Doris Broszeit, Pastoralreferentin, kath. Klinikseelsorgerin am Philippusstift Borbeck

Was bedeutet „Spiritual Care“? Eine Standortbestimmung und Spurensuche

Spiritual Care – als Teildisziplin von Palliative Care WHO Definition von Palliative Care: “Palliative Care dient der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung, sorgfältiger Einschätzung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen physischer, psychosozialer und spiritueller Natur.“ WHO 2002

Spiritual Care – als Teildisziplin von Palliative Care

Palliative Care ermöglicht Linderung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen bejaht das Leben und erkennt Sterben als normalen Prozess an beabsichtigt weder die Beschleunigung noch Verzögerung des Todes integriert psychologische und spirituelle Aspekte der Betreuung bietet Unterstützung, um Patienten zu helfen, ihr Leben so aktiv wie möglich bis zum Tod zu gestalten bietet Angehörigen Unterstützung während der Erkrankung des Patienten und in der Trauerzeit

Spiritual Care – Was ist Spiritualität für Sie?

Spiritual Care - Was ist Spiritualität? Spiritualität ist etwas sehr individuelles, das an der Erfahrung und der Biografie anknüpft. Spiritualität umfasst die eigene Lebensdeutung und die grundsätzliche Sinnfrage

sozial

Spiritual Care - Patchwork-Spiritualität In postmodernen Gesellschaften besteht individuelle Spiritualität häufig aus einem Patchwork verschiedener kultureller, ethnischer und religiöser Einflüsse, die im Lauf einer Biographie an Bedeutung gewinnen und wieder verlieren. So entwickelt sich eine einzigartige Ausprägung von Spiritualität, die in Lebenskrisen herausgefordert wird. Robert Wuthnow: Dwellers and Seekers, Berkeley: UCA Press, 1996

Spiritual Care – Frau F., ein Fallbeispiel 43 Jahre, Mamma-Ca, Erstdiagnose vor einem Jahr mit folgender Mastektomie, Rezidiv-OP vor zwei Monaten Hartz IV-Empfängerin; dauerhaft arbeitslos nach zahlreichen Versuchen; Eingebettet in ihr Umfeld (Bruder und Freunde) Ablehnung einer Chemotherapie aus spirituellen Gründen, da sie nicht aus ihrer „spirituellen Welt“ in die „chemische Welt“ wechseln will Spirituell geprägt von Vorträgen und Meditationsformen, die sie aufgesucht hat nach der Arbeitslosigkeit. Spiritualität als Faktor für Therapie-Planung Spiritualität als Ressource

Spiritual Care Arbeitsdefinition: Spiritualität (EAPC) Spiritualität ist die dynamische Dimension menschlichen Lebens, die sich darauf bezieht, wie Personen (individuell und in Gemeinschaft) Sinn, Bedeutung und Transzendenz erfahren, ausdrücken und / oder suchen, und wie sie in Verbindung stehen mit dem Moment, dem eigenen Selbst, mit Anderen/m, mit der Natur, mit dem Signifikanten und / oder dem Heiligen. Nolan S, Saltmarsh P, Leget C (2011) Europ J Pall Care (Übersetzung: Roser) Multidimensional Situation: Existenzielle Herausforderung Ethik: Werte Religion und Religiosität

Spiritual Care – Spiritual Career Spiritualität im Gesundheitswesen, ein Megatrend? „Ich habe mit dem Thema sehr große Schwierigkeiten. Das liegt vielleicht auch an mir selbst. […] Ich habe gegen so etwas einen echten Widerwillen entwickelt. […] Und umso schwerer fällt es mir, auch unseren Bewohnern in dieser Hinsicht beizustehen. […] mit ihnen ein gemeinsames Gebet sprechen oder diese ganzen Rituale über Rosenkranz, Vater unser, Mittagsgebet oder Osterfeier […] das ist mir, ehrlich gesagt, wirklich zu viel. […] Das ist doch alles nur zusätzliche Arbeit..“ (Anonym 2014)

Spiritual Care Kurzinterview spirituelle Bedürfnisse spirituelle Ressourcen Ärzte / Pflegekräfte Ehrenamtliche/ Seelsorger Ziel: patientenzentrierte Indikation für spirituelle Begleitung

Spiritual Care – Wer leistet das im Rahmen einer schweren Krankheit ?

Hanson LC, Dobbs D, Usher BM, Williams S, Rawlings J, Daaleman TP (2008) Providers and types of spiritual care during serious illness. In: Journal of Palliative Medicine 11 (2008) 907914

Spiritual Care - Perspektivenwechsel in der Medizin „Dying is a spiritual event with medical implications.“ Gwen London in: Swinton J, Payne R (2009) G. D. Borasio Über das Sterben, München: 2011, zahlreiche Auflagen „Was brauchen die Menschen am Lebensende“? Kommunikation, Medizinische Therapie, Psychosoziale Betreuung und Spirituelle Begleitung

Spiritual Care – Kooperation innerhalb der Berufsgruppen

Spiritual Care – Zukunftsmusik oder Traumlandschaft Spirituelle Anamnese (Arzt, Pflegeteam o.a.)

Spiritual Care Spiritual Care ist die gemeinsame „Sorge um die individuelle Teilnahme und Teilhabe an einem als sinnvoll erfahrenen Leben im umfassenden Verständnis“ (T. Roser): In Deutschland wurde 2010 die erste Professur für Spiritual Care an der Ludwig-Maximilian-Universität-München (Klinik für Palliativmedizin am Klinikum Großhadern) eingerichtet. Sie wurde ökumenisch besetzt mit den Professoren Traugott Roser( inzwischen Münster) und Eckard Frick. Von der Professur initiiert ist die Internationale Gesellschaft für Gesundheit und Spiritualität, welche die Fachzeitschrift „spiritual care“ herausgibt. http://www.spiritual-care-online.de/ http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Klinik-und-Poliklinik-fuerPalliativmedizin/de/professur-fuer-spiritual-care/index.htm l

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Noch Fragen? Gebt Worte eurem Weh. Leid, das nicht spricht, raunt ins gebeugte Herz sich, bis es bricht. (W. Shakespeare,Macbeth,4.Akt)