Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung

Diakonie Flöha e.V. Seniorenhaus „Im Sonnenlicht“ Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung im Seniorenhaus „Im Sonnenlicht“ mit in...
Author: Tomas Becker
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Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung im Seniorenhaus „Im Sonnenlicht“ mit integriertem Pflegezentrum für Menschen im Wachkoma Stand 09/2014

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Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. Prediger 3,14

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Inhaltsverzeichnis

1.

Präambel ............................................................................................................................. 4

2. Grundsätze und Ziele.............................................................................................................. 5 2.1

Grundsätze ................................................................................................................... 5

2.2

Ziele .............................................................................................................................. 5

3. Bedürfnisorientiertheit........................................................................................................... 6 4. Symptombehandlung und komplementäre Pflegeanwendungen ......................................... 6 5. Umgang mit Schmerz ............................................................................................................. 7 6. Ernährung am Lebensende .................................................................................................... 8 7. Spiritualität und Seelsorge ..................................................................................................... 8 8. Begleitung der Angehörigen................................................................................................... 9 9. Beratung im Kontext Sterben und Tod ................................................................................ 10 10. Abschiedsgestaltung und Trauerbegleitung...................................................................... 10 11. Maßnahmen der Qualitätssicherung ................................................................................. 11 11.1 Kooperation und Kommunikation ............................................................................... 11 11.3. Unterstützung für die Mitarbeiter ............................................................................... 12

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_________________________________________________________________________________ 1. Präambel Die vorliegende Konzeption ist das Ergebnis eines fast zweijährigen intensiven Prozesses der Auseinandersetzung mit der Thematik der palliativen Praxis in unserer Einrichtung. In verschiedensten Weiterbildungen, Gesprächsgruppen, einer Palliativ-Arbeitsgruppe und in ständigem Austausch miteinander näherten wir uns dem Thema immer wieder neu und aus unterschiedlichen Perspektiven. Kritisch betrachteten wir Bisheriges, konnten auf Bewährtes der letzten Jahre zurückgreifen und suchten und fanden neue Impulse auf dem Weg der Begleitung alter Menschen am Lebensende. Sprechen wir von palliativer Praxis, geht es um mehr, als um standardisierte Abläufe und abrufbares Wissen. Palliative Praxis beschreibt eine Haltung, beschreibt den „Geist“ einer Einrichtung und derer, die dort arbeiten. Um eine Haltung auszuprägen und zu leben, braucht es einen geeigneten Rahmen. Auch dieser wird in der vorliegenden Konzeption beschrieben. Verschiedene Pflegestandards unserer Einrichtung sind auch anzuwenden auf die palliative Pflege und Begleitung – auf diese wird an entsprechender Stelle verwiesen. Desweiteren wurden von der Palliativ- Arbeitsgruppe während der zurückliegenden zwei Jahre „Handreichungen zur palliativen Begleitung“ erarbeitet, die insbesondere auch komplementäre Pflegemöglichkeiten aufzeigen und allen Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Auch auf diese wird z.T. im Folgenden verwiesen. Wir möchten die bei uns lebenden Menschen vom Tag ihres Einzuges an einfühlend und kompetent begleiten. Dies gilt noch einmal mehr für die Zeit des Abschiedes und des Sterbens. Niemand soll diesen Weg allein gehen müssen. Dafür Sorge zu tragen, verstehen wir auch als zu tiefst christlichen Auftrag und Dienst der Nächstenliebe. Spiritualität ( „die ganz persönliche Beziehung eines Menschen zum tragenden Grund seines Lebens, der sein alltagspraktisches Handeln prägt und seinem Alltag Sinn verleiht.“ – vgl. Eglin, Anemone: Tragendes entdecken; ZVZ Zürich 2009) verstehen wir dabei als wichtige Ressource sowohl für die von uns begleiteten Menschen, als auch für uns als Begleiter. Wir betrachten die Konzeption als zusammenfassende Momentaufnahme – sie ist quasi die Landkarte unseres Weges, auf dem wir auch weiterhin Lernende und Suchende sind und bleiben möchten. Die Konzeption ergänzt als Teilkonzept die Einrichtungskonzeption des Seniorenhauses „Im Sonnenlicht“.

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_________________________________________________________________________________ 2. Grundsätze und Ziele 2.1 Grundsätze Eine wesentliche Besonderheit in der geriatrischen Betreuung besteht darin, dass bei Menschen in hohem Lebensalter über z.T. lange Zeiträume kurative, also heilende, und palliative, also lindernde, Maßnahmen und Behandlungen parallel erfolgen. Vor diesem Hintergrund verstehen wir palliative Begleitung nicht als etwas, was sich auf die unmittelbar letzte Lebenszeit bzw. den Sterbeprozess beschränkt. Vielmehr ist eine palliative Haltung gegenüber den bei uns lebenden Menschen bereits mit Beginn des Einzugs erforderlich. Wir betrachten das Sterben als einen natürlichen Prozess am Lebensende. Unser Haus soll lebensbejahender, sinnerfüllter Lebensort für die Bewohner sein und zugleich auch ein Ort, an dem sich der Kreis des Lebens in Würde vollenden kann. Beidem gerecht zu werden stellt für uns keinen Widerspruch dar. Beides – das Leben und das Sterben soll in unserem Haus seinen guten Platz haben. Besonders in Hinblick auf die Bewohner, aber auch auf die hier Arbeitenden möchten wir auch die Frage Wieviel Tod verkraftet ein Mensch? im Blick behalten. Das Thema Tod und Sterben soll auf natürliche, selbstverständliche Weise präsent, aber nicht erdrückend sein. Wir möchten die hier Lebenden auch in ihrem Sterben einfühlend begleiten. Aktive Sterbehilfe lehnen wir ab. Hat das Sterben eines Menschen begonnen, wird es von uns nicht unnötig verlängert. Soweit irgend möglich, möchten wir im Sterbeprozess Krankenhausaufenthalte vermeiden. Maßstab aller Entscheidungen sind das Wohlbefinden, die Bedürfnisse und die Lebensqualität der Betroffenen. Angehörige werden in die Entscheidungen und Prozesse einbezogen, auch ihnen gilt unsere Aufmerksamkeit.

2.2 Ziele Ziel der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung ist es, die Bewohner im letzten Abschnitt ihres Lebens bestmöglich zu begleiten. Wille und Bedürfnisse des Betroffenen sind Maßstab der Begleitung. Die Bewohner sollen auf ihrem letzten Lebensweg nicht allein sein müssen. Sie sollen, wenn irgend möglich, frei von Schmerz sein. Zumindest jedoch soll der Schmerz ein für den einzelnen erträgliches Maß nicht überschreiten. Die Mitarbeiter verfügen über Kenntnisse und Erfahrungen bzgl. palliativer Pflege und Begleitung, insbesondere auch der Schmerzbehandlung und Symptomkontrolle. 5 Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung

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_________________________________________________________________________________ Palliative Haltung geht über die reine Kenntnisebene weit hinaus. Sie richtet sich aus am Menschen in seiner physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Dimension. Diese von Achtung, Würde und Zugewandsein geprägte Haltung ist in unserem Haus spürbar und beschränkt sich nicht auf die am unmittelbaren Pflegeprozess beteiligten Berufsgruppen. Vielmehr leistet jeder Mitarbeiter in seiner konkreten Aufgabe, an seinem „Platz“ einen Beitrag. Adressaten der palliativen Begleitung sind die Bewohner selbst und auch ihre Angehörigen.

3. Bedürfnisorientiertheit In unserem Tun orientieren wir uns an den Wünschen und Bedürfnissen des Sterbenden. Diese werden von uns nicht mit unseren persönlichen Maßstäben bewertet. Biografiegestütze Arbeit ist uns wichtig, noch einmal mehr in der Begleitung von Menschen mit dementiellen Veränderungen. Wir begegnen den Betroffenen und ihren Angehörigen in einer wahrhaftigen Haltung. Wir signalisieren unsere Gesprächsbereitschaft und achten ebenso das Recht der zu Pflegenden und Angehörigen auf Nichtwissenwollen und Verdrängung. Verfügungen und Willensbekundung der Sterbenden nehmen wir ernst und setzen uns ein für deren Beachtung. In der finalen Lebensphase steht nicht eine aktivierende, sondern eine lindernde Pflege im Mittelpunkt. Diese ist ausschließlich am Wohlfühlen des Bewohners orientiert. Standardisierte Abläufe, etwa beim Lagern oder bei der Körperpflege haben hier keine Berechtigung. Vielmehr entscheidet sich all unser TUN und LASSEN in dieser Phase entsprechend der individuellen, momentanen Situation.

4. Symptombehandlung und komplementäre Pflegeanwendungen In der geriatrischen palliativen Pflege sehen wir uns häufig mit bestimmten palliativen Symptomen konfrontiert. Diese können für den Betroffenen und z.T. auch für seine Angehörigen sehr belastend und beängstigend sein. Nach unseren Erfahrungen sind dies insbesondere:   

chronische und akute Schmerzen ( siehe auch Pkt. 4) Obstipation Juckreiz 6

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_________________________________________________________________________________      

Appetitlosigkeit/ Nahrungsverweigerung ( siehe auch Pkt. 6) Übelkeit Terminale Atemnot/ Todesrasseln Mundtrockenheit Unruhe und Angst Geruchsbelastung durch Wunden und Ausscheidungen

Die Pflegenden sind mit diesen Symptomen vertraut und richten ihre Bemühungen darauf, diese für den Betroffenen in einem erträglichen Maß zu halten. Komplementäre Pflegeanwendungen ( z.B. Aromapflege, Handmassagen, Wickel ) kommen zum Einsatz. Dabei orientieren wir uns auch an der Biografie der Bewohner – Anwendungen, die z.B. als alte „Hausmittel“ den Menschen vertraut sind, können Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Die „Handreichungen zur palliativen Begleitung“ bieten den Mitarbeitern Anregung zu entsprechenden Maßnahmen. Handlungsgrundlage für die palliative Pflege ist u.a. der Standard Versorgung Sterbender.

5. Umgang mit Schmerz Das Thema Schmerz hat für uns in der Begleitung eine zentrale Stellung. Dabei beschränkt sich Schmerz nicht auf eine rein körperliche Ebene. Vielmehr betrachten wir ihn entsprechend der Annahme des Total Pain in seiner Gesamtheit von körperlicher, seelischer, sozialer und spiritueller Dimension. Wir folgen der Auffassung von Mc Carfferay: „Schmerz ist das, was der Betroffene über Schmerzen mitteilt. Sie sind vorhanden, wenn der Patient mit Schmerzen sagt, dass er Schmerzen hat.“ Ziel in der Begleitung ist es, den Schmerz durch geeignete Maßnahmen auf ein Minimum zu begrenzen. Dies erfordert eine fundierte Beobachtung und Schmerzerfassung. Zur Schmerzerfassung kommen in unserem Haus vier verschiedene Assessments zur Anwendung, welche entsprechend des Bedarfes und der konkreten Situation des jeweils Betroffenen ausgewählt werden. Das sind im Einzelnen:  Numerische Rating Skala (NRS)  Verbale Rating Skala (VRS)  Assesment zur Beurteilung von Schmerz bei Demenz (BESD)  Assessment zur Beurteilung von Schmerz bei Menschen mit Bewusstseinsstörung (ZOPA) Besonders in der Begleitung von Menschen mit dementiellen Veränderungen, deren Möglichkeiten zur adäquaten verbalen Kommunikation eingeschränkt sind, richten wir unseren Fokus auf indirekte Schmerzzeichen. 7 Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung

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_________________________________________________________________________________ In Fragen des palliativen Schmerzmanagements arbeiten wir eng mit den behandelnden Hausärzten und dem für unsere Region zuständigen SAPV- Team (Palliativnetz Freiberg) zusammen. Handlungsgrundlage für das Schmerzmangement unserer Einrichtung ist der Expertenstandard Schmerz.

6. Ernährung am Lebensende Die Frage der Ernährung am Lebensende ist, insbesondere bei langen Sterbeprozessen, mitunter ein für alle Beteiligten sensibles Thema. Was ist zu tun, was zu lassen? Nach unserer Auffassung gehört es zum Sterbeprozess, dass der Sterbende auf seinem Weg hinein in den Tod die Menge der oral aufgenommen Nahrung und Flüssigkeit selbst reguliert und diese sich immer weiter reduziert. Wir respektieren dies. Gleichzeitig nehmen wir die Sorgen und Ängste der Angehörigen in dieser Situation ernst und stehen ihnen als Gesprächspartner und auch als Vermittler zu den behandelnden Ärzten zur Seite. Die Anlage einer PEG- Sonde in der finalen Lebensphase widerspricht unserem palliativen Verständnis. Soweit erkennbar oder aus biografischen Daten bekannt, berücksichtigen wir die Wünsche der Sterbenden bzgl. bestimmter Speisen und Getränke. Unsere hauseigene Küche ermöglicht auch kurzfristig und in Kleinstmengen Wunschkost. Medizinische Studien belegen, dass Flüssigkeitsgaben, intravenös oder subkutan, dem natürlichen Sterbeprozess wenig nützen, ihn im Gegenteil eher negativ beeinträchtigen können. Wichtig ist es, für ein gutes Anfeuchten der Mundschleimhaut und sorgfältige Mundpflege zu sorgen. Darauf richten die Pflegenden besonderes Augenmerk. Siehe dazu auch Pflegestandard Mundpflege, Pflegestandard Ernährung und Handreichungen zur palliativen Begleitung.

7. Spiritualität und Seelsorge Spiritualität verstehen wir als: “… Hingabe an, als Sehnsucht nach, besser: als Offenheit und Öffnung des Menschen für das Geheimnis über und hinter seinem – rational nicht verrechenbarem – Leben“ (Ebertz in: Praxis Palliative care 2009) Spiritualität meint also die lebendige Beziehung zu dem, was unser Leben tatsächlich trägt und über alles rational Erfassbare hinausreicht. So betrachtet ist Spiritualität eine wichtige Ressource in unserem Leben – gerade am Lebensende kann diese Dimension noch einmal an 8 Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung

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_________________________________________________________________________________ Bedeutung und Tiefe gewinnen. Spiritualität ist für uns zunächst nicht an eine bestimmte Religion oder Glaubensrichtung gebunden. Vielmehr bedeutet sie Achtsamkeit im und Durchgeistigung des Augenblicks und des Alltags. Als diakonische Einrichtung stehen wir dabei natürlich in der Tradition der evangelisch- lutherischen Kirche. Diese prägt auch unsere Arbeit, jedoch mit Offenheit und Respekt für die völlig einzigartigen Glaubenswege eines jeden einzelnen Menschen. Christliche Rituale und Traditionen, die den Alltag in unserem Haus durchziehen, verstehen wir als Angebote und Brücke, sowohl für Bewohner als auch für die Mitarbeitenden. Wir möchten achtsam sein für spirituelle Bedürfnisse unserer Bewohner, auch und besonders in der finalen Lebensphase, und diesen Raum geben. Oft geschieht dies eher scheinbar zufällig in alltäglichen Begebenheiten – etwa bei der Körperpflege oder bei einem Spaziergang im Garten. Spirituelle Begleitung im Kontext Pflegeheim verstehen wir demnach nicht als etwas, was in erster Linie Aufgabe speziell theologisch oder seelsorglich ausgebildeter Menschen ist. Sie geschieht dann und dort, wo Menschen in ihrem Innersten angerührt werden. Eine von Mitarbeitern zusammengestellte Sammlung von Gebet, Segensworten und Texten in Heftformat ist in allen Wohnbereichen vorhanden. Sie wird von den Mitarbeitern insbesondere in der Einzelbegleitung genutzt. Menschen, die einer bestimmten Religion angehören, unterstützen wir in der Ausübung ihrer Glaubensrituale und vermitteln bei Bedarf entsprechenden seelsorglichen Beistand durch Pfarrer der Heimatgemeinden oder den Frankenberger Ortspfarrer. Zwei Mitarbeiterinnen sind seelsorglich/ theologisch ausgebildet. Auch sie stehen für Einzelbegleitungen sowohl Bewohnern als auch Mitarbeitern zur Verfügung.

8. Begleitung der Angehörigen Das Sterben eines nahen Menschen stellt für Angehörige eine krisenhafte Situation dar. Wir möchten auch sie auf diesem Weg einfühlend begleiten. Unser Bemühen ist es, sie in die Pflege und Betreuung des Sterbenden einzubeziehen. Dafür benötigen sie oft unseren Zuspruch und Ermutigung. Auch ihnen gilt in dieser Zeit unsere Fürsorge. In anstehende Entscheidungen werden die Angehörigen aktiv einbezogen. Wir achten generell und noch einmal mehr im Sterbeprozess die Einzigartigkeit eines jeden Familiensystems. Gern schaffen wir durch Aufstellen eines Gästebettes die Möglichkeit der Übernachtung von Angehörigen im Bewohnerzimmer. Jederzeit stehen Angehörigen auch die Gästezimmern unseres Hauses zur Übernachtung oder als Rückzugsort zur Verfügung.

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_________________________________________________________________________________ 9. Beratung im Kontext Sterben und Tod Bereits mit dem Einzug eines Bewohners bei uns möchten wir auch Fragen des Lebensendes kommunizieren. Nur so ist es uns möglich, Menschen würdevoll und unter Wahrung ihrer Bedürfnisse und Wünsche zu begleiten. Gerade auch spirituelle Bedürfnisse sollen erfragt und erspürt werden. Dabei bringen wir die Themen, etwa die Frage nach Bestattungswünschen, behutsam und dennoch mit Bestimmtheit ins Gespräch. Wir betrachten es als unseren Auftrag, zu Fragen der vorsorgenden Verfügungen zu beraten. Im Bedarfsfall vermitteln wir weiterführende Beratung, etwa durch den ambulanten Hospizdienst oder Betreuungsvereine. Angehörigen und Betroffenen stehen einzelne Mitarbeiter auch seelsorgerlich zur Verfügung und wir vermitteln auf Wunsch geistlichen Beistand. Wir arbeiten eng mit ehrenamtlichen Hospizhelfern der ambulanten Hospizgruppe zusammen. Wir sehen uns auch als Bindeglied zwischen Angehörigen und behandelten Ärzten. Entsprechende dialogische Prozesse regen wir an und begleiten sie.

10. Abschiedsgestaltung und Trauerbegleitung Erkenntnisse in der Trauerbegleitung zeigen, dass für einen gelingenden Trauerprozess das Erleben des Sterbens und der Abschied vom Verstorbenen eine wesentliche Rolle spielen. Wir möchten dafür einen guten, würdevollen und menschlichen Rahmen gestalten. Die Versorgung des Verstorbenen erfolgt in Ruhe und Würde. Seine und die Wünsche der Angehörigen z.B. bzgl. Bekleidung werden geachtet. Angehörige werden ermutigt, sich vom Verstorbenen zu verabschieden und an seiner Versorgung mitzuwirken, dafür räumen wir ihnen ausreichend Zeit und Ruhe ein. Wir gestalten, gern im Beisein der Angehörigen, einen Abschied oder eine Aussegnung am Totenbett. Auch Mitbewohner und Kollegen sollen so die Möglichkeit des Abschiednehmens bekommen. In einer zeitnahen Andacht, in der Regel in der Mittagszeit des Sterbetages, wird des Verstorbenen gedacht und zu seiner Erinnerung brennt am Tag des Todes eine Kerze an einem eigens dafür vorgesehenen Ort im Foyer des Hauses und im Wohnbereich. Mit den Bestattern gestalten wir die Abholung des Verstorbenen. Wir erwarten dabei Respekt und Würde. Dass die Verstorbenen unser Haus durch den Haupteingang verlassen, versteht sich für uns von selbst. Siehe auch Standard Versorgung verstorbener Bewohner. 10 Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung

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_________________________________________________________________________________ Die Hinterbliebenen erhalten von uns Unterstützung bei der Anbahnung der behördlichen Notwendigkeiten und Bestattungsformalitäten. Die Heimleitung führt zeitnah ein Trauergespräch mit den Hinterbliebenen – hier werden ggf. auch weiterführende Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt. Nach Möglichkeit nimmt ein Mitarbeiter an der Beerdigung/ Trauerfeier teil. Einmal jährlich laden wir in Zusammenarbeit mit der Hospizgruppe die Hinterbliebenen der in den vergangenen 12 Monaten Verstorbenen zu einem „Abend der Erinnerung“ mit Erinnerungsandacht und anschließendem Imbiss in unser Haus ein. Auf diese Weise möchten wir Raum für Erinnerung, Begegnung und Gespräch eröffnen.

11. Maßnahmen der Qualitätssicherung 11.1 Kooperation und Kommunikation Im palliativen Kontext arbeiten wir mit folgenden Kooperationspartnern zusammen:     

behandelnde Haus- und Fachärzte Palliativnetz Freiberg ambulante Hospizgruppe des Trägers Bestatter der Region evangelische und katholische Kirchgemeinde Frankenberg und Ortspfarrer

Wichtig ist uns die Kommunikation im Team. Anlassbezogen finden palliative Fallbesprechungen, auch im Kontext ethischer Fragestellungen, statt. Die Palliative Care – Fachkräfte und die Sozialpädagogin der Einrichtung stehen den Teams der Wohnbereiche dabei beratend zur Verfügung. Nach unserer Erfahrung müssen diese Art Fallbesprechungen oft recht kurzfristig und zeitnah zu konkreten Fragestellungen erfolgen. Dafür bieten sich z.B. die Dienstübergabezeiten an.

11.2 Weiterbildung der Mitarbeiter Zwei Pflegefachkraft haben eine Palliative Care- Weiterbildung abgeschlossen, eine weitere Mitarbeiterin steht kurz vor Abschluss einer solchen Weiterbildung. Diese Kolleginnen haben eine Leuchtturmfunktion – sie geben anderen Kollegen Orientierung, Beratung und Stärkung im Bereich der palliativen Begleitung. Ein Viertel der Mitarbeiter aller Bereiche absolvierte bereits eine einwöchige interne, zertifizierte Weiterbildung „Palliative Praxis“ nach dem Curriculum der Robert- Bosch11 Konzeption der palliativen Versorgung und Sterbebegleitung

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_________________________________________________________________________________ Stiftung. Diese Weiterbildung wird auch weiterhin einmal jährlich angeboten, ebenso ein Reflexionstag für bereits nach dem Curriculum weitergebildete Kollegen. Im jährlichen Weiterbildungsplan werden regelmäßig auch palliative Themen aufgenommen. Ebenso hat das Thema Demenz einen hohen Stellenwert in unseren InhousWeiterbildungen. Hier sehen wir stets auch eine Verbindung zu palliativen Fragestellungen. Die Themenabende der ambulanten Hospizgruppe Frankenberg stehen auch den Mitarbeiter unserer Einrichtung offen. Im Rahmen der Einarbeitungszeit werden neue Mitarbeiter an palliative Fragestellungen herangeführt.

11.3. Unterstützung für die Mitarbeiter Palliative Begleitung bedeutet für die Mitarbeiter immer auch Konfrontation mit existentiellen Fragen. Sterbende einfühlend zu begleiten erfordert Empathie und fordert den Begleiter in seiner Fachkompetenz, aber auch in seiner gesamten Person. Hier gilt es, ein gutes Gleichgewicht zu finden. Die Fachkräfte für Palliative- Care und die, auch seelsorglich ausgebildete, Sozialarbeiterin stehen hier den Mitarbeitern jederzeit als Gesprächspartner zur Verfügung. Persönliche Ereignisse (z.B. aktuelle Todes- und Trauerfälle im Umfeld der Mitarbeiter) werden berücksichtigt. Bei Bedarf werden den Mitarbeitern Supervision oder Austausch in einem Gesprächskreis, sowie seelsorgliche Einzelgespräche angeboten. Spiritualität betrachten wir als wichtige Ressource in der Arbeit, nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die hier Arbeitenden. Deshalb werden immer wieder Impulse gegeben, die den Mitarbeitern Zugang zu oder Wiederentdecken einer spirituellen Dimension ermöglichen können. Beispielhaft dafür sind zu nennen: Andachts- und Stillezeiten im Kirchenjahr für die Mitarbeiter, bewusst ausgewählte Textimpulse, z.B. als Anfangsritual vor Weiterbildungen und Beratungen.

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