Noch ist Polen nicht verloren die polnischen Studentenverbindungen

Bartłomiej Wróblewski1 Noch ist Polen nicht verloren – die polnischen Studentenverbindungen 1816-2011 Wenig bekannt unter den Mitgliedern der Student...
Author: Elsa Armbruster
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Bartłomiej Wróblewski1

Noch ist Polen nicht verloren – die polnischen Studentenverbindungen 1816-2011 Wenig bekannt unter den Mitgliedern der Studentenverbindungen in deutschsprachigen Ländern ist die Tatsache, daß es überhaupt polnische Korporationen gibt. Polnische Studentenverbindungen haben eine reiche, fast 200 Jahre zurückreichende Tradition und sind nach 50-jähriger Unterbrechung seit Ende der 1980er Jahre wieder an den Hochschulen in Polen aktiv. Die polnischen Korporationen sind den deutschen, insbesondere farbentragenden Verbindungen ähnlich. Das betrifft insbesondere die Organisationsstruktur, äußere Kennzeichen und die Gebräuche. Zwischen 1816 und 2010 existierten ca. 240 polnische Korporationen. Ähnlich wie im deutschsprachigen Raum kann man auch in Polen von einer Vielfalt der Verbindungstraditionen sprechen. Trotzdem hat nie eine Scheidung in nationalbewußte Burschenschaften, konfessionell geprägte Verbindungen oder eher traditionelle Corps und Landsmannschaften stattgefunden. Dennoch traten die für alle Hauptzweige des deutschen Burschentums charakteristischen Merkmale im Laufe der Geschichte bei den polnischen Korporationen auf. 1. Die ersten polnischen Verbindungen 1816-1914 Die ersten polnischen Studentenverbindungen wurden an den Universitäten in den Staaten gegründet, die das Gebiet Polens im 18. Jahrhundert teilten (Preußen/Deutschland, Österreich, Rußland). Sie übernahmen die Organisationskultur und -struktur der deutschen Verbindungen, waren jedoch stark national und patriotisch geprägt. Als erste wurde die Burschenschaft Polonia im Jahre 1816 in Breslau (Wrocław) und eine Zwillingsverbindung Polonia 1818 in Berlin gegründet. Beide Polonias existierten kaum mehr als ein Dutzend Jahre, die Verfolgung Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts bereitete ihnen ein endgültiges Ende. Weitere 1

Dr. Bartłomiej P. Wróblewski, LL.M. (Universität Bonn) wurde 1975 geboren und studierte nach dem Abitur in Poznan/Posen und Bamberg Rechtswissenschaft, die juristische Magisterprüfung legte er 2000 in Posen, eine weitere 2002 in Bonn ab, es folgten Forschungsaufenthalte an der Universität Straßburg und an der HumboldtUniversität Berlin, 2009 Promotion zum Dr. jur. in Posen mit einer Arbeit über die Staatshaftung, 2010 Tätigkeit als Verfassungsexperte in der Kanzlei des polnischen Staatspräsidenten in Warschau, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der dortigen Hochschule für Geisteswissenschaften; Mitglied der Korporationen Lechia und Surma zu Posen, Cerevisia zu Bamberg und Ascania zu Bonn.

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polnische Verbindungen wurden auf russischem Gebiet im Baltikum gegründet (heute: Estland und Lettland), wo an der Universität in Dorpat (Tartu) und an der Technischen Universität in Riga viele Polen immatrikuliert waren. Die älteste war 1828 der Konvent Polonia in Dorpat, gefolgt von Arkonia (1879) und Welecja Riga (1883) sowie Lutycja Dorpat (1884). Außerhalb des Baltikums entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts die Verbindungen Sarmatia Petersburg (1908), Jagiellonia Wien (1910), Lechia Czernowitz (1910) und Wisła Danzig (Gdańsk) (1913).

Abb. 1: Festschrift der Arkonia Riga, 1889 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Abb. 2: Venedya Dorpat, um 1910 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

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Abb. 3: Arkonia Riga, 1. Mai 1911 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

2. Korporationen in der Zweiten Republik Polen 1918-1939 Gegen Ende des Ersten Weltkriegs verlegten einige außerpolnische Verbindungen ihren Sitz ins wiedererstandene Polen, gleichzeitig bildeten sich ganz neue Konvente. Insgesamt wurden in der Zwischenkriegszeit über 200 neue Studentenverbindungen gegründet, und zwar an den Hochschulen in Vilnius (Wilna/Wilno), Warschau (Warszawa), Lemberg (Lwów/Lviv), Posen (Poznań), Krakau (Kraków), Lublin und Teschen (Cieszyn). Erwähnenswert ist auch, daß in dieser Zeit einige Dutzend Verbindungen ethnischer Minderheiten entstanden. Sie rekrutierten sich meist aus der ukrainischen, jüdischen oder deutschen Bevölkerung. Die Korporationslandschaft war im Polen der Zwischenkriegszeit sehr vielfältig. Über die Hälfte der polnischen Korporationen verstanden sich als nationale Verbindungen, andere hatten christdemokratischen Charakter oder fühlten sich der Sanierungsbewegung verpflichtet, einem von Marschall Józef Piłsudski gegründeten politischen Zusammenschluß. Diese Orientierung weist jedoch eher auf die politischen Ausrichtungen und weniger auf die tatsächlichen ideologischen Unterschiede hin. Eine Vielzahl von Korporationen, wenn auch offiziell überparteilich und konfessionslos, war eng mit dem nationalen und konservativen Milieu sowie mit der katholischen Kirche verbunden. Ungefähr die Hälfte der polnischen Verbindungen gehörte dem im Jahre 1921 gegründeten „Bund der polnischen Studentenverbindungen“ (Związek Polskich Korporacji Akademickich [ZPKA]) an. Das lateinische Motto dieses Bundes war: Salus Reipublicae Suprema Lex (Das Wohl der Republik sei das höchste Gesetz).

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Abb. 4: Lechia Posen, in der Mitte „Verbindungsvater“ Józef Dowbor-Musnicki, Heerführer des Aufstandes in Großpolen 1919, Posen 1922/23 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Abb. 5: 100. Stiftungsfest der Verbindung Polonia Wilna, 1928 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

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Abb. 6: Kommers des Verbands polnischer akademischer Korporationen, Lemberg, 8. Dezember 1928 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Abb. 7: Marschall Józef Piłsudski, Ehrenmitglied der Verbindung Piłsudia Warschau, 1931 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

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Abb. 8: Ball des Lemberger Verbindungszirkels, 1931 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Abb. 9: Polnische Verbindung Samogitia Brünn, 20. Oktober 1931 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

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Abb. 10: Treuegelübde der akademischen Jugend, die Fahnen der Studentenverbindungen, Tschenstochau 1936 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Korporationen wurden in der Zwischenkriegszeit als elitäre Vereinigungen begriffen und genossen hohes gesellschaftliches Ansehen. Wahrscheinlich 10 bis 15 % der männlichen polnischen Studenten gehörten Verbindungen an. Viele prominente Persönlichkeiten des politischen, religiösen, wissenschaftlichen und kulturellen Lebens waren ordentliche Mitglieder bzw. Ehrenmitglieder, so etwa die Gründer und Führer der beiden damals größten politischen Lager, Józef Piłsudski (K! Piłsudia) und Roman Dmowski (K! Baltia), sowie Premierminister Ignacy Jan Paderewski (K! Patria) und Präsident Ignacy Mościcki (K! Welecja), die Generale Józef Dowbor-Muśnicki (K! Lechia) und Władysław Sikorski (K! Leopolia) sowie der Warschauer Erzbischof Aleksander Kakowski (K! Ostoja) und der Lemberger Erzbischof Józef Teodorowicz (K! Obotritia). 3. Kriegszeit und Kommunismus 1939-1989 Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die Zeit der legalen Tätigkeit der Studentenkorporationen zu Ende. Viele Verbindungsmitglieder sind seit 1939 im Krieg und auf beinahe allen europäischen Schlachtfeldern gefallen. Noch mehr sind in russischen und deutschen Konzentrationslagern und Gefängnissen umgekommen, insbesondere in Katyn (Katyń) und Auschwitz (Oświęcim). Insgesamt sind in den Jahren 1939 bis 1956 über 2.000 Personen gefallen, ermordet worden oder verschollen, was über 10 % der Verbindungsstudenten ausmacht. Aber sogar unter solch dramatischen Umständen haben Korporationsmitglieder versucht, beständig in Kontakt zu bleiben und die Traditionen ihrer Verbindungen zu pflegen.

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Abb. 11: Einladung zur Messe anläßlich des 23. Stiftungsfests der Verbindung Posnania Posen, Kriegsgefangenenlager Neubrandenburg, 1944 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Abb. 12: Landesvaterstechen im Konvent Polonia, London 1969 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

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Abb. 13: Enthüllung der Erinnerungstafel der Posener Verbindungen, Posen, 26. Mai 1984 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Das Bekenntnis zur Mitgliedschaft in einer Korporation war im Polen der Nachkriegszeit ab 1956 nicht mehr mit Todes- oder Haftstrafe bedroht, konnte jedoch die berufliche Kariere oder den sozialen Aufstieg wesentlich beeinträchtigen. Dessen ungeachtet wurden die Korporationen Schritt für Schritt wiederbelebt und neu organisiert. Die ältesten und stärksten Korporationen schafften es, ihre Strukturen im Ausland aufrechtzuerhalten. So gab es korporationsübergreifende Philisterverbände in Chicago/USA und in Montreal/Canada. In Polen versuchten einige Korporationen, Freundschaftstreffen sowie Besuche und manchmal auch Kommerse zu veranstalten. In den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden meist in katholischen Kirchen und Klöstern rund zwei Dutzend Gedenktafeln enthüllt, die den ermordeten, gefallenen und verstorbenen Korporationsmitgliedern gewidmet sind. Die Gründung der aktiven und offiziell tätigen Verbindungen wurde jedoch erst nach der Wende 1989 möglich. 4. Reaktivierung der ersten Studentenkorporationen nach 1989 Die Wiedergeburt der polnischen Korporationen nach 50-jähriger Zwangspause war alles andere als selbstverständlich. Im Gegenteil, die meisten damals lebenden Philister hielten dies für unmöglich, ihr Durchschnittsalter lag 1989 bei weit über 80 Jahren. Darüber hinaus waren sie über ganz Polen und die Welt zerstreut, ihre materielle Lage war oft alles andere als gut. Dazu war nach einem halben Jahrhundert ohne Präsenz in der Öffentlichkeit die allgemeine Kenntnis über Korporationen sehr gering. Trotzdem wurden sie seit dem Ende der achtziger Jahre zu neuem Leben erweckt. 1991 in Posen und zwei Jahre später in Warschau erfolgte 217

Abb. 14: Neugründung der Verbindung Masovia Posen, 2006 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

Abb. 15: 88. Stiftungsfest des Posener Verbindungszirkels, Posen, 25. April 2009 (Quelle: Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv)

die gerichtliche Eintragung korporationsübergreifender Philisterverbände. Unter dem Einfluß dieser Zusammenschlüsse, aber auch dank des Einsatzes anderer Philisterkreise und einzelner Philister, wurden die Korporationen reaktiviert. Als erste erstand in den Jahren 1990 bis 1993 die Korporation Lechia in Posen wieder, gefolgt 1992 von Sarmatia und Arkonia in Warschau. Insgesamt wurden in den Jahren zwischen 1988 und 2010 25 Korporationen reaktiviert und vier neue Konvente gegründet.

5. Polnische Korporationen 2011 2011 existieren 23 Korporationen, davon acht mit Sitz in Posen (Magna-Polonia, Lechia, Chrobria, Surma, Baltia, Masovia, Hermesia, Roma), fünf in Warschau (Arkonia, Welecja, Sarmatia, Aquilonia, Respublica), drei in Danzig (Konvent Polonia, Wisła, Lauda), jeweils zwei in Breslau (Cresovia Leopolis, Magna Polonia Vratislaviensis), Thorn (Toruń) (Kujawja, 218

Batoria) und Krakau (Corolla, Arcadia) sowie eine in Lublin (Concordia). In den kommenden Jahren ist die Reaktivierung von weiteren Konventen geplant. Insgesamt gehören polnischen Korporationen ca. 650 Personen an, davon ca. 250 als aktive Mitglieder2. Zwischen den einzelnen Korporationen bestehen zahlenmäßige Unterschiede, lediglich drei Konvente haben mehr als 50 Mitglieder, 11 sogar weniger als 20. Versuche der Gründung einer polenweiten Dachorganisation sind gescheitert. Es gibt nur den Posener Korporationenkreis (Poznańskie Koło Międzykorporacyjne/Związek Polskich Korporacji Akademickich), in dem sechs Posener Verbindungen zusammengefunden haben, sowie einen korporationsübergreifenden Philisterverband, den „Verein der Philister der Studentenkorporationen“ (Stowarzyszenie Filistrów Korporacji Akademickich). Diese Verbände umfassen etwa ein Drittel der polnischen Korporierten. In diesem Milieu ist auch das „Archiv und Museum der Polnischen Akademischen Korporationen“ (Archiwum i Muzeum Polskich Korporacji Akademickich) und die Stiftung „Polnische Studentenkorporationen“ (Polskie Korporacje Akademickie) angesiedelt. Eine andere, stärkere Gruppierung bilden die von der Mitgliederanzahl her größten und in einem Kartell verbundenen Korporationen Konvent Polonia (Danzig), Arkonia und Welecja (Warschau). Sie zählen zusammen über 200 Aktive und Philister. In diesem Kartell wurde die Idee des jährlich gefeierten polnischen Kommerses (Komersz Polski) geboren und verwirklicht, eine gemeinsame Korporationszeitschrift mit dem Titel „Korporant Polski“ wird veröffentlich. Im Gegensatz zu Verbindungen des deutschsprachigen Raums verfügt keine polnische Korporation über ein Haus, die meisten nicht einmal über angemietete Räumlichkeiten, in denen man regelmäßig Treffen veranstalten könnte. Das sind Umstände, die nicht geringe Schwierigkeiten nach sich ziehen. 6. Charakter der polnischen Korporationen Wie erwähnt, kann man polnische Verbindungen nicht nach dem deutschen Schema einteilen. Unterscheidungsmerkmale sind aber sichtbar. Zur polnischen Korporationstradition gehört als Schwerpunkt der Erziehungscharakter. Eine Orientierung nur auf Entspannung und Spaß wird, zumindest in der Theorie, abgelehnt. Die meisten der heutigen polnischen Korporationen berufen sich entweder direkt auf die Lehre der katholischen Kirche oder stützen sich auf unterschiedlich verstandene christliche Werte. Alle Korporationen nehmen Bezug – wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten – auf die Prinzipien des Patriotismus und der Ehre, dabei verstehen sich alle als apolitische Organisationen. Ehrenkonflikte werden entweder auf Grund von mehr oder minder modernisierten Ehrenkodices gelöst oder vor den ständigen Korporations- bzw. Ehrengerichten entschieden. Duelle als letzte Form der Streitbeilegung werden im Prinzip allgemein und auf jeden Fall in der Praxis abgelehnt. Mensuren sind den polnischen Korporationen fremd. Alle Korporationen beziehen sich auf die Werte der Selbstbildung, Selbstverbesserung und Freundschaft. Darüber hinaus sind alle polnischen Verbindungen farbentragend.

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Wróblewski, Bartłomiej (Hg.): Informator Poznańskiego Koła Międzykorporacyjnego, Poznań 2009, S. 120, 139.

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7. Schluß Polnische Korporationen haben einen schweren Stand. Einerseits konnten sie 50 Jahre lang nicht legal existieren, daher verfügen sie weder über starke Philisterverbände noch über nennenswertes Vermögen. Der Bekanntheitsgrad ist sehr gering. Andererseits agieren sie in einer Gesellschaft, die zwar unvergleichlich konservativer als die deutsche ist, die aber identischen Prozessen der Säkularisierung, des Moralrelativismus, des Kosmopolitismus und der Popkultur ausgesetzt ist. Trotzdem wird fast jedes Jahr eine Korporation reaktiviert und die Zahl der Korporierten wächst langsam aber ständig. Diese Anzeichen lassen hoffen, daß die Korporationstradition in Polen weiter lebendig bleibt. Schließlich sind die Kontakte zwischen polnischen und deutschen Verbindungen seit 1989 erwähnenswert. Es gab viele, wenn sie oft auch eher Episodencharakter hatten. Die Initiative ging entweder von Alten Herren deutscher Verbindungen unterschiedlicher Provenienz aus, die an Polen interessiert waren, oder polnische Verbindungsstudenten in Deutschland ergriffen sie. Fast immer haben solche Kontakte positive Erinnerungen hinterlassen, und es kann sogar der Eindruck entstehen, daß die unterschiedlichen Traditionen, Prinzipien und Wahrnehmungen oft eine nachgeordnetere Rolle spielen als bei den Beziehungen zwischen Verbindungen im jeweils eigenen Land. Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen, mit denen die Verbindungen in allen europäischen Ländern konfrontiert sind, sollte die Überzeugung, daß wir vieles gemeinsam haben, eine erfreuliche Botschaft sein. 8. Archiv und Museum der Polnischen Akademischen Korporationen in Posen Das „Korporationenarchiv – Archiv und Museum der Polnischen Akademischen Korporationen“ wurde 2001 in Posen gegründet. Diese Institution bezweckt, das Erbe und die Traditionen der Studentenverbindungen im Bewußtsein der Allgemeinheit unter besonderer Berücksichtigung des Erziehungscharakters der Korporationen zu festigen. Das Archiv sammelt Materialien und Erinnerungsstücke über polnische akademische Korporationen aus den Jahren 1816 bis 1989 sowie biographische Angaben über die verstorbenen Mitglieder. Die Tätigkeit des Archivs wird von der Stiftung „Polnische Studentenkorporationen“ (Polskie Korporacje Akademickie), vom „Verein der Philister der Studentenkorporationen“ (Stowarzyszenie Filistrów Korporacji Akademickich) sowie vom Posener Korporationenkreis (Związek Polskich Korporacji Akademickich) nach Kräften unterstützt. Seit der Archivgründung wurden einige tausend Erinnerungsstücke gesammelt, die die Geschichte der polnischen Korporationen dokumentieren. Darunter sind ca. 100 originale Studentenmützen, etwa 200 Bänder, Schärpen und Abzeichen, ein paar tausend Fotos aus der Vorkriegszeit, Zeitschriften und Dokumente. Im akademischen Jahr 2006/07 wurden Interviews mit ein paar Dutzend der ältesten Alten Herren polnischer Korporationen der Zwischenkriegszeit aufgenommen. 2007 wurde das virtuelle „Museum der Polnischen Akademischen Korporationen“ (www. archiwumkorporacyjne.pl) ins Leben gerufen, seit 2009 ist ansatzweise auch die englischsprachige Version der Archivseite zugänglich. Im Museum werden 232 polnische Verbindungen aus den Jahren 1816 bis 1940 sowie 40 Verbindungen ethnischer Minderheiten aus der Zwi220

schenkriegszeit vorgestellt. Zudem sind biographische Informationen über 16.000 Verbindungsmitglieder zugänglich. Mehrmals war das Archiv an Ausstellungen beteiligt, u. a. 2008/09 an „Zwanzig Jahre der Zwischenkriegszeit. Das Antlitz der Moderne“ im Warschauer Königsschloß. Das Korporationsarchiv unterstützt Reaktivierung, Neugründung und die Tätigkeit der heutigen Studentenkorporationen. Aufgrund der gesammelten Erinnerungsstücke wurden in den Jahren 2002 bis 2010 die Insignien der 11 reaktivierten Korporationen rekonstruiert, fast alle polnische Korporationen haben in den letzten Jahren von dieser Sammlung auf die eine oder andere Weise profitiert. Das Archiv wird für wissenschaftliche Forschungszwecke in Polen und im Ausland benutzt und leistet Hilfe bei entsprechenden Veröffentlichungen. Wir möchten die Gelegenheit nutzen und um Hilfe bitten: Aus unterschiedlichen Quellen ist bekannt, daß sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg Archivalien und Insignien – insbesondere Fahnen – polnischer Studentenverbindungen in Deutschland befanden. Vielleicht weiß jemand von den Alten Herren oder Kommilitonen darüber Bescheid? Wir sind auch auf der Suche nach Informationen aller Art über polnische Studentenverbindungen, die in der Zeitspanne 1816 bis 1940 in den deutschsprachigen Ländern und an den deutschsprachigen Universitäten – insbesondere Breslau, Dorpat, Riga, Czernowitz – existierten. Für alle Informationen, Materialien sowie für jegliche Hilfe und Unterstützung sind wir sehr dankbar! Archiwum Korporacyjne/Korporationenarchiv Anschrift: os. B. Śmiałego 2/8, 60-682 Poznań, Polen Tel. (+48) 61-8236-194, Mobil (+48) 602-236-194 E-Post: [email protected] Internet: www.archiwumkorporacyjne.pl

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