Erfahrungsbericht Newcastle Northumbria University
WS16/17
Vorbereitung Die Planung für ein Auslandsemester darf nicht unterschätzt werden und nimmt einige Zeit in Anspruch. Da ein Auslandsemester in der Regel ausschließlich im Wintersemester möglich ist, muss gegebenenfalls das Praxissemester vorgezogen werden. Somit beschloss ich das Auslandssemester im fünften Semester zu absolvieren, für welches ich mich im dritten Semester bewarb. In der Zwischenzeit absolvierte ich im vierten Semester mein Praxissemester bei Bosch in Stuttgart. Nachdem ich mich für die Partneruniversität Northumbria Universitiy in Newcastle entschieden hatte, bewarb ich mich zuerst bei der Hochschule Heilbronn, die mich anschließend an der Nortumbria nominierte. Zu diesem Bewerbungsprozess gehörten Lebenslauf, Motivationsschreiben, ein interner Englischtest, sowie eine hochschulinterne Online-Bewerbung. Nach der Auswahl durch das International Office musste ich mich erneut bei der PHS bewerben. Anschließend wählte ich meine Kurse, die ich anstelle der Vorlesungen in Heilbronn besuchen würde. Hierfür muss ein „Learning Agreement“ und ein „Proof of Recognition“ erstellt werden, in welchem festgehalten wird, welche Kurse im Gegenzug zur deutschen Vorlesung anerkannt werden. Der Kontakt sowohl mit der Hochschule Heilbronn als auch mit der Northumbria University verlief reibungslos. Beide standen mir jederzeit bei Rückfragen zur Seite und wiesen mich rechtzeitig auf nützliche Informationen oder gegebenenfalls fehlende Unterlagen hin.
Unterkunft Da ich von den preiswerten Wohnheimen nicht viel Gutes gehört hatte, entschied ich mich bewusst dagegen und suchte nach privaten Unterkünften. Von Studenten aus höheren Semestern wurde mir „Erasmus living“ (www.erasmusliving.co.uk) empfohlen, eine Organisation, die Zimmer an internationale Studenten vermietet. Der Bewerbungsprozess verlief reibungslos - man sucht sich auf der Homepage ein Zimmer aus, auf welches man sich dann online bewerben kann. Anschließend werden in einem Skype-Gespräch alle weiteren Einzelheiten geklärt.
Ich wohnte mit fünf weiteren Mädels (2 Französinnen, 2 Spanierinnen und einer Kommilitonin aus Heilbronn) in einem typisch britischen Haus auf drei Stockwerken mit zwei Bädern, einer gemeinsamen Küche und Wohnzimmer. Hierfür zahlte ich monatlich 390 Pfund. Ich war abgesehen von der Entfernung zur Stadt sehr zufrieden mit meiner Unterkunft. Das Haus steht in Fenham, weshalb ich täglich 10 bis 15 Minuten mit dem Bus in die Stadt also auch zur Uni fahren musste. Dies ist zwar nicht lange aber relativ untypisch für Newcastle, da dort normalerweise nahezu alles zu Fuß erledigt wird. Trotzdem habe ich meine Entscheidung, nicht in ein Wohnheim zu ziehen, nicht bereut.
Studium an der Gasthochschule Im Vergleich zu Deutschland hatte ich an der Northumbria University lediglich drei verschiedene Kurse zu belegen. Diese werden jedoch mit jeweils mit 10 ECTS gewichtet, für welche ich mir in Heilbronn acht Fächer mit insgesamt 27,5 ECTS anrechnen kann. Ein Kurs umfasst zwei Vorlesungseinheiten pro Woche, die in großen Hörsälen mit circa 200 Studenten stattfinden. Neben den Vorlesungen gibt es für jeden Kurs alle zwei Wochen ein Seminar, in dem der Inhalt der Vorlesung noch einmal, meist beispielhaft, vertieft wird. Die Seminare bestehen aus circa 15-20 Studenten und sind sehr interaktiv. Auch die Art der Prüfungsleistung unterscheidet sich zur Hochschule Heilbronn. An der Northumbria University setzt sich die Note zu 100% aus einer schriftlichen Ausarbeitung zusammen, die zwischen 3000 und 3600 Wörtern umfasst. In den sogenannten Assignments sollen die gelehrten Theorien anhand eines vorgegebenen Unternehmens/ Praxisfalles angewendet und analysiert werden. Das Schreiben, speziell die vorherigen Recherchen, nehmen sehr viel Zeit in Anspruch und dürfen nicht unterschätzt werden. Diese Art von Prüfungsleistung stellte sich im Nachhinein als wesentlich intensiver, aufwendiger und umfangreicher als zuerst gedacht heraus. Durch das intensive Auseinandersetzen mit den verschiedenen Theorien und den ausgiebigen Recherchen habe ich sehr viel gelernt, fachlich aber besonders auch sprachlich. Resümierend bin ich von der Arbeitsweise und den Vorlesungseinheiten, speziell hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfungsleistung
positiv überrascht und empfand diese als sinnvolle Alternative zu klassischen Klausuren.
Alltag und Freizeit Die Stadt Newcastle hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Durch die zahlreichen Clubs, Bars und Restaurants ist die Stadt einer der bekanntesten Partystädte Englands. Die ganze Woche über gibt es verschiedene Events mit unterschiedlichen Angeboten zum Ausgehen und durch die hohe Anzahl an Studenten ist immer etwas los, kann man immer etwas erleben und andere Studenten aus aller Welt kennenlernen. Die große Einkaufsstraße und das MetroCentre, eines der größten Einkaufszentren Europas, bieten hervorragende Möglichkeiten um shoppen zu gehen. Für Sportbegeisterte bietet die Northumbria University zahlreiche Sportmöglichkeiten an. Darüber hinaus befindet sich ein gut ausgestattetes Fitnessstudio mit Schwimmbad und Kletterhalle unmittelbar auf dem Campus. Des Weiteren bieten die Uni und eine Organisation namens VIVA Trips verschiedene Tagesausflüge an, zum Beispiel nach Edinburgh, Lake District, Bamburgh Castle, Holy Island, Glasgow, die ich sehr empfehlen kann.
Fazit Ich habe Newcastle mit etwas gemischten Gefühlen verlassen. Auf der einen Seite hatte ich eine sehr schöne Zeit, habe viele nette Leute kennengelernt und fand es sehr interessant ein anderes Unisystem kennenzulernen. Jedoch finde ich persönlich drei Monate für ein Auslandssemester zu kurz. Schade fand ich auch, dass sehr viele deutsche Studenten in Newcastle waren und ich mich dadurch sprachlich nicht so weiterentwickeln konnte wie ich es mir vorgestellt hatte. Trotz allem finde ich Newcastle eine schöne Stadt, die Northumbria University eine sehr gute Uni und kann ein Auslandssemester in Newcastle nur weiterempfehlen.