Dr. Jekyll and Mr. Hyde

theaterboerse.de DER THEATERVERLAG FÜR SCHULTHEATER, LAIENTHEATER UND AUTOREN LESEPROBE B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde Nach Motiven von Robe...
Author: Erika Knopp
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DER THEATERVERLAG FÜR SCHULTHEATER, LAIENTHEATER UND AUTOREN

LESEPROBE

B.K. Jerofke

Dr. Jekyll and Mr. Hyde Nach Motiven von Robert Louis Stevenson. Fassung für zwei Spieler

Alle Rechte zur Vervielfältigung, anderweitige Nutzung und die Aufführungsrechte liegen bei der: theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D-38102 Braunschweig, www.theaterboerse.de

THEATERSTÜCKE UND AUTOREN IM VERLAG

theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D-38102 Braunschweig

B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

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B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Inhalt Die Streiflichter der ZEITUNGSJUNGEN werden als Ton eingespielt. Bühne: Links ein Labortisch mit einem Stuhl, rechts eine Laterne. In der Mitte, nach hinten versetzt, eine Stellwand mit schwarzem Stoff und einem durchsichtigen Ausschnitt, (Plastikwand) hinter dem jeweils EDWARD HYDE erscheint. Bei der Uraufführung wurden für den durchsichtigen Ausschnitt zwei Plastikfolien verwendet, zwischen die Nebel geleitet wurde.

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Anwalt, Lesestimme Lanyons

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John G. Utterson

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Arzt und Wissenschaftler / Edward Hyde

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Dr. Henry Jekyll

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Personen

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Pause nach Szene 7

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Zeit: Ende des 19. Jahrhunderts

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B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

1 JEKYLL kommt parallel: JEKYLL hantiert am Labortisch mit verschiedenen Gläsern und Mischkolben JEKYLL konzentriert sich schließlich auf eine rote und grüne Flüssigkeit, die er zusammenschüttet nach einigem Zögern trinkt er sie Black UTTERSON kommt und stellt sich zur Laterne Dies ist der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Ich bin John G. Utterson und ich hatte bis zu jener Geschichte ein ruhiges Leben gelebt, so wie man es als Anwalt am Ende des 19. Jahrhunderts in London führte. Ich war in ein fortgeschrittenes Alter gekommen, ohne jemals erfahren zu haben, was das Schicksal für den Menschen bereit halten kann. Henry Jekyll, Hastie Lanyon und ich waren seit Jugendtagen gute Freunde gewesen. Jekyll hatte sich mit Erfolg der Wissenschaft zugewandt, Lanyon war Hausarzt geworden. Wir hatten uns die Freiheit der Junggesellen bewahrt und wenn noch einmal einer von uns geheiratet hätte, dann wäre es wohl Jekyll gewesen, nicht nur weil er der jüngste, sondern auch der gutaussehenste und begehrteste von uns gewesen war. Zu unserem Clubabend ein Mal im Monat hatten wir uns über viele Jahre regelmäßig getroffen oder sahen uns auf den glanzvollen Dinners, die Jekyll für die höhere Gesellschaft Londons gab. Doch seit einigen Monaten hatte er sich rar gemacht.

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man hört ein einen stoßenden und keuchenden Atem

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UTTERSON

HYDE

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HYDE erscheint mit Stock und Zylinder hinter der Plastikwand

Was willst du, Göre? Zündhölzer, verkaufen? Ich brauche keine Zündhölzer, da, hast du Zündhölzer!! Hier!

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HYDE

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er schlägt auf das imaginäre Kind mit dem Stock ein und trampelt auf ihm herum

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HYDE wirft ein Bündel Geld hin

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Widerliches Pack!

HYDE

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und verschwindet Black

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UTERSON immer noch an der Laterne

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Nach dem Clubabend im September, zu dem Jekyll wieder nicht erschienen war, machten Lanyon und ich noch einen Spaziergang. In den Gassen Londons hatte sich der erste Herbstnebel festgesetzt und in der Dunkelheit Häuser und Menschen nahezu verschlungen, als Folgendes geschah.

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UTTERSON

Wir ergriffen ihn am Kragen. Er leistete keinen Widerstand, doch als das Licht der Laterne auf sein Gesicht fiel, brach uns der Schweiß aus. Der Kerl war so hässlich und schien kein menschliches Wesen zu sein. Lanyon untersuchte das Kind, doch fehlte ihm nicht viel. Mittlerweile hatten sich zahlreiche Passanten eingefunden, die mit heftigem Hass auf den Gentleman reagierten. Wir konnten die wild gewordene Menge gerade noch zurückhalten und pressten hundert Pfund für die Untat aus dem Kerl heraus. Er wollte zuerst nicht zahlen, doch dann lenkte er ein, wäre er doch der wütenden Meute nur schwer entkommen.

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B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

rief er und verschwand im Nebel. Streiflicht Extrablatt! Die Morgenausgabe vom 6. September!

ZEITUNGSJUNGE 2

Extrablatt! Lesen Sie!

ZEITUNGSJUNGE 1

Kind brutal zusammengeschlagen!

ZEITUNGSJUNGE 2

Passanten sahen den leibhaftigen Teufel!

ZEITUNGSJUNGE 1

Polizei rät: keine Kinder mehr in der Dunkelheit auf die Straße!

ZEITUNGSJUNGE 2

Wer war der Unbekannte?

ZEITUNGSJUNGE 1

Kaufen Sie! Kaufen Sie! Extrablatt!

ZEITUNGSJUNGE 2

Extrablatt!

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ZEITUNGSJUNGE 1

ein Kinderchor ist zu hören, zum Beispiel mit „London bridge“

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Hallo Jekyll. Seit wann zeigst du dich wieder mal unter den Menschen?

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Das schöne Wetter, was für ein leuchtender Nachmittag des hohen Herbstes. Oh, du bist wieder unter die Poeten gegangen?

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UTTERSON

Ah, Utterson, mein Freund, lass dich begrüßen.

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UTTERSON kommt

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Ladys and Gentlemen, ich danke für Ihren Beifall, doch gebührt er der hervorragenden Organisation dieser Veranstaltung und nicht meiner Wenigkeit. Ich habe mich nur überreden lassen hier zu unserer Thanksgiving-Wohltätigkeitsparty einige Worte zu sprechen, um Sie, verehrte Herrschaften zu einer Spende, gleich wie groß sie ist, zu animieren, einer Spende für die Armen unserer Stadt, damit wir als Gesellschaft füreinander einstehen und eine starke Gemeinschaft bilden. Der Satz des alten Griechen Pythagoras soll unser Motto sein: eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und vergessen Sie unsere Tombola nicht, der Reinerlös kommt ebenfalls den Armen zu. Ich danke Ihnen, Ladys und Gentlemen.

JEKYLL

JEKYLL

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JEKYLL kommt er verneigt sich vor imaginärem Applaus und hält ein Los in der Hand

John, das ist doch ewig lange her.

UTTERSON

Nein, nein. Dein Gedichtband war für dein Alter damals äußerst hoffnungsvoll. Aber dich wird nicht der Sonnenschein aus dem Laboratorium getrieben haben?

JEKYLL

Natürlich nicht. Ich muss, ich muss, Utterson. Man erwartet es von mir. Glaube mir, alter Freund, wie gerne ich zu Hause geblieben wäre. Diese gesellschaftlichen Verpflichtungen, eine Qual. Man wird herumgereicht wie auf dem Silbertablett, muss Reden schwingen und sich von jungen Mädchen anstarren lassen, Mütter wollen einem ihre hässlichen Töchter andrehen. ´Sie kommen doch zum Tee, verehrter Herr Doktor´ und ein seniler Professor meint immer noch, ich sei sein Adlatus. Wenigstens hat er mir angeboten, einen Vortrag über meine neuen Forschungen vor der Royal Insitution zu halten. Und gleich soll ich noch die Gewinner der Tombola ziehen. Die Menschen mit ihrer Eitelkeit, mit ihrem selbstgefälligen Gehabe, schau sie dir an. Und was wissen sie? Was wissen sie … was wissen sie?

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JEKYLL

UTTERSON

Was sollten sie wissen, Jekyll?

JEKYLL

Ach … nichts … nichts. Aber sag´, John, was machst du alter Schwerenöter hier auf einer Gartenparty? Doch noch Ausschau halten? Du siehst nicht gut aus, finde ich.

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B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Ja, mir raubt etwas den Schlaf.

JEKYLL

Den Schlaf? Hat unser Freund Lanyon da kein Hausmittelchen parat?

UTTERSON

Du Spötter. Nachdem du dich bei unseren Clubabenden so rar gemacht hast, wollte er dich sowieso besuchen.

JEKYLL

Nein … nein, Utterson, nein … nein. Ich … ich … habe schrecklich viel zu tun. Verzeih, sag Lanyon, verzeih … ich …

UTTERSON

Nichts zu machen. Er hat es sich fest vorgenommen.

JEKYLL

Ach, der gute Lanyon, unheilbar optimistisch. Er glaubt immer noch, dass die Welt wie sie ist, die beste von allen ist. Aber du hast etwas auf dem Herzen, John, deshalb bist du doch gekommen?

UTTERSON

Ja, ich bin wegen dir gekommen und ich will ich dir ohne Umschweife sagen, warum. Ich bin wegen deines Testaments gekommen. Genauer, wegen der Änderung.

JEKYLL

Ach deshalb. Ich habe dich noch nie so unglücklich und widerstrebend gesehen, als in dem Moment, in dem ich dich bat, die neue Klausel aufzunehmen.

UTTERSON

Du weißt, ich habe sie nie gebilligt.

JEKYLL

Ja, das hast du mir schon oft genug gesagt.

UTTERSON

Gewiss, und ich sage es dir wieder. Du hast schließlich, bis auf einige kleinere Zuwendungen, dein ganzes Vermögen diesem Mr. Hyde vermacht. Und dann diese unpräzise Formulierung, ´Im Falle meines Todes oder meines Verschwindens …´

JEKYLL

unterbricht Du hast es so oft gelesen, dass du es auswendig kannst?

UTTERSON

Ja, so sehr hat es mich beschäftigt. Ich habe inzwischen Verschiedenes über diesen Mr. Hyde erfahren.

JEKYLL

Du hast ihn gesehen, ich weiß. Er hat es mir erzählt. Aber das ändert nichts daran, du verstehst meine Lage nicht … ich befinde mich in einer … qualvollen Situation, Utterson. Aber sie wird nicht besser, wenn ich darüber rede. Es ist seltsam … ich weiß.

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Jekyll, du kennst mich: ich bin ein Mann, dem man vertrauen kann. Unsere Freundschaft …

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Ich weiß, Utterson, ich weiß und ich schätze dich, schätze dich sehr. Und niemandem würde ich mehr vertrauen. Doch quäl mich nicht. Verstehst du, ich nehme wirklich ein … sehr großes Interesse an dem armen Hyde und wenn ich einmal … verschwunden sein sollte, wünschte ich, dass du versprächest, dich seiner anzunehmen und seine Rechte zu wahren. Versprichst du mir das?

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JEKYLL

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UTTERSON

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UTTERSON

Ich kann dir nicht vorheucheln, dass ich ihn je mögen werde.

JEKYLL

Das verlange ich auch nicht. Ich bitte dich nur um meinetwillen, ihm zu helfen, wenn ich nicht mehr bin. Versprichst du mir das, John?

UTTERSON

Schön, ich verspreche es. Aber erzähl mir doch mehr darüber. Das würde mich beruhigen. Dieser Mr. Hyde ist ja aus dem Nichts aufgetaucht. Wo kommt dieser Mensch her, wieso …?

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UTTERSON

JEKYLL

Utterson, das ist Privatsache. Mit wem ich verkehre, geht dich nichts an. Hast du … das verstanden? Hast du das verstanden?!

JEKYLL geht schnell davon UTTERSON

Jekyll? Wo willst du denn hin, Jekyll? er ruft Jekyll! Jekyll!

UTTERSON geht ihm nach Black

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B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Streiflicht man hört HYDES stoßenden und keuchenden Atem hinter der Stellwand HYDE erscheint mit Stock und Zylinder hinter der Plastikwand Wo wollen Sie denn hin, schöne Dame? Warten Sie auf jemand? Oh, was für eine zarte, sanfte Haut du hast. Was zierst du dich?! Meinst du, du bist was besseres. Da, hast du was.

HYDE

er zieht ein Fläschchen aus dem Rock schüttet ihr den Inhalt ins Gesicht HYDE lacht und verschwindet Black

Extrablatt! Lesen Sie!

ZEITUNGSJUNGE 1

Junge Frau im West End auf offener Straße überfallen.

ZEITUNGSJUNGE 2

Mit Säure grausam verstümmelt.

ZEITUNGSJUNGE 1

Opfer schwebt in Lebensgefahr.

ZEITUNGSJUNGE 2

Täter spurlos verschwunden!

ZEITUNGSJUNGE 1

Frau berichtet von grässlichem Ungeheuer.

ZEITUNGSJUNGE 2

Wer hat das Monster gesehen?

ZEITUNGSJUNGE 1

Wer hat das Monster gesehen?

ZEITUNGSJUNGE 2

Extrablatt!

ZEITUNGSJUNGE 1

Kaufen Sie! Kaufen Sie!

UTTERSON kommt und tritt zur Laterne

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Hastie Lanyon war der Dritte im Bunde. Er hatte sich schon in jungen Jahren von der Forschung abgewandt, was ihm nicht leicht gefallen war, bejahte jedoch weiterhin neue Wege in der Medizin, doch nicht um den Preis ´den Teufel heraufzubeschwören, wie er zu sagen pflegte. Die Chinesen und die alten Griechen führte er gerne als Beispiel an, dass diese nicht ihr Seelenheil für das ´All-Machbare-aus-menschlicher-Hand´ geopfert, sondern nach einer humanen Medizin gestrebt hätten. Er und Jekyll waren darüber oft in Disput geraten, doch blieb das Band ihrer Freundschaft stets bestehen. Ich wusste nicht, dass Lanyon über seine Begegnungen mit Jekyll dieses Tagebuch geführt hatte. er zeigt es Über den angekündigten Besuch hatte er notiert:

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UTTERSON

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ZEITUNGSJUNGE 2

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Extrablatt! Die Morgenausgabe vom 8. Oktober!

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ZEITUNGSJUNGE 1

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Streiflicht

schlägt das Tagebuch auf und liest London, 10. Oktober. Jekyll wird immer mysteriöser. Nach dem gestrigen Gespräch verließ ich sein Laboratorium mit einem seltsamen Gefühl, das ich nicht näher benennen kann. Deshalb gebe ich hier unser Gespräch wider, so genau wie möglich. Vielleicht verstehe ich dann, wovon er eigentlich sprach.

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UTTERSON

parallel: JEKYLL ist gekommen und hantiert auf dem Labortisch der Klopfer ist zu hören UTTERSON

liest Henry? Ich bin´s, Hastie. Mein Besuch, hast du vergessen?

JEKYLL

Aahh, Lanyon, was willst du? Ich kann nicht. Ich kann nicht.

UTTERSON

liest Geht es dir gut?

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B.K. Jerofke Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Ich bin beschäftigt, Lanyon. Beschäftigt.

UTTERSON

liest Ich lasse mich nicht wieder abwimmeln. Wir machen uns Sorgen. Was ist mit dir los?

JEKYLL

Nichts ist mit mir los, Lanyon. Dann komm herein.

UTTERSON

liest Aaah, voll im Forschungsdrang. Du siehst sehr blass aus? Geht es dir gut?

JEKYLL

Ja, mir geht es gut.

UTTERSON

liest An was forschst du?

JEKYLL

Das wirst du bei meinem Vortrag hören, den ich nächste Woche vor der Royal Institution halte.

UTTERSON

liest Nicht so geheimnisvoll, Henry. Du warst ja schon an der Universität ein Hitzkopf, aber ich habe dich immer als Kollegen geschätzt und als Freund geachtet.

JEKYLL

Ich forsche an Drogen.

UTTERSON

liest An Drogen?

JEKYLL

Ja, an bewusstseinsverändernden Drogen. Ja, Lanyon … sei mir nicht böse, ich bin … mit meinen Gedanken woanders. Wir können uns ein ander Mal darüber unterhalten.

UTTERSON

liest An bewusstseinsverändernden Drogen? Wo willst du hin, Jekyll?

JEKYLL

Wir können nicht stehen bleiben, Lanyon.

UTTERSON

liest Das Bewusstsein verändern, für das die Menschheit solange gekämpft hat?

JEKYLL

Du verwechselt Bewusstsein mit Vernunft. Die Reiche jenseits der Vernunft sind unendlich und deshalb müssen wir uns über die Vernunft hinaus wagen. Es ist notwendig, die Vernunft für eine gewisse Zeit aufzuheben, wenn wir in neue Reiche eintreten wollen.

UTTERSON

liest Die Vernunft aufheben, die die größte Errungenschaft der neueren Geschichte ist? Durch sie und nur durch sie kommen wir zu einem friedlicherem, humanerem Miteinander, ja, ich möchte sagen, nur durch die Vernunft erkennen wir unsere Grenzen, und in der Erkenntnis dieser Grenzen liegt alles friedliche Miteinander, ja, ich möchte sagen, darin liegt das Heil des Menschen.

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Heil, Lanyon, Heil. Ich habe dir immer gesagt, du hättest Pfarrer werden sollen, nicht Arzt. Du hast keine Ahnung, was den Menschen heil macht, was ihn vollständig, vollkommen macht, was in ihm den Mangel stillt, den er alle Zeit auf Erden verspürt.

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liest Aber nicht mit Hilfe von Drogen. Opium, zum Beispiel, kann verantwortungsvoll eingesetzt durchaus heilend sein, ich weiß, aber als Droge ist es zerstörend. Wir müssen die ethischen Grenzen beachten.

JEKYLL

Ethische Grenzen? Du bist ein unverbesserlicher Romantiker, Lanyon. Du kannst nicht den wissenschaftlichen Fortschritt befürworten und vor irgendwelchen Grenzen Halt machen. Wenn wir Forschung betreiben, dann müssen wir bar und nackt anschauen, was wir erschaffen.

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liest Und das habe ich, lieber Jekyll. Und deshalb habe ich mich für das Lernen durch Erfahrung und nicht für das waghalsige Experiment entschieden.

JEKYLL

Jenner und seine Pockenimpfung, Laveran mit seiner Forschung gegen Malaria, alles waghalsige Experimente, Experimente, Selbstversuche, mein lieber Hausarzt des Mittelalters, Sertürner mit Morphium, Koch mit Tuberkulinum und jetzt mit dem Penicillin, alles erforscht durch das Experiment, durch das Wagnis, durch den Versuch des menschlichen Geistes, die Grenzen zu überschreiten. Verstehst du denn nicht?

JEKYLL

Und wenn du schon nicht verstehst, kannst du wenigstens vergeben?

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liest Vergeben? Wie meinst du das?

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Vergeben, Lanyon, von Arzt zu Arzt, von Mensch zu Mensch.

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liest Der Mensch kann nur einem anderen vergeben, was dieser ihm angetan hat. Wenn wir gegenüber Gott fehlen, kann nur Gott selbst uns vergeben. Was verschweigst du?

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liest Worüber du auch schweigst, Jekyll, es scheint mir ein Abgrund. Und ich sage dir ganz offen, obwohl ich es eigentlich nicht will, Jekyll, aber ich fühle, ich würde dich eher strafen als dir vergeben.

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Du Narr! Strafen! Du kannst dir nur außerhalb von dir selbst nichts vorstellen. Du bist nur klein, mit deinen engen Grenzen, die du der Welt moralisch auferlegen willst. Du bist der, der die Welt der anderen nicht zulässt, der die Welt an sich nicht zulässt und die Zukunft verhindert, der von Abgründen redet und sich an keinen herangewagt hat. Oh Lanyon, diese unendliche Mühsal, die du jeden Tag betreibst. Dein Wünschen, dein Streben, der süße Wunsch nach Freiheit, die Lebenslust, die du jeden Tag aufs Neue verleugnest, um Gutes zu tun.

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liest Du bist ein Ketzer, Jekyll, ja, du bist ein Ketzer. Du erkennst die Maßstäbe der göttlichen Ordnung nicht an.

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Dort, wo ich hingeschaut habe, dort ist alles maßlos.

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liest Dann ist es Teufelswerk. Gott gibt uns das Maß.

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Gott ist tot, Lanyon.

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liest Das sagt dieser deutsche Philosoph und was ist aus ihm geworden? Geistig umnachtet ist er geworden!

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Es ist nicht leicht, selbst Gott zu sein. Aber der Mensch hat es so gewollt und mit der Aufklärung hat er Gott getötet und ist an seine Stelle getreten. Jetzt müssen wir Gott in uns selbst bilden, das wird die Aufgabe der kommenden Generationen, wenn nicht der kommenden Jahrhunderte sein.

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Das wäre doch nicht das erste Mal.

liest Ja, Jekyll, du hattest ja schon immer deine Grillen, aber in letzter Zeit … Sag mir doch klipp und klar, worum es sich handelt. Ich spüre doch, du verschweigst etwas.

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liest Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Jekyll. Werde deutlicher, sonst könnte ich meinen, du bist nicht mehr bei Verstand.

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Nein, Lanyon, auch wenn es für mich ein Triumph wäre, dich in deiner Naivität eines besseren zu belehren, so weit bin ich noch bei Verstand, um dich davor zu bewahren.

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liest Oh, wie edel, der große, weise Forscher bewahrt den kleinen, dummen Hausarzt vor seelischem Schaden.

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Du bist ein dickfelliger und dummer Pedant, Lanyon. Ein altersstarrsinniger Moralapostel. Du schwätzt ins Blaue hinein und glaubst, die Welt, die du siehst, ist die ganze Welt. Du verleugnest Gott, Lanyon, du bist in Wahrheit der, der Gott verleugnet. Ach, was soll unser ganzes Gerede. Komm zu meinem Vortrag. Mehr kann ich im Augenblick nicht für dich tun. Und bitte gehe jetzt. Gehe jetzt, bitte.

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JEKYLL ab UTTERSON schließt das Tagebuch UTTERSON

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Die Sache mit jenem dubiosen Mr. Hyde ließ mir keine Ruhe. Wie konnte Jekyll an einen solchen Menschen geraten? Obwohl ich ein ehrenwerter Mann bin und es mir zutiefst widerstrebt, hinter dem Rücken anderer zu agieren, konnte ich nicht umhin, Mrs. Poole, die Haushälterin von Jekyll nach jenem Hyde genauer zu befragen. Ich

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passte sie eines Morgens ab. ´Der Herr Doktor hält die regelmäßigen Mahlzeiten nicht mehr ein und nächtigt zumeist nicht mehr in seinem Zimmer, sondern im Laboratorium´, klagte sie mir. ´Und ich habe strikte Anweisung, dass Mr. Hyde die volle Freiheit und das volle Verfügungsrecht über das Haus hat. Aber ich habe ihn nie gesehen, Mr. Utterson. Er hat ja auch einen eigenen Schlüssel. Und Mr. Hyde kommt immer nachts oder erst im Morgengrauen. Ich höre es jedes Mal, wenn er aufsperrt und die Tür ins Schloss krachen lässt.´

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