstrahlung und Atmosphäre der Architektur dynamisch und eigensinnig verstärkt. Mit neuen Formen und Materialien zu überraschen, ist ein willkommener Nebeneffekt. Qualität und Zeitlosigkeit stehen für mich aus der Perspektive eines Designers, der von der Architektur kommt, aber im Mittelpunkt. Es entsteht so die Chance, Design nicht nur als Insellösung zu verstehen, sondern als einen umfassenden Anspruch. Einzelne Elemente unseres

sucht der Kunde nach einem spezifischen Reiz, der den bloßen Gebrauch zum reinen Vergnügen macht. Das hat sehr viel mit Design zu tun, wenn Design mehr ist als reine Form. Meine Teppich-Kollektion Scale für Vorwerk ist ein gutes Beispiel, weil die technische Anforderung, den nackten Boden zu bedecken, zunächst wenig Innovation verlangt. Meine Zielsetzung reicht aber weiter. Es geht mir nicht um das schöne Einzelobjekt, sondern um den atmosphärisch stimmigen Raum. Das architektonische Puzzle ist viel kom-

Alltags, etwa die Blumenvase oder die Teekanne, zu gestalten, ist mir zu wenig. Mein Ziel ist es, diesen Anspruch in der gesamten Umgebung des Menschen zu realisieren. Insofern ist Design kein Styling, kein ästhetischer Mantel der Funktion. Wo konnten Sie Ihre Ideen bei einem Projekt einmal wirklich ganzheitlich verwirklichen, vom Gebäude bis zum Türknauf und der Inneneinrichtung?

Die sinnlichen Qualitäten, die ich einem Produkt gebe, wirken nicht elementar, sondern komplex. Um so wichtiger ist es für mich als Designer, alle sinnlichen Details in einer Gesamtkomposition harmonisch zu vereinen. Deswegen halte ich die Verbindung von Design, Architektur und Städtebau für so entscheidend. Die Aufgaben eines ernsthaften Gestalters reichen also auch in der anderen Dimension, im Makrobereich, noch ein Stück weiter. Deshalb habe ich auch schon ein System von Mikroarchitekturen im Stadtraum entworfen – vom Bus-Haltepunkt bis zum Kiosk. Mit eigenen Design-Objekten kann ich schon sehr viele Fragestellun-

gen erfüllen, aber natürlich noch nicht alle. Den größten Einfluss habe ich in meinen eigenen Büroräumen, aber auch in den Wohnprojekten des Typs home4, wenn die Bewohner ein Gesamtkunstwerk von mir erwarten, nicht nur ein leeres Einfamilienhaus auf der Etage. Sie haben unter anderem für Vorwerk und FSB entworfen. Welchen Anteil hat denn tatsächlich das Design am Erfolg eines Produkts?

Alle Autos können fahren, mit jedem Telefon kann man telefonieren, mit allen Kameras fotografieren ... Trotzdem

Der Kunde sucht den spezifischen Reiz, der den Gebrauch zum Vergnügen macht plexer, darum auch das Puzzle dieser Bodenkollektion. Design-Liebhaber sind oft enttäuscht, wenn sich die Wirkung des neuen Objekts in ihrer eigenen Umgebung gar nicht einstellt. Mit den Elementen von Scale und Freescale kann man darum spielen und wie ein Maler mit seiner Farbpalette die eigenen „Bodenbilder“ entwerfen. Anzeige

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Gutes Design kommt aus dem Norden Norditalien war einmal. Die „Wiege des Designs“ steht nicht mehr an erster Stelle, wenn es um die Zukunft der Gestaltung geht. Heute schaut die Welt woanders hin: nach Norden.

Die Finnen mussten immer gute Ideen haben, um aus dem Nichts etwas Tolles zu machen

Anne Meyer

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s waren nicht die Designer aus Mailand oder New York, die auf den diesjährigen Designmessen Furore gemacht haben. Stattdessen war der Nachwuchs aus Nordeuropa begehrt – aus Dänemark, Finnland oder Holland. Nacho Carbonell zum Beispiel, der als „Designer of the Future“ auf der Design Miami in Basel ausstellte, hat erst kürzlich sein Studium an der Design Academy Eindhoven abgeschlossen, die in Fachkreisen als Talentschmiede schlechthin gilt. Die Akademie übt eine solche Anziehungskraft aus, dass sie schon als neues „Bauhaus“ bezeichnet wurde. Jedes Jahr findet hier die Dutch Design Week statt, die als Termin im Bewusstsein der Fachwelt fest verankert ist. Auch dass Carbonell nach dem Studium nicht in seine Heimat Spanien zurückgekehrt ist, sondern sein Studio in der holländischen 200.000-Einwohner-Stadt eingerichtet hat, verwundert kaum: Design made in Eindhoven hat eine erstklassige Reputation im Aus-

land. Immer mehr talentierte Designer aus allen Ländern lassen sich deshalb hier nieder. Der hohe Stellenwert, den holländisches Design einnimmt, hat berühmte Namen: Maarten Baas etwa, der für seine Knetmöbel berühmt ist, oder Hella Jongerius, die sich mit Gummi- und Kunststoffobjekten einen Namen gemacht hat. 2006 wurde Eindhoven zur Designstadt Europas

gewählt, und beinahe wäre die Heimat der Firma Philips auch zur nächsten Welthauptstadt des Designs gewählt worden. Seit einigen Wochen steht allerdings fest: Die Designhauptstadt 2012 liegt nicht in Holland, sondern in Finnland. Das „International Council of Societies of Industrial Design“ hat nach Turin und Seoul die finnische Hauptstadt

Helsinki zum Sieger gekürt. Auch diese Wahl überrascht in der Szene niemanden, denn die Stadt wird seit Jahrzehnten hoch gehandelt. Nicht, weil hier so spektakuläre Designobjekte wie etwa in den Niederlanden entworfen würden. In Finnland mag man es eher schlicht und alltagstauglich. Viele Designer erklären ihre Vorliebe für einfache und praktikable Formen mit der Armut, die lange Zeit im Land geherrscht hat. So mussten die Finnen immer gute Ideen haben, um aus dem Nichts etwas Tolles zu machen. Wer durch den Design District mit seinen Boutiquen, Galerien und Museen spaziert und seinen Blick über die vielen Schaufenster schweifen lässt, wird schnell feststellen: Hier gibt es Ideen im Überfluss. Anzeige

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Wirtschaft trifft Designpraxis Karoline Wahl

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esignprozesse haben zwei Seiten, die des Auftraggebers und die des Gestalters. Der gemeinsame Erfolg stellt sich häufig erst ein nach der Achterbahnfahrt durch Briefings, Präsentationen und Abstimmungsgespräche. Welchen Einfluss hat Design auf die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen? Woran erkenne ich Designqualität, die zu meiner Strategie passt? Wie formuliere ich eine Designaufgabe, und wie halte ich den Gestaltungsprozess auf Erfolgskurs? Keine leichte Übung für Manager ohne Designwissen. Ein offener Dialog ist der Schlüssel, wenn es vorangehen soll. Ihm widmet sich eine Initiative, die unabhängig von finanziellen Interessen das konstruktive Miteinander fördert: Unter dem Motto „In dialogue we trust!“ motiviert „Face to Face“ Verantwortliche in Unternehmen und deren Designpartner, Gestaltungsprojekte über fachliche und nationale Grenzen hinweg gemeinsam vorzustellen. Markenentwicklung, Kommunikationsdesign und Produktgestaltung stehen im Mittelpunkt, wenn sich einmal im Jahr Experten und Interessierte aus Deutschland und einem Partnerland zur Face to Face Konferenz in Ludwigsburg treffen. Jeweils zwanzig Minuten Zeit haben die Rednerduos, Designer mit ihren Auftraggebern, um die wesentlichen Aspekte ihrer Projekte zu umreißen. Dieser Herausforderung haben sich seit der ersten Konferenz mehr als vierhundert Redner aus zehn Nationen gestellt. Für die meisten Duos ist es nicht nur ein unvergessliches Erlebnis, die gemeinsame Arbeit zum ersten Mal außerhalb des Unternehmens gegenüber Dritten zu präsentieren. Es verlangt auch danach, Perspektiven wechseln zu können. Wem das in einem überzeugenden Bühnengespräch am besten gelingt, wird vom Publikum mit dem „Face to Face Award“ für die beste Projektkommunikation belohnt. Auf der Konferenz „Face to Face – La France meets Deutschland“, die Mitte November stattfand, konnten die Sieger kaum unterschiedlicher sein: Unter dem Titel „Der städtische Nahverkehr als neuer Kulturraum – spektakuläre Erfahrungen in der Pariser Metro“ präsentierten Yo Kaminagai, Direktor Design- und Kulturprojekte der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP, und der Designer Laurent Ungerer, wie sich aus unterirdischen Bahnhö-

fen völlig neue Welten schaffen lassen. Über Nacht, in den wenigen Stunden der Stille auf den sonst so belebten Trassen, arbeiteten Scharen von Gestaltern daran, bekannte Stationen in prähistorische Lebensräume von Sauriern oder altägyptische Königshäuser zu verwandeln. Martin Grothmaak vom Stuttgarter Designstudio Projekttriangle erörterte mit seinem Auftraggeber Holzmedia, wie es zu dem in seiner Gestaltung und Verarbeitung wegweisenden Möbelkatalog „Simpli-

sam auf dem Podium stehen. Das Partnerland wechselt jährlich. Auf Groß­britannien folgten die Niederlande, Spanien, Italien, Malaysia, Österreich, Estland, Polen und Frankreich. Seit 2004 trägt der gleichnamige Förderverein die beim Design Center Stuttgart entstandene Idee.

Die Initiative „Face to Face“ sorgt für internationalen Dialog

city Lookbook 2.0“ kam, der mehrfach preisgekrönt ist. „Face to Face“ ist weltweit die einzige Designkonferenz, bei der seit 2001 Unternehmen und professionelle Gestalter stets gemein-

www.face-to-face.eu Anzeige

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Union Investment: Handshake statt Balken richtig haben wir dann das überarbeiteUnion Investment, die Fondsgesellschaft des genossenschaftlichen FinanzVerbunds, te Unternehmenslogo im Zentrum des Handshakes platziert. präsentiert sich ab Januar nächsten Aber insgesamt sieht das alles doch noch Jahres im neuen Corporate Design. ziemlich nach Union Investment aus, wie Interview mit Dr. Joachim Böhler, Leiter wir es seit Jahren kennen. Lohnt der Brand Marketing bei Union Investment, ganze Aufwand denn aus Ihrer Sicht? und Michael Rösch, Vorstand der BraunRösch: Ohne guten Grund sollte die schweiger Designagentur wirDesign, Typik eines Markenbildes ja auch nicht die den neuen Unternehmensauftritt über Bord geworfen werden. Der Maßgestaltet hat. stab muss sein: „Das Gute besser maJost Burger chen – das Schlechte weglassen.“ Böhler: Deshalb haben wir unser CorWarum bringt Union Investment gerade porate Design auch evolutionär weiterjetzt ein neues Corporate Design heraus? Böhler: Das neue Corporate Design ist entwickelt und keine Revolution angeder letzte Teil eines größeren Projekts, zettelt. Denn Vertrauen ist – gerade in mit dem wir die Marke auf den Prüf- Zeiten wie diesen – für einen Finanzstand gestellt haben, um sie zukunfts- dienstleister das wichtigste Markenfähig zu halten. Das machen wir etwa kapital. Unsere Marktforschung zeigt, alle acht Jahre so. Zuerst haben wir den dass die Marke Union Investment mit Markenkern überarbeitet, daran an- deutlich weniger Image-Blessuren durch schließend und darauf aufbauend das die Krise gekommen ist als manche andere. Da wären wir schlecht beraten Corporate Design angepasst. gewesen, wenn wir alles anders gestaltet Das heißt, das neue Corporate Design hätten. Trotzdem war eine Überarbeiverrät uns etwas über die Botschaft der tung des Erscheinungsbilds der Marke Marke Union Investment? Rösch: Das genau ist die Aufgabe von fällig. Das bisherige Logo stammt aus Corporate Design. Das neue zentrale dem Jahr 1994, es wurde 1999 lediglich Gestaltungselement, das wir für Union leicht überarbeitet. Und das Layout mit Investment entwickelt haben, besteht dem Blauen Balken ist an seine Entaus zwei ineinandergreifenden Flächen. wicklungsgrenzen gestoßen. Es zeigte Wir haben es Handshake genannt. Er deutliche Entwicklungspotenziale in symbolisiert eine der drei zentralen der Bildwahrnehmung. Markeneigenschaften von Union In- Rösch: Die Primärfarbe und die Typovestment: Partnerschaftlichkeit. Folge- grafie haben wir deshalb unverändert

gelassen, wie auch fast vollständig die Wortmarke. Lediglich der bisher eckige i-Punkt der Union Investment-Hausschrift Frutiger musste einem leicht ovalen Punkt Platz machen. Er greift den Punkt aus der Bildmarke auf. Böhler: Insgesamt ist nicht nur das neue Logo, sondern der gesamte Auftritt deutlich frischer. Die Marke stellt damit auch in der äußeren Anmutung jene

Warum jetzt?

Böhler: Offen gesagt: Eigentlich sollte das neue Corporate Design bereits im Spätsommer 2008 das Licht der Welt erblicken. Doch wir sahen eine Umstellung mitten in der sich verdichtenden

Corporate Design muss unkompliziert und schnell erfassbar sein

Michael Rösch Vorstand Designagentur wirDesign

Dr. Joachim Böhler Leiter Brand und Marketing Union Investment

Zukunftsfähigkeit unter Beweis, für die wir inhaltlich stehen. Man gewinnt den Eindruck, dass der Trend im Corporate Design zu einfachen, klaren Formen in der Gestaltung geht. Sehen Sie das auch so?

Rösch: Absolut. In einer Welt, die von Informationen geradezu überflutet wird, sollte ein Corporate Design eine einzigartige Typik aufweisen. Es muss unkompliziert und schnell erfassbar sein. Noch einmal zurück zur Eingangsfrage:

Finanzkrise für einen Asset Manager definitiv als das falsche Signal. Rösch: Wir waren natürlich zunächst von diesem Aufschub etwas betroffen. Aber da wir das Gestaltungskonzept langfristig angelegt haben, wird es trotzdem eine lange Zukunft haben. Viele der Variationsmöglichkeiten, die der Handshake bietet, haben wir noch gar nicht umgesetzt und das Corporate Design bleibt auch in einigen Jahren noch spannend. Lassen Sie sich überraschen.

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Die Konstruktion und technische Umsetzung der LED-Lichtringe lag bei Nimbus

Licht für die Zukunft Richtig glücklich sind viele Besitzer von Designlampen nicht: Die wenigsten der teuren Stücke sind auf die neuen Energiesparlampen eingerichtet. Doch neue Techniken bedeuten immer auch neue Chancen. Und wer weiß, ob wir in der Zukunft nicht sowieso nur noch von Leuchttapeten umgeben sind.

E Anne Meyer

Die Zukunft des Lichtdesigns Oskar Reinhold

LEDs werden die Welt retten, glaubt man der Stuttgarter Nimbus Group. Sie entwickelt erfolgreich Leuchtenprogramme fürs Heim und fürs Büro, die auf LED-Technik beruhen.

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laubt man den Leserbriefspalten deutscher Zeitungen und Magazine, die sich zum Glühlampenverbot äußern, so steht uns der baldige kulturelle Niedergang bevor. Ist doch designmäßig gesehen die Welt der Leuchten und Lampen kaum auf die neuen Energiesparleuchtmittel eingerichtet. Und dann sei das Licht ja so kalt! Droht nun also der Beleuchtungs-GAU?

Mit LEDs lassen sich Ökonomie, Ökologie und ästhetische Ansprüche vereinen Einer, den diese Diskussion wenig stört, ist Dietrich Brennenstuhl. Er ist Geschäftsführer der Stuttgarter Nimbus Group, die seit mehr als 20 Jahren anspruchsvolle Objekte für den Wohnbereich gestaltet. Unter der Marke Nimbus bietet Nimbus ein umfangreiches Programm an Serienleuchten an. Der Clou – in ihnen leuchten LEDs. Und für Brennenstuhl sind sie die Zukunft des Lichtdesigns. Moderne LEDs begegnen uns schon länger überall im Alltag. Kaum noch eine Taschenlampe, in der ein konventionelles Glühbirnchen Strom frisst. Die Rückleuchten moderner Autos sind mit den leuchtstarken Zwergen ebenso ausgestattet wie die schicker Citybikes, und auch den Weg zur Haustür beleuchten sie – möglichst in Kombination mit einem solargespeisten Akku. Denn das Schöne ist: Moderne LEDs sind sehr effizient, das heißt, sie liefern viel Licht und brauchen wenig Strom.

Diese Tatsache betont man auch bei Nimbus. Den LEDs gehöre die Zukunft. Denn mit ihrer Hilfe könne noch mehr Strom gespart werden als mit den sogenannten Energiesparlampen – vor allem, wenn sie mit intelligenter Elektronik kombiniert werde, wie das bei den Nimbusleuchten der Fall ist. Die sorgt zum Beispiel dafür, dass die Leuchtleistung heruntergeregelt wird, wenn keiner in der Nähe ist oder das Tageslicht genug Helligkeit hergibt. Aber das Licht! Die Behaglichkeit! Die Stimmung! Brennenstuhl beruhigt: Man habe bewiesen, dass LEDs in der Lage sind, konventionelle Leuchtmittel zu ersetzen. Und meint damit ausdrücklich auch die Lichtfarbe. Der gelblich-rötliche Schein, an den sich die Menschen seit Erfindung der Glühbirne gewöhnt haben, lasse sich problemlos auch mit LEDs reproduzieren. So müssen das auch Behnisch Architekten aus Stuttgart gesehen haben. Sie zeichnen verantwortlich für die nagelneue Firmenzentrale von Unilever in der Hamburger Hafencity. Die Arbeitsplätze von fast 1.200 Mitarbeitern und ein großzügiges, offenes Gebäude wollen mit Licht versorgt werden. Das klappt – und zwar ausschließlich mit LEDs. Die Lichttechnik kommt komplett von Nimbus. Für Brennenstuhl ist das Unilever-Gebäude der letzte Beweis, dass sich mit LEDs alle Anforderungen ans Lichtdesign erfüllen lassen. Und an die Nachhaltigkeit. Der Hamburger UnileverBau ist weltweit das größte Gebäude, das ausschließlich mit LEDs beleuchtet wird und so erheblich an Stromkosten spart. Mit ein Grund dafür, dass Behnisch Architekten den BEX 2009 International Award für die nachhaltige Bauweise erhielt. Und vielleicht auch der Beweis, dass sich Ökonomie tatsächlich mit Ökologie vereinen lässt. Und mit ästhetischen Ansprüchen, natürlich.

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in paar Jahre noch, dann wird die Glühbirne aus unserem Alltag verschwunden sein. Mehr als hundert Jahre erleuchtete sie unsere Häuser und Straßen, verkörperte Modernität und Fortschritt, doch nun wird sie per EU-Gesetz verboten: Sie verbraucht zu viel Energie. In die Zukunft werden

uns Energiesparlampen und LEDs leuchten – moderne Lichtquellen, die mit dem, was wir heute unter einer Lampe verstehen, nicht mehr viel gemein haben werden. Herkömmliche Energiesparlampen spenden ein völlig anderes Licht, das kälter erscheint als das gemütliche, kerzenartige Licht der Glühbirne. Auch dimmen kann man sie in der Regel nicht, und weil sie oft ziemlich lang sind, muss man sich unter Umständen zum Leuchtkörper gleich einen neuen Schirm dazukaufen. Doch die Lichtdesigner arbeiten schon an Lösungen: Viele Firmen bieten mittlerweile mit goldener Farbe überzogene Lampen an, die es mit dem Wärmegrad der Glühbirne aufnehmen können. Und der Designer Steffen Kehrle schafft es mit einem eleganten Trick, auch Energiesparlampen zu dimmen. Sein Leuchtquader „Eraser“ lässt sich stufenlos aus einem abschirmenden Aluminiumkörper schieben. Die Leuchte wird so selbst zu einem großen Dimmer und lässt immer gerade soviel Licht frei wie eben gewünscht – von der dezent illuminierenden Fläche bis zum raumerhellenden Leuchtkorpus.

Viele Designer sind allerdings überzeugt, dass die Zukunft der LED gehört, der so genannten Licht-emittierenden Diode. Auch sie verbraucht weniger Energie, erzeugt weniger Wärme und hält bis zu fünfzig Mal länger als die Glühbirne. Der Designer Konstantin Grcic hält Energiesparlampen für ein Übergangsmodell: „Auf lange Sicht werden die LEDs unseren Alltag bestimmen.“ LEDs sind im Grunde nichts anderes als leuchtende Stromleitungen. Dieses Funktionsprinzip ermöglicht ein völlig neuartiges Design. Zwar bringen viele Hersteller seit 2007 LED-Lampen für die üblichen Glühlampensockel auf den Markt. Eine LED-Lampe kann aber ganz anders eingesetzt werden, sie braucht nämlich keinen licht-

lenkenden Schirm. Ihr Licht lässt sich mit winzigen Linsen steuern; die Lampe kann Dinge wie aus dem Nichts in Licht tauchen. Anders die organischen LEDs. OLEDs sind Flächenstrahler, die ein warmes, diffuses Licht abgeben. Osram und Philips produzieren kleine Pilotserien, und auch andere Firmen experimentieren mit OLEDs: Als Basisbeleuchtung bieten sie etwa quadratische Deckenleuchten an, dazu Wandauf bauleuchten mit schwenkbarem Leuchtenkopf, die Lichtakzente setzen. Bodennahe Leuchten fürs Treppenhaus dienen auch nachts als Wegweiser: Durch den geringen Energieverbrauch können sie auch zur Schlafenszeit leuchten. Noch sind die OLEDs relativ klein, doch in Zukunft könnten ganze Wohnzimmerwände leuchten und LED-Lampen produziert werden wie Tapeten. Ganze Wände, Zimmerdecken und Böden könnte man mit LEDs überziehen, mit Punkten oder Flächen, und so den Eindruck eines Sternenhimmels oder vorbeiziehender Wolken erwecken. Glühbirne – was war das noch mal?

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Der Schweizer Landschaftsgärtner Enzo Enea gehört zu den weltweit erfolgreichsten Gartenarchitekten.

Er macht aus Gärten stimmige, erweiterte Lebensräume Mona Simon

Was bedeuten Ihnen Gärten?

Für mich ist der Garten ein erweiterter Lebensraum und keine reine Ansammlung von Pflanzen. Die Außenflächen sollen einen Mehrwert zum Haus darstellen – nicht primär zum Bearbeiten, sondern als Qualität zum Leben. Entsprechend sollte sich auch der pflegerische Aufwand im Rahmen halten. Wie sieht Ihre persönliche Handschrift aus?

Ich integriere mich in das, was ich bearbeite. Das sieht man an den klaren Proportionen und der starken Bezogenheit auf das Terrain. Einen Japanischen Garten im Appenzeller Land wird es mit mir nicht geben. Wo sehen Sie Trends in der Gartengestaltung?

Für mich gibt es keine Trends. Ich muss jeden Ort in den verschiedenen Klimazonen einzeln erspüren und das Bestehende für den zu schaffenden Raum aufnehmen. Nur so kann ich arbeiten. Die entsprechende Wahl der Elemente und deren harmonische Komposition prägen dann den unverwechselbaren Stil des Gartens. Stattdessen nutzen Sie Ihren riesigen Schaupark als Laboratorium und Experimentierfläche. Was erforschen Sie hier?

Einen japanischen Garten im Appenzeller Land wird es mit mir nicht geben In einem geschlossenen Raum ist es ziemlich schwierig, sich einen luftigen Garten zu erfühlen. Deshalb habe ich eine 70.000-Quadratmeter-Fläche geschaffen, wo ich neue Formen und Texturen ausprobieren und in Proportion zum Raum setzen kann. Aber auch neue Bewässerungssysteme und Legierungen setze ich hier dem Härtetest aus. Demnächst werden Sie sich einer ganz neuartigen Schaufläche widmen?

Ich bin gerade dabei, das erste Baummuseum zu erschaffen. Hier möchte ich zeigen, was ich unter Proportion und Raum verstehe. Das wird man dann auch beim Durchgehen spüren. Noch sind wir mitten im Bau, aber schon jetzt gab es einen Architekturpreis für den Entwurf.

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Ich liebe dich, Billy! Die Demokratisierung des Designs brauchte ein bisschen länger, als es sich die Bauhaus-Gründer vorgestellt hatten. Inzwischen gilt jedoch: Design für alle macht die Welt schöner. Und ihre Anbieter zufriedener. Jost Burger

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as bedeutet denn nur dieses seltsame Wort – Designobjekt? Nicht einmal beim bekanntesten Vertreter dieser Spezies scheint das klar: Man spricht von Designer-Möbeln und meint damit vielleicht funktional oder gar schön, individuell und sogar originell, aber auch teuer und vor allem: nicht für die Masse. Doch erheben auch die Möbel eines „großen skandinavischen Möbelhauses“ den Anspruch, designt zu sein (mittlerweile arbeiten sogar internationale Stardesigner für IKEA), und stehen doch wahrhaft in Massen

überall herum, wobei sie oft ziemlich Münchner Pinakogut aussehen. der Moderne Eine gängige Definition sagt: Design thek IKEA eine eigene zeichnet sich – im Gegensatz zu handAusstellung widmete. werklichen Traditionen wie dem oberbayerischen Bauernschrankbauwesen Was viele nicht wahrgenommen – durch den bewussten Konzeptions- hatten: Einzelne IKEA-Stücke und Schaffensvorgang aus. Ah so. Fol- finden sich schon seit vielen, vielen gen wir dieser Definition – wir tun Jahren in der Sammlung. es bereitwillig – bleibt von den oben Das ist die eine Seite. Man darf geskizzierten Designbegriffen nicht viel trost davon ausgehen, dass sich Billy mehr übrig als das Neugeschaffene – oder Expedit prima neben dem origidie Kreativität. Hoher Preis und einge- nal Eames Wirechair DKR von 1951 schränkte Verfügbarkeit fallen ja offen- machen – und kaum ein Gast die Nase sichtlich weg. Die gute Nachricht also: rümpft. Die andere Seite ist: So eine Design als Ergebnis von Kreativität (die Demokratisierung holt natürlich imidealerweise zu Funktionalität, Ästhe- mer ein bisschen auch den Plebs in die tik, Qualität führt) gehört nicht mehr Kemenate des ästhetischen Empfinden Eliten. Die „Demokratisierung des dens. Die H&M-Hose mag zwar toll Designs“ ist längst da. (Endlich. Das aussehen, aber leider hat sie eine halbe Bauhaus hat das nicht geschafft: zu Million anderer 16-Jähriger auch geverbissen.) Es hat nur noch nicht jeder rade an. Die Vermassung der Indivigemerkt. Große Aufregung in diesem dualität, ein klassischer Topos in der Frühjahr, als die Neue Sammlung der Gesellschaftsbetrachtung unserer Zeit.

Die Hoffnung (um eine schö‑ ne Synthese hin zubekom‑ men): Design für alle macht das Leben schöner. Denn was ist dagegen einzuwenden, dass mittlerweile auch die Armaturen aus dem Baumarkt halbwegs erträglich anzusehen sind? Und dass Möbel Namen haben, die wie Kindergartenkumpel oder alberne Marmeladensorten klingen, kann doch nur heißen, dass es den Menschen drängt, sich mit seinen Dingen zu verbrüdern. Nähe statt der Kälte des Bauhauses. Doch Obacht: Bei aller Emotion soll es richtig gut aussehen, egal, ob es andere vielleicht auch haben. Man könnte sagen: Design für alle, das ist heutzutage wie in einer idealen Ehe. Man ist sich sehr nah. Man liebt sich gar. Aber nicht bedingungslos: Die Lockenwickler machst du vor dem Schlafengehen raus, Schätzchen! Man will sich ja schließlich gut verkaufen. Anzeige

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Massenphänomen Plagiat: Zwischen gesellschaftlicher Akzeptanz und Gefahr für Wirtschaft und Verbraucher Zweifelsohne stellt Produkt- und Markenpiraterie eine der gravierendsten Formen von Wirtschaftskriminalität im 21. Jahrhundert dar. Die Vielzahl der teils minderwertigen Plagiate und Fälschungen, die immer schneller auch westliche Märkte überschwemmen, schwächen massiv die Innovationskraft unserer Industrie und gefährden Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze. Christine Lacroix

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as einst als laienhafte Kopierversuche in HinterhofWerkstätten begann, hat sich zu einer hoch professionellen Industrie mit grenzübergreifendem Netzwerk aus Herstellung, Logistik und Vertrieb entwickelt. Betroffen sind schon lange nicht mehr nur Luxusgüter, sondern fast alle Branchen: Von Haushaltwaren, Möbeln und Sanitärprodukten über Medikamente, Lebensmittel, Kosmetika und Kinderspielzeug bis hin zu Werkzeugen und technisch komplexen Maschinen und Geräten. Gefährlich sind dabei nicht die sog. „Me too“-Produkte, die aktuellen Trends folgen, sich jedoch ausreichend vom Original differenzieren und für einen lebendigen Wettbewerb sorgen. Es geht vielmehr um plumpe 1:1-Kopien, bei denen die Nachahmer

skrupellos das Design bzw. die Technik von Produkten übernehmen, die Kopie als eigene Leistung ausgeben und auf Kosten der Original-Hersteller profitieren, die die Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Vermarktung hatten. Als Land ohne natürliche Ressourcen ist Deutschland gerade im globalen Umfeld darauf angewiesen, seinen Vorsprung im Design- und Technik-Knowhow weiter zu verteidigen und auszubauen. Leider unterschätzen westliche Unternehmen oftmals die Gefahr, dass z.B. eine Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer häufig mit einem Know-how-Transfer einhergeht.

Produkte „Made in Germany“ stehen heute für Qualität und sind weltweit renommiert. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die HerkunftsBezeichnung ursprünglich in Zeiten der Industrialisierung von den Briten eingeführt, um deutsche, minderwertige Plagiate zu kennzeichnen. Nachahmungen gab es schon immer und sie sind auch – entgegen der allgemeinen Einschätzung – kein rein asiatisches Problem. Zugegeben: Mehr als die Hälfte aller Nachahmungen, so aktuelle Zollstatistiken, werden zurzeit in Südostasien, insbesondere in China, hergestellt. Diese Tatsache spiegelt aber nur einen Ausschnitt des Problems wider. Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette vom Auftrag über die Herstellung bis hin zum Endkunden, so wird deutlich, dass diverse Groß-/ und Einzel-Händler sowie Hersteller aus aller Welt von Produkt- und Markenpiraterie profitieren, indem sie billige Plagiate und Fälschungen importieren bzw. teils sogar in Kenntnis des Originals bewusst in Auftrag geben. Und: Märkte regeln sich über Angebot und Nachfrage. Eine Studie aus 2008 von Ernst & Young hat ergeben, dass insbesondere junge Menschen – trotz Kenntnis über die teils miserablen Herstellungsbedingungen

und die Risiken und Gefahren, die mit dem Kauf von Plagiaten verbundensind – bewusst zur Fälschung greifen. Der vermeintlich günstige Preis und der Wunsch nach Statussymbolen sind oftmals ausschlaggebend. Die Studie zeigt: Plagiate sind in Europa gesellschaftsfähig! Plagiarius: Innovation vs. Imitation/////

Mit dem Negativpreis „Plagiarius“ werden jährlich Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen ausgezeichnet. Trophäe ist der schwarze Zwerg mit der goldenen Nase – als Symbol für die Gewinne, die die Produktpiraten sprichwörtlich auf Kosten Dritter erwirtschaften. Ziel ist, die Öffentlichkeit praxisnah (mit Ausstellungen, Vorträgen, Beratung, Pressearbeit) über Ausmaß, Schäden und Gefahren von Plagiaten aufzuklären und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die skrupellosen Geschäftspraktiken der Fälscher enorme Schäden in der Industrie anrichten und Betrug am bzw. Gefahr für Verbraucher darstellen. Das Museum Plagiarius in Solingen zeigt mehr als 350 Originale und Plagiate unterschiedlichster Branchen. www.plagiarius.com www.museum-plagiarius.de Anzeige

Design ist unnütz und unpraktisch! Claus Oppermann

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enken Sie an den letzten gescheiterten Versuch, möglichst elegant eine Zitrone auf dem überaus schicken Salif Juicer auszupressen, den Philippe Starck für Alessi kreiert hat.

Statt im Earl Grey landete der Saft auf der Carrara-Marmorplatte, die seitdem ein Lochmuster ziert, das auf Budapestern angebrachter wäre, und die Reinigung Ihres Vertrauens schaffte es nicht, die zwar unaufdringlichen, aber dennoch nach Aufmerksamkeit heischenden gelben Flecken aus dem Kaschmir-Seiden-Gemisch des fabelhaften Prada-Pullovers zu entfernen. Dennoch können wir nicht umhin, Design zu lieben! Wieso, fragen Sie? Wir lieben Design, weil es das Leben aufregend werden lässt. Ein rasantes Mercedes-Coupé, das um die Kurve biegt, reißt sie aus Ihren Tagträumen, lockt sie mit seinen eigenen Kurven

und verspricht ein heißes und schnelles, folgenloses Abenteuer. Solange Sie Kauflust nicht als folgenschwer betrachten. Ebenso lieben wir es, weil es das Leben schöner werden lässt. Design ist und macht sexy. Ein atemberaubendes Kleid, alle Sinne benebelnde Schuhe, und eine Frau ist nicht mehr eine Frau, sondern all das, was sie je zu sein wagt. Design gibt ihr die Macht eine Göttin zu sein. Und im richtigen Moment einfach nur sie selbst. Wir lieben es auch, weil es das Leben einfacher macht. Designer können stumm mehr Dinge ausdrücken als die brillantesten Redner und die Sprache des Designs lässt uns hellhörig

werden für Ideen, Unternehmen, Projekte. Vor allem aber lieben wir Design, weil es das Leben mit den kleinen lebenswerten Momenten füllt. Mit jenen Momenten, in denen wir fühlen, dass die ganze Welt mit unserer Fingerspitze auf dem Touchscreen unseres iPhones zu erreichen ist. In denen wir uns über das sensationelle Gefühl freuen, in einen Sessel zu sinken, der sich anfühlt als sei er maßgeschneidert. Und mit jenen Momenten, in denen wir zweimal hinschauen, weil wir etwas faszinierendes entdecken, etwas neues, etwas leidenschaftliches. Wir lieben Design, weil es unsere Herzen höher schlagen lässt.

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Mono concave Flammschale; ausgezeichnet mit dem red dot Design Award 2005, DesignPlus 2005 (Messe Frankfurt), ADEX Award for Design Excellence, Stahl Innovationspreis 2006, und 2006 nominiert für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland. Direkt bestellen unter www.mono.de

GLÜHWÜRMCHEN ALARM® Reinweißer Schuko-Winkelstecker mit rot transparentem Deckel und Textilschirm, rot gerafft; Stiletto design Vertrieb. www.stiletto.de

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livecookintable® Mit dem livecookintable® macht das Kochen noch mehr Freude. Vorbei sind die Zeiten aller Küchenhektik: Der erste Koch-Ess-Tisch mit frei einhängbarem Induktionskochfeld. livecookintable® bringt Menschen zusammen. www.livecookintable.de

Design trifft Kunst Barbara Mungenast, Ohne Titel, 2009. www.galeriesenn.at

Landscape Außergewöhnliche Porzellanserie von Designerin Patricia Urquiola für Rosenthal. www.rosenthal.de

Teppich „Koi“, No. 07 Der japanische Koi-Fisch liegt ihnen zu Füssen. 85% Tibetanische Wolle, 15% Seide; RUG STAR by Jürgen Dahlmanns. www.rugstar.com

Zweiteilige Bodenvase Johanna Hitzler Design, Blankenhain www.johannahitzler-porzellan.de

Block Cabinet Schrank aus Aluminium und Holz von Schiffswracks; Logan Komorowski für myfab Deutschland. www.myfab.de

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