Ein Blick ins Paradies Die Bahamas

Ein Blick ins Paradies Die Bahamas von Joachim Gärtner J ohnny Depp verliebte sich während der Dreharbeiten zu „Fluch der Karibik“ in die Bahamas u...
Author: Nora Beltz
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Ein Blick ins Paradies

Die Bahamas von Joachim Gärtner

J

ohnny Depp verliebte sich während der Dreharbeiten zu „Fluch der Karibik“ in die Bahamas und kaufte sich kurzerhand seine eigene Insel in den Exuma Cays. Es ist ihm ergangen, wie wohl den meisten Menschen, die einmal einen Fuß auf diese einmalige Vielfalt an Schönheiten der Natur setzten durften.

„The Islands of the Bahamas“, wie der seit 1973 unabhängige Staat offiziell heißt, besteht aus mehr als 700 Inseln

beaches for romance“ des Travel Channel aufgenommen wurde. Elle Macpherson und Richard Gere genießen die

und über 2400 Korallenriffen, den „Cays“. Kommt man an, spürt man sofort die ungeheur entspannte Atmosphäre, die

Abgeschiedenheit ihrer Ferienhäuser auf Harbour Island und Pop-Diva Mariah Carey und ihr Mann gaben sich 2008 auf

einen aus den Alltagssorgen reißt. Warmherzige, freundliche Bewohner, paradiesische Strände, helltürkisfarbenes Meer.

der nahegelegenen Insel Windemere das Ja-Wort.

Schon vor längerer Zeit hat Hollywood die Bahamas als Kulisse großer Blockbuster für sich entdeckt. Und mit ihnen viele prominente Namen aus Film, Musik und Mode. Von Nassau aus, Hauptstadt des Staates und der Insel New Providence sowie Standort des größten der 17 internationalen Flughäfen, ist man in drei Bootsstunden auf Harbour Island, im Hotspot der Stars. Julia Roberts oder Mick Jagger lieben das lässige Ambiente fernab vom Medienrummel und den feinen rosafarbenen Korallenstrand, der in die „World’s best

Für viele Künstler ist die paradiesische Kulisse der Bahamas Quelle der Inspiration: Direkt am Strand von Nassau liegen die Compass Point Studios, wo David Bowie sein Album „Tin Machine“ aufnahm. Schon Bob Marley und die frühen Rolling Stones jammten in Nassau mit Besitzer Chris Blackwell, dem Entdecker der irischen Kultband U2. Lenny Kravitz’ Hit „Fly Away“ entstand in den Compass Point Studios, bevor er sich 2009 einen Lebenstraum erfüllte und sein eigenes Studio auf Eleuthera baute. Kravitz hat bahamaische Wurzeln und besucht häufig seine Familie in Nassau. Sein neuestes Werk, „Black and White America“, das diesen Herbst erscheinen soll, ist ebenfalls auf Eleuthera entstanden. Johnny Depp kennt die Bahamas wie seine Westentasche, als Captain Jack Sparrow durchquerte er die Gewässer um die unberührten Exuma Cays für Teil zwei und drei des Disney-

Blockbusters „Fluch der Karibik“. Das Filmschiff Flying Dutchman liegt seit Drehschluss am Castaway Cay bei Abaco, wo sie die Gäste der Disney-Kreuzfahrten bewundern können. Penelopé Cruz, Star des vierten Teils der Piraten-Saga, hat im vergangenen Jahr auf den Bahamas ihren spanischen Kollegen Javier Bardem geheiratet. Daniel Craig vergnügte sich während der Dreharbeiten zum 2006 erschienenen

Erfolgsfilm „Casino Royale“ im One and Only Ocean Club in Nassau. Sean Connery hingegen kämpfte als Agent 007 im

Die vielen kleinen Inseln und Cays der Bahamas sind das ideale Urlaubsziel, wenn man sich einmal wie ein Holly-

James Bond Klassiker „Thunderball“ in der Thunderball Grotte in den Exuma Cays gegen den Schurken Emile Largo. Ein Besuch

wood-Star fühlen will: Private Hotels und Resorts, die teilweise auf ihren eigenen Inseln liegen, bieten Privatsphäre

in der Grotte lässt sich optimal mit einem Abstecher zu den schwimmenden Schweinen von Big Major Cay kombinieren.

und Abgeschiedenheit pur. Das Kamalame Cay Resort liegt zum Beispiel auf einer Privatinsel bei North Andros und auch Little Whale Cay mit eigenem Airstrip für maximal zwölf Gäste in der Nähe von Berry Island ist ein Hideaway mit PromiFaktor. Starmagier David Copperfield hat sich auf Musha Cay in den Exumas einen Traum erfüllt und ein exklusives Resort mit fünf luxuriösen Villen geschaffen. Die Bahamas gehören politisch zum Commonwealth und haben als höchstes Oberhaupt die britische Königin. Das Parlament ist strikt nach englischem Vorbild aufgebaut, es besteht aus zwei Kammern, dem Senat mit 16 Mitgliedern

und dem House of Assembly mit 40 Mitgliedern. Die Regierungspartei wird alle fünf Jahre gewählt. Es erscheint schwierig, einen Staat mit so vielen Inseln zu regieren – auch wenn von den gut 700 Inseln nur rund 30 bewohnt sind. Schon früh wurden die unübersichtlichen Inseln zum idealen Versteck für Piraten und Umschlagplatz für Schmuggelware. Das letztere Problem gibt es bis heute, viele Drogen finden hier, meist von Südamerika aus kommend, ihr Zwischenlager auf

zu spüren, wie auf den Bahamas. Seine bewegte Vergangen-

dem Weg in die USA. Der recht kleine, aber ausgeglichene Staatshaushalt von etwas mehr als 1 Mrd. US Dollar reicht

heit offenbart sich in der Vielfalt der Gewohnheiten und Traditionen, den Landschaften und der Architektur, und vor

nicht aus, um das Problem aus eigener Kraft zu lösen, man ist auf fremde Hilfe angewiesen.

allem in den Bahamians selbst. Sie sind einander und ihren Inseln seit Generationen verbunden. Im Lauf ihrer Geschichte

„Der Schlüssel der Geschichte ist nicht in der Geschichte, er ist im Menschen“, sagte der französische Philosoph und

haben sie aus eigener Kraft selbst dunkelste Kapitel wie die Sklaverei überstanden und immer wieder geschafft, auf die

Publizist Théodor Simon Jouffroy. Nirgendwo ist das so deutlich

Füße zu kommen.

Während sich die Bahamas mit Grand Bahama und New Providence als ein lebhaftes, modernes und amerikanisch geprägtes Urlaubsdomizil zeigen, haben sich die 13 umliegenden Inseln, die so genannten Out Islands, größtenteils ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Ob Piraten, Puritaner, Sklaven oder die Briten, alle haben ihre Spuren hinterlassen. Ein weißes Kreuz steht am Strand, an dem Christopher Columbus am 12. Oktober 1492 die Insel Guanahani betrat und ihr den Namen San Salvador gab. Die friedlichen Ureinwohner nannte er, im Glauben Indien entdeckt zu haben, Indianer, die Inselgruppe taufte er Baja Mar (span. flaches

Meer). Wie so oft in solchen Geschichten waren die Entdecker weniger freundlich als die Einheimischen: Die Spanier verschleppten alle 40.000 Ureinwohner, die Lucayans, in ihre Minen auf Hispaniola, wo sie an Krankheit und Auszehrung starben und endgültig ausgerottet wurden. Die Bahamas sind ein Schmelztiegel der Kulturen. Von den mehr als 300.000 Einwohnern sind mehr als drei Viertel Nachfahren von Sklaven, die während des Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten auf die Inseln kamen. Auch die

Sprache der Bahamians geht auf diese Zeit zurück. Sie ist

Piraten. Im 18. Jahrhundert war Nassau die Anlaufstelle von

kreolisch geprägt mit Einflüssen der Gullah Kultur, die die Sklaven entwickelten, um untereinander sowie mit ihren

etwa 3.000 Seeräubern, darunter Blackbeard – der Schrecken der Meere, Charles Vane – der Blutrünstige, Stede Bonnet –

englischsprachigen Herren zu kommunizieren. Der kleine Anteil der Weißen, der „Conchy Joes“, ist auf die Nachkommen

der Gentleman und der Weiberheld Calico Jack Rackam, zu dessen Crew Anne Bonny und Mary Read zählten.

der Loyalisten und der Eleutheran Adventurers zurückzuführen, die im 17. und 18. Jahrhundert auf den Bahamas eine neue

Seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Bahamas ein beliebtes Ziel für Urlauber – zunächst für

Heimat gefunden hatten. Mit ziemlicher Sicherheit findet man unter den Bahamians auch einige Nachkommen der

betuchte Amerikaner, und seit den 50er Jahren für Gäste aus der ganzen Welt. 1929 richtete Pan American World

Airways die erste Flugverbindung von Miami auf die Bahamas nach Nassau ein. Heute sind rund 60 Prozent der erwerbs-

von Nassau und Bimini an die Ostküste der USA einschleusten, gehörte William S. „Bill“ McCoy. Auf ihn geht der

tätigen Bevölkerung im Tourismus beschäftigt. Die Nähe zu den USA ist vor allem für den Tourismus

Ausdruck „a real McCoy“ für etwas Unverfälschtes, Originales zurück, da ihm nachgesagt wird, er habe nur qualitativ

und den Handel der Bahamas von Vorteil. Heute importieren die Bahamas die meisten Lebensmittel aus den Vereinigten

hochwertigen Alkohol verkauft. Der auf der Insel gebrannte Rum wird heute pur oder

Staaten, doch in der Vergangenheit machten sie immer wieder mit dem Export ein gutes Geschäft – auch wenn er

als Zutat zu phantasievollen Cocktails mit so klingenden

offiziell gar nicht statt gefunden hat. Ob im späten 18. Jahrhundert, während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und des Bürgerkriegs und vor allem während der Prohibition in den USA (1920-1932): Der Alkoholschmuggel bescherte den Bahamians immer wieder, wenn auch nur vorübergehenden, Wohlstand. Zu den berühmtesten „Rum Runners“, die in den 20er Jahren in großem Stil Alkohol

gastronomische Äquivalent zum „kleinen Schwarzen“ und auf jeder Speisekarte als Salat, Suppe oder gebeizt in Limonensaft und mit scharfen Chilis (Scourch Conch) präsent. Conch Salat wird immer frisch zubereitet und kostet acht bis zehn Dollar. Zutaten sind Zwiebeln, Paprika, Conch sowie Tomaten oder Äpfel und Chilli, Zitronen und Orangensaft. Die Conch besteht aus reinem Muskelfleisch und wird lebendig zerstückelt. Die Wahrscheinlichkeit, dabei auf eine der seltenen Conch-Perlen zu stoßen, ist allerdings eher gering: Auf 50.000 Schnecken kommen rund 2.000 Perlen. Übrigens: Auch wenn sie noch so schön schimmert, die Conchschale steht unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen und darf nicht ausgeführt werden. Dennoch kann man sie an jeder Straßenecke kaufen. Dementsprechend gehört sie zu den meist konfiszierten Gegenständen des Zolls. Namen wie „Bahama Mama“, „Goombay Smash“ oder „Sex on the Beach“ serviert. Beliebte Getränke sind auch die lokalen Biere Kalik (sprich: „klick“) und „Sands“. Die Speiseauswahl auf den Bahamas wird hauptsächlich vom Meer bestimmt: Ob das weiße Salz, die Meeresfrüchte oder traditionelle Gerichte wie der Conch-Salat. Darüber hinaus spiegelt sich die Vergangenheit der Inseln natürlich auch in der Küche wider: Afrikanische Speisen mit Reis, Erbsen und Chillies aus der Sklavenzeit und einfache Eintöpfe aus Kartoffeln, Käse und gekochtem Fleisch von den Briten. Die Verlierer der Amerikanischen Revolution schließlich brachten die New England-Style Suppen mit und mischten sie mit Meeresfrüchten und gebratenem Hühnchen. Die wohl berühmteste Zutat der bahamaischen Küche ist die Conch (sprich „Konk“). Die Fechter- oder Meeresschnecke ist das

Eine Conch braucht vier Jahre bis sie erwachsen ist – ältere werden bis zu 3 kg schwer und 40 cm lang. Das Weibchen legt bis zu eine Million Eier, was gerade so ausreicht, um den Heißhunger der Bahamians zu decken. Die Schalen der Conch werden gerne als Straßenschotter oder als Hausverzierung verwendet. Musik ist auf den Bahamas allgegenwärtig. Auch ihre Ursprünge liegen in der afrikanischen Heimat der ehemaligen Sklaven. Natürlich gibt es Calypso, Soca und Reggae. Doch der wahre Klang der Bahamas ist der Goombay, eine Mischung aus afrikanischen Rhythmen, karibischem Calypso und englischen Folksongs. Instrumente sind Gitarre, Klavier und Blechblasinstrumente, aber auch Ziegenfell-Trommeln, Rasseln und Glocken. Man kann den Goombay vor allem zur Weihnachtszeit und zur Sommersonnenwende auf den Straßen hören. Während der Goombay Holidays (Juli/August)

gibt es überall Festumzüge, Folklore-Shows, Konzerte, Ausstellungen und Musik. Ein weiterer typischer Musikstil für die Bahamas ist die Rake’n’ Scrape Musik, die besonders bei der ärmeren Bevölkerung beliebt ist. Gespielt wird auf improvisierten Instrumenten wie einem Sägeblatt. Goombay-Trommeln, Rumbarasseln und Kuhglocken sind die Instrumente des bahamesischen Karneval Junkanoo. Dieser beginnt frühmorgens am zweiten Weihnachtstag, wenn die Bahamians in phantasievollen Kostümen aus buntem Krepp-Papier zum Klang afrikanischer Rhythmen durch die Straßen von Nassau und Freeport ziehen. Im Ivern House in Nassau findet das ganze Jahr über eine Dauerausstellung über den Junkanoo statt. Dort kann man zuschauen, wie in einem „Shack“, einer Junkanoo-Werkstatt, Kostüme hergestellt werden. Um die Bahamas kennenzulernen, reicht ein Besuch nicht aus. Es sollten viele sein, und der Wunsch, wieder zu kommen, wird nach dem ersten Besuch sicher stark sein. Trotzdem wird es wahrscheinlich unmöglich sein, alles einmal gesehen zu haben. Die Inselgruppe, in ihrer Nord-Süd-Ausdehnung 650 Kilometer lang und vom östlichsten zum westlichsten Punkt 750 Kilometer breit, ist einfach zu groß. www.LaViaVita.de

Mehr Informationen in Internet: Offizielle Seiten des Bahamas Tourist Office Deutschland: www.bahamas.de Hotelbuchung: www.bahamastravel.eu Fotos: © The Islands of The Bahamas