Rindfleischerzeugung in Kanada Rudolf Grabner Landeskammer für Landund Forstwirtschaft Graz Arbeitskreis für Rindfleischproduktion Eindrücke einer Fachexkursion nach Kanada im November 07 AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Das Rinderland Kanada Extensive Aufzucht Intensivste Mast

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Die Rocky Mountains ziehen sich von Nord nach Süd im Westen Kanadas. Die höchsten Gipfel sind über 6.000 m hoch. Die Rocky Mountains bilden die Grenze zwischen Alberta und Britisch Kolumbien

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Im Juli 2002 in den Rocky Mountains

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450 km durch die Nationalparks BANFF und JASPER

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Etwa 1750 wurde die erste Pelzhandelsstelle gegründet. Das Wachstum Calgarys begann 1890, als sich die ersten großen Rinderfarmen ansiedelten – der Goldrausch von 1900 verstärkte die Besiedelung des Westens – der Boom Calgarys begann nach den Ölfunden um 1950. AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Calgary vom Turm aus betrachtet

Die Calgary Stampede – ein Fest für die Stadt

Das Rodeo ist der Anziehungspunkt AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Indianer, Pferde, alles erinnert an die alten Zeiten

Der Olympiapark im Westen von Calgary

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RINDER

Kanada

Hauptstadt Ottawa im Osten (Provinz Ontario)

9.970.000 km² = 120 Mal so groß wie Österreich

Staatsoberhaupt: Königin Elizabeth von England

30 Millionen Einwohner

Klima: gemäßigt kühles Kontinentalklima

10 Provinzen, 3 Territorien AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Kanada im Überblick Provinzen im Osten: Neu Fundland, Neu Schottland, Neu Braunschweig, Prince Edward Island, Quebec, Wichtigste Exportgüter Ontario Fahrzeuge, Maschinen, Prärie – Provinzen: Manitoba, Papier, Holz, Saskatchewan, Alberta Zellstoff, Getreide, Erdöl, Rindfleisch Westen: Britisch Kolumbien Freihandelszone mit Yukon, Nordwest, Nunavut USA und Mexiko Territorien AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Provinz ALBERTA 1.030.000 km² = 12 Mal so groß wie Österreich 5 Millionen Einwohner Alberta ist die Provinz mit den reichsten Ölvorkommen in Kanada – Calgary ist die Ölstadt Die Hauptstadt Edmonton ist das Tor zum Norden Beide Städte haben etwa je 1.000.000 Einwohner – das heißt, dass 1/3 der Bevölkerung in den beiden größten Städten lebt. AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Überblick über die Landwirtschaft in ALBERTA 21 Millionen ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (nur 20 % der Gesamtfläche) und davon sind 31 % Grasland / Weide 53.652 Betriebe 61 % davon ( 34.912 ) halten Rinder 6.615.000 Rinder (45 % des kanadischen Rinderbestandes) stehen in Alberta Durchschnittliche Farmgröße: 390 ha (13.000 Betriebe sind größer als 450 ha) AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Landwirtschaft in ALBERTA 2.100.000 Mutterkühe 84.000 Milchkühe Alberta mästet 2,5 Mio. Rinder (72 % aller in Kanada gemästeten Rinder) Durchschnittlich sind

2,2 Mil. Schlachtrinder in Alb. (70% der kanadischen Produktion) 2 Mil. Schweine 307.000 Schafe 160.000 Pferde

63 Mutterkühe / Betrieb 197 Biobetriebe (davon 60 mit Rindern) = 0,36 % 163 Rinder / Betrieb AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Kanada ist an 11.Stelle beim Rinderbestand 9. Stelle der WeltRindfleischErzeugung AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Seit Mitte der 1980-er Jahre wächst der Rinderbestand in Kanada. Wichtigster Exportpartner sind die USA mit einem Anteil von 80,9%

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Riesige Flächen für Mutterkühe

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2.100.000 Mutterkühe

Rote Angus Aus Österreich importierte Pinzgauer AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Ranches im mittleren und nördlichen Alberta Der Übergang von Prärie zu den Bergen der Rockys bildet ideale Weideflächen für Rinder. Vor 200 Jahren grasten Millionen von Büffeln; vor 100 Jahren kamen die ersten Rinderherden.

Limousin - Zuchtherde

Sehr streng saisonale Abkalbung; Abkalbung im Winter; Absetzen im Herbst Mutterkühe: meist F 1 Kreuzungstiere in Produktionsherden mit englischen Rassen wie Angus, Hereford x Holstein Friesian Kreuzungspartner zur Fleischerzeugung: Fleckvieh, Charolais, Limousin AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Fleckvieh (reinrassig)

Einkreuzung auf/mit Rote Angus um Hornlosigkeit, Widerstandsfähigkeit und Genügsamkeit mit gutem Zuwachs zu vereinen AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Im Herbst/Winter sind die Mutterkühe und die Einsteller auf den Stoppelfeldern

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Das Pferd als wichtiger Partner der Bauern

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Cowboys und Cowgirls bei der Arbeit – harte Arbeit statt Romantik

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Haltung – Technik Erlaubt ist alles, was möglich ist Für die Tiere gibt es nur einen Windschutz – auch bei – 40 ° C Treibgänge sind notwendig

z.B. Dieselöl zur Fliegenabwehr

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Die Weiten im Westen Albertas mit den Rocky Mountains im Hintergrund Hier grasen 2 Millionen Mutterkühe

Extensive Mutterkuhhaltung und Aufzucht von Absetzern / Einstellern AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Versteigerung: OLDS AUCTION MART

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Absetzer / Einsteller (als Feeder oder Store Cattle bezeichnet – oder als Backgrounder) werden tausende Kilometer transportiert AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Feedlots im Getreidegebiet im Süden Intensivste Mast von Ochsen und Kalbinnen

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Feedlot – Mast unter freiem Himmel

Es gibt keinen Stall, die Boxen haben einen Windschutz an drei Seiten und vorne einen Futtertrog. In einer Box können bis zu 500 Rinder sein. Die größte Feedlot in Alberta mästet 75.000 Rinder pro Jahr. AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Haltung im Freien

Feedlots liegen an Hängen, damit Oberflächenwasser (mit Harn und Kot) abrinnen kann. Im Winter wird ein Haufen mit Stroh gemacht. AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Feedlot Maststation Rinder unter freiem Himmel in Boxen, wo sie gefüttert werden

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Einstellgewicht

Feedlot - Endgewicht Mast Schlachtgewicht Am Betrieb

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230 – 330 kg 570 – 620 kg ca. 330 kg 120 – 150 Tage

Durchschn. TZ

1.400 g

Einsatz von Hormonen in der Mast Einkaufswert für 300 kg Einsteller

€ 533,0

Verkaufswert für ausgemästete Tiere

€ 740,0

Verbleiben für die Futter- sonst. Kosten, Arbeit, Fixkosten

€ 207,0

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Feedlot – intensivste Fütterung mit Hormonimplantat und bis 80% Getreide • Intensivste Fütterung in der Mast – Getreideanteil in der TM von 80% in der Endmast

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Intensivste Fütterung in der Feedlot Beginn der Mast Ende der Mast mit 300 kg mit 550 kg Trockenmasseaufnahme in kg/Tag

6 kg

11,5 kg

Rohfaser (Grassilage, Ganzpflanzensilage – Gerste, Hafer) in kg/Tag Getreide (Mais, Weizen, Gerste, Eiweiß …)

4,8 kg = 80%

2,3 kg = 20 %

1,2 kg = 20%

9,2 kg = 80%

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Gearbeitet wird mit Hormonimplantaten im Ohr

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Boxen für 3.000 Tiere

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. FutterLager

Güllebecken

Futtertröge Mischwagen Krankenbox Behandlungsstand AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

Garage für Fahrzeuge 38

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Die ALBERTINA Farm mit 3.500 ha Ackerfläche Leiter der Firma ist Josef Schweighofer aus Ratten (seit 25 Jahren in Kanada) 2 Vollarbeitskräfte und einige Aushilfskräfte arbeiten hier – Getreidebau ist ein hartes Geschäft. Geld wird am Computer gemacht.

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Feldhäcksler mit Kipper und LKW

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Riesige Traktoren sind im Einsatz

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Moderne Getreide-Silos

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Mittagessen auf einem Betrieb

Ein typisches kanadisches Mittagessen (Lunch) mit Rindfleisch (im ganzen gebraten, in Scheiben geschnitten) auf Weißbrot und mit Bohnen. AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Soziales Netz Ist so gut wie nicht vorhanden – für die Pflichtbeiträge gibt es minimale Pensionen – freiwillig oder Verkauf von Betrieben, um Ruhestand zu sichern. Jungübernehmer müssen Betriebe von den Eltern kaufen und starten mit Schulden! Fördersystem ist nicht gegeben – Entschädigung bei Dürre für die letzten Jahre belief sich auf 20 € pro ha Ackerfläche

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Kanada – Juli 2002

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Überfette Tiere; anderes Klassifizierungssystem; geschmackvolles, zartes Rindfleisch AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Fleischqualität – Marmorierung zählt Einteilung der Marmorierung • Spuren • Geringfügig • Klein • Mäßig • Dürftig • Etwas reichlich vorhanden • Gemäßigt reichlich vorhanden • Reichlich vorhanden • Sehr reichlich vorhanden

Rückenmuskelfläche und Fleisch-Fettverhältnis werden gemessen und ausgewertet – entscheidend: Marmorierung AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Fleischqualität – Marmorierung zählt A

AA

AAA

Prime Beef

Je mehr Fett – desto besser! Zartheit, Geschmack (Steaks)

Grad A, AA, AAA Prime Beef

Alter

9 – 30 Monate

Bemuskelung

Ausgezeichnet

Farbe

leuchtendes Rot

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Marmorierung A – Spuren von Fett AA- geringe Verfettung AAA- Fett deutlich Prime: Marmorierung sehr stark (sehr fett)

Fettbeschaffenheit und Farbe

Hart weiß oder gelblich bernsteinfärbig

Fettstärke

2 mm oder mehr

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Fleischqualität – Marmorierung zählt AA

Prime

Je mehr Fett – desto besser! Zartheit, Geschmack (Steaks) zählen in Kanada Zubereitung: • Steaks • Rib Eye – im Ganzen • Hamburger

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Schlussfolgerungen (1) • Größen und Strukturen sind nicht vergleichbar • Einzelne Faktoren (z.B. Kosten für Stallbau) dürfen nicht verglichen werden • Gesamtheit der Wirtschaftlichkeit mit Kosten – Erlösen – Fixkosten – Förderungen - Soziale Absicherung muss betrachtet werden Wir Kanada

Höhere Kosten

Höhere Erlöse

+ Förderungen

Niedrigere Kosten Niedrigere Erlöse 0

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Schlussfolgerungen (2) • Betriebsgrößen erlauben in Kanada keine Fehler im Management • „Farbe“ und genetische Reinheit der Rinder spielen absolut keine Rolle • 96,2% der Kühe in Alberta sind Mutterkühe – in Österreich derzeit ca. 35% … ein Ausbau in Österreich ist weiter möglich

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Schlussfolgerungen (3) • Gesamtheit „Herdenmanagement“ wird in Kanada besser bearbeitet • Streng saisonale Abkalbungen „erzwingen“ kurze Zwischenkalbezeiten • Kreuzungs-Mutterkühe dominieren / HeterosisEffekte werden genutzt … Verbesserung der Fruchtbarkeit • Klassifizierung fördert die innere Fleischqualität (Schwerpunkt wird auf Marmorierung gelegt) – könnte in Österreich wichtiger werden

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Schlussfolgerungen (4) • Finger weg von Hormonfleisch – In Kanada praktisch 100% eingesetzt (außer bei Bio) – In Kanada Einsatz natürlich vorkommender Hormone – Nachweisbarkeit im Fleisch unmöglich – Widersinnig: extensive Aufzucht auf den riesigen Weideflächen und dann intensivste Mast in Feedlots mit Hormonen AK Rind – Kanada – Fachexkursion November 2007

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Prime Beef auf dem Teller

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit

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