Du verstehst mich nicht... : Kommunikationsprobleme und Lernprozesse in interkulturellen Partnerschaften

Geisteswissenschaft Savita Caroline Umoette Du verstehst mich nicht... : Kommunikationsprobleme und Lernprozesse in interkulturellen Partnerschaften...
Author: Uwe Zimmermann
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Geisteswissenschaft

Savita Caroline Umoette

Du verstehst mich nicht... : Kommunikationsprobleme und Lernprozesse in interkulturellen Partnerschaften

Magisterarbeit

MAGISTERARBEIT VORGELEGT DER FAKULTÄT FÜR SOZIAL- UND VERHALTENSWISSENSCHAFTEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG IM FACH ETHNOLOGIE

   

DU VERSTEHST MICH NICHT... KOMMUNIKATIONSPROBLEME UND LERNPROZESSE IN INTERKULTURELLEN PARTNERSCHAFTEN

SAVITA CAROLINE KÜTHE

OKTOBER 2000

Für meine Mutter Beate, die mir Offenheit und Neugier gegenüber anderen Kulturen vermittelte. Für meinen Mann Amadou, durch den ich täglich daran erinnert werde, eigene kulturelle Werte zu relativieren.

INHALTSVERZEICHNIS

1

EINLEITUNG:

1

2

BEGRIFFSKLÄRUNG

8

2.1

Interkulturelle Partnerschaft

8

2.2

Interkulturelle Kommunikation

9

3

INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION

3.1

Verbale Kommunikation

12 14

3.1.a.

Sprache

16

3.1.b.

Sprachliche und grammatische Kategorien

18

3.1.c.

Konnotation

21

3.1.d.

Kommunikationsprobleme und Paartheraphie

23

3.2

Nonverbale Kommunikation

24

3.2.a.

Gestik

26

3.2.b.

Mimik

28

3.2.c.

Paralinguistik

30

3.3

4

Zusammenfassung

WAHRNEHMUNGS-, DENK- UND HANDLUNGSMUSTER

4.1

Wahrnehmungskonzepte

31

32 35

4.1.a.

Unterschiedliche Konzepte von Zeit

37

4.1.b.

Wahrnehmung von Raum und Körperdistanz

42

4.2

Denk- und Handlungsmuster

44

4.2.a.

Das Denken

46

4.2.b.

Beziehungskonzepte und -erwartungen

47

4.2.c.

Konfliktverhalten

52

4.3

Zusammenfassung

55

5

LERNPROZESSE

5.1

Tsengs interkulturelle Partnerschaftsarrangements

57 59

5.1.a.

Das einseitige Arrangement

60

5.1.b.

Das alternative Arrangement

60

5.1.c.

Das kreative Arrangement

61

5.1.d.

Zusammenfassung

62

5.2

Primäre und sekundäre Sozialisation

63

5.3

Interkulturelles Lernen in der Partnerschaft

64

5.3.a.

Kommunikation

67

5.3.b.

Rollenverhalten und -erwartungen

69

5.3.c.

Getrennte Lebensbereiche und der Freundeskreis

71

5.4

Zusammenfassung

73

6

SCHLUß

74

7

LITERATURVERZEICHNIS:

79

8

ANHANG

83

I do my thing, and you do your thing. I am not in this world to live Up to your expections. And you are not in this world to live up to mine. You are you , and I am I, And if by chance, we find each other, it´s beautiful. If not, it can´t be helped. Frederick S. Perls

Du verstehst mich nicht...: Kommunikationsprobleme und Lernprozesse in interkulturellen Partnerschaften

 (LQOHLWXQJ Im Zeitalter der Globalisierung chatten wir im Internet mit Menschen am anderen Ende der Welt, fliegen in wenigen Stunden von Paris nach New York und bereisen ferne Länder, von denen vor hundert Jahren nur Missionare, Feldherren oder Forscher berichtet haben. Da die Entfernung zwischen den Kontinenten so einfach und schnell wie nie zu zurückgelegt werden kann, wächst auch die Zahl der sich aus interkulturellen Begegnungen entwickelnden Partnerschaften. Kommunikation als Basis für menschliches Zusammenleben erhält durch das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen eine noch größere Bedeutung bei interkulturellen Paaren. Meine eigenen Erfahrungen - aus einer deutsch-afrikanischen Ehe und früheren interkulturellen Beziehungen - konfrontieren mich immer wieder mit 'Mißverständnissen' jeder Art. So wurde mein Interesse für die Bedeutung von interkultureller Kommunikation - also von Meinen und Verstehen geweckt. Ein typisches Beispiel für solche Mißverständnisse erlebte ich in meiner Familie: Zu Besuch bei meiner Großmutter und meiner Mutter sitzen mein afrikanischer Mann Amadou und ich bei meiner Großmutter im Wohnzimmer und unterhalten uns. Dann betritt meine Mutter ebenfalls den Raum und setzt sich dazu. Nach einigen Minuten verläßt mein Mann den Raum, ohne einen für uns erkennbaren Grund. Nach dem diese Situation sich bei weiteren Besuchen wiederholte, sprach ich meinen Mann direkt darauf an. Im Laufe des Gespräches erklärte er mir, daß er von seiner Mutter gelernt habe, als Junge bzw. Mann habe er den Raum zu verlassen, wenn sich mehrere Frauen unterhielten. So war es für ihn eine logische Reaktion beim Erscheinen seiner Schwiegermutter den Raum für ein 'Frauengespräch' zu verlassen. Unerwartetes Verhalten des Partners aus einer fremden Kultur führt häufig zu einem verärgerten Rückzug, da die Interpretation des Verhaltens des Partners auf dem eigenkulturellen Handlungs- und Verhaltenswissen basiert. Da also Wahrnehmungsund Verhaltensweisen kulturell oder soziokulturell beeinflußt sind, ist eine Berücksichtigung dieser Faktoren wichtig, um Mißverständnisse zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu vermeiden. In der vorliegenden Arbeit wird zuerst der Einfluß von kommunikativen und kulturellen Faktoren auf das Verstehen in interkulturellen Partnerschaften untersucht. Dann werden mögliche Lernprozesse und Strategien zur Vermeidung sprachlich oder kulturell bedingter Mißverständnisse aufgezeigt. Hierzu werden folgenden Leitfragen bearbeitet: -1-

Du verstehst mich nicht...: Kommunikationsprobleme und Lernprozesse in interkulturellen Partnerschaften

Welche Rolle spielen verbale und nonverbale Kommunikationselemente? Wie groß ist der Einfluß von Kultur auf die Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster? Wie können die herausgearbeiteten Einflüsse kommunikativer und kultureller Faktoren zur Aushandlung kultureller Muster oder zur Angleichung von Erwartungen berücksichtigt werden? Literaturlage und Forschungsstand Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Intermarriage begann in den USA bereits in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts mit Arbeiten von Drachsler (1921). Bis in die Gegenwart stammen die wissenschaftlichen Arbeiten überwiegend aus dem angloamerikanischen Raum. Dort befaßten sich die ersten Untersuchungen mit Fragen der Assimilationsaspekte, der Auswirkung von Intermarriage auf die Sozialstruktur, auf die Partnerwahl und auf die Ehestabilität. In England und Frankreich sind ab den fünfziger Jahren Forschungsarbeiten zu diesem Thema entstanden, während in Deutschland erst ab den siebziger Jahren dieses Thema entdeckt wurde. In den achtziger Jahren entstanden eine Unzahl von Examensarbeiten und anderen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Publikationen. Die Mehrheit der bisher genannten wissenschaftlichen Arbeiten stammen hier aus der Soziologie; wenige sind in der Psychologie oder Ethnologie entstanden. Die Examensarbeiten beziehen sich in der Regel auf eine festgelegte regionale und ethnische Gruppe, die unter einem speziellen Gesichtspunkt behandelt wird. Leider sind die meisten dieser Arbeiten unveröffentlicht. Während in den USA, Frankreich und England bis dahin im akademischen Bereich über die Mischehe geforscht wird, führen in Deutschland vor allem die Betroffenen und deren Selbsthilfeorganisationen wie die IAF (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) die Diskussion an. Deren Veröffentlichungen erheben keineswegs den Anspruch der Wissenschaftlichkeit, sondern sollen für die Selbsthilfearbeit rechtliche, soziale und persönliche Schwierigkeiten erläutern. Erst in den neunziger Jahren erscheinen auch im deutschsprachigen Raum vermehrt wissenschaftliche Publikationen oder Beiträge zu interkulturellen Partnerschaften. So gibt es seit 1999 mit Hilke Thode-Aroras (1999) Dissertation über Interethnische Ehen endlich eine ethnologische Publikation, die sich mit den theoretischen und methodischen Grundlagen zur Erforschung solcher Ehen beschäftigt. Sie hat hierzu die vorhandene Literatur in Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch gesichtet und ausgewertet. Neben den Methoden gibt sie einen Überblick über die Forschungsschwerpunkte 'interethnische Partnerwahl' und 'eheliche Dyade'. -2-