Stadtsoziologie Stadt und Land
Soziokulturelle Unterschiede Soziokulturelle Unterschiede in der Schweiz vier Indizes zu räumlichen Disparitäten, 1990-2000 Ziel: integrale Analyse der zeitlichen und räumlichen Dynamik der Bevölkerungsstruktur der Schweiz 4 verschiedene inhaltliche Dimensionen Æ Wechselwirkungen gesellschaftliche Entwicklungstrends feststellen, Folgen für die räumliche Ordnung der Gesellschaft ableiten räumliche Disparitäten in der Schweiz: Ungleichheiten zwischen dynamischen Zentrumsgebieten (Stadt) und strukturschwachen Randregionen g ((Land)) entstehen durch: Unterschiede in der regionalen Wirtschaftskraft (ÆKennzahlen zu Wertschöpfung und Arbeitsplatzangebot), nicht nicht-monetäre monetäre Restriktionen, Pluralisierung der Lebensstile etc. (Æsozialgeografische Masse)
Georg Simmel (1858-1918)
„„Die Grossstädte und das Geistesleben“ ((1903)) Mensch als Unterschiedswesen Leben in der (Gross-)Stadt: rascher und ununterbrochener Wechsel innerer und äusserer Eindrücke Leben auf dem Land: langsamer, gleichmässigerer Rhythmus Die Di drei d i wichtigsten i hti t M Merkmale k l d der G Grossstädter: tädt • Intellektualität • Blasiertheit • Reserviertheit
Soziale Beziehungen in der Stadt besonders geeignet für die Integratoin von Fremden F d
Max Weber (1864-1929)
„„Begriff g und Kategorien g der Stadt“„Die „ Stadt des Okzidents“ ((1922)) Definition Stadt: • Geschlossene Siedlung, eine „Ortschaft“ • Quantitative Merkmale: Grösse und Dichte • Ökonomische Merkmale: Gewerbe und Handel, Vielseitigkeit • Politisch-administrative Politisch administrati e Merkmale: Merkmale Besteuerung, Beste er ng Festung Fest ng (Stadtmauern) (Stadtma ern)
Zentrale Elemente einer Stadt: • Sitz des Fürsten: sog. „Fürstenstädte“ • Markt als ökonomischer Mittelpunkt • Stadtgemeinde
Ferdinand Tönnies (1855-1936)
„„Gemeinschaft und Gesellschaft“ ((1887)) Stadt: höchste, komplizierteste Gestaltung menschlichen Zusammenlebens Gemeinsamkeit zwischen Städten und Dörfern: räumliches Prinzip des Zusammenlebens Im Gegensatz zur Familie: zeitliches Prinzip des Zusammenlebens Land: L d eher h gemeinschaftiche i h fti h Lebensweise L b i Stadt: eher gesellschaftliche Lebensweise Wirtschaftlicher Charakter von Städten Unterschied von Einheimischen und Fremden egal Persönliche Freiheit und persönliches Vermögen zentral
Diskussionsfragen
Tönnies schreibt in seinem Werk „Gemeinschaft und Gesellschaft (1887) über die sozialen Beziehungen in einer Grossstadt: „Der Unterschied von Einheimischen und Fremden wird gleichgültig.“ Lässt sich dies auch heute noch über eine Stadt sagen?
Literatur
Häusermann, Hartmund/ Siebel, Walter (2004): Stadtsoziologie – Eine Einführung“, Campus Verlag, Frankfurt, 19-44. Schäfer, Bernhard (2006): „Stadtsoziologie. Stadtentwicklung und Theorien – Grundlagen und Praxisfelder“, VS Verlag, Wiesbaden, 77-86. Simmel, Georg (1995): „Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908. Band I“, Suhrkamp Frankfurt am Main Suhrkamp, Main, 116-131 116-131. Tönnies, Ferdinand (1935): „Gemeinschaft und Gesellschaft – Grundbegriffe der reinen Soziologie“, Hans Buske Verlag, Leipzig. Weber, Max (1999): „Wirtschaft und Gesellschaft – Teilband 5: Die Stadt“, J.C.B. Mohr, Tübingen, 59-144.
4 Indizes
1 Index: sozialer Status 1. 2. Index: Individualisierung der Lebensformen 3. Index: Integration und Fremdsprachigkeit 4. 4 IIndex: d Alterung Alt der d Gesellschaft G ll h ft
Altersindex
Soziokulturelles Bevölkerungsprofil: Zusammenspiel von Präferenzen und Restriktionen Altersstruktur und Alterung Verhältnis der 3 biografischen Grossgruppen Kinder/Jugendliche 0-19 Jahre Personen im Erwachsenenalter 20-64 20 64 Jahre Personen im Rentenalter 65+ Jahre
Resultate Anteil der Personen im Erwerbsalter; räumliche Mobilität
Resultate Altersindex:
3•REN - 1•JUK 1990-2000: zunehmende Werte Reduktion der Unterschiede zwischen den Siedlungstypen Geringer Segregationsindex Kernstädte: höchster Altersindex (56.5) Ländlicher Raum: tiefster Altersindex (47.8) Stärkster Alterungsprozess: Agglomerationsgürtel (+3.3) ÆAlterung folgt mit zeitlicher Verzögerung dem Wachstum der Agglomerationen von 1960 1970 1960,1970
Individualisierungsindex Soziokulturelles Bevölkerungsprofil: Zusammenspiel von Präferenzen und Restriktionen Lebensformen und Individualisierung Grad der Individualisierung: Abweichung von traditionellen bürgerlichen Lebensformen Indikatoren: Haushaltstyp Familienmodell (Aufteilung von Erwerbs- und Betreuungsarbeiten) Individualisierungsindex: 3•EPH+1.2•WG+2,5•FOK+3•MER-1,5•TBM
Resultate
klarer Stadt-Land-Gegensatz, Stadt Land Gegensatz, hohe Werte in Kernstädten starke Segregation nach Lebensformen vor allem in Deutschschweiz touristische Gemeinden auf dem Land als atypische Zonen
Soziokulturelle Profile der Siedlungstypen
Æallgemeine soziokulturelle Urbanisierung ÆUrbanisierung als gesamtgesellschaftlicher Prozess Ækeine Dichotomie von zwei geschlossenen Lebenswelten, sondern Dynamik Æregional abgestufter Grad der Urbanisierung Ærelative Unterschiede zwischen Stadt und Land unverändert
Quellenangaben: g Hermann, M., Heye, C., Leuthold, H., Forschungsgruppe Sotomo, GIUZ. (2005). Bundesamt für Statistik (Hrsg.). Soziokulturelle Unterschiede in der Schweiz, Vier Indizes zu räumlichen Disparitäten, 1990-2000. Neuchatel: Bundesamt für Statistik.
Stadt und Land auf der politischen Landkarte
Daten von fast 200 eidg. Abstimmungsresultaten zur Erhebung der Grundlinie der Gemeinden Faktorenanalyse damit subjektive Bewertung vor der Tür bleibt Einteilung in links / rechts und liberal / konservativ links rechts – Sozialstaat ökon. Eigenverantwortung – Bürgerrechte Recht und Ordnung – Pazifismus militärische Verteidigung liberal konservativ – Aussenpol. Öffnung nationale Souveränität – Integration von Fremden Abgrenzung gegen Fremde – Reform staatl. Institutionen Bewahrung der Ordnung
Schweiz Grossstädte generell linksliberal Romandie/Ticino ist linker Reiche Gegenden sind rechtsliberal D-CH: Hinterland, l d periphere Regionen sind eher rechtsk konservativ ti
Linke Stadt Zürich, rechte Region Zürich
Stadt Zürich links
Land
Wählerbasis: urbane Mittelschicht
Unterteilung
Kreis 4/5: Renaissance des Städischen > Gentrifizierung Kreis 9/11/12: peripher > keine Gentrifizierung
Deutlich rechter als Stadt – rechtsliberale suburbane Region – rechtskonservatives Hinterland
Graben zw. zw Villenvororte und städtischer Bourgeoisie (v.a. Steuerfuss)
Der Kanton Zürich ist der wirtschaftsliberalste Kanton Themen wie wirtschaftliche Erneuerung und Liberalisierung haben im ganzen Kanton meist eine hohe Zustimmung
Kanton Zürich Klare Stadtgrenze: L St L: Stadt dt R: Land 3 Pole Stadt: linksliberal Suburbia: rechtsliberal Hinterland: rechtskonservativ Andere CH-Städte/ Kantone nicht so klar getrennt
Stadt Zürich
Liberale Werte verbreitet egal welcher Richtung Kreis 5: höchster Wert auf L/R-skala Deutschschweiz
1: Altstadt/Ausland 2: Wollishofen, Enge & Leimbach 3 Wiedikon 3: Wi dik 4/5 LLangstr/ZH 4/5: t /ZH West/Industrie W t/I d t i 6: Unter/Oberstrass 7: Fluntern, Hottingen, Hirslanden, Witikon 8: Seefeld, Riesbach 9: Albisrieden, Altstetten 10: Wipkingen, p g , Höngg gg 11: Seebach,, Affoltern,, Oerlikon 12: Schwamendingen
Stadt und Land
Erneuerung von der Kernstadt aus > Diffusion ins Umland Geogr. Nachbargemeinden von z. B. Kreis 2/7 sind deutlich rechter aber ähnlich liberal