Warum aber reagieren die arabisch-islamischen Gesellschaften anders als die anderen auf die Tatsache ihres Wohlstandsnachteils?

Kampf der Kulturen Andreas Menzl Wo liegen die Gründe? Die arabisch-islamischen Gesellschaften sind wirtschaftlich nicht erfolgreich. Die Globalisier...
Author: Jonas Meissner
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Kampf der Kulturen Andreas Menzl

Wo liegen die Gründe? Die arabisch-islamischen Gesellschaften sind wirtschaftlich nicht erfolgreich. Die Globalisierung hat ihnen diese Tatsache klar vor Augen geführt. TV und Internet zeigen ihnen den Wohlstand der sog. abendländischen Welt. Damit sind sie jedoch nicht allein. Auch andere Gesellschaften – z.B. die buddhistische, die hinduistische, die chinesische, aber auch sog. abendländische wie die lateinamerikanische oder osteuropäische – sind bezüglich Wirtschaft und Wohlstand weit hinter den erfolgreichen abendländischen Gesellschaften zurück geblieben. Warum aber reagieren die arabisch-islamischen Gesellschaften anders als die anderen auf die Tatsache ihres Wohlstandsnachteils?

Beantworten Sie die folgenden Fragen: o Welche Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten haben Sie? o Grundschule, Primarschule o Sekundarschule o Mittelschule, Gymnasium o Berufslehren in diversesten Berufen (duales System im deutschsprachigen Raum) o Fachhochschulen für verschiedenste Gebiete o Universitäten o Sprachkurse, Sprachschulen o Nachdiplomstudien auf zahlreichen Gebieten o Weiterbildungsinstitutionen in Form von Tagesschulen oder Abendveranstaltungen o Abendvorlesungen für jedermann, Volkshochschulen o Usw. o Wo wurden die bahnbrechenden Innovationen der letzten hundert Jahre gemacht und in technologisch-wirtschaftliche Lösungen umgesetzt (Innovationen bezüglich Mobilität, Kommunikation, soziale Sicherheit, Hauskomfort in Küche und Bad, usw)? o Europa o USA o Japan o Wie viele verschiedene Museumsinhalte kennen Sie? o Kunsto Heimato Geschichtso Alpwirtschaftso Käseherstellungs1

o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o

HolzArchitekturBrückenbauMeeresZeitungsNaturhistorisches Zoologisches VerkehrsOldtimerKommunikationsDesignKirchenSportVölkerkundeTechnikBergsteigerWeinPapierZeppelinPuppenhausTramMoneyAnatomieArchäologieUrgeschichteCartoonUhrenEdelsteinUsw. Museen sind sichtbare kulturelle Wurzeln einer Gesellschaft. Wir haben viele kleine und kleinste Wurzeln, ein ganzes Geflecht.

o Wie viele Kleidermoden gibt es aktuell? Wie viele haben wir in den letzten 20 Jahren erlebt? o Wie viele unterschiedliche Gastronomieangebote haben wir in unserer Stadt? o Einheimische Küche o Italienische o Französische o US-Steakhouse o Griechische o Spanische o Japanische o Indische o Koreanische o Vietnamesische o Indische o Tex-Mex o Türikische, Kebab 2

o Weinlokale o Bierbeizen o Usw. o Wie viele Sportarten werden in unserem Land aktiv betrieben? o Fussball o Eishockey o Radball o Schiessen o Fechten o Segelfliegen o Leichtathletik o MBK o Radrennen o Triathlon o Biathlon o Skifahren o Langlauf o Marathon o Inlineskating o Golf o Rollhockey o Bergsteigen o Klettern o Eiskunstlauf o Reiten o Schwingen o Schwimmen o Tennis o Tischtennis o Billard o Squash o Kunstturnen o Kanu und Kajak o Rudern o Usw. o Welche klassisch kulturellen Angebote gibt es in unserer Stadt? o Sprechtheater o Oper o Operette o Ballett o Konzerte o Lesungen o Usw. o Welche Musikrichtungen, Musikstile sind im Alltag zu hören? o Klassisch, vokal und instrumental  Oper  Operette  Symphonien 3

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 Kirchenmusik  Chormusik  Klassische Tanzmusik (Walzer u.a.)  Kammermusik  Klavier- und andere Konzertmusik  Jazz Rock Pop Blues Beat Soul Tekno Lateinamerikanische Musik (sehr viele Untergruppen) Schlager, leichte Unterhaltung, Tanzmusik Crossover, Populärklassik Country, Western Marschmusik Volksmusik der verschiedenen Regionen, Ländler, Folklore, Folk  Vokal  Instrumental

o Welche anderen kulturellen und Unterhaltungs-Angebote gibt es bei uns? o Open Air o Kino o TV mit über 30 Programmen o Discos o Bars mit/ohne Live Music o Sportevents o Jahreszeitlich bedingte Ausstellungen (Advent, Weihnacht, Ostern, Winter, Frühling etc.) und Events (Fastnacht, Chilbi, Räbeliechtli, Halloween, …) o Stadtfest o Quartierfest o Jazzfestival in den Strassen der Stadt o Usw. o Welche kulturellen Aktivitäten betreibt man für sich allein oder in kleinen Gruppen? o Lesen (unendliche Fülle an Angeboten: Romane, Wissenschaftliches, Naturkundliches, Biografien, Science Fiction, Fachliches, Kriminalgeschichten, Kochbücher, Reiseliteratur, Geschichte, Musik, Zeitgeschichtliches, Politik, Krieg, Militär, Esoterik, Erotik, Heimatdichtung, Gedichte, Liebesgeschichten, True Stories, Religiöses, Mystik, Bildbände, Kinderbücher, Märchen, Satire, Gesundheit und viele mehr) o Schreiben o Blogging o Sammeln (Gegenstände aller Art) o Garten gestalten o Haus-Werken o Einrichten und Ausstatten der Wohnung, des Hauses (Wohnen, Küche, Bad) o Malen, Zeichnen o Bildhauern 4

o Schnitzen o Singen o Musizieren o o Was gibt es sonst noch? o Internet als Informations- und Unterhaltungsmedium o Wellness-Angebote o Vereine und Clubs mit verschiedensten Themen o Politische Parteien verschiedenster Richtungen o Zeitungen und Zeitschriften in grosser Auswahl und unterschiedlichster Richtungen (man betrachte einen Kiosk) o Grosse Einkaufszentren und Stadtzentren mit Fachgeschäften o Reiseangebote

Eine unglaubliche kulturelle Vielfalt zeichnet die abendländische Gesellschaft aus. Die arabisch-islamische Welt kennt ein bedeutend engeres Angebot an kulturellen Leistungen und Ausdrucksformen. Als Folge der Globalisierung - und insbesondere mit dem Internet und dem Satellitenfernsehen - hat die arabisch-islamische Welt den Blick auf die abendländische Welt erhalten. Das führt natürlicherweise zu einem Verlierer-Gefühl, sowohl wirtschaftlich-technisch (Wohlstandsunterschied) wie insbesondere auch kulturell. Man könnte einen Wohlstandsrückstand noch eher erdulden, wenn das Wohlstandswachstum überdurchschnittlich wäre, wenn also eine Verbesserung der Lebenssituation für einen Grossteil der Bevölkerung spürbar wäre – wie dies seit einigen Jahren in China, Indien, Teilen Osteuropas und Lateinamerikas der Fall ist. In vielen arabisch-islamischen Ländern ist jedoch das Gegenteil der Fall – zumindest für breite Bevölkerungsschichten, die wenig hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Das Internet verstärkt und beschleunigt dieses Verlierer-Syndrom erheblich. Wenn ein Internet-User in Saudi Arabien oder in Marokko sich über eine Sache kundig machen will, oder wenn er Unterhaltung in diesem Medium sucht, so muss er in der Regel die Schrift und die Sprache wechseln, in der Schrift und Sprache der Abendländer, der „Gewinner“ lesen und schreiben. Das tut gewiss weh und erzeugt Abwehrhaltungen und Aggressionen - natürlich nicht bei allen, aber bei den nationalistisch denkenden Menschen. Wären wir anders, besser?

Und die Prognose? Die Fakten bleiben bestehen: Das Wohlstandsgefälle und das kulturelle Gefälle. Ein Aufholen ist auf absehbare Zeit nicht möglich.

Juni 2009

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