Ein bisschen Kalifornien im Aargau

Aargau meets Silicon Valley Wie innovativ sind unsere Unternehmer? Ein bisschen Kalifornien im Aargau Vor zwei Jahren hat der Kanton das Programm Hig...
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Aargau meets Silicon Valley Wie innovativ sind unsere Unternehmer?

Ein bisschen Kalifornien im Aargau Vor zwei Jahren hat der Kanton das Programm Hightech Aargau gestartet. Die Verantwortlichen sehen sich auf Kurs — vermissen aber ein paar typisch kalifornische Eigenschaften.

Kernstück des Programms Hightech Aargau: Das Hightech-Zentrum in Brugg, das Unternehmen durch

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VON PETER BRÜHWILER

ie Sonne präsentierte sich gestern über dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz in Windisch schon mal in bester kalifornischer Manier. Und während sich drinnen im grossen Saal Unternehmer unter dem Motto «Silicon Valley meets Switzerland» vernetzten, informierte der Kanton nebenan über die eigenen Fortschritte auf dem Weg ins Hightech-Eldorado. Die vierte industrielle Revolution zeichne sich am Horizont bereits ab, so Landammann Urs Hofmann. «Produktionsmaschinen werden miteinander vernetzt, um damit ganze Fertigungsabläufe effizienter zu gestalten. Mit 3-D-Druckern, einer zunehmenden Automatisation und dem Einsatz von Robotern könnte unsere industrielle Produktion in naher Zukunft völlig umgekrempelt werden.»

Geld, Geist und Enthusiasmus Natürlich könnte man jetzt einwenden, dass diese Revolution auch Verlierer hervorbringt. Jobs für schlecht qualifizierte Arbeitskräfte werden rarer, eine Entwicklung, die im Hochlohnland Schweiz schon voll im Gang ist und durch die Frankenaufwertung seit Mitte Januar noch an Dynamik gewinnt. Kalifornisch wäre dieses Denken aber gerade nicht. Wenn man sich gut positioniere, sagt Hofmann, müssten die Veränderungen unter dem Strich nicht zu Arbeitsplatzver-

«Wer wissen will, was die Zukunft bringen wird, schaut sich am besten im Silicon Valley um.»

«Die Risikobereitschaft wird auch in der Schweiz steigen. Das ist eine Generationenfrage.»

«Statt Fehler zu suchen, müssen wir die guten Ansätze sehen und diese weiterentwickeln.»

Urs Hofmann Aargauer Landammann

Martin A. Bopp Hightech-Zentrum Aargau

Jürg Christener Technische Hochschule

lusten führen. Im Gegenteil: «Visionäre sehen darin bereits die Vorboten einer Reindustrialisierung in unseren hoch entwickelten Ländern.» Wie eben im Silicon Valley. Dieses sei einer der wenigen Orte im Westen mit einer optimistischen Zukunftsvision, so der Aargauer Landammann: «Ein Cluster von Geld, Geist und Enthusiasmus.» Herbeizaubern lässt sich ein solcher Cluster natürlich nicht — «aber der Regierungsrat kann dazu beitragen, dass möglichst viele Erfolgsfaktoren des Silicon Valley auch im Aargau zum Tragen kommen». Der Kanton fokussiert dabei vor allem auf den Technologietransfer von den Universitäten und Fachhochschulen zu den Unternehmen. Das Kantonsparlament hatte im Juni 2012 einen vierjährigen Kredit von knapp 38

Millionen Franken für das Programm Hightech Aargau bewilligt, wovon ein grosser Teil ans Hightech-Zentrum geht. Dieses vermittelt Unternehmern unter anderem Kontakte zu Spezialisten in Forschung und Industrie und finanziert Machbarkeitsstudien für Innovationsprojekte. Bereits hätten über 200 Firmen von der Unterstützung des Hightech-Zentrums profitiert, sagte Geschäftsführer Martin A. Bopp gestern.

Diese Kultur hier zu implementieren, sei schwierig — nicht zuletzt deshalb übernehme das Hightech-Zentrum eine wichtige Aufgabe: «Indem wir den Unternehmern Experten zur Seite stellen, können wir das Risiko senken, das die Suche nach Innovationen und deren Umsetzung zwangsläufig mit sich bringt.» Mittelfristig erwartet Bopp jedoch sehr wohl einen Mentalitätswandel — «das ist eine Generationenfrage». Denn wenn man vorne mit dabeibleiben wolle, könne man in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht mehr alles im Detail kontrollieren und sei schlicht gezwungen, höhere Risiken einzugehen. Ein Teil dieser neuen Generation studiert gerade an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) — neben dem Paul-Scherrer-Institut ein wichti-

ges Puzzleteil in der regierungsrätlichen Vernetzungsstrategie. Pro Jahr packen FHNW-Studierende laut Jürg Christener über 400 Projekte mit der Wirtschaft an. Der Direktor der Hochschule für Technik hat zwar nie im Silicon Valley gearbeitet, versprüht aber durchaus kalifornischen Enthusiasmus. Im Silicon Valley stehe «die Freude, etwas anzupacken» im Mittelpunkt und nicht die Angst, zu scheitern, erklärt er. Hier herrsche hingegen eine Kultur vor, in der man immer Fehler suche und versuche, diese zu verhindern. Fazit: «Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.»

«Weniger Bescheidenheit»

Mehr Risiko im Silicon Valley Und wie weit haben sich die Aargauer Unternehmer der Konkurrenz aus dem Silicon Valley mentalitätsmässig angenähert? Die Risikobereitschaft sei in Kalifornien natürlich grösser, antwortet Bopp. «Es entsteht dort viel mehr, alles geht schneller.»

Viel Bewunderung also für die Boomregion um San Francisco, in der Apple und Co. gross geworden sind. Und dann doch noch ein kleiner Seitenhieb: «Die Strassen in Kalifornien sind viel verstopfter», scherzte Patrik Kunz. Als Geschäftsführer des Badener Ablegers der kalifornischen Varian Medical Systems vertrat er in Windisch quasi das Silicon Valley. Gerade wenn man in beiden Kulturen zu Hause sei, sehe man, dass hier noch Potenzial brachliege, sagte er. «Mit etwas weniger Bescheidenheit, mehr Mut, Optimismus und mehr Risikobereitschaft ist die Schweiz für die Zukunft bestens gerüstet.» Und vielleicht werde man neben dem Silicon Valley dann irgendwann auch einmal vom Aare Valley sprechen. KOMMENTAR MEINUNGSSEITE

AARGAU 23

AARGAUER ZEITUNG FREITAG, 13. MÄRZ 2015

Dem Mauergecko scheints hier zu gefallen.

ADI

Er ist wohlauf und heisst Don Migrolino Safenwil Der «Krautstiel-Gecko» aus der Migros Oftringen hat ein neues Terrarium mindest stammen die Krautstiele, die Familie Graber in der Migros kaufte, Nein, es ist nicht der übliche Weg, in von dort. Kennern zufolge handelt es den Besitz eines Haustieres zu kom- sich bei dem Don um einen Mauergemen, indem man bei Migros Krautstiele cko. Das würde ausschliessen, dass das kauft (az berichtete). Doch die beiden Tier einer der kürzlich beim PapilioraSchwestern Fabienne (19) und Stefanie ma Kerzers FR ausgesetzten Leopar(22) Graber aus Safenwil möchten den dengeckos ist. Mit Geckos kannten sich kleinen Gecko, der so zu die Schwestern bisher ihnen gelangte, nicht «Behält der nicht aus, haben sich mehr missen. Bei einem Finder das Tier, aber übers Internet Besuch zeigt sich: Er ist muss er Verantschlaugemacht. «Mäuse wohlauf und bekam geshatten wir hingegen wortung tern ein neues Terrarium schon mal», sagt Fabien– gesponsert von Migroli- übernehmen.» ne Graber. no. Darin wird Don Mig- Erika Wunderlin KantonsSo wurde denn kurzerrolino, wie das Tierchen tierärztin hand das alte Mäuseterdank den Lesern der Grararium fürs Erste geckotiszeitung «20 Minuten» nun heisst, art- tauglich eingerichtet. Hat sich eigentgerecht gehalten. lich die Migros seit dem Gecko-Fund gemeldet? «Wir erhielten einen 300Viele Namensvorschläge Franken-Gutschein», sagt Fabienne «Über 2000 Namensvorschläge gin- Graber. Sie werde übrigens nach dem gen online ein, wir waren überwältigt», Gecko-Vorfall weiterhin dort einkaufen. sagt Fabienne Graber. Und Don Migrolino ist mittlerweile durch seine Medien- Tiergerechte Umgebung wichtig Auch Kantonstierärztin Erika Wunpräsenz schweizweit bekannt. Sogar ein eigenes Facebookprofil hat er. Dort derlin hat vom «zugelaufenen» Gecko dokumentiert Fabienne Graber, was ihr aus der Migros gehört. In ihren 15 JahHaustier gerade tut und was es über ren im Amt habe sie bisher nie eine den Don zu wissen gibt. Gefüttert wird derartige Meldung aufgenommen, sagt er vor allem mit Grillen aus der Tier- sie. Man höre aber ab und zu solche handlung. Anfangs sei der Gecko ver- Geschichten. Für den Mauergecko der ängstigt gewesen und habe sich kaum Familie Graber brauche es keine Haltebewegt, so Fabienne Graber. Er sei bewilligung. Doch: «Behält der Finder wohl auch kurz vor dem Verhungern das Tier, muss er Verantwortung übergewesen. «Jetzt lebt er langsam auf und nehmen.» Wichtig sei, dem Gecko eine wird aktiver. Zum Glück.» Vermutlich Umgebung zu bieten, wie er sie in der kommt Don Migrolino aus Spanien – zu- Natur habe. VON NORA BADER

Vernetzung mit Lehre und Forschung zu mehr Innovationen animieren soll.

ROLF JENNI/ZVG

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AARGAUER HIGHTECH

Technik aus Brugg reist zur Sonne

V

oraussichtlich im Jahr 2017 wird der Satellit Solar Orbiter von Cape Canaveral aus auf seine dreieinhalbjährige Reise zur Sonne geschickt. Mit an Bord wird dannzumal auch Technologie aus Brugg sein, denn die Hochschule für Technik baut eines von zehn Instrumenten, die neue Daten über die Sonne liefern sollen. Der Bau des Teleskops mit dem Namen Stix, das Bilder im Röntgenbereich schiessen wird, kostet insgesamt rund 30 Millionen Franken, wovon 15 Millionen an die Fachhochschule gehen. Wiederum etwa die Hälfte davon fliesse in die hiesige Industrie, erklärt der am Projekt beteiligte Andre Csillaghy. So habe etwa die Wettinger Firma Wesco den für den Bau des Teleskops benötigten Clean-Raum geliefert, der derzeit im Paul-ScherrerInstitut steht. Von den Daten der Stix erhofft sich die Wissenschaft ein besseres Verständnis der Entstehung von Sonnenausbrüchen. Durch diese werden gewaltige Wolken an geladenen Teilchen ins Weltall geschleudert, die schliesslich auch auf die Erde prasseln und Satelliten, Telekommunikations- und Stromnetze durcheinanderbringen. Zwar schiesst ein NasaSatellit seit 13 Jahren ähnliche Rönt-

NACHRICHTEN

Ganz nah dabei: Eine Röntgenkamera der Hochschule für Technik soll die Entstehung von Sonnenausbrüchen dokumentieren.

genbilder. Da dieser Satellit um die Erde und nicht um die Sonne kreise, seien die Daten aber weniger gut, erklärt Csillaghy. «Wir hoffen, besser in die Regionen zu sehen, wo die Sonnenausbrüche stattfinden.» Angedacht wurde das Stix-Projekt ursprünglich im kalifornischen Ber-

ZVG

keley. Die ETH Zürich habe es später aufgegleist, aber nicht weiterverfolgt, sagt Csillaghy. «Wir haben das Projekt übernommen und es der Schweizer Weltraumagentur Swiss Space Office vorgeschlagen, die uns schliesslich an die Europäische Agentur ESA vermittelt hat.» (PER)

GRÄNICHEN

JUSO AARGAU

Streifkollision bei Überholmanöver

Neues Co-Präsidium gewählt

Am Donnerstagmorgen fuhr ein Automobilist mit seinem silberfarbigen Renault von Gränichen Richtung Teufenthal. Im Ausserortsbereich kam es zu einer Streifkollision mit einem in gleicher Richtung fahrenden Citroën. Abklärungen ergaben, dass der Renaultfahrer ein Überholmanöver ausgeführt haben dürfte. Da er nach dem Unfall weiterfuhr, leitete die Kantonspolizei Abklärungen ein und konnte am Vormittag den 23-jährigen Schweizer aus der Region ermitteln. Er gab bei der Befragung die Beteiligung am Unfallereignis zu. Die Kantonspolizei nahm ihm den Führerausweis auf Probe vorläufig ab. Die Polizei sucht Augenzeugen. (AZ)

In das neu entstandene Co-Präsidium wurden an der Jahresversammlung einstimmig Mia Gujer aus Wettingen und Sascha Antenen aus Zofingen gewählt. Das Co-Präsidium soll den Vorstand in der stressigen Zeit während der Nationalratswahlen entlasten. Gujer kandidiert auf dem Listenplatz 2 der JusoListe der Nationalratswahlen. Antenen war bereits zwei Jahre Präsident der Juso und ist Einwohnerrat in Zofingen. Neu in den Vorstand gewählt wurde Fabienne Senn aus Lenzburg. Alessandra Manzelli und David Hunziker, beide aus Brugg, Jonas Hasenfratz aus Muri und Leona Klopfenstein aus Aarau wurden für ein weiteres Jahr bestätigt. (AZ)

20 MEINUNG

NORDWESTSCHWEIZ FREITAG, 13. MÄRZ 2015

KOLUMNE zur Frage, ob wir eine grundlegend andere Sozialpolitik brauchen

Tabus im Sozialstaat derung in den Arbeitsmarkt. Dort finden sich die Arbeitsvertragspartner für die freie Wirtschaft. Das Adjektiv «frei» heisst hier genau genommen staatsfrei. Theoretisch wäre somit der ganze öffentliche Sozialapparat ein Personalvermittler für die private Wirtschaft. Ein Vermittler menschlicher Arbeit – dem teuersten Produktionsfaktor. Oft ist der Sozialdienst aber nur der preisgünstigste Zulieferer, der Aldi für die freie Wirtschaft sozusagen. Das gilt für viele Produkte und Dienstleistungen. Die Leute, die in den geschützten Werkstätten ihre tägliche Arbeit verrichten, tun dies meistens weit unter ihrem Wert. Doch in vielen dieser Werkstätten erfreuen sie sich wenigstens einer gewissen menschlichen Anerkennung. Und insgesamt lässt man sie ja leben.

Die Universität Zürich ist nicht gerade dafür bekannt, dass ihre Forschungsergebnisse gesellschaftliche Tabus brechen. Auf der Website gibt sie regelmässig die Befunde der universitären Forschung bekannt. Hier ist beispielsweise nachzulesen, wie auch Fische den Sonnenbrand kriegen können oder ob zu viel Bildschirmkonsum ungesund werden kann. Doch letzthin wurde dort unter dem Titel «Jeder fünfte Suizid steht im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit» ausgeführt: «Pro Jahr steht weltweit etwa jeder fünfte Suizid direkt oder indirekt mit Arbeitslosigkeit in Verbindung. Jährlich nehmen sich rund 45 000 Menschen das Leben, weil sie keine Arbeit haben oder jemand in ihrem Umfeld von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Das zeigt nun eine Studie der Universität Zürich mit Daten aus 63 Ländern.»



OSWALD SIGG ●















































































































































































EHEMALIGER BUNDESRATSSPRECHER ●

Erstaunlich, denn gerade in der Schweiz gilt bei diesem Thema öffentlich die gängige Kryptologie der Todesanzeigen: Auf Suizid als Todesursache wird höchstens verschlüsselt hingewiesen. Im Unterschied zu Deutschland etwa. Dort werden von Hartz-4-Gegnern die Namen jener, die sich aus Verzweiflung das Leben nehmen, im Internet veröffentlicht. Und es wird daran erinnert, dass bei Arbeitslosigkeit ein zwanzigfach erhöhtes Suizidrisiko droht. Auch in Frankreich steht gemäss einer aktuellen Studie die Anzahl Suizide in einem auffälligen Zusammenhang mit der hohen Arbeitslosigkeit. Sie zeigt, dass die Zahl aller Suizide, die in der Finanzkrise direkt oder indirekt mit der Arbeitslosenrate im Zusammenhang standen, neunmal so hoch ist wie bis heute angenommen.

Viele lösen ihren Anspruch auf Sozialhilfe gar nicht ein

Oswald Sigg war bis 2009 Vizekanzler der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Bundesratssprecher. Zuvor war er Journalist, unter anderem Chefredaktor der Schweizerischen Depeschenagentur, anschliessend Informationschef mehrerer Departemente.

Öffentlicher Sozialapparat im Dienste der privaten Wirtschaft Mit dem Suizid als letzte Konsequenz aus der Arbeitslosigkeit ist wohl oder übel die Sozialpolitik verbunden. Ohne Lohnarbeit ist man ja in der Schweiz noch keineswegs existenziell gefährdet: Da gibt es die Arbeitslosenversicherung, die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren, Tausende von Sozialdiensten, Hunderte von Sozialfirmen und geschützte Werkstätten – mit ihren gut gemeinten Beschäftigungsprogrammen und Wiedereingliederungskonzepten. Der ganze Sozialapparat nimmt die Betroffenen mit auf den schwierigen Weg der Wiedereinglie-

DIE KOLUMNISTEN AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT KATJA GENTINETTA, POLITIKPHILOSOPHIN UND -BERATERIN MARKUS GISLER, WIRTSCHAFTSPUBLIZIST GEORG KREIS, EMERITIERTER PROFESSOR FÜR GESCHICHTE PETER V. KUNZ, PROFESSOR FÜR WIRTSCHAFTSRECHT ESTHER GIRSBERGER, PUBLIZISTIN UND MODERATORIN OSWALD SIGG, EHEMALIGER BUNDESRATSSPRECHER GERHARD SCHWARZ, DIREKTOR VON AVENIR SUISSE CHRISTIAN WANNER, EHEM. SOLOTHURNER FINANZDIREKTOR

«Schutz vor öffentlichem Hass sollte selbstverständlich sein» Für FDP-Nationalrat Stolz ist klar: Es braucht ein Diskriminierungsverbot gegenüber Schwulen, Lesben und Transsexuellen Stellen Sie sich vor, auf dem BundesÖffentlichkeit Lesben und Schwule beplatz findet eine Demonstration statt, schimpft werden können? Das kann ich die Farbige als Serienvernicht verantworten. gewaltiger und Juden als Halsabschneider diffaDas sieht auch eine klare miert. Der Aufschrei wäre Mehrheit des Nationalgross. Und man könnte rates so. Er unterstützt dagegen rechtlich vorgedie parlamentarische hen. Wenn aber an einem Initiative «Kampf gegen Konzert dazu aufgerufen die Diskriminierung aufwird, Schwule zu vergrund der sexuellen Oribrennen, weil sie verentierung» von Mathias seucht seien, Lesben zu Reynard. Sollte daraus PRO vergewaltigen, damit sie ein Gesetz entstehen, Daniel Stolz Nationalrat FDP/BS ihre Krankheit überwindann können in Zukunft den, dann kann niemand öffentliche Hassreden etwas dagegen unternehmen. Solche gegen Schwule und Lesben und TransTexte gibt es – mehr, als man denkt. menschen verhindert werden. Es gibt sogar Demonstrationen, wo Schwule und Lesben als krank oder Das Gesetz ist kein Maulkorb. Schwule geistesgestört betitelt werden. Nicht und Lesben dürfen weiterhin kritisiert nur in Moskau – auch hier. werden. Niemand muss die schwule Lebensweise (was immer das genau ist) Ich persönlich kann damit umgehen. gut finden. Ein Schutz vor öffentlichem Aber was für mich gilt, muss nicht für Hass – das sollte aber selbstverständandere gelten. Vor allem gilt es nicht lich sein. Das sieht auch eine Mehrheit für Jugendliche, die in der Pubertät der Schweizerinnen und Schweizer so. sind und merken, dass bei ihnen etwas Laut einer Umfrage von GfS Zürich beanders ist. Das ist eine extrem schwiefürworten 85 Prozent ein Anti-Diskririge Erfahrung. Auch dann, wenn die minierungsgesetz für Schwule, Lesben Familie und die Umgebung sehr liberal und Transmenschen. Das freut mich. reagieren. Wir müssen feststellen, dass Noch mehr freut es mich, wenn es ein Jugendliche im Coming-out eine rund solches Diskriminierungsverbot eines fünf Mal mal höhere SelbstmordverTages gar nicht mehr braucht. Das wäsuchsrate haben als ihre «normalen» re einer modernen, liberalen GesellKolleginnen und Kollegen. Und da schaft am würdigsten. Soweit sind wir wollen wir zulassen, dass in aller leider noch nicht.

Aber es gibt auch eine unbekannte, statistisch nicht erhobene Anzahl von Notleidenden und Erwerbslosen in der Schweiz, die gänzlich ausserhalb dieses Geschehens stehen. Sie werden von den Sozialdiensten nicht erfasst, weil sie ihren Anspruch auf Sozialhilfe nicht einlösen – sie vermeiden tunlichst den Bittgang an den Sozialdienst-Schalter. Seit Jahren kursiert das Gerücht, gegen 50 Prozent jener Hilfebedürftigen, die Anspruchsberechtigte sind, würden ohne öffentliche Sozialhilfe leben. Diese sogenannte Nichtbezugsquote ist eine Dunkelziffer, die niemanden interessiert. Die Politik schon gar nicht. Wenn dieser Vermutung seriös nachgegangen und sich herausstellen würde, dass sie stimmt, müsste aus solchem Versagen eine von Grund auf andere Sozialpolitik entstehen. Und dennoch: Das allzu oft ausweglose Drama der Arbeitslosigkeit ist schon in der Bundesverfassung deutlich aufgeführt: mit Pathos und Ernüchterung. Die in der Präambel feierlich verkündete Gewissheit, «dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen» – sie wird nach einigen Grundsätzen zur sozialen Sicherheit, zur Gesundheit, zur Familie, zur Wohnung und zur Ausbildung Jugendlicher mit dem Satz abgeschlossen: «Aus den Sozialzielen können keine unmittelbaren Ansprüche auf staatliche Leistungen abgeleitet werden.» Der Sozialstaat existiert also – wenigstens auf dem Papier.

DIE DEBATTE

Sollte Homophobie verboten sein? Die Antirassismus-Strafnorm soll auf Homophobie ausgeweitet werden. So will es der Nationalrat. Hass auf Homosexuelle dürfe nicht banalisiert werden, argumentierte die Mehrheit der grossen Kammer in der Debatte am Mittwochabend. Die Gegner widersprachen, gesellschaftliche Toleranz könne nicht per Gesetz verordnet werden. Kritisch sieht die Ausweitung des Antirassismusgesetzes auch die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus; diese könne die Kritik am ohnehin umstrittenen Gesetz weiter verstärken. Als Nächstes kommt die Ausweitung des Antirassismus-Gesetzes in den Ständerat.

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KOMMENTAR

Hightech-Strategie im «Aare Valley»

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it Hightech Aargau dem Silicon Valley auf den Fersen» – so lautet der Titel der Kantonsmitteilung. Auf den ersten Blick sieht dies so aus, als wäre die Regierung grössenwahnsinnig geworden. Immerhin ist das Silicon Valley in Kalifornien heute Sitz von Weltfirmen wie Apple, Intel, Google, Facebook und vielen anderen Hightech-Unternehmen. 2014 erwirtschaftete

von Fabian Hägler

Das kantonale Hightech-Zentrum hat seit 2012 insgesamt 200 Firmen bei Projekten unterstützt. Apple einen Gewinn von 39,5 Milliarden US-Dollar – zum Vergleich: Der Aargau gab letztes Jahr gut 5 Milliarden Franken aus. Gerade einmal 38 Millionen Franken hat der Grosse Rat vor drei Jahren für die Hightech-Strategie bewilligt. Dennoch kann sich die Bilanz nach gut zwei Jahren sehen lassen: 200 Firmen hat das Hightech-Zentrum bei Projekten unterstützt. Allerdings lässt sich nur schwer beurteilen, ob die Unternehmen deshalb erfolgreicher sind, zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen wurden, oder der Kanton mehr Steuern einnimmt. Fest steht hingegen: Die Voraussetzungen für innovative Firmen sind im «Aare Valley» gut. Das Paul-Scherrer-Institut (PSI) in Villigen besuchen jährlich 2000 Forscher – weil sie dort Experimente machen können, die sonst nirgends möglich sind. An der Fachhochschule Brugg-Windisch werden Fachkräfte von morgen ausgebildet. Das Hightech-Zentrum in Brugg sorgt für die Vernetzung von Forschung, Lehre und wirtschaftlicher Anwendung. Und mit dem Innovationspark beim PSI soll bald ein weiteres Element dazukommen. Dass sich der Kanton dies etwas kosten lässt, ist richtig – denn gute Voraussetzungen für die Wirtschaft bestehen nicht nur aus tiefen Steuern und möglichst wenig Vorschriften. @ [email protected]

«Jeder soll sagen können, was er denkt» Niemand soll sich vor falschen Aussagen fürchten müssen. Darum wehrt sich SVP-Nationalrat Sebastian Frehner gegen Maulkörbe aller Art Wer sagt, dass alle Kosovaren Kriminel- richtshof 2013 das Schweizerische Bunle sind, ist für mich total daneben. Wie desgericht zurückgepfiffen, welches wir alle wissen, ist die den türkischen NatioMehrheit dieser Volksnalisten Dogu Perincek gruppe gut in der Schweiz wegen Leugnung des integriert. Schwarze Schafe Armenier Völkermords gibt es überall. Auch der verurteilt hatte. Aussage, alle Muslime seien Terroristen, kann ich Vorgestern hat nun der gar nichts abgewinnen. Es Nationalrat entschieden, ist offensichtlich, dass den Schutzbereich der dies nur eine verschwinRassismusnorm auch dend kleine Minderheit noch auf Homosexuelle KONTRA betrifft. Und es sind auch auszuweiten. Wer zuSebastian Frehner Nationalrat SVP/BS nicht alle Russen Kriegskünftig also Schwule treiber, auch wenn man oder Lesben als abnordie Rolle Putins in der Ukraine durchmal oder nutzlos für die Gesellschaft aus kritisch beurteilen darf. bezeichnet, könnte bald in Schwulitäten geraten. Eine ganz andere Frage ist, ob solche Aussagen strafbar sein sollen oder Ich lehne diese Ausweitung der Norm nicht. Bis 1994 war dies in der Schweiz wie auch den bisherigen Artikel ab. Für nicht der Fall. Im Jahr darauf jedoch Menschen, welche andere Menschen wurde die sogenannte Antirassismusmit solchen Aussagen diskriminieren, Strafnorm eingeführt, die besagte Äushabe ich gar nichts übrig. Trotzdem serungen unter Strafe stellt. Ursprüngbin ich dagegen, dass sie dafür straflich wurde das Gesetz eingeführt, um rechtlich belangt werden. Jeder soll Holocaustleugner und andere Volkssagen können, was er denkt. Es ist nicht verhetzer zu bekämpfen. Seit der Eingut, wenn die Bevölkerung Dinge nur führung wurden aber vor allem viele noch hinter vorgehaltener Hand ausunsinnige und missbräuchliche Anzeispricht, aus Angst, etwas Falsches zu gen eingereicht, zum Beispiel gegen tun. Die Meinungsäusserungsfreiheit den Komiker Massimo Rocchi oder den gilt es hochzuhalten. Personen, die solBerner Stadtpräsidenten Alexander che generalisierenden und diffamierenTschäppät. Zudem ist oft unklar, was den Aussagen tätigen, disqualifizieren nun strafbar sein soll und was nicht. sich selber. Das gilt sowohl für RassisSo hat der Europäische Menschengeten als auch für Schwulenhasser.

BRUGG-WINDISCH 33

AARGAUER ZEITUNG DONNERSTAG, 19. MÄRZ 2015

Klare Regeln für öffentlichen Grund Windisch Ob die Landung mit einem Heissluftballon oder die Aufführung eines Freilichttheaters: Jetzt besitzt die Gemeinde eine verbindliche Grundlage, was erlaubt ist auf öffentlichem Grund. Ein ausreisepflichtiger Asylbewerber hilft in der neuen Unterkunft bei den Renovationsarbeiten mit.

NDÖ

VON MICHAEL HUNZIKER UND JANINE MÜLLER

Asylsuchende ziehen um Hausen Die Gemeinde hat eine neue Unterkunft gefunden VON NIK DÖMER

Die Gemeinde Hausen hat eine neue Asylunterkunft gefunden. Der Privateigentümer der langjährigen kantonalen Asylunterkunft an der Hauptstrasse 62 hatte dem Kanton den Mietvertrag gekündigt, um das Haus abreissen zu lassen. In der alten Unterkunft wohnten teilweise bis zu 30 Personen. Darum musste die Gemeinde nach einer neuen Möglichkeit suchen, um Asylsuchende unterzubringen. Fündig geworden ist man an der Hauptstrasse 30. Ein doppelstöckiges Bauernhaus, in dem vorher eine lokal bekannte, mittlerweile verstorbene Frau wohnte, soll nun Platz bieten für maximal 14 Personen. Gemeindeschreiber Christian Wernli sagt: «Im letzten Monat wurde das Bauernhaus, das vorher in einem desolaten Zustand war, renoviert.» Es sei eine Unterkunft für ausreisepflichtige Asylbewerber mit abgewiesenem Entscheid und müsse daher nicht einen ganz so hohen Standard haben wie die

Wohnungen, bei denen die Asylsuchenden noch auf einen Bescheid warten, betont der Gemeindeschreiber.

Zwei Familien unterbringen Tatsächlich lässt es sich aber gut leben in dem alten Bauernhaus. Ein frischer Laminatboden, Waschmaschine und ein neuer Wandanstrich lässt die alte Wohnung in neuem Glanz erstrahlen. Geeignetes Mobiliar aus der alten Unterkunft darf auch ins neue Haus gezügelt werden. So werden beispielsweise der Herd oder die Betten vom alten Standort in die neue Wohnung gebracht. Laut Christian Wernli entstehen der Gemeinde Hausen durch die Renovation keine Kosten. Sämtliche Unterhaltsarbeiten werden vom Kanton vorgenommen und teilweise durch Asylsuchende selber ausgeführt. Das spart Kosten. Der Kanton möchte insgesamt zwei Familien im Haus unterbringen. Diese Woche zieht bereits die erste sechsköp-

INSERAT

«Das PSI will kein Elfenbeinturm sein» Zurzach «Innovaare»-Projektleiter zu den Chancen des Parks VON SAMUEL BUCHMANN

Das Forschungszentrum Paul-ScherrerInstitut (PSI) ist weltweit bekannt – in seiner Heimat, dem unteren Aaretal, wird es hingegen höchstens als Elfenbeinturm wahrgenommen. Das will das Institut ändern, insbesondere im Hinblick auf den geplanten «Park Innovaare». Die neuen Anlagen sollen in direkter Nachbarschaft der schon bestehenden Gebäude in Villigen entstehen (die az berichtete). Was das der Region und ihrem Gewerbe bringt, darüber sprach Projektleiter Markus Frei-Hardt am Frühstücksanlass des Wirtschaftsforums Zurzibiet. «Das PSI will eben kein Elfenbeinturm sein», sagte Frei-Hardt. Das Institut biete auch für lokale Betriebe Chancen und Möglichkeiten. «Haben Sie keine Hemmungen, kommen Sie mit Ihren Ideen und Fragen auf uns

«Haben Sie keine Hemmungen, kommen Sie mit Ihren Ideen und Fragen auf uns zu.» Markus Frei-Hardt

zu», forderte er die über 100 anwesenden Gewerbevertreter auf. Das könnten zum Beispiel Maschinenbauer sein, die sich an einem konkreten Projekt beteiligen wollen – oder Technologieunternehmen, die eine Innovation umsetzen wollen. Mit Bezug auf den neuen Park Innovaare versuchte FreiHardt, den Unternehmern eine Trägerschaft schmackhaft zu machen: Mit 100 000 Franken verteilt über 10 Jahre können KMU Aktionäre des PSI werden. Dafür versprach Frei-Hardt eine

fige Familie aus Serbien ein. Laut Stephan Müller, Leiter Fachbereich Unterbringung und Betreuung Asyl vom Kanton Aargau, werden maximal 12 Personen in das Bauernhaus einziehen. «Die zweite Familie wird in den kommenden Tagen noch bestimmt, da die obere Wohnung aufgrund von Renovationsarbeiten noch nicht ganz bezugsbereit ist», so Stephan Müller. Die aktuelle Aufnahmepflicht der Gemeinde Hausen ist derzeit bei sieben Personen. Somit erfüllt Hausen, sobald die zweite Familie eingezogen ist, weiterhin diese Pflicht und muss keine Ersatzabgaben zahlen. «Wir wollen natürlich weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen. Ausserdem können wir uns so unnötige Ausgaben ersparen und zudem noch einen Mietzins erwirtschaften», sagt Christian Wernli. Die restlichen Asylsuchenden, die vorher in der Unterkunft leben konnten, sind nun vom Kanton in andere passende Unterkünfte des Asylbereiches umplatziert worden.

Markus Frei-Hardt.

ZVG

gute Vernetzung und direkte Kontakte zu Grossunternehmen. «Dies bringt ganz neue Erkenntnisse und ist pro Jahr auch nicht teurer als die Beteiligung an einer Fachmesse.» Auch fürs Zurzibiet als Ganzes sieht Markus Frei-Hardt Vorteile: Neben den offensichtlichen Steuereinnahmen bringe der neue Park auch Fachkräfte aus aller Welt, die irgendwo wohnen müssen. Von einer solchen Entwicklung würden schliesslich die lokalen Dienstleister profitieren. Der neue Innovationspark mit seinen Arbeitsplätzen sei für das Zurzibiet eine Chance für einen Strukturwandel im Zuge der Energiewende. Dem pflichtete Anneliese Alig, Leiterin der Standortförderung des Kantons Aargau, bei. Sie nahm aber auch das Standortmarketing in die Pflicht: «Das Zurzibiet ist eine schöne Region, doch das wissen Forscher und ihre Familien nicht, wenn sie sich einen Wohnort suchen.» Es gelte also, die Vorzüge des Zurzibiets bekannt zu machen.

Mit grosser Mehrheit angenommen haben die anwesenden 34 Windischer Einwohnerräte – von insgesamt 40 – gestern Mittwochabend das Reglement und das Gebührenblatt über die befristete Nutzung von öffentlichem Grund. Philipp Umbricht von der FDP sprach von einem relativ komplexen und detaillierten Werk. Nach seinem Dafürhalten hätte es durchaus etwas schlanker ausfallen dürfen. Pia Stammler, SP, bezeichnete das Reglement sogar als zu ausführlich. Es könne in dieser Form für Verunsicherung sorgen. Sie forderte, bei kommerziellen Nutzungen sei zuerst eine öffentliche Diskussion zu führen und es seien Erfahrungen zu sammeln. Auch Bernhard Stüssi von der SVP vertrat die Ansicht, es müsse nicht alles reglementiert werden. Er unterstützte Stammlers Rückweisungsantrag. Dieser wurde schliesslich aber mit 12 zu 20 Stimmen abgelehnt.

Augenmerk auf Pädagogik Bei der Schulraumplanung waren sich die Vertreter von links bis rechts einig: Diese ist sinnvoll und angebracht. Marco Valetti, SVP, fragte sich indes, ob der Kredit von 134 000 Franken ausreichen wird. Barbara Scheidegger, CVP, betonte, die vorhandenen Ressourcen – Schulraum und Finanzen

– seien zu berücksichtigen. Ruedi Kümin von der EVP wollte den pädagogischen Bereich stärker gewichtet haben. Gemeinderat und Schulpflege hätten deshalb ein Grundlagenpapier zu erarbeiten, das die Anforderungen und Bedürfnisse aufzeigt. Sein Zusatzantrag fand allerdings kein Gehör und wurde mit 14 zu 17 Stimmen abgelehnt. Einstimmig gutgeheissen hat der Einwohnerrat dagegen die Kreditabrechnung Vision Mitte. Ebenfalls klar bewilligt wurde – wegen der Kreditüberschreitung von knapp 260 000 Franken mit ein paar kritischen Anmerkungen und Fragen – die Kreditabrechnung Sanierung Abwasserpumpwerk und Abwasserdruckleitungen. Unumstritten waren überdies sämtliche Einbürgerungen.

Busbetrieb wie am Samstag

Weiter beantwortete der Gemeinderat die Motion von Philipp Ammon, SVP, bezüglich «Öffentlicher Verkehr in Unterwindisch». In dieser forderte Ammon ein besseres Busangebot ins Unterdorf an den Wochenenden. Der Gemeinderat hat drei Varianten unter die Lupe genommen: gleicher Linienbetrieb wie an Werktagen; Rufbus-Angebot der Postauto Schweiz AG oder ein Rufbus-Angebot eines regionalen Taxiunternehmens. Die Behörde schlug vor, dass an den Sonntagen der gleiche Busbetrieb herrschen soll wie an den Samstagen. Die Umstellung könnte aber erst per Fahrplanwechsel 2016 erfolgen. Der Einwohnerrat stimmte dem mit 33 zu 0 zu. Auch wurde die Motion «Portfolio-Planung Strassensanierung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Werke und Konzeptplanung für Verkehrsberuhigungsmassnahmen» von Reto Candinas, SP, vom Gemeinderat beantwortet. Der Einwohnerrat nahm diese mit 33 zu 0 an.