Liebe Familie, Liebe Verwandte, Liebe Freunde, Liebe. Spenderinnen- und Spender

Liebe Familie, Liebe Verwandte, Liebe Freunde, Liebe Spenderinnen- und Spender Strand in San Jorge Bald schon steht Weihnachten vor der Tür und das ...
Author: Petra Glöckner
1 downloads 4 Views 2MB Size
Liebe Familie, Liebe Verwandte, Liebe Freunde, Liebe Spenderinnen- und Spender

Strand in San Jorge

Bald schon steht Weihnachten vor der Tür und das Jahr 2016 neigt sich dem Ende z., Unglaublich, wie schnell die Zeit hier vergeht und so ist schon ein Drittel meines Freiwilligendienstes vorbei! Die letzte Zeit war wieder voll mit neuen Erfahrungen und Erlebnissen, die Euch natürlich gerne erzählen möchte! 

Die Arbeit bei ACDIR die letzten zwei Monate Ich fahre weiterhin mit Gerhard aufs Land du den unterstützten Familien um jetzt hauptsächlich über die Fortführung des Gemüse- und Kräutergartens zu reden. Denn das Projekt endet im Februar und danach müssen die Familien sich selbst um Samen kümmern und selbstständig den Garten pflegen ohne regelmäßige Besuche von ACDIR. Wir erklären, dass sie pro Gemüsesorte ein paar Früchte überreif wachsen lassen sollen, um aus ihnen dann Samen für die nächste Aussaat zu gewinnen. Das ist bei Paprikas, Tomaten, Stangenbohnen, Spinat, Mais und Chili möglich. Denn das sind samenfeste Sorten und nicht aus Hybridsamen. Das heißt man kann die Samen aus den Früchten problemlos als neues Saatgut verwenden und das Gemüse ist identisch zur vorherigen Generation. Bei Hybridsamen, wie es in den Gärten zum Beispiel die Gurke ist, werden die Früchte aus den gewonnenen Samen entweder kleiner und qualitativ schlechter und in manchen Fällen wachsen gar keine Früchte. Der Grund dafür ist, dass die Samenkonzerne die Samen genetisch oder durch vielfache Kreuzung so verändert haben, dass Blocker verhindern, Früchte zu bilden. Leider ist das immer häufig der Fall und als Konsequenz sind die Bauern aber auch schon die kleinen Gemüsegärtner abhängig von den globalen Samenproduzenten. Mit diesem Gemüsegartenprojekt von ACDIR wird somit die Vermehrung von genetisch unveränderten Samen gefördert. In Buenos Aires veranstalteten Damaris, Milagros und ich eine kleine Réunion für die Thematik mit den Samen für das kommende Jahr. Es kamen ca. 60% der Frauen, was für mich relativ wenig ist, für Damaris und Milagros aber doch ganz in Ordnung. Bei einer Befragung, was im Garten schon geerntet werden konnte, war es hauptsächlich Tomate, Mais, Paprika, Chile und Mais. Die Ausbeute der Gärten war für den Anfang gar nicht schlecht, doch Damaris munterte alle nochmal auf, weiterhin die Pflanzen zu pflegen und regelmäßig Zeit im Gemüsegarten zu verbringen. Meiner Meinung nach war die Versammlung nicht all zu produktiv weil ständig Nebengespräche geführt wurden und Essen und Cola ausgegeben wurde, wodurch jeder mit Essen beschäftigt war. Wobei man hier dazusagen muss, dass diese Art von Essensausgabe während irgendwelchen Veranstaltungen sehr verbreitet ist.

1

Réunion in Buenos Aires mit meiner Chefin Damaris (in blau)

Seit Oktober gebe ich ein Mal die Woche Englischunterricht für Kinder hier in Buenos Aires. Die Schüler sind hauptsächlich Kinder von den Familien mit einem Gemüsegarten von ACDIR aber auch Nachbarskinder von Milagros. Unsere Ausstattung ist einfach aber ausreichend. Wir haben eine kleine Tafel, ein paar Stühle und viele Kinder bringen auch ihre eigenen Plastikstühle mit. Seit ein paar Wochen gibt es einen keinen Tisch, sodass die Kleinsten besser schreiben können. Denn davor mussten alle auf dem Schoß schreiben. Die erste Stunde gibt es immer eine neue kleine Einheit. Das sind dann Basics wie Farben, Kleidung, Früchte, Körper… Die zweite Stunde wird dann meistens gespielt. Denn nach der Hälfte sind die Kinder recht wenig konzentriert und spaßen nur noch rum. Die Schüler sind zwischen 6 und 14 Jahre alt aber trotzdem vermischt sich das gut. Immer wieder hilft mir eine junge Bekannte aus Buenos Aires, die selbstständig Englisch gelernt hat und durch den Unterricht ihr Gelerntes anwenden und festigen kann. Manchmal sind die „Chavalas“ und „Chavalos“ nämlich ganz schön anstrengend aber mir macht‘s Spaß und mich freut‘s jedes Mal wenn sie freiwillig kommen. Zwar kommen nicht immer alle und die Gleichen aber der harte Kern ist wirklich immer da.

2

Englischunterricht in Buenos Aires

Nun zu den zwei eigenen Projekten die ich in meinem letzten Rundbrief beschrieben und angekündigt habe. Leider muss ich heute schreiben, dass diese beide zurzeit nicht existieren. Weder das Koch- und Backprojekt in Buenos Aires, noch die Frauenaustauschgruppe in Las Palomas. In Buenos Aires hatte ich zu Beginn knappe zehn Frauen, die mitgemacht haben, doch nach dem fünften Treffen kam leider keiner mehr. Da stand ich mit den Zutaten alleine da. Na ja und zu meiner anderen Idee in Las Palomas mit den jungen Müttern und jugendlichen Frauen. Mit einer supernetten jungen Frau aus Las Palomas, die einen Gemüsegarten von ACDIR hat, haben wir zusammen alles schön vorbereitet und sie hat die Mädels eingeladen. Eine Woche später fuhr ich dann mit der „Busetta“ (einem kleinen Bus, der auf der Strecke auch noch stecken geblieben ist weils in der vorherigen Nacht so viel geregnet hat) aufs Land. Wir warteten eine Weile und leider kam nur ein Mädchen. Grund dafür war eine Wahlveranstaltung in Rivas. Mir wurde erklärt, dass die Regierungspartei FSLN kostenlosen Transport nach Rivas angeboten hat. Von dieser Veranstaltung wurde erst ein Tag zuvor berichtet und wir konnten unseren Termin nicht kurzfristig ändern. Da hat mir die liebe Politikveranstaltung also die jungen Frauen weggeschnappt! Klar, für sie ist es eine super Möglichkeit kostenlos in die Stadt zu kommen. Manchmal gibt’s Geschenke für die Kinder auf diesen Wahlveranstaltungen und anscheinend wird es negativ vermerkt, wenn man nicht zur Wahlkampagne kommt. Für mich nachvollziehbare Gründe. Bis jetzt bin ich leider nicht mehr nach Las Palomas gekommen um einen neuen Termin auszumachen. Ich möchte es aber auf jeden Fall nächstes Jahr nochmal versuchen! Ob ich das Projekt in Buenos Aires nochmal starten möchte, weis ich noch nicht. Denn wenn die Frauen keine Lust und Motivation haben, habe ich auch keine Lust, Zeit dafür aufzubringen. Na ja, es war auf jeden Fall eine Erfahrung und einen Versuch wert!

3

Koch- und Backgruppe mit Frauen in Buenos Aires, beim Buñuelos (Frittiergebäck aus Juka) frittieren.

Pfannenkuchenbacken in Las Palomas

Es gibt aber immer noch Anderes zu tun, sodass mir nicht langweilig wird! An ein paar Tagen habe ich noch das Diagnostico meiner Vorgängerin vollständig in den Laptop eingegeben. Vor zwei Wochen war ich für drei Tage in einer Familie auf dem Land in „Mono Negro“ (schwarzer Affe), um dort den Garten auf Vordermann zu bringen. Denn bis auf ein paar Kräuter- und Paprikapflanzen wuchs in diesem Gemüsegarten nur Unkraut. Zusammen mit guten Freunden von der Familie haben wir neue Beete angelegt und das ganze Unkraut rausgerissen. Am nächsten Tag wurde Mais, Buschbohnen, Gurke, Tomate, Radieschen und nochmal Paprika gesät. Diese kleine Gartenaktion würde ich noch gerne bei anderen Familien machen, um zu zeigen, wie ein Gemüsegarten aussehen kann ohne Unkraut und sie dann die Früchte ernten können, was sie wiederrum motiviert, mehr im Garten zu arbeiten.

Gartenaktion in „Mono Negro“

Ein freier Affe passend zum Namen des Ortes

4

Was hab ich sonst so erlebt? Jede Menge!  Fangen wir mit unserem ersten Seminar an. Anders wie geplant fand es in Costa Rica statt. Da hab ich mich aber gefreut denn ich hatte eh vor während des Jahres mal über die Grenze rüber nach Costa Rica zu fahren und die Schweiz Mittelamerikas (so sagt man) kennen zu lernen. Wir acht Freiwillige sind schon ein paar Tage früher zusammen über die Grenze, damit wir nicht am Tag der Präsidentschaftswahlen ausreisen mussten. So sind wir möglichen Wahlprotesten ganz einfach aus dem Weg gegangen. Mit einem recht komfortablen Reisebus, der es wirklich zu gut mit der Klimaanlage gemeint hat, sind wir über die Grenze und dann auf der Hälfte der Strecke nach San José an einer Tankstelle irgendwo im nirgendwo ausgestiegen. Dort warteten wir ganze vier Stunden bis der Bus zum Nebelwaldreservat Monteverde kam. Nach zwei abenteuerlichen Stunden Fahrt kamen wir dann im Dunkeln an. Auf dem Weg hat man gleich gemerkt, dass Costa Rica deutlich hügeliger wie Nicaragua ist. Und da Monteverde auf ca. 1500m liegt, wurde es mir bei knappen 20 Grad doch ganz schön kalt und ich war froh an allen langen Klamotten, die ich dabei hatte. Ehrlich gesagt musste ich in Rivas extra noch zwei langärmlige Shirts kaufen weil ich fast keine hatte. Am nächsten Tag machten wir eine Canopytour, so was wie ein riesengroßer Kletterpark mit langen Seilbahnen über dem Nebelwald. Viele fragen sich bestimmt, was denn eigentlich ein Nebelwaldgebiet ist. Im Grunde genommen ist es auch ein tropischer Regenwald. Nur weil er so hoch liegt, ist die Kondensation viel höher und drum hat er die Besonderheit, dass es fast immer neblig ist. Dadurch hat ein Nebelwald eine etwas unterschiedliche Flora und Fauna zum gewöhnlichen tropischen Regenwald. Am folgenden Tag erkundeten wie acht Freiwillige den Regenwald selbst in einer dreistündigen Wanderung durch das Reservat. Mit voller Montur (Regencape und Gummistiefel) spazierten wir durch den nassen Nebelwald. Ich war begeistert von der Pflanzenvielfalt. An jedem Baum wachsen wieder zahlreiche andere Pflanzen. Alles dich an dicht. Im Hintergrund ein beruhigendes Tropfgeräusch. NATUR PUR!  Nachmittags sind wir dann los nach San José gefahren. Ich war auf den ersten Moment ganz schön beeindruckt von den hohen Häusern und den neuen Autos. Denn Monate lang war ich nur einstöckige Häuser gewohnt. Die kommenden Tage war Seminar mit der Koordinatorin für die Peru-Freiwillige angesagt. Ob im Hostel, während der Stadtrundfahrt mit dem „Bici“ (Fahrrad) oder im Stadtpark, es war immer interessant und witzig. Der Inhalt war erstens der Rückblick auf die vergangenen drei Monate, dann eine Einheit über Lernschranken, und dann natürlich der Ausblick auf die kommenden Monate bis zum nächsten Seminar. Die Zeit ging ganz schön schnell vorbei und so waren wir auch schon wieder auf der Heimreise. Als wir an der Grenze Peñas Blancas vorbeigefahren sind, habe ich das erste Mal ein Flüchtlingscamp gesehen. Geschätzte 2000 Menschen sitzen auf der Straße und vor den schlichten Zelten. Hauptsächlich sind es Afrikaner, Kubaner und Haitianer, die auf dem Weg in die USA sind. Letztes Jahr im November schloss Nicaragua die Grenze. Costa Rica weist sie auch ab und so kommen sie an der Grenze nicht mehr weiter. In Nicaragua ist es sogar verboten, einem Flüchtling auf jegliche Art zu helfen. Sei es eine Mitfahrt im Bus oder ein kleines Lunchpaket. Wenn man dabei von der Polizei erwischt wird, kommt man selbst ins Gefängnis oder muss eine große Geldstrafe zahlen. Mich hat es sehr traurig gemacht, diese Mitmenschen zu sehen und zu wissen, dass ich nicht helfen darf und sie im Moment schlechte Zukunftschancen haben. 5

Ich fühlte mich ganz schön schlecht, als privilegierte deutsche Freiwillige, die problemlos über die Grenze kommt. Die Welt ist manchmal ganz schön unfair!!! Auch ein pakistanischer Mitfahrer von unserem Reisebus, der aber die deutsche Staatsbürgerschaft hat, musste mit der Grenzpolizei mit. Unglaublich, wie die Menschen nur auf ihr Aussehen und ihre Herkunft reduziert werden. Weltweit sind Menschen auf der Flucht vor Krieg, religiöser Verfolgung, Naturkatastrophen oder anderen Gründen. Ich hatte das Glück in einem wohlhabenden Deutschland geboren zu sein. Für mich waren diese Bilder an der Grenze sehr schockierend und ich wünsche mir, dass in der ganzen Welt würdig mit den Flüchtlingen umgegangen wird und sie genauso offen und unvoreingenommen aufgenommen werden wie ich hier in Nicaragua.

Im Schutzgebiet des Nebelwaldes in Monteverde

Während der Canopytour mitten durch und über den Nebelwald. 6

Im Dezember ist Haupterntezeit. Ich hatte das Glück, bei einer Bohnenernte von ca. einem Hektar zuschauen zu können. Ich hab mich gefühlt, wie in einem Bauernmuseum denn alles wird von Hand gemacht. Zuerst werden die Bohnenpflanzen alle rausgerissen und zum Trocknen großflächig in die Sonne gelegt. Nach ein paar Tagen kommt dann das Dreschen. Hierzu wird eine große Plastikplane ausgelegt und dann nach und nach die trockenen Bohnenpflanzen draufgelegt. Mit Eisenstangen wird eine ganze Weile lang draufgeschlagen, dass die kleinen roten Bohnen rauskommen. Eine ganz schön anstrengende Arbeit in der Sonne und die Stangen sind auch nicht gerade leicht – hab‘s selbst probiert! Der Spaß fehlt bei der ganzen Sache aber auch nicht, denn die ganze Familie ist zusammen und jeder freut sich über die Ernte

Bei der Bohnenernte auf dem Feld

Mit Milagros konnte ich in ihre Heimatstadt „El viejo“ (das ist fast ganz im Norden an der Pazifikküste) fahren. Sie nennen es eigentlich alle ein Dorf, aber mit über 100.000 Einwohnern zählt dieser Ort für mich als Stadt. Wir feierten am Wochenende den 60. Geburtstag einer Tante von Milagros. In Nicaragua gibt’s die ganz schöne Tradition, dass die Familie das Fest organisiert und die Person, die Geburtstag hat, somit ihren Festtag auch genießen und ohne großen Stress verbringen kann. Für mich war das Fest richtig interessant denn es war „Una fiesta typica“. Sehr viele hatten die traditionelle Tracht an und sogar für mich wurde extra eine solche Tracht ausgeliehen, wie man auf dem Foto sieht. Den ganzen Abend wurde Karaoke gesungen, Folklore getanzt und viel gegessen. 7

Kurz zu den Wahlen am 7. November 2016 Wie schon erwartet ist keine Überraschung eingetreten. Daniel Ortega gewann die Wahl mit 72,5% bei einer Wahlbeteiligung von 68,2% (nicaraguanisches Wahlamt). Wie echt diese Zahlen sind, weis man nicht genau denn es wurden ja keine ausländischen Wahlbeobachter zugelassen. Hier in Rivas und Umgebung muss der Wahltag, Erzählungen nach, ganz ruhig verlaufen sein. Meine Gastfamilie hat sich über das Wahlergebnis gefreut, denn sie haben in vielen Wahlkampagnen für Daniel Ortega mitgeholfen. Was ich hier noch erwähnen möchte, dass durch die aktuelle Regierung auch viel Fortschritt in Nicaragua erreicht wurde. Mit einem Programm „Hambre-Cero“ (Null Hunger) wird die Bevölkerung zum Beispiel durch Tiergeschenke wie trächtige Kühe oder Schweine unterstützt. Außerdem wird hier in Buenos Aires beispielsweise gerade ein kleiner Marktplatz für Frauen errichtet, um dort hausgemachte Produkte, hauptsächlich Essen zu verkaufen. Das hört sich alles ganz gut an aber der Knoten an der Sache ist, dass die Bevölkerung immer abhängiger von der Regierung (also von der Regierungspartei FSLN) ist und die Unterstützungsprogramme zuerst einmal für die Parteianhänger sind. Ich habe gelernt, die Regierung nicht nur ganz schlecht zu sehen, sondern sie bei allen Projekten, kritisch zu hinterfragen.

Die Adventszeit hier in Nicaragua Auf jeden Fall ganz anders wie ich es die 17 Jahre zuvor gewohnt war. Als ich meine Gastmutter fragte, ob hier auch der Advent gefeiert wird, musste ich erstmal erklären, was denn überhaupt Advent bedeutet.  In Nicaragua wird dafür ausgiebig „La Purísima“ (die Empfängnis Marias) gefeiert. Seit dem 28. November gibt es täglich eine Prozession mit der geschmückten Marienstatue. Dazu hat dann immer eine kleine Musikgruppe Marienlieder gespielt. Am 7. und 8. Dezember ist dann der Höhepunkt dieser Feier: In ganz vielen Häusern werden Marienaltare aufgebaut und mit dem fein riechenden Ästen des Nationalbaum Madroño umrahmt. In kleinen Gruppen besucht man dann diese Altare und alle singen mit kräftiger Stimme Marienlieder. Ich kann inzwischen auch das ein oder andere ;) Denn es kommt wirklich nicht gut, wenn man nicht mitsingt…Und danach bekommt man Geschenke aller Art. Von Plastikschüsselchen, selbstgemachtem Ingwergetränk, Bonbons, Öl, Kekse, Bananen bis zu Streichhölzern. Die folgenden Tage ging ich mit meiner Gastfamilie zu mehreren Rosenkränzen, die aber hier nicht in der Kirche sondern immer draußen sind. Dank der vielen Wiederholungen kann ich jetzt auch das „gegrüßet seist du Maria“ auf Spanisch. Schön wärs, wenn auch andere Sätze, die ich nicht verstehe, so oft von den Leuten wiederholt werden würden! Auch hier gab‘s wieder kleine Geschenke. Pünktlich zum Dezember kam ein kleines Päckle unter anderem mit einem Adventskalender. So kann ich auch hier jeden Tag ein Türchen aufmachen.  Außerdem waren ein paar Ausstecherle drin, die ich mit meinen Gastnichten gleich mal ausprobiert habe. Die Weihnachtsbretlen kamen super an und waren leider schnell weg.

8

Bretle backen mit Marianne und Caroline, im Hintergrund noch ein Werbeplakat von den Wahlen

Marienstatue einer Prozession

So, und jetzt sind schon 4 Monate rum! Die Hinterherrufe der Nicas haben auch nach 4 Monaten nicht aufgehört. Ich frag mich manchmal dann, ob sie mich nicht so langsam kennen müssten… Anscheinend nicht denn mir werden in der überschaulichen Stadt Rivas immer noch aufdringlich Taxis zu allen Touristenorten angeboten. Noch ne kleine Anmerkung zu meinem Namen hier in Nicaragua. Wie schon erwähnt, sind die Nicaraguaner nicht sehr zurückhaltend und rufen oder pfeifen einem immer wieder hinterher. Da kommt dann so was wie „Chela“ (Hellhäutige), „Guapa“ (Hübsche), „ Preciosa“ (Bildschöne) oder auch „Linda“ (Hübsche, Schöne) . Dann gibt’s die zwei Möglichkeiten: entweder mich kennt der Typ wirklich mit meinem Namen irgendwoher oder er wollte einfach mal wieder einen Spruch zu einer Ausländerin loslassen und hat dabei zufällig meinen Namen gerufen. Bei diesem Hinterhergepfeife und -gerufe hilft eigentlich nur ignorieren aber weil ich ja nicht weis, ob das dann vielleicht eine bekannte Person ist, muss ich mich also doch umdrehen. Bei diesen Momenten muss ich jedes Mal gnadenlos schmunzeln. In den ersten Tagen hier habe ich auch den großen Fehler begangen, mich mit „Hola, soy Linda“ vorzustellen. Übersetzt: Hallo, ich bin hübsch / ich bin die Hübsche… Ich habe mich in Grund und Boden geschämt, als ich wusste was ich da so gesagt habe! Tja, das kann einem halt auch passieren, wenn man die Sprache nicht gut kann am Anfang. Wer wusste bei meiner Geburt schon, dass ich einmal für so lange in ein Spanisch sprachiges Land gehen werde! Nach vier Monaten kann ich nun sagen, dass ich hier in Nicaragua angekommen bin. Bis auf ein paar Krankheitstage wegen einer heftigen Erkältung nach dem Baden im Fluss (ja- auch hier im tropischen Nicaragua kann man sich erkälten ) und einem Hummelstich im Auge 9

weil ich ohne Brille auf dem Motorrad mitgefahren bin, bin ich jeden Tag froh, hier so viel erleben zu können. Mit Milagros, meiner Mitarbeiterin und Mentorin verstehe ich mich richtig gut. Bei ihr zuhause mit ihren zwei Kindern (10) und Sebastian (3) fühl ich mich echt wohl aber auch in meiner Gastfamilie bin ich sehr gerne. Inzwischen ist mein Spanisch auch nochmal um einiges besser geworden und ich kann so langsam bei den vielen Witzen mit lachen, über die meine Gastmutter immer abends mit ihren Töchtern feste lacht. Milagros hat auch immer wieder irgendeine lustige Anekdote parat. So wie ich die Nicas hier erlebe, kann ich behaupten, dass sie ein ganz schön fröhliches und optimistisches Volk sind  Das steckt immer wieder an. Ich kann mir grad gar nicht vorstellen, dass in ein paar Tagen schon Weihnachten ist, denn die besinnliche Weihnachtsstimmung aus Deutschland sucht man hier vergeben. Ich vermisse die schönen Adventssonntage, die gemütlichen Abende zuhause und vor allem jetzt in der Weihnachtszeit meine Familie und Freunde. Da freue ich mich dann umso mehr auf das wieder gewohnte Weihnachten nächstes Jahr ;) Ich wünsche Euch allen wunderschöne Weihnachten und einen super Start ins neue Jahr 2017! Macht’s gut und ich hoffe, euch geht’s allen gut und ihr friert nicht zu arg!! Ganz liebe und warme Grüße aus Nicaragua  ¡FELIZ NAVIDAD Y FELIZ AÑO NUEVO! Bis bald und ich freue mich von Euch zu hören. Eure Linda

Im Canyon Somoto im Norden

Die braven Kühe auf der Weide mit saftig grünem Futter

Die Schilderungen in diesem Rundbrief basieren auf meinen subjektiven Erfahrungen in Nicaragua. Sie sind nicht repräsentativ für das gesamte Land.

10

Suggest Documents