Erfahrungsbericht ERASMUS an der

University of Helsinki Georg-August-Universität Göttingen Fakultät für Physik August 2015 - Mai 2016 Vorbereitung Seit Beginn des Studiums war mir klar, dass ich auf jeden Fall einmal ein Auslandssemester machen wollte. Nachdem ich die Bachelorarbeit in den USA geschrieben habe, als Folge eines erfolgreichen Praktikums in den Sommerferien davor, entschied ich mich also, mich nun für Länder zu bewerben, deren Landessprache nicht Englisch ist. Außerdem wollte ich auf jeden Fall in Europa bleiben, um den Aufwand, ein Visum zu bekommen, zu sparen. Als Länder für ein Auslandsjahr kamen für mich im Grunde nur nordeuropäische Länder in Frage, da ich über deren Kultur und Geschichte noch sehr wenig wusste und gerne mehr erfahren wollte. Also bewarb ich mich für Schweden, Dänemark und Finnland. Meine Erstwahl war Lund, da die Angebote der Universität sehr interessant klangen und Schwedisch eine Sprache zu sein schien, die einige meiner Kommilitonen bereits konnten oder gerade lernten. Außerdem klang die Stadt interessant. Eigentlich wollte ich nach Norwegen, aber da kein ERASMUS-Abkommen vorhanden war, schien mir Schweden doch noch am nächsten dran. Danach setzte ich Dänemark auf meine Liste, da ich dort noch nie war, obwohl es so nah an Deutschland ist. Finnland ließ ich dann erst folgen, da ich wenig Kenntnisse über dieses Land hatte. Eine Freundin und ebenfalls Austauschschülerin in den USA, als ich dort war, war halb finnisch, insofern schien es mir irgendwie interessant dorthin zu gehen und sie vielleicht dort zu treffen. Die Bewerbung stellte sich als unkompliziert heraus, es musste lediglich ein Motivationsschreiben, ein Lebenslauf und ein Notenauszug abgegeben werden. Letztendlich wurde ich für Finnland, Helsinki angenommen und war überglücklich über diese Wahl, denn mittlerweile hatte ich mich etwas mehr informiert und beschlossen, dass ich lieber Finnisch lernen wollte als Schwedisch oder Dänisch, da sich diese Sprachen mit den Kenntnissen von Deutsch und Englisch leicht zu erschließen schienen. Lesen konnte man jedenfalls Einiges ohne irgendwelche Vorkenntnisse. Außerdem hatte ich mich mittlerweile erinnert, dass noch eine weitere Freundin in Finnland wohnte und zwei meiner Bekannten aus höheren Jahrgängen schon in Helsinki ihr Auslandsjahr gemacht hatten und völlig begeistert waren. Insofern nahm ich also das Angebot von 10 Monaten an, obwohl

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ich eigentlich erst nur ein halbes Jahr gehen wollte. Ich hatte mich umentschieden, da ich im früheren Auslandsjahr in der Schule gemerkt hatte, dass man sich nach einem halben Jahr erst eingelebt hat und dann am besten noch eins bleiben sollte, damit man es wirklich genießen kann. Mit der Annahme des ERASMUS-Angebotes ist es aber noch nicht getan, man muss auch noch eine Bewerbung an die Universität Helsinki schicken. Darüber muss man sich jedoch keine Sorgen machen, die Uni dort schickt einem alles, was man ausfüllen muss. Außerdem muss man zu dem Zeitpunkt schon ein fertiges Learning Agreement haben. Man sollte sich also die Kurse einmal online angucken und einige davon wählen. Die meisten Kurse werden auf Englisch beschrieben, es ist also relativ leicht, ein Learningagreement zu erstellen. Nach meiner Erfahrung, werden eigentlich alle Kurse angeboten, die auch auf der Website waren. Sollte man fragen zum Kurs haben, kann man auch direkt die Professoren anschreiben, die alle sehr bemüht sind. Es empfiehlt sich auch, bereits zuhause einen Finnischkurs am ZESS zu machen, da einem so der Einsteig erheblich erleichtert wird. Leider bekam ich jedoch keinen Platz. Zusätzlich sollte man sich dann auch direkt für einen Wohnheimplatz anmelden. Man schickt seine Bewerbung an HOAS, das dortige Studentenwerk und bekommt dann ein Zimmerangebot von HOAS oder UNIHOME. Wenn man gerne mit anderen Studenten zusammen wohnen möchte, ist das eine sehr gute Sache, andererseits ist es eher teuer. Man kann wohl auch WGs finden, jedoch ist das nicht so weit verbreitet, wie in Deutschland. Die Bestätigung der Uni über die Annahme kam bei mir erst sehr spät. Da man jedoch, denke ich, immer angenommen wird, und die Bewerbung eher eine Formsache ist, kann man seine Flüge ruhig davor schon buchen. Das junge Leute Angebot von SAS ist sehr günstig, es gilt für Personen bis 25. Außerdem kann man mit Finnair reisen, oder mit dem Zug über Stockholm und dann mit der Fähre, was einem die Chance gibt, mehr mitzunehmen und die super schöne Stadt Stockholm zu sehen. Außerdem kann man noch über Tallinn reisen, denn von dort gibt es sehr günstige Fähren nach Helsinki und in Tallinn ist ein Ryanair Flughafen.

Ankunft und Organisation vor Ort Ich habe mich für HOAS beworben und ein UNIHOME Appartment bekommen, was in einem schönen Gebiet mit Parks und Fluss liegt, jedoch 10 km von der Stadt entfernt ist. Abgesehen von den Parks hinter dem Wohnungsblock gibt es noch ein kleines Einkaufszentrum in der Nähe, in dessen Umgebung jedoch teilweise etwas unangenehme Gestalten unterwegs sind. Im Allgemeinen fühlt man sich dort jedoch wohl. Zur Uni waren es nur 5 km, was im Sommer mit Fahrrad dann auch leicht zu bewältigen war. Die Busse fahren sehr unterschiedlich. Einige brauchen sehr lange (20 min), fahren jedoch fast direkt vor der Haustür ab, andere nur 10 min, jedoch muss man erst ein wenig zur Bushaltestelle laufen, denn diese ist bei dem Einkaufszentrum. Ansonsten kann man jedoch auch durch den Park

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zum Zug gehen und kommt dann in 20 min statt in 40 min in die Stadt. Die Verbindungen sind also alle recht gut. Auch vom Flughafen kann man direkt zum P-Train laufen und diesen bis zur Haltestelle Pukinmäki nehmen und von dort entweder durch den Park laufen oder einen der beiden Busse nehmen, die bis fast vor die Haustür fahren. Am ersten Tag muss man sich also keine Sorgen machen, dass man ohne Internet nicht zurecht käme. Der Zug ist eine Ringlinie, es gibt den I- und P-Train. Selbst wenn man im falschen Zug sitzt, kommt man dann doch irgendwann an. Im Wohnheim Vuolukiventie 1b bekommt man seinen Vertrag und muss direkt die erste Monatsrate (520 Euro) bezahlen. Dort findet man im Allgemeinen sehr sauber geputzte Zimmer vor, denn die Rezeptionistin achtet genau darauf, dass bei der Abreise alles wieder geputzt wird. Sollte man jedoch Beanstandungen haben, kann man sich auch direkt melden und es wird dann eine Putzfirma gerufen, die die mangelhaften Bereiche putzt. Das war sehr angenehm für mich, dass noch einmal das Bad und die Küche gereinigt wurden. Da es sich um Studio Appartments handelt, findet man eine Küchenzeile ohne Backofen, sowie ein Badezimmer vor, außerdem ein voll ausgestattetes Zimmer. Teilweise wurden Handtücher und Bettwäsche sowie Küchensachen dort gelassen, man sollte jedoch etwas eigenes dabei haben für den Fall der Fälle. Eine große Gemeinschaftsküche mit Sitzmöglichkeiten bietet zwei Backöfen, ist im Allgemeinen jedoch sehr dreckig. Da die Küche bereits um 22 Uhr geschlossen wird, ist sie nicht unbedingt der beste Platz für Partys, wurde jedoch sehr oft dafür genutzt, bis das Sicherheitspersonal bei seinen Rundgängen diese beendete. Einkaufen kann man im Einkaufszentrum um die Ecke (SMarket) oder bei PRISMA, was jedoch 15 min zu Fuß entfernt ist. Sobald man seine Buskarte hat, die man jedoch erst bei Einführungsveranstaltungen der Uni bekommt, da es einen 50%-igen Studentenrabatt gibt, kann man auch bequem bei Lidl einkaufen, wo es am günstigsten ist. Man kann entweder für alle Monate eine Karte kaufen (Zeit aufladen), oder für jede Fahrt (90 min Gültigkeit) einen Euro bezahlen (Geld aufladen). Der Unialltag beginnt mit einem Treffen in den Tutorengruppen, bei dem einem alles gezeigt und erklärt wird. Ich war in einer Tutorengruppe, in der Physiker und Mathematiker waren, normalerweise hat ein Tutor ein Fach. Je nachdem, wie viele Studierende pro Fach sind, gibt es aber auch mehrere Tutorgruppen pro Fach. Insgesamt waren wir ungefähr 80 Austauschstudenten am Kumpula Campus, also dem Campus der Naturwissenschaften, außer Biologie. Zuerst haben wir also die Uni erkundet und sind dann zum Welcome Fair gegangen, einer Veranstaltung, bei der man an verschiedenen Stationen vorbei geht, bis man alles erledigt hat, was man braucht, also die relevanten Unterschriften und Informationen über Finnischkurse, Sport und weiteres bekommen hat. Danach kann man sich dann die Buskarte mit Studentenrabatt holen und so ohne weiteres mit allen Verkehrsmitteln in Helsinki fahren, also auch dem Schiff. Auch wenn einem gesagt wird, dass es sinnvoll wäre, den Student Union Beitrag zu zahlen, habe ich nicht herausgefunden, warum das so ist, da man auch mit dem auf

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Papier gedruckten Studentenausweis Rabatt im Unicafé, der Mensa in Helsinki, und in überregionalen Zügen bekommt. Das Learning Agreement sollte man auch in den ersten Wochen noch einmal überdenken. Nachdem man einmal in allen Kursen war, kann man noch einmal überlegen, ob man genau die Kurse machen möchte, beziehungsweise, ob sie wirklich in den Stundenplan passen und auf Englisch angeboten werden. Außerdem sollte man, wenn man einen Finnischkurs machen will, sich auf dem Welcome Fair informieren, wie man sich für diese Kurse anmeldet, da dies über eine andere Website als die Physikkurse erfolgt. Man darf sich für alle möglichen Kurse einschreiben, man kann also auch weitere Kurse machen, die einen interessieren, ohne, dass sie in der Physik angeboten werden.

Studium in Helsinki Ich hatte mich entschieden, in Helsinki theoretische Kurse zu belegen, also habe ich im ersten Term Quantenfeldtheorie I (QFT I, 5 credits), Plasmaphysik (5 cr) und Mathematische Methoden der Physik III (10 cr) gehört. Da es in Helsinki 4 Terms gibt, gibt es Kurse, die nur über einen Term gehen, aber auch welche, die über 2 Terms, also das ganze Semester gehen. Der Mathekurs ging zum Beispiel über das ganze Semester. Im zweiten Term hatte ich dann QFT II (7 cr), immer noch den Mathekurs sowie neu angefangen Theoretische Teilchenphysik (10 cr), was jedoch ein Kurs war, der über das ganze Semester ging. Da ich leider keinen Finnischkurs in Deutschland machen konnte, nahm ich im ersten Semester dann den Finnisch-Intensivkurs (9 cr), um möglichst schnell viel zu lernen. Insgesamt kam ich in diesem Semester dann auf 46 Credits, was ziemlich viel Arbeit war. Um im Finnischkurs am Ball zu bleiben, musste ich sehr viel arbeiten, da ich die Einzige war, die tatsächlich noch nie mit Finnisch in Berührung kam. Durch hartes Arbeiten in den ersten Wochen, konnte ich jedoch auch schnell Fortschritte erzielen, was mir dann im Orchester half, welches auf Finnisch geleitet wurde. Dieses Orchester (Yliopilaskunnan Soittajat), in dem ich nach einem Vorspiel aufgenommen wurde, ist wohl das beste Universitätsorchester in Finnland. In diesem sind jedoch nicht nur Studenten sondern auch Professoren sowie viele Alumni. Das Orchester ist im Wesentlichen unabhängig von der Uni. Aber nicht nur im Finnischkurs habe ich viel gelernt, auch aus den Mathe- und Physikkursen konnte ich viel mitnehmen. In Finnland ist es üblich, dass nicht nur die Klausur am Ende für die Note zählt, sondern auch die Übungsaufgaben, die wöchentlich abzugeben sind. Außerdem ist die Studenten-Professoren-Beziehung sehr locker, sodass es üblich ist, viele Fragen zu stellen. Dank der kleinen Gruppengrößen konnte ich so viele Fragen direkt klären und viel aus den Unterrichtsstunden mitnehmen. Besonders gut hat mir QFT gefallen, da der Unterricht an der Tafel stattfand. Auch wenn die Tafel im Mathekurs nicht verwendet wurde, konnte, dank des guten Skriptes, alles nachgelesen und die Übungsaufgaben erfolgreich bearbeitet werden. Da in meinen Physikkursen noch 3 weitere ERASMUS

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Austauschstudenten waren, haben wir meistens unsere Übungsaufgaben zusammen gelöst, nur im Einzelfall alleine. Da ich jedoch sehr viel mit Finnisch zu tun hatte, konnte ich nicht ganz so viel Zeit für andere Fächer aufwenden, wie meine Freunde. Im zweiten Semester, in dem dann die anderen ERASMUS Leute nicht mehr an der Uni waren, habe ich mit einem Finnen, den ich im QFT Kurs kennen gelernt habe, zusammen gearbeitet. Außerdem hatte ich auch im Mathekurs einen Finnen kennengelernt, der mich auf Deutsch angesprochen hatte, nachdem ich ihm eine Frage zum Unterricht gestellt hatte. Es ist sehr unüblich, dass einen ein Finne anspricht, die Initiative muss im Allgemeinen von einem selber ausgehen. Mit beiden zusammen saß ich in Allgemeine Relativitätstheorie (ART, 10 cr) und mit dem Finnen aus QFT in Quantenmechanik II (QM II, 10 cr). Außerdem belegte ich den weiterführenden Finnischkurs (9 cr). Um Finnisch mehr im Alltag anzuwenden, meldete ich mich zusätzlich beim ALICE-Kurs an, einem Sprachlern-Tandem-Kurs (2 cr). Da ich neben dem Physik Master noch meinen Bachelor in Mathe und Physik Profil Lehramt mache, meldete ich mich außerdem für die Kurse Differentialgleichungen (DGL) 1 und 2 an (10 cr), die jedoch auf Finnisch stattfanden. Glücklicherweise konnte ich im zweiten Semester schon so gut Finnisch verstehen, dass ich den Übungen folgen konnte, in den Vorlesungen hatte ich jedoch Probleme, sodass ich diese dann nicht weiter besuchte. Auch das Skript war doch noch ziemlich schwer verständlich. Bei der Übersetzung meiner Übungsaufgaben half mir am Anfang mein finnischer Freund, mit dem ich alle anderen Übungsaufgaben zusammen löste. Im 4. Term nahmen wir dann noch das Fach Quantenstatistik (5 cr) hinzu, dessen Vorlesungen wir jedoch nicht besuchten, da sie parallel mit meinem Finnischkurs und ART lagen. Durch das Orchester und Sprechen mit meinen Freunden in der Uni während des Mittagessens und bevor wir anfingen zu arbeiten, habe ich sehr viel Finnisch gelernt, sodass ich im zweiten Finnischkurs schon einen Schritt weiter war und nicht mehr zu allen Seminaren gegangen bin und auch kaum noch die Hausaufgaben gemacht habe, da sie alle die geschriebene Sprache verlangten, die jedoch der gesprochenen nur wenig ähnelt. Da meine Lehrerin sehr nett war, durfte ich sie immer wieder fragen, wie etwas in der gesprochenen Sprache ausgedrückt wird und habe so doch noch viel Neues gelernt. In allen Physik- und Mathekursen hatten wir eine Klausur am Ende, die zusammen mit den Übungsaufgaben die Note ausgemacht hat. Dies war ungünstig bei Theoretische Teilchenphysik, da ich dort nur weniger als die Hälfte der Übungsaufgaben hatte, da ich den Kurs erst so spät begonnen hatte. In den Fächern, die über zwei Terms gingen, gab es außerdem eine Zwischenklausur und in QM II war die Klausur am Ende ein Takehome Exam, also eine Klausur, die man innerhalb einer Woche zuhause lösen musste. Dies gefiel mir sehr gut, da man so Zeit hatte, alles, was man während des Semesters gelernt hatte, noch einmal in Ruhe durchzurechnen, da die Klausur sehr lang (wie 6 Übungsblätter) war und jeden Bereich abgefragt hat. Aufgrund einer Orchesterfahr direkt die 4 Tage bevor ich am gleichen Tag ART und QStat schrieb, hatte ich leider kaum Zeit, mich auf diese Klausuren vorzubereiten. Da die Vorlesung ART sehr gute

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Tutoren hatte, habe ich sehr viel in den Übungen gelernt und auch das Lösen der Aufgaben hat Spaß gemacht. Aus der Vorlesung habe ich jedoch nicht so viel Inhaltliches mitgenommen, da das Tafelbild sehr wirr war. Was ich jedoch mitgenommen habe, war die Begeisterung des Lehrenden und viele Beispiele, die einen näher ans Thema gebracht haben. Das war richtig schön zu sehen, dass die Lehrenden, gar nicht unbedingt Professoren!, richtig Spaß an ihrem Thema haben und dies auch gerne vermitteln wollen. Besonders auch in QM II war ich des Öfteren im Büro des Lehrenden, um mir einige Sachen noch einmal genauer erklären zu lassen. Ich habe insgesamt das Gefühl, während dieses Jahres sehr viel gelernt zu haben und dabei viel Spaß gehabt zu haben. Es ist wirklich schön, in einer Lerngruppe mit Finnen zu sein, da man so immer wieder sein Finnisch anwenden kann und etwas über Land und Leute lernt.

Außeruniversitäre Aktivitäten Wie bereits erwähnt, habe ich im Orchester gespielt, was sehr beim Finnischlernen geholfen hat, da immer Finnisch gesprochen wurde. Während ich mich im ersten Semester noch in den Pausen auf Englisch unterhielt, bestand ich im zweiten Semester darauf, dass alle Finnisch mit mir zu sprechen hätten. Das stellte sich am Anfang noch als sehr schwierig heraus, wurde jedoch mit der Zeit immer besser. Besonders gefreut habe ich mich, als ich das erste Mal von einer Orchesterparty zurück kam und den ganzen Abend nur Finnisch gesprochen hatte. Es war sehr praktisch, im Orchester zu sein, da man so mit den Leuten in Helsinki in Kontakt kam und zu den Orchesterpartys gehen konnte. Da es das Jahr des 90. Jubiläums des Orchesters war, hatten wir jeden Monat ein Konzert, was absolut klasse war, da man so immer wieder neue Stück zu spielen bekam. Außerdem hatten wir die bereits erwähnte Orchesterfahrt nach Estland, die 2 Konzerte beinhaltete. Zu dem Konzert in Helsinki kamen dann auch finnische sowie einige ERASMUS Freunde. Neben Musik habe ich aber auch Sport in Helsinki machen können, da dort über Unisport sehr viele verschiedene Kurse angeboten werden. Mit einer Jahresmitgliedschaft kann man das Fitnesscenter besuchen und zu Gruppenkursen gehen, die von Tanz bis Body Pump reichen. Ich fand es sehr angenehm, mit anderen ERASMUS Studenten nach der Uni noch einen Kurs zu besuchen. Außerdem konnte man weitere Kurse extra buchen, wie einen Modern Dance Kurs, der sehr viel Spaß gemacht hat, da man dort tatsächlich Leute kennengelernt hat, da sich die Gruppe nicht verändert hat. Außerdem war ich im Frühling joggen im Park hinter unserem Wohnheim, der sich viel größer als zuerst vermutet entpuppte. An einem Fluss entlang konnte man zu einem kleinen felsumrahmten Strand joggen und weiter in ein kleines Wäldchen. In Helsinki gibt es so viele Parks, dass man ohne Probleme 2 Stunden joggen gehen kann, ohne immer den gleichen Weg zu gehen und trotzdem nicht auf Straßen landet. So vorbereitet lief ich dann auch im Mai den Helsinki City Run, einen Halbmarathon, mit zweien meiner ERASMUS Freunde mit. Im Winter habe ich es genossen,

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Langlaufski zu fahren, auch wenn ich leider nicht so oft wie geplant draußen war, da es immer wieder geregnet hat und der Schnee matschig wurde oder ich erst spät aus der Uni kam. Da es im Winter nur ungefähr 3 Stunden hell ist, sind die Parks beleuchtet, sodass man also auch nach Dunkelheit noch Langlaufen gehen kann. Was ich eine sehr gute Möglichkeit fand, um Finnen und andere Studierende kennen zu lernen, war das Buddy Project. Hier treffen sich Finnen und ERASMUS Studenten, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Nach Interessen wird man in Gruppen unterteilt, die jeweils eigene Aktionen machen, aber es gibt auch Events für die ganze Gruppe. So waren wir zum Beispiel zusammen wandern und picknicken oder haben in Kleingruppen gekocht. Darüber habe ich noch eine Finnin kennengelernt, mit der ich ebenfalls mein Finnisch geübt habe und von ihr Bücher ausleihen konnte. Vor allem im ersten Halbjahr habe ich jedoch mehr mit den anderen Austauschstudenten gemacht und Städte in der Umgebung besucht. So haben wir einen Ausflug nach Porvoo und Turku gemacht und sind ebenfalls auf einen Cruise mitgegangen, der nach Stockholm ging. Auch das mit dem Boot gerade mal 3 h entfernte Tallinn haben wir 2 mal besucht. Im zweiten Halbjahr habe ich mir Lappland angeschaut, wobei Rovaniemi wirklich nicht zu empfehlen ist. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, tatsächlich einen der von ESN (ERASMUS Student Network) organisierten Ausflüge zu machen. Außerdem habe ich natürlich meine finnische Freundin, die ich schon davor kannte, in Helsinki getroffen, mit ihr zusammen ihre Eltern in einem kleinen Dorf besucht und sie außerdem dort besucht, wo sie studiert. So habe ich dann einen kleinen Einblick in die verschiedenen Mundarten in Finnland bekommen. Durch die Nähe zu Russland und zu Norwegen, ließ ich es mir auch nicht entgehen, eine Bootstour nach St. Petersburg zu machen, wohin man auf diesem Wege visumfrei einreisen darf, und in den Osterferien auf eine Postschifftour entlang der Küste Norwegens zu gehen, die in norwegisch Lappland endete. Während des ersten Halbjahres flog ich außerdem mit einem anderen ERASMUS Studenten nach Kopenhagen. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, am Ende noch mit Finnen zu verreisen, da es sehr üblich ist, einen Sommerjob zu haben. Jedoch konnte ich die letzte Woche noch mit meinem finnischen Freund in Helsinki verbringen und dort zum Beispiel den Freizeitpark „Linnanmäki“ besuchen, für den wir nur die Hälfte zahlen mussten, da ich über das Buddy Project eine der dort Arbeitenden kannte. Insgesamt bin ich sehr froh, die Erfahrung eines ERASMUS Austausches gemacht haben zu dürfen, da es mich fachlich und auch persönlich weitergebracht hat. Ich habe viel über die Länder und Sprachen der anderen Austauschstudenten gelernt und Einblicke in das alltägliche Leben der Finnen bekommen.

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