Einleitung China war für meinen Auslandsaufenthalt im Wintersemester 2014/15 mein präferiertes Ziel, da ich von der chinesische Kultur und Historie, sowie der geografischen Vielfalt fasziniert war und noch immer bin – China ist ein großes mannigfaltiges Land, dass sich gänzlich von der westlichen Welt unterscheidet. Als Student der Wirtschaftswissenschaften war es außerdem von Interesse, dass China die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt ist. China und seine Einwohner bestimmen schon heute Teile der globalen Wirtschaft. Die Tongji University in Shanghai wählte ich, da die dort angebotenen Kurse mein Studium potentiell ergänzten. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bietet eine Vertiefung in „Technology Economy und Management“. Als Ziel hatte ich mir gesetzt die chinesische Geschäftskultur näher kennenlernen. Neben dem Lehrangebot offeriert die Universität außerdem eine große Auswahl an Aktivitäten und Sprachkursen. Vorbereitung Im Februar habe ich erfahren, dass ich ab folgendem September das Semester in Shanghai absolvieren durfte. So hatte ich genug Zeit um mich auf Shanghai und China vorzubereiten. Die erste Hürde stellt der Flug dar. Grundsätzlich habe ich mich für den günstigsten Flug entschieden, allerdings darauf geachtet, dass ich zwei Direktflüge hatte. China Eastern und Air China sind hierbei gute Anlaufstellen, gerade die Gepäckbestimmungen eignen sich hervorragend, da zwei Gepäckstücke aufgegeben werden können mit jeweils 23 kg (was gerade auf dem Rückflug praktisch ist um vor Ort gekaufte Dinge mit nach Hause zu nehmen). Das Visum musste auch beantragt werden, dafür muss der Reisepass noch 6 Monate über das Einreisedatum hinaus gültig sein. Ich habe das Visum direkt in München persönlich beantragt und konnte es eine Woche später wieder abholen. Das ganze lief reibungslos ab. Zu dem Thema Impfungen habe ich mich von meinem Hausarzt beraten lassen. Die Anzahl der Impfungen hängt zum einen davon ab, welche Impfungen bereits vorliegen und zum anderen, ob in China gereist werden soll und wenn ja wie und in welche Gegenden. Einige Impfungen müssen dabei privat übernommen werden. Außerdem habe ich mit meinem Hausarzt eine Reiseapotheke zusammengestellt. Grundsätzlich ist die medizinische Versorgung in Shanghai sehr gut, was bedeutet, dass im Ernstfall ein englischsprachiger Arzt aufgesucht werden kann. Für leichte Leiden, gerade den Magen betreffende, sollte man aber vorbereitet sein. Der damit einhergehende Punkt ist eine Auslandskrankenversicherung. Es gibt verschiedene Anbieter die sich alle in Service und Preis ähneln. Ich habe mich für den ADAC entschieden, da ich damit schon einmal gute Erfahrungen gemacht habe.

Nach meiner problemlosen Anreise bin ich zunächst in einem Hostel (Phoenix Hostel für ca. 8€ pro Nacht im Dorm) in der Innenstadt untergekommen. Dies war nötig, da ich keine Zusage für ein Studentenwohnheim bekommen habe und daher vor Ort eine Wohnung suchen musste. Grundsätzlich kann man auch schon von zu Hause über einschlägige Medien wie Facebook nach einer Wohnung schauen, allerdings wollte ich die Wohnung lieber vor Ort selbst besichtigen. Die Wohnungssuche in Shanghai kann dabei sehr mühsam sein und erfolgt hauptsächlich über Makler. Ich habe mit zwei weiteren Leuten gemeinsam ein Apartment gesucht aus dem wir eine WG machen wollten. Am Ende haben wir für ca. 460€ kalt pP ein 148 qm Apartment im 31. Stock mit Blick auf die Skyline gefunden. Obwohl wir gute fünf Tage für die Suche gebraucht haben hat sich der Aufwand schließlich gewohnt. Daher kann ich auch nur empfehlen rund ein bis zwei Wochen vor Studienbeginn in die Stadt zu kommen um sich um die Wohnungssuche und anschließende Anmeldung bei der Polizei zu kümmern. Die Studentenwohnheime konnte ich später auch noch kennenlernen und wäre wohl damit nicht glücklich geworden. Diese sind zumeist kleine Zimmer die von zwei Studenten geteilt werden, es gibt keine Aufenthaltsräume und die Lage ist da in Campusnähe eher schlecht. Um Shanghai wirklich kennenzulernen empfehle ich eine Wohnung in Nähe zur Innenstadt. Um sich am Anfang besser zurechtzufinden und um überhaupt Kontakt mit den Maklern aufnehmen zu können habe ich mir gleich am zweiten Tag eine chinesische SIM-Karte bei China Mobile besorgt. In den Filialen wird spärlich englisch gesprochen, teilweise wird ein weiterer Mittelsmann zum übersetzen angerufen. Für den Antrag auf eine chinesische Telefonkarte wird der Reisepass benötigt. Gerade für die Wohnungssuche oder auch alle anderen sozialen Aktivitäten in China wird dann auf Wechat zurückgegriffen – ein recht umfangreicher Messenger-Dienst. Gerade um euch bezüglich Wohnungen am Anfang einen Eindruck zu schaffen (auch schon von Deutschland) eignet sich Smartshanghai.com. Die Seite ist auch in anderen Belangen einfach die Referenz um mit aktuellen Informationen in Shanghai versorgt zu werden. Universität Wie oben erwähnt habe ich an der Tongji University am Siping Campus studiert. Die Tongji Universität ist eine der renommiertesten Universitäten in der Volksrepublik China und beherbergt heute etwa 54.000 Studenten. Die Universität pflegt sehr gut Kontakte zu deutschen Hochschulen, dementsprechend trifft man auch viele (fast zuviele) deutsche Studenten auf dem Campus. Dieser ist im Norden der Stadt und die Anbindung per Metro ist sehr gut (Haltestelle Tongji University – Line 4). Da der Campus sehr groß ist bietet sich der Kauf eines Fahrrads an. Ich habe generell sehr viel mit dem Fahrrad gemacht da die Strecken in Shanghai aufgrund der Größe der Stadt zu Fuß immer recht zeitaufwändig sind. In der ersten Woche erfolgt die Registrierung (Vorsicht ist geboten, da die Kurswahl schon einige Zeit online vorher erfolgt und

die Kurse recht schnell voll sein können) an der Universität. Dieser Prozess lief recht reibungslos ab und unser Koordinator vor Ort war eine ausgezeichnete Hilfe für erste Fragen zum universitären Leben und auch für weitere organisatorischen Dinge wie der Anmeldung unserer Wohnung. Ich habe mich im Rahmen meines Auslandsaufenthalts im Major Technology Economy and Management für vier Kurse angemeldet, die ich an meiner Heimuniversität innerhalb von 18 ECTS einreichen konnte: (1) Business Ethics, (2) Information Technology and Management, (3) Financial Management in China und (4) Advanced Academic Lectures and Seminars. (1) Gut gestaltete Vorlesung mit vielen Gruppendiskussionen und einer sehr offenen Professorin. Sowohl internationale als auch chinesische Studenten nahmen am Kurs teil und es wurde immer wert gelegt, dass eine Austausch stattfand, da die jeweiligen Meinungen doch sehr auseinander drifteten (so hatten wir beispielsweise eine recht lebhafte Diskussion zum Thema Internet-Zensur). Benotung erfolgte durch ein individuelles Abschlussprojekt. (2) Die Vorlesung wurde unter zwei Professoren aufgeteilt wobei einer nur recht spärliches Englisch sprach. Der Unterricht war daher eher zäh, allerdings wurde im Laufe des Kurses noch ein SAP Projekt abgehalten was gut aufgebaut war und eingängig erklärt wurde. Benotung erfolgte durch ein individuelles Abschlussprojekt und ein Gruppenprojekt. (3) Gut aufgebauter Kurs zum Thema Unternehmensbewertung. Benotung erfolgte durch ein individuelles Abschlussprojekt. Das Abschlussprojekt war allerdings eher intransparent und es wurde keine merkliche Hilfestellung angeboten. (4) Verschiedene Gastvorträge von ausländischen Dozenten. Der Gehalt der Gastvorträge schwankte stark. Benotung erfolgte durch ein individuelles Abschlussprojekt. Die Abschlussarbeit hatte als einzige Vorgabe das Schreiben von 3000 Wörtern, egal ob in Essay oder in Scientific Paper Form. Auch auf Nachfrage konnte nicht wirklich Hilfestellung gegeben werden. Dies war eher frustrierend. Die Qualität der Kurse (ich habe mir auch andere am Anfang angeschaut) schwankt stark. Gerade die Sprachkenntnisse der Professoren sind teilweise durchwachsen. Trotzdem besteht in den meisten Vorlesungen Anwesenheitspflicht und es müssen zumeist Assignments, bzw. Hausarbeiten erledigt werden. Gerade die Anwesenheit fließt direkt in die Abschlussnote ein. Das System ist daher, wenn man von einer deutschen Universität kommt recht verschult. Gut die Hälfte der angebotenen Kurse findet auch zusammen mit chinesischen Studenten statt. Dies war sehr interessant um deren Mentalität ein bisschen kennenzulernen. Wirkliche Freundschaften sind bei mir dabei allerdings nicht entstanden da sich ein Kontakt außerhalb der Universität

eher schwierig gestaltet. Die Betreuung in den Kursen erfolge direkt durch den Professor. Aus meiner Erfahrung war das größte Problem in den Kursen die mangelnde Transparenz im Bezug auf Abgaben und Notengebung. Stadtprofil / Leben in China Shanghai ist eine Millionenstadt und schläft dementsprechend nie. Gerade in der Nacht entfaltet die Stadt ihre Schönheit. Das Leben in der Stadt erscheint absolut dynamisch ob der verschiedenen Projekte die überall in der Stadt realisiert werden. Wolkenkratzer, Einkaufszentren und ganze Wohnanlagen entstehen an allen Ecken und Enden der Stadt. Es gibt keinen Stillstand und daher auch wenige Orte der Ruhe. Obwohl die Stadt recht weitläufig ist spielt sich das Leben im überschaubaren Kern der Stadt ab. Die verschiedenen Teile der Stadt können bequem per Metro (die allerdings nur von 6:00 bis ca. 22:30 Uhr fährt), Fahrrad, Roller oder natürlich per Taxi erreicht werden. Gerade das Taxifahren gehört recht schnell zum Alltag in der Stadt dazu da es sehr günstig ist. Über Seiten wie Smartshanghai.com lassen sich bequem Adressen heraussuchen. In der Stadt selbst gibt es jede Menge zu sehen und zu erleben – von Museen, Bars, verschiedensten Restaurants bis zu edlen Nachtclubs ist alles dabei. Interessant am Leben in Shanghai als Student ist, dass gerade die Preise für Essen, Trinken und Mobilität unter denen westlicher Metropolen liegen. Gerade in kleineren Restaurants oder bei Essensständen kann man für ein bis zwei Euro gut satt werden. Das Essen ist dabei immer sehr gut, empfehlen kann ich die muslimischen Restaurants die Nudel- und Reisgerichte in ausgezeichneter Qualität servieren. Was einen kleinen Dämpfer gibt ist die Luftqualität die in der Stadt herrscht. Diese ist zwar im Vergleich mit anderen chinesischen Städten noch recht gut, aber es gibt trotzdem Tage an denen man sich nur ungern im Freien aufhalten möchte. Ich persönlich habe auch vom Sport im Freien abgesehen. Um dem Smog zu entgehen bietet die Stadt allerdings eine ausgezeichnete Ausgangslage für Reisen sowohl ins Landesinnere als auch in nahegelegene asiatische Länder. Um China zu verlassen und danach wieder betreten zu können muss allerdings eine Permament Residence Permition beantragt werden – Hilfestellung hierfür kann das International Office der Tongji University geben. So groß und vielfältig die Stadt ist, so besonders sind seine Bewohner, bzw. die Bewohner Chinas. Grundsätzlich wird man als Westler von jedem herzlichen aufgenommen. Leider können nur die wenigsten Englisch, was gerade in den Restaurants und Supermärkten eher zu gestenreichen Konversationen führt. Daher sei auch jedem empfohlen den Chinesisch Kurs an der Uni zu belegen, da schon wenige Wörter den Alltag ungemein erleichtern. An der Tongji University belegte ich zweimal wöchentlich drei Stunden Chinesisch. Obgleich alle herzlich und freundlich sind, gibt es einige Eigenarten an die man sich nur schwerlich gewöhnt. Dazu gehören

das Spucken an allen erdenklichen Plätzen, das laute Hupen und die allgemeine Lautstärke in der Gespräche geführt werden. Um das alltägliche Leben zu meistern wird in der Stadt alles Bar bezahlt und es gibt eigentlich alle paar Straßen einen ATM um sich Bargeld mit der Kreditkarte abzuholen. Empfohlen sei hierbei eine Kreditkarte die gebührenfreies Abheben im Ausland ermöglicht wie z.B. DKB oder ComDirect.

Fazit Rückblickend war ich sehr zufrieden mit meinem Auslandssemester an der Tongji University in Shangai. Gerade verglichen mit einem längeren Aufenthalt in westlich geprägten Ländern bietet ein Semester in China die Möglichkeit in eine gänzlich neue Kultur abzutauchen. Für mich persönlich hat es das Bild von China als aufstrebende Wirtschaftsmacht stark geprägt. Mit auch nur dem kleinsten Interesse an China kann ich jedem ein Auslandssemester in Shanghai nur empfehlen.

Tipps für zukünftige Stipendiaten www.china-botschaft.de http://de.wikipedia.org/wiki/Shanghai www.schanghai.com www.smartshanghai.com