SAH Zentralschweiz Jahresbericht 2013

Jahresbericht 2013 2 Inhalt Editorial Editorial 2 Das Jahr der Veränderung und Herausforderung 3 Bereich Arbeit und Bildung 4 8 Migration Co-Oper...
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Jahresbericht 2013

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Inhalt

Editorial

Editorial 2 Das Jahr der Veränderung und Herausforderung 3 Bereich Arbeit und Bildung 4 8 Migration Co-Opera SAH Regionalbüro Zug 14 Bildung im Strafvollzug (BiSt) 18 Mitgliederportrait Hermann Morf 22 Geschäftsstelle 24 Jahresrechnung 25 Organisation 30

In unserem privaten Haushalt haben wir vom SAH Zentralschweiz Angebot «blitzblank» eine Reinigungsfrau aus Eritrea. Sie ist mit ihrem äthiopischen Mann nun zehn Jahre in der Schweiz mit einem Status als anerkannte Flüchtlingsfrau. Sie hat drei erwachsene Söhne aus erster Ehe und eine kleine Tochter aus zweiter Ehe. Ihr erster Mann ist im Krieg getötet worden. Die Söhne haben eine Lehre in der Schweiz gemacht und arbeiten nun. Die politische Lage in Eritrea und Äthiopien ist so angespannt, dass an ein Zurückkehren in den nächsten Jahren nicht zu denken ist – daher möchte die Familie in der Schweiz eine neue Existenz aufbauen. «blitzblank» ist ein Angebot des SAH Zentralschweiz. Migrantinnen wie unsere Reinigungsfrau werden hier ausgebildet. Sie lernen nach schweizerischen Standards zu reinigen und werden in private Haushalte vermittelt. Das SAH Zentralschweiz arbeitet mit dem Leitgedanken «Arbeit und Integration – wir schaffen Perspektiven». Mit der Unterstützung des SAH Zentralschweiz hat die Familie vor Jahren erste Schritte in Richtung der sozialen Integration gemacht. Für bedrohte Menschen, die aus kriegsführenden Ländern in die Schweiz flüchten, ist es wichtig, eine Stelle zur Unterstützung zu haben wie das SAH Zentralschweiz. Die Fachpersonen klären zusammen mit den Flüchtlingen ab, welche Massnahmen hilfreich sind. Um sich schnell integrieren zu können, sind Deutschkenntnisse ein Muss. Weiter geht es um die gesellschaftliche Teilhabe. Dies geht am besten über Arbeitsmöglichkeiten. Das SAH Zentralschweiz, Migration Co-Opera, führt im Auftrag des Kantons Luzern diese Unterstützung zur Integration durch. Damit leisten wir einen Beitrag zu einer gerechteren und solidarischen Gesellschaft und helfen Benachteiligten, sich in der Schweiz wohl und zugehörig zu fühlen.

Beat Däppeler, Präsident SAH Zentralschweiz

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Das Jahr der Veränderung und Herausforderung

Arbeitsmarkt im Gastrobereich und über die Qualität des Angebotes im Allgemeinen und Spezifischen zu erhalten. Trotz der Herausforderungen darf das SAH Zentralschweiz auf ein gutes Berichtsjahr blicken. Der Inhalt dieses Jahresberichts zeugt von der grossartigen Arbeit, die geleistet worden ist. Ich danke allen Beteiligten, die zu deren Gelingen beigetragen haben – allen Mitarbeitenden, dem Vorstand, allen Spenderinnen und Spendern sowie allen Mitgliedern. Ebenso danke ich den Behörden, die uns immer wieder ihr Vertrauen entgegenbringen, sowie unseren Partnerorganisationen. In einer Zeit der Veränderung ist dies keine Selbstverständlichkeit. Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen. (Aristoteles, griechischer Philosoph)

Geschäftsleitungswechsel Das Jahr 2013 war geprägt von Veränderungen. Eine Ära ging nach 14 Jahren mit Felix Föhn als Geschäftsleiter zu Ende. Sein Nachfolger trat seine Stelle mit der Stabsübergabe Anfang Februar an, kündigte jedoch noch in der Probezeit. Ab April übernahm ich ad interim und ab August offiziell die Geschäftsleitung des SAH Zentralschweiz. Weitere personelle Veränderungen sowie daraus entstandene Vakanzen in der Geschäftsleitung forderten zusätzlich eine hohe Präsenz aber auch Achtsamkeit in der Verfolgung der Jahresziele. Eine grosse Herausforderung für mich als Geschäftsleiterin, für die Gesamtgeschäftsleitung, die Leitungen der einzelnen Bereiche sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotz dieser aussergewöhnlichen Situation haben wir als Organisation mit einem sozialen Auftrag unsere Ziele nie aus den Augen verloren, haben unsere Aufgabe, uns für sozial benachteiligte Menschen einzusetzen, stets weiter verfolgt. So haben wir bestehende Angebote in allen Bereichen ausgebaut und weitergeführt. Die persönlichen Geschichten und Berichte von betroffenen Personen sowie Blickpunkte auf einzelne Angebote in diesem Jahresbericht erzählen eindrucksvoll davon. Eine neue strategische Ausrichtung des SAH Zentralschweiz bildet das Projekt TRANSgusto. Das Angebot hat zum Ziel, erwerbslose Personen für den Gastrobereich zu qualifizieren und fit zu machen für eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt. Dazu eröffnen wir im Mai 2014 das Restaurant Libelle in der Stadt Luzern. Die dreijährige Pilotphase inklusive Aufbau hat uns die Drosos Stiftung mit einer namhaften Finanzierung ermöglicht. Die Pilotphase evaluieren wir mit dem Ziel, Erkenntnisse über die Vermittlungsquote von erwerbslosen Personen in den ersten

Ausblick Im Jahr 2014 entwickelt der Vorstand mit der erweiterten Geschäftsleitung die Strategie 2017. Grundlegende Fragen, das langfristig orientierte Vorgehen und gemeinsame strategische Ziele werden diskutiert und festgehalten. Nach der Gründung der transgusto GmbH werden der Umbau der Räumlichkeiten sowie die Eröffnung des Restaurants Libelle im Maihofquartier uns intensiv beschäftigen. Das SAH Zentralschweiz tritt als Trägerschaft der GmbH auf. Im Bereich Arbeit und Bildung sowie im Bereich Migration Co-Opera wollen wir an die guten Leistungen im Vorjahr anknüpfen. Die Fachstelle Bildung im Strafvollzug nimmt gemäss Leistungsauftrag weitere Vollzugsanstalten auf und weitet die Basisbildung aus. In Zug richten wir den Fokus weiter auf unsere Bildungsangebote und unsere Angebote für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen. Wir freuen uns mit Ihnen auf die neuen Herausforderungen.

Ursula Schärli, Geschäftsleiterin

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Bereich Arbeit und Bildung

Die arbeitsmarktnahen Angebote des Bereichs Arbeit und Bildung wurden 2013 rege genutzt. Erfreulich auch die breitere regionale Verankerung: Vermehrt berücksichtigten zuweisende Stellen aus Gemeinden der Kantone Schwyz und Nid-/Obwalden unsere Angebote. Teilbereich Arbeit

Teilbereich Bildung

In den drei Hauptangeboten im Teilbereich Arbeit  vermittelten wir für knapp 300 Personen eine passende Trainingsmöglichkeit in externen Betrieben. Job Coachings und Bildungstage stärkten sie zusätzlich für die Stellensuche. Langsam wächst auch unser neuestes Angebot der Stellenvermittlung, hier suchen wir direkt ordentliche Anstellungen. Im Berichtsjahr haben wir 29 Anmeldungen entgegen genommen.

Im Teilbereich Bildung haben wir in der begleitenden Bildung sowie im VivA Kurs Belastbarkeit die Kursunterlagen überarbeitet und feine Justierungen in der Organisation der Kurstage vorgenommen. Gut besucht worden sind Coachingangebote: jenes für RAV-Klient/-innen und jenes für junge Berufsabgänger/-innen im Rahmen von Coaching TransFair2 (CT2). Viel Beachtung haben wir dem Thema Förderung von Grundkompetenzen geschenkt und die Kursleitenden haben sich in SVEB-Weiterbildungen intensiv mit Kursmethoden, Inhalten und Projektvorgehen auseinandergesetzt. Von den Informationsveranstaltungen für neue RAV-Klient/-innen haben gut 80% der geplanten Durchführungen stattgefunden – dieses Angebot läuft im Sommer 2014 aus, es wird von einer E-Learning Variante abgelöst.

Unabhängig vom Leistungssystem im Hintergrund einer Anmeldung (ALV, IV oder Sozialhilfe) klären wir individuell ab, welche Förderung und Unterstützung eine Person für den Eintritt in die Arbeitswelt benötigt. Dabei haben wir festgestellt, dass sich die Charakteristik der angemeldeten Personen bezüglich ihrer Handicaps für die Stellensuche immer mehr annähert, unabhängig davon, welches der drei Leistungssysteme im Hintergrund steht. So haben wir mit RAV-Klient/-innen gearbeitet, die teilweise genau so viele Mehrfachproblematiken aufweisen wie IV-Klient/-innen. Wir haben daher die Strategie gewählt, einzelne unserer Angebote für jede Art der Zuweisenden zu öffnen. So haben wir die Bedürfnisse der angemeldeten Personen erfolgreich abgeholt und damit die Grundlage für eine erfolgversprechende Integrationsstrategie gelegt. Die Anmeldeund Teilnahmezahlen im Teilbereich Arbeit und damit unsere Auslastung sind über das Jahr hinweg konstant geblieben.

Teilbereich Infozentren Vom niederschwelligen Beratungsangebot der Infozentren in Luzern und Sursee haben wiederum viele Stellensuchende profitiert. Die 18'029 Besuche in Luzern entsprechen in etwa der Zahl vom Vorjahr. Das Infozentrum Sursee hat im Vergleich zu 2012 einen Zuwachs von 9% (gesamthaft  2'058 Besuche) verzeichnet. Herausgefordert haben uns neue Rekrutierungskanäle: Die Unterstützung beim Ausfüllen von Online-Bewerbungsformularen, bei E-Mail Bewerbungen, beim Abrufen von Infos über Smart-Phones etc. wird immer wichtiger. Wir haben die Beratungsleistung entsprechend angepasst. Weiterhin rückläufig ist in beiden Infozentren die selbstständige Computerbenutzung. Das PC-Wissen bei den Zielgruppen dieses Beratungsangebots fehlt.

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Stellennetz Kennzahlen Anmeldungen Stellenantritt während Vermittlungsphase Abmeldung aus sonstigen Gründen Anzahl in Einsatz vermittelte Personen

2013 % 2012 % 285 100 236 100 61 21 42 18 70 25 38 16 116 41 118 50

Teilnehmende im Stellennetz Stellenantritt während und nach Einsatz Austritt, Abschluss Angebot

179 100 178 100 63 35 64 36 71 40 74 42

Stellenantritte gesamt

124 44 106 45

Teilnehmende im Stellennetz Schweizer/-innen 128 Ausländer/-innen 51 männlich 65 weiblich 114

72 117 66 28 61 34 36 71 40 64 107 60

Differenzen ergeben sich aus Anmeldungen und Teilnehmenden des Vorjahres

VivA Kennzahlen

2013

2012

2011

2010

Teilnehmende SAH VivA Kurs Belastbarkeit

15

20

14

14

Teilnehmende SAH VivA Arbeit Aufbau

20

18

17

20

6

4

4

Teilnehmende SAH VivA Arbeit Plus

9

Teilnehmende SAH VivA Job Coaching*

9

*Job Coaching ab 2013 meist als Frühintervention, vorher im Rahmen von Beruflichen Massnahmen

SAH Infozentren Luzern und Sursee Besucherzahlen und Beratungsgespräche 2011 – 2013 Beratungsgespräche Luzern Besucherzahlen Luzern 2013

2012

2011

Beratungsgespräche Sursee Besucherzahlen Sursee

10'083 1'550 18'029

2'058

18'210

1'864

10'592 1'319

11'622 1'660 17'476

2'054



SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

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«Der Austausch hat mir gut getan» Philip Ottiger hatte die Hoffnung auf eine Lehrstelle schon aufgegeben. Bis ihn die Gemeinde beim Arbeitsintegrationsprogramm SAH INTEGRO anmeldete. Er hatte Glück und erhielt nach einem Arbeitseinsatz im selben Betrieb eine Lehrstelle als Gestalter Werbetechnik. «Ich hoffe sehr, dass nun eine neue Ära beginnt», sagt Philip Ottiger mit ruhiger Stimme. «All die vergeblichen Versuche, eine Lehrstelle zu finden, waren schon zermürbend. Nun habe ich endlich eine gefunden und erst noch in einem Beruf, der perfekt zu mir passt. Mein Hobby war von Kindsbeinen an Zeichnen und Designen, also irgendwelche Dinge am Computer zu kreieren, auch Fotografie interessierte mich. Der Arbeitseinsatz hier bei Bauer Medien AG hat mir bestätigt, dass ich am richtigen Ort angekommen bin. Nun freue ich mich sehr auf die bevorstehende Lehre als Gestalter Werbetechnik.» Ein wenig Respekt vor dem Lehrbeginn im August hat Philip Ottiger dennoch. Er selber bezeichnet sich als scheuen Menschen, der schon immer sehr zurückhaltend war und wenig sagte. Dieser Charakterzug erschwerte ihm bislang den Einstieg ins Berufsleben.

Vom Wunschberuf zur Berufung Ein paar zusätzliche Runden führten aber schliesslich auch bei Philip Ottiger zum Ziel. Erst 21-jährig, schaut er auf eine bewegte Zeit zurück. Nach der obligatorischen Schulzeit fand er keinen passenden Lehrbetrieb, auch ein temporärer Einsatz bei seinem Vater als Küchenbauer führte nicht zum erhofften Erfolg. Ein Auswanderungsversuch in die USA zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester scheiterte, sie kehrten nach nur einem Jahr wieder in die Schweiz zurück. Er entschied sich daraufhin, in ein Programm für Jugendarbeitslose einzusteigen. Leider ohne Erfolg. Immer wieder kam ihm seine Scheu vor Unbekanntem in die Quere. Er sagte Schnupperlehren kurzfristig ab oder meldete sich nach zwei Tagen krank. «Ein Betrieb hätte mich sogar genommen, wenn ich geblieben wäre. Es ging einfach nichts mehr. So kam es dann auch zum Bruch mit dem Programm.» Gelegenheitsjobs auf dem Bau folgten. Eigentlich war es immer sein Wunsch gewesen, Schreiner zu werden und auf dem Bau zu arbeiten. Doch nach einiger Zeit merkte er, dass ihn diese Arbeit nicht vollends erfüllen würde. Er verlor das Interesse an der Arbeit. Ein Zufall führte Philip Ottiger wieder auf den Weg in Richtung Berufslehre. Vor rund einem Jahr begleitete er eine Kollegin ins Berufsinformationszentrum Goldau. Im Empfangsbereich wartend, stöberte er in den bereitgestellten Berufsinformationsordnern und stiess auf den Gestalter Werbetechnik. Die darin beschriebenen Aufgaben interessierten ihn sogleich, auch das Anforderungsprofil schien zu passen. Nach weiteren Recherchen zu Hause im Internet wusste er: Das ist sein Beruf.

Selbstvertrauen aufbauen Philip Ottiger schöpfte wieder Hoffnung. Über die Gemeinde wurde er beim Arbeitsintegrationsprogramm INTEGRO des SAH Zentralschweiz angemeldet und plötzlich ging alles ziemlich schnell: «Bald nach dem ersten Beratungsgespräch konnte ich mich bei meinem jetzigen Arbeitgeber vorstellen und erhielt die Zusage für einen Arbeitseinsatz. Für die Lehre musste sich dann mein Chef für mich einsetzen, weil mich das Berufsbildungsamt als Sek-C-Schüler zuerst nicht akzeptierte.» Wie kam es, dass er es schaffte, sich nicht vor dem Vorstellungsgespräch zu drücken? Philip Ottiger grinst etwas verlegen: «Meine Mutter hat mich hingefahren, da konnte ich gar nicht wegrennen. Ausserdem wusste ich, dass ich diesen Job unbedingt haben wollte. Das hat alles einfacher gemacht.» Die wöchentlichen Kurse beim SAH Zentralschweiz hätten ihm zudem sehr geholfen. Dort habe er das Rüstzeug fürs Verfassen von Bewerbungsunterlagen erhalten und gelernt, besser zu kommunizieren und sich an Vorstellungsgesprächen oder in schwierigen Situationen angemessen zu verhalten. «Mit einer Gruppe von tollen Leuten verschiedenen Alters konnte ich für den Ernstfall üben. Wir haben alle dasselbe Schicksal geteilt. Dieser Austausch hat mir gut getan.» Nach kurzem Nachdenken fügt er an: «Ich freue mich auf die Lehrstelle. Vor der Bekanntschaft mit vielen neuen Menschen habe ich schon ein wenig Bammel. Aber das wird schon.»

SAH INTEGRO AIP Im Arbeitsintegrationsprogramm SAH INTEGRO AIP werden Langzeit-Erwerbslose für die Dauer von sechs bis zwölf Monaten in befristete Einzeleinsatzplätze vermittelt. Einsatzbetriebe sind öffentliche oder private Organisationen und Unternehmen. Während der Einsatzdauer besuchen die Teilnehmenden die begleitende Bildung – mit klassischen Bewerbungsthemen, Standortbestimmungen, Persönlichkeitsorientierung, Kommunikation und Konfliktmanagement – und werden gecoacht.

Bildlegende S.6: Philip Ottiger an seinem befristeten Einsatzplatz bei der Bauer Medien AG in Hünenberg. Im August 2014 kann er am selben Ort seine Lehre beginnen.

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Migration Co-Opera Coaching für Lehrstellensuchende: Für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist es schwierig, eine Lehrstelle zu finden. Ihre Lernkarrieren sind durch die Flucht unterbrochen worden und sie müssen sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden. Hinzu kommt ein fehlendes Beziehungsnetz und auch das Erfahrungswissen über die Lehrstellensuche fehlt. «Würdest Du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muss?» «Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst», antwortete die Katze. «Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig», sagte Alice. «Dann ist es auch einerlei, welchen Weg du einschlägst», meinte die Katze. «Hauptsache, ich komme irgendwohin», ergänzte sich Alice. «Das wirst du sicher, wenn du lange genug gehst», sagte die Katze (aus Alice im Wunderland). Doch der Weg der Berufswahl für die Jugendlichen soll nicht irgendwohin führen, sondern an den Ort, welcher für sie wünschenswert und erfüllend ist. Deshalb suchen die zuständigen Sozialarbeitenden von Migration Co-Opera Gotten und Göttis als Begleiter/-innen und sind Bindeglied zwischen den Jugendlichen und deren Eltern. Mit Beginn des Schuljahrs 2013/14 ist das Projekt «Coaching für Lehrstellensuchende» zum vierten Mal gestartet. Zwölf ehrenamtliche Personen haben sich bereit erklärt, sich mit Jugendlichen der 3. Oberstufe auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz zu begeben. Sie erleichtern ihnen dadurch den Zugang und den Einstieg in die Arbeitswelt. Diese zielgerichtete Begleitung und Unterstützung verlangt von den Tandems Selbstverantwortung, Verbindlichkeit und gegenseitiges Vertrauen.

Die Gotten und Göttis arbeiten ehrenamtlich. Ihnen ist bewusst, welche Schwierigkeiten fremdsprachige Jugendliche in der Berufsfindung haben und sie sind bereit, sich auf Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund einzulassen. Sie helfen den Jugendlichen, Informationen über Lehrstellen zu sammeln, sie organisieren Schnupperlehren oder Praktikaplätze und stehen im Austausch mit Klassenlehrpersonen und den Sozialarbeitenden von Migration CoOpera. Sie erstellen gemeinsam mit den Jugendlichen ein aktuelles Bewerbungsdossier und üben Vorstellungsgespräche. Neben diesen praktischen Aufgaben treffen sie die jungen Personen regelmässig und ermutigen sie bei Absagen, weiter zu machen. So stärken sie deren Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen. Bei ihrer Tätigkeit werden die Gotten und Göttis von den Projektleitenden des Coaching für Lehrstellensuchende unterstützt. An organisierten Zusammenkünften treffen sie sich mit anderen Gotten und Göttis und tauschen sich mit ihnen aus. Wenn sich eine jugendliche Person auf dieses Tandem einlässt, erwarten wir von ihr, dass sie aktiv kooperiert. Sie soll die von der Gotte oder dem Götti gestellten Aufgaben zuverlässig erfüllen, sie erklärt sich zu regelmässigen Treffen bereit und sie bringt eine Portion Eigeninitiative mit. So sind die persönlichen und schulischen Voraussetzungen für die Berufsbildung gegeben. Die Motivation, sich auf diesen Prozess einzulassen, ist gross.

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Herkunftsländer der Klient/-innen (per 31.12.2013)

Erwachsene Diverse* 8% Russische Föderation 3% Irak 2% Türkei 4% Iran 4%

Sri Lanka 4% Eritrea 46% Afghanistan 5%

Syrien 8%

China, Volksrepublik 8% Somalia 8%

*  Aethiopien, Algerien, Angola, Elfenbeinküste, Kirgistan, Kongo, Kosovo, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Serbien, Togo

Jugendliche und junge Erwachsene Diverse* 11% Sri Lanka 3% Myanmar 4%

Irak 5%

Syrien 6%

Eritrea 38%

China, Volksrepublik 7%

Türkei 7% Somalia 11%

Afghanistan 8%

*  Aethiopien, Algerien, Angola, Iran, Kirgistan, Kongo, Kosovo, Nigeria, Russische Föderation, Serbien, Tansania, staatenlos

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Bildlegende S.10: Ein Tandem des Coachings für Lehrstellensuchende Migration Co-Opera. S.11, oben: Frühlingserwachen beim Gartenprojekt Migration Co-Opera. Teilnehmende bringen die Saat aus. S.11, unten: Eine Kursteilnehmerin des Bewerbungsmoduls Migration Co-Opera. S.12, oben: Durch die Stellenvermittlung Migration Co-Opera vermittelt: Ein Mitarbeiter der Bieri Alteisen AG in Rothenburg. S.12, unten: Eine Reinigungskraft des Teams blitzblank reinigt bei Ruedi Meier, Luzerner Altstadtrat. S.13: Ein Blick in die Vergangenheit: Volkstanzaufführung am Frauenfest vom 8. März 2009.

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Interkulturelles Frauenfest zum Internationalen Tag der Frau am 8. März Der Internationale Tag der Frau existiert bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts und hat für Migrantinnen eine wichtige Bedeutung. Das SAH Zentralschweiz hat das Interkulturelle Frauenfest die letzten zehn Jahre organisiert und durchgeführt, unterstützt von hunderten von freiwilligen Helferinnen. Das Fest vom 8. März 2013 in der Viscose-Eventhalle in Emmenbrücke gestaltete sich daher als Dankesfest für alle diese Frauen. Rückblick auf 10 Jahre Interkulturelles Frauenfest Im Zentrum der Veranstaltungen standen Themen wie «Frauengesichter», «Frauenhandel», «Bildung und Arbeit für Frauen», «100 Jahre internationaler Tag der Frau, 40 Jahre Frauenstimmrecht / 30 Jahre Gleichstellungsartikel und 20 Jahre Frauenstreik», «1'000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005» sowie «Marche Mondiale 2010». Die ersten drei Veranstaltungen führten wir im Kulturzentrum BOA in Luzern durch. Nach dessen Schliessung beherbergten uns die Gemeinden Emmen (unterstützt vom Verein Zukunftsgestaltung Emmen), Kriens (unterstützt von der damaligen Gemeindepräsidentin) und Ebikon. In den Jahren 2010 bis 2012 wurde die Veranstaltung im Zentrum St. Michael in Littau durchgeführt. Das Interkulturelle Frauenfest zum Internationalen Tag der Frau war eine bunte Plattform. Bunt in Bezug auf die Besucherinnen, das Programm, das Essen, die Aktivitäten und die vielfältigen Begegnungen. In Zahlen ausgedrückt: – Schätzungsweise 3'200 Frauen besuchten die Veranstaltungen, – 40 Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern engagierten sich für Planung und Organisation, – Spezialitäten aus 37 Ländern wurden gekocht, – 29 Frauengruppen (Tanz, Musik, Theater) aus allen Kontinenten trugen zum lebendigen Programm bei,

– zehn Eröffnungsansprachen von Frauen aus Politik, mit Migrationshintergrund oder der Wissenschaft wurden gehalten, – sieben Moderatorinnen aus fünf Ländern führten durch das Programm, – 600 freiwillig engagierte Frauen trugen zum Gelingen der Interkulturellen Frauenfeste bei, – in zehn Jahren wurden etwa 3'800 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Rückblickend ist zu bemerken, dass das Interkulturelle Frauenfest in den letzten zehn Jahren eine wichtige Rolle für die soziale Integration von Frauen jeden Alters und aus vielen verschiedenen Herkunftsländern gespielt hat. Durch die Begegnungen mit anderen Frauen haben sie sich nachhaltig vernetzt.

Zeit für Neues! Nach zehn Jahren hat das SAH Zentralschweiz entschieden, die Durchführung in andere Hände zu übertragen. Mit der Gruppe OJA ist für die Organisation 2014 eine Nachfolgerin gefunden worden.

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SAH Regionalbüro Zug

Das SAH Regionalbüro Zug blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Innerhalb der Begleitenden Bildung für den Verein für Arbeitsmarktmassnahmen VAM haben wir in 550 Kurstagen zahlreiche Stellensuchende unterstützt. Die Angebote im Flüchtlingsbereich sowie das Projekt FemmesTische sind ebenfalls gut auf Kurs.

VAM-Angebote

Angebote für Flüchtlinge

Parallel zu den Arbeitsintegrationsprojekten des VAM bietet das SAH Zentralschweiz in der Halle 44 in Baar Bildungsprogramme für Stellensuchende an:

SAH Bewerbungsmodul Das Bewerbungsmodul für Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen hat sich stetig etabliert. Zwischen acht und zwölf Personen nehmen an diesen Kursen teil und lernen die Finessen des Bewerbungsprozesses in der Schweiz sowie den dazu elementaren Wortschatz kennen.

SAH PC- und Internetkurse Die Nachfrage nach PC- und Internetkursen ist nach wie vor gross. Die Teilnehmenden haben oft schon Anfängerkenntnisse, möchten aber Anwendungen wie das Optimieren eines Lebenslaufes oder das gezielte Suchen nach Informationen weiter vertiefen. Dass elektronische und Online-Bewerbungen einen immer wichtigeren Stellenwert einnehmen, ist sicherlich mit ein Grund für das anhaltende Interesse an den Kursen. Um den Teilnehmenden eine zusätzliche Anwendung zu vermitteln, haben wir 2013 einen Powerpoint-Anfängerkurs konzipiert, er wird im März 2014 erstmals durchgeführt. SAH Deutschkurse Die Anfängerkurse auf den Niveaustufen A1 und A2 werden weiterhin rege nachgefragt. Die Teilnehmenden erlangen hier bessere Deutschkenntnisse und gleichzeitig stärken sie ihr Selbstbewusstsein. Dies kann sich günstig auf eine erfolgreiche Stellensuche auswirken. SAH Bewerbungsmodule Die Bewerbungsmodule sind ein zentraler Pfeiler unserer Angebotspalette. In jeweils zwei Kurstagen erläutern wir den ganzen Bewerbungsprozess. Wichtig in diesen Modulen scheint uns die Haltung, dass es nicht DEN richtigen Lebenslauf oder DAS perfekte Bewerbungsschreiben gibt. Von beidem gibt es zahlreiche gute Varianten – unsere Personalfachleute stehen den Stellensuchenden mit Rat und Tat zur Seite. SAH Aktive Stellensuche Die Aktive Stellensuche ist die ideale Ergänzung zu den Bewerbungsmodulen. Es geht darum, konkret Bewerbungsschreiben zu verfassen. Teilnehmende suchen Inserate in der Tagespresse oder in Online-Medien und schreiben eine Bewerbung auf die ausgeschriebenen Stellen. Erfahrene SAH Kursleitende unterstützen sie in diesem Prozess – sei es bei der Auswahl der Inserate, der sprachlichen Umsetzung der Bewerbung oder im Umgang mit dem PC.

SAH horizont06 Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen werden in diesem Mentoringprogramm individuell bei der Stellensuche unterstützt. Die Anzahl Anmeldungen für dieses Programm war im 2013 eher gering, jedoch konnte die Mehrheit der Teilnehmenden in eine Festanstellung, ein Lehrverhältnis oder ein Praktikum vermittelt werden. SAH FemmesTische Im Rahmen von FemmesTische wurden letztes Jahr 165 Runden mit 777 Teilnehmenden absolviert. Dies bedeutet eine Steigerung von 21 Runden und 50 Teilnehmenden gegenüber dem Vorjahr und beweist eindrücklich, dass FemmesTische einem grossen Bedürfnis entspricht. Zur Zeit sind 12 Moderatorinnen aktiv, welche Frauen zu 21 verschiedenen Themen aus den Bereichen Gesundheit und Erziehung informiert haben. Das SAH Regionalbüro Zug ist als Mitglied der Trägerschaft verantwortlich für die Co-Leitung Standort Zug und die Schulung der Moderatorinnen.

Bildlegende S.15, oben: FemmesTische: Frauen diskutieren über ein Alltagsthema. S.15, unten: Richtiges Bewerben als Chance: Teilnehmende des Bewerbungsmoduls im SAH Regionalbüro Zug.

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Selbstvertrauen tanken

Das Regionalbüro Zug des SAH Zentralschweiz bietet in Zusammenarbeit mit dem Kanton Zug verbilligte Deutschkurse für Firmen oder Institutionen an. Unter dem Namen «Deutsch-en-Bloc» hat sich ein Erfolgsmodell entwickelt, das bei den Teilnehmenden grossen Anklang findet. Roman Moos, Sie sind Entwickler der Deutschkurse «Deutsch-en-Bloc». Können Sie uns ein paar Hintergründe zum Projekt geben? Roman Moos: Der Kanton Zug hat vor rund vier Jahren nach Möglichkeiten gesucht, um im Sinne einer präventiven Massnahme Schichtarbeitende, vor allem lernungewohnte Erwachsene mit geringen bis mittleren Deutschkenntnissen, an ihrem Arbeitsplatz sprachlich zu fördern. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, unter anderem auch, um bei einem allfälligen Verlust der Arbeit bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. «Deutsch für Schichtarbeitende» – so der Name des damaligen Angebots – hat sich aber zunächst als ungeeignet erwiesen. Was war die Ursache? Wir haben gemerkt, dass Schichtarbeit bei jeder Firma anders funktioniert. Angestellten von Restaurants steht beispielsweise oft die Zimmerstunde für Kurse zur Verfügung, während klassische Produktionsbetriebe die Teilnahme nach Schichtende begrüssen. Es hat sich als schwierig herausgestellt, die Bedürfnisse auf einen Nenner zu bringen. Deshalb sind wir nochmals mit dem Kanton Zug zusammengekommen. Seit 2012 bieten wir nun das Projekt «Deutsch-en-Bloc» an. Anfänglich haben wir 100 Lektionen zugesprochen erhalten, die wir den Firmen seither ihren Wünschen entsprechend anbieten. Die Firmen klären intern die Bedürfnisse nach einem Sprachkurs ab und buchen bei uns eine gewisse Anzahl Lektionen. Unsere Lehrpersonen führen die Deutschkurse in den Firmenräumlichkeiten durch. Eine Firma kann theoretisch alles wählen: Zeitpunkt, Lehrmittel, Inhalte. Werden die Kursinhalte jeweils firmenspezifisch angepasst? Die Unternehmen haben bisher unsere Vorschläge meist übernommen. Sie wollen allgemeine Sprachkurse, da die Deutschkenntnisse ihrer Mitarbeitenden oft ungenügend sind. Aber natürlich haben branchenspezifische Inhalte einen grossen Stellenwert, denn dies verbindet die Kursteilnehmenden. Wir arbeiten also mit klassischen Lehrmitteln, bieten aber viel Zusatzmaterial an. Die Entwicklung dieses Zusatzmaterials gehört zu unseren Kernkompetenzen. Wie hat sich das Projekt seither entwickelt? Die Kurse waren von Beginn weg gut gebucht. «Deutschen-Bloc» erwies sich schnell als Erfolgsmodell. Im 2013 besuchten 80 Teilnehmende auf den drei Sprachniveaus A1, A2 und B1 insgesamt 299 Lektionen. Fürs 2014 haben wir

bereits 330 von 380 Lektionen platziert. Mit der V-ZUG AG haben wir beispielsweise eine Firma gefunden, die sehr interessiert ist, lernungewohnte Mitarbeitende zu fördern. Sie hat gleich 60 Lektionen pro Jahr bei uns gebucht. Die Lektionen vergeben wir jeweils nach dem Prinzip «First come, first serve». Welche Rückmeldungen haben Sie zum Modell «Deutsch-en-Bloc» erhalten? «Deutsch-en-Bloc» ist sowohl bei den Firmenverantwortlichen als auch bei den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern gut angekommen. Die Teilnehmenden merken, dass sie sich in einer Gruppe behaupten können, tanken Selbstvertrauen und entwickeln ein Teamgefühl. Die Deutschkenntnisse haben sich teilweise erfreulich stark verbessert. Es zeigt sich, dass mit lernungewohnten Menschen etwas erreicht werden kann. Eine beteiligte Institution hat unseren Einstufungstest am Schluss eines Kurses nochmals wiederholt. Dabei haben die Teilnehmenden eine Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse von 18% erreicht.

Grosses Interesse an «Deutsch-en-Bloc» bei V-ZUG AG Die V-ZUG AG fördert ihr Personal auf allen Hierarchiestufen. Die V-ZUGacademy als Teil der gesamten Personalentwicklung beinhaltet die drei Ausbildungsbausteine berufliche Grundbildung für Lernende, Weiterbildung aller Mitarbeitenden und die Kaderausbildung. Der Wunsch nach einem Deutschkurs hat sich aus einer Mitarbeiterbefragung herauskristallisiert. «Deutsch-enBloc» passt perfekt ins Weiterbildungskonzept der V-ZUGacademy. Rund 40 Personen aus 15 – 20 Nationen, vorwiegend in der Produktion Tätige, besuchen aktuell vier Deutschkurse auf unterschiedlichen Sprachniveaus. Die Teilnahme ist freiwillig oder wird bei Bedarf von Teamleitern angeregt. Ziel der Firma V-ZUG AG ist neben der besseren Verständigung am Arbeitsplatz auch die Förderung des Austauschs in den Teams.

Bildlegende S.17: Ein Schichtarbeiter der Firma V-ZUG AG an der Arbeit. Nach Feierabend besucht er den Sprachkurs «Deutsch-en-Bloc» des SAH Regionalbüro Zug.

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

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Bildung im Strafvollzug (BiSt)

465 Bildungsteilnehmende pro Woche in der Bildung im Stravfollzug: Seit dem BiSt-Start im August 2007 haben 3'118 Insassen und Insassinnen an der BiSt-Basisbildung teilgenommen, 1'177 davon im Jahr 2013. Sichtbare Lernerfolge: Im vergangenen Jahr konnte eine «Premiere» verzeichnet werden: Erstmals legte ein Insasse – dank Unterstützung im BiSt-Unterricht – die Prüfung für den «Volksschulabschluss für Erwachsene» ab und bestand sie. Insgesamt 32 Gefangene wurden vor oder während beruflichen Ausbildungen schulisch begleitet oder bei Teilqualifikationen unterstützt, 16 legten SprachzertifikatsPrüfungen auf verschiedenen Niveaus ab und mit zwei Bildungsteilnehmenden konnte die Alphabetisierung abgeschlossen werden.

BiSt-Lehrpersonen

Stichprobe Bildungsteilnehmende: In der Woche vom 14. – 18. Oktober 2013 führten die BiSt-Lehrpersonen im Auftrag der Fachstelle eine Stichprobe zu Geschlecht, Alter, Nationalität, Haftregime, Dauer der BiSt-Bildung und Bildungsniveau der Bildungsteilnehmenden durch. Die Stichprobe zeigte, dass die 465 erfassten Bildungsteilnehmenden bezüglich Bildungsniveau und Haftregime der definierten BiSt-Zielgruppe entsprachen. Die Mehrheit, 59,9%, befand sich im Normalvollzug, im vorzeitigen Vollzug waren es 18,8% und bei den Massnahmen/Verwahrung 19,7%. Der Anteil der weiblichen Bildungsteilnehmenden betrug 6%, derjenige der ausländischen Gefangenen 70% (Herkunft 79 Länder). Im Durchschnitt waren die BiSt-Bildungsteilnehmenden 33,9 Jahre alt.

BiSt-Server

Gemischte Lerngruppen: Im Haft- und Untersuchungsgefängnis Grosshof hat im letzten November erstmals seit BiSt-Bestehen eine Insassin zusammen mit männlichen Gefangenen in der gleichen Lerngruppe am BiSt-Unterricht teilgenommen. Diese Durchmischung von Gefangenenkategorien ist im Zeitfenster des BiSt-Unterrichts aus juristischer Sicht zulässig. Ebenso dürfen Gefangene im Normalvollzug, im vorzeitigen Vollzug und im Massnahmenvollzug gemeinsam unterrichtet werden. Dies hat die BiSt-Begleitgruppe (dem KKJPD-Neunerausschuss vorgelagertes Organ) an ihrer Herbstsitzung entschieden.

Neue BiSt-Anstalten 2013

Die Zahl der Lehrpersonen ist im vergangenen Jahr von 27 auf 32 angewachsen (total 1'820 Stellenprozente). Sie haben sich zu fünf obligatorischen und zwei fakultativen Austausch- und Weiterbildungstagen getroffen. Neben pädagogischen Schwerpunkten ist – unter Einbezug von Fachpersonen der Psychiatrie – der Umgang mit auffälligen Gefangenen thematisiert worden.

15 Anstalten sind an den BiSt-Server angeschlossen, in deren sieben wird seit Mitte 2012 mit einer «Whitelist» (online auf ausgewählten Internetadressen) gearbeitet. Nach einjähriger Erprobungsphase ist im vergangenen Herbst eine Evaluation in Bezug auf Sicherheit und Nutzen für den Unterricht durchgeführt worden. In acht Anstalten wird weiterhin ohne Zugang zum Internet (offline) unterrichtet.

Europa Die Fachstelle intensivierte die Kontakte auf europäischer Ebene. Sie war an der 14. Konferenz der «European Prison Education Association (EPEA)», welche im Juni 2013 unter dem Motto «Better out» in Island stattfand, vertreten. Über den Inhalt der Konferenz wurden die BiSt-Beteiligten via Newsletter informiert. Ferner nahm eine BiSt-Lehrerin an einer europäischen – von der EPEA organisierten – Weiterbildungsveranstaltung teil.

Politik Am 13. November 2013 beantwortete der Zürcher Regierungsrat (Exekutive) die «Anfrage» von drei Mitgliedern des Zürcher Kantonsparlaments zu BiSt. Dabei erhielt das SAH Zentralschweiz gute Noten.

Im Frühjahr 2013 kamen zwei neue Anstalten hinzu: «La Promenade» (NE) und «Plaine de l´Orbe» (VD). Damit wuchs die Zahl der BiSt-Anstalten auf 22, in ihnen wurden Ende Jahr insgesamt 91 BiSt-Lerngruppen geführt. Nicht mehr zu den BiSt-Anstalten gehört «Favra» (GE), welche anfangs 2013 in ein Ausschaffungsgefängnis umgewandelt wurde und damit nicht mehr zu den von der Auftraggeberin festgelegten BiSt-Institutionen zählt.

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

19

Medien Die oben erwähnte parlamentarische Anfrage fand in der Folge ihren Niederschlag in fünf verschiedenen Printmedien. Ein ausführlicher Bericht zum BiSt-Unterricht und zur BiSt-Lehrperson in der Justizvollzugsanstalt Realta erschien im «info bulletin» 2/2013 des Bundesamtes für Justiz. Das «St. Galler Tagblatt» publizierte am 20. Juni 2013 einen Artikel zum BiSt-Angebot in der Strafanstalt Saxerriet.

Bildlegende S.20, 21: Bildung im Strafvollzug BiSt macht Schule: Insassen der Strafanstalt Wauwilermoos im Unterricht.

NE

Etablissement de détention La Promenade 1.4. – 31.12.2013

VD

Etablissements de la Plaine de l’Orbe 1.3. – 31.12.2013

VD

Prison de La Tuilière

AR

Strafanstalt Gmünden

GR

Justizvollzugsanstalt Realta

GR

Justizvollzugsanstalt Sennhof

SG

Massnahmenzentrum Bitzi

SG

Strafanstalt Saxerriet

ZH

Gefängnis Affoltern a.A.

ZH

Vollzugszentrum Bachtel

ZH

Justizvollzugsanstalt Pöschwies

AG

Justizvollzugsanstalt Lenzburg

BE

Anstalten Hindelbank

BE

Massnahmenzentrum St. Johannsen

BE

Anstalten Thorberg

LU

Haft-/Untersuchungsgefängnis Grosshof

LU

Strafanstalt Wauwilermoos

SO

Justizvollzugsanstalt Solothurn / TZ Im Schache

SO

Justizvollzugsanstalt Solothurn / Schöngrün

ZG

Interkantonale Strafanstalt Bostadel

Total

9 2 1 4 2 2 4 1 4 4 8 2 14 4 6 2 6 1 2 6 5 2

145 31 10 21 22 22 82 15 19 64 140 43 169 67 67 11 56 16 23 37 87 30

279 36 10 21 56 42 393 21 59 64 751 54 243 149 220 11 159 34 40 41 388 47

6.47 2.10 3.15 4.00 1.96 8.44 3.79 5.88 20.29 3.29 4.28 2.38 5.30 3.78 5.30 6.67 9.20 8.88 11.52 12.19 4.13 9.29

5.75 1.85 3.15 4.00 3.17 6.09 3.90 4.36 17.38 3.29 4.31 2.54 5.10 3.12 7.58 6.67 8.74 5.41 6.69 8.90 5.09 8.31

91

1'177

3'118

5.37

5.25

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

Durchschnittliche BiSt-Dauer der Austretenden (in Monaten) seit BiSt-Beginn bis 31.12.2013

Durchschnittliche BiSt-Dauer der Austretenden (in Monaten) 1.1.2013 – 31.12.2013

Etablissement de détention La Brenaz

Total Teilnehmende seit BiSt-Beginn bis 31.12.2013

Etablissements de Bellechasse

Total Teilnehmende 1.1. – 31.12.2013

Vollzugsanstalt

FR GE

Lerngruppen Ende 2013

Kanton

Statistik Bildungsteilnehmende BiSt

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

22

«In der Nachbarschaftshilfe steckt viel Integration»

Hermann Morf ist die sozialpolitische Gesinnung sozusagen in die Wiege gelegt worden. Als Sohn eines Fabrikangestellten und SP-Mitglieds engagierte er sich schon früh als Gewerkschafter und schaffte den Einzug in den Schaffhauser Kantonsrat. Seine überzeugende und offene Haltung brachten ihm später auch im Kanton Luzern Erfolg. Ein «Hoi» hier, ein «Tschau mitenand» dort und immer wieder nickt Hermann Morf freundlich, um Leute zu begrüssen. «Das waren eben der Sanitär, der Heizungstechniker und der Schmied. Hier grüsst man sich. Egal, ob man Bekannter oder Fremder ist.» Wir sitzen im Restaurant Mohren in Willisau, seinem Stammlokal. Auch sein Parteilokal? «Um Gottes Willen nein, da hätte wohl der eine oder andere Stammgast etwas dagegen. Willisau ist politisch liberal und konservativ. Ich bin schlicht und einfach gerne hier.» Lachend fügt er hinzu: «Ich muss schon aufpassen, dass ich nicht zu oft hierherkomme. Wir haben ja noch eine Stube zu Hause.»

Die Anlehre nach Luzern gebracht Hermann Morf ist ein weltoffener Mensch mit viel Humor, ein Gegenüber mit interessiertem und wachem Blick. Sein Dialekt ist für die Region untypisch. Der gebürtige Schaffhauser zog in den 90er-Jahren aus beruflichen Gründen in den Kanton Luzern. Er arbeitete in der Aufsichtskommission der Berufsschule für Strassenbauer in Sursee und war als Berufsfachlehrer für Verkehrswegbauer tätig. Als im Kanton Luzern das Thema Anlehre in verschiedenen Berufsgattungen aufkam, war er massgeblich daran beteiligt, diese an seiner Berufsschule einzuführen. «Ich war vor der Zeit in Luzern Berufsinspektor beim Berufsbildungsamt Schaffhausen. Schaffhausen war einer der ersten Kantone,

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

23

welche die Lehre für Menschen mit etwas weniger im Schulrucksack – die Anlehre – eingeführt hatten. Wir waren damals in der ganzen Schweiz unterwegs, um für die Sache zu werben. Meine Erfahrung aus dieser Zeit konnte ich in Sursee einbringen.»

Auf die Leute zugehen Als «integrierter Auswärtiger», wie er sich selber bezeichnet, hat er im Kanton Luzern einiges erreicht. Ausgerechnet er als Schaffhauser – notabene als SP-Politiker – hat es 2003 als Einziger aus Willisau in den Grossrat geschafft. Das war für ihn etwas Besonderes. Gründe für diesen Erfolg sieht Hermann Morf zum einen in seiner beruflichen Tätigkeit. Zum anderen hat ihm sein Ostschweizer Dialekt vielleicht sogar dabei geholfen, in der Region bekannt zu werden. «Natürlich ist es wichtig, aktiv zu sein. Ich bin stets offen und ehrlich auf die Leute zugegangen, damit alle wussten, mit wem sie es zu tun haben. Vielleicht kam die eine oder andere Stimme auch daher, weil ich als Nachbar helfe, wo es geht. In der Nachbarschaftshilfe steckt viel Integration, die eigene und jene der anderen, finde ich.»

Bildlegende S.22: Hermann Morf mag den Austausch mit Menschen. Hier in seinem Lieblingsrestaurant Mohren in Willisau.

Spät berufen Zum SAH Zentralschweiz hat Hermann Morf relativ spät gefunden. Oder besser: das SAH zu ihm. 2002 war er Mitbegründer der SP Willisau und bald darauf kam auch schon eine Anfrage vom SAH betreffend eine Mitgliedschaft. Auf seine Initiative hin trat die Ortspartei bei. Noch heute berappt Hermann Morf voller Stolz die Jahresmitgliedschaft seiner Partei aus dem eigenen Geldbeutel. Von der Idee ist und bleibt er überzeugt: «Das SAH Zentralschweiz macht seine Arbeit absolut richtig. Es ist sehr aktiv und hat viele grossartige Ideen und Projekte. Damit integriert es Menschen auf verschiedenen Ebenen. Mit meiner Mitgliedschaft kann ich mithelfen, dass es anderen in unserer Gesellschaft besser und einfacher geht.» In den SAH Talks und Wanderungen während des Jubiläumsjahrs habe er einen tollen Einblick in die Arbeit des SAH erhalten. Den Kontakt und den Austausch mit Migrantinnen und Migranten beispielsweise, die in den Projekten sind, habe er sehr geschätzt. Hermann Morf ist seit rund drei Jahren pensioniert. Für ihn natürlich kein Grund, sich auszuruhen. Er engagiert sich weiterhin in der Gemeinde, sei es als Sänger im Männerchor Concordia Willisau oder als Abgabestellenleiter des Projekts «Tischlein deck dich». Gibt es etwas bei der Gemeindeversammlung zu sagen, auch dort. Bei sich zu Hause führt er ausserdem gemeinsam mit seiner Frau ein Bed & Breakfast. «Viele Pilger vom Luzerner Weg kommen hier vorbei. Es macht uns grosse Freude, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen kennenzulernen.»

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SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

24

Geschäftsstelle Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement sind für eine Non-Profit-Organisation sehr wichtig. Sie dienen einerseits der nachweislichen Umsetzung der Ziele, der Transparenz der Organisation und der Abläufe innerhalb der Organisation. Andererseits garantieren sie die bestmögliche Qualität der Leistungserbringung und der Umsetzung der Leistungsaufträge. Dies bestätigen auch die Re-Zertifizierung sowie das Seco Audit. Re-Zertifizierung

Human Resources

Im Rahmen der Qualitätssicherung erfolgte in diesem Jahr die EduQua Re-Zertifizierung. Sie wurde mit Bravour abgeschlossen. Für die Dokumentation stellten wir das SAH Bewerbungsmodul Co-Opera ins Zentrum, die notwendigen Unterlagen arbeitete der Bereich Migration Co-Opera auf.

Im Rahmen der Gesundheitsförderung führten wir die zweijährliche Mitarbeitendenbefragung durch. Die guten bis sehr guten Resultate zu Fragen der Arbeitszufriedenheit, des Commitments der Mitarbeitenden, der Führung und zu gesundheitsrelevanten Themen stellten wir im Rahmen einer Betriebssitzung den Mitarbeiter/-innen vor. Das gute Resultat bestärkt die Führung, den eingeschlagenen Weg sowie die Erkenntnisse aus der Mitarbeitendenbefragung in den Betriebsalltag einfliessen zu lassen.

Seco Audit Im Frühjahr fand ein Audit des Seco statt. Inhaltlich wurde das interne Kontrollsystem des SAH Zentralschweiz sowie die Nachhaltigkeit des Angebots Stellennetz unter die Lupe genommen. Das Resultat des Audits und die Rückmeldungen der Verantwortlichen des Dienstleistungszentrum für Arbeitsmarktliche Angebote Luzern waren durchwegs positiv.

Ursula Schärli, Leiterin Finanzen und Dienste

Kommunikation Zweimal verschickte das SAH Zentralschweiz im Berichtsjahr gedruckte News: im Frühjahr und im Herbst. Dieses Kommunikationsmittel lässt unsere Mitglieder, Spender /-innen, Auftraggeber/-innen, Einsatzbetriebe und Interessierte an aktuellen Themen unserer Arbeit teilhaben und stellt unsere Angebote inhaltlich und unsere Organisation im Allgemeinen vor.

Wir danken folgenden Stiftungen und Institutionen für ihre Unterstützung: Arcas Foundation, Zürich Drosos Stiftung, Zürich Ernst Göhner Stiftung, Zug Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern, Luzern Kanton Luzern, Dienststelle Soziales und Gesellschaft, Luzern Solifonds Stiftung, Zürich St. Anna Stiftung, Luzern Stadt Luzern Integration, Luzern Stiftung Charlotte und Joseph Kopp-Maus, Luzern Stiftung Josi J. Meier – Hilfe zur Selbsthilfe, Luzern Strub Ursula und Larsson Göran, Zug

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

25

Jahresrechnung 2013

Das SAH Zentralschweiz kann auf ein finanziell solides Jahr zurückblicken. Nach einem defizitären Vorjahr fördert der positive Abschluss 2013 die nachhaltige und gesunde finanzielle Entwicklung unserer Organisation. Insgesamt verzeichnet das SAH Zentralschweiz im abgeschlossenen Betriebsjahr 2013 ein Umsatzwachstum von CHF 994'623. Wie bereits im Vorjahr trägt der Bereich Bildung im Strafvollzug mit einer Umsatzsteigerung von CHF 473'390 wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung. Aber auch das Programm SAH INTEGRO, die Angebote im Regionalbüro Zug sowie einzelne Angebote in den Bereichen Arbeit und Bildung sowie im Bereich Migration Co-Opera haben zum höheren Umsatz beigetragen. Die Mitgliederbeiträge haben sich auf dem Niveau des Vorjahres bewegt und der Spendeneingang ist sogar nochmals leicht höher als im Jahr 2012.

Als «Administrativer Aufwand» werden die Aufwände für jene Tätigkeiten bezeichnet, die lediglich indirekt einen Beitrag an die Erreichung der Angebotsziele leisten. Im Berichtsjahr hat der Anteil des Administrativen Aufwandes im Verhältnis zum Gesamtaufwand 10% betragen, der Administrative Aufwand ohne Anteil Wirtschaftliche Sozialhilfe 10.6 %. Insgesamt steht das SAH Zentralschweiz auf einer gesunden finanziellen Basis und ist gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft.

Mehrmonatige Vakanzen an der Geschäftsstelle (Leiter Finanzen und Dienste, Leiterin Kommunikation), tiefere Kosten im Bereich IT sowie ein konstant verlangtes, geprüftes und gelebtes Kostenbewusstsein in allen Bereichen haben dazu beigetragen, den Aufwand zu minimieren. Dies führt nach Zuweisung an zweckgebundene Fonds zu einem Jahresergebnis von CHF 234'758. Dadurch können – nach einer Entnahme im Vorjahr – im Jahr 2013 wieder CHF 55'426 dem Freien Kapital zugewiesen werden. Weitere Zuweisungen in der Höhe von CHF 125'000 sind an programmgebundene Fonds (Migration Co-Opera und Infozentren) erfolgt und ermöglichen so die künftige Deckung von ausserordentlichen Projektentwicklungen sowie möglichen Defiziten. Auch dem Personalfonds SAH sind netto CHF 19'332 zugewiesen worden, was der personellen Entwicklung des SAH Zentralschweiz Rechnung trägt. Der Innovationsfonds bildet eine wichtige finanzielle Basis für die Entwicklungsfähigkeit unserer Organisation. Er ist um CHF 35'000 geäufnet worden.

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

26

Bilanz per 31. Dezember 2013

Aktiven

Umlaufsvermögen (in CHF)

2013

%

2012

%

2'614'573 465'129 468'421 246'059

66.3 11.8 11.9 6.2

1'286'114 449'159 328'633 129'417

40.4 14.1 10.3 4.1

3'794'182

96.2

2'193'323

68.9

20'000 6'445 124'032 150'477

0.5 0.2 3.1 3.8

800'000 6'440 182'765 989'205

25.1 0.2 5.8 31.1

3'944'659

100.0

3'182'528

100.0

504'985 567'705 213'023

12.8 14.4 5.4

264'227 639'512 237'794

8.3 20.1 7.5

Total

1'285'713

32.6

1'141'533

35.9

Fondskapital (zweckgebundene Fonds)

1'563'448

39.6

1'180'255

37.1

220'663 245'033 47'990 318'656 135'972 127'184 1'095'498

5.7 6.2 1.2 8.1 3.4 3.2 27.8

220'663 189'607 12'990 299'324 100'972 37'184 860'740

6.9 6.0 0.4 9.4 3.2 1.1 27.0

3'944'659

100.0

3'182'528

100.0

Flüssige Mittel Wertschriften Forderungen Aktive Rechnungsabgrenzung

Total Anlagevermögen Finanzanlagen Mietzinsdepot Mobile Sachanlagen Total

Total Aktiven Passiven

Kurzfristiges Fremdkapital Verbindlichkeiten Vorauszahlungen Passive Rechnungsabgrenzungen

Organisationskapital Einbezahltes Kapital Freies Kapital Fonds SAH Infozentren Fonds Personal SAH ZS Innovationsfonds Fonds Co-Opera

Total Total Passiven

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

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Betriebsrechnung 2013

Ertrag aus Geldsammelaktionen Spenden Mitgliederbeiträge Legate, Erbschaften Total

2013

%

2012

%

129'643 13'010 21'008

1.4 0.1 0.2

146'399 12'757 0

1.8 0.1 0.0

163'661

1.8

159'156

1.9

– 7'882'557 529'726 491'060

– 84.4 5.7 5.3

153'000 6'929'223 459'737 501'724

1.8 83.0 5.5 6.0

Ertrag aus erbrachten Leistungen Beiträge Bund Beiträge Kantone Beiträge Gemeinden Beiträge Institutionen - Debitorenverlust Total

-800

0.0

–1'460

0.0

8'902'543

95.3

8'042'223

96.3

Rückerstattungen Rückerstattungen WSH

277'366

3.0

147'568

1.8

277'366

3.0

147'568

1.8

9'343'570

100.0

8'348'947

100.0

38'498 6'372'351 39'776 450'645 119'879 719'853 41'890 24'675 39'198

0.4 68.2 0.4 4.8 1.3 7.7 0.5 0.3 0.4

52'276 5'818'017 34'390 299'245 89'793 863'486 47'043 22'250 40'537

0.6 69.7 0.4 3.6 1.1 10.3 0.5 0.3 0.5

7'846'765

84.0

7'267'035

87.0

638'269 959 14'940 204'936 9'159 50'414 27'792

6.8 0.0 0.2 2.2 0.1 0.5 0.3

614'335 2'699 16'989 183'544 5'956 58'878 23'850

7.4 0.0 0.2 2.2 0.1 0.7 0.3

Total

946'469

10.1

906'251

10.9

Betriebsergebnis

550'336

5.9

175'661

2.1

23'021 – 4'098 48'692

0.2 0.0 0.5

34'619 – 4'343 – 3'497

0.4 – 0.1 0.0

617'951

6.6

202'439

2.4

Entnahme bzw. Zuweisung aus/an zweckgebundene Fonds

– 383'193

– 4.1

– 315'037

– 3.8

Jahresergebnis vor Veränderung Organisationskapital

234'758

2.5

– 112'598

– 1.4

Total

Total Betriebsertrag Direkter Projektaufwand Direkter Projektaufwand Personalaufwand Reise- und Repräsentationsaufwand Personalaufwand Projektteilnehmende Arbeitsleistungen Dritter Sachaufwand Unterhaltskosten Vernetzung/Evaluation BiSt Abschreibungen

Total Administrativer Aufwand Personalaufwand Reise- und Repräsentationsaufwand Arbeitsleistungen Dritter Sachaufwand Unterhaltskosten Sammelaufwand Abschreibungen

Finanzertrag Finanzaufwand übriges Ergebnis

Ertragsüberschuss vor Entnahme bzw. Zuweisung aus/an zweckgebundene Fonds

Entnahme bzw. Zuweisungen an/aus gebundenes Organisationskapital Entnahme aus freies Kapital

Jahresergebnis nach Zuweisungen

–179'332

22'972

– 55'426

89'626

0

0

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

28

Endbestand 31.12.2013

Verwendung

Interne Fondstransfer

Zuweisung (extern)

Zuweisung (intern)

Anfangsbestand 1.1.2013

Rechnung Kapitalveränderung 2013

Mittel aus Eigenfinanzierung Einbezahltes Kapital Freies Kapital

220'663 189'607

55'426

410'270

55'426

12'990 299'324 100'972 37'184

35'000 30'000 35'000 90'000

Gebundenes Kapital

450'470

190'000

0

0

– 10'668

Organisationskapital

860'740

245'426

0

0

– 10'668 1'095'498

Freies Kapital Fonds SAH Infozentren Fonds Personal SAH ZS Innovationsfonds Fonds Co-Opera

0

0

0

220'663 245'033

0

465'696

– 10'668

47'990 318'656 135'972 127'184

629'802

Mittel aus Fondskapital Fonds AVIG (Erlösfonds für Zweck I)

3'061

Fonds Personal AVIG (Erlösfonds für Zweck II)

– 59

24'603

3'001 24'603

Fonds Legat (Vereinsfonds für Zweck III)

449'159

15'970

465'129

Fonds IV Fonds CT2 Fonds Bildung im Strafvollzug

0 0 703'432

53'500 50'000 263'782

53'500 50'000 967'214

1'180'255

383'252

Fondskapital mit einschränkender Zweckbindung

0

0

– 59 1'563'448

Geldflussrechnung

2013

2012

Jahresergebnis vor Fondsergebnis Abgänge Sachanlagen Abschreibungen auf Sachanlagen Veränderung der Forderungen Veränderung Wertschriften Veränderung aktive Rechnungsabgrenzung Veränderung kurzfristiges Fremdkapital

617'951 0 66'990 – 139'788 – 15'970 – 116'642 144'180

202'440 6'055 64'386 90'832 – 25'127 – 16'462 16'694

Mittelherkunft aus Betriebstätigkeit

556'720

338'814

Investitionen in mobile Sachanlagen Investitionen in Finanzanlagen Desinvestitionen in Finanzanlagen

– 8'256 – 20'005 800'000

– 43'999 –8 0

Mittelverwendung aus Investitionstätigkeit

771'738

– 44'007

1'328'459

294'808

in CHF

Veränderung Flüssige Mittel Bestand flüssige Mittel per 1. Januar

1'286'114

991'306

Bestand flüssige Mittel per 31. Dezember

2'614'573

1'286'114

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

29

Leistungsbericht Grundlagen zur Rechnungslegung

Zweck der Organisation

Die Rechnungslegung des Vereins SAH Zentralschweiz erfolgt in Übereinstimmung mit den Fachempfehlungen zur Rechnungslegung (Kern-FER und Swiss GAAP FER 21) und vermittelt ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage (true and fair view) und entspricht auch den einschlägigen Richtlinien der ZEWO.

Das SAH Zentralschweiz engagiert sich für eine sozial, politisch und ökonomisch gerechte Gesellschaft. Wir unterstützen Menschen darin, sich ein Leben in Würde und Sicherheit aufzubauen. Wir fördern Menschen und Organisationen in ihrem Bestreben nach Selbstbestimmung. Der Verein SAH Zentralschweiz stellt Arbeit, Bildung und Integration in den Vordergrund und in einen engen Zusammenhang. Integration basiert auf Arbeit und Bildung. Die Überwindung der Erwerbslosigkeit ist nur möglich, wenn Weiterbildung und Integration garantiert sind. Bildung fördert die Bereitschaft, Integration zuzulassen und sichert Arbeitsplätze.

Personalkennzahlen

2013 2012

Mitarbeitende per 31.12. 92 85 Programmmitarbeiter/innen per 31.12. 14 12 Mandatsträger/innen per 31.12. 38 29 Anteil Frauen 77 % 73 % Anteil Männer 23 % 27  % Anteil Teilzeitarbeitende 95  % 92  % Anstellungsprozente 5'725  % 5'340  % Vollzeitstellen 66 63

Leitende Organe Träger des Vereins sind die Kantonalen Parteien von SP und der Grünen sowie der Kantonale Gewerkschaftsbund. Der Vereinsvorstand ist verantwortlich für die strategische Ausrichtung des SAH Zentralschweiz. Die Mitglieder des Vorstands leisteten im Berichtsjahr rund 650 ehrenamtliche Stundeneinsätze.

Unentgeltliche Leistungen 160 Freiwillige leisteten zirka 2'150 Stunden unentgeltliche Dienste. Die Freiwilligenarbeit bezog sich insbesondere auf die Integrationsangebote im Bereich Migration Co-Opera sowie in der Begleitung von Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen.

Beschreibung der erbrachten Leistungen Über die inhaltliche Arbeit des SAH Zentralschweiz informiert der vorliegende Jahresbericht.

Der Finanzbericht kann auf www.sah-zs.ch ausgedruckt oder beim SAH Zentralschweiz bezogen werden.

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

30

Organisation Vorstand

Bereich Migration Co-Opera

Däppeler Beat

Präsident

Hauri Monika

Budmiger Marcel

Vertreter Luzerner Gewerkschaftsbund

Achermann Irène, Amrein Pirmin, Caluori Silvia, Çelik Ali, Do Rosanna,

Dettling Trix

Vertreterin SP Kanton Luzern

Eggo Barbara, Elmazovski Hilda, Estermann Judith, Gfeller Hannes,

Gysel Barbara

Vertreterin SP Kanton Zug

Kova č ević Emina, Prieto Alba, Schmidt Sybille, Spychiger Christine,

Kälin Kuno

Vertreter Grüne Luzern

Wenger Cornelia, Zec Maida

Lauber Judith

Vertreterin SP Luzern

Widmer Andreas

Vertreter Personalkommission



SAH Zentralschweiz

Bereichsleitung

Regionalbüro Zug Moos Roman

Leiter

Brühwiler Milena, Moos Ursula, Murri Erika, Schälli Dora,

Geschäftsleitung

Theiler Barbara, Ulrich Marlène

Föhn Felix

Geschäftsleiter bis 28.02.2013

Schärli Ursula

Geschäftsleiterin ab 01.08.2013

Christen Judith

Leiterin Kommunikation bis 18.09.2013

Furrer Daniel

Leiter Finanzen und Dienste ab 01.01.2014

Hauri Monika

Bereichsleiterin Migration Co-Opera

Pulfer Iris

Bereichsleiterin Arbeit und Bildung

Bereich Bildung im Strafvollzug Schüepp Doris

Leitung

Baumann Marlis, Béguelin Marie-Claude, Berger Eveline, Bischof Christina, Clavadetscher Bettina, Coiro Schwarz Helena, Colbois Sylvie, Deuber Cornelia, Egli Ernst, Ernst Regula, Fischer Paul, Flückiger Barbara, Greter Ruth, Güggi Käthi, Guidoux Anne-Marie,

Geschäftsstelle

Keller-Aubert Chantal-Lin, Kindle Sabine, Kuoni Marcel,

Föhn Felix

Leiter bis 28.02.2013

Lorenzana Florian, Maibach Noémie, Mani Alessandro, Pärli Barbara,

Schärli Ursula

Leiterin ab 01.08.2013

Plüss Petra, Rácz Ulrike, Riedo Dominik, Rogger Viktor, Rudaz Ariane,

Graf Tobias, Herger Heidi

Ruhumuliza Victor, Sananes Zagury Pearl L., Schmoll Myriam, Sederino Maurizio, Stauffer Hodler Ursula, Sury Christine, Tschopp Silvia, Untersander Daniel, Vautrot Bernard,

Kommunikation Christen Judith

Walliser Gabriella, Wälty Markus, Wehrli Christina, Wildhaber Michelle,

Leitung

Wüthrich Thomas

Schultheiss Schmidiger Andrea

Austritte 2013

Finanzen & Dienste Schärli Ursula

Berger Eveline, Bischof Arno, Bucher Verena, Casu Nina,

Leitung

Egli Judith, Gander Sulzbach Beatrice, Lüchinger Thomas, Marjanovic Milka, Marjanovic Tvrtko, Pelosi Annina, Rebsamen Eveline

Christen Judith, Eggo Barbara, Egli Ernst, Föhn Felix, Graf Tobias, Kuoni Marcel, Moos Ursula, Ragozzino Anna, Riedo Dominik, Schälli Dora, Steger Rolf, Theiler Barbara

Bereich Arbeit und Bildung Pulfer Iris

Bereichsleitung

Achermann Karin, Amport Verena, Birrer Jolanda, Bischof Arno, Bosson Nicole, Bucher Verena, Bürgler Matthias, Casu Mony, Dietrich Christine, Fischer Urs, Grünert Alexandra, Hulliger Rita, Huser Klara, Jarrier Catherine, Käslin Simone, Krummenacher Heidi, Leuenberger Carole, Meier Marlis, Metzger Susan, Niederberger Esther, Panduri Romy, Ragozzino Anna, Staubli Monika,

Bildlegende

Steger Rolf, von Ah Michael, von Felten Fabiano, Wallimann Mirjam,

S.31: Mitarbeiter der Bieri Alteisen AG lernen, über 200 verschiedene

Widmer Andreas

Metalllegierungen zu unterscheiden.

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

SAH Zentralschweiz | Jahresbericht 2013

Standorte SAH Zentralschweiz Geschäftsstelle und Bereich Arbeit und Bildung Birkenstrasse 12 Postfach 3867 6002 Luzern Telefon 041 418 71 81 Migration Co-Opera Reussport 2 6004 Luzern Telefon 041 249 49 00 Infozentrum Luzern Bundesstrasse 9 6003 Luzern Telefon 041 360 30 04 Infozentrum Sursee Centralstrasse 14b 6210 Sursee Telefon 041 921 93 05 Regionalbüro Zug Bahnhofstrasse 16 6340 Baar Telefon 041 712 27 20 Fachstelle BiSt Birkenstrasse 8 Postfach 3867 6002 Luzern Telefon 041 240 78 68 [email protected] | www.bist.ch | www.fep.ch

Impressum Herausgeberin SAH Zentralschweiz Redaktion Elisabeth Gebistorf Käch Texte Geschäftsleitung Benno Zgraggen, Luzern Fotografie Frank Nader, Zürich Jutta Vogel, Luzern (S. 2, 3, 13) Gestaltung zgraggen.kommunikation. Druck Abächerli Druck AG, Sarnen Gedruckt auf Lessebo 1.3 White FSC ® Titelbild Ein Mitarbeiter der Bieri Alteisen AG trennt Eisenbahnschienen in Stücke.

April 2014

[email protected] | www.sah-zs.ch

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