Erfahrungsbericht von Florian Niedermayer (346715) Von der Thompson Rivers University in Kamloops, Kanada

Erfahrungsbericht von Florian Niedermayer (346715) Von der Thompson Rivers University in Kamloops, Kanada Einleitung: Zu Erst einmal möchte ich mic...
Author: Frauke Dunkle
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Erfahrungsbericht von Florian Niedermayer (346715)

Von der Thompson Rivers University in Kamloops, Kanada

Einleitung: Zu Erst einmal möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Florian Niedermayer und zum Zeitpunkt meines Auslandsaufenthaltes bin ich 20 Jahre alt gewesen. Ich studiere Betriebswirtschaftslehre und habe mein Auslandssemester im fünften Halbjahr des Bachelorstudiums vollzogen. Mein Aufenthalt war in Kamloops, im Westen von Kanada und mitten in British Columbia. Entscheidung der Universität: Nun möchte ich erst einmal den Gedankengang erläutern, wie ich auf die ausgewählte Universität kam. Mir war schon vor dem Studium klar, dass ich unbedingt ein Auslandssemester machen möchte, weil ich es liebe in fremde Länder zu reisen. Dafür ist das fünfte Semester der RWTH im Studiengang BWL perfekt. Als es dann mit der Planung losging, habe ich mir Gedanken gemacht, wo ich hingehen möchte. Dabei wurde für mich schnell klar, dass ich in ein englischsprachiges Land reisen möchte, weil ich glaube, dass man sich nur perfekt in eine fremde Kultur integrieren kann, wenn man die Landessprache gut genug beherrscht. Damit kam nur noch Englisch für mich in Frage. Nach England wollte ich nicht, weil ich weit weg wollte, um neue Erfahrungen zu machen und neue Kulturen kennenzulernen. Somit blieb für mich noch Australien, Kanada und Amerika. Australien hat mich zwar schon immer gereizt, allerdings beginnen die Semester zu komplett unterschiedlichen Zeiten als die in Deutschland, was zur Folge hat, dass man mindestens eins, wenn nicht sogar zwei Semester an Zeit verliert. Ob es nun wichtig ist oder nicht, dass man es schafft in Regelstudienzeit zu studieren sei dahingestellt und muss jeder für sich entscheiden, jedoch war es für mich ein Ausschlusskriterium. Also blieben noch Amerika und Kanada. Ich habe lange mit mir gerungen und habe mich letztendlich für Kanada entschieden, weil ich zu dem Zeitpunkt noch 20 Jahre alt war und mir davon abgeraten wurde als Student nach Amerika zu gehen bevor man 21 Jahre alt ist, weil man sonst dort noch nicht mal eine Bar betreten darf, und somit man oftmals nichts mit Freunden unternehmen kann, die eventuell älter sind und feiern gehen wollen oder ähnliches. Nach dem ich zu der Entscheidung gelangt war, dass ich nach Kanada gehen will, fiel die Wahl relativ schnell, dass ich an die Westküste will, da ich als Schüler schon mal drei Monate an der Ostküste von Kanada verbrachte und ich wieder was Neues kennenlernen wollte. Auf die Universität von Kamloops bin ich durch INAC gekommen; eine Organisation, die ich jedem der sich unsicher ist wohin das Auslandssemester gehen soll, empfehlen kann. Ich war auf einer der Veranstaltungen Im Karman Auditorium, wo eine Person der Thompson Rivers University über diese Universität erzählt hat und es hat mir ungemein geholfen. Für mich war es wichtig, dass ich eine Universität wähle, die zentral liegt, so dass man zu vielen Orten von dort aus reisen kann um möglichst viel von Kanada oder Amerika zu sehen. Da dies in Kamloops der Fall ist, entschied ich mich für diese Universität. Die Anmeldung verlief dabei sehr einfach. Ich habe INAC mitgeteilt, dass ich an diese Universität möchte, und diese haben mich dann relativ schnell ohne eine eigene Gebühr zu erheben angemeldet.

Ankunft in Kanada: Die Entscheidung über die Universität fiel etwa ein halbes Jahr bevor ich dorthin geflogen bin. Dementsprechend habe ich dann den Flug gebucht und hier kann ich nur jedem empfehlen so früh wie möglich zu buchen und sich Zeit dabei zu nehmen. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, diverse Websites verglichen und mit vielen Reisebüros telefoniert und so viel Geld gespart. Insgesamt habe ich 810 Euro für Hin- und Rückflug bezahlt und somit zwischen 200-400 Euro weniger als meine Freunde, die ich in Kanada kennengelernt habe, obwohl wir ähnliche Zeiträume für die Flüge hatten.

In Kanada, beziehungsweise Vancouver bin ich etwa Mitte August angekommen, ziemlich genau eine Woche bevor ich an die Universität musste. So hatte ich noch die Chance Vancouver zu besichtigen, eine der schönsten Städte die ich jemals gesehen habe. Dabei kann ich nur empfehlen, wenn man neue Leute kennenlerne möchte in ein Hostel und kein Hotel zu gehen. Ich war in einem Hostel und habe zwei Leute kennengelernt die mir direkt Vancouver gezeigt haben und mit denen ich immer noch in Kontakt stehe. Von Vancouver bin ich dann nach Kamloops gereist. Dort angekommen wurde ich von meiner Universität schon am Flughafen begrüßt und mit diversen Utensilien ausgestattet. Schnell habe ich das erste Mal erfahren dürfen, dass die Universität in Kamloops komplett anders aufgebaut, organisiert und viel persönlicher ist, als die RWTH. Die ersten anderthalb Wochen waren nur dafür da um neue Leute und die Universität kennenzulernen. Es gab jeden Tag Aktivitäten und gemeinsame Essen umsonst. Exemplarisch habe ich dafür das Programm von zwei Tagen:

Es gab Veranstaltungen, wo einem geholfen wurde noch Formulare auszufüllen, Veranstaltungen über das Leben in Kanada mit hilfreichen Tipps oder einfach gemeinsame Wanderungen, Spiele, etc. Die Universität und ihre Mitarbeiter waren dabei unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wohnung: Gewohnt habe ich in einem Studentenwohnheim und etwa 350 Euro bezahlt, was in etwa dem entspricht was ich in Aachen bezahlt hätte, weshalb dort keine Mehrkosten anfielen. Dabei kann ich jedem der ins Ausland geht nur raten sich wirklich Gedanken darüber zu machen, was für Erfahrungen man sammeln möchte. Es gibt oft zwei Alternativen; leben in einem Studentenwohnheim, oder bei einer Gastfamilie und je nach dem was man wählt, erlebt man komplett unterschiedliche Erfahrungen. Es waren noch zwei weitere Leute aus Aachen in Kamloops und beide lebten in Gastfamilien, weshalb wir uns oft austauschten. Wenn man die kanadische Kultur kennenlernen möchte und ein Teil dieser werden will, kann ich nur eine Gastfamilie empfehlen. Falls man jedoch an dem Studentenleben in Kanada interessiert ist muss man in ein Studentenwohnheim gehen. Speziell in Kamloops, weil dort die Universität auf einem Berg gebaut ist und die Gastfamilien in welche man kommen kann, fast alle 30 bis 40 Minuten per Bus von der Universität entfernt wohnen. Daher macht man fast ausschließlich etwas mit der Gastfamilie, während man in einem Studentenwohnheim jeden Tag etwas mit anderen Studenten unternimmt. Ich persönlich würde zum Studentenwohnheim raten, weil man dort oft auf Leute trifft, die die gleichen Interessen haben. Ich habe zum Beispiel Leute kennengelernt, mit denen ich dann nach Seattle, Vancouver, Whistler, Kelowna und Banff gefahren bin. Des Weiteren, sind Studentenwohnheime in Kanada nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen. In Kanada macht man alles mit seinen Wg-Mitbewohnern. Man geht zusammen auf jede Party, geht zusammen einkaufen, kocht zusammen, etc. Ich hatte das Glück mit drei Kanadiern zusammen zu wohnen.

Daher hatte ich von Anfang an einen leichten Einstieg neue Freunde zu finden, da meine Mitbewohner mich überall mit hinnahmen und vorstellten. Das heißt speziell für Leute die Angst haben nur schwer den Anschluss und Freunde im Ausland zu finden, ist ein Studentenwohnheim äußerst hilfreich. Noch als kleiner Tipp zur Wohnungssuche; ich war in einem Studentenwohnheim, was zwar direkt an der Universität lag (Upper College Hights), jedoch nicht von der Universität geführt wurde. Wohnheime die der Universität gehören sind in Kamloops deutlich teurer und dabei qualitativ schlechter. Deshalb würde ich als Tipp geben immer nach Wohnheimen in der Nähe der Universität zu suchen, die jedoch nicht von der Uni betrieben werden. Kultur: Von der Kultur her, kann ich Kanada nur empfehlen. Die Menschen sind dort unfassbar nett. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen dort sehr weltoffen und sehr freundlich sind. Ich wurde zahlreiche Male von Kanadiern nach Hause eingeladen obwohl ich diese kaum kannte. Zum Beispiel war ich Thanksgiving mit drei anderen Austauschstudenten bei einer Kommilitonin, die uns alle eingeladen hatte, weil sie gehört hat, dass wir in Deutschland nicht wirklich Thanksgiving feiern. Wir waren dann zu viert für vier Tage in Calgary bei dieser Freundin zu Hause und die Gastfreundschaft die diese Familie mir entgegengebracht hat, habe ich so im positiven Sinne noch nie erlebt.

Universität: Nun möchte ich zu meinen Kursen und dem Universitätsalltag kommen. Als ich angekommen bin, habe ich vier Kurse gewählt: Creativity and innovation, Marketing for entrepreneurs, Professional selling und Teamwork in organizations. Grundlegend kann ich sagen, dass vier Kurse machbar gewesen wären, jedoch wollte ich auch rumreisen um möglichst viel von Kanada und Amerika zu sehen und habe deshalb professional selling nach zwei Wochen abgewählt. Drei Kurse ist meiner Meinung nach die perfekte Anzahl an Kursen. Man hat definitiv sehr viel Zeit um zu reisen und viele Aktivitäten zu unternehmen, man erhält jedoch auch 18 und mit dem Erfahrungsbericht 24 Kredits. Das heißt mit einem Fach was man zu Hause noch nach dem Semester in Kanada schreiben kann, verliert man nicht mal Zeit. An dieser Stelle möchte ich jedoch noch vorwegnehmen, dass ich dem Gerücht, dass das Studium in Kanada oder Amerika viel einfacher als in Deutschland ist, nicht 100-prozentig zustimmen kann. Es ist meiner Meinung nach leichter gute Noten zu bekommen, doch nicht mit weniger Aufwand als in Deutschland. In Kanada wird ein anderes System verfolgt, welches besser auf den Studenten zugeschnitten ist. Man hat nicht wie in Deutschland nur die eine entscheidende Klausur am Ende des Semester, sondern von Anfang an immer mal wieder kleinere Abgaben die zählen und die Klausuren teilen sich in ein Mid-term und ein Final-exam auf. Um das leichter zu verstehen habe ich hier die Zusammensetzung meiner Note aus dem Fach Teamwork in Organizations:

Wie man sehen kann, hat man viele Möglichkeiten um gute Noten zu bekommen, so dass es nicht so relevant ist, wenn man mal eine nicht so gute Note hat. Jedoch hat man so auch das ganze Semester über viel zu tun. Deshalb habe ich generell sehr gute Noten bekommen (B+, A-, A+), habe in Summe jedoch genau so viel für die Fächer getan wie in Deutschland, es kommt einem aber weniger vor da es verteilt ist. Marketing for entrepreneurs: Dieses Fach war sehr interessant und hat mir viel beigebracht. Der Professor war etwa 55 Jahre alt und ein ehemaliger Geschäftsmann, welcher sagte dass er genügend Geld in seinem Leben verdient hat und nun Professor geworden ist um zu entspannen und sein Wissen weiterzugeben. Dementsprechend hat er immer die Theorie auf seinen Folien mit persönlich erlebten Beispielen erklärt, was sehr hilfreich war. Generell war der Kurs relativ anspruchsvoll, jedoch auf eine interessante Weise. Ich musste in diesem Fach zum Beispiel für 20 Prozent meiner Note ein großes Unternehmen analysieren und warum es erfolgreich ist um dann anschließend für 30 Prozent meiner Note ein fiktives Unternehmen zu gründen; mit einer Marketing-Analyse, Wettbewerbsanalyse, etc. Das war eine sehr praxisbezogene Aufgabe die viel Spaß gemacht hat, weil ich sowas in Deutschland noch nicht kennengelernt habe. Jedoch war dieser Professor auch sehr anspruchsvoll und obwohl ich in dieses Fach am meisten Zeit investiert habe, habe ich dort meine schlechteste Note bekommen (B+). Nur um Klarheit zu schaffen, dass einem die Noten nicht „geschenkt“ werden wie es so oft heißt; die Analyse für 20 Prozent der Note ging über 20 Seiten und die Analyse für 30 Prozent der Note über 26 Seiten. Teamwork in Organizations: Diese Fach war sehr besonders. Man wurde in der ersten Stunde in ein Team zugelost. Danach hat die Professorin sehr viel getan, dass man als Team zusammenwächst, um zu zeigen was effektive Teams leisten können. So gab es verpflichtende Aktivitäten wie klettern, oder gemeinsame Essen um den Teamverbund zu verstärken. Dieses Fach war anspruchsvoll, aber auf eine ganz andere Weise als marketing for entrepreneurs. Es war anspruchsvoll, weil es außergewöhnliche Abgaben hatte. So

machten fünf Prozent der Note zum Beispiel aus, wie man an der Übersicht weiter oben erkennen kann, ein perfektes LinkedIn Profil für sein späteres Leben zu entwickeln. Alle weiteren Abgaben waren immer darauf ausgerichtet, wie man ein Team stärker machen kann. Dabei waren sie so gestellt, dass man nur als Team gute Noten bekommen kann; zum Beispiel musste man individuell eine Buchzusammenfassung und Analyse schreiben. Als Note hat man jedoch die schlechteste Bewertung aus seiner jeweiligen Gruppe bekommen. So waren alle Abgaben sehr speziell und definitiv neu für mich (Note: A-). Creativity and Innovation: Das war mit Abstand mein interessantestes Fach. In meiner bisherigen Studienlaufbahn hatte ich noch keinen Professor der mich so sehr beeinflusst hat wie dieser. In diesem Kurs ging es darum, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Der Professor dieses Faches hat mich so sehr beeinflusst, dass ich wirklich Sachen über mich herausgefunden habe, zum Beispiel dass ich unglaublich gerne Sachen erfinde, was ich vorher so nicht wirklich wusste. Dieses Fach steht für mich stellvertretend für das kanadische Bildungssystem. In Kanada zählt viel mehr das Individuum. Ich hatte keinen Kurs wo mehr als 30 Leute eingeschrieben waren. Die Universität in Kanada versucht Studenten wirklich zu helfen herauszufinden was sie werden wollen. Dabei gehen die Professoren viel mehr auf Studenten ein als in Deutschland (auch durch geringe Studenten pro Kurs begünstigt), was einem wahrscheinlich auch hilft bessere Noten zu erzielen und sich mehr für ein Fach zu motivieren (Note: A+). Geld: Geldmäßig sollte man sich im Klaren sein, dass so ein Auslandssemester relativ teuer ist. Die Studiengebühren in Kamloops betragen alles in allem ca. 5500 Euro. Was man jedoch auch nicht vergessen darf, sind die Mehrkosten durch Reisen, die ich auf jeden Fall empfehlen würde, man geht öfter aus, und Nahrungsmittel und speziell Alkohol sind teurer als in Deutschland. Für mich habe ich ausgerechnet, dass ich ungefähr in Summe 8000 Euro mehr ausgegeben habe, als ich in Aachen gebraucht hätte. Das klingt zwar auf den ersten Blick viel, wenn man das jedoch in Relation dazu sieht was ich alles erlebt habe, würde ich es immer wieder machen, und das Geld kann man sich ja nach oder während des Studiums wieder erarbeiten, oder man finanziert sich den Aufenthalt durch Stipendien, Auslandsbafög, etc.

Fazit: Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich eine unglaublich schöne Zeit hatte an die ich mich mein Leben lang gerne erinnern werde. Der Standort Kamloops war ideal für mich, denn obwohl es landschaftlich nicht unglaublich schön war und die Stadt an sich nicht so viel zu bieten hatte, lag es zentral was das Reisen ermöglichte, ab November konnte man sogar im 40 Minuten entfernten Sun Peaks (zweitgrößtes Skigebiet Kanadas) Ski fahren und die Universität und speziell die Leute die ich kennengelernt habe, haben das Semester zu einer der schönsten vier Monate meines Lebens gemacht. Ich kann nur jedem raten der sich nicht sicher ist ob er ins Ausland will einfach mal zu solchen Veranstaltungen zu gehen, die die RWTH öfters anbietet. Angst und Zweifel ob es das Richtige für einen ist, sind verständlich, aber ich habe jetzt sehr viele Leute kennengelernt die im Ausland waren ich kenne keinen der auch nur ansatzweise enttäuscht war. Deshalb kann ich jedem nur dazu raten, sich zu trauen den Schritt zu gehen, wenn man die finanziellen Möglichkeiten hat.

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