Erfahrungsbericht: 4-wöchige AMSA-Auslandsfamulatur in Ghana von Andrzej Hecker Kurzinformationen: Student: Andrzej Hecker:
[email protected] Dauer: vom 03.08.2014-29.08.2014 Ort: Kumasi, Ghana Krankenhaus: Komfo Anokye Teaching Hospital Kumasi, Pädiatrie
Bericht: Es war es endlich wieder soweit, die Sommersemesterferien standen vor der Tür! Da ich diesen Sommer stressfrei und interessant verbringen wollte, habe ich mir eine Auslandsfamulatur von der AMSA in Ghana (Afrika) organisieren lassen. Meine Famulatur fing erst am 3. August an, aber da ich schon so eine Sehnsucht nach dem schönen Afrika hatte beschloss ich einen Monat vorher hinzufliegen und vorab das Land zu erkunden bevor der Famulatur-Alltag anfing. Den Flug habe ich ca 2 Monate vorher gebucht für ca. 650 Euro und um das Visum habe ich mich ebenso ca 2 Monate vorher gekümmert (Kosten: 50 Euro fürs Visum). Ebenso war es wichtig sich Impftechnisch auf dem Laufenden zu halten. Hepatits, Tetanus und die üblichen Standardimpfungen waren Pflicht genauso wie Gelbfieber. Ohne Gelbfieber (ca. 50 Euro) hat man kein Visum bekommen. Eine MalariaProphylaxe wurde sehr empfohlen, da Ghana zu einem Malaria-Hochrisikogebiert gehört. Ich habe mir prophylaktisch als Stand-By-Therapie 2 Packungen gekauft. Ich war zwei Monate in Ghana und habe keine einzige Tablette genommen und wurde zum Glück auch von Malaria verschont. Offensichtlich hat es geholfen sich regelmäßig und gründlich mit Insektenspray einzusprühen. Andere Kollegen vor Ort hatten leider trotz Malaria-Prophylaxe nicht so viel Glück wie ich. Gemeinsam mit meiner besseren Hälfte kamen wir nach guten 14 Stunden endlich in Accra, die Hauptstadt von Ghana, an. Und nun fing das große Abenteuer an! Kaum draußen angekommen wurden wir schon von einigen Taxifahrern umschwärmt und letztendlich sicher einem kleinen Gästehaus gebracht. Wir haben ca. 2 Tage in Accra verbracht, und wollten schnellstmöglich unsere Rund-Ghana-Reise begingen und aus dieser riesigen Stadt verschwinden. Die Erkundungstouren innerhalb Accra waren ein reiner Kulturschock. Der erste Gedanke war: CHAOS, pures CHAOS! Überall dichter Verkehr, sehr viel Lärm, überall Menschen, keine richtigen Strassen und der Großteil der Häuser waren kleine Steinoder Blechhütten. Kurzzeitig haben wir uns sehr verloren gefühlt in dieser riesigen Stadt, aber zum Glück haben haben wir ständig Hilfe von den Einwohnern bekommen. Sie haben uns das grobe System erklärt wie man zum Beispiel günstig von A nach B kommt, nämlich mit TRO-TROs! Tro-Tros sind Kleinbusse, die ein zweites Leben in Ghana führen dürfen, nachdem Sie in Europa oder so nicht mehr gebraucht werden. In den Tro-Tros war vielleicht Platz für ca. 14 Leute, aber am Ende waren um die 20-25 Leute drin. Für wenige Cents konnte man teilweise einige Kilometer rumfahren. Es gab keine Gurte und keine Federung, und die Strassen in Ghana sind sehr kaputt und löchrig. Dementsprechend waren die Fahrten mit den Tro-Tros sehr amüsant. Die Fahrt alleine war schon ein kleines Abenteuer! So
verbrachten wir ca. 1 Monat damit ganz Ghana zu erkunden und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Orte zu erkunden. Die Busverbindungen sind dort sehr gut, aber man sollte keinen festen Zeitplan (allgemein in ganz Ghana) erwarten. Eine 4 bis 6 Stunden Busfahrt hat vielleicht gute 5 Euro gekostet und meistens wird nochmal eine kleine Gebührt für große Gepäckstücke verlangt. So haben wir uns den großen Mole-Nationalpark angesehen, wo man freilaufende Affen, Elefanten, Rehähnliche Tiere und sogar Geparden und Löwen sehen konnte (leider erblickt man Löwen und Geparden dort so gut wie nie). Dort konnte man Safari-Touren samt bewaffneten Guides zu Fuss oder mit dem Safari-Jeep buchen. Ebenso war es möglich dort in Hostels zu schlafen, was wir auch getan haben. Am nächsten Morgen wurde man schon von einigen Pavianen, die halb so groß waren wie ein ausgewachsener Mensch, erwartet, die recht hungrig aussahen und vor lauter Hunger unsere Vorräte geplündert haben und sie genüsslich vor uns verspeist haben. Ein wunderbarer Anblick! Mein persönlicher Ghana-Favorit war Busua-Beach. Busua ist ein kleines Dorf direkt am Meer. Aber im Gegensatz zu den anderen Stränden ist es in Busua sauber. Die Strände in Accra oder sonst wo waren dermaßen zugemüllt, dass es nicht mal ansatzweise möglich diese Strände zu nutzen. Busua-Beach ist ein recht bekanntes Dörfchen unter den jugendlichen Touristen, da man heir abgesehen vom sauberen traumhaft schönen Strand sehr günstig frischgefangen Fisch sowie Hummer essen konnte. Ebenso gab es dort diverse Freizeitaktivitäten wie Jet-Skis und Surfkurse, die dort sehr günstig angeboten wurden. Um eine Vorstellung davon zu bekommen wie günstig dort das Essen und Trinken ist ein Beispiel: wir waren zu zweit und haben insgesamt 7 Hummer (klein bis mittelgross) samt Beilage, Bier und Softdrinks zu uns genommen und haben keine 10 Euro dafür bezahlt. Ab und zu gibt es Stromausfälle, die das ganze Dorf lahmlegen und überall in den kleinen Restaurants leuchten dann kleine Teelichter, wunderschön! Stromausfälle sowie Ausfälle von fließendem Wasser sind in Ghana ganz normal. Man gewöhnt sich recht schnell daran. Für die Wasserausfälle gibt es die sogenannten „Bucket-Shower“. Mit einem kleinen Eimer Wasser wird halt „geduscht“ und sich saubergemacht, was an sich ok wäre wenn es nicht immer so eiskaltes Wasser wäre, es gab so gut wie nie warmes Wasser in Ghana, aber wie gesagt: alles eine Sache der Gewöhnung! Ich könnte jetzt etliche Seiten darüber schreiben was wir in diesen 4 Wochen in Ghana erlebt haben, aber das würde den Rahmen dieses Berichtes springen. Nach Vier Wochen Reise-Urlaub war wir in Kumasi, wo meine 4-wöchige Famulatur beginnen sollte. Am ersten Tag haben wir uns mit den anderen Ex-Change Students samt studentischen Betreuern getroffen und einen Rundgang durch den riesigen Krankenhauskomplex gemacht. Die einzelnen Studenten wurden dann zu ihren Departments gebracht. Ich war auf der Pädiatrie und durfte jede Woche auf eine andere pädiatrische Station wechseln. Meine ersten zwei Wochen hab ich auf der Kinder-Ambulanz verbracht. Hier gab es wieder einen, ich nenn es mal „Krankenhaus-Schock“. Die Ambulanz bestand aus 3 kleinen Räumen welche überfüllt waren mit kleinen Patienten. Die Matratzen waren
kaputt, dreckig und durchgelegen. Ebenso hatte man dort auch ein Bed-Bug-Problem. Bettbezüge sowie Kissen oder Decken gab es leider nicht für die Patienten. Meistens kamen Kinder mit einer Malaria-Symptomatik oder Unterernährung in die Ambulanz. Hier konnte man im Allgemeinen nicht so viel als Student machen, man verfolgte die Visiten und assistierte den Schwestern bei den Blutabnahmen oder hörte interessiert bei den Vorträgen der Ärzten mit, wo es sich hauptsächlich um Religion oder um die schlechte Regierung drehte. Die letzten Wochen verbrachte ich auf der Kindernephrologie und – kardiologie. Im Allgemeinen wurde man sehr nett von den Mitarbeitern empfangen und sie waren sehr daran interessiert einem was zu erklären oder einfach etwas über die Regierung oder Religion zu erzählen. Obwohl das Komfo Anokye Teaching Hospital zu den größten Krankenhäusern in Ghana gehört, sind die Zustände dort oft sehr erschreckend. Auf engen überfüllten Raum liegen die kranken Kinder auf kaputten Betten und bekommen teilweise kleinere Eingriffe ohne Betäubung. Dementsprechend herrschte dort auch eine unangenehme Lautstärke im Krankenhaus (schreiende Kinder, laute Radios, TVs). Also keine gute GenesungsUmgebung. Direkt am Krankenhaus war mein Hostel. Dort hausierten die Medizinstudenten von Ghana sowie die Exchange-Studenten. Je nach Zimmer musste man sich ein Bad mit 8-12 Leuten teilen welches aus einer Dusche bestand, die ca. 2 mal am Tag für ein kurzes Zeitfenster funktionierte, ein paar Eimer, ein Klo ohne funktionierende Spülung und ein Waschbecken welches überlaufen von Ameisen war. Es hört sich natürlich irgendwie nicht so gut an, aber ehrlich gesagt habe ich mich dort sehr wohl gefühlt. Man gewöhnt sich echt schnell an Bucket-Showers, kaltes Wasser und schätzt tatsächlich fließendes Wasser! Direkt am Hostel gab es eine Kantine wo man sich gratis (für die Exchange – Students) eins von vielen lokalen Gerichten aussuchen konnte. Mein persönlicher Favorit war FUFU mit Groundnutsoup. Fufu ist ein fester Brei aus Yams und Kochbananen, relativ ähnlich zu Knödeln in eine Erdnusssuppe. Normalerweise isst man Fufu mit Groundnutsoup mit der Hand. Man reisst sich ein Stück aus der Breimasse raus und dippt es in die Suppe rein und isst es dann so. Eine Essgewohnheit, die ich direkt liebgewonnen habe! Abends konnte man in der Hosteleigene Küche sich sehr günstig einige ghanaische Spezialitäten wie Jollof-Rice, Red-Red (gebackene Bananen mit Bohnen), Waakye (gekochter Reis mit Bohnen) oder Tilapia (ein grosser leckerer Fisch) etc. ergattern. Am Wochenende gab es von den Studenten dort extra organisierte Trips zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten, die meiner Meinung nach sehr überteuert angeboten wurden. Wer jedoch nicht auf Luxus verzichten will, wie zum Beispiel bequeme und halbwegs Leere Busse , sollte diese Trips wahrnehmen, aber für alle Abenteurer unter euch würde ich empfehlen die öffentlichen Verkehrsmittel zu nehmen für Trips, da diese IMMENS billiger sind. Also zusammenfassend kann ich zu Ghana sagen:
Für meine medizinische spätere Karriere habe ich ehrlich gesagt nicht so viel mitgenommen, aber dafür umso mehr essentielle Erfahrungen mit anderen Kulturen und Menschen gesammelt. Exchange-Students aus der ganzen Welt sowie die Ghanaer, welche unfassbar gastfreundlich und hilfsbereit sind, haben meinen Aufenthalt dort zu einer unvergesslichen Zeit gemacht. Ghana hat wunderschöne Landschaften, Wasserfälle und Berge zu bestaunen und jeder Tag dort war ein kleines Abenteuer für mich. Das Essen dort ist einfach nur köstlich und eine sehr nette Abwechslung zum europäischen Essen, aber leider nicht für jedem etwas. Insbesondere in den größeren Städten wird auf Touristen Rücksicht bezüglich des Essens genommen - weniger scharfes Essen oder Internationale Küche (wie Pizza, Burger, Pasta) wird dort angeboten .Ich kann jedem empfehlen Ghana zu bereisen. Ich war 2 Monate da und wäre ehrlich gesagt auch gerne länger geblieben.
Zum Abschluss ein paar Fotos:
Mount Afadjato ( der höchste Berg in Ghana)
Monkey Sanctuary
Elefanten!!! Im Mole Park
Monkeys!!! Im Mole-Park
Ein Teil des Krakenhauses
Exchange Students „ready to work“!
Kreativität im Krankenhaus
Frischer Fisch
Nahe Busua Beach