Erfolgreich handeln mit Optionen

Erfolgreich handeln mit Optionen INHALT 01 — GRUNDLAGEN VON OPTIONEN 02 — GRIECHEN Delta Gamma Vega Theta 03 — VOLATILITÄT Historische Volati...
Author: Heiko Richter
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Erfolgreich handeln mit Optionen

INHALT

01 — GRUNDLAGEN VON OPTIONEN 02 — GRIECHEN

Delta Gamma Vega Theta

03 — VOLATILITÄT

Historische Volatilität Implizite Volatilität Volatility Skew Laufzeitstruktur

04 — OPTIONSSTRATEGIEN

Covered Call Protective Put Vertical Spread Butterfly Iron Condor Straddle Strangle Übersicht Strategien

05 — OPTIONEN ÜBER LYNX HANDELN

05

13 15 19 22 25 28 30 32 36 38 40 41 44 47 52 57 62 66 68 70

03 Erfolgreich Handeln mit Optionen Einleitung

Einleitung

„Ah, schön, ich habe gehört, dass Sie auch an der Börse anlegen!“ „Ich beschäftige mich vor allem mit Optionen.“ „Ui, Optionen, ok, hmmm ... gefährlich. Ich bleibe lieber bei Aktien.“

Die Beliebtheit von Optionen hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, aber die oben gezeigte Unterhaltung ist fast immer die Standardreaktion, die ein Anleger hört, wenn er erzählt, dass er mit Optionen handelt. Anleger kennen sich im Allgemeinen immer noch sehr wenig mit den Möglichkeiten von Optionen aus. Das ist schade, denn eigentlich sollte jeder Anleger zumindest die Grundlagen des Handels mit Optionen kennen. Das Hinzufügen von Optionen in den Anlagemix kann nämlich den Unterschied zwischen einem gewinnreichen oder einem verlustreichen Jahr bedeuten. Optionen bieten Anlegern viele verschiedene Möglichkeiten. Tatsächlich können Sie tolle Gewinne einfahren, aber auch ganz einfach und schnell Ihre gesamte Einlage verlieren. Mit ungedeckten geschriebenen Optionen können Sie theoretisch sogar unlimitierte Verluste erleiden. Sie können Optionen aber auch konservativ einsetzen, um mögliche Verluste aufzufangen, Gewinne zu schützen und zusätzliche Renditen für Ihre Aktien zu erreichen. Zusätzlich bieten Optionen ein Verhältnis zwischen Risiko und Rendite, das mit keiner anderen Anlage zu erreichen ist. Beachten Sie aber: Kennen Sie als Anleger die Risiken nicht, die mit diesen Instrumenten einhergehen, kann dies ernsthafte Folgen für Ihr Portfolio haben.

04 Erfolgreich Handeln mit Optionen Einleitung

In diesem Buch werden die verschiedenen Risiken, Möglichkeiten und Strategien besprochen, die für den Handel mit Optionen relevant sind. Sie lernen mehr über den großen Einfluss von Zeit und Volatilität auf die Preisbildung von Optionen und wie Sie hieraus Ihren Vorteil ziehen können. Natürlich werden auch die unverzichtbaren Griechen wie Delta, Gamma, Vega und Theta besprochen. Außerdem behandeln wir im Detail sieben Strategien, die in Bullen- wie in Bärenmärkten eine Rendite für Sie generieren können. LYNX bietet Ihnen mit diesem einzigartigen Optionsbuch die Möglichkeit, Ihre Kenntnisse zu erweitern und Ihre Anlagefähigkeiten weiter zu verbessern. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall viel Weisheit, Spaß beim Lesen und vor allem eine schöne Rendite!

05 Grundlagen von Optionen

Teil 1 Grundlagen von Optionen

„Beginn einfach, es wird von selbst kompliziert.“

Diese alte chinesische Weisheit trifft wie keine andere auf den Handel mit Optionen zu. Um die komplexe Materie des Optionshandels zu verstehen, ist es notwendig, mit den Grundlagen zu beginnen. Wenn Sie ein erfahrener Optionsanleger sind, wird Ihnen der ­Inhalt dieses Kapitels bekannt vorkommen. Wenn Sie aber weniger ­Erfahrung mit dem Handel von Optionen haben, dann ist dies eine Mustread-Lektüre, um den übrigen Teil dieses Handbuchs gut verstehen zu können. In diesem Kapitel werden die wichtigsten ­Begriffe vorgestellt, die im weiteren Verlauf häufig verwendet werden.

PUT CALL

06 Grundlagen von Optionen

Call-Optionen und Put-Optionen Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Optionen: die Call-Option und die Put-Option. Eine Call-Option gibt dem Käufer das Recht, bis zum ­Verfallsdatum der Option den Basiswert zu einem vorab b ­ estimmten Preis (dem Ausübungspreis) zu erwerben. Für dieses Recht b ­ ezahlt der Anleger eine Optionsprämie. Der Verkäufer der Call-Option ­erhält die Prämie und hat die Pflicht, bei Ausübung der Option, den ­Basiswert zum Ausübungspreis zu liefern. Bei Put-Optionen ist das ­Gegenteil der Fall. Eine gekaufte Put-Option gibt das Recht, bis zum ­Verfallsdatum der Option den Basiswert zu einem vorab bestimmten Preis zu verkaufen. Mit einer geschriebenen Put-Option können Sie vom Käufer dazu verpflichtet werden, den Basiswert zum Ausübungspreis abzunehmen. Das Verkaufen einer Option, ohne dass diese vor der Transaktion im Besitz ist, wird auch das „Schreiben einer ­Option“ genannt.

Kaufen

Schreiben

CALL

Recht zum Kauf des Basiswertes

Pflicht zur Lieferung des Basiswertes

PUT

Recht zum Verkauf des Basiswertes

Pflicht zur Abnahme des Basiswertes

Ein Anleger, der eine Call-Option besitzt, übt sein Recht zum Erwerb des Basiswertes nur dann aus, wenn der Marktpreis des Basiswertes am Verfallsdatum über dem Ausübungspreis der Option liegt. Wenn der Kurs des Basiswertes dagegen unter dem Ausübungspreis liegt, kann der Inhaber der Call-

Option den Basiswert zu einem günstigeren Kurs an der Börse kaufen. Beachten Sie hierbei: Der Inhaber der Call-Option hat das Recht, diese Option auszuüben und den Basiswert zum vereinbarten Preis zu kaufen, jedoch nicht die Pflicht. Der Verkäufer der Call-Option (“Stillhalter”) hat wiederum die Pflicht, die Aktien zu liefern, sobald der Käufer seine Option ausübt.

07 Grundlagen von Optionen

Beispiel: Call-Option Kurs > Ausübungspreis

Käufer übt die Call-Option aus

Kurs < Ausübungspreis

Käufer übt die Call-Option nicht aus

Das umgekehrte gilt für einen Anleger, der eine Put-Option gekauft hat. Liegt der Marktpreis des Basiswertes am Verfalltag unter dem Ausübungspreis, dann macht der Anleger von seinem Recht zum Verkauf der Aktien Gebrauch. Bei Ausübung hat der Stillhalter der Put-Option die Plicht, den Basiswert abzunehmen. Liegt der Kurs des Basiswertes über dem Ausübungspreis, macht der Käufer der Put-Option von seinem Recht keinen Gebrauch und verkauft den Basiswert direkt an der Börse. Denn an der Börse notiert der Basiswert zu einem höheren Kurs als dem Ausübungspreis der Put-Option.

Verkäufer ist dazu verpflichtet, dem Käufer Aktien zum Ausübungspreis zu liefern

Von der Börse werden jeden Monat neue Optionen ausgegeben. Für liquide Aktien sind standardmäßig Optionen mit einer Laufzeit von 1, 2, 3, 6 und 12 Monaten verfügbar. An der Eurex finden Sie auch Optionen mit kürzerer Laufzeit, wozu auch die wöchentlichen Optionen auf den DAX oder andere Indizes gehören. Dabei können sich die Kontraktgrößen und Ausübungspreisintervalle deutlich unterscheiden. Zusätzlich zu den Optionen mit kurzer Laufzeit bietet die Eurex auch Optionen mit langer Laufzeit an. Optionen mit einer Laufzeit von mitunter bis zu 10 Jahren stehen zur Verfügung. Die Eurex verfügt damit über ein breites Angebot an Optionen.

Beispiel: Put-Option Der Put wird ausgeübt, wenn Kurs




Ausübungspreis ist

08 Grundlagen von Optionen

Notierung einer Option Dies ist der

Dies ist das Verfallsdatum

zugrunde­liegende Basiswert

der Option.

der Option.

xyz

call

18. Dezember 2015

Dies ist die Art der Option.

50€

Dies ist der Ausübungspreis der Option.

Es gibt grundsätzlich zwei

Zu diesem Preis kann der Basiswert vom Inhaber

Arten: die Call-Option und die

der Call-Option gekauft werden, wenn dieser sich

Put-Option.

dazu entschließt, die Call-Option auszuüben.

Long & Short Beim Handel mit Aktien, Optionen und Futures werden die Begriffe Long und Short häufig verwendet. In Bezug auf den Handel bedeutet eine Long-Position, dass ein Anleger auf eine Steigerung des Preises spekuliert. Wenn ein Anleger eine Short-Position eingeht, dann setzt er ­damit auf fallende Kurse des jeweiligen Produktes. Dies geschieht, sobald ein Anleger beispielsweise Aktien verkauft, die sich nicht in seinem Besitz befinden (das Shorten von Aktien), mit dem Ziel, diese Aktien später zu einem geringeren Preis zurückzukaufen. Mittels einer Long-Position wird also auf steigende Preise gesetzt und mittels einer Short-Position auf fallende Preise. In der Welt von Optionen erhalten die Begriffe Long und Short eine zusätzliche Dimension. Wenn ein Anleger Long Call-Optionen in seinem Portfolio hat, bedeutet das, dass er diese Call-Optionen gekauft hat. Das gleiche gilt für Long Put-Optionen, obwohl mit gekauften Put-Optionen indirekt auf ein Fallen des zugrunde liegenden Wertes spekuliert wird. Für Short Call- und Put-Optionen gilt das

Gegenteil. Wenn ein Anleger Short Call-Optionen in seinem Portfolio hat, dann wurden diese Optionen geschrieben, d.h. sie wurden verkauft, ohne dass man sie vorher besessen hat. Hat ein Anleger Short Put-Optionen in seinem Portfolio, dann sind Put-Optionen geschrieben worden, womit indirekt auf eine Preissteigerung des zugrunde liegenden Wertes spekuliert wird.

09 Grundlagen von Optionen

Art

AktioN

Begriff

Setzt auf

CALL

gekauft

Long Call

Steigende Preise

CALL

verkauft

Short Call

Sinkende Preise

PUT

gekauft

Long Put

Sinkende Preise

PUT

verkauft

Short Put

Steigende Preise

Amerikanischer oder europäischer Stil Auf den Finanzmärkten werden verschiedene Arten von Optionen gehandelt. Auf den normalen Derivatemärkten sind die häufigsten Optionsarten der amerikanische Stil oder der europäische Stil. Zwischen den beiden Arten von Optionen gibt es einen wichtigen Unterschied, der den Zeitpunkt der Rechtewahrnehmung regelt. Europäische Optionen können ausschließlich am Verfallstag ausgeübt werden und niemals vorher.

EARLY EXERCISE

Amerikanisch

ja

Europäisch

nein

Bei Optionen mit amerikanischem Stil ist es möglich, die Option zu jedem Zeitpunkt auszuüben, also auch bereits vor dem Verfallsdatum. Das heißt, der Inhaber der Call- oder Put-Option kann sein Recht jederzeit ausüben und damit vorzeitig den Basiswert einfordern oder liefern.

Wussten Sie ...? Der Name amerikanischer Stil oder europäischer Stil lässt vermuten, dass beide Teile der Erde ihre eigenen Optionsarten anbieten. Das ist jedoch nicht der Fall. Bei den meisten Aktienoptionen, die an der Eurex gehandelt werden, handelt es sich um Optionen des amerikanischen Stils. Das heißt, die Optionen können zu jedem Zeitpunkt – auch vor Verfallsdatum – ausgeübt werden. Optionen auf

den DAX-Index sind aber vom europäischen Stil. Sie können daher nicht vor Laufzeitende ausgeübt werden. Außerdem haben diese Optionen eine weitere wichtige Eigenschaft: Die Abwicklung der Indexoptionen findet in Cash statt. Dabei wird der innere Wert mit dem Multiplikator verrechnet und dem Trader gutgeschrieben. Bei Short-Positionen wird dieser Wert dem Trader belastet.

10 Grundlagen von Optionen

Black & Scholes Im Jahr 1973 veröffentlichten Fischer Black und Myron Scholes eine wissenschaftliche Abhandlung, worin zum ersten Mal ein m ­ athematisches Modell für die Preisgestaltung von Optionen des ­europäischen Stils besprochen wird. Seit dieser Zeit hat der Optionshandel weltweit an Bedeutung gewonnen. Das sogenannte Black-Scholes Optionsmodell wurde ständig weiterentwickelt und wird ­mittlerweile in verschiedenen Varianten verwendet. Mit dem Übergang vom Parketthandel zum elektronischen Handel kam auch die ­Automatisierung der ­Preisberechnung durch Computer. Während die Maket Maker die Kurse vor einigen Jahrzehnten noch von Hand berechneten, haben Computer diesen Teil des Handels mittlerweile ­vollständig übernommen.

Theoretischer Preis der Call-Option

= pN(d1) – se-rt N(d2) p

mit d 1 =

v2

) + (r + — ) t ln (— s 2 v

d 2 = d 1 – v

t t

p = Preis des Basiswertes s = Ausübungspreis t = Laufzeit bis zum Verfall r = Rendite v = Implizite Volatilität N = Verteilungsfunktion der Standard normalverteilung

In der Veröffentlichung ‘The Pricing of Options and Corporate Liabilities’ von Fischer Black und Myron Scholes wird die Black-Scholes Gleichung besprochen, mit der die Preisentwicklung einer Option über einen Zeitraum geschätzt werden kann. Als Optionsanleger müssen Sie diese Formel nicht auswendig kennen oder selbst Berechnungen damit durchführen. Für Market Maker werden die Bidund Ask-Preise von Optionen nämlich automatisch auf Basis dieser Formel (oder einer Variante davon) durch Computer berechnet.

Die Formel für die Berechnung des theoretischen Optionspreises lautet wie links dargestellt.

11 Grundlagen von Optionen

Exercise & Assignment Die beiden relevanten Begriffe, die sich auf die Abwicklung von Optionen beziehen, sind Exercise und Assignment (Ausübung und Zuteilung). Ein Optionsanleger, der das Recht einer sich in seinem Depot befindlichen Call-Option wahrnehmen möchte, führt ein Exercise durch. Die Call-Option wird ausgeübt und es findet eine Einbuchung des Basiswertes zum Ausübungspreis statt.

Der Optionsanleger bezahlt den Ausübungspreis an den Vertragspartner, der den Basiswert liefert. Dieser Vertragspartner, der Schreiber der CallOption, erhält ein Assignment und liefert die Aktien an den Ausüber der Call-Option. Dieser Prozess erfolgt auf Zufallsbasis. Die Partei, von der Sie die Call-Option zunächst gekauft haben, muss also nicht zwangsläufig auch die liefernde Partei sein.

Open Interest Im Gegensatz zu Aktien, bei denen die Anzahl der am Markt befindlichen Stücke feststeht, gibt es bei Optionen kein Maximum an ausstehenden Kontrakten für einen zugrundeliegenden Wert. Die Anzahl der Optionskontrakte hängt einfach von Angebot und Nachfrage am Markt ab. Für eine Optionsserie wird die Gesamtzahl aller ausstehenden, also nicht ausgeübten oder geschlossenen, Kontrakte Open Interest genannt. Gibt es zum Beispiel in einer Optionsserie nur zwei Parteien, nämlich Inhaber und Stillhalter eines einzigen Optionskontraktes, dann beträgt Open Interest gleich Eins. Nach dem Öffnen einer neuen Optionsposition nimmt das Open Interest um die Anzahl der gehandelten Optionen zu.

Wenn die Position später geschlossen wird, dann nimmt das Open Interest wieder um die Anzahl der geschlossenen Kontrakte ab. Anhand des Open Interest wird sichtbar, ob in einer bestimmten Optionsserie viele Optionskontrakte ausstehen. Dies wird täglich angepasst. Ein großes Open Interest bedeutet, dass marktseitig ein großes Interesse an der betreffenden Optionsserie besteht. Die Optionsserien mit dem größten Open Interest sind in der Regel auch die Optionen, die am liquidesten sind. Dies sagt übrigens wenig über die zukünftige Kursentwicklung für einen Basiswert aus. Denn jedem Käufer einer Option steht immer auch ein Verkäufer gegenüber.

Hexensabbat Alle drei Monate findet an den Finanzmärkten das Phänomen Hexensabbat statt. Am dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember laufen sowohl die Indexfutures, Indexoptionen als auch Aktienoptionen gleichzeitig ab. Dies geschieht regelmäßig zusammen mit heftigen Kursschwankungen in den letzten Stunden des

Handels, wobei das Handelsvolumen um etliche Prozent höher liegt als an einem normalen Freitag. Es kann in derartigen Momenten aussehen, als wären die Kurse verhext. Diesem Ereignis verdankt das Phänomen Hexensabbat seinen Namen.

12 Grundlagen von Optionen

Moneyness Der Begriff Moneyness bezieht sich auf das Verhältnis zwischen dem Ausübungspreis der Option und dem Kurs des Basiswertes. Wenn der Ausübungspreis einer Call-Option unter dem aktuellen Kurs liegt, dann ist die Option im Geld. Eine Put-Option ist im Geld, wenn der Ausübungspreis über dem aktuellen Kurs liegt. Die Prämie von Optionen im Geld setzt sich aus dem inneren Wert und dem Zeitwert zusammen.

Art

Eine Option (Call oder Put), deren Ausübungspreis dem Kurs des Basiswertes entspricht, ist am Geld. Bei einer am Geld liegenden Option enthält die Prämie keinen inneren Wert und besteht vollständig aus dem Zeitwert. Bei einer Call-Option, deren Ausübungspreis über dem aktuellen Kurs liegt, spricht man von einer aus dem Geld liegenden Option. Eine Put-Option ist aus dem Geld, wenn der Ausübungspreis unter dem aktuellen Kurs liegt. Auch die Prämie von aus dem Geld liegenden Optionen ist vollständig aus dem Zeitwert aufgebaut.

Im Geld

Am Geld

Aus dem Geld

CALL

Kurs > Ausübungspreis

Kurs = Ausübungspreis

Kurs < Ausübungspreis

PUT

Kurs < Ausübungspreis

Kurs = Ausübungspreis

Kurs > Ausübungspreis

Kurs Aktie XYZ . . . . . 27,- EUR Prämie Call Option . . . . . 3,- EUR

Ausübungspreis Call Option . . . . . . . . 25,- EUR

1,- EUR 2,- EUR



t Zeitwer Wert Innerer

13 DIE GRIECHEN

Teil 2 OptionsGriechen Optionspreise ändern sich ständig. Auch wenn der Schlusspreis e ­ iner Aktie am Tag unverändert ist, können die Optionen für ­diese Aktie trotzdem im Wert gestiegen oder gesunken sein. Für den ­weniger ­erfahrenen Optionsanleger kann dies möglicherweise Fragen a ­ ufwerfen: „Wie ist es möglich, dass eine Option im Wert sinkt, wenn der Preis der Aktie gleich geblieben ist?“ Die Griechen können eine Schätzung für dieses Phänomen liefern. Die Griechen geben Anlegern Einsicht in die Preisgestaltung von Optionen. Dies ist sowohl bei einer Kursveränderung des Basiswertes, dem Verstreichen von Zeit als auch bei einer Zu- oder Abnahme der impliziten Volatilität möglich. In diesem Kapitel werden die vier­ Griechen, die für den Optionsanleger zum Verständnis der Optionstheorie wichtig sind, besprochen. Das sind:

Delta

Gamma

Vega

THETA

14 Delta die Griechen

DELTA Unter den Griechen ist Delta die wichtigste Kennzahl. Es gibt zwei Möglichkeiten, Delta zu definieren: 1. Die Preisänderung einer Option im Verhältnis zu einer Preisänderung des Basiswertes 2. Die Anzahl an Aktien, die einer Optionsposition entsprechen Zwei augenscheinlich verschiedene Definitionen. Wir werden ­diese ­Definitionen und die Rolle, die sie für einen Optionsanleger beim T ­ reffen der für ihn richtigen Investitionsentscheidung spielen, weiter ­unten nacheinander durchgehen.

Definition 1 Die Preisänderung einer Option im Verhältnis zu einer Preisänderung des Basiswertes Diese erste Definition bezieht sich auf die Wert­ veränderung der Option bei einer Bewegung im Preis des Basiswertes. Bei einer Bewegung im Preis des Basiswertes wird standardmäßig von einem Anstieg oder Absinken des Preises um 1 Einheit (z. B. € 1) ausgegangen. Der Anleger, der auf die Steigerung einer Aktie spekuliert, kann statt einer Aktie auch eine Call-Option kaufen. Wenn die Aktie dann um € 1 steigt, erwartet der Anleger, dass die gekaufte Call-Option im Wert steigt. Jedoch wirkt sich ein Preisanstieg in der Aktie nicht unbedingt 1:1 auf den Optionspreis aus. Delta gibt an, wie stark diese Auswirkung tatsächlich ist – davon ausgehend, dass alle anderen Preisfaktoren unverändert bleiben.

Das Delta einer Option wird als Dezimalzahl angegeben und kann nur Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Wenn eine Option ein Delta von 0,60 hat, dann wirkt sich die Wertveränderung der Aktie zu 60% auf den Optionspreis aus. Da Call-Optionen eine positive Korrelation zum Preis des Basiswertes haben (wenn der Preis des Basiswertes steigt, steigt auch der Wert der Call-Option), ist das Delta von Call-Optionen positiv. Für Put-Option gilt das Gegenteil. Da die Korrelation von Put-Optionen zum Preis des Basiswertes negativ ist (wenn der Preis des Basiswertes steigt, sinkt der Wert der PutOption), haben Put-Optionen ein negatives Delta.

15 Delta die Griechen

Ein Beispiel zur Illustration: Die Aktie Deutsche Post notiert bei € 25. Eine Call-Option mit einem Delta von 0,60 notiert bei € 1.

Lassen wir in diesem Beispiel die übrigen Griechen außer Acht, dann nimmt der Wert der Call-Option um € 0,60 zu, wenn die Aktie Deutsche Post um € 1 von € 25 auf € 26 steigt. Der Wert dieser Call-Option beträgt nach der Steigung ca. € 1,60.

26 25 Zeit

Prämie Call-Option € 1

Delta 0,60

Prämie Call-Option € 1,60

Im Fall, dass der Wert der Aktie Deutsche Post um € 1 sinkt, von € 25 auf € 24, nimmt der Wert der Call-Option um ca. € 0,60 ab. Die Call-Option kostet demnach nur noch € 0,40.

25 24 Zeit

Prämie Call-Option € 1

Delta 0,60

Prämie Call-Option € 0,40

Bei Put-Optionen ist das Delta negativ. In dem Beispiel, in dem die Deutsche Post bei € 25 notiert, hat die Put-Option ein Delta von -0,40 und die Optionsprämie beträgt € 0,70.

Wenn der Aktienpreis der Deutschen Post um € 1 sinkt, von € 25 auf € 24, nimmt der Wert der Put-Option um € 0,40 auf € 1,10 zu.

25 24 Zeit

Prämie Put-Option € 0,70

Delta -0,40

Prämie Put-Option € 1,10

Steigt der Aktienpreis der Deutschen Post um € 1 von € 25 auf € 26, dann nimmt der Wert der Put-Option ab und beträgt nach der Steigung des Aktienkurses € 0,30.

26 25 Zeit

Prämie Put-Option € 0,70

Delta -0,40

Prämie Put-Option € 0,30

16 Delta die Griechen

Definition 2 Die Anzahl an Aktien, die einer Optionsposition entsprechen Die zweite Definition von Delta wird verwendet, um das Delta aller im Depot befindlichen Optionen oder die Anzahl der Aktien, die in einer Optionsposition indirekt vertreten sind, anzugeben. Ein Optionsan­ leger, der zum Beispiel 10 Call-Optionen Deutsche Post mit einem Delta von 0,60 besitzt, hat indirekt eine Position in Höhe von 600 (= 10 Optionen x 100 Aktien x 0,60) Aktien Deutsche Post.

Die Deltaposition hiervon ist daher „600 Deltas long“. Hat dieser Anleger zum Beispiel auch 5 PutOptionen Deutsche Post mit einem Delta von -0,40 gekauft, dann beträgt seine Gesamtposition von 15 Optionen „400 Deltas long“. Diese setzt sich zusammen aus 600 long Deltas der Call-Optionen und -200 (= 5 Optionen x 100 Aktien x -0,40) short Deltas der Put-Optionen.

Entwicklung von Delta Das Delta einer Call-Option kann sich im Laufe der Zeit enorm verändern. Dies lässt sich am einfachsten anhand eines kurzen Beispiels erläutern.

1.00 0.90 0.80 0.70

0.50 0.40 0.30 0.20 0.10

delta (30 Tage) delta (60 Tage)

11.810

11.240

10.670

10.100

9.530

8.960

8.390

7.820

0.00 7.250

delta

0.60

DAX-Stand

17 Delta die Griechen

Die Abbildung auf der vorigen Seite zeigt die Entwicklung des Deltas einer Call-Option auf den DAX-Index mit einem Ausübungspreis von 9.550 Punkten über einen Zeitraum von jeweils 30 und 60 Tagen. Hierbei zeigt die blaue Linie das aktuelle Delta (mit 60 Tagen Restlaufzeit), während die rote Linie das Delta in 30 Tagen beschreibt. Bei einem Stand des DAX-Index von 9.550 Punkten (wenn die Call-Option demnach am Geld ist), beträgt das Delta zu beiden Zeitpunkten 0,50. Wenn der DAX-Index in Richtung der 8.000 Punkte fällt, nimmt das Delta deutlich ab und beträgt fast

Die nachfolgende Tabelle zeigt das Delta einer CallOption auf die Deutsche Post mit einer Laufzeit von zwei Monaten bei einem Aktienkurs von € 25. Eine Option mit einem Ausübungspreis von € 23 hat ein Delta von 0,80, wodurch ein Anstieg des Aktienpreises der Deutschen Post um € 1 für eine Wertsteigerung der Call-Option um € 0,80 sorgt. Je höher der Ausübungspreis der Call-Option liegt (und die Option also weiter aus dem Geld ist), desto kleiner wird das Delta.

null. Steigt der DAX-Index dagegen auf 10.500 Punkte, dann nimmt das Delta zu. Es macht einen Unterschied, ob diese Steigung kurzfristig oder über 30 Tage stattfindet. Wie Sie in der Grafik sehen können, liegt die rote Linie ab einem Stand von mehr als 9.550 Punkten (wenn die Call-Option im Geld ist) höher als die blaue Linie. Hieraus lässt sich ableiten, dass das Delta einer Call-Option, die im Geld ist, größer wird, wenn das Verfallsdatum näher rückt. Fällt der DAX dagegen unter 9.550 Punkte, befindet sich die Call-Option aus dem Geld. Dann wird das Delta umso kleiner, je näher das Verfallsdatum rückt.

Ausübungspreis Delta – – 23 0,80 24 0,65 25 0,50 26 0,25 27 0,10

Eine Call-Option am Geld hat ein Delta von etwa 0,50. Eine Call-Option mit einem Ausübungspreis von € 27, die aus dem Geld ist, hat ein Delta von etwa 0,10.

18 Gamma die Griechen

GAMMA Wenn sich der Marktpreis des Basiswertes einer Option ändert, wird eine Option tiefer im Geld oder tiefer aus dem Geld liegen. Dies hat zur Folge, dass sich auch das Delta ständig ändert. Diese Veränderung des Deltas wird anhand des Griechen Gamma gemessen. Das Gamma gibt die Änderung des Wertes von Delta an, wenn sich der Preis des Basiswertes um eine Einheit verändert. Das G ­ amma ist bei Optionen am Geld am größten, da Preisänderungen des Basiswertes den größten Einfluss auf das Delta dieser Optionen haben.

Gamma

=

Veränderung des Delta bei einer Veränderung im Preis des Basiswertes

Die Funktion von Gamma Die nebenstehende Tabelle zeigt das Delta und das Gamma von fünf Put-Optionen auf den DAX mit einer Laufzeit von 30 Tagen bis zum Verfall. Können Sie anhand des Delta und des Gamma eine Einschätzung abgeben, auf welchem Niveau der DAX-Index in diesem Beispiel steht? Ein Delta von 0,5 bei Call-Optionen oder von -0,5 bei Put-Optionen zeigt an, dass eine Option am Geld ist. Betrachten wir die Put-Option mit einem Ausübungspreis von 9.900, dann sehen wir, dass diese ein Delta von -0,48 hat. Außerdem ist das Gamma dieser Put-Option auch am größten, was bedeutet, dass diese Option dem aktuellen Stand

Ausübungspreis –

Delta Gamma – –

9.700

-0,38

0,00049

9.800

-0,43

0,00051

9.900

-0,48

0,00052

10.000

-0,53

0,00051

10.100

-0,58

0,00050

des DAX-Index am nächsten kommt. Der DAXIndex notiert in diesem Beispiel in der Tat auf einem Stand von 9.892 Punkten.

19 Gamma die Griechen

Wir erklären die Funktion des Gamma anhand eines kleinen Beispiels. Das Delta einer Put-Option auf den DAX-Index mit dem Ausübungspreis von 9.900 beträgt -0,48. Wenn der DAX von 9.892 auf 9.891 Punkte fällt, verändert sich das Delta.

Hierbei wird die Funktion von Gamma deutlich. Das Gamma gibt nämlich an, was die theoretische Veränderung des Delta ist, sodass man berechnen kann, wie hoch das Delta nach einer Kursveränderung von einem Punkt ist.

Put-Option DAX

9.892 9.891 Zeit

Delta

Gamma

Delta

-0,48444

0,0005

-0,48494

Ein Sinken um einen Punkt sorgt dafür, dass sich das Delta der Put-Option 9.900 von -0,48444 auf -0,48494 verändert. Wenn der DAX-Index noch einen Punkt fällt (von 9.891 auf 9.890), dann ändert sich das Delta erneut. Es wird theoretisch um betragsmäßig approximativ 0,0005 höher liegen, bei etwa -0,48544. In der Praxis muss dies jedoch nicht exakt stimmen, da das Gamma genau wie das Delta nicht konstant ist. Eine Preisänderung im Basiswert wirkt sich auch auf den Wert des Gammas aus.

Wenn der DAX-Index von 9.891 auf 9.892 steigt, dann sinkt das Delta für eine DAX Put-Option mit einem Ausübungspreis von 9.900 Punkten betragsmäßig. Die Steigerung um einen Punkt sorgt dafür, dass sich das Delta von -0,48494 auf -0,48444 ändert. Steigt der DAX danach noch einen Punkt, dann ändert sich das Delta auf ungefähr -0,48394.

Put-Option DAX

9.892 9.891 Zeit

Delta

Gamma

Delta

-0,48444

0,0005

-0,48394

Für einen Optionsanleger ist das Gamma sehr wichtig. Bei einer gekauften Option nimmt der potenzielle Gewinn zu, wenn die stattfindende Bewegung des Basiswertes mit der eingenommenen Position übereinstimmt. Wenn Sie eine Call-Option kaufen und der Preis des Basiswertes steigt, dann nimmt bei jedem Punkt zusätzlicher Steigerung das Delta zu. Die Zunahme des Delta sorgt dafür, dass der Preis der Call-Option stärker steigt. Der Gewinn des Optionsanlegers vergrößert sich also, wenn die Entwicklung des Basiswertes in die richtige Richtung stattfindet. Andersherum nimmt,

so verrückt das auch klingen mag, der Verlust ab. Die gekaufte Call-Option wird bei einem Sinken des Basiswertes mit dem ersten Punkt absolut gesehen am meisten an Wert verlieren, da das Delta dann (bezogen auf den Verlustbereich) am größten ist. Fällt der Basiswert weiter, dann wird das Delta durch den Einfluss des Gamma kleiner. Der Verlust pro Punkt Preisabnahme des DAX-Index wird also kleiner, je tiefer der Basiswert fällt. Dieses Prinzip spricht natürlich jeden Anleger an. Wenn Sie falsch liegen, dann werden die Verluste

20 Gamma die Griechen

pro Punkt immer kleiner, während bei einer richtigen Einschätzung des Marktes der Gewinn pro Punkt größer und größer wird. Leider ist dies nicht das vollständige Bild der Situation. Gegenüber dem Gamma steht nämlich der Grieche Theta, der sich auf den Verlauf der Zeit bezieht. Diesen werden wir genauer besprechen, sodass die Wirkung der Griechen in der Summe deutlich wird.

Die Laufzeit bis zum Verfall Die Laufzeit einer Option hat einen Einfluss auf das Gamma. Je kürzer die Laufzeit bis zum Verfall ist, desto beweglicher ist das Gamma. Eine Option am Geld mit einer Laufzeit von einer Woche hat ein größeres Gamma als eine Option, die erst in drei Monaten verfällt. Wie bereits besprochen, wird das

Delta nämlich empfindlicher für Veränderungen im Basiswert, wenn das Verfallsdatum näher rückt. Dies hat zur Folge, dass auch das Gamma um das Verfallsdatum herum empfindlicher für Fluktuationen wird.

0.0006 0.0005

0.0003 0.0002 0.0001

Gamma (30 Tage) Gamma (60 Tage)

11.890

11.310

10.730

10.150

9.570

8.990

8.410

7.830

0.0000 7.250

Gamma

0.0004

DAX-Stand

21 Vega die Griechen

Die Abbildung auf der vorigen Seite zeigt die Entwicklung des Gammas einer DAX-Index CallOption 9.550 mit einer verbleibenden Laufzeit von 60 Tagen. Die blaue Linie zeigt die aktuelle Situation (60 Tage bis zum Verfall) und die rote Linie zeigt das Gamma in 30 Tagen (30 Tage bis zum Verfall). Wenn das Verfallsdatum näher rückt, wird das Gamma bei einer kürzer laufenden Option stärker fluktuieren. Die Abbildung zeigt, dass bei einem Stand des

DAX-Index von 9.550, wenn die Call-Option genau am Geld ist, das Gamma den höchsten Wert hat. Je kürzer die Laufzeit der Option, dest größer ist das Gamma. Dies wird durch die rote Linie der Call-Option angezeigt, die eine Restlaufzeit von 30 Tagen hat und teilweise über der blauen Linie der Call-Option mit einer Restlaufzeit von 60 Tagen liegt.

vega Da die Preise für Optionen anhand der erwarteten Schwankungsbreite der Preise des Basiswertes festgelegt werden, spielt Volatilität eine wichtige Rolle. Der Begriff Volatilität wird in Kapitel 3 a ­ usführlich ­besprochen. Für die Interpretation von Vega ist es nun jedoch wichtig zu verstehen, dass Volatilität sich auf die zu erwartenden Preisab­ weichungen des Basiswertes bis zum Verfallsdatum bezieht. Das Vega einer Option gibt an, in welchem Maße sich der Preis einer Option verändert, wenn die ­Volatilität schwankt. Eine Abnahme der Volatilität sorgt d ­ afür, dass es weniger Preisbewegungen des Basiswertes gibt, wodurch die Optionen billiger werden. Bei einer Zunahme der Volatilität nimmt die ­erwartete ­Beweglichkeit des Basiswertes zu und die Optionen

werden teurer. Das Vega u ­ nterscheidet sich je nach Ausübungspreis und Laufzeit einer Option. Eine Option mit kurzer Laufzeit ist weniger empfindlich für Veränderungen der Volatilität als eine Option mit langer Laufzeit. Das Vega wird standardmäßig als Dezimalzahl notiert, die sich auf eine Veränderung von einem Punkt in der impliziten Volatilität (der erwarteten Volatilität) einer Option bezieht.

Volatilität

Optionsprämie

Volatilität

Optionsprämie

22 Vega die Griechen

Vega pro Option Die nebenstehende Tabelle zeigt die Optionsprämie, Volatilität auf Jahresbasis und das Vega von Put-Optionen auf den DAX-Index mit einer Restlaufzeit von 30 Tagen an.

Ausübungspreis Optionsprämie – – 9.350 € 199,27 9.450 € 231,42 9.550 € 269,72 9.650 € 313,69 9.750 € 367,02

Volatilität Vega – – 26,8% 10,43 25,8% 10,80 24,9% 10,98 24,0% 10,93 23,4% 10,63

Die DAX-Index Put-Option 9.550 wird mit einer Volatilität von 24,9% bewertet und hat eine Prämie i.H.v. € 269,72. Wenn die Volatilität um einen Prozentpunkt zunimmt, steigt die Optionsprämie um € 10,98 auf € 280,7.

Volatilität

25,9%

24,9%

Put 9.550 Optionsprämie

€ 269,72

Vega

10,98

Put 9.550 Optionsprämie

€ 280,7

Nimmt die Volatilität ab, fällt der Wert der Option. Bei einer DAX-Index Put-Option 9.550 nimmt die Optionsprämie um approximativ € 10,98 ab, wenn die Volatilität von 24,9% auf 23,9% fällt.

Volatilität

24,9%

Put 9.550 Optionsprämie

€ 269,72

23,9% Vega

10,98

Put 9.550 Optionsprämie

€ 258,74

23 Vega die Griechen

Der Einfluss der Volatilität auf den Preis von Optionen hängt auch vom Verfallsdatum ab. Die folgende Abbildung zeigt das Vega einer DAXIndex Call-Option 9.550. Die blaue Linie gibt das Vega der Option an, die in 60 Tagen verfällt und die rote Linie ist das Vega für dieselbe Option, die in 30 Tagen verfällt. Das Vega wird größer, wenn die Call-Option eine längere Laufzeit hat. Es ist aber so,

dass Änderungen in der Volatilität bei Optionen mit kürzerer Laufzeit schneller stattfinden. Bei kürzeren Laufzeiten hat ein unerwartetes Ereignis durch die beschränkte Restlaufzeit der Option nämlich einen größeren Einfluss auf die Volatilität. Schließlich ist das Vega für Optionen am Geld am größten, wie sowohl aus der roten als auch aus der blauen Linie ersichtlich ist.

18.0 16.0 14.0 12.0

8.0 6.0 4.0 2.0

Vega (30 Tage) vega (60 Tage)

11.810

11.240

10.670

10.100

9.530

8.960

8.390

7.820

0.0 7.250

vega

10.0

DAX-Stand

24 theta die Griechen

theta Der letzte Options-Grieche, den wir besprechen und der eine bedeutende Rolle für den Optionsanleger spielt, ist das Theta. Theta bezieht sich auf den Zeitwert von Optionen. Gekaufte Optionen g ­ eben dem Optionsanleger das Recht, bis zum Ablaufdatum der Option A ­ ktien zu kaufen oder zu verkaufen. Wenn z. B. eine Call-Option, die aus dem Geld ist, gekauft wird, besteht die bezahlte Prämie ausschließlich aus dem Zeitwert (der innere Wert bei aus dem Geld ­liegenden O ­ ptionen beträgt Null). Wenn die Option am Verfallstag keinen inneren Wert hat, wird diese nicht ausgeübt und die Option verfällt wertlos. Ab dem Moment des Kaufs bis zum Verfallsdatum verfällt der Zeitwert der ­ Option anfangs langsam, aber mit der Zeit stets schneller. Theta gibt als Grieche an, in welchem Maße der Preis der Option geringer wird, wenn die Zeit bis zum Verfall um einen Tag abnimmt.

Kurzer Zeitraum bis zum Verfallsdatum

Hohes Theta

Langer Zeitraum bis zum Verfallsdatum

Niedriges Theta

25 Theta die Griechen

Zeitwert Theta gibt an, wie viel Wert die Option pro Tag verliert. Je kürzer die Laufzeit der Option, desto schneller verliert die Option ihren Wert. Bei zwei Optionen mit dem gleichen Ausübungspreis, aber verschiedenen Verfallsdaten verliert die kürzer laufende Option mehr Wert pro Tag als die länger laufende Option. Ab ungefähr einem Monat vor dem Verfall nimmt dieser Zeitwert der Option exponentiell ab. Für eine Option, die z. B. noch zwölf Monate Laufzeit hat, ist der Verlust an Wert in erster Instanz sehr begrenzt.

Laufzeit Theta – – 10 Tage

-9,27

30 Tage

-5,40

60 Tage

-3,85

120 Tage

-2,75

210 Tage

-2,01

300 Tage

-1,77

Die nebenstehende Tabelle zeigt das Theta auf Tagesbasis für eine DAX-Index Call-Option 9.550 mit einer Laufzeit, die zwischen 10 und 300 Tagen variiert. Theta und damit der Verlust an Zeitwert pro Tag ist bei der Option mit der kürzesten Laufzeit am größten. Wenn das Verfallsdatum weiter in der Zukunft liegt, nimmt Theta kleinere Werte an. Das bedeutet also, dass der Verlust an Wert pro Tag und Stück bei einer Call-Option mit einer Laufzeit von 300 Tagen weniger groß ist als bei einer CallOption, die bereits in 10 Tagen verfällt.

Theta pro Option Theta unterscheidet sich je nach Ausübungspreis von Optionen, wenn die Laufzeit gleich ist. Optionen mit einer höheren impliziten Volatilität (ein Begriff, der in Kapitel 3 genauer erläutert wird) haben ein höheres Theta. Die nebenstehende Tabelle zeigt das Theta von Put-Optionen mit dem DAX-Index als Basiswert. Die Laufzeit der Put-Optionen beträgt 10 Tage und der DAX-Index notiert auf einem Stand von 9.550 Punkten.

Ausübungspreis Optionsprämie Theta – – – 9.350

€ 97,37

-8,09

9.450

€ 135,15

-8,75

9.550

€ 181,51

-9,01

9.650

€ 236,53

-8,83

9.750

€ 299,90

-8,25

9.850

€ 370,95

-7,37

26 theta die Griechen

Für die Put-Option mit einem Ausübungspreis von 9.850 Punkten beträgt das Theta -7,37. Die Option besteht nämlich hauptsächlich aus innerem Wert (€ 300,00) und zu einem geringen Anteil aus Zeitwert (€ 70,95). Wenn ein Tag verstreicht, verliert die Option theoretisch € 7,37 an Wert. Bei einer Optionsprämie von € 370,95 ist dies ein vergleichsweise geringer Anteil. Vergleichen wir dies mit einer Put-Option 9.350, dann beträgt Theta -8,09 und der Verlust an Zeitwert ist relativ gesehen viel größer, da die Optionsprämie hier nur € 97,37 beträgt. Diese Prämie besteht außerdem vollständig aus dem Zeitwert und nimmt schnell ab, wenn der DAX-Index nicht in Richtung des Ausübungspreises sinkt. Theta ist bei der Option am Geld am größten. Der Zeitverlauf ist ein konstanter Prozess. In der Praxis verringert das Theta den Wert der Option den ganzen Tag über. Natürlich verfällt ein großer

Teil des Wertes zwischen dem Schließen und Öffnen der Märkte am folgenden Tag. Mit der Einführung von Wochenoptionen auf den DAX ist dieses Phänomen täglich zu beobachten. Diese Derivate, vor allem bei Privatanlegern beliebt, sind durch die sehr begrenzte Laufzeit der Optionen extrem empfindlich für den Verlust von Wert. Die folgende Abbildung zeigt das Bild des Theta auf Tagesbasis für eine DAX-Index Call-Option mit einem Ausübungspreis von 9.350. Die blaue Linie gibt das Theta der Option an, die in 60 Tagen verfällt und die rote Linie ist das Theta für die Option, die in 30 Tagen verfällt. Das Theta auf Tagesbasis ist für die Option mit kürzerer Laufzeit (rote Linie) etwas niedriger als das Theta der Option, die noch 60 Tage läuft (blaue Linie). In der Grafik ist also gut zu sehen, dass der Wert der Option schneller verfällt, wenn das Verfallsdatum näher rückt.

0.00 -1.00

-3.00 -4.00 -5.00

Theta (30 Tage) Theta (60 Tage)

11.810

11.240

10.670

10.100

9.530

8.960

8.390

7.820

-6.00 7.250

Theta

-2.00

DAX-Stand

27 Volatilität

Teil 3 Volatilität Der Preis von Optionen wird anhand von sechs veränderlichen Faktoren bestimmt. Das sind:

der Kurs des Basiswerts, die Laufzeit der Option, der Ausübungspreis, der risikofreie Zinssatz am Markt, die Dividende und die erwartete (implizite) Volatilität.

Der letzte Faktor, die erwartete oder implizite Volatilität ist innerhalb des Optionsmodells die unbekannte Variable, die bestimmt, auf welchen Kurs der Preis der Option festgelegt wird. Implizite Volatilität ist daher für Optionsanleger ein äußerst wichtiger Begriff.

28 Volatilität

Was verstehen wir unter Volatilität? Volatilität ist ein anderes Wort für das Maß der ­Beweglichkeit eines Aktienkurses oder des Kurses eines anderen Finanzinstruments. Bei einer stabilen Aktie, wie z. B. dem Konzern Beiersdorf AG, ist die Volatilität relativ gering. Die Kursschwankungen von Beiersdorf sind im Allgemeinen nämlich recht

­ oderat. Sehen wir uns dagegen die C m ­ ommerzbank an, dann sehen wir, dass die Aktie sich durch ­größere Kursschwankungen a ­ uszeichnet. Hieraus können wir ableiten, dass die Commerzbank eine höhere Volatilität als Beiersdorf hat, wie unten in der vereinfachten Grafik zu sehen ist.

100

14

90

12

80

10

70 60

8

50

6

40 30

4

20

2

10 0

Commerzbank AG

Die Volatilität einer Aktie oder eines Indizes wird standardmäßig als ein Prozentsatz auf Jahresbasis ausgedrückt. Bevor wir weiter auf die Praxis dieses Themas eingehen, ist es wichtig zu verstehen, wie die Wiedergabe der Volatilität in Prozentsätzen interpretiert werden muss. Für den Optionsanleger sind zwei verschiedene Arten Volatilität zu unter­ scheiden, nämlich die historische Volatilität und die implizite Volatilität. Die historische Volatilität bezieht sich auf die realisierte Bewegung in der Vergangenheit, während sich die implizite Volatilität

18.02.2016

04.02.2016

21.01.2016

07.01.2016

18.12.2015

04.12.2015

20.11.2015

06.11.2015

23.10.2015

09.10.2014

25.09.2015

11.09.2015

28.08.2015

14.08.2015

17.07.2015

31.07.2015

03.07.2014

19.06.2015

05.06.2015

21.05.2015

07.05.2015

22.04.2015

30.03.2014

08.04.2015

16.03.2015

02.03.2015

0

beiersdorf Ag

auf die erwarteten Bewegungen in der Zukunft bezieht. Wenn ein Basiswert eine implizite Volatilität von 24% besitzt, dann ist damit gemeint, dass die erwartete Schwankungsbreite auf Jahresbasis 24% beträgt. Um dies auf die Volatilität auf Tagesbasis zurückzurechnen, teilen wir diesen Prozentsatz durch 16. Die Zahl 16 ist nicht einfach aus der Luft gegriffen. Wenn Sie die Wurzel aus der Anzahl Handelstage auf Jahresbasis ziehen, nämlich 256, kommen Sie auf 16.

Historische Volatilität

realisiert

Implizite Volatilität

erwartet

29 Volatilität Historische Volatilität

In den meisten Optionsmodellen wird häufig von 252 Handelstagen ausgegangen. Um es einfacher zu machen (die Wurzel aus 252 beträgt 15,8745), wurde diese Zahl etwas nach oben angeglichen, um Probleme beim Runden zu vermeiden. Eine Volatilität von 24% auf Jahresbasis entspricht also

1,5% Volatilität auf Tagesbasis (24% geteilt durch 16). Hat ein Basiswert eine Volatilität von 48%, dann beträgt diese auf Tagesbasis 3%. Je höher die Volatilität, desto größer die Beweglichkeit. Von dieser Grundlage aus sehen wir uns die beiden Arten der Volatilität genauer an.

Historische Volatilität Die historische Volatilität bezieht sich auf die tatsächliche Bewegung von z. B. einer Aktie oder eines Index in der Vergangenheit. Dies wird anhand der Standardabweichung der täglichen Kursschwankungen auf Basis der Schlusspreise über einen Zeitraum von 30 Tagen berechnet. Die historische Volatilität gibt also an, wie die Beweglichkeit in der Vergangenheit ausgesehen hat. Die folgende Grafik zeigt den Verlauf der historischen Volatilität des DAX-Index an. Im Zeitraum von 2008

bis einschließlich 2015 waren große Schwankungen im Ausmaß der Volatilität zu beobachten. Der höchste Stand der historischen Volatilität wurde im Dezember 2008 erreicht, zum Höhepunkt der Finanzkrise. Zu dieser Zeit betrug die Volatilität auf Jahresbasis etwa 85%. Rechnen wir dies auf die Volatilität auf Tagesbasis zurück, dann kommen wir auf 4,48%. In diesem Zeitraum zeichneten sich die Märkte durch große Kursschwankungen aus, sowohl nach oben als auch nach unten.

Historische Volatilität DAX

100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 15.09.2015

25.03.2015

30.09.2014

10.04.2014

17.10.2013

02.05.2013

05.11.2012

21.05.2012

29.11.2011

14.06.2011

22.12.2010

07.07.2010

18.01.2010

28.07.2009

05.02.2009

14.08.2008

02.01.2008

0 %

30 Volatilität Historische Volatilität

In den ruhigen Zeiten, in denen die Schwankungen auf Tagesbasis begrenzt sind, sinkt die Volatilität. Unter diesen Umständen ist eine negative Korrelation zwischen der Richtung der Börse und der Volatilität sichtbar. Bei einer sinkenden Börse ist die Volatilität im allgemeinen nämlich höher als bei einer steigenden Börse. In einem Bullenmarkt finden Steigerungen langsam statt, während in einem Bärenmarkt die Bewegungen nach unten deutlich stärker sind.

Für den Optionsanleger ist die historische Volatilität nicht mehr als ein Richtwert der Kursentwicklungen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben. Die bekannte Aussage „Renditen aus der Vergangenheit bieten keine Garantie für die Zukunft“ passt sehr gut hierzu. Aber trotzdem ist es wichtig zu wissen, wie hoch die Volatilität in der Vergangenheit war, sodass auf Basis hiervon eine Schätzung der Volatilität in der Zukunft vorgenommen werden kann.

Liste mit den größten Schwankungen des DAX-Index auf Tagesbasis im Jahr 2008: – – 21. Januar

-7,43%

24. Januar

5,76%

06. Oktober

-7,34%

08. Dezember

7,36%

10. Oktober

-7,27%

24. November

9,84%

06. November

-7,08%

28. Oktober

10,69%

15. Oktober

-6,71%

13. Oktober

10,80%

Tägliche Kursausschläge DAX 15 % 10 % 5 % 0 % -5 %

13.10.2015

15.06.2015

09.02.2015

02.10.2014

04.06.2014

30.01.2014

25.09.2013

28.05.2013

23.01.2013

18.09.2012

21.05.2012

17.01.2012

16.09.2011

19.05.2011

17.01.2011

15.09.2010

18.05.2010

14.01.2010

10.09.2009

13.05.2009

08.01.2009

03.09.2008

06.05.2008

02.01.2008

-10 %

31 Volatilität Implizite Volatilität

Implizite Volatilität Die implizite Volatilität bezieht sich auf die erwartete Beweglichkeit einer Aktie oder eines Index und wird durch Nachfrage und Angebot von Optionen bestimmt. Während die historische Volatilität sich auf die Vergangenheit bezieht, gibt die implizite Volatilität die Erwartungen für die Zukunft wieder. Diese wird, genau wie die historische Volatilität, standardmäßig als ein Prozentsatz auf Jahresbasis ausgedrückt. Im Gegensatz zur historischen Volatilität verändert sich die implizite Volatilität kontinuierlich. Während des gesamten Handelstages werden die Optionspreise angepasst, weil Nachfrage und Angebot die Märkte in Bewegung setzen. Wenn z. B. eine große Nachfrage nach Put-Optionen besteht, dann nimmt die implizite Volatilität zu und damit auch die Prämie der Optionen. Marktentwicklungen, wie ökonomische Zahlen oder unerwartete Ereignisse führen zu einer konstanten Zu- oder Abnahme der impliziten Volatilität.

Eine Übereinstimmung zwischen den beiden verschiedenen Arten der Volatilität ist der Zusammenhang zwischen den Kursentwicklungen und dem Ausmaß der Volatilität. Wenn die Börsen fallen und die Unsicherheit zunimmt, führt dies in der Regel zu einer höheren impliziten Volatilität und steigenden Optionspreisen. Wenn die Börsen steigen und die Händler wenig Grund zur Sorge sehen, nimmt die implizite Volatilität ab und die Optionen werden billiger. Dies entspricht der historischen Volatilität und ist auch mit Vega verwandt, dem Options-Griechen, der sich auf die Volatilität bezieht (siehe Kapitel 2 für weitere Informationen).

Zwei Beispiele 1. Wenn ein Optionsanleger eine Put-Option aus dem Geld kauft und damit auf sinkende Preise des Basiswertes spekuliert, finden in seiner Vision zwei theoretische Entwicklungen statt. Zunächst nimmt der Preis der gekauften Put-Option bei einem Kursverfall zu, weil das negative Delta zu einem höheren Optionspreis führt. Zweitens nimmt durch ein Fallen des Preises die implizite Volatilität zu, was sich im Vega ausdrückt. Der Wert der Put-Option nimmt erneut zu. 2. Wenn ein Optionsanleger eine Call-Option aus dem Geld kauft und die Börse steigt, dann nimmt der Preis der Option zu, weil das positive Delta zu einem höheren Optionspreis führt. Aber jetzt nimmt die Volatilität ab, wodurch das Vega einen negativen Einfluss auf den Preis der Option hat. Der erfahrene Optionsanleger wird dies in der Praxis häufig festgestellt haben. Eine steigende Börse führt in so einem Fall bei einer Call-Option, die aus dem Geld ist, nicht immer zu einem steigenden Preis der Option.

32 Volatilität Implizite Volatilität

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des amerikanischen VIX-Index im Zeitraum von 2007 bis einschließlich 2015. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise Ende 2007 wurde im Oktober 2008 ein Höhepunkt von fast 80 Punkten auf Schlusskursbasis erreicht. Wird dies auf die Volatilität auf Tagesbasis umgerechnet, dann bedeutet dies eine erwartete Bewegung von 5%. Obwohl die Börsenkurse in den Monaten danach

weiter eingebrochen sind und der Tiefpunkt erst im März 2009 erreicht wurde, ging dies doch mit weniger Unsicherheit einher. In den Jahren danach fanden noch einige Aufwärtsbewegungen in der Volatilität statt. Über den gesamten Zeitraum ist das Niveau der Volatilität aber langsam wieder auf einen Stand gesunken, der mit dem vor der Krise übereinstimmt.

VIX-Index 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

VIX – der „Angstindex“ Der VIX, eingeführt im Jahr 1993, ist das Symbol des Market Volatility Index von der Chicago Board Options Exchange (CBOE), einem beliebten Gradmesser für die implizite Volatilität von Indexoptionen auf den S&P500-Index. In den Finanznachrichten wird der VIX häufig auch als „Angstindex” beschrieben, der die Markterwartungen der Volatilität über einen Zeitraum von 30 Tagen wiedergibt. Der Stand des VIX wird anhand der S&P500 Call- und Put-Optionen bestimmt, die am Geld und aus dem Geld sind.

Im Jahr 2004 begann die CBOE damit, Futures auf den VIX anzubieten und im Jahr 2006 wurde das Produktangebot um Optionen erweitert. Auf dem Börsenparkett in Chicago wird auch heute noch aktiv mit diesen auf dem VIX basierenden Derivaten gehandelt. Der Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre liegt bei einem Stand von etwa 20 Punkten. In der jüngsten Finanzkrise erreichte der VIX im Oktober 2008 einen Intraday Rekordstand von 89,53 Punkten. Wenn wir den VIX aber zum Black Monday zurückrechnen, dem Börsencrash am 19. Oktober 1987, hätte dieser damals sogar einen Stand von über 150 Punkten erreicht.

33 Volatilität Implizite Volatilität

Interpretation der impliziten Volatilität Ohne zu genau ins Detail der mathematischen Berechnungen der impliziten Volatilität zu gehen, ist es trotzdem wichtig, einige relevante Statistiken zu erklären, damit Sie die angezeigte implizite Volatilität richtig interpretieren können. Bei einer impliziten Volatilität von 16% beträgt die Volatilität auf Tagesbasis 1%. Dies basiert auf

einer Standardabweichung. Die beinhaltet, dass in 68,27% (zweimal 34,135%, weil die Bewegung sowohl positiv als auch negativ ausfallen kann) der Handelstage eine Bewegung von maximal 1% erwartet wird. Für die übrigen 31,73% der Handelstage werden größere Schwankungen erwartet. Dies kann anhand der Normalverteilung erklärt werden:

Normalverteilung 34,135 %

34,135 %

13,59 %

13,59 %

2,14 %

2,14 %

0,135 %

0,135 % –3 S

–2 S

€ 9,80 € 9,70

–1 S

0 

1 S

€ 9,90

68,27 %

€ 10,10

95,45 % 99,73 %

2 S

3 S

€ 10,20 € 10,30

34 Volatilität Implizite Volatilität

Auf Basis der Normalverteilung wird erwartet, dass an 27,18% (zweimal 13,59%) der Handelstage die Bewegung zwischen einer und zwei Standardabweichungen liegt. In diesem Beispiel bedeutet dies eine Bewegung zwischen +1% und +2% und -1% und -2%. An 4,28% (zweimal 2,14%) der Handelstage wird beim Aktienkurs eine Bewegung zwischen +2% und +3% oder -2% und -3% erwartet. Schließlich wird an 0,27% der Handelstage eine Bewegung mehr als jeweils +3% oder -3% erwartet.

Veränderungen in der Volatilität von Optionen und dem Kurs der Aktie finden ständig statt und führen zu neuen Werten und Erwartungen. Um dies zu illustrieren, gehen wir der Einfachheit halber von einem Stand des DAX-Index von 9500 Punkten aus. In der folgenden Tabelle ist zu sehen, dass mit der Zunahme der Volatilität des Index der Bereich der möglichen Schlussstände des DAX-Index am betreffenden Handelstag größer wird.

Nehmen wir als Beispiel eine Aktie, die bei € 10 notiert, wobei die am Geld liegende Call-Option eine Volatilität von 16% hat. In der Abbildung der Normalverteilung auf der vorigen Seite ist zu sehen, dass der Preis der Option mit einer erwarteten Sicherheit von etwa 99,73% so festgelegt wurde, dass der Kurs der Aktie am Ende des folgenden Handelstages zwischen € 9,70 und € 10,30 liegt.

Volatilität

8%

16%

24%

32%

DAX-Stand

9452,5 9547,5

9405 9595

9357,5 9642,5

9310 9690

Die oben stehende Tabelle in Kombination mit der Theorie in Bezug auf die Standardabweichungen gibt an, welche Bewegungen der Markt bei einer bestimmten Volatilität erwartet. So kann unter der Annahme der Normalverteilung festgestellt werden, dass bei einer impliziten Volatilität von 8% der Markt erwartet, dass an 68,2% der Handelstage die Bewegung innerhalb eines halben Prozents (8% geteilt durch 16) liegt. Bei einem DAX-Indexstand von 9500 Punkten erwartet man also, dass an ca. 2 von 3 Handelstagen der Stand des DAX zwischen 9452,5 und 9547,5 bleibt. Ein halbes Prozent von 9500 entspricht einer Bewegung von 47,5 Punkten. Im Gegensatz dazu erwartet man bei einer

Volatilität von 32% eine Bewegung auf Tagesbasis von 2% (32% geteilt durch 16). Dies stimmt überein mit einem DAX-Stand zwischen 9310 und 9690 Punkten an zwei von drei Tagen (ungefähr 68,2%). Der Unterschied zwischen den verschiedenen Volatilitätsständen ist deutlich sichtbar. Bei einer niedrigen Volatilität erwartet der Markt weniger Bewegung als bei einer hohen Volatilität. Dieser Unterschied drückt sich auch in den Preisen der Optionen aus. Es ist übrigens nicht so, dass Nostradamus auf dem Börsenparkett aktiv ist. Die implizite Volatilität basiert auf dem Konsens des Marktes und ist damit keine unfehlbare Vorhersage der zukünftigen Beweglichkeit einer Aktie.

35 Volatilität Volatility Skew

Volatility Skew Der Preis von Optionen mit der gleichen Laufzeit und einem unterschiedlichen Ausübungspreis wird nicht anhand der gleichen impliziten Volatilität festgelegt. Der Preis einer am Geld liegenden Put-Option wird im Allgemeinen anhand einer niedrigeren impliziten Volatilität festgelegt als bei einer aus dem Geld liegenden Put-Option. Dieses Phänomen, das nach dem Crash im Jahr 1987 entstanden ist, wird als Volatility Skew beschrieben. Für den Optionsanleger ist es wichtig zu verstehen, was die Folge dieses Volatility Skew beim Treffen einer Investitionsentscheidung ist. Wenn der Preis von aus dem Geld liegenden Put-Optionen gegen eine höhere implizite Volatilität festgelegt wird, dann sind diese Optionen gegenüber z. B. am Geld liegenden Put-Optionen relativ teuer. Diese Put-Optionen mit einer hohen impliziten Volatilität können mit einer Brandschutzversicherung für ein Haus verglichen werden. Das Risiko, dass ein Brand ausbricht, ist sehr gering. Aber wenn es passiert, dann ist der Schaden sehr groß. Dies gilt auch für die Anlegerwelt. Wenn die Börse fällt, wie bei einem Börsencrash, dann bieten Put-Optionen Schutz vor Verlusten Ihres Portfolios.

An den Finanzmärkten finden nur selten solch starke Abwärtsbewegungen statt. Ein Optionsanleger muss sich daher fragen, ob es attraktiv ist, genau diese Optionen zu kaufen. Wenn die Put-Optionen als Deckung für ein Portfolio gegen eine fallende Bewegung dienen, dann ist dies möglicherweise eine gute Versicherung. Werden diese Optionen aber spekulativ verwendet, dann bezahlen Sie eine hohe Optionsprämie für ein Szenario, bei dem die Chance auf eine Auszahlung begrenzt ist. Es hängt also ganz von den Anlagezielen ab. Die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt die Ausübungspreise von S&P500-Indexoptionen, die in 120 Tagen verfallen. Der Stand des S&P500Index beträgt in diesem Beispiel 1950 Punkte. Eine S&P500-Index Put-Option 1875, die 75 Punkte aus dem Geld liegt, notiert mit einer impliziten Volatilität von 21,1%. Diese Option hat eine Prämie von $ 57,71. Eine Call-Option 2025, die auch 75 Punkte aus dem Geld liegt, notiert gegen 14% Volatilität und die Prämie beträgt $ 35,53. Obwohl beide Optionen 75 Punkte aus dem Geld liegen, ist der Unterschied im Preis deutlich sichtbar.

Volatility Skew nach dem Black Monday Vor dem Black Monday, dem Tag des Börsencrashs im Oktober 1987, war noch nie die Rede von einem Volatility Skew bei Aktienoptionen. Nach diesem Ereignis wurde der Skew aber in den Preisen von Optionen deutlich sichtbar. Das Risiko einer plötzlichen, starken Abwärtsbewegung wurde von den Anlegern größer eingeschätzt als die Möglichkeit einer plötzlichen Kurssteigerung. Das führte dazu, dass aus dem Geld liegende Put-Optionen höher bepreist wurden. Anleger

kaufen aus dem Geld liegende Put-Optionen, um ihr Portfolio bei fallenden Preisen abzusichern. Damit werden die Preise dieser Puts nach oben getrieben. Denn wenn entsprechend viele Optionen gekauft werden, nimmt die Volatilität zu und damit auch die Optionsprämie. Dadurch, dass Anleger im Allgemeinen Call-Optionen auf die in ihrem Besitz befindlichen Aktien schreiben (Covered Call), ist die implizite Volatilität und damit auch die Optionsprämie dieser Call-Optionen niedriger.

36 Volatilität Volatility Skew

Volatility Skew S&P500-Indexoptionen

24 % 22 % 20 % 18 % 16 % 14 %

Implizite Volatilität –

Optionsprämie Call –

Strike

18,80%



Optionsprämie Put –

Implizite Volatilität –

$ 53,7

1925

$ 25,9

18,80%

18,60%

$ 50,2

1930

$ 27,4

18,60%

18,30%

$ 46,8

1935

$ 29,1

18,40%

18,10%

$ 43,5

1940

$ 30,8

18,20%

17,80%

$ 40,4

1945

$ 32,7

17,90%

17,60%

$ 37,3

1950

$ 34,6

17,70%

17,30%

$ 34,3

1955

$ 36,6

17,40%

17,10%

$ 31,5

1960

$ 38,8

17,20%

16,80%

$ 28,7

1965

$ 41

16,90%

16,60%

$ 26,1

1970

$ 43,5

16,70%

16,40%

$ 23,5

1975

$ 45,9

16,40%

In dem Maße, in dem die Put-Optionen weiter vom aktuellen Kurs entfernt liegen, nimmt die erwartete Volatilität zu und die Optionen werden also relativ gesehen teurer. Der Preis der Optionen wird entsprechend einer größeren Bewegung des S&P500 festgelegt. Gerade die Put-Optionen 1925 und 1930 dienen hierbei als Versicherung. Findet eine schnelle Bewegung nach unten statt,

2100

2080

2060

2040

2020

2000

1980

1960

1940

1920

1900

1880

1860

12 %

dann bieten diese Optionen ohne eine all zu große Investition Schutz. Ein Optionsanleger sollte sich sehr genau fragen, ob diese Put-Optionen auch dann attraktiv sind, wenn der Einsatz rein spekulativ ist. Bei der Besprechung von Optionsstrategien (Kapitel 4) wird genauer erklärt, wie ein Anleger dies nutzen kann.

37 Volatilität Laufzeitstruktur

Laufzeitstruktur Während der Volatility Skew den Unterschied zwischen impliziter Volatilität pro Option mit dem gleichen Verfallsdatum wiedergibt, gibt die Laufzeitstruktur den Unterschied zwischen

Volatility Skew Laufzeitstruktur

der impliziten Volatilität pro Option mit dem gleichen Ausübungspreis und unterschiedlichen Verfallsdaten wieder.

Verfallsdatum

Ausübungspreis

gleich unterschiedlich

unterschiedlich gleich

Optionen mit dem gleichen Ausübungspreis und unterschiedlichem Verfallsdatum haben eine unterschiedliche implizite Volatilität und dadurch unterschiedliche Preise. Dieser Effekt ist hauptsächlich dadurch zu erklären, wie der Markt die Bewegungen des Basiswertes aufgrund von zukünftigen Ereignissen einschätzt. So ist es üblich, dass die implizite Volatilität von Optionen zunimmt, wenn die Veröffentlichung der Quartalszahlen bevorsteht. Nachdem die Zahlen veröffentlicht wurden, nimmt die implizite Volatilität wieder ab. Bei Optionen mit kurzer Laufzeit bewegt sich die implizite Volatilität mehr als bei Optionen mit langer Laufzeit. Die Laufzeitstruktur der Volatilität gibt damit das Verhältnis zwischen der impliziten Volatilität und der Laufzeit bis zum Verfall wieder. Auf diese Art und Weise interpretieren Händler, ob bestimmte Optionskörbe günstig oder teuer sind. Es ist z. B. nicht unüblich, dass der Preis von S&P500Optionen mit Verfallsdatum im August auf Basis einer geringeren impliziten Volatilität festgelegt wird, im Gegensatz zu Optionen von September mit dem gleichen Ausübungspreis. Im August ist es im Allgemeinen ruhig auf den Märkten und es herrscht die sprichwörtliche „Sauregurkenzeit“. Etwas, das man aufgrund der Turbulenzen in China über den August 2015 übrigens nicht sagen kann.

Die nachfolgende Tabelle gibt die implizite Volatilität von Optionen mit unterschiedlichen Laufzeiten und demselben Ausübungspreis an. Die Preise der Optionen mit der kürzesten Laufzeit sind entsprechend der geringsten Volatilität festgelegt, während länger laufende Optionen eine höhere Volatilität haben. In den vergangenen Jahren hat sich die Laufzeitstruktur von DAX-Optionen in ruhigen Börsenzeiten regelmäßig auf diese Art und Weise gezeigt. Restlaufzeit

Implizite Volatilität

– – 30 Tage

17,00%

60 Tage

17,40%

90 Tage

18,00%

120 Tage

19,00%

38 Volatilität Laufzeitstruktur

Die Praxis lehrt, dass, sobald der Markt eine Bewegung nach unten zeigt, die implizite Volatilität von kurz laufenden Optionen etwas schneller zunimmt als die von länger laufenden Optionen. Zu Zeiten von Panik an den Börsen liegt die implizite Volatilität von Optionen mit einer Laufzeit von 30 Tagen ein Stück höher als bei Optionen mit einer

Laufzeit von 120 Tagen. Der Optionsanleger muss dies beachten und bei Optionen mit kürzerer Laufzeit etwas vorsichtiger sein. Bei einer Kurserholung nimmt die implizite Volatilität der Optionen mit kurzer Laufzeit nämlich schnell wieder ab, was zu Kosten der Optionsprämien geht.

Laufzeitstruktur DAX-Indexoptionen 19,50 % 19,00 % 18,50 % 18,00 % 17,50 % 17,00 % 16,50 % 16,00 % 30 Tage

60 Tage

90 Tage

120 Tage

Unternehmensnachrichten und Volatilität Wenn Unternehmen Quartalszahlen veröffentlichen, führt dies häufig zu großen Kursschwankungen. Diesen erwarteten Schwankungen wird in den Optionen des Basiswertes Rechnung getragen. Dies ist vor allem bei amerikanischen Aktien wie Apple, Google, Facebook und Twitter sichtbar, bei denen die Schwankungsbreite ohnehin schon sehr hoch ist. In Amerika sind Optionen mit wöchentlichem Verfall auf diese Technologieaktien bei Anlegern sehr beliebt. Der Preis der Optionen mit kurzer Laufzeit wird auf Basis einer viel höheren impliziten Volatilität festgelegt als bei Optionen mit langer Laufzeit. Indem er sich den kombinierten Wert von am Geld liegenden Wochenoptionen des Call und Put (Straddle) ansieht, kann ein Anleger einfach

feststellen, welche Bewegung der Markt erwartet. Ein ähnliches Phänomen ist bei BiotechnologieUnternehmen zu sehen, die auf Nachrichten der Food and Drug Administration (FDA) in den USA warten. Die Genehmigung eines neuen Medikaments kann zu einem enormen Anstieg des Aktienpreises führen. Wenn das Medikament aber nicht genehmigt wird, ist es manchmal auch nicht überraschend, dass der Aktienkurs vollständig zusammenbricht. Die Preise von Optionen zeigen in solchen Momenten, wie viel Bewegung der Markt erwartet. Eine implizite Volatilität von über 200% ist bei solchen Ereignissen zum Teil nicht ausgeschlossen!

39 Optionsstrategien

Teil 4 Optionsstrategien Optionen bieten Anlegern unbegrenzte Möglichkeiten, auf eine e ­ rwartete Bewegung nach oben oder nach unten zu spekulieren. In der einfachsten Form können hierfür Put- oder Call-Optionen verwendet werden. Der Nachteil hierbei ist das Risiko gegen­ über allen Options-­ Griechen. Anleger haben vor allem über Vega und Theta im Allgemeinen keine eindeutige Meinung. Denn die meisten ­ ­ Investoren verwenden Optionen, um auf eine Bewegung des ­Basiswertes zu spekulieren – nicht, um eine Zu- oder Abnahme der Volatilität auszunutzen. Indem er Optionen kombiniert, hat der Optionsanleger die ­Möglichkeit, seine Erwartungen in eine konkrete Handelsstrategie mit geringem ­Risiko gegenüber den Options-Griechen umzusetzen. In diesem K ­ apitel werden die sieben wichtigsten und am häufigsten verwendeten Options­ strategien erklärt.

Covered Call Protective Put Vertical Spread Butterfly Iron Condor Straddle Strangle

40 Optionsstrategien Covered Call

Covered Call Der Covered Call gehört in der Praxis zu den am häufigsten angewendeten Optionsstrategien. Mit einem Covered Call wird eine einfache und zielführende Optionsstrategie genutzt, um die Rendite von Aktien zu erhöhen. Der Optionsanleger kann eine zusätzliche Rendite erzielen, indem er eine Call-Option schreibt, deren Ausübungspreis über dem Kurs des Basiswertes liegt. Da sich die Aktien im Besitz des Anlegers ­befinden, ist die geschriebene Call-Option gedeckt. Hierdurch erhält die ­Strategie auch ihren Namen. Wenn der Aktienkurs am ­Verfallsdatum über dem Ausübungspreis der geschriebenen Call-Option notiert, wird die Option ausgeübt werden und der Stillhalter muss die A ­ ktien ­liefern (Assignment). Der Anleger ist dazu verpflichtet, seine Aktien zum Ausübungspreis der geschriebenen Call-Option zu liefern. Dies ist n ­ ormalerweise kein Problem, da der Anleger die Aktien in s­ einem B ­ esitz hat. Diese Aktien werden jetzt an den Vertragspartner ­geliefert, der die Call-Option ausgeübt hat. Die erhaltene Prämie für die geschriebene Call-Option ist die maximal zu erzielende zusätzliche R ­ endite. Hierbei ist das Risiko der fallenden Aktienpreise allerdings noch vollständig vorhanden. Die Griechen eines Covered Call sind fast vollständig mit denen ­einer geschriebenen Call-Option vergleichbar. Der einzige Unterschied ­ ­besteht darin, dass das Delta der Gesamtposition bei einem Covered Call positiv bleibt. Das positive Delta der sich im Besitz befindlichen ­Aktien ist nämlich größer, als das negative Delta, das beim Schreiben der Call-Option entsteht.

41 Optionsstrategien Covered Call

Ein Covered Call in der Theorie Mit einem Covered Call spekulieren Sie auf eine moderate Steigerung oder stagnierende Kurse des Basiswertes. Sie verkaufen eine Call-Option auf eine Aktie, die Sie selbst besitzen. Mit dieser Konstruktion erhalten Sie eine Prämie sowie ein positives Theta. Das bedeutet, das Verstreichen der Zeit ist zu Ihrem Vorteil. Sie gehen kein zusätzliches

Risiko mit der geschriebenen Call-Option ein, weil sie durch die Aktien in Ihrem Portfolio gedeckt ist. Auf der anderen Seite muss der Anleger damit leben, dass der Gewinn der Position auf den Ausübungspreis der Option zuzüglich die erhaltene Optionsprämie begrenzt ist.

400 gewinn / Verlust

300 200 100 0 -100 -200 -300 37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

Kurs des Basiswertes

durchgeführt:

LONG: 100 Aktien für $ 40 pro Aktie VERKAUF: Call-Option $ 42

Für den Verkauf der Call-Option wird $ 1 an Prämie erhalten, wodurch der Break-even-Preis bei $ 39 liegt. Schließt die zugrundeliegende Aktie über

$ 39, dann machen Sie einen Gewinn, wobei der Gewinn maximal $ 300 beträgt. Schließt die Aktie unter $ 39, dann machen Sie einen Verlust.

In diesem Beispiel wurden folgende Transaktionen

Optionsauswahl Zwei Faktoren bestimmen die Höhe der Prämie, die für das Schreiben einer gedeckten CallOption erhalten wird. Zunächst hat die Differenz zwischen dem Ausübungspreis der Option und dem Aktienkurs einen Einfluss auf die Höhe der Optionsprämie. Je weiter die Call-Option aus dem Geld ist, desto geringer wird die Prämie. Der zweite wichtige Faktor ist die Restlaufzeit der Option. Beim gleichen Ausübungspreis erhält der Verkäufer einer Option, die noch einen Monat läuft, eine viel

geringere Prämie, als beim Verkauf einer Option mit einer Restlaufzeit von drei Monaten. Wenn man sich für den Verkauf einer Call-Option entscheidet, ist es wichtig, das richtige Verhältnis zu bestimmen. So ist es nicht empfehlenswert, eine am Geld liegende Option zu schreiben, wenn die Laufzeit der Option nur noch kurz ist. Bei einer kleinen Steigerung des Aktienpreises wird in diesem Fall am Laufzeitende ein Assignment stattfinden,

42 Optionsstrategien Covered Call

wodurch der Basiswert geliefert werden muss. Ist die Call-Option zu weit aus dem Geld, dann ist die erhaltene Prämie vergleichsweise gering und gleicht die Transaktionskosten möglicherweise nicht aus. Zusätzlich ist auch die Laufzeit, das Theta der Call-Option, sehr wichtig. Eine Option mit sechs Monaten Laufzeit hat ein viel geringeres

Theta als eine Option mit einer Laufzeit von einem Monat (siehe hierfür auch Kapitel 2). Das Ziel eines Covered Call ist es, die erhaltene Prämie als Gewinn verbuchen zu können. Wenn man sich für eine CallOption entscheidet, geht es hierbei also um das richtige Verhältnis zwischen der Laufzeit und dem Ausübungspreis der Call-Option.

Die folgende Tabelle zeigt

Ausübungspreis Optionsprämie Erhaltene Prämie Theta (10 Calls) – – – –

die Optionsprämie von Call-

€ 31

€ 0,47

€ 470

-€9

Unilever notiert bei € 30,50.

€ 31,50

€ 0,30

€ 300

-€8

Das Theta wird auf Basis von

€ 32

€ 0,18

€ 180

-€6

zehn Call-Optionen berechnet:

€ 32,50

€ 0,10

€ 100

-€5

Je weiter der Ausübungspreis aus dem Geld liegt, desto mehr nimmt die Prämie der Call-Optionen ab. Das Theta wird (sowohl absolut als auch prozentual) kleiner, weil der Wert der Call-Optionen abnimmt. Auf Basis der oben stehenden Tabelle wird die Call-Option mit dem Ausübungspreis € 32 gewählt. Die erhaltene Prämie, auf Jahresbasis

Optionen auf Unilever mit einer Laufzeit von einem Monat.

umgerechnet, beläuft sich auf etwa € 2,00 (€ 0,18 x 12 Monate). Bei einem Kurs von € 30,50 bedeutet dies eine zusätzliche Rendite von fast 6% auf Jahresbasis – allerdings ausschließlich dann, wenn kein Assignment stattfindet, die Option also nicht ausgeübt wird.

Die nebenstehende Tabelle zeigt

Laufzeit

Optionsprämie



Erhaltene Prämie

Theta

die Optionsprämie von CallOptionen auf Unilever mit einem

(10 Calls)

– – – –

Ausübungspreis von € 32.

1 Monat

€ 0,18

€ 180

-€6

Unilever notiert bei € 30,50.

2 Monate

€ 0,32

€ 320

-€5

4 Monate

€ 0,55

€ 550

-€4

7 Monate

€ 0,86

€ 860

-€3

Die Call-Option mit Ausübungspreis € 32 liegt 5% über dem aktuellen Aktienkurs. Je länger die Laufzeit der Optionen ist, desto höher ist die Prämie der Call-Optionen. Das Theta wird aber kleiner, weil der Verlust an Zeitwert schneller stattfindet, wenn die Zeit bis zum Verfall abnimmt. In diesem Beispiel sollte man Call-Optionen mit einer Laufzeit

Das Theta wird auf Basis von zehn Call-Optionen berechnet:

von einem oder zwei Monaten bevorzugen. Wenn die Laufzeit länger wird, nimmt das Theta relativ gesehen stärker ab. Mit dem Covered Call wird auf den Verlauf des Zeitwertes eingegangen, also ist in diesem Fall ein relativ hohes Theta attraktiv (der Wert des Theta im Vergleich zur erhaltenen Prämie).

43 Optionsstrategien Protective Put

Vorteile des Covered Call:

Wenn die Call-Option am Verfallsdatum im Geld ist, gibt es drei Möglichkeiten:

Kein zusätzliches Risiko Zusätzliche Rendite auf Wochen-/ Monatsbasis

1. Die geschriebene Call-Option in einen nachfolgenden Verfallsmonat rollen; 2. Geschriebene Call-Option zurückkaufen und Verlust in Kauf nehmen oder

Nachteil des Covered Call: Begrenzter Gewinn

Ein Anleger trifft seine Wahl in Abhängigkeit von den Marktumständen und -erwartungen. Wenn der Kurs z. B. stark gestiegen ist und Gewinnmitnahmen zu erwarten sind, dann kann die Lieferung der Aktien

3. die Aktie durch Assignment der Call-Option liefern.

gewählt werden. Wird aber eine weitere Steigerung erwartet, dann ist der Rückkauf der Call-Option die beste Wahl.

Protective Put Mit einem Protective Put decken Sie das Risiko des Preisverfalls einer Aktienposition ab. Sie kaufen eine Put-Option auf eine Aktie, die Sie selbst im Portfolio haben. Mit dieser Konstruktion bezahlen Sie eine Prämie und haben ein negatives Theta. Das heißt, das V ­ erstreichen der Zeit geht zu Ihrem Nachteil. Die bezahlte Optionsprämie ist ­vergleichbar mit der Prämie für eine Versicherung zur Deckung des Risikos. Der Verlust der Position ist auf die Differenz zwischen dem Kaufpreis der Aktien und dem Ausübungspreis der Put-Option sowie der bezahlten Optionsprämie begrenzt. Für den Kauf der Put-Option werden $ 2 als Prämie bezahlt, wodurch der Break-even Preis bei $ 42 liegt. Schließt die zugrunde liegende ­Aktie über $ 42, dann machen Sie einen Gewinn. Schließt die Aktie ­unter $ 37, dann ist Ihr Verlust auf $ 300 begrenzt.

44 Optionsstrategien Protective Put

1000 gewinn / Verlust

800 600 400 200 0 -200 -400 34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

Kurs des Basiswertes

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

LONG: 100 Aktien für $ 40 pro Aktie KAUF: Put-Option $ 39

Optionsauswahl Beim Protective Put bestimmen zwei Faktoren die Höhe der Prämie. Zunächst hat die Differenz zwischen dem Ausübungspreis der Option und dem Aktienkurs einen Einfluss auf die Optionsprämie. Je weiter die Put-Option aus dem Geld ist, desto geringer wird die Optionsprämie. Der zweite wichtige Faktor ist die Laufzeit der Option. Der gewählte Ausübungspreis spielt eine wichtige Rolle bei der Protective Put Strategie. Die Wahl des Ausübungspreises hängt von den Markterwartungen ab. Sind die Risiken einer Korrektur minimal, dann kommt eine Option mit niedrigerem Ausübungspreis eher in Frage. Wird erwartet, dass der Kurs der zugrunde liegenden Aktie deutlich fallen kann, dann entscheidet man sich besser für einen höheren Ausübungspreis. Vergleichen Sie es mit Ihrer Krankenkasse: haben Sie eine Zusatzversicherung für den Zahnarzt, weil Sie leider nicht so gute Zähne haben? Oder haben Sie selten oder nie Probleme und die Grundversicherung ist bereits mehr als ausreichend?

Die Abwägung der Kosten für die Versicherung gegen die möglichen Risiken ist also ein wichtiger Bestandteil der Optionsauswahl. Ein Kursabfall von z. B. 10% wird in den meisten Fällen nicht als Problem angesehen, vor allem, weil der Aktienmarkt in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Darum ist es meistens nicht erforderlich, eine „teure“ Versicherung abzuschließen, bei der alle Risiken so gut wie ausgeschlossen werden. Indem man z. B. eine Put-Option ING mit einem Ausübungspreis von € 13,50 kauft, wird das Risiko nach unten vollständig abgedeckt. Die Kosten hierfür sind aber beträchtlich, vor allem wenn man sie auf Jahresbasis umrechnet. Für eine Option mit einer Laufzeit von drei Monaten beträgt die Optionsprämie € 0,94. Auf Jahresbasis beträgt die Prämie 25% des aktuellen Kurses der ING-Aktie.

45 Optionsstrategien Protective Put

Die nebenstehende Tabelle zeigt die

Ausübungspreis Optionsprämie Bezahlte Prämie (10 Puts) – – – € 11,50

€ 0,31

€ 310

€ 12

€ 0,43

€ 430

€ 12,50

€ 0,55

€ 550

€ 13

€ 0,72

€ 720

€ 13,50

€ 0,94

€ 940

Es ist attraktiver, z. B. eine Put-Option mit einem Ausübungspreis von € 12 zu kaufen. Die Optionsprämie ist etwa um die Hälfte niedriger, womit die Kosten für die Abdeckung der ING-Aktien langfristig begrenzt bleiben. Außerdem kann die Dividende dazu verwendet werden, die Optionen teilweise mitzufinanzieren. Natürlich besteht noch ein Risiko in Höhe der Differenz zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem Ausübungspreis der Put-Option; jedoch ist dieses Risiko überschaubar. Das Risiko, dass der Kurs von ING mehr als 10% verliert, weil z. B. eine weitere Krise ausbricht, wird nun abgedeckt. Eine gesunde Korrektur (von weniger als 10%) nach jahrelangem Anstieg der Börsen ist ein akzeptables Risiko, wodurch die

Optionsprämien von Put-Optionen auf ING mit einer Laufzeit von drei Monaten. ING notiert in diesem Beispiel bei € 13,50.

Notwendigkeit einer Abdeckung weniger groß ist. Zweitens muss man sich bezüglich der Laufzeit der Put-Option entscheiden. Beim gleichen Ausübungspreis zahlt der Käufer für eine Option, die noch drei Monate läuft, eine höhere Prämie als für eine Option mit einer Laufzeit von einem Monat. Es ist wichtig, das richtige Verhältnis zu bestimmen, bevor man sich für den Kauf einer bestimmten PutOption entscheidet. Ziel ist es, das Risiko sinkender Preise abzudecken, wobei der Verlust an Zeitwert begrenzt bleiben muss. Bei Optionen mit einer Laufzeit von einem Monat ist der Verlust an Zeitwert relativ groß. Bei länger laufenden Optionen ist der Zeitwertverlust viel geringer.

Die nebenstehende Tabelle

Laufzeit Optionsprämie Bezahlte Prämie Theta (10 Puls) – – – –

zeigt die Optionsprämien von

1 Monat

€ 0,10

€ 100

-€6

notiert bei € 13,50. Das Theta

2 Monate

€ 0,25

€ 250

-€5

wird auf Basis von zehn Put-

3 Monate

€ 0,43

€ 430

-€4

Optionen errechnet:

4 Monate

€ 0,55

€ 550

-€3

Das Theta nimmt ab, je weiter das Verfallsdatum in der Zukunft liegt. Für die Protective Put Strategie ist dies eine wichtige Information. Das Ziel ist nämlich das Absichern der ING-Aktien, wobei die Kosten für diesen Schutz akzeptabel bleiben müssen.

Put-Optionen auf ING mit einem Ausübungspreis von € 12. ING

Kurz laufende Optionen sind absolut gesehen zwar preiswerter als lang laufende Optionen, jedoch ist der Verlust an Zeitwert bei kurz laufenden Optionen um ein Vielfaches höher.

46 Optionsstrategien Vertical Spread

Es ist nicht immer eine gute Idee, jetzt die Option mit der längsten Laufzeit zu kaufen, weil das Theta dann am geringsten ist. Die gekauften Put-Optionen dienen als Versicherung gegen einen Kursabfall der zugrunde liegenden Aktien, wobei von Zeit zu Zeit bewertet werden muss, wie die Aktie steht. Wenn z. B. der Kurs von ING auf € 16 gestiegen ist, dann ist es nicht mehr optimal, eine Put-Option mit einem

Vorteil Protective Put: Begrenztes Risiko bei sinkenden Kursen

Nachteil Protective Put:

Ausübungspreis von € 12 und einer Restlaufzeit von 18 Monaten zu besitzen. Die Differenz zwischen dem Ausübungspreis und dem aktuellen Kurs der ING-Aktie wird dann zu groß und die Deckung der Put-Option ist weniger effektiv. Optionen mit einer Laufzeit von mehr als vier Monaten sind daher nicht in der vorigen Tabelle enthalten.

Wenn die Put-Option am Verfallsdatum im Geld liegt, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Put-Option verkaufen; 2. Verkauf der Aktien durch Ausübung der Put-Option.

Investition für den Kauf von Put-Optionen

Ein Anleger trifft seine Wahl in Abhängigkeit von den Marktumständen und -erwartungen. Wenn der Kurs z. B. stark eingebrochen ist, kann man sich entschließen, die Put-Option auszuüben und

somit seine Aktienposition verkaufen. Wenn aber eine Erholung erwartet wird, dann kann die PutOption geschlossen und eine neue Put-Option mit niedrigerem Ausübungspreis gekauft werden.

Vertical Spread Ein Optionsanleger kann sich einen Vertical Spread zu Nutze machen, um von einem erwarteten Steigen oder Fallen des Basiswertes zu ­profitieren. Diese Optionskombination besteht aus einer identischen Anzahl gekaufter und geschriebener Optionen. Wenn auf einen Anstieg des Preises spekuliert wird, dann nutzt der Anleger einen Vertical Call Spread (Bull Spread). Wenn man auf fallende Kurse setzt, dann entscheidet man sich für einen Vertical Put Spread (Bear Spread). Durch die Kombination von Optionen nimmt sowohl die Höhe der Investition als auch das Risiko in Bezug auf die Options-­ Griechen ab. Zusätzlich stehen bereits bei Eingehen der Position der maximale Gewinn und der maximale Verlust fest. Der Optionsanleger weiß so im Voraus, welches Risiko er eingeht, wenn er einen Vertical Spread kauft.

47 Optionsstrategien Vertical Spread

Ein Vertical Spread in der Theorie Wie oben erläutert, gibt es zwei Arten von Vertical Spreads: den Vertical Call Spread und den Vertical Put Spread. Mit dem Kauf eines Vertical Call Spread erwarten Sie eine Steigerung des Basiswertes. Sie kaufen und verkaufen die gleiche Menge Call-Optionen, wobei die gekaufte Call-Option einen geringeren Ausübungspreis hat als die geschriebene CallOption. Mit dieser Optionskonstruktion bezahlen Sie eine Prämie und erhalten ein negatives Theta. Das heißt, das Verstreichen der Zeit geht zu Ihrem Nachteil. Das Risiko dieser Konstruktion ist auf die von Ihnen bezahlte Prämie begrenzt.

Für die unten dargestellte Kombination werden $ 2 als Prämie bezahlt, wodurch der Break-even Preis bei $ 42 liegt. Schließt die zugrunde liegende Aktie über $ 42, dann machen Sie einen Gewinn. Der Gewinn beträgt hierbei maximal $ 300. Schließt die Aktie unter $ 42, dann machen Sie einen Verlust. Der Verlust ist auf die von Ihnen bezahlte Prämie in Höhe von $ 200 begrenzt. Wenn Sie darauf spekulieren möchten, dass der Preis des Basiswertes sinkt, dann können Sie dafür einen Vertical Put Spread nutzen.

Vertical Call Spread

400 gewinn / Verlust

300 200 100 0 -100 -200 -300 35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

Kurs des Basiswertes

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

KAUF: Call-Option $ 40 VERKAUF: Call-Option $ 45

48

49

50

48 Optionsstrategien Vertical Spread

Vertical Put Spread

400 gewinn / Verlust

300 200 100 0 -100 -200 -300 30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

Kurs des Basiswertes

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

Für diese Optionskonstruktion werden $ 2 als Prämie bezahlt, wodurch der Break-even Preis bei $ 38 liegt. Schließt der Preis der zugrunde liegenden Aktie unter $ 38, dann machen Sie einen Gewinn. Der Gewinn beträgt auch hierbei maximal $ 300

Ein praktisches Beispiel: Zillow Zum Ende des Sommers 2013 war der Kurs der amerikanischen Immobilienseite Zillow (Z) ziemlich gestiegen. Anfang 2013 notierte die Aktie mit einem Kurs um die $ 25, um sich danach über einen Zeitraum von acht Monaten fast zu vervierfachen. Bei einem Kurs von $ 94 war der Moment gekommen, sich auf einen Fall vorzubereiten. Nach den Quartalszahlen von Zillow Anfang August erfuhr die Aktie zunächst eine negative Reaktion. Genau diese Art Anzeichen können als ein möglicher zeitweiser Höhepunkt des Kurses aufgefasst werden. Der Moment, sich auf den erwarteten Fall vorzubereiten, war gekommen.

KAUF: Put-Option $ 40 VERKAUF: Put-Option $ 35

(wenn die Aktie auf oder unter $ 35 fällt). Endet der Preis des Basiswertes über $ 38, machen Sie einen Verlust. Der Verlust ist auf die von Ihnen bezahlte Prämie in Höhe von $ 200 begrenzt.

49 Optionsstrategien Vertical Spread

Dem Optionsanleger stehen verschiedene Kombinationen zur Verfügung, um dies auszunutzen. Weil der Preis der Optionen gegen eine hohe implizite Volatilität festgelegt war (der Markt erwartet also viel Bewegung), ist ein Vertical Put Spread die logische Wahl. Weil die geschriebene Put-Option einen niedrigeren Ausübungspreis hat als die gekaufte Put-Option, ist die absolute Prämie der geschriebenen Option niedriger, aber durch die Differenz in der Volatilität wird relativ gesehen mehr Prämie erhalten. Durch den Volatility Skew wird der Preis der aus dem Geld liegenden Put-Optionen gegen eine höhere Volatilität festgelegt (siehe hierfür auch Kapitel 3). Wenn eine einzelne Put-Option für Zillow mit einem Ausübungspreis von $ 85 gekauft wird, beträgt die Investition $ 8,85. Die gekaufte Put-Option hat standardmäßig ein negatives Delta, positives Gamma, positives Vega und ein negatives Theta. Notiert Zillow mit $ 94, dann besteht die Prämie der Put-Option vollständig aus dem Zeitwert, denn die Option ist aus dem Geld. Das Risiko gegenüber den eben genannten Options-Griechen, mit Ausnahme des negativen Deltas, ist unerwünscht, falls ein Optionsanleger nicht auf die Zu- oder Abnahme der Volatilität spekuliert, sondern ausschließlich auf die Kursbewegungen des Basiswertes selbst. Wird ausschließlich eine Put-Option mit einem Ausübungspreis von $ 85 gekauft, dann stellen alle Options-Griechen ein Risiko für den Anleger dar!

Die untenstehende Tabelle zeigt die Ausübungspreise und Optionsprämien für die Put-Optionen von Zillow am 12. August 2013 mit einem Verfallsdatum am 15. November 2013 an.

Ausübungspreis Prämie Put-Optionen – – $ 70

$ 3,80

$ 75

$ 5,20

$ 80

$ 6,90

$ 85

$ 8,85

$ 90

$ 11,25

$ 95

$ 14,00

Dieses Risiko kann deutlich verkleinert werden, indem man zusätzlich eine Put-Option mit einem Ausübungspreis von $ 75 schreibt. Auf diese Art und Weise wird ein Vertical Put Spread $ 85 – $ 75 auf Zillow eingenommen. Die erhaltene Prämie der Put-Option mit Ausübungspreis $ 75 beträgt $ 5,20. Anstatt $ 8,85 für eine Put-Option zu riskieren, beträgt die Investition für die Kombination nur $ 3,65. Es ist natürlich so, dass der maximale Gewinn dieses Put Spreads auf die Differenz zwischen den zwei Ausübungspreisen abzüglich der bezahlten Optionsprämie für den Kauf der Optionskombination begrenzt ist. Wenn eine einzelne Put-Option $ 85 gekauft wird, entsteht der maximale Gewinn, wenn die Zillow-Aktie auf $ 0 fällt. Die Options-Griechen für zehn Vertical Put Spreads $ 85 – $ 75 sehen wie folgt aus:

Delta Gamma Vega –



-83 2

Theta





25

-7

Das negative Delta gibt an, dass bei Eingehen der entsprechenden Optionsposition jede Preis­ minderung des Basiswertes um einen Dollar $ 83 einbringt. Auffällig ist, dass sowohl das Gamma, das Vega als auch das Theta sehr klein sind, obwohl es in diesem Beispiel um eine Kombination aus zehn gekauften und verkauften Put-Optionen geht. Das Theta von -7 gibt an, dass die Optionskombination mit dem Verstreichen eines Tages $ 7 an Zeitwert verliert. Der Gesamtwert der gekauften Kombination beträgt $ 3.650 (1.000 mal die Optionsprämie von $ 3,65). Ein Verlust des Zeitwerts von täglich $ 7 ist in Bezug auf die gesamte Investition verschwindend gering. Für die einzelne Put-Option $ 85 wäre das Theta ein Mehrfaches des Theta dieser Optionskombination. In den folgenden Monaten zeigte Zillow die erwartete Bewegung. Nach dem Kauf des Vertical Put Spread sank der Kurs in Richtung $ 80, wodurch die Kombinationsposition im Plus notierte. Der Kurs konnte sich später vollständig erholen und erreichte sogar einen neuen Höhepunkt über $ 100. Ab Mitte September haben die Verkäufer wieder die

50 Optionsstrategien Vertical Spread

Überhand gewonnen und am 12. November 2013 notierte der Kurs von Zillow bei $ 77,50. Zu diesem Zeitpunkt, kurz vor dem Verfallsdatum, wurde die Position geschlossen. Der Wert der gekauften Put-Option mit Ausübungs­ preis von $ 85 ist von $ 8,85 auf $ 7,30 gefallen. Dies entspricht einem Verlust von $ 1,55 pro Option. Der Wert der verkauften Put-Option mit Ausübungspreis $ 75 ist von $ 5,20 auf $ 0,60 gesunken. Der Gewinn hier beträgt $ 4,60 pro Option. Der Gesamtwert des Vertical Put Spread hat damit von $ 3,65 auf $ 6,70 zugenommen, eine Steigerung von 84%!

Die folgende Grafik zeigt den Verlauf von Zillow von Januar bis einschließlich November 2013.

1 100 90

2

80 70 60 50 40 30

jan

feb

Mrz

apr

mai

1

Kauf Vertical Put Spread Zillow für $ 3,65:

2

Verkauf Vertical Put Spread Zillow für $ 6,70:

Jun

Jul

Aug

Kauf Put-Option November $ 85, Verkauf Put-Option November $ 75

Verkauf Put-Option November $ 85, Kauf Put-Option November $ 75

Sep

Okt

nov

dez

51 Optionsstrategien Butterfly

12. August 2013 12. November 2013 Put-Option $ 85 November Put-Option $ 75 November

$ 8,85

$ 7,30

$ 5,20

$ 0,60

Gesamtposition

$ 3,65

$ 6,70 (+84%)

Hätte ein Optionsanleger nur die Put-Option mit Ausübungspreis $ 85 gekauft, dann wäre ein Verlust entstanden. Obwohl die Zillow-Aktie während dieses Zeitraums gefallen ist (von $ 94 am 12. August auf $ 77,50 am 12. November), hätte der Käufer der Put-Option $ 85 letztendlich Geld verloren. Gerade durch die Kombination der Optionen hat sowohl das Risiko als auch die Investition abgenommen; etwas, das in diesem Praxisbeispiel von Zillow deutlich wird.

Vorteile Vertical Spread: Begrenzte Investition Begrenztes Risiko gegenüber den Options-Griechen Hervorragendes Risk/Reward Verhältnis

Nachteile Vertical Spread: Begrenzter Gewinn

Butterfly Mit einem Long Butterfly wird auf die Erwartung eingegangen, dass eine Aktie oder ein Index zu dem Zeitpunkt, an dem die Optionen verfallen, innerhalb einer bestimmten Bandbreite notieren. Um auf einen bestimmten Preis des Basiswertes am Verfallsdatum der ­Option zu spekulieren, kann der Butterfly für eine Bewegung nach oben, nach unten oder sogar eine Seitwärtsbewegung ausgerichtet werden. Bei dieser Optionskombination, die aus vier Optionen mit unterschiedlichen Ausübungspreisen und derselben Laufzeit besteht, ist die Investition gering. Das Risiko gegenüber den Options-Griechen ist durch die gleiche Anzahl gekaufter und verkaufter Optionen minimal.

52 Optionsstrategien Butterfly

Ein Butterfly in der Theorie Mit einem Butterfly gehen Sie auf die Erwartung ein, dass der Basiswert Ihrer Optionen am Verfallstag innerhalb einer bestimmten Bandbreite notiert. Um die Transaktion mit einem Gewinn abzuschließen, muss der Kurs des Basiswertes bei dieser Optionskonstruktion innerhalb des durch die gekauften Optionen vorgegebenen Kursrahmens bleiben. Ist dies nicht der Fall, resultiert aus der

Position ein Verlust. Diese Konstruktion ist aus vier Optionen aufgebaut, wovon zwei Optionen gekauft und zwei Optionen verkauft werden. Für die Optionskonstruktion bezahlen Sie eine Prämie. Das Risiko der Kombination ist auf die gezahlte Prämie begrenzt. Ein Butterfly kann sowohl aus Calls als auch aus Puts bestehen.

500 gewinn / Verlust

400 300 200 100 0 -100 -200 32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

Kurs des Basiswertes

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

Hierfür wird je Option $ 1 an Prämie gezahlt, wodurch der Break-even Preis bei $ 36 und bei $ 44 liegt. Wenn der Kurs des Basiswertes am Verfallstag der Optionen zwischen $ 36 und $ 44 notiert, wird ein Gewinn erzielt. Der Gewinn beträgt hierbei maximal $ 400. Schließt der Preis des Basiswertes unter $ 36 oder über $ 44, dann entsteht ein Verlust. Der Verlust ist auf die von Ihnen bezahlte Optionsprämie in Höhe von $ 100 begrenzt.

KAUF: Put-Option $ 35 VERKAUF: 2 Put-Option $ 40 KAUF: Put-Option $ 45

46

47

48

53 Optionsstrategien Butterfly

Ein praktisches Beispiel: DAX Am 07. Juli 2015 stand der DAX-Index bei 10.676 Punkten. Nur wenige Wochen zuvor notierte der DAX noch bei über 12.000 Punkten. Um nach solch einer Bewegung auf eine Steigerung über

die Kursschwelle von 11.000 Punkten hinaus zu spekulieren, wurde eine Position in einem Butterfly mit den Ausübungspreisen 10.900 – 11.000 – 11.100 eingegangen.

Ein Butterfly besteht aus einem festen Verhältnis. Von den äußeren Optionen wird je eine gekauft, von der inneren Option werden zwei Kontrakte verkauft. Der Abstand zwischen den gekauften und verkauften Optionen ist auf beiden Seiten identisch, sodass das Risiko der Transaktion der Investition entspricht.

Der Butterfly ist wie folgt aufgebaut:

Die Gesamtinvestition des Butterfly 10.900 – 11.000 – 11.100 wird wie folgt berechnet: Für die Call-Optionen 10.900 und 11.100 werden insgesamt € 740,28 an Prämie gezahlt. Die CallOption 11.000 wird zweimal verkauft, wodurch die erhaltene Prämie von € 368,64 je Option insgesamt € 737,28 ergibt. Zusammen beträgt die Prämie für die Kombination € 3. Aufgrund des Multiplikators von 5 beträgt die Investition in den Butterfly € 15, zuzüglich Transaktionskosten.

KAUF: Call-Option DAX September 10.900 VERKAUF: 2 Call-Optionen DAX September 11.000 KAUF: Call-Option DAX September 11.100

Ausübungspreis Prämie Call-Optionen – – 10.900

€ 408,43

10.950

€ 388,16

11.000

€ 368,64

11.050

€ 349,88

11.100

€ 331,85

In der nebenstehenden Tabelle sehen Sie die Optionsprämien der Call-Optionen auf den DAX für das Verfalldatum 18. September 2015.

54 Optionsstrategien Butterfly

12.600 12.200 11.800

1

11.400 11.000 2 10.600 10.200 9.800 9.400 9.000 jan

feb

Mrz

apr

mai

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

Dez

Eröffnung: Kauf Long Butterfly DAX à € 3

1

Kauf Call-Optionen September 2015 10.900 und 11.100; Verkauf Call-Optionen September 11.000

2

Verfall der Optionen

Auch wenn es in diesem Beispiel um 40 Optionen geht (20 gekaufte und 20 geschriebene), bleiben die Options-Griechen relativ klein. Die OptionsGriechen der gekauften Call-Optionen werden durch die Griechen der verkauften Put-Optionen fast vollständig neutralisiert. Der Ausgangspunkt der Position ist somit neutral. Wenn von diesem Long Butterfly zehn Kontrakte gekauft werden, sehen die Options-Griechen wie folgt aus: Delta Gamma Vega –





0,07

0

-10,76

Theta – 1,87

55 Optionsstrategien Butterfly

Am Verfallstag (18. September 2015) wurde ein Settlement-Preis des DAX-Index von 10.003 Punkten festgestellt. Zu diesem Stand werden die Optionen in Cash abgerechnet. Der Gesamtverlust beträgt € 15. Das bedeutet, dass die gesamte Investition verloren wurde. In der Praxis ist dies keine Ausnahme – es ist außerordentlich schwierig, einige Wochen vor dem Verfall vorherzusagen, wo der Basiswert enden wird. Wenn ein Optionsanleger jedoch auf die korrekte Bandbreite von Kursen

spekuliert hat, sind Gewinne von mehreren hundert Prozent möglich. In diesem Beispiel wäre bei einem DAX-Stand von 11.000 Punkten am 18. September ein maximaler Gewinn i.H.v. € 485 erzielt worden. Das Erreichen genau desjenigen Preisniveaus, bei dem Sie den maximalen Gewinn erzielen, kann mit einem ungeübten Dartspieler verglichen werden, der versucht, das Bullseye zu treffen: nicht unmöglich, aber eine Ausnahme.

Ausübungspreis

07. Juli



– – –

18. September

Ergebnis

10.900

€ 408,43

€ 0,00

- € 408,43

11.000 (2x)

€ 368,64

€ 0,00

+ € 368,64

11.100

€ 331,85

€ 0,00

- € 331,85

Zwei Grundregeln Erfolgreiches Handeln mit einem Butterfly erfordert einige Grundregeln. Zunächst ist es wenig ratsam, eine Position mit Optionen einzugehen, die eine Laufzeit von mehr als einem Monat haben. Der Wert eines Butterfly fluktuiert z. B. nur in geringem Maße, wenn die Laufzeit bis zum Verfallsdatum noch drei Monate beträgt. Kurz vor dem Verfall, in der letzten Woche, findet die stärkste Wertveränderung des Butterfly statt. Das hat mit dem Zeitwert zu tun. Dieser wird kleiner, je näher das Verfallsdatum rückt.

Vorteile Butterfly: Sehr begrenztes Risiko gegenüber den Options-Griechen Hervorragendes Risk/Reward Verhältnis Geringe Investition

Nachteil Butterfly: Hohe Transaktionskosten

Zusätzlich ist die Bestimmung des richtigen Risk/ Reward Verhältnisses des Butterfly sehr wichtig. Wenn die abgedeckte Bandbreite von Kursen zunimmt, steigt auch die Höhe der Investition an – genau wie die Chance, dass der Kurs am Verfallstag innerhalb dieser Bandbreite notiert. Ein gesundes Verhältnis zwischen der bezahlten Optionsprämie und dem maximalen Gewinn sollte angestrebt werden. Im Allgemeinen kann dies mit einem Verhältnis zwischen dem 5- und 10-fachen erreicht werden. Ist die Differenz zwischen den Ausübungspreisen der Option gering, dann wird

schnell ein hohes Verhältnis erreicht. Das Risiko ist immerhin groß und die Belohnung klein. Das Treffen des Bullseye mit einem Dartpfeil ist in diesem Fall fast unmöglich. Da der Butterfly für die meisten Optionsanleger einen sehr spekulativen Charakter hat, ist es empfehlenswert nur einen sehr geringen Teil des zur Verfügung stehenden Vermögens zu investieren. Ein Butterfly ist daher absolut keine Alternative zu einem Vertical Call Spread oder einem Iron Condor.

56 Optionsstrategien Iron Condor

Iron Condor Ein Iron Condor besteht aus zwei Vertical Spreads – einem Short Vertical Put Spread und einem Short Vertical Call Spread – mit dem gleichen Verfallsdatum und vier verschiedenen Ausübungspreisen. Bei dem Short Vertical Put Spread wird die aus dem Geld ­liegende Put-Option verkauft. Diese wird durch eine weitere aus dem Geld liegende PutOption abgedeckt. Bei dem Short Vertical Call Spread wird eine aus dem Geld liegende Call-Option geschrieben. Diese wird durch eine Call-­ Option mit einem höheren Ausübungspreis abgedeckt. Der A ­ bstand zwischen den Ausübungspreisen der geschriebenen und gekauften Put- und Call-Optionen ist gleich. Mit dieser O ­ ptionsstratgie wird auf eine moderate Bewegung des Basiswertes spekuliert. Wenn der Basiswert innerhalb der durch die geschriebenen Call- und Put-Optionen vorgegebenen Bandbreite ­ bleibt, ist die erhaltene P ­ rämie der Gewinn. Das Risiko ist begrenzt auf die ­Differenz zwischen den Ausübungspreisen des Short Vertical Put und Call Spread ­abzüglich der erhaltenen Prämie. Da als Deckung nach oben hin eine Long Call-Option dient und nach unten hin eine Long Put-Option, ist der maximale Verlust beim Eröffnen der Position bereits bekannt. Mit einem Iron Condor wird auf den Verlust an Zeitwert (Theta) spekuliert, weil die geschriebene Put- und Call-Option einen größeren Verlust an Zeitwert haben als die gekaufte Put- und Call-Option, die zur Deckung dienen. Die Optionskonstruktion des Iron Condor wird von Optionsanlegern hauptsächlich dazu verwendet, um regelmäßig, häufig jeden Monat, eine Prämie bei kalkuliertem Risiko zu erhalten.

57 Optionsstrategien Iron Condor

Ein Iron Condor in der Theorie Mit einem Iron Condor wird auf eine moderate Bewegung des Basiswertes spekuliert. Um die Transaktion mit einem Gewinn abzuschließen, muss der Kurs der Aktie bei dieser Optionskonstruktion innerhalb der durch die geschriebenen Call- und PutOptionen vorgegebenen Kursbandbreite bleiben.

200 gewinn / Verlust

100 0 -100 -200 -300 -400 -500 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 Kurs des Basiswertes

Hierfür wird $ 1 als Prämie erhalten. Dadurch liegt der Break-even Preis bei $ 39 und bei $ 51. Wenn der Preis des Basiswertes am Verfallstag der Optionen zwischen $ 39 und $ 51 liegt, wird ein Gewinn erzielt. Der Gewinn beträgt maximal $ 100. Notiert der Preis des Basiswertes am Verfallstag der Optionen unter $ 39 oder über $ 51, dann entsteht ein Verlust. Der Verlust beträgt maximal $ 400.

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

KAUF: Put-Option $ 35 VERKAUF: Put-Option $ 40 VERKAUF: Call-Option $ 50 KAUF: Call-Option $ 55

58 Optionsstrategien Iron Condor

Ein praktisches Beispiel: Russell 2000 ETF Anfang März 2014 erreichte der Russell 2000 ETF (IWM) ein mehrjähriges Hoch. Dieser ETF, der den aus 2000 amerikanischen Small Caps bestehenden Russell 2000 Index zum Basiswert hat, ist sehr liquide. Die Optionen für dieses Produkt haben einen kleinen Spread und sind daher sehr gut für die Verwendung in einem Iron Condor geeignet. Nach dem Höhepunkt im März 2014 gab der Russell 2000 Index um 10% nach. Danach stabilisierte sich der Kurs; dies war der Moment, in die Kombination

einzusteigen. Am 5. Mai 2014 wurde eine Position mit einem Iron Condor eröffnet. Die Bandbreite der geschriebenen und gekauften Optionen bestimmt die zu erhaltende Prämie. Je dichter die geschriebene Put- und Call-Option am heutigen Kurs liegen, desto höher ist die Prämie. Das Risiko, dass der Kurs außerhalb dieser Bandbreite liegt, ist dann immerhin größer. Bei dieser Transaktion wurde entschieden, den Rahmen breit zu halten, sodass das Risiko begrenzt bleibt.

Für den Iron Condor mit IWM als Basiswert wurden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

KAUF: Put-Option IWM Juni 98

$ 0,45

VERKAUF: Call-Option IWM Juni 118

$ 0,45

VERKAUF: Put-Option IWM Juni 101

$ 0,75

KAUF: Call-Option IWM Juni 121

$ 0,15

Die erhaltene Prämie beträgt insgesamt $ 0,60 (= - $ 0,45 + $ 0,75 + $ 0,45 - $ 0,15). Die Positions­ größe ist 10 Kontrakte, womit die Options-Griechen die folgenden Werte haben:

Da eine identische Anzahl Put- und Call-Optionen ge- und verkauft wurde, hat die Position in erster Instanz ein fast neutrales Delta (ein Delta von 39 ist für diese Optionskombination sehr niedrig, vor allem wenn man bedenkt, dass die Kombination zehn Kontrakte groß ist). Das Delta ändert sich, wenn der Kurs des Russell 2000 ETF steigt oder sinkt. Dies wird durch das negative Gamma angezeigt.

Delta Gamma Vega Theta – – – – 39 -21 -39 12

Der Einfluss der Volatilität ist negativ, auch wenn der Wert des Vega klein ist (genau wie die übrigen Griechen). Das Theta ist positiv, wodurch angegeben wird, dass der Verlust an Zeitwert positiv für den Wert der gesamten Kombination ist. Bleibt der Kurs innerhalb der Bandbreite, dann verfallen alle Optionen wertlos. Die erhaltene Prämie entspricht dann dem Gesamtgewinn.

59 Optionsstrategien Iron Condor

Die folgende Grafik des Russell 2000 ETF zeigt die Bandbreite von Kursen, innerhalb derer ein Gewinn erzielt wird.

125 120

Verlust

115 110

Gewinn

105 100

Verlust

95 Jul

Aug

Sep

Okt

nov

dez

Bei diesem Iron Condor liegt die Bandbreite zwischen $ 100,40 und $ 118,60. Die erhaltene Prämie von $ 0,60 erhöht und verringert nämlich das Break-even Niveau der geschriebenen Put- und Call-Optionen, die bei $ 101 und $ 118 liegen. Die gekauften Put- und Call-Optionen reduzieren das Risiko. Der maximale Verlust dieser Kombination ergibt sich aus der Differenz zwischen den Ausübungspreisen. Für den Iron Condor beträgt der maximale Verlust für beide Short Vertical Spreads $ 3 (bei der Call-Option die Differenz zwischen $ 121 und $ 118 und bei der Put-Option die Differenz zwischen $ 101 und $ 98). Die erhaltene Prämie von $ 0,60 wird hiervon abgezogen, sodass der tatsächliche Verlust maximal $ 2,40 beträgt. Wie Sie verstehen werden, können am Verfallsdatum nur der Put Vertical Spread oder der Call Vertical Spread (aus denen der Iron Condor aufgebaut ist) im Geld sein. Deshalb wird der maximale Verlust dann realisiert, wenn der Kurs des ETF in dem Moment, in dem die Optionen verfallen, über $ 121 oder unter $ 98 notiert.

jan

feb

Mrz

apr

mai

Jun

Der Russell 2000 ETF bleibt zum Verfallsdatum innerhalb der Kursbandbreite. Einige Tage vor dem Verfallsdatum notierte der Kurs um $ 116, also $ 2 unter der Obergrenze der geschriebenen CallOption von $ 118. Wenn die Obergrenze in der Nähe liegt, kann man erwägen, die Position zu schließen und den Gewinn zu realisieren. Dies kann umgesetzt werden, indem man die geschriebene Call-Option zurückkauft und die übrigen Positionen wertlos verfallen lässt. In diesem Fall wurde sich jedoch dazu entschlossen, die gesamte Position bis zum Verfall der Optionen zu halten. Der Schlusskurs des Russell 2000 ETF lag bei $ 118,25, womit die Call-Option am Verfallstag einen Wert von $ 0,25 hatte. Indem diese in der letzten Stunde des Handels zurückgekauft wurde, konnte doch noch ein Gewinn von $ 0,35 (= $ 0,60 - $ 0,25) realisiert werden. Gegenüber dem möglichen Risiko von $ 2,40 bedeutet dies eine Rendite von fast 15%.

60 Optionsstrategien Iron Condor

Positionsmanagement Für den Optionsanleger mit einer offenen Iron Condor-Position kann das Positionsmanagement zu einer Herausforderung werden, wenn der Kurs des Basiswertes außerhalb der Bandbreite liegt und das Verfallsdatum naht. Wenn dies der Fall ist, hat der Anleger mehrere Möglichkeiten einzugreifen: die Position zu schließen, die Position zu einem folgenden Verfallsdatum zu rollen oder die Position bis zum Verfallsdatum zu halten. Das Schließen der Position ist der drastischste Schritt, mit dem in den meisten Fällen ein Verlust realisiert wird. Jedoch ist auch das Risiko auf weitere Verluste in diesem Fall ausgeschlossen.

Vorteile Iron Condor: Begrenztes Risiko gegenüber den Options-Griechen Hervorragendes Risk/Reward Verhältnis Viele Möglichkeiten des Positionsmanagements

Wenn man die Position auf ein folgendes Verfallsdatum rollt, werden die geschriebenen Putund Call-Optionen zurückgekauft, während die gekauften Put- und Call-Optionen verkauft werden. Mithilfe einer Kombinationsorder können diese auf ein folgendes Verfallsdatum gerollt werden. Dies ist zum gleichen oder zu einem anderen Ausübungspreis möglich, abhängig von den Erwartungen bezüglich der Kursentwicklung des Basiswertes. Die letzte Möglichkeit besteht darin, die aktuelle Position bis zum Verfallsdatum zu halten. Nachteil hiervon ist, dass das Gamma größer wird, je näher das Verfallsdatum rückt. Das bedeutet, dass Bewegungen des Basiswertes in diesem Fall einen größeren Einfluss auf die Preisentwicklung der Optionen haben. In solchen Momenten ist besondere Vorsicht geboten. Denn ein Optionsanleger sollte natürlich immer versuchen, eine Realisierung des maximalen Verlustes zu vermeiden.

Nachteile Iron Condor: Hohe Transaktionskosten Risiko auf einen möglicherweise großen Verlust

61 Optionsstrategien Straddle

Straddle Ein Straddle ist eine Optionskombination, mit der auf einen Anstieg der impliziten Volatilität oder eine starke Auf- bzw. Abwärtsbewegung des Basiswertes spekuliert wird. Für letzteren Fall gilt: Durch den Kauf einer Put- und Call-Option mit dem gleichen Ausübungspreis und Verfallsdatum ist eine deutliche Bewegung erforderlich, um ein positives Ergebnis zu erzielen. Die bezahlte Prämie für beide Optionen entspricht dem maximalen Verlust am Verfallsdatum. Weil beide Optionen gekauft wurden, ist der Gewinn theoretisch unlimitiert. Bei einem am Geld liegenden Straddle ist das Delta zum Zeitpunkt der Positionseröffnung neutral. Das positive Delta der Call-Option wird durch das negative Delta der Put-Option aufgehoben. Das positive Gamma ist der Motor der Position. Bei Bewegung nach oben oder unten positioniert das Delta sich in Richtung der Bewegung. Bei einer Steigerung nimmt das Delta der Call-Option aufgrund des Gammas dieser Option zu und das Delta der Put-Option nimmt aufgrund des Gammas dieser Option ab.

Bei einem am Geld liegenden Straddle ist das Delta zum Zeitpunkt der Positionseröffnung neutral. Das positive Delta der Call-Option wird durch das negative Delta der Put-Option aufgehoben. Das positive Gamma ist der Motor der Position. Bei Bewegung nach oben oder unten positioniert das Delta sich in Richtung der Bewegung. Bei einer Steigerung nimmt das Delta der Call-Option aufgrund des Gammas dieser Option zu und das Delta der Put-Option nimmt aufgrund des Gammas dieser Option ab. Mit einem Straddle spekuliert der Optionsanleger also auf eine starke Bewegung. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bewegung nach oben oder unten stattfindet. Das Risiko gegenüber dem Vega ist groß, da beide Optionen gekauft wurden. Eine Zunahme der Volatilität hat einen positiven Effekt auf die Kombination, während eine Abnahme der

Volatilität dafür sorgt, dass der Wert des gesamten Staddle fällt. Das Theta steht im Verhältnis zum Gamma. Durch das positive Gamma ist das Theta negativ. Der Verlauf der Zeit hat einen negativen Effekt auf den Wert des Straddle. Je näher das Verfallsdatum rückt, desto schneller ist der Verfall des Zeitwerts. Findet die erwartete Bewegung nicht statt, dann verliert der Straddle durch den Verlauf der Zeit an Wert.

62 Optionsstrategien Straddle

Ein Straddle in der Theorie Mit dem Kauf eines Straddle setzen Sie auf eine große Bewegung im Kurs des Basiswertes, sowohl nach oben als auch nach unten. Sie kaufen eine identische Anzahl Call- und Put-Optionen zum gleichen Ausübungspreis. Für diese Kombination

bezahlen Sie eine Prämie. Das Theta ist negativ, das Verstreichen von Zeit geht also zu Ihrem Nachteil. Das Risiko ist auf die von Ihnen bezahlte Prämie begrenzt.

gewinn / Verlust

400 200 0 -200 -400 -600 32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

Kurs des Basiswertes

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

KAUF: Call-Option $ 40 KAUF: Put-Option $ 40

Hierfür werden $ 5 als Prämie bezahlt, wodurch der Break-even Preis bei $ 35 und $ 45 liegt. Schließt der Basiswert unter $35 oder über $ 45, dann machen Sie einen Gewinn, wobei dieser unbegrenzt sein kann. Schließt der Basiswert zwischen $35 und $ 45, dann machen Sie einen Verlust, wobei der Verlust maximal $ 500 beträgt.

Ein praktisches Beispiel: DAX Nach dem starken Start von 2015 kletterten die europäischen Börsen schnell nach oben. Unter anderem durch die Kraft des US-Dollars gestützt, notierten die verschiedenen europäischen Indizes Ende April rund 20% im Gewinn. Der DAX-Index erreichte hierbei die Marke von 12.000 Punkten. Daraufhin notierte der DAX Ende April bei ca. 11.454 Punkten, wonach Anfang Mai ein weiterer Rückgang in Richtung 10.600 Punkte folgte.

Durch einen Straddle wurde auf eine starke Bewegung des DAX gesetzt, nämlich einen Aus­ bruch nach oben (das Durchbrechen der 12.000 Punkte Marke) oder ein Fall nach unten (das Testen der 10.000 Punkte Marke). Der DAX Straddle 11.050 mit dem Verfallsdatum September 2015 wies am 27. Juli mit einem DAX-Stand von 11.056 Punkten eine Prämie i.H.v. € 963,81 auf. Die Break-Even Punkte am Verfallsdatum (18. September 2015) lagen also bei einem DAX-Stand von 10.086 (11.050 – 963,81) und 12.013 Punkten (11.050 + 963,81).

63 Optionsstrategien Straddle

Die folgende Grafik zeigt die Kursentwicklung des DAX-Index von Januar bis einschließlich Dezember 2015.

12.600 12.200

1

11.800 11.400 11.000 2 10.600 10.200 9.800 9.400 9.000 jan

1 2

feb

Mrz

apr

mai

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

Dez

Eröffnungskauf: Long Straddle DAX à € 963,81 Kauf Call-Option und Put-Option September 11.050 Cash Settlement: Long Straddle DAX à € 1.134 Cash Settlement Put-Option September 11.050

Direkt nach Eröffnung der Position entwickelte sich der Basiswert in eine der beiden gewünschten Richtungen. Der DAX-Index bewegte sich hier­ bei zuerst in eine positive Richtung, bevor er anschließend zu fallen begann. Der Wert des Straddle nahm durch Verlust an Zeitwert (Theta) täglich ab. Am 10. August startete aber eine Bewegung nach unten, die letztendlich am 24. August bei einem Kurs von 9.648 Punkten endete. Hierbei nahm der Wert des Straddle auf € 1.419,06

DAX-Index

Straddle 11.050

zu, da die Put-Option 11.050 mittlerweile einen inneren Wert i.H.v. 1.402 Punkten hatte. Somit ergab sich zum aktuellen Zeitpunkt ein Gewinn. Der DAX-Stand von 9.648 Punkten schien jedoch nicht der Tiefpunkt zu sein. Zum Ende der kurzen volatilen Restlaufzeit notierte der DAX zum Verfallstag bei 9.916 Punkten. Somit notierte der Straddle zum Verfall bei € 1.134 (+17,65%), wobei der gesamte Wert aus dem inneren Wert der PutOption bestand.

Montag, 27. Juli 2015

€ 963,81

Freitag, 18. September 2015

€ 1.134 (+17,65%)

64 Optionsstrategien Straddle

Der Kauf eines Straddle gehört zu den riskantesten Optionsstrategien, die in diesem Buch besprochen werden. Beim Ausbleiben einer Bewegung nimmt der Wert der Optionskombination schnell ab, wenn das Verfallsdatum näher rückt. Das Halten eines Straddle bis zum Verfallsdatum sorgt für eine große Exposition gegenüber dem Theta. Das vorzeitige Schließen eines Straddle, sodass ein größerer Verlust an Zeitwert erspart bleibt, hat daher den Vorzug.

Vorteile Straddle: Unlimitierter Gewinn Richtung der Bewegung spielt keine Rolle

Nachteile Straddle: Risiko gegenüber den Options-Griechen Hohe Investition Große Bewegung erforderlich

65 Optionsstrategien Strangle

Strangle Ein Strangle hat viele Gemeinsamkeiten mit einem Straddle. Bei einem Strangle wird ebenso auf einen Anstieg der impliziten Volatilität oder eine Bewegung des Basiswertes spekuliert, egal ob die Bewegung nach oben oder nach unten erfolgt. Beim Kauf eines Strangle werden gleichzeitig eine Put- und Call-Option auf einen Basiswert mit dem gleichen Verfallsdatum gekauft. Der Unterschied zum Straddle besteht darin, dass die Ausübungspreise der Optionen bei einem Strangle nicht übereinstimmen: beide Optionen sind aus dem Geld. Dies steht im Gegensatz zum Straddle, bei dem beide Optionen am Geld sind. Weil die Optionen im Fall eines Strangle aus dem Geld sind, ist die I­nvestition geringer. Um einen Gewinn zu erzielen, muss die Bewegung bzw. der Anstieg der impliziten Volatiliät aber größer sein als bei einem Straddle. Mit einem Strangle kann mit einer geringen Investition auf einen Volatilitätsanstieg oder eine große Bewegung spekuliert werden. Findet diese nicht statt, dann verfallen beide Optionen am Laufzeit­ende wertlos. Ein Strangle in der Theorie Mit dem Kauf eines Strangle setzen Sie auf eine große Bewegung im Kurs des Basiswertes, sowohl nach oben als auch nach unten. Sie kaufen eine identische Anzahl Call- und Put-Optionen zu unterschiedlichen Ausübungspreisen. Für diese Kombination bezahlen Sie eine Prämie. Das Theta ist negativ, das Verstreichen von Zeit geht also zu Ihrem Nachteil. Das Risiko ist auf die von Ihnen bezahlte Prämie begrenzt.

66 Optionsstrategien Strangle

400 gewinn / Verlust

300 200 100 0 -100 -200 -300 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 Kurs des Basiswertes

In diesem Beispiel werden die folgenden Transaktionen durchgeführt:

Hierfür werden $ 2 als Prämie bezahlt, wodurch der Break-even Preis bei $ 33 und $ 47 liegt. Schließt der Basiswert unter $ 33 oder über $ 47, dann machen Sie einen Gewinn, wobei dieser unbegrenzt sein kann. Schließt der Basiswert zwischen $ 33 und $ 47, dann machen Sie einen Verlust, wobei der Verlust maximal $ 200 beträgt. Bei einem Strangle ist das Risiko gegenüber den Options-Griechen identisch wie bei einem Straddle. Das Delta ist neutral, weil das positive Delta der Call-Option durch das negative Delta der Put-Option aufgehoben wird. Das Gamma und das Vega sind positiv und stimmen mit dem eines Straddle überein. Das Theta ist negativ, weil beide Optionen gekauft wurden. Der Verfall des Zeitwerts nimmt zu, je näher das Verfallsdatum kommt.

KAUF: Call-Option $ 45 KAUF: Put-Option $ 35

Vorteile Strangle: Unlimitierter Gewinn Richtung der Bewegung spielt keine Rolle Relativ geringe Investition im Vergleich zu einem Straddle

Nachteile Strangle: Risiko gegenüber den Options-Griechen noch größere Bewegung erforderlich als bei einem Straddle

67 Optionsstrategien ÜBERSICHT STRATEGIEN

ÜBERSICHT STRATEGIEN Bull Vertical Call

400

400

300

300 gewinn / Verlust

gewinn / Verlust

Covered Call

200 100 0 -100

100 0 -100

-200

-200

-300

-300 37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

Kurs des Basiswertes

Vertical Put 400 300 200 100 0 -100 -200 -300 37

38

39

40

41

42

43

44

Kurs des Basiswertes

35

36

37

38

39

40

41

42

43

Kurs des Basiswertes

Bear

gewinn / Verlust

200

45

46

47

48

49

50

44

45

46

47

48

49

50

68 Optionsstrategien ÜBERSICHT STRATEGIEN

Neutral Butterfly

200

500

100

400 gewinn / Verlust

gewinn / Verlust

Iron Condor

0 -100 -200 -300 -400

300 200 100 0 -100

-500

-200 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56

32

Kurs des Basiswertes

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

Kurs des Basiswertes

Volatilität / Bewegung Straddle

Strangle

400 300

200

gewinn / Verlust

gewinn / Verlust

400

0 -200 -400

200 100 0 -100 -200

-600

-300 32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

Kurs des Basiswertes

42

43

44

45

46

47

48

30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 Kurs des Basiswertes

69 OptionEN ÜBER LYNX HANDELN

Teil 5 OptionEN ÜBER LYNX HANDELN LYNX bietet Anlegern seit 2006 über die Handelsplattform Trader Workstation Zugang zu mehr als 100 Börsen in 24 Ländern. Über LYNX können Sie zu sehr günstigen Preisen weltweit mit u.a. Aktien, Optionen, Futures und Forex handeln. Durch den großen Erfolg in den Niederlanden hat LYNX beschlossen, seine Dienste auch über die Grenze hinweg anzubieten. Mittlerweile handeln mehrere zehntausend Anleger in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Frankreich, Finnland und Tschechien über die Handelsplattform von LYNX.

70 OptionEN ÜBER LYNX HANDELN

In der Trader Workstation können Sie alle besprochenen Strategien handeln, aber auch einfache Optionspositionen aufbauen. Geben Sie in Ihrer Watchlist das Kürzel des Wertpapiers ein, das Sie handeln wollen und drücken dann auf Enter. Im Kontextmenü klicken Sie auf Optionen (bzw. Kombinationen, wenn Sie diese handeln möchten):

Im Auswahlmenü klicken Sie zunächst auf die Registerkarte mit der gewünschten Laufzeit. Dann suchen Sie in der Mittelspalte die Zeile mit dem richtigen Basispreis. Klicken Sie nun links von der Mittelspalte für einen Call oder rechts davon für einen Put.

Damit ist die gesuchte Option zu Ihrer Watchlist hinzugefügt worden und kann nun über das Orderticket gehandelt werden.

Weitere Informationen und ausführliche Anleitungen finden Sie auf unserer Website unter www.lynxbroker.de/online-handbuch

71 OptionEN ÜBER LYNX HANDELN

TRADING-TOOLS LYNX stellt seinen Kunden kostenlos eine große Anzahl professioneller Tradingmodule zur Verfügung, die zum Erfolg eines Anlegers an der Börse beitragen können. Die drei wichtigsten

Module werden hier kurz beschrieben. Somit können Sie die aus diesem Buch gewonnen Kenntnisse direkt praktisch anwenden. Die folgenden Module werden besprochen:

OptionTrader ComboTrader Risk Navigator

OptionTrader Mit dem Modul OptionTrader sind Sie in der Lage, alle Put- und Call-Optionen einer Aktie oder eines Index auf Ihrem Bildschirm zu überblicken. Diese Optionen können nach Ausübungspreis, Verfallsdatum, Börse und Multiplikator sortiert werden. Zusätzlich zu den

Preisen der Optionen werden alle OptionsGriechen (Delta, Gamma, Vega, Theta) und die implizite Volatilität angegeben. Vom OptionTrader aus können Sie auch Ihre Kauf- und Verkaufsorders erstellen und an die Börse versenden.

72 OptionEN ÜBER LYNX HANDELN

ComboTrader Der ComboTrader wurde speziell für das Handeln von Optionskombinationen entwickelt. Über den ComboTrader können Sie Optionskombinationen (wie zum Beispiel Vertical Spread, Butterfly, Iron Condor, Straddle etc.) zusammenstellen und zu Ihrer Watchlist hinzufügen. Sobald die Optionskombination auf Ihrer Liste angezeigt wird, können Sie für diese eine Order an die Börse geben. Auf diese Weise müssen Sie die Optionen nicht mehr einzeln handeln, sondern können die gesamte Kombination ordern. Indem Sie Kombinationen verwenden, verhindern Sie Einzelausführungen in der Strategie und handeln ggf. direkt im Spreadbook, das die beste Ausführung bietet.

Risk Navigator Der Risk Navigator ist ein Optionsmodul, mit dem Sie auf einen Blick Ihre offenen Optionspositionen mit den dazugehörigen Griechen sehen. Delta, Gamma, Vega und Theta werden je Position und Verfallsdatum angezeigt. Sie können so das Risiko Ihres Portfolios einschätzen und direkt darauf reagieren. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit,

fiktive Optionspositionen hinzuzufügen, wobei die Entwicklung der Ergebnisse für einen späteren Zeitpunkt angezeigt werden können. Hiermit erhalten Sie Einsicht in mögliche Risiken und potenzielle Gewinne am Verfallsdatum – wobei dies selbstverständlich nur Schätzungen sind und sich heiraus keinerlei Garantie ableiten lässt.

LYNX in Zahlen existiert seit

2006 agiert in

6

Ländern

eröffnete Depots über

35.000

„Bester Broker“ Auszeichnung

10 x

Aktien ab

Optionen & Futures ab

€ 5,80 € 2,00 Umfangreiches Schulungsangebot Ausgezeichneter Kundenservice

Disclaimer:

Datenquellen:

Dieses Handbuch ist nach bestem Wissen und Gewissen formuliert. Eine

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exakte Korrektheit und Vollständigkeit kann nicht gewährleistet werden. Damit entbindet Sie dieses Handbuch nicht davon, in Zweifelsfragen, insbesondere

Eine genaue Quellenangabe können

wenn hierbei wirtschaftliche Einbußen drohen, beispielsweise bei einem

Sie bei LYNX erfragen.

Vermögensberater oder Börsenexperten nachzufragen. LYNX führt keine Wertpapierberatung durch. Keine der Formulierungen, Aussagen, Wörter oder Erläuterungen in diesem Handbuch stellt eine Handelsempfehlung seitens LYNX dar.

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