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I. Planung

• Kosten für die Fahrten zum sowie die Unterbringung am (auswärtigen) Studienort1 • Notwendige Reisekosten (Archivbesuche, Tagungen, Besprechungen mit dem Betreuer oder Verlag), Bewirtungskosten Dritter sowie Mehrkosten für die eigene Verpflegung und Unterkunft • Übersetzungs-, Entwicklungs- und Programmierungskosten • Studien- und Promotionsgebühren • Schreib-, Druck- und Veröffentlichungskosten • Versand- und Werbekosten für Freiexemplare an interessierte (und beruflich fördernde) Wissenschaftler und Praktiker. Für alle Doktoranden, insbesondere aber für diejenigen, die nach erfolgreicher Promotion längere Zeit keine eigenen Einkünfte erzielen – oder deren Einkünfte für eine Verrechnung mit den aufgelaufenen Aufwendungen nicht ausreichen – besteht eine Alternative: Wird für die Veröffentlichung der Dissertationsschrift2 ein Verlagsvertrag mit Gewinnbeteiligung abgeschlossen, können mit den (später möglichen) Einnahmen steuerlich „Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit“ (§ 18 EStG) im Rahmen freiberuflicher Schriftstellerei erzielt werden; soweit dabei die Erzielung eines Überschusses der Einnahmen über die Ausgaben nicht von vorneherein ausgeschlossen ist,3 können die in Zusammenhang mit der Entstehung und Veröffentlichung stehenden Kosten uneingeschränkt als Betriebsausgaben (§ 4 Abs. 4 EStG) im Jahr der wirtschaftlichen Verursachung abgezogen und – im Fall eines (steuerlichen) Verlustes – vor- bzw. zurückgetragen werden.4 Die in Zusammenhang mit einer (zum Professorenberuf qualifizierenden) Habilitation – oder der Tätigkeit als Juniorprofessor – entstehenden berufsbedingten Aufwendungen sind steuerlich betrachtet Werbungskosten im Rahmen der (aktuell oder später) ausgeübten Tätigkeit: in der Regel einer nicht selbstständigen Beschäftigung, z. B. der eines ______________________ 1 2 3

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S. BFH, Urt. v. 29.04.2003, BStBl II 2003, S. 749 f. Vgl. ausführlich dazu unten Kapitel VIII, Abschnitt 2, S. 212–218. Vgl. Niedersächsisches FG, Urt. v. 22.10.1986, EFG 35 (1987), S. 342: „für die Anerkennung einer Gewinnerzielungsabsicht [kommt es] lediglich darauf an . . ., ob der Stpfl. nach einem Gewinn strebt. Nicht notwendig ist, daß [!] es letztendlich auch zu einem wirklichen Überschuß kommt“; dazu Theisen, M. R., Liebhaberei, 1999. Dazu Nagel, S., Studienkosten, 2004; der Abzug ist auch möglich, wenn der Doktorand an den Verlag einen „verlorenen Druckkostenzuschuss“ geleistet hat; vgl. Niedersächsisches FG, Urt. v. 22.10.1986, EFG 35 (1987), S. 341 f.

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Habilitanden als wissenschaftlicher Assistent.1 Diese steuerliche Abzugsmöglichkeit besteht auch dann, wenn das verfolgte Ziel, zum Professor berufen zu werden, letztlich fehlschlägt.2 Voraussetzung für die steuerliche Anerkennung von Sonderausgaben wie Fortbildungskosten für die Ausarbeitung, Erstellung und – gegebenenfalls – Publikation wissenschaftlicher Arbeiten ist ausnahmslos deren Nachweis.3 Hierzu sollte eine Mappe angelegt werden, in der Belege und Fahrtkostenabrechnungen sowie sonstige Beweismittel (Besprechungsprotokolle, Tankrechnungen, Bewirtungsaufstellungen, Fahrscheine, Einzelnachweise für Telefon- und Internetnutzung u. a.) chronologisch gesammelt und für die Einkommensteuererklärung bzw. den Lohnsteuer-Jahresausgleich bereitgehalten werden. 4. Zeit- und Terminplanung 4. Zeit- und Terminplanung Steht das Projekt fest und sind die erforderlichen Finanzmittel geplant, so ist eine Zeit- und Terminplanung vorzunehmen.4 Bei zeitlich befristeten Arbeiten (Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten) stellt die Zeit erfahrungsgemäß den Minimumfaktor dar. Bei unbefristeten Arbeiten (z. B. freien wissenschaftlichen Arbeiten bzw. Dissertationen) erlaubt eine solche Zeitplanung die Strukturierung des Vorhabens. Eine Struktur- und Zeitplanung kann mit Hilfe der Netzplantechnik („Gantt-Diagramm“) vorgenommen werden. Die einzelnen Arbeitsphasen werden mit ihrer voraussichtlichen Dauer (Beginn bis Ende) erfasst und in einem Zeitablaufplan abgebildet. So lässt sich ermitteln, welche Arbeitsschritte unbedingt wann begonnen bzw. abgeschlossen werden müssen, bevor ein weiterer angefangen werden kann. Ein solcher Plan erleichtert die Organisation. Zudem schaffen schriftlich fi______________________ 1 2 3

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S. BFH, Urt. v. 07.08.1967, BStBl III 1967, S. 778 f. S. Hessisches FG, Urt. v. 01.04.1987, DStZ 76 (1988), S. 75 f. Ohne Einzelnachweis sind Ausbildungskosten im Rahmen der Sonderausgaben pauschal nur insgesamt in Höhe von 36/72 EUR/Jahr (Ledige/Verheiratete) gemäß § 10 c Abs. 1 Satz 1 EStG, Werbungskosten pauschal in Höhe von 920/1840 EUR/Jahr gemäß § 9 a Satz 1 Nr. 1 EStG ansatzfähig. Zur Technik der Zeit- und Terminplanung vgl. Wittmann, W., Betriebswirtschaftslehre, 1982, S. 178 f.; elementare [!] Hinweise verdanke ich Kliemann, H., Anleitungen, 1973, S. 133: „Gemeinsame Planung . . . vermag auch die Schwierigkeiten einer Studentenehe zu meistern“, und Hyams, H.-U., Prüfungsbuch, 2004, S. 24: „Natürlich ist es anstrengend, mit schreienden Babys [!] und zappelnden Kleinkindern zu studieren.“

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I. Planung

xierte Arbeitspläne Teil-Leistungsziele, deren Erreichen auch die Motivation zum (Weiter-)Arbeiten stärkt. Aufgaben der Zeit- und Terminplanung: • Abstimmung und Koordinierung der einzelnen, zum Teil parallel laufenden bzw. sich überschneidenden Arbeitsschritte • Gewichtung der einzelnen Abschnitte und Berücksichtigung von Prioritäten und Schwerpunkten • Berücksichtigung sonstiger Aktivitäten und Beschränkungen • Kontrolle des eigenen Arbeitsfortschrittes Wichtige Voraussetzungen für eine funktionierende Zeit- und Terminplanung sind: • Kenntnis aller erforderlichen Arbeitsschritte des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses • Kenntnis der sonstigen Arbeitsbelastung und Aktivitäten • Realistische Einschätzung der eigenen Arbeitsbereitschaft und -fähigkeit Die Voraussetzungen können nur individuell ermittelt und berücksichtigt werden. Fachleute schätzen, dass ein Student durch rationelle Arbeitsorganisation zwischen 30 und 50 Prozent der durchschnittlich benötigten Zeit einsparen kann.1 Im Laufe des Studiums lernt jeder bei kritischer (Eigen-)Beobachtung seine diesbezüglichen Stärken und Schwächen kennen. Allgemeine Regeln für effiziente Arbeitszeiten sowie die optimale Arbeitsdauer pro Tag, Woche oder Monat sind ebenso willkürlich wie generelle Verhaltensmaßregeln oder Durchhalteappelle. Selbstverständlich ist allerdings, dass jeder den Arbeitstag nach seinen produktivsten Phasen einteilt. So sollten Tätigkeiten, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern, jeweils zu Beginn einer neuen Arbeitsphase, andere, wie Internet-Recherchen, das Bibliografieren oder die Literaturbeschaffung, in Zeiten mit geringerer Leistungsbereitschaft und Aufmerksamkeit gelegt werden.2 Bei den ersten Anzeichen von Ermüdung sind (Schlaf-)Pausen einzulegen,3 auf Psycho______________________ 1 2

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Zur Arbeitsplanung vgl. Burchardt, M., Studieren, 2006. Vgl. Wittmann, W., Betriebswirtschaftslehre, 1982, S. 279, und Hyams, H.-U., Prüfungsbuch, 2004, S. 72 f. Sehr originell zum „bewußtlosen Lernen“ Kunz, A., Weg, 1986, S. 104: „Unser Gehirn schafft unbewußt auch im Schlaf . . . wir [!] ermöglichen dadurch, dass sie (die Probleme, M.R. T.) unbewußt während des Schlafes weiterverarbeitet werden“; ähnlich Krämer, W., Examensarbeit, 2009, S. 29: „Spannen Sie diese unsichtbaren Heinzelmännchen für sich ein.“

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pharmaka u. a. ist zugunsten einer ausgewogenen, nicht zu sehr belastenden Ernährung zu verzichten.1 Die außerhalb des Projektes bereits absehbaren (oder wahrscheinlichen) zeitlichen Beschränkungen sind vorab zu erfassen: • Sonn- und Feiertage, gegebenenfalls Samstage/Sonnabende, an denen eine Bibliotheksarbeit nicht möglich ist • Vorlesungs-, Klausuren- bzw. Arbeitsgruppentermine sowie der hierzu erforderliche Zeitbedarf für die Vor- und Nachbereitung • Außeruniversitäre (z. B. familiäre) Verpflichtungen • Arbeitsfreie Tage (nicht zwingend die Sonntage), Urlaubstage Je länger einzelne Unterbrechungen andauern, desto mehr Zeitverlust ist für die Abbruch- und Wiedereinarbeitungsphase zu berücksichtigen („Cooling-down“- bzw. „Warming-up“-Phasen). Die insgesamt verfügbare Zeit ist mit dem (geschätzten) Zeitbedarf der einzelnen Arbeitsschritte abzustimmen. Längere Arbeitsphasen sollten ‚am Stück‘ geplant werden: „Bleiben Sie am Ball . . . Wichtig ist allein, dass der geistige Motor nicht erkaltet.“2 Jeder wissenschaftliche Arbeitsprozess lässt sich – unabhängig von Art und Umfang eines Projektes – in Phasen einteilen (s. Darst. 3). Da der konkrete Zeitbedarf für die einzelnen Arbeitsschritte aber nie exakt bekannt ist, ist eine flexible Planung erforderlich. Hilfreich kann es dabei sein, „rückwärts“ zu planen, also das Abgabedatum als (zunächst) einzigen fixen Termin zu berücksichtigen.3 Anschließend ist die Zuordnung der einzelnen, zum Teil sich überschneidenden Phasen zu bestimmten Zeiträumen innerhalb der Bearbeitungsdauer vorzunehmen. Im Rahmen der notwendigen Eigenkontrolle hat regelmäßig eine Planfortschreibung unter Berücksichtigung der bereits erledigten Arbeitsschritte zu erfolgen. Die seit Arbeitsbeginn vorhandene Grundplanung verhindert ein „Davonlaufen der Zeit“. Gleichzeitig kommt ihr eine Warnfunktion zu, indem sie sich disziplinierend auf die Arbeitsweise auswirken wird. Wie bei einem Autorennen sind alleine Start und Ziel fixe Größen; die Art und Weise der Absolvierung der Rennstrecke bestimmen zum einen die technischen Gegebenheiten, ______________________ 1

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Eine Statistik zum Überprüfen: 40% der Studierenden klagen über Konzentrationsschwäche, 38% über Nervosität und 37% über Rückenschmerzen; zudem konsumieren 44% der männlichen und 19% der weiblichen Studierenden regelmäßig Alkohol in schädlicher Höhe (Vollmers, F., Fit, 2008). Krämer, W., Examensarbeit, 2009, S. 29. Vgl. Globert, Y., Schluss, 2002, S. 71.

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I. Planung

Darst. 3: Phasen des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses

in weit größerem Maß aber Know-how, Geschick und Talent des Fahrers. Und: „Es nützt nichts, wenn Sie rascher laufen, Sie müssen pünktlich starten!“1 5. Beispiel: Arbeitsplanung für eine Bachelorarbeit 5. Beispiel: Arbeitsplanung für eine Bachelorarbeit

Für die Anfertigung einer Bachelorarbeit mit einer Bearbeitungszeit von acht Wochen wird im Folgenden ein Muster für eine Arbeitsplanung vorgestellt. Die angegebenen Daten sind auf einen fiktiven Fall abgestellt, der möglichst viele der regelmäßig auftretenden Fragen beantworten soll; die Anpassung an die persönlichen Daten muss der individuellen Umsetzung des Beispiels überlassen bleiben. ______________________ 1

Fragnière, J.-P., Diplomarbeit, 2003, S. 42. Deutlich, aber sprachlich (reichlich) misslungen Schnur, H., Zusammenschreiben, 2005, S. 22: „Ohne genügend viel Zeit wird ihnen nichts gelingen können. Hirn ist gut, Hintern ist besser!“