Erbarmen ist das innerste Geheimnis Gottes. Vinzenz von Paul

Erbarmen ist das innerste Geheimnis Gottes. Vinzenz von Paul Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter „Ein Mann geht von Jerusalem nach Jericho hin...
Author: Jörg Fischer
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Erbarmen ist das innerste Geheimnis Gottes. Vinzenz von Paul

Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter „Ein Mann geht von Jerusalem nach Jericho hinab. Unterwegs überfallen ihn Räuber. Sie nehmen ihm alles weg, schlagen ihn zusammen und lassen ihn halb tot liegen. Nun kommt zufällig ein Priester denselben Weg. Er sieht den Mann liegen und geht vorbei. Genauso macht es ein Levit, als er an die Stelle kommt: Er sieht ihn liegen und geht vorbei. Schließlich kommt ein Reisender aus Samarien. Als er den Überfallenen sieht, ergreift ihn das Mitleid. Er geht zu ihm hin, behandelt seine Wunden mit Öl und Wein und verbindet sie.

„Wer ist mein Nächster?“ fragt jemand Jesus. Als Antwort erzählt Jesus das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter.

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Damals und heute Dann setzt er ihn auf sein eigenes Reittier und bringt ihn in das nächste Gasthaus, wo er sich weiter um ihn kümmert. Am anderen Tag zieht er seinen Geldbeutel heraus, gibt dem Wirt zwei Silberstücke und sagt: Pfleg ihn! Wenn du noch mehr brauchst, will ich es dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.“

Und die Erzählung endet mit der Aufforderung: „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10,37)

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Vinzenz von Paul * 24. April 1581 in Pouy/Südwestfrankreich † 27. September 1660 in Paris

„Glücklich, wer den kurzen Augenblick des Lebens nützt, um Erbarmen zu üben.“ Der Weg der Barmherzigkeit ... ... für uns Barmherzige Schwestern nimmt er seinen Anfang in Frankreich. Vinzenz von Paul will Gottes Liebe sichtbar und erfahrbar machen und tun, was Jesus getan hat: die Menschen in ihrer Not sehen und ihnen helfen. Er ist ein Bauernsohn, studiert Theologie und gründet 1617 als Priester den ersten „CaritasVerein“ - die „Bruderschaft der Damen der christlichen Liebe“. Die Vereinigung von Bürgerfrauen hilft Armen und Kranken mit leiblicher und seelischer Unterstützung.

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Im Laufe der Zeit findet der Verein in vielen Orten Nachahmung. Zusammen mit Luise von Marillac gründet Vinzenz von Paul die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern. Für die damalige Zeit ist dies eine große Neuheit: Ordensfrauen, die nicht hinter Klostermauern zu finden sind, sondern die ihre Hingabe an Gott im konkreten Einsatz für die Armen sehen. Vinzenz von Paul wird 1737 heiliggesprochen und gilt heute als großer Heiliger der Nächstenliebe und Patron der Caritas.

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Luise von Marillac * 12. August 1591 bei Paris † 15. März 1660 in Paris

„Gehe mutig von Augenblick zu Augenblick auf dem Weg, auf den Gott dich gestellt hat, um zu ihm zu gelangen.“ Luise von Marillac erhält eine hervorragende Ausbildung im Dominikanerinnenkloster in Poissy. Nach dem Tod ihres Vaters 1604 kommt sie mit 13 Jahren zur Lehre in ein Armenhaus nach Paris. Mit 21 Jahren heiratet sie, wird aber schon nach zwölfjähriger Ehe Witwe.

Luise von Marillac nimmt sich dieser Helferinnen an, und allmählich wird daraus die Gemeinschaft der Töchter der christlichen Liebe, auch Vinzentinerinnen oder Barmherzige Schwestern genannt. Sie verfasst die Hausordnung, leitet das Mutterhaus bis zu ihrem Tod und verfasst einen Katechismus.

Allein mit ihrem Sohn, lernt sie Vinzenz von Paul kennen. Als den Frauen der „Bruderschaft der Damen der christlichen Liebe“ die Arbeit in den Caritasgruppen, vor allem in Paris, zu viel und zu schwer wird, werden junge Landmädchen als Helferinnen angestellt.

1934 wird Luise von Marillac von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Sie ist die Patronin der Sozialarbeiter und Witwen.

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Der Weg der Barmherzigkeit Frankreich - München - Innsbruck 1697 Beginn unseres „Zweiges“ im kleinen französischen Dorf Levesville mit der Gründung der „Paulusschwestern“ 1708 Übersiedlung nach Chartres (Frankreich) 1734 Neue Gründung durch Kardinal de Rohan in Zabern bei Straßburg 1737 Vinzenz von Paul wird heiliggesprochen. Übernahme der vinzentinischen Spiritualität und Umbenennung in „Schwestern der Christlichen Liebe“ 1789 Französische Revolution - Vertreibung der Schwestern aus Straßburg 1801 Eine Schwester wagt den Neuanfang 1813 Die Oberin des Bürgerspitals, Sr. Vinzenz Sulzer wird in Straßburg zur Generaloberin gewählt. In ihrer Zeit wird die Gemeinschaft Ausgangspunkt für viele Neugründungen besonders in Deutschland. 1832 Gründung in München 1839 Innsbruck Die Gründung der Barmherzigen Schwestern von Innsbruck geht auf die Initiative und den Einsatz des Rechtsanwaltes Dr. Alfons von Pulciani und des Dekans und Stadtpfarrers Johann Duille zurück. Vier Tiroler Mädchen werden 1837 in das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern von München gesandt. Dort erhalten sie durch Sr. Ignatia Jorth, Generaloberin in München, die Ausbildung und Vorbereitung für den Dienst der Barmherzigen Schwestern. Am 1. Mai 1839 findet die feierliche Installierung der Schwestern statt. Am 19. Mai 1940 legen sie in Innsbruck ihre ersten Gelübde ab. Seither leben und arbeiten die Barmherzigen Schwestern in Innsbruck als Kongregation bischöflichen Rechts. (bis 1949) 1840 Die ersten Barmherzigen Schwestern werden nach Kaltern in Südtirol gerufen. 1846 Die ersten Barmherzigen Schwestern werden in Görz (heute Provinz Treviso) benötigt. 1949 bestätigt Papst Pius XII. die Kongregation als Genossenschaft Päpstlichen Rechts mit den drei Provinzen Innsbruck, Meran und Treviso. 1971 Entstehung aller von Straßburg aus gegründeten Gemeinschaften von Barmherzigen Schwestern zur „Vinzentinischen Föderation“ 1982 Vier Barmherzige Schwestern beginnen mit der Missionsarbeit in Tansania. 2012 Im Generalkapitel wird beschlossen, die Region Mitundu-Tansania zur Provinz zu erheben.

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Der Weg der Barmherzigkeit Die Ankunft „Kaiserlich Königlich priviligierter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg“ Nr. 36 Innsbruck, Montag, den 6. Mai 1839 Innsbruck, den 2. Mai. Der gestrige, auch durch das schöne Frühlingswetter verherrlichte 1. Mai gab in dieser Hauptstadt zugleich einer Anstalt die Frühlingsweihe, die in christlicher Liebe vor-bereitet und gegründet, durch sie erhalten und gefördert, auch Früchte der christlichen Liebe bringen wird. Es war dieser 1. Mai der Tag feierlicher Einführung der barmherzigen Schwestern nach dem Orden des heiligen Vinzenz von Paul in das für sie neu erbaute Institutsgebäude und die Übertragung der Krankenpflege an diesen ehrwürdigen Verein sich selbst aufopfernder Menschenliebe.

Auszug aus der Ordenschronik … Nachdem der Herr Fürstbischof von Brixen, Bernard Galura, vom Klerus empfangen, auf der Epistelseite des Hochaltars Platz genommen hatte, eröffnete der General-Ordenssuperior der barmherzigen Schwestern im Königreiche Baiern, Stiftsdechant Hauber, der neuen Ordensschwestern bisheriger geistliche Vater und eifrige Lehrer, die kirchliche Feier von der Kanzel mit einer herzlichen Rede, welche seine eigene tiefe Rührung auf die Zuhörer übertrug. Sie enthielt eine bedeutungsvolle Auslegung der Worte: „Arme barmherzige Schwestern,“ im Sinne der Ordensregeln und seines Wirkens, und sie schloss mit einer rührenden Anempfehlung seiner bisherigen Pflegebefohlenen an den fürstbischöflichen Oberhirten, an den Ordenssuperior dieses Hauses, an die Regierung und die theilnehmende Stadtgemeinde. Hierauf knieten die Schwestern einzeln vor dem Herrn Fürstbischofe, seine väterlichen, mit bewegter Stimme gesprochenen Ermahnungen und den bischöflichen Segen, dann während des festlichen Hochamtes das heilige Abendmahl empfangend, womit die kirchliche Feier schloss. …

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Der Weg der Barmherzigkeit Die Anfänge in Innsbruck Im Frühling 1839 kommen die ersten vier Schwestern - nach 2-jähriger Ausbildung zur Krankenpflege und fürs Ordensleben in München - nach Innsbruck. Generaloberin Sr. Ignatia Jorth vom Mutterhaus in München begleitet die Tiroler Novizinnen Sr. Alexandra Peter aus Rasen bei Bruneck, Sr. Lidwina Meßner aus Nassereith, Sr. Thimothea Geisler aus Fügen und Sr. Filomena Oppel aus Imst persönlich nach Innsbruck. Am 17. April werden sie in Schwaz von Dekan Duille und Dr. Alfons Pulciani empfangen. Gegen sechs Uhr abends treffen sie nach 36-stündiger Kutschenfahrt „unter großem Zulauf des Volkes“ ein. So lesen wir in unserer Chronik. Am 1. Mai 1839 wird die Übergabe der Krankenpflege und der Ausspeisung im Bürgerspital festlich vollzogen. Vertreter der Landesregierung, der einzelnen Stände, des Stadtmagistrats und der Spitalsdirektion wohnen dem Festgottesdienst bei, den Fürstbischof Galura mit den Schwestern in der barocken Spitalskirche feiert. Anschließend erfolgt im Refektorium des Klosters die offizielle Übergabe. Nach dem Fest, als die Mühen und Sorgen des Alltages beginnen, erweist sich Dr. von Pulciani als treuer Helfer und Berater. Die Schwesterngemeinschaft entwickelt sich gut. Die Nachricht von der neuen Schwesterngemeinschaft verbreitet sich schnell. Bereits 1840 werden Schwestern nach Kaltern in Südtirol entsandt. 1845 werden alle Mutterhäuser in Tirol (Innsbruck, Zams, Ried und Imst) zu einer Ordensprovinz mit Sitz in Innsbruck zusam10

mengeschlossen, die Innsbrucker Gemeinschaft zählt bereits 66 Schwestern in sieben Niederlassungen. 1847 erwirbt die Gemeinschaft das „Kapfersche Gut“ an der Mühlauer Kettenbrücke mit dem Ziel, ein größeres Mutterhaus zu bauen. Im Revolutionsjahr 1848 sind die Schwestern öffentlich massiven Verleumdungen ausgesetzt. 1862 übersiedeln die Schwestern ins Mutterhaus an der Kettenbrücke. Im selben Jahr stirbt ihr geistlicher Gründer und selbstloser Ratgeber Dekan Johann Duille und hinterlässt eine große menschliche Lücke. 1863 wird die Ordensprovinz der Barmherzigen Schwestern in die ehemaligen Mutterhäuser Zams und Innsbruck geteilt. In Innsbruck vereinigen sich alle Filialen, die sich vorwiegend dem Armen- und Krankendienst widmen. Die Situation der Mittellosen, der Behinderten, der Alten und Kranken ist oft entwürdigend, und es ist nicht leicht, für diese Menschen Gerechtigkeit und Achtung bei den Mitbürgern und Behörden zu erreichen. Das Gottvertrauen der Schwestern wird manches Mal auf eine harte Probe gestellt. 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Der Weg der Barmherzigkeit Viele Herausforderungen Unter Generaloberin Sr. Vinzenzia Nägele wird 1881 – 1883 beim Mutterhaus an der Kettenbrücke die Kirche erbaut. Sr. Vinzenzia sieht auch, dass die Schwestern einer besseren Ausbildung bedürfen. Sie lässt die Noviziatszeit verlängern, und auch für die berufliche Weiterbildung werden mehr Möglichkeiten geboten. So findet 1902 an der Innsbrucker Klinik der erste zwölftägige Krankenpflegekurs statt, der mit Prüfungen abschließt. Außerdem kann jetzt auch praktische Krankenpflege unterrichtet werden. Unter Sr. Elisabeth Rhomberg als Generaloberin wird von 1908 - 1910 für die inzwischen vielen alten und auch kranken Schwestern das Sanatorium erbaut. Während ihrer Amtszeit erreicht der Orden mit 1227 Schwestern in 136 Filialen die größte Ausdehnung. Im ersten Weltkrieg werden die Kräfte der Schwestern bis zum Äußersten gefordert. Der Einsatz in den Lazaretten unter primitivsten Bedingungen und ohne Antibiotika ist hart. Seuchen wie Typhus, Cholera, Pocken, aber auch Hunger und Überanstrengung kosten vielen Schwestern das Leben. 1922 wird in Bozen eine Provinz errichtet. Der „Friedensvertrag“ von St. Germain bringt durch die Brennergrenze eine neue Situation der Gemeinschaft mit sich. In der Zwischenkriegszeit werden die Übungsschule und der Übungskindergarten in der Falkstraße gebaut. Für die hungernde Bevölkerung wird das „Armenstübele“ für die Essensausgabe eingerichtet. Als 1937 mit dem Abbruch der alten Kettenbrücke begonnen 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

wird, ahnt niemand, dass dies symbolhaft für die kommenden Jahre ist. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten beginnen auch Abtragungen und Umbauten in der Gemeinschaft (Abriss des Armenstübele, Schließung der Lehrerinnenbildungsanstalt, Besetzung des Exerzitienhauses, Entlassung von Schwestern in den Filialen). Ab November 1938 zeigt sich ein mutiger Neubeginn. Die entlassenen Schwestern werden umgeschult zu Pfarrschwestern, Organistinnen, zu pfarrlichen Hauskrankenpflegerinnen, aber auch für den Dienst in der allgemeinen Krankenpflege. Von nachhaltiger Wirkung bleibt das jahrelange Verbot, neue Ordensmitglieder aufzunehmen. Mit der Anerkennung der Gemeinschaft als Kongregation Päpstlichen Rechts im Jahre 1949 geht die Umstrukturierung der Gemeinschaft mit den Provinzen Innsbruck-Feldkirch, Meran und Treviso (ehemals Görz) einher. Im Jahre 1949 wird die Ordenstracht vereinfacht. Ab 1950 können die Schwestern erstmals ihre Gelübde auf Lebenszeit ablegen. 11

Der Weg der Barmherzigkeit Weitblick und Vertrauen Im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beginnt ein intensives Suchen nach Wegen der inneren Erneuerung, der Öffnung für neue Formen der Zusammenarbeit mit den Laien, der Anpassung der Lebensordnung. Auch nach außen hin werden Veränderungen notwendig, um das Mutterhaus und die ordenseigenen Einrichtungen dem Stand der Zeit entsprechend zweckmäßig umzubauen und zu erneuern. Die Mutterhauskirche wird im Jahr 1883 eingeweiht und ist seither das Zentrum unserer Gemeinschaft. Hier legen wir unsere Gelübde ab. Hier versammeln wir uns zum Lobpreis Gottes und zum Dank. Hier schöpfen wir Kraft für unser Leben und unseren Dienst. Hierher tragen wir die Anliegen vieler Menschen. Und hier freuen wir uns auch über den Besuch unserer Gottesdienste, die öffentlich zugänglich sind. Mit Weitblick und Vertrauen in Gottes Hilfe versuchen wir Barmherzige Schwestern seit jeher, unseren Weg zu zu gehen. Ein Rückblick auf die Geschichte lässt uns nachdenklich werden: Das, was mit der Aussaat des Vinzentinischen Charismas bei uns vor 175 Jahren begann, hat viele Früchte / viele Werke hervorgebracht. Vielleicht ist es heute wieder an der Zeit, auf das zurückzuschauen, was die vielen Schwestern in diesen 175 Jahren bewegt hat: nämlich, auf den Weg der Barmherzigkeit, den Gott mit uns gegangen ist und den auch wir - wenn auch manchmal bruchstückhaft - gegangen sind. 12

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Der Weg der Barmherzigkeit Kraftquelle Mutterhaus Mutterhaus und Provinzhaus Innsbruck Sitz der Provinzleitung Provinzoberin Sr. Johanna Maria Neururer (seit 2012) 117 Schwestern in 6 Konventen

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Der Weg der Barmherzigkeit Armut - Gehorsam - Ehelosigkeit Der heilige Vinzenz von Paul fühlte sich gedrängt, wie Jesus die Botschaft vom Erbarmen Gottes zu verkünden und sie durch den Dienst an den Armen sichtbar zu machen. Er sagte zu seinen Schwestern: „Gott hat die Töchter der christlichen Liebe berufen und versammelt, unseren Herrn Jesus Christus als Quelle und als Vorbild aller Liebe zu ehren, indem sie ihm in leiblicher und geistlicher Weise in der Person der Armen dienen.“ (Allg. Regel I,1) Diesem Auftrag hat sich auch unsere Gemeinschaft verpflichtet, entsprechend den jeweiligen Herausforderungen und den eigenen Möglichkeiten. (Lebensordnung S. 10) Als Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern tragen wir die Anliegen der Ortskirche mit und nehmen gemäß CIC 678 § 1 teil an ihrem Leben. (Lebensordnung Nr. 102.2) Die liebende Hingabe an Gott im Dienst an den Menschen nach dem Beispiel des heiligen Vinzenz von Paul und der heiligen Luise von Marillac betrachten wir als unser geistliches Erbe, aus dem heraus wir unser Leben und unseren Dienst gestalten. (Lebensordnung Nr. 103.1) Jungfräulichkeit – Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen – ist Ausdruck der ungeteilten Hingabe an Gott und an die Menschen. Sie ist Zeichen einer radikalen Gottes- und Nächstenliebe, die ihre Wurzeln im Geheimnis der innergöttlichen Liebe hat. (Lebensordnung Nr. 201.1) 14

Frei gewählte Armut kann nicht allein auf materiellen Verzicht reduziert werden. Sie ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass wir uns ganz und gar Gott anvertrauen und unser Leben mit jenen teilen, die in dieser Welt arm sind. (Lebensordnung Nr. 202.2) Gehorsam im Orden bedeutet zunächst ein gegenseitiges Hinhören aufeinander: ein Hören der Gemeinschaft auf die Leitung und umgekehrt. (Lebensordnung Nr. 203.2)

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Der Weg der Barmherzigkeit Unsere Sendung Wir leben diese Sendung als Barmherzige Schwestern mitten in der Welt. Wir sind den Menschen nahe und offen für alles, was sie bewegt. (Lebensordnung Nr. 104.1) Die Liebe zum Herrn und die gleiche Berufung zum Dienst der Barmherzigkeit haben uns zusammengeführt. Das ist die spirituelle Grundlage unseres gemeinsamen Lebens, das ganz wesentlich zu unserer Lebensform gehört. Die Pflege dieses geistigen Fundamentes ist uns Auftrag und tägliche Notwendigkeit. Dazu helfen uns die Feier der Eucharistie, die Feier der Versöhnung und der Krankensalbung, das Hören auf Gottes Wort, das Stundengebet der Kirche sowie das persönliche Gebet, die Anbetung vor dem Allerheiligsten, die Heiligenverehrung, die Mitfeier des Kirchenjahres, verschiedene Formen der Lebenserneuerung und geistliche Begleitung. (Lebensordnung Nr. 301) Jeder Konvent gibt sich eine Haus- und Tagesordnung, die seiner apostolisch-karitativen Aufgabe angepasst ist. Sie regelt die Zeiten für Gottesdienste, Gebete und Stille, für Mahlzeiten und Erholung. (Lebensordnung Nr. 302.2.4)

Offen für Gott – offen für die Menschen

Ein besonderes Anliegen ist uns die Pflege der Gastfreundschaft. Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. (Hebr 13,2) (Lebensordnung Nr. 302.4)

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Der Weg der Barmherzigkeit Berufung Sr. Maria Martha (Rosa) Lageder * 18.10.1934 in Barbian/Südtirol Beruf: Krankenschwester Vorbild: Meine Mutter Wie kamen Sie zu Ihrer Entscheidung, in das Kloster – in den Orden der Barmherzigen Schwestern – einzutreten? Ja, wie? Die Entscheidung kommt von innen und nicht vom Kopf. Der innere Ruf ist leise, aber hartnäckig. Barmherzige Schwester war die zweite Wahl, eine Eingebung! Die erste war die Mission, das war meine Wahl aus dem Kopf. Haben Sie jemals an dieser Entscheidung gezweifelt? Nein, man muss sich einleben, um dieser Berufung zu folgen. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Ich brauchte ca. zwei Jahre. Es gab schwere Tage. Ich brauchte auch Mut, in der neuen Stellung auszuharren. Ich habe in der Klinik sechs Jahre als Krankenschwester gearbeitet, hatte auch Heimweh nach meinen Arbeitskolleginnen. Warum „Schwester Martha Maria“? Haben Sie einen besonderen Bezug zu diesem Namen? Ich war zehn Jahre, als meine neun Monate alte Schwester Martha an einer Pneumonie starb. Ich werde es nie vergessen, wie sie auf das Herz Jesu Bild schaute, bevor sie starb … Ich habe den Namen Martha bekommen. 16

Vermissen Sie in Ihrem Leben etwas? Was am meisten? Nein, ich vermisse nichts! Ja, ich bin sehr gerne hier in dieser Gemeinschaft. Die Nachfolge Christi ist für mich eine Gnade und ein Geschenk. Was ist für Sie Barmherzigkeit? Für mich Verzeihung, aber wirklich barmherzig ist nur Gott! Fühlen Sie sich in der Gesellschaft auch als Frau wahrgenommen oder „nur“ als Nonne? Nein, auch als Frau. Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben? Direkt, bodenständig, melancholisch. Im Ganzen ausgeglichen, nichts nachtragend. Wären Sie eine Mutter, was würden Sie Ihrem Kind wünschen? Ich würde mir schon wünschen, dass es einen religiösen Halt hat. Gott im Herzen bewahren und mit beiden Beinen im Leben stehen. Wenn Sie einen großen Geldbetrag zur Verfügung hätten, was würden Sie damit machen? Ich würde spenden. Für mich würde ich wenig verbrauchen. Haben Sie Angst vor dem Tod? Nein, vor einer schweren Krankheit ja. Wie stellen Sie sich den Himmel vor? Freude, Schönheit, Glück WAHR und REIN. Es kommt alles ans Licht – nichts ist ins Dunkel gehüllt. Das Höchste, die Liebe und das Erbarmen Gottes, das ER jedem schenkt, der guten Willens ist. Denn Christus, der gelitten hat und uns erlöst hat, sagt: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Ruhe verschaffen.

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Der Weg der Barmherzigkeit Hingabe „Das Gebet war mir in meinem Ordensleben immer sehr wichtig – besonders in schwierigen Zeiten.“ (Sr. Dolorosa Unterrainer – eingetreten 1951) „Seit meinem Eintritt im Jahre 1934 hat sich gewaltig viel verändert – in allen Belangen. Der Geist des heiligen Vinzenz, die Anbetung, das tägliche Gebet muss immer bleiben. Jetzt im Alter sehe ich es als meine Aufgabe an zu beten, für die Mission, unsere Gemeinschaft, für die Kirche und die ganze Welt.“ (Sr. M. Theodora Kathan)

„Zurückblickend kann ich nur danken – für die Berufung zur Barmherzigen Schwester, für die Begleitung von Jesus durch Maria, mein ganzes Leben lang – durch Höhen und Tiefen.“ (Sr. Myriam Winkler – eingetreten 1951)

Glaube, Hoffnung, Liebe unser Föderationszeichen

„Viel Schönes und Erfreuliches habe ich in der Pflege erlebt. Bei meiner Arbeit konnte ich immer den Segen Gottes spüren. Ich kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken, und das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.“ (Sr. Justina Lampert – 53 Jahre im Kloster) „Seid gut und man wird euch glauben.“ Dieser Ausspruch des hl. Vinzenz hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. (Sr. Bernadette Oblasser – 24 Jahre im Kloster) „Auf meinem Berufungsweg war das einzig Tragende: „Dass in allem nur Gott erkannt werden kann. IHM zur Ehre und zum Heil der Menschen.“ In den Reichtum der vinzentinischen Spiritualität fand ich durch das Buch: „Er sah die Not und half“ von P. Witzel und die Erfahrung mit dem Dienst an den Armen selbst – konkret. (Sr. M. Martha Fink – eingetreten 1955) 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Es geht um die Darstellung von Glaube, Hoffnung und Liebe: Glaube dargestellt in der Form des Kreuzes in der schlichten Form – ohne Corpus, nur mit den zwei Balken. Hoffnung dargestellt im Anker – der Längsbalken des Kreuzes dient als Griff, der Ankerhaken unten grenzt das Abzeichen ab. Zugleich ist dieser Anker auch das Symbol bzw. die Abkürzung für den Namen Vinzenz (von Paul). Liebe dargestellt in den vielen Menschenköpfen, die von obigen Symbolen umfangen sind, Menschen, die darauf warten, dass wir ihnen unsere Liebe schenken. 17

Der Weg der Barmherzigkeit Verantwortung Begleitung Wir Barmherzige Schwestern versuchen, unserem Auftrag entsprechend, ein Gespür für die jeweiligen Nöte der Zeit zu haben, sie rechtzeitig zu erkennen und ihnen mit Mut zu begegnen. Oft brauchte es viel Mut, neue Wege zu gehen. So ist es aber heute möglich, in unseren Einrichtungen: • in Liebe und Geborgenheit zur Welt zu kommen • in der Kinderkrippe und im Kindergarten betreut zu werden • von der Volksschule bis zur Matura eine Schulbildung zu erhalten • eine Ausbildung zur Kindergartenpädagogin in Anspruch zu nehmen • ein praktisches und spirituelles Weiterbil- dungs- und Erholungsangebot zu nutzen • eine medizinisch und pflegerisch bestmögliche Rundum-Betreuung zu erfahren • bei Bedürftigkeit eine warme Mahlzeit zu bekommen • mit liebevoller Betreuung alt zu werden • in Missionsprojekten in Tansania Hilfe zu erhalten für eine bessere, eigenständige Zukunft

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Die aktuellen Nöte zu erkennen, ein guter Arbeitgeber zu sein und gemeinsam mit den MitarbeiterInnen in unseren Einrichtungen den Ordensauftrag wach zu halten, ist uns Barmherzigen Schwestern auch heute ein großes Anliegen. Neben der Schaffung guter Arbeitsbedingungen in unseren Werken ist es unser Bemühen, auch heute die Vinzentinischen Werte im modernen Arbeitsalltag zu verankern, sie weiterzugeben an unsere Leitungen und unsere MitarbeiterInnen. „Wertevermittlung“ ist in der Berufswelt von heute bereits ein Trendwort und wird vielfach als ein Mittel gegen die vordringlichen Nöte der Zeit wie Stress, Burnout und Depressionen gesehen. Die Bedürfnisse haben sich gewandelt, die Möglichkeiten der Hilfestellung zum Teil auch, aber der Aufruf zum barmherzigen Handeln auch in unseren Einrichtungen - bleibt ...

Vinzenz und Luise Barmherzigkeit ... ... damals - heute - morgen ...

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Der Weg der Barmherzigkeit Achtung und Kompetenz Sanatorium Kettenbrücke erbaut von 1908 bis 1910 ist es heute eine der größten Privatkliniken Österreichs: 300 MitarbeiterInnen 150 BelegärztInnen aus 24 Fachbereichen 7 Stationen mit 150 Betten 20.000 PatientInnen im Jahr (ambulant und stationär) Gegründet als „Bürgerliches Sanatorium zum heiligsten Herzen Jesu der Barmherzigen Schwestern“ - unter tatkräftiger Mithilfe und Entbehrungen durch die Barmherzigen Schwestern - besteht das Sanatorium Kettenbrücke nun schon seit mehr als 100 Jahren. Die Geschichte und der Werdegang sind beeindruckend. Heute ist das Haus eine moderne Gesundheitseinrichtung, eng verbunden mit dem Begriff Qualität hinsichtlich Medizin und Pflege. Seit 2009 liegt die Leitung in weltlichen Händen; drei Barmherzige Schwestern arbeiten noch im Pflegedienst und in der Seelsorge. Mit dem Konzept „Welt der Betreuung“ wird mit Einfühlungsvermögen auf die individuellen Bedürfnisse der PatientInnen eingegangen. Die Vinzentinische Kultur, eine der sechs Säulen des Konzeptes, stellt die Werte Verantwortung, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Hochachtung und Herzlichkeit nicht nur im Leitbild dar, sondern macht diese auch im Alltag spürbar - für PatientInnen, ÄrztInnen und MitarbeiterInnen. Dies ist auch der Weg in die weitere Zukunft. 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

einzige private Geburtshilfe Tirols RIK – Radiologisches Institut Sanatorium Kettenbrücke WIK – Wirbelsäulenzentrum Innsbruck Sanatorium Kettenbrücke PIK – Physiotherapie Innsbruck Sanatorium Kettenbrücke USK – Unfallambulanz Sanatorium Kettenbrücke

„Gehe nie ohne ein gutes Wort zu den Kranken.“ Luise von Marillac

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Der Weg der Barmherzigkeit Liebevolle Zuwendung Die Kinderkrippe

Der Übungskindergarten

für Kinder von 1 1/2 bis 3 Jahre 1 Gruppe mit 12 Kindern 2 Pädagoginnen und eine Assistenzkraft

für Kinder von 3 bis 6 Jahre 5 Gruppen mit 94 Kindern 15 Pädagoginnen

Wir sind ein einsatzfreudiges und am Kind orientiertes Betreuungsteam mit zwei Kindergartenpädagoginnen und einer Assistentin. Wir bekennen uns zur Vermittlung christlicher Werte und sind offen für Kinder aus allen sozialen Schichten, Kulturen und Konfessionen.

Die Basis der Arbeit mit den Kindern bildet ein Kanon christlicher Werte. In einem Klima der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung findet auf Grundlage unserer Konzeption und des gesamtösterreichischen Bildungsrahmenplanes individuelle und ganzheitliche Bildung und Erziehung für die Kinder statt! Die praktische Umsetzung dessen erleben die Kinder in Stammgruppen mit spezifischen Schwerpunkten, in der Forscher- und Lernwerkstatt und bei gemeinsam durchgeführten Projekten. Die Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder, den SchülerInnen bzw. Lehrkräften der BAKIP ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal unseres Kindergartens.

Wir begleiten die uns anvertrauten Kinder in ihrer Entwicklung. Es ist uns ein großes Anliegen, die Kinder in ihrer Eigenständigkeit und Selbstständigkeit zu fördern und ihnen viele Möglichkeiten zu bieten, dass sie ihre Welt mit allen Sinnen entdecken können.

Die Kinder der Kinderkrippe profitieren vom Einsatz unserer Assistentin Katharina.

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Der Weg der Barmherzigkeit und Förderung Die Volksschule

Der Übungshort

5 Klassen mit 90 Kindern 7 LehrerInnen

1 Gruppe mit 25 Kindern 2 Pädagoginnen

Auf Basis christlicher Wertordnung miteinander lernen, entdecken, feiern, erleben ... In familiärem Rahmen vermittelt ein engagiertes LehrerInnen-Team den Kindern Freude am Lernen. Verschiedene Unterrichtsformen fördern die Selbstständigkeit, Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der SchülerInnen mit dem Ziel, gut vorbereitet und gerüstet in die weiterführenden Schulen einzusteigen. Projekte und Feste geben Gelegenheit zu kreativer Mitarbeit. Dies stärkt sowohl die eigene Persönlichkeit als auch die Klassen- und Schulgemeinschaft. Unverbindliche Übungen erweitern das Unterrichtsangebot. Das Kollegium bemüht sich um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern, um die jungen Menschen individuell zu begleiten und optimal auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten.

Die vinzentinischen Werte sind im Übungshort Grundlage für ein harmonisches Miteinander von Buben und Mädchen. Der Übungshort versteht sich als familienergänzende Bildungseinrichtung, in der den Kindern schulische Unterstützung und eine sinnvolle Freizeitgestaltung angeboten werden.

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Das pädagogische Konzept und die offene Raumstruktur geben den Kindern die Gelegenheit, sich individuell zu entwickeln. Ein wesentlicher Eckpfeiler ist die Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrpersonen der Kinder. Der Übungshort ist Ausbildungsstätte für SchülerInnen der BAKIP im Rahmen der Hortausbildung. Angeschlossen an den Übungshort ist die Mittagsbetreuung für zusätzlich 15 Kinder.

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Der Weg der Barmherzigkeit Miteinander Die Neue Mittelschule 8 Klassen mit 200 Schülerinnen 25 LehrerInnen Schwerpunkt „Kommunikation“ Die Schule bemüht sich um eine Lernkultur, in der jedes einzelne Kind in seinen individuellen Fähigkeiten gefördert und zeitgemäß auf die weiterführenden Schulen vorbereitet wird. Dies ist durch den doppelten LehrerInneneinsatz in Deutsch, Mathematik und Englisch (Teamteaching), zeitgemäße Unterrichtsformen (Offenes Lernen, Methodentraining), Förderunterricht und ein breit gefächertes Angebot an zusätzlichen Übungen und Projekten möglich. Ab der 7. Schulstufe können Schülerinnen zwischen dem „Klassischen Zweig“ und dem „Italienischen Zweig“ wählen. Von den Schülerinnen selbst gestaltete Gottesdienste, Meditationen, Gemeinschaftstage und Feste geben Gelegenheit zu Glaubenserfahrung und sozialem Lernen auch außerhalb des Unterrichts.

Die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) 12 Klassen, 1 Kolleg, 1 Lehrgang 330 SchülerInnen/Studierende 60 LehrerInnen/10 Lehrbeauftragte Ausbildungszweige: Klassisch und International Der Schultyp der BAKIP zählt zu den Höheren Anstalten der Lehrer- und Erzieherbildung und die 5-jährige Ausbildung schließt mit der Reife- und Diplomprüfung ab. AbsolventInnen der BAKIP können im Anschluss an die Ausbildung als pädagogische Fachkraft tätig werden oder ein Studium an einer Universität, Fachhochschule oder Pädagogischen Hochschule beginnen. Im Leitbild der BAKIP spiegeln sich die Werte der Barmherzigen Schwestern wider. Neben einer fundierten Allgemeinbildung sollen vor allem Haltungen und Kompetenzen vermittelt werden, die jungen Menschen eine Hilfe auf ihrem Lebensweg sein können.

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Der Weg der Barmherzigkeit Orientierung und Freiräume Das Oberstufenrealgymnasium Das Leitbild unserer (KORG) Schulen an der Kettenbrücke 12 Klassen mit 290 SchülerInnen 40 LehrerInnen Ausbildungszweige: Korg.com - fördert die Sprach- und Medienkompetenz Korg.art - vertieft die bildnerischen und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten Korg.med. - macht fit für die Berufswahl im Sozial- und Gesundheitsbereich Wir sind eine Katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht. Unsere überschaubare Größe ermöglicht eine individuelle Förderung und eine persönliche Begleitung. Pädagogik im Geiste des hl. Vinzenz ist zeitlos und wird höchsten Ansprüchen gerecht. In seinem Sinne vermitteln unsere LehrerInnen fundiertes Wissen, das unsere SchülerInnen zu verantwortungsbewusstem Handeln in Familie, Beruf, Gesellschaft und Umwelt befähigt.

Der Mensch ist als einmaliges Wesen von Gott geschaffen, geliebt und beauftragt, sein Leben in Verantwortung für sich, die Menschen und die Welt zu gestalten. Wir wollen einander mit Hochachtung und Herzlichkeit begegnen. Der hl. Vinzenz von Paul ist uns dafür Vorbild und Auftrag. Unsere Schulen an der Kettenbrücke und unsere Betreuungseinrichtungen fördern in allen Begegnungen die Freude am eigenständigen Denken und Tun, um die Persönlichkeit der uns Anvertrauten ganzheitlich behutsam weiter zu entwickeln. Wir stimulieren die Freude am Lernen und Lehren im Lebensraum Schule.

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Der Weg der Barmherzigkeit Inne halten im Haus Marillac in Innsbruck

im Notburgaheim in Eben

1939 als Exerzitienhaus für die Schwestern erbaut, 1998 umbenannt in Haus Marillac (nach der hl. Luise von Marillac) 2006 Umbau und Modernisierung des Hauses und Neugestaltung der Hauskapelle 14 MitarbeiterInnen

Besinnungs- und Erholungshaus in ruhiger Lage am Beginn des Achentales 1982 erworben und umgebaut Hauskapelle mit Glasfenstern von Chryseldis Hofer-Mitterer 6 MitarbeiterInnen

Ort der Besinnung und Bildung mit Atmosphäre Als Bildungs- und Besinnungshaus mit eigenem Programm, Gastveranstaltungen und Übernachtungsmöglichkeiten, verwirklicht das Haus Marillac den Auftrag der Barmherzigen Schwestern: „Offen für Gott und die Menschen zu sein“. Wir sind ein Ort der Ruhe und des Gesprächs. Wir bieten Menschen den Raum, zu sich, zu Gott und dem Nächsten zu finden. Uns sind alle willkommen, die Klarheit und Schlichtheit, die Konzentration auf das Wesentliche schätzen. Wir freuen uns sowohl über Einzelgäste als auch über Gruppen.

Ort der Besinnung und Erholung Unser Haus ist offen • für alle, die Ruhe und Schlichtheit in den Erholungstagen suchen • für Menschen, denen eine religiöse Atmosphäre wichtig ist • für Suchende und für Menschen in besonderen Situationen Mit dem offenen religiösen Angebot bieten wir einen Rahmen, der auf der Suche behilflich sein kann. Oasentage, Exerzitien, Gespräche und Besinnungszeiten werden als Hilfe angeboten.

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1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Der Weg der Barmherzigkeit Sich geborgen fühlen im Heim St. Vinzenz eröffnet 2005 60 Zimmer für max. 70 BewohnerInnen ca. 60 MitarbeiterInnen und ehrenamtliche MitarbeiterInnen In unserem Haus befinden sich drei überschaubare Pflegeeinheiten mit je 19 Einzelund einem Doppelbettzimmer zur Vollpflege. Die moderne Architektur, die hochwertige Ausstattung, sowie die helle Atmosphäre im Haus tragen maßgeblich zum Wohlfühlen bei. Die großen Aufenthalts- und Essbereiche laden zum Verweilen und zum gemeinsamen Essen ein. In der heimeigenen Küche werden die Speisen täglich frisch zubereitet. Um das Wohl unserer BewohnerInnen kümmert sich ein engagiertes Team von hoch qualifizierten MitarbeiterInnen. Ihre kompetente Pflege und persönliche Zuwendung schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens und dienen dem Wohle von Körper und Geist.

1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Unsere Organisations- und Kommunikationsstruktur ist darauf ausgerichtet, ein größtmögliches Maß an Alltagsnormalität und Lebensqualität zu erreichen und zu sichern.

„Solange sie sich gegenseitig Achtung und Sanftmut bezeigen, wird ihr Haus ein Paradies sein.“ Vinzenz von Paul

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Der Weg der Barmherzigkeit Zuwendung für Körper und Seele Seit 2002 werden die beiden Heime Santa Katharina in Ried und Via Claudia in Nassereith in der Alten- und Pflegeheime der Barmherzigen Schwestern Innsbruck GmbH gemeinsam verwaltet.

Heim Santa Katharina

Heim Via Claudia

101 BewohnerInnen 100 MitarbeiterInnen 60 ehrenamtliche MitarbeiterInnen

56 BewohnerInnen im Altersheim-Bereich 15 Plätze für Menschen mit besonderen Bedürfnissen im Reha-Bereich 50 MitarbeiterInnen und ehrenamtliche MitarbeiterInnen

Das Heim Santa Katharina in Ried wird im Jahr 1833 durch den damaligen Pfarrer Stefan Krismer, genannt „Stöffele“ als Versorgungshaus gegründet. Im Jahr 1863 übernehmen die Barmherzigen Schwestern aus Innsbruck die Führung des Hauses und die Pflege und Betreuung der meist mittellosen, armen, kranken und alten Menschen der Umgebung. Von Beginn an finden viele psychisch kranke Menschen Aufnahme in unseren Häusern in Ried und Nassereith. Die Betreuung psychisch kranker und suchtabhängiger Menschen ist nach wie vor eine Besonderheit, die unsere beiden Heime von üblichen Pflegeeinrichtungen unterscheidet.

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Neben der körperlichen Betreuung kümmern sich die Ordensschwestern bis heute auch um das Wohl der Seele. Unser Heim Via Claudia in Nassereith wird im Jahr 1898 von den Barmherzigen Schwestern gekauft und seither als Versorgungshaus geführt. Im heurigen Jahr 2014 wird ein neuer Zubau fertig gestellt und das bestehende „Kloster“ vollständig renoviert. So können wir auch künftig unseren BewohnerInnen ein gediegenes und modernes Zuhause und unseren MitarbeiterInnen einen sicheren Arbeitsplatz bieten.

1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Der Weg der Barmherzigkeit Im Stillen Eine verborgene Heilige unseres Ordens Schwester Katharina Labouré tritt 1830 bei den Barmherzigen Schwestern in Paris ein und wirkt still und bescheiden im Geist des hl. Vinzenz bei den alten und bedürftigen Menschen. Ihr Leben ist getragen von großer Verbundenheit mit Gott und den Menschen.

Essen auf der Straße Der Vinzibus ist eine Einrichtung der Vinzenzgemeinschaft in Tirol. Jeden Abend werden bedürftige Menschen in der Stadt mit einer Mahlzeit versorgt. Einmal in der Woche wird die Zubereitung dieser Speisen von uns Barmherzigen Schwestern übernommen.

Seit dem Jahre 1830 erscheint ihr mehrmals die Mutter Gottes und gibt ihr den Auftrag, eine Medaille mit dem Bild der unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter Maria prägen zu lassen. Nach vielen Schwierigkeiten kommt dies zustande. Durch das Vertrauen auf die Wundertätige Medaille haben seitdem unzählige Menschen Hilfe erfahren. Das Fest der hl. Katharina feiern wir am 28. November.

Ein Platz für ein Miteinander Seit 1998 gibt es das Integrationshaus in der Gumppstraße, das die Diözese dem Verein Caritashaus Gumppstraße zur Verfügung stellt. Das Integrationshaus bietet verschiedenen Menschen in Not und auch interessierten Partnern und Projekten Lebensraum und Heimat. Das Gebäude ist mittlerweile renovierungsbedürftig. Für die Zeit der Umbauarbeiten - geplant sind zwei bis drei Jahre - stellen wir Barmherzige Schwestern unser ehemaliges Internat auf dem Mutterhaus-Areal zur Verfügung.

Eine warme Mahlzeit Die Katharinastube (benannt nach Katharina Labouré) ist ein einfacher, aber gemütlicher Raum in unserem Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck, Rennweg 40. Dort versuchen wir, Obdachlosen und Bedürftigen zu helfen. Von Montag bis Freitag gibt es zu Mittag eine warme Mahlzeit und die Möglichkeit für Kontakte und Gespräche. Die Katharinastube ist ein gern besuchter Ort: Ca. 50 Mahlzeiten pro Tag werden dort ausgegeben, das sind ca. 13.000 Mahlzeiten im Jahr.

Freiwillig helfen Das Freiwilligenzentrum – gegründet im Jahre 2001 – ist eine Einrichtung der Caritas und der Barmherzigen Schwestern. Gemeinsam mit der Caritas werden Möglichkeiten gesucht, um eine Verbindung herzustellen zwischen Menschen, die Hilfe brauchen und solchen, die gern ihre Hilfe anbieten. Auch die Kosten werden gemeinsam getragen.

„Für glanzvolle Taten findet Gott genügend Arbeiter; jedoch für unscheinbares Wirken - da braucht er noch viele.“ Vinzenz von Paul 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

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Der Weg der Barmherzigkeit Über Grenzen hinweg Generalat Provinz Innsbruck Mutterhaus und Provinzhaus Innsbruck Sitz der Provinzleitung 117 Schwestern in 6 Konventen

Provinz Meran Provinzhaus Meran Sitz der Provinzleitung 79 Schwestern in 9 Konventen

Werke

Werke

Sanatorium Kettenbrücke GmbH

Klinik Martinsbrunn

Alten- und Pflegeheim St. Vinzenz/Innsbruck Alten- und Pflegeheime GmbH Heim Via Claudia/Nassereith Heim Santa Katharina/Ried

Schwesternheim Völs am Schlern

Bildungs- und Erholungshäuser GmbH Haus Marillac Notburgaheim Eben Schulverein der Barmherzigen Schwestern Kinderkrippe Übungskindergarten Volksschule Kinderhort Neue Mittelschule Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) Oberstufenrealgymnasium (KORG)

Provinz Treviso Provinzhaus Treviso Sitz der Provinzleitung 17 Schwestern in 3 Konventen Werke Pensionato San Vincenzo in Treviso Villa San Vincenzo in Görz Provinz Mitundu-Tansania Provinzhaus Mitundu Sitz der Provinzleitung 116 Schwestern in 8 Konventen Werke Maternities Dispensaries Kindergärten Schule und Schülerheim

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Der Weg der Barmherzigkeit Vier Provinzen

Der Generalrat der Barmherzigen Schwestern seit 2012 mit Bischof Manfred Scheuer

Mutterhaus und Provinzhaus Innsbruck

Provinzhaus Meran / Casa Provinciale Merano

Casa Provinciale Treviso

Nyumba ya Provinsi ya Masista wa Pendo la Huruma Mitundu

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Der Weg der Barmherzigkeit Die Provinz Meran Provinzhaus Meran gegründet 1922 Provinzoberin Sr. Elisabeth Pfattner (seit 2011) 79 Schwestern in 9 Konventen

Zur Provinz Meran gehörige ordenseigene Einrichtungen: • das Provinzhaus in Meran mit dazu gehörigem Vinzenzheim, Wohnheim, die Hofstelle „Pflanzerhof“ und die Parkvilla • die Privatklinik Martinsbrunn in Meran • das Schwesternheim Völs am Schlern

1922 erfordert die Brennergrenze die Gründung einer eigenen Ordens-Provinz, damit die Schwestern weiterhin in Südtirol bleiben und arbeiten können. Der Sitz der Provinzleitung ist im Krankenhaus in Bozen. 1941 übersiedelt die Provinzleitung in das erworbene „Fallgattergut“, das heutige Provinzhaus Meran. Die höchste Anzahl an Schwestern zählt die Provinz bei ihrer Gründung 1922 mit 244 Schwestern. Heute sind es noch 79 Schwestern.

Als 1938 über den Kauf des Sanatoriums Martinsbrunn in Meran verhandelt wird, stellt der Staat die Bedingung der Lostrennung der Provinz Bozen vom angestammten Mutterhaus. So wird die Provinz 1939 durch ein Dekret selbstständig und unmittelbar der Gerichtsbarkeit des Heiligen Stuhles unterstellt. Als die Kongregation der Barmherzigen Schwestern 1949 laut Dekret des Heiligen Stuhles zur Kongregation päpstlichen Rechts erklärt wird, wird die Provinz Meran wieder dem Mutterhaus Innsbruck unterstellt.

Die Tätigkeitsbereiche im Laufe der Geschichte sind: Krankenpflege, Altenpflege, Kindergarten, Schule, Katechese, Haushalt in öffentlichen und privaten Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen.

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1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Der Weg der Barmherzigkeit Kompetenz und Menschlichkeit Die Privatklinik Martinsbrunn eröffnet 1891 von Dr. Norbert von Kaan 1941 Kauf durch die Barmherzigen Schwestern 100 MitarbeiterInnen 65 PatientInnenbetten und eine Abteilung für pflegebedürftige Ordensschwestern

Die Privatklinik Martinsbrunn ist eine südtirolweit anerkannte Klinik, vorwiegend für postakute RehabilitationspatientInnen und palliative PatientInnen. Kompetenz und Menschlichkeit stehen seit jeher bei Pflege und Behandlung im Vordergrund. Neben der stationären Betreuung konnte 2013 vor allem auch das ambulante Angebot mit einer breiten Palette an Untersuchungen, Diagnostik und Behandlung erweitert werden. Seit Anfang 2014 befindet sich in Martinsbrunn auch ein Senioren- und Pflegeheim. Derzeit werden darin 29 SeniorInnen betreut. Nach dem anstehenden Umbau der Klinik werden ab 2017 90 Heimplätze und 30 Krankenhausbetten sowie ein Gesundheitszentrum und eine ambulante Physiotherapie zur Verfügung stehen. 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Das Schwesternheim Völs am Schlern 6 Schwestern, 3 Teilzeit-Mitarbeiterinnen Das Haus bietet Platz für 25 Gäste.

1969 bietet sich die Gelegenheit, in Völs am Schlern einen Grund zum Bau eines Ferienhauses für die Schwestern zu erwerben. Provinzoberin, Sr. Edelfriede Niederkofler sieht den Bedarf eines eigenen Ferienhauses und lässt das Schwesternheim erbauen, 1971 wird es eröffnet. Um das Haus ganzjährig offen zu halten, wird einige Jahre im Winter eine Nähschule abgehalten. Erst 1994 werden die Exerzitienkurse für die Schwestern vom Provinzhaus nach Völs verlegt. 1995 wird das Haus renoviert. Heute dient das Haus für: • Schwesternexerzitien • Exerzitienkurse / Meditationskurse • Einkehrtage • Erholung • Tagungen

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Der Weg der Barmherzigkeit Die Provinz Treviso Provinz Görz gegründet 1951 Provinzhaus Treviso seit 1955 Provinzoberin Madre Lorenza Sponton (seit 1973) 17 Schwestern in 3 Konventen

Die Kapelle dient seither an Sonn- und Feiertagen auch der Pfarrgemeinde für Gottesdienste. Zur Provinz Treviso gehörige ordenseigene Einrichtungen:

Das Pensionato San Vincenzo di Pauli in Treviso Dieses Altersheim wird neben dem Provinzhaus errichtet und im Jahr 1988 fertiggestellt. Heute bietet es Platz für 48 alte Menschen.

Bereits 1846 - sieben Jahre nach der Gründung in Innsbruck - übernehmen vier Schwestern im „weit entfernten“ Görz den Dienst bei 30 armen und verwahrlosten Menschen. Erste Provinzoberin ist Madre Anna Buda, langjährige Novizenmeisterin der Provinz Meran. Ab 1853 betreuen die Schwestern Mädchen im Waisenhaus Contavalle und arbeiten auch zeitweilig im Knabenseminar und auch im slowenischen Konvikt von Görz. Bis 1915 sind sie unter anderem im Rudolfinum, einem Heim für kranke Priester, tätig. Wegen der Kriegswirren müssen die Schwestern Görz verlassen. Erst 20 Jahre später, 1935, kehren sie wieder nach Görz zurück und errichten die Villa San Vincenzo. Am 17. April 1951 kommt es zur Errichtung der Provinz Görz. 1955 wird der Sitz der Provinzleitung nach Treviso verlegt. 1963 kommt es zum Neubau des Provinzhauses Treviso. 32

Das Pensionato San Vincenzo di Pauli in Treviso

Die Villa San Vincenzo in Görz Das Haus wird 1934 eingeweiht, zehn Jahre später von der Deutschen Wehrmacht beschlagnahmt. Erst mit dem Friedensvertrag und dem Abzug der Amerikaner 1947 wird das Haus frei. Nach wichtigen Reparaturen wird das Haus 1951 zum Sitz des Provinzialats und des Noviziats. Seit der Provinzverlegung 1955 nach Treviso werden viele Vergrößerungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt. Seit 1972 beherbergt die Villa 60 BewohnerInnen. 1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Der Weg der Barmherzigkeit Die Provinz Tansania Provinzhaus Mitundu gegründet 2012 Provinzoberin Sr. Verediana Herman (seit 2012) 121 Schwestern in 8 Konventen

tern bald dort leben können. Darum schaffen sie gemeinsam unermüdlich weiter. Die ersten Krankenbehandlungen und Geburten werden in der bereits vorhandenen kleinen Kirche des Dorfes durchgeführt. Der Altar dient als Tisch und ein Dorfbewohner flechtet ein Krankenbett aus Holz. Das sind die Anfänge einer nun stetig wachsenden Ordensgemeinschaft. Heute arbeiten die Schwestern an verschiedenen Orten als Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen; sie verrichten diverse Dienste in den Ambulatorien und Geburtsstationen. Sie arbeiten als Medical-Assistant und in der Aids-Ambulanz.

Vor mehr als dreißig Jahren machen sich drei Schwestern aus Südtirol und Vorarlberg – Sr. M. Carmen, Sr. Celine, Sr. M. Relinde (eine 4. Schwester - Sr. Waltraud kommt 1985 nach) – und Bernhard, ein Helfer aus Vorarlberg mit einer Mission auf den Weg nach Tansania, in ein Dorf mitten im Busch namens Mitundu.

Die Herausforderung ist groß: Es geht um die Verbindung von Ordensleben mit dem sozialen Einsatz in einer von vielerlei Nöten geprägten Umwelt. Es geht um Solidarität und zugleich um die Verbesserung der Lebensbedingungen. Das Zentrum der Gemeinschaft ist Mitundu, hier steht das Provinzhaus. Hier besitzt die Gemeinschaft auch ein großes Feld zum Anbau von Mais und Gemüse und mit vielen Obstbäumen. Weiters gibt es dort auch Tierhaltung (Kühe, Schweine, Hasen und Hühner) sowie Werkstätten (Mechaniker, Tischler, Ölpresse und Maismühle).

Das ist der Ort, wo sie ihre Missionsstation aufbauen wollen. Was sie vorfinden, sind viele bedürftige und kranke Menschen in Holz- und Lehmhäusern, ohne gute Kleidung, geplagt von Hunger und Durst in einer trockenen Region. Die Schwestern müssen von Grund auf anfangen, alles aufzubauen. In der ersten Zeit müssen sie jeden Tag über 70 km auf einer schlecht befahrbaren Straße hin und her fahren, denn sie leben in der nächsten Stadt bei Ordensbrüdern. Doch die Not in Mitundu ist groß und somit ist es wichtig, dass die Schwes1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

In diesen 32 Jahren hat sich die kleine Missionsstation so entwickelt, dass sie 2012 zur Provinz mit einheimischer Leitung erhoben wird. Es ist unser aller Anliegen, dass diese junge Gemeinschaft gut verwurzelt ist - im vinzentinischen Charisma und in der eigenen Kultur. 33

Der Weg der Barmherzigkeit Unser Missionsauftrag Viele unterschiedliche Projekte können seit Beginn unserer Missionstätigkeit in Tansania, das auch heute noch zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, umgesetzt werden - dank der Unterstützung vieler engagierter Menschen und SpenderInnen. Vom Missionsbüro in Innsbruck aus (es ist direkt dem Generalat unterstellt) werden die Projekte koordiniert und die Spendensammlungen abgewickelt.

„Tut den Menschen Gutes, dann werden sie nach eurem Glauben fragen.“ Vinzenz von Paul

Aktuell gibt es zwei Bauprojekte, die uns Barmherzigen Schwestern ein großes Anliegen sind, weil sie den Jugendlichen Bildung und eine eigenständigere Zukunft in Aussicht stellen. In Mitundu wird anschließend an Kindergarten und Primary School nun die Secondary School mit Internat errichtet. Damit erhalten die Kinder eine durchgängige Ausbildung, die ihnen später den Zugang zur Universität ermöglicht.

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1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Der Weg der Barmherzigkeit in acht Niederlassungen In Vikindu in der Nähe von Dar es Salaam bauen wir ein Heim für Studentinnen und auch die Leitung wird in den Händen von uns Schwestern liegen. Junge Frauen erhalten so die Möglichkeit, an der Uni, die in unmittelbarer Nähe im Bau ist, zu studieren. Dieses Projekt wird auch vom Land Tirol und dem Land Südtirol unterstützt. Der Rohbau des Hostels steht und die Fertigstellung ist für Oktober 2014 geplant.

„Lights of Africa“ ist der Titel eines Musicals, das im Zuge unseres 175-Jahr-Jubiläums aufgeführt wird. Es erzählt die Entstehung und Entwicklung unserer Missionsstation in Mitundu. Das Lebenswerk unserer vier Schwestern, die

nach Tansania aufbrachen, um die Idee des hl. Vinzenz zu verwirklichen. Ihre Berufung, ihre Ängste, Zweifel ... Erlöse aus freiwilligen Spenden fließen in die Fertigstellung des Speisesaales der Secondary School in Mitundu.

Der Weg der Barmherzigkeit Danken, leben, vertrauen

Ein Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, einen Rückblick zu machen und uns zugleich der Herausforderung im Heute zu stellen. Wir Barmherzige Schwestern tun das mit einem dankbaren Blick auf das, was in diesen 175 Jahren durch uns entstanden ist, und wo menschliches Leid verringert werden konnte. Wir tun dies auch mit dem Blick auf das Heute und fragen uns, wie wir unser Ordenscharisma heute leben können – und wir tun es mit einem vertrauenden Blick in die Zukunft. Auch der Barmherzige Samariter konnte nur eine Zeit lang selbst zur Stelle sein und Hilfe geben. Aber er stellte die Weichen für die Fortsetzung der Hilfeleistung. Auch wir Barmherzige Schwestern versuchen, heute die Weichen zu stellen, im Vertrauen auf Gott, mit dessen Hilfe die in den 175 Jahren geschaffenen Werke in seinem Geist weitergeführt werden - entsprechend den künftigen Nöten der Zeit. Wir vertrauen, dass der Weg der Barmherzigkeit immer weiterführt ...

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Ein Rückblick macht dankbar: So ist es uns Barmherzigen Schwestern ein Anliegen, unsere Dankbarkeit auch zum Ausdruck zu bringen: Ein herzliches Dankeschön allen, die uns in diesen vielen Jahren auf vielfältige Weise unterstützt und begleitet haben. Ein herzliches Dankeschön allen, die mit uns gemeinsam unterwegs waren und zusammen mit uns den Weg der Barmherzigkeit gegangen sind. GOTT vergelte es Ihnen allen! Unser größter Dank richtet sich an Gott, der uns in die Gemeinschaft gerufen hat. Sein Segen hat uns immer begleitet.

Sr. Pauline Thorer Generaloberin

1839 – 2014 · 175 Jahre Barmherzige Schwestern Innsbruck

Was wäre unsere Welt, wenn es nicht immer wieder Menschen gäbe, die sich von den Worten und dem Beispiel Jesu inspirieren ließen ... Was wäre unsere Welt, wenn es nicht in den verschiedenen Epochen Menschen gegeben hätte, denen das Leid der anderen nicht gleichgültig war ... Was wäre unsere Welt, wenn es nicht immer wieder Menschen gäbe, die zu teilen bereit sind mit denen, die weniger haben ... Was wäre unsere Welt, wenn es nicht immer wieder Menschen gäbe, die ihr Leben für andere einsetzen ...

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Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. GOTT ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Dietrich Bonhoeffer

Impressum: Medieninhaber und für den Inhalt verantwortlich: Generaloberin Sr. Pauline Thorer Generalat der Barmherzigen Schwestern Rennweg 40, 6020 Innsbruck generalat©barmherzige-schwestern.at www.barmherzige-schwestern.at Redaktion: Manuela Thurnbichler, Caroline Bortolotti Gestaltung: die krösbacherin*, Julia Krösbacher Druck: Konzept Druck & Design Neururer Titelfoto: Caroline Bortolotti Fotos: Archiv Barmherzige Schwestern, Caroline Bortolotti, Gerda Eichholzer, Diözese Innsbruck, Schulen an der Kettenbrücke, Alexandra Spielmann, Florian Reimeir, Robert Fleischanderl, Landeskirchliches Archiv Stuttgart, I-stock-photo Herzlichen Dank für die Unterstützung:

Offen für Gott – offen für die Menschen

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