Entwicklungsziele. 3.1 Versorgung, Infrastruktur und soziostrukturelle Voraussetzungen

38 Dorferneuerungsplan Werlte 3. Bestandsaufnahme / Bewertung / Entwicklungsziele 3.1 Versorgung, Infrastruktur und soziostrukturelle Voraussetzu...
Author: Waltraud Weber
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Dorferneuerungsplan Werlte

3.

Bestandsaufnahme / Bewertung / Entwicklungsziele

3.1

Versorgung, Infrastruktur und soziostrukturelle Voraussetzungen

3.1.1

Versorgung

Werlte ist Hauptort der Samtgemeinde Werlte und der Samtgemeindesitz. Zur Samtgemeinde gehören neben der Gemeinde Werlte, die Gemeinden Lahn, Lorup, Rastdorf und Vrees. Werlte übernimmt die Funktion eines Grundzentrums und ist im RR0P als Grundzentrum mit der mittelzentraler Teilfunktion `Klimaschutz- und Energieberatung` festgelegt. Werlte ist mit den zentralen Einrichtungen der Grundversorgung ausgestattet (Samtgemeindeverwaltung, Kindergärten, Grundschule, Schulzentrum (mit Oberschule und Gymnasium), Volkshochschule, Ärzte, Apotheken, Altenheim, Läden und Geschäfte zur Grundversorgung, Poststelle). Die Deckung des Bedarfs über das Vorhandene hinaus erfolgen in Sögel (Krankenhaus) und in den Mittelzentren Meppen und Papenburg. Die beiden Mittelzentren liegen etwa 34 km von Werlte entfernt.

3.1.1.1

Öffentliche Einrichtungen / Gemeinbedarf

Neben der Samtgemeindeverwaltung, der Grund-, Oberschule und dem Gymnasium sind in der Gemeinde die kirchlichen Einrichtungen (kath. und ev. luth. Kirche, jeweils mit Kindergärten und Gemeindehaus, Jugendheim, Bücherei sowie Kirchen der Baptisten-, neuapostolischen und ev. ref. Gemeinde) vorhanden. Ein Sportzentrum ist an der Sögeler Straße mit Sporthaus, Stadion mit Übungsplätzen, Schützenhaus mit Schützenplatz, Tennishalle mit Außenplätzen vorhanden. Ein weiteres Sportzentrum mit Sporthalle, Hallenbad und Fußballstadion befindet sich am Schulzentrum. Neben dem Schulsport werden diese Sportstätten vorwiegend von der Sportabteilung `Leichtathletik` genutzt, die in Werlte besonders stark ausgebaut ist. Im Außenbereich von Werlte ist eine Reithalle mit Außenreitplatz vorhanden. Daneben gibt es eine Vielzahl an sozialen Einrichtungen, Gruppen, Vereinen und Verbänden, die für das Dorfleben von großer Bedeutung sind: • • • • • • • • • • • • • • • • • Juni 2013

Angelverein ARCC (Auto Rallye Cross Club) Bogensportclub Brieftaubenzuchtverein Deutscher Hausfrauenbund Deutsches Rotes Kreuz DLRG-Ortsgruppe Ev. Frauenkreis Ev. luth. Jugend Freiwillige Feuerwehr Handels- und Gewerbeverein Förderverein Albert-Trautmann Schule Förderverein Grundschule Werlte Förderverein des Gymnasiums Werlte Hegering Heimatverein Imkerverein Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

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Jagdhornbläser Kaninchenzuchtverein Karateverein Kath. Frauengemeinschaft Kath. Pfarrjugend Kirchenchor Cäcilia Kolpingfamilie Landfrauenverein Landwirtschftl. Ortsverein Liedertafel `Arion` MC Mittelradde e.V. Modelflugclub Motor-Sport-Club Mütterzentrum Werlte Museumseisenbahn Naturkundl. AG Hümmling (NABU) Nikolausverein Reit- und Fahrverein Schachclub Schäferhundeverein Seniorenverein Sportverein (Sparta Werlte) Schützenbrüderschaft St. Seb. Orchester Vogelfreunde Hümmling Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Volkshochschule Western und Rodeo Club Wirtegemeinschaft

Das Freizeitangebot in Werlte ist geprägt von einem regen Vereinsleben. Dazu tragen wesentlich die regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen der örtlichen Vereine und Gruppen bei. Die Vielzahl an Vereinen und Verbänden bieten ein breites Aktivitätsspektrum für alle Altersgruppen. Zu den größten Vereinen in der Gemeinde Werlte zählen der Sportverein (ca. 1.600 Mitglieder), der Schützenverein (ca. 1.000 Mitglieder) und der Heimatverein (ca. 560 Mitglieder). Sie tragen im hohen Maße zum Gemeinschaftsleben bei. Die Versorgung mit öffentlichen bzw. sozialen Einrichtungen ist in Werlte als gut zu bezeichnen. Neben den drei Kindergärten (St. Sixtus-Kindergarten, St. Clara-Kindergarten und Ev. Kindergarten) bietet auch das Mütterzentrum Betreuungsangebote für Kinder unter 3 Jahren an. Grund- und Oberschule sind vor Ort vorhanden und seit 2004 verfügt Werlte über ein Gymnasium, das heute den Sekundarbereich I umfasst. Für sportliche Aktivitäten steht ein umfangreiches Angebot mit Sportplätzen, Sporthalle, Hallenbad, Tennishalle, Tennisplätze und Reithalle mit Reitplatz zur Verfügung. Neben dem Jugendheim der kath. Kirche ist ein weiteres Jugendzentrum in Werlte für die Jugendarbeit vorhanden. Für die Treffen der Vereine und Verbände stehen eine Vielzahl an Räumlichkeiten zur Verfügung (Sporthaus, Sporthalle, Schützenhaus, Jugendheime, ev. Gemeindehaus, Sixtushaus, Heimathaus, Schulen, Mütterzentrum, Gaststätten u.a.), wobei vor allem die Vereinshäuser genutzt werden. Das Sporthaus an der Sögeler Straße wurde im letzen Jahr saniert und erweitert. Das angrenzende Schützenhaus entspricht nicht mehr dem heutigen Anforderungen und Bedürfnissen des Schützenvereins und ist zudem sanierungsbedürftig. Für die Jugendarbeit werden Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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zudem Räumlichkeiten benötigt. Eine Dachsanierung benötigt auch das Jugendheim der kath. Kirche an der Marktstraße.

3.1.1.2

Private Versorgungseinrichtungen

Die Grundversorgung der Bevölkerung in Werlte mit dem allgemeinen Bedarf an Dienstleistungen und Gütern ist vor Ort abgedeckt. Dazu zählen in erster Linie Allgemeinmediziner, Apotheken, Banken, Einzelhandelsgeschäfte zur Grundversorgung (Lebensmittelmärkte, Tankstellen, Drogeriewaren, Gärtnereien u.ä.) und eine Poststelle. Werlte verfügt zudem über ein reichhaltiges Angebot an Waren und Dienstleistungen, die über den täglichen Bedarf hinausgehen, wie z.B. Kraftstoffhändler mit Werkstätten, Bekleidungs- und Schuhgeschäfte, Frisörgeschäfte, Baumärkte, Handwerksbetriebe, Versicherungsbüros, Rechtsanwaltspraxen, Steuerfachbetriebe, Bauunternehmer, Restaurants, Hotels u.a.. Diese Versorgungseinrichtungen konzentrieren sich überwiegend auf die Ortslage von Werlte. Neben einigen Gaststätten ist eine Gaststätte mit großem Saalbetrieb in der Ortsmitte und mit einem kleineren Saalbetrieb am neuen Friedhof vorhanden. Weiterhin sind unterschiedliche Speiselokale (Restaurants, Pizzerias, Schnellimbisse) sowie ein Eiscafe in der Ortslage angesiedelt. Das Mühlencafe ist seit kurzem wieder in Betrieb und wird auch gerne von auswärtigen Gästen aufgesucht. In Werlte sind vier Übernachtungseinrichtungen in unterschiedlichen Kategorien vorhanden (Motel, Bed and Breakfast, Hotel). Auch die allgemeinmedizinische und zahnärztliche Versorgung wird vor Ort abgedeckt. Fachärzte sind in Sögel (Krankenhaus) und in den Mittelzentren Meppen und Papenburg in ausreichendem Maße vorhanden. Eine Altenpflegeeinrichtung mit 56 Lang- und Kurzzeitpflegeplätzen ist in Werlte an der Hauptstraße ansässig. Eine Wohnanlage für `Betreutes Wohnen` ist an der Goethestraße vorhanden, ca. 300 m vom Zentrum entfernt. Die Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen sind in der folgenden Karte dargestellt. Die Auflistung enthält lediglich die Einrichtungen, die in der Örtlichkeit erkennbar sind.

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3.1.2

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Technische Infrastruktur

Energieversorgung:

Das Plangebiet ist an das Leitungsnetz der Energieversorgung Weser-Ems (EWE) angeschlossen.

Gasversorgung:

Die Gasversorgung von Werlte erfolgt durch die Energieversorgung Weser-Ems (EWE).

Wasserversorgung:

Die Gemeinde Werlte ist an die zentrale Wasserversorgung des Wasserverbandes `Hümmling` angeschlossen.

Abwasserentsorgung: Die Abwasserentsorgung erfolgt über die Schmutzwasserkanalisation der Samtgemeinde zur Kläranlage am Raddeweg in Werlte. Fernmeldenetz:

In Werlte ist ein verkabeltes Fernmeldenetz vorhanden.

Erneuerbare Energien In Werlte ist eine 3 MW-Biogasanlage nördlich der Ortslage vorhanden. Sie wird von dem Energieversorger EWE betrieben, die das Gas in ihr Netz einleitet. Eine zweite Biogasanlage befindet sich am Raddeweg, in unmittelbarer Nähe zur Kläranlage, außerhalb des Plangebietes.

3.1.3

Bevölkerungsentwicklung

Um die Bevölkerungsentwicklung von Werlte darzustellen, werden die vorliegenden Daten mit den Werten der Gemeinde Werlte, der Samtgemeinde Werlte und des Landkreises Emsland verglichen. In der nachfolgenden Tabelle ist die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Werlte in der Zeit von 1821 bis 2010 aufgeführt. Einwohnerentwicklung Gemeinde Werlte Jahr

Gemeinde Werlte

1821

2.074

1848

2.202

1885

2.179

1905

2.255

1925

3.119

1933

3.406

1939

3.832

1946

4.588

1950

4.676

1961

4.441

1971

5.445

1979

5.723

1987

5.834

1995

8.290

2010

9.389

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Diagramm Einwohnerentwicklung der Gemeinde Werlte Einwohnerzahl

Die Einwohnerzahl der Gemeinde Werlte ist im 19. Jahrhundert nur geringfügig angestiegen. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein kontinuierlicher Anstieg der Bevölkerung zu verzeichnen. In den 1950er bzw. 1960er Jahren ist eine Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in dichter besiedelte, industrialisierte Gebiete festzustellen. Ab den 1960er Jahren führen die geburtenstarken Jahrgänge zu einem stärkeren Anstieg der Bevölkerungszahlen. Einen enormen Bevölkerungszuwachs erlebt die Gemeinde durch die in den 1990er Jahren eingewanderten Aussiedlerfamilien. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre von der Ortslage Werlte im Vergleich mit der Gemeinde Werlte, der Samtgemeinde Werlte und dem Landkreis Emsland. Tab.: Bevölkerungsentwicklung im Vergleich Werlte (ohne Ortsteile) 1987 1990 1995 2000 2005 2010 %-Veränd.

4.428 4.751

7.202 7.456 + 68,4 %

Gemeinde Werlte

Samtgemeinde Werlte

Landkreis Emsland

5.834 6.164 8.290 8.749 9.165 9.389

10.637 11.264 14.350 14.969 15.723 16.222

255.394 263.890 292993 303.034 309.613 313.056

+ 60.94 %

+ 52.5 %

+ 22,6 %

wurde nicht geführt

Die Bevölkerung von Werlte hat von 1987 bis 2010 um 68,4 % zugenommen. Im gleichen Zeitraum sind die Bevölkerungszahlen in der Gemeinde Werlte um 60,94 %, im Samtgemeindegebiet um 52,5 % und im Landkreis Emsland um 22,6 % angestiegen. Werlte hatte in den letzten Jahren einen enormen Bevölkerungszuwachs erlebt. Aus den Vergleichszahlen wird deutlich, dass die Einwohnerzahl im Plangebiet innerhalb eines Zeitraumes von 23 Jahren um über 68 % gestiegen ist. Der Bevölkerungszuwachs ist in der Samtgemeinde Werlte insgesamt hoch und liegt fast 30 % über die Bevölkerungszunahme des Landkreises. Werlte hat seit den 1990er Jahren viele neue Industrie- und Gewerbegebiete ausgewiesen und damit neue Arbeitsplätze geschaffen. Für viele eingewanderte Aussiedler gab dies u.a. einen Anreiz nach Werlte zu kommen. Die Gemeinde Werlte hat darauf reagiert und neue Wohngebiete ausgewiesen.

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Aus den vorstehenden Zahlen lässt sich erkennen, dass mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Ausweisung von Wohnbaugebieten im Gemeindegebiet in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts eine enorme Bevölkerungszunahme stattgefunden hat, die bis heute anhält. In der Gemeinde Werlte ist die Bevölkerung von 1990 bis 2000 innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren um 42 % gestiegen, von 2000 bis 2010 ist ein Wachstum von ca. 7% zu verzeichnen. Tab.: Bevölkerungsdichte im Vergleich Einwohnerzahl Fläche in qkm

Bevölkerungsdichte E/qkm

2010 Werlte

7.456

23,65

315

(Stand

9.389

63,75

147

313.056

2.881,4

109

31.12)

Gemeinde Werlte LK Emsland

Erwartungsgemäß liegt die Bevölkerungsdichte in Werlte höher als in der Gemeinde Werlte. Etwa 79 % der Einwohner der Gemeinde Werlte wohnen im Hauptort. Der Hauptort Werlte übernimmt die Funktion eines Grundzentrums mit mittelzentraler Teilfunktion, während die zur Gemeinde zählenden Orte Bockholte, Ostenwalde, Wehm und Wieste eher ländlich geprägt sind. Im Vergleich mit dem LK Emsland liegt die Bevölkerungsdichte in der Gemeinde Werlte mit 38 Einwohner /qkm höher als im Landkreis.

3.1.3.1

Altersstruktur der Bevölkerung

Nachfolgend wird die Altersstruktur der Bevölkerung von Werlte mit der des Landkreises Emsland und des Landes Niedersachsen gegenübergestellt. Um die Veränderungen aufzuzeigen, wird die Altersstruktur des Jahres 1961 mit den aktuellen Zahlen (Stand 31.12.2010) verglichen. Tab.: Altersstruktur 1961 im Vergleich Werlte (1961)

LK Emsland (1961)

Niedersachsen (1961)

bis 5 Jahre

417

13,6 %

29.231

14,3 %

635.823

9,6 %

6 – 17 Jahre

655

21,4 %

42.879

21,0 %

1.108.755

16,7 %

18 – 65 Jahre

1.735

56,6 %

115.847

56,7 %

4.132.499

62,2 %

über 65 Jahre

259

8,4 %

16.388

8,0%

763.778

11,5 %

insgesamt

3.066

100 %

204.345

100 %

6.640.855

100 %

Die Altersstruktur des Dorferneuerungsgebietes entspricht 1961 der Altersstruktur des Landkreises Emslandes. Gemäß den Daten des statistischen Landesamtes liegt der Anteil der Altersgruppe der unter 18-Jährigen im Plangebiet sowie im Landkreis Emsland mit einem Anteil von 35 % sehr hoch. Im Vergleich zum Land Niedersachen liegt der Anteil ca. 9 Prozentpunkte höher. Die Altersgruppe der über 65-Jährigen ist insgesamt sehr niedrig vertreten.

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Tab.: Altersstruktur 2010 im Vergleich Werlte (2010)

LK Emsland (2010)

Niedersachsen (2010)

bis 6 Jahre

661

8,6 %

17.144

5,5 %

393.075

5,0 %

7 – 18 Jahre

1.251

16,2 %

44.791

14,3 %

989.317

12,5 %

19 – 65 Jahre

4.761

61,8 %

196.360

62,7 %

4.890.602

61,8 %

über 65 Jahre

1.029

13,4 %

54.761

17,5 %

1.645.299

20,7 %

insgesamt

7.702*

100 %

313.056

100 %

7.918.293

100 %

(* Haupt- und Nebenwohnsitz)

Im Plangebiet liegt der Anteil der bis 18-Jährigen heute bei etwa 25 % und damit ca. 5 Prozentpunkte höher als im Vergleich zum LK Emsland und 7,5 Prozentpunkte höher als im Landesvergleich. Die Altersgruppe der über 65-jährigen liegt im Plangebiet im Vergleich zum LK Emsland ca. 4 Prozentpunkte und über 7 Prozentpunkte niedriger als im Land Niedersachsen. Ein Vergleich der Alterstruktur zeigt auf, dass in Werlte der Anteil der für die Zukunftsgestaltung so wichtigen Altersgruppe der unter 18-Jährigen höher und der Anteil der über 65Jährigen niedriger liegt als im Landkreis und im Land Niedersachsen. Der Anteil der Altersgruppe der 18 bis 65-Jährigen entspricht in etwa dem Wert auf Landkreis- und Landesebene. Der demographische Wandel ist in Werlte nicht so weit fortgeschritten wie im Landkreis Emsland bzw. vor allem im Land Niedersachsen. (Quelle:

Landesbetrieb für Statistik, Niedersachsen, Meldebehörde Gem einde Werlte )

3.1.4

Wohnraum- und Gebäudeleerstand

Die Daten zur Bevölkerungsentwicklung haben aufgezeigt, dass Werlte eine Zunahme der Bevölkerung aufweist. In Werlte stehen auch für die nächsten Jahre freie Baugrundstücke zur Verfügung. Im Bereich `Hinter dem Fleer` und an der Rastdorfer Straße sind noch freie Bauplätze vorhanden. An der Westseite der Rastdorfer Straße wird aktuell ein neues Baugebiet erschlossen (BBP Nr. 95 `Auf dem Hehm`). Laut Aussagen der Gemeinde stehen im Plangebiet für die nächsten Jahre ca. 55 freie gemeindeeigene Bauplätze zur Verfügung. Diese Plätze werden vor allem von Familien nachgefragt. Die Gemeinde Werlte hat damit Möglichkeiten für eine weitere positive Bevölkerungsentwicklung geschaffen. In den 1990er Jahren sind in Werlte viele neue Mietshäuser entstanden, um Wohnraum für die hohe Anzahl an Neubürgern zu schaffen. In den letzten zwei Jahren werden wieder verstärkt Baulücken im Ortskern von Werlte bzw. bei Abriss von alten Gebäuden für den Bau von Miets- und Geschäftsgebäuden genutzt. Leerstehende Wohngebäude sind in Werlte kaum vorhanden. Mietswohnungen stehen in der Regel nur kurzfristig leer, bevor sie wieder neu vermietet werden. Im Bereich der Geschäftsstraßen (Haupt- und Poststraße) ist aktuell Leerstand bei Läden zu verzeichnen, nachdem einzelne Mietverträge gekündigt wurden. Hier ist momentan ein vorübergehender Leerstand eingetreten. Eine Neugestaltung der Straßenräume wird hier zu einer Stärkung dieses Geschäftsstandortes beitragen. Im Ortskern zwischen der Loruper Straße und dem Marktplatz ist großflächiger Leerstand im Gebäudekomplex des `Werlter Centers` vorhanden. Große Bereiche (u.a. das gesamte Obergeschoss) des Geschäftshauses stehen schon seit über 20 Jahren leer. Die Architektur des Gebäudes wirkt wenig ansprechend. Das Gebäude befindet sich in Privateigentum. Maßnahmen zur Verbesserung der Situation haben in diesem Zeitraum kaum stattgefunden, weshalb hier dringender Handlungsbedarf besteht. Juni 2013

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Ortsbild

Charakteristische Elemente, besondere Merkmale und landschaftliche Besonderheiten geben einem Ort eine einmalige Atmosphäre und tragen damit zur Entstehung des individuellen Ortsbildes bei. Das Ortsbild mit der eigenen Individualität prägt bei Besuchern oder Durchreisenden den ersten, meist bleibenden Eindruck. Für die Einwohner ist dieser individuelle Charakter und die Atmosphäre von großer Bedeutung, weil über diese Elemente eine Identifikation der Dorfbewohner mit ihrem Dorf erfolgen kann. Aus den vorgenannten Gründen sollte die Identität und Einmaligkeit eines Ortes für die Einwohner sowie für Besucher erhalten und möglichst verbessert werden. Dadurch wird eine sehr wichtige Aufgabe der Dorferneuerungsplanung erfüllt. Die nachfolgend beschriebenen Elemente sind nur teilweise in der Lage, das Ortsbild als solches zu vermitteln. Das Kapitel `Dorfökologie, Grün– und Freiräume` vervollständigt die Beschreibung zum Thema `Ortsbild`.

3.2.1

Siedlungsstruktur und öffentlicher Raum

Die Struktur des Hauptortes Werlte wird gekennzeichnet durch die Hauptstraße, die von Westen nach Osten durch die Ortslage verläuft, sowie durch die Wehmer Straße/Poststraße, die aus Richtung Süden, und die Loruper Straße, die aus Richtung Norden kommend in die Ortslage führen und beide auf die Hauptstraße münden. An diesen Straßen erstreckt sich ein

Kreuzungsbereich Hauptstraße / Poststraße

Hauptstraße in der Ortsmitte

Poststraße

Loruper Straße

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Handels- und Dienstleistungsband. Dabei handelt es sich vorwiegend um alt eingesessene Handels- und Dienstleistungsbetriebe, die in fast geschlossener Bauweise an den Straßen stehen und dem Ort im Kernbereich ein städtisches Erscheinungsbild verleihen. Am zentralen Einmündungsbereich der Poststraße auf die Hauptstraße steht erhöht die kath. Kirche, die mit angrenzenden Pfarrhaus und Pfarrgarten ein großzügiges Areal im Kernbereich bildet. Der alte Friedhof liegt etwa 100 m in östlicher Richtung entfernt im Bereich des `Meyerhofes`. Die Grünfläche wird allseitig von Bebauung eingegrenzt.

Kath. Kirche

Pfarrhaus

Als weitere wichtige Haupterschließungsstraßen in der Ortslage sind südlich der Hauptstraße, die Kellerstraße, die eine Verbindung von der Wehmer Straße in westlicher Richtung zur Hauptstraße/Sögeler Straße bildet, und die Molkereistraße/Brinkstraße, die von der Wehmer Straße in Richtung Osten zur Hauptstraße/Oldenburger Straße verläuft, zu nennen. An der Brinkstraße liegt die evangelische Kirche, die in den 1950er Jahren errichtet wurde. Im Umfeld der Kirche wurden später das ev. Gemeindezentrum und der ev. Kindergarten gebaut. Nördlich der Hauptstraße bildet im Ortsmittelpunkt die Hauptstraße mit der Loruper Straße im Westen, der Kirchstraße im Osten und der Kolpingstraße im Norden ein Straßenviereck, in dem sich etwa ab Mitte des letzten Jahrhunderts viele öffentliche Einrichtungen angesiedelt haben (das Rathaus mit Marktplatz, die Grundschule, der kath. Kindergarten und das kath. Jugendheim). In mitten dieser Fläche ist eine Grünfläche mit alten Baumbestand vorhanden, die auch mit der Parkfläche auf dem Markt als Festplatz genutzt wird.

Marktplatz mit Rathaus

Grundschule

An der Kolpingstraße schließt im Norden das Schulzentrum von Werlte an. Zusammenhängend befinden sich an dem Standort die Oberschule und seit 2007 das Gymnasium. Das Juni 2013

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Schulzentrum wurde in den letzten Jahren saniert und um einige neue Gebäude erweitert. Im Norden schließt ein Sportgelände mit Turnhalle, Hallenbad und Fußballplatz an, das auch für den Schulsport genutzt wird. Ein großzügiger Busbahnhof liegt an der Westseite des Schulzentrums. Der Busbahnhof wird vorwiegend für den Schülertransport genutzt, die Erschließung erfolgt über die Kolpingstraße.

Schulzentrum

Busbahnhof

An der Ostseite der Kirchstraße wurde um 1880 die Kreuzmannsmühle gebaut. 1990 wurde die Mühle von der Gemeinde erworben. Das Umfeld der Mühle wurde in den letzten Jahren um einige Gebäude erweitert (Heimathaus, Backhaus, Remise, Mühlencafe) und wird heute touristisch genutzt.

Mühlengelände Westlich der Ortsmitte an der Sögeler Straße liegt der Bahnhof von Werlte mit Bahnhofsgebäude. Der 1898 für den Verkehr freigegebene Bahnhof ist heute nicht mehr in Betrieb. Die Gleisanlagen verlaufen an der Nordseite der Sögeler Straße in Richtung Sögel. Das Bahnhofsgebäude befindet sich in Privateigentum und wird heute von Dienstleistungsbetrieben genutzt. Im Umfeld des alten Bahnhofes, im Einmündungsbereich der Bahnhofsstraße auf die Sögeler Straße, ist das Altenwohnheim von Werlte vorhanden. Das an diesem Standort Ende des 19. Jahrhundert errichtete Krankenhaus wurde 1994 zum Alten- und Pflegeheim umfunktioniert.

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Bahnhof

Altenheim

An der gegenüberliegenden Straßenseite steht an der Sögeler Straße das 1959 errichtete Kriegerehrenmal für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege innerhalb der innerörtlichen Grünfläche `Bosquet`.

Zugang zum Sport- und Schützenplatz Kriegerehrenmal Das Sportzentrum von Werlte mit Sporthaus, mehreren Fußballplätzen, Tennishalle und Tennisplätzen sowie Schützenhaus und Schützenplatz liegt ebenfalls an der Sögeler Straße und schließt im Westen an die Grünfläche `Bosquet` an. An die Ortsmitte schließen von allen Seiten Wohngebiete an. Die vorhandene Siedlungsstruktur in den Wohngebieten ist durch freistehende Einfamilienhäuser geprägt, innerhalb der zentrumsnahen Gebiete sind auch Mehrfamilienhäuser vorhanden. Der Bereich zwischen der Ortsmitte und der ursprünglichen Bebauung im Osten ist heute ebenfalls dicht geschlossen, gekennzeichnet durch einen Mix von vorwiegend Einfamilien-, vereinzelt Mehrfamilienhäuser und zum Teil noch vorhandenen kleineren Dienstleistungs- und Handelsbetrieben. Die ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Bebauung im Bereich der Straßen `Oldenkamp`, `In der Knüve` und `Auf dem Stroh` ist noch an einigen Hofstellen erkennbar, insgesamt ist in diesem Bereich eine aufgelockerte Bebauung vorhanden.

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Die größeren Verbrauchermärkte haben sich vorwiegend an den Ortsausfahrtstraßen in Richtung Sögel, Lindern und Spahnharrenstätte angesiedelt. 2007 wurde ein neues Einkaufszentrum im Ortsmittelpunkt an der Ostseite der Loruper Straße errichtet, das an einen größeren Geschäftskomplex, der in der Örtlichkeit als `Werlter Center` bezeichnet wird und heute zum größten Teil leer steht, angrenzt.

Einkaufszentrum an der Loruper Straße

Werlter Center

Das Gewerbe- und Industriegebiet befindet sich am Westrand der Ortslage zwischen der Sögeler Straße und der Harrenstätter Straße. 2003 konnte das angrenzende Gelände der ehemaligen Hümmling-Kaserne von der Gemeinde erworben und einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden. Im Bereich des Kasernengeländes wurde unter anderem ein Kompetenzzentrums für nachwachsende Rohstoffe mit angegliedertem Gründer- und Innovationszentrum sowie ein Technologiepark für Nutzfahrzeuge angesiedelt. Zwischenzeitlich unterliegt das gesamte Kasernengelände einer neuen Nutzung und hat dazu beigetragen die Produktion des ortsansässigen Fahrzeugwerks erheblich erhöhen zu können.

3.2.2

Ortsbildprägende Gebäude

Als ortsbildprägend ist ein Gebäude anzusehen, wenn es von Form und Material ein deutlicher Zeuge der handwerklich und traditionell bestimmten Baukultur der Region ist. Als Merkmale werden Haustyp, Dachform, Dacheindeckung, Dachgauben, Wandmaterial, Gliederung der Wände durch Fenster, Türen, Tore und Schmuckformen, Durchformung der Fenster und Türen sowie die Farbgebung herangezogen. Ortsbildprägend für das Plangebiet sind in erster Linie landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude. In Nordwestdeutschland gibt es zwei Grundtypen landwirtschaftlicher Gebäude: 1. das `Niederdeutsche Hallenhaus` 2. das `Gulfhaus` Das Verbreitungsgebiet des `Niederdeutschen Hallenhauses` erstreckt sich von der niederländischen Nordseeküste bis zur Danziger Bucht und vom südlichen Westfalen bis nach Schleswig-Holstein. Nach der Konstruktion beurteilt, wird es als Zwei–, Drei– oder Vierständerhaus oder allgemein als Gerüstbau bezeichnet. Die Eigenart dieser Bauweise besteht darin, dass ein hohes Dach nicht von den Außenwänden, sondern von einem inneren Gerüst getragen wird. Dieses Gerüst nimmt gleichzeitig auch die Last der Ernte auf dem Dachboden auf. Das Konstruktionsprinzip baut auf dem vormittelalterlichen, dreischiffigen `Wohn-/Stallhaus` auf. Es handelt sich damit um einen sehr alten Haustyp. Das niederdeutsche Hallenhaus blieb im nordwestBüro für Landschaftsplanung, Werlte

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deutschen Raum bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts von dominierender Bedeutung für den bäuerlichen Hausbau.

Niederdeutsches Hallenhaus, Straßenansicht (Osterend) Im 16. und 17. Jahrhundert entstand in den Marschen und dann in den anschließenden friesischen Geestgebieten ein neuartiger Haustyp. Es handelte sich dabei um ein nur noch in Ziegelstein gekleidetes, fachwerkloses Wohn–/Stall-Speicherhaus. Für diese Gebäude mit einem kubischen Erntestapelraum im Inneren, den Gulf, ist die wissenschaftliche Bezeichnung `Gulfhäuser` gewählt worden. Da das große Einfahrttor des friesischen Gulfhauses niemals in der Giebelmitte - wie beim Hallenhaus - angebracht, sondern stets zur Seite gerückt ist, ist bei diesem Haustyp eine eigenständige, deutliche Asymmetrie sichtbar. Das Gulfhaus verdrängte in den küstennahen Gebieten nach und nach das Hallenhaus.

Gulhausscheune, Wirtschaftsgiebelansicht (Auf dem Stroh) Im Plangebiet ist als Grundtyp der typischen Gebäude das Niederdeutsche Hallenhaus als auch das Gulfhaus vertreten. Stärker als das niederdeutsche Hallenhaus als Urform der landwirtschaftlichen Bebauung sind auf den landwirtschaftlichen Hofstellen in Werlte GulfhausScheunen mit angebautem Wohnteil zu finden. Hier wurden zum einen die `leichtere Bauweise` des Gulfhauses und zum anderen die verbesserten Wohnverhältnisse eines eigenständigen Wohngebäudes berücksichtigt. Insbesondere die erhalten gebliebenen landwirtschaftlichen Gebäude aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts werden durch diese Bauweise in Werlte geprägt. Da es sich beim Plangebiet um einen alten Handels- und Handwerksort handelt, finden sich auch viele Stadtvillen oder Kaufmannshäuser im Ortsbild, die keinen Bezug zur Landwirtschaft Juni 2013

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haben, aber auch als ortsbildprägend einzustufen sind. Gerade diese Häuser sind heute stärker im Ortskern zu finden, da die landwirtschaftlichen Gehöfte in Eschnähe angesiedelt sind. Charakteristisch bei den ursprünglichen landwirtschaftlichen Gebäuden in Werlte ist, dass von der Form her, wie bei den Hallen- oder Gulfhäusern, eine Zusammenfassung von Wohnen, Viehhaltung und Lagern unter einem Dach erfolgte. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der handwerklich-kaufmännischen Bevölkerung von Werlte wurden wie die Hallenhäuser und Gulfhäuser überwiegend als Rotziegelgebäude, entsprechend der ländlichen Bautradition des 19. Jahrhunderts errichtet. Gemauerte Wandvorlagen, Ziersimse, Zierverbände waren die wichtigsten Gestaltungsmittel dieser Zeit, die bisweilen durch Sandsteinelemente ihre fablichen Nuancen erhielten. Im Plangebiet können Gebäude bis in die Bauzeit der 1960er Jahre hinein als ortsbildprägend angesehen werden. Beispielhaft sind derartige charakteristische Gebäude im Dorferneuerungsplan beschrieben. Die Gebäude werden unabhängig vom Zustand bewertet. Viele Baukörper befinden sich in Werlte in einem sehr gepflegten Zustand, sind aber für das Ortsbild nicht prägend. Bei diesen Gebäuden handelt es sich oft um neuere Gebäude oder um ältere Gebäude, die überformt wurden. Bei Erneuerungen an Dächern, Fenstern, Türen und Fassaden älterer Gebäude sind oftmals traditionelle Gestaltungselemente verändert worden. Durch die nicht angepassten Änderungen haben sie ihren ursprünglichen Charakter verloren und sich den Neubauten angepasst. Als Beispiel für solche Materialien, Formen und Details können genannt werden: • weiße Verklinkerungen, • dunkle Mauerwerksverfugungen, • künstlich genarbtes Verblendmauerwerk, • Flachdächer bzw. flache Dachneigungen, • schwarze Dachsteine oder –ziegel (bzw. Farben nicht ziegelrot bis rotbraun), • größere Dachüberstände an Giebel und Traufe • Fenster in liegendem Format (ohne Unterteilungen) • verkleidete Traufkästen, • überdimensionierte Dachgauben mit schrägen Seitenwänden, • Verkleidungen und Dacheindeckungen aus Eternit, Metall oder Kunststoff.

Werlter Center in der Ortsmitte

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Diese Materialien, Formen und Details sind häufig aus modischen, rein zweckmäßigen oder finanziellen Gründen gewählt, ohne ein Mindestmaß an harmonischer bzw. dorftypischer Gestaltung zu berücksichtigen. Viel stärker als heute war in der Vergangenheit die allgemeine Gestaltung der Dörfer durch die gegebenen klimatischen Verhältnisse sowie durch die im Ort verfügbaren Materialien bestimmt. Handwerkliche Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten wurden weitergegeben und führten zu konstruktiven, baulichen und gestalterischen Lösungen. Sie charakterisieren die zeitliche Entwicklung eines bestimmten Ortes. Der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Gebäude ist im Dorferneuerungsgebiet nur noch untergeordnet vertreten. Ein Schwerpunkt der ortsbildprägenden Bausubstanz, die alten Stadtvillen und Kaufmannshäuser finden sich infolge der historischen Siedlungsgeschichte vorwiegend an den wichtigsten innerörtlichen Straßen. Wo die Elemente (Form, Dach, Wand, Tür, Fenster und Umfeld) in harmonischer Beziehung zueinander stehen, ergibt sich ein ortsbildprägendes Gebäude, das im Gesamtbild positiv wirkt. Häufig befinden sich kaum geänderte, ortsbildprägende Gebäude in einem schlechten Zustand. Solche Gebäude sollen vor allem mit Hilfe der Dorferneuerung stilgerecht erhalten werden. An der Straße `Auf dem Stroh` befindet sich eine Hofstelle mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Wirtschaftsgebäude ist entsprechend dem Gulfhausstil errichtet worden, bei dem der Erntestapelraum in der Mitte des Gebäudes angeordnet wurde. Das Gebäude befindet sich überwiegend im Originalzustand. Veränderungen wurden im Übergangsbereich zwischen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude vorgenommen, wo Garagen eingebaut wurden. Die Hofstelle ist am Rande des Werlter Esches gelegen und fügt sich unter dem alten Eichenbestand positiv ein. Insgesamt ist das Gebäude als ortsbildprägend einzustufen. Es ist charakteristisch für die älteste noch bestehende landwirtschaftliche Bebauung in der Gemeinde Werlte aufgrund des Gebäudetyps, der Dachform, und –eindeckung, des Wandmaterials, der Gliederung durch die Fenster und Türen sowie der Gestaltung der Fenster.

Ortsbildprägendes Gulfhaus mit seperatem Wohnhaus (Auf dem Stroh) Das vermutlich älteste Gebäude Werltes ist an der Straße `Oldenkamp` gelegen. Es handelt sich hierbei um ein ehemaliges Heuerhaus in Fachwerkbauweise. Das Gebäude ist insgesamt entkernt und umgebaut worden. Lediglich am Ständerwerk ist das ursprüngliche Erscheinungsbild noch erkennbar. Das Zweiständergebäude mit einer Fachwerkfassade weist

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beidseitig Abschleppungen auf. Lediglich bei der Dachform kann von dem ursprünglichen Erscheinungsbild ausgegangen werden.

Ehemaliges Heuerhaus (Oldenkamp) Ein ortsbildprägendes Gebäude, das ehemals als Wohn- und Geschäftshaus einer Kaufmannsfamilie errichtet wurde, befindet sich an der Wehmer Straße. Hierbei handelt es sich um ein Wohngebäude, das traufständig zur Straße als Langhaus errichtet wurde. Dieses Gebäude stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und besticht durch seine regelmäßige Fensteraufteilung. Die Fenster und Türen werden von einem verzierten Putzgesimse eingefasst. Das Traufgesimse wird durch Mauerwerksverzierungen gekennzeichnet und auch die Mauerecken werden durch Zierputzelemente besonders betont. Dieses Gebäude weist geringfügige Veränderungen auf. Auch hier dominieren die vor Ort vorkommenden Materialien und ursprünglichen Bauformen der Region. Im Rahmen einer Dachsanierung wurden vertretbare Veränderungen in der Dachlandschaft vorgenommen. Rückwärtig wurde eine Sattelgaube aufgebracht und das Dach mit Hohlfalzziegeln eingedeckt.

Wohnhaus einer Kaufmannsfamilie (Wehmer Straße)

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An der Kirchstraße von Werlte steht ein Wohngebäude mit einer Putzfassade und rotem Tonziegeldach. Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet und weist einen villenartigen Charakter auf. Das Gebäude ist weitestgehend im ursprünglichen Zustand erhalten. Bei den Fenstern sind Erneuerungen durchgeführt worden. Hier wurden Kunststofffenster eingebaut. Die Fensteraufteilungen wurden teilweise der ursprünglichen Form angepasst. Das Gebäude lebt von seiner Harmonie in der Gestaltung und Farbgebung, obwohl Fensterformen und –größe jeweils unterschiedlich sind. Dieses Gebäude kann als positives Beispiel für ein Wohnhaus mit Mansarddach in Werlte gesehen werden, das einen ortsbildprägenden Charakter aufweist.

Stadtvilla (Kirchstraße) Ein gelungenes Beispiel für die Sanierung ortsbildprägender Bausubstanz stellt der Bahnhof von Werlte dar. Dieses Gebäude wurde in den 1990er Jahren privatisiert und von dem Eigentümer restauriert. Das reich verzierte Bahnhofsgebäude aus Ziegelmauerwerk wurde bei der Sanierung wieder mit den Fachwerkanbauten hergestellt, die zwischenzeitlich teilweise entfernt waren. Der zweistöckige Backsteinbau mit Satteldach wurde etwa um 1900 errichtet und nimmt heute einen Friseursalon und Büroräume auf. Es ist ein gelungenes Beispiel einer ortsgerechten Gebäudesanierung mit Umnutzung ohne dabei den Charakter des Bahnhofsquartiers zu verändern. Trotz unterschiedlicher Fassadengestaltung (Putzfassade, Fachwerk bei den Anbauten und Klinkermauerwerk) ist der äußere Gebäudeteil harmonisch gestaltet worden.

Restauriertes Bahnhofsgebäude (Sögeler Straße) Juni 2013

Alte Post an der Poststraße Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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Das denkmalgeschütze alte Postgebäude prägt mit seiner Straßenansicht die Poststraße von Werlte. Es handelt sich hierbei um ein Putzgebäude um 1900, das heute ein Architekturbüro aufnimmt. Durch Um- und Anbauten ist das Gebäude stark verändert worden. Lediglich die Straßenansicht weist noch weitestgehend die ursprüngliche Gestaltung auf. Ziermauerwerk, Aufteilung der Gebäudeöffnungen und Gestaltung der Putzfassade bewirken hier die positive Architektur. Aufgrund der Lage des Gebäudes, das im Blickfeld von der Ortsmitte in die Poststraße liegt, hat die Alte Post eine erhebliche Bedeutung für das Werlter Ortsbild. Unweit der alten Post, neben der Kirche steht in der Ortsmitte von Werlte das alte Hotelgebäude Cramer. Das architektonisch bedeutsame Gebäude im Zentrum besticht durch seine Verbindung von Backsteinmauerwerk mit Sandsteinelementen. Aktuell wird das Gebäude für Wohnzwecke als auch für einen `bed-and-breakfast-Betrieb` genutzt. Gemäß der Aussage des Arbeitskreises war dieses Gebäude immer schon mit anthraziten Tondachziegeln eingedeckt. In den letzten Jahren sind an dem Gebäude umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden (Dachsanierung, Fenstererneuerung), die jeweils unter Berücksichtigung der typischen Gebäudegestaltung und unter Verwendung ortstypischer Materialien vorgenommen wurden. Neben der beispielgebenden Gebäudegestaltung weist das Objekt rückwärtig auch einen mit Buchsbaum gestalteten Bauerngarten auf. Gebäude und Umfeld entsprechen insgesamt den Zielen der Dorferneuerung und bilden somit eine Einheit.

Hotel Cramer (Poststraße) In Werlte dominieren an den ortsbildprägenden und ortstypischen Gebäuden die ursprünglich vor Ort vorhandenen Baumaterialien. Dies sind Ziegelsteine, Tondachziegel und Holz. Das Mauerwerk ist an den Giebelfronten und im Traufbereich häufig durch Ornamente gegliedert. Die Torbögen in den Wirtschaftsgiebeln landw. Gebäude sind i.d.R. als Korbbögen ausgeführt. Im Wohnbereich befinden sich weiße, stehende, gegliederte Holzfenster. Das Satteldach ist vornehmlich mit roten Tondachziegeln eingedeckt. Die Türen und Tore am Wirtschaftsteil bei landwirtschaftlichen Gebäuden sind i.d.R. grün bzw. braun gestrichen. In Werlte sind noch zahlreiche ortstypische Gebäude vorhanden, die durch geringfügige Änderungen wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden können bzw. bei denen eine Umnutzung mit ortstypischen Gebäudemerkmalen bzw. –details problemlos durchgeführt werden könnte. Diese `positiven` Umgestaltungen können dann auch als Beispiele für die Gestaltung neuer Gebäude im Dorf dienen.

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Sanierte Hofstelle an der Bockholter Straße Ein gelungenes Beispiel einer Gebäudesanierung eines ehemaligen landwirtschaftlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes befindet sich an der Bockholter Straße. Das insgesamt zum Wohnen umgebaute Gebäude wurde neu verklinkert. Neben einer Dachsanierung wurden auch neue Fenster eingebaut. Die verwendeten Materialien als auch die Fensteraufteilung entsprechen dem ursprünglichen Gebäudetyp. Die Gebäudeecken werden durch vorspringende Klinkerreihen betont. Selbst Veränderungen beim Gebäudeeingang wirken nicht störend, sondern fügen sich positiv ein. Ein großer Anteil der Gebäude in Werlte (außerhalb der Wohnsiedlungen) ist in ortstypischer Bauweise errichtet. Nur wenige Gebäude sind als ortsbildstörend zu bezeichnen. Im Anhang ist unter Kap. 5.1 eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Gebäude in Werlte mit einer groben Bewertung beigefügt.

3.2.3

Denkmalschutz

Im Denkmalsverzeichnis der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Emsland sind nachfolgende Baudenkmäler aus dem Plangebiet aufgeführt (Stand 15.06.2012):

St. Sixtus Kirche (1854/69) Backsteinbau mit Sandsteingliederung Juni 2013

Pfarrhaus (um 1930)

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Einfriedung des ehem. Kirchhofes

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Anbau am Pfarrhaus

Pfarrgarten

Kreuzanlage vor der kath. Kirche

Toranlage zum alten Friedhof (Meyerhof)

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Ev. Kirche / Bartningkirche (um 1950) (Brinkstraße)

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Windmühle (wohl 1881) mit Sägewerksanbau (Kirchstraße)

Holzkran an der Mühle (Kirchstraße)

Ehem. Postgebäude (Poststraße)

Hotel Cramer (Poststraße)

Ehem. Bahnhofsgebäude um 1900 (Sögeler Straße)

Güterschuppen auf dem Bahnhofsgelände (Sögeler Straße)

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Wohnhaus (2. H. 19. Jahr.) (Wehmer Straße)

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Wohnhaus (um 1900) (Wehmer Straße)

Wirtschaftsanbau (1906) (Loruper Straße) Jegliche Maßnahmen an den Baudenkmälern sind gem. § 10 NDSchG genehmigungspflichtig. Auch im Rahmen des Umgebungsschutzes der o.g. Baudenkmäler könnte es zu Beeinträchtigungen des Erscheinungsbildes kommen (§ 8 NDSchG). Neben den Baudenkmalen befinden sich im Plangebiet Fundstellen, an denen archäologische Funde geborgen wurden. Ob weitere Bodendenkmäler im Boden verborgen sind, ist nicht bekannt. Grundsätzlich sind jedoch bei Erd- und Bauarbeiten gemachte ur- oder frühgeschichtliche Bodenfunde unverzüglich der Denkmalschutzbehörde der Gemeinde oder einem Beauftragten für die archäologische Denkmalpflege anzuzeigen (§ 14 Abs. 1 NDSchG). Bodenfunde und Fundstellen sind bis zum Ablauf von 4 Werktagen nach der Anzeige unverändert zu lassen bzw. für ihren Schutz ist Sorge zu tragen, wenn nicht die Denkmalschutzbehörde vorher die Fortsetzung der Arbeiten gestattet (§ 14 Abs. 2 NDSchG). Etwaige Grabungskosten sind durch den Verursacher zu tragen.

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3.3

Dorfökologie, Grün– und Freiräume

3.3.1

Landschaftliche Einbindung (Ortsrandeingrünung)

Einzelgebäude und Siedlungen können aufgrund ihrer meist `technischen` Struktur, die durch rechte Winkel und Fluchtlinien geprägt ist, ein für das Landschaftsbild störendes Gefüge darstellen. Dies gilt insbesondere für neue Bauwerke, bei denen, abweichend vom örtlichen Baustil, `moderne` Baumaterialien und –formen verwendet wurden, oder für Bauwerke, die über vorhandene Gehölzstrukturen hinausragen. Einzelbäume, Gehölzgruppen und Waldstrukturen am Ortsrand oder auf den Hofstellen sind in der Lage, einen landschaftsgerechten Übergang zwischen Ortslage und freier Landschaft herzustellen. Die Ortsrandeingrünung hat für die landschaftliche Einbindung eines Ortes daher eine hohe Bedeutung. Sie soll den Ort nicht `verstecken`, sondern die Gebäude harmonisch in die Landschaft einbetten. Alte Ortslagen oder Hofstellen in der Außenlage verfügen hierzulande von jeher über eine sehr gute Eingrünung, die meist aus Großbäumen (vorwiegend Eichen) besteht. Die Bäume bieten den Gebäuden Schutz vor Wind und wirken als Blitzableiter, andererseits liefern sie Bau– und Brennholz und wurden früher als Flächen für die Eichelmast genutzt. Die Ortsrandeingrünung wurde im Bereich der zusammenhängenden Ortslage von Werlte bewertet. Die Ortsrandeingrünung ist mit einzelnen Schwachstellen insgesamt als gut zu beurteilen. Das Industriegebiet zwischen der Spahnharrenstätter und der Sögeler Straße weist eine schlechte Eingrünung auf. Die hier errichteten Gewerbehallen mit ihren funktionalen Zuschnitten und eigenwilligen Farbgebungen bilden hier den Ortsrand. Da eine starke Expansion der gewerblichen Bauflächen in den letzten Jahrzehnten am nordwestlichen Ortsrand stattgefunden hat, fehlt hier eine landschaftliche Einbindung. Pflanzflächen für die Eingrünung des Gewerbegebietes sind in der Bauleitplanung ausgewiesen, aber nicht bepflanzt.

Westlicher Ortsrand mit Blick auf das Industriegebiet Wegebegleitgrün und auch Windschutzstreifen tragen am nördlichen Ortsrand zu einer guten landschaftlichen Einbindung bei. In einem kleinen Teilabschnitt am Hilligenweg wurden zwei Wohnhäuser hinter dem Windschutzstreifen gesetzt. Diese beiden Häuser wirken über der angrenzenden Eschfläche fremd und sind nicht gut landschaftlich eingefasst. Am östlichen Ortsrand finden sich häufig noch Hofstellen mit altem Baumbestand. Eine Siedlungserweiterung hat hier kaum statt gefunden. Großgrün trägt zwischen der Bockholter und der Oldenburger Straße zu einem harmonischen Ortsrand bei.

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Die Wohnsiedlung `Striemende` wird im Wesentlichen von einer geschnittenen Weißdornhecke zum angrenzenden Esch eingegrünt. Bei der Bebauung im Bereich der Straßen `In der Knüwe` und `Auf dem Stroh` sind auf den rückwärtigen Grundstücken Baumbestände vorhanden, die zu einer Eingrünung des Siedlungsrandes beitragen. Einzelne Wohnhäuser an der Straße `Auf dem Stroh` sind nicht ausreichend eingegrünt.

Östlicher Siedlungsrand von Werlte im Bereich der Knüwe - Großgrün und Gebäude harmonieren miteinander -

Der Bürgerpark und die Markuslust als bewaldete ortsrandnahe Flächen haben zur Folge, dass der südliche Ortsrand positiv in die Landschaft eingefügt ist. Im Rahmen der Dorferneuerung bestehen Fördermöglichkeiten zur Verbesserung der Ortsrandgestaltung, wenn Anpflanzungen (Hochstämme und/oder freiwachsende Hecken, Obstbäume) mit landschaftstypischen Gehölzen berücksichtigt werden. Für das Landschaftsbild stellen einzeln stehende Stallneubauten ebenfalls ein Problem dar, da diese aufgrund von beengten Hofstellen oder aus Gründen des Immissionsschutzes zunehmend im Außenbereich in der offenen Ackerflur errichtet werden. Dies führt dazu, dass der unbebaute Außenbereich durch großvolumige Stallneubauten mit `modernen` Baumaterialien überformt wird. Mit der Genehmigung von Stallneubauten sollte auf eine konsequente Eingrünung dieser oft groß dimensionierten Baukörper geachtet werden. Der Schießstand an der Oldenburger Straße wird von einem sehr hohen Erdwall eingefasst, der nicht bepflanzt ist. Diese Schießanlage wirkt im Außenbereich als Fremdkörper, da dieser an einer stark frequentierten Straße liegt und zum Raddetal nicht eingegrünt ist.

3.3.2

Ortseingänge

Die Ortseingänge stellen die `Visitenkarten` eines jeden Ortes dar. Mit dem Einfahren in den Ort werden die ersten Eindrücke gesammelt, die oft entscheidend für das Empfinden eines ganzen Ortes sind. Ortseingänge sollen daher einladend wirken, aber zugleich den Verkehrsteilnehmer zu einer Reduzierung der Geschwindigkeit animieren. In Werlte sind sechs Ortseingänge im Zusammenhang mit klassifizierten Straßen, die von dem überörtlichen Verkehr wahrgenommen werden und über Ortstafel verfügen, anzusprechen.

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Ortseingang aus Richtung Wehm: Die L 55 führt aus Richtung Wehm in die Ortslage. Im Zusammenhang mit dem Bau der südlichen Umgehungsstraße wurde ca. 150 m vor der Ortstafel ein Kreisverkehr in die Landesstraße eingebaut. Die breit ausgebaute Landesstraße führt gradlinig in die Ortschaft hinein. Außerhalb der Ortslage grenzt an der Westseite der Bürgerpark mit dem neuem Friedhof an. Innerhalb der Ortslage liegt westlich der Straße ein Neubaugebiet, das durch einen Wall und eine Baumreihe eingegrünt wird. An der Ostseite ist entlang der Straße eine ältere Bebauung vorhanden. An beiden Seiten der Straße sind Fuß- und Radwege vorhanden.

Ortseingang aus Richtung Wehm (Wehmer Straße L 55)

Ortseingang aus Richtung Lindern: Die Oldenburger Straße führt aus Richtung Lindern von Osten in die Ortslage. Auch hier ist im Zusammenhang mit dem Bau der südlichen Umgehungsstraße etwa 30 m vor der Ortstafel ein Kreisverkehrsplatz in die Oldenburger Straße eingebaut worden. Die zweispurige Straße führt kurz nach der Ortstafel mit einer Linkskurve in die Ortschaft hinein. Der Ortseingang wird abschnittsweise von Großbäumen gesäumt. Ab dem Ortsschild ist beidseitig Bebauung vorhanden. An der Südseite wird die Oldenburger Straße außerorts von einer Baumreihe begleitet. An dieser Seite befindet sich ein kombinierter Fuß- und Radweg. Im Bereich der Ortslage ist zudem an der Nordseite ein Fußweg vorhanden.

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Ortseingang aus Richtung Lindern (Oldenburger Straße)

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Ortseingang aus Richtung Bockholte: Aus Richtung Bockholte von Nordosten verläuft die gut ausgebaute Kreisstraße 122 geradlinig nach Werlte. An der Nordseite der Straße ist eine einreihige Wohnbebauung vorhanden, wobei beim Ortsschild die Ortslage Werlte nahtlos in die Ortslage Bockholte übergeht. An der Nordseite der Straße verläuft abgetrennt von der Fahrbahn ein Fuß- und Radweg. Auf Höhe der Ortstafel grenzt an der Südseite eine Waldfläche an.

Ortseingang aus Richtung Bockholte (Bockholter Straße K 122) Ortseingang aus Richtung Rastdorf: Aus Richtung Rastdorf führt die gut ausgebaute Rastdorfer Straße geradlinig und zweispurig in den Ort und mündet ca. 280 m nach der Ortstafel auf die Kirchstraße. An der Westseite der Straße ist innerhalb der Ortslage Wohnbebauung vorhanden. An der Ostseite der Straße liegt das Neubaugebiet Rastdorfer Straße. Die Zufahrt zum Baugebiet erfolgt über die K. Adenauer Straße, die außerhalb der Ortslage liegt. An der Ostseite der Fahrbahn verläuft ein Fuß- und Radweg und in der Ortslage sind Fußwege an beiden Straßenseiten vorhanden. Westlich der Rastdorfer Straße wird z.Z. ein neues Wohngebiet entwickelt. Im Rahmen der Erschließung des Wohngebietes `Auf dem Hehm` wird der Ortseingang aus Richtung Rastdorf verlegt und verkehrsberuhigt neu gestaltet.

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Ortseingang aus Richtung Rastdorf (Rastdorfer Straße)

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Ortseingang aus Richtung Lorup: Aus Richtung Lorup steht das Ortsschild kurz vor der Einmündung des Hilligenweges auf die Landesstraße 30. Auch an diesem Ortseingang führt die Landesstraße geradlinig und zweispurig in die Ortslage hinein. An der Westseite der Straße ist Wohnbebauung vorhanden und an der Ostseite liegt das Sportzentrum für den Schul- und für den Leichtathletiksport. Über den Hilligenweg wird der kath. Kindergarten erschlossen. An der Ostseite der Landesstraße verläuft der Fuß- und Radweg und im Bereich der Ortslage sind beidseitig der Fahrbahn Fußwege vorhanden. Auf der Strecke von Lorup nach Werlte besteht eine Besonderheit. Die Straßenführung der Landesstraße orientiert sich an der Fluchtlinie zwischen den beiden Ortskirchen, so das Verkehrsteilnehmer jeweils mit Blick auf die Kirchtürme fahren.

Ortseingang aus Richtung Lorup (Loruper Straße L 30)

Ortseingang aus Richtung Spahnharrenstätte: Aus Richtung Spahnharrenstätte steht das Ortsschild kurz vor der Einmündung der Unfriedstraße, die in das Gewerbegebiet führt. Auf der Harrenstätter Straße ist in diesem Bereich eine Linksabbiegespur vorhanden, die auf eine Straße führt, an der eine größere Hotelanlage liegt. Im weiteren Verlauf sind an der geradlinig in den Ort verlaufenden Straße vorwiegend Wohnhäuser vorhanden. An der Südseite der Fahrbahn verläuft ein Fuß- und Radweg. Im Bereich der Ortstafel befindet sich zwischen der Straße und dem Fuß- und Radweg eine alte Wallhecke, die das Gewerbegebiet eingrünt. Ortseingang aus Richtung Spahnharrenstätte (Harrenstätter Straße L 62)

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Ortseingang aus Richtung Sögel: Von der Umgehungsstraße führt aus Richtung Westen die Sögeler Straße zweispurig in die Ortslage hinein. Das Ortsschild steht einige Meter vor der Einmündung der Mecklenburger Straße, die zum Gewerbegebiet führt. Hierfür ist eine Linksabbiegespur in der Sögeler Straße vorhanden. An der Südseite der Straße verläuft ein kombinierter Fuß- und Radweg. An der Nordseite ein Bahngleis und in der Ortslage ein schmaler Fußweg. Mit Beginn der Ortslage liegen beidseitig der Straße große Einkaufscenter und Dienstleistungsbetriebe. Außerhalb der Ortslage grenzt an beiden Seiten Baumbestand an.

Ortseingang aus Richtung Sögel (Sögeler Straße)

Im Bereich der Ortseingänge wird oft zu schnell gefahren. Bei den Einfahrten in die Ortslage handelt es sich vorwiegend um ehemalige bzw. heutige Landes- und Kreisstraßen. Der gute Ausbauzustand, die räumliche Situation und der vielfach geradlinige Verlauf signalisiert den Autofahrern nicht immer ausreichend, dass hier die innerörtliche Geschwindigkeitsbeschränkung einzuhalten ist. Am Ortseingang aus Richtung Lindern wurde durch den Einbau des Kreisverkehrsplatzes gleichzeitig eine Geschwindigkeit reduzierende Maßnahme am Ortseingang umgesetzt. Am Ortseingang aus Richtung Wehm ist die Distanz zwischen dem Kreisverkehrsplatz und der Ortstafel größer, so dass beim Einfahren in die Ortschaft oftmals schon wieder zu schnell gefahren wird. Auf der Bockholter Straße suggeriert die vorhandene Situation den Verkehrsteilnehmern er befände sich auf `freier Strecke` und nicht innerhalb der Ortslage. An der Rastdorfer Straße ist an der Ostseite ein Wohngebiet geplant. In diesem Zusammenhang soll auch das Ortsschild in Richtung Norden versetzt werden. Bei den Ortseingängen aus Richtung Lorup und Spahnharrenstätte soll abgewartet werden, ob kurzfristig eine Erweiterung der Umgehungsstraße und die Anbindung dieser beiden Landesstraßen an die jetzige Umgehung ermöglicht werden kann. An allen Ortseingängen stehen moderne Begrüßungstafeln.

3.3.3

Beschreibung der Biotoptypenstruktur

Von besonderer Bedeutung im Rahmen der Dorferneuerung ist es, Lebensbereiche für Flora und Fauna im Siedlungsbereich bzw. in der freien Landschaft zu erhalten, zu pflegen und neue zu schaffen. Dies dient neben dem Schutz der Artenvielfalt auch der Bereicherung und Gestaltung des Dorfes und erhöht somit die Lebensqualität für die Bewohner des Dorfes. Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist die Biotopvernetzung im Plangebiet und darüber hinaus. Das heißt, linienhafte, kleinflächige und ausgedehnte Biotoptypen sollen durch geeignete, naturnahe Strukturen miteinander verbunden werden. Dadurch werden für Tier– und Pflanzenarten Wanderwege geschaffen und der genetische Austausch zwischen einzelnen, heute oft isoliert liegenden Biotopen wird gewährleistet. Der allgemein stattfindende Artenrückgang, der durch die Ausräumung der Landschaft beschleunigt wird, bezeugt die herausragende Bedeutung der Biotopvernetzung für den Naturhaushalt. Ein punktuell und flächenhaft stattfindender Lebensraumschutz gewährleistet keinen dauerhaften Artenerhalt. Es bedarf zur Unterstützung der Vernetzung dieser Lebensräume.

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Im Folgenden werden die für den Natur– und Artenschutz wesentlichen Lebensräume (Biotope) und vorhandenen Lebensraumvernetzungen im Untersuchungsgebiet beschrieben und beurteilt. Im Hinblick auf ihre Ausdehnung und Größe erfolgt dabei eine Unterteilung in flächige, linienhafte und kleinflächige Lebensraumtypen.

Landschaftswandel und Tierwelt Die Reichhaltigkeit der Tierwelt spiegelt die landschaftliche Vielfalt wider. Wird die Landschaft monoton und einförmig, so finden nur noch wenige Wildtiere Lebensbedingungen (Quelle:

Stern, Rettet die Wildtiere, 1980)

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3.3.3.1

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Flächige Lebensräume

a) Wald: Mitteleuropa war ursprünglich weit über 90 % der Fläche mit Wald und zwar überwiegend mit Laubwald bewachsen. Heute beträgt der Waldanteil in Deutschland rund 27,5 % der Landesfläche und im Landkreis Emsland ca. 16,9 % der Kreisfläche. Innerhalb des Plangebietes liegt der Waldanteil bei 13,8 %. Somit ist der Waldanteil im Dorferneuerungsgebiet niedriger als im Landkreis Emsland. Insgesamt sind in Werlte ca. 330 ha Wald vorhanden, davon ca. 292 ha Nadelwald. Die zusammenhängenden Waldflächen Werltes liegen im nördlichen Plangebiet, im Bereich `Werlter Herrentannen` und `Buschtannen`. Im Bereich Nordveen, nördlich der Ortslage bis hin zur Wehmer Dose, westlich der Ortslage sind Freiflächen vorhanden, die durchsetzt sind von einzelnen Waldflächen. Um 1900 war hier der Waldanteil erheblich höher und wurde im vergangenen Jahrhundert bis Einführung des Landeswaldgesetzes in den 1970er Jahren stark reduziert. Vornehmlich sind hier Nadelforste anzusprechen. Da es sich um ehemalige Wehsandflächen handelt, ist davon auszugehen, dass hier ursprünglich die Kiefer gepflanzt wurde, die heute zunehmend von Lärchen und Fichten abgelöst wird.

Fichten-Stangenforst im Raddetal Eichen-Buchenwald am südlichen Ortsrand Höherwertige Waldflächen, die u a. auch für die Naherholung geeignet sind, liegen am südlichen Ortsrand von Werlte. Hier sind alte ortsnahe Erholungsgebiete mit dem Bürgerpark und der Markuslust vorhanden. Die Waldflächen, die durchsetzt von Wanderwegen sind, weisen Mischwälder mit z.T. naturnahen Eichen-Buchenwäldern auf. Das bewegte Relief trägt zur stärkeren Erlebbarkeit des Waldes bei. Einschnitte in diesen Waldflächen sind mit dem Waldfriedhof und der südlichen Umgehungsstraße außerhalb des Plangebietes vorgenommen worden. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Ortslage und dem geringen Grünanteil innerhalb der Ortslage besitzen diese Waldflächen eine besondere Bedeutung für die Naherholung. Innerhalb des Niederungsbereiches der Mittelradde sind einzelne Nadelforste anzusprechen. Für das wertvolle Wiesenvogelgebiet stellen die Nadelforste untypische Lebensräume dar. Eine Reduzierung des Waldanteils in diesem Bereich und damit einhergehend die Vergrößerung offener Grünlandflächen ist hier anzustreben. Für den Naturhaushalt stellen ausgedehnte, zusammenhängende Waldflächen ein wichtiges Potential dar. Sie sind Ganz– oder Teillebensraum für viele Tierartengruppen (u.a. Insekten, Vögel, Säugetiere). Je nach Nutzungsart und –intensität erhöht sich noch die Bedeutung des Waldes. Es ist daher für den Natur– und Artenschutz von wesentlicher Bedeutung, Wald arten– und strukturreich zu gestalten. Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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Für Neubestockungen sollten standortgerechte Baumarten, vornehmlich potenziell natürliche Laubholzarten verwendet werden, die der Tierwelt bessere Lebensraumbedingungen liefern. Zudem sollen die bestehenden Nadelwälder langfristig in höherwertige und naturnähere Laub– bzw. Mischwälder umgewandelt werden. Von der Landwirtschaftskammer kann der Umbau von Nadelwald zu Laubwald unter bestimmten Bedingungen - Größe, Baumart, Alter, Standortbedingungen usw.- gefördert werden.

b) Grünland: Soweit die Milchviehhaltung in der Landwirtschaft verbreitet ist, nimmt das Dauergrünland einen hohen Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche ein. Die Grasnarbe der Wiesen und Weiden liefert nicht nur das naturgemäß vollwertige Grundfutter für die Tiere, sie schützt auch den Boden vor Erosionsschäden. Nach Angaben des Katasteramtes Meppen wurden 2012 in der Gemarkung Werlte ca. 421 ha als Grünland genutzt. Der Grünlandanteil beträgt demnach 17,5 % der Gemarkungsfläche. Vier Milchviehhaltungsbetriebe sind noch in Werlte vorhanden. Die Grünlandnutzung findet sich natürlicherweise auf den feuchteren Standorten, im Niederungsbereich der Mittelradde und auf den feuchteren Niedermoorböden (grundwasserbeeinflusste Gleyböden) statt. Aufgrund vorhandener Entwässerungseinrichtungen und guter Abflussverhältnisse ist heute jedoch auch auf diesen klassischen Grünlandstandorten häufig eine Ackernutzung möglich. Tiefumbruchmaßnahmen bei den Niedermooböden haben dazu geführt, dass heute die Ackernutzung stärker ausgeweitet wird und der Grünlandanteil weiterhin rückläufig ist. Der überwiegende Teil der Grünlandflächen setzt sich aus mesophilem bzw. Intensivgrünland zusammen. Neben den einzelnen Wiesen und Weiden in der Gemarkung ist Grünland in der Nähe der rindviehhaltenden Betriebe im Bereich der Knüwe und auf dem Stroh vorhanden. Nicht nur der Nutzen für die Landwirtschaft, sondern auch die Bedeutung für den Artenschutz lässt den Grünlandflächen einen besonderen Wert zukommen. Je extensiver die Grünlandflächen genutzt werden, um so größere Bedeutung haben diese Flächen für Tiere und Pflanzen.

Streuobstbestand an der Wehmer Straße

Intensivgrünland im Raddetal

Eine besondere Stellung in der Grünlandnutzung nehmen die Obstwiesen ein. Wegen der geringen Nutzungsintensität und des meist grasigen Krautbewuchses haben die Streuobst-

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bestände für die Tierwelt eine Bedeutung wie Brachflächen. Dabei variiert die Bedeutung für die Tierwelt je nach Alter und Art der Obstbäume und der Nutzungsintensität. Die Bedeutung der Obstwiesen für den Arten– und Individuenreichtum der Tierwelt ist besonders hoch. Dies bezeugt auch das Vorkommen hochgradig gefährdeter Vogelarten wie Neuntöter, Steinkauz, Turteltaube, Grün– und Grauspecht in Streuobstbeständen. Für Säugetiere sind besonders die Baumhöhlen in alten Obstbäumen von Bedeutung. Hier können u.a. Fledermäuse Lebensraum finden. Alte Obstbaumbestände sind noch teilweise bei den Hofstellen vorhanden (Wehmer Straße). Zudem ist in Pastors Garten an der Hauptstraße eine ortsbildprägende Streuobstwiese vorhanden. Vereinzelt finden sich auch in den Privatgärten z. T. Obstgehölze unterschiedlichen Alters. Einzeln stehende alte Obstbäume müssten durch Neuanpflanzungen ergänzt werden, um den langfristigen Erhalt dieser Biotope zu gewährleisten. Alte Streuobstbestände sowie alte einzelne Obstbäume sind nachhaltig zu sichern. Ein rechtzeitiges Nachpflanzen von Hochstamm-Obstbäumen mit alten, regionaltypischen Sorten ist daher von vorrangiger Bedeutung. Im Anhang des DE-Planes ist eine Liste regionaltypischer Obstgehölze aufgeführt.

c) Brachen: Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurden vornehmlich die hofnahen Esch- und Grünlandflächenflächen im Raddetal intensiv landwirtschaftlich genutzt (siehe historische Karte von Le Coq). Auch der Waldanteil war verhältnismäßig gering. Ein großer Anteil der Gemarkung wurde von Heide– und Moorflächen sowie von Brachflächen eingenommen. Diese wurden z.B. für die Plaggenmahd, den Torfstich oder als Viehweide genutzt. Insbesondere die Schafbeweidung in Verbindung mit der Plaggenmahd verhinderte eine Waldbegründung und förderte die Wehsandbildung und führte letztendlich mit der Entnahme von Brenn- und Bauholz zu einer Reduzierung der Waldflächen.

Brachfläche mit Wildacker im Bereich einer Kompensationsfläche an der Straße `Auf dem Hehm` Mit der Markenteilung Ende des 19. Jahrhunderts wurde der größte Teil der Gemarkungen in Werlte den Höfen zugeschlagen. Danach folgte in großem Maßstab die Kultivierung der Ödlandflächen und damit einhergehend der Verlust von Brachflächen. Die Einsetzung der Mineraldüngung, die Bearbeitung mit dem Tiefpflug und die großflächige Entwässerung ermöglichte vielmals die intensive landwirtschaftliche Nutzung von Grenzertragsböden.

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Ob wirtschaftliche Überlegung oder Bewusstseinsänderung, der Gemeinnutzen der Brache ist jedenfalls unbestritten, denn Brachflächen erfüllen für größere Tiere (Reh, Feldhase, Igel, Rebhuhn usw.) wenigstens Teilbedürfnisse. Sie sind Nahrungs–, Schutz–, Brut– und Geburts– oder Überwinterungsstätten. Für kleinere Tiere (Tagfalter, Schwebfliegen, Wanzen usw.) sind sie noch entscheidender, weil sich hier oft ihr ganzer Lebenszyklus abspielt. In Werlte sind im Rahmen der Bestandsaufnahme kaum Brachflächen festgestellt worden. Laut Flächenstatistik sind 0,6 ha als Brachland erfasst. Kleinräumig finden sich Brachflächen in den Wohngebieten auf ungenutzten Bauflächen. Zudem sind gemeindeeigene Kompensationsflächen vorhanden, die einer Sukzession unterliegen.

d) Gärten: Neben den öffentlichen Bereichen sind die privaten Freiräume in der Umgebung der Gebäude von entscheidender Bedeutung für das Ortsbild und für die hier vorkommenden Tier– und Pflanzenarten. In ihrer Vielfalt liegt ihre Wertigkeit für den Naturschutz. Hinsichtlich ihrer Ausstattung und Gestaltung kommt den Gärten eine unterschiedliche Bedeutung für den Naturhaushalt zu. Kennzeichnend für die ursprünglichen Gärten ist der Nutzgarten, der zur Eigenversorgung dient. Die Bewirtschaftung ist kleinflächig intensiv. Gemüsebeete, Obstgehölze, Beerenobst, Stauden und einjährige Sommerblumen sind Elemente des Nutzgartens, die räumlich nebeneinander angeordnet werden. Aufgrund des Strukturwandels und der hohen Arbeitsintensität ist die eigene Gemüse– und Obsterzeugung in den Dörfern stark zurückgegangen und im Plangebiet kaum mehr vorhanden. Mit dem Überangebot an Lebensmitteln wurden die Nutzgärten mit ihrer typischen Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten scheinbar überflüssig. Dafür werden zunehmend reine Ziergärten angelegt. In Neubaugebieten finden sich fast nur Ziergärten, in denen der Anteil an gepflasterten Flächen zur Bewegung und zum Abstellen von Fahrzeugen stark zunimmt. Weiterhin ist die Zunahme von Steinbeeten in Anlehnung an japanische Gärten zu verzeichnen, wo die Vegetationsfläche durch Geotextil und Steine abgedeckt und nur einzelne Formgehölze gesetzt werden. Hier findet nur ein eingeschränktes Bodenleben statt.

Rasen- und Pflasterflächen dominieren die Vorgartengestaltung (Breslauer Straße)

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Für den Natur– und Artenschutz wertvolle Gartengestaltung beinhaltet einen reich strukturierten und vielgestaltigen Freiraum. Es werden potenziell natürliche und dorftypische Gehölze und Stauden verwendet. Hauptsächlich sollten Laubgehölze gepflanzt werden, die den Wechsel der Jahreszeiten in Blüte, Frucht und Laubfärbung wiedergeben. Diese bieten auch der heimischen Tierwelt einen vielfältigen Lebensraum. Ein Beispiel für einen struktur- und erlebnisreichen Garten findet sich an der Poststraße im rückwärtigen Bereich des Hotel Cramers. Mit Buchsbaumhecken eingefasst liegt hier ein Bauerngarten vor. Unterschiedliche Nutzungen und mit unterschiedlichen Pflanzen wie Stauden, Gehölzen, Sommerblumen und Gemüse bepflanzt. Oftmals reichen schon einige Beetflächen mit höheren Gehölzen oder Wandbegrünung am Gebäude aus, um einen Garten und besonders auch einen Vorgarten erlebnisreicher zu gestalten und das Wohnhaus positiv in die Umgebung einzubinden.

Positiv gestaltete Vorgärten an der Straße `Hinterm Fleer` Die Erhaltung und Neugestaltung dorftypischer und ortsbildprägender Grünstrukturen ist ein wesentliches Ziel für das Dorfgrün im Rahmen der Dorferneuerung. Folgende Grundsätze sollten dabei im Vordergrund stehen: • geringe Versiegelung unter Berücksichtigung wasserdurchlässiger Beläge • Reduzierung der Nadelholzanteile • Förderung der einheimischen Laubgehölze, insbesondere auch regionaltypischer Obstsorten • Verkleinerung der Rasenflächen zugunsten extensiv gepflegter Bereiche, wie Blumenwiesen • Schaffung von Bereichen mit geringer Pflegeintensität • abwechselnde Blütenaspekte während der Vegetationsperiode (blütenreiche Stauden– und Blumenrabatten) • Anlage eines Kompostplatzes • Fassadenbegrünung • grüne Einfriedungen, nach Möglichkeit mit dorftypischen, geschnittenen Hecken • Anlage von Kleinbiotopen an geeigneten Stellen (Gartenteich, Trockenmauern) • kein Einsatz von Pestiziden Flächenversiegelung und Oberflächenentwässerung: Wie andernorts auch, hat die Flächenversiegelung in Werlte mit dem zunehmenden Verkehr und der Verwendung von Pflastersteinen, die in Eigenleistung verlegt werden können, zugenommen. Dies gilt sowohl für den privaten als auch für den öffentlichen Raum. Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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Auf den landwirtschaftlichen Höfen werden durch vermehrten Fahrbetrieb mit schweren Maschinen tragfähige, befestigte Flächen benötigt. In Wohngebieten werden Stellflächen für Pkw`s, Zufahrten zu Garagen aber auch Fußwege zum Haus und Wege im Garten mit verschiedensten Materialien befestigt. Die Notwendigkeit von einzelnen, zu befestigenden Flächen ist unumstritten, hierbei ist das Maß der Fläche von entscheidender Bedeutung.

Im Sinne der Dorfökologie und zur Wahrung des dörflichen Charakters ist es anzustreben, wenn möglichst viele teildurchlässige Flächen, das sind u.a. Schotterrasen, Rasenpflaster, Splitt–, Kies– oder Erdflächen, erhalten oder geschaffen würden. Dies wäre auch ein Beitrag zur Reduzierung des Oberflächenwasserabflusses. Der heutige Baustoffmarkt bietet eine Vielzahl von Pflastersteinen an, die mit Abstandhaltern versehen und in wasserdurchlässigem Splitt verlegt, einen Großteil des Regenwassers durchlassen. Für den Naturhaushalt sinnvoller und bei entsprechendem Bewusstsein ansprechender, sind Pflasterflächen mit größerem Fugenabstand, auf denen das `Grün` durchwachsen darf. Solche Flächen heizen sich nicht so stark auf, wie komplett versiegelte Flächen und können Staub binden. Darüber hinaus bieten sie Lebensraum für Moose und eine an die ständige Begehung bzw. Befahrung angepasste Trittvegetation. Juni 2013

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Flächige Versiegelung beim Wohngebäude (Bahnhofstraße) Die zunehmende Versiegelung stellt ein Problem dar, da z.T. nur aus Ordnungsliebe Flächen gepflastert werden. Jede Versiegelung von Flächen hat eine Verringerung der Versickerungsrate und eine Abnahme der Grundwasserneubildungsrate zur Folge. Mit der Zunahme von versiegelter Fläche erhöht sich das Problem der Ableitung von Oberflächenwasser, da offene Vegetationsbereiche abnehmen und somit weniger Fläche für die Versickerung des Oberflächenwassers verbleibt. Jede Abführung des Oberflächenwassers in einen Regenwasserkanal oder in die örtliche Vorflut erhöht das Problem des Abflusses der Gewässer bei Hochwasserspitzen.

3.3.3.2

Punktuelle Lebensräume

Hier sind Lebensraumbereiche zusammengefasst, die entweder als Einzelflächen im Dorfgebiet einer öffentlichen Nutzung unterliegen oder in einer Vielzahl vertreten sind.

a) Öffentliche Grünflächen: Für die Dorfökologie sind als öffentliche Grünflächen im Dorferneuerungsgebiet das Wäldchen `Bosquet`, der Sport- und Schützenplatz an der Sögeler Straße, der alte Friedhof, der Bibelgarten und die Grünfläche nördlich des Rathauses von besonderer Bedeutung. Diese werden hinsichtlich ihrer Gestaltung und ihres Wertes für den Artenschutz nachfolgend beurteilt und es werden gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge aufgeführt. Bosquet: Im Jahre 1850 legte Marcus von Langen auf dem Grundstück gegenüber dem Bahnhof einen Park an. Auf dem Grundstück war bereits alter Laubbaumbestand vorhanden. Der Name `Bosquet` (kleines Wäldchen) stammt aus der Zeit als Werlte unter französischer Herrschaft stand. In dieser Zeit wurde der Langensche Park in Bosquet umbenannt. Das Wäldchen „Bosquet“ ist im Grundbestand bis heute erhalten geblieben. Das Gelände mit einer Größe von ca. 1,0 ha wurde 1954 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und im Jahre 1956 von der Gemeinde Werlte erworben. Im östlichen Teil der Anlage in Richtung Kellerstraße wurde das Ehrenmal für die im 1.und 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten errichtet. Die Wanderwege und die Ausstattung in der Bosquet wurden im Jahr 2011 grundlegend saniert, zudem wurden neue Aufenthaltsplätze geschaffen. Im Rahmen der Sanierung wurde auch der AlbertTrautmann Platz an der gegenüberliegenden Seite der Kellerstraße neu gestaltet. Das Wäldchen `Bosquet` und der Albert-Trautmann Platz mit altem Baumbestand, übernehmen eine wichtige Funktion für die Naherholung und für das Ortsbild. Die Grünfläche wird Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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von der Sögeler Straße sehr gut wahrgenommen und liegt in unmittelbarer Nähe des Altenheimes.

Albert-Trautmann-Platz

Kriegerehrenmal im östl. Teil

Sport- und Schützenplatz: Der Sport- und Schützenplatz an der Nordseite der Sögeler Straße schließt im Osten an das Wäldchen `Bosquet` an und erstreckt sich in südlicher Richtung bis zum Markuslustweg. Auf der Fläche sind neben dem Sport- und Schützenhaus mehrere Sportplätze vorhanden und im Süden schließt die Tennishalle mit Tennisplätzen an. Der Schützenplatz in Gebäudenähe wird auch als Parkfläche genutzt. Alter Baumbestand ist entlang der Sögeler Straße und an der Westseite vorhanden, in Richtung Osten wird die Fläche durch das Wäldchen `Bosquet` eingegrünt und auf der Fläche steht vor dem Schützengebäude eine alte, markante Eichengruppe. Die befestigten Flächen auf der Anlage, die zum Parken und als Schützenplatz genutzt werden, wirken provisorisch und sehr ungeordnet angelegt. Als Abgrenzung zwischen dem Schützenplatz und den angrenzenden Sportplätzen könnten Hochstämme oder Hecken gepflanzt werden um die Fläche besser zu strukturieren. Auf dem Schützenplatz sollten einige Bäume nachgepflanzt werden, um auch in Zukunft ausreichend Schattenplätze zu erhalten.

Sport- und Schützenplatz Alter Friedhof: Der alte Friedhof von Werlte liegt etwa 100 m östlich von der kath. Kirche entfernt an der Straße `Meyerhof`. Auf dem Friedhof wird nur noch in vorhandene Grabstellen bestattet. Der Juni 2013

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etwa 1 ha große Begräbnisplatz ist allseitig von Bebauung umgeben und vorwiegend mit einer geschnittenen alten Hainbuchenhecke eingefriedet. Die Hauptwege sind mit grauen Betonsteinen befestigt, alle anderen Wege sind als Sandwege angelegt. Die einzelnen Grabstellen sind mit Hecken eingefasst, was dem Friedhof ein sehr natürliches Aussehen gibt. Im Bereich der Kreuzanlage ist verstärkt alter Baumbestand vorhanden. Hierbei handelt es sich um Nadelgehölze, vorwiegend um alte Zypressen. Der Haupteingang wird durch eine historische, denkmalgeschützte Toranlage hervorgehoben. In Nähe der Toranlage steht eine alte Linde. Ein kleines Backsteingebäude auf der Anlage wird als Geräteschuppen genutzt. Da Werlte in der Ortsmitte nur über sehr wenige öffentliche Grünflächen verfügt, besitzt der alte Friedhof einen hohen Stellenwert. Um die Grünfläche langfristig zu erhalten, sollten die Toranlage und das Backsteinhäuschen saniert, die Befestigung der Hauptwege mit ortstypischen Materialien aufgewertet und Aufenthaltsplätze angelegt werden.

Alter Friedhof an der Straße `Meyerhof` Bibelgarten Mitten in Werlte zwischen der Poststraße und der Meyerhofstraße liegt der Bibelgarten hinter dem Sixtushaus der katholischen Kirchengemeinde. Der Bibelgarten ist aufgeteilt in vier Bereiche, der Schöpfungsgarten, die Wüste, der Ackergarten und das verheißende Land. Der Garten ist mit Pflanzen gestaltet, die in der Bibel vorkommen. Die verwendeten Pflanzen sollen anregen, über die Bibel zu sprechen und nachzusinnen. Der Garten ist vom Frühjahr bis zum Herbst zugänglich und wird liebevoll von einer Gruppe ehrenamtlicher Kräfte betreut. Der Garten wirkt wie eine Oase in der Mitte von Werlte und zieht viele Besuchergruppen an.

Bibelgarten Werlte

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Lindenbaumreihen innerhalb der Grünfläche hinter dem Rathaus

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Grünfläche hinter dem Rathaus An der Nordseite des Rathauses schließt eine Grünfläche an, die auch als Veranstaltungsort (u.a. der Werlter Kirmes) genutzt wird. An der Ostseite der Fläche stehen drei alte markante Lindenbaumreihen und im Westen Sumpf-Eichen, die vor ca. 20 Jahren im Rahmen der Neugestaltung des Marktes gepflanzt wurden. Die Grünfläche wird im Westen, Norden und Osten durch Straßen begrenzt. Durch die Grünfläche bzw. am Rand der Grünanlage verlaufen einige Wege, die vorwiegend als Verbindungswege zu den angrenzenden Einrichtungen (Einkaufscenter, Schule, Kindergarten, Rathaus u.a.) von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt werden. Der alte Baumbestand lockert die dichte Bebauung im Ortskern auf und wirkt sich positiv auf das Ortsbild aus. Die Wege sind zum größten Teil erneuerungsbedürftig und die Wegeführung in West-Ost-Richtung könnten verbessert werden. Durch das Aufstellen von zusätzlichen Bänken könnte die Aufenthaltsqualität der Grünanlage verbessert werden. Die Gestaltung der öffentlichen Grünflächen wurde in den Arbeitskreissitzungen thematisiert. Neben den aufgeführten Punkten wurde der Spielplatz an der Goethestraße als verbesserungsbedürftig genannt. Die Grünfläche, die in unmittelbarer Nähe zur Seniorenanlage an der Gothestraße liegt, sollte angepasst an die heutige Altersstruktur in der Siedlung als Mehrgenerationenplatz ausgebaut werden.

b) Lebensräume an Gebäuden: Menschen und Tiere leben seit jeher unter einem Dach. Unsere heutigen Wohn– und Lebensverhältnisse machen es den wildlebenden Tieren auch in den Dörfern immer schwerer, mit dem Menschen gemeinsam Gebäude und Gärten zu bewohnen. Im gleichen Maße, wie sich unser Leben von der Natur entfernt, finden Tiere in unserer Nähe immer weniger Unterschlupf, Nahrung und Duldung. Beispielsweise erfüllen offene, dunkle, trockene Dachräume bzw. Ställe für die Tierwelt im Dorfgefüge eine wichtige Lebensraumfunktion. Sie können Ersatzquartiere für die Aufzucht der Jungen oder Überwinterungsquartiere liefern, so z.B. sommerwarme Höhlen für Baumhöhlenbrüter oder temperierte Winterquartiere für Baum– und Felshöhlenüberwinterer (Fledermäuse). Die landwirtschaftlich genutzten Gebäude, die im Dorferneuerungsgebiet vorwiegend an den Straßen `Oldenkamp`, `In der Knüve` und `Auf dem Stroh` vorhanden sind, stellen die Grundlage zur Erhaltung und Entwicklung dieser Lebensräume dar. Offene Ställe bieten Schwalben Nistmöglichkeiten. An Hauswänden oder in Ställen sollten die Schwalbennester nicht aus falsch verstandener Ordnungsliebe entfernt werden. Einzeln stehende Ställe oder Schuppen sind besonders wichtig. Hier finden neben Fledermäusen auch z.B. höhlenbewohnende Eulen, wie die Schleiereule und der Steinkauz Quartiere. An einem landwirtschaftlichen Gebäude an der Straße `Oldenkamp` sind Einfluglöcher vorhanden. Diese Giebelöffnungen wurden ehemals zur Belüftung des Dachbodens angelegt, bieten aber auch der Tierwelt die Möglichkeit den Dachboden als Lebensraum mitzunutzen. Juni 2013

Einflugloch im leer stehenden Heuerhaus an der Straße `Oldenkamp` Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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Neben Lebensräumen im Haus können auch am Haus Biotope für die Tierwelt geschaffen werden. Bewachsene Hauswände bieten einer ganz erstaunlichen Zahl unserer heimischen Tiere Unterkunft, Brutplatz und vor allem Nahrung. Das starke Geäst des grünen Bewuchses bietet besonders Amseln und Spatzen einen Nistplatz. Nicht nur die Vogelwelt wird von einer begrünten Wand angelockt, so können bis zu 200 verschiedene Insektenarten an einer bewachsenen Wand beobachtet werden. Zudem trägt die Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Orts– und Gebäudebildes bei. So manche fensterlose Fassade am Gebäude bekommt durch eine Berankung mit einer geeigneten Kletterpflanze einen natürlichen Charme und verliert dadurch seine harten Konturen.

Dichte Efeuberankung an einem Wohngebäude an der Bahnhofstraße

Wilder Wein an einem alten Bürgerhaus an der Wehmer Straße

Auch an Gebäudeseiten, an denen wenig Platz zwischen Hauswand und Pflasterfläche vorhanden ist, kann eine Wandbegrünung angebracht werden und das Gebäude zusätzlich belebten werden (Bürgerhaus an der Wehmer Straße). Für die Fassadenbegrünung sind neben Efeu der Wilde Wein, die Weinrebe, Kletterrosen, Kletterhortensien und Jelängerjelieber zu empfehlen.

c) Einzelbäume / Baumgruppen: Hohe große Bäume, die eine Hofstelle umrahmen oder das Siedlungsgebiet durchziehen, sind besonders auffallend im Ortsgrün. Herausragend sind zudem markante Einzelbäume etwa an einer Straßengabelung, im Vorgarten, vor einem öffentlichen Gebäude oder einer Hofstelle. Sie spenden Schatten im Sommer, bieten vielen Vogelarten Nist– und Nahrungsplatz und wirken orientierend im Ortsbildgefüge. Vielfach wirken sie prägend für Gebäude oder als Alleebäume für einen Straßenraum. Älterer Baumbestand findet sich im Ortskern von Werlte im Umfeld der kath. Kirche. Vor der Kirche stehen einige ältere Lindenbäume an der Hauptstraße. Die Haupt- und Poststraße werden nicht von Straßenbäumen begleitet, hier finden sind nur noch vereinzelt ältere Baumexemplare, z.B. die Kastanie vor dem Hotel Cramer oder die Blutbuche vor einem Blumenhaus an der Hauptstraße. Diese Einzelbäume wirken besonders prägend in der Ortsmitte. Außerhalb der unter Punkt a) beschriebenen öffentlichen Grünflächen finden sich größere Baumgruppen in der Ortsmitte häufig im Zusammenhang mit älteren Gebäuden, vorwiegend auf privaten Flächen, wie z.B. am Bahnhofsgebäude, im Umfeld des Altenheimes, des Pfarrhofes oder in den Gärten an der Kellerstraße. Im erweiterten Ortskernbereich sind die alten Eichen im Umfeld der ev. Kirche an der Molkereistraße und der Eichenbrink im EinmünBüro für Landschaftsplanung, Werlte

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dungsbereich der Straße `Osterend` auf die Hauptstraße von besonderer Bedeutung für das Ortsbild. Am Marktplatz und an der Straße `Am Markt` stehen etwa 20-jährige Sumpfeichen als Alleebäume und als Einfassung des Marktplatzes. Es handelt sich hierbei um eine nicht heimische Baumart, die jedoch besonders im Herbst durch ihre intensive Herbstfärbung auffällt und die Ortsmitte mitprägt.

Kopflinden vor einem Bürgerhaus an der Wehmer Straße

Eichen-Allee an der Straße `Am Markt`

Im Dorferneuerungsgebiet findet sich im Umfeld der landwirtschaftlichen Hofstellen an den Straßen `Auf dem Stroh`, `In der Knüve` und `Oldenkamp` als Hofeingrünung bzw. als Hofbaum vorwiegend die Stieleiche. In den Neubausiedlungen ist im Gegensatz zu den ursprünglichen Siedlungsbereichen kaum Großgrün vorhanden. Die Grundstücke sind häufig zu klein oder zu dicht bebaut, um großkronige Bäume zu pflanzen und als Straßenbäume werden häufig kleinkronige Baumarten eingesetzt. Die Neubausiedlungen stehen daher im Kontrast zu den ursprünglichen Siedlungsbereichen. Gerade für viele `steril` angelegte Gärten könnte die Pflanzung eines Hausbaumes positiv auf Haus und Garten wirken. Typische Haus– bzw. Hofbäume sind Winterlinden, auch in geschnittener Form, Bergahorn, Rotbuche, Stieleiche und Roßkastanie. Für kleinere Grundstücke und in Siedlungen bieten sich als Hausbaum Rotdorn, Hainbuche, Feldahorn oder auch ein Obstbaum an.

d) Stehende Gewässer: Teiche, Weiher, Tümpel, Altwässer und krautreiche Gräben sind Heimat und Lebensraum für weit über 1.000 Tierarten. Besonders Fische, Vögel, Amphibien (z.B. Frösche, Kröten, Molche), darunter viele Kleintiere und über 200 Pflanzenarten sind hier zuhause. Die Bedeutung dieser Gewässer in der Natur ist gerade unter dem Gesichtspunkt, dass viele Tier– und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, besonders hoch: • Die Gewässer sind Laichplätze für Fische und Amphibien, Brut– und Rastplätze für Wasservögel, • sie bieten Trink– und Badegelegenheiten für Säugetiere, Vögel und Bienen, • sie stellen einen Großteil der Nahrungsreserven für unsere insektenfressenden Tiere, wie Fledermäuse, Lurche und Vögel bereit. Juni 2013

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Die Größe von Kleingewässern ist sehr variabel und reicht von 10 bis 1.000 qm. Innerhalb des Plangebietes ist eine Fläche von 9,6 ha als stehende Gewässer anzusprechen. Die bedeutsamsten Gewässer werden nachfolgend beschrieben. Im Plangebiet sind zudem noch weitere Gartenteiche als auch Fischgewässer vorhanden, die hier aber nicht alle einzeln aufgeführt sind. • Eine ehemalige Sandabbaufläche an der Loruper Straße stellt die größte Teichanlage im Untersuchungsgebiet dar. Das Gewässer ist naturnah mit geschwungenen Uferlinien und flachen Böschungen angelegt worden. Es wird heute nach Aufgabe der Abgrabung vom örtlichen Angelverein als Vereinsgewässer genutzt. • An der Mittelradde ist in Verlängerung des Raddeweges ein weiteres Vereinsgewässer vorhanden. Der im Niederungsbereich angelegte Teich hat eine Verbindung zur Mittelradde und ist ein Laichgewässer für die Fischfauna der Radde. Dieses Gewässer weist zwar Flachwasserzonen auf, wird aber von keinen Gehölzen eingefasst, um den Niederungsbereich offen zu halten. • In Reitplatznähe sind mehrere Fischteiche anzusprechen. Zudem sind hier vermoorte Senken vorhanden, die von einem Gebüsch eingefasst sind. Die nassen Moorsenken sind als geschützte Biotope ausgewiesen. • Das Gewässer `Hempenpohl` liegt im Westen des Plangebietes nördlich des Alten Harrenstätter Weges. An dem nährstoffreichen Teich mit flach auslaufenden Ufern schließt ein lückiger Gehölzsaum mit Erlen, Weiden, Birken und Eichen an. Das naturnahe Gewässer ist als schutzwürdig eingestuft. • Im Umfeld vom Hempenpohl nördlich des Alten Harrenstätter Weges befindet sich ein kleiner Tümpel mit ausgedehnten Flachwasserzonen. Im Wasser deckt die Wasserlinse einige Bereiche ab und am Rand des Tümpels ist Weidengebüsch mit Bruchwaldarten vorhanden. • Im Einmündungsbereich der Straße `Steinfehn` auf die Loruper Straße ist ein Teich mit unterschiedlichen Uferböschungen vorhanden. Das Gewässer ist mittlerweile in eine Grünanlage um den benachbarten Lindenhof integriert worden und hat seinen Wert für den Naturhaushalt teilweise verloren. • Angrenzend an das Großsteingrab `Hoogen Stainer` ist ein weiteres naturnahes Kleingewässer vorhanden, das durch eine Insel und einige Halbinseln gegliedert wird. Das Gewässer wird von einem Strauchmantel umgeben.

Naturnahe, eutrophe Teichanlage nördlich der Reitanlage

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Sandabbaustätte an der Loruper Straße - nach dem Abbau wird die Teichanlage als Angelgewässer genutzt -

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• Eine weitere Wasserfläche, die als schutzwürdiger Bereich ausgewiesen ist, liegt südlich der Sögeler Straße und westlich von `Markuslust´. Der Tümpel wird umgeben von dichtem Weidengebüsch. • Nördlich des Reiterstadions sind mehrere kleinere Teiche vorhanden, die mittlerweile sich selbst überlassen wurden und einen naturnahen Status besitzen. Röhrichtbestände und Weidengebüsche prägen dabei den Ufersaum.

3.3.3.3

Lineare Lebensräume

Lineare Lebensräume bilden Verbindungsstrukturen für Biotoptypen gleicher Ausprägung. Tiere wandern entlang dieser Leitstrukturen in ein anderes Biotop. Lebensräume mit länglicher Ausprägung haben bei der Biotopvernetzung eine entscheidende Bedeutung. Viele Tierarten sterben in einen isolierten Lebensraum aus, weil sie genetisch verarmen. Besteht eine Verbindung zu einem anderen gleichartigen Biotop, in dem dieselbe Tierart vorkommt, ist ein Überleben bzw. ein genetischer Austausch der Tierart möglich.

a) Freiwachsende Hecken: Hecken bremsen den Wind ab und beeinflussen demzufolge mit Temperatur und Feuchte, zwei Klimafaktoren, die für das Kulturpflanzenwachstum von Bedeutung sind und den Ertrag positiv beeinflussen. Derartige Gehölzbestände haben somit auf das Standortklima und den landwirtschaftlichen Ertrag einen großen Einfluss. Hecken verhindern im norddeutschen Flachland die Deflation und außerdem wird mit ihnen, wie auch durch andere landschaftsgliedernde Strukturelemente, die Gefahr der Erosion vermindert.

Landwirtschaftliche Produktionssteigerung durch Hecken (Nach: Pollard (1974) aus Müller (1989) Wallhecken - Entstehung - Pflege - Neuanlage)

Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sind Hecken für den Naturschutz von großem Interesse, weil sie vielen Tier– und Pflanzenarten ein Überleben in Agrarlandschaften ermöglichen. Aber auch im innerörtlichen Bereich erfüllen sie wichtige Funktionen für den Naturhaushalt und das Ortsbild und filtern zudem Stäube aus der Luft. Für ein intaktes Biotopverbundsystem sind lineare Gehölzstrukturen als freiwachsende Hecken in einer für den Artenschutz wertvollen Breite von 3 - 5 Metern besonders wichtig zu erhalten und neu zu schaffen. Freiwachsende Hecken bilden vielfach die einzigen Rückzugsreservoire in der intensiv genutzten, meist strukturlosen, landwirtschaftlichen Kulturlandschaft. Sie wirken als sogenannte Leitlinien für die Wanderbewegung von Tieren und können so verschiedene flächige Biotope miteinander verbinden.

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In ausreichender Breite und einer mehrfach abgestuften Höhenstruktur bieten freiwachsende Hecken einen vielfältigen Lebensraum. In Abhängigkeit von der Exposition (Sonnen– oder Schattenseite) wachsen verschiedene Pflanzen, die wiederum unterschiedlichen Tieren Lebensraum bieten. Feldhecken bieten Ansitz– und Singwarten für viele Vögel sowie dem Niederwild Schutz vor Witterung, Bewirtschaftung und Feinden. Durch ihre Witterungsschutzfunktion verlängern sie die Aktivitätsphasen und die Fortpflanzungszeit (z.B. für Käferarten), denn im Frühjahr bietet der Südrand einer Hecke vielen Arten die Möglichkeit, vorzeitig aktiv zu werden und erlaubt ebenso längere Aktivitätszeiten bis in den Herbst hinein. Hecken und Baumreihen sind Überwinterungsquartier für Feldtiere, Ganz– oder elementarische Teillebensstätten und Nahrungsreservoir für eine Vielzahl von Tierarten.

Feldweg im Bereich `Nordveen` Derartige Hecken lassen sich in ihrem Wert noch steigern, indem der krautige Unterwuchs nur extensiv gepflegt wird, so dass sich auch Hochstauden entwickeln können. Strukturelemente wie Lesesteinhaufen und Totholz reichern die Lebensraumvielfalt an. Hecken kommen in Werlte vornehmlich in Verbindung mit Feldwegen und Straßen vor. Zwischen den landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Heckenbestände eher als Wallhecken vertreten. Traditionell sind die Eschflächen gehölzfrei. Hier sind die Wege ohne seitlichen Gehölzbewuchs. Im Plangebiet liegen die alten Eschflächen im Bereich der ursprünglichen Hofstellen östlich der Ortslage (Der große Esch und Stroh-Esch). Nördlich der Ortslage lag ursprünglich der Kleine Esch, der mittlerweile größtenteils von Bebauung überprägt ist. Auch der Fuhler Esch, südwestlich der Ortslage, ist größtenteils durch die Ortserweiterung überbaut worden. Im Bereich der Esche sollte von Heckenpflanzungen Abstand genommen werden, um diese charakteristische Landschaftseinheiten nicht zu verändern. Hier ist die Entwicklung von ausgeprägten Krautsäumen sinnvoller. Die Hecken an den alten Verbindungswegen haben sich als Baum-Strauchhecken entwickelt. Die breite Hecke am Hilligenweg nördlich der Ortslage wurde als Windschutzstreifen gepflanzt. Im Allgemeinen ist ein dichtes Heckennetz anzustreben. Für eine bessere Vernetzung sollten an Feldwegen, die es von ihrer Breite her erlauben, weitere Hecken angelegt werden.

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b) Wallhecken: Wallhecken sind Bestandteile der Kulturlandschaft, die mit der menschlichen Bewirtschaftung und Kultivierung von ehemaligen Ödlandflächen im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind. Wallhecken stellen Kulturdenkmale dar, an denen die Siedlungsgeschichte deutlich wird. Die Wälle der Wallhecken wurden aus dem Bodenmaterial seitlich verlaufender Gräben geformt. Der Wall wurde mit Wurzelstöcken und Setzlingen aus den Gehölzbeständen der Umgebung bepflanzt. Dies bedeutet, dass heute vornehmlich potenziell natürliche Gehölze in den Wallhecken vorhanden sind. Die als Zaunersatz aufgeschütteten Wallhecken haben mit der Einführung von Drahtzäunen ihre ursprüngliche Funktion verloren. Im Wechsel mit Acker- und Grünlandnutzung wurden die Wallhecken früher auf den Stock gesetzt. Die Wälle wurden regelmäßig mit dem Bodenaushub von der Reinigung der angrenzenden Gräben überformt. Diese Pflegemaßnahmen werden heute nicht mehr, oder nicht mehr mit der erforderlichen Regelmäßigkeit durchgeführt. Der Bewuchs der meisten Wallhecken besteht in der Regel aus überalterten Baumreihen. Der Wallkörper ist durch Erosionsschäden deformiert und häufig in der Örtlichkeit nicht mehr erkennbar. Ein engmaschiges Heckennetz war in Werlte im Anschluss an die Eschflächen vorhanden (s.a. Königlich preußische Landesaufnahme 1898). Randlich der Waldflächen wurden Wallhecken zum Schutz von Waldneuanlagen außenseitig angelegt. Ausgeprägte Wallheckenfluren, in denen einzelne Parzellen durch Wallhecken getrennt sind, liegen im Plangebiet nicht mehr vor. Heute sind abschnittsweise Wallhecken im Randbereich der Wälder sowie an Straßenräumen zu finden.

Eichenüberhälter-Wallhecke am alten Spahnharrenstätter Weg

Bis um etwa 1900 wurden Wallhecken für die Bewirtschaftung einzelner Flächen noch angelegt. Seitdem ist ihr Bestand rückläufig. Wallhecken stehen seit 1936 unter Naturschutz. Laut § 29 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) in Verbindung mit § 22 des Niedersächsischen Ausführungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNatSchG) dürfen sie nicht weiter zerstört oder beseitigt werden. Für eine Sicherung der Wallhecken ist es notwendig, diese vor einer Bodenabtragung zu schützen. Dies kann dadurch erfolgen, indem bei Weidenutzung der Zaun etwa 1 m vor dem Wallkörper aufgestellt wird. Wie aber zu beobachten ist, wird der Zaun oft an den auf dem Wallkörper stehenden Bäumen angebracht.

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Gerade Wallhecken haben im Vergleich zu anderen Hecken einen besonders hohen Wert für den Naturhaushalt, da sie verschiedene Lebensansprüche befriedigen: an sonnenseitigen Wallhängen können wärmeliebende, an Schattenhängen Kühle und Feuchtigkeit bevorzugende Tiere leben und auf dem Wallrücken herrschen ausgeglichene Temperatur– und Feuchtigkeitsverhältnisse vor.

c) Alleen und Baumreihen: Alleen und Baumreihen fungieren ebenfalls als Vernetzungslinien für Tiere, bieten aber aufgrund der geringeren Strukturvielfalt weniger Lebensraummöglichkeiten als eine freiwachsende, ausreichend breite Hecke. Besonders Alleen erfüllen neben der `ökologischen Funktion` eine wichtige Aufgabe für das Landschafts- und Ortsbild. Sie gliedern offene Landschaftsräume und machen Straßenräume erlebnisreicher. Im Plangebiet wird das Landschafts- und Ortsbild positiv durch Straßenbäume geprägt. In alten Siedlungen (Birkenweg, Buchenstraße etc.) wurden teilweise Straßenbäume gepflanzt, die über kein ausreichendes Baumbeet verfügen. Die Marktstraße und der Marktplatz werden heute von Sumpfeichen geprägt, die nach etwa 20 Jahren eine starke Entwicklung eingenommen haben und über gut entwickelte Baumkronen verfügen. Hainbuchen als Straßenbäume finden sich im Siedlungsgebiet `Markuslust`.

Eichenbaumallee an der Marktstraße

d) Geschnittene Hecken und Sträucher: Geschnittene Hecken sind im Emsland ortsbildprägende Elemente der Dörfer. Sie besitzen zahlreiche Funktionen für Tierarten, besonders für Vögel, die hier Nist–, Versteck– und Nahrungsmöglichkeiten finden. Als Grundstückseinfriedung für hofnahe, intensiv genutzte Flächen wie Gemüsegärten, Weiden u.ä. bildet diese Einfriedungsform einen dorfgestalterisch wertvollen und für den Naturhaushalt hochwertigen Lebensraum. Ortstypische Heckenpflanzen sind im Plangebiet Hainbuche (Carpinus betulus), Weißdorn (Crataegus monogyna), Rotbuche (Fagus sylvatica), Liguster (Ligustrum vulgare), Eibe (Taxus baccata), Feldahorn (Aver campestre) und Buchsbaum (Buxus sempervirens).

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Der Anteil ortstypischer Heckenpflanzen ist in Werlte groß. Die Hecken tragen wesentlich zur Durchgrünung der Siedlungsgebiete bei und prägen häufig auch Straßenräume. Ein besonders ortsbildprägendes Beispiel findet sich entlang der Straße `Meyerhof, an der engen Fahrbahn sind neben dem alten Friedhof viele Privatgrundstücke mit geschnitten Hecken aus dorftypischen Pflanzen einheitlich eingefasst. Zunehmend sind viele Grundstücke von nicht heimischen, teilweise exotischen Gehölzen (u.a. Thuja, Scheinzypresse), kleinen Mauern oder Zäunen aus Kunststoff oder aus Metall umgeben. Diese sind in der Regel nicht dorftypisch und stellen für die Zielsetzung des Tierund Artenschutzes nur wenig bzw. keinen Wert dar. Darüber hinaus wirken die Einfriedungen aus dorfuntypischen Gehölzen monoton und eintönig. Das Dorfbild wird durch diese fast künstlich wirkenden immergrünen `Mauern` negativ beeinflusst. Zudem sind die eingefassten Gärten für den Betrachter von außen nicht mehr erlebbar. Mit Laubgehölzhecken ist im Sommer ein ausreichender Sichtschutz gewährleistet und in den unbelaubten Wintermonaten wird der Garten weniger als Aufenthaltsort genutzt. Ziel der Dorfökologie ist es geschnittene Hecken aus dorftypischen Gehölzen zu verwenden, wie Liguster, Weißdorn, Hainbuche, Buche, Eibe, Feldahorn oder Buchsbaum. Im Dorferneuerungsgebiet finden sich viele positive Beispiele für dorftypische Hecken, sowohl in den alten Siedlungsgebieten als auch in den Neubausiedlungen. Während in den älteren Siedlungsgebieten noch ein Mix aus alten Liguster-, Weißdorn-, Buchen- und Eibenhecken vorhanden ist, werden in den Neubausiedlungen bevorzugt Hainbuche und im Vorgarten Buchsbaum eingesetzt. Die Einfassung mit Buchsbaum erfreut sich in den letzten Jahren einer immer größeren Beliebtheit.

Hainbuchenhecke an der Kellerstraße

Scheinzypressenhecke an der Heilsberger Str.

Als Sträucher für die Anlage einer geschnittenen oder freiwachsenden bunten Hecke können viele Ziersträucher verwendet werden. Hier ist aber ein Schwerpunkt auf die Auswahl dorftypischer und potenziell natürlicher Straucharten zu legen, die neben ihren v.g. Eigenschaften auch Nutzen für den Menschen bringen (Früchte) und für viele Tiere Nahrungs– und Lebensraummöglichkeiten bieten. Eine Liste der zu verwendenden Gehölzarten ist im Anhang beigefügt.

e)

Fließgewässer:

An der südöstlichen Plangebietsgrenze verläuft die Mittelradde. Die Mittelradde, die in der Bockholter Dose entspringt, verläuft zumeist in südwestlicher Richtung und mündet bei Lahre in die Hase. Die Niederung der Mittelradde ist ein Grünlandgebiet auf Niedermoor, welches auf Grund zahlreicher vielerorts selten gewordener Vögel großflächig als EUJuni 2013

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Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist. Das südöstliche Plangebiet wird von einer Vielzahl von Gräben durchzogen, die alle in die Mittelradde entwässern.

Mittelradde Das südwestliche Plangebiet entwässert in den Wehmer Graben. Der Wehmer Graben, aus dem Gewerbegebiet kommend, verläuft im Weiteren an der südwestlichen Plangebietsgrenze, weiter in südwestlicher Richtung und mündet nördlich von Ostenwalde in die Nordradde. Die Gräben nördlich der Harrenstätter Straße, die das nordwestliche Dorferneuerungsgebietes entwässern, stehen mit der Loruper Beeke in Verbindung, die außerhalb des Plangebietes liegt und in nördlicher Richtung abfließt. Laut Kartenserver des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz wird der ökologische Zustand des Wehmer Grabens als erheblich verändert und das ökologische Potential als schlecht bewertet. Ebenfalls wird der ökologische Zustand der Mittelradde als erheblich verändert und das ökologische Potential des Fließgewässers als unbefriedigend beurteilt. Die Gräben im Plangebiet, die der Flächenentwässerung dienen, wurden planmäßig angelegt oder begradigt und mit einem Regelprofil (Ztrapezprofil) ausgebaut. Sie werden regelmäßig unterhalten, wobei im Wechsel eine einseitige Böschungsmahd erfolgt. Dies gewährleistet der Tierwelt einen verbleibenden Schutz im Bereich der ungemähten Böschungen und wird der Bedeutung der Gräben als Leitlinie für Wanderbewegungen gerecht. Allgemein sind Fließgewässer besonders gefährdet und beeinträchtigt durch Abwassereinleitungen sowie Eintrag von organischen und anorganischen, festen und gelösten Stoffen von landwirtschaftlich genutzten oder Abbauflächen, Begradigung, Ausbau (z.B. Regelprofil, Steinschüttungen, Sohlschwellen), intensive Gewässerunterhaltung (z.B. Grundräumung und Beseitigung der Vegetation), Stauwehre, standortfremde Aufforstungen im Uferbereich (Nadelhölzer) und übermäßigen Fischbesatz (insbesondere mit ursprünglich nicht heimischen Arten und Rassen).

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3.4

Verkehr

3.4.1

Verkehrsnetz

Im Plangebiet bilden die nachfolgenden Straßen das übergeordnete Verkehrsnetz. Die Landesstraße 30 (Loruper Straße) führt aus Richtung Norden in die Ortsmitte von Werlte. Innerhalb der Landesstraße 30 ist im Kreuzungsbereich mit der Harrenstätter Straße und der Kolpingstraße ein Kreisverkehrsplatz vorhanden. In der Ortsmitte mündet die Landesstraße auf die Hauptstraße, die in Richtung Westen zum Gewerbegebiet und weiter nach Sögel und in Richtung Osten in den Ortskern führt. Die Landesstraße 30 ist zweispurig mit einer Fahrbahnbreite von ca. 7,5 m ausgebaut und hat einen begleitenden Fuß- und Radweg an der Ostseite, der auf Höhe des Kreisverkehrsplatzes in einen Gehweg in Richtung Ortslage übergeht. Innerhalb der Ortslage ist zusätzlich ein Fußweg an der Westseite der Straße vorhanden.

Landesstraße 30 in der Ortslage Werlte Aus Richtung Nordwesten führt die Landesstraße 62 (Harrenstätter Straße) nach Werlte. Sie kommt aus Richtung Börger und mündet in der Ortslage auf die Landesstraße 30 (Kreisverkehrsplatz). An der Südseite der zweispurig ausgebauten Straße verläuft ein kombinierter Fuß- und Radweg und in der Ortslage ist an der Nordseite ein Fußweg vorhanden.

Landesstraße 62 (Harrenstätter Straße)

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Von Richtung Süden kommend, führt die Landesstraße 55 nach Werlte. Die Landesstraße 55 heißt bis zum Kreuzungsbereich mit der Kellerstraße und der Molkereistraße Wehmer Straße und im Ortskern Poststraße. Sie mündet im Ortskern auf die Hauptstraße. Die Wehmer Straße wird an der Ostseite von einen Fuß- und Radweg und an der Westseite von einem Fußweg begleitet, der auch außerhalb der Ortslage bis zum neuen Friedhof und weiter bis nach Wehm verläuft. Innerhalb der Ortslage sind beidseitig Fußwege vorhanden. Die Landesstraße ist im Bereich der Wehmer Straße und der Poststraße zweispurig, mit einer Breite von ca. 7,5 m ausgebaut.

L 55 im Übergangsbereich Wehmer Straße - Poststraße Die K 137 stellt die Ost-Westverbindung über dem Hümmling dar. Die ehemalige Landesstraße verläuft von der Bundesstraße 213 in Lastrup, über Lindern weiter nach Sögel und dann zur Autobahn A 31. Im Jahre 2010 wurde die Südumgehung in Werlte fertiggestellt, die heute statt der ehemaligen Ortsdurchfahrt, die Kreisstraße darstellt. Entlang der Oldenburger Straße verläuft an der Südseite ein kombinierter Fuß- und Radweg, der weiter in den Ort geführt wird. Mit der L 55 bildet die Umgehungsstraße einen Kreisverkehrsplatz.

K 137 Oldenburger Straße In Richtung Kreisverkehrsplatz Aus nordöstlicher Richtung von Bockholte führt die Kreisstraße 122 nach Werlte. Durch Werlte verläuft sie nördlich des Ortskerns in Ost-West-Richtung und mündet auf die Loruper Straße (Kreisverkehrsplatz). Der östliche Abschnitt der Kreisstraße wird Kirchstraße bezeichnet, der nördlich des Ortskerns verlaufende Straßenabschnitt trägt den Namen KolpingBüro für Landschaftsplanung, Werlte

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straße. An der Kolpingstraße liegt das Schulzentrum von Werlte. Auf Höhe des Schulzentrums steht eine Fußgängerampel an der Kreisstraße. An der zweispurig ausgebauten Kreisstraße sind im Bereich der Kirchstraße beidseitig Fuß- und Radwege und im Bereich der Kolpingstraße ist an der Nordseite ein Fuß- und Radweg und an der Südseite ein Fußweg vorhanden.

K 122 im Bereich Kolpingstraße

K 122 im Bereich Kirchstraße

Das Verkehrsaufkommen der innerörtlichen Straßen ist in dem Verkehrsentwicklungsplan Werlte, der von der Ingenieurplanung Wallenhorst im Jahre 2000 erstellt worden ist, ermittelt worden. Die nachfolgende Abbildung gibt den ermittelten Kfz-Verkehr im Jahre 1999 wieder.

Abb: Analyse Kfz/Tag aus dem Jahre 1999 gemäß VEP Werlte 2000 Juni 2013

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Im Jahre 2000 wurde eine Prognose für das Jahr 2015 im Verkehrsentwicklungsplan Werlte erstellt. Gegenüber dem Jahr 1999 hätte sich bei gleich bleibender Verkehrssituation der Verkehr auf der Hauptstraße um 1.700 bis 2.600 Kfz/Tag je Streckenabschnitt erhöht. Demnach würden bis zu 13.400 motorisierte Fahrzeuge die Hauptstraße in der Ortsmitte befahren.

Abb: Hochrechnung Kfz/Tag für das Jahr 2015 ohne Ortskernentlastungsstraße gemäß VEP Werlte 2000 Aktuelle Zahlen zum jetzigen Verkehrsaufkommen in der Ortslage von Werlte nach Umsetzung der südlichen Umgehungsstraße liegen nicht vor. Um die Entwicklung des Fahrzeugverkehrs entsprechend dem heutigen Stand am nächsten zu kommen, wird auf die Prognose entsprechend Planfall 1a, d.h. nach Realisierung der südlichen Umgehungsstraße hingewiesen. Diese Prognose beinhaltet eine Hochrechnung für das Jahr 2015 und gibt eine Situation nach Umsetzung der Ortskernentlastungsstraße und ohne flankierende Maßnahmen innerhalb der Ortslage wieder.

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Abb: Hochrechnung Kfz/Tag für das Jahr 2015 mit Ortskernentlastungsstraße gemäß VEP Werlte 2000 Im Bereich der Ortsmitte zwischen der Einmündung der Kirchstraße und der Loruper Straße war 1999 eine Verkehrsbelastung von ca. 10.000 bis 11.000 Fahrzeugen/Tag auf der Hauptstraße vorhanden. Ohne Ortskernentlastungsstraße wurden für das Jahr 2015 ca. 12.000 bis 13.400 Fahrzeuge/Tag prognostiziert. Auf der Poststraße wurde für den gleichen Zeitraum ein Anstieg der Verkehrsbelastung von ca. 6.500 auf ca. 8.000 Fahrzeuge/Tag erwartet. Es ist davon auszugehen, dass heute nach Realisierung der südlichen Entlastungsstraße auf der Hauptstraße noch ein Verkehrsaufkommen von bis zu 10 Tsd. Fahrzeugen vorhanden ist. Neben den vorgenannten klassifizierten Straßen übernimmt auch die Rastdorfer Straße (Gemeindestraßen) eine ortsverbindende bzw. überörtliche Funktion. Von der K 122 (Kirchstraße) führt die Rastdorfer Straße über Rastdorf zur Bundesstraße 401 (DörpenOldenburg). Diese Straße wird häufig als direkte Verbindung zwischen den beiden Gemeinden Rastdorf und Werlte und von Verkehrsteilnehmern, die in Richtung Oldenburg fahren, genutzt. Innerhalb der Ortslage sind an der Ortsverbindungsstraße beidseitig Fuß- und Radwege vorhanden.

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Rastdorfer Straße Im Nachfolgenden wird die ehemalige Ortsdurchfahrt beschrieben, die von Westen nach Osten als vorfahrtsberechtigte Straße durch das Plangebiet verläuft und durch die südliche Umgehungsstraße entlastet wurde. Nach dem Bau der Ortskernentlastungsstraße übernimmt sie vorwiegend die Funktion einer innerörtlichen Haupterschließungsstraße. Von der Ortsmitte (Hauptstraße) führt die Sögeler Straße in Richtung Westen zur K 137 nach Sögel. Die Sögeler Straße ist zweispurig ausgebaut und weist an der Südseite einen begleitenden Fuß- und Radweg auf. Über die Sögeler Straße wird ein Grossteil des Gewerbegebietes erschlossen und an der Straße liegen beidseitig Verbrauchermärkte und Gewerbebetriebe. Der Verkehr aus Richtung Loruper Straße nutzt die Sögeler Straße in Richtung Ortsumgehungsstraße und als Anbindung zum Gewerbegebiet. Von der Ortsmitte (Hauptstraße) führt in östlicher Richtung die Oldenburger Straße zur K 137 in Richtung Lindern. Die Oldenburger Straße ist zweispurig ausgebaut und wird an der Südseite von einen Fuß- und Radweg begleitet. In der Ortslage sind beidseitig Gehwege vorhanden. Die Oldenburger Straße geht mit einer Linkskurve in die Hauptstraße über. Entlang der Straße ist Mischbebauung vorhanden.

Sögeler Straße

Hauptstraße

Die Hauptstraße verläuft in einer Länge von ca. 1 km geradlinig durch die Ortslage. Die Straße ist entsprechend ihrer ehemaligen Funktion als übergeordnete Verbindungsstraße zweispurig in einer Breite von ca. 7,5 m ausgebaut. An der Geschäftsstraße sind beidseitig abschnittsweise Parkbuchten vorhanden. Die Straße weist keinen Radweg auf. Die Flächen zwischen Straßenraum und den angrenzenden Geschäften sind i. d. R. befestigt und werden als Gehwege genutzt. Auf die Hauptstraße münden fast alle wichtigen Verbindungsstraßen von Werlte. Der Straßenabschnitt zwischen der Sögeler und der Loruper Straße ist für den Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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Verkehr aus und in Richtung Loruper Straße weiterhin als übergeordnete Landesstraße ausgewiesen.

Hauptstraße in der Ortslage mit Einmündung der Poststraße

Einmündung Loruper Straße auf die Hauptstraße

An weiteren verkehrswichtigen innerörtlichen Straßen sind im südlichen Plangebiet die Molkereistraße / Brinkstraße und die Kellerstraße zu nennen. Die Molkereistraße / Brinkstraße verläuft von der Wehmer Straße durch das südöstliche Plangebiet zur Oldenburger Straße. Die Kellerstraße führt von der Wehmer Straße durch das südwestliche Plangebiet zur Sögeler Straße. Zusammen bilden sie eine südliche Parallelstrecke zur Hauptstraße, mit einer etwas längeren Streckenführung. An der Nordseite der Molkereistraße / Brinkstraße ist ein Fuß- und Radweg und an der Südseite ein Fußweg vorhanden. Die Kellerstraße wird beidseitig von Fußwegen begleitet.

Kellerstraße

Molkereistraße

In der Ortsmitte ist als innerörtliche Verbindungsstraße die Kirchstraße vorhanden, die eine Verbindung von der K 122 (Kirchstraße) zur Hauptstraße herstellt. Die Kirchstraße ist in einer Breite von 7,5 m ausgebaut und wird an beiden Seiten von Fuß- und Radwegen begleitet. Innerhalb des östlichen Plangebietes übernimmt die Straße `Osterend` eine Verbindungsfunktion zwischen der K 122 (Kirchstraße) und der Hauptstraße/Oldenburger Straße.

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Kirchstraße in der Ortsmitte

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Straße `Osterend`

Für das westliche Plangebiet übernehmen die Straßen `Hinter dem Teich` und die Unfried- / Mecklenburger Straße die Funktion von verkehrswichtigen innerörtlichen Straßen. Beide Straßen stellen eine Verbindung zwischen der Harrenstätter Straße und der Sögeler Straße dar. An beiden Straßen sind kombinierte Fuß- und Radwege vorhanden. Für das westliche Plangebiet ist zudem die Bahnhofstraße zu nennen, die von der Ortsmitte zum Gewerbegebiet führt. Auch sie weist einen kombinierten Fuß- und Radweg auf.

Straße `Hinter dem Teich`

Unfriedstraße

Die Hauptstraße von der Loruper bis zur Oldenburger Straße sowie die Post- und Wehmer Straße wurde nach dem Bau der Umgehungsstraße für den Lkw-Durchgangsverkehr gesperrt. Der überörtliche Verkehr wird mit Hilfe der Beschilderung über die Sögeler Straße in die Ortslage geführt und anschließend zur L 30, L 62 und K 146 geführt. Die Hauptstraße nimmt eine untergeordnete Bedeutung für den Durchgangsverkehr ein und soll entsprechend umgestaltet werden. Der Verkehr aus Richtung Loruper Straße sollte daher als vorfahrtsberechtigter Verkehr in Richtung Sögel geführt werden, damit ein besserer Verkehrsfluss erzielt wird. Insgesamt ist die Situation für die schwächeren Verkehrsteilnehmer in der Ortsmitte zu verbessern, da das Ortszentrum selbst keine Radwege aufweist. Auch sollten an den wichtigsten Verbindungswegen kombinierte Fuß- und Radwege neu angelegt und die vorhandenen entsprechend ihres Bedarfes saniert werden.

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3.4.2

Ruhender Verkehr

Als wichtige öffentliche Parkplätze in der Ortslage von Werlte sind folgende Standorte zu nennen: • • • • • • • • • • •

Marktplatz Parkplatz nördlich des Rathauses (westlich und östlich der Marktstraße) Parkplatz an der Kolpingstraße im Umfeld des Schulzentrums Multifunktionsplatz Parkplatz am Hallenbad Parkplatz westlich der Loruper Straße (vor der Altenwohngemeinschaft) Parkplatz am Meyerhof Parkplatz an der ev. Kirche Parkplatz am ev. Kindergarten Parkplatz auf dem Sport- und Schützenplatz Parkplatz an der Straße Meyerhof

Zudem sind im Bereich des Ortszentrums größere Parkplätze an den Einzelhandelsbetrieben vorhanden. Die Hauptstraße, die Poststraße und die Loruper Straße werden abschnittsweise von Parkbuchten begleitet. Die Parkplätze in der Ortslage werden in erster Linie von Gästen, Kunden und Besuchern der angrenzenden Einrichtungen in der Ortsmitte besucht. Die Besucher der kath. Kirche nutzen die Stellplätze an der Haupt- und Poststraße sowie den Parkplatz hinter dem Sixtushaus auf dem Meyerhof und den Marktplatz. Bei Großveranstaltungen in der Ortslage, die vorwiegend am Wochenende und abends stattfinden, werden die Parkplätze an den größeren Einkaufszentren mitgenutzt, so dass in der Ortmitte ausreichend Stellplätze zur Verfügung stehen. Sehr gut angenommen werden die Parkbuchten an der Haupt-, Post- und Loruper Straße. Stellplatzprobleme gibt es lediglich im Außenbereich, am neuen Friedhof. Wenn größere Beerdigungen stattfinden, wird häufig an der Wehmer Straße (L 55) geparkt. Der Parkplatz vor der Altenwohngemeinschaft an der Loruper Straße wird vom Straßenraum kaum als solcher wahrgenommen. Die Parkflächen auf dem Sport- und Schützenplatz wurden abschnittsweise erweitert. Eine Einteilung fehlt allerdings, so dass häufig ungeregelt geparkt wird. Die Stellplätze in der Ortslage sind vorwiegend mit grauen Betonsteinen befestigt. Ausnahmen bilden der Marktplatz der mit Natursteinen, Klinker und einem Bitumenbelag befestigt ist und der Multifunktionsplatz an der Mühle, der mit Betongestaltungssteinen angelegt ist.

Marktplatz mit Rathaus

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3.4.3

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Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Zuständig für den ÖPNV in Werlte ist die Emsländische Eisenbahn. Die Linienbusse werden vorwiegend von Schülern, die die Oberschule und das Gymnasium in Werlte oder weiterführende Schulen, wie das Gymnasium in Sögel oder die Berufsfachschulen in Papenburg und Meppen besuchen, genutzt. Die zentrale Bushaltestelle von Werlte, der Busbahnhof liegt westlich des Schulzentrums an der Kolpingstraße. Weitere Bushaltestellen sind am Alten Bahnhof, am Marktplatz, an der Oldenburger Straße auf Höhe der Einmündung `Osterend` und an der Bockholter Straße vorhanden. Die Haltestellen werden von den Buslinie 610 (Ziel Papenburg), 931 (Ziel Lathen), 930 (Ziel Meppen) und 944 (Ziel Haselünne) angefahren. Die Taktfrequenz der Buslinien wird im Wesentlichen durch den Schulbetrieb bestimmt. Außerhalb der Schulzeiten und am Wochenende sowie abends ist nur ein eingeschränkter Personennahverkehr vorhanden.

Busbahnhof am Schulzentrum

Bushaltestelle am alten Bahnhof

Im Bereich der zentralen Bushaltestelle am Schulzentrum sind zwei moderne Glaswartehäuschen vorhanden, an den anderen Bushaltestellen stehen ebenfalls Buswartehäuschen aus Glas oder aus Waschbeton (Oldenburger Straße). Bedarf für zusätzliche Bushaltestellen ist nicht vorhanden. Die Ausstattung der bestehenden Bushaltestellen, insbesondere des Busbahnhofes, sollte verbessert werden. In der folgenden Karte `Verkehrsnetz` sind die vorhandenen Parkplätze, die Bushaltestellen und die wichtigsten Verkehrsflächen dargestellt.

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3.4.4

99

Landwirtschaftliches Wegenetz

Neben dem klassifizierten Straßennetz und den vorgenannten Ortsverbindungsstraßen ist das sonstige Wege- und Straßennetz mit Ausnahme der Wohnstraßen für den landwirtschaftlichen Verkehr von größter Bedeutung. Die Gemeindewege und –straßen sind in der folgenden Karte entsprechend ihrem Ausbauzustand dargestellt. Im Zusammenhang mit der Flurbereinigung Werlte-Süd wurden in den Jahren 2010 und 2011 im Plangebiet der Flurbereinigung ein Großteil der sanierungsbedürftigen Wege erneuert. Im Rahmen des ländlichen Wegebaus wurden zudem folgende Wege saniert, die teilweise mit Unterstützung der LGLN, RD Meppen oder mit einer Co-Finanzierung aus Jagdgeld ausgebaut wurden: - 1995 - 2001 - 2001/2002 - 2003 - 2007 - 2009 - 2013

Ausbau „Verlängerung Hümmlinger Weg, Wiesenweg und Weg entlang Flatken Stall“ (Jagdgeld) Sanierung der Straße „Verlängerung Auf dem Hehm“ (LGLN) Ausbau von 3 Wegeteilstücken im Moor (Jagdgeld) Ausbau Raddeweg entlang der Kläranlage (LGLN) Ausbau Verbindungsweg Steinfehn – Wiesenweg (Jagdgeld) Ausbau Verbindungsweg Oldenkamp – Nortmann´s Stall (Jagdgeld) Ausbau Wirtschaftsweg „Stall Krone“ und „Stall Köbbe“ (Jagdgeld) Ausbau Verbindungsweg „Sternbusch“ (Jagdgeld)

Die sanierten Straßen- bzw. Wegeabschnitte sind in der nachfolgenden Karte dargestellt. Die Nichtbeachtung der Grenzen der landwirtschaftlichen Wegegrundstücke durch die Landwirte und die damit folgende Beseitigung der Säume ist ein grundlegendes Problem. Insbesondere an Wegen, an denen keine Gehölzstreifen verlaufen, werden die Wegeseitenräume mit in die Bearbeitung der angrenzenden landw. Nutzflächen einbezogen und gehen somit für den Naturhaushalt verloren. Im Rahmen einer AK-Sitzung mit dem Thema Dorfökologie wurden die Wegegrundstücke mit den tatsächlichen Nutzungsgrenzen überprüft, mit dem Ergebnis, dass durchaus einige Abweichungen zwischen Flurstücksgrenzen und der tatsächlichen Nutzung bestehen. Auf die Erhaltung und Entwicklung der Säume bei extensiver Nutzung, die Einhaltung der Grenzlinien und die Bewahrung der Saumstrukturen vor einem Eintrag von Pestiziden und Dünger wird die Gemeinde Werlte besonders achten und die Bearbeiter der Flurstücke zukünftig darauf hinweisen. Als Lebensstätte erfüllen die naturbelassenen Wegeseitenräume vielfältige Funktionen für Pflanzen und Tiere. Kräuter des Grünlandes finden hier Überlebenschancen. Die Vegetation eines Saumes ähnelt in seiner Zusammensetzung oft der einer zweischürigen Wiese; einer Nutzung, die heute in der Landschaft kaum noch zu finden ist. Zudem sind die Ackerrandstreifen Leitlinien für eine Biotopvernetzung.

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3.4.5

101

Freizeitwege und -routen

Durch das Dorferneuerungsgebiet führen eine Vielzahl an ausgewiesenen Freizeitwegen und -routen, die in der nachfolgenden Karte dargestellt sind. Der Geestradweg führt von Meppen durch das Emsland, das Oldenburger Münsterland, die Wildeshauser Geest nach Bremen. Die Länge der Route beträgt 177 km. Im Plangebiet verläuft der Radweg über den `Alten Harrenstätter Weg` durch die Ortsmitte und weiter über die Straße `Auf dem Hehm` entlang der Herrentannen zur Rastdorfer Straße. Die `Straße der Megalithkultur` eine 330 km lange Ferienstraße führt zu archäologischen Stationen durch Nordwestdeutschland. Im Bereich des Plangebietes führt sie zu dem Großsteingrab `De Hoogen Steener `, das im Norden Werltes zwischen der Loruper Straße und der Rastdorfer Straße liegt. Etwas außerhalb des Plangebietes kann ebenfalls über die Loruper Straße das Großsteingrab `Polderhünensteine` erreicht werden. Die Hümmling-Hauptroute führt Fahrradfahrer durch die Region Hümmling. Mit einer Streckenlänge von 168 km verläuft sie durch den gesamten Hümmling. Innerhalb des Plangebietes führt sie von Spahnharrenstätte kommend über den `Alten Harrenstätter Weg` zur Ortsmitte und über die Straße `Auf dem Hehm` weiter in Richtung Vrees. Die Hümmlinger Nebenenroute führt mit einer Länge von 56 km durch den nördlichen Teil des Hümmling. Sie kommt aus Richtung Wehm, verläuft durch die Ortslage von Werlte und von hier weiter wie die Hauptroute in Richtung Vrees. Der Hümmlinger Pilgerweg ist in den letzten Jahren neu angelegt worden. Es handelt sich um einen Wanderrundweg von 91 km Länge durch die abwechslungsreiche Natur des Hümmlings, der auch zu spirituellen Orten entlang des Weges führt. Der Weg kann in Etappen bewandert werden, von Werlte führt eine Etappe in Richtung Sögel und eine andere in Richtung Lorup. Die Ausschilderung des Weges erfolgt mit Findlingen. Innerhalb des Plangebietes führt er zur Kreutzmanns Mühle, zur kath. und ev. Kirche, zum Bibelgarten und zu den `Hoogen Steener´. Des Weiteren verlaufen durch das Plangebiet eine Vielzahl von nicht ausgeschilderten Radrouten in allen Richtungen. Im Außenbereich von Werlte sind einige landwirtschaftliche Wege als Reitwege ausgewiesen.

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3.5

103

Landwirtschaftliche Struktur

Die Förderung der Dorferneuerung nach den Dorferneuerungsrichtlinien ist vorrangig auf die umfassende Verbesserung der Agrarstruktur, vor allem der Produktions– und Arbeitsbedingungen der Land– und Forstwirtschaft sowie der Lebensverhältnisse der bäuerlichen Familien gerichtet. Ein Großteil der privaten Maßnahmen wird sich daher im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Betrieben oder ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden sowie in deren Umfeld bewegen. Um die Entwicklung in der Landwirtschaft innerhalb des Plangebietes darzustellen, wurden Daten aus der Gemeindestatistik Niedersachsen 1960/61, aus der Landwirtschaftszählung 2010 des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik und aus einer kombinierten Betriebs/Schlüsselpersonenbefragung 2011 der Werlter Betriebe tabellarisch zusammengefasst und ausgewertet.

3.5.1

Betriebsstruktur

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist in den letzten Jahrzehnten in Werlte, wie in ganz Niedersachsen bzw. Deutschland, stark rückläufig. Gleichzeitig hat sich die Größenstruktur und der Nutzviehbesatz stark in Richtung Vergrößerung der einzelnen Betriebe verändert. Zudem hat eine Spezialisierung auf bestimmte Produktionszweige stattgefunden. Im Jahre 2011 wurde für das Plangebiet eine Betriebsbefragung durchgeführt. Demnach waren im Dorferneuerungsgebiet 22 wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe vorhanden. Diese unterteilen sich in 14 Haupt- und 8 Nebenerwerbsbetriebe. Von den Betrieben wird insgesamt eine Fläche von ca. 725 ha bewirtschaftet. In der Gemarkung Werlte ist ein großer Anteil der Flächen an Betriebe außerhalb Werltes verpachtet. Drei der 22 landwirtschaftlichen Betriebe führen keine Flächenbewirtschaftung durch. Im Jahre 1961 waren in Werlte 261 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) von 1.569 ha vorhanden. Tab.: Landwirtschaftliche Betriebsgrößenstruktur: Ortsteil Werlte 1961 bis 5 ha 5 - 10 ha 10 - 20 ha 20 - 50 ha über 50 ha Betriebe insg.

152 55 41 13 0 261

58,2 % 21,1 % 15,7 % 5,0 % 0% 100 %

Ortsteil Werlte 2011 3 3 3 7 6 22

13,6 % 13,6 % 13,6 % 31,9 % 27,3 % 100 %

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich in den letzten 50 Jahren auf weniger als ein Zehntel reduziert, gleichzeitig hat sich die durchschnittliche Betriebsgröße von 1961 mit etwa 6 ha auf ca. 33 ha im Jahr 2011 mehr als verfünffacht. Wie die Schlüsselpersonenbefragung ergeben hat, ist mittelfristig zu erwarten, dass weitere Betriebe ihre landwirtschaftliche Tätigkeit einstellen werden. Damit wird die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter abnehmen. Die folgende Tabelle zeigt die Betriebsgrößenstruktur 2010 im Dorferneuerungsgebiet im Vergleich mit dem Werlter Gemeindegebiet, dem Landkreis Emsland und dem Land Niedersachsen. Büro für Landschaftsplanung, Werlte

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Tab.: Landwirtschaftliche Betriebsgrößenstruktur

bis 5 ha 5 - 10 ha 10 - 20 ha 20 - 50 ha über 50 ha Betriebe insg.

Ortsteil Werlte 2011

Gem. Werlte 2010

3 3 3 7 6 22

4 10 15 25 30 84

13,6 % 13,6 % 13,6 % 31,9 % 27,3 % 100 %

4,8 % 11,9 % 17,8 % 29,8 % 35,7 % 100 %

Emsland 2010 146 357 538 909 1.323 3.273

Niedersachsen 2010

4,5 % 10,9 % 16,4 % 27,8 % 40,4 % 100 %

2.300 4.926 6.105 9.524 18.875 41.730

5,5 % 11,8 % 14,6 % 22,8 % 45,3 % 100 %

Aus der vorstehenden Tabelle ist zu ersehen, dass der Strukturwandel in Bezug auf die Betriebsgrößen in Werlte nicht weit fortgeschritten ist. Insbesondere kleine Betriebe unter 20 ha sind in Werlte 2011 noch in einem Umfang von über 40 % vorhanden. Dagegen beträgt der Anteil dieser Betriebe in Landkreis Emsland und in Niedersachsen 2010 etwa 32 %. Der Anteil der Betriebe über 50 ha liegt 2011 in Werlte (27,3 %) erheblich unter dem Anteil dieser Betriebe 2010 im Gemeindegebiet (35,7 %), dem Landkreis Emsland (40,4 %) und dem Land Niedersachsen (45,3 %).

3.5.2

Flächennutzung und Viehhaltung

In der folgenden Tabelle sind die Hauptnutzungs- und Kulturarten im Jahre 2010 im DEGebiet Werlte im Vergleich mit dem Landkreis Emsland und dem Land Niedersachsen dargestellt. Tab.: Hauptnutzungsarten Ortsteil Werlte 2011 Landwirtschaftliche Nutzfläche davon

Dauergrünland davon

Ackerland

1.384 ha

LK Emsland 2010 160.775 ha

Niedersachsen 2010 2.577.017 ha

422 ha

30,5 %

15.064 ha

9,4 %

693.042 ha

26,9 %

962 ha

69,5 %

145.547 ha

90,5 %

1.863.849 ha

72,3 %

Im Vergleich mit dem Landkreis Emsland ist der Grünlandanteil in Werlte sehr hoch. Werlte weist anteilsmäßig dreimal so viel Grünland auf als im Vergleich zum Landkreis Emsland. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass der Niederungsbereich der Mittelradde als offenes Grünlandgebiet für die selten gewordenen Wiesenvögel unter Naturschutz steht. Neben dem Niederungsbereich sind weitere grundwassernahe Gley- und Niedermoorböden vorhanden, die als faktische Grünlandflächen anzusprechen sind. Tab.: Anbauflächen Gem. Werlte 2010 Roggen Weizen Gerste Körnermais Silomais

310 ha 424 ha 414 ha 427 ha 888 ha

Acker gesamt 2.903 ha Juni 2013

10,7 % 14,6 % 14,3 % 14,7 % 30,6 % 100 %

LK Emsland 2010 7.592 ha 13.133 ha 11.932 ha 27.072 ha 40.603 ha 145.547 ha

5,2 % 9,0 % 8,2 % 18,6 % 27,9 % 100 %

Niedersachsen 2010 120.579 ha 434.442 ha 197.006 ha 98.246 ha 434.026 ha

6,5 % 23,3 % 10,6 % 5,3 % 23,3 %

1.863.849 ha

100 %

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105

Die vorstehende Tabelle zeigt die wichtigsten Anbauflächen der Gemeinde Werlte, die in der Agrarstrukturerhebung erfasst sind, im Vergleich mit dem Landkreis Emsland und dem Land Niedersachsen. Der aktuell viel diskutierte Maisanbau in der Region nimmt 2010 im Gemeindegebiet Werlte einen Anteil der Ackerfläche von 45,3 % ein. Beim Landkreis Emsland liegt der Anteil bei 46,5 % und im Land Niedersachsen bei 28,6 %. Der höhere Maisanteil im Gemeindegebiet sowie im Landkreis Emsland ist auf eine höhere Viehdichte als auch auf mehr Biogasanlagen in der Region zurückzuführen. Abweichungen ergeben sich beim Getreideanbau zum Landkreis Emsland und dem Land Niedersachsen. Der Roggen- und Gersteanbau hat in Werlte einen höheren Anteil an der Ackernutzung als im Landkreis Emsland und dem Land Niedersachsen. Der Anbau von Roggen und Gersten dürfte auf die relativ `mageren` Bodenverhältnisse in Werlte zurückzuführen sein, die z.B. dem Weizenanbau eine untergeordnete Rolle zuweisen. Rindviehhaltung: Von den 22 Betrieben in Werlte im Jahre 2011 halten 13 Betriebe Rinder, was einem Prozentsatz von 59,1 % der Betriebe entspricht. Demgegenüber halten im Landkreis Emsland von den 3.273 Betrieben nur 1.559 Rinder. Dies entspricht einem Prozentsatz von 47,6 %. Tab.: Landwirtschaftliche Betriebe mit Rindviehhaltung Ortsteil Werlte 2011 Betriebe mit Rindviehhaltung Tiere insgesamt davon mit Milchviehhaltung davon Milchkühe Tiere / Betrieb Milchkühe / Betrieb

Landkreis Emsland 2010

13 3.490

100 % 100 %

1.559 186.676

100 % 100 %

4 248

30,8 % 7,1 %

782 31.956

50,2 % 17,1 %

268,5 62,0

-

119,7 40,9

Aus der vorstehenden Tabelle ist zu erkennen, dass die Milchviehhaltung in Werlte eine geringere Bedeutung einnimmt als im Landkreis Emsland. Nur 30,8 % der rindviehhaltenden Betriebe in Werlte halten Milchkühe, gegenüber ca. 50 % im Landkreis Emsland. Dagegen liegt die Zahl der gehaltenen Tiere und die Anzahl der gehaltenen Kühe pro Betrieb über den Werten des Landkreises Emsland. Das die Tierzahl je Betrieb in Werlte sehr hoch liegt, hat seine Ursache darin, das auf drei Betrieben insgesamt 2.440 Kälber gemästet werden. Insgesamt nimmt die Rindviehhaltung in Werlte eine erhebliche Bedeutung ein, die aus den vorstehenden Zahlen zu erkennen ist. Schweinehaltung: In Werlte halten 13 der 22 landwirtschaftlichen Betriebe Schweine. Das entspricht einem Prozentsatz von 59,1. Demgegenüber halten 1.591 der insgesamt 3.273 Betriebe im Landkreis Emsland Schweine, was 48,6 % entspricht. Neben den 13 Betrieben mit Schweinehaltung gibt es in Werlte zwei weitere Schweinemastställe, die von externen Betrieben bewirtschaftet werden.

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Dorferneuerungsplan Werlte

Tab.: Landwirtschaftliche Betriebe mit Schweinehaltung

Betriebe mit Schweinehaltung Tiere insgesamt Betriebe mit Mastschweinehaltung davon Mastschweine davon Zuchtsauen

Ortsteil Werlte 2011

Landkreis Emsland 2010

13 6.570 11

100 % 100 % 84,6 %

1.591 1.330.549 1.498

100 % 100 % 94,2 %

5.010 560

76,3 % 8,5 %

751.277 118.322

56,5 % 8,9 %

Aus der Tabelle ist zu ersehen, dass bei den schweinehaltenden Betrieben die Mastschweine- und Sauenhaltung in etwa dem des Landkreises Emsland entspricht. Dieser Sachverhalt lässt sich auch daraus erkennen, dass in Werlte pro sauenhaltenden Betrieb 140,0 Sauen und im Landkreis Emsland 153,9 Zuchtsauen pro Betrieb gehalten werden. Bei der Mastschweinehaltung entspricht die pro Betrieb gehaltene Tierzahl von 455,5 ebenfalls in etwa dem Bestand von 501,5 Tieren pro Betreib im Landkreis Emsland. Die Anzahl der pro Betrieb gehaltenen Sauen bzw. Mastschweine liegt insgesamt leicht unter dem Landkreisdurchschnitt. Geflügelhaltung: Geflügelhaltung wird in Werlte gegenwärtig auf 4 Betrieben durchgeführt. Im Jahre 2011 waren zwei Betriebe mit Legehennenhaltung, ein Betrieb mit Masthähnchenhaltung und einer mit Junggeflügelaufzucht vorhanden. Zusammenfassung: In Werlte sind im Jahre 2011 insgesamt 22 wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe vorhanden, von denen acht im Nebenerwerb und 15 im Haupterwerb betrieben werden. Die Anzahl der Betriebe in Werlte ist in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark rückläufig. Trotzdem ist die Größe der heutigen Betriebe unterhalb der Vergleichswerte in der Gemeinde Werlte, des Landkreises und des Land Niedersachsens. Das die Landwirtschaft in Werlte keine so große Bedeutung an der innerörtlichen Gesamtwirtschaft einnimmt, ist auch daran zu erkennen, das etwa 659 ha der landwirtschaftlichen Nutzfläche extern verpachtet sind. Zudem werden auch vorhandene Stallanlagen im Gebiet von externen Höfen bewirtschaftet. Die Rindviehhaltung und die Milchkuhhaltung hat in Werlte eine durchschnittliche Bedeutung, obwohl noch ein hoher Grünlandanteil vorliegt. Die Anzahl der gehaltenen Milchkühe pro Betrieb und die Anzahl der Tiere pro Betrieb liegt über den Durchschnittswerten des Landkreises Emsland. Hierbei spielt auch die Haltung von Mastkälbern in Werlte eine große Bedeutung. Die Schweinehaltung hat in Werlte eine durchschnittliche Bedeutung. Die Anzahl der pro Betrieb gehaltenen Sauen und der pro Betrieb gehaltenen Mastschweine liegt leicht unter den Bestandswerten pro Betrieb im Landkreis Emsland. Die Geflügelhaltung hat in den vergangenen Jahren zugenommen, da einzelne Betriebe hier investiert und sich darauf spezialisiert haben.

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Bei den Anbauflächen spielen in Werlte insbesondere der Getreide- und der Maisanbau eine, starke Rolle. Der starke Silomaisanbau korrespondiert, wie zu erwarten war, mit der stärkeren Viehhaltung in der Region. Grünlandflächen sind überdurchschnittlich vorhanden. Im Rahmen der Schlüsselpersonenbefragung wurde ermittelt, dass zu erwarten ist, das ca. 10 % der Betriebe ihre Tätigkeit mittelfristig einstellen werden. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe wird in den nächsten Jahren also weiter zurückgehen. Der Bestand der Haupterwerbsbetriebe ist jedoch überwiegend für die nächsten 15 bis 20 Jahre als gesichert anzusehen. Zur Hofnachfolgesituation konnten im Rahmen der Schlüsselpersonenbefragung keine tendenziellen Aussagen getroffen werden, da die Hofnachfolge aufgrund des Alters der Betriebsinhaber in vielen Fällen noch ungeklärt ist bzw. in absehbarer Zeit nicht ansteht.

3.5.3

Räumliche Situation / Immissionen

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Werlte liegen größtenteils am östlichen Rand der Ortslage im Bereich der Straßen `Oldenkamp`, `In der Knüve` und `Auf dem Stroh`, in unmittelbarer Nähe der dort vorhandenen Eschflächen. Daneben befinden sich einzelne Betriebe in der Ortslage, die hier ihre ursprüngliche Hofstelle haben und auch wohnen, aber häufig über einen externen Standort mit Viehhaltung verfügen. Innerorts von Werlte wird keine wesentliche Viehhaltung betrieben. Zusätzlich zu den Betriebsstandorten sind einige externe Stallstandorte vorhanden, die abseits der Ortslage liegen. Immissionskonflikte mit landwirtschaftlichen Betrieben sind am östlichen Ortsrand vorhanden, da die Siedlungsentwicklung hier bis an die Betriebe heran, vorgenommen wurde. Weitergehende Immissionskonflikte über der heutigen Situation sind künftig nicht zu erwarten. Durch Aufgabe kleinerer Betriebe innerorts haben sich bestehende Immissionskonflikte in den letzten Jahren entschärft. Flächen für Aussiedlungen oder Teilaussiedlungen (Stallanlagen) für landwirtschaftliche Betriebe sollten mit ausreichendem Abstand zu vorhandener Wohnbebauung bzw. weit abseits des Siedlungsbereiches der Ortslage von Werlte liegen, damit die zukünftige Siedlungsentwicklung von Werlte nicht gefährdet wird. Für die Erweiterungen der Betriebe werden von der Gemeinde Werlte im Rahmen der Bauleitplanung den heimischen Betrieben Baufenster zugewiesen. Diese Planung erfolgt unter Einbeziehung der landwirtschaftliche Betriebsinhaber. Diese Baufenster liegen in der Regel im Außenbereich außerhalb der städtebaulichen Entwicklungsbereichen und sollen somit künftig den Konflikt Landwirtschaft und Wohnen bzw. Ortsentwicklung entschärfen bzw. koordinieren. Eine Biogasanlage ist im Dorferneuerungsgebiet vorhanden, die von dem Energieversorger EWE betrieben wird. Hier werden Abfälle bzw. vornehmlich Gülle verwertet. In den folgenden Karten ist die Lage der landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe in Werlte und die Darstellungen des Flächennutzungsplanes mit den landwirtschaftlichen Betrieben im Umfeld der Ortslage dargestellt. Den Betrieben bzw. landwirtschaftlichen Viehhaltungsanlagen sind dabei Immissionsradien gemäß der VDI-Richtlinie 3471/3472 gegenüber allgemeinen Wohngebieten zugewiesen worden.

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1 : 15.000

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Gemeinde Werlte

Dorferneuerung Werlte

Landwirtschaftliche Immissionssituation

Karte Nr.: 16

Überschlägiger Immissionsradius gemäß VDI-Richtlinie 3471/3472 (IST-Viehbestand bei angenommener 100-Punkte-Stalltechnik) gegenüber allgemeinen Wohngebieten

Landwirtschaftliche Viehhaltung

Plangebietsgrenze

Legende:

110

3.6

Dorferneuerungsplan Werlte

Stärken - Schwächen - Profil

Stärken: • klar definierte Ortsmitte mit Bedeutung für das gesamte Plangebiet • starke städtebauliche Entwicklung mit erheblicher Einwohnerzunahme • gute Einkaufsmöglichkeiten • Zusammenhängendes Gewerbegebiet mit hohem Arbeitsplatzangebot • gute schulische Vorsorgung mit konzentrierter Anordnung der Oberschule und des Gymnasiums an einem Standort in der Ortsmitte • vielfältiges Betreuungsangebot für Kleinkinder und Kindergartenkinder • gutes Vereinsleben, mit einem vielfältigen Angebot • ein breit gefächertes Sportangebot mit guten Sportstätten • aktiver Handels- und Gewerbeverein • Kreutzmanns Mühle mit Heimathaus und Mühlencafe • kath. Kirche mit Pfarrhaus und Bibelgarten in der Ortsmitte • Potential für die wohnbauliche als auch gewerbliche Entwicklung vorhanden • 3N, Klimacenter und Vorreiter im Bereich der Bioenergietechnik • gut ausgebautes Wirtschaftswegenetz Schwächen: • `Werlter Center` in der Ortsmitte • keine Radwege in der Ortsmitte vorhanden • breite Fahrbahnen in der Ortsmitte, die zu überhöhten Geschwindigkeiten verleiten • Queren der Straßen im Ortskern für schwächere Verkehrsteilnehmer gefährlich • Leerstand im Bereich des `Werlter Centers` und darüber hinaus • Aufenthalts- und Gestaltungsdefizite bei Plätzen und Straßenräumen in der Ortsmitte • kaum Grünanlagen und Aufenthaltsplätze in der Ortslage • in den ursprünglichen Siedlungsgebieten liegt ein schlechter Straßenausbauzustand vor • schlechte Anbindung an das überörtliche Straßennetz bzw. an die Autobahnen • Bahnanschluss ohne Streckenbetrieb und kaum genutztem Bahnhof • Geringer Anteil ursprünglicher Bausubstanz mit ortsbildprägendem Charakter • hoher Durchgangsverkehr trotz Ortskernentlastungsstraße • Landwirtschaft mit untergeordneter Bedeutung

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