Erfahrungsbericht ERASMUS University of Utrecht

Erfahrungsbericht ERASMUS – University of Utrecht WS 2015/16 – Universität Stuttgart – Kunstgeschichte KW Keine Berge, aber Meer Wer braucht schon Be...
Author: Tobias Acker
3 downloads 2 Views 889KB Size
Erfahrungsbericht ERASMUS – University of Utrecht WS 2015/16 – Universität Stuttgart – Kunstgeschichte KW

Keine Berge, aber Meer Wer braucht schon Berge, wenn man in weniger als einer Stunde am Meer stehen kann. Das war einer, aber sicher nicht der einzige Gedanke den ich hatte, als ich mich für ein Auslandssemester in den Niederlanden entschied. Ich war schon zuvor in Utrecht und konnte mir deshalb sehr gut vorstellen in der von Studenten und Fahrrädern beherrschten Stadt eine Zeit lang zu leben. Dass an der Universität Utrecht die Vorlesungen in Englisch abgehalten werden und die niederländische Sprache sehr viel Ähnlichkeit mit der Deutschen aufweist waren weitere Faktoren, die das Studium in Holland für mich attraktiv machten. Da ich Kunstgeschichte studiere waren die Niederlande auch im kunsthistorischen Zusammenhang interessant für mich.

Bewerbung In erster Linie wird es empfohlen eine Gruppenberatung zum Studium im Ausland zu besuchen. Hierbei muss man sich für einen der Termine entscheiden und per Email anmelden. Danach kann die individuelle Bewerbung stattfinden. Wenn man sich über die Bewährungsfristen informiert hat kann man über die Länderauswahl auf der Website des Internationalen Zentrums Stuttgart den zugehörigen Fachkoordinator der Universität herausfinden. Der Fachkoordinator muss nicht unbedingt von der eigenen Fakultät sein falls, wie es in Kunstgeschichte der Fall ist, keinen zuständigen Fachkoordinator gibt. Welche Bewerbungsunterlagen für die Bewerbung zur Teilnahme am Erasmusprogramm notwendig sind lassen sich auch auf der Seite des IZ einsehen. Liegt eine Zulassung zum Programm vor, findet schließlich die Bewerbung an der Auslandshochschule statt. Bewerbungsfristen und –verfahren unterschieden sich je Semester und Universität, lassen sich aber auch über die Website der Gasthochschule einsehen.

Kurswahl Die zur im Semester angebotenen Kurse lassen sich einfach über die Website der Universität Utrecht einsehen. Es gibt eine gesonderte Kategorie mit den für Austauschstudenten zugänglichen Kursen. Es empfiehlt sich selbstverständlich Kurse aus dem eigenen Fachbereich bzw. Studiengang zu wählen damit man sich später die Kurse an der eigenen Universität durch die absolvierten im Ausland auch anrechnen kann. Dies ist aber kein Muss. Da das Kursangebot in Kunstgeschichte an der Universität Utrecht auch leider sehr begrenzt ist, war es mir selbst nicht möglich mehr als einen Kurs in Kunstgeschichte zu besuchen. Somit belegte ich fast ausschließlich Kurse in Literaturwissenschaft, die mir zwar nicht angerechnet wurden jedoch mehr Spaß machten.

Unterkunft Um ehrlich zu sein, ist es nicht gerade leicht ein bezahlbares Zimmer in Utrecht zu finden. Manchmal ist es sogar schwer einfach nur ein Zimmer zu finden.

Ssh – Short Stay Housing Der wohl einfachste, dafür aber kostspielige Weg ist es wohl sich frühzeitig für ein Wohnheimzimmer über ssh - Short Stay Housing anzumelden. Es stehen verschiedene Wohnheimanlagen und Zimmeraufteilungen zur Verfügung. Man muss aber damit rechnen für ein einfaches Zimmer zwischen 400 und bis zu 700 € zu zahlen. Manche der Wohnheime sind gerade erst fertig gestellt worden oder tatsächlich noch im Bau, andere dafür schon älter und schon etwas abgenutzt. Die meisten Wohnheime befinden sich auf dem Uithof, dem Campus an dem jegliche Naturwissenschaften unterrichtet werden. Wer etwas in die Richtung studiert wird sich über die kurzen Wege vom Wohnheim zur Universität freuen. Da der Uithof jedoch etwas außerhalb liegt muss man 20 bis 30 Minuten mit dem Fahrrad einrechnen um in die Stadt zu kommen. Da es aber Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, Sport und Freizeitangebote und sogar eine Bar auf dem Campusgelände gibt ist der Uithof ein Mikrokosmus in sich selbst. Es ist einfach Leute kennen zu lernen und manchmal nicht einmal mehr nötig das Haus zu verlassen um am Studentenleben teilzunehmen.

Kamernet.nl Eine andere Möglichkeit ein WG Zimmer zu finden ist es sich über kamernet.nl zu registrieren. Auch hier ist es hilfreich sich frühzeitig zu kümmern. Die Website ist ähnlich aufgebaut wie das deutsche Pendent WG-gesucht. Wohngemeinschaften mit einem freien Zimmer posten Anzeigen auf die sich die Zimmersuchenden melden können. Jedoch ist die Seite kostenpflichtig. Man kann sich zwar kostenlos registrieren, um aber auf die Anzeigen antworten zu können muss ein monatlicher Mitgliedsbeitrag gezahlt werden. Der Beitrag ist relativ gering, trotzdem ist es auch hier nicht einfach ein Zimmer zu bekommen. Auf die meisten Anfragen bekommt man erst gar keine Antwort und viele der niederländischen Studenten geben auch explizit an, dass sie keine ausländischen Studenten annehmen. Man kann Glück haben, muss sich aber darauf einstellen unzählige Anfragen zu versenden auf die nur die wenigsten antworten werden.

Google Group Um ein Zimmer zu finden kann man auch ein Inserat in der Google Gruppe UUING posten. Diese nutzen viele Vermieter direkt um einen neuen Mieter zu finden, deshalb ist die Resonanz auch relativ hoch. Jedoch muss man sehr vorsichtig sein, weil sich hier auch der ein oder andere Betrüger herum treibt. Deshalb nie Geld schon im Voraus überweisen. Wer in der Google Group und auf allen anderen Wegen nicht fündig geworden ist, kann auch nach Inseraten in verschiedenen Facebook Gruppen suchen. Viele internationale Studenten geben ihr Zimmer auf diesem Wege weiter.

Anreise Es gibt günstige Flug-, Bus-, und Bahntickets. Meiner Meinung nach muss jeder selbst entscheiden wieviel Gepäck er mitnimmt und welche Kosten und Anfahrtszeiten er in Kauf nehmen will. Aber da die Niederlande ja nicht weit sind und die Möglichkeiten vielfältig sind, wird für jeden etwas dabei sein. Ich selbst bin damals mit meinen Eltern mit dem Auto angereist. Das war für mich natürlich die einfachste und problemloseste Möglichkeit und meine Eltern haben damit einen Kurzurlaub in Holland verbunden.

Universität Utrecht Campus und Ausstattung Wie bereits erwähnt befindet sich der Naturwissenschaftliche Campus etwas außerhalb der Stadt. Hier gibt es eine große, moderne Bibliothek in der es zur Prüfungszeit, trotz der Größe, fast unmöglich ist einen Platz zu finden. Das gilt genauso für die Bibliothek in der Stadtmitte. Durch die moderne und helle Gestaltung der Räume ist die Lernatmosphäre sehr gut. Wer in der Prüfungsphase hier jedoch einen Platz bekommen möchte muss früh dran sein. Es bilden sich schon Schlangen vor den Türen, bevor die Bibliothek überhaupt auf macht (kein Scherz!). Es lohnt sich frühzeitig über die Website der Unibibliothek einen Studyroom zu reservieren. Die Räume für bis zu vier Personen bieten ruhige Arbeitsplätze, die teilweise sogar mit Computern ausgestattet sind. Die Universitätsgebäude selbst sind in der ganzen Stadt verteilt, meist aber sehr einfach ausfindig zu machen. Dabei bilden die Gebäude entlang des Drifts im Zentrum der Stadt den Hauptsitz der Geisteswissenschaften. Viele Kurse für ausländische Studenten finden auch am Internationalen Campus statt. Alle der Universitätsgebäude sind dabei außerordentlich gut ausgestattet mit moderner Technik und genügend Druckmöglichkeiten.

Lehre Die Vorlesungen waren durchweg lehrreich und gut strukturiert. Die Professoren waren ebenfalls kompetent und gingen gut auf die Studierenden ein. Jedoch ist der Lernaufwand in den Niederlanden anspruchsvoller, als in Deutschland. Das Semester ist in Utrecht in zwei Teile geteilt. Obwohl man pro Quartal nur 2 Kurse besuchen muss ist der geforderte Eigenaufwand sehr hoch. Je nach Kurs werden wöchentliche Abgaben gefordert und Zwischenprüfungen geschrieben. Es ist nicht so schwer gute Noten zu bekommen, wer jedoch eine sehr gute Bewertung erhalten möchte muss zusätzliche Leistungen erbringen. Da die Kurse die für Internationale Studenten zugänglich waren hauptsächlich von Erasmusstudenten besucht wurden, kam ich leider nur wenig mit niederländischen Studenten in Kontakt.

Betreuung Internationaler Studierender Die Betreuung durch das International Office in Utrecht war durchweg positiv. Fragen wurden immer schnell und freundlich beantwortet und über Neuigkeiten wurde man immer informiert. Auch nach dem Aufenthalt waren die Kommunikation und die Ausstellung der notwendigen Dokumente problemlos und unkompliziert. Besonders in den ersten Tagen fühlte man sich durch das organisierte International Meet and Greet und andere Infoveranstaltungen gut aufgehoben und willkommen. Allgemein werden viele Aktivitäten von ESN Utrecht oder Buddy go Dutch organisiert. Eine gute Möglichkeit Leute kennen zu lernen.

Utrecht Utrecht liegt im Herzen Hollands und ist nur etwas mehr als eine halbe Stunde mit dem Zug von Amsterdam, Den Haag und Rotterdam entfernt. So kann man nicht nur das Kulturprogramm Utrechts genießen, sondern ist auch schnell und einfach in den umliegenden Städten. Es ist aber nicht einmal unbedingt nötig Utrecht zu verlassen um etwas geboten zu bekommen. Die Stadt selbst lädt durch die Grachten und die historischen Gebäude zum Spazieren ein und es lassen sich immer wieder nette Cafés und andre schöne Orte zum Verweilen finden. Selbst zum Ende des Sommers konnte man noch das eine oder andere Open Air Konzert finden wie auch andere Festivals oder Flohmärkte, die meist um den Neude Platz im Zentrum Utrechts stattfanden. Wer gerne Konzerte besucht ist in den Konzerthallen des Veranstaltungshauses Tivoli Vredenburg richtig. Viele nationale wie auch internationale Acts treten hier wöchentlich auf und auch die Partyveranstaltungen lohnen sich meistens. Allgemein lassen sich viele gemütliche Bars finden, die zu späterer Stunde oftmals Musik spielen und sich zum Club mausern. Wem das alles nicht reicht steigt in den Zug und findet ein noch vielfältigeres Angebot in Amsterdam. Hier lohnt sich auch tagsüber ein Besuch in den zahlreichen Museen und Galerien.

Fazit und Kritik Es war etwas schwierig, die zu meinem Studium passenden Kurse im Kursangebot der Universität Utrecht zu finden. Es war zwar interessant auch Kurse außerhalb meines Fachbereiches besuchen zu können, jedoch können mir diese in Deutschland nicht angerechnet werden, weshalb ich mein Studium wahrscheinlich erst ein Semester später beenden kann. Jedoch würde ich die Erfahrung eines Auslandsemesters auf keinen Fall missen wollen. Es gibt wohl kaum eine andere Möglichkeit so einfach eine Vielzahl von so unterschiedlichen Menschen zu treffen. Dabei ist es schließlich wahrscheinlich auch egal für welches Land man sich entscheidet. Auch wenn ich sehr glücklich in Holland war, denke ich jetzt schon daran wo es mich als nächstes hintreiben wird. Die Möglichkeit der Unterstützung durch Erasmus finde ich daher ausgezeichnet und ich würde jedem Studenten empfehlen diese Möglichkeit zu nutzen und sich durch ein Auslandssemester selbst herauszufordern.

Eindrücke