Erfahrungsbericht University of Virginia

Jan Wilhelm Gärtner 3 June 2015 Erfahrungsbericht University of Virginia Bevor ich zu den formellen Punkten des Erfahrungsberichts komme möchte ich...
6 downloads 0 Views 185KB Size
Jan Wilhelm Gärtner

3 June 2015

Erfahrungsbericht University of Virginia

Bevor ich zu den formellen Punkten des Erfahrungsberichts komme möchte ich erstmals jeden dazu ermutigen ein Jahr an einem amerikanischen College zu verbringen und im Besonderen an der University of Virginia. Mein Jahr an der University of Virginia war das beste Jahr meiner akademischen Laufbahn und hat mich nicht nur akademisch sondern auch persönlich weitergebracht. Die Gemeinschaft hier an der Universität sowie die Freundschaften die ich hier geschlossen habe werden mich ein Leben lang begleiten. Dieses Jahr wird mich für immer prägen und ich kann es nur jedem empfehlen ein Jahr hier an dieser wunderbaren Universität zu verbringen.

1

Jan Wilhelm Gärtner

3 June 2015

1. Bewerbung Die Bewerbung für ein Auslandsstudium in den USA benötigt einiges an Zeit und man sollte am besten 14-16 Monate vor dem Beginn des Auslandsstudiums beginnen die benötigten Unterlagen für die Bewerbung zu besorgen. Falls man sich auch auf ein Stipendium des DAAD oder Fulbright Stipendium bewirbt sollte man sich sogar noch früher informieren. Welche Unterlagen genau benötigt werden Erfahrt ihr am besten direkt beim Internationalen Zentrum. Jedoch muss die Bewerbung ein Jahr im Voraus beim Internationalen Zentrum und beim DAAD eingereicht werden. Da man für die Bewerbung zwei verschiedene Empfehlungsschreiben und den TOEFL Test benötigt ist es sinnvoll frühzeitig anzufangen die Unterlagen zu bekommen und die Professoren für die Empfehlungsschreiben anzuschreiben. Nachdem ihr alle Unterlagen zusammenhabt und euch beim Internationalen Zentrum beworben habt müsst ihr bis ca. Mitte Dezember auf die Zusage vom IZ warten. Also macht euch keinen Stress wenn ihr noch keine Antwort bis November erhalten habt. Sobald ihr dann die Nominierung der Universität Stuttgart bekommen habt müsst ihr nochmals ein Motivationsschreiben für die Universität einreichen und euch bei der Gasthochschule direkt bewerben. Da ihr aber von der Universität schon nominiert seid, stellt dies nur noch eine Formalität dar. Sobald ihr dann die Zusage von der Gasthochschule habt bekommt ihr das DS 2019 Formular zugeschickt mit dem ihr euch dann für das Visum bewirbt. Bevor ihr zu einer der US Botschaften in München oder Frankfurt fahren könnt müsst ihr erstmals im Internet beim State Department anmelden und die Gebühren für das Visum und das „Student and Exchange Visitor Program (SEVIS)“ bezahlen. Mit dem Account beim State Department werdet ihr durch den Bewerbungsprozess geführt. Ich habe den Termin beim Konsulat in München gemacht. Das Personal war dort sehr freundlich und nach ein paar Fragen zu meinem Studium habe ich das Visum bewilligt bekommen.

2. University of Virginia Die University of Virginia ist eine der besten öffentlichen Hochschulen der USA und wird zu den sogenannten Public Ivys gezählt. Dies zeigt sich auch an den hohen Studiengebühren, die aber als Austauschstudent vom Programm übernommen werden. Jedoch möchte ich an dieser Stelle kurz etwas zu den Kosten in den USA sagen. Um es direkt zu sagen, es wird sehr teuer. Ich selbst habe hier mit Reisen, Essen und Unterkunft 19.600€ ausgegeben. Dies sollte man auf jeden Fall bedenken bevor man sich für die USA als Austauschland entscheidet. Zusätzlich zu der akademischen Stellung ist UVA auch einer der schönsten Universitäten der USA und der Campus ist Weltkulturerbe. Im Vergleich zu Stuttgart liegen dazwischen Welten.

2.1. Allgemeines und Kurse An der Universität studieren ungefähr 20.000 Studenten von denen die meisten Undergraduates, also Bachelor Studenten sind. Da das Studium in den USA oft sehr früh beginnt sind die meisten Studenten folglich unter 21 Jahre alt. 2

Jan Wilhelm Gärtner

3 June 2015

Im Vergleich zu Stuttgart gestalten sich die Semester an der UVA völlig anders. An der UVA, wie im Amerikanischen College System üblich, werden über das Semester mehrere Tests, sogenannte Midterms geschrieben und am Ende ein Final. Außerdem hat man häufig Gruppenprojekte und Präsentationen. Man sollte sich aber nicht vom Arbeitspensum in der ersten Vorlesung abschrecken lassen, am Ende ist es dann doch alles in einem vernünftigen Zeitrahmen zu erledigen. Da man während des ganzen Semesters lernt gibt es auch nur ein paar Tage zur Vorbereitung auf die Finals aber wie schon erwähnt seid ihr gut vorbereitet und ich habe keinen Kurs gehabt den ich als schwer empfand.

2.2. Kurswahl Die Kurse belegt man über das Online Portal SIS mit dem ihr auch euren Mealplan und andere Kosten bezahlt. Sobald ihr angenommen seid könnt ihr euch auf diesem Portal anmelden und Kurse belegen. Da ich viele Kurse in Bereichen gemacht habe die nicht direkt mit meinem Hauptfach Mechanical Engineering zusammenhängen, konnte ich mich nicht in diese Kurse über das Portal einschreiben. Diese Beschränkung des Systems kann man aber ganz einfach umgehen indem man mit einen Course Action Form von dem betreuenden Professor unterschreiben lässt. Am besten schreibt ihr dem Professor vorher eine E-Mail das ihr ein Austauschstudent seid und setzt euch in der ersten Vorlesung mit dazu. Persönlich kann ich die Kurse in der McIntire School of Commerce, oder kurz Comm School, empfehlen. Die Comm School ist einer der besten undergraduate business schools in den USA und die Kurse sowie Lehrräume und die Professoren sind umwerfend gut. Ich habe dort einen meiner besten Kurse Advanced Business Speaking bei Ms. Pentz gehört. Ich möchte nicht alles vorweg nehmen aber in diesem Kurs werdet ihr unter anderem ein Shakespeare Monolog vortragen. Am besten ihr schaut in der ersten Stunde bei diesem Kurs vorbei und entscheidet ob euch das Gefallen könnte. Für mich war es einer der besten Kurse bei dem ich sehr viel über Präsentieren, Reden und Improvisation gelernt habe und eindeutig jedem zu empfehlen.

2.3. Mensa und Verpflegung Auf dem Campus der Universität gibt es drei Mensa, die dort Dininghalls genannt werden. Im Gegensatz zu Stuttgart bezahlt man nicht nur für ein Essen sondern kauft sogenannte Mealplans. Die gibt es in verschiedenen Kategorien von 50 Essen zu Unlimited. Wenn ihr solch einen Mealplan kauft könnt ihr dann pro Essen einmal in einer Dining Hall essen. In den Dining Hall gibt es dann auch nicht Menus wie in Stuttgart sondern Buffets. Die Qualität des Essens ist besser als in Stuttgart aber nach ein paar mal ist man von dem immer wieder kehrenden Angebot gelangweilt. Ich habe in beiden Semestern einen Mealplan 50 gekauft. Das bedeutet ich konnte 50 mal in einer Mensa essen und hatte zusätzlich noch 250 Plus-Dollar. Diese PlusDollar könnt ihr für Café, Sushi, Pizza oder ähnliches in den Geschäften auf dem Campus ausgeben. Mir hat die Anzahl gereicht da ich doch auch häufiger zur Corner gegangen bin um dort zu Essen oder auch mal selbst gekocht habe.

3. Charlottesville Der Ort Charlottesville lebt von der Universität und lässt sich am besten mit Tübingen vergleichen. Um die Universität herum ist alles auf die Studenten ausgerichtet. Besonders die 3

Jan Wilhelm Gärtner

3 June 2015

Corner, eine Straße entlang der Universität ist das Zentrum zum Ausgehen und Feiern. Dort reihen sich Bars und Lokale aneinander in denen man Tagsüber essen gehen kann und sich dann abends in eine Bar-Club Mischung verwandeln. Zum Ausgehen und Feiern habe ich noch einen gesonderten Abschnitt. Für die USA besonders ist Charlottesville Downtown, wo es eine der wenigen funktionierenden Fußgängerzonen gibt. Dort gibt es wie auch hier in Deutschland kleine Geschäfte und Lokale, da die Busse aber schon um 11:00 aufhören zu fahren gestaltet sich feiern dort schwieriger. Jedoch sollte man an einigen Nachmittagen Downtown besuchen um auch mal das Charlottesville zu sehen das nicht nur aus Studenten besteht. Die Umgebung um Charlottesville lädt auch zu Ausflügen ein. Besonders kann ich da Humpback Rock und den Skyline Drive hervorheben, von denen man aus eine fantastische Aussicht auf das Umland hat und auch erkennt wie viel Land noch unbesiedelt ist. Um Charlottesville herum sind auch einige Weinberge und Keltereien die für Studenten zum Teil kostenlose Weinverkostung anbieten.

4. Feiern An der University of Virginia herrscht das Motto „Work hard, play hard“. Das bedeutet es wird nicht nur viel gearbeitet, an Projekten und Hausaufgaben sondern es wird auch viel gefeiert. Vor ein paar Jahren wurde UVA sogar zur national top party school vom Playboy gewählt. Besonders das griechische Leben, also Fraternities sind an UVA ein bedeutender Teil des Nachtlebens. Fast jeden Freitag und Samstag gibt es mehrere Fraternities die eine Feier ausrichten. Auf diesen Feiern geht es auch so zu wie man es aus amerikanischen College Filmen gewöhnt ist und falls es einem nicht gefällt kann man auch ein paar Häuser weiter zur nächsten Frat ziehen. Da Fraternities die einzige Gelegenheit sind für Minderjährige Alkohol zu trinken sind die meisten dort sehr jung und noch unerfahren im Alkohol trinken. Mit persönlich haben diese Fraternity Partys nicht besonders gefallen, da es nur schlechtes Bier und Punch gibt und mir die gesamte Atmosphäre häufig nicht gefallen hat. Jedoch sollte man auf jeden Fall einige Fraternity Partys besucht haben. Falls man also nicht zu den Fraternities gehen will gibt es noch die Hausparty. Wieder gibt es überall Hauspartys zu denen man gehen kann solange man von einen der Gäste eingeladen wird. Das Besondere ist auch das Alkohol immer kostenlos zur Verfügung steht, es also nicht gilt BYOB. Als dritte Option sind dann natürlich noch die Bars. Das Problem hierbei ist nur das euer Freundeskreis dann am besten über 21 ist oder gefälschte Ausweise haben sollte, da bei jeder Bar am Eingang das Alter kontrolliert wird. Gerade im Herbst Semester bin ich selbst viel feiern gewesen, so dass ich am Donnerstag, Freitag und Samstag weg war. Da in Virginia aber alle Lokale, Bars etc. um 2:00 Uhr nachts schließen müssen ist man am nächsten Morgen wieder fit und kann auch wieder bis zum Abend etwas für das Studium erledigen. Es ist also genügend vorhanden das einem in einem Jahr dort nicht langweilig werden muss. 4

Jan Wilhelm Gärtner

3 June 2015

5. Unterkunft Prinzipiell müsst ihr euch entscheiden ob ihr in einem der Wohnheime oder off-grounds also privat wohnen möchtet. Ich selbst habe mich für ein Wohnheim entschieden da dies die bequemste und einfachste Möglichkeit ist. Jedoch muss man wissen, dass man wahrscheinlich kein Einzelzimmer bekommt und dann auf ca 14 m2 mit einem Mitbewohner und Gemeinschaftsduschen wohnt. Ich habe in einem Doppelzimmer im International Residency College gewohnt. Da ich sehr gut mit meinem Mitbewohner zurechtkam war das für mich kein Problem, jedoch sind die sanitären Gegebenheiten nicht unbedingt auf dem Niveau das man aus Deutschland gewohnt ist. Der zweite negativ Punkt an einem Wohnheim sind die hohen Kosten, da man um die $3700 pro Semester für ein Doppelzimmer zahlt. Positiv kann ich für das IRC anmerken, dass es immer Events und häufig Kostenloses Essen gibt sowie das man zentral gelegen ist. Falls man schon ein Master Student ist kann man sich auch für einen Raum auf der Range bewerben. Das sind Einzelzimmer direkt beim Lawn, dem Zentrum des Universitären Lebens, mit eigenem Kamin in denen man Lebt und Lernt wie Jefferson sich es vorgestellt hat. Da diese Räume aber sehr alt sind gibt es keine Küche und die Duschen und Toiletten sind außerhalb des Zimmers. Jedoch sind diese Räume sehr Prestige trächtig und ein Jahr dort zu wohnen ist sicherlich eine einmalige Gelegenheit. Falls man sich selbst eine Unterkunft suchen möchte sollte man darauf achten in der Nähe zur Universität zu wohnen. Die besten Gegenden für off-grounds housing sind um die Corner, also 14 und 15 Straße sowie auf der Jefferson Park Avenue. Da ich selbst nicht nach einer Unterkunft off-grounds gesucht habe kann ich nicht viel dazu sagen.

6. Anreise und Flug Ich bin selbst eine Woche vor Beginn der Vorlesungen angereist um mich entspannt einleben zu können. Ich würde das auch empfehlen da man so schon mal die meisten anderen Austauschstudenten kennen lernt und Zeit hat die Universität sowie die Umgebung zu erkunden sowie die Dinge des täglichen Bedarfs, wie Bettäsche zu besorgen. Zur direkten Anreise und Flug kann ich leider nichts sagen da ich erst zu meinen Eltern gereist bin die in den USA wohnten.

7. Danksagung Abschließend möchte ich Frau Langer vom Internationalen Zentrum für die Hilfe und Koordination bei der Bewerbung danken. Auch meinen Eltern gebührt dank für die finanzielle Unterstützung die dieses Jahr erst möglich gemacht haben. Zum Schluss möchte ich noch allen Professoren und Studenten an der UVA danken die dieses Jahr zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Vielen Dank

5