Dipl.-Psych. Dr. Oliver Korn

Metakognitive Therapie:

Ein Modell der mentalen Selbstregulation

Dipl.-Psych. Dr. Oliver Korn

Praxis für Psychotherapie Berliner Str. 6, 23627 Groß Grönau

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Kognitive Therapie:

Kernannahme

„Es sind nicht die Ereignisse an sich, die psychische Störungen verursachen, sondern die Art und Weise, wie sie interpretiert werden!“

Dysfunktionale Schemata stellen die Ursache für Fehler und Verzerrungen im Denken dar!

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Kognitive Therapie:

A

Das ABC-Modell

B

Kritik vom Chef

C

„Alles geht schief!“ Niedergeschlagenheit

B´ C´

? Th. ? unterstützt bei der Überprüfung des Grades der Angemessenheit des Gedankens (Realitätstest)

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Kognitive Therapie Aber: Haben wir nicht alle schon einmal vergleichbare Gedanken gehabt, z.B.: „Ich werde mich blamieren!“ „Ich bin ein Versager!“ „Wenn ich mir noch länger Gedanken mache, werde ich noch verrückt!“

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Kognitive Therapie

Müssten wir nicht also alle psychisch krank sein?

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Kognitive Therapie 3 hilfreiche Fragen: • Wieviele negative Gedanken haben Sie gestern gehabt? • Wo sind diese gestrigen Gedanken geblieben? • Gedanken sind vergänglich. Was führt also dazu, dass sie bestehen bleiben?

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie „(Automatische) Gedanken sind nicht das Wesentliche, Deine Reaktion auf sie ist es!“

Psychische Störungen entstehen durch unflexible und perseverierende kognitive Prozesse im Umgang mit Gedanken/Gefühlen/Überzeugungen

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Metakognitive Therapie:

Ein vereinfachtes S-

REF-Modell Metasystem: Überzeugungen, Pläne Steuerun g

Monitorin g

Aktive kognitive Verarbeitung: Denken und Aufmerksamkeit Verzerrun g

Intrusive Gedanken

Automatische und reflexive Verarbeitung

Wells & Matthews (1996). Modelling cognition in emotional disorder: The S-REF Model. Behav Res Ther, 34 (11/12), S. 881-888.

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Metakognitive Therapie:

Metakognition

Metakognition ist Kognition über Kognition. • Metakognition beinhaltet alle kognitiven Prozesse, die für die Interpretation, das Monitoring oder der Steuerung von Denken, Lernen und Gedächtnis verantwortlich sind. • Es werden metakognitives Wissen, Erfahrungen und Strategien unterschieden

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie:

Metakognitive

Überzeugungen

Positive Metakognitionen: „Grübeln hilft mir, eine Lösung für meine Probleme zu finden!“ „Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf potentielle Gefahren lenke, bin ich sicher!“ „Wenn ich mir Sorgen mache, bin ich auf negative Ereignisse vorbereitet!“

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Metakognitive Therapie:

Metakognitive

Überzeugungen

Negative Metakognitionen: „Ich habe keine Kontrolle über mein Grübeln/mein Sorgen!“ „Wenn ich gewalttätige Gedanken habe, dann werde ich es auch tun!“ „Wenn ich mir weiter Sorgen mache, dann werde ich noch verrückt!“

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Metakognitive Therapie:

Das CAS

Das kognitive Aufmerksamkeitssyndrom (CAS): • • • •

Sich-Sorgen-machen Grübeln Bedrohungsmonitoring Dysfunktionale Bewältigungsstrategien: z.B. Gedankenunterdrückung, Vermeidung auf der kognitiven, emotionalen und Verhaltensebene

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie:

Ein vereinfachtes (S-REF)-

Modell Metasystem: Überzeugungen, Pläne Monitorin g

Steuerun g

CAS = Cognitive-Attentional Syndrome Grübeln/Sich-Sorgen, Bedrohungsmonitoring, dysfunktionale Bewältigungsstrategien

Intrusive Gedanken

Selbst- und Weltbild

Verzerrun g

Automatische und reflexive Verarbeitung

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Metakognitive Therapie:

Behandlungsziele

Ziele der Metakognitiven Therapie: 1.Entfernen des CAS 2.Veränderung der zugrunde liegenden metakognitiven Überzeugungen und Pläne Erfahrungs- und wissensbasierte Veränderung! Üben, üben, üben!

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Zwei Arten metakognitiver Erfahrung Warum haben Gedanken eigentlich manchmal so einen massiven Einfluss auf unser Erleben?

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Kognitive Therapie:

Objektmodus

Objektmodus: Gedanken werden gewöhnlich wie Sinneswahrnehmungen erlebt, also: mit der Realität verschmolzen nicht von Welt und Selbst unterschieden werden nicht als innere Repräsentationen erkannt

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Metakognitive Therapie: Metakognitiver Modus Metakognitiver Modus: • Gedanken werden als vom Selbst und der Welt getrennte innere Ereignisse betrachtet • Gedanken sind nur eine innere Repräsentation, die unterschiedliche Grade an Genauigkeit hat • Beziehung zu Gedanken: Möglichkeit, einen Schritt zurückzutreten

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Metakognitive Therapie: 2 Ebenen kognitiver Verarbeitung

Meta-Ebene

Objekt-Ebene

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie: Objekt-Ebene vs MetaEbene

• Zwang z.B. Verantwortung, Sicherheit vs. Bedeutung und Macht von Zwangsgedanken

• Depression z.B. Realitätstests vs. Reduktion von Grübelprozessen

• PTBS z.B. Exposition gegenüber Erinnerungen vs. Aufschieben von Sorgen- und Grübelprozessen

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Metakognitive Therapie Behandlungsstrategien: • (Diagnostik) • Individuelle Fallkonzeptualisierung • Aufmerksamkeitstraining (ATT) • Detached Mindfulness (DM) • Entfernen des CAS • Veränderung von metakognitiven Überzeugungen

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Metakognitive Therapie

Metakognitive Therapie am Beispiel der unipolaren Depression

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie:

Behandlungsplan

Depression

1. Fallkonzeptualisierung 2. Vertrautmachen mit dem metakognitiven Modell 3. Aufmerksamkeitstraining einführen und üben 4. Detached Mindfulness einführen und üben 5. Veränderung von neg. Metakognitionen: „Unkontrollierbarkeit“ 6. Erhöhen des Aktivitätsniveaus und Abbau von Vermeidungsverhalten

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Metakognitive Therapie:

Behandlungsplan

Depression

7. Veränderung von pos. Metakognitionen bzgl. Grübeln 8. Weitere dysfunktionale Bewältigungsstrategien verändern: exzessives Schlafen, Alkohol, … 9. Veränderung von neg. Metakognitionen über Emotionen/Depression 10.Rückfallprophylaxe

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Metakognitive Therapie:

Therapie der

Depression

Fallkonzeptualisierung

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Trigger Positive Metakognitionen (Strategieauswahl) GRÜBELN

Negative Metakognitionen

DEPRESSION Verhalten

Symptome

Gedanken

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”Es ist alles hoffnungslos” Grübeln hilft mir, einen Ausweg aus der Depression zu finden (40-50%)

Das hat keinen Sinn mehr, ich laufe wie eine Irre rum, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, habe als Mutter versagt, ... Grübeln ist unkontrollierbar (99%) (reduziertes Metabewusstsein)

DEPRESSION Sozialer Rückzug

Verzweiflung, Unruhe, energielos,...

Mein Leben hat keinen Sinn mehr!

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Metakognitive Therapie:

Exkurs

Aufmerksamkeitstraining

Ziele: Reduktion selbstfokussierter Verarbeitungsprozesse Stärkung der flexiblen Kontrolle der Aufmerksamkeit 3 Bestandteile: selektive Aufmerksamkeit (5 Min) schnelle Verlagerung der Aufmerksamkeit (5 Min)

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie:

Exkurs

Aufmerksamkeitstraining

Rational: „Das ATT wird Ihnen helfen zu entdecken, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit völlig unabhängig von inneren Ereignissen oder Ereignissen in Ihrer Umgebung steuern können. Sie werden entdecken, dass Sie jederzeit die Kontrolle behalten, womit Sie sich beschäftigen. So können Sie innere Ereignisse immer mehr als unbedeutenden „inneren Lärm“ wahrnehmen!“

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Wirksamkeit Aufmerksamkeitstraining • Knowles et al (2016). A Systematic Review of Efficacy of the Attention Training Technique in Clinical and Nonclinical Samples. Journal of Clinical Psychology, 72 (10), S. 999-1025.

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Metakognitive Therapie:

Exkurs: Detached

Mindfulness

Mindfulness („Achtsamkeit“): bewusste Wahrnehmung von inneren, kognitiven und emotionalen Ereignissen Detached („Losgelöst“): „Tu-nichts-Strategie“ = Antithese zum CAS keine Auseinandersetzung mit inneren Ereignissen, weder auf der kognitiven (z.B. Grübeln) noch auf der Verhaltensebene Erleben des Selbst als getrennt v. inneren Ereignissen

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Detached Mindfulness:

ein metakognitives

Modell Metasystem: Überzeugungen, Pläne Monitorin g

CAS Niedriges Metabewusstsein Objektmodus Gebundene Aufmerksamkeit Viel konzeptuelle Verarbeitung Viele Bewältigungsstrategien Intrusive Gedanken

Steuerun g

Detached Mindfulness Hohes Metabewusstsein metakognitiver Modus Losgelöste Aufmerksamkeit wenig konzeptuelle Verarbeitung wenig Verzerrun Bewältigungsstrategien g

Automatische und reflexive Verarbeitung

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Metakognitive Therapie:

Exkurs: Detached

Mindfulness

Ziele: • Stoppen des CAS • Erhöhen der Kontrolle über Aufmerksamkeit • Kognitive Dezentrierung, d.h. Fördern des metakognitiven Verarbeitungsmodus • Reduktion des Einflusses von Gedanken auf Selbst- und Weltbild

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Metakognitive Therapie:

Exkurs: Detached

Mindfulness

Gemeinsamkeiten mit anderen Achtsamkeits-konzepten: Ziele sind: • ein erhöhtes Metabewusstsein für Gedanken und Emotionen als innere Ereignisse • kognitive Dezentrierung / metakognitiver Modus • Reduktion des Einflusses von Gedanken auf das Selbstkonzept

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metakognitive Therapie:

Exkurs: Detached

Mindfulness

Unterschiede zu anderen Achtsamkeitskonzepten: • Entwicklung auf der Grundlage empirischer Forschung, keine Adaptation von Meditation • Geringerer Zeitaufwand als klassische Meditationstechniken • Keine Nutzung körperbezogener Anker • Entwicklung eines Metabewusstseins für die eigenen Denkprozesse, nicht: Bewusstsein des Augenblicks

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Metakognitive Therapie:

Evidenz

MCT basiert auf kontinuierlicher und sukzessive aufeinander aufbauender wissenschaftlicher Forschung seit über 20 Jahren! Es liegen Studien vor zur • metakognitiven Theorie • Wirksamkeit spezifischer Behandlungstechniken • Wirksamkeit des gesamten Therapieprogramms bei verschiedenen Störungsbildern

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Metaanalyse: Efficacy of MCT for anxiety and depression Normann et al. (2014)

9 kontrollierte Studien, mit einer Ausnahme randomisiert 7 unkontrollierte Studien Insgesamt 384 Probanden Behandelte Störungsbilder: Major Depression, postpartale Depression, Generalisierte Angststörung, Posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörungen

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Metaanalyse: Ergebnisse Behandlungserfolg: Hedges´g von 2,0 (Posttreatment) und 1,65 (Follow-Up) Metakognitive Veränderungen: Hedges´g von 1,18 (Post) und 1,31 (Follow-Up) Kontrollierte Studien: MCT ist der Warteliste (between group Hedges´g = 1,81) und CBT (between group Hedges´g = 0,97) überlegen

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Das addisca-Training:

MCT in der

Gesundheitsprävention

• Zielgruppe: Berufstätige, Studenten, Schüler • Eintägiger Workshop: Theoretische Grundlagen und Vorstellung und Einübung metakognitiver Techniken • 2 Follow-Up-Veranstaltungen: je 90 Min im Abstand von jeweils 4 Wochen zur Vertiefung der Anwendung im Alltag • SMS-Service • Hilfsmittel

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Das addisca-Training:

Ergebnisse einer Online-

Umfrage

• Online-Befragung von 271 TN der Jahre 2013 und 2014 im Alter von 20 bis 60 Jahren • 7 Fragen, 5-fach gestuft • Responserate: 53,9 %

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Das addisca-Training:

Ergebnisse einer Online-

Umfrage

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Das addisca-Training:

Ergebnisse einer Online-

Umfrage

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Addisca für Coaches • Ineffektive Denkprozesse stellen auch im Coaching eine bedeutsame Schwierigkeit dar. • Ihre Reduktion kann eine notwendige Voraussetzung für Veränderungsprozesse sein.

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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Literatur Wells (2011). Metakognitive Therapie bei Angststörungen und Depression. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. Korn & Rudolf (2015). Sorgenlos und grübelfrei. Wie der Ausstieg aus der Grübelfalle gelingt. Selbsthilfe und Therapiebegleitung mit Metakognitiver Therapie. Weinheim, Basel: Beltz Verlag Fisher & Wells (2009). Metacognitive Therapy. London, New York: Routledge. Wells (2013). Advances in Metacognitive Therapy. International Journal of Cognitive Therapy, 6: 186-201.

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Weitere Infos und Kontakt: • www.mct-institute.com/ www.mct-institut.de • www.metakognitivetherapie.de

• Email: [email protected]

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Vielen Dank…

für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. O. Korn , 05.11.2016

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