Erfahrungsbericht Istanbul Commerce University

Erfahrungsbericht – Istanbul Commerce University Im Sommersemester 2015, genauer gesagt von Ende Januar bis Ende Juni, habe ich ein Auslandssemester ...
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Erfahrungsbericht – Istanbul Commerce University

Im Sommersemester 2015, genauer gesagt von Ende Januar bis Ende Juni, habe ich ein Auslandssemester in Istanbul absolviert. Dieser Erfahrungsbericht soll denjenigen helfen, die ebenfalls in Istanbul ein Auslandssemester absolvieren möchten und nach ein paar Insiderinformationen suchen. 1. Vorbereitung Die Bewerbungsfrist für ein Auslandssemester ist immer einmal jährlich. Dabei ist es egal, ob man sich für das Wintersemester oder das Sommersemester bewirbt. Bei uns war diese Frist der 15.02.2014. Eine Liste der benötigten Unterlagen findet man hier (http://www.wiwi.unibremen.de/bewerbung_ausland). Ich habe mich damals noch als Nachrücker nach der angegebenen Frist beworben, was den Nachteil hatte, dass die Auswahl an freien Plätzen nicht mehr so groß war. Vom Ablauf war jedoch alles ähnlich. Alle paar Wochen/Monate erhält man nach Zusage des Studienplatzes Mails von den Erasmusbeauftragten des Fachbereiches, welche Schritte als nächstes anstehen. Auch die Mobility-Plattform bietet eine recht gute Übersicht über die Dinge, die als nächstes zu erledigen sind. 2. Formalitäten Was auf jeden Fall rechtzeitig beantragt werden sollte, ist ein Reisepass, falls nicht schon vorhanden. Ohne den kann man nämlich nicht in die Türkei einreisen. Meine nächste Sorge war, dass ich ein Visum brauche. Ein Anruf beim türkischen Konsulat hat jedoch ergeben, dass für Studenten ein Visum nicht mehr erforderlich ist. Nach Einreise ist man berechtigt, sich 90 Tage in der Türkei aufzuhalten. Da der Aufenthalt diese 90 Tage überschreitet, muss man sich um eine Aufenthaltsgenehmigung bemühen. Dieser Prozess war zugegebenermaßen durchaus anstrengend, aber nur deshalb, weil von uns fast niemand wusste, wie man hier am besten vorgeht. Und zwar muss man sich einen Termin bei einer Polizeistation machen. Das geht hier (http://e-randevu.iem.gov.tr/randevu/). Uns wurde geraten, die Station in der VATAN Street zu nehmen, da diese in dem Bereich wohl am meisten Erfahrung haben. Zum Termin ist dann mitzubringen: das auf der Seite ausgefüllte Formular, ein Student Paper mit möglichst aktuellem Datum (bekommt ihr von eurer Gasthochschule), 5 Passbilder, euren Reisepass, Kopien der relevanten Seiten eures Reisepasses, die Anerkennung eurer Krankenversicherung, sowie 50 TL. In Sachen Krankenversicherung gibt es für deutsche Austauschstudenten wenige Probleme. Dank eines Sozialversicherungsabkommens ist die Versicherung gleichermaßen in der Türkei gültig. Man braucht sich lediglich mit seiner Krankenversicherung in Verbindung

setzen und ein sogenanntes TA/11 Formular zu beantragen. Dieses muss man dann noch an einer Behörde in Istanbul anerkennen lassen. Ich persönlich habe noch eine private Zusatzversicherung abgeschlossen, da ich Angst hatte, im Fall des Falles eventuell auf irgendwelchen Kosten sitzenzubleiben, wie z.B. einem Krankenrücktransport. Eine wirklich nervtötende Angelegenheit ist die Anmeldung eures mitgebrachten Handys oder Smartphones. In der Türkei müsst ihr dieses anmelden und versteuern, sofern ihr euch eine türkische SIM-Karte holt. Solltet ihr das nicht in einem gewissen Zeitraum erledigt haben, wird euer Telefon gesperrt. Dazu müsst ihr euch zunächst eine Steuernummer besorgen, euer Telefon dann damit beim Tax Office versteuern (130TL). Wenn das geschehen ist geht ihr mit dem erhaltenen Dokument zu eurem Mobilfunkanbieter (Tipp: Ich hatte AVEA und war sehr zufrieden). Dieser kann dann mit dem vom Tax Office erhaltenen Dokument das Telefon registrieren (nochmal 50TL). Nicht jede Filiale macht das, nehmt euch am besten türkischsprachige Unterstützung mit. Dies ist sowieso bei allen Behördengängen von Vorteil, meistens geht es aber auch alleine – mit Händen und Füßen. 3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule (Istanbul Commerce University) Der Campus, an dem meine Veranstaltungen stattfanden, befand sich in Sütlüce. Die Lage war nicht optimal, aber dank Metrobus doch recht gut zu erreichen. Ein wirklich toller Service waren die universitätseigenen kostenlosen Shuttlebusse. Von morgens bis mittags fuhren diese sowohl von Kabatas (15 Minuten zum Campus) als auch von der Metrobusstation Halicioglu (5 Minuten) zum Campus. Ab Mittag fuhren diese Shuttlebusse die Studenten dann auch wieder zu den zuvor genannten Orten zurück. Auf diese Weise konnten auch Studenten, die nicht in der Nähe vom Metrobus oder sogar auf der asiatischen Seite gewohnt haben, den Campus bequem erreichen. In der Orientierungswoche hat man die wichtigsten Dinge gezeigt und nahegebracht. Eine Campustour und ein paar Präsentationen fanden statt. Meistens haben wir uns aber mit der gesamten Gruppe zum Essen getroffen. Auch ein großes Erasmusdinner in einem wirklich schicken Restaurant fand statt. Mein Fehler war hier, dass ich zuvor zu viel gegessen hatte – daher am besten hungrig zu dem Dinner gehen. Der Campus ist sehr modern und gut ausgestattet. Man merkt deutlich, dass es sich um eine private Universität handelt. Saubere und überdurchschnittlich viele Toiletten in jeder Etage des Gebäudes waren vorhanden. Die Mensa war in Ordnung, man hat immer etwas zu essen gefunden. Mit etwa 10TL für einen Dürüm oder eine andere Mahlzeit war sie zwar etwas teurer als andere Orte dieser Art, aber immer noch bezahlbar. Falls man nach dem Essen mal Zeit zu überbrücken hatte, boten sich einem viele Möglichkeiten, dies zu tun.

Beispielsweise konnte man sich mit seinen Kommilitonen auf die Terrasse mit Blick aufs Wasser setzen und einen Cafe oder Cay trinken. Auch Tischtennisplatten waren einige vorhanden. Auf diese Weise konnte man auch sportlich die Zeit überbrücken. In der Klausurenphase bot sich auch ein ruhiger Platz in der Bibliothek an, um ein paar Dinge nachzulesen oder vorzubereiten. Auch kostenloses WLAN gab es am Campus, allerdings musste man sich täglich neu einloggen, was etwas störend war. Manchmal hat die Anmeldung aus irgendeinem Grund auch nicht geklappt. 4. Akademisches Leben Insgesamt wurden wir als ERASMUS-Studenten sehr freundlich und offenherzig behandelt. Die Professoren und Professorinnen haben sich meistens sehr gefreut, wenn internationale Studenten in den Vorlesungen saßen. Die Kurse waren mit 5 - 30 Studenten eher klein und in manchen Veranstaltungen saß man nur mit Erasmusstudenten zusammen. Es gab aber auch viele Kurse, an denen türkische Studenten und Studentinnen teilgenommen haben. Es gab pro Kurs ein Mid-term sowie ein Final-Exam, wobei das Mid-term exam manchmal durch eine Hausarbeit oder ein Referat ersetzt wurde. Auch die Final-Exams waren nicht immer zwingend eine schriftliche Klausur. Etwas enttäuschend war das Kursangebot, da die meisten der zuvor ausgewählten Kurse im Endeffekt nicht angeboten wurden. Teilweise mussten Kurse belegt werden, die in ähnlicher Form schon einmal absolviert wurden. Angerechnet werden diese allerdings trotzdem. Die Betreuung an sich fand ich wirklich gut. Man konnte jederzeit die Erasmus-Koordinatorin im Büro aufsuchen und hat meistens schnell Hilfe bekommen. 5. Unterkunft Möglichkeiten zur Suche einer Unterkunft gibt es reichlich. Hier kann ich eine FacebookGruppe empfehlen, in der regelmäßig Angebote veröffentlicht werden (https://www.facebook.com/groups/415061961879819/?fref=ts). In der Beschreibung der Gruppe findet ihr zudem links zu drei gängigen Wohnungsportalen in Istanbul sowie weitere nützliche Tipps für die Wohnungssuche. Ich kann nur empfehlen, ein paar Tage vor Start der Orientierungswoche anzureisen, um ein paar Zimmer/Wohnungen zu besichtigen. Auch ich habe das so gemacht und während dieser Zeit in einem Hostel gewohnt. Das Hostel hat 40TL, also etwa 15€ pro Nacht gekostet. Alternativ kann man auch für ein paar Tage ein Zimmer bei airbnb anmieten, falls man nicht so der Hosteltyp ist. Generell würde ich in der Türkei niemandem raten, eine Wohnung langfristig anzumieten, ohne diese vorher persönlich anzuschauen. Bilder können wirklich oft täuschen. Ein kleiner Tipp: Vielleicht erstmal was für 1-2 Monate anmieten, wenn man sich nicht sicher ist, ob das alles 100%

passt. Danach ist es etwas einfacher, etwas zu finden, zumal man sich dann auch besser auskennt und vielleicht in einem bestimmten Stadtteil lieber leben möchte. 6. Öffentliche Verkehrsmittel Von den öffentlichen Verkehrsmitteln in Istanbul war ich positiv überrascht. Die Art, wie das öffentliche Verkehrsnetz organisiert ist, finde ich wirklich gut und übersichtlich. Man ist verpflichtet, sich eine sogenannte "Istanbulkart" zu besorgen. Auf diese Karte lädt man dann Geld auf und kann dann mit ALLEN öffentlichen Verkehrsmitteln fahren: Bus, Metrobus, Metro, Tram, Bimmelbahn, Füniküler, Fähre, sogar Gondel. Eine Fahrt kostet dabei etwa 2TL, der Preis verringert sich jedoch, wenn man beispielsweise umgestiegen ist. Vor jedem Eingang einer Station befindet sich ein Drehkreuz. Auf diese Weise ist das Schwarzfahren nahezu unmöglich. Es lohnt sich allerdings auch nicht, da die öffentlichen Verkehrsmittel wirklich günstig sind. Als Student kann man seine "Istanbulkart" mit 200 Fahrten aufladen und zahlt dafür 77TL. Nach einem Monat verfallen die nicht genutzten Fahrten zwar, aber trotzdem ist dieses Paket sehr lohnenswert. Im Grunde kann man also mit 77TL pro Monat für öffentliche Verkehrsmittel rechnen, da es fast unmöglich ist, die 200 Fahrten aufzubrauchen. Man kann übrigens keine Freunde von den 200 Fahrten mitnehmen, da ab dem zweiten Passieren der Drehkreuze wieder Geld von der Karte abgebucht wird. Alle öffentlichen Verkehrsmittel kommen wirklich sehr regelmäßig. Man braucht keine Fahrzeiten checken, bevor man losgeht, da man i.d.R. keine 5 Minuten warten muss. Nur die Fähre kommt etwas unregelmäßiger, etwa alle 20 Minuten. Falls man auf einen Bus wartet und es wirklich schnell gehen muss, kann man auch alternativ mit sogenannten Minibussen fahren. Diese kommen meistens überall im Minutentakt vorbeigefahren. Nachteil: Es ist relativ unbequem, unsicher und kostet extra Geld (keine Istanbulkart), auch wenn es nur 1-2 TL sind. Ab 24 Uhr stoppen die meisten öffentlichen Verkehrsmittel. Die Fähre fährt sogar schon gegen 10 nicht mehr. Allerdings gibt es Nachts andere gute Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Beispielsweise fahren auf den gängigen Strecken sogenannte "Dolmus"-Busse. Diese fahren an bestimmten Stationen los. Man setzt sich in einen "Dolmus", wartet, bis dieses voll ist, dann rast der Fahrer im Höchsttempo zum Ziel. Jeder Mitfahrer zahlt je nach Fahrtlänge 2-7TL. Allerdings sollte man ein wenig Türkischkenntnisse mitbringen, da die Kommunikation mit dem Taxifahrer, der mit Sicherheit kein Englisch kann, sonst schwer wird. Außerdem finde ich persönlich die Fahrt sehr gefährlich, da man sich nicht anschnallen kann und teilweise mit 100 km/h durch die Stadt gefahren wird. Ab und an wird einem auf so einer Fahrt auch mal schlecht. Für kürzere Strecken oder wenn man mit mehreren Leuten ist bietet sich daher eher ein Taxi an. Auch diese sind relativ günstig. Man sollte aber

aufpassen: Manche Taxifahrer drehen Ehrenrunden, um den Preis in die Höhe zu treiben, vor allem wenn Sie merken, dass man sich nicht auskennt. 7. Probleme/Sicherheit in der Türkei Zum Ende möchte ich gerne auf den Aspekt Sicherheit eingehen, was viele Studenten ja davon abhält, das Auslandssemester in der Türkei zu absolvieren. Allerdings muss ich persönlich sagen, dass der Großteil der Menschen wirklich hilfsbereit und freundlich ist. Ich befand mich niemals in einer Situation, wo ich in irgend einer Form Angst hatte oder wo mich jemand bedroht hat. Ich wurde nicht überfallen und mir wurde auch nichts geklaut. Einmal habe ich mein Smartphone in einem Cafe liegen lassen. Ein Gast vom Nachbartisch ist mir dann hinterhergelaufen und hat es mir gebracht. Auch Nachts wurde ich nicht von betrunkenen Menschen angegriffen. Ich kann also wirklich nichts negatives berichten. Dennoch glaube ich schon, dass eine erhöhte Vorsicht angebracht ist. Zumindest wenn man nachts etwas angetrunken ist, sollte man sich nicht verhalten wie am Ballermann. Auch seine Wertsachen sollte man im Blick haben. Meiner Meinung nach ist das aber nichts anderes wie auch in anderen Großstädten Europas. Vorsichtig sollte man sein, aber Istanbul ist meiner Ansicht nach nicht überdurchschnittlich gefährlich, solange man nicht selber den Ärger sucht. 8. Fazit Ein Auslandssemester in Istanbul lohnt sich auf alle Fälle. Man lebt in einer wunderschönen Stadt mit einer fremden Kultur und erweitert auf diese Weise seinen Horizont. Wenn ihr etwas Geld habt, dann reist so viel es geht. Land und Leute haben wirklich unheimlich viel zu bieten. Besonders empfehlenswert ist Kappadokien oder Fethiye. Ein Auslandssemester in der Türkei ist auf jeden Fall eine richtig tolle Sache. Die Zeit und die Erfahrungen werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Man kann Sie aber auch nur schwer in Worten wiedergeben, weshalb ich euch rate: Macht euch euer eigenes Bild.

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