Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn Christoph Scholl
Einleitung
tierte Verkehrspolitik der ÖBB [vgl. www.bmvit.gv.at, 2010], dass in nächster Zukunft keine gravierenden Mo-
Problembeschreibung
dernisierungsprojekte der Almtalbahn stattfinden.
Laut Gesamtverkehrskonzept 2008 für Oberösterreich
Die aktuelle Infrastruktur des Bahnkörpers und der Ver-
[vgl. www1.land-oberoesterreich.gv.at, 2010], verliert
kehrsstationen der Almtalbahn ist modernisierungsbe-
der öffentliche Personenverkehr (ÖV) gegenüber dem
dürftig, der Fuhrpark veraltet und das Fahrplanangebot
motorisierten Individualverkehr (MIV) an Verkehrsteil-
verbesserungswürdig.
nehmern. Gründe dafür sind die Veränderung der Bevölkerungsstruktur, die zunehmende Motorisierung als
Um die Mobilität der Bevölkerung (Schüler, Studenten,
Folge des wachsenden Wohlstandes und die weiterhin
Frauen und ältere Personen) in dieser Region zu erhalten
anhaltende Zersiedelung. Zusätzlich hat der ÖV durch
bzw. den Modal Split zugunsten des Schienenpersonen-
fehlende Kostenwahrheit und einseitiges Lobbying des
verkehrs zu steigern, müsste ein Attraktivierungskon-
MIV [vgl. www.wikipedia.org, 2010] einen erheblichen
zept der Almtalbahn erstellt werden. Relevant für ein
Wettbewerbsnachteil. Durch regionale Verkehrskon-
solches Konzept ist, dass das Verhalten der Fahrgäste
zepte versucht das Land Oberösterreich dieser Tatsache
auf dieser Strecke untersucht wird, um so grundlegende
entgegenzusteuern.
Bedürfnisse der Reisenden zu erfahren.
Der ÖBB-Rahmenplan 2009 bis 2014 und das Konjunk-
Ziele und Methoden
turpaket 2009 bis 2012 für Oberösterreich [vgl. www. bmvit.gv.at, 2010] sehen keine maßgeblichen Investiti-
Mit dieser Bachelorarbeit wird gezeigt, wie sich das
onen für die Almtalbahn vor. Zusätzlich bewirken die
Mobilitätsverhalten der Fahrgäste der Almtalbahn ge-
künftigen Einsparungen im Jahr 2011 im öffentlichen
staltet. Um ein exaktes Fahrgastaufkommen der Almtal-
Personennahverkehr (490.000 Bahn- und Buskilometer
bahn und die Manipulationen an den Verkehrsstationen
weniger) des Landes Oberösterreich [vgl. Oberöster-
zu erhalten, wurde eine Fahrgastzählung durchgeführt.
reichische Nachrichten, 2010] und die hauptbahnorien-
Von Bedeutung für den Autor war das durchschnitt-
10 Verkehrsjournal
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
liche Fahrgastaufkommen an den Werktagen Dienstag
Wie beurteilen die Zugfahrgäste die Dienstleistung
bis Donnerstag. Die Untersuchung beinhaltet keinen
der Almtalbahn?
Fahrgastverkehr an den Wochenenden, Montagen und
Was sind die grundlegenden Bedürfnisse der Zug-
Freitagen. Die Zählung wurde vom Autor am 18. bis 20.
fahrgäste?
Mai und 15. bis 17. Juni durchgeführt. Der Fahrplan der Almtalbahn umfasst täglich 34 Züge, in denen die Zäh-
Die gewonnen Daten aus diesen Untersuchungen wur-
lung, verteilt auf sechs Tage, durchgeführt wurde. Auf
den analysiert, um Rückschlüsse aus dem alltäglichen
diese Weise wurde das tägliche Fahrgastaufkommen er-
Verhalten Fahrgäste zu erlangen. Diese Rückschlüsse
mittelt. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, fand
können für eine Attraktivierung der Almtalbahn heran-
die Zählung an Wochen ohne Feiertage und an den Ta-
gezogen werden.
gen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag statt.
Analyse des Untersuchungsgebiets
Für die Fahrgastbefragung wurden insgesamt 469 Fahrgäste mittels Fragebogen befragt. Der Untersuchungs-
Geographische Lage
zeitraum erstreckte sich vom 18. Mai bis 25. Juni 2010. Die Fragebögen wurden in den 34 Zügen, die an einem
Das Untersuchungsgebiet (UG) erstreckt sich geogra-
Tag auf der Almtalbahn verkehren, verteilt. Ungefähr
phisch in den drei Bezirken Wels-Land (südlicher Teil),
40,0% der Fragebögen wurden ausgefüllt. Besonders
Kirchdorf (nord-westlicher Teil) und Gmunden (öst-
geachtet wurde darauf, dass kein Fahrgast den Frage-
licher Teil).
bogen bezüglich Fahrtrichtung doppelt ausfüllte. Der einfach gestaltete Fragebogen beinhaltet 18 Fragen, die
In Wels-Land befinden sich die Gemeinden Thalheim,
größtenteils mit Ankreuzen zu beantworten waren. Die
Steinhaus, Eberstalzell und Sattledt. Die Gemeinden
Dauer der Beantwortung durch die Fahrgäste sollte die
Ried i. Tr. und Pettenbach liegen im Bezirk Kirchdorf
Zeit von zehn Minuten nicht überschreiten.
und zum Bezirk Gmunden gehören die Gemeinden Scharnstein und Grünau i. Almtal. Die Regionen Wels
Zusätzlich wurden offene problemzentrierte Interviews
und Linz sind Ballungsräume in Oberösterreich. Solche
mit den Fahrgästen geführt. Im Mittelpunkt standen
Ballungsräume verfügen über eine hohe Einwohnerzahl/
die Erfahrungen, Wahrnehmungen und Reflexionen
km2 und über eine dichte Betriebsansiedelung [vgl.
der Fahrgäste zu den Leitfragen dieser Arbeit. Es wur-
Bertelsmann Lexikon, 1997].
den insgesamt 24 Interviews geführt (es wurde darauf
Abb.1: Lage der Eisenbahnstrecke Wels Hbf. bis Grünau i. Almtal im UG
geachtet, dass die Befragten aus allen Altersstrukturen
Relevante Verkehrsverbindungen des Straßenverkehres
kamen und alle Reisemotive beinhaltet waren), in denen
im UG sind die Autobahnen A9 (Kirchdorf - Sattledt -
tur der Gemeinden im UG sind in Abbildung 2 ange-
Wels und Linz) ist mit durchschnittlich 70 EW/km2
zusätzliche Informationen in Bezug auf die Bedürfnisse
Wels) und A1 (Vorchdorf - Sattledt - Linz) sowie die
führt. Die Gemeinden, in der sich der Bahnhof oder die
einem ländlichen Raum angepasst. Die niedrigste Be-
der Reisenden der Almtalbahn gewonnen werden konn-
Bundesstraßen B138 (Kirchdorf - Ried i. Tr. - Sattledt
Haltestelle im Ort befindet, sind gelb markiert. Als Ver-
völkerungsdichte weist Grünau i. Almtal auf, welche
ten.
- Wels) und B120 (Gmunden - Scharnstein - Pettenbach
gleich sind Linz und Oberösterreich angeführt.
auf den großen Anteil des Nicht - Dauersiedlungsraumes (Wald, Almen, Ödland) zurückzuführen ist.
- Kirchdorf). Die durchschnittliche Bevölkerungsanzahl in den Ge-
Die Leitfragen der vorliegenden Bachelorarbeit sind deshalb:
Bevölkerung Bevölkerungsstruktur
Wie sieht das Mobilitätsverhalten der Zugfahrgäste aus? 12 Verkehrsjournal
Verkehrserhebung
Es ist gut zu erkennen, dass hinsichtlich der Bevölke-
Wie sieht die aktuelle Situation des Untersuchungsgebietes aus?
meinden des UG (ohne Wels) liegt bei 3.300 Personen.
Die wesentlichsten Kennzahlen zur Bevölkerungsstruk-
rungszahlen im ländlichen Raum ein ausgewogeneres
In diesem Unterkapitel wird die Mobilität der Bevöl-
Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern herrscht
kerung im Untersuchungsgebiet näher untersucht. Die
als im urbanen Raum. Die Bevölkerungsdichte (ohne
verwendeten Daten resultieren aus den Volkszählungen Verkehrsjournal 13
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
Abb.2: Bevölkerungsstruktur des Jahres 2010 im UG
Abb.4: Eisenbahnstrecke Almtalbahn
gelegten Wegen der mobilen Bevölkerung einen hohen
lungsräumen Wels und Linz überwiegen deutlich die
Anteil. Er beträgt im Durchschnitt 67,0% der gesam-
Einpendler. Die Almtalbahn wird zum überwiegenden
ten Wege. Der öffentliche Verkehr hatte im UG einen
Teil für den Pendelverkehr nach Wels und Linz (Berufs-
Durchschnitt von 10,0% aller zurückgelegten Wege der
tätige, Studenten und Schüler) genützt und ist darum ein
mobilen Bevölkerung. Die Abbildung der Verkehrsmit-
wichtiger Verkehrsträger für die Mobilität der Bevölke-
schneller als ein Bahnhof an die veränderte regionale
telwegaufteilung in den Gemeinden [vgl. www.land-
rung im UG.
Bevölkerungsstruktur angepasst werden.
oberoesterreich.gv.at, 2010] ist im Anhang ersichtlich.
Abb.3: Pendelverhalten der Erwerbstätigen
1992 und 2001.
Analyse der Infrastruktur
Die Anzahl der mobilen Bevölkerung (ab sechs Jahre) Pendelverhalten
stieg von 1992 bis 2001 in allen untersuchten Gemein-
Im Jahr 2001 waren im Untersuchungsgebiet 18.169
den, ausgenommen in Grünau i. Almtal, an. Betrachtet
Einwohner (ab sechs Jahre) mobil (ausgenommen Wels).
man jedoch die fußläufige Erreichbarkeit der Bahn, so
Hier erkennt man das große Fahrgastpotential für die
Nun wird untersucht, wie sich das Pendelverhalten in
ist hier ein Rückgang im ländlichen Raum, ausgenom-
Almtalbahn. Ein Ziel für die Attraktivierung der Almtal-
den Gemeinden des UG verhält. Zum Vergleich wur-
Die Almtalbahn ist eine eingleisige, 43km lange, nicht
men in Scharnstein, ersichtlich. Dieser Rückgang ist auf
bahn sollte sein, mindestens 10,0% dieser mobilen Be-
de Linz mit angeführt. In der Abbildung 3 werden die
elektrifizierte, normalspurige Nebenbahn. Die Stichstre-
die Flächenausdehnung des besiedelten Gebietes in den
völkerung zu gewinnen. Die jährlichen Fahrgastzahlen
Ein- und Auspendler den Erwerbstätigen am Wohnort
cke verläuft von Wels Hbf. bis Grünau i. Almtal. In Wels
Orten zurückzuführen. Bei den Bushaltestellen ist diese
könnten dadurch an die 500.000 Reisende betragen.
(100,0%) gegenübergestellt. Gut ersichtlich ist die hohe
Hbf. ist die Almtalbahn an die Westbahn (Wien bis Bre-
Minderung nicht so ausgeprägt, da diese günstiger und
Der motorisierte Individualverkehr hatte bei den zurück-
Anzahl der Auspendler im ländlichen Raum. In den Bal-
genz) angebunden. Die Fahrzeit Wels Hbf. bis Grünau i.
14 Verkehrsjournal
Die Bahnstrecke
Verkehrsjournal 15
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
Almtal beträgt ca. eine Stunde. Die Almtalbahn hat eine
ungenügend. In den Bahnhöfen Steinhaus, Sattledt und
keine automatische Fahrgastinformation und der Kom-
Streckenhöchstgeschwindigkeit von 80km/h [Quelle:
Pettenbach sind die Warteräume unbeheizt bzw. ge-
fort (Service-Personal, Klimaanlage, WC-Ausstattung,
ÖBB-Intranet, 2010].
schlossen. Ebenso ist die nötige Fahrgastinformation
Lärmschutz, Sitzplatzangebot und Fahrradmitnahme) in
(dynamische Zuganzeige und Lautsprecherdurchsagen)
den Triebwagen ist für die Reisenden nicht zufrieden-
Die Infrastruktur des Bahnkörpers ist modernisierungs-
an den Verkehrstationen nicht vorhanden, ausgenom-
stellend [Quelle: Experteninterviews, 2010].
bedürftig. Derzeit befinden sich dort neun Langsam-
men in Wels Hbf.
Analyse der Fahrplans
fahrstellen mit einer Gesamtlänge von 3,3km. Bei diesen Langsamfahrstellen [vgl. Infrastruktur AG, 2010]
Die Aufgabe einer P&R-Anlage ist, verschiedene Ver-
handelt es sich um Schäden im Ober- u. Unterbau des
kehrsmittel gut miteinander abzustimmen, um den Rei-
Das Fahrplanangebot der ÖBB wurde in den letzten
Schienenweges. Ein großes Problem für die Sicherheit
senden den Zugang zum ÖV zu erleichtern.
Jahren wieder erhöht. Speziell der Streckenabschnitt Wels Hbf. bis Sattledt wurde durch Verstärkerzüge für
dieser Strecke sind die nichttechnisch gesicherten Eisenbahnkreuzungen. Diese bestehen aus öffentlichen und
Die Bahnstrecke wurde im Juni 2010 vom Autor abge-
Schüler und Berufstätige attraktiver gestaltet. Im An-
nicht öffentlichen (Privatwege) Übergängen und sind
fahren, um die P&R-Anlagen der Strecke zu untersu-
hang wurden das Zugangebot und die Reisezeiten mit
mit Andreaskreuzen und/oder Stopptafeln bzw. mit einer
chen. In Abbildung 5 sind die Verkehrsstationen mit der
den vorangegangenen Jahren verglichen [vgl. Fahrpläne
Privatwegetafel gesichert. Insgesamt befinden sich auf
Anzahl der Abstellplätze für Autos und Fahrräder auf-
1990-2010]. Im Anhang ist auch der aktuelle Fahrplan
der Strecke 96 derartige Eisenbahnkreuzungen [Quelle:
gelistet.
ersichtlich [vgl. www.oebb.at, 2010].
genügenden Sichtraumes des Straßenverkehrs in den
Wie ersichtlich, hat man in den Haltestellen Oberhart,
Es erfolgte von 1996 bis 2007 eine stetige Angebotsver-
Bereichen dieser Eisenbahnkreuzungen nur mit ver-
Unterhart, Wiesmühle und Wilfling keine Möglichkeit,
ringerung. Erst mit dem Jahre 2007 verbesserte die ÖBB
minderter Geschwindigkeit verkehren [vgl. Eisenbahn-
ein Auto zu parken. In den Haltestellen Oberhart, Un-
das Zugangebot wieder. Im Jahr 2007 wurden erstmals
kreuzungsverordnung, 1961] und müssen sich durch
terhart, Wiesmühle, Wilfling, Diensthubersiedlung und
Verstärkerzüge Wels Hbf. bis Sattledt und retour ange-
Pfeifsignale erkenntlich machen. Diese nichttechnisch
Kothmühle sind die Fahrradabstellbereiche nicht über-
boten.
gesicherten Eisenbahnkreuzungen ergeben für die ÖBB
dacht.
eigene Erhebungen]. Die Züge dürfen auf Grund un-
Ab der Fahrplanperiode 2009/2010 wurde der Fahrplan
und für die Straßenbenützer ein hohes Sicherheitsrisiko. Nur ca. 10,0% aller Eisenbahnkreuzungen dieser
Die P&R-Anlage am Bf. Sattledt ist modernisierungs-
an den Wochenenden verbessert. Zusätzlich werden im
Strecke sind durch eine Lichtzeichenanlage und/oder
bedürftig und die Parkplatzanzahl ist zum Verhältnis des
Morgenverkehr noch zusätzlich zwei Zugpaare Wels
Schrankenanlage technisch gesichert.
An- und Abreiseverkehrs an dieser Verkehrsstation zu
Hbf. bis Sattledt und retour geführt. Bezüglich der Fahr-
gering dimensioniert. Am Welser Hauptbahnhof ist die
zeit ist keine Verbesserung ersichtlich. In Fahrtrichtung
Parkplatzsituation seit Jahren ein großes Problem. Die
1 (Wels Hbf. - Grünau i. Almtal) verkehren von Montag
P&R-Anlage ist für Bahnreisende, die mit dem Auto an-
bis Freitag 12 Züge. An Samstagen sind es elf und an
Auf der Almtalbahn zwischen Wels Hbf. und Grünau i.
reisen, bei weitem zu kleinflächig. Es besteht tagsüber
Sonn- und Feiertagen acht Züge. Zusätzlich verkehren
Almtal befinden sich sechs Bahnhöfe und elf Haltestel-
ständig Parkplatznot. Die ÖBB und die Stadt Wels ken-
von Montag bis Freitag zwischen Wels Hbf. und Sattledt
len. Da es sich um eine eingleisige Strecke handelt, sind
nen jedoch das Problem, wie durch Medienberichte ver-
fünf Verstärkerzüge für den Pendelverkehr. An Samsta-
in den Bahnhöfen Kreuzungsmöglichkeiten vorgesehen.
deutlicht wird, konkrete bauliche Maßnahmen wurden
gen sind es zwei und an Sonn- und Feiertagen verkehrt
Ausgenommen Wels Hbf. und Wels Lbf. sind alle Bahn-
jedoch noch nicht umgesetzt.
kein Verstärkerzug. Der Zug 3219 wird direkt von Linz
Die Verkehrsstationen
Hbf. geführt und verkehrt mit zwei Triebwagen. In Fahrt-
höfe unbesetzt. Kein Bahnhof bzw. keine Haltestelle auf der Almtalbahn entspricht den heute üblichen Standards
Analyse der Fuhrparks
richtung 2 (Grünau i. Almtal - Wels Hbf.) verkehren von Montag bis Samstag 12 Züge. An Sonn- und Feiertagen
(ausgenommen Wels Hbf.). Die Zugänge und Bahnsteige sind nicht barrierefrei, um ein einfaches und bequemes
Die seit dem Jahre 1989 [vgl. www.wikipedia.org, 2010]
neun Züge. Zusätzlich verkehren von Montag bis Frei-
Ein- und Aussteigen zu ermöglichen und einen raschen
verwendeten Dieseltriebwagen der Reihe 5047 sind ver-
tag zwischen Sattledt bis Wels Hbf. fünf Verstärkerzüge
Fahrgastwechsel zu gewährlisten. Der Witterungsschutz
altet und entsprechen nicht den heutigen Standards. Sie
für den Pendelverkehr. An Samstagen sind es zwei und
für die Reisenden ist in den meisten Verkehrsstationen
besitzen keinen barrierefreien Zustieg, verfügen über
an Sonn- und Feiertagen verkehrt kein Verstärkerzug.
16 Verkehrsjournal
www.verkehrsjournal.at
Der Zug 3204 wird wegen des hohen Fahrgastaufkom-
abhängig vom Betreiber der Linien) das gesamte Ver-
mens mit zwei Triebwagen geführt und fährt direkt nach
kehrsangebot mit einem durchgehenden Fahrschein zur
Linz Hbf.
Verfügung. Im OÖVV sind über 40 Verkehrsbetriebe Mitglied. Die Tarife werden aufgrund der durchfah-
Um einen Stundentakt bzw. einen Halbstundentakt zu
renen Zonen berechnet. Für die Kernzonen Linz, Wels
den Hauptverkehrszeiten zu realisieren, müssten neben
und Steyr werden separate Tarife verrechnet [vgl. www.
baulichen Umbauten auch die Fahrzeit Wels Hbf. bis
wikipedia.org, 2010]. Der Zonenplan des OÖVV von
Grünau i. Almtal auf 53 bis 55min herabgesetzt werden.
Oberösterreich und die Tariftabelle sind im Anhang er-
Dies hätte für den Fahrgast zwei bedeutende Vorteile:
sichtlich.
Die Reisezeit wäre attraktiver und der Fahrgast hätte bei den Verkehrsstationen immer dieselbe Minutenzeit be-
Linienverkehr im UG
züglich Abfahrt der Züge. Der Fahrgast bräuchte theoretisch keinen Fahrplan mehr.
Eine relevante Verbesserung des ÖV im Untersuchungsgebiet ist, dass konkurrenzierende Buslinien zum Bahn-
Die Umsteigequalität am Welser Hauptbahnhof Rich-
verkehr eingestellt bzw. ausgedünnt wurden. Zusätzlich
tung Wien ist kundenfreundlich und attraktiv für den
wurden die Busse mit den Zügen vertaktet. Als wich-
Reisenden der Almtalbahn (ca. 3 - 5 Minuten Wartezeit).
tige Verkehrsknotenpunkte des UG sind die Bahnhöfe
In Richtung Salzburg ist die Situation ungünstiger. Der
Sattledt (Linie 450 und 483) und Pettenbach (Linie 480)
Fahrgast hat längere Umsteigewege und die Anschluss-
anzuführen. Der gesamte Linienverkehr des UG ist im
züge sind zum Großteil nicht vertaktet.
Anhang ersichtlich [vgl. OÖVV-Kursbuch 2009/10].
Abb.5: Park-and-ride Anlagen – Almtalbahn
Der größte Verkehrsknoten im UG ist Wels. Die Stadt
Busverkehr
ist mit einem flächendeckenden Busverkehr ausgestattet Bushaltestellen - Verkehrsstationen
und wird von den Schülern und Berufstätigen vielfach
Vorzeigebahnhof ist hier Linz Hbf. zu nennen, der dyna-
Seit dem Jahre 1995 wird der öffentliche Personen-
genützt. Leider hat man es bei den Welser Linien ver-
mische Fahrgastinformationen für den raschen Umstieg
verkehr in Oberösterreich in einem Verkehrsverbund
absäumt, dynamische Fahrgastinformationen am Welser
zum ÖV in Linz anbietet [Quelle: eigene Erhebungen,
In diesem Unterkapitel werden die Entfernungen zwi-
(OÖVV) organisiert. Damit steht den Fahrgästen (un-
Hbf. über die Busverbindungen in Wels zu errichten. Als
2010].
schen den Verkehrsstationen der Almtalbahn und der
18 Verkehrsjournal
Verkehrsjournal 19
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
nächstgelegenen ÖV-Bushaltestelle untersucht. Eine
Wohnort der Berufstätigen statt. Mit dem Zug 3219, der
fußläufige Verbindung unter fünf Minuten ist in den
mit zwei Triebwagen 5047 geführt wird, fuhren insge-
Bahnhöfen Steinhaus b. Wels und Scharnstein nicht ge-
samt 165 Fahrgäste von Linz Hbf. bis Grünau i. Almtal.
geben. Den weitesten Weg mit 2.000 Meter legt man bei
Man erkennt, dass in der Zeit von 8 und 9 Uhr die Ausla-
der Hst. Wiesmühle zurück. ÖV-Bushaltestellen direkt
stung mit ca. 5,0% gering war. Jedoch ab ca. 13 Uhr, mit
bei der Verkehrsstation findet man in Wels Hbf., Wels
dem Zug 3211 bis zum letzten Zug 3225, war die Ausla-
Lbf., Schauersberg, Sattledt, Pettenbach und Grünau i.
stung der Züge im Durchschnitt ca. 50.0%. Die höchsten
Almtal vor.
Auslastungen wiesen der Zug 3211 (90,3%) und der Zug
Analyse der Fahrgastströme der Almtalbahn
3219 (84,7%) auf. In Fahrtrichtung 2 Grünau i. Almtal bis Wels Hbf. verhielt sich das Fahrgastaufkommen annähernd umgekehrt
Eine große Relevanz für diese Analyse war der Erhalt
proportional. Da die Almtalbahn laut Fahrgastbefragung
von Daten aus dem Alltag der Fahrgäste der Almtalbahn.
hauptsächlich von Pendlern frequentiert wird, wiesen
Dafür wurde in einer empirischen Untersuchung zuerst
die ersten vier Züge des Tages ein hohes Fahrgastauf-
eine Fahrgastzählung der Bahnstrecke durchgeführt,
kommen auf. Laut Zähllisten fuhr der größte Teil der
weiters wurden bei 469 Reisenden auf dieser Strecke
Pendler in die Städte Wels und Linz. Die ersten drei
mittels eines Fragebogens (siehe Anhang) Daten erho-
Züge des Tages 3200, 3202 und 3204 hatten eine durch-
ben.
schnittliche Auslastung von fast 90,0%. Beim Zug 3202 war die Auslastung des Zuges über seiner Sitzplatzka-
Fahrgastzählung
pazität. Wie bei der Zählung festgestellt wurde, mussten einige Fahrgäste bei der Fahrt stehen.
Fahrgastaufkommen Der mittlere Besetzungsgrad der Almtalbahn lag bei 35 In diesem Unterkapitel werden die Züge nach ihrem
Personen pro Fahrt. Dieser Wert zeigt, dass mehr als
Fahrgastaufkommen
wurde
fünfzig Prozent der Triebwagenkapazitäten ausgelastet
ein durchschnittliches Tagesfahrgastaufkommen im
waren. Zum Vergleich hatte der Berufspendlerverkehr
Werktagnormalverkehr (Di - Do) von 1.218 Reisenden
mit dem Auto in Österreich im Jahr 2008 einen mittleren
ermittelt.
Besetzungsgrad von 1,1 Personen pro Fahrzeug [Quelle:
untersucht.
Insgesamt
Vorlesung Verkehrsplanung FHSTP, 2009]. Das Fahrgastaufkommen variiert nach der jeweiligen Tageszeit variiert. Mit dem Zug 3203 pendelten viele
Von den 1.218 gezählten täglichen (Di - Do) Fahrgästen
Schüler von Wels in die Schulen nach Sattledt, das sich
waren 52,6% weiblich und 47,3% männlich. Auf dieser
aus den Zähllisten und Befragungen herausgestellt hat.
Strecke waren viele junge Reisende (bis 18 Jahre) unter-
Es ist gut erkennbar, dass Richtung Grünau i. Almtal
wegs, nämlich 43,5%. Personen, die älter als 60 Jahre
beim Morgenverkehr fast kein Pendlerverkehr stattfand
waren, hatten einen Anteil von 5,4% der gesamten Rei-
(ausgenommen Zug 3203).
senden.
Ab ca. 13 Uhr beginnt der Pendlerverkehr in dieser
Fahrgastfrequenzen in den Verkehrsstationen
Fahrtrichtung. Mit den Zügen 3211 bis 3217 (13 - 16 Uhr) reisten hauptsächlich Schüler von Wels zu ihrem
Wie sich die Fahrgastfrequenzen in den Verkehrssta-
Wohnort. Ab ca. 17 Uhr fand der Pendlerverkehr zum
tionen verhalten haben, kann man an Abbildung 6 er-
20 Verkehrsjournal
Verkehrsjournal 21
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
kennen. Gut ersichtlich ist die hohe Frequenz der Zug-
lauf chronologisch von 5 bis 22 Uhr dargestellt. In den
fahrgäste am Welser Hauptbahnhof. Von den 2.436
Hauptverkehrszeiten der Almtalbahn (6:00 - 7:15 min,
Manipulationen, die täglich (Di - Do) auf der Almtal-
13:00 - 16:00 Uhr und 17:00 - 18:45) sind die höchsten
bahn in den Verkehrsstationen stattfanden, ereigneten
Werte zu erkennen. In diesen Zeiten sind mehrere Züge
sich in Wels 966 (ca. 40,0%).
gleicher Fahrtrichtung auf der Strecke unterwegs (Verstärkerzüge Wels - Sattledt - Wels). Der Spitzenwert am
In Abb.6 erkennt man auch, dass in den Bahnhöfen
Morgen mit 183 Fahrgästen fand um 07:08 statt, der
Grünau i. Almtal, Scharnstein, Pettenbach, Sattledt und
höchste Wert mit 107 Reisenden wurde am späten Nach-
Steinhaus die Frequenzen der Reisenden höher als in
mittag, um 17:03, erreicht. Zwischen 20:14 und 20:48
den Haltestellen waren. In den größeren Bahnhöfen Linz
Uhr findet kein Zugverkehr statt. Das Tagesfahrgastauf-
Hbf., Wels Hbf., Sattledt und Pettenbach sind in Fahrt-
kommen dieser Strecke hat einen typischen Charakter,
richtung 1 höhere Manipulationen erkennbar.
der mit jeder anderen Pendlerstrecke vergleichbar ist.
Die höchsten Manipulationen fanden in den Bahnhöfen
Wie bereits erwähnt, lag das Tagesfahrgastaufkommen
statt. Hier war der Welser Hauptbahnhof, als der wich-
im Werktagnormalverkehr bei 1218 Fahrgästen. Der
tigste Verkehrsknotenpunkt des Untersuchungsgebietes,
ÖBB-Personenverkehr zählte für das Jahr 2005 einen
mit ca. 40,0% der Spitzenreiter. Der Bahnhof Sattledt,
Wert von 880 Fahrgästen pro Tag, 2006 einen Wert von
der auch ein bedeutender Knotenpunkt im ÖV ist, wies
920 Reisende pro Tag und 2007 einen Wert von 1.020
knapp 20,0% auf. Die Bahnhöfe Pettenbach (8,2%),
Personen pro Tag. Hier erkennt man eine kontinuierliche
Steinhaus b. Wels (6,4%), Scharnstein (4,2%) und Grü-
Steigerung im Fahrgastaufkommen der Almtalbahn [vgl.
nau i. Almtal (4,0%) sind wichtige Verkehrstationen
Experteninterviews, 2010].
dieser Bahnstrecke. Der Bahnhof Voitsdorf hatte einen niedrigen Wert (1,0%).
Abb.6: Zu- und Ausstieg in den Verkehrsstationen
Das hochgerechnete jährliche Fahrgastaufkommen der Almtalbahn der Jahre 2005 bis 2007 und des Jahres 2010
Die Haltestellen hatten Werte von 0,4% bis 2,5% der
sind in einem Diagramm im Anhang ersichtlich. Im Jahr
Gesamtmanipulationen der Almtalbahn. Dies sind re-
2005 wurden ca. 280.000, im Jahr 2006 ca. 290.000
lativ unattraktive Werte, haben jedoch auf die Reise-
und im Jahr 2007 ca. 310.000 Fahrgäste befördert. Im
zeit keinen großen Einfluss. Die Züge halten in diesen
Jahr 2010 gibt es erneut eine Steigerung, nämlich auf
Haltestellen nur nach Bedarf. Eine prozentuelle Aufli-
350.000 Fahrgäste.
stung der Manipulationen in den Verkehrstationen ist im Anhang ersichtlich. Zusätzlich sind im Anhang die
Fahrgastbefragung
Zustiege sowie die Ausstiege der Zugfahrgäste in den Verkehrsstationen je Fahrtrichtung abgebildet.
Im Zuge einer empirischen Untersuchung wurden auf der Almtalbahn insgesamt 469 Zugfahrgäste in 34 Zü-
Fahrgastaufkommen beider Fahrtrichtungen im Tages-
gen beider Fahrtrichtungen befragt.
Abb.7: Fahrgastaufkommen beider Fahrtrichtung im Tagesverlauf
verlauf Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 18. Mai In diesem Unterkapitel wird das Fahrgastaufkommen
bis 25. Juni 2010. Der einfach gestaltete Fragebogen be-
der Almtalstrecke im Tagesverlauf untersucht. Hilfsmit-
inhaltete 18 Fragen, die größtenteils mit Ankreuzen zu
tel waren hierfür die Zähllisten der Züge und der Bild-
beantworten waren.
fahrplan [Quelle: ÖBB-Intranet, 2010] der Strecke. In Abbildung 7 wird das Fahrgastaufkommen im Tagesver22 Verkehrsjournal
Positiv aufgefallen bei der Untersuchung sind die Schü-
ler und Studenten, die großes Interesse zeigten. Bei den
geszeit und/oder an der Müdigkeit bei der Heimfahrt.
Berufstätigen war dies unterschiedlich. Einige von ih-
Einige Reisende gaben noch zusätzliche Wünsche und
nen lehnten es ab, den Fragenbogen auszufüllen. Es lag
Kritiken (negative wie auch positive) der Almtalbahn
oft am Desinteresse, wohl begründet an der frühen Ta-
mündlich bekannt.
Verkehrsjournal 23
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
Persönliche Daten
kommen machten 235 der Befragten (50,1%) keine
Art der Fahrkarte
Komfort, dass sie während der Fahrt Schlafen, Le-
Angabe. Das lag vermutlich einerseits daran, dass sie
Von den befragten Reisenden hatten zum überwie-
sen, sich Unterhalten oder mit dem Laptop arbeiten
Im folgenden Unterkapitel werden die befragten Zug-
kein Einkommen hatten (Schüler, Studenten und Haus-
dendem Teil (54,0%) eine Schülerfreifahrt oder eine
könnten. Eine relativ geringe Anzahl der Befragten
fahrgäste anhand ihrer persönlichen Daten näher unter-
frauen) und andererseits wollten einige der Befragten
Lehrlingsfreifahrt. Eine Monatskarte besaßen 61 der
haben sich für Sicherheit (18,4%) und Pünktlichkeit
sucht. Von den 469 befragten Reisenden waren 52,2%
nicht preisgeben, wieviel sie verdienen, obwohl die Be-
befragten Fahrgäste (13,0%). Die Monatskarte ko-
(14,5%) entschieden. Eine Begründung liegt darin
weiblich und 47,8% männlich. Die 14 bis 18-Jährigen
fragung anonym durchgeführt wurde. Bis 1000 € Brutto-
stet von Grünau i. Almtal bis Wels Hbf. (9 Zonen im
(durch Interviews festgestellt), dass die Fahrgäste
(198 der 469 Befragten) hatten den höchsten Anteil
verdienst gaben 127 der Befragten (27,1%) an. In dieser
OÖVV) € 89,00. Mit der Kernzone in Wels würde
mit dem Kauf des Tickets diese Dienstleistungen als
(42,2%). Vergleicht man die Altersstufen (bis 18 Jahre
Gruppe sind hauptsächlich Lehrlinge, Studenten und
man auf € 108,90 kommen. Eine Wochenkarte kauf-
Selbstverständlichkeit ansehen.
und älter als 18 Jahre), so ergab sich für die bis 18-Jäh-
Pensionisten zu finden. Die Kategorie 1000 - 2000 € ga-
ten sich 13 der befragten Fahrgäste (3,0%). Sie ko-
Für den Zeitfaktor entschieden sich die wenigsten
rigen ein Prozentanteil von 51,4%. Beim Verhältnis Al-
ben 66 der Befragten (14,1%) an. Nur noch 24 Befragte
stet € 26,00. Die Wochen- und Monatskarten können
Befragten, nur 10,0%. Vom Bf. Grünau i. Almtal bis
ter und Geschlecht der Befragten fällt auf, dass in den
(5,1%) verdienten zwischen 2001 - 3000 € und der Rest
vom Besitzer an andere Personen übertragen werden.
Wels Hbf. benötigt man mit dem Auto 50 Minuten
Altersstufen 14 - 18 und 40 - 60 die männlichen Be-
(3,2%) bekam über 3000 € Brutteinkommen. Bei der
Jahreskartenbenützer waren 15 Befragte (3,0%) un-
Fahrzeit . Der Zug braucht für dieselbe Strecke eine
fragten überwogen.
Auswertung dieser Daten ist aufgefallen, dass die männ-
terwegs. Diese Karte kostet € 890,00 von Wels Hbf.
Stunde und vier Minuten.
lichen Berufstätigen durchgehend mehr verdienten als
bis Grünau i. Almtal.
die Weiblichen.
Eine ÖBB-Vorteilkarte (Einmalbetrag von € 99,90
Verkehrsmittel bei der An- und Abreise
pro Jahr) benützten 53 Reisende (11,0%) der Be-
Da für die Attraktivität einer Bahnstrecke nicht nur
fragten. Für die Tageskarte der Strecke Wels Hbf.
die Fahrzeit, sondern auch eine möglichst kunden-
bis Grünau i. Almtal und retour bezahlt man mit der
freundliche Reisekette für die Verkehrsmittelwahl
Die Anzahl der Befragten, deren Wohnort sich unmittelbar (fußläufige Erreichbarkeit unter 15min) bei den Verkehrsstationen befindet, machten ca. 70,0% der 469
Streckenbezogene Daten
Befragten aus. Diese befragten Personen gaben auch an, dass sie fast immer bzw. häufig mit der Almtalbahn fa-
In diesem Unterkapitel werden jene Daten analysiert,
Vorteilskarte € 9,20. Die ÖBB-Vorteilskarte (< 26
von Bedeutung ist, soll in diesem Unterkapitel die
hren. Die meisten Befragten wohnten in den Gemeinden
die sich auf die Bahnstrecke der Almtalbahn der be-
Jahre) kostet einmalig €19,90 im Jahr.
An- und Abreise der Befragten untersucht werden.
Pettenbach (18,1%), Sattledt (16,2%) und Scharnstein
fragten Reisenden beziehen.
Einen Einzelfahrschein benützten 34 der Befragten
Zu Beginn wurde die Art des Verkehrsmittels unter-
(7,0%). Diese Art des Tickets ist die teuerste Vari-
sucht, mit dem die Reisenden zur bzw. von der Ver-
(15,4%). Die Reisenden, die in den Gemeinden Vorchdorf, Wartberg, Kirchdorf, Linz und Kremsmünster
Zweck der Bahnfahrt
ante, nämlich € 7,90 (hin- und retour € 15,80) von
kehrsstation an- und abreisen.
wohnten (alle unter 1,0%), gaben zu 96,0% an, dass
Der Großteil der Befragten gaben die Schule und
Grünau i. Almtal bis Wels Hbf.
In Abbildung 8 ist gut erkennbar, dass mehr als die
sie die Almtalbahn selten benützten. Die Reisenden aus
den Beruf als Zweck ihrer Reise an. Von den 469
Wien (2,8%), Deutschland (2,1%) und Fahrgäste, die in
Befragten gaben 234 Befragte (49,9%) an, dass der
Entscheidungen für die Benützung der Almtalbahn
fanden. Wird dabei das Fahrrad dazu gezählt, kommt
einer sonstigen Gemeinde (11,7%) wohnten, fuhren sel-
Zweck ihrer Reise die Schule ist. Hier zählten auch
Bei der Frage an die Reisenden, warum sie gerade
man beim nicht motorisierten Individualverkehr
ten bis fast nie mit der Almtalbahn.
die Studenten und Berufschüler dazu. 158 der Be-
mit der Almtalbahn fahren, haben 61,2% der Be-
(NMIV) auf 57,7%. Die Wege mit dem Auto bei der
fragten (33,7%) kreuzten als Reisemotiv Beruf an.
fragten angegeben, dass sie keine Alternative hatten.
An- und Abreise wurden von 14,9% der Befragten
Es gaben 245 der Befragten an, dass sie SchülerIn / Stu-
Bei den Fahrten in der Freizeit sahen sich 69 der Be-
In Interviews mit dieser Gruppe stellte sich heraus,
durchgeführt. Rechnet man hier die Wege mit dem
dentIn sind. Dies waren 52,2% der befragten Fahrgä-
fragten (15,0%).
dass viele noch keinen Führerschein besaßen, kein
Moped und Mitfahrt mit einem Auto hinzu, kommt
Auto zur Verfügung hatten oder sie sich die Auto-
der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf 21,1%.
ste. Gefolgt von der Berufgruppe der Angestellten mit
Hälfte (51,0%) aller Wege der Befragten zu Fuß statt-
61 Befragten (13,0%). Bei diesen beiden Gruppen lag
Häufigkeit der Bahnfahrt
fahrt nicht leisten konnten. 33,1% der Befragten
Mit der Eisenbahn sind 9,8% und mit dem Bus
die weibliche Anzahl über der der Männlichen. Bei der
Bei der Frage, wie oft die befragten Fahrgäste die
entschieden sich für die Bahnfahrt wegen dem Ver-
10,1% der Wege zurückgelegt worden. Mit der Stra-
Berufsgruppe Arbeiter und Pensionisten war die Anzahl
Almtalbahn benützen, gaben 424 (91,0%) an, dass
hältnis Preis / Leistung. Diesen Entscheidungsgrund
ßenbahn, die nur in Linz vorhanden ist, wurden 1,3%
annähernd gleich, wie auch bei den Selbstständigen
sie fast immer oder haüfig die Bahn benützen. Nur
hatten 90,0% der berufstätigen Befragten angegeben.
der Wege absolviert. Das ergibt für den öffentlichen
und Beamten. 38,6% der Befragten gaben an, dass sie
ein geringer Teil, 43 Befragte (9,0%), fuhren selten
Für die Kategorie Umwelt haben sich 30,8% der
Personenverkehr (ÖV) 21,2% aller Wege der be-
einer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Neun Fahrgäste
oder fast nie.
Fahrgäste entschieden. Diese Kategorie hatten die
fragten Fahrgäste.
(2,0%) der Befragten waren Arbeitsuchende und 29 Rei-
Beim Verhältnis von Zweck der Fahrt und Häufigkeit
Jugendlichen sehr häufig angekreuzt. 26,2% der
sende (6,2%) befanden sich im Ruhestand.
stellte sich heraus, dass die regelmäßigen Benützer
Reisenden haben, als Entscheidungsgrund die Alm-
der Bahn zu 95,0% Schüler, Studenten oder Berufs-
talbahn zu benützen, den Komfort angegeben. In
tätige waren.
Interviews mit einigen dieser Fahrgäste war für sie
Bei der Befragung nach dem monatlichem Bruttoein24 Verkehrsjournal
Energieaufwand der An- und Abreise In diesem Unterkapitel wird die An- und Abreise der Verkehrsjournal 25
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
befragten Zugfahrgäste auf ihre Entfernung, Zeitauf-
betrug 12,8 Minuten, die Abreise 13,2 Minuten.
wand und Energieaufwand im Verhältnis zu dem ge-
Die durchschnittliche Wegstrecke der Befragten,
wählten Verkehrsmittel untersucht. Die Längen- und
die die Bahn benützten, war sehr hoch. Es ist da-
Zeitangaben sind als Mittelwerte zu dem benützten
rauf zurück zu führen, dass etliche Studenten aus
Verkehrsmittel angegeben. Der Energieaufwand für
Wien anreisten bzw. nach Wien abreisten. Auch der
die Wegstrecke wurde immer höher desto schneller
Pendlerverkehr nach Linz spielt hier eine Rolle. Der
man unterwegs war. Dieses Verhältnis verhält sich
Zug wies im Vergleich zum Auto fast die dreifache
aber keineswegs linear, sondern steigt bei Verwen-
Reisegeschwindigkeit auf. Der Vergleich des Ener-
dung eines Verkehrsmittels mit Verbrennungsmotor
gieaufwandes und der zurückgelegten Wegstrecke
rasant an. Der Energieaufwand setzt sich aus der
ist zwischen der Bahn und dem Auto wohl am deut-
aufgewendeten Körperenergie des Befragten und ex-
lichsten ausgeprägt. Bei der Bahn ist das Verhältnis 1
ternen Energieaufwand des Verkehrsmittels zusam-
zu 0,17 sogar effizienter als bei den Fußgehern. Die
men [Quelle: Vorlesung Verkehrsplanung FHSTP,
Fahrtkosten betragen bei der Bahn (Monatskarte) pro
2009]. Die ökologischste Art zu Reisen ist natürlich
Kilometer € 1,94, hingegen beim Auto (Vollkosten)
zu Fuß und mit dem Rad.
€ 17,20.
Die Fußgeher sind im Durchschnitt 1,7km unter-
Abb.8: Benütztes Verkehrsmittel bei der An- und Abreise beider Fahrtrichtungen
wegs und benötigen für diese Strecke 16,0 Minuten.
Zufriedenheit der befragten Fahrgäste
Diese Werte sind ziemlich hoch und sie begründen
In diesem Unterkapitel wurde die Zufriedenheit der
sich darauf, dass über 65,0% der Fußgeher noch kei-
befragten Fahrgäste mit der Dienstleistung der Alm-
nen Führerschein hatten oder kein Auto besaßen. Sie
talbahn untersucht. Es sollen dadurch mögliche Pro-
mussten also oft einen langen Fußweg zur Verkehrs-
blemfelder auf der Untersuchungsstrecke erkennbar
station hinnehmen. Auch ein Grund ist, dass im länd-
werden. Die einzelnen Kategorien der Dienstleistung
lichen Raum weniger ÖV vorhanden ist, der mit den
wurden durch die Befragten mit einer Benotung nach
Verkehrsstationen verbunden ist. Die Radfahrer sind
dem Schulnotensystem bewertet. Aufgefallen ist,
4,3km und 21,0 Minuten im Mittelwert unterwegs.
dass die unter 18-jährigen Befragten am kritischsten
Auch wieder ein hoher Wert, der ähnliche Gründe
bewertet haben. Je älter die Befragten waren, desto
hat, wie bei den Fußgängern. Bei den Befragten,
bessere Noten vergaben sie der Almtalbahn.
die den Bus benützten, fällt auf, dass sie eine relativ
Wie aus dem Diagramm in Abbildung 9 ersichtlich,
langsame Durchschnittsgeschwindigkeit aufwiesen.
ergab der Anteil der Benotungen genügend und nicht
Gründe dafür sind in den vielen Aufenthalten in der
genügend mit durchschnittlich 15,0% einen hohen
Stadt, dem Platzmangel und dem Verkehrsaufkom-
Wert. Es fällt auch auf, dass bei der Gesamtbeno-
men auf der Straße zu nennen. Die Autofahrer waren
tung der Anteil sehr gut (8,1%) zum Anteil der ver-
zwar am Schnellsten unterwegs, doch einer Durch-
schiedenen anderen Benotungen mit sehr gut (durch-
Almtalbahn zeigte, dass der überwiegende Teil der Rei-
(Stundentakt bzw. Halbstundentakt zu den Hauptver-
schnittsgeschwindigkeit von 32 Km/h steht ein sehr
schnittlich 20,0%) stark abfällt. Jedoch die Summe
senden Pendler waren und sich ihr Wohnort größtenteils
kehrszeiten) erzielt werden, um so konkurrenzfähiger
hoher Energieverbrauch gegenüber. Bei den Inter-
sehr gut und gut ist bei jeder Kategorie annähernd
in der Nähe der Verkehrsstationen befand. Diese Zug-
zum MIV zu sein. Eine Modernisierung der Almtalbahn
views stellte sich heraus, dass ca. 30,0% von den Au-
gleich. Im Diagramm sind die Werte für genügend
fahrgäste waren in ihrem Mobilitätsverhalten auf den
im Bereich barrierefreien Reisen ist unumgänglich und
tofahrern nur wegen der Bequemlichkeit (unter 1km
und nicht genügend wegen der besseren Übersicht-
Verkehrsträger Schiene angewiesen.
ist auch ein normaler heutiger Standard bei der Eisen-
Reiseweg) das Auto benützten. Das Verhältnis des
lichkeit auf einen Anteil summiert.
Energieverbrauches zum zurückgelegten Weg betrog beim Auto 1 zu 2, beim Rad 1 zu 0,15 und beim Fuß-
Schlussfolgerung
geher 1 zu 0,26. Die durchschnittliche Anreisezeit der befragten Reisenden zu den Verkehrsstationen 26 Verkehrsjournal
Die Analyse des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste der
Abb.9: Beurteilung der Dienstleistung der Almtalbahn
bahn. Die Fahrgastzählung bewies, dass die täglichen Fahrgastzahlen in den letzten Jahren gestiegen sind. Durch
Ein Großteil der befragten Fahrgäste war laut ihrer Be-
Investitionsmaßnahmen im Bereich Infrastruktur und
urteilung mit der Dienstleistung der Bahn eher nur mit-
Fuhrpark könnte ein kundenfreundlicherer Fahrplan
telmäßig zufrieden. Der Umstand, dass viele Fahrgäste Verkehrsjournal 27
Untersuchung des Mobilitätsverhaltens der Fahrgäste auf der Almtalbahn
keine andere Alternative zur Bahn haben, ihr Fahrtziel
zu haben bzw. neue Fahrgäste für die Almtalbahn zu ge-
revitalisiert. Die Schiene war ein zentrales regionales
Es ist erfreulich, dass auch die Europäische Union die
zu erreichen, sollte kein Grund sein, die Almtalbahn
winnen. Eine Steigerung auf 500.000 Fahrgäste jährlich
Verkehrsmittel und wird in Zukunft die seinerzeitige
Notwendigkeit sieht, dass ein attraktives und umwelt-
nicht attraktiver zu gestalten. Die Benotung der Dienst-
in den nächsten fünf Jahren könnte ein realistisches Ziel
Bedeutung wieder erlangen. Mit keinem Bussystem
verträgliches öffentliches Personenverkehrssystem vor-
leistungen der Almtalbahn zeigte, dass die Bedürfnisse
sein.
kann diese regionale Wirkung erzielt werden, da dieser
handen sein muss.
der Zugfahrgäste nur zu einem geringen Anteil voll be-
nicht in der Lage ist der Region das wesentliche Stand-
friedigt werden. Diese schlechte Bewertung sollte den
Zu dieser Schlussfolgerung scheint mir ein Zitat von Dr.
bein des zukünftigen Verkehrs zu ersetzen. Wer heute
„Ein guter lokaler und regionaler Personenverkehr ver-
Verantwortlichen der Untersuchungsstrecke zu denken
Knoflacher H. (Univ. Prof. an der TU Wien) passend:
noch Regionalbahnen einstellt, ist nicht nur geistig um
mindert die soziale Ausgrenzung, indem er den Men-
geben und zum Handeln aufrufen.
„Zur Aufgabe einer verantwortungsvollen Politik gehört
ein halbes Jahrhundert zurück, sondern auch gegenüber
schen die Möglichkeit gibt, ihren Arbeitsplatz, die
die Zukunftssicherung der Mobilität der Bevölkerung
den Anforderungen der Zukunft der Bevölkerung blind.
Schule, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische und Frei-
Mit Investitionen in die Infrastruktur der Almtalbahn,
auch in den Regionen. Weltweit werden daher, ange-
Kein Großprojekt kommt auch nur in der Nähe einer
zeiteinrichtungen auch ohne Auto zu erreichen, wobei
Modernisierung des Fuhrparks, Verbesserung des Fahr-
sichts der voraussehbaren Entwicklung, bestehende Re-
Nutzen-Kosten-Relation gut geplanter Regionalbahnin-
der Tatsache Rechnung getragen wird, dass Frauen, Ju-
planes und besserem Marketing würde die Gesamtbeur-
gionalbahnen in jeder Form mit großem Erfolg für die
vestitionen. Wer heut noch in Fahrbahnen für den Au-
gendliche, ältere Menschen, Arbeitslose und Behinderte
teilung der Zugfahrgäste in den nächsten Jahren wieder
lokale Bevölkerung und Wirtschaft verstärkt und ver-
toverkehr investiert handelt verantwortungslos.“ [www.
ganz besonders von Öffentlichen Verkehrsmitteln ab-
positiver ausfallen, um dadurch zufriedenere Fahrgäste
bessert und im letzten Jahrhundert eingestellte wieder
fahrgast-ooe.at, 2010]
hängen.“ [Kommission der EG, 1998]
Christoph Scholl studierte an der Fachhochschule St. Pölten den Studiengang Eisenbahn-Infrastrukturmanagement. 1. Bachelorarbeit
28 Verkehrsjournal
Verkehrsjournal 29