Predigt Rüsselsheim, 2. November 2008

Eine Frau macht Geschichte Buch Esther

Liebe Gäste, liebe Gemeindeglieder, ich möchte Euch eine Frau vorstellen, die vor Jahrtausenden gelebt hat und trotzdem sehr gut in unsere Zeit passen würde. Man würde sie heute eine intelligente, attraktive, erfolgreiche Karrierefrau nennen. Andererseits hatte sie aber auch Eigenschaften, die in unserer Zeit im allgemeinen kaum noch angestrebt werden, denn sie war mutig, gehorsam und selbstlos. Aber gerade deshalb hat sie Geschichte gemacht. Gott hat sich ihrer in wunderbarer Weise bedient, um die jüdische Nation zu bewahren. Ihr wißt, wen ich meine: Esther, die Ehefrau des persischen Königs Ahasveros. Der biblische Bericht über sie, den ich uns jetzt vor Augen führen werde, konfrontiert uns indirekt mit der Frage:

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen? Grundlage dieser Predigt ist ganzes Buch mit zehn Kapiteln - ich kann also nur einzelne Verse daraus zitieren. Ich werde alles andere zusammenfassen. Ich empfehle sehr, das Buch einmal wieder als Ganzes zu lesen. Eine Besonderheit dieses Buches ist, daß Gott nicht ein einziges Mal erwähnt wird. Auch geistliche Themen wie Gebet oder Glaube werden nicht genannt. Ich kenne nur ein weiteres biblisches Buch, bei dem das ebenso der Fall ist: das Buch Hohelied - aber da geht es um Liebe zwischen Mann und Frau. Im Buch Esther dagegen sehen wir eindeutig Gottes Handeln. Gebet, Glaube und Gehorsam kommen durchaus vor; sie werden nur nicht ausdrücklich erwähnt. Es ist eine hochgeistliche Thematik.

1) Esther wird Königin

(1, 1 - 2, 18)

Sie war ein junges Mädchen aus Juda. Sie lebte im Zweistromland (im heutigen Irak), nachdem der babylonische König Nebukadnezar Juda eingenommen und Jerusalem (einschließlich des Tempels) zerstört und den größten Teil der Einwohner als Kriegsgefangene mit nach Babylon genommen hatte. Inzwischen gehörte auch das babylonische Weltreich bereits der Vergangenheit an. Jetzt stand die damals bekannte Welt unter der Herrschaft der Medoperser. König Ahasveros regierte. Wobei ich anmerken möchte, daß “Ahasveros” eigentlich kein Eigenname war, sondern eher ein Titel (vgl. “Pharao”). Die Gelehrten sind sich uneinig, um welchen persischen König es sich handelte, z.B. Xerxes I., Artaxerxes oder Kambyses. Jedenfalls feierte er ein großes Fest. Er wollte seine Frau Wasti holen lassen, um seinen Gästen ihre Schönheit vorzuführen. Aber sie weigerte sich. Ahasveros verstieß sie daraufhin, weil sie ihn damit vor seinen Gästen unmöglich gemacht hatte. Er ließ eine große Aktion starten, um das schönste Mädchen des Reiches zu finden als neue Königin. Ein jüdisches Mädchen namens Esther gefiel ihm am besten. Sie war Vollwaise und stand unter der Vormundschaft von Mordechai, ihrem Cousin. Sie war bei ihm aufgewachsen. Seite 1

Predigt Rüsselsheim, 2. November 2008 Ahasveros machte sie zur Königin, allerdings, ohne um ihre Herkunft zu wissen. Die hatte Esther ihm verschwiegen, weil Mordechai es ihr befohlen hatte. Der König liebte sie sehr, wie wir noch sehen werden. Es war eine scheinbar seltsame Fügung, daß ausgerechnet eine ausländische Kriegsgefangene Königin wurde. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte wird deutlich: Dahinter stand kein Zufall, kein blindes Schicksal, sondern Gottes weise und gnädige Führung. Im Lokalteil der “Mainspitze” am Freitag stand ein Artikel mit der Überschrift: “Karriereplanung fängt im Studium an”. Ich dachte: “Da hast Du offenbar etwas Wichtiges vergessen damals als Student!” Im Ernst: Auch Gläubige dürfen Karriere machen. Aber das darf nicht das eigentliche Ziel ihres Lebens sein, sondern Gott zu dienen (auch in einem “weltlichen” Beruf!), sich von Ihm führen zu lassen, sich von Ihm gebrauchen zu lassen, da, wo Er uns hinstellt. Ob wir das nun als Pförtner oder als Generaldirektor tun, ist - geistlich gesehen - zweitranging. Wir sollten auch für die gläubigen Politiker beten, daß Gott ihnen einflußreiche Positionen gibt, daß es ihnen gelingt, diese Möglichkeiten in Seinem Sinne zu nutzen, z.B., um die zunehmende Gottlosigkeit unseres Volkes zu bremsen und um uns wieder zu Gottes guten Geboten zurückzuführen, z.B. in der Gesetzgebung, aber auch darum, daß sie sich glaubwürdig, vorbildlich und ohne geistliche Kompromisse verhalten, zur Ehre Gottes und zum Wohl unseres Volkes.

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen? 2) Sie verhindert ein Attentat auf den König

(2, 19 - 23)

Esth. 2, 21 - 23 21 In jenen Tagen, als Mordechai im Tor des Königs saß, gerieten Bigtan und Teresch, zwei königliche Eunuchen von denen, die an der Schwelle Wache hielten, in Zorn und trachteten danach, Hand an den König Ahasveros zu legen. 22 Und die Sache wurde dem Mordechai bekannt, und er berichtete es der Königin Ester, und Ester sagte es dem König im Namen Mordechais . 23 Da wurde die Sache untersucht und befunden, und die beiden wurden an ein Holz gehängt. Und es wurde vor dem König ins Buch der Geschichte geschrieben. Mordechai saß im Tor des Königs; das bedeutet: er war bei ihm angestellt. Er hatte eine hohe Stellung; er war wahrscheinlich Richter. Mordechai erfuhr von den Mordplänen der beiden Eunuchen (Hofbeamten). Er wollte ihre Ausführung verhindern, hatte aber selbst keinen Zugang zum König. Also bat er Esther darum, Ahasveros zu warnen. Das tat sie auch. Obwohl sie jetzt eine verheiratete Frau, ja, eine Königin war, tat sie immer noch das, was ihr älterer Cousin und Pflegevater ihr sagte (V. 20). Sie warnte ihren Mann sicherlich aus Pflichtbewußtsein, aus Gehorsam gegenüber ihrem Pflegevater und eventuell. auch aus Liebe. Aber mit Sicherheit hat sie die Tragweite ihres Handelns nicht erahnt, besonders für das Schicksal Mordechais. Manchmal gibt Gott uns “kleine” Aufträge (wir haben plötzlich den starken Eindruck, etwas Bestimmtes tun zu sollen), ohne, daß Er uns sagt, wozu, und ohne, daß wir hinterher erkennen, wozu das nötig war. Wir sollten es trotzdem tun und unserem himmlischen Vater vertrauen, daß Er triftige Gründe dafür hat und etwas Gutes daraus machen wird, selbst, wenn wir es vielleicht nie erfahren werden. Vor einigen Wochen sagte ein auswärtiger Bruder zu mir nach dem Gottesdienst: “Ich habe den Eindruck, ich soll Dir etwas von Gott sagen, weiß aber nicht warum: ‘Gott ist größer!’” Seite 2

Predigt Rüsselsheim, 2. November 2008

Ich wußte und weiß auch heute nicht, warum und wozu Gott mir das sagen wollte, und was Er konkret damit meinte. Aber es hat mich natürlich trotzdem ermutigt. Ich habe den Satz auf einen Zettel geschrieben und ihn an meinen PC-Ducker auf dem Schreibtisch geklebt. Er ermutigt mich immer wieder. Wenn Gott einen Auftrag für uns hat, dann kommt es nicht darauf an, daß wir ihn in allem verstehen, sondern daß wir ihn ausführen.

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen? 3) Sie rettet das jüdische Volk

(Kap. 3 - 10)

a) Hamans Plan (Kap. 3) Jetzt kommt der große Auftritt Hamans. Er wird als Agagiter bezeichnet (3, 1). Das bedeutet: Er war nach der jüdischen Tradition wahrscheinlich ein Amalekiter. Über dieses Volk las ich in einem Bibellexikon: Er war aus dem Volksstamm, welchem der HERR geschworen hatte, daß er auf ewig Krieg mit ihm haben würde. Saul wurde angewiesen, Amalek völlig auszurotten (2. Ms. 17, 16/ 5. Ms. 25, 19/ 1. Sam. 15, 3).1 Er wurde vom König zum Großwesir gemacht. Damit war er der zweite Mann direkt unter dem König, ähnlich wie Joseph in Ägypten. Und nun nimmt das Unheil seinen Lauf: Esth. 2, 2 Und alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, beugten die Knie und warfen sich nieder vor Haman, denn so hatte der König es in bezug auf ihn befohlen. Aber Mordechai beugte seine Knie nicht und warf sich nicht nieder. Als er gefragt wurde, warum, wies er darauf hin, daß er Jude war. Dieses Niederwerfen hatte bei den Persern einen stark religiösen Charakter. Es bedeutete Verehrung als Gott2. Das mußte Mordechai als Jude verweigern - und er tat das jeden Tag (wohl bei jeder Begegnung). Haman war offensichtlich sehr machtbesessen und äußerst eitel. Deshalb wird über ihn gesagt: Er “wurde mit Zorn erfüllt” (V. 5). Esth. 3, 6 Aber es war in seinen Augen zu gering, die Hand an Mordechai allein zu legen, da man ihm die Volkszugehörigkeit Mordechais mitgeteilt hatte. So suchte Haman alle Juden, die im ganzen Königreich des Ahasveros waren, das Volk Mordechais zu vernichten. Er verleumdete das jüdische Volk beim König: Sie befolgten angeblich die Gesetze des Königs nicht und hielten sich nur an ihre eigenen, was natürlich gelogen war. Ahasveros glaubte ihm und stattete ihn mit allen nötigen Vollmachten aus. Haman ließ anordnen, daß an einem bestimmten Datum alle Juden getötet werden sollten, und er ließ dieses Dekret durch Eilboten im ganzen Land verbreiten. Jetzt war das Schicksal der Juden scheinbar besiegelt, denn so ein königliches Dekret konnte nicht zurückgenommen, aufgehoben oder annulliert werden. Wir haben heute noch die Redensart vom“Gesetz der Meder und Perser”.

1 2

http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dictundarticle_id=876 C. F. Keil: Commentary on the Old Testament, volume 3, Grand Rapids, Michigan: Eerdmans, reprinted 1976, S. 343f

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Predigt Rüsselsheim, 2. November 2008 Hamans Haß auf die Juden war vielleicht auch durch die jahrhundertealte Feindschaft zwischen Juden und Amalekitern veranlaßt. Dahinter stand aber zweifellos der Teufel, der immer wieder versucht hat, Gottes Volk zu vernichten, siehe den Holocaust / die Schoah im vergangenen Jahrhundert. Er hat auch noch lange nicht aufgegeben. Die Bibel kündigt an, daß der Antichrist am Ende der Zeit alle Völker gegen Israel zusammenrotten wird und daß der Herr Jesus selbst durch Seine sichtbare Wiederkunft Sein Volk vor dem Untergang retten wird. Weil Gott die Juden in besonderer Weise liebt, hat Satan einen abgrundtiefen Haß auf sie. Was Gott liebt, haßt der Teufel. Was Gott macht, will er zerstören. Auf wessen Seite sind wir? Das bedeutet absolut nicht, auf gar keinen Fall, nie und nimmer (damit ich ja nicht mißverstanden werde!), daß wir alles gutheißen sollen, was israelische Politiker oder Militärs tun. Es bedeutet genauso wenig, daß wir die sogenannten “Palästinenser”, also die Araber, nicht auch lieben sollen. Aber die Bibel fordert uns auf: Ps. 122, 6 Erbittet Heil (Schalom: bedeutet auch Frieden und Sicherheit) für Jerusalem! Ruhe sollen die haben, die dich lieben! Hier wird Jerusalem als jüdische Stadt gesehen. Aber wenn wir um Schalom für Jerusalem beten, dann gilt das natürlich auch für die Araber, die heute dort leben. Auch das ist ein Gebetsauftrag, den wir haben - übrigens einer, durch den wir auch selbst gesegnet werden, wenn wir ihm nachkommen: Ruhe (oder: Frieden) sollen die haben, die dich lieben!

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen? b) Mordechais Plan (Kap. 4) Als Esthers Cousin erfuhr, was geschehen sollte, sandte er einen Boten zu ihr, um sie darüber zu informieren und sie aufzufordern, sich beim König für ihr Volk einzusetzen. Sie ließ ihm antworten: Wer unaufgefordert zu Ahasveros geht, muß sterben, es sei denn, der reicht ihm bzw. ihr sein Zepter entgegen. Und sie durfte schon seit einem Monat nicht mehr zu ihm. Sie hatte ja sonst auch als Königin getan, was ihr Pflegevater von ihr verlangt hatte, aber sie sagte ihm jetzt indurch die Blume: “Das kannst Du nicht von mir verlangen!” Seine Antwort: Esth. 4, 13 - 14 13 Bilde dir nicht ein, du könntest dich mit deinem Leben im Haus des Königs allein von allen Juden in Sicherheit bringen! 14 Denn wenn du zu diesem Zeitpunkt wirklich schweigst, so wird Befreiung und Rettung für die Juden von einem andern Ort her erstehen. Du aber und das Haus deines Vaters, ihr werdet umkommen. Und wer erkennt, ob du nicht gerade für einen Zeitpunkt wie diesen zur Königswürde gelangt bist? Sie offenbart zwei tiefe geistliche Erkenntnisse: Gott wird Sein Volk auf jeden Fall retten (er wußte: Gott hält Seinen Bund gegenüber Seinem Volk unverbrüchlich ein). Und Gott hatte Esther zu Königin gemacht, um sie zu diesem Zweck zu gebrauchen. Er fordert sie indirekt auf, das zu begreifen, es zu akzeptieren und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Das bedeutete aber auch: Wenn Gott Esther dazu ausersehen hatte, Sein Volk vor dem Untergang zu retten, dann würde Er nicht zulassen, daß sie sterben mußte, wenn sie sich illegal dem König näherte. Denn dann wäre die Rettung ja gescheitert.

c) Esthers mutiges Handeln (Kap. 4, 15 - 5, 14) Seite 4

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Jetzt wird es richtig spannend: Esth. 4, 15 - 16 15 Da ließ Esther dem Mordechai antworten: 16 Geh hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden! Und fastet um meinetwillen und eßt nicht und trinkt nicht drei Tage lang, Nacht und Tag! Auch ich selbst werde mit meinen Dienerinnen ebenso fasten. Und sodann will ich zum König hineingehen, obwohl es nicht nach dem Gesetz ist. Und wenn ich umkomme, so komme ich um! Natürlich ging es nicht nur ums Fasten, sondern auch ums Beten. Ich weiß nicht, warum das nicht erwähnt wird. Aber das Entscheidende war Esthers Mut, ihre positive Entscheidung, ihr Gehorsam gegenüber Gottes Führung, ihre Bereitschaft, dafür ihr Leben zu riskieren. Gott sucht auch heute noch nach solchen Gläubigen. Vorgestern war Reformationstag (nicht nur Halloween!). Da sollten wir uns erinnen - nicht nur daran, wie Martin Luther die 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloßkirche geschlagen hat, sondern auch daran, wie er auf dem Reichstag zu Worms unter Druck gesetzt wurde und aufgefordert wurde, seinem evangelischen Glauben abzuschwören. Da sagte er: “Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen.” Diese Haltung ist völlig unangebracht, wenn es um Dinge geht wie persönliche Ansichten, eigene Wünsche und Vorstellungen oder die Durchsetzung von Machtgelüsten. Aber sie ist dringend notwendig, wenn es ums Bekenntnis zum Herrn Jesus geht, um die biblische Wahrheit, um das Reich Gottes oder um Unterdrückung oder Mißhandlung von Menschen. Konkret bedeutet das, daß wir unsere Stimme erheben müssen, wenn Gott gelästert wird (z.B. im Kollegenkreis), wenn es dran ist, sich zu Jesus zu bekennen, wenn bestimmte Menschengruppen diffamiert werden, z.B. Juden oder Ausländer, wenn Evangelikale in den Medien als gefährliche Fundamentalisten bezeichnet werden oder wenn Gläubige die Inspiration und Autorität der Bibel aushöhlen wollen. So zu handeln, ist alles andere als leicht. Es fällt besonders Menschen schwer, die sehr harmoniebedürftig sind. Und es macht einen nicht unbedingt beliebt. Es erfordert starkes Gottvertrauen und viel Kraft. Aber wo wären wir, wenn z.B. Martin Luther anders gehandelt hätte? Und andererseits: Wo wäre die Gemeinde Jesu heute, wenn es in unseren Tagen mehr solche Menschen gäbe?

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen? Wie ging es weiter? Esther machte ihre Ankündigung wahr: Sie ging zum König. Und was tat der? Das war jetzt die alles entscheidende Frage: Tat er nichts, dann war das Leben der Königin keinen Pfifferling mehr wert und der Rettungsversuch gescheitert. Ich bin sicher: das Herz klopfte Esther bis zum Hals. Sie hatte schreckliche Angst, und ihr zitterten die Knie. Da bewegte sich der König - was kam jetzt? Er reichte ihr das goldene Zepter entgegen! Das bedeutete: Sie war gerettet. Sie konnte ihr Anliegen vorbringen. Das sagte er ihr auch: Sie durfte um bis zur Hälfte des Königreichs bitten. Aber sie lud zunächst nur den König zusammen mit Haman zu einem Mahl ein. Beide kamen. Wieder fragte der König, was Esther wollte. Wieder wich sie aus: Sie lud beide zu einem weiteren Mahl ein und versprach, dann zur Sache zu kommen. Haman fühlte sich geehrt, ärgerte sich aber immer noch über Mordechai. Auf den Rat seiner Frau und seiner Freunde richtete er einen Galgen auf und beschloß, den König darum zu bitten, Mordechai daran hinzurichten.

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d) Hamans Untergang (Kap. 6 - 7) Ich kann aus Zeitgründen das übrige Geschehen nur noch ganz kurz zusammenfassen: Ahasveros erinnerte sich daran, daß Mordechai einen Mordplan gegen ihn aufgedeckt hatte. Deshalb mußte Haman Mordechai in der ganzen Stadt öffentlich ehren. Für Haman war das eine furchtbare Demütigung und der Anfang vom Ende. Als der König und Haman der endgültigen Einladung Esthers folgten, fragte Ahasveros erneut nach ihrem Anliegen. Sie bat wieder um ihr Leben und dann auch um Rettung für ihr Volk (jetzt outete sie sich als Jüdin). Sie wies darauf hin, daß ihr Volk ausgerottet werden sollte. Der König fragte erbost, wer dahintersteckte, und erfuhr, daß Haman es war. Da faßte er nach einer kurzen Bedenkzeit und Beratung durch einen seiner Eunuchen den Beschluß, daß der Mann an dem Galgen aufgehängt wurde, den er für Mordechai gebaut hatte. Die Juden bekamen die offizielle Erlaubnis der Königs, sich gegen ihre Feinde zu verteidigen und sie umzubringen. Da fiel große Furcht vor den Juden auf allen Völker des persischen Reiches, und alle Regierungsbeamten des Königs unterstützten sie. Jetzt wagten die Feinde der Juden nicht mehr, sie anzugreifen; sie wurden stattdessen selbst vernichtend geschlagen im ganzen Reich. Mordechai, den der König inzwischen an Hamans Stelle gesetzt hatte, ordnete an, daß dieses Ereignis von nun an jährlich gefeiert werden sollte. Das tun die Juden bis heute: Es ist das “Purim-Fest” (Februar/März). Das alles war die Folge des Mutes, des Gehorsams, des Gottvertrauens und der Selbstlosigkeit einer einzelnen Frau. Esther ist von Gott in wunderbarer Weise gebraucht worden. Sie ist eine Frau, die Geschichte gemacht hat. Niemand von uns wird wohl je in eine so einflußreiche Stellung kommen wie sie. Und doch kann und will Gott uns gebrauchen, da, wo Er uns hingestellt hat. Es ist kein Zufall, daß wir da sind, wo wir sind (es sei denn, wir sind vor Gott weggelaufen und Ihm ungehorsam). Gott hat uns mit Absicht und mit gutem Grund genau da hingestellt, wo wir sind, weil Er etwas mit uns vorhat. Sonst hätte Er uns schon längst an einen anderen Ort geführt. Jetzt kommt es darauf an, daß Er uns gebrauchen kann, um durch, in und mit uns Seine Ziele zu erreichen, auch, wenn das nicht unbedingt die großen menschlichen Erfolge sind. Was Gott in unserem Leben an Frucht bewirkt, das werden wir erst in der Ewigkeit im vollen Maße erkennen. Wir werden uns darüber freuen und Ihm allein die Ehre geben dafür.

Sind wir bereit, uns von Gott gebrauchen zu lassen? AMEN Copyright © 2008 Detlev Fleischhammel alle Rechte vorbehalten

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