Energetische Stadtsanierung

Armin Jung, Stadtplaner Dipl.-Ing. MA Vortrag 26.01.2016 Energieforum-West in der Philharmonie Essen Energetische Stadtsanierung Erfahrungen mit dem ...
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Armin Jung, Stadtplaner Dipl.-Ing. MA Vortrag 26.01.2016 Energieforum-West in der Philharmonie Essen

Energetische Stadtsanierung Erfahrungen mit dem Programm KfW-432“

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Stadtplaner Dipl.-Ing. Armin Jung MA

Energetische Stadtsanierung - Erfahrungen mit dem Programm KfW 432

Wir begleiten Modellprojekte der Stadtentwicklung und Energiewirtschaft Seit über 15 Jahren verbindet Jung Stadtkonzepte Planung, Projektmanagement und Marketing in zielorientierten Entwicklungsprozessen und Modellprojekten der Stadtentwicklung und Energiewirtschaft. Im interdisziplinären Team begleiten wir die Projekte unserer Kunden und helfen insbesondere Kommunen und Privaten, ihre gemeinsamen Ziele und Visionen zu entdecken und nutzbar zu machen. Es liegt uns am Herzen, dass gemeinsame Strategien der Stadtentwicklung, regionalen Energiewirtschaft und Immobilienentwicklung entstehen. Wir setzen uns in Planungsprozessen dafür ein, Barrieren methodisch zu überwinden und Kooperation zu fördern. Dafür stehen die drei Partner von Jung Stadtkonzepte Armin Jung, Bernd Tenberg und Rüdiger Wagner

Unser gemeinsamer Grundsatz: Wir arbeiten für Menschen, die etwas verändern wollen. Wir moderieren, trainieren und beraten, wir entwerfen, planen und zeichnen, wir schreiben, reden und illustrieren, wir übersetzen, vermitteln und schlichten, wir managen, organisieren und dokumentieren, wir überzeugen, kämpfen und packen mit an.

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Erkennbare Schlüsseltrends der Stadtentwicklung und Energiewirtschaft Quartierskonzepte sind immer individuelle lokale Konzepte und werden von und mit den Menschen vor Ort gemacht. Es sind somit auch immer lokale Anlässe, die zur Beschäftigung mit energetischer Erneuerung führen. Vielfach kommen Projekte aus laufenden Stadtumbauprozessen oder kommunalen Klimaschutzkonzepten zustande, werden von Teilen der Verwaltung angeregt, von der Politik gefordert oder einer Wohnungsbaugesellschaft angepackt. In allen Fällen ist es wichtig, einige Schlüsseltrends an der Schnittstelle von Stadtentwicklung und Energiewirtschaft zu kennen oder sie mit Akteuren vor Ort gemeinsam zu erarbeiten. Dabei ist es immer von Vorteil, sich mit seinem Quartier zunächst ein wenig einzuordnen. Was macht unser Quartier aus? Wie ist die Geschichte? Wo liegen unsere besonderen Herausforderungen? Mit einer solchen ersten Standortbestimmung und einiger Schlüsseltrends lassen sich zunächst die individuellen Ziele und Aufgaben sehr gut herausarbeiten. Dies ist auch wichtig für die Entscheidung, welches Förderprogramm überhaupt in Frage kommt oder welche Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Schlüsseltrends beschreiben erkennbare gesellschaftlichen Entwicklungen, aus denen sich Aufgaben für lokale Projekte ableiten lassen. Die Quartiere, um die es heute in den meisten Fällen geht, sind von Erneuerungsbedarf geprägt. Oftmals sind es Stadtumbaugebiete. Insbesondere die Mietwohnungsbestände stammen entweder aus einer Phase der Stadterweiterungen in den zwanziger Jahren oder aus der Wiederaufbauzeit nach dem zweiten Weltkrieg. Seit den siebziger Jahren kam es vielerorts zu umfassenden Stadterneue-

rungsprozessen, bevor der Begriff des Stadtumbaus in den Vordergrund trat. Die Herausforderungen an den Städtebau haben sich ebenso wie die technischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Verhältnisse verändert. Stadtplaner sind es jedoch gewohnt, diese Dynamik insgesamt mit alle Lebensbereiche und Funktionen einer Stadt zu sehen und idealerweise zu verbinden. Energetische Quartierserneuerung bedingt jedoch einen vielfach noch ungewohnten interdisziplinären Prozess mit der Energiewirtschaft, die sich seit Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zu einem liberalisierten Markt entwickelt hat und immer noch in einer Veränderungsphase steckt. Stadtwerke sind nicht mehr allein die selbstverständlichen Versorger vor Ort. Sie sind dem Markt ausgesetzt, Strom kommt von der Strombörse, Infrastrukturinvestitionen bedeuten nicht automatisch auch Kunden, und Stadtwerke sind als Dienstleister und Betreiber vielfältiger Kommunaler Unternehmungen stärker gefordert. Parallelen zwischen Stadtentwicklung und Energiewirtschaft lassen, die sich für integrierte Projekte und Kooperationen nutzen. Der demografische Wandel und erkennbare Schrumpfungstendenzen in Stadtumbauquartieren und im ländlichen Raum betreffen sowohl die Stadtentwicklung, als auch die Energiewirtschaft. Rückbau oder gezielter Ausbau von energetischer Infrastruktur? Wie kann die Anpassung des vorhandenen Wohnungsbestands an die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung mit neuen energetischen Standards verbunden werden? Wie gehen Stadtentwicklung mit Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zusammen? Welche Rolle spielt Mobilität dabei?

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Das KfW-Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“ Die Bundesregierung hat sich bereits 2007 mit dem „Integrierten Energie- und Klimaprogramm“ national zu einer Minderung der deutschen Treibhausgas-Emissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 40 % verpflichtet. Im Energiekonzept von 2010 wird dieses Ziel ergänzt durch ein Minderungsziel von 55 % bis 2030, 70 % bis 2040 und 8095 % bis 2050. Diese Ziele werden auch im Aktionsprogramm Klimaschutz der Bundesregierung vom Dezember 2014 bekräftigt. Vor dem Hintergrund dieser Ziele hat die Bundesregierung verschiedene Programme aufgelegt, in deren Rahmen Energieeinsparmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden sollen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit fördert mit seinem von der KfW verwaltetet Förderprogramm 432 „Energetische Stadtsanierung“ die Entwicklung integrierter Quartierskonzepte zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden und der Versorgungsinfrastruktur, insbesondere zur Wärmeversorgung. Mit dem Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“ der KfWBankengruppe wird der energetische Sanierungsprozess erstmals vom Einzelgebäude auf die Quartierebene erweitert. Dies beschreibt einen zentralen Schlüsseltrend, der nicht mehr allein auf Gebäudestandards setzt sondern die Energiewende als eine Stadtentwicklungsaufgabe sieht. Diesem Trend folgen mittlerweile auch andere Bundesprogramm, wie EnEFF Stadt und auch die Städtebauförderung in NRW geht den Weg zu einer Integration von Klimaschutz und Energieeffizienzthemen auf Quartiersebene.

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Mit dem KfW-Programm "Energetische Stadtsanierung" sollen vertiefte integrierte Quartierskonzepte zur Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und der Infrastruktur insbesondere zur Wärmeversorgung entwickelt und umgesetzt werden.

Das Programm fördert die Erstellung integrierter Quartierskonzepte zur Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und der Energieversorgung. Ein integriertes Konzept zeigt die technisch– wirtschaftlichen Potenziale auf und benennt Maßnahmen und Projekte. Es berücksichtigt städtebauliche, denkmalpflegerische, baukulturelle, wohnungswirtschaftliche und soziale Aspekte. Das Programm fördert das Konzept und die Umsetzung durch einen Sanierungsmanager. Der Förderzeitraum für den Sanierungsmanager beträgt 3 Jahre. Für die Konzeptentwicklung stehen somit nicht nur energetische Ziele im Vordergrund, sondern auch soziale, städtebauliche und baukulturelle Aspekte. Der Begriff Baukultur ist jedoch in der Regel mit den Akteuren erläuterungs- bzw. definitionsbedürftig. Informationen zum Programm: www.kfw.de/432

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Seit 2012 konnte Jung Stadtkonzepte Erfahrungen in fünf Städten mit acht Quartieren sammeln. Dazu gehören Historische Stadtkerne in Viersen und Rietberg. Einfamilien- und Reihenhaussiedlungen unterschiedlichen Baualters und Siedlungsbestände der 1950er und frühen 1960er Jahre. Mit der Auswahl des Quartieres werden entscheidende Weichen für die Konzeptentwicklung und die Umsetzung gestellt. Ein Quartier sollte ausreichende Anknüpfungspunkte für die Handlungsspielräume der Kommune bieten und möglichst auch beispielhaft für andere Quartiere sein.

Oben: Sennestadt Bauphase 1965 , nächste Seite Straßenstruktur der Sennestadt aus dem Generalbebauungsplan von 1956 Quelle: Sennestadt Archiv

Beispiel Sennestadt Reichows Modellstadt von 1954 Die Sennestadt ist seit 1954 nach Entwürfen des Stadtplaners Hans Bernhard Reichow in der Heidelandschaft im Süden von Bielefeld entstanden. Sie war neue Heimat für viele Flüchtlinge und galt im Nachkriegsdeutschland als ein gepriesenes Beispiel des „organi-

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schen Städtebaus“ und der modernen, autogerechten Stadt der Zukunft. Wie viele Großwohnsiedlungen dieser Zeit hat auch die Sennestadt heute damit zu kämpfen, als überholt zu gelten. Außenstehende nehmen insbesondere im gewählten Projektraum nur die Leerstände und Schrumpfungstendenzen wahr. Wer den zweiten Blick riskiert, findet hier engagierte und kompetente Menschen, einen hohen Grad an Identifikation und einen starken politischen Veränderungswillen.

Auswahl des Quartiers Das Projektgebiet für die Energetische Stadtsanierung Sennestadt ist Stadtumbaugebiet. Die Einleitung dieses Prozesses hat die Bezirksvertretung Sennestadt durch Beschluss im Juni 2007 formal eingeleitet. Bereits im Jahr 2006 hat die Stadt Bielefeld begonnen ein gesamtstädtisches integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Stadtumbau zu erarbeiten, das im April 2008 durch den Rat der Stadt Bielefeld beschlossen wurde. Aus diesem „ISEK Stadtumbau Bielefeld“ ist die Sennestadt als ein vorrangiges Handlungsgebiet hervorgegangen, für das in der Folge ein gebietsbezogenes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept „INSEK Stadtumbau Sennestadt“ erarbeitet wurde. Das Projektgebiet umfasst ca. 395 ha mit 92 statistischen Baublöcken in zwei statistischen Bezirken. Die Einteilung in statistische Baublöcke ist für die datenschutzrechtlich saubere Darstellung haushaltsscharfer energetischer Daten von großer Bedeutung.

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Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft

Projektteam Energetische Stadtsanierung

Aus der Gründerzeit der Sennestadt stammt auch eine Besonderheit dieses Quartiers. Die Sennestadt GmbH ist eine kommunale Gesellschaft, die seit 1956 die städtebauliche Entwicklung und Erschließung der Sennestadt betreibt. Seit der Eingemeindung der Sennestadt 1973 ist sie hundertprozentige Tochter der Stadt Bielefeld. Die Gesellschaft ist heute zunehmend in der Rolle einer Transformationsgesellschaft mit Koordinationsaufgaben im Quartier.

Mit dem Förderantrag an die KfW-Bankengruppe haben die Kooperationspartner Stadt Bielefeld, Sennestadt GmbH und Stadtwerke Bielefeld GmbH ihre gemeinsamen Ziele zusammengefasst.

Schon zu Projektbeginn ist gelungen ein ressortübergreifendes Projektteam zu etablieren, das bis heute regelmäßig tagt und von der Sennestadt GmbH moderiert wird. Die Erfahrungen zeigen insgesamt, dass die Ressortstrukturen in den Kommunen eines der zentralen Hemmnisse integrierter Arbeit an der Schnittstelle zwischen Stadtentwicklung, Energiewirtschaft und Klimaschutz sind. Aus diesem Grund war dieses Team ein zentraler Meilenstein für die erfolgreiche Projektarbeit. Jung Stadtkonzepte Stadtplaner und Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft Venloer Straße 151, 50672 Köln www.jung-stadtkonzepte.de

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Grundlagenarbeit und Ausgangsanalyse

bräuchen, Wärmedichten und Art der Versorgungsinfrastruktur. Sämtliche Daten mussten jedoch individuell angepasst und nachbearbeitet werden. Besonderheit der Energetitischen Stadtsanierung ist die Chance einer räumlichen Verschneidung von energetischen, städtebaulichen und soziodemografischen Daten.

Nachdem sich die beteiligten Projektakteure über die Ziele und die Vorgehensweise abgestimmt haben und das Projektmanagement eingerichtet ist, kann mit den Ausgangsanalysen begonnen werden. Eine fundierte Datengrundlage ist eine unverzichtbare Basis für die Erstellung von Konzepten zur energetischen Quartierserneuerung. Die Qualität und Verfügbarkeit von Daten ist in jeder Kommune unterschiedlich: Erfahrungsgemäß steigt die Menge und Qualität der verfügbaren Daten mit der Größe der Kommune. Wichtig ist daher, zu Beginn nicht zu großen Erwartungen bei den Akteuren zu wecken. Es ist immer Teil der Beratung, die Zusammenhänge von Datenverfügbarkeit und erreichbarem Ergebnis transparent zu machen. Viele vernünftige Maßnahmen eines Konzepts hängen auch nicht unmittelbar an großen Datenmengen. Die Bandbreite der meist verfügbaren Daten reicht von kleinräumigen soziodemografischen und sozioökonomischen Grunddaten auf Baublockeben, wie Altersstruktur der Haushaltsvorstände, Haushaltsgrößen. In der Sennestadt lagen vektorbasierte Grundlagenpläne vor sowie Datensätze der energetischen Ausgangslage mit Energiever-

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Es ist empfehlenswert für jedes Quartier die verfügbaren Daten in einem energetischen Massenmodelle auf Gebäudeebene zusammenzuführen. Die Schnittstelle zu einem Geoinformationssystem ermöglicht dann eine Verräumlichung. Räumliche Informationen über Geschossigkeit, Grundflächen, Dachformen und Gebäudetypen im Quartier werden mit den klassischen Erhebungsmethoden der Stadtplanung ermitteln, wenn sie nicht bereits durch entsprechende Vorarbeiten, wie Integrierte Stadtentwicklungskonzepte, Einzelhandelskonzepte oder dergleichen vorliegen.

Jung Stadtkonzepte Grundsätzlich lassen sich relevante Daten in vier Kategorien einteilen: 1. Lokale Primärdaten: Aktuelle energetische oder soziodemografische Daten hoher Güte, die direkt von Projektpartnern wie Energieversorgern oder von Fachämtern der Kommunen stammen. Die Daten sind häufig gebäude- oder hausnummernscharf oder ggf. bereits in definierten statistischen Baublöcken zusammengefasst.

2. Statistische Daten mit regionalem Bezug: Daten der Fachämter des Kreises, der Bezirksregierungen oder regionaler wissenschaftlicher Institute, die im Idealfall nach Kommunen differenziert werden.

3. Bundes- oder landesweite statistische Daten: Diese Daten stammen aus bundesweiten Quellen und werden in ihrer Aussage für die Region übertragen. Das Bilanzierungstool für den CO2-Ausstoß ECORegion arbeitet beispielsweise mit bundesweiten Daten. Vorteil dieser Ebene ist die leichte Verfügbarkeit der Daten, jedoch ist die Aussagekraft für lokale Konzepte begrenzt.

4. Einschätzung lokaler Experten: Auch wenn die fachliche Einschätzung Ortskundiger zumeist nicht quantifizierbar ist, so stellt sie doch eine wichtige Quelle für die Potenzialermittlung und für die Fortschreibung der Szenarien eines Konzepts dar. Diese Einschätzungen werden durch die gemeinsame Arbeit in den Arbeitskreisen und Projektterminen gewonnen, aber auch durch projektspezifische Befragungen und Telefoninterviews.

HINWEIS: Daten zu den energetischen Eigenschaften der Quartiere unterliegen mit gutem Recht abhängig vom Aggregationsgrad dem Datenschutz. Es sind daher Datenschutzvereinbarungen mit Energieversorgern zu treffen, die in der Praxis gut gelingen, wenn die Versorger frühzeitig in das Projekt eingebunden wurden.

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Der Energiefluss in der Sennestadt Unbedingt erforderlicher Analyseschritt eines energetischen Quartierskonzepts ist die Erfassung der maßgeblichen Energieverbrauchssektoren und deren Energieeinspar- und Effizienzpotenziale. Diese müssen später in Bezug zu den Zielen der Bundesregierung und möglicherweise beschlossener energetischer Ziele auf kommunaler Ebene gesetzt werden.

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Die Darstellung der ermittelten Datengrundlagen als Energieflussdiagramms ist eine gute Möglichkeit, die Verteilung der Energieträger von der Beschaffung der Primärenergie bis zu den benötigten Endenergiemengen beim Nutzer anschaulich zu beschreiben. Diese Art der Darstellung hat sich insbesondere für die Vermittlung von Zusammenhängen in Politik und Öffentlichkeit bestens bewährt. Für die Sennestadt ist klar: Erdgas ist der primäre Energieträger und das Wohnen in den privaten Haushalten benötigt neben der Mobilität die größten Energiemengen.

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Die Verteilung der Gebäudetypen Auf der Grundlage des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts für die Sennestadt (INSEK Stadtumbau Sennestadt)1 ist die Bebauungsstruktur der Sennestadt zunächst nach Gebäudeart differenziert worden. Mit Blick auf die spätere energetische Betrachtung unterscheiden sich die Wohngebäude in sechs Gebäudearten: Einfamilienhäuser und Doppelhäuser als kleinste Gebäudeeinheiten, die überwiegend vorkommenden Reihenhäuser sowie die Mehrfamilienhäuser, unterschieden in Zeilenbau und Solitär (Hochhaus). Hinzu kommen die Nichtwohngebäude als Sammelbegriff für gemischt genutzte Gebäude, Gebäude für Gewerbe und Dienstleistungen sowie öffentliche Gebäude.

nung entstanden sind, werden diese Dachräume zu Wohnzwecken genutzt und damit auch beheizt. Später ergänzte viergeschossige Wohnhaussolitäre aus den 1970er Jahren und größere maßstäblich abweichende Wohnanlagen zeigen eine Abkehr von dem Grundmodell des Wohnungsbaus in der Sennestadt. Spätere Bauphasen in den Randbereichen und auf Arrondierungsflächen haben überwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser ohne besondere Qualitäten hervorgebracht. Die ursprüngliche Struktur der organischen Stadtlandschaft zeigt sich jedoch robust genug um diese weniger qualitätvollen Abweichungen zu verkraften.

Im zweiten Schritt galt es die Bebauung nach Bauphasen mit einer Einteilung nach Jahrzehnten zu unterscheiden. Die einschlägig u.a. bei Klimaschutzkonzepten angewandte gröbere Einteilung in Baualtersklassen nach dem Modell des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) war aufgrund der wesentlich innerhalb von 25 Jahren entstandenen Sennestadt nicht praktikabel. Das ursprünglich einheitliche städtebauliche Gefüge ist bis heute weitgehend erhalten. Volumenrelevante bauliche Veränderungen und Ergänzungen wie Nachverdichtungen oder Aufstockungen mit städtebaulichen Auswirkungen sind kaum erfolgt. Einzig Dachausbauten sind festzustellen. Auch wenn damit aufgrund der ursprünglichen Dachgeometrie keine Aufenthaltsräume im Sinne der Landesbauord-

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Quelle: Drees und Huesmann Planer, Bielefeld Sennestadt Jung Stadtkonzepte Stadtplaner und Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft Venloer Straße 151, 50672 Köln www.jung-stadtkonzepte.de

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Potenzialermittlung Eine Potenzialermittlung sollte bei energetischen Quartierskonzepten neben der fachlichen Prüfung von technischen und wirtschaftlichen Potenzialen in jedem Fall auch den Blick auf die tatsächlichen Handlungsspielräume lenken. Handlungspotenziale versuchen die Möglichkeiten eines Akteurs zu bewerten, im Sinne der konzeptionellen Ziele auch wirklich handeln zu können. Eine möglichst realitätsnahe Potenzialermittlung ist der Schlüssel für die Formulierung von konkreten Handlungsempfehlungen und Projektideen. Zur Potenzialermittlung gehört jedoch zunächst die technischen Potenziale für Energieeinsparungen auf Gebäudeebene zu ermitteln. Ein typisches Ergebnisbeispiel im Quartier sind Karten mit Wärmedichten oder den spezifischen Heizwärmebedarfen in den statistischen Baublöcken. Die Ergebnisse der Analyse und Potenzialermittlung sind kein Selbstzweck zum Sammeln möglichst vieler Daten. Sie dienen letztendlich der Definition von Maßnahmen und insbesondere von Projekten. Dabei ist es wichtig, deutlich vermittelbare Schwerpunkte zu setzen. Maßnahmen werden dabei in verschiedene, inhaltlich miteinander verknüpfte Projektschwerpunkte unterteilt.

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Heizwärmebedarf in Theorie und Praxis In der Sennestadt war aufgrund der Datenlage möglich, die theoretischen Bedarfswerte der definierten Gebäudetypen nach Baualtersklassen mit den ermittelten Bedarfswerten einer Wärmestudie der Stadtwerke Bielefeld für die Endenergie zu vergleichen. Hier sind auch tatsächliche Verbrauchswerte über drei Jahre als Referenz eingeflossen. Es ergibt sich je nach Haustyp eine erkennbare Spreizung zwischen den theoretischen Werten der Stadtraumtypen und den individuell ermittelten Daten im Quartier. Das Einsparpotenzial zwischen dem jeweiligen Ausgangswert und dem Zielwert - hier mit 70 kWh/m2a angenommen – variiert teilweise erheblich.

schen Wärmebedarfs eine zu schlechte Bewertung des Gebäudes. Dies führt zu Einsparversprechen und optimistischen Rentabilitätsberechnungen, die in der Praxis häufig nicht eintreffen. Das zeigen die Untersuchungen nicht nur in der Sennestadt.

Der Einfluss des Primärenergiefaktors Die zweite Grundsatzfrage widmet sich den Auswirkungen der Heizungsart und damit dem Einsatz von Primärenergie auf die gewählten Modelltypen des Massenmodells. KfW-70 Haus (EnEV 2007) Nichtwohngebäude

Vergleichswert Niedrigenergiehaus Mehrfamilienhäuser Solitäre

Nichtwohngebäude Mehrfamilienhäuser Solitäre

Mehrfamilienhäuser in Zeile (Flach.

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