e - Newsletter im Rahmen der ESF-Aktion

Lehrerfort– und Lehrerweiterbildung THEM EN IN DIESER AUSGABE:

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Vorwort

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Die ESF-Aktion

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Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, in einer sich stetig verändernden Bildungslandschaft sind Lehrkräfte nicht mehr

Projektvorstellungen

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bloß Wissensvermittler, sondern auch (Klassen-)Manager, Berater, Coaches, Mediatoren und Sozialpädagogen. Die komplexen Anforderungen an dieses Berufsfeld machen den andauernden Er-

Projektvorstellung en détail: FeSA

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Kurzanalyse: Demografie & Lehrerbildung

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werb von Wissen und Kompetenzen sowie die ständige fachliche wie persönliche Weiterentwicklung notwendig. Daher ist das Konzept des Lebenslangen Lernens gerade bei Lehrkräften essentiell, da sie eine gestaltende Mittlerfunktion zwischen Jugendlichen/ jungen Erwachsenen und der Gesellschaft einnehmen. Diesem Umstand trägt auch die Europäische Union (EU) Rechnung. Im Rahmen des Lissabon-Ziels, die EU zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen, ist die Förderung des Humankapitals und damit der Aufbau noch hochwertigerer Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung prioritär. Die Lehrerausbildung und (berufsbegleitende) Lehrerweiterbildung sind Kernelemente, um eine nachhaltige Verbesserung der Bildungssysteme zu erreichen. Die Wichtigkeit der Lehrerbildung wurde auch vom Rat der EU im November 2006 bestätigt. So stellte er fest, dass „die Motivation, die Fähigkeiten und Kompetenzen der Lehrer […] Schlüsselfaktoren für hochwertige Lernergebnisse [sind]“. (Schlussfolgerung des Rates; 2006/C 298/03; S. 2). Das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) knüpft an diese Zielstellungen der Lissabon-Agenda mit der Aktion „Lehrerfort- und

IMPRESSUM

Lehrerweiterbildung“ an. Gefördert durch den Europäischen Sozialfonds führt das LISA seit 2008 Projekte zur Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften in Sachsen-

Herausgeber LISA © 2009 Riebeckplatz 09 ▪ 06110 Halle/Saale [email protected] http://www.lisa-halle.de

Anhalt durch. Auch wir wollen die neuen Kommunikationsmedien nutzen und der interessierten Öffentlichkeit Einblicke in die Umsetzung der Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ geben. Wir freuen uns daher, Ihnen unseren ersten e-Newsletter zu präsentieren. In dieser Ausgabe wollen wir die Chance wahrnehmen, Ihnen unsere

Redaktion Dr. Christine Engelmann Christian Hiepe [email protected]

ESF-Aktion -insbesondere deren pädagogische Schwerpunkte- zu präsentieren so-

Layout Christian Hiepe [email protected]

wicklungen in der Lehrerbildung zu veröffentlichen.

wie Projekte der Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung vorzustellen. Zudem wird der Newsletter als Plattform dienen, um Analysen zu aktuellen EntIn diesem ersten e-Newsletter wird der Nutzen und Einfluss der ESF-Aktion „Lehrerfort– und Lehrerweiterbildung“ auf den demographischen Wandel in Sachsen-Anhalt thematisiert werden.* Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Dr. Siegfried Eisenmann Dr. S. Eisenmann -Präsident des LISALISA © 2009

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Die ESF-Aktion -Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung im Zeichen des europäischen Sternenbanners1. Der ESF in Sachsen-Anhalt Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist eines der wichtigsten Finanzinstrumente der europäischen Regionalpolitik. Mit Hilfe des ESF werden die Beschäftigungsmöglichkeiten in den Regionen Europas nachhaltig verbessert, um den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in der EU zu fördern. Um diese Zielstellung zu erreichen, werden im Förderzeitraum 2007-2013 in Sachsen-Anhalt rund 644 Millionen Euro zum Einsatz kommen. Gemäß des Operationellen Programms des Landes Sachsen-Anhalt verteilen sich diese finanziellen Mittel auf vier thematisch ausgerichtete Prioritätsachsen, die Impulse für Wachstum und Beschäftigung innerhalb des Landes setzen. Durch die Bereitstellung von 285 Millionen Euro wird im Rahmen der Prioritätsachse B angestrebt, das Humankapital im Land Sachsen-Anhalt zu verbessern. Das konkrete Anliegen ist es, eine bessere Ausbildungs- und Bildungsfähigkeit Jugendlicher und junger Erwachsener vom vorschulischen bis zum allgemeinbildenden Bereich sicherzustellen.

Sachsen-Anhalt entwickelt und umgesetzt. Die Leitung und Durchführung der Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ erfolgt im Auftrag des Kultusministeriums am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA).

3. Die Förderschwerpunkte der ESF-Aktion In Anlehnung an die Lissabon-Agenda verfolgt die ESF-Aktion die übergeordneten Ziele, die Qualität des Fremdsprachenunterrichts zu erhöhen, den aufgrund der demografischen Entwicklung veränderten schulformspezifischen Bedarf beim Lehrpersonal zu befriedigen sowie die Mobilität im Schulbereich zu verbessern. Daraus ergeben sich folgende Schwerpunkte, die prioritär im Rahmen der Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ gefördert werden: Fortbildungen für Lehrkräfte der Unterrichtsfächer Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch sowie Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte, die fachfremd Fremdsprachenunterricht erteilen, Fortbildungen zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit der Lehrkräfte nichtsprachlicher Fächer in Bezug auf Sprachen der EU, Fort- und Weiterbildungen von Lehrkräften mit dem Ziel einer größeren und schulformübergreifenden Verwendungsbreite, Weiterbildungen für Lehrkräfte berufsbildender Schulen im berufstheoretischen und fachpraktischen Bereich,

2. Das Anliegen der ESF-Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ Die ESF-Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ ist eine Maßnahme der Prioritätsachse B, welche mittelbar darauf abzielt, das Bildungsniveau von Schülerinnen und Schülern in Sachsen-Anhalt zu erhöhen und damit langfristig Jugendlichen und jungen Erwachsenen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Durch die ESF-Aktion werden additive Fort- und Weiterbildungen in ausgewählten Bereichen für Lehrkräfte des Landes

Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte im Förderschulbereich, Fortbildungen für Trainings mit klassen- und schulabschlussgefährdeten Schülern, Fortbildungen für Schulleiterinnen und Schulleiter aller Schulformen, für Mitglieder schulinterner „Steuergruppen zur Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung schulischer Arbeit“ und zur Qualifizierung von Schulentwicklungsmultiplikatoren **

Call for Ideas - Aufforderung zur Einreichung von Projektideen Sie sind eine öffentlich-rechtliche Einrichtung im schulischen Bildungsbereich des Landes Sachsen-Anhalt? Sie haben eine Projektidee für Lehrerfort- und Lehrerweiterbildungen, die sich an den Förderschwerpunkten ausrichtet, und wollen diese gemeinsam mit dem LISA realisieren? Im Rahmen der ESF-Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ sind wir auf der Suche nach weiteren innovativen und praxisrelevanten Projektideen, die eine nachhaltige Verbesserung der Lehrerbildung in Sachsen-Anhalt bewirken. Gerne beraten wir Sie, wie Ihre Projektidee in Kooperation mit dem LISA in die Realität umgesetzt werden kann. Ihre Ansprechpartner im LISA sind:

Pädagogische ESF-Projektkoordination

Finanzielle ESF-Projektkoordination

Dr. Christine Engelmann 0345/2042-345

Christian Hiepe 0345/2042-191

Martin Spieß 0345/2041-327 [email protected]

Dirk Wendt 0345/2041-248 [email protected] Foto: LISA ©2009

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Projektvorstellungen Integrative Bildung in der Grundschule Mit dem Beginn dieses Schuljahres haben sich 22 Grundschulen in SachsenAnhalt auf den Weg begeben, um Kinder mit ihren individuellen Begabungen und Bedürfnissen sowie ihren sonderpädagogischen Förderbedarfen in integrativen Lernsituationen wohnortnah zu unterrichten. Am 4.August 2009 wurden im Kultusministerium in Magdeburg die 38 Grundund Förderschullehrer/-innen begrüßt, die an dem von der EU geförderten und diesen Weg begleitenden Fortbildungskurs zur integrativen Bildung an Grundschulen teilnehmen werden. Erstmals werden gesicherte Partnerschaften von Grund- und Förderschullehrer/-innen gebildet, um gemeinsam in differenziert zusammengesetzten Grundschulklassen fördernd tätig zu sein. Die Fortbildung als Tandemqualifikation orientiert auf die Stärken des pädagogischen Teams, das in gemeinsamer Arbeit die Kinder in heterogenen Lerngruppen unterstützt und stärkt, das darüber hinaus Schulversagen zu verhindern sucht und die Bildungschancen des Einzelnen durch geeignete Förderung zu verbessern vermag. In diesem Pro-

zess erfolgt eine beratende Begleitung an den Grundschulen durch die Referenten.

Projektleiterin Dr. Ricarda Hübner (m.) im Kurs Foto: LISA © 2009

Das gemeinsame Lernen von Kindern mit differenzierten individuellen Förderbedarfen auf der einen und die reflektive gemeinsame Arbeit der Grund- und Förderschullehrer/-innen auf der anderen Seite bilden die Basis aller inhaltlichen Schwerpunkte, denen sich die Fortbildungsveranstaltungen thematisch unterordnen. Neben fachlich gebundenen Schwerpunkten zur didaktischen und pädagogischen Nutzung von Heterogenität im Unterricht, zur Kooperation und Teamarbeit, zu ausgewählten Förderschwerpunkten und ihrer Diagnostik geben die Fortbildungsveranstaltungen die Möglichkeit zu einer veränderten Sicht auf Schule und Förderung. Im

professionsübergreifenden Erfahrungsaustausch wird somit die Möglichkeit gegeben, die differenzierte Arbeit in heterogenen Lerngruppen zu reflektieren, Fördermöglichkeiten zu analysieren und zu diskutieren. Der Weg zu einer barrierefreien und inklusiven Schule, einer Schule für alle Kinder, ist das allgemeine gesellschaftliche Ziel und Forderung der UNKonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Projektteilnehmer/-innen des Kurses Foto: LISA © 2009

Die einjährige Fortbildung umfasst 150 Stunden und begleitet die beteiligten Lehrer/-innen auf diesem gemeinsamen Weg in Theorie und Praxis.***

Qualifizierung von Schulentwicklungsmultiplikatoren/-innen Mit der Festschreibung der Schulprogrammarbeit im Schulgesetz von Sachsen -Anhalt stellte sich die Frage, wie man Schulen bei der Erarbeitung und Umset-

Projektmitarbeiterin Petra Hübner (r.) im Kurs Foto: LISA © 2009

zung ihrer Programme unterstützen könnte. Auf Initiative des Kultusministeriums wurde am LISA eine über ESF-Mittel finanzierte Qualifizierungsmaßnahme ins Leben gerufen, innerhalb derer 21 Lehrkräfte und Pädagogische Mitarbeiter/innen zu Schulentwicklungsmultiplikatoren/-innen weitergebildet werden. Ihre

Aufgabe wird darin bestehen, Schulleitungen und Steuergruppen in der Schulentwicklungsarbeit zu beraten und ihr Wissen bei der Unterrichts-, Organisations- und Personalentwicklung einzubringen. Sie sollen Veranstaltungen mit Prozessverantwortlichen moderieren und verschiedene Maßnahmen zur Schulentwicklung koordinieren. Die im August 2008 begonnene Qualifizierung umfasst einen Zeitraum von zwei Jahren und gliedert sich in 240 Stunden theoretischer Ausbildung und 60 Stunden Erprobung in der Schule. Im Rahmen der Weiterbildung werden Themen wie die Planung und Evaluierung von Veränderungsprozessen, Schule als lernende Organisation und Selbstmanagement behandelt. Neben dem erforderlichen Fachwissen sollen die Teilnehmer/-innen aber vor allem Kompetenzen im Bereich der Kommunikation und Moderation erwerben, da eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin bestehen wird, alle am Prozess der Schul-

entwicklung Beteiligten miteinander ins Gespräch zu bringen. In der Erprobungsphase sammeln die Teilnehmer/-innen erste Praxiserfahrungen an ausgewählten Schulen und werten diese mittels Supervision aus.

Projektleiterin Elke Mächler im Kurs (m.) Foto: LISA © 2009

Die Qualifizierung endet nach erfolgreich bestandenen Prüfungen und einer Präsentation mit einem Zertifikat. Neben Projektleiterin Elke Mächler sind Petra Hübner und Martina Zehnpfund verantwortlich für die inhaltliche und organisatorische Gestaltung des Kurses.***

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Projektvorstellung en détail Führungskräfteentwicklung für Schulen in Sachsen-Anhalt (FeSA) 1. Hintergrund des Projektes Angesichts der demografischen Entwicklung in Sachsen-Anhalt und der daraus resultierenden Altersstruktur der Schulleitungen hat das Kultusministerium eine Initiative zur Gewinnung und Qualifizierung von Führungskräften für öffentliche Schulen gestartet. Für deren konzeptionelle, inhaltliche und organisatorische Gestaltung wurde am LISA in Halle eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Auf der Grundlage eines in Thüringen entwickelten Konzeptes organisieren Projektleiter Norbert Ryl, Claudia Schapitz, Sabine Schmidt und Siegfried Göschel die systematische Professionalisierung potentieller Schulleitungsmitglieder. Die Fortbildungsmaßnahme richtet sich an Führungskräfteentwicklung für Schulen in Sachsen-Anhalt Koordinierungsstelle

Lehrkräfte aller Schulformen, die Interesse daran haben, sich beruflich weiter zu entwickeln und sich vorstellen können, perspektivisch eine leitende Tätigkeit zu übernehmen. 2. Konzeptionelle Umsetzung Die Fortbildungsmaßnahme ist als aufsteigendes Vier-Phasen-Modell konzipiert. In der Orientierungsphase steht die Reflexion persönlicher Kompetenzen und Interessen im Mittelpunkt. Unter anderem wird den Lehrkräften mit Hilfe eines onlinegestützten Self-Assessments die Möglichkeit geboten, ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Vergleich mit den Anforderungen an Schulleitungsmitglieder zu analysieren. Die 2. Phase beginnt Anfang 2010 und erstreckt sich über einen Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren. Die Teilneh-

mer werden mit relevanten Arbeitsfeldern der Schulleitung vertraut gemacht, erwerben Kenntnisse zu Führungshandeln und setzen sich mit der Rolle als pädagogische Führungskraft auseinander. In den einzelnen Modulen werden theoretische und wissenschaftlich fundierte Grundlagenkenntnisse vermittelt. Mit der Realisierung eines persönlichen Projektes setzen sich die Teilnehmer/innen mit ausgewählten Aufgaben einer Führungskraft auseinander. Phase 3 und 4 richten sich dann an Schulleitungsmitglieder in den ersten Jahren nach der Übernahme einer Leitungstätigkeit und beinhalten deren Unterstützung im neuen Tätigkeitsfeld und die Bildung von Netzwerken.

3. Projektbeginn Mehr als 350 Teilnehmer/-innen kamen zu der zentralen Auftaktveranstaltung, die am 13. Juni 2009 im Audimax der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Anwesenheit von Staatssekretär Winfried Willems stattfand. Nach einem Vortrag von Prof. Dr. Stephan Huber von der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz tauschten die Teilnehmenden in 17 Workshops ihre Vorstellungen über die Rolle und das Selbstverständnis von Schulleitung aus. Auftaktveranstaltung im Audimax der MLU Halle Foto: LISA © 2009

„Angesichts der steigenden Anforderungen an Schulleiter und der […] Schwierigkeiten bei der Besetzung von Schulleiterposten wäre es auch vorteilhaft, wenn Lehrkräfte die Gelegenheit hätten, Führungsfähigkeiten zu erwerben, weiterzuentwickeln und anzuwenden.“ Europäische Kommission; KOM(2007)393

Vorwort von Staatssekretär Willems Foto: LISA © 2009

4. Aktuelles Im gegenwärtig laufenden 3. Modul wird den Teilnehmern/-innen die Möglichkeit geboten, sich durch intensive Gesprächskontakte mit erfahrenen Schulleitungsmitgliedern einen Eindruck über deren Aufgabenbereiche und Tätigkeitsfelder zu verschaffen. In kleineren Gruppen wird erörtert, welche Konsequenzen Veränderungen in persönlichen Professionen mit sich bringen können.****

Weitere Informationen: Koordinierungstelle Führungskräfteentwicklung am LISA tel.: mailto: on-line:

0345/2042-308 [email protected] http://www.lisa-halle.de

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Kurzanalyse Demografie & Lehrerbildung (I) -Demografie-relevante Aspekte der ESF-Aktion Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung1. Die Folgen des demografischen Wandels in der schulischen Bildungslandschaft Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden sich zu einer der größten Herausforderungen für die zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Sachsen-Anhalts entwickeln. Demografische Prozesse wie das Absinken der Einwohnerzahl, die stetige „Veralterung“ der Gesellschaft sowie die Abwanderung werden sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahrzehnten drastisch verschärfen. (Vgl. Landesregierung SachsenAnhalt:2004; S. 5) Die Konsequenzen des demografischen Wandels lassen sich bereits seit den frühen 1990er Jahren in der schulischen Bildungslandschaft feststellen. So hat sich die Anzahl der Schüler/-innen im Land mehr als halbiert. Betrug die Schüleranzahl im Schuljahr 1994/95 noch 392.991, lag sie im Schuljahr 2008/09 bei 175.575. (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt:1994/95, 2008/09). Angesichts dieser Tatsache und den damit verbundenen Veränderungen in der Bildungsinfrastruktur muss der Einsatz von Fördermitteln gerade in diesem Bereich auch unter demografie-sensiblen Gesichtspunkten erfolgen. Die Veränderungen im Schulbildungssystem, seien es inhaltliche Veränderungen oder die Schließung von rund 600 Schulstandorten (Vgl. Statistisches Landesamt:1994/95, 2008/09), erfordern von den Lehrkräften ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsbereitschaft. Hinzu kommt die ungünstige Altersstruktur des Lehrkörpers in Sachsen- Anhalt. Das Durchschnittsalter der Lehrkräfte liegt bei knapp 50 Jahren, d. h. ihr Studium liegt oft mehr als 20 Jahre zurück. In dieser Zeit haben sich fachliche Inhalte sowie Unterrichtsmethodik und -didaktik verändert und weiterentwickelt, so dass eine verstärkte Fort- und Weiterbildung gerade der älteren Lehrkräfte im Sinne einer Qualitätsverbesserung des Unterrichts zwingend notwendig ist. Vor diesem strukturellen Hintergrund erscheint es dringend erforderlich, dass das Land Sachsen-Anhalt dem demografischen Wandel entgegensteuert bzw. dessen Effekte abmildert. Ein Ansatzpunkt ist die demografiesensible Ausrichtung der europäischen Förderinstrumente, die im Land eingesetzt werden. Nachfolgende Analyse prognostiziert, in welcher Form sich die Projekte der ESF-Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ positiv auf den demografischen Wandel im Land auswirken könnten. 2. Die tendenziellen demografie-relevanten Veränderungen der ESF-Aktion Durch die ESF-Aktion können sowohl kurz- bzw. mittelfristige als auch langfristige demografie-relevante Veränderungen forciert werden.

a) Kurz- und mittelfristige Auswirkungen Die mehr als 20 bisher initiierten und durchgeführten Projekte mit über 800 Teilnehmern/-innen tragen in unterschiedlichster Art und Weise demografie-relevanten Aspekten Rechnung. Ganz im Sinne des Lebenslangen Lernens sind fremdsprachliche Qualifizierungsmaßnahmen, die dem ersten und zweiten Förderschwerpunkt entsprechen, zu sehen. Neben Projekten zur stetigen Erhöhung der fremdsprachlichen und interkulturellen Kompetenz von Fremdsprachenlehrkräften beginnt 2010 ein Projekt, bei dem Lehrkräfte nichtfremdsprachlicher Fächer in einem 30stündigen Vorbereitungskurs im Inland und einem einwöchigen Intensivkurs in Großbritannien ihre Englischkenntnisse auffrischen sollen, um den Anforderungen des immer weiter zusammenwachsenden Europas, u. a. bei Schulpartnerschaften und Schüleraustauschen, gewachsen zu sein. Diese Maßnahme soll auch dem Ausgleich regionaler Strukturdefizite dienen. Da sich aufgrund der demografischen Entwicklung der schulformbezogene Personalbestand verschiebt, soll durch gezielte Fort- und Weiterbildungen die Verwendungsbreite der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte erhöht werden. So begannen 2009 zwei Kurse für Lehrkräfte von Sekundarschulen und Gymnasien, die an Berufsbildenden Schulen unterrichten und sowohl in Berufspädagogik als auch in den entsprechenden Berufsbereichen weitergebildet werden. Aufgrund der großen Nachfrage wird es im nächsten Schuljahr weitere Kurse dieser Art geben. Da Schulleitungsmitglieder als Führungskräfte eine hohe Verantwortung für den Erfolg von Bildungs- und Erziehungsprozessen tragen, bildet ihre Qualifizierung einen eigenen Förderschwerpunkt. Mehrere Projekte sollen ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen erweitern helfen. Neben der Qualifizierung von bereits amtierenden Schulleitungsmitgliedern, wie im Projekt „Vom Verwalten zum Gestalten“ , gilt der Blick vor allem zukünftigen Funktionsträgern. Bereits heute sowie verstärkt in naher Zukunft führt die demografische Entwicklung in Sachsen-Anhalt und die daraus resultierende Altersstruktur schulischer Führungskräfte zu einem erhöhten Bedarf an qualifiziertem Schulleitungspersonal.

**Fortsetzung auf Seite 6**

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Demografie & Lehrerbildung (II) -Demografie-relevante Aspekte der ESF-Aktion Lehrerfort- und LehrerweiterbildungUm dem absehbaren Mangel an Schulleitungsmitgliedern entgegen zu treten, hat das Kultusministerium das Projekt „Führungskräfteentwicklung für Schulen in Sachsen-Anhalt (FeSA, vgl. S. 4)“ initiiert; eine der größten Maßnahmen im Rahmen der ESF-Aktion. Es wendet sich explizit an jüngere Lehrkräfte, welche Ambitionen haben, als zukünftige Schulleitungsmitglieder mehr Verantwortung an Schulen in Sachsen- Anhalt zu übernehmen. Damit wird jungen Lehrkräften eine Chance zur weiteren Entwicklung ihrer Karriere geboten, womit auch sichergestellt werden soll, dass sie in Sachsen-Anhalt bleiben und nicht in andere Bundesländer abwandern, die Lehrkräften z. T. bessere Bedingungen bieten. Positiv ist zu vermerken, dass an dieser Fortbildung fast doppelt so viele Frauen wie Männer teilnehmen (245 Lehrerinnen, 125 Lehrer), so dass der demografiesensible Aspekt der Verbesserung der Aufstiegschancen von Frauen hier in besonderem Maße zum Tragen kommt. Auch andere Projekte im Rahmen der ESF-Aktion dienen der Erhöhung der Qualität der Schulen und leisten somit ihren Beitrag, den Standort Sachsen-Anhalt attraktiver zu machen. So erhalten einige Schulen Unterstützung bei der Gestaltung anspruchsvoller und nachhaltiger Bildungskonzepte durch direkte Fortbildung ihrer Lehrkräfte im Rahmen des Projektes „Qualitätsentwicklung in Schulen“. Dahingehend werden zudem 23 Schulentwicklungsmultiplikatoren/-innen ausgebildet, die Schulen dabei helfen werden, ihr Profil zu schärfen, indem sie bei der Erarbeitung und Umsetzung von Schulprogrammen beraten. Drei Ganztagsschulen in Stendal und Salzwedel gestalten eine gemeinsame Fortbildung zur Erhöhung der Unterrichtsqualität durch kooperative Lernformen. Da gerade diese Schulform einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellt, ist es wichtig, ihre Attraktivität durch verbesserte Unterrichtskonzepte zu erhöhen. b) Langfristige Auswirkungen Neben kurz- und mittelfristig wirkenden ESFMaßnahmen, die sich im sachsen-anhaltischen Bildungssektor niederschlagen, kann auch ein langfristiger Beitrag der Aktion „Lehrerfort- und Lehrerweiterbildung“ zum demografischen Wandel in Sachsen-Anhalt prognostiziert werden. In der Wissensgesellschaft ist das Gut „Bildung“ ein Kernelement des Wettbewerbs. Die erfolgreiche Umsetzung der ESF-Aktion ermöglicht die Optimierung der Schulausbildungsphase und entspricht damit dem Wunsch der Wirtschaft nach gut ausgebildeten Jugendlichen, um den regionalen Arbeitskräftebedarf an der 1. Schwelle zu befriedigen.

3. Fazit: Der demografische Nutzen der Lehrerbildung Festgestellt werden kann, dass die Förderung und Qualifizierung von Lehrkräften unmittelbar der Steigerung von Qualität und Wirksamkeit des Schulbildungssystems dient und direkt den Schülerinnen und Schülern zugute kommt, die die wichtigste Ressource unseres Landes darstellen. Ihre Bildung und damit ihre Berufschancen zu verbessern, ist ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels. Mittelbar entspricht die ESFAktion den Handlungserfordernissen des demografischen Wandels, indem sie die Nachfrage der Unternehmen in Sachsen-Anhalt nach qualifizierten jungen Erwachsenen bedient und damit auch Abwanderungseffekte mindert. *****

Weitere Informationen & Quellen: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Machbarkeitsstudie: Demografie-TÜV für die Umsetzung der operationellen Programme EFRE, ESF und ELER 2007.2013 in Sachsen-Anhalt; Halle/Saale 2007 Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Allgemeinbildende Schulen: Schuljahr 2008/09 - Schuljahresstatistik LSA; Halle/Saale 2009 Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Allgemeinbildende Schulen: Schuljahr 1994/95 - Schuljahresstatistik LSA; Halle/Saale 1995