Ein 70 Jahre alter Unternehmer spaltet. Gestatten: Donald Trump NEWCOMER

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Author: Julius Schulz
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JAN./FEBR. 2017 AUSGABE 42

Frei oder abgeschottet? Seit Jahren wächst die Weltwirtschaft auf Basis des freien Handels. Nun wollen einige den Protektionismus zurück. Seiten 2/3

Heute schon gestreamt? Wie Spotify, Deezer und Co. die CD verdrängen. Seite 5

„Preis für Finanzielle Bildung“

Gestatten: Donald Trump Seit dem 20. Januar regiert der Unternehmer Donald Trump die USA. Die nächsten vier Jahre werden spannend. Der neue US-Präsident ist unberechenbar.

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Nicole Bastian, Handelsblatt Düsseldorf

in 70 Jahre alter Unternehmer spaltet die mächtigste Nation der Welt: Der neue US-Präsident Donald Trump legt sich mit den Geheimdiensten seines Landes an, kündigt Konzernen hohe Strafzölle an, wenn sie Fabriken ins Ausland verlegen, droht Immigranten mit der Abschiebung und Mexiko mit dem Bau einer großen Mauer. Seine Kritiker und Gegner beleidigt er. Nach seiner Wahl im November 2016 hatte er versprochen, wirklich wie ein Präsident zu handeln. Davon ist nicht viel geblieben. Wie werden vier Jahre mit diesem unberechenbaren Präsidenten die USA und die Beziehungen zu anderen Ländern verändern? Das weiß derzeit niemand genau. Aber es gibt einige Anhaltspunkte. So will Trump vor allem ein Managerpräsident sein. „Wir werden der größte Arbeitsplatzbeschaffer sein, den Gott je erschaffen hat“, versprach er. Um dieses Ziel zu erreichen, hat er unter anderem den Autokonzern Ford dazu gebracht, den geplanten Bau einer Fabrik in Mexiko abzublasen. Die Fabrikjobs sollen in den Staaten bleiben. Zudem möchte handelsblattmachtschule.de/newcomer

Trump mehr Geld in den Bau von Straßen investieren. Wird mehr gebaut, entstehen Arbeitsplätze. Auf den ersten Blick klingt das gar nicht so schlecht. Viele befürchten aber, dass zum Beispiel die Ausgaben für Infrastruktur die ohnehin hohe Staatsverschuldung stark steigen lassen. Und wenn Trump, wie befürchtet, Handelsbeziehungen mit anderen Ländern erschwert, geht das auch zu Lasten von US-Unternehmen, die viel exportieren. Zudem könnten Waren für die Verbraucher in den USA dadurch teurer werden. Über die Details seiner Pläne schweigt Trump bisher, das verunsichert die Wirtschaft am meisten. Der neue Präsident will außerdem den Klimaschutz aufweichen und das weltweite Abkommen, das die Atomtechnik des Iran kontrolliert, beenden. Die politischen Beziehungen zu Europa scheinen ihm bisher nicht wichtig. Dagegen könnte er versuchen, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ein enges Verhältnis aufzubauen. Bereits jetzt wird Trump vorgeworfen, dass er zu sehr im Interesse Russlands agiere. Eines jedenfalls ist sicher: Trumps Amtszeit wird für Überraschungen sorgen.

Schüler und Schulprojekte können sich ab jetzt bewerben. Seiten I bis IV

„Eine Rückkehr in eine Welt vor der Globalisierung wird es nicht geben.“ Gemeinsame Erklärung von Angela Merkel und Barack Obama, siehe auch Seiten 2, 3

Schülerwettbewerb Sparen ist Quatsch! Oder doch nicht? Lohnt es sich heute noch, zu sparen? Was ist Sparen überhaupt? Wir möchten eure Meinung wissen! Was ihr tun müsst: Bildet ein Team, überzeugt eure Lehrer und macht mit bei unserem Schülerwettbewerb econo=me zum Thema „Vom Sinn und Unsinn des Sparens“. Vorab bekommt ihr ein umfangreiches Materialpaket von uns. Euch winken tolle Preise im Wert von über 50 000 Euro! Ihr als Teilnehmer könnt Produkte von Apple gewinnen, eure ganze Klasse zudem einen spannenden Tagesausflug. Die Anmeldung ist ab sofort möglich. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2017. Alle Infos unter: econo-me.de

Fotos: Mark Wilson / Staff ; Alexander Koerner / Freier Fotograf

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Handelsblatt Thema

Jan. /Febr. 2017, AUSGABE 42

Politologen

Politik im Visier Wie ist die politische Stimmung in der Bevölkerung? Welche Partei macht das Rennen in der Bundestagswahl? Aussagen zu diesen oder ähnlichen Fragen geben Politologen. Ihr Tätigkeitsbereich ist sehr vielfältig. Als Meinungsforscher ermitteln sie Einstellungen und Verhalten von Wählern. Als Wissenschaftler analysieren sie, wie politische Systeme funktionieren. Als Berater unterstützen Politologen Verbände, Stiftungen, Unternehmen oder Parteien. Einige Politologen werden auch Journalisten, wieder andere Dozenten an einer Hochschule, an der sie dann Vorlesungen und Seminare für Studierende anbieten. Um Politologe zu werden, müsst ihr später Politikwissenschaften studieren. Inhaltlich befasst ihr euch dann vor allem mit den Themen Politik, Wirtschaft und Geschichte. Wer schon jetzt Spaß an diesen Fächern hat, liegt daher nicht ganz falsch mit diesem Studium. Aber auch Mathe ist wichtig, um etwa Untersuchungen erstellen, auswerten und aufbereiten zu können. Darüber hinaus solltet ihr am aktuellen politischen Geschehen interessiert sein, euch gerne mit anderen Menschen austauschen und teamfähig sein. Weitere Infos findet ihr unter: berufenet. arbeitsagentur.de Sulfia Weustenfeld Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

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Freihandel gegen Protektion Seit Jahren wächst der Welthandel. Einige wollen den freien Warenverkehr mit anderen Ländern nun aber begrenzen. Keine ganz neue Reaktion, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.

Karl-Josef Burkard Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

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rankreich 1664. Seit drei Jahren regiert König Ludwig XIV. Seine glanzvolle Hofhaltung und der Bau des Schlosses von Versailles verschlingen Unsummen. Da Ludwig vom Sparen nichts wissen will, sieht sein Finanzminister Jean-Baptiste Colbert nur einen Ausweg, die drohende Staatspleite zu vermeiden: Frankreich muss die heimische Wirtschaft durch hohe Zölle vor günstigen Einfuhren aus den Niederlanden schützen und sie gleichzeitig durch Subventionen unterstützen. Nicht nur der Staat würde davon profitieren: „Durch die Stärkung der heimischen Manufakturen würde sicherlich eine Million arbeitsloser Menschen ihren Lebensunterhalt gewinnen“, so Colberts Überlegung. Die Wirtschaftspolitik, die Ludwigs Schatzmeister geprägt hat, heißt Protektionismus. Protektion bedeutet Schutz; die inländische Produktion soll vor ausländischen Wettbewerbern geschützt werden. Dafür gibt es verschiedene Motive. Dazu zählen der Erhalt von Arbeitsplätzen oder bestimmten Branchen,

die mit der internationalen Konkurrenz nicht mithalten können, oder der Schutz vor gesundheits- oder umweltbelastenden Produkten. Der Gegenentwurf zum Protektionismus ist der Freihandel. Seine Befürworter wollen Handelsschranken wie Zölle oder Einfuhrverbote im Außenhandel (siehe Spickzettel) abbauen. Nur so könnten sich die Handelspartner gegenseitig befruchten. Das Argument: Je reicher ein Nachbarland ist, desto mehr kann es mit dem eigenen Land tauschen – davon wiederum profitiert die heimische Wirtschaft. Der Freihandel ist unter anderem Basis der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Der freie Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr ist Grundprinzip der EU. Seit Colberts Zeiten schwankte der Welthandel immer wieder zwischen diesen beiden Leitbildern hin und her. Der Startschuss für den freien Handel fiel 1846, als Großbritannien die Kornzölle abschaffte. Getreide aus dem Ausland war nun billiger zu haben – das senkte die Lebenshaltungskosten und das Volk war zufriedener. Es folgten zahlreiche Freihandelsverträge. Allerdings zeigten sich schon bald erste Risse: Nach der Wirtschaftskrise von 1873 handelsblattmachtschule.de/newcomer

Handelsblatt Thema

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Fragen an ... Rolf J. Langhammer Der Wirtschaftswissenschaftler arbeitet am Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

Entwicklung des Welthandels Der Welthandel umfasst die Handelsbeziehungen zwischen den Ländern auf der ganzen Welt. Das weltweite Handelsvolumen ist seit dem Mauerfall 1989 durchschnittlich um fünf Prozent pro Jahr gestiegen. 2008 gab es dann einen großen Einbruch mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. +14,5 %

Handelsvolumen weltweit +6,5 %

Pr gnose Prognose Progno

+3,1 %

-11,4 11,4 % 1990

1995

2000

2005

2010

2015 Quelle: IWF

führte das Deutsche Reich unter dem Druck verbunden. 1995 entstand schließlich die von Großlandwirten und Stahlindustriellen Welthandelsorganisation WTO. Ihr gehören wieder Schutzzölle ein. Nach der inzwischen 164 Länder Außenhandel: Davon spricht Weltwirtschaftskrise 1929 gingen mit einem Anteil von man, wenn Un ternehmen üb er Grenzen hinwe über 90 Prozent am dann nahezu alle Staaten erneut g mit Betrieben in anderen Staa ten Handel zum Protektionismus über. Je Welthandel an. betreiben. Liefer n ausländiUnd heute? Seit der mehr aber die einen die Zölle er- sche Unternehmen Produk te höhten, desto stärker reagierten und Dienstleistungen, spricht Finanz- und Wirtschaftsman von Im rt, umgekehr t krise 2008 hat der Prodie anderen mit Vergeltungs- von Export. po Außenhandelsbe zie hu ngen entstehen maßnahmen. Das Ergebnis: Der tektioni smus wieder z. B ., wenn Waren im eigenen Land Welthandel sank von 1929 bis nicht verfü mehr Anhänger. Einer gbar sind, ein ge ringes Angebo 1933 um zwei Drittel. der prominentesten ist t besteht oder im anderen La nd günstiger Um einen derartigen Rück- produz der neue US-Präsident ier t werden ka nn . fall in den Protektionismus Donald Trump. Er will Alle bisherigen Spickzettel unkünftig zu verhindern, verab- ter Handelsabkommen kün: handelsblattm achtschule. schiedeten 1948 in Havanna de/newcomer –> digen und die US-Grenzen Spickzettel 23 Staaten unter der Führung dicht machen. Aber auch der USA das Allgemeine Zoll- und Hanin der EU werden die offedelsabkommen GATT. Auch wenn protektio- nen Grenzen öfter infrage gestellt. nistische Maßnahmen etwa für Länder, deren Es bleibt abzuwarten, wohin das Pendel Wirtschaft sich gerade erst entwickelt, in ausschlägt. Dass jedoch die Rückkehr zu Teilen als sinnvoll angesehen werden, domi- natio­nalen Wirtschaftsstrukturen im Zeitalter niert seitdem das Leitbild des Freihandels mit der Globalisierung die Erfolge bringt, die sich seinen Vor- und Nachteilen (siehe Interview). die Protektionismus-Anhänger erhoffen, ist Die Globalisierung ist untrennbar damit sehr fraglich. handelsblattmachtschule.de/newcomer

Was sind Freihandelsabkommen? Das sind Verträge zwischen Staaten oder Gruppen von Staaten, in denen sie sich gegenseitig versprechen, Einfuhrbarrieren für Produkte und Dienstleistungen des jeweils anderen abzubauen. Das können Zölle oder andere Regulierungen sein, die Waren aus dem Ausland gegenüber heimischen Produkten benachteiligen. Wozu braucht man diese Verträge? Viele denken, dass Exporte der heimischen Wirtschaft nützen und Importe heimische Arbeitsplätze be­drohen. Freihandelsabkommen sollen Nutzen und Schaden ausbalan­cieren. Nur exportieren, aber nicht importieren zu wollen, geht nicht. Die EU hat mit Kanada ein Abkommen geschlossen (Ceta). Was sind die Vorteile? Verbraucher bekommen Zugang zu günstigeren Produkten und Exportunternehmen gewinnen leichteren Zugang zu neuen Märkten. Das kann die Beschäftigung in

diesen Unternehmen sichern. Und die Risiken? Risiken bestehen für Unternehmen, deren Produkte mit Importen aus dem Ausland konkurrieren. Sie könnten aus dem Markt gedrängt werden. Zudem kann es zu einem Wettbewerb von unterschiedlichen Verbraucherschutz- und Umweltstandards kommen. Viele Europäer fürchten, dass die nach ihrer Meinung besseren EU-Standards im Vergleich zu denen in Kanada unter die Räder kommen. US-Präsident Donald Trump will z. B. das Abkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (Nafta) kündigen. Was wäre die Folge? Kurzfristig würde dies vielleicht mehr Jobs in den USA schaffen. Es ginge aber zulas­ten der US-Unternehmen und ihrer Beschäftigten, die viel exportieren und im Ausland produzieren. Die Folgen für Mexiko wären aber noch nachteiliger. Das Land ist mehr auf den US-Markt angewiesen als umgekehrt.

Die Fragen stellte Melanie Rübartsch, Handelsblatt Düsseldorf. Langversion: handelsblattmachtschule.de/newcomer Fotos: Reuters | Fabian Bimmer; IfW

Profil

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Beate Faulborn Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

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ie eine hält bissig-witzige Ansprachen zum Weltgeschehen und hat die gesamte Promilandschaft der USA auf ihrem Sofa sitzen. Der andere gabelt Schauspieler, Sänger oder Politiker am Straßenrand auf und cruist mit ihnen singend und quatschend durch Los Angeles (L. A.). Die Komikerin Ellen DeGeneres und der Schauspieler James Corden haben mittlerweile eine riesige Fangemeinde – dank Internet weltweit. Auch hierzulande klicken sich viele Jugendliche etwa auf Youtube durch die Talkshows der beiden. Denn im normalen deutschen Fernsehprogramm laufen sie nicht. Die „Ellen DeGeneres Show“ gibt es bereits seit 2003. Seitdem hat die Sendung schon einige Preise abgeräumt. DeGeneres knackt ihre Gäste und Zuschauer mit ihrer lockeren und witzigen Art. Bekannt wurde die 58-Jährige vor 20 Jahren mit ihrer Comedy-

Beliebte Plaudertaschen

James Corden (l.) und Ellen DeGeneres

US-Talker wie Ellen DeGeneres oder James Corden haben auch hierzulande hohe Einschaltquoten – auf Youtube. serie „Ellen“. Sie moderierte auch schon die Oscar-Verleihung und war Jurorin bei der Castingshow American Idol. Erst im November erhielt sie die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Charme, Witz und Selbstironie sind auch das Erfolgsrezept

von James Corden. Der 38-jährige Brite moderiert seit März 2015 die „Late Late Show“. Seine „Carpool Karaoke“, also die Fahrgemeinschaft mit Promis in L. A., ist ein Format daraus. Die meistgeklickte Episode ist sein Trip mit Sängerin Adele. Das Video erschien Anfang 2016 auf

Youtube und wurde innerhalb von neun Monaten fast 130 Millionen Mal angesehen. Vor seiner Talkkarriere hatte Corden unter anderem in Comedyserien und Kinofilmen mitgespielt. Auch als Synchronsprecher – etwa für den Film „Trolls“ – ist er erfolgreich.

Darts-WM: ins Schwarze getroffen Michael Koch Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Michael van Gerwen hat gerade zum zweiten Mal den Darts-WM-Titel geholt. Der Sport, der immer populärer wird, hat den Niederländer zum Millionär gemacht. In bunten Kostümen sitzen 3 000 Fans trinkend und singend im Zuschauersaal des Londoner Alexandra Palace. Auf der Bühne stehen – oftmals übergewichtige und stark tätowierte – Herren und werfen Pfeile. Die jährlich zum Jahreswechsel ausgetragene Weltmei sterschaft der Michael van Gerwen

Professional Darts Corporation wirkt auf den ersten Blick wie eine Karnevalsveranstaltung. Für immer mehr Sportfans ist sie jedoch eine feste Größe im Veranstaltungskalender. Das zeigen auch die vergleichsweise hohen Einschaltquoten der Liveübertragungen auf Sport1. Regelmäßig verfolgten über eine Million Zuschauer die fliegenden Pfeile. Dass es sich um Sport handelt, merkt ihr, wenn ihr selbst einmal versucht, das Bullseye, die Mitte der Scheibe, aus 2,37 Metern zu treffen. Um die Präzision der Profis zu erreichen, ist jahrelanges Training erforderlich. Für die Topspieler zahlt sich das aus: Von Preisgeldern

Fotos: CBS Photo Archive / Kontributor; BRENDAN SMIALOWSKI / Staff ; Bryn Lennon / Staff

und Werbeeinnahmen können zumindest die Top 20 gut leben. Der Weltranglistenerste Michael van Gerwen dominiert die Konkurrenz. Der 27-Jährige gewann allein 2016 gut zwei Millionen Euro Preisgelder. Der Weltmeistertitel spült noch einmal 410 000 Euro in die Kasse. Aussichtsreichster deutscher Sportler ist der 20-jährige Max Hopp. Bei der WM schied er jedoch in der zweiten Runde aus. Hiesige Darts-Lokale würden sich über größere Erfolge freuen – diese ließen auch bei ihnen die Kassen klingeln. Das sagt die Schülerredaktion:

Es ist erstaunlich, wie viel Geld Dartspieler verdienen. Julia, Jahrgang 10 handelsblattmachtschule.de/newcomer

Unternehmen und Märkte

Jan./Febr. 2017, AUSGABE 42

Hörst du noch oder

streamst du schon?

Immer mehr Menschen wollen Musik hören, ohne sie aus dem Internet herunterzuladen oder eine CD zu kaufen.

Catrin Bialek Handelsblatt Düsseldorf

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treaming hat der Musikbranche neuen Schwung verliehen. Im ersten Halbjahr 2016 stieg der Gesamtumsatz nach Angaben des Bundesverbands Musikindustrie um 3,6 Prozent auf 719 Millionen Euro. Mit 176 Millionen Euro machten Streamingdienste fast ein Viertel des Gesamtumsatzes aus. „Der Markt ist atemberaubend dynamisch“, sagt Hartwig Masuch, Chef des Musikverlags BMG. Es sei längst nicht nur die junge Kundschaft, die Streamportale nutze. Immer stärker hörten auch die über 40-Jährigen ihre Lieblingskünstler via Internet. In Deutschland formt sich der Markt seit etwa zehn Jahren. Zu den ersten Anbietern gehören Deezer, Spotify und Soundcloud. Spotify hat inzwischen weltweit 100 Millionen Nutzer. Davon haben 40 Millionen ein Abo abgeschlossen und zahlen also monatlich dafür, dass keine Werbung ihre Musiksessions unterbricht. Das Potenzial haben inzwischen aber auch die großen US-Internetkonzerne Google, Apple, Facebook und Amazon erkannt. Apple stellte 2015 seinen Dienst „Apple Music“ vor. Amazon schuf 2016 mit „Amazon Music Unlimited“ ein Angebot mit 40 Millionen Songs, also in einem vergleichbaren Umfang wie das von Spotify und Deezer. Mit dem neuen, vernetzten Lautsprecher Echo lockt der Internethändler zusätzliche Kunden. Facebook – das erzählen zumindest Branchenkenner – formt vermutlich gerade ein eigenes Musikangebot. Als Indiz gelten Jobangebote, die das Unternehmen

handelsblattmachtschule.de/newcomer

Musikspezialisten macht. Und Google ist mit seiner Tochter Youtube längst am Markt. Das wohl mächtigste Musikstreamingportal funktioniert allerdings werbefinanziert. Nur in einigen Ländern gibt es das Abomodell „Youtube Red“ für werbefreies Hören. Das sagt die Schülerredaktion:

Ich kenne keinen mehr, der sich noch CDs kauft – abgesehen von Papa. Tomma, Jahrgang 12

So sieht’s die Schülerredaktion

Seit Kurzem mischen zudem Discounter mit. So ging Aldi 2015 eine Kooperation mit dem Musikdienst Napster ein. Lidl zog mit einem Deal mit Deezer nach. Eine wichtige Frage ist jedoch noch nicht endgültig beantwortet: Wie viel ist den Kunden die ganze Welt der Musik wert? Die meisten Streamingdienste setzen den Monatspreis bei knapp zehn Euro fest. Discounter wie Lidl locken mit knapp acht Euro. Doch es bleibt ein großer Teil des Marktes, der werbefinanziert ist und den Nutzer dann nichts kostet.

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Kommentar

Musik lässt sich nicht umsonst produzieren Musikstreamingdienste sind einfach genial. Ich übertrage zu jeder beliebigen Tageszeit den neuesten Hit meiner Lieblingssängerin auf den Computer oder das Smartphone – schon habe ich Spaß. Es kostet nicht einmal viel. Wenn ich Abonnent bei Spotify, Apple oder Amazon bin, muss ich mir ums Bezahlen sowieso keine Gedanken machen. Für 9,99 Euro im Monat kann ich mir so viel Musik aus dem Internet holen, wie ich will. Die Alternative wäre, in einen Plattenladen zu gehen und dort für 20 Euro eine CD zu kaufen. Von den 20 Songs darauf hört man aber dann eh oft allenfalls zwei oder drei. Was also kann schlecht sein am Streaming? Für mich als Kunden nichts. Aber die Musiker fi nden Streaming gar nicht so lustig. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie müssen einzelne Songs tausendfach verkaufen, um damit Geld zu verdienen. Wohlgemerkt: Wir reden hier nicht von Superstars wie Beyoncé. Hier geht es um die vielen weniger bekannten Musiker und Bands. Muss das mein Problem sein? Nein. Muss es nicht. Aber es schadet nicht, gelegentlich daran zu denken, dass gute Musik nicht umsonst oder für Cents zu haben ist. Musik zu machen, ist Arbeit. Musiker zu sein, ist ein Beruf wie andere auch. Menschen müssen davon leben können. Dieter Fockenbrock Handelsblatt Düsseldorf

Karikatur: Emma Jensen; Foto: Sebastian Damberger; Illustration: Designed by Freepik.com

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Handelsblatt erklärt

Start-ups und Co. Was bedeutet das? Sein eigener Chef sein, eigene Ideen umsetzen, erfolgreich sein oder der Arbeitslosigkeit entgehen – es gibt ganz unterschiedliche Motive, warum sich Leute beruflich selbstständig machen. Auch wenn der Erfolg nicht von allein kommt, sind die Chancen für einen gelungenen Start als Unternehmer oder Freiberufler hierzulande gut. Ein großer Vorteil sind vor allem die vielen Unterstützungshilfen für Existenzgründer, die es in Deutschland gibt. Dazu gehören finanzielle Hilfen, Beratungsangebote, Schulungen und vieles mehr. Trotzdem geht die Zahl der Firmengründungen immer weiter zurück. Einen wichtigen Grund dafür sehen Experten darin, dass die Deutschen Risiken eher scheuen. Das spiegelt sich auch in verschiedenen Befragungen wider. So meint zwar jeder dritte Deutsche, die nötigen Fähigkeiten für eine Selbstständigkeit zu besitzen. Fast der Hälfte dieser Gruppe fehlt aber der Mut, die Idee auch umzusetzen. Sie haben Angst, zu scheitern. In Ländern wie den USA oder Irland trauen sich hingegen viel mehr Menschen, diesen Weg einzuschlagen. Warum ist es für eine Volkswirtschaft wichtig, dass neue Unternehmen gegründet werden? Neue Firmen bringen häufig frische Ideen auf den Markt. So sorgen sie dafür, dass sich die Wirtschaft an Veränderungen anpasst. Deshalb spielen beispielsweise Gründungen rund um Informations- und Telekommunikationstechnologien und IT-Anwendungen sowie im Bereich Medizin und Umweltschutz eine wichtige Rolle. Darüber hinaus schaffen neue Unternehmen Arbeitsplätze. Auch wenn es am Anfang vielleicht nur einer ist, nämlich der des Gründers selbst. Simone Malz Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg

Icon: Designed by Freepik.com

Jan. /Febr. 2017, AUSGABE 42

Deutschland fehlen die Gründer

Eine Handelsblatt-Grafik mit Erklärungen für Schüler

Diesmal zum Thema

Existenzgründung

Die Rahmenbedingungen für Firmengründer sind in Deutschland gar nicht so schlecht – und dennoch trauen sich verhältnismäßig wenige, ein eigenes Business zu starten. H. C. Müller, I. Ahmad, A. Schorn, Auszug aus dem Handelsblatt vom 17.11.2016

Wenig Mut, viel Angst Anteil derer, die aus Angst, zu scheitern, keine Firma gründen wollen. 2015

1997

452 500 Firmengründungen

Italien

57 % 42 %

Deutschland

41 %

Frankreich*

35 %

Großbritannien

29 %

USA

Kind, such dir lieber einen richtigen Job

Grundgesamtheit: alle Befragten, die grundsätzlich eine Chance für eine Firmengründung sehen; *2014

Umfrage: Würden Sie Ihrem Kind empfehlen, ein Start-up zu gründen? Antworten in Prozent der Befragten

63 % Nein

Immer weniger trauen sich ... Zahl der gewerblichen Firmengründungen in Deutschland seit 1997

31 % Ja

6% Weiß nicht/ keine Angabe

2015

265 500 Firmengründungen

... aber die Rahmenbedingungen sind eigentlich gut

Experten-Umfrage: Wie gut sind die Rahmenbedingungen für deutsche Firmengründer? Differenz zum Industrieländer-Durchschnitt (bei der Bewertung der Bedingungen auf einer Skala von 1 bis 5)

Öffentliche Förderprogramme Engagement der Politik Regulierung, Steuern Zugang zu Finanzierungsmitteln Vorbereitung in der Schule Kulturelle Werte und Normen Quellen: Statistisches Bundesamt, IfM Bonn, KPMG, KfW, BMWi, GEM, Bitkom, Uni Trier, WHU, Uni Zürich, Eurostat, Start-up-Barometer Deutschland 2016

handelsblattmachtschule.de/newcomer

Schüler schreiben �ür Schüler

Jan./Febr. 2017, AUSGABE 42

Ein Supermarkt, in dem es keine Verpackungen gibt? Ein Schülerreporter hat sich das näher angesehen. Moritz Müller (Jahrgang 7), Pestalozzi-Gymnasium München

N

Moritz Müller begutachtet die Müsli-Zapfanlage.

eulich habe ich gelesen, dass jeder Mensch in Deutschland pro Jahr über 80 Kilogramm Lebensmittelverpackungen wegwirft. Kein Wunder: Im Laden ist ja auch alles eingeschweißt oder in großen Kartons verpackt. Seit Kurzem gibt es aber Supermärkte, die komplett auf Verpackungen verzichten. Ich finde die Idee gut, weil man so viel weniger Müll produziert. Neugierig, wie das funktioniert, habe ich mich auf den Weg zum Laden „Ohne“ in München-Schwabing gemacht. Anders, als ich erwartet hatte, kam ich nicht in eine kleine Bauernstube, sondern in ein großes, helles und gut sortiertes Geschäft. Es gab auch viel mehr Produkte, als ich dachte: trockene Lebensmittel wie Müsli, Haferflocken oder Nudeln, aber auch frisches Obst, Gemüse und Eier.

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Jeder Kunde darf eigene Gefäße für den Einkauf mitbringen. Diese werden erst leer und anschließend voll gewogen. Man bezahlt nur, was man gekauft hat. Das ist allerdings etwas teurer als in üblichen Supermärkten – vermutlich auch, weil „Ohne" biozertifiziert ist. Ich hatte keine Behälter dabei. Zum Glück konnte ich für mein Müsli aber vor Ort ein Leinensäckchen kaufen. Die Trockenprodukte sind in Glasbehältern gelagert. Unten ist eine Öffnung mit Drehschalter. Über einen Trichter füllen sich die Kunden die gewünschte Menge ab. „Wichtig ist, die Lebensmittelbehälter sauber zu halten“, sagt mir die Chefin, Christine Tauber. „Wir tragen beim Waschen und Befüllen Schutzkleidung.“ Derzeit gibt es in Deutschland erst rund 20 verpackungslose Supermärkte, aber es sollen mehr werden. Ich finde das toll. Die Atmosphäre ist angenehm, das Personal hilfsbereit, die Produkte sind gut und die Preise annehmbar. Außerdem macht es Spaß, etwas für die Umwelt zu tun. Ich werde dort jetzt öfter einkaufen. Wo es verpackungsfreie Supermärkte gibt, findet ihr hier: utopia.de/ratgeber/verpackungsfreier-supermarkt

Ins Ausland oder nicht? Freia Rose-Borsum, Lilly Sophie Sellere (Jahrgang 10), Newcomer Schülerredaktion Oldenburg

Viele Schüler stellen sich die Frage, ob ein Auslandsaufenthalt während der Schulzeit für sie infrage kommt. Die Dauer variiert je nach Land, Schulsystem und persönlichen Wünschen zwischen drei und zwölf Monaten. Für viele ist das eine sehr lange Zeit, in der sie aus ihrem Umfeld gerissen werden und eine völlig unbekannte Welt betreten. Wir haben uns einmal umgehört und zum Beispiel Bela befragt. Der 15-Jährige geht im Sommer für ein Jahr nach Argentinien. Derzeit hat er eher gemischte Gefühle, wenn er daran denkt. Er freut sich, hat aber auch Angst, den Anschluss zu verlieren – sowohl in der Schule als auch bei seinen Freunden. handelsblattmachtschule.de/newcomer

Schulbusse in den USA.

Friedrich Neddermeier vom Rotary Jugenddienst sieht einen Auslandsaufenthalt dagegen als persönlichen Gewinn: „Die Schüler verlieren kein Jahr, sondern gewinnen an Erfahrung, Persönlichkeit und Unabhängigkeit.“ Dies bestätigt Lea (17), die erst kürzlich ein Jahr in den USA war. Sie findet die Erfahrung unbezahlbar. Sie habe sich persönlich und sprachlich stark weiterentwickelt. Englisch beherrscht sie mittlerweile fast perfekt. Henriette Herrmann ist Lehrerin an einer Oldenburger Gesamtschule, die einen

dreimonatigen Austausch mit chilenischen Schülern organisiert. Frau Herrmann hat das Gefühl, dass Jugendliche heute weniger Zeit für Ausbildung und Studium haben. Da sei es eine tolle Chance, über die Zeit im Ausland Einblicke in eine fremde Kultur und Sprache zu bekommen. Grundsätzlich haben wir bei unseren Gesprächen festgestellt, dass man bei einem Auslandsaufenthalt viel Positives mit Herz, Kopf und Hand erfährt – egal um welchen Zeitrahmen es sich handelt. Fotos: privat; Taxiarchos228

Auszeit

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Jan. /Febr. 2017, AUSGABE 42

Stimmt es, dass …*

… Hacker unsere Wirtschaft lahmlegen können? Hans Kaminski (Direktor IÖB) und Dieter Fockenbrock (Chefkorrespondent Handelsblatt)

Impressum Herausgeber: Dieter Fockenbrock, V. i. S. d. P. (Handelsblatt) und Hans Kaminski (Institut für Ökonomische Bildung IÖB, Uni Oldenburg) Konzept: Katrin Eggert, Dieter Fockenbrock, Hans Kaminski, Michael Koch Redaktion: Melanie Rübartsch Artdirector: Saskia Ballhausen Objektleitung: Verena von Hugo Koordination: Maren Jung, Rebecca Lembke, Melanie Rübartsch Layout und Fotos: Sandra Janzsó, Corinna Thiel Englische Übersetzung: John Dalbey für PONS GmbH Verlag: Handelsblatt GmbH Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Ingo Rieper, Gerrit Schumann Kasernenstr. 67, 40213 Düsseldorf, Tel.: +49 (0) 211-887-0 Druck: kuncke druck GmbH,Kornkamp 24, 22926 Ahrensburg Mitarbeiter dieser Ausgabe: Moritz Müller, Lehrer und Schüler der Helene-Lange-Schule Oldenburg (Ortrud ReuterKaminski, Victor Borghardt, Hanne Hägele, Anton Herrschel, Emma Jensen, Marie Lügger, Tomma Otzen, Freia Rose-Borsum, Kaja Schönborn, Julia Schulte, Hanna Sczesny, Lilly Sophie Sellere, Imke Thomssen) Fragen und Feedback: [email protected] Handelsblatt Newcomer erscheint alle zwei Monate.

Die Welt wird immer vernetzter – und zugleich verletzlicher. Datenangriffe auf Firmen können uns empfindlich schaden.

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er Roman „Blackout“ von Marc Elsberg entwirft ein düsteres Szenario: Hacker schalten in Europa und den USA die Stromnetze ab. Bald darauf bricht die Wirtschaft zusammen. Fabriken stehen still, Tankstellen und Geldautomaten fallen aus, Telefone sind tot. Die Geschichte mag übertrieben sein – doch sie zeigt, wie verwundbar unsere zunehmend vernetzte Welt ist. In „Blackout“ manipulieren Hacker die intelligenten Stromzähler, die auch in Wirklichkeit bereits in vielen Kellern hängen. Aber auch in Fabriken oder Lagerhäuser zieht immer mehr digitale Technologie ein. Autos und Lastwagen sind längst rollende Rechenzentren. Und PCs stehen sowieso in jedem Büro. Einige Beispiele zeigen, was passieren kann. So liefen Anfang 2016 einige deutsche Krankenhäuser im Notbetrieb, weil schädliche Programme die Computer blockierten.

Lehrkräfte können den Handelsblatt Newcomer für ihre Schüler kostenlos bestellen: handelsblattmachtschule.de/newcomer

Handelsblatt Newcomer auf Englisch Schüler und Lehrer können eine englische Übersetzung des Handelsblatt Newcomers auf unserer Internetseite kostenlos als PDF herunterladen. Mehr Infos unter: handelsblattmachtschule.de/newcomer

In der Ukraine fiel Ende 2016 großflächig der Strom aus, weil Hacker das Netz attackiert hatten. Ende des vergangenen Jahres blieben auch fast eine Million Telekom-Kunden aufgrund eines Cyberangriffs ohne Internet oder Telefon. Wir stehen vor einem doppelten Problem: Die Angriffsfläche wird stetig größer und die Angreifer werden immer professioneller. Ein Szenario wie in „Blackout“ könnte also Wirklichkeit werden. Soll es aber nicht. Daher will die Politik zum Beispiel ein Gesetz verabschieden, das Krankenhäuser oder Firmen, die Stromnetze betreiben, dazu verpflichtet, sich besser zu schützen. Christof Kerkmann Handelsblatt Düsseldorf * Vorschläge für Stimmt-es-dass-Fragen könnt ihr uns gerne schicken an: [email protected]  Vorschläge für tv

Gewinnspiel Finde den richtigen Begriff. Die Antworten auf die einzelnen Rätselfragen stehen in diesem Handelsblatt Newcomer. Gehe anschließend auf handelsblattmachtschule.de/newcomer und trage das Lösungswort und deine E-Mail-Adresse ein. Zu gewinnen gibt es diesmal insgesamt 3 Virtual-Reality-Kopfhörer „Immerse Plus“. 1. 2. 3. 4.

uss: Einsendeschl 28.02. 2017

1. Welcher Begriff beschreibt den Schutz der inländischen Produktion? 2. Der neue US-Präsident ist Donald … Der nächste 2. Wie heißt das Spiel, das James Corden mit Prominenten spielt? HNewcomer 4. In welcher Stadt wird die Darts-Weltmeisterschaft ausgetragen? erscheint im März.

MITMACHEN – MITGEWINNEN

Einsendeschluss ist der 10.03.2017. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Erfolg!

Anmeldung: ab sofort

www.econo-me.de

Fotos: Sebastian Damberger; www.thumbsupuk.com; Icon: Designed by Freepik

Darin geht es unter anderem um die VERMÜLLUNG DER MEERE.

handelsblattmachtschule.de/newcomer

Finanzielle Bildung Januar/Februar 2017 EXTERNE SONDERVERÖFFENTLICHUNG der Initiative „Gemeinsam Finanzielle Bildung fördern“ im Handelsblatt Newcomer

Lasst uns über Geld reden

AUSGEZEICHNET

Theaterstück, Song, Gemüseverkauf – was sich Schüler zum Thema „finanzielle Bildung“ haben einfallen lassen. SEITEN II, III

Überall und ständig geht es in unserer Gesellschaft um Finanzen. Einen Kontoauszug interpretieren zu können, ist da ebenso wichtig, wie ein GoetheGedicht zu analysieren.

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JETZT BEWERBEN

Die neue Runde des „Preis für Finanzielle Bildung“ ist eröffnet. SEITE IV

Jugendliche und Finanzen

eld regiert die Welt. Ohne rück, und kann ich mein Geld sogar verMoos nix los. Der Rubel muss mehren? Ganz allgemein: Wie sichere rollen: alles weitverbreitete Reich meine finanzielle Grundlage? dewendungen. Aber genauso häufig Mit Geld umgehen zu können und Finanzielle heißt es auch: Über Geld spricht man zu verstehen, wie etwa der ZahlungsBildung sollte nicht. Professorin Claudia Wiepcke beginnen, sobald verkehr funktioniert, wird auch immer gefällt dieser Ausspruch gar nicht – im Kinder mit Geld wichtiger. Ein Grund dafür ist die ZunahGegenteil: Die Wirtschaftsdidaktikerin me von bargeldlosem und digitalisierumgehen, also meint, dass man viel, viel mehr über Fitem Bezahlen. „Online-Shopping oder zum Beispiel nanzen und wirtschaftliche Zusammen-Bezahldienste ermöglichen oft, sofort Taschengeld hänge sprechen müsste – vor allem mit zu kaufen und später zu zahlen. Dabei bekommen. Kindern und Jugendlichen. „Finanzielle steigt jedoch die Gefahr von ÜberschulAllgemeinbildung sollte beginnen, sodung“, mahnt Claudia Wiepcke. bald Kinder mit Geld umgehen, also Lernen sollten Jugendliche diese zum Beispiel Taschengeld bekommen“, Kompetenzen direkt in der Schule. Die sagt sie. Professorin wünscht sich sogar ein Doch was ist eigentlich finanzielle eigenes Schulfach Wirtschaft in allen Allgemeinbildung? Die Professorin verBundesländern. Nach einer Umfrage Claudia Wiepcke, steht darunter, den selbstbestimmten, Professorin des Marktforschungsunternehmens für Wirtschaftswissenschaften und ihre kompetenten und verantwortungsvollen GfK hätten auch 75 Prozent der SchüDidaktik an der Päd. Umgang mit Geld zu lernen. Tagtäglich Hochschule ler gern, dass mehr Wirtschaftsthemen Weingarten müssen wir schließlich Finanzentscheiim Unterricht durchgenommen werden. dungen treffen: Was muss oder will ich kaufen, und Wiepcke sieht allerdings ebenso die Familien in was kann ich mir leisten? Soll ich mir einfach ein- der Pflicht, Kindern Finanzentscheidungen und mal Kohle für das neue Computerspiel leihen, oder deren Bedeutung bewusst zu machen. Über Geld spare ich lieber darauf? Was lege ich für später zu- spricht man eben doch.

Das Interesse an Wirtschaft nimmt bei Jugendlichen zu. 8 25

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sehr stark stark etwas kaum gar nicht

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Fast zwei Dritteln der jungen Leute macht es sogar Spaß, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern. 32

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stimme voll und ganz zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu

Quellen: GfK-Jugendstudie; Bankenverband

IMPRESSUM: Externe Sonderveröffentlichung von „Gemeinsam Finanzielle Bildung fördern“, einer Initiative der TeamBank Nürnberg AG und den Volksbanken Raiffeisenbanken, Beuthener Straße 25, 90471 Nürnberg | V.i.S.d.P.: Manuel Mazoll | Layout: Saskia Ballhausen, Sandra Janzsó

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II SONDERSEITEN

Vom Theaterstück bis zur Schülerfirma Der „Preis für Finanzielle Bildung“ zeichnet Projekte aus, die das Wissen über Wirtschaft und Finanzen fördern. Rund 70 Prozent der bisherigen Preisträger waren Schulinitiativen. Die Gewinner zeigen: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, den Umgang mit Geld zu erlernen. Und das kann auch noch richtig Spaß machen.

30 Tage und 300 Euro Entwickle in 30 Tagen mit einem Startkapital von 300 Euro ein Geschäftsmodell, das nachhaltig ist und am Ende auch noch Gewinne abwirft: So lautet die Aufgabe, die die Delmenhorster-Jugendhilfe-Stiftung im Rahmen ihres Projekts „30 Tage – 300 Euro“ Schülern zwischen 8 und 18 Jahren stellt. Aufgeteilt in vier Projektphasen, sammeln die Schüler Informationen zum Thema Finanzen, entwickeln eine Projektidee und analysieren den Markt. Dann vermarkten sie ihr Produkt oder ihre Dienstleistung und machen schließlich Kassensturz. bit.ly/2hSo5XX

Ein Song über Geld Die Schulband „Next Generation“ der Seckenheim Werkreal- und Realschule in Mannheim hat ein eigenes Lied zum Thema „finanzielle Allgemeinbildung“ geschrieben. Der Song „Digitale Welt“ entstand im Rahmen des Workshops „Konsum geplant – Budget im Griff“ der Stiftung Deutschland im Plus. Der Stoff, den die Schüler dabei in Sachen Finanzen und eines verantwortungsvollen Umgangs mit Geld lernten, war die Grundlage für den Liedtext. Es geht vor allem darum, dass auch in der digitalen Welt eine Menge „Geldfresser“ lauern. bit.ly/2h0g3uU

Einen Song über den Umgang mit Geld zu schreiben, hat echt Spaß gemacht. Wir hoffen, dass wir damit auch andere Jugendliche zum Nachdenken bringen, die sich mit diesem Thema vielleicht noch nicht so viel auseinandergesetzt haben. Sophie Bauer, Mitglied der Schülerband „Next Generation“

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SONDERSEITEN III

Vorsicht, Schuldenfalle! Im Rahmen eines Schuldenpräventionsprojekts für Erfurter Schüler lernen Jugendliche verantwortungsvolles Konsumverhalten und beschäftigen sich ganz unmittelbar mit typischen Schuldenfallen. Live schlüpfen die Teilnehmer dazu an unterschiedlichen Orten in Erfurt selbst in die Rolle des Schuldners – etwa in einer Bank, bei einer Schuldnerberatung oder in einem Obdachlosenheim. So werden sie mit Wegen aus der Schuldenfalle, aber auch mit möglichen Konsequenzen einer weiteren Verschuldung vertraut gemacht. bit.ly/2hNkols

Die EU-Finanzkrise auf der Bühne Der grüne Daumen Aus der Idee, den Schulgarten neu zu gestalten, ist für Schüler der Mittelschule Ensdorf ein eigenes Wirtschaftsprojekt geworden: die Schülergenossenschaft „Der grüne Daumen“. Die Jugendlichen bauen Obst und Gemüse an, machen daraus Trockenobst, Müsli oder Marmeladen und kümmern sich anschließend um deren Verkauf. Die Schüler sammeln dabei Erfahrungen in Sachen Marktforschung, Kalkulation und Logistik und lernen, nachhaltig und wirtschaftlich zu handeln. bit.ly/2i9mq3e

Im Mittelpunkt des Theaterstücks „Projekt.Schuld“ der Hans-Böckler-Schule Fürth stand Europa. Die Schüler beschäftigten sich intensiv mit der wirtschaftlichen Situation in der EU und vor allem mit den Menschen, die unter der Finanzkrise leiden. Den Kontrast zwischen deren existenziellen Sorgen auf der einen und den Problemen der Schüler in Deutschland auf der anderen Seite hat die Theatergruppe auf die Bühne gebracht. Die Schüler stellten dar, welche Rolle der Staat, Banker, Schuldnerberater, die betroffenen Familien und schließlich Schüler mit ihrer ganz eigenen Wahrnehmung in der (Finanz-)Welt spielen. youtu.be/KC1X6MUcpvk

Wie im echten Wirtschaftsleben In Havelberg entwickeln sechs technologieorientierte Schülerfirmen im Rahmen des Schülerinstituts SITI ihre eigenen Produkte, produzieren und verkaufen sie. Wie in der echten Wirtschaft haben sie sich untereinander vernetzt und handeln als Kooperationspartner bei der Entwicklung und Vermarktung. Die Schüler müssen sich im Rahmen des Projekts unter anderem mit Preiskalkulation, Angebotserstellung, Rechnungslegung, Gewinn- und Verlust-Rechnung und Sponsorensuche beschäftigen. bit.ly/2hq1MIe

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Die Arbeit an dem Theaterprojekt hat die Schüler stärker für die Themen Finanzmarktkrise und EU sensibilisiert. Sie haben realisiert, wie gut es uns in Deutschland geht, und angefangen, ihr eigenes Konsumverhalten kritischer zu überdenken. Daniel Winning, Deutsch- und Geschichtslehrer an der Hans-BöcklerSchule Fürth und verantwortlich für das Theaterstück „Projekt.Schuld“

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IV SONDERSEITEN

Bewusst ausgeben Seit Ende Januar läuft die neue Bewerbungsrunde für den easyCredit „Preis für Finanzielle Bildung“.

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unge Leute leihen sich heute häufiger Geld als noch vor drei Jahren. Knapp jeder dritte der 14- bis 24-Jährigen hat schon einmal Schulden gemacht, zeigt eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK. Vor drei Jahren war es erst jeder fünfte. Hinzu kommt: Jugendliche und junge Erwachsene leihen sich nicht nur häufiger, sondern auch mehr Geld. Ein Leben nach dem Motto „Kannst du mir mal eben was leihen?“ kann aber zu ernsthaften Problemen führen. Überschuldung lautet das Fachwort dafür, dass man seine Miesen schlichtweg nicht mehr begleichen kann. Laut GfK-Studie sind immerhin sechs Prozent der befragten Jugendlichen schon einmal in dieser Situation gewesen – keine gute Ausgangslage für Menschen, die erst am Anfang ihres eigenen selbstständigen Lebens stehen. Laut Institut für Finanzdienstleistungen ist ein Auslöser für Überschuldung bei Jugendlichen eine fehlende finanzielle Allgemeinbildung. Mit anderen Worten: Um sich selbst zu schützen, müssen sich auch junge Menschen schon Gedanken machen, wie viel Geld sie eigentlich haben, woher sie es bekommen, wofür sie es ausgeben wollen und welche Folgen das hat. Beispiel: Das neue Smartphone soll her. Nun könnt ihr sparen, bis ihr das Geld zusammenhabt – oder euch den Betrag leihen, damit ihr sofort zum Laden gehen könnt. Dann müsst ihr in Kauf nehmen, dass ihr bei Eltern, dem Verkäufer

Auf Pump

oder einer Bank Schulden macht und eventuell zusätzliche Kosten, wie Kreditzinsen, anfallen. Bei solchen Abwägungen solltet ihr auch im Hinterkopf haben, welche Ziele ihr allgemein im Leben habt. Wo wollt ihr stehen in drei, fünf oder zehn Jahren? Eine Ausbildung starten, studieren oder erst einmal reisen? Und wie wirkt sich das auf eure Finanzen aus? Projekte, die finanzielle Allgemeinbildung fördern, unterstützt die TeamBank, die hinter der Privatkredit-Marke easyCredit steht, mit ihrem „Preis für Finanzielle Bildung“. Seit dem 23. Januar läuft die Bewerbungsphase für die neue Runde (siehe rechts). Die Projekte sollen eine neue Perspektive für Wirtschaft und Finanzen eröffnen und Vorbild für Nachahmer sein. Seit 2010 haben bereits 3 800 Projekte eine Förderung erhalten. Bei rund 70 Prozent waren Schulen involviert. Dabei müssen es nicht unbedingt große Aktionen wie Schülerfirmen sein, die gewinnen. „Auch über Haushaltsbücher, die Schüler führen, ein Quiz auf dem Schulhof oder das Organisieren eines Klassenfestes lernen Jugendliche einfach und spielerisch den Umgang mit Geld“, sagt Alexander Boldyreff, Vorstandsvorsitzender der TeamBank. Für ihn ist ein weiterer Pluspunkt solcher Projekte, dass die Schüler zugleich Eigenverantwortung, Teamfähigkeit und strukturiertes Arbeiten erlernen.

Beinahe jeder dritte Jugendliche bzw. junge Erwachsene Anlass der Schulden 7

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Auto kaufen 4

Lebensunterhalt 3

Kleidung / Schmuck Essen / Trinken

2

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Luxusgüter kaufen

2

Ausbildung / Lehre / Schule Immobilien

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Reisen / Urlaub

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Sonstiges

Infos zur Bewerbung

Wer darf sich anmelden? Institutionen, Schulen, Vereine, Verbände und Banken Anmeldephase: 23.1. bis 10.3.2017 Online-Abstimmung: 23.3. bis 21.4.2017 Preise: Die Top-50-Projekte der OnlineAbstimmung erhalten jeweils 3.000 Euro, weitere 100 Projekte jeweils 1.000 Euro. Aus den Top-50-Projekten wählt eine Jury nochmals die besten fünf Projekte aus, die eine zusätzliche Prämie in Höhe von 5.000 Euro erhalten. Die Preisverleihung findet am 17.5.2017 in Nürnberg statt. Mehr Infos: finanzielle-bildung-foerdern.de

hatte schon einmal Schulden.

Technische Geräte

DER „PREIS FÜR FINANZIELLE BILDUNG“

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Tipp: Hier erklären auch Alex und Nico von TheSimpleClub, wie sie mit dem Thema Finanzen umgehen!

Quellen: GfK-Jugendstudie; Bankenverband

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