ENTWICKLUNGSGESCHICHTE EINES STADTTEILS ENTWICKLUNGSGESCHICHTE EINES STADTTEILS

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Author: Jan Knopp
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE EINES STADTTEILS ENTWICKLUNGSGESCHICHTE EINES STADTTEILS Es war einmal ein Dorf Vor noch nicht einmal 200 Jahren war der Distrikt Oberbilk eine völlig ländliche Gegend, wie auf der Karte von 1824 zu sehen ist. Das Gebiet war in Flurstücke aufgeteilt. In Richtung Eller erstreckte sich Wald. Es gab nur eine befestigte Straße, die „Chaussee von Düsseldorf nach Benrath“, und eine Reihe von Feldwegen. Die Chaussee heißt heute Kölner Straße und ist immer noch die Hauptstraße des Viertels. Die Feldwege wurden zu Straßen, so die Ellerstraße, Schmiedestraße, Hüttenstraße und andere. Die Oberbilker

Die Gemarkung Oberbilk 1824.

Allee ist ebenfalls auf der Karte als Weg zu erkennen, der in einigem Abstand dem Lauf der Düssel am rechten Kartenrand folgt. Auch einige Häuser und Höfe entlang der Düssel und weiterhin im Umfeld der heutigen Schmiedestraße und Markenstraße sind eingezeichnet. Alles in allem zählt man etwa 30 bebaute Grundstücke, auf die sich Anfang des 19. Jahrhunderts die gesamte Bevölkerung Oberbilks verteilte. Überliefert ist das Bestehen einer einklassigen Dorfschule, die in einem Fachwerkhaus an der heutigen Oberbilker Allee in einem

Es war einmal ein Dorf

Fachwerkhaus an der Oberbilker Allee um 1890.

Raum im ersten Stock untergebracht war. Auf anderen alten Karten weist das Wort „Geesten“ auf sandige, eher unfruchtbare Böden hin. Die Landschaft bestand aus Weideland mit Hecken und Zäunen, das zur Düssel hin fruchtbarer und mit Getreide- und Gemüseäckern durchmischt war. Oberbilk gehörte seit eh und je zur Gemeinde Bilk, die bekanntlich sogar älter ist als Düsseldorf. Der Name „Gangelplatz“ erinnert noch an den alten Gangelshof, der dort an der Düssel gestanden hat, bevor der Bahndamm gebaut wurde. Weiter südlich gab es an der

Stelle der Philipshalle noch lange den Hof der Familie Großmann. Die wenigen „Ureinwohner“ Oberbilks sind teilweise bis heute ansässig und bekannt. Viele alteingesessene Bauern betrieben in der großen Besiedelungszeit Oberbilks eine Wirtschaft, ein Bauunternehmen oder eine Ziegelei mit dem Ton, der hier zwischen den Sandschichten im Boden zu finden ist. Viele wurden so außerdem zu Besitzern mehrerer Häuser auf ihren ehemaligen Äckern. Von den alten Höfen steht heute nur noch der Käshof im Schatten des Bahndamms an der Karl-Geusen-Straße.

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DER OBERBILKER MARKT DER OBERBILKER MARKT Der Mittelpunkt des Arbeiterviertels Der Oberbilker Markt war das Zentrum des Industrie- und Arbeiterviertels Oberbilk. Außer den Marktständen gab es hier viele große Wirtshäuser und einige Geschäfte. Bei Demonstrationen, Prozessionen und Straßenkämpfen war der Oberbilker Markt wie in einem Dorf die zentrale Anlaufstelle.

Der Markt liegt nicht in der Mitte des Dreiecks, sondern eher am östlichen Rand. Er lag aber einmal mitten zwischen Werken und Wohnungen an Schienen und der Kölner Straße. Er ist von den Höhen und Tiefen, die der Stadtteil in seiner kurzen Geschichte durchlebt hat, nicht verschont geblieben. Vielmehr hat sich gerade das Gesicht des Marktes stark gewandelt.

Fischstand der Familie Schorn auf dem Oberbilker Markt um 1900. Im Hintergrund das ehem. Eckhaus Eisenstraße, Kölner Straße, rechts die Kölner Straße. Am Oberbilker Markt auf der Kölner Straße hatten Schorns später ein Fischgeschäft, das aber dem U-Bahn-Projekt weichen musste.

Der Mittelpunkt des Arbeiterviertels

Der Oberbilker Markt 1909, Blick in die Kölner Straße Richtung Röhrenwerk. Das Büdchen steht schon an seinem heutigen Platz am linken Rand zur Eisenstraße hin. Das Häuschen links im Vordergrund war ein Milchgeschäft.

Wichtige Geschichten des Stadtteils haben sich hier abgespielt. Auf der Eisenstraße verliefen bis 1891 in der Mitte zwischen den beiden Fahrwegen die Bahngleise der Köln-Mindener Eisenbahn, die weiter über den Markt hinaus in die heutige Mindener Straße einmündeten. Die Marktstände standen neben den Gleisen, eher auf der Seite der heutigen Kruppstraße, Ecke Kölner Straße. Die Kruppstraße und die Werdener Straße wurden (zweispurig) Stück

für Stück in den 1890er-Jahren gebaut, als die Gleise der Bahn aufgegeben waren. Der Markt hatte um 1900 rundherum Häuser (Seiten 106–109). 1941 wird ein großer Luftschutzbunker gebaut, der den Markt auch heute noch unterkellert. Die Zeitzeuginnen Magdalena Schindler (in „Das Wohnviertel“) und Ute Pannes (in „Das Wohnviertel“ und „Kindheit in Oberbilk“) berichten über ihre Erlebnisse in diesem Bunker.

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DER OBERBILKER MARKT

Das Milchbüdchen von Jakob Broich auf dem Oberbilker Markt.

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