Out-of-the-Box-Denker

karriereführer consulting 2011.2012 Beste Chancen für Top-Absolventen Out-of-the-Box-Denker starten 8 Klasse. Erste Klasse, bitte! Die Krise ist...
Author: Gerrit Schmitz
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karriereführer consulting 2011.2012

Beste Chancen für Top-Absolventen

Out-of-the-Box-Denker

starten

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Klasse. Erste Klasse, bitte! Die Krise ist vorbei, die Unternehmen schauen nach

vorne und wünschen sich neue Strategien, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Das sind gute Nachrichten für die Consultingunternehmen, denn die Branche wächst schneller und steiler als gedacht. Die Folge: Es entstehen neue und lukrative Stellen. Doch diese werden nicht willkürlich besetzt: Gesucht werden Einsteiger mit enorm viel Potenzial. Welche Fähigkeiten gefragt sind und woran man erkennt, dass man für die Consultingbranche geschaffen ist – unser Top-Thema verrät es Ihnen.

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Top-Thema

Der perfekte Dreiklang Die Consultingbranche sucht qualifizierte Einsteiger, die mehr mitbringen als die Standards – dafür bietet sie exzellente Chancen. „Es kommt auf die weichen Faktoren an“ Antonio Schnieder, Präsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) und Europa-Chef der Managementund IT-Beratung Capgemini im Interview

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Top-Thema

Der perfekte Dreiklang Die ­großen Strategie- und Manage-

mentberatungen benötigen ab sofort eine beachtliche Zahl an

neuen exzellenten Leuten, weil die

Unternehmen Beratung nachfragen – sich von ihr aber auch eine Menge versprechen. Einsteiger haben gute

Chancen, wenn sie Wissen, Engage-

ment und Persönlichkeit mitbringen. Von André Boße

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Das von der Wirtschaftskrise und einem Umsatzrückgang bestimmte Jahr 2009 war für die Consultingbranche nur ein Ausrutscher. Im Jahr 2010 stieg der Umsatz wieder: ein Plus von 6,9 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro, wie die Branchenstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2010/2011“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) feststellt. Und auch für 2011 ist die Dynamik ungebrochen: Drei Viertel der Beratungsunternehmen erwarten laut der Studie auch in diesem Jahr steigende Umsätze. Die Unternehmen setzen auf Wachstum – und schaffen daher neue und attraktive Stellen, um die vielen anstehenden Projekte bewältigen zu können. Doch diese Jobs bekommt nicht jeder. Erstklassig müssen die Einsteiger sein, denn die Kunden haben heute eine eindeutige Erwartung an ihre Consultants: Aus der Beratung soll sich ein klarer wirtschaftlicher Vorteil ergeben. Wer einen Berater engagiert, möchte am Ende Erfolge sehen: reduzierte Kosten, eine effizientere Unternehmensstruktur, konkrete Wachstumsperspektiven und eine Strategie, die für das gesamte Unternehmen vom Vorstand über den Vertrieb bis hinein in die Fertigung nachvollziehbar ist. Um diesen Erwartungen gerecht werden zu können, benötigen die Unternehmensberatungen exzellentes Personal. Tiefes Wissen über Trends und Märkte, außergewöhnliches Engagement und eigene Persönlichkeit – das ist der Dreiklang, den exzellente Berater vereinen müssen.

High Potentials nennt man Talente, die damit kein Problem haben. Und die sind so begehrt, dass der BDU-Präsident Antonio Schnieder (siehe Interview auf S. 16) die Rückkehr des War for Talents feststellt – des Wettstreits um die Besten der Besten. Da stellt sich für Einsteiger die Frage: Woran erkenne ich denn, dass ich zu den Besten der Besten gehöre? Bernd Wöllner, Chief Operating Officer für den deutschsprachigen Raum bei der Managementund IT-Beratung Capgemini Consulting, rät, sich noch einmal den Verlauf des Studiums genauer anzuschauen. „Ein Fingerzeig ist, wie leicht einem das Studium gefallen ist und wie sehr man interessiert war, auch Aktivitäten links und rechts des Studienfachs auszufüllen. Letzteres wohlgemerkt nicht aus reinen Karriereerwägungen, sondern aus wirklichen Interesse heraus.“ In einem Punkt sind sich die Personalexperten der Consulting-Branche einig: Ein exzellenter Studienabschluss ist notwendig – aber nicht hinreichend. Unternehmensberater erwarten, dass die Bewerber sich auch jenseits ihrer studentischen Komfortzone zwischen Hörsaal, Mensa und Bibliothek engagiert haben. Und selbst auf dem ersten Blick banale Erfahrungen können einen Hinweis darauf geben, ob man sich als Einsteiger zu den High Potentials zählen darf oder nicht. Bernd Wöllner bringt es auf den Punkt: „Wenn einen die WG-Mitbewohner aus der Wohnung geworfen haben, scheint es klar an den Soft Skills zu mangeln.“

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Die wichtigsten Klientenbranchen Laut der BDU-Branchenstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2010/2011“ stieg 2010 der Beratungsbedarf am deutlichsten bei Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie, der Chemiebranche und dem Maschinenbau – mit diesen Branchen machen die Unternehmensberater ein Umsatzplus von jeweils über zehn Prozent. Ebenfalls erkennbar gestiegen ist der Beratungsbedarf im Groß- und Einzelhandel, von Energie- und Wasserversorgern sowie der Automobilindustrie. Neben der Unterstützung in allgemeinen Strategiefragen fragten die Klienten am häufigsten nach Beratung bei den Themen Unternehmensfinanzierung, Marketing und Vertrieb, Innovation sowie Human Resources. Quelle: www.bdu.de

Maria Meiler ist nie aus einer WG geflogen und hat auch an anderen Stellen vieles richtig gemacht. Die 31-jährige Münchnerin ist seit 2008 Beraterin bei der Boston Consulting Group (BCG) und hat dort eine vielversprechende Karriere gestartet. Sie berät Unternehmen verschiedener Branchen, ihr Schwerpunkt liegt im Bereich Industriegüter. Überraschend ist dabei ihr Studienfach: Mathematik. Nicht gerade der klassische Abschluss für einen Consultant. Aber Maria Meiler verlor Themen wie Wirtschaft, Märkte oder Politik nicht aus den Augen. „Ich habe zwar Mathematik studiert – aber ohne Scheuklappen“, sagt sie. „Ich habe die Wirtschaftsteile überregionaler Zeitungen gelesen und mich für Märkte und Branchen interessiert. Was mir an BWL-Wissen fehlte, zum Beispiel das Verständnis für Bilanzen, wurde mir bei BCG im Rahmen eines zweiwöchigen betriebswirtschaftlichen Trainingsprogramms konzentriert vermittelt.“ Die Entscheidung der promovierten Mathematikerin, sich in die Unternehmensberatung zu stürzen, reifte nach Gesprächen mit Mentoren aus zwei großen Consultingunternehmen, die sie im Rahmen eines Stiftungsprogramms kennengelernt hatte. „Beide haben mir den Beratungsberuf schmackhaft gemacht. Sie berichteten von der Vielfalt des Berufs, bei dem ich in kurzer Zeit viel lernen würde. Das passte zu mir, denn ich wollte nach meiner Promotion verschiedene Unternehmen und Bereiche kennenlernen und mich schnell weiterentwickeln.“

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Ein großes Beratertalent zu sein bedeutet aber auch, die eigene Rolle richtig einschätzen zu können. „Es kommt schon vor, dass ich in einer Runde mit sehr erfahrenen Ingenieuren sitze und diese mir zunächst mit einiger Skepsis begegnen. Man darf sich als Berater dann nicht hinter Floskeln oder Halbwissen verstecken. Entscheidend ist, dass ich schnell mit übergreifendem Wissen punkten kann“, sagt Maria Meiler. Das ist, was die Branche „Out-of-the-Box-Denken“ nennt: Ein Consultant muss die Informationen, die er vom Kunden erhält, auf eine höhere Ebene stellen können. Das ist nicht immer einfach, und für Einsteiger kann es entscheidend sein, im richtigen Moment selbst nach Beratung zu fragen. Maria Meiler: „Ich denke, es ist für jeden Einsteiger wichtig, trotz eigener Ambitionen eine gewisse Portion Demut gegenüber den Kollegen mitzubringen, die bereits viel Erfahrung gesammelt haben. Das ist auch für die eigene Karriere von Bedeutung, da erfahrene Kollegen viel Know-how vermitteln, das Beratern am Anfang ihrer Karriere zugute kommt.“ Kein Arbeitgeber setzt voraus, dass Einsteiger in der Lage sind, sofort ihr gesamtes Potenzial abzurufen. Talente dürfen reifen – und die großen Beratungsunternehmen tun viel, um diesen Prozess zu fördern. „Die Lernkurve der Berater ist von Anfang an sehr steil; jedes Projekt ist anders, und sie müssen sich immer wieder auf neue Fragen und Menschen einstellen“,

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Eintritt in die Erste Klasse: Literatur zu Soft Skills Welche Relevanz haben Soft Skills wirklich im Alltag einer Unternehmensberatung – und auf welche Art wirken sich welche Fähigkeiten positiv auf den Erfolg der Arbeit aus? Das Buch „Soft Skills und Erfolg in Studium und Beruf“ (Waxmann 2007, 29,90 Euro) von Claudia Wetzel ist eine vergleichende Studie, die soziale Kompetenzen hochbegabter Studenten und erfolgreicher Consultants abgleicht und darstellt. Der Persönlichkeitsfragebogen „Proerfolg“ funktioniert als Monitor für die eigenen Soft Skills. Ein konkreter und hilfreicher Ratgeber ist „Soft Skills für Young Professionals: Alles, was Sie für Ihre Karriere brauchen“ von André Moritz und Felix Rimbach (Gabal 2006, 29,90 Euro). Das Buch identifiziert die wichtigsten Soft Skills, gibt Tipps, wie man sie pflegt, und bietet Checklisten und Übungen.

sagt Christian Greiser, Partner bei BCG und verantwortlich für das Recruiting. Schwerpunkt der Trainings für neue Berater sei daher der Aufbau von Problemlösungs- und Kommunikationskompetenzen. In Seminaren und Workshops lernen die Einsteiger die Instrumente und Methoden kennen, mit denen die Consultants arbeiten – danach gibt es eine erste Zäsur, die auch dazu dient, eventuelle Lücken zu füllen. Partner Christian Greiser: „Noch vor ihrem Start erhalten die Einsteiger Empfehlungen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie ausbauen sollten.“ Die Lust darauf, immer besser werden zu wollen, ist Teil des Talents – und nicht ohne Grund zählt Greiser hohe Lernbereitschaft neben Neugier und schneller Auffassungsgabe zu den wichtigsten Eigenschaften, die ein High Potential neben sehr guten Abschlussnoten und Praxis- sowie Auslandserfahrungen mitbringen sollte. Und wie verhält sich ein Talent im Bewerbungsprozess? Ganz sicher nicht, als komme es darauf an, der Größte unter den Perfekten zu sein. Zu sterile Kandidaten wecken kaum Begeisterung. Die Unternehmen möchten Leute mit echter Leidenschaft – und keine glitzernden Fassaden. Für Katja Monschau, Personalreferentin bei Roland Berger Strategy Consultants, kommt es nicht unbedingt darauf an, dass ein Bewerber sein Studium wie am Schnürchen durchgezogen hat. Eine Vita mit Schlenkern ist durchaus erwünscht. Jedoch, so Monschau, „ist

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in einem guten Profil jede Station eines Lebenslaufs nachvollziehbar“. Wer sich bewirbt, so ihr Tipp, sollte es dem Recruiter daher möglichst einfach machen. „Er sollte seine kompletten Daten offenlegen – genaue Zeiträume, erreichte Leistungen, aber auch Verzögerungen und Lücken – und dann im Gespräch darstellen, wann und warum er was gemacht hat.“ Hat es mit dem Einstieg in die Branche geklappt, beginnt in den Unternehmen eine Zeit des Lernens. Mit einem normalen Nine-to-five-Job hat das wenig zu tun – die Consultingunternehmen erwarten von Einsteigern berufliches Engagement weit über das Normalmaß hinaus. Für die echten Talente sind diese Anforderungen im Angesicht einer spannenden Karriere allerdings kein Problem, wie Katja Monschau sagt: „Sie haben sich schon im Vorfeld mit den Anforderungen und Chancen sowie mit dem damit verbundenen Lebensstil auseinandergesetzt.“ Zu diesem Lebensstil zählt auch, dass erstklassige Arbeit nicht nur erstklassig bezahlt wird: Eine gute Work-Life-Balance wird immer wichtiger, und hier bieten die Consultingunternehmen viel Spielraum. Die Entscheidung, Beruf und Familie verbinden zu wollen, sei zum Beispiel keine Karrierebremse mehr, sagt Katja Monschau. „Berater arbeiten projektbezogen und somit häufig losgelöst von festen Zeiten und Orten. Daher ist eine gewisse Flexibilität durch Teilzeitarbeit oder Sabbaticals möglich.“

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„Es kommt auf die

weichen Faktoren an“ Antonio Schnieder ist seit 2007 Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) und Europa-Chef der

Management- und IT-Beratung Capgemini mit Sitz in Berlin. Im

Gespräch mit André Boße analysiert der Branchenkenner, warum die Consultingunternehmen tatsächlich die Besten der Besten

benötigen und woran ein Einsteiger erkennen kann, ob er dazugehört.

Herr Schnieder, woran erkenne ich als Hochschulabsolvent, dass ich ein Consultingtalent bin? Nicht allein an Ihrem Studienabschluss – so exzellent die Noten auch sein mögen. Ein sehr guter Abschluss bringt Sie zwar in die Runde derer, die für eine Karriere im Consulting in Frage kommen. Aber um sich dort durchzusetzen, kommt es entscheidend auf die weichen Faktoren an. Dazu zählt die Fähigkeit, sich sehr schnell und flexibel auf neue Situationen einzustellen. Auch kommunikative, analytische und rhetorische Skills sind gefragt. Zudem müssen Sie mit Menschen umgehen können. Gut zuzuhören gehört genauso dazu wie die Fähigkeit, andere zu motivieren.

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Unternehmen aller Branchen versuchen, ausgezeichnete Leute an sich zu binden. Doch im Consulting wird am deutlichsten formuliert, dass man ausschließlich an den Besten der Besten interessiert ist. Warum ist das in dieser Branche so extrem? Weil Sie als Consultant in der Industrie auf sehr gute Leute treffen. Leute, die Sie fachlich gar nicht überholen können – und denen Sie dennoch helfen sollen. Sie müssen dann in der Lage sein, sich so gut in die Branche hineinzudenken, dass Sie durch die richtigen Fragen herausbekommen, wo das Problem liegen könnte. Und dieses Problem wird kein offensichtliches sein, sonst hätten die sehr guten Leute aus der Industrie es längst selber gelöst.

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Top-Thema

Hat die Wirtschaftskrise die Probleme, die ein Consultant lösen soll, noch komplizierter gemacht? Es gibt nach dieser Krise einen wieder erstarkten Trend, in verschiedenen Szenarien zu denken. Man macht sich viele Gedanken darüber, mögliche Situationen zu identifizieren, die in der Lage wären, eine übliche Branchenprognose vollkommen auf den Kopf zu stellen. So wie es in der Wirtschaftskrise geschah, als gesunde und gut geführte Unternehmen plötzlich einen Umsatzeinbruch von 40 oder 50 Prozent hatten und nicht darauf vorbereitet waren. Um das zu verhindern, wird der Unternehmensberater zum Stochastiker: Er geht diverse mögliche Szenarien durch und bewertet sie mit einer bestimmten Eintrittswahrscheinlichkeit. Consultingunternehmen sind auch auf der Suche nach erfahrenen Beratern sowie nach Quereinsteigern aus der Industrie. Erschwert dieser Trend die Karrierechancen für Einsteiger? Nicht, solange die Branche weiterhin wächst. Die Beratungsunternehmen haben 2010 eingestellt und werden das auch in diesem Jahr tun. Und zwar Einsteiger wie auch Quereinsteiger, dafür sorgt alleine schon die Dynamik des Wachstums. Solange eine Branche um mehr als fünf Prozent wächst, müssen sich talentierte Einsteiger um

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ihren Karriereeinstieg keine Sorgen machen. Und um die Zeit danach? Auch nicht. Ein Einstieg in der Consultingbranche ist weiterhin ein ideales Sprungbrett. Noch immer gilt: Berufsjahre in einer Unternehmensberatung zählen doppelt bis dreifach. Viele Consultants wechseln nach circa fünf Jahren in die Industrie und nehmen dort ausgezeichnete Positionen ein – was übrigens auch ein Grund dafür ist, warum das Niveau dort immer weiter steigt. Und wer dem Beraterberuf treu bleibt, darf nach weiteren drei bis vier Jahren davon ausgehen, im Consulting Karriere gemacht zu haben.