Endzeit Marian Brenda 2006

Inhaltsverzeichnis 1 Daniel 1.1 Das Standbild (Daniel 2) . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Der Traum . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2 Die Deutung . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Die 4 Tiere (Daniel 7) . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Das Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2 Die Bedeutung . . . . . . . . . . . . . 1.2.3 Babylon . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.4 Medo-Persien . . . . . . . . . . . . . . 1.2.5 Griechenland . . . . . . . . . . . . . . 1.2.6 Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7 Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.8 Das kleine Horn . . . . . . . . . . . . . 1.3 Der Widder und der Ziegenbock (Daniel 8) . . 1.3.1 Die Vision . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2 Die Bedeutung . . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Krieg im Himmel . . . . . . . . . . . . 1.4 Das Geheimnis der 70 Jahrwochen (Daniel 9) 1.4.1 Die Erklärung . . . . . . . . . . . . . . 1.4.2 Der Beginn der 2300 Jahre . . . . . . . 1.4.3 Die 490 Jahre . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4 Die 2300 Jahre . . . . . . . . . . . . . 1.4.5 Das Untersuchungsgericht . . . . . . . 1.5 Der Nord- und der Südkönig (Daniel 11, 12) . 1.5.1 Die Zeit des Endes . . . . . . . . . . . 1.5.2 Das Auftreten Michaels . . . . . . . . .

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2 Jesus 2.1 Endzeitrede: Weltgeschehen zur Endzeit (Matthäus 24,4-28) 2.1.1 Abschnitt 1 (Mt24,4-14) . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Abschnitt 2 (Mt24,15-22) . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Abschnitt 3 (Mt24,23-28) . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Endzeitrede: Jesu Wiederkunft (Matthäus 24,29-31) . . . . . 2.3 Endzeitrede: Wachsamkeit (Matthäus 24,32-44) . . . . . . . 2.3.1 Wachsamkeit und die Waffenrüstung Gottes . . . . . 2.3.2 Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I

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2 2 2 3 5 5 6 9 9 10 10 11 11 15 15 16 18 19 20 20 24 26 26 28 29 32

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34 34 34 38 39 40 41 42 43

2.4 2.5 2.6 2.7

2.3.3 Gerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.3.4 Evangeliumsverkündigung . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.3.5 Glaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.3.6 Heilsgewissheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.3.7 Wort Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.3.8 Gebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Endzeitrede: Gleichnis vom treuen und untreuen Knecht (Mt24,4551) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Endzeitrede: Gleichnis von den 10 Jungfrauen (Mt25,1-13) . . 50 Endzeitrede: Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt25,1430) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Endzeitrede: Das Gericht (Mt25,31-46) . . . . . . . . . . . . . 55

3 Offenbarung 3.1 Die 7 Sendschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Die 7 Siegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Die 7 Posaunen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Der große Kampf (Offenbarung 12) . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Offenbarung 12 und 1. Mose 3,15 . . . . . . . . . . . 3.5 Zwei Tiere (Offenbarung 13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.1 Das erste Tier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.2 Das zweite Tier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Die Dreiengelsbotschaft (Offenbarung 14) . . . . . . . . . . . 3.6.1 Die 1. Engelsbotschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.2 Die 2. Engelsbotschaft und Babylon (Offenbarung 17) 3.6.3 Die 3. Engelsbotschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Die 7 Plagen/Zornschalen (Offenbarung 15; 16) . . . . . . . 3.8 Das Tier und die Hure (Offenbarung 17,18) . . . . . . . . . . 3.9 Das Gericht (Offenbarung 20) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.10 Jesus tritt seine Herrschaft an (Offenbarung 21) . . . . . . .

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58 58 61 62 63 65 66 66 69 72 73 73 75 75 76 77 79

4 Ellen Gould White 4.1 Beschleunigung der Wiederkunft 4.2 Das Sonntagsgesetz . . . . . . . 4.3 Die Sichtung . . . . . . . . . . . 4.4 Der Spätregen . . . . . . . . . . 4.5 Der laute Ruf . . . . . . . . . . 4.6 Das Ende der Gnadenzeit . . .

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81 81 84 87 90 95 97

II

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4.7 4.8

Die Trübsal und die Angst in Jakob . . . . . . . . . . . . . . . 99 Die Wiederkunft Christi und sein Reich auf Erden . . . . . . . 103

III

Tabellenverzeichnis 1 2 3 5 6 7 4 8 9

Daniel 2, Bild: [15] . . . . . Daniel 7, Bilder: [15] . . . . Daniel 8 . . . . . . . . . . . 7 Gemeinden . . . . . . . . 7 Siegel . . . . . . . . . . . 7 Posaunen . . . . . . . . . Waffenrüstung Gottes . . . . 7 Plagen/Zornschalen . . . . Tier aus Offenbarung 17 und

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Offenbarung 13

IV

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4 8 17 59 62 63 110 110 111

Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

Relief eines babylonischen Löwen, [16] . . . . . . . . . . . . . König Darius, [17] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander der Große, [18] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Relief auf dem Triumphbogen in Rom, das den Siegeszug über Jerusalem abbildet, [19] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Europa, [20] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die 2300 Abende und Morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . Guertel der Wahrheit, [21] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brustpanzer der Gerechtigkeit, [22] . . . . . . . . . . . . . . Schuhe zur Mission, [21] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schild des Glaubens, [21] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helm des Heils, [22] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwert des Geistes, [22] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die 10 Jungfrauen, [23] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die 4 apokalyptischen Reiter, [24] . . . . . . . . . . . . . . . Der Drache und die Frau, [25] . . . . . . . . . . . . . . . . . Das erste Tier, [15] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dreifache Engelsbotschaft, [26] . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Tier und die Hure aus Daniel 17, [27] . . . . . . . . . . Stationen bevorstehender Ereignisse . . . . . . . . . . . . . .

V

. 9 . 9 . 10 . . . . . . . . . . . . . . . .

10 11 25 43 44 45 45 46 47 50 61 64 66 72 76 82

Vorwort Die Bibel spricht klar von einem Ende dieser Welt, in der es Sünde und Tod gibt. Das neue Testament lehrt, dass am Ende der Zeit Jesus wiederkommen wird mit Macht und Herrlichkeit gekrönt und sein ewiges Reich aufrichten wird. Die Erde wird neu gemacht und die Vergänglichkeit nimmt ein Ende. Doch kurz vor der Wiederkunft Jesu werden schlimme Dinge passieren, die das Ausmaß der Sünde deutlich machen. In der Bibel werden einige Dinge darüber prophezeit. Seit jeher haben Gläubige versucht diese Prophezeiungen zu deuten. Schon Paulus war davon überzeugt, dass dies alles zu seinen Lebzeiten passieren würde. Heute, 2000 Jahre nachdem Jesus sagte: “siehe ich komme bald“, stellt sich die Frage, wie bald ist bald? Gibt es in der biblischen Prophetie Hinweise, dass wir heute der Wiederkunft Jesu sehr nahe sind? In der Bibel ist sehr viel Prophetie geschrieben. Angefangen von den 5 Büchern Mose, über die Geschichtsbücher bis hin zu den Propheten. Auch die Psalmen enthalten prophetische Reden. Vieles bezieht sich auf die Zeit damals, Prophetien die in der Vergangenheit gemacht wurden und sich in der Vergangenheit erfüllt haben. Dann gibt es die messianischen Verheißungen, die sich Teils auf die Vergangenheit bezogen, aber Teils noch auf ihre Erfüllung warten. Für das Thema Endzeit sind aber im Wesentlichen 2 Bücher relevant: das Buch Daniel und Offenbarung. Auch von großer Bedeutung sind die Endzeitreden Jesu. Zuletzt will ich auch auf Ellen White eingehen und was sie zum Thema Endzeit geschrieben hat. Natürlich ist darüber schon viel geschrieben worden. Ich will hier lediglich einen groben Überblick geben.

1

1

Daniel

In Daniel werden die Grundlagen zum Verständnis der biblischen Endzeitprophetie gelegt. Insgesamt gibt es 4 Visionen, die sich allesamt um das Weltgeschehen drehen. Allerdings unterscheiden sie sich im Detailierungsgrad und in den Schwerpunkten der Betrachtung. Allen gemeinsam ist, dass die großen Weltreiche darin vorkommen, angefangen vom babylonischen Weltreich, welches zu Lebzeiten des Autors Daniel gerade an der Macht war bis zum Reich Gottes, welches durch die Wiederkunft Jesu eingeleitet wird.

1.1

Das Standbild (Daniel 2)

Der Traum des babylonischen Königs vom Standbild in Daniel 2 ist die grundlegendste Prophetie der Bibel über das Weltgeschehen. Es ist relativ einfach zu verstehen und ist damit die Grundlage für das Verständnis aller anderen Prophezeiungen. Es beschreibt die Abfolge der Weltreiche bis zur Wiederkunft Jesu. Es werden nur wenige Details über die Weltreiche genannt. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf der Politik. Daniel, der Autor des Buches, wurde um das Jahr 600 v. Chr. als Gefangener nach Babylon verschleppt. Zu jener Zeit weitete das Weltreich Babylon seinen Herrschaftsbereich aus. Im Zuge dessen wurde auch Jerusalem eingenommen und der Tempel zerstört. Und so kam Daniel als junger Gefangener an den Hof des Königs und wurde dort unterrichtet (Dan1). 1.1.1

Der Traum

Bald danach hatte der König jenes mächtigen Reiches einen Traum: “Und siehe, ein großes Bild! Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war furchtbar. Dieses Bild, sein Haupt war aus feinem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Bronze, seine Schenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton. Du schautest, bis ein Stein losbrach, nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu aus den Sommertennen; und der Wind führte sie fort, und es war keinerlei Spur

2

mehr von ihnen zu finden. Und der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.“ (Dan2,31-35) 1.1.2

Die Deutung

Daniel erhielt von Gott auch die Deutung jenes Traums: “Das ist der Traum. Und seine Deutung wollen wir vor dem König ansagen: Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht und die Stärke und die Ehre gegeben hat - und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt -, du bist das Haupt aus Gold. Und nach dir wird ein anderes Königreich erstehen, geringer als du, und ein anderes, drittes Königreich, aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird. Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen, deshalb weil das Eisen alles zermalmt und zerschmettert; wie das Eisen, das zertrümmert, wird es all jene zermalmen und zertrümmern. Und daß du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast: wird ein geteiltes Königreich sein; aber von der Festigkeit des Eisens wird in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast. Und die Zehen der Füße, teils aus Eisen und teils aus Ton: zum Teil wird das Königreich stark sein, und zum Teil wird es zerbrechlich sein. Daß du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast: sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen läßt. Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen: wie du gesehen hast, daß von dem Berg ein Stein losbrach, nicht durch Hände, und das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Ein großer Gott läßt den König wissen, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist zuverlässig und seine Deutung zutreffend.“ (Dan2,36-45) Wichtig auch bei der Deutung ist auch, dass alles heilsgeschichtlich relevant ist. Es geht immer um Gottes Volk, früher Israel, heute die Christenheit. Das wird auch aus der Tatsache ersichtlich, dass am Ende Gott seine Herrschaft aufrichten wird, als Abschluss der Heilsgeschichte. Wenn man nun in den Geschichtsbüchern nachsieht und das mit Daniel 3

Symbol aus Daniel 2 Kopf aus Gold Brust und Arme aus Silber Hüfte aus Bronze Beine aus Eisen Füße aus Eisen und Ton Fels, der die Statue zerschmettert

Bedeutung Babylon Medo-Persien Griechenland Rom Europa Reich des Christus

Tabelle 1: Daniel 2, Bild: [15] 2 vergleicht, wird man folgende Abfolge von Weltreichen finden: Babylon – Medo Persien – Griechenland – Rom – Europa. Nun noch einige Details zu dem Traum und seiner Deutung. Angefangen beim Kopf aus Gold werden die Metalle immer unedler, auch wenn die Reiche in ihrer flächenmäßigen Ausdehnung größer werden. Vielleicht will Gott damit einen allgemeinen Verfall der Menschheit zum Ende hin ausdrücken, was durch die Sünde bedingt ist. Aus anderen Prophezeiungen wird deutlich, dass die Sünde und die Auflehnung gegen Gott am Ende zunehmen werden. Vielleicht hier ein Hinweis. Nach Babylon kommt ein Doppelreich der Meder und Perser. Angedeutet wird das durch die Hervorhebung der beiden Arme im Traum selbst. Vom dritten Königreich, Griechenland, wird gesagt, dass es über die ganze Erde herrschen wird. Die Ausdehnung jenes Reiches zu Zeiten Alexanders des Großen, war gewaltig: von Griechenland bis nach Indien. Rom als viertes Reich bekommt die Beschreibung, dass es stark wie Eisen ist und alles zermalmt. Sicherlich, die Römer waren von Anfang an ein kriegerisches Volk. Seine stets auf Expansion ausgerichtete Politik konnte auf ein straff organisiertes Heer zurückgreifen, das nie zurückwich und alles, was ihm in den Weg kam, zerstörte. Dies ist das letzte homogene Weltreich. Danach kommt ein Reich, das aus Rom hervorgeht (teils aus Eisen, wie Rom) und das teils stark, teils zerbrechlich ist. Eine gute Charakterisierung Europas. Es gab in Europa immer wieder starke Mächte, aber nie war eines so stark, dass es dauerhaft eine Weltherrschaft aufbauen konnte. So war man gezwungen durch geschickte Diplomatie zu mehr Macht zu gelangen, was im Mittelalter dazu führte, dass die Könige aller Länder irgendwie miteinander verwandt waren “sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mi4

schen läßt.“ (Dan2,43). Ein anderer Aspekt der Deutung ist, dass die Macht sich nicht nur, wie in den Reichen zuvor, auf militärische Überlegenheit gründete. Es gab eine andere Macht, die die Geschicke lenkte, ohne ein eigenes Heer zu haben: das Papsttum. So kann man den Ton auf die “weiche Macht“ des Papsttums deuten und das Eisen auf die “harte Macht“ des Militärs. Dieser Aspekt wird in Kapitel 1.2.8 ausführlicher behandelt. Am Ende jenes Traumes steht der Stein, der ohne Zutun eines Menschen von außerhalb in das Geschehen eingreift. Er beendet das hin und her der Weltreiche und wird ewig bestehen. Er kommt von außen und das ohne Zutun eines Menschen, das bedeutet, dass Gott selbst eingreift und sein Königreich aufrichtet, das ewig bestand hat.

1.2

Die 4 Tiere (Daniel 7)

Das Gesicht Daniels von den 4 Tieren steht parallel zu dem Traum vom Standbild. Ebenfalls geht es um die 4 Weltreiche der Erde, nur werden andere Bilder verwandt und mehr Details genannt. Besonders das letzte Weltreich wird detaillierter beschrieben als in Daniel 2. Am Ende steht wie in Daniel 2 das Himmelreich. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt sowohl auf politischer Ebene, als auch auf religiöser Ebene. 1.2.1

Das Gesicht

“Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, sah Daniel einen Traum und Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager. Dann schrieb er den Traum auf, die Summe der Ereignisse berichtete er. Daniel fing an und sprach: Ich schaute in meinem Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde des Himmels wühlten das große Meer auf. Und vier große Tiere stiegen aus dem Meer herauf, jedes verschieden vom anderen. Das erste war wie ein Löwe und hatte Adlerflügel; ich sah , bis seine Flügel ausgerissen wurden und es von der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt und ihm das Herz eines Menschen gegeben wurde. Und siehe, ein anderes, ein zweites Tier, war einem Bären gleich. Und es war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul drei Rippen zwischen seinen Zähnen. Und man sprach zu ihm so: Steh auf, friß viel Fleisch! Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes, wie ein Leopard: das hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken. Und das Tier hatte vier Köpfe, und Herrschaft wurde ihm gegeben. Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein vier5

tes Tier, furchtbar und schreckenerregend und außergewöhnlich stark, und es hatte große eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen. Und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm waren, und es hatte zehn Hörner. Während ich auf die Hörner achtete, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Mund, der große Worte redete. Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der alt war an Tagen, sich setzte. Sein Gewand war weiß wie Schnee und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer. Ein Feuerstrom floß und ging von ihm aus. Tausend mal Tausende dienten ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht setzte sich, und Bücher wurden geöffnet. Dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte, die das Horn redete: ich schaute, bis das Tier getötet und sein Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde. Und den übrigen Tieren wurde ihre Herrschaft weggenommen, und Lebensdauer wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde. Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum , daß es nicht zerstört wird.“ (Dan7,2-14) 1.2.2

Die Bedeutung

“Ich näherte mich einem von denen, die dastanden, und bat ihn um genaue Auskunft über dies alles. Und er sprach zu mir und ließ mich die Deutung der Sachen wissen: Diese großen Tiere - es sind vier - : vier Könige werden sich von der Erde her erheben. Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen, und sie werden das Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten. Daraufhin wollte ich Genaueres wissen über das vierte Tier, das von allen anderen verschieden war, außergewöhnlich schreckenerregend, dessen Zähne aus Eisen und dessen Klauen aus Bronze waren, das fraß, zermalmte und den Rest mit seinen Füßen zertrat, und über die zehn Hörner auf seinem Kopf und über das andere , das emporstieg und vor dem drei ausfielen. Und das Horn hatte Augen und einen Mund, der große Worte redete, und sein Aussehen 6

war größer als das seiner Gefährten. Ich sah, wie dieses Horn gegen die Heiligen Krieg führte und sie besiegte, bis der, der alt an Tagen war, kam und das Gericht den Heiligen des Höchsten gegeben wurde a und die Zeit anbrach, daß die Heiligen das Königreich in Besitz nahmen. Er sprach so: Das vierte Tier : ein viertes Königreich wird auf Erden sein, das von allen Königreichen verschieden sein wird. Es wird die ganze Erde auffressen und sie zertreten und sie zermalmen. Und die zehn Hörner : aus diesem Königreich werden sich zehn Könige erheben. Und ein anderer wird sich nach ihnen erheben, und dieser wird verschieden sein von den vorigen, und er wird drei Könige erniedrigen. Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und wird die Heiligen des Höchsten aufreiben; und er wird danach trachten, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden in seine Hand gegeben werden für eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit. Aber das Gericht wird sich setzen; und man wird seine Herrschaft wegnehmen, um sie zu vernichten und zu zerstören bis zum Ende. Und das Reich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“ (Dan7,16-27) Es geht im Prinzip wieder um die Abfolge der Weltreiche, wie auch schon in Daniel 2 beschrieben. Aber hier werden andere Symbole gebraucht. Zunächst wird in Vers 2 beschrieben, dass das große Meer durch die vier Winde aufgewühlt wurde. In der Offenbarung finden wir die Deutung jenes Symbols: “Und er spricht zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Völkerscharen und Nationen und Sprachen“ (Offb17,15). Also steht das Meer für Völker und dass es aufgewühlt wurde steht für Krieg und Unruhe. Die Symbolik der vier Winde taucht auch in Offenbarung auf: “Nach diesem sah ich vier Engel auf den vier Ecken der Erde stehen; die hielten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind wehe auf der Erde, noch auf dem Meer, noch über irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gegeben worden war, der Erde und dem Meer Schaden zuzufügen, und sagte: Schadet nicht der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.“ (Offb7,1-3).

7

Symbol aus Daniel 7 Löwe mit Flügeln

Symbol aus Daniel 2 Kopf aus Gold

Bedeutung Babylon

Bär mit Rippen im Maul Panther mit 4 Flügeln und 4 Köpfen Schreckliches Tier

Brust und Arme aus Silber Hüfte aus Bronze

Medo-Persien

Beine aus Eisen

Rom

Hörner

Füße aus Eisen und Ton

Europa

Menschen– sohn tritt ewige Herrschaft an

Fels, der die Statue zerschmettert

Reich des Christus

Tabelle 2: Daniel 7, Bilder: [15]

8

Griechenland

1.2.3

Babylon

Dann kommt der Löwe, Symbol für Babylon. Das Weltreich der Chaldäer dauert von 625 v. Chr. (Eroberung Babylons durch die Chaldäer) bis 539 v. Chr. (Eroberung Babylons durch die Perser) (dtvAtlas S.30f). Gott wählt hierbei ein Symbol, das den Babyloniern so geläufig war, wie den Deutschen der Adler: es war das Wappentier der Babylonier, wie man heute noch an vielen Reliefs sehen kann. Über den Löwen wird gesagt, dass “seine Flügel ausgerissen wurden und es von der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt und ihm das Herz eiAbbildung 1: Relief ei- nes Menschen gegeben wurde.“ (Dan7,4). Dies könnte nes babylonischen Löwen, auf die Begebenheit in Daniel 4 hinweisen, als Gott [16] Nebukadnezars Überheblichkeit bestrafte, indem er ihm den Verstand eines Tieres gab. Nach 7 Jahren aber gab er ihm seinen Verstand wieder und Nebukadnezar erkannte Gott als wahren Herrscher an. 1.2.4 Medo-Persien Danach kommt der Bär, der Medo-Persien symbolisiert. Es existierte von 539 v. Chr. (Eroberung Babylons) bis 330 v. Chr. (der letzte Herrscher Persiens, Dareios III, stirbt; es kommt unter die Herrschaft Griechenlands). Es ist ein Doppelreich gewesen, wobei Persien die wesentlich stärkere Macht war. Deshalb ist der Bär auf der einen Seite aufgerichtet, Abbildung 2: König d.h. im Ungleichgewicht. Die drei Rippen im Maul Darius, [17] stehen für drei Königreiche, die Medo-Persien besiegt hat: Lydien (546 v. Chr.), Babylon (539 v. Chr.) und Ägypten (525 v. Chr.)

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(dtv-Atlas S.44f). 1.2.5 Griechenland Darauf folgt der Panther, Griechenland. Das Besondere an diesem Tier sind die vier Flügel und die vier Köpfe. Nachdem Alexander der Große von 336 bis 323 v. Chr., also in 13 Jahren, ein unglaublich großes Weltreich aufgebaut hat (deswegen der schnelle Panther oder Gepard als Symbol für Griechenland), stirbt er plötzlich (dtv-Atlas S.64f). Sein Reich zerfällt in die 4 Diadochenreiche: Thrakien und Kleinasien unter Lysimachos, Makedonien unter Kassander, Ägypten unter Ptolomäus, die perAbbildung 3: Alexander sischen Kerngebiete unter Seleukos; deswegen die 4 der Große, [18] Köpfe und 4 Flügel (dtv-Atlas S.66f). 1.2.6 Rom In jener Zeit entsteht das mächtigste, größte und langlebigste Weltreich: Rom. 168 v. Chr. besiegt Rom in der Schlacht von Pydna das makedonische Königtum (Griechenland). Den Beginn kann man vielleicht mit dem 3. punischen Krieg festmachen. Rom besiegt seinen letzten Rivalen Karthago (Eroberung Abbildung 4: Relief auf dem Triumphbogen in Karthagos 146 v. Chr.) und damit ist die VorherrRom, das den Siegeszug schaft Roms in der Welt unumstritten. Karthago wird über Jerusalem abbildet, niedergebrannt und kurze Zeit später wird deutlich, [19] warum Gott das Symbol eines schreckenerregenden Tieres gebraucht: 136-132 v. Chr. bricht der 1. Sklavenaufstand aus, die Römer siegen natürlich und kreuzigen daraufhin 20.000 Sklaven. Mit beispielloser Härte plättet Rom alles, was ihm in die Quere kommt. Wer aber dem römischen Reich wohlgesonnen ist und sich ihm unterordnet, profitiert von der Technik, der Kultur und dem Reichtums Roms. Dadurch bleibt dieses Reich auch so lange bestehen (dtv-Atlas S.84ff). Mit dem Ende des römischen Reiches 476 n.Chr. endet auch die Antike und ein neues Zeitalter bricht an: das Mittelalter. Rom wird auch nicht von einem anderen Weltreich abgelöst

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und bleibt somit das letzte politische Weltreich. 1.2.7 Europa Aus diesem Reich erwachsen 10 Hörner und dann entsteht ein kleines Horn, das drei Hörner ausreist. Man kann die 10 Hörner auf die 10 germanischen Stämme deuten, die aus dem Zerfall des römischen Reiches hervorgingen: Sachsen, Franken, Alemannen, Jüten, Angelsachsen, Langobarden, Sweben, BurgunAbbildung 5: Europa, der, Goten (später Ost- und Westgoten), Wandalen [20] (dtv-Atlas S.114f). Sie bilden Europa. Grob kann man auf heute übertragen: • Sachsen, Angelsachsen, Jüten: Engländer • Franken: Franzosen • Alemannen: Deutsche • Langobarden: Italiener • Sweben: Portugiesen • Burgunder: Schweizer • Westgoten: Spanier • Wandalen und Ostgoten: nicht mehr existent (siehe Kapitel 1.2.8) 1.2.8

Das kleine Horn

Was ist nun das kleine Horn? Hier noch einmal die wesentlichen Eigenschaften zusammengestellt: 1. Es reißt drei der 10 Hörner aus (Vers 8) 2. Es war größer als die anderen Hörner, d.h. nur am Anfang ist es klein und wächst dann (Vers 20) 3. Es führt Krieg gegen die Heiligen und besiegt sie (Vers 21) 4. Es ist verschieden von den anderen 10 Hörnern (Vers 24)

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5. Es redet prahlerische Worte gegen den Höchsten (Gott) und ändert Gesetz und Festzeiten (Vers 8, 25) 6. Es herrscht eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Zeit kann auch Jahre bedeuten, das wären dann 3,5 Jahre, oder 1260 Tage (360 Tage/Jahr)) (Vers 25) Im Allgemeinen wird in dem kleinen Horn das Papsttum gesehen. Sieht man sich die Merkmale an, sieht man auch, warum diese Deutung Sinn macht. Es reißt drei der 10 Hörner aus Das kleine Horn (Papsttum), dass dann entsteht reißt drei der Hörner aus, d.h. vernichtet sie: die Wandalen (535 n. Chr. unter Justinian), die Ostgoten (553 n. Chr. ebenfalls unter Justinian, dtv-Atlas S.116f) und das Reich der Langobarden (774 n. Chr. unter Karl dem Großen, damit beginnt auch die enge Verbindung Roms mit dem deutschen Reich, dtv-Atlas S.122f). Das interessante hierbei ist, dass dies auch die einzigen drei Stämme waren, die nicht mit dem römisch-katholischen Glauben konform waren, sie waren so genannte Arianer. Diese glaubten nicht an die Dreieinigkeit, sondern, dass Jesus ein Geschöpf war. So waren die Kriegsursachen nicht einfach nur machtpolisch, sondern auch religiös motiviert (siehe auch “Arianischer Streit“ dtv-Atlas S.107). Es war größer als die anderen Hörner, d.h. nur am Anfang ist es klein und wächst dann Der Anfang des Christentums war ein schwieriger. Der Begründer wurde gekreuzigt, auch wenn er auferstand, so begründete er nicht sofort sein Reich. So begann es mit einer Hand voll Gläubigen, breitete sich aber unter Führung des Heiligen Geistes rasch aus. Besonders Paulus sorgte dafür, dass das Evangelium bald in ganz Europa bekannt wurde. Dennoch litt die frühe Christenheit unter heftiger Verfolgung sowohl von den Juden als auch von den Römern. Aber das tat der Verbreitung kaum Abbruch. Also musste man einsehen, dass man es von außen nicht zerstören konnte (dtv-Atlas S.107). 391 n. Chr. wurde das Christentum dann Staatsreligion (dtv-Atlas S.103). Damit begann auch der unaufhaltsame Aufstieg des Bischofs von Rom, erst noch ein kleiner Bischof in der Kirche Roms, wurde er zum mächtigsten Mann der Welt, Papst genannt. Über lange Zeit leitete er die Geschicke der Nationen.

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Es führt Krieg gegen die Heiligen und besiegt sie Wer sind die Heiligen? Die Bibel definiert sie so: “Hier ist das Ausharren der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren.“ (Offb14,12). Leider trafen diese Merkmale nicht auf die katholische Kirche zu. Deshalb gab es immer wieder “Sekten“ wie z.B. die Waldenser (Entstehung 12. Jhrh., dtvAtlas S.149), die die Bibel hochhielten, sich an die Gebote hielten und an den Kern des Evangeliums glaubten. Diese wurden aber von der Kirche verfolgt, durch die eigens hierfür eingesetzte Inquisition. Es wird sich erst im Jüngsten Gericht zeigen, wie viele Heilige Opfer der katholischen Kirche waren. Es ist verschieden von den anderen 10 Hörnern Auch wenn das Papsttum eine mächtige Institution war, es war keine Nation, kein Volk, kein Weltreich, es war eine Kirche. Als solche beherrschte sie die Menschen nicht im politischen Sinne in Form von Tributen, oder durch Statthalter, oder durch Gesetze. Vielmehr beherrschte sie das Gewissen der Leute. Die Ablässe wurden nicht durch militärischen Druck eingetrieben, sondern durch Lehre vom Fegefeuer. Auch jeder Herrscher musste sich unter die Kirche beugen, sonst hätte er seinen Rückhalt im Volk verloren (berühmteste Beispiel ist der Bußgang von Canossa 1077 n.Chr., dtv-Atlas S.148). Diese Herrschaft über das Gewissen der Leute war äußerst effektiv und währte über 1000 Jahre, länger als jedes Weltreich zuvor. Seinen Höhepunkt fand sie im 12. und 13. Jahrh., wo dann auch die Kreuzzüge stattfanden (dtv-Atlas S.149ff). Dazu muss man sagen, dass das Papsttum ja an sich keine militärische Macht besaß. Es war eine “weiche Macht“, wie der Ton in Daniel 2. Die “harte Macht“, also das Militär, war das deutsche Reich, das auch die Kreuzzüge durchführte. Der Papst und der deutsche Kaiser waren voneinander abhängig, auch wenn jeder seine eigenen Ziele verfolgte. Zum Kaiser konnte man nur vom Papst gekrönt werden, war der Papst in Bedrängnis, suchte er Schutz beim Kaiser, den er ihm für gewöhnlich mit großer Rittermacht gewährte. Wollte der Papst auf Eroberungszüge gehen, wie z.B. die Kreuzzüge, brauchte er ebenfalls den Kaiser. Jeder Versuch einer Partei sich von der anderen loszulösen, oder gar die andere Partei zu beseitigen, scheiterte. Es redet prahlerische Worte gegen den Höchsten (Gott) und ändert Gesetz und Festzeiten An dieser Stelle kann man viel anführen, wie die Päpste prahlerisch gegen Gott redeten. Hier soll dabei nur auf deren Selbstverständnis eingegangen werden: Stellvertreter Christi auf Erden. Sind 13

die Päpste für die Sünden gestorben? Können sie Sünden vergeben? Nach ihrem Verständnis schon (durch die Beichte), aber die Bibel sagt: “jetzt aber ist er (Jesus) einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch sein Opfer die Sünde aufzuheben.“ (Hebr9,26). Es ist Gotteslästerung, wenn jemand die Stellung Christi einnehmen will, denn nur Christus ist für die Sünden gestorben und niemand sonst. Nebenbei bemerkt: das griechische Wort anti bedeutet: anstatt, anstelle von, zugunsten von, für, gegen (ElbStB NT 473). Stellvertreter Christi kann also ins Griechische übersetzt werden mit “Antichrist“, von dem schreibt die Bibel wiederum: “Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.“ (2Joh7). Auch das Gesetz, die 10 Gebote, hat die katholische Kirche geändert. Das zweite Gebot (Verbot der Anbetung von Bildnissen (2Mo20,4-6)) war für die Kirche nicht mehr haltbar, nachdem sie die Anbetung von Kruzifixen, Heiligenbildern (Ikonen), Marienstatuen etc. propagierte. Also wurde es aus dem Katechismus gestrichen (die Bibel war ja nicht im Volk verbreitet). Damit es wieder 10 Gebote waren, teilte man das letzte Gebot (Verbot des Begehrens (2Mo20,17)) auf. Das vierte Gebot (Sabbatheiligung (2Mo20,8-11)) wurde geändert. Es war plötzlich nicht mehr der Sabbat, sondern der Feiertag, nach katholischer Meinung der Sonntag (seit 321 n. Chr. durch Konstantin den Großen eingeführt). So wurde denn die wichtigste Festzeit geändert. Es herrscht eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit Diese Zeitangabe kommt einige Male in der Bibel vor (Dan12,7; Offb11,2.3; 12,14). Aus Offenbarung 11,2.3 wird deutlich, dass mit der “Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ auch 3,5 Jahre, bzw. 42 Monate (30 Tage/Monat) oder eben 1260 Tage gemeint sind. Das hebräische Wort kann sowohl Zeit als auch Jahr bedeuten. Jetzt kommt ein wichtiges Prinzip in der Deutung von Prophetie zum Tragen: das Jahr-Tag-Prinzip. Dieses Prinzip stammt aus der Bibel selbst: “Nach der Zahl der Tage, die ihr das Land ausgekundschaftet habt, vierzig Tage, je einen Tag für ein Jahr, sollt ihr vierzig Jahre lang eure Sünden tragen, und ihr sollt erkennen, was es ist, wenn ich mich abwende!“ (4Mo14,34) und “Und hast du diese vollendet, so lege dich zum zweiten Mal hin, auf deine rechte Seite, und trage die Schuld des Hauses Juda! Vierzig Tage lang, je einen Tag für ein Jahr, habe ich dir auferlegt.“ (Hes4,6).

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538 n. Chr.: 5 Jahre zuvor wird der Codex Justinianus erlassen, der den Bischof von Rom zum Oberhaupt über alle Kirchen des Reiches ernennt (http://de.wikipedia.org/wiki/533). Allerdings ist Rom zu dieser Zeit noch von den arianischen Ostgoten besetzt. Um 538 werden die Ostgoten von Justinian aus Rom vertrieben; damit beginnt die Herrschaft des Papstes, wobei man dieses Datum nicht so genau datieren kann wie das Ende der Herrschaft. 1798 n. Chr.: das Ende der Herrschaft, Rom wird besetzt und der Papst unter Napoleon gefangen genommen (dtv-Atlas S.301). Nach den Tieren und dem kleinen Horn kommt das Gericht Gottes und “Bücher wurden geöffnet“. Am Ende steht wieder das ewige Reich des Menschensohns (Jesus) und den Heiligen.

1.3

Der Widder und der Ziegenbock (Daniel 8)

Auch diese Vision ähnelt den beiden aus Daniel 2 und 7. Allerdings beginnt sie etwas später, nämlich mit dem Weltreich der Perser. Daniel bekommt diese Vision, als das babylonische Weltreich kurz vor seinem Ende stand. Auch dieses Mal wird die Weltgeschichte wieder aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Rom wird nicht besonders erwähnt, dafür aber eine geistliche Macht und eine sonderbare Zeitrechnung. Daran erkennt man schon, dass der Schwerpunkt hier auf einer religiösen Ebene liebt und die Politik einen untergeordneten Stellenwert hat. 1.3.1

Die Vision

“Und ich sah im Gesicht: Und es geschah, während ich sah, da war ich in der Burg Susa, die in der Provinz Elam ist; und ich sah im Gesicht, daß ich am Fluß Ulai war. Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, ein Widder stand vor dem Fluß, der hatte zwei Hörner; und die zwei Hörner waren hoch, und das eine war höher als das zweite, und das höhere stieg zuletzt auf. Ich sah den Widder nach Westen und nach Norden und nach Süden stoßen, und kein Tier hielt ihm stand, und niemand rettete aus seiner Hand; und er handelte nach seinem Belieben und wurde groß. Und während ich achtgab, siehe, da kam ein Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde, und er berührte die Erde nicht; und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen. Und er kam zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluß hatte stehen sehen; und im Zorn seiner Kraft rannte er auf ihn zu. Und 15

ich sah ihn neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte gegen ihn, und er stieß den Widder und zerbrach seine beiden Hörner; und in dem Widder war keine Kraft, vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und niemand rettete den Widder aus seiner Hand. Und der Ziegenbock wurde überaus groß. Und als er stark geworden war, zerbrach das große Horn, und vier ansehnliche wuchsen an seiner Stelle nach den vier Winden des Himmels hin. Und aus dem einen von ihnen kam ein einzelnes Horn hervor, klein, aber es wurde übermäßig groß gegen Süden und gegen Osten und gegen die Zierde. Und es wuchs bis an das Heer des Himmels, und es warf von dem Heer und von den Sternen zur Erde herab und zertrat sie. Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er . Und er nahm ihm das regelmäßige weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde gestürzt. Und ein dienst wurde verbrecherisch gegen das regelmäßige eingerichtet. Und warf die Wahrheit zu Boden, und hatte Erfolg. Und ich hörte einen Heiligen a reden. Und es sprach ein Heiliger zu jemandem - dem Redenden -: Bis wann das Gesicht von dem regelmäßigen und von dem entsetzlichen Verbrechen, daß sowohl das Heiligtum als auch der dienst zur Zertretung preisgegeben sind? Und er sagte zu mir: Bis zu 2300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum gerechtfertigt.“ (Dan8,2-14) 1.3.2

Die Bedeutung

“Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen Ulai, die rief und sprach: Gabriel, laß diesen das Gesehene verstehen! Und er trat an den Ort, wo ich stand; und als er herantrat, erschrak ich und fiel nieder auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn! Denn das Gesicht für die Zeit des Endes. Und als er mit mir redete, sank ich betäubt zur Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und stellte mich auf meinen Platz. Und er sagte: Siehe, ich will dich erkennen lassen, was am Ende der Verfluchung geschehen wird; denn es für die Zeit des Endes. Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, sind die Könige von Medien und Persien. Und der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland. Und das große Horn, das zwischen seinen Augen war, das ist der erste König. Und daß es zerbrach und daß vier an seiner Stelle auftraten, : vier Königreiche werden aus der Nation aufstehen, aber nicht mit seiner Macht. Und am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn die Abgefallenen das Maß vollgemacht 16

Symbol aus Daniel 8 Widder mit 2 ungleichen Hörnern Ziegenbock mit erst einem, dann mit 4 Hörnern Kleines Horn

Symbol aus Daniel 7 Löwe mit Flügeln Bär mit 3 Rippen im Maul Panther mit und 4 Flügeln 4 Köpfen Schreckliches Tier Hörner

Fürst der Fürsten Menschensohn tritt ewige Herrschaft an

Symbol aus Daniel 2 Kopf aus Gold Brust und Arme aus Silber

Bedeutung

Hüfte aus Bronze

Griechenland

Beine aus Eisen Füße aus Eisen und Ton Fels, der die Statue zerschmettert

Rom Europa

Babylon Medo-Persien

Reich des Christus

Tabelle 3: Daniel 8 haben, wird ein König aufstehen, mit hartem Gesicht und erfahren in Ränken. Und seine Macht wird stark sein, jedoch nicht durch seine eigene Macht; und er wird entsetzliches Verderben anrichten und wird erfolgreich sein und handeln. Und er wird die Starken und das Volk der Heiligen vernichten. Und wegen seines Verstandes wird er erfolgreich sein, Betrug in seiner Hand. Und er wird in seinem Herzen großtun, und unversehens wird er viele vernichten. Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er sich auflehnen, aber ohne eine hand wird er zerbrochen werden. Und die Erscheinung von den Abenden und von den Morgen: was gesagt wurde, ist Wahrheit. Du aber, halte das Gesicht geheim, denn es sind noch viele Tage bis dahin.“ (Dan8,16-26) Daniel bekommt die Vision, als das babylonische Reich kurz vor seinem Ende stand. Deshalb wird das babylonische Reich nicht mehr besonders erwähnt. Es beginnt also Medo-Persien, dem Widder mit den ungleichen Hörnern. Auch hier wieder der Hinweis, dass das Persische Reich das größere ist, weil das eine Horn höher als das andere ist. Als der Engel ihm das Gesicht erklärte, gibt er dem Kind sogar einen Namen und sagt in Vers 20: “Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, sind die Könige von Medien und Persien.“. Nun gut, zu dieser Zeit stand das babylonische

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Reich ja schon vor seinem Ende und es war vielleicht abzusehen, welches Reich als nächstes kommt. Aber noch spannender wird der nächste Vers: “Und der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland“. Bis zum griechischen Weltreich sollten noch 250 Jahre vergehen und der Engel benennt dieses Reich sogar. Zu dieser Zeit war das noch lange nicht abzusehen. Es wird auch Alexander der Große beschrieben, als der erste König und das große Horn. Und danach kommen 4 Hörner, die als 4 Könige identifiziert werden, damit ist das Diadochenreich beschrieben. Spätestens mit Daniel 8 können wir sicher sein, dass mit diesen Visionen aus Daniel 2, 7 und 8 die Weltreiche gemeint sind. Das babylonische Weltreich wird in Dan2,37.38 benannt, das medo-persische Reich in Dan8,20 und das griechische in Dan8,21. Nur Rom, das Papsttum und Europa werden nicht benannt, aber hinreichend detailliert beschrieben, sodass die Deutung zuverlässig ist. Wenn das mal nicht echte Prophetie ist! Soviel zu den Weltreichen. Schon in Daniel 7 wird auch ein geistlicher Konflikt mit den Heiligen beschrieben. Daniel 8 führt diesen geistlichen Kampf weiter aus, und der soll im Folgenden genauer betrachtet werden. 1.3.3

Krieg im Himmel

Die Ereignisse, die in den Kapiteln 8,9 und 10 beschrieben werden, finden nicht nur auf der Erde statt, sondern haben auch eine himmlische Dimension. Das können wir nicht direkt wahrnehmen, aber die Welt, in der die Engel leben, hat einen Einfluss auf das Erdengeschehen und umgekehrt. Einen deutlichen Hinweis dafür ist in Daniel 10 zu finden. Hier beschreibt Daniel, wie ein Engel zu ihm kommt und der sagt: “Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“ (Dan10,13). Dies reiht sich ein in den großen Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Jesus (der auch Michael genannt wird, wie in jenem Vers, siehe Kapitel 1.5.2) und Satan. Ein Paralleltext zu Daniel 8 ist Offenbarung 12. Dort wird mit ähnlichen Symbolen dieser große Kampf beschrieben. “Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Diademe hatte; und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort; und er warf sie auf die Erde. ... Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; Und es wurde geworfen der große 18

Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.“ (Offb12,3.4.7-9). In jenem Kampf spielt das kleine Horn aus Daniel 7 und 8 eine Rolle. Es nimmt das regelmäßige Opfer weg und ersetzt es durch einen verbrecherischen Opferdienst. Der Opferdienst wurde zur Vergebung der Sünden eingerichtet. Eine plausible Deutungsmöglichkeit ist, dass als die Kirche die Beichte einführte und damit für die Vergebung der Sünden zuständig war, dieser Opferdienst durch einen verbrecherischen Opferdienst ersetzt wurde. Denn nur Jesus kann durch sein Blut Vergebung beim Vater erbitten. Menschen können Jesus bitten, dass er dies stellvertretend tut (Hebr9,22-26). Wenn nun Priester diese Rolle übernehmen, die nur Jesus gebührt, dann wird damit dem Obersten des Heeres (Christus) das regelmäßige Opfer weggenommen. Dann wird eine Zeitspanne definiert. In dieser Zeitspanne wird das regelmäßige Opfer durch einen verbrecherischen Opferdienst ersetzt das Heiligtum der Zertretung preisgegeben. Der Anfang oder das Ende jener Zeitspanne ist hier noch nicht definiert, nur was in dieser Zeit passiert. Am Ende jener Zeitspanne wird das Heiligtum gerechtfertigt oder gereinigt. In der Erklärung, die der Engel Gabriel gibt, werden der Widder und der Ziegenbock erklärt. Auch das große Horn auf dem Ziegenbock wird als erster König Griechenlands benannt (Alexander der Große). Danach wird das kleine Horn beschrieben. Es vernichtet die Heiligen und es ist mächtig, aber nicht durch seine eigene Macht (Vers 24). Beide Hinweise deuten auf das Papsttum hin, wie schon in Kapitel 1.2.8 beschrieben. Zu den 2300 Abenden und Morgen heißt es lediglich: “Und die Erscheinung von den Abenden und von den Morgen: was gesagt wurde, ist Wahrheit... Und ich war entsetzt über das Gesehene, und keiner war da, der es verstand.“ (Dan8,26.27). So endet das 8. Kapitel in Ratlosigkeit. Jetzt kommt ein Zeitsprung vom babylonischen Weltreich, in der Daniel diese Vision bekommt, zum persischen Weltreich, wo Daniel die Erklärung für die Vision bekommt.

1.4

Das Geheimnis der 70 Jahrwochen (Daniel 9)

Das Kapitel beginnt mit einem großartigen Bußgebet. Dazu siehe die Ausarbeitung Gebet, Kapitel 5.3.2. Daniels Bußgebet. Als Antwort auf dieses Bußgebet schickt Gott den Engel Gabriel, um Daniel “Verständnis zu lehren“ (Dan9,22). In dem Bußgebet suchte Daniel Verständnis über die Zeit, die Israel in der Verbannung leben musste. Als Antwort bekam er aber einen 19

weiter reichenden Blick, der über die Rückkehr der Israeliten aus der Zerstreuung hinausgeht. In dieser Vision geht es schwerpunktmäßig um das Heilsgeschehen in der Weltgeschichte. 1.4.1

Die Erklärung

“Während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor den HERRN, meinen Gott, hinlegte - und während ich noch redete im Gebet, da, zur Zeit des Abendopfers, rührte mich der Mann Gabriel an, den ich am Anfang im Gesicht gesehen hatte, als ich ganz ermattet war. Und er wußte Bescheid, redete mit mir und sagte: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dich Verständnis zu lehren. Am Anfang deines Flehens ist ein Wort ergangen, und ich bin gekommen, um mitzuteilen. Denn du bist ein Vielgeliebter. So achte nun auf das Wort und verstehe die Erscheinung: Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluß zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben. So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62 Wochen werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten. Und nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und wird keine finden. Und das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und sein Ende ist in einer Überflutung; und bis zum Ende ist Krieg, fest beschlossene Verwüstungen. Und stark machen wird er einen Bund für die Vielen, eine Woche lang; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und auf dem Flügel von Greueln ein Verwüster, bis festbeschlossene Vernichtung über den Verwüster ausgegossen wird.“ (Dan9,20-27) 1.4.2

Der Beginn der 2300 Jahre

Zugegebenermaßen wirft diese Erklärung mehr Fragen auf, als sie erklärt. Aber wir nähern uns Stück für Stück der Antwort auf die Frage nach den 2300 Abenden und Morgen, die im 8. Kapitel offen geblieben ist. Außerdem 20

wird hier der Heilsplan erklärt, als Antwort auf Daniels Bußgebet. Als Daniel so forscht und betet kommt der Engel Gabriel zu ihm, derselbe Engel, der ihm auch die Vision mit den 2300 Abenden und Morgen gedeutet hat (Dan8,16). Gabriel kommt mit dem Auftrag Daniel “Verständnis zu lehren“ (Dan9,22). Verständnis zu lehren über was? – Über die 2300 Abende und Morgen, was es zu bedeuten hat, und was es für das Volk Israel bedeutet. Der Engel beginnt: “Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt“ (Dan9,24). Wörtlich heißt es: siebzig Wochen sind abgeschnitten (hebr. chatak, ElbStB AT 2934, wobei in dem Sprachschlüssel die Bedeutung abgeschnitten nicht erwähnt wird. Tatsächlich kommt dieses Wort nur hier in der Bibel vor. Deshalb kann an dieser Stelle nur auf die adventistische Deutung dieses Wortes verweisen werden, da diese Bedeutung des Wortes aus anderen alten jüdischen Schriften entnommen werden konnte (Weltfeld Lektion 4/2004, 6.12.)). Abgeschnitten von was? – Von den 2300 Abenden und Morgen! Hier kommt eine neue Zeitspanne, nämlich 70 Wochen bzw. nach dem Tag-Jahr-Prinzip 490 Jahre, also eine kleinere Zeitspanne, die von einer größeren abgeschnitten wird. Der Clou hierbei ist nun, dass der Engel den Beginn der beiden Zeitspannen angibt: “Von dem Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen“ (Dan9,25)! Hier liegt der Beginn der 2300 sowie der 490 Jahre! Stellt sich natürlich die Frage: wann wurde nach unserer Zeitrechnung der Befehl gegeben Jerusalem wiederaufzubauen? Jerusalem wurde von Nebukadnezzar im Jahre 586 v.Chr. zerstört (siehe Zeittafeln im alten und neuen Testament, Anhang der Elberfelder Bibel). Der erste Befehl zum Wiederaufbau Nach dem Fall Babylons, kommen die Perser an die Macht, so wie Gott es in Daniel 2; 7 und 8 voraussagt. Der erste persische König ist Kyrus, der Babylon erobert und von 559-529 v.Chr. über das persische Weltreich herrscht (dtv-Atlas S.45), und mit ihm hat es etwas Besonderes auf sich. Er ist die einzige Person, die in der Prophetie Jahrhunderte vorher mit Namen genannt wird. Jesaja lebte im 7. Jhrh. v.Chr., d.h. 200 Jahre vor Kyrus und er berichtet erstaunliche Details über diesen Herrscher: “der von Kyrus spricht: Mein Hirte, er wird alles ausführen, was mir gefällt, indem er von Jerusalem sagen wird: Es werde aufgebaut, und der Grundstein des Tempels werde gelegt! So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, den ich bei seiner Rechten ergriffen habe, um Nationen vor ihm zu unterwerfen - und die Hüften der Könige entgürte ich -, um Tü-

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ren vor ihm zu öffnen, und Tore bleiben nicht verschlossen: Ich, ich werde vor dir herziehen und werde die Ringmauern einebnen. Eherne Türen werde ich zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen. Ich gebe dir verborgene Schätze und versteckte Vorräte, damit du erkennst, daß ich der HERR bin, der dich bei deinem Namen ruft, der Gott Israels. Um meines Knechtes Jakob willen und Israels, meines Auserwählten, habe ich dich bei deinem Namen gerufen. Ich gebe dir einen Ehrennamen, ohne daß du mich gekannt hast.“ (Jes44,28-45,4). Kyrus wird beim Namen genannt, was außergewöhnlich für die Prophetie ist, und Gott sagt dazu warum: “Um meines Volkes (Israel) Willen, habe ich dich bei deinem Namen gerufen.“ Und Gott beschreibt detailliert, was er mit Kyrus vorhat: • Er gibt den Befehl Jerusalem aufzubauen (Jes44,28). • Er unterwirft Nationen (babylonisches Reich) (Jes45,1) und er nimmt eine Stadt äußerst gut befestigte Stadt mit Ringmauern ein (Babylon) (Jes45,1.2). Kein Wunder, dass dieser Kyrus ein Genie war, denn in Esra 1,1 steht über Kyrus: “Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, erweckte der HERR, damit das Wort des HERRN aus dem Mund Jeremias erfüllt würde, den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, daß er durch sein ganzes Reich einen Ruf ergehen ließ, und zwar auch schriftlich: So spricht Kyrus, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der HERR, der Gott des Himmels, mir gegeben. Nun hat er selbst mir gegeben, ihm in Jerusalem, das in Juda ist, ein Haus zu bauen. Wer immer unter euch aus seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus des HERRN, des Gottes Israels! Er ist der Gott, der in Jerusalem ist.“ (Esr1,1-3). Das zweite außergewöhnliche an diesem Herrscher ist, dass er im Gegensatz zu Nebukadnezzar, Gott als den wahren Herrscher anerkennt, und ihm seinen großen Erfolg zuschreibt. So viel Demut und Gottesfurcht legen wenig Weltherrscher an den Tag. Hier kommt man der Frage, wann denn nun der Beginn der 2300 Jahre ist, schon sehr nahe. Aber langsam: es ergeht nur der Befehl den Tempel wieder aufzubauen. Gesucht ist aber der Befehl ganz Jerusalem samt Stadtmauer und Häuser wiederherzustellen “Von dem Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen... Und 62 Wochen werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein...“ (Dan9,25). Also muss man weitersuchen. 22

Der zweite Befehl Auf den Befehl des Kyrus nun machen sich einige Juden unter der Führung Serubbabel, sowie den Propheten Haggai und Sacharja, auf nach Jerusalem um den Tempel wiederaufzubauen (Esr1-3). Doch nachdem sie den Grundstein des Tempels gelegt hatten, regt sich Widerstand. Die Samariter sind sauer, dass sie nicht beim Bau mithelfen dürfen und machen fortan den Bauleuten das Leben schwer. So kommt der Bau des Tempels ins Stocken, was Gott durch seinen Propheten Haggai sofort moniert: “Und das Wort des HERRN geschah durch den Propheten Haggai: Ist es für euch selber Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus verödet daliegt?“ (Hag1,3.4). Man darf nicht vergessen, dass bisher nur der Befehl kam den Tempel wiederherzustellen, nicht Jerusalem. Und so ist das von Gott auch gewollt, erst kommt der Tempel, dann die Stadt. So sorgt Gott denn auch dafür, dass der Tempelbau ungehindert fortfahren kann. Darius I (Nachfolger von Kyrus) ist nun von 521-486 v.Chr. Herrscher über das persische Weltreich (dtv-Atlas S.45). Er lehnt die Beschwerden der Samariter ab, und befiehlt, dass der Tempel weitergebaut wird “Laßt für die Arbeit an diesem Haus Gottes Verwalter der Juden und den Ältesten der Juden ! Sie sollen dieses Haus Gottes an seiner Stätte aufbauen. Und von mir wird Befehl dafür gegeben“ (Esr6,7.8). Das war im Jahr 520, was auch in Geschichtsbüchern der Beginn des Tempelbaus ist. Vollendet wurde der Tempel 5 Jahre später (siehe Zeittafeln im alten und neuen Testament, Anhang der Elberfelder Bibel). Aber auch hier stellt man fest, es geht um den Wiederaufbau des Tempels, nicht der Stadt, und gesucht wird der Befehl die Stadt mit Stadtmauer wieder aufzubauen “Von dem Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen... Und 62 Wochen werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein...“ (Dan9,25). Der dritte Befehl Natürlich haben die Israeliten während sie den Tempel bauten, auch ihre eigenen Häuser ausgebaut, was Gott ja auch anprangerte (vgl. Hag1,3.4). Aber es war noch nicht die Zeit dafür. Deshalb kommen einige Schwierigkeiten auf. Wieder machen die Samariter Stress und schreiben einen Brief an Artahasta (auch Artaxerxes genannt, der 2. Nachfolger von Darius I), der persischer Weltherrscher von 465-424 v.Chr. war (dtv-Atlas S.45). Dieser Brief ist chronologisch nicht richtig im Buch Esra einsortiert und steht im 4. Kapitel. Er wird gleich zu Anfang der Regierungszeit Arta-

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hastas verfasst “Und unter der Regierung des Ahasveros, am Anfang seiner Regierung, schrieben sie eine Anklage gegen die Bewohner von Juda und Jerusalem. Und in den Tagen Artahsastas schrieben Bischlam, Mitredat, Tabeel und seine übrigen Gefährten an Artahsasta, den König von Persien. Der Text des Briefes war aber aramäisch geschrieben und übersetzt.“ (Esr4,6.7). Dort heißt es unter anderem: “Es sei dem König kund, daß die Juden, die von dir heraufgezogen sind, zu uns nach Jerusalem gekommen sind. Sie bauen die aufrührerische und böse Stadt auf, sie vollenden die Mauern und bessern die Fundamente aus.“ (Esr4,12). Der König reagiert auf diesen Brief und lässt die Bauarbeiten an der Stadt einstellen. Jetzt kommt der Schreiber der Chronik zum Zug: der Schriftgelehrte Esra. Er erhält die Erlaubnis von Artahasta nach Jerusalem zu gehen, und es wieder aufzubauen. Diese Erlaubnis wurde schriftlich verfasst und ist im Jahre 457 v.Chr. gegeben worden “Und er kam nach Jerusalem im fünften Monat, das war im siebten Jahr des Königs.“ (Esr7,8). In dieser Zeit stellt Esra Gesetz und Gottesdienst wieder her (Esr9-10), und Nehemia baute die Stadtmauer wieder auf, die 445 v.Chr. fertiggestellt wurde (siehe Zeittafeln im alten und neuen Testament, Anhang der Elberfelder Bibel). Hier haben wir nun den Beginn der prophetischen Zeit von den 2300 Jahren: 457 v.Chr.! 1.4.3

Die 490 Jahre

Bleibt noch zu klären, was es mit den 70 Jahrwochen auf sich hat. “Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluß zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen“ (Dan9,24). Das heißt, dass nach dieser Zeit von 70 Wochen, d.h. 70*7=490 Tage, bzw. Jahre (Jahr-Tag-Prinzip siehe Kap 1.2.8), das Problem mit der Sünde gelöst ist. Nach 7 und 62 Wochen (7+62=69) wird ein Gesalbter ausgerottet werden, das ist Jesus Christus (Christus ist das griechische Wort für Gesalbter). Und die Zeitangabe wird noch genauer im Vers 27 “Und stark machen wird er einen Bund für die Vielen, eine Woche lang; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.“. Dort ist von der Jahrwoche die Rede, in der Jesus wirkt, zur Mitte dieser Woche stirbt (Schlachtopfer aufhören lässt) und einen neuen Bund aufrichtet für viele. Der neue Bund wird von Jesus beim Abendmahl geschlossen mit allen, die an ihn glauben. Wenn man dies nun mit Jahreszahlen belegt, kommt man auf fol24

gende Rechnung: 457 v. Chr. + 69*7 Jahre + das Jahr 0 = 27 n. Chr. Dies ist der Beginn des öffentlichen Wirken Jesu. 27 n. Chr. + 7/2 Jahre = 31 n. Chr. Dies ist das Jahr, in dem Jesus am Kreuz starb, das Problem der Sünde löste und die Schlachtopfer und Speisopfer enden ließ, weil er deren Symbolik, die auf ihn hinwies, erfüllte. 31 n. Chr. + 7/2 Jahre = 34 n. Chr. In diesem Jahr geschahen zwei heilsgeschichtliche Ereignisse: Steinigung des Stephanus und Petrus bei dem Hauptmann Kornelius. Die Steinigung des Stephanus markiert das Ende des alten Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel. Die Israeliten verwerfen Jesus endgültig. Damit beginnt die Verkündigung der frohen Botschaft zu den Heiden. Petrus wird als erstes zum nichtjüdischen Hauptmann Kornelius gesandt. Wenige Jahre später beginnt Paulus seine erste Missionsreise durch die heutige Türkei, der neue Bund wird mit allen geschlossen, die Jesus Christus annehmen. Das ist der Beginn des Christentums.

Abbildung 6: Die 2300 Abende und Morgen

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1.4.4

Die 2300 Jahre

Die Deutung der 2300 Abende und Morgen ist uradventistisches Lehrgut. William Miller hat als erstes diese Zeitrechnung am Anfang des 19. Jahrhunderts gemacht. Er fand heraus, dass der Anfang dieser 2300 Jahre mit dem Anfang der 70 Jahrwochen zusammenfällt. So stellte er erstaunt fest, dass 1844 diese Zeitspanne von 2300 Jahren zu Ende geht (457 v. Chr. + 2300 Jahre + das Jahr 0 = 1844 n. Chr.). Die Reinigung des Heiligtums wurde auf die Wiederkunft Jesu gedeutet und so entstand die Millerbewegung, die das Kommen des Herrn für 1844 erwartete. Der Herr kam 1844 nicht wieder. So war nun die Frage, ob man sich verrechnet hatte, aber diese Möglichkeit wurde verworfen. Und so dachte man neu über die Bedeutung des Verses nach “Und er sagte zu mir: Bis zu 2300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum gerechtfertigt.“ (Dan8,14). 1.4.5

Das Untersuchungsgericht

Was heißt Reinigung oder Rechtfertigung des Heiligtums? So entstand die so genannte Heiligtumslehre, die Lehre, dass es ein Heiligtum im Himmel geben muss, gemäß Hebr8,1.2 (siehe Ausarbeitung Heiligtumslehre, bzw 24. Glaubenspunkt der Adventisten: Christi Dienst im himmlischen Heiligtum). Gemäß 3Mo16 fand einmal im Jahr der Versöhnungstag statt, an dem das irdische Heiligtum gereinigt wird “Und er schlachte den Ziegenbock des Sündopfers, der für das Volk ist, und bringe sein Blut innerhalb des Vorhangs und tue mit seinem Blut ebenso, wie er mit dem Blut des Jungstiers getan hat, und sprenge es auf die Deckplatte und vor die Deckplatte. Und er erwirke Sühnung für das Heiligtum wegen der Unreinheiten der Söhne Israel und wegen ihrer Vergehen, nach allen ihren Sünden.... Und er sprenge von dem Blut siebenmal mit seinem Finger an ihn und reinige ihn und heilige ihn von den Unreinheiten der Söhne Israel.“ (3Mo16,15.16.19). Dies war der einzige Tag, an dem der Hohepriester in das Allerheiligste gehen durfte. So wie das irdische Heiligtum gereinigt wurde, muss auch das himmlische Heiligtum gereinigt werden “ nun nötig, daß die Abbilder der himmlischen Dinge hierdurch gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.“ (Hebr9,23). Die adventistische Lehre besagt nun, dass 1844 Jesus als unser Hohepriester (Hebr8,1.2) in das himmlische Allerheiligste hineingegangen ist, um es zu reinigen. Diese Reinigung verstehen die Adventisten als Untersuchungsgericht, wo entschieden

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wird, wer bei der ersten Auferstehung dabei sein wird. Es sind diejenigen, die Jesus Christus als Erlöser angenommen haben und die im Buch des Lebens stehen. Für diese verwendet Christus sein Blut, um das himmlische Allerheiligste von den Sünden der Erlösten zu reinigen, ähnlich wie es beim Versöhnungstag im alten Testament war. Nach der ersten Auferstehung kommen die 1000 Jahre, in denen Gericht gehalten wird “Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten, und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre. Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen die tausend Jahre.“ (Offb20,4-6). In diesen beiden Versen werden wichtige Wahrheiten vermittelt, die heute von vielen nicht beachtet werden. Wenn Jesus wiederkommt, werden nur die Gläubigen auferstehen. D.h. dass vor der Wiederkunft Christi entschieden sein muss, wer in den Himmel kommt und wer nicht, und das wird im Untersuchungsgericht geklärt. Das Untersuchungsgericht dauert also von 1844 bis zur Wiederkunft Christi. Nach der Wiederkunft Christi werden die Gläubigen zusammen mit Christus 1000 Jahre herrschen, d.h. Gericht halten und über die Ungläubigen richten. Die Ungläubigen (im folgenden Bibelzitat “Tote“ genannt) werden nach den 1000 Jahren zur zweiten Auferstehung wieder lebendig um ihr Urteil empfangen “Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.“ (Offb20,12-15). Nochmal: Es gibt zwei Gerichte: das Untersuchungsgericht und das Gericht im Himmel. Beim Untersuchungsgericht wird festgestellt, wer das ewige Leben bekommt. Beim Gericht im Himmel wird das Strafmaß für die Un27

gläubigen festgelegt “nach ihren Werken“. Danach werden alle Ungläubigen zusammen mit Satan in den Feuersee geworfen und für ewig ausgelöscht. Das ist nicht im Sinne einer Hölle zu verstehen, sondern eher im Sinne einer endgültigen Vernichtung. Danach beginnt das ewige Leben auf der neuen Erde (siehe auch Kapitel 3.9).

1.5

Der Nord- und der Südkönig (Daniel 11, 12)

Im 11. Kapitel hat Daniel noch eine Vision zum Lauf der Geschichte hinterlassen. Es ist die 5. Vision Daniels zum Thema Weltgeschichte und hat im Prinzip dieselbe Deutung. Deshalb wird dieses Kapitel nur kurz angerissen. Da es aber einige interessante Details zum Thema Endzeit hat, soll am Ende etwas genauer auf die Vision eingegangen werden. Der Detailierungsgrad ist sehr hoch, was die Sache recht schwierig macht. Der Schwerpunkt ist die Politik, nämlich das Kräfteverhältnis zwischen dem Nord- und dem Südkönig. Die Vision beginnt mit dem persischen Weltreich “Und nun will ich dir die Wahrheit mitteilen: Siehe, noch drei Könige werden in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle. Und wenn er durch seinen Reichtum mächtig geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufbieten.“ (Dan11,2). Dann kommt das griechische Reich, das ebenfalls namentlich genannt wird mit dem Hinweis auf den ersten König (Alexander der Große) “Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Belieben handeln.“ (Dan11,3). Wie gesagt, Daniel lebte mehr als 200 Jahre vor Alexander dem Großen. Zu jener Zeit konnte noch niemand ahnen, dass die Griechen die Perser ablösen würden. Und es wird auch gesagt, dass dieses Riesenreich von Alexander dem Großen nicht lange bestehen wird “Aber sobald er aufgetreten ist, wird sein Königreich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden.“ (Dan11,4). Dies sind die Diadochenreiche, 4 an der Zahl wie in Kapitel 1.2.5 beschrieben. Aus diesen 4 Reichen bilden sich schließlich, der Süd- und der Nordkönig heraus “Und der König des Südens wird mächtig werden,... und die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um ein Abkommen zu treffen. Aber sie wird die Kraft des Armes nicht behalten, und auch er und sein Arm werden nicht bestehen.“ (Dan11,5.6). Zunächst ist mit dem Nordkönig Seleukos gemeint, einer der 4 Diadochen, der die persischen Kerngebiete beherrscht. Der Südkönig ist zunächst Ptolemaios, der Ägypten beherrscht (dtv-Atlas S.67). Die anderen 28

beiden der 4 Diadochenreiche werden unter den erstgenannten aufgeteilt, sodass das Reich der Seleukiden und das Reich der Ptolemaier entstehen. Diese bleiben solange bestehen, bis sie von Rom eingenommen werden (das Seleukidenreich endet 64. v. Chr. durch Pompeius (dtv-Atlas S. 69) und das Reich der Ptolemaier fällt 30 v. Chr. unter die römische Herrschaft (dtv-Atlas S. 67)). Die Bedeutung des Nord- und des Südkönigs variieren stark in dem Text. Zunächst ist der Nordkönig Seleukos bzw. die Herrscher des Seleukidenreichs. Dann wird nach adventistischer Auslegung Rom zum Nordkönig, später der Papst, bzw. der christlich abendländische Kulturkreis (Europa, Amerika). Genauso variiert die Bedeutung des Südkönigs. Zunächst ist es Ptolemaios und sein Reich, d.h. Ägypten. In der Endzeit gibt es bisher verschiedene Deutungen für den Südkönig: die Sowjetunion (heute eher veraltet) und die islamisch geprägten Länder (seit dem 11.September 2001 in der Diskussion). Der nächste Fixpunkt in dem schwierigen Text ist Vers 22 “Und die heranflutenden Streitkräfte werden vor ihm weggeschwemmt und zertrümmert werden, ja sogar ein Fürst des Bundes.“. Mit dem Fürst des Bundes ist Jesus gemeint, der einen neuen Bund aufrichtete indem er starb (“zertrümmert wurde“). 1.5.1

Die Zeit des Endes

“Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen. Und er wird in die Länder eindringen und wird überschwemmen und überfluten. Und er wird in das Land der Zierde eindringen, wobei vieles stürzen wird. Diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die Besten der Söhne Ammon. Und er wird seine Hand an die Länder legen, und für das Land Ägypten wird es kein Entrinnen geben. Und er wird die Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in seine Gewalt bringen, und Libyer und Kuschiter werden in seinem Gefolge sein. Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken; und er wird mit großem Zorn ausziehen, um viele zu vernichten und den Bann zu vollstrecken. Und er wird seine Königszelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Dann wird er an sein Ende kommen, und niemand wird ihm helfen. Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Und es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie 29

nie gewesen ist, seitdem eine Nation entstand bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, den man im Buch aufgeschrieben findet. Und viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden aufwachen: die einen zu ewigem Leben und die anderen zur Schande, zu ewigem Abscheu. Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste; und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit gewiesen haben, wie die Sterne immer und ewig.“ (Dan11,40-12,3) Diese Verse schließen die große Vision ab. Sie beginnen mit der Zeitangabe “Zeit des Endes“. Es passiert noch einiges von dem Zeitpunkt, wo die Zeit des Endes beginnt, bis zur Wiederkunft Jesu, dem Auftreten Michaels. Da sich diese Verse noch nicht erfüllt haben, bzw. sich in der Erfüllung befinden, sind sie nicht einwandfrei zu deuten. Wie bei allen Deutungen der Endzeitprophetien sind Spekulationen nicht ausgeschlossen. Diese werden an aktuellen Geschehnissen überprüft und gegebenenfalls geändert. Eine aktuell in der Diskussion befindliche Deutung des Autors und seines Vaters geht so: Der Nordkönig ist das christlich geprägte Abendland, bzw. der westliche Kulturkreis, der Europa und Amerika umfasst. Der Südkönig umfasst die islamisch geprägten Länder, also Ägypten und die arabischen Länder. Das zusammenstoßen des Südkönigs mit dem Nordkönig kann den 11.September 2001 meinen, als die Zwillingstürme in New York von zwei Flugzeugen getroffen und zerstört wurden. Andere Bibelübersetzungen schreiben, dass sich der Südkönig mit dem Nordkönig messen wird. Das wäre dann zu verstehen, als Saddam Hussein (Südkönig) 1991 Kuweit besetzte und damit Amerika (den Nordkönig) zum ersten Golfkrieg herausforderte. Allerdings zogen die Amerikaner bald wieder ab. 2003 aber kam es (unter dem Eindruck des 11.Septembers) zum zweiten Golfkrieg. Also der Südkönig stößt mit dem Nordkönig zusammen, oder misst sich mit ihm. Als Reaktion darauf fällt der Nordkönig “mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen“ in das Reich des Südkönigs ein. Das wird dann auf den zweiten Golfkrieg gedeutet, wo die Amerikaner tatsächlich mit einer unglaublichen Heeresmacht in den Irak einmarschierten. Dann fällt der Nordkönig in das Land der Zierde ein (Vers 41). Zwar steht Israel unter dem Einfluss Amerikas, aber noch ist dieser Teil der Prophetie nicht erfüllt. Derzeit sind die Amerikaner nur im Irak. Aber die Entwicklung bleibt abzuwarten, da durch den Machtwechsel in Israel die Karten derzeit neu gemischt werden. Interessant in Vers 41 ist noch das Detail, dass Edom, Moab und Ammon dem Nordkönig entrinnen werden. Wer sind diese heute? Diese 3 Völker sind 30

Nachbarvölker Israels und mit Israel verwandt (Edom sind die Nachkommen Esaus, des Bruders von Israel, Moab und Ammon sind die Nachkommen Lots, Abrahams Neffe). Geografisch siedelten diese Völker südöstlich von Israel und entsprechen dem heutigen Jordanien. Jordanien selbst hat im letzten Irakkrieg eine neutrale Stellung bezogen und den westlichen Organisationen logistische Unterstützung geboten. Damit entronnen sie Amerika. In Vers 42 wird angedeutet, dass der Nordkönig nicht so schnell abzieht, sondern weitere Länder besetzt, vor allem Ägypten. Das sicher noch nicht der Fall, aber bisher machen die Amerikaner auch keine Anstalten sich aus dem Irak zurückzuziehen. Es bleibt also abzuwarten. In Vers 43 heißt es dann, dass die Libyer und die Kuschiter im Gefolge des Nordkönigs sein werden. Interessant ist hierbei die Kehrtwende Libyens. Bis vor wenigen Jahren war Libyen ein Land, das gegen den Westen eingestellt war, Terroristen unterstützte usw. Doch nach dem letzten Irakkrieg lenkte der Staatschef Ghadafi überraschend ein. Offenbar fürchtete er ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie Saddam Hussein. Deswegen leistete er Reparationen, entschuldigte sich für den Abschuss eines englischen Passagierflugzeuges und fährt heute einen pro westlichen Kurs und pflegt gute Beziehungen zu westlichen Ländern. Die Kuschiter sind ethnologisch heute im Sudan angesiedelt. Dort herrschen noch Bürgerkrieg und Vertreibung ethnischer Minderheiten, aber scheinbar werden auch sie sich dem Westen beugen. Ab Vers 44 wird es dann hochspekulativ. Gerüchte vom Osten und Norden werden den Nordkönig erschrecken und er wird ausziehen, viele zu vernichten. Gerüchte aus dem Osten, darin kann man die Gerüchte aus dem Iran sehen, an der Atombombe zu bauen, weil der Iran genau östlich vom Irak liegt. Der neue Staatschef Mahmud Ahmadinedschad aus dem Iran lässt gerade in letzter Zeit nichts unversucht sich im Westen unbeliebt zu machen, beispielhaft seine Aussagen zum Holocaust aus der jüngsten Vergangenheit. Und aus dem weißen Haus hört man Stimmen, die auch gleich fordern, wenn man schon mal im Irak ist, dann kann man auch gleich in den Iran einmarschieren, schließlich gehört der Iran zur Achse des Bösen. Apropos Achse des Bösen, welches ist das dritte Land dieser Achse? – Nordkorea, Gerüchte aus dem Norden. Die haben gerüchteweise die Atombombe schon gebaut und bedrohen lautstark Amerika. Sind das vielleicht die Gerüchte, die Amerika zu einem großen Vernichtungszug führen?

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1.5.2

Das Auftreten Michaels

Kapitel 12 beschließt diese Vision und auch das Buch Daniel. “Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt.“ (Dan12,1). In jener Zeit meint die Zeit des Endes (Dan11,40). Was heißt für das Volk eintreten? “Daher kann er die auch völlig erretten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden A. A) o. für sie einzutreten“ (Hebr7,25). Mit Blick auf die Heiligtumslehre, kann man das so verstehen, dass in der Zeit des Endes (nach adventistischer Deutung ab 1844) Christus für sein Volk eintritt, während er das Heiligtum rechtfertigt. D.h. dass Christus im Untersuchungsgericht für alle eintritt, die zu seinem Volk zählen, damit ergänzen sich Dan12,1 und Dan8,14. Wobei noch zu klären ist, warum man im Erzengel Michael Christus sieht. In Jud9 steht, dass Michael ein Erzengel ist. Außerdem wird gesagt, dass Michael für die Söhne des Volkes Israel eintritt (Dan12,1), was laut Hebr7,25 Jesus Christus tut. Jesus tritt für die Gläubigen ein, indem er durch sein Blut Vergebung für die Sünden der Gläubigen erwirkt, also ist der Erzengel Michael Jesus. Aber es wird noch etwas über jene Zeit des Endes ausgesagt “Und es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem eine Nation entstand bis zu jener Zeit.“ (Dan12,1). Andere übersetzen Bedrängnis mit Trübsal, woraus sich die von Ellen G. White definierte trübselige Zeit ableitet (siehe Kapitel 4.7). Und dann kommt das Ende der Zeit des Endes “Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, den man im Buch aufgeschrieben findet. Und viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden aufwachen: die einen zu ewigem Leben und die anderen zur Schande, zu ewigem Abscheu.“ (Dan12,1.2). Die Wiederkunft Christi und die einhergehende Totenauferstehung markieren das Ende der Weltgeschichte. So wie die Prophezeiungen aus Daniel 2;7;8 endet auch die Vision aus Daniel 11;12 mit dem ewigen Reich des Christus. Erwähnenswert sind zwei Dinge: 1. Es wird von zwei Auferstehungen gesprochen (Vers 2) so wie in Kapitel 1.4.5 besprochen. 2. Es ist eine von nur 2 Stellen im alten Testament, wo von der Auferstehung gesprochen wird. Die zweite Stelle steht in Jes26,19. Im neuen Testament wird es wesentlich häufiger erwähnt.

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Abschließend gibt der Engel Daniel noch ein paar Hinweise und persönliche Verheißungen zur Zeit des Endes. “Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden umherstreifen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“ (Dan12,4). Hier wird klar gesagt, dass man erst am Ende der Zeit die Dinge, die in Daniel aufgeschrieben worden sind, verstehen wird. Die Erkenntnis wird sich mehren, aber erst am Ende. Das sagt nichts anderes, als dass man diese Prophezeiungen erst rückwirkend sicher deuten kann. Deshalb ist es auch spekulativ über Dinge zu schreiben, die noch in der Gegenwart oder Zukunft liegen und deswegen nicht abschließend bewertet werden können. Aber da sich die Erkenntnis mehren wird, ist es nach Meinung des Autors auch nicht verkehrt diese Spekulationen anzustellen, einfach um die Zeichen der Zeit zu beobachten, wie Jesus es rät (siehe Kapitel 2.3). Wie gesagt, es bleibt abzuwarten, ob die Geschehnisse so zu bewerten sind, deshalb sollten die Deutungen regelmäßig auf den Prüfstand. Sollte die bisherige Deutung der Dinge zutreffend sein, bedeutet das, dass es nicht mehr lange dauert, bis der Herr sein Reich aufrichtet. Denn viel ist nicht mehr über die Zeit des Endes geschrieben, das nicht schon seine Erfüllung gefunden hat.

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2

Jesus

Als Jesus auf der Erde wirkte erzählte er seinen Jüngern auch einige Dinge, die besonders das Ende der Zeit beleuchten. Es war ihm ein besonderes Anliegen, den Seinen eine Wegweisung zu geben, die Hoffnung macht auch in trostlosen Zeiten und ihnen zu zeigen, was sie in bestimmten Situationen tun sollten. Schließlich sprach Jesus des Öfteren von dem nahen Kommen seines Reiches. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Jünger irgendwann fragten: “Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ (Mt24,3). Jesus weist die Frage nicht ab, sondern geht ausführlich darauf ein. Dabei gliedert sich seine Antwort, die so genannten Endzeitreden, wie folgt: 1. Weltgeschehen zur Endzeit 2. Jesu Wiederkunft 3. Wachsamkeit 4. Gleichnis vom treuen und untreuen Knecht 5. Gleichnis von den 10 Jungfrauen 6. Gleichnis von den anvertrauten Talenten 7. Das Gericht

2.1

Endzeitrede: Weltgeschehen zur Endzeit (Matthäus 24,4-28)

Viele der oft zitierten Bibelverse zum Thema Endzeit stammen aus dieser Endzeitrede Jesu in Mt24. Ähnlich wie es allgemein übliche Auslegung ist, wird diese Rede in 3 Abschnitte unterteilt. 2.1.1

Abschnitt 1 (Mt24,4-14)

“Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, daß euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen. Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Seht zu, erschreckt nicht! Denn es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich Nation gegen Nation 34

erheben und Königreich gegen Königreich, und es werden Hungersnöte und Erdbeben da und dort sein. Alles dies aber ist der Anfang der Wehen. Dann werden sie euch in Bedrängnis überliefern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehaßt werden um meines Namens willen. Und dann werden viele verleitet werden und werden einander überliefern und einander hassen; und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen; und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe der meisten erkalten; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden. Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ (Mt24,4-14). Zunächst warnt Jesus eindringlich vor Irrlehrern und Verführern. Jesus wird ein zweites Mal sichtbar auf die Erde kommen, aber wie das genau aussehen wird steht ein paar Verse weiter in Kapitel 24. Aber an dieser Stelle sagt er voraus, dass in seinem Namen viel Unwahres verbreitet wird, deshalb ist es wichtig die Wahrheit über ihn und sein zweites Kommen zu kennen. Aber diese falschen Propheten hat es zu allen Zeiten gegeben, ist also kein besonderes Zeichen der Endzeit, es sind Dinge die zwischen seiner Himmelfahrt und Wiederkunft passieren. Weiterhin erwähnt Jesus Kriege. Auch die hat es immer gegeben, auch wenn Jesus selbst zu einer politisch relativ stabilen Zeit auf der Erde lebte. Es gab zwar einige Kämpfe mit den Germanen, wo vor allem die Schlacht im Teutoburger Wald berühmt geworden ist (9 n. Chr.), wo Rom 3 Legionen (ca. 18000 Soldaten) verliert (dtv-Atlas S.95). Aber in jener Zeit gab es auch die Verkündigung des Weltfriedens (Pax Augusta 17 v. Chr.) und die Einweihung des Friedensaltars auf dem Marsfeld (9 v. Chr.), wobei Mars der Kriegsgott war (dtv-Atlas S.95). Aber dass das nicht so bleiben wird, sagt Jesus voraus. Es hat zahlreiche Kriege durch die Jahrhunderte hindurch gegeben, aber wirklich markant sind die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, wo nicht nur 2 oder eine Hand voll Nationen gegeneinander kämpften, sondern die ganze Welt in den Krieg verwickelt war. Dennoch sagt Jesus: “Erschreckt nicht! Denn es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“. Mag im ersten Moment komisch klingen, wie soll man angesichts solchen menschenverursachten Leids nicht erschrecken? Aber der Trost für mich liegt im nachfolgenden Satz “Es muss so geschehen.“. Gott weiß, was kommen wird und er verliert nicht die Kontrolle über das Geschehen, auch wenn er schlimme Dinge zulässt. Und wieder heißt es, das ist nicht das Ende. Dann kommt ein weiterer Hinweis, auf Hungersnöte und Erdbeben. Die 35

Hungersnöte aus Afrika sind bekannt und die gibt es schon lange. Trotzdem treten sie immer wieder auf, und auch mit enormen Konsequenzen. Warum man trotz Globalisierung und technischem Fortschritt es immer noch nicht schafft diesem Übel beizukommen ist ein Rätsel, aber vorhergesagt. Was wesentlich schwieriger zu verhindern ist, sind Erdbeben. Die hat es auch immer schon gegeben, aber man merkt doch, dass sie, wie alle anderen Naturkatastrophen, immer häufiger und heftiger werden. Aber wie es in Vers 8 heißt, das ist erst der Anfang vom Ende. Dann beschreibt Jesus eine große Bedrängnis für die Gläubigen. Das steht in der Parallele zu Daniel 12,1, wo ebenfalls von einer großen Bedrängnis kurz vor der Wiederkunft die Rede ist. Das hat sich allerdings noch nicht erfüllt und noch sieht man auch keine Anzeichen dafür, dass es sich bald erfüllt. Noch kann man in Deutschland und Europa in Freiheit leben, die Religionsfreiheit ist im Grundgesetz verankert. Natürlich gilt das nicht für alle Erdteile gleichermaßen, aber für die westliche Welt, wie auch für weite Teile Asiens, Afrikas, Südamerikas. Auf diese große Bedrängnis geht Jesus ein paar Verse weiter nochmals ein. Vers 14 ist ein markanter Vers, der sich von allen anderen Vorzeichen unterscheidet. In Vers 6 heißt es “es ist noch nicht das Ende“, Vers 8 dann “Alles dies aber ist der Anfang der Wehen“ und in Vers 14 heißt es endlich “dann wird das Ende kommen“. Welches Vorzeichen ist es, auf das unmittelbar die Wiederkunft folgt? – Die Verkündigung des Evangeliums auf der ganzen Welt (Vers 14)! Es gibt heutzutage sicherlich große Bemühungen das Evangelium zu verbreiten. Die neuen Medien ermöglichen es erst global das Evangelium bekanntzumachen. Trotzdem gibt es Länder, in denen es nicht verkündet werden kann, so z.B. in den arabischen Ländern, in Nordkorea und einige bisher unerreichte Gebiete gibt es in entlegenen Gebieten. Aber abgesehen von politischen und verkehrstechnischen Hindernissen gibt es in vielen Gegenden einfach nur einen Mangel an Bereitschaft das Evangelium zu verkünden. Die Möglichkeiten und Randbedingungen sind zwar da, aber es fehlt an Arbeitern. Dieses große Problem sieht man in Deutschland. Dazu kommt, dass wenn man das Evangelium verkündigt, die Erfolge klein oder nicht vorhanden sind, was nicht gerade zur Motivation beiträgt. Aber Jesus sagt voraus, es wird auf der ganzen Welt verkündet werden und dann kommt das Ende. Heiß diskutiert ist auch der Umkehrschluss: Wenn sich die Christenheit aufmachen würde und das Evangelium im großen Stil verkünden würde, würde dann Jesus schneller wiederkommen? Grund zu der Annahme liefert fol36

gender Text: “Da dies alles so aufgelöst wird, was für müßt ihr sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt, um dessentwillen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden!“ (2Petr3,11.12). Der Autor ist der Meinung, dass dem so ist, und dass Jesus seine Wiederkunft ein Stück weit von den Gläubigen abhängig macht. Allerdings kommt dazu, dass Jesus in der letzten Zeit seinen Geist ausgießen wird, und dass die Menschen erst dann fähig sein werden das Evangelium weltumspannend mit großer Kraft zu verkünden. Diese Ausgießung des Geistes wiederum hängt von Gott ab. Doch woher kommt die Annahme, dass Jesus den Geist kurz vor seiner Wiederkunft ausgießen wird? Der bekannteste Text hierzu steht im Alten Testament “Und danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen. Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen. Und ich werde Wunderzeichen geben am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird errettet werden. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR gesprochen hat, und unter den Übriggebliebenen, die der HERR berufen wird.“ (Joel3). Hier wird klar von einer Ausgießung des Geistes gesprochen, bevor der “Tag des Herrn“ kommt. Dazu sollte man aber wissen, dass schon Petrus diese Verse auf die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Apostel zu Pfingsten deutet (Apg2,14-21). Hier tritt ein gewisses Problem auf, denn in Joel wird klar zu dem Tag des Herrn Bezug genommen, während Petrus voll Heiligen Geistes diese Verse auf Pfingsten bezog. Wer liegt falsch? - Keiner. So wie der Heilige Geist zu Beginn der Evangeliumsverkündigung ausgegossen wurde, so wird er zum Ende der Evangeliumsverkündigung wieder ausgegossen werden; so wie in Israel der Frühregen zum Anwachsen der Saat nötig war und der Spätregen kurz vor der Ernte nötig war. Dieses Bild benutzt auch der eben zitierte Prophet Joel: “Und ihr, Söhne Zions, jubelt und freut euch im HERRN, eurem Gott! Denn er gibt euch den Frühregen nach der Gerechtigkeit, und er läßt euch Regen herabkommen: Frühregen und Spätregen wie früher.“ (Joel2,23). Dieser Vers wird wie oben beschrieben gedeutet. Und um die These 37

von der Ausgießung des Heiligen Geistes am Ende der Zeit zu untermauern, sei hier noch ein zweiter Text erwähnt: “bis der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird und die Wüste zum Fruchtgarten wird und der Fruchtgarten dem Wald gleichgeachtet wird. In der Wüste wird das Recht sich niederlassen und die Gerechtigkeit im Fruchtgarten wohnen. Und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für ewig.“ (Jes32,15-17). Auch hier wird von der Ausgießung des Geistes im Zusammenhang mit der Ewigkeit erwähnt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu verstehen, dass ein und dieselbe Prophezeiung sich auf unterschiedliche Ereignisse beziehen kann, das ist nämlich für die nächsten Verse in Jesu Endzeitrede wichtig. 2.1.2

Abschnitt 2 (Mt24,15-22)

“Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht - wer es liest, der merke auf ! -, dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen; wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen, um die aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Betet aber, daß eure Flucht nicht im Winter geschehe noch am Sabbat! Denn dann wird große Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“ (Mt24,15-22) Diese Prophezeiung ist lebenswichtig. Von der Beachtung dieser Worte hängt Leben oder Tod ab. Und es wird im Allgemeinen als Doppelprophezeiung verstanden, also, dass sie sich in der Vergangenheit einmal erfüllt hat, aber noch mal erfüllt werden wird. In der Vergangenheit war es die Belagerung und Eroberung Jerusalem 70 n. Chr. (dtv-Atlas S.97). Die ersten Christen verstanden die Heerbanner des heranrückenden römischen Heeres als das Greuel der Verwüstung. Sie hielten sich an die Worte Jesu und flohen davon und retteten ihr Leben. Die Adventisten gehen davon aus, dass sich diese Prophezeiung zur Endzeit wieder erfüllt, nämlich, dass eine Verfolgung eintritt und eine Flucht erforderlich wird. Und wir täten gut daran, darauf zu achten und aus dem Beispiel der Vergangenheit zu lernen. Interessant in diesem Zusammenhang sind folgende Verse: “Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr (gemeint ist Babylon) hinaus, 38

mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt!“ (Offb18,4) “Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab! spricht der Herr. Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen“ (2Kor6,17). Daraus leiten Ellen White (siehe Kapitel 4.7) und allgemein die Adventisten ab, dass die Christen am Ende aus der Zivilisation fliehen müssen und in den Bergen Schutz vor den Verfolgern suchen werden. Dort werden die Christen bis zur Wiederkunft Jesu ausharren, was ja dann nicht lange dauern wird (Mt24,22). Auch damit ist verbunden, dass man als Christ nicht an den Sünden der Umgebung teilhat und damit auch den Plagen entgeht, die in den letzten Tagen kommen werden. 2.1.3

Abschnitt 3 (Mt24,23-28)

“Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus, oder dort! so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste! so geht nicht hinaus! Siehe, in den Kammern! so glaubt es nicht! Denn wie der Blitz ausfährt von Osten und bis nach Westen leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Wo das Aas ist, da werden sich die Adler versammeln.“ (Mt24,23-28) Jesus warnt noch mal eindringlich vor falschen Christussen. Offenbar ist ihm das so wichtig, dass er das gleich dreimal in dem Kapitel tut. Insgesamt warnt er in 7 Versen (Vers 4.5.11.23-26) davor, was ein Viertel dieser Endzeitrede ausmacht. Er sagt auch, dass Zeichen und Wunder KEIN Erkennungsmerkmal sind. Auch wenn irgendwo vereinzelt Leute auftreten, und von sich behaupten, der Messias zu sein, ist das falsch. Bei seiner zweiten Ankunft auf der Erde, wird er nicht räumlich begrenzt erscheinen, wie es bei seiner ersten Ankunft der Fall war. Er wird räumlich unbegrenzt erscheinen und versucht das durch ein Gleichnis von einem Blitz zu erklären. Die ganze Welt wird sein zweites Erscheinen wahrnehmen. Und das nicht durch die Nachrichten aus dem Fernsehen, sondern so wie der Blitz von Osten bis Westen leuchtet (und donnert), so wird man die zweite Wiederkunft sichtbar und hörbar wahrnehmen.

39

2.2

Endzeitrede: Jesu Wiederkunft (Matthäus 24,29-31)

Und weil Jesus dieses Thema so wichtig ist, nämlich seine Wiederkunft, will er sicherstellen, dass seine Jünger das richtig verstehen. Dazu reicht es nicht nur zu wissen, wie es nicht sein wird (Fälschungen können vielfältig sein), sondern genau zu wissen, wie es sein wird, dann fällt man nämlich auf keine Fälschung herein. Und das macht er in der nächsten Endzeitrede zum Thema. “Aber gleich nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende.“ (Mt24,29-31) Hier beschreibt Jesus ausführlich die Zeichen seiner Ankunft. Es werden unübersehbare Zeichen am Himmel und auf der Erde zu sehen sein, auch der Posaunenschall wird unüberhörbar sein. Die Auserwählten bzw. die Gläubigen werden gesammelt werden und was passiert mit den Ungläubigen? In Offenbarung steht ein Paralleltext, der die eben genannten Dinge auch enthält und auf ähnliche Weise die Wiederkunft beschreibt “Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete: und es geschah ein großes Erdbeben; und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut, und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum, geschüttelt von einem starken Wind, seine Feigen abwirft. Und der Himmel schwand dahin wie ein Buch, das zusammengerollt wird, und jeder Berg und jede Insel wurden von ihren Stellen gerückt. Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Mächtigen und jeder Sklave und Freie verbargen sich in die Höhlen und in die Felsen der Berge; und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorns. Und wer vermag zu bestehen?“ (Offb6,12-17). Auch hier wieder große Zeichen an Himmel und Erde und auch die Ungläubigen werden dies wahrnehmen. Sie werden Jesus in Herrlichkeit sehen, aber vor seinem Angesicht fliehen und den Tod suchen. Die Gläubigen aber werden aufschauen auf ihren Erlöser und in den 40

Himmel entrückt werden “Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ (1Thess4,16.17). Dies ist verbunden mit der ersten Auferstehung, von der in Kapitel 1.4.5 geschrieben ist. Die auferstandenen Gläubigen werden zusammen mit den noch lebenden Gläubigen gesammelt und in den Himmel aufgenommen. Die Ungläubigen sterben und werden erst zur zweiten Auferstehung wieder lebendig. Sicher ist, die Wiederkunft Jesu ist kein Geheimnis. Es ist ein globales Ereignis, das die ganze Erde und den Himmel betrifft und an keinem Menschen spurlos vorübergehen wird. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass man es nicht mitkriegt. Auch Lehren von einer geheimen Entrückung oder, dass Jesus schon wiedergekommen ist und in unseren Herzen lebt stimmen nicht mit diesen Bibeltexten überein.

2.3

Endzeitrede: Wachsamkeit (Matthäus 24,32-44)

Da Jesus die Zeit seiner Wiederkunft offen lässt, rät er zur Wachsamkeit. “Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennen, daß es nahe an der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist. Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen. Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein. Aber wie die Tage Noahs , so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Dann werden zwei auf dem Feld sein, einer wird genommen und einer gelassen; zwei werden an dem Mühlstein mahlen, eine wird genommen und eine gelassen. Wacht also! Denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Das aber erkennt: Wenn der Hausherr gewußt hätte, in welcher Wache der Dieb kommt, so hätte er wohl gewacht und nicht zugelassen, daß in sein Haus eingebrochen wird. Deshalb seid auch ihr 41

bereit! Denn in der Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“ (Mt24,32-44) Eigentlich haben die Jünger Jesus nach der Zeit und nach den Zeichen seiner Ankunft gefragt (Mt24,3). Jesus hat ihnen die Zeichen seiner Ankunft in den ersten beiden Endzeitreden genannt. Jetzt wäre die Antwort auf die Frage nach dem Wann dran. Doch Jesus weiß es selbst nicht, bzw. lässt es offen (Mt24,36). Und so antwortet er mit dem Gleichnis vom Feigenbaum. So wie man beim Feigenbaum an den weichen Zweigen erkennen kann, dass der Sommer kommt, so kann man an den Zeichen, die Jesus genannt hat, erkennen, wann er wiederkommt. Man tut also gut daran auf diese Zeichen zu achten. Und Jesus sagt auch, warum der Zeitpunkt seiner Wiederkunft ungewiss bleibt. Wenn der Hausherr gewusst hätte, wann der Dieb kommt, hätte er es nicht zugelassen, dass eingebrochen wird (siehe Mt24,43). Mit anderen Worten: wenn die Menschheit den Zeitpunkt der Wiederkunft wüsste, würden sie es noch schlimmer treiben als zuvor, um sich dann, kurz vor Jesu Wiederkunft, rechtzeitig zu bekehren. So ist Erlösung nicht gemeint. Stattdessen meint es die stete Wachsamkeit, die Stetsbereitschaft. Stetsbereitschaft wird in Vers 44 definiert und meint die stetige Erwartung der Wiederkunft. Das ist Erlösung. Deshalb ist es gefährlich, die Sache mit Jesus auf ein morgen zu verschieben, denn morgen könnte es zu spät sein. Vers 44 muss aber nicht heißen, dass man seine Wiederkunft gar nicht zeitlich einordnen kann. Sonst bräuchte man auch nicht auf die Vorzeichen seiner Wiederkunft achten, aber genau dazu fordert Jesus auf “Wenn du nun nicht wachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ (Offb3,3). D.h. für diejenigen, die wachen, wird der Tag der Wiederkunft nicht überraschend kommen wie für die anderen. Die anderen werden sich verhalten wie in den Tagen Noahs und sich dabei in Sicherheit wähnen. Sie werden die Zeichen nicht erkennen, weil sie nicht darauf achten und der Herr wird für sie völlig unerwartet kommen. So sind auch die Verse 40,41 gemeint, nicht als geheime Entrückung (das hat Jesus die Verse vorher klargemacht, dass es nicht so sein wird), sondern der eine wird bereit sein, der andere nicht. 2.3.1

Wachsamkeit und die Waffenrüstung Gottes

Aber was heißt wachsam sein, bereit sein? “So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, bekleidet mit dem 42

Brustpanzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens! Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt! Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort! Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist, und wachet hierzu in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen auch für mich!“ (Eph6,17-19) “Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, daß euch geschrieben wird. Denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife; denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein! Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht, und die da betrunken sind, sind bei Nacht betrunken. Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils.“ (1Thess5,1-8). Mit den gleichen Bildern und anderen Worten beschreibt Paulus in diesen beiden Abschnitten, was Jesus in seiner Endzeitrede sagt. Auch Paulus schreibt, dass nur die Ungläubigen, die in der Finsternis sind, von Jesu Wiederkunft überrascht werden (1Thess5,5). Aber Paulus definiert hier, was er unter Wachsamkeit versteht und beschreibt es in beiden Texten mit dem Bild einer Waffenrüstung. Hier die Elemente der Rüstung, was sie bedeuten und auf die Wachsamkeit aussagen: 2.3.2

Wahrheit

Paulus fordert dazu auf, sich mit Wahrheit zu umgürten. Was heißt das? Was ist Wahrheit? Nach biblischem Verständnis muss die Frage lauten: Wer ist Wahrheit, denn die Bibel sagt, dass Wahrheit nichts Abstraktes, sondern eine Person ist: Jesus Christus. “Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die WahrAbbildung 7: Guertel heit und das Leben.“ (Joh14,6). Aber kann man Jesus der Wahrheit, [21] anziehen? Ja klar! “Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.“ (Gal3,27). Also sich 43

mit Wahrheit zu umgürten heißt sich taufen zu lassen und sein Leben Jesus zu übergeben. Und das ist der erste Schritt zur Wachsamkeit! Erst durch die Annahme des Evangeliums rechnet man ja überhaupt damit, dass Jesus wiederkommen wird. 2.3.3 Gerechtigkeit Was hat Gerechtigkeit mit Wachsamkeit im Hinblick auf die Wiederkunft zu tun? Zunächst einmal soll vorneweg gesagt sein, dass die Rechtfertigung aus Glauben das Grundprinzip ist, d.h. dass Jesus am Kreuz alles getan hat, was ich für die Gerechtigkeit des einzelngen gebraucht wird. Darüber hinaus gibt es aber einige interessante Bibeltexte. “Daher habt ihr Abbildung 8: Brustpanzeran keiner Gnadengabe Mangel, während ihr das Ofder Gerechtigkeit, [22] fenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus erwartet, der euch auch festigen wird bis ans Ende, untadelig an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.“ (1Kor1,7.8) “Und um dieses bete ich, daß eure Liebe noch mehr und mehr überreich werde in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüft, worauf es ankommt, damit ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi“ (Phil1,9.10) “Euch aber lasse der Herr zunehmen und überreich werden in der Liebe zueinander und zu allen - wie auch wir euch gegenüber sind - um eure Herzen zu stärken, untadelig in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“ (1Thess3,12.13) “Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, befleißigt euch, unbefleckt und tadellos von ihm im Frieden befunden zu werden!“ (2Petr3,13.14) Eines haben alle diese 4 Texte gemeinsam: sie sprechen von Heiligkeit auf den Tag des Herrn hin. Oft wird das Wort “untadelig“ verwendet. Untadelig (griech. anenkletos, ElbStB NT 412) meint unanklagbar, unangeklagt. Diese Texte sprechen von einer Heiligung im Hinblick auf die Wiederkunft des Herrn, dass man, wenn der Herr kommt, tadellos oder gerecht vor ihm stehe. Und es wird gesagt, wie man das schafft, nämlich durch Jesus Christus. Des ist ein Aspekt der Wachsamkeit, dass man sich mit Jesu Hilfe heiligt, d.h. lieb gewonnene Lieblingssünden ablegen und nach einer Tadellosigkeit streben.

44

Nach Gerechtigkeit streben, das heißt wachsam sein. 2.3.4 Evangeliumsverkündigung Gemäß der Endzeitrede Jesu (Weltgeschehen zur Endzeit) ist die weltweite Verkündigung des Evangeliums das Zeichen seiner Wiederkunft schlechthin “Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ Abbildung 9: Schuhe (Mt24,14). Jesus gab den Christen den Auftrag das zur Mission, [21] Evangelium der Welt zu verkünden (Mt28,18-20). Wach bleiben, ohne etwas zu tun, ist schwierig. Hier fordert Jesus ganz konkret zum Handeln auf. Christen sollen nicht meinen, passiv der Dinge zu harren die da kommen, die Hände in den Schoß legen, weil man an den Geschehnissen der Endzeit eh nichts ändern kann und tatenlos auf die Wiederkunft zu warten. Wachen heißt handeln. Sicherlich, die Dinge werden kommen, wie sie prophezeit sind. Jesus erwartet nicht von seinen Nachfolgern, an diesen Dingen etwas zu ändern. Aber er erwartet von ihnen, dass sie den Leuten den Rettungsweg zeigen: Christus. Solange Christen um die Rettung von Menschen bemüht sind, sind sie wachsam. 2.3.5 Glaube Der Glaube ist wie ein Schild, den man als Schutz um sich hat. Leute, die schlafen, brauchen keinen Schutz. Satan weiß, dass diese kein Problem für ihn darstellen. Wachsame Leute hingegen sind den Angriffen und Versuchungen Satans besonders ausgesetzt. Deshalb brauchen sie einen wirksamen Schutz gegen die feurigen Pfeile des Bösen, wie Paulus schreibt. Interessant hierbei, dass hier die Waffen des Abbildung 10: Schild Bösen genannt werden. Im Gegensatz zur Waffendes Glaubens, [21] rüstung des Lichts, sind die Waffen des Bösen Distanzwaffen. Satan führt seine Angriffe aus dem Hinterhalt und sicherer Entfernung. Er riskiert nichts in seinem Kampf. Der Gläubige hingegen muss in den Nahkampf. Für Gott kämpfen geht nicht aus sicherer Entfernung, ohne sich selbst hinzugeben. Gott braucht nur solche Kämpfer, die sich voll und ganz hingeben, sich einsetzen für die Verkündigung des Evangeliums, das Bibelstudium, das Gebet und für den Nächsten. Das alles geht nicht aus sicherer Entfernung. Deshalb ist es wichtig, einen Schild zu haben, der einen rettet 45

“Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“ (Eph2,8). Der Glaube ist Rettung, solange Christen glauben, kann ihnen nichts passieren. Solange sie den Schild haben, kann Satan ihnen nichts anhaben. Aber wehe den Christen, die den Schild ablegen, dann werden die feurigen Pfeile ihnen eine vernichtende Niederlage beibringen. 2.3.6 Heilsgewissheit Heilsgewissheit nennt man die Gewissheit, oder die Hoffnung, eines Tages im Himmel zu sein. Wer diese Gewissheit oder Hoffnung in sich trägt, kann es kaum erwarten, bis der Herr wiederkommt. Somit fällt das Wachen auch nicht schwer “Und dies als solche, die die Zeit erkennen, daß die Stunde schon da ist, daß ihr aus dem Schlaf aufwacht! Denn jetzt ist unsere Rettung näher, als da wir zum Abbildung 11: Helm Glauben kamen: Die Nacht ist weit vorgerückt, und des Heils, [22] der Tag ist nahe. Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen! Laßt uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, daß Begierden wach werden!“ (Röm13,11-14). Unsere Rettung ist nah, wacht auf! So fordert Paulus die Leser auf. Auch hier spricht Paulus wieder von der Waffenrüstung Gottes (oder Waffen des Lichts) im Zusammenhang mit der Wachsamkeit. Und auch hier wieder die Aufforderung “Jesus anzuziehen“. Wer diese Hoffnung hat, der wird nicht die Werke der Finsternis tun “Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß! Denn was heimlich von ihnen geschieht, ist selbst zu sagen schändlich. Alles aber, was bloßgestellt wird, das wird durchs Licht offenbar; denn alles, was offenbar wird, ist Licht. Deshalb heißt es: »Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten! und der Christus wird dir aufleuchten!«“ (Eph5,11-14). Christus kommt und wird seinen Nachfolgern aufleuchten, das ist die frohe Hoffnung. Aber sie ist nur dann eine frohe Hoffnung, wenn man die Werke der Finsternis abgelegt hat, ansonsten wird man sich vor dem Licht fürchten “Denn jeder, der Arges tut, haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden; wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Licht, damit seine Werke offenbar werden, daß sie in Gott gewirkt sind.“ (Joh3,20.21). Ist also die Heilsgewissheit 46

nur denen vorbehalten, die die “Wahrheit“ tun? Der Helm des Heils ist auf wunderbare Weise mit den anderen Waffen des Lichts verknüpft. Mit ihm steht und fällt die ganze Rüstung, denn warum sollte man sich um das Gute bemühen, wenn man diese Hoffnung nicht hat? Woher nimmt man dann die Motivation? Umgekehrt nützt eine gute Motivation nichts, wenn keine Taten folgen, also ohne die anderen Waffen verliert auch der Helm seine Bedeutung. So ist die Hoffnung wertlos, wenn wir weiter in der Finsternis wandeln. Aber die Hoffnung ist die Motivation, die Werke der Finsternis abzulegen und aufzuwachen. Man kennt das ja: wenn man morgens aufsteht, fällt es einem schwer, wenn man keine guten Erwartungen an den Tag hat. Wenn man aber weiß, heute passiert etwas Schönes, worauf man sich schon länger freut, dann fällt es einem sehr leicht aufzustehen. So ist es auch mit der Heilsgewissheit. 2.3.7 Wort Gottes Das Wort Gottes als Schwert. Jesus gebrauchte es, beim Kampf gegen Satan, als er versucht wurde “Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brote werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.«“ (Mt4,3.4). Mit den WorAbbildung 12: Schwert ten “es steht geschrieben“ wendet Jesus alle Versudes Geistes, [22] chungen ab. Das Wort Gottes ist eine wichtige Waffe im Kampf gegen die falschen Propheten, Versuchungen und Satan, vor denen Jesus eindringlich im Blick auf die Endzeit warnt. Vielleicht kann man die Bibel mit einem Fahrplan vergleichen, wo jede Station der Erde auf ihrer Reise durch die Zeit vermerkt ist. Wenn man den Fahrplan mit den passierten Stationen vergleicht, weiß man wie nahe man dem Ziel ist. Im ersten Kapitel dieser Ausarbeitung sind die großen Fahrpläne der Welt vorgestellt. Allerdings, wie die meisten Fahrpläne auch, ist die Bibel nicht immer leicht zu verstehen. Sie verlangt ein gründliches Studium. Bibelstudium hat aber auch einen besonderen Wert für die Endzeit. Es werden nicht nur die Stationen der Erdengeschichte beschrieben, sondern auch, wie man sich an den jeweiligen Stationen verhalten soll. Sie ist wie ein Reiseführer, der uns davor bewahrt in fremden Gegenden etwas falsch zu machen. Jesus hat in seiner ersten Endzeitrede eindringlich aufgefordert zu fliehen, 47

wenn das Greuel der Verwüstung zu sehen ist (Mt24,15.16). In der Offenbarung steht der Aufruf, die Stadt Babylon zu verlassen (Offb18,4). In Offenbarum 13 und 14 wird eindringlich davor gewarnt ein Malzeichen anzunehmen. Alles Beispiele von Warnungen, die die Endzeit betreffen. Deshalb ist es so wichtig diese Warnungen zu kennen und zu Zeit ihres Eintreffens, das Richtige zu tun. Jesus vergleicht die Tage der Endzeit mit den Tagen Noahs (Mt24,37). Noah erhielt die Warnung, dass es eine Sintflut geben wird. Gott forderte ihn auf, ein Schiff zu bauen, damit er gerettet würde. Noah nahm die Warnung und die Aufforderung ernst und wurde gerettet. Die Warnungen, die die Bibel für die Endzeit ausspricht, sind sehr ernst. Es geht um Leben und Tod, auch um das ewige Leben oder den ewigen Tod. Wer diese Warnungen ernst nimmt und entsprechend handelt, wird wie Noah gerettet. Wehe dem, der diese Warnungen nicht kennt und nicht entsprechend handelt! “Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis.“ (Hos4,6). Hoffentlich gilt dieses Wort nicht für die Christen heute! Man sollte dem Beispiel Daniels folgen, der in den Schriften die Prophezeiungen durchforschte “im ersten Jahr seiner Königsherrschaft achtete ich, Daniel, in den Bücherrollen auf die Zahl der Jahre, über die das Wort des HERRN zum Propheten Jeremia geschehen war, daß siebzig Jahre über den Trümmern Jerusalems dahingehen sollten.“ (Dan9,2), sodass es dann heißen wird “Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden umherstreifen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“ (Dan12,4). Die prophetischen Schriften sind tatsächlich versiegelt, aber nicht für ewig. Sie werden zu gegebener Zeit verstanden werden, wenn man nach Erkenntnis sucht und die Zeit dafür reif ist. Und der Herr wird Erkenntnis schenken. 2.3.8 Gebet Das Gebet ist so gesehen kein Teil der Waffenrüstung Gottes. Es ist vielmehr die Anforderung von Verstärkung beim Kampf gegen eine Übermacht. Es ist keine Waffe und kein Schutz und dennoch das Mächtigste was man hat. Was tat Jesus, als er seinen erbittersten Kampf kurz vor der Kreuzigung durchstehen musste? – Er betete: “Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du .“ (Mt26,39). Kurz darauf wendet er sich an seine Jünger “Wacht und betet!“ (Mt26,41). Zum Thema Wachsamkeit ist das der bedeutendste Vers. Wachen und beten gehören untrennbar zusammen. Man braucht diese 48

Verbindung zu Gott, um gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Man braucht diese Verbindung zu Gott, um in den schweren Zeiten, die Jesus für die Endzeit prophezeite, bestehen zu können. Die Jünger achteten damals nicht auf die Worte ihres Meisters und schliefen. Als es dann hart auf hart kam und Jesus festgenommen wurde, flohen alle, Petrus verleugnete Jesus dreimal. Sie hatten in dem Kampf keine Verstärkung angefordert und waren dann hoffnungslos unterlegen. Jesus hingegen, wurde trotz großer Angst und innerer Not gestärkt. Mehrmals betete er, dass das Kreuz von ihm genommen würde. Aber letztlich stellte er sich unter den Willen Gottes. Und Gott erhörte seine Gebete insofern, dass er ihn stärkte “Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte.“ (Lk22,43). Hier wird plötzlich die Waffenrüstung Gottes unrelevant. Das Schwert, Gottes Wort, mit dem er schon oft die Feinde zurückgeschlagen hat, und das seinen Tod und Auferstehung prophezeite, versagt an dieser Stelle. Es hilft ihm nicht, dass geschrieben steht, dass er sterben und am dritten Tag auferstehen wird. Auch sein Brustpanzer, seine Sündlosigkeit und Gerechtigkeit, nützen ihm an dieser Stelle nichts. Auch der Helm, die Hoffnung auf seine Auferstehung, endet hier. Sein Schild, der Glaube, mit dem er sonst Berge versetzen konnte und große Wunder wirkte, ist hier völlig wirkungslos. Hier kniet nun Jesus, der größte Glaubenskämpfer überhaupt, der die Waffenrüstung Gottes wie kein anderer beherrschte “Und als er in Angst war, betete er heftiger. Es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde herabfielen.“ (Lk22,44). Aber er weiß, auch wenn der Kampf aussichtslos und verloren scheint: der Allmächtige ist größer und hat die Lage immer unter seiner Kontrolle. Und ihn ruft er um Hilfe. Es gibt Situationen im Leben, da versagt die Waffenrüstung einfach. Dann hilft nur noch beten. Manchmal greift Gott auf wundersame Weise ein. Manchmal muss man den bitteren Kelch leeren. Jesus ist trotz seiner Gebete ans Kreuz gegangen. Aber er konnte es tragen, weil er sich vorher im Gebet stärken ließ. Auch wenn keine Extremsituationen zu bewältigen sind, bleibt es wichtig, den Kontakt zu Gott zu halten. Wacht und betet!

2.4

Endzeitrede: Gleichnis vom treuen und untreuen Knecht (Mt24,45-51)

“Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener

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Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen. Wenn aber jener böser Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr läßt auf sich warten, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und ißt und trinkt mit den Betrunkenen, so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil festsetzen bei den Heuchlern: da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.“ (Mt24,45-51) Dieses Gleichnis erzählt Jesus, um noch einmal deutlich zu machen, warum niemand die Stunde der Wiederkunft kennt. Es ist, um die Menschen zu prüfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die treuen Knechte handeln verantwortungsbewusst auch wenn der Herr auf sich warten lässt. Sie nutzen die Zeit nicht aus, um eigenen Begierden nachzugehen, sondern sind stets auf das Wohl ihrer Mitmenschen bedacht. Das ist das Lebensprinzip, welches im Himmel herrscht. Dann gibt es aber auch solche, die die Zeit lieber nutzen um ihren eigenen Wünsch nachzugehen. Anfangs tun sie auch das Gute, doch als der Herr auf sich warten lässt, fangen sie an ihrem verdorbenen Herzen nachzugehen. Erst durch die Verzögerung der Wiederkunft des Herrn wird deutlich, wer es wert ist in den Himmel zu gelangen. Denn eines ist klar, die untreuen Knechte in dem Beispiel würden sich im Himmel gar nicht wohl fühlen, weil sie mehr um ihr eigenes Wohl bedacht sind, als auf das Wohl der anderen. Auf den Herrn zu warten ist kein passiver Prozess. In diesem Gleichnis fordert Jesus den wartenden auf sich aktiv um seine Mitmenschen zu kümmern. Den Christen ist eine große Verantwortung gegeben und Gott wird eines Tages Rechenschaft fordern.

2.5

Endzeitrede: Gleichnis von den 10 Jungfrauen (Mt25,113)

“Dann wird es mit dem Reich der Himmel sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und hinausgingen, dem Bräutigam entgegen. Fünf aber von ihnen waren töricht und fünf klug. Denn die Törichten nahmen ihre Lampen und nahmen kein Öl mit sich; die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen Abbildung 13: Die 10 samt ihren Lampen. Als aber der Bräutigam auf sich Jungfrauen, [23] warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen

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ein. Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam! Geht hinaus, ihm entgegen! Da standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen. Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: Gebt uns von eurem Öl! Denn unsere Lampen erlöschen. Die Klugen aber antworteten und sagten: Nein, damit es nicht etwa für uns und euch nicht ausreiche! Geht lieber hin zu den Verkäufern und kauft für euch selbst! Als sie aber hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam, und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Tür wurde verschlossen. Später aber kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, öffne uns! Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. So wacht nun! Denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde.“ (Mt25,1-13) Ein weiteres Gleichnis, das zur Wachsamkeit mahnt. Hier kommt aber ein neuer Aspekt hinzu. Interessanterweise schlafen alle 10 Jungfrauen, die klugen wie die törichten, trotz Mahnung zur Wachsamkeit. Was die Klugen von den Törichten unterscheidet ist das Öl. Doch was bedeutet das Öl? Öl (griech: elaion, ElbStB NT 1620) hat unterschiedliche Bedeutungen. Zum einen wurde Öl zum Salben der Priester und Könige verwendet. Christus heißt der Gesalbte. Auch die Apostel wurden mit Öl gesalbt, bevor sie ausgesandt wurden. Des weiteren wurde es zur Körperpflege in der Antike verwendet. Auch zur Krankensalbung gemäß Jakobus 5 wurde es verwendet. In der Symbolik ist Öl umstritten. Einige sehen darin ein Symbol für das Wirken des Heiligen Geistes (Hebr1,9). So wird auch dieses Gleichnis oft so gedeutet, dass die 5 klugen Frauen mit dem Öl für diejenigen Gläubigen stehen, die den Heiligen Geist haben. Man kann den Ölvorrat der 5 klugen Jungfrauen auf die Bereitschaft auf Jesu Wiederkunft (Vers 10) deuten. So wiederholt sich in Vers 13 die Aufforderung, bereit und wachsam zu sein, so wie in Kap24,44 gemahnt wird: “Deshalb seid auch ihr bereit! Denn in der Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“, (Mt 24,44) “So wacht nun! Denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde.“ (Mt25,13). Dieses Gleichnis gilt den Christen. Denn alle 10 Jungfrauen erwarten die Ankunft des Bräutigams. Die Ungläubigen erwarten ja nicht die Wiederkunft Christi. Alle Jungfrauen schlafen, die Klugen wie die Törichten und alle werden von der Wiederkunft überrascht. Eigentlich ein Widerspruch zu der Aufforderung am Ende des Gleichnisses “So wacht nun!“ (Mt25,13). Hier wird es so gedeutet, dass Jesus sagt, dass sich die Ankunft des Menschensohns verzögern wird (Vers 5). Und dass es deshalb wichtig ist, sich auf diese Verzögerung vorzubereiten, bereit zu sein, genug Öl bei sich zu haben. Und dies Vorbereitung beinhaltet alles, was in Kapitel 2.3 zur Wachsam51

keit geschrieben wurde: “Jesus anziehen“, Heiligung, Mission, Angriffen böser Mächte widerstehen, Hoffnung auf die Wiederkunft, Bibelstudium, Beten.

2.6

Endzeitrede: Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt25,14-30)

“Denn wie einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab: und einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit, und reiste außer Landes. Sogleich aber ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, hin und handelte mit ihnen und gewann andere fünf Talente. So auch, der die zwei , auch er gewann andere zwei. Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und rechnet mit ihnen ab. Und es trat herbei, der die fünf Talente empfangen hatte, und brachte andere fünf Talente und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, andere fünf Talente habe ich dazugewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn. Es trat aber auch herbei, der die zwei Talente , und sprach: Herr, zwei Talente hast du mir übergeben; siehe, andere zwei Talente habe ich dazugewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn. Es trat aber auch herbei, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, daß du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde; siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Böser und fauler Knecht! Du wußtest, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich kam, hätte ich das Meine mit Zinsen erhalten. Nehmt ihm nun das Talent weg, und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn jedem, der hat, wird gegeben und überreichlich gewährt werden; von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußere Finsternis: da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.“ (Mt25,14-30)

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Ein Talent ist eigentlich eine Gewichtseinheit im Altertum und entspricht rund 30 kg. Diese Gewichtseinheit konnte sich entweder auf Gold oder Silber beziehen. D.h. der erste bekam 150 kg Gold bzw. Silber, der zweite 60 kg, der dritte 30 kg. Ein Talent war die höchste Geldeinheit. Im Deutschen hat das Wort Talent auch die Bedeutung Begabung oder Fähigkeit. In diesem Gleichnis gehen diese Bedeutungen ineinander über. Gott stattet jeden Menschen mit Talenten, Gaben, Fähigkeiten aus und erwartet, dass wir diese gewinnbringend einsetzen. Der Herr fordert am Ende Rechenschaft von jedem. Dabei ist es zunächst so, dass der Gewinn dem Herrn gehört, aber der Herr wiederum sagt ja: “über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen“. Hört sich ein bisschen nach Karriere an. Aber Karriere bei Gott? Wieso nicht. Interessanterweise geht es aber nicht um Konkurrenz, dass jemand besser ist als der andere. Denn der zweite, der nicht so viel bekommen und auch nicht so viel gewonnen hat, wird ebenfalls belohnt. Der Aspekt Neid und Konkurrenz fehlt einfach. Jeder so, wie er kann. Faulheit allerdings wird bestraft, wie man beim dritten Knecht sieht. Viel erwartete der Herr ja gar nicht “So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich kam, hätte ich das Meine mit Zinsen erhalten.“. Aber selbst dazu war der Knecht zu faul. Im Gegensatz zu weltlichen Firmenchefs, geht es Gott nicht um viel oder wenig Profit, sondern einfach nur darum überhaupt etwas mit seinen Talenten zu machen. Gott will nicht, dass man die Hände in den Schoß legt und auf tatenlos auf die Wiederkunft wartet, sondern er will, dass man sich gemäß seinen Fähigkeiten einsetzt. Natürlich hätte der Herr auch sein Geld behalten und mitnehmen können. Aber er vertraut es seinen Knechten an. Das heißt Gott vertraut den Christen, dass sie mit ihren Gaben verantwortungsvoll umgehen. Er gibt ihnen Gaben und damit auch Verantwortung und vertraut ihnen, dass sie sie richtig nutzen. Manch einer mag dies als Last sehen, wie der dritte Knecht, der in dem Talent eine Last sah und sich vor der grausamen Rechenschaftsforderung am Ende fürchtete und aus lauter Angst und Faulheit das Talent versteckte. Am Ende macht der Knecht dem Herrn Vorwürfe, dass er ein “harter Mann“ sei und harte Forderungen stellte. Obwohl man gesehen hat, dass dem nicht so ist (wie gesagt, der Herr forderte ja nicht viel), wehrt sich der Herr nicht gegen diese Vorwürfe, sondern verurteilt den Knecht damit, indem er sagt: du wusstest, dass ich ein harter Mann bin und ungerechte Forderungen stelle, aber warum hast du nicht entsprechend gehandelt. Und so spricht sich der faule Knecht sein Urteil selbst. Dazu dasselbe Gleichnis in Lukas “Aus deinem Mund werde ich dich richten, du böser Knecht! Du wuß53

test, daß ich ein strenger Mann bin, der ich nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? Und warum hast du mein Geld nicht auf eine Bank gegeben, und wenn ich kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert?“ (Lk19,22-23). Die anderen beiden Knechte aber haben bewiesen, dass sie gute Verwalter waren. Der Herr schenkt ihnen noch mehr Verantwortung und Möglichkeiten “Der erste aber kam herbei und sagte: Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde hinzugewonnen. Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu warst, sollst du Vollmacht über zehn Städte haben. Und der zweite kam und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde eingetragen. Er sprach aber auch zu diesem: Und du, sei über fünf Städte!“ (Lk19,16-19). In diesem Bericht von dem Gleichnis erhalten alle Knechte gleich viel, nämlich ein Pfund. Der erste gewinnt 10 dazu, der andere 5. Beide werden belohnt, der erste mit 10 Städten, der andere mit 5. Und der Herr macht dem zweiten auch keinen Vorwurf. Die Belohnung schließt neue Aufgaben mit ein, vielleicht ein Hinweis darauf, dass man im Himmel keinesfalls untätig sein wird. Aber für die treuen Knechte ist das auch kein Problem, im Gegenteil, sie freuen sich darüber (Mt25,21). Interessant bei dem Gleichnis aus Lukas ist, dass die treuen Knechte unterschiedlich belohnt werden. Beide gehen ein in des “Herrn Freude“ aber der eine bekommt mehr, der andere weniger. Auch in seiner Bergpredigt spricht Jesus davon, dass man sich Schätze im Himmel sammeln kann “sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen!“ (Mt6,20). Offensichtlich wird es im Himmel Unterschied geben, die einen werden mehr, die anderen weniger haben. Aber wie ist das mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt20,1-16) zu vereinbaren? Dort erhalten alle denselben Lohn, obwohl sie unterschiedlich lange gearbeitet haben. Wahrscheinlich bezieht sich das auf das ewige Leben. Das ewige Leben bekommt man aus der Gnade Gottes heraus, weil Jesus Christus für einen gestorben ist. D.h. alle, die an Jesus glauben, werden gerettet werden. Aber offensichtlich gibt es im Himmel Unterschiede in der Stellung, wie auch immer diese aussehen mögen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass im Himmel andere Maßstäbe gelten, als auf der Erde “Und er setzte sich, rief die Zwölf, und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein.“ (Mk9,35). Aber was bedeutet das Handeln mit den Talenten? Es bedeutet den Einsatz seiner Talente für das Werk Gottes, d.h. Menschen zu Jesus zu führen, 54

Gemeindearbeit, anderen Menschen Gutes tun. Aber klingt das nicht ein bisschen nach Werksgerechtigkeit? Wer viel tut wird belohnt und wer nichts für Gott tut wird verloren gehen? Wie vorhin schon erwähnt, hat Jesus alles für unsere Erlösung getan. Er hat am Kreuz bezahlt, was der Mensch nicht bezahlen kann. Auch wenn man noch so viel für Gott tut, und man noch so viele Talente hinzugewinnt, sie werden nie für den Eintrittspreis in den Himmel reichen. Glücklicherweise hat Jesus diesen Eintrittspreis bezahlt und ihn den Gläubigen geschenkt. Wenn man das glaubt, wird man gerettet. Aber kann man das glauben und die Hände in den Schoß legen? Können man sich die Erlösungstat Jesu bewusst machen und dabei untätig bleiben? Wahrscheinlich nicht. Ist es nicht so, dass wenn man sich das Erlösungswerk wirklich bewusst macht und daran glaubt, wird das den Wunsch wecken, anderen davon zu erzählen? Wenn man sich klar macht, was Jesus für einen getan hat, dann wird der Wunsch geweckt anderen Gutes zu tun (dies wird im nächsten Kapitel ausführlich behandelt). Und wenn man sich dessen bewusst ist und handelt nicht entsprechend, verurteilt man sich selbst, so wie jener unnütze Knecht. Deshalb ist es wichtig sich zuerst klarzumachen, was Jesus am Kreuz vollbracht hat und dann loszuziehen und mit seinen Talenten entsprechend zu handeln.

2.7

Endzeitrede: Das Gericht (Mt25,31-46)

“Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir. Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf ? Oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser 55

meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Mt25,31-46) In dem Gleichnis zuvor ging es darum, entsprechend seiner Talente zu handeln. Das handeln mit Talenten beinhaltet auch die Taten der Barmherzigkeit. Menschen, die ihr Leben Jesus übergeben haben und Gemeinschaft mit ihm pflegen tun dies ohne es zu merken. So fragen sie auch den Herrn, wann sie denn all diese Wohltaten getan haben sollen. Er gibt ihnen zur Antwort, dass dies all die Dinge waren, wo sie sich um ihren Nächsten gekümmert haben. Dies kann auf sehr unterschiedliche Weise geschehen auch unterschiedlich oft, wichtig ist nur, dass es passiert. Umgekehrt fragen auch die anderen, was sie denn falsch gemacht haben. Sie werden nicht verurteilt, weil sie die anderen schlecht behandelt haben. Sie werden nicht für Ausbeutung, Misshandlung oder andere Vergehen bestraft, sondern der Unterlassungssünde angeklagt. Es müssen keine schlechten Menschen gewesen sein, vielleicht sogar Christen, die das ganze Leben darauf warteten, dass Gott sich ihnen offenbart und sie endlich aktiv werden können und dabei ihren Nächsten übersehen haben. Dieses Gleichnis fordert zum Dienen auf. Jesus hat sein ganzes Leben auf Erden den anderen gedient und so wünscht er sich das auch von seinen Nachfolgern. Wenn man das verstanden hat, wird sich etwas im Leben ändern. Auch hier stellt sich nämlich die Frage, ob das denn heilsentscheidend ist. Nein, aber das Evangelium ist es. Und wovon handelt das Evangelium? – Von dem, was Jesus für die Menschen getan hat. Er hat ihnen Gutes getan, gedient, vom Reich Gottes gepredigt und ist für unsere Sünden letztenendes gestorben. Je mehr wir zu Jesus aufschauen, uns mit dem Evangelium beschäftigen, desto mehr kommt der Wunsch seinem Vorbild nachzueifern, d.h. auch anderen Gutes tun. Passiert das nicht, hat man sich nicht genügend mit dem Evangelium auseinandergesetzt, was wiederum heilsentscheidend ist. 56

Man macht sich plötzlich Gedanken darüber, wie man anderen Menschen Gutes tun kann und da gibt es tatsächlich viele Möglichkeiten, Jesus zählt ja nur beispielhaft einige auf. Man kann sogar sein ganzes Leben darauf ausrichten, bewusst Berufe wählen die dieser Sache dienlich sind. Und wenn man anderen Gutes tut, wird man feststellen, dass sehr viel Gutes auf einen zurückfällt. Man wird innerlich erfüllt und zufrieden. Anders ist es da, wenn man sein ganzes Leben der Selbstsucht opfert. Man kann für sich selbst sehr viel tun, aber wirklich genug hat man nie. Leider gehen die meisten Menschen den Weg der Selbstsucht und Jesus zeigt, dass dieser Weg im Nirgendwo endet. Wer aber die Siegeskrone des Lebens erhalten möchte, der sollte schon hier auf Erden den himmlischen Lebensstil praktizieren. Mit diesem Gleichnis enden die Endzeitreden Jesu. Jesus hat besonders die Wachsamkeit betont, die wir in der Endzeit haben sollen. Diese Wachsamkeit bedeutet, dass wir nicht untätig auf seine Wiederkunft warten, sondern entsprechend handeln. Außerdem warnt er sehr eindringlich vor falschen Christussen und Irrlehrern. Im Wesentlichen zeichnet er ein sehr düsteres Szenario von der Endzeit, aber das soll uns keine Angst machen, schließlich sagt Jesus auch “In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33).

57

3

Offenbarung

Die Offenbarung ist das Buch mit den 7 Siegeln (Offb5,1) und nur Christus kann diese Siegel öffnen (Offb5,5). Die Auslegung des Buches ist sehr schwierig und nicht unumstritten. Deshalb soll hier nur ein Überblick über den Inhalt und einige Deutungsansätze geben werden. Auf die Kapitel 12 und 13 wird dabei besonders eingegangen, da sie eine Schlüsselrolle in diesem Buch einnehmen.

3.1

Die 7 Sendschreiben

Johannes ist auf die Insel Patmos verbannt (Offb1,9). Dort erscheint ihm Jesus in einer Vision und fordert ihn auf 7 Sendschreiben an Gemeinden in Kleinasien (heutige Türkei) zu schreiben. In diesen Sendschreiben sagt Jesus, was ihm an der jeweiligen Gemeinde gefällt, was ihm nicht gefällt und dazu Ermahnungen und Verheißungen. Diese Sendschreiben werden im Allgemeinen kirchenhistorisch gedeutet. Angefangen bei der Urgemeinde der Apostel über 7 Epochen der Kirchengeschichte bis in die Endzeit, wird jeder Epoche eine Gemeinde zugeordnet, in der Reihenfolge, wie sie in Offenbarung 2 und 3 aufgeschrieben sind. Hier eine tabellarische Übersicht an die Thompson Studienbibel (4303) angelehnt: Gemeinde

Gutes

Schlechtes

Aufforderung

Ephesus Offb2,1-7

Ausharren, Werke, Mühe, Böses nicht ertragen können, Prüfen und Erkennen falscher Apostel, Werke der Nikolaiten hassen

erste Liebe verlassen

Buße tun und die ersten Werke tun

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Kirchenge– schichtliche Epoche spätes apostolisches Zeitalter

Smyrna Offb2,8-11

Ausharren in Bedrängnis und Armut, geistlicher Reichtum



Pergamon Offb2,12-17

an Gott und dem Glauben festhalten

Lehre Bileams und Lehre der Nikolaiten

Thyatira Offb2,18-29

Liebe, Glauben, Dienst, Ausharren, Werke

Isebel, Symbol für Verführung zum Götzendienst, wird toleriert

Sardes Offb3,1-6

einige, wenige Heilige

Philadelphia Offb3,7-13

Bewahrung des Wortes, Gott nicht verleugnet, von Gott geliebt, Ausharren –

tot, Werke nicht als völlig befunden –

Laodizea Offb3,14-22

Sei treu bis zum Tod und ich werde dir den Sieges– kranz des Lebens geben. Buße tun

Buße tun, Festhalten an der guten Lehre, Überwinden, Jesu Werke bewahren Wachsamkeit, Buße

Festhalten

Lauheit, geläutertes Selbstüber– Gold kaufen, schätzung, weiße Kleider arm, blind, anziehen bloß, elend, lassen, bemitleidens– Augensalbe, wert Buße tun Tabelle 5: 7 Gemeinden

59

frühe Christen– verfolgung

konstantin– isches Zeitalter, äußeres Aufblühen Papsttum

Spätmittelalter

Reformation

Endzeit– gemeinde

Laodizea ist die letzte Gemeinde, die in diesen Sendschreiben vorkommt. Wenn man es zeitlich deutet ist dies die Gemeinde, wie sie kurz vor der Wiederkunft Christi, also in der Endzeit, existiert. Bisher wurde viel über die politischen Umstände der Welt in der Endzeit geschrieben. Hier geht es um den Zustand der Gemeinde vor der Wiederkunft. Auffällig ist dabei, dass es die einzige Gemeinde von den 7 ist, die kein Lob von Jesus bekommt. Eine sehr erschreckende Tatsache. Selbst die tote Gemeinde Sardes hatte noch wenig Gutes, Laodizea hat nichts vorzuweisen. Aber wo liegt das Problem? – In der Lauheit. Jesus beschreibt es in dem Gleichnis von den 10 Jungfrauen (Kap. 2.5) mit Schlafen. Die Gemeinde hat keine Probleme von außen, selbst Irrlehren gibt es nicht. Und dennoch hat sie ein gewaltiges Problem: sie denkt, sie hat alles, hat aber Gott nicht. Diese Gemeinde ist äußerlich reich, fühlt sich aus diesem Grund nicht von Gott abhängig und vergisst darüber hinaus, was wirklich wichtig ist. Im allgemeinen Wohlstand geht das Bedürfnis der Erlösung verloren. Menschen sehnen sich nicht nach dem Himmelreich, erkennen nicht, dass sie verloren gehen, es geht ihnen ja vermeintlich gut. Man kann aber auch nicht sagen, dass sie Gott ganz vergessen hat, so ein bisschen Religiosität ist doch vorhanden. Und das macht diese Lauheit aus. In Zeiten der Verfolgung und der Reformation, war sich die Gemeinde ihrer Hilfsbedürftigkeit bewusst und brannte für den Herrn. In Zeiten des äußeren Aufblühens der Kirche gab es gravierende Probleme, die Gemeinde war kalt, im Begriff zu sterben. Aber selbst hier gab es wenige Treue, die den Herrn wirklich suchten. Die Gemeinde Laodizea ist weder kalt noch heiß. Sie ist weder der Verfolgung ausgesetzt noch durch äußeres Aufblühen verblendet. Eigentlich ideale Vorraussetzungen für eine Gemeinde. Doch selbst für eine sterbende, kalte Gemeinde sieht Gott mehr Hoffnung als für diese Gemeinde “Ach, daß du kalt oder heiß wärest!“ (Offb3,15). Aber Gott gibt die Gemeinde nicht auf, er kämpft für sie und fordert sie auf, ihren schlimmen Zustand zu erkennen (Augensalbe), Buße zu tun (sich weiße Kleider anlegen lassen) und die irdischen Schätze in himmlische umzutauschen (geläutertes Gold kaufen). Und dieser Gemeinde wird auch eine besondere Verheißung zuteil: “Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen, und er mit mir.“ (Offb3,20).

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3.2

Die 7 Siegel

Wie eingangs erwähnt, ist die Offenbarung ein Buch mit 7 Siegeln. Johannes war zuerst sehr traurig darüber, weil sich niemand fand, der diese Siegel öffnen konnte. Aber das Lamm, das geschlachtet wurde (Jesus Christus) wurde würdig befunden die 7 Siegel zu öffnen. Dafür gebührt dem Lamm Ehre, Herrlichkeit, Lobpreis und Macht. Mit dem Öffnen der ersten 4 Siegel kommen auch die sogenannten apokalyptischen Reiter. Mit dem Öffnen des letzten Siegels beAbbildung 14: Die 4 ginnen die 7 Posaunen. Mit dem Öffnen der Siegel apokalyptischen Reiter, gehen gewisse Ereignisse einher, die hier kurz aufge[24] führt werden sollen: Siegel 1. Siegel Offb6,1.2 2. Siegel Offb6,3.4 3. Siegel Offb6,5.6 4. Siegel Offb6,7.8

Akteur Reiter mit weißem Pferd, einem Bogen ohne Pfeile und einem Siegeskranz Reiter mit feuerrotem Pferd und einem Schwert Reiter mit Schwarzem Pferd und einer Waage Reiter mit fahlem Pferd, es ist der Tod

5. Siegel Offb6,9-11

Märtyrer unter dem Altar

6. Siegel Offb6,12-7,17

Gott auf dem Thron, das Lamm, die 144.000 Erlösten

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Ereignis zieht aus um zu siegen

stiftet Menschen an sich gegenseitig hinzuschlachte legt Preise für Nahrungs– mittel fest Hades folgt ihm nach, tötet ein Viertel der Erde mit Schwert, Hunger, Seuche und wilden Tieren Ihnen werden weiße Gewänder gegeben und gesagt, dass sie noch warten sollen, bis die Mitknechte vollendet seien (d.h. genauso getötet werden um das Wort Gottes Willen) großes Erdbeben, Sonnenfinsternis, Mond wird blutrot, Sterne fallen vom Himmel, Himmel verschwin–

7. Siegel

3.3

det, Berge und Inseln zer– fließen, Flucht der Menschen vor dem, der auf dem Thron sitzt und vor dem Lamm, Tag des Zorns Gottes 7 Engel mit 7 Posaunen große Stille, 7 Posaunen Tabelle 6: 7 Siegel

Die 7 Posaunen

Als das 7. Siegel geöffnet wird herrscht großes Schweigen im Himmel. Danach kommen 7 Engel und ihnen werden 7 Posaunen gegeben. Die 7 Posaunen stehen also im Zusammenhang mit der Öffnung des 7. Siegels. Das Blasen der Posaunen geht mit großen Katastrophen einher. Posaune 1. Posaune Offb8,7 2. Posaune Offb8,8.9 3. Posaune Offb8,10.11 4. Posaune Offb8,12 5. Posaune Offb9,1-12

6. Posaune Offb9,13-21

Katastrophe Hagel und Feuer mit Blut vermischt, ein Drittel der Erde und der Bäume verbrennt und alles Gras verbrennt Ein feuriger Berg wird ins Meer geworfen (Meteor?), ein Drittel aller Fische und aller Schiffe werden vernichtet, Meer wird zu Blut Ein Stern fällt auf die Ströme und Wasserquellen, ein Drittel des Wassers wird bitter und viele Menschen sterben daran Ein Drittel der Sonne, des Mondes und der Sterne hören auf zu scheinen Heuschrecken mit sonderbarem Aussehen kommen die Erde die unversiegelten Menschen 5 Monate zu quälen. Die Menschen werden den Tod suchen und ihn nicht finden, und die Qual wird groß sein. Die 4 Engel, die am Euphrat gebunden waren, werden losgelassen den dritten Teil der Menschen zu töten. Das Mordwerkzeug ist ein riesiges Heer sonderbar aussehender Pferde, die mit ihren Mäulern und Schwänzen den Menschen schaden. 62

7. Posaune Offb10,15-19

3.4

Jesus tritt seine Herrschaft an. Dies geht mit dem jüngsten Gericht einher. Der Tempel Gottes wird geöffnet. Auf der Erde geschehen Blitze, Stimmen, Donner, Erdbeben und Hagel. Tabelle 7: 7 Posaunen

Der große Kampf (Offenbarung 12)

Nach den 7 Posaunen sieht Johannes ein großes Zeichen am Himmel. Es ist die Geschichte vom großen Kampf, der im Himmel begann und auf der Erde fortgesetzt wird. Es ist der Kampf zwischen Michael und dem Drachen, zwischen Jesus und Satan, zwischen Licht und Finsternis. “Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen. Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen gebären. Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Diademe hatte; und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort; und er warf sie auf die Erde. Und der Drache stand vor der Frau, die im Begriff war, zu gebären, um, wenn sie geboren hätte, ihr Kind zu verschlingen. Und sie gebar einen Sohn, ein männliches , der alle Nationen hüten soll mit eisernem Stab; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron. Und die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, damit man sie dort ernähre 1260 Tage. Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie bekamen nicht die Übermacht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Christus gekommen; denn geworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Wortes ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod! Darum seid 63

fröhlich, ihr Himmel, und die ihr in ihnen wohnt! Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, daß er eine kurze Zeit hat. Und als der Drache sah, daß er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die das männliche geboren hatte. Und es wurden der Frau die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliege, an ihre Stätte, wo sie ernährt wird eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit, fern vom Angesicht der Schlange. Und die Schlange warf aus ihrem Mund Wasser wie einen Strom hinter der Frau her, um sie mit dem Strom fortzureißen. Und die Erde half der Frau, und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund warf. Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.“ (Offb12,1-17) Die Frau mit dem Kranz aus 12 Sternen ist Israel, Gottes auserwähltes Volk mit seinen 12 Stämmen (vgl. 1Mo37,9). Im weiteren Verlauf, nach Geburt des Sohnes, wird sie als die Gemeinde Gottes gedeutet. Der Drache ist ein Symbol für Satan (Vers 9). Das männliche Kind, das geboren wird und zu Gottes Thron entrückt wird, ist Jesus Christus, der auf die Erde kam, gekreuzigt wurde und nach seiner Auferstehung zur Rechten Gottes sitzt (vgl. Apg7,56). Dann wechselt das Szenario (Vers 7). Neuer SchauAbbildung 15: Der platz ist der Himmel, wo Michael und seine Engel Drache und die Frau, [25] gegen den Drachen und seine Engel kämpfen. Wie in Kapitel 1.5.2 erläutert ist Michael Jesus, hier bei seinem kosmischen Kampf gegen Satan. In Vers 13 wechselt das Szenario wieder auf die Erde. Satan hat den Kampf im Himmel verloren und kämpft nun auf der Erde weiter, auch wenn es aussichtslos für ihn ist und er es weiß, kämpft er verbittert gegen die Frau, die Gemeinde Gottes. Es ist ein erbitterter Kampf und Satans einziges Ziel ist es, möglichst viele mit sich ins Verderben zu ziehen. Hier taucht eine altbekannte Zeitangabe wieder auf: eine Zeit, zwei Zeiten, eine halbe Zeit, oder 1260 Tage (Vers 6 und 14). In dieser Zeit, so wird gesagt, flüchtet die Frau in die Wüste, wo sie sich vor der Schlange versteckt. Wie in Kapitel 1.2.8 erläutert, herrscht zu jener Zeit das Papsttum. Doch das Papsttum ist nicht die Gemeinde Gottes, da es sich gegen Gott erhebt. Aber es gab in 64

jener Zeit gläubige Menschen, die sich zu Gott hielten, sich aber verstecken mussten. Gegen Ende der Herrschaft des Papsttums beginnt ein großer Vernichtungszug gegen die Ketzer: die Inquisition. Die Inquisition ist gegen alle gerichtet, die nicht mit der Kirche konform gehen, also auch gegen die wahrhaft Gläubigen. Das ist der Strom, den die Schlange aus ihrem Mund wirft (Vers15). Aber in jener Zeit half die Erde der Frau: ein neuer Kontinent wird entdeckt und die Gläubigen (Protestanten) flüchten scharenweise nach Amerika, wo sie in Freiheit ihren Glauben leben können. Der Drache wiederum wird zornig über die Frau und geht hin, mit den Übrigen ihrer Nachkommenschaft Krieg zu führen. Hier endet das Szenario. Doch wer sind die Übrigen? Ein oft zitierter Begriff, den jede Gemeinde gerne für sich verwendet. Aber es werden 2 Merkmale der Übrigen genannt: 1. Sie halten Gottes Gebote 2. Sie haben das Zeugnis Jesu Die Adventgemeinde hält sich natürlich auch für die Gruppe der Übrigen und führt dabei aus, dass sie alle 10 Gebote Gottes hält, einschließlich des Sabbats (4. Gebot). Stellt sich nun die Frage, was ist das Zeugnis Jesu? “Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.“ (Offb 19,10). Das Zeugnis Jesu ist also der Geist der Weissagung. Mit Ellen White beanspruchen die Adventisten den Geist der Weissagung zu haben. 3.4.1

Offenbarung 12 und 1. Mose 3,15

Wichtig zum Verständnis dieses Kapitels ist folgender Vers, den Gott zu den ersten Menschen und der Schlange spricht, nach dem Sündenfall: “Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ (1.Mo3,15). Hier fasst Gott in einem Vers zusammen, was in Offb12 ausgesagt wird. Die Schlange (Satan) kämpft gegen die Frau. Zwar spricht Gott in diesem Zusammenhang zu Eva, aber in Offb12 sieht man, dass mit der Frau symbolisch die Gemeinde gemeint ist. Dann die Feindschaft zwischen ihrem Samen und dem Samen der Schlange: Same steht hier in der Einzahl und bedeutet erst einmal Nachkommenschaft. Nur wenn Same in der Einzahl steht, meint es in Verheißungstexten des ATs immer Jesus Christus (vgl. z.B. 1Mo22,18 und Gal3,16). Dies steht in Parallele zu dem Sohn, der der Frau in Offb12 geboren wird. Dann wird ein heftiger Kampf beschrieben, wo Er der Schlange den Kopf zertreten wird, und die Schlange 65

Ihm in die Ferse stechen wird. Er, das ist Jesus Christus, Michael der Engelfürst, der Same oder der Sohn der Frau. Wie in Offb12 wird hier gesagt, dass Christus den Kampf gewinnen wird und Satan nicht die Herrschaft behält. Aber die Schlange wird Christus verwunden, “in die Ferse stechen“. Dies ist ein Hinweis auf das Kreuz, wo Jesus starb und die Nägelmale, die Wunden des Kampfes, werden auch in Ewigkeit sichtbar bleiben. Aber gerade diese scheinbare Niederlage ist der endgültige Sieg Jesu über Satan. Dies ist der große Kampf zwischen Michael und dem Drachen, zwischen Christus und Satan, zwischen Licht und Finsternis “Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.“ (Joh 1,5).

3.5

Zwei Tiere (Offenbarung 13)

An diese Vision schließt sich eine Vision an, wo es um zwei Tiere und den Drachen geht. Die Bedeutung des Drachen ist inzwischen geklärt, aber was symbolisieren die beiden Tiere? 3.5.1

Das erste Tier

“Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie die eines Bären und sein Maul wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. Und einen seiner Köpfe wie zum Tod geschlachtet. Und seine TodeswunAbbildung 16: Das ers- de wurde geheilt, und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her. Und sie beteten den Drachen an, weil te Tier, [15] er dem Tier die Macht gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kämpfen? Und es wurde ihm ein Mund gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde ihm Macht gegeben, 42 Monate zu wirken. Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und sein Zelt die, welche im Himmel wohnen, zu lästern. Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation. Und alle, 66

die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an. Wenn jemand ein Ohr hat, so höre er! Wenn jemand in Gefangenschaft , so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwert getötet wird, so muß er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen.“ (Offb13,1-10) Die Merkmale in Kurzform: 1. Es hat die Merkmale der Weltreiche 2. Der Drache gibt ihm seine Macht 3. Es herrscht 42 Monate 4. Es erhält eine tödliche Wunde, die aber heilt 5. Es lästert gegen den Höchsten 6. Es führt Krieg gegen die Heiligen Aufgrund dieser Merkmale deuten die Adventisten dieses Tier auf das Papsttum. Es hat die Merkmale der Weltreiche Eine wichtige Parallele zu diesem Text ist das Gesicht Daniels der 4 Tiere, was in Kapitel 1.2 behandelt wurde (Dan7). Denn dieselben Merkmale und Symbole tauchen hier wieder auf: das Meer, woraus das Tier hervorgeht, als Symbol für Völkerscharen. Es hat das Maul eines Löwen (erstes Tier in Dan7: Babylon), die Füße eines Bären (zweites Tier in Dan7: Medo-Persien), Aussehen eines Panthers (drittes Tier aus Dan7: Griechenland) und es hat 10 Hörner, wie das schreckliche Tier aus Dan7 (viertes Tier: Rom). Das heißt, dass dieses Tier alle Tiere aus Daniel 7 in sich vereinigt. Von allen Weltreichen trägt dieses Tier in Offenbarung 13 etwas in sich. Der Drache gibt ihm seine Macht Ein ganz wesentliches Merkmal ist, dass der Drache (Satan) ihm seine Macht gibt. Im weiteren Verlauf dieser Darstellung wird deutlich, warum man das beim Papsttum so sehen kann.

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Es herrscht 42 Monate Eine bekannte Zeitangabe taucht wieder auf: 42 Monate, oder 1260 Tage, oder eine Zeit, zwei Zeiten, eine halbe Zeit (3,5 Jahre). Diese Zeitangabe wurde bereits in Offenbarung 11,2.3; 12,6.14 gemacht und wird auch bei Daniel mehrfach erwähnt (Dan7,25; 12,7). Diese Zeitspanne beginnt 538 n.Chr. und endet 1798, wo es seine tödliche Wunde erhält (siehe Kapitel 1.2.8). In dieser Zeit wird dem Tier Macht gegeben und in dieser Zeit wirkt es. Tatsächlich bestimmt das Papsttum die Geschichte Europas in dieser Zeit, wie keine andere Macht. Es erhält eine tödliche Wunde, die aber heilt Weiterhin wird beschrieben, dass es an einem seiner Köpfe eine tödliche Wunde erlitt, die aber heilte und die ganze Welt hinter dem Tier herstaunte. Diese Wunde erhielt das Papsttum 1798, als der Papst von Napoleon gefangen genommen wurde (dtv-Atlas S.301). In dieser Zeit begann die Aufklärung und die Menschen fingen an, sich von der Kirche zu lösen. Im 19. und 20. Jahrhundert spielte das Papsttum fast keine Rolle mehr in der Geschichte, obwohl es über 1000 Jahre lang die Geschichte bestimmt hat. Es war tödlich verwundet. Umso erstaunlicher, dass diese Wunde wieder heilt. Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt das Papsttum wieder an Macht und Einfluss in der Welt. 2005, als Papst Johannes Paul II stirbt, ist das das Ereignis des Jahres. Millionen Menschen pilgern nach Rom, um dem Papst die letzte Ehre zu geben. Die halbe Welt verfolgt am Fernseher die Beisetzung des Papstes. Auch die Wahl des neuen Papstes wird zu einem riesigen Medienereignis “Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten“ (Offb13,8). Es lästert gegen den Höchsten Es wird beschrieben, dass es gegen den Höchsten lästern wird, eine ähnliche Formulierung wie in Daniel 7 (siehe Kapitel 1.2.8). Es führt Krieg gegen die Heiligen Die Inquisition, eingeführt 1215, ist wohl das deutlichste Beispiel, wie das Papsttum Krieg gegen die Heiligen führt. Kurz vorher bildet sich in Südfrankreich und Oberitalien eine Sekte: die Waldenser. Sie übersetzen die Bibel in ihre Landessprache, betonen die Bergpredigt Jesu, lehnen die Lehre vom Fegefeuer und den Ablässen ab und sprechen sich gegen die Heiligenverehrung aus (dtv-Atlas S.149). Man kann in ihnen einige von den wenigen Heiligen sehen, die im Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes (Offb3,1-6) erwähnt werden, in einer Zeit, wo die Gemeinde 68

tot ist. Die Inquisition wird unter anderem eingesetzt, um der Ausbreitung dieser “Sekte“ Einhalt zu gebieten. Spätestens hier wird deutlich, dass letztlich der Drache hinter dem Papsttum steht und ihm seine Macht gibt. Die Mittel, mit denen die Inquisition vorgeht (Folter und Hinrichtung), zeugen außerdem von der satanischen Macht, die hinter dem Papsttum steht. Dazu heißt es, dass das Tier nicht nur gegen die Heiligen kämpfen wird, sondern sie sogar überwinden wird. Bis heute weiß man nicht, wie viele Millionen der Inquisition zum Opfer gefallen sind. Wie kann eine Kirche Krieg gegen die Heiligen führen? Wie kann eine Kirche Menschen verbrennen, die die Bibel lesen und sich an die Inhalte halten? Letztlich nur, wenn hinter diese Kirche der Drache selbst steht. Dieses Motiv der abgefallenen Kirche taucht in den folgenden Kapiteln der Offenbarung mehrmals auf. 3.5.2

Das zweite Tier

“Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen: und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm, und es redete wie ein Drache. Und die ganze Macht des ersten Tieres übt es vor ihm aus, und es veranlaßt die Erde und die auf ihr wohnen, daß sie das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. Und es tut große Zeichen, daß es selbst Feuer vom Himmel vor den Menschen auf die Erde herabkommen läßt; und es verführt die, welche auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde, und es sagt denen, die auf der Erde wohnen, dem Tier, das die Wunde des Schwertes hat und lebendig geworden ist, ein Bild zu machen. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, so daß das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, daß man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt; und daß niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666.“ (Offb 13,11-18) Das zweite Tier kommt aus der Erde. Wenn das Meer Völkerscharen bedeutet, bedeutet Erde dünn besiedeltes Land, wenig Menschen. Dieses Tier wird von den Adventisten auf Amerika gedeutet. Ein dünn besiedeltes Land, das zu einer Weltmacht aufsteigt, denn Tiere bedeuten in Daniel und Offenbarung Mächte. Interessanterweise, sahen die ersten Adventisten das schon 69

so, bevor Amerika eine Weltmacht wurde. In Offenbarung 12 wurde Amerika gedeutet, als die Erde der Frau (der Gemeinde) half, vor dem Drachen zu fliehen. So wird auch dieses Tier zunächst positiv beschrieben “es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm“. Als die ersten Siedler kamen, oft religiös verfolgte Menschen (Christen, die sich an die Bibel hielten, Protestanten) aus Europa, war dies sicherlich richtig. Allerdings schon bald zeigte sich die andere Seite des Tieres “es redete wie ein Drache“. Die Ausrottung der Ureinwohner, war sicherlich kein Akt der Nächstenliebe. Heute, da es Weltmacht ist, zeigt sich diese Seite immer wieder, im Irakkrieg gegen Saddam Hussein zuletzt. Anfangs achtete man in Amerika streng auf die Trennung von Kirche und Staat, auch wenn die Werte und die Verfassung auf biblischen Grundsätzen beruhte. Man hatte aus den schlechten Erfahrungen in Europa lernen wollen, und so etwas wie eine Inquisition sollte nicht wieder vorkommen. Ist diese Deutung von Offenbarung richtig, wird sich diese Einstellung aber ändern und das erste Tier (Papsttum) wird mit dem zweiten Tier (Amerika) eine machtvolle und verderbenbringende Verbindung eingehen. Heute gibt es bereits erste Anzeichen von Religiosität in der Politik, wenn die Argumente ausgehen, muss der Herrgott herhalten, und Präsident Bush fühlt sich von Gott berufen, den Irakkrieg zu führen. Auch in der Zerschlagung der Sowjetunion gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen Amerika und dem Papst, die beide zusammen auf dieses Ziel hinwirkten. Aber die Zeit wird zeigen, ob diese Deutung zutreffend ist. Das Malzeichen Das Malzeichen des Tieres gehört zu den sagenumwobensten Dingen der Bibel. Nicht ohne Grund, denn mit dem Malzeichen hängt das ewige Verderben zusammen “Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, so wird auch er trinken vom Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt im Kelch seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. Hier ist das Ausharren der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren.“ (Offb14,9-12). Was hat es also mit dem Malzeichen auf sich, wenn das ewige Leben davon abhängt? Einige legen das Malzeichen aus, als einen Chip, der unter die Haut der

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rechten Hand oder auf der Stirn transplantiert wird. Mithilfe des Chips soll man bargeldlos bezahlen können. Eine Auslegung, die nicht ganz abwegig ist, stellt sich nur die Frage, wer oder was das Tier hinter dem Malzeichen ist. Die adventistische Sicht ist schon etwas schwieriger zu begründen, dafür aber ganzheitlicher und macht im Gesamtkontext durchaus mehr Sinn. Zunächst gibt es zwei Zeichen, ein gutes und ein schlechtes, das Siegel und das Malzeichen. Auch das Siegel Gottes wird auf die Stirn angebracht und taucht im Zusammenhang mit der Öffnung des 6. Siegels und den 144.000 Erlösten auf “Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gegeben worden war, der Erde und dem Meer Schaden zuzufügen, und sagte: Schadet nicht der Erde, noch dem Meer, noch den Bäumen, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.“ (Offb7,2-3). Was ist das Siegel Gottes? Auch die Dreiengelsbotschaft steht im Zusammenhang mit den 144.000 Erlösten. Der letzte Teil der vorhin zitierten dritten Engelsbotschaft gibt einen Hinweis: die Heiligen (die, die das Malzeichen nicht haben) halten die Gebote und bewahren den Glauben an Jesus (Offb14,12). Auch im alten Testament wird das Gesetz als Zeichen verstanden “Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein... Und du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen als Merkzeichen zwischen deinen Augen sein“ (5Mo6,5-8). Interessant hierbei ist, dass nicht nur an ein äußerliches Zeichen zu denken ist. Das Zeichen an der Hand und an der Stirn soll bedeuten, dass man das Gesetz in seinem Herz bewahrt (Stirn) und entsprechend handeln soll (Hand). Die das Siegel Gottes haben, halten sich an das, was Gott sagt (z.B. 10 Gebote). Im Unterschied dazu tun die, die das Malzeichen des Tieres haben, das, was das Tier sagt. Und wie in Kapitel 1.2.8 bereits erwähnt, gibt es da vor allem einen wesentlichen Unterschied: die Heiligung des Sonntag, im Gegensatz zu der Heiligung des Sabbat, wie es in den 10 Geboten steht. So ist das Malzeichen des Tieres die Heiligung des Sonntags. Die, die das Malzeichen annehmen, halten sich an das, was das Tier (Papst) sagt, während die Heiligen mit dem Siegel Gottes sich an das halten, was Gott sagt. Weiterhin wird beschrieben, dass mit dem Malzeichen ein wirtschaftlicher Druck einhergehen wird und es sogar eine Frage auf Leben und Tod sein wird. Dies ist noch nicht der Fall. Aber wenn es soweit kommt, wird die Frage wer gerettet ist und wer nicht leicht zu beantworten sein. Unter diesem großen 71

Druck wird es nur zwei Arten von Menschen geben: die Versiegelten und die mit dem Malzeichen. Die Gruppe der Unentschiedenen, die es heute noch gibt, wird dann nicht mehr existieren. Deshalb ist auch wichtig, wenn es soweit kommt, die dritte Engelsbotschaft zu verkünden und die Tragweite dieser Sache deutlich zu machen. (vgl. “Der große Kampf“, S.439ff)

3.6

Die Dreiengelsbotschaft (Offenbarung 14)

“Und ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen, der das ewige Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk, und er sprach mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Und betet den Abbildung 17: Dreifache an, der den Himmel und die Erde und Meer und WasEngelsbotschaft, [26] serquellen gemacht hat! Und ein anderer, zweiter Engel folgte und sprach: Gefallen, gefallen ist das große Babylon, das mit dem Wein seiner leidenschaftlichen Unzucht alle Nationen getränkt hat. Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, so wird auch er trinken vom Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt im Kelch seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. Hier ist das Ausharren der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren.“ (Offb 14,6-12) Diese Botschaft gilt den Menschen in der Endzeit. Für die Adventisten ist diese Dreiengelsbotschaft das Herzstück ihrer Verkündigung. Auch wenn im Text es drei Engel sind, die diese Botschaft verkündigen, verstehen sich die Adventisten als Gesandte (griech. angelos: Gesandte, Engel, ElbStB NT 32), die diese Botschaft verkündigen sollen.

72

3.6.1

Die 1. Engelsbotschaft

Zunächst soll das Evangelium auf der ganzen Welt gepredigt werden. Diesen Auftrag gab Jesus schon seinen Jüngern, bevor er in den Himmel aufgenommen wurde (Mt28,18-20). Aber in der letzten Zeit wird dieser Auftrag nochmals unterstrichen. Inhalt der ersten Engelsbotschaft ist das Gericht. Mit diesem Gericht ist das Untersuchungsgericht gemeint, das schon in Kapitel 1.4.5 besprochen wurde. Laut adventistischer Auffassung begann das Untersuchungsgericht 1844 und es soll verkündet werden, dass das Gericht bereits stattfindet und man deshalb Gott die Ehre geben soll. Zudem ruft die erste Botschaft dazu auf, Gott als den Schöpfer anzubeten. In dem Zeitraum, als das Untersuchungsgericht beginnt, entsteht die Evolutionstheorie nach Darwin. So fällt die Verkündigung der ersten Engelsbotschaft in eine Zeit, als der Glaube an einen Schöpfer schwindet. Gott wusste dies schon vorher und schreibt deshalb in diese Botschaft noch mal explizit hinein, dass er der Schöpfer ist. Deshalb haben die Adventisten sich schon immer gegen die Evolutionstheorie gewehrt und stattdessen die biblische Schöpfung betont. Dies ist im Zusammenhang mit der ersten Engelsbotschaft zu verstehen. 3.6.2

Die 2. Engelsbotschaft und Babylon (Offenbarung 17)

Die zweite Engelsbotschaft beinhaltet den Fall Babylons. Aber zu der Zeit, als das geschrieben wurde, war das babylonische Weltreich doch schon längst zerfallen. Welche Bedeutung sollte Babylon dann für die Endzeit haben? Die Bedeutung, die Babylon in der Offenbarung hat, wird in Offb17 dargestellt: “Und er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voller Lästernamen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voller Greuel und Unreinheit ihrer Unzucht; und sie hatte an ihrer Stirn einen Namen geschrieben, ein Geheimnis: Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde. Und ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung.“ (Offb17,3-6). Die geistliche Deutung geht so: Babylon wird durch eine Hure symboli-

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siert. Die Hure steht im Gegensatz zu der Frau aus Offb12, die die Gemeinde Gottes symbolisiert. Diesem Bild von der Ehefrau, oder der Hure, begegnet man schon im alten Testament, wo sich letztlich die Deutung der Symbole findet. Gott vergleicht öfters sein Bund mit Israel mit dem Ehebund. Der Bundesbruch wird demnach mit Hurerei symbolisiert. “Und ich ging an dir vorüber und sah dich, und siehe, deine Zeit war da, die Zeit der Liebe; und ich breitete meinen Zipfel über dich aus und bedeckte deine Blöße. Und ich schwor dir und trat in einen Bund mit dir, spricht der Herr, HERR, und du wurdest mein. ...Und dein Ruf ging aus unter die Nationen wegen deiner Schönheit; denn sie war vollkommen durch meinen Glanz, den ich auf dich gelegt hatte, spricht der Herr, HERR. Aber du vertrautest auf deine Schönheit, und du hurtest auf deinen Ruf hin und gossest deine Hurereien aus über jeden, der vorbeikam: Ihm wurde sie .“ (Hes16,8.13.14). Die Ehefrau ist ein Bild für Gottes erwähltes Volk, zuerst Israel, dann die Gemeinde. Die Hure ist ein Bild für Gottes auserwähltes Volk, das ihm untreu wurde. So ist es ein Bild für Israel, wie es Gott untreu wurde, indem es anderen Göttern diente. Ebenso ist es ein Bild für Gottes Gemeinde, die ihm untreu wurde. So wird die Hure in der Offenbarung auf die katholische Kirche gedeutet. Zunächst von Gott auserwählt, fällt die Kirche von Gott ab und verehrt Maria und den Papst mehr als Gott. In Offenbarung wird Babylon als die Mutter aller Huren bezeichnet (Offb17,4), was darauf hindeutet, dass es Töchter gibt, Gemeinden, die nicht zur katholischen Kirche gehören, aber auch abgefallen sind. Die 2. Engelsbotschaft wiederholt sich im Zusammenhang mit dem Bild von der Hure: “Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gefängnis jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis jedes unreinen und gehaßten Vogels....Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt!“ (Offb18,2.4). Diese Botschaft sagt, dass Babylon (abgefallene Kirchen) von Gott abgefallen ist und so seinen Fluch auf sich zieht. Jeder, der diesem Fluch entgehen will, wird aufgefordert Babylon zu verlassen. So wendet sich die 2. Engelsbotschaft an die wahren Gläubigen, die noch innerhalb der abgefallenen Kirchen zu finden sind und fordert sie auf, sich der treuen Gemeinde Gottes anzuschließen. Die profane Deutung sieht in der Hure Babylon die Stadt Rom. Auch hierfür gibt es gute Gründe, zunächst weil die Hure als Stadt bezeichnet wird “Und die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, welche die 74

Königsherrschaft über die Könige der Erde hat.“ (Offb17,18). Dann wird noch ein Merkmal genannt, das auf Rom zutrifft, nämlich, dass sie auf sieben Hügeln gebaut ist “Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau (Hure) sitzt.“ (Offb17,9). Ungezählt sind auch die Märtyrer, die in Rom ums Leben kamen, was ebenfalls von der Hure Babylon gesagt wird “Und ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.“ (Offb17,6). Dazu kommt, dass wohl unter den ersten Christen Babylon eine verschlüsselte Bezeichnung für Rom war (vgl. 1Petr5,13). 3.6.3

Die 3. Engelsbotschaft

Wie in Kapitel 3.5.2 erläutert, dreht sich die dritte Engelsbotschaft um das Malzeichen, bzw. die Warnung davor. Vielleicht sollte an dieser Stelle noch etwas zu der Hölle gesagt werden, die hier beschrieben wird. Es entsteht beim Lesen der Eindruck, dass diejenigen, die das Malzeichen annehmen, die Ewigkeit unter schrecklichen Qualen leiden werden. Aber zum Vergleich hier mal ein anderer Text aus dem alten Testament: “Und Edoms Bäche verwandeln sich in Pech und sein Boden in Schwefel; und sein Land wird zu brennendem Pech. Tag und Nacht erlischt es nicht, ewig steigt sein Rauch empor. Von Generation zu Generation liegt es in Trümmern, für immer und ewig zieht niemand hindurch. Wüstenkauz und Igel nehmen es in Besitz, Eule und Rabe wohnen darin. Und er spannt darüber die Meßschnur der Öde und das Senkblei der Leere.“ (Jes34,9-11). Hier wird ein ähnliches Szenario beschrieben: Edom soll zerstört werden und die Bilder erinnern stark an die dritte Engelsbotschaft. Allerdings sieht man im heutigen Edom kein Rauch aufsteigen, sondern es ist eine Öde. Daran soll deutlich werden, dass diese Formulierung nicht als ein ewiges Höllenfeuer zu verstehen ist, sondern als ein endgültiges Auslöschen, ausgelöscht bis in alle Ewigkeit. So wie Edom endgültig zerstört wurde und bis heute öde daliegt, so werden auch alle die endgültig ausgelöscht, deren Namen nicht im Buch des Lebens stehen. Sie werden nie wieder aufstehen und die Rebellion wird für immer vorbei sein.

3.7

Die 7 Plagen/Zornschalen (Offenbarung 15; 16)

Es wird zunächst wieder das Bild von den 144.000 Erlösten beschrieben, die das Malzeichen miterlebten, es aber nicht annahmen. Sie singen das Lied Moses. Dieses Lied ist das Lied der Erfahrung, nämlich aus großer Bedrängnis auf wundersame Weise errettet zu werden, so wie das Volk Israel durch das 75

Meer zog, als die Ägypter ihnen nachjagten. Dann kommen die 7 Engel mit den Plagen aus dem Tempel, und der Tempel wird von Rauch erfüllt, sodass niemand hineingehen kann “Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht; und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.“ (Offb 15,8). Nach adventistischem Verständnis (Heiligtumslehre) ist das das Ende der Gnadenzeit. Jesus verrichtet im Himmel seinen Dienst zur Versöhnung mit den Menschen. Solange er das tut, ist Vergebung möglich. Bei den 7 Plagen aber ist niemand mehr im Tempel, auch nicht Jesus, und so ist auch keine Bekehrung mehr möglich. Bis hierhin hatte jeder die Möglichkeit sich zu entscheiden, jetzt trägt jeder die Verantwortung für seine Entscheidung und es gibt kein Zurück. Dann kommen die 7 Plagen über diejenigen, die das Malzeichen haben, und mit ihnen das Ende der Welt.

3.8

Das Tier und die Hure (Offenbarung 17,18)

Die Bedeutung der Hure wurde bereits in Kapitel 3.6.2 behandelt. Das Tier hat zunächst große Ähnlichkeit mit dem Tier, das in Offenbarung beschrieben wird. Hier die Merkmale und die Erklärungen der Tiere gegenübergestellt: Einige Merkmale sind in beiden Texten identisch, andere Merkmale fehlen in dem einen oder anderen Text. Aber beide Beschreibungen widersprechen sich nicht. Deshalb wird hier das Tier aus Offenbarung 17 so wie das erste Tier aus Offenbarung 13 gedeutet, nämlich auf das Papsttum. Die Könige aus Offb17,9 sind demnach Päpste. Eine interessante Deutung von Offb17 geht so: “Das Tier war“ (Vers 8), das heißt es hatte mal große Macht, das war im Mittelalter sicherlich der Fall. “Es ist nicht“ (Vers8), das wird paralAbbildung 18: Das Tier lel zu Offenbarung 13 auf das Ende des Papsttums und die Hure aus Daniel 1798 gedeutet, als Napoleon den Papst gefangen set17, [27] zen lässt. Das gesamte 19. Jhrh. war das Papsttum nicht von Bedeutung. Erst 1929 bekommt es seine Macht zurück, was ausgedrückt wird in dem “es wird sein“ (Vers 8). 1929 ist Pius XI Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Vatikanstaat wird geboren und nach einer Abfindung von 4 Mrd Lire an Italien als souveräner Staat anerkannt. Das sind die sogenannten Lateranverträge mit Italien und nach dieser Deutung die Heilung der Wunde des Tieres aus Offb13. Danach treten in Vers 9 die 7 Könige 76

(Päpste) auf, von denen es in Vers 10 heißt “die fünf sind gefallen, der eine ist, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muß er eine kurze Zeit bleiben.“ (Offb17,10). Die Interpretation geht so, dass diese Könige kommen, nachdem das Tier wieder aus dem Abgrund heraufgestiegen ist (Vers8), d. h. nach 1929. Die 5 gefallenen Könige sind: Pius XI (1922-39), Pius XII (1939-58), Johannes XXIII (1958-63), Paul VI (1963-78), Johannes Paul I (1978, stirbt nach 1 Monat an Herzversagen). Der eine, der ist, ist Papst Johannes Paul II (1978-2005), der Papst, der die Massen mobilisiert hat, der das Weltgeschehen beeinflusst hat und durch seine vielen Reisen einen großen Einfluss gewinnt und eine der längsten Amtszeiten innehat: 27 Jahre (dtv-Atlas S.430.565). Und Papst Benedikt XVI ist der eine, der kommen wird und eine kurze Zeit bleiben muss. Nach dieser Deutung, wäre das Ende der Welt sehr nah.

3.9

Das Gericht (Offenbarung 20)

Nachdem die Zeit der Erde beendet ist, kommt Jesus Christus wieder und vernichtet alle, die das Malzeichen des Tieres haben (Offb19) und Satan wird gebunden (Offb20,1-3). Die Gläubigen aber werden auferweckt bzw. verwandelt, entrückt (1Thess4,13-17) und herrschen tausend Jahre, in denen Gericht gehalten wird “Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hattene, und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.“ (Offb20,4). In dieser Zeit wird das Erdengeschehen aufgearbeitet, denn das Untersuchungsgericht, wo entschieden wurde, wer in den Himmel darf, das ist ja kurz vor Jesu Wiederkunft zu Ende gegangen. In diesem Gericht, das in diesen 1000 Jahren gehalten wird, wird das Strafmaß festgelegt “Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.“ (Offb20,12). Interessant hierbei ist, dass es 2 Bücher gibt. In dem einen Buch stehen die Werke derjenigen drin, die verloren gehen. Die Verlorenen werden nach ihren Werken gerichtet, wobei nicht erwähnt wird, worin das unterschiedliche Strafmaß besteht, da letztlich jeder den ewigen Tod im Feuersee bekommt. 77

Im Buch des Lebens stehen die Namen der Erlösten “Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.“ (Offb20,15) “Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ (Offb3,5). Wobei auch die Werke der Heiligen im Himmel aufgezeichnet sind (Offb14,13), allerdings spielen sie beim Gericht selbst keine Rolle. Nach diesen 1000 Jahren wird Satan losgelassen und seine Gefolgsleute werden wieder lebendig. Sie sehen die heilige Stadt und versuchen sie einzunehmen. Das Heer ist von gewaltiger Größe. Doch bei dieser Belagerung wird das Gerichtsurteil vollstreckt, Feuer und Schwefel kommt vom Himmel herab und diese sterben einen 2. Tod, von dem es keine Auferstehung gibt. “Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden und wird hinausgehen, die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, um sie zum Krieg zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand des Meeres. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt; und Feuer kam aus dem Himmel herab und verschlang sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier als auch der falsche Prophet sind; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. ... Dies ist der zweite Tod, der Feuersee.“ (Offb20,7-10.14) Hier nochmal eine Übersicht über das Gerichtsgeschehen • Untersuchungsgericht: von 1844 bis kurz vor Jesu Wiederkunft; im Himmel wird entschieden, wer das ewige Leben bekommt • Jesu Wiederkunft: die Gläubigen werden auferweckt bzw. verwandelt und in den Himmel entrückt, die Ungläubigen sterben, Satan wird gebunden • Gericht: die Gläubigen halten 1000 Jahre Gericht im Himmel; die Erde ist wüst und leer in jener Zeit • Urteilsvollstreckung: Satan wird losgelassen, die Ungläubigen werden wieder lebendig und versammeln sich vor der heiligen Stadt; Feuer und Schwefel fallen vom Himmel und Satan und seine Gefolgsleute werden endgültig ausgelöscht. 78

3.10

Jesus tritt seine Herrschaft an (Offenbarung 21)

Die Bibel beschreibt das Ende der Welt als eine Neuschöpfung. Schon im AT wird das ausgedrückt “Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und an das Frühere wird man nicht mehr denken, und es wird nicht mehr in den Sinn kommen. Vielmehr freut euch und frohlockt allezeit über das, was ich schaffe! Denn siehe, ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Freude.“ (Jes65,17.18) und so ähnlich klingt es im neuen Testament “Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“ (Off21,1.2). Beide Male wird die Erde neu geschaffen, nachdem der Feuersee verlöscht ist. Beide Male spielt Jerusalem eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung des Paradieses. Das himmlische Jerusalem ist die Heimatstätte von der Jesus sprach “Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Joh14,2.3). Das Paradies wird so schön sein, dass man das Frühere fast vergisst. Schließlich wird es während der 1000 jährigen Gerichtszeit manche Entdeckung geben, die einen sehr traurig machen kann. Vielleicht sind Menschen, die man geliebt hat nicht unter den Erlösten. Oder man erfährt Dinge, die man lieber nicht erfahren hätte. Aber Jesaja sagt, dass man des Früheren nicht gedenken wird (Jes65,17) und in Offenbarung wird es mit folgenden tröstenden Worten ausgedrückt: “Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen.“ (Offb21,4). Dann beginnt etwas völlig Neues, das ewige Leben, wo es keinen Tod, keine Trauer noch Schmerz geben wird, Dinge, mit denen wir gut vertraut sind, werden aufhören. Unverstellbar für uns, die wir in einer von Sünde gezeichneten Welt leben. Wichtig zu verstehen ist, dass Jesus nicht diese Welt reparieren wird, sondern neu schaffen wird. Auch die erlösten Menschen werden verwandelt werden (1Kor15,51.52). Es ist kein Prozess der im Geheimen vor sich geht, oder den nicht alle mitkriegen. Alle Menschen werden es mitkriegen, dass es einen Gott gibt, der alles versucht hat, die Menschheit zu retten. Die, die ihn ablehnten werden verurteilt, die anderen werden ewig leben. Das Ende der Welt kommt und Jesus wird seine Herrschaft antreten. 79

Die Offenbarung schließt mit den Worten: “Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. Amen, komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!“ (Offb22,20.21).

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4

Ellen Gould White

Ellen White hat für die Adventisten eine besondere Bedeutung. Sie hat maßgeblich an der Entstehung der Gemeinde der Siebenten–Tags–Adventisten mitgewirkt. Zudem hat sie viele prophetische Texte geschrieben, oft Dinge, die sie in Visionen von Gott gezeigt bekam. Als vielleicht herausragendste Buch im Bezug auf Endzeit soll das Buch “Der große Kampf“, und da vor allem das letzte Drittel des Buches, genannt werden. Eine gute Zusammenfassung markanter Aussagen von E. G. White ist das Buch “Christus kommt bald“. Alle ihre Prophezeiungen gründen sich auf die biblischen Prophezeiungen, die bereits in den ersten drei Kapiteln dieser Ausarbeitung behandelt wurden. Allerdings gehen ihre Prophezeiungen über das biblische hinaus und eröffnen Details, die in der Bibel so klar noch nicht zu erkennen sind. Wichtig zu verstehen ist, dass sie nichts grundlegend Neues sagt und sich alles in den Kontext der biblischen Prophetie einordnen lässt. In dieser Ausarbeitung sollen ferner nicht sämtliche Aussagen Ellen Whites zum Thema Endzeit gebracht werden, sondern eine Auswahl zu den wichtigsten Stationen der noch bevorstehenden Ereignisse. Man kann sie chronologisch ordnen, wobei sie zeitlich nicht exakt einzuordnen sind und auch Überschneidungen möglich sind. Dennoch gibt sie eine gewisse Reihenfolge vor, die in folgender Abbildung gezeigt ist.

4.1

Beschleunigung der Wiederkunft

Die Frage, ob die Gläubigen die Wiederkunft Christi beschleunigen können, ist heiß diskutiert. Ellen White ist der Meinung, dass die Gläubigen durch die Verkündigung des Evangeliums über die ganze Welt die Wiederkunft sehr wohl beschleunigen können. Auch in der Bibel gibt es Hinweise darauf “Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ (Mt24,14). Jesus sagt in seiner Endzeitrede ganz klar, dass das Evangelium auf der ganzen Welt verkündet wird, bevor er wiederkommt. Und Jesus hat diesen Auftrag seiner Gemeinde gegeben, nicht den Engeln oder irgendjemand anderem (Mt28,18-20). Würden die Gläubigen diesem Auftrag nachkommen, würde das die Wiederkunft beschleunigen, dazu folgender Text: “Da dies alles so aufgelöst wird, was für müßt ihr sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes 81

Abbildung 19: Stationen bevorstehender Ereignisse erwartet und beschleunigt, um dessentwillen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden!“ (2Petr3,11.12). Egal, ob man es nun für möglich hält die Ankunft des Herrn zu beschleunigen, es liegt an den Gläubigen das Evangelium zu verkünden! Jesus wäre schon wiedergekommen “Wäre Gottes Plan, der ganzen Welt die Gnadenbotschaft zu verkündigen, von seinem Volke durchgeführt worden, so wäre Christus bereits wiedergekommen, und die Heiligen wären schon in der Stadt Gottes willkommen geheißen worden.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse III, S.61) Warum die Verzögerung? “Die Engel Gottes stellen in ihren Botschaften an die Menschen die Zeit als sehr kurz dar. So wurde es mir immer gezeigt. Es ist wahr, daß die Zeit länger dauerte, als wir es in den Anfängen dieser Botschaft erwartet hatten. Unser Erlöser ist nicht so bald erschienen, wie wir es erhofften. Aber hat das Wort Gottes deshalb versagt? Niemals! Es sollte daran gedacht werden, daß die Verheißungen und Drohungen Gottes jeweils an Bedingungen geknüpft sind. Gott hat seinem Volk auf dieser Erde ein Werk übertragen, das erfüllt werden muß. Die dritte Engelsbotschaft sollte weitergegeben werden, die Gedanken der Gläubigen sollten auf das himmli82

sche Heiligtum gelenkt werden, wo Christus eingetreten ist, um die Erlösung für sein Volk zu erwirken. Die Sabbatreform sollte ausgeführt werden. Der Bruch des Gesetzes Gottes muß berichtigt werden. Die Botschaft muß mit lauter Stimme verkündigt werden, damit alle Bewohner der Erde die Warnung vernehmen. Das Volk Gottes muß seine Seelen durch Gehorsam zur Wahrheit reinigen und vorbereitet sein, um bei seinem Kommen fehlerlos vor ihm zu stehen. Hätten die Adventisten nach der großen Enttäuschung von 1844 an ihrem Glauben festgehalten und gemeinsam die Absichten Gottes ausgeführt, die Botschaft des dritten Engels anzunehmen und sie in der Kraft des Heiligen Geistes der Welt zu verkünden, so hätten sie die Erlösung durch Gott erfahren. Der Herr hätte durch ihre Bemühungen mächtig gewirkt, das Werk wäre abgeschlossen worden, und Christus wäre längst gekommen, um sein Volk zu deren Lohn zu empfangen. Aber in der Zeit des Zweifels und der Unsicherheit, die der Enttäuschung folgte, ließen viele der Adventgläubigen in ihrem Glauben nach . . . So wurde das Werk gehindert und die Welt in Dunkelheit gelassen. Hätte sich die gesamte Adventgemeinde unter den Geboten Gottes und dem Glauben an Jesus vereinigt, wie anders würde unsere Geschichte aussehen! Es war nicht der Wille Gottes, daß das Kommen Jesu derart verzögert wird. Gott hatte nicht vor, sein Volk Israel vierzig Jahre in der Wüste wandern zu lassen. Er versprach, sie geradewegs in das Land Kanaan zu führen und sie dort zu einem heiligen, gesunden und glücklichen Volk zu machen. Aber jene, denen es zuerst gepredigt wurde, kamen nicht hinein “um ihres Unglaubens willen“. Ihre Herzen waren angefüllt mit Murren, Auflehnung und Haß, und Gott konnte sein Versprechen nicht einlösen. Aufgrund seines Murrens und seiner Auflehnung wurde das alte Volk Israel vierzig Jahre vom Land Kanaan ausgeschlossen. Dieselbe Sünde hat den Eingang des modernen Volkes Israel ins himmlische Kanaan verzögert. In keinem der beiden Fälle waren die Verheißungen Gottes schuld daran. Es ist der Unglaube, der Weltsinn, die Nicht-Hingabe und der Aufruhr unter den Menschen, die sich zu Gott bekennen, was uns so viele Jahre in dieser Welt der Sünde und Sorge hielt.“ (Manuskript 4, 1883, [4]) Evangeliumsverkündigung “Durch die Verkündigung des Evangeliums liegt es in unserer Macht, Christi Wiederkunft zu beschleunigen.“ (Das Leben Jesu, S. 631)

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Beschleunigung “Jeder Christ kann das Kommen unsres Herrn Jesu Christi nicht nur erwarten, sondern es auch beschleunigen helfen. Würden alle Bekenner seines Namens zu seiner Ehre Frucht bringen, wie schnell könnte dann die Welt mit dem Samen des Evangeliums besät sein! Schnell reifte die letzte Ernte heran, und Christus käme, um die köstlichen Garben einzusammeln.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse III, S.181f)

4.2

Das Sonntagsgesetz

Die biblische Grundlage dieser Prophezeiung ist Offenbarung 13 und 14. Wie schon in Kapitel 3.5.2 dargelegt wurde, wird das Malzeichen auf die Heiligung des Sonntags als Ruhetag interpretiert. Das Malzeichen ist die Sonntagsheiligung “Doch die Christen vergangener Zeiten hielten den Sonntag in der Meinung, dadurch den biblischen Sabbat zu feiern. Es gibt heute noch in jeder Kirche, die römisch-katholische nicht ausgenommen, wahre Christen, die aufrichtig glauben, der Sonntag sei der von Gott verordnete Sabbattag. Gott nimmt ihre aufrichtige Absicht und ihre Redlichkeit vor ihm an. Doch wenn die Sonntagsfeier durch Gesetze eingeführt und die Welt über die Verpflichtungen gegen den wahren Sabbat aufgeklärt werden wird, dann werden alle, die Gottes Gebot übertreten, um einer Verordnung nachzukommen, die keine höhere Autorität als die Roms hat, dadurch das Papsttum mehr ehren als Gott. Sie zollen Rom und der Macht, die eine von Rom eingeführte Verordnung erzwingt, ihre Huldigung; sie beten das Tier und sein Bild an. Wenn Menschen die Einrichtung verwerfen, von der Gott gesagt hat, sie sei das Zeichen seiner Autorität, und statt dessen das ehren, was Rom als Zeichen seiner Oberherrschaft erwählt hat, so nehmen sie dadurch das Merkmal der Huldigung Roms, das Malzeichen des Tieres an. Erst wenn die Entscheidung auf diese Weise den Menschen deutlich entgegentritt, wenn sie zwischen den Geboten Gottes und Menschengeboten zu wählen haben, dann werden die Menschen, die in ihrer Übertretung beharren, “das Malzeichen des Tiers“ empfangen.“ (Der große Kampf, S.449f) Das Sonntagsgesetz in den USA “Selbst unter denen, die die Bewegung zur Erzwingung der Sonntagsfeier unterstützen, gibt es Leute, deren Augen vor den Folgen dieser Bestrebung geschlossen sind. Sie sehen nicht, daß sie geradezu gegen die Religionsfreiheit kämpfen. Viele Menschen haben nie er-

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kannt, daß die Bibel die Feier des Sabbats fordert und daß die Begründung, auf der die Einrichtung des Sonntags beruht, falsch ist. Jede Bewegung zur Förderung religiöser Gesetzgebung stellt in Wahrheit ein Zugeständnis dem Papsttum gegenüber dar, das jahrhundertelang unablässig gegen die Gewissensfreiheit gekämpft hat. Die Feier des Sonntags im Sinne einer sogenannten christlichen Einrichtung verdankt ihr Dasein dem “Geheimnis der Bosheit“. Sie erzwingen zu wollen bedeutet eine wirksame Anerkennung der Grundsätze, die den eigentlichen Grundstein Roms bilden. Wenn die USA die Richtlinien ihrer Verfassung soweit verlassen, daß sie ein Sonntagsgesetz erlassen, dann reicht dadurch der Protestantismus dem Papsttum die Hand; das bedeutet nichts anderes, als daß man sich einer Tyrannei ausliefert, die lange Zeit brennend nur darauf gewartet hat, ihre Gewaltherrschaft zu betätigen.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse II, S.288) Weltweites Sonntagsgesetz “Wenn sich Amerika, das Land der religiösen Freiheit, mit dem Papsttum verbindet, um das Gewissen der Menschen unter Druck zu setzen und sie zu zwingen, den gefälschten Ruhetag zu ehren, werden die Menschen in allen Ländern auf unserem Erdball dahingebracht, diesem Beispiel zu folgen.“ (Testimonies for the church VI, S.18, 1900, [4]) Erfüllung von Offenbarung 13 “Die in Offenbarung 13 durch das Tier mit Hörnern “gleichwie ein Lamm“ dargestellte Macht wird ihren Einfluß dahingehend ausüben, “daß die Erde und die darauf wohnen“ das Papsttum anbeten. Das Tier mit den zwei Hörnern wird auch sagen “denen, die auf Erden wohnen, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier“; und ferner wird es so wirken, daß “die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte“ das Malzeichen des Tieres annehmen. Offenbarung 13,11-16. Es wurde bereits dargelegt, daß die vereinigten Staaten die Macht sind, die durch das Tier, “das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm“, versinnbildet ist und daß diese Weissagung in Erfüllung gehen wird, wenn die Vereinigten Staaten die Sonntagsheiligung, die Rom als die besondere Anerkennung seiner Oberherrschaft beansprucht, erzwingen werden. In dieser Huldigung dem Papsttum gegenüber werden die Vereinigten Staaten nicht alleinstehen; Roms Einfluß in den Ländern, die einst seine Herrschaft anerkannten, ist noch längst nicht abgetan. Die Weissagung sagt eine Wiederherstellung seiner Macht voraus: “Ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte 85

sich des Tieres.“ Offenbarung 13,3.“ (Der große Kampf, S.579) Vorbereitung auf das Sonntagsgesetz “Wir sollten uns möglichst nicht in enger Nachbarschaft von Leuten ansiedeln, die Gott verachten . . . Bald wird es Auseinandersetzungen in bezug auf die Sonntagsfeier geben. Die Sonntagsverfechter rüsten sich, um ihre Ziele durchzusetzen. Das wird für alle, die den Sabbat heiligen wollen, große Schwierigkeiten mit sich bringen. Deshalb sollten wir uns möglichst dort niederlassen, wo uns die Heiligung des Sabbats möglich ist. “Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun“, sagt der Herr, “aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes, da sollst du keine Arbeit tun.“ (2. Mose 20,9.10) Niemand sollte sich ohne Not dort ansässig machen, wo für ihn und seine Kinder von vornherein damit zu rechnen ist, daß sich im Blick auf die Sabbatheiligung Schwierigkeiten einstellen werden. Wo Gott uns die Möglichkeit schenkt, außerhalb der Städte wohnen zu können, da sollten wir das nutzen; denn wir haben mit trübseligen Zeiten zu rechnen.“ (Für die Gemeinde geschrieben II, S.367f) Verhalten am Sonntag “Lieber Bruder! Ich will versuchen, Deine Frage betreffs eures Verhaltens bei Inkrafttreten von Sonntagsgesetzen zu beantworten. Nach dem Licht, das mir der Herr zu einer Zeit gab, da wir eine ebensolche Zuspitzung der Dinge erwarteten, wie sie jetzt an euch heranzutreten scheint, sollten Siebenten-Tags-Adventisten, sobald sich die Bevölkerung durch eine Macht von unten her dazu bewegen läßt, Sonntagsruhe gesetzlich einzuführen, darin ihre Weisheit bekunden, daß sie ihre gewöhnliche Arbeit an dem Tage unterlassen und ihn der Missionsarbeit widmen. Jede Auflehnung gegen die Sonntagsgesetze würde die religiösen Eiferer, die sie durchzusetzen trachten, in ihrer Verfolgungswut nur bestärken. Gebt ihnen keinen Anlaß, euch Gesetzesübertreter zu nennen. Wenn sie sehen, daß sie nur gegen solche Leute vorzugehen haben, die weder Gott noch Menschen fürchten, dann wird dies bald seinen Reiz für sie verlieren; sie werden einsehen, daß es weder folgerichtig noch zweckdienlich für sie ist, auf strenger Sonntagsheiligung zu bestehen. Setzt nur, mit euren Bibeln in der Hand, eure Missionsarbeit fort, so wird der Feind sehen, daß er seiner Sache dadurch nur schadet. Man nimmt damit noch nicht das Malzeichen des Tieres an, wenn man weise den Frieden wahrt, indem man von der Arbeit Abstand nimmt, die nur Ärgernis erregt, gleichzeitig aber eine Arbeit von höchster Wichtigkeit leistet.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse III, S.340f) 86

Siegel Gottes vs. Malzeichen des Tieres “Das Zeichen oder Siegel Gottes wird offenbar in der Feier des Siebenten-Tag-Sabbats, des Herrn Gedächtnis der Schöpfung. “Der Herr redete mit Mose und sprach: Sage den Kindern Israel und sprich: Haltet meinen Sabbat; denn derselbe ist ein Zeichen zwischen mir und euch auf eure Nachkommen, daß ihr wisset, daß ich der Herr bin, der euch heiligt.“ 2. Mose 31,12.13. Hier wird der Sabbat klar als ein Zeichen zwischen Gott und seinem Volk bezeichnet. Das Malzeichen des Tieres ist das Gegenstück zu diesem – die Feier des ersten Tages der Woche. Dieses Zeichen unterscheidet alle, die die Oberherrschaft des Papstes anerkennen und sich seiner Macht unterwerfen, von denen, die sich nur der Macht Gottes unterstellen.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse II, S.198) Verfolgung der Sabbathalter “Da das von verschiedenen Herrschern der Christenheit erlassene Gesetz gegen die Gläubigen, die Gottes Gebot halten, diesen den Schutz der Regierung entzieht und sie denen ausliefert, die ihren Untergang wollen, wird Gottes Volk aus den Städten und Dörfern fliehen, sich in Gruppen sammeln und an den ödesten und einsamsten Orten wohnen.“ (Der große Kampf, S.626) Noch gibt es das Malzeichen nicht “Das Halten des Sonntags ist noch nicht das Malzeichen des Tieres und wird es auch nicht sein, bis die Menschen per Erlaß gezwungen werden, diesen heidnischen Ruhetag zu feiern. Die Zeit wird kommen, wenn dieser Tag zum Prüfstein wird, doch noch ist es nicht so weit.“ (Adventist Bible Commentary VII, S.977, 1899, [4])

4.3

Die Sichtung

Der Begriff Sichtung meint, dass innerhalb der Gemeinde die wahren Gläubigen von den Namenschristen “herausgesiebt“ werden. Das Wort Sichten kommt ja aus der Landwirtschaft und meint die Trennung von Spreu und Weizen. Diese Trennung geschieht nicht unter allen Menschen sondern nur innerhalb der Gemeinde, so wie Jesus zu seinen Jüngern sagt: “Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.“ (Lk22,31). Es geht um eine Prüfung, wei ernst jemand seinen Glauben nimmt. In Zeiten des Wohlstands gibt es viele, die sich Christen nennen. Aber in Zeiten, in denen es schwierig wird zu seinem Glauben zu stehen, werden die wahren Gläubigen sichtbar. Gott wird diese Prüfungen

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zulassen, aber jedem beiseite stehen, der sich aufrichtig zu ihm hält. Aus der Sichtung wird eine gottergebene Gemeinde hervorgehen, die bereit ist, den Spätregen zu empfangen. Der treue Zeuge und die Sichtung “Am 20. November 1857 schaute ich im Geist das Volk Gottes und sah, daß es eine durchgreifende Sichtung erfuhr. Einige, die starken Glaubens waren und qualvolle Schreie aussandten, rangen mit Gott. Ihre Angesichter, bleich und von schrecklicher Angst gezeichnet, spiegelten ihre innere Erregung wider. Schweißtropfen perlten auf ihren Stirnen, und ihre Gesichter drückten Ernst und Entschlossenheit aus. Ab und zu leuchtete auf ihrem Antlitz ein Abglanz göttlicher Herrlichkeit, aber sogleich bemächtigte sich ihrer wieder jenes feierlich ernste und doch etwas angstvolle Aussehen. Böse Engel umringten sie und hüllten sie in Finsternis, um den Herrn Jesus ihren Blicken zu entziehen. Ihre Augen sollten auf die sie umgebende Finsternis gelenkt werden; sie sollten Gott mißtrauen und sich gegen ihn auflehnen. Nur wenn sie ihre Augen ständig aufwärtsrichten, werden sie ihre Sicherheit bewahren können. Engel Gottes sind über sein Volk gesetzt. Immer, wenn von den bösen Engeln eine giftige Atmosphäre über diese Geängstigten gebreitet wird, schwingen die himmlischen Engel unaufhörlich ihre Flügel über ihnen, um die dichte Finsternis zu zerstreuen. Ich erblickte im Geist, daß etliche an diesen qualvollen Kämpfen und Auseinandersetzungen keinen Anteil haben. Sie schienen gleichgültig und unbekümmert zu sein. Sie leisteten der Finsternis keinen Widerstand, die sie wie eine undurchdringliche Wolke einschloß. Von solchen “Gläubigen“ entfernen sich die Engel Gottes und eilen denen zu Hilfe, die mit all ihren Kräften den bösen Engeln zu widerstehen versuchen und die durch inständiges Anflehen Gottes sich selbst bemühen, etwas zu ihrer Stärkung beizutragen. Die Engel aber verlassen alle diejenigen, die keinerlei Anstrengung machten, wirklich aus der Finsternis herauszukommen. Wenn die Betenden aber ihr ernstes Rufen fortsetzen, wird von Zeit zu Zeit der Lichtstrahl Gottes auf sie fallen, um ihre Herzen zu ermutigen und ihre Angesichter zu erleuchten. Ich fragte nach der Bedeutung der großen Sichtung, die ich gesehen hatte. Ich schaute im Geist, daß sie durch das rückhaltlose Zeugnis bewirkt wurde, das der treue Zeuge denen zu Laodizea gab. Dieses Zeugnis wird seine Wirkung auf das Herz des Empfängers nicht verfehlen und veranlassen, das geforderte Maß anzuerkennen und die volle Wahrheit auszustrahlen. Einige werden dieses aufrichtige Zeugnis nicht ertragen und sich deshalb dagegen erheben. Diese Erhebung ist

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die Ursache der Sichtung unter Gottes Volk. Das Zeugnis des treuen Zeugen ist nicht einmal zur Hälfte beachtet worden. Diese ernste Botschaft, von der das Schicksal der Gemeinde abhängt, wurde geringschätzig behandelt, wenn nicht gar völlig mißachtet. Dieses Zeugnis muß tiefe Reue schaffen, und alle, die es aufrichtig annehmen, werden danach handeln und dadurch geläutert werden.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, S.53f) Der Rat des treuen Zeugen “Darum ist jetzt die Zeit, die Ermahnung des treuen Zeugen zu beachten: “Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, daß du sehen mögest.“ Offenbarung 3,18.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse II, S.58) Die Sichtung im Zusammenhang mit dem Malzeichen “Die Zeit ist nicht fern, wo jeder Mensch geprüft wird. Das Malzeichen des Tieres wird uns aufgedrängt werden. Wer Schritt für Schritt den irdischen Anforderungen nachgegeben und sich weltlichen Gepflogenheiten angepaßt hat, dem wird es nicht schwer fallen, sich den realen Mächten zu unterordnen, statt sich Spott, Beschimpfung, drohendem Gefängnis oder dem Tod auszusetzen. Die Auseinandersetzung entzündet sich an Gottes Geboten und Gesetzen von Menschen. In jener Zeit wird in der Gemeinde das Gold von der Schlacke getrennt werden.“ (Testimonies for the church V, S.81, 1882, [4]) Die gelichteten Reihen werden gefüllt “Die gelichteten Reihen werden durch jene aufgefüllt werden, die von Christus als die bezeichnet werden, die zur elften Stunde kommen. Es gibt viele, um die sich der Geist Gottes bemüht. Die Zeit ernster Gerichte Gottes ist die Zeit der Gnade für jene, die [jetzt] keine Gelegenheit haben, die Wahrheit kennenzulernen. Gott schaut mit Liebe auf sie. Sein Herz ist von Mitgefühl gerührt, und seine Hand ist immer noch ausgestreckt, um zu retten, während die Tür für jene, die nicht eintreten wollten, verschlossen ist. Eine große Anzahl wird in diesen letzten Tagen die Wahrheit zum ersten Mal hören.“ (Brief 103, 1903, [4]) Die Sichtung und der Spätregen “Die bevorstehende große Auseinandersetzung [Durchführung der Sonntagsgesetze], wird jene ausmerzen, die

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Gott nicht berufen hat, damit er eine reine, wahrhaftige und geheiligte Predigerschaft hat, die auf den Spätregen vorbereitet ist.“ (Selected Messages III, S.385, 1886, [4]) Die Sichtung kommt nach der Versiegelung “Sobald die Gläubigen an ihrer Stirn versiegelt und dadurch für die Zeit der Sichtung vorbereitet sind, wird die Sichtung kommen. Es handelt sich dabei nicht um ein sichtbares Siegel oder Zeichen, sondern um ein Gegründetsein in der Wahrheit, sowohl verstandesmäßig als auch geistlich. Die versiegelten Gläubigen können nicht mehr von Christus getrennt werden.“ (Adventist Bible Commentary IV, S.1161, 1902, [4]) Das Siegel Gottes ist die Sabbatheiligung “Das Siegel des lebendigen Gottes wird denen aufgedrückt, die bewußt den Sabbat des Herrn halten.“ (Adventist Bible Commentary VII, S.980, 1897, [4])

4.4

Der Spätregen

Mit dem Spätregen ist die Ausgießung des Heiligen Geistes in der Endzeit gemeint. Man kann es sich ähnlich wie die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten vorstellen. Der wichtigste Text zu diesem Thema steht im AT “Und ihr, Söhne Zions, jubelt und freut euch im HERRN, eurem Gott! Denn er gibt euch den Frühregen nach der Gerechtigkeit, und er läßt euch Regen herabkommen: Frühregen und Spätregen wie früher. ... Und danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen. Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen. Und ich werde Wunderzeichen geben am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird errettet werden. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR gesprochen hat, und unter den Übriggebliebenen, die der HERR berufen wird.“ (Joel2,23; 3,1-5) Auf den letzten Teil (Joel3,1-5) bezieht sich Petrus bei seiner ersten Pfingspredigt in Apg2. Völlig zu Recht, wurde doch ein paar Stunden zuvor der Heilige Geist als Frühre-

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gen ausgegossen. Allerdings wird es eine zweite Ausgießung des Geistes wie zu Pfingsten geben, nämlich den Spätregen. Dies wird in Joel2,23 deutlich. Weitere interessante Texte sind in dem Zusammenhang: “Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Siehe, der Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfange.“ (Jak5,7) und “Erbittet euch von dem HERRN Regen zur Zeit des Spätregens! Der HERR ist es, der die Wetterwolken macht, Ier läßt den Regen regnen, er gibt einem jeden Brot, Kraut auf dem Feld.“ (Sach10,1). Der Spätregen wird benötigt um der Verkündigung des lauten Rufes die nötige Kraft zu geben, und die Gläubigen auf die Trübsal vorzubereiten. Vorbereitung auf den Spätregen (Frühregen = persönliche Vorbereitung) “Viele haben es in einem großen Maße versäumt, den Frühregen zu empfangen. Sie haben nicht alle die von Gott bereiteten Wohltaten angenommen. Nun erwarten sie, dass der Mangel durch den Spätregen ausgeglichen werde. Sie wollen erst dann, wenn die reichste Gnadenfülle ausgeteilt werden wird, ihre Herzen öffnen. Sie begehen einen schweren Fehler . . . Wenn wir im Ausleben der christlichen Tugenden nicht täglich Fortschritte machen, werden wir die Offenbarung des Heiligen Geistes im Spätregen nicht wahrnehmen. Es mag sein, dass der Spätregen dann überall um uns her auf Herzen fällt, wir selbst ihn aber weder erkennen noch empfangen werden.“ (Testimonies to Ministers and Gospel Workers, S.507, [4]) Wie in den Tagen der Apostel (Frühregen = Pfingsten) “Das große Werk des Evangeliums wird mit keiner geringeren Offenbarung der Macht Gottes schließen als derjenigen, die seinen Anfang kennzeichnete. Die Weissagungen, die in der Ausgießung des Frühregens am Anfang der frühchristlichen Zeit ihre Erfüllung fanden, werden sich am Ende der christlichen Geschichte im Spätregen erfüllen. Es ist die Zeit der Erquickung, der auch der Apostel Petrus entgegensah, als er sagte: “so tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden vertilgt werden; auf daß da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesichte des Herrn wenn er senden wird den, der euch jetzt zuvor gepredigt wird, Jesus Christus.“ Apostelgeschichte 3,19.20. (Der große Kampf, S.612) Der Spätregen und geistliche Gaben “Das christliche Zeitalter begann mit der Ausgießung des Geistes, und viele verschiedene geistliche Gaben wur91

den unter den Gläubigen offenbart. Diese waren so reichlich, daß Paulus zu der korinthischen Gemeinde sagen konnte: “In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinsamen Nutzen.“ Einem jeglichen in der Gemeinde, nicht einem jeglichen in der Welt, wie manche es verstanden haben. Seit dem großen Abfall sind diese Gaben nur spärlich offenbart worden, und dies ist wahrscheinlich der Grund, warum bekenntliche Christen gewöhnlich glauben, daß sie auf das Zeitalter der ersten Gemeinde beschränkt gewesen seien. Aber ist es nicht eine Folge der Irrtümer und des Unglaubens der Gemeinde, daß diese Gaben aufgehört haben? Und wird nicht, wenn das Volk Gottes zu dem ursprünglichen Glauben und denselben Gewohnheiten zurückkehrt, wohin es sicherlich durch die Verkündigung der Gebote Gottes und des Glaubens Jesu kommen wird, “der Spätregen“ wieder diese Gaben hervorbringen? Wir sollten es erwarten. (Frühe Schriften von Ellen G. White, S.119f) Der Spätregen und der laute Ruf “Die dreifache Engelsbotschaft schwillt zu einem lauten Ruf an, und du darfst nicht glauben, daß du deine Aufgabe vernachlässigen kannst und trotzdem meinen, du werdest irgendwann in der Zukunft großen Segen empfangen, wenn ohne dein Zutun eine wunderbare Wiederbelebung stattfinden wird . . . Jetzt und heute muß dein Gefäß gereinigt werden, damit es für den göttlichen Tau bereit ist und den Spätregen aufnehmen kann. Der Spätregen wird kommen, und der Segen Gottes wird eine jede Seele füllen, die von allen Unreinheiten frei ist. Es ist jetzt unsere Aufgabe, unsere Seelen Christus anheimzustellen, daß sie bereit sind, durch die Gegenwart des Herrn erfrischt zu werden – bereit, die Taufe des Heiligen Geistes zu empfangen.“ (Evangelisation, S.631) Einigkeit, Missionseifer und der Spätregen “Man beachte, daß der Heilige Geist erst ausgegossen wurde, nachdem die Jünger vollkommen einig geworden waren und nicht länger nach dem höchsten Platz strebten. Alle waren einmütig. Alle Meinungsverschiedenheiten waren beseitigt. Das bewies auch das von ihnen abgelegte Zeugnis, nachdem der Geist gegeben worden war: “Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele.“ Apostelgeschichte 4,32. Christus, der starb, damit Sünder leben möchten, beseelte durch seinen Geist die ganze Versammlung der Gläubigen. Die Jünger baten nicht um Segen für sich. Die Bürde für Seelen lastete auf ihnen. Das Evangelium sollte bis an die Enden der Erde getragen werden, und sie erho92

ben Anspruch auf die Ausrüstung mit der Kraft, die Jesus ihnen verheißen hatte. Da wurde der Heilige Geist ausgegossen, und Tausende bekehrten sich an einem Tage zu Christus. So kann es auch jetzt sein. Christen sollten alle Zwietracht beseitigen und sich zur Errettung der Verlorenen Gott weihen. Im Glauben müssen sie um den verheißenen Segen bitten, dann wird er ihnen gegeben. Die Ausgießung des Geistes in den Tagen der Apostel war der “Frühregen“; herrlich waren seine Folgen. Noch reichlicher wird der “Spätregen“ fallen. Welche Verheißung gilt denen, die in den letzten Tagen leben? “So kehret euch nun zur Festung, ihr, die ihr auf Hoffnung gefangen liegt, denn auch heute verkündige ich, daß ich dir Zwiefältiges vergelten will.“ “So bittet nun vom Herrn Spätregen, so wird der Herr Gewölk machen und euch Regen genug geben zu allem Gewächs auf dem Felde.“ Sacharja 9,12; 10,1.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse III, S.180) Einigkeit! “Wenn Christus im Herzen der Mitarbeiter im Werk Gottes lebt, wenn sie ihre Selbstsucht überwunden haben, wenn es keine Rivalität und keinen Streit um die Vorherrschaft mehr gibt, wenn Einigkeit herrscht, wenn alle sich heiligen, so daß ihre Liebe zueinander sichtbar und fühlbar wird, dann wird die Gnade des Heiligen Geistes auf sie herabregnen. Gott hat das versprochen, und er hält sein Versprechen. Wenn aber einzelne Mitarbeiter die Arbeit anderer herabsetzen, um ihre eigene Überlegenheit zu beweisen, dann zeigt das nur, daß nicht Gott hinter ihrer Arbeit steht. Er kann solche Mitarbeiter nicht segnen.“ (Für die Gemeinde geschrieben I, S.184f (1896)) Der Spätregen und die Heiligung “Ich sah, daß keiner an der “Erquickung“ teilhaben kann, der nicht den Sieg über jegliche Sünde, über Stolz, Selbstsucht, Liebe zur Welt und über jedes unrechte Wort und jede unrechte Tat erlangt hat. Wir sollten deshalb immer näher zum Herrn kommen und ernstlich danach trachten, diese nötige Vorbereitung zu erlangen, die uns befähigt, im Kampf am Tage des Herrn zu bestehen.“ (Frühe Schriften von Ellen G. White, S.62 (1851)) Der Spätregen bereitet auf die Zeit der Trübsal vor “Christus wurde bei seiner Verklärung vom Vater verherrlicht. Wir hören Jesus sprechen: “Nun ist des Menschen Sohn verklärt, und Gott ist verklärt in ihm.“ Johannes 13,31. Auf diese Weise empfing er vor dem Verrat und vor seiner Kreuzigung neue Kraft für seine letzten Leiden. Während die Nachfolger Jesu der Zeit ih93

res letzten Kampfes, einer “Zeit der Angst in Jakob“, näher kommen, werden sie zu Christus emporwachsen und in hohem Maße seine Gesinnung teilen. Wenn die Verkündigung der dritten Engelsbotschaft zu immer eindringlicherem Rufen anschwillt und große Kraft und Herrlichkeit das abschließende Werk begleiten, wird auch das Volk Gottes an dieser Herrlichkeit teilhaben. Der Spätregen läßt sie wieder aufleben und Kraft gewinnen, damit sie die Zeit der Angst überstehen können. Auf ihren Gesichtern liegt ein Abglanz der Herrlichkeit, die den dritten Engel umgibt.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, S.118f) Dem Spätregen gehen Prüfungen voraus “Der Engel sagte: “Gott wird sein Wirken immer mehr darauf einstellen, den einzelnen seines Volkes zu prüfen und zu erproben.“ Manche sind bereit, die eine Prüfung hinzunehmen; führt Gott sie aber in eine andere Situation, so schrecken sie zurück, weil sie meinen, irgendeine ihrer liebsten Gewohnheitssünden werde davon betroffen. Hierbei haben sie Gelegenheit zu erkennen, was sich in ihrem Herzen befindet, das Jesus ausschließt. Sie schätzen etwas anderes mehr als die Wahrheit. Ihre Herzen sind nicht vorbereitet, Jesus aufzunehmen. Einzelne werden eine gewisse Zeit geprüft und erprobt, um zu erfahren, ob sie ihre Abgötter aufgeben und den Rat des treuen Zeugen beachten wollen. Sollte aber irgend jemand durch den Gehorsam gegenüber dem Worte Gottes nicht geläutert werden und seine Selbstsucht, seinen Stolz und seine bösen Leidenschaften nicht überwinden, haben die Engel Gottes den Auftrag: “Überlaßt sie sich selbst, denn sie haben sich mit ihren Abgöttern verbunden!“ So gehen diese Engel an ihr Werk und überlassen jene Abtrünnigen mit ihrem sündhaften, unbezwungenen Wesen der Herrschaft der bösen Engel. Wer jedoch alle Prüfungen besteht und überwindet, ganz gleich für welchen Preis, hat den Rat des treuen Zeugen beachtet, wird den Spätregen empfangen und somit würdig sein für die Aufnahme ins Reich Gottes.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, S.59f) Um den Spätregen bitten “Das Ausgießen des Heiligen Geistes auf die Gemeinde wird in der Zukunft erwartet; doch es ist das Vorrecht der Gemeinde, es jetzt zu erleben. Suchet danach, betet darum, glaubt daran. Wir brauchen den Heiligen Geist, und der Himmel ist bereit, ihn auszuteilen.“ (Evangelisation S.630)

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4.5

Der laute Ruf

Der laute Ruf ist die letzte Warnung an die Menschheit. In der Offenbarung wird diese letzte Warnung durch die 3 Engelsbotschaften symbolisiert. Das Evangelium wird auf der ganzen Welt verkündet werden, besonders denen, die es noch nicht gehört haben (1.Engelsbotschaft). Wie schon in Kapitel 3.6.2 ausgeführt, werden die wahren Gläubigen aufgefordert, die von Gott abgefallenen Kirchen zu verlassen (2. Engelsbotschaft). Ausserdem werden alle Menschen davor gewarnt, den Sonntag als Ruhetag anzunehmen (3. Engelsbotschaft, siehe Kapitel 3.5.2). Wobei die erste Engelsbotschaft bereits 1844 verkündet wurde, nämlich, dass das Untersuchungsgericht im Himmel begonnen hat (siehe Kapitel 1.4.5 und 3.6.1). Es wird im lauten Ruf nur wiederholt für diejenigen, die es noch nicht gehört haben. Mit dem Begriff “der laute Ruf“ ist im engeren Sinne die 3. Engelsbotschaft gemeint, nämlich den Sonntag als Ruhetag zu feiern. Zusammen mit dem 3. Engel verkündigt nämlich ein weiterer Engel aus Offb18,1ff seine Botschaft, die sich wiederum an die 2. Engelsbotschaft anschließt, nämlich die abgefallenen Kirchen (die weiterhin am Sonntag festhalten) zu verlassen. Diese beiden zusammen verkünden den “lauten Ruf“. Diese Botschaften werden in der Kraft des Heiligen Geistes verkündet, der zuvor im “Spätregen“ ausgegossen wurde. Nach der Verkündigung dieser wichtigen Botschaften ist die Gnadenzeit zu Ende und die 7 Plagen werden ausgegossen. Verkündigung des Evangeliums “Während des lauten Rufes wird die Gemeinde die Erkenntnis der Erlösung durch das in der göttlichen Vorsehung geplante Eingreifen ihres erhöhten Herrn so völlig ausbreiten, daß dieses Licht zu jeder Stadt und jedem Ort durchdringen wird. Die Erde wird mit der Erkenntnis der Erlösung erfüllt sein. So reich wird der erneuernde Geist Gottes die intensiven Bemühungen aktiver Kräfte krönen, daß das Licht der gegenwärtigen Wahrheit überall gesehen wird.“ (Review and Herald, 13. Oktober 1904, [4]) Geht aus ihr hinaus “Offenbarung 18 verweist auf die Zeit, da die Kirche infolge der Verwerfung der dreifachen Warnungsbotschaft aus Offenbarung 14,6-12 völlig den Zustand erreicht haben wird, der durch den zweiten Engel vorhergesagt ist, und das Volk Gottes, das sich noch immer in Babylon befindet, aufgefordert werden wird, sich von ihrer Gemeinschaft zu trennen. Diese Botschaft ist die letzte, die die Welt erhalten wird.“ (Der große Kampf, 95

S.393) Warnung vor dem falschen Ruhetag “Die Veränderung des Ruhetages ist das Kenn- oder Malzeichen der Autorität der römischen Kirche. Wer die Forderungen des vierten Gebotes versteht, aber die Beobachtung des falschen Ruhetages an Stelle des wahren wählt, zollt damit der Macht Huldigung, durch die er als Gebot eingesetzt wurde. Das Malzeichen des Tieres ist der päpstliche Ruhetag, der von der Welt statt des von Gott bestimmten Tages angenommen wurde. Bis jetzt hat noch niemand das Malzeichen des Tieres empfangen. Noch ist die Zeit der Prüfung nicht da. In jeder Kirche gibt es wahre Christen, die römisch- katholische nicht ausgenommen. Niemand wird verdammt, bevor er nicht das Licht bekommen und die Verpflichtung erkannt hat, das vierte Gebot zu achten. Sobald aber der Erlaß, der das Beobachten des unechten Ruhetages betreibt, ergeht, und der laute Ruf des dritten Engels die Menschen vor der Anbetung des Tieres und seines Bildes warnt, wird die Trennungslinie glasklar zwischen dem unechten und dem echten Sabbat gezogen. Wer dann in Übertretung fortfährt, empfängt das Malzeichen des Tieres.“ (Evangelisation, S.226) Weltweite Verkündigung “Der Engel, der der Verkündigung der dritten Engelsbotschaft folgt, soll die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit erleuchten. Hier wird ein Werk von weltumspannender Ausdehnung und ungewöhnlicher Kraft vorhergesagt ... Diener Gottes mit leuchtendem und vor heiligem Eifer strahlendem Angesicht werden von Ort zu Ort eilen, um die Botschaft vom Himmel zu verkündigen. Tausende werden die Warnung über die ganze Erde verbreiten.“ (Der große Kampf, S.611f) Der 3. Engel und der Engel aus Offenbarung 18 “Ich sah Engel eifrig im Himmel hin und her eilen, auf die Erde hinab und wieder zum Himmel aufsteigen. Sie bereiteten sich auf die Erfüllung eines besonderen Ereignisses vor. Dann sah ich einen anderen mächtigen Engel, der beauftragt worden war, auf die Erde hinabzusteigen, um seine Stimme mit der des dritten Engels zu vereinigen und dessen Botschaft mehr Kraft und Nachdruck zu verleihen. Dem Engel wurde große Kraft und Herrlichkeit verliehen. Als er hinabstieg, wurde die Erde von seiner Klarheit erleuchtet. Das Licht, das diesen Engel umgab, drang überall hin. Er rief mit lauter Stimme: “Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden 96

und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen Vögel und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Tiere.“ (Offb. 18,2) Die Botschaft vom Fall Babylons, wie sie der zweite Engel verkündigte, wird wiederholt, und zwar unter Hinzufügung aller Verderbtheiten, die sich seit 1844 in die Kirchen eingeschlichen haben. Das Werk dieses Engels kommt gerade zur rechten Zeit, um sich dem letzten großen Werk der dritten Engelsbotschaft anzuschließen, wodurch diese zu einem lauten Ruf anschwillt. Das Volk Gottes wird dadurch vorbereitet, in der Stunde der Versuchung, der es bald gegenüberstehen soll, zu bestehen. Ich sah ein großes Licht auf den Kindern Gottes ruhen. Sie schlossen sich zusammen, um die dritte Engelsbotschaft furchtlos zu verkündigen.“ (Frühe Schriften von E. G. White, S.264)

4.6

Das Ende der Gnadenzeit

Das Ende der Gnadenzeit bedeutet, dass es kurz vor der Wiederkunft Jesu einen Zeitpunkt geben wird, wo keine Bekehrung und Vergebung mehr möglich ist. Jesus beendet seinen Dienst im himmlischen Heiligtum und bereitet sein Kommen vor (sieh Kapitel 3.7). Für die Ungläubigen bedeutet das, dass sie nicht mehr zum Glauben kommen können, für die versiegelten Gläubigen bedeutet es, dass sie eine kurze Zeit sündlos vor Gott leben müssen. Die Situation ist ähnlich wie bei der Sintflut. Als Noah in die Arche ging, wurde die Tür hinter ihm verschlossen. Bis der erste Regen fiel, vergingen aber noch 7 Tage (1Mo7,6-10). Nach dem Ende der Gnadenzeit beginnen die 7 Plagen und die Zeit der Trübsal. Wichtig ist aber, dass es eine kurze Zeit ist “Denn dann wird große Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“ (Mt24,21.22). Solange die Gnadenzeit währt “Wir leben in der Zeit des großen Versöhnungstages. Im Schattendienst mußten alle, während der Hohepriester für Israel die Versöhnung erwirkte, ihre Seele kasteien, indem sie ihre Sünden bereuten und sich vor dem Herrn demütigten, damit sie nicht von dem Volk ausgerottet würden. In gleicher Weise sollten jetzt alle, die ihren Namen im Lebensbuch erhalten wollen, in den wenigen noch verbleibenden Tagen ihrer Gnadenzeit ihre Sünden bereuen und ihre Seele durch wahrhafte Buße

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vor dem Herrn demütigen. Das Herz muß einer tiefgehenden, gewissenhaften Prüfung unterzogen werden. Der leichtfertige, oberflächliche Geist, den so viele bekenntliche Christen an den Tag legen, muß abgetan werden. Es steht allen ein schwerer Kampf bevor, die die üble Neigung, nach Macht zu streben, überwinden sollen. Das Werk der Vorbereitung ist eine persönliche Aufgabe. Wir werden nicht scharenweise erlöst. Die Frömmigkeit und Reinheit des einen kann nicht das Fehlen dieser Eigenschaften bei einem andern ersetzen. Obgleich alle Völker vor dem Gericht Gottes erscheinen müssen, wird Gott doch den Fall jedes einzelnen so gründlich und genau untersuchen, als gäbe es keine andern Wesen auf Erden. Jeder muß bei seiner Prüfung ohne Flecken, ohne Runzel oder sonst etwas Derartiges gefunden werden. Sehr ernst sind die mit dem Schlußwerk der Versöhnung zusammenhängenden Vorgänge, folgenschwer die damit verbundenen Tatsachen. Das Gericht geht jetzt im himmlischen Heiligtum vor sich. Schon viele Jahre wird dies Werk getan. Bald – niemand weiß wie bald – werden die Fälle der Lebenden behandelt werden. In der Ehrfurcht gebietenden Gegenwart Gottes wird unser Leben untersucht werden. Mehr denn je ist es jetzt am Platze, daß jede Seele die Ermahnung des Heilandes beherzige. “Sehet zu, wachet und betet, denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist.“ Markus 13,33. “So du nicht wirst wachen, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen werde.“ Offenbarung 3,3. Geht dann das Untersuchungsgericht zu Ende, so wird das Schicksal aller Menschen zum Leben oder zum Tode entschieden sein. Die Gnadenzeit endet kurz vor der Erscheinung des Herrn in den Wolken des Himmels. Christus erklärte im Hinblick auf diese Zeit: “Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Offenbarung 22,11.12.“ (Der große Kampf, S.489f) Nach dem lauten Ruf endet die Gnadenzeit “Unmittelbar nachdem das Werk der Evangeliumsverkündigung abgeschlossen ist, erfolgt die Trennung von Guten und Bösen. Damit ist dann das Schicksal der beiden Gruppen auf ewig entschieden.“ (Bilder vom Reiche Gottes, S.95) Wie die Gnadenzeit genutzt werden soll “Gott hat uns nicht offenbart, wann genau diese Botschaft nicht mehr verkündigt werden oder die 98

Gnadenzeit zu Ende gehen wird. Was uns offenbart wurde, sollen wir für uns und unsere Kinder akzeptieren. Aber wir sollten nicht danach streben, Dinge zu erfahren, die der Allmächtige uns nicht mitteilen möchte. Es ist unsere Pflicht zu wachen, zu arbeiten, zu warten und uns jeden Augenblick um Menschen zu bemühen, die verlorenzugehen drohen. Wir sollen ständig den Spuren Jesu folgen, im Einklang mit ihm arbeiten und als gute Haushalter der reichen Gnade Gottes seine Gaben austeilen.“ (Für die Gemeinde geschrieben I, S.202) Für die Gläubigen ist die Gnadenzeit früher zu Ende “Ach, daß die Menschen doch die Zeit ihrer Heimsuchung erkennten! Noch gibt es viele, die bis heute nichts von dem Wahrheitsprüfstein dieser Zeit gehört haben, und viele, an denen der Geist Gottes arbeitet. Die Zeit der Strafgerichte Gottes ist die Gnadenzeit für solche, die noch keine Gelegenheit hatten, die Wahrheit kennenzulernen. Der Herr wird Rücksicht auf sie nehmen. Sein Herz voller Barmherzigkeit ist bewegt und seine Hand noch ausgestreckt, zu retten, wohingegen sich die Tür vor denen schließt, die nicht eintreten wollen.“ (Aus der Schatzkammer der Zeugnisse III, S.286) Endgültig “Diener Gottes werden ihre letzte Arbeit getan haben, ihre letzten Gebete vor Gott gebracht und ihre letzten Tränen für eine abgefallene Kirche und ein gottloses Volk vergossen haben. Die letzte ernste Warnung ist ergangen. Wie schnell werden dann Häuser und Ländereien, Geld, das gehortet und festgehalten wurde, angeboten werden von denen, die sich zwar zur Wahrheit bekannt haben, aber nicht danach lebten. Sie wollen es gern geben, um nur etwas Trost zu erhalten, den Weg des Heils erklärt zu bekommen, ein hoffnungsfrohes Wort zu hören, Fürbitte oder ein ermahnendes Wort von ihren Predigern zu empfangen. Statt dessen müssen sie nun vergeblich hungern und dürsten. Ihr Durst wird nie mehr gestillt werden, kein Wort des Trostes werden sie erhalten. Ihr Schicksal ist entschieden, für alle Ewigkeit. Das wird eine furchtbare Zeit für sie sein.“ (Manuskript 1, 1857, [4])

4.7

Die Trübsal und die Angst in Jakob

Es gab mehrere trübselige Zeiten für Christen in der Geschichte. Am Ende der Zeit wird aber wieder eine solche Zeit der Trübsal sein. Die Heiligen werden verfolgt werden, sie müssen fliehen und sich verstecken, so wie es Jesus

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in Mt24 für die Eroberung Jerusalems prophezeite, wird es sich am Ende der Zeit wiederholen. Allerdings wird es einen gewaltigen Unterschied geben, was im Folgenden mit der Angst in Jakob beschrieben wird. Nach der Heiligtumslehre (siehe Ausarbeitung Heiligtumslehre, bzw 24 Glaubenspunkt: Christi Dienst im himmlischen Heiligtum) befindet sich Jesus im himmlischen Heiligtum, um dort mit seinem Blut Vergebung für die Sünden zu erwirken. 1844 betrat Jesus das Allerheiligste, um dort den Versöhnungsdienst abzuschließen. Gleichzeitig begann das Untersuchungsgericht, wo über jeden Menschen entschieden wird, ob er ewiges Leben oder den ewigen Tod bekommt (siehe Kapitel 1.4.5). Dieser Dienst endet mit dem Ende der Gnadenzeit, bevor die 7 Plagen ausgegossen werden “Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht; und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.“ (Offb15,8). Niemand konnte in den Tempel gehen, das heißt auch Jesus nicht. Von dieser Zeit an heißt es “Wer unrecht tut, tue noch unrecht, und der Unreine verunreinige sich noch, und der Gerechte übe noch Gerechtigkeit, und der Heilige heilige sich noch! Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir“ (Offb22,11.12). In dieser Zeit müssen die Gläubigen ohne einen Fürsprecher im Himmel leben, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Und in dieser Zeit wird der Glaube auf eine harte Probe gestellt, die “Angst in Jakob“ genannt wird. Der Gläubige wird sich fragen, ob wirklich alle seine Sünden vergeben wurden, solange Christus noch im Heiligtum tätig war. Gibt es nur eine Sünde, die nicht vor Gott gebracht wurde, ist die Hoffnung auf ein ewiges Leben dahin. Zumal die äußeren Umstände auch jeden Hoffnungsschimmer ersticken. Dann wird ein Glaube erforderlich sein, wie Jakob ihn an den Tag legte, als er seinem Bruder Esau begegnen sollte (1Mo32,4-32) Nämlich ein unerschütterlicher Glaube an die Gnade Gottes, ein Festhalten an den Verheißungen, eine Gewissheit versiegelt zu sein. Die Angst in Jakob “Die Zeit der Angst beginnt, wenn Christus sein Werk als Mittler für die Menschen beendet. Dann ist der Fall eines jeden Menschen entschieden, und es wird kein sühnendes Blut mehr geben, das ihn von der Sünde reinigt. Wenn also Jesus die Fürsprache des Menschen beendet hat, erfolgt die gewichtige Ankündigung: “Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein; aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig.“ (Offenbarung 22,11) Dann wird der Geist Gottes, der das Böse in Schranken

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hielt, von der Erde zurückgezogen. . . . Hätte Jakob nicht seine Schuld zuvor bereut, das Erstgeburtsrecht durch Betrug erlangt zu haben, hätte Gott sein Gebet nicht erhören und sein Leben nicht gnädig bewahren können. So wird es den Kindern Gottes in der Trübsalszeit gehen. Müßten sie mit unvergebenen Sünden rechnen, während sie sich in Angst und Not befinden, würden sie überwältigt. Verzweiflung würde ihren Glauben untergraben, und sie könnten Gott nicht mehr vertrauensvoll um Befreiung anflehen. Aber obwohl sie sich ihrer Unwürdigkeit voll bewußt sind, gibt es bei ihnen keine verborgenen Sünden. Das Versöhnungsblut Christi hat ihre Sünden getilgt, die sie nun nicht mehr mahnen können. Satan verführt viele Menschen zu der Annahme, Gott werde ihre Untreue in kleinen Dingen schon übersehen. Aber der Herr beweist durch sein Verhalten Jakob gegenüber, daß er Böses unter keinen Umständen dulden oder gutheißen kann. Alle, die ihre Sünde zu verbergen oder zu entschuldigen versuchen und sie ohne Bekenntnis und Vergebung in der Berichtführung des Himmels anstehen lassen, wird Satan überwältigen. . . . Jakob siegte, weil er Ausdauer und Entschlossenheit besaß. Seine Erfahrung bezeugt die Macht des anhaltenden Gebetes. Jetzt ist es an uns, ausdauernd beten und unerschütterlich glauben zu lernen. Die größten Siege der Gemeinde Christi oder des einzelnen Christen werden nicht durch Begabung oder Bildung, nicht mit Hilfe von Reichtum oder menschlichem Wohlwollen gewonnen. Es sind die Siege, die im Sprechzimmer Gottes errungen werden, wenn ernster, verzweifelt kämpfender Glaube den Arm des Mächtigen ergreift. Wer nicht bereit ist, das Böse zu lassen und den Segen Gottes ernstlich zu erbitten, wird ihn auch nicht erlangen. Aber alle, die wie Jakob aufrichtig und beharrlich an Gottes Verheißungen festhalten, werden sie wie er erfüllt sehen. “Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen ihr Recht schaffen in Kürze.“ Lukas 18,7.8. “ (Patriarchen und Propheten, S.174f) Die Trübsal “Diese Beweisführung wird als entscheidend angesehen werden, und schließlich wird wider alle, die den Sabbat des vierten Gebots heiligen, ein Erlaß ergehen, worin sie als der härtesten Strafen würdig hingestellt werden und man dem Volke die Freiheit gibt, sie nach einer gewissen Zeit umzubringen. Der Katholizismus in der Alten und der abgefallene Protestantismus in der Neuen Welt werden in ähnlicher Weise gegen solche handeln, die alle göttlichen Gebote ehren. Dann wird Gottes Volk in jene Tage der

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Trübsal und des Jammers geraten, die von dem Propheten Jeremia als die Zeit der Angst in Jakob beschrieben werden: “So spricht der Herr: Wir hören ein Geschrei des Schreckens; es ist eitel Furcht da und kein Friede . . . Wie geht es denn zu, daß . . . alle Angesichter so bleich sind? Es ist ja ein großer Tag, und seinesgleichen ist nicht gewesen, und ist eine Zeit der Angst in Jakob; doch soll ihm daraus geholfen werden.“ Jeremia 30.5-7. Jakobs Nacht der Angst, als er im Gebet darum rang, (1. Mose 32,25-31) aus der Hand Esaus befreit zu werden, stellt die Erfahrung des Volkes Gottes in der trübseligen Zeit dar.“ (Der große Kampf, S.616f) Flucht aus den Städten und Dörfern “In der Zeit der Trübsal flohen wir alle aus den Städten und Dörfern, wurden aber von den Gottlosen verfolgt, die mit dem Schwert in die Häuser der Heiligen eindrangen. Sie erhoben das Schwert, um uns zu töten, aber es zerbrach und fiel wie ein Strohhalm machtlos zu Boden. Wir riefen alle Tag und Nacht um Errettung, und das Rufen kam vor Gott.“ (Frühe Schriften von Ellen G. White, S. 25) Wie bei der Zerstörung Jerusalems “Die Weissagung des Heilandes, die die göttliche Heimsuchung Jerusalems ankündigte, wird noch eine andere Erfüllung finden, von der jene schreckliche Verwüstung nur ein schwacher Abglanz ist. In dem Schicksal der auserwählten Stadt können wir das Los einer Stadt sehen, die Gottes Barmherzigkeit von sich gewiesen und sein Gesetz mit Füßen getreten hat. Grauenhaft sind die Berichte des menschlichen Elends, das die Erde während der langen Jahrhunderte des Verbrechens erlebte. Das Herz wird beklommen und der Geist verzagt, wenn wir über diese Dinge nachdenken. Schrecklich waren die Folgen, als die Macht des Himmels verworfen wurde. Doch ein noch furchtbareres Bild wird uns in den Offenbarungen über die Zukunft enthüllt. Die Berichte der Vergangenheit – die lange Reihe von Aufständen, Kämpfen und Revolutionen, alle Kriege “mit Ungestüm . . . und die blutigen Kleider“ (Jesaja 9,4) –, was sind sie im Vergleich zu den Schrecken jenes Tages, an dem der mäßigend wirkende Geist Gottes den Gottlosen gänzlich entzogen und nicht länger die Ausbrüche menschlicher Leidenschaften und satanischer Wut zügeln wird! Dann wird die Welt wie niemals zuvor die entsetzlichen Folgen der Herrschaft Satans erkennen.“ (Der große Kampf, S.36)

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Brot und Wasser “Der Herr hat mir wiederholt gezeigt, daß es nicht den Aussagen der Bibel entspricht, Vorkehrungen für die leiblichen Bedürfnisse während der Zeit der Trübsal zu treffen. Wenn die Gläubigen Nahrungsmittel horteten, dann würden sie ihnen in der Zeit der Trübsal, wenn Krieg, Hungersnot und Seuchen über das Land kommen, gewaltsam geraubt werden, und Fremde würden ihre Ernte einbringen. Das wird die Zeit sein, in der wir uns ganz auf Gott verlassen müssen. Er wird uns versorgen. Brot und Wasser werden uns sicher sein in jener Zeit, und wir werden keinen Mangel haben noch Hunger leiden müssen, denn Gott ist in der Lage, selbst in der Wüste einen Tisch für uns zu decken. Wenn es notwendig wäre, würde er Raben senden, um uns zu speisen, so wie er es bei Elia tat, oder Manna vom Himmel regnen lassen wie bei den Israeliten.“ (Frühe Schriften von Ellen G. White, S. 46f))

4.8

Die Wiederkunft Christi und sein Reich auf Erden

Ob man die Apokalypse von Daniel und Johannes nimmt, oder die Endzeitreden Jesu, oder die Berichte von E. G. White, allen gemeinsam ist, dass am Ende der Ereignisse auf dieser Welt Jesus Christus seine Herrschaft antritt. Er erscheint mit unnachahmlicher Herrlichkeit in den Wolken des Himmels, nachdem kurz vorher Zeit und Stunde bekannt gegeben wurde. Der Vorhang wird beiseite geschoben und wir erkennen die uns heute verborgene Welt, in der Gott und die Engel leben. Die entschlafenen Gläubigen werden auferweckt und die noch lebenden verwandelt werden. Sie werden ihrem Schutzengel begegnen, verstorbene Freunde und Verwandte wiedersehen und Jesus Christus, ihren Erlöser, auf dem Thron sehen, umgeben von Heerscharen von Engeln. Allesamt werden in den Himmel entrückt, Christus entgegen, um mit ihm in Ewigkeit zu leben. Die kleine Wolke “Gegen Osten erscheint ein kleines schwarzes Wölkchen, ungefähr halb so groß wie eines Mannes Hand. Es ist die Wolke, die den Heiland umgibt und die in der Entfernung in Finsternis gehüllt zu sein scheint. Gottes Volk weiß, daß dies das Zeichen des Menschensohnes ist. In ernstem Schweigen blicken alle unverwandt auf diese Wolke, wie sie der Erde näher rückt und zusehends heller und herrlicher wird, bis sich eine große weiße Wolke entfaltet, deren Grund wie verzehrendes Feuer aussieht und über welcher der Regenbogen des Bundes schwebt. Jesus reitet als mächtiger Sieger voraus. Er kommt jetzt nicht als Schmerzensmann, den bitteren Kelch mit 103

Schmach und Weh zu trinken, sondern als Sieger im Himmel und auf Erden, um die Lebendigen und die Toten zu richten. Er hieß “Treu und Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit . . . Und ihm folgte nach das Heer im Himmel“. Offenbarung 19,11.14. Mit Wechselgesängen himmlischer Melodien begleitet ihn ein zahlloses Gefolge heiliger Engel. Das Himmelszelt scheint mit leuchtenden Gestalten bedeckt zu sein, zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Kein Mensch vermag diesen Anblick zu be schreiben, niemand seine Pracht zu erfassen. “Seines Lobes war der Himmel voll, und seiner Ehre war die Erde voll. Sein Glanz war wie Licht.“ Habakuk 3,3.4. Da die Wolke noch näher kommt, sieht jedes Auge den Lebensfürsten. Keine Dornenkrone entstellt sein erhabenes Haupt, sondern das Diadem der Herrlichkeit ruht auf seiner heiligen Stirn. Sein Angesicht überstrahlt die blendende Mittagssonne. “Und er hat einen Namen geschrieben auf seinem Kleid und auf seiner Hüfte also: Ein König aller Könige und ein Herr aller Herren.“ Offenbarung 19,16.“ (Der große Kampf, S.640f) Kurz vor der Wiederkunft wird Zeit und Stunde genannt “Ich habe nicht die geringste Ahnung, welche Zeit die Stimme Gottes genannt hat. Ich hörte, wie die Stunde verkündet wurde. Aber als ich aus der Vision kam, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Bilder von so großartiger, feierlicher Bedeutung zogen an mir vorüber, daß menschliche Worte sie einfach nicht beschreiben können. Für mich war alles lebendige Wirklichkeit, denn kurz nach dieser Szene erschien die große weiße Wolke, auf der der Menschensohn saß.“ (Für die Gemeinde geschrieben I, S.79) Entrückt “Die lebenden Gerechten werden “plötzlich, in einem Augenblick“ verwandelt (1. Korinther 15,52). Als Gottes Stimme erklang, wurden sie verherrlicht; und nun empfangen sie Unsterblichkeit. Mit den auferstandenen Gläubigen werden sie dem Herrn in der Luft entgegengerückt. Die Engel “versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels“ (Markus 13,27). Kleine Kinder werden von den Engeln in die Arme ihrer Mütter getragen. Freunde, die der Tod schon lange getrennt hatte, werden wieder zusammengeführt, um nie mehr Abschied nehmen zu müssen. Unter Freudengesängen steigen alle zur Stadt Gottes empor.“ (Der große Kampf, S.644f)

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Begegnung mit dem Engel “Die lebenden Gerechten werden “plötzlich, in einem Augenblick“ verwandelt (1. Korinther 15,52). Als Gottes Stimme erklang, wurden sie verherrlicht; und nun empfangen sie Unsterblichkeit. Mit den auferstandenen Gläubigen werden sie dem Herrn in der Luft entgegengerückt. Die Engel “versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels“ (Markus 13,27).“ (Education, S.305, 1903, [4]) Erklärungen “Alle Wirrnisse und Rätsel unseres Lebens werden dann eine Klärung finden. Wo sich unseren Augen nur Verwirrung und Enttäuschung, vereitelte Absichten und durchkreuzte Pläne darboten, werden wir eine große, allumfassende, zum Sieg führende Zielplanung erkennen – einen einzigartigen, göttlichen Zusammenklang!“ (Education, S.305, 1903, [4]) Forschung im Himmel “Welch ein weites Feld wird sich dort unserem Studium erschließen, wenn der Schleier, der jetzt unseren Blick verhüllt, gefallen ist und unsere Augen jene Welt der Schönheit schauen, von der wir heute nur einen flüchtigen Schimmer gleichsam durch das Mikroskop erhaschen. Da werden wir die Herrlichkeit der Himmel betrachten, die man jetzt nur aus weiter Ferne mit dem Fernrohr untersucht. Der Todeshauch der Sünde wird dann weggenommen sein und die ganze Welt wird in der Herrlichkeit Gottes erscheinen. Dort kann der Wissenschaftler die Urkunden der Schöpfung ergründen, und er wird nichts mehr entdecken, was an die Herrschaft der Sünde erinnert. Er kann den Stimmen der Natur lauschen, ohne Klagelaute oder den Unterton des Schmerzes zu vernehmen. . . . Alle Schätze des Weltalls werden dem Forscherdrang der Kinder Gottes offenstehen. Mit unaussprechlicher Freude werden wir Anteil haben an dem Glück und der Weisheit ungefallener Wesen, ebenso an ihren Reichtümern, die sie in all den Zeitaltern beim Nachdenken über Gottes Werke erworben haben.“ (Education, S.303.307, 1903, [4]) Unser Werk im Himmel “Christi Aufgabe hier ist auch sein Werk droben, und unsere Arbeit für ihn auf dieser Erde wird mit größerer Kraft und einem weiteren Wirkungskreis in seinem Dienst in der zukünftigen Welt belohnt. “Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.“ (Jesaja 43,12) Sein Zeugen sollen wir auch in der Ewigkeit sein. Warum durfte der große Kampf ganze Zeitalter hindurch währen? Warum wurde Satan nicht plötzlich 105

beim Ausbruch seiner Empörung ausgelöscht? Das geschah, damit das Weltall von Gottes gerechter Behandlung des Bösen überzeugt und die Sünde auf ewig verdammt werde. Im Erlösungsplan gibt es Höhen und Tiefen, die unser Geist selbst in aller Ewigkeit niemals voll durchdringen kann, Wunder, die sogar die Engel zu schauen gelüstet. Von allen erschaffenen Wesen haben nur die Erlösten den Kampf mit der Sünde tatsächlich kennengelernt. Sie haben mit Christus vereint gewirkt und sind – was selbst die Engel nicht vermochten – in die Gemeinschaft seiner Leiden eingegangen. Sollten sie dann nicht etwas auszusagen haben über das Geheimnis der Erlösung? Sollten sie nichts zu berichten haben, was ungefallenen Wesen von Bedeutung sein könnte?“ (Education, S.308, 1903, [4]) Der Baum des Lebens “Hier sahen wir den Baum des Lebens und den Thron Gottes. Vom Thron ging ein klarer Wasserstrom aus, und auf beiden Seiten des Stromes stand der Baum des Lebens. An jeder Seite des Stromes war ein Stamm des Baumes, beide von reinem, durchscheinendem Gold. Zuerst dachte ich, ich sähe zwei Bäume, ich schaute dann nochmals hin und sah, daß sie an der Spitze in einen Baum vereinigt waren. So steht der Baum des Lebens an jeder Seite des Lebensstromes. Seine Zweige neigten sich nach der Stelle, wo wir standen; die Früchte waren herrlich, sie sahen aus wie Gold, gemischt mit Silber.“ (Frühe Schriften von Ellen G. White, S.15)

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Fazit Es sollte in dieser Ausarbeitung kein düsteres Bild der Endzeit entstehen. Natürlich stehen einige schlimme Dinge bevor und es werden sicher schwere Zeiten sein. Aber dazwischen gibt es doch immer wieder die hoffnungsvolle Botschaften wie der Spätregen und letztenendes die Wiederkunft Jesu. Jesus selbst hat versprochen seine Nachfolger nicht im Stich zu lassen, egal was kommt. Es sollte auch nicht der Eindruck entstehen, Jesus könnte morgen wiederkommen. Stattdessen sollten einige Dinge gezeigt werden, die kurz vor seiner Wiederkunft geschehen, anhand derer man erkennen kann, dass es nicht mehr lange dauert. Jesus kann nicht morgen wiederkommen, aber die Endzeit kann morgen anbrechen. Es macht auch wenig Sinn über die Zeit seines Kommens zu spekulieren und Daten für das Ende der Welt festzulegen. Was soll man aus dieser Ausarbeitung mitnehmen? – Seid wachsam! Das ist die Kernaussage dieser Ausarbeitung. Das heißt vor allem das Evangelium der ganzen Welt zu predigen. Vielleicht liegt es in der Hand der Christen durch die Verkündigung des Evangeliums die Wiederkunft zu beschleunigen, denn dies ist das letzte was geschehen soll, bevor Jesus wiederkommt. Jesus hat nicht gesagt, wann er wiederkommt, aber er hat klar gesagt, was wir tun sollen, bis er wiederkommt: “Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ (Mt28,19.20)

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QUELLENANGABEN [1] Bibelzitate: Elberfelder Bibel, revidierte Fassung, Brockhaus Verlag, 7. Auflage 1996 [2] Worterklärungen: Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel, revidierte Fassung, Brockhaus Verlag, 2003 [3] Geschichtliche Daten: Hermann Kinder/Werner Hilgemann, dtv-Atlas der Weltgeschichte, deutscher Taschenbuch Verlag, 2000 [4] Ellen G. White, Christus kommt bald, Advent-Verlag, 1991 [5] Ellen G. White, Der große Kampf, Advent-Verlag, 1999 [6] Ellen G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Band I-III, Advent-Verlag, 1999 [7] Ellen G. White, Das Leben Jesu, Advent-Verlag, 1999 [8] Ellen G. White, Testimonies for the church, [9] Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Band I-II, Advent-Verlag, 2000 [10] Ellen G. White, Frühe Schriften von Ellen G. White, Advent-Verlag, 1993 [11] Ellen G. White, Evangelisation, Advent-Verlag, 1999 [12] Ellen G. White, Patriarchen und Propheten, Advent-Verlag, 1999 [13] Ellen G. White, Bilder vom Reiche Gottes, Advent-Verlag, 2000 [14] Titelbild: http://www.meaus.com/Apokalypse.JPG [15] http://www.sta-leistadt.de [16] http://www.atlastours.net/iraq/babylon.html [17] http://www.gym-herder-halle.bildung-lsa.de/mg/antike.html [18] http://www.androphile.org/DE/Library/Biography/Alexander 108

[19] http://www.wuellenweber-genealogie.de/79041025.jpg [20] http://www.bildungspass.de [21] http://shop.mareg.net [22] http://www.ratatoskr.de [23] http://www.dioezese-linz.at [24] http://www.ucgstp.org/lit/vt/vt06/img_ prophecy2.jpg [25] http://www.erenouvelle.com/site/images/leviatan2.jpg [26] Lesungen für die Gebetswoche 2005, Saatkorn-Verlag, 2005 [27] http://www.ernstfuchs-zentrum.com/bild90_ 00/d3gr.jpg

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Gürtel Brustpanzer Schuhe Schild

Wahrheit Gerechtigkeit Evangeliumsverkündigung Glaube

Helm

Heilsgewissheit

Schwert -

Wort Gottes Gebet

“Jesus anziehen“ Heiligung Mission Angriffen böser Mächte widerstehen Hoffnung auf die Wiederkunft Bibelstudium Beten

Tabelle 4: Waffenrüstung Gottes

Plage 1. Plage/Zornschale Offb16,2 2. Plage/Zornschale Offb16,3 3. Plage/Zornschale Offb16,4-7 4. Plage/Zornschale Offb16,8.9 5. Plage/Zornschale Offb16,10.11 6. Plage/Zornschale Offb16,12-16 7. Plage/Zornschale Offb16,17-21

Ereignis Menschen mit Malzeichen kriegen Geschwüre Meer wird zu Blut und alle Lebewesen im Meer sterben Flüsse und Wasserquellen werden zu Blut Sonne versengt Menschen (mit dem Malzeichen) Finsternis über dem Reich des Tieres Euphrat vertrocknet, Sammlung zur letzten Schlacht Harmagedon Blitze, Stimmen, Erdbeben, Hagel: Gericht an der Stadt Babylon, die Erde vergeht. Tabelle 8: 7 Plagen/Zornschalen

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Tier aus Offenbarung 17 Tier aus Offenbarung 13 scharlachrot – Lästernamen Namen der Lästerung 7 Köpfe 7 Köpfe 10 Hörner 10 Hörner mit Diademen es war und ist nicht und wird da sein Todeswunde, die verheilt – pantherähnliches Aussehen – Bärenfüße – Löwenmaul trunken vom Blut der Heiligen führt Krieg gegen die Heiligen Tabelle 9: Tier aus Offenbarung 17 und Offenbarung 13

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