FIT. Betreuung und Pflege in der Familie

FIT FIT Betreuung und Pflege in der Familie xxxx leer 2 FIT Vorwort FIT 3 Vorgeschichte a O ma o hen, d Mom flegekurs maaucen kann. Die m...
Author: Emilia Kohler
0 downloads 2 Views 8MB Size
FIT FIT

Betreuung und Pflege in der Familie

xxxx

leer

2

FIT

Vorwort

FIT

3

Vorgeschichte

a O ma o hen, d Mom flegekurs maaucen kann. Die mit s

ie

a sch inen P will e uf ihre Om ganfall. a la h h auc einen Sc ha t te

E

Sanne

möch te a ihre Mu uf die K ranken pfl tt nich t. D er erlaub t ihr d egeschule, ab er es e Jugend halb mach t sie n Schulwechse ro l d Pr oblem tk reuz. Und sie en Kur s beim e in ihre h r Familie a t noch andere .

Aisha

hat eine Mutter, die nicht deutsch kann und krank ist.

Erikfad und er will minitedneOnpaan, ddeerrevernn

is t grad nsein. Er ha t e das sein Lebe , e zusamm nd ein Erlebnis . d tu wirr t is r verändern wir e für imm

R ingo

geh t in de geh t. Un n Kur s, weil M om d Dow n -S er ha t eine Sc o in den Kur s hwes ter y ndr om . mit

4

„Sie gehört zu mir“

FIT

s war ein kurzer erster Schultag gewesen. Begrüßung ... Stun­ den­­plan ... „Bitte die Hefte bis Ende der Woche besorgen“ ... „Wir sehen uns morgen, aber pünktlicher als heute, wenn’s geht“ ... „War’s das schon?“, hatte Momo beim Rausgehen aus der Klasse gefragt. „Gehen wir was trinken?“, hatte Sanne geantwortet. Doch das Café war voll und die Sonne schien, und so waren sie im Park gelandet – Momo, Sanne, Aisha, Erik und Ringo. Untätig saßen sie in der Sonne und sahen einer Gruppe alter Menschen zu, die den Park durchquerte. Die fünf kannten sich alle – und doch nicht. Sie waren in der Volksschule zusammengewesen oder hatten sich im Schulbus gesehen und gegrüßt. Dort waren sie keine Freunde gewesen, aber man kannte sich eben. Und jetzt saß man zusammen, weil man sonst niemanden kannte. „Neues Jahr, neues Glück“, grinste Ringo, und Sanne dachte: „Was plappert er da? Aber immerhin, sein sonniges Gesicht fällt ihm nie runter.“ Doch sie stieg darauf ein: „Hey, das ist die letzte Schule, in die wir gehen. Dann sind wir erwachsen. Trotzdem wär mir lieber, wir hätten es schon hinter uns.“ Momo zuckte zusammen. Ringo sah es: „Keine Sorge, das dauert noch.“ Doch Momo stand auf und ging auf die alten Menschen zu. Sanne erschrak. Warum ging Momo weg, was war falsch, wo war der Misston? Momo lächelte und umarmte eine Frau, die im Rollstuhl geschoben wurde. „Das ist meine Oma“, erklärte sie den anderen, als sie zurückgekommen war. Und als sie die fragenden Blicke sah: „Sie hatte einen Schlaganfall.“ „Davon sitzt man im Rollstuhl?“, platzte Erik heraus. „Entschuldige ...“ „Warum?“, meinte Momo. „Hab ich auch nicht gewusst, dass es das gibt. Schlaganfall heißt, das Gehirn wurde nicht genug durchblutet. Da kann alles mögliche zurückbleiben. Und ich hab noch mehr nicht gewusst ...“ „Ja?“ Sanne klang interessiert. „Naja, ich verschone euch mit Details ... Das Ärgste war, was es mit meiner Oma gemacht hat. Vorher hatten wir jede Menge Spaß. Ich konnte ihr was erzählen. Wir haben uns ... einfach gut verstanden ...“ „Und jetzt nicht mehr?“, fragte Sanne zweifelnd. „Kann ich mir nicht vorstellen! Ein Schlaganfall verändert doch nicht die Persönlichkeit.“ „Nicht von der Krankheit her“, gab Momo zu. „Aber das Drumherum ... Sie kann jetzt gewisse Sachen nicht mehr selber tun. Sie braucht Hilfe, und das ist ihr peinlich. Sie meint, sie ist uns eine Last. Deshalb ist sie jetzt in diesem

Tageszentrum ... Aber mir ist sie keine Last ... Sie ist meine Oma ...“ Die anderen sahen weg. Momo hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. „Okay, sie ist nicht mehr gesund. Na, und ...“ „Wer ist schon gesund?“, scherzte Ringo. Aber niemand antwortete ihm. „Für mich ist sie meine Oma, krank oder gesund. Sie gehört zu mir. Deshalb hab ich mich für den Kurs gemeldet.“ „Was für ein Kurs, bitte?“ Ringo stand jetzt völlig auf der Leitung. „Den „Betreuung und Pflege“-Kurs bei uns in der Schule. Wenn ich den mache, dann kann ich bei meiner Oma sein und weiß, was sie braucht ...“ „Ich hab das Plakat auch gesehen“, überlegte Ringo. „Das wär was ...“ „Wirklich“, fragte Erik. Ringos plötzliches Interesse an einem Pflegekurs erstaunte ihn. Momo geht hin, deshalb willst du auch, dachte er. „Ich habe selbst ein Familienmitglied, das eine gewisse Betreuungskompetenz erwartet“, sagte Ringo geschwollen, und es klang beinahe stolz. „Meine Schwester, die Emma, hat Down-Syndrom.“ „Momo, du wirst jedenfalls nicht allein in diesem Kurs sein“, meldete sich Sanne zu Wort. „Ich hab mich schon angemeldet. Ich möchte sowieso auf die Krankenpflegeschule, aber meine Mom ist dagegen. Sie lässt mich diesen Kurs machen, damit ich sehe, dass das nichts für mich ist. Aber ich sehe das anders ...“ Sie hält Momo die rechte Hand vors Gesicht, und die schlägt ein. „Wir sind schon zwei bei Pflegefit!“ „Ohne mich? Kommt nicht in Frage!“, rief Ringo. „Ich will da auch hin! Drei!“ „Vier“, sagte eine leise Stimme, und Aisha lächelte die anderen verlegen an. „Meiner Mama geht’s nicht gut. Ich helfe ihr und kann das auch, aber wenn ich euch so reden höre, sollte ich mir das vielleicht auch anschauen ...“ „Das fasziniert mich jetzt“, sinnierte Erik. „Ist das nur Zufall oder haben wirklich so viele Leute einen Pflegefall zu Hause?“ „Wenn du mich fragst, ja“, meinte Sanne. „Aber die wenigsten denken daran, dass es etwas mit ihnen zu tun hat. Ich hab mir das Kursprogramm angeschaut, find’s gar nicht so uninteressant. Auch wenn man nicht betroffen ist.“ „Zu viert ist es cool“, meinte Ringo. „Wisst ihr was, ich freu mich drauf. Wir sind vier, das ist nett.“ 1 Braucht jemand aus meiner Familie zu „Fünf!“ Erik hob die Hand. „Ich hab zwar null AhHause Betreuung? Welche? Von wem? nung, aber ich lass euch nicht allein ... äh ... pflegen.“ 2 Kann ich mir vorstellen, jemanden aus „Wisst ihr was?“, meinte Ringo, und jetzt strahlmeiner Familie bei der Betreuung zu te er nicht mehr nur Momo, sondern alle an. „Ich Hause zu unterstützen? Warum (nicht)? Möchte ich selbst lieber von Angehörigen glaub, das neue Schuljahr hat doch noch Potenzial.“ oder von Fremden betreut werden? „Nicht das Schuljahr, Ringo, aber vielleicht du“, 3 Stimmt Sannes Behauptung, dass so lachte Momo. viele Menschen einen Pflegefall zu Hause „Vor allem ihr beide habt Potenzial“, dachte Erik. haben? „Mal schauen, was da noch kommt.“

Fragen

FIT

5

INHALT



3 Vorwort



4 Vorgeschichte: „Sie gehört zu mir“ 6 Impressum 7 Inhalt

8 Kapitel 1: Gesundheit und Krankheit 8 Fall 1: „Mir ist heiß“ 10 Gesundheit 12 Krankheit 14 Krankenbeobachtung 22 Kapitel 2: Veränderungen im Alter 22 Fall 2: „Souvenirs aus meinem Leben“ 24 Alter 26 Veränderungen im Alter 28 Alt oder pflegebedürftig zu Hause

6

FIT

34

Kapitel 3: Kleidung und Körperpflege 34 Fall 3: „Duft des Alters“ 36 Kleidung 39 Körperpflege

48

Kapitel 4: Bewegung 48 Fall 4: „Ringo hat den Turbo“ 50 Bewegung 52 Bewegung mit eingeschränkten Personen 54 Komplikationen bei langer Liegedauer und Bewegungsmangel 58 Kinaesthetics

62

Kapitel 5: Kommunikation 62 Fall 5: „Machen Sie sich frei!“ 64 Kommunikation 66 Sinnesbehinderungen 69 Interkulturelle Kommunikation

Inhalt 72 Kapitel 6: Verwirrtheit/Demenz 72 Fall 6: „Ich bin’s doch, der Erik!“ 74 Demenz 78 Kapitel 7: Nahrungsaufnahme und -Ausscheidung 78 Fall 7: „Ringo muss jetzt mal“ 80 Nahrungsaufnahme 84 Ausscheidung 94

Kapitel 8: Liegen und schlafen 94 Fall 9: „Beweg dich!“ 96 Schlaf 99 Schlafstörungen 101 Gefahren durch lange Liegedauer und Bewegungsarmut 103 Betten und Lagern

106

Kapitel 9: Hilfe organisieren 106 Fall 9: „Pflege daheim - ganz allein“ 108 Hilfe - auch zur Selbsthilfe 108 Formen der Hilfe 110 Hilfe organisieren

112

Kapitel 10: Wohnformen im Alter 114 Fall 10: Willkommen im Leben! 114 Wohnformen im Alter 115 Berufe im Gesundheitswesen

Impressum

FIT

7

Kapitel

1

Gesundheit und Krankheit

„Mir ist heiß!“

G

esundheit ist ein Thema, ich sag’s euch!“ Erwartungsvoll sah Ringo in die Runde. „Ja, und?“, meinte Erik gähnend. „Willst du damit sagen, dass dir das erst im „Betreuung und Pflege“-Kurs aufgefallen ist?“ „Das auch wieder nicht. Aber schau mal: Wir werden alle sehr wahrscheinlich sehr lange leben. Das find ich nett“, überlegte Ringo. „Aber WIE werden wir leben? Wie lange schaffen wir es allein, ab wann brauchen wir Pflege? Ich möchte nie, nie, nie immer Hilfe brauchen so wie die ...“ Ringo brach ab, aber alle wussten, dass ihm gerade seine kleine Schwester eingefallen war ... „Wer will das schon?“, unterbrach Erik das Schweigen. „Klar will ich auch gesund leben. Aber ich will auch gut leben, und das muss nicht immer gesund sein. Passieren kann immer was, deshalb möchte ich jeden Moment genießen. Jeder Tag, der vergeht, soll ein guter Tag gewesen sein.“

8

FIT

Sie saßen wieder im Park, mit kurzen Ärmeln und fast noch sommerlich angezogen. Es war ein warmer Herbsttag, und die Sonne schien durch die Blätter der Bäume. „Das hast du schön gesagt“, meinte Sanne. „Wer den Moment genießen kann, kann auch das Leben genießen.“ Sie nahm ihre Jacke vom Schoß, zog sie an und verschränkte die Arme. „So einfach ist das nicht“, meldete sich jetzt Aisha. „Meine Mutter ist oft krank. Eigentlich fühlt sie sich nie gesund. Sie jammert zwar nicht, aber man merkt immer, dass sie nicht fit ist. Dass ihr kaum etwas richtig Freude macht. Und sie ist immer dick angezogen, egal bei welchem Wetter. So wie du jetzt ...“, sie sah Sanne an. „Ja, irgendwie ist mir noch immer kalt“, meinte die. Aisha ging zu Sanne. „Darf ich bitte mal?“ Sie legte ihr die Hand auf die Stirn. „Ups! Das ist aber nicht kalt. Das ist sehr warm!“ Sie fasste sich jetzt an die eigene Stirn. „Viel wärmer als ich!“ „Meinst du, ich hab Fieber?“, fragte Sanne. „Meine ich“, meinte Aisha, „und wenn dir dabei auch noch kalt ist, gehörst du ins Bett!“ „Das geht nicht“, sagte Sanne, „ich muss heute noch Schulsachen besorgen. Sonst hab ich sie morgen nicht.“ „Wen interessiert das“, meinte Ringo. „Dann hast du sie halt nicht.“ „Sorry, dass ich nicht so cool bin wie du“, sagte Sanne – und erschrak selbst über ihre giftige Antwort. Doch der ließ sich nicht beeindrucken. „Du bist nicht cool, du bist ein bisschen krank, so schaut’s aus.“ „Ich geh jetzt jedenfalls los!“ Sanne stand auf, und die anderen sahen, wie es sie schüttelte. Momo ging zu ihr hin und rieb ihr mit den Handflächen über die Schultern und den Rücken. Sanne lächelte: „Du bist süß, Momo! Woher weißt du, dass mir das genau jetzt guttut?“ Momo lächelte zurück, aber strenger: „Ich weiß sogar noch mehr. Ich weiß, dass du deine Schulsachen heute nicht kaufen wirst.“ „So? Warum das denn?“ „Weil du sie morgen nicht brauchen wirst. Weil du morgen nicht in der Schule, sondern im Bett sein wirst und dich ein bisschen auskurieren wirst. Und das sag nicht ich, das sagt dir dein Körper. Brauchst nur mal selber messen. Ich begleite dich heim, wenn das für dich passt.“ „Okay, okay ...“ Sanne war jetzt nicht mehr schwer zu überreden. „Sanne, ich könnte mich um deinen Einkauf küm1 Was würde ich an Sannes Stelle tun? mern ...“, bot Erik an. 2 Woran erkennt Aisha, dass ihre Freundin Aber Sanne lehnte lächelnd ab: „Nein, das muss Fieber hat? Welche Krankheitsanzeichen ich selbst aussuchen. Wenn ich wieder gesund bin. erkenne ich? Lass mich dann aber gern von dir begleiten.“ 3 Gehe ich mit Fieber immer zum Arzt? Welche Hausmittel gibt es dagegen? Aisha grinste: „Jetzt schaut der Erik auch aus, als hätte er Fieber!“

Fragen

FIT

9

Kapitel

1

Gesundheit und Krankheit

Gesundheit und Krankheit Lernziele

, Den fließenden Übergang zwischen Gesundheit und Krankheit beim Menschen kennen.

, Veränderungen und Alarmsignale bei dir und anderen erkennen. , Auf Veränderungen angemessen reagieren. , Wissen, wann professionelle Hilfe gesucht werden muss. , Praktische Tipps für den Alltag mit fiebernden Familienmitgliedern umsetzen können.

, Wissen, was dich krank machen und was dich gesund halten kann. , Wadenwickel anlegen können.

1. Gesundheit 1.1 Was ist Gesundheit? „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Gebrechen und Krankheit“. Diese Definition stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1948. Dennoch sind sich Experten aus Wissenschaft und Forschung nicht völlig einig, wie sie Gesundheit definieren sollen. Gesundheit nach der WHO-Definition müsste also ein paradiesisches Gefühl sein! Nur: Wer erreicht wirklich diesen Zustand völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens? Das Baby auf Mamas Arm? Vielleicht noch am ehesten. Aber was, wenn dann sein Bauch zwickt? Ist es dann noch gesund? Oder der frischverliebte Teenager, der völlig unausgeschlafen ist? Ist er „total“ gesund? Und der rüstige, mobile Pensionist auf der Busreise nach Italien, dem aber schon alle eigenen Zähne fehlen – wie beschreibt man diesen Funktionsverlust? Auch eine Person, die auf den Rollstuhl zur Fortbewegung angewiesen ist, muss sich nicht unbedingt krank fühlen. Ist sie gesund?

10

FIT

1.2 Gesundheit ist ...

Arbeitsauftrag Notiere, welche Faktoren dazu füh-

„... und vor allem Gesundheit!“ wünschen wir uns gegenseitig von ren, dass du dich gesund fühlst! Neujahr bis Weihnachten, von der Geburt eines Babys bis zum 100. Geburtstag eines Jubilars. Gesundheit ist uns also sehr wichtig. In vielen Redewendungen kommt sie vor, täglich wird über Gesundheit im Allgemeinen und im Besonderen in den Me- Ich fühle mich gesund, wenn/weil ... dien berichtet. Laut WHO hat jeder Mensch ein Grundrecht auf die bestmögliche Gesundheit. Völlige Gesundheit ist jedoch kaum zu erreichen. Genau­so wenig, wie es den Zustand völliger Krankheit gibt. Streng ge­nom­­­men wäre die Folge davon nämlich der Tod. Manche allgemeinen Bedingungen für Gesundheit lassen sich leicht in unserem gesellschaftlichen Umfeld feststellen: , ausreichend Nahrung und sauberes Trinkwasser , Zugang zu Gesundheitsvorsorge, z.B. Impfungen , Zugang zu Krankheitsbehandlung, z.B. Medikamente oder Operationen , Familie und Freunde , ausreichend Bewegungsmöglichkeiten , Zugang zu Bildung und Arbeit/sinnvoller Beschäftigung , sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Entspannungsmöglichkeiten In der Gesundheitsforschung werden diese Faktoren auch Ressourcen („Quellen“, Möglichkeiten) genannt. Der Ansatz, der sich mit den gesund erhaltenden Faktoren beschäftigt, wird Salutogenese (griech. Gesundheitsentstehung) genannt. Der Experte für deine Gesundheit bist du selbst! Arbeitsauftrag Gesundheit ist ein Notiere, was du persönlich für deine , individueller und Gesundheit a) tust b) tun könntest: , situationsabhängiger Wert, , beeinflusst durch Umwelt und Gesellschaft , und ständig im Wandel.

1.3 Übungen Entspannungsübung für die Stirn Setze dich bequem. Wenn du eine Brille trägst, nimm sie ab. Ziehe die Augenbrauen nach oben oder zur Mitte hin zusammen. Fühle und halte die Spannung für einige Sekunden. Lasse los. Spüre nach. Du kannst diese Übung nach Jacobsen für den ganzen Körper machen, indem du alle Partien durch Anspannung-Entspannung durchgehst. Dadurch kannst du Verspannungen abbauen, die durch zu viel Anspannung entstanden sind, die Atmung wird gleichmäßiger, die Durchblutung besser, Schmerzen und Ängste weniger. Anleitungen dazu gibt es z.B. in VHS-Kursen (Volkshochschule) oder auf CDs.

FIT 11

Kapitel

Arbeitsauftrag Ordne folgende Begriffe auf dem Gesundheits-Krankheits-Strahl ein:

1

Gesundheit und Krankheit

Gleichgewichtsübung Stell dich auf ein Bein, das andere soll den Boden nicht berühren. Zähle langsam bis 30. Dann stell beide Füße sicher auf und mach 30 Sekunden Pause. Anschließend wechsle das Bein und zähle wieder langsam bis 30. Diese Übung trainiert den Gleichgewichtssinn und die Muskeln und ist ab dem Vorschulalter bis ins hohe Alter als wirksame Sturzvorbeugung möglich. Du solltest sie nicht ausführen, wenn dir schwindlig ist oder du Kreislaufprobleme hast. Wer Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hat, z.B. nach längerer Liegedauer, sollte mit kürzerer Zeitdauer beginnen oder sich am Anfang mit einer Hand anhalten können. Wie ist es dir mit den beiden Übungen ergangen? Welche Übung war für dich zur Zeit wichtiger/hilfreicher/ angenehmer?

akute Erkrankung, Befindlichkeitsstörung, chronische Erkrankung, Funktionsstörung, Funktionsverlust, geistige Behinderung, körperliche Behinderung, Schwäche, Unwohlsein, Verletzung

Krankheit _________________________________________________________________ Gesundheit

Wovon hängt deine Einordnung auf dem Verlaufsstrahl ab? Ist sie bei allen Kursteilnehmern gleich?

2. Krankheit 2.1 Was ist Krankheit? Krankheit wird oft als Gegensatz zu Gesundheit definiert. Gesundheit gilt als „Norm“. Jede- Abweichung davon ist demnach als Krankheit zu bezeichnen. Sie äußert sich in der Schwäche oder dem Versagen eines oder mehrerer Organe, einer Beeinträchtigung der Psyche oder des gesamten Organismus.

2.2 Krankheit ist ... Ursachen für Erkrankungen gibt es viele:

, Individuelle, innere Faktoren wie z.B.

w Alterungsprozess w Erbfaktoren (angeborene Erkrankungen, anlagebedingte Anfälligkeiten) w Psychische Erkrankungen

12

FIT

, Äußere Faktoren

Arbeitsauftrag

w Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze,…) w Stress w Soziale Faktoren und Umweltbedingungen w Ernährungsfaktoren

Notiere, was dazu führen kann, dass du dich krank fühlst. Was ist dann für dich eine Hilfe, um dich wieder besser zu fühlen?

Der Ansatz, der sich mit den krank machenden Faktoren beschäftigt, wird Pathogenese (griech. Leidensentstehung) genannt. Genauso wie sich gesund zu fühlen, ist auch das Krankheitsge- Ich fühle mich krank, wenn ... fühl individuell verschieden. Es wird nicht nur durch messbare Krankheitszeichen beeinflusst, sondern auch von der persönlichen Einstellung. Der Übergang zwischen Gesundheit und Krankheit kann fließend sein (z.B. wenn sich eine Krankheit langsam entwickelt wie Abnutzungen der Gelenke), es kann aber auch ganz plötzlich zu einer Änderung kommen (Verletzung durch Unfall, Allergie durch Es geht mir besser, wenn ... Insektenstich oder eine Infektion). Die Faktoren, die Krankheiten auslösen können, werden oft auch als Stressoren (schädigende Faktoren) bezeichnet. Krankheit zu erkennen ist oft leichter als Gesundheit zu definieren. Manchmal erkennt man eine Erkrankung bereits an Vorzeichen. Bei guter Beobachtung und Wahrnehmung des eigenen Körpers bzw. der Menschen in unserer Umgebung können je nach Ursache unterschiedliche Krankheitszeichen auffallen: Gesunder

Kranker

Gesamtbeobachtung

Lebendiges Mienenspiel, Ausdruck verändert, bedrückt, ängstlich, aufge-schlossen, Anteilnahme abweisend, unruhig, reizbar, teilnahmslos, an der Umgebung appetitlos

Haltung und Bewegung

Aufrechte, lockere Haltung, frei beweglich

Schonhaltung, Sitzhaltung bei Atemnot, Bewegungseinschränkung, Bewegungsunfähigkeit

Augen

Klar, kritisch, wachsam

Trübe, unbeteiligt, auffallend glänzend, beeinträchtigtes Sehvermögen, farbliche Veränderung von Bindehaut und Lidrand

Ohren

Gutes Hören

Verringerte Hörfähigkeit, Absonderungen

Nase

Freie Nasenatmung

Starke Absonderungen, borkiger Belag

Sprache

Verständlich, mühelos, sinnvolle Wort- und Satzbildung

Undeutlich, verworren, lallend, heiser

Lippen

Geschmeidig, gut durchblutet

Trocken, rissig, Bläschen, unnatürliche Farbe

Zunge

Rosig, feucht

Belegt, trocken, rissig, unnatürliche Farbe

Rachenraum

Rosig, feucht

Gerötet, geschwollen, belegt, Geruch

Atmung

Gleichmäßig, durch die Nase

Verlangsamt, beschleunigt, nach Luft ringend, hechelnd, heiß, auffälliger Geruch

Haut

Warm, glatt

Kalt/feucht, rau/spröde, Pusteln, Ausschlag, Blässe, Rötung, Blaufärbung, Gelbfärbung, Schwellung

FIT 13

Kapitel

1

Gesundheit und Krankheit

Ausscheidungen

Gesunder

Kranker

Schweiß

Schweißabsonderung ist natürlich – bei körperlicher Anstrengung vermehrt

Starke Absonderung, Nachtschweiß , kalter Schweiß z.B. bei Schock

Erbrochenes

Auf Zeitpunkt, Art und Weise, Farbe und Beschaffenheit achten.

Auswurf

Zäh, schleimig, eitrig, schaumig, blutig, auffälliger Geruch

Urin

Klar, hellgelb

Trübe, verfärbt, auffälliger Geruch, auffallend verringerte bzw. vermehrte Ausscheidung

Stuhl

Geformt, Brauntönung

Breiig, flüssig, knotig, hart, abweichend von Brauntönung, Beimengung von Blut und Würmern, auffälliger Geruch

Achtung: Bestimmte Speisen und Arzneimittel können Urin und Stuhl in Farbe und Geruch verändern!

3. Krankenbeobachtung Sehr hohes Fieber ab 40 °C

3.1 Körpertemperatur

Hohes Fieber 39,1 – 39,9 °C Mäßiges Fieber 38,6 – 39 °C Leichtes Fieber 38,1 – 38,5 °C Subfebrile (Erhöhte) Temperatur 37,5 – 38,0 °C Normaltemperatur 36,3 – 37,4 °C

Die normale Körpertemperatur des Menschen beträgt zwischen 36,3 und 37,4 °C. Darunter spricht man von Unterkühlung, darüber von Fieber, einem häufigen Symptom vieler Krankheiten. Fieber ist ein Warnsignal des Körpers, aber keine eigenständige Erkrankung. Der Körper wehrt sich gegen eine Erkrankung und mobilisiert seine Eigenkräfte. Fieber kann daher ein „gesundes“ Zeichen für funktionierende körperliche Abwehr sein. Bei Fieber kannst du eine Rötung der (Gesichts-)Haut bemerken und einen Anstieg der Atemfrequenz, verstärkten Durst und ein allgemeines Krankheitsgefühl.

3.1.1 Fieber messen Du kannst die Körpertemperatur an verschiedenen Körperstellen messen:

, sublingual (unter der Zunge) , axillar (in der Achselhöhle) , im Ohr , rektal (im Enddarm) , auf der Stirn Thermometer-Arten

, digitales (elektronisches) Thermometer , Flüssigkeitsthermometer aus Glas (auf Alkoholbasis ohne Quecksilber!) Quecksilberthermometer sind in der EU seit 2008 VERBOTEN! Austreten­de Quecksilberdämpfe beim Zerbrechen des Thermometers sind hochgiftig und gesundheitsschädlich! Sollte doch noch irgendwo eines „überdauert“ haben, kannst du es in der Apotheke zur Entsorgung abgeben. Alle digitalen Modelle sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich und geben eine akustische Meldung, wenn die Messtemperatur (innerhalb von Sekunden bis maximal einer Minute) ermittelt wurde. Wenn die

14

FIT

Batterien nachlassen, kann es zu Fehlergebnissen bei der Messung kommen – lass die Batterien in der Apotheke wechseln. Bei Babys und Kleinkindern ist wegen der kleinen Ohrmuscheln eine Messung im Ohr sehr ungenau; auch im Mund oder unter der Achsel ist es nicht empfehlenswert. Im Schlaf kann man eventuell mit einem Hautthermometer auf der Stirn messen. So funktioniert die rektale Messung:

, Dreh das Kind mit leicht gebeugten Beinchen auf die Seite. , Feuchte die Thermometerspitze mit Wasser an oder fette sie ein, um sie gleitfähig zu machen.

, Führ die Thermometerspitze etwa 1 cm tief ein, lenke das Kind ab, damit es ruhig liegt.

, Warte das akustische Signal ab. 3.1.2 Tipps für Profis

Arbeitsauftrag Notiere, wie du dich bei Fieber fühlst und was du dann (nicht) möchtest!

So versorgst du fiebernde Familienmitglieder: Bei erhöhter Körpertemperatur oder leichtem Fieber sollte der Kranke , sich schonen und von Schule/Arbeit/ Freizeitaktivitäten zu Hause bleiben , viel trinken , nur leichte Kost zu sich nehmen, um den Körper nicht noch mehr zu belasten Bei folgenden Anzeichen und Erkrankungen brauchst du ärztliche Hilfe: , sehr plötzlicher Fieberanstieg, verbunden mit Hautausschlag/blauen Flecken , wenn das Fieber über 39 °C mit/ohne Therapie über drei Tage anhaltet , Benommenheit/Verwirrungszeichen , Nackenschmerzen/Nackensteifigkeit und Lichtscheu , keine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme/ anhaltende Trinkverweigerung , deutliche Atem-Beigeräusche wie Pfeifen, Piepstöne, sehr hohe Atemfrequenz, hecheln , zusätzlich zum Fieber starke Magen-Darmbeschwerden (Erbrechen, Durchfall) , bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da Fieber den Kreislauf belastet , neurologische Erkrankungen (Krankheiten des Nervensystems wie Epilepsie) , Fieberkrämpfe kleiner Kinder Dann darfst du ein durch den Arzt verordnetes, fiebersenkendes Medikament (Tablette, Tropfen, Zäpfchen, Trinklösung/Suspension) verabreichen.

FIT 15

Kapitel

1

Gesundheit und Krankheit

3.1.3 Übung Anlegen von Wadenwickel Material: Flanell- oder Wolltuch, Baumwoll- oder Leinentuch (z.B.Geschirrtuch), Schüssel mit lauwarmen Wasser, (wasserfeste) Unterlage, dünne Decke, Fieberthermometer. Durchführung: 1. Informiere den Pflegebedürftigen. 2. Gewährleiste Schutz und Sicherheit: achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um die Verletzungsgefahr für beide Seiten zu minimieren. Wenn du möchtest, verwende Einmalhandschuhe. 3. Lege das Material bereit. 4. Rolle das Wickeltuch aus Leinen seitlich auf. 5. Breite die (wasserfeste) Unterlage unter den entblößten Unterschen­­ keln aus und lege ein Flanelltuch darüber. 6. Tauche das Wickeltuch ins lauwarme Wasser und wringe es leicht aus. 7. Rolle das Wickeltuch um den Unterschenkel, lasse die Gelenke frei. 8. Decke den Kranken leicht zu, die Beine bleiben frei. 9. Nach ca. 10 Minuten kannst du den Wickel, falls nötig, noch 3–4 mal erneuern, aber nicht öfter. 10. Kontrolliere die Körpertemperatur nach einer halben Stunde. Bleib währenddessen bei der pflegebedürftigen Person, um den Kreislauf zu beobachten. Der Wadenwickel entzieht dem Körper Wärme durch Verdunstung und dient der Fiebersenkung ab 39°C. Du darfst Wadenwickel nur bei warmen Händen und Füßen durchführen, also niemals im Fieberanstieg! Wenn das Fieber binnen einer Stunde um ca. 1°C sinkt, ist der Wickel erfolgreich. Länger/schneller sollst du nicht abkühlen, da das den Kreislauf zu sehr belastet. Wie war dein Befinden während dieser Übung a) als Pflegender, b) als Gepflegter? Hast du noch Fragen zur Technik? Was ist dir sonst noch aufgefallen?

3.1.4 Schüttelfrost Wenn die Körpertemperatur im Körperstamm rasch steigt, steigert die Muskulatur durch unwillkürliches Zusammenziehen auch in Armen und Beinen die Temperatur. Der Kranke „schüttelt“ sich, klappert mit den Zähnen und zittert am ganzen Körper. Er ist dabei (im Gegensatz zu einem Fieberkrampf) bei vollem Bewusstsein, aber nicht in der Lage, das Zittern zu unterdrücken. Meist geht der Schüttelfrost rasch vorbei, Wadenwickel sind hier verboten!

16

FIT

Unterstütze den Kranken durch

, kurzfristige Wärmezufuhr (zudecken, keine Wärmflasche!) , Beruhigung , warmen Tee, wenn Trinken trotz Zittern möglich ist. Nach Abklingen des Schüttelfrosts

, Stelle die Wärmezufuhr wieder ein, um einen Wärmestau zu vermeiden , Beobachte den Kranken gut , Meist folgt danach eine Phase der Kreislaufbelastung, verbunden mit einem Schweißausbruch: wechsle die Wäsche und vermeide Zugluft.

, Kontrolliere die aktuelle Körpertemperatur. 3.2 Puls

Wie die Körpertemperatur gehört der Puls neben Blutdruck und Atmung zu den sogenannten Vitalzeichen. Bei Blutdruckproblemen, Herzrhythmusstörungen und/oder Neueinstellung auf Medikamente kann der Arzt anordnen, ein – oder mehrmals täglich den Puls des Betroffenen zu zählen und in einem besonderen Pass (meist zusammen mit dem Blutdruck) zu notieren. Der Puls ist die fühlbare und tastbare Druckwelle des Blutes, die Auskunft gibt über , Frequenz der Herzschläge, angegeben in Anzahl/min , Rhythmus der Herztätigkeit (Regelmäßigkeit) , Qualität der Herzleistung (Füllungszustand der Arterien) Die Anzahl der Schläge pro Minute ist abhängig

, vom Alter der Person (siehe Tabelle) , vom Bewegungszustand (Ruhe, Schlaf, Sport, Arbeit) , der psychischen Verfassung (Aufregung, Stress, Angst, Freude) , der Körpertemperatur (Fieber führt zu einer Erhöhung der Herztä-

Ruhepuls Frequenz der Herzschläge, angegeben in Anzahl/min Erwachsene

60–80

Jugendliche

80–100

Kinder

100–120

Säuglinge

120–140

tigkeit und damit zur Steigerung des Pulses um ca. 10 Schläge pro 1°C).

3.2.1 Übung Puls messen Du kannst die Druckwelle des Blutes überall dort am Körper leicht fühlen, wo Arterien dicht unter der Haut verlaufen und gegen Knochen oder Muskel gedrückt werden können. Am leichtesten ist dies am Handgelenk (Speichenarterie) möglich. Du kannst den Puls manchmal auch an der Halsschlagader „pulsieren“ sehen.

, Lagere Unterarm und Handgelenk der Person entspannt mit der Innenfläche nach oben.

, Gleite mit den Fingerkuppen an der Daumenmaus der Person Richtung Handgelenk.

, Taste knapp unter dem Gelenk zwischen Knochen und Sehne die Arterie mit deinen 3 mittleren Fingern.

FIT 17

Kapitel

1

Gesundheit und Krankheit

, Zähle den verlässlich tastbaren Puls 60 sec mit der Uhr (Sekundenzeiger) aus und notiere den Wert.

, Wiederhole bei unregelmäßigem Pulsschlag oder Unsicherheit die Zählung. Wie war dein Befinden während dieser Übung a) als Pflegender, b) als Gepflegter? Hast du noch Fragen zur Technik? Was ist dir sonst noch aufgefallen?

3.2.2 Tipps für Profis

, Lege die Finger nicht zu fest auf, denn zu starker Druck auf die Arterie kann den Puls unterdrücken und dazu führen, dass du deinen eigenen Puls in den Fingerkuppen spürst. , Achte auf warme Hände beim Betroffenen (z.B. durch Hände waschen mit warmem Wasser). Sehr kalte, schlecht durchblutete Hände und Unterarme können das Puls-Tasten erschweren. , Zähl den Puls eine Minute lang aus, durch eine zu kurze Zähldauer (z. B. nur 15 Sekunden, die du mal 4 multiplizierst) kannst du Unregelmäßigkeiten übersehen.

3.3 Blutdruck Der Blutdruck ist der Druck, mit dem das Blut die Arterien durchströmt. Die Messgröße wird in mmHg (Millimeter auf einer Quecksilbersäule) angegeben. Sie gibt Auskunft über , die Auswurfkraft, mit der das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt , den Füllungszustand der Gefäße (z.B. Blutverlust = sinkende Blutmenge = Abnahme des Drucks) , den Gefäßwiderstand Einfluss auf den Blutdruck hat

, das Alter des Menschen , seine allgemeine Kondition , Anstrengung und Aufregung , die Körperlage (im Liegen sinkt der Druck) , die Tageszeit. Hoher Blutdruck belastet das Herz, die Gefäße, die Organe und das Gehirn. Er ist ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Niedriger Blutdruck kann zu Schwindel, Ohnmacht und evtl. einer Mangelversorgung der Organe führen. Neben Erb-Faktoren ist der Blutdruck wesentlich abhängig vom Lebensstil der Person. Eine Änderung der Ernährung, Bewegungsgewohnheiten und des Tagesablaufs (Stress!) kann eine deutliche Besserung bewirken!

18

FIT

3.3.1 Übung Blutdruck messen Manuell: lege eine passende Manschette um den Oberarm und pumpe sie auf. Der Druck auf die Arterie überwindet den Blutdruck und unterbricht kurzfristig den Blutstrom im Gefäß. Der Druck wird langsam abgelassen und mit einem Stethoskop (Gerät zum Hören von Schall) die Oberarmarterie auskultiert (abgehört). Wenn der Pulsschlag wieder hörbar ist, merke dir den oberen, ersten Wert (sogenannter systolischer Druck). Wenn der Pulsschlag unhörbar wird, den unteren, sogenannte diastolischen Wert. Digital: Moderne Geräte arbeiten nach der gleichen Technik, ersparen aber das Abhören des Pulsschlags. Sie zeigen meist beide Blutdruckwerte und den Puls auf einem Display an. Mit den Blutdruckkontrollen wird auch ein Leihgerät verordnet. Halte die Bedienungsanleitung genau ein, dann ist Blutdruckmessen sehr unkompliziert. Wie war dein Befinden während dieser Übung a) als Pflegender, b) als Gepflegter? Hast du noch Fragen zur Technik? Was ist dir sonst noch aufgefallen?

3.3.2 Tipps für Profis

, Miss den Blutdruck in Ruhe und immer am gleichen Arm und um die gleiche Tageszeit, Aufregung und Anstrengung steigern den Blutdruck. , Lege den linken Arm entspannt auf Lehne oder Tisch in Herzhöhe auf- Muskelspannung erhöht den Wert. , Die Manschettengröße muss etwa 2/3 des Oberarmumfangs betragen und gut schließen, sonst kann sie den Wert verfälschen. , Kurzfristiges Druckgefühl und leichter Schmerz beim Aufpumpen sind normal, das Druckablassen führt rasch zu Besserung.

Arbeitsauftrag Notiere, woran du bei einer Person in deinem nahen Umfeld (Eltern, Geschwister, Freund) erkennen kannst, dass sie krank wird.

3.4 Atmung Das 4. Vitalzeichen- neben Temperatur, Puls und Blutdruck- ist die Atmung. Selten einmal wird ein Auszählen pro Minute durch Hören oder Fühlen (Bauch- oder Rückenbewegungen) notwendig sein. Wichtig ist vor allem die Beobachtung auf , Nebengeräusche wie Pfeifen, Röcheln, Fiepen, Rasseln, Husten , Erschwerte Atemtechnik (der Einsatz von Hilfsmuskeln, z.B. am Hals ist sichtbar). Bei Kindern können sich Brust/Bauch und Nasenflügeln einziehen. , Schmerzen beim Atmen , Zyanose (Blaufärbung) der Lippen / des Gesichts

FIT 19

Kapitel

1

Gesundheit und Krankheit

4. Beachte DER Experte für deine Gesundheit bist du selbst!

, Ernähre dich ausgewogen. w Frische Zutaten ohne Farb- und Konservierungsstoffe, frisches

Obst und Gemüse enthalten Substanzen, die zellschützend und gesundheitsfördernd wirken. , Vermeide Umweltgifte. w Dazu gehören auch deine „privaten Gifte“ wie Zigaretten, Alkohol u.ä., die deine Körperzellen schädigen und zu Krankheiten führen können. , Finde dein persönliches Gleichgewicht aus Stressoren und Ressourcen. w Auch Stress hat positive Eigenschaften: Er hält den Körper in Bewegung und kann motivieren, neue Lösungen zu finden. Wichtig sind deine eigenen Grenzen: achte darauf, wann Stress zur Gesundheitsgefährdung wird und welche Ressourcen dir dann Erholung bringen. , Finde heraus, welche Unterstützung dein Körper braucht, wenn du dich nicht wohlfühlst. w Gegen Kopfschmerzen hilft vielleicht eine Schlafpause oder Entspannungsübung; gegen Rückenschmerzen Ausgleichsgymnastik oder ein Spaziergang. Hat der Arzt dir Medikamente verordnet, solltest du sie nach Vorschrift einnehmen! , Impfungen sind ein wirksamer Schutz vor übertragbaren Erkrankungen. w Kontrolliere deinen Impfpass regelmäßig, ob du eine Auffrischung einer Schutzimpfung brauchst. Den jeweils aktuellen Impfplan findest du auf der Homepage des Gesundheitsministeriums. , Was tun bei angesagten Epidemien (im Volk verbreitete Infektionskrankheit) wie der Schweine- oder Vogelgrippe? w Achte in der persönlichen Hygiene v.a. das Händewaschen, denn Hände sind der größte Keim(über)träger und meide große Menschenansammlungen. Aber: diese Epidemien verliefen bislang nicht so schwer, wie in den Medien dargestellt. Und nicht jeder Krankheitskeim macht jeden Menschen krank. Es gibt auch eine individuelle Abwehrlage, die dich schützen kann.

20

FIT

FIT 21

Kapitel

2

Veränderungen im Alter

Souvenirs aus meinem Leben

D

er alte Leo wohnte in einem noch älteren Haus. Er hatte weißes Haar, eine rosige Haut, grinsende Lippen, in denen meistens eine Memphis steckte, und einen kugeligen Bauch. Früher hatte er in der Umgebung ausgeholfen, wenn ein Arbeiter gebraucht wurde. Aber dann war er gestürzt, und seither konnte er sich kaum mehr bücken. Als Sanne bei Leos Gartentür läutete, war sie angespannt. Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen. Als Kind hatte sie in seinem Garten gespielt, und Lisi, Leos Frau, hatte Bienenstich gebacken. Wenn man ein Stück nahm, tropften Honig und Mandeln herunter. Sanne hatte den Geruch gespeichert. Während sie klingelte, leckte sie sich die Lippen. Niemand öffnete. Sanne sah durch das Gatter in den Garten. Die Wiese wucherte, unter den Bäumen lag Fallobst. „Es sieht anders aus“, dachte Sanne, und ein Gefühl beschlich sie, dass sich bei Leo und Lisi einiges geändert hatte. Sie drückte auf die Schnalle, und die Tür sprang auf. Als Sanne den Garten durchquert hatte und vor der Haustür stand, hörte sie ein Schlurfen und einen Schlüssel sperren. Als sich die Tür öffnete, wurde Sanne heiß. Der Mann, der sie aus trüben Augen ansah, hatte bis auf ein paar Strähnen keine Haare mehr. Er sah in ihre Richtung, aber nicht in ihre Augen, und gab ein fragendes Schnaufen von sich. „Ich bin’s, die Sanne! Tochter von der Mara!“ War es der muffige Geruch oder die dunkle Wohnung hinter ihm, die sie irritierte? Sanne konnte sich nicht überwinden, den Mann zu umarmen. Leo war alt, sehr alt geworden. Und so fremd. „Sanne ...“, murmelte er und öffnete die Tür. Sanne trat ein. Das Zimmer war dunkel und vollgeräumt. Auf dem Fauteuil lag Strickzeug. Sanne atmete auf. Lisi war also auch da ... „Wo ist die Lisi?“, sagte sie. Leo stand da und flüsterte: „Lisi ... strickt ...“

22

FIT

Doch seine Hand deutete auf ein Regal, auf dem ein gerahmtes Foto stand. Es zeigte ein junges Paar, weiß gerahmt. Darunter stand in geschwungener Druckschrift: „Zur Vermählung. Leo und Elisabeth Puschnig.“ Dahinter hing ein Partezettel auf der Wand: „Elisabeth Puschnig ... von uns gegangen ... nach kurzem Leiden ... immer in unseren Gedanken ...“ Sannes Augen wurden nass. Sie trat auf den alten Mann zu und drückte ihn an sich. Als sie ihn losließ, lallte er: „Du bist die Sanne ...“ Sie sah, dass er kaum noch Zähne hatte. „Jetzt reiß dich zusammen“, sagte sie zu sich. „Das ist doch das, was du lernen möchtest! Es geht los!“ Eine halbe Stunde später war das Zimmer kaum wiederzuerkennen. Sanne hatte die Vorhänge weggezogen, ein bisschen saubergemacht und Kaffee aufgestellt. Das Strickzeug ließ sie liegen. Die Bezirkszeitung und die Lupe hielt er selber fest. Doch auch die Angelrute, eine stehende Standuhr, ein paar rote Kindergummistiefel, die sie als die ihren erkannte, und ein steinhartes Kirtagsherz durfte sie nicht wegräumen, da sie Leo an „die schönen Zeiten“ erinnerten, wie er es sagte: „Souvenirs aus meinem Leben.“ Dann setzte sie sich zu ihm und legte ihre Hand in seine: „Jetzt sag einmal, wie es dir geht!“ Bald wusste Sanne: Lisi war vor zwei Jahren gestorben, Herzinfarkt. Leo hatte in seiner Trauer nicht einmal mehr rauchen können, und auch der Obstler wollte ihm nicht schmecken. „Wenigstens etwas Gutes“, versuchte Lisi zu scherzen, doch Leo grinste zurück und nuschelte: „Nur eine Woche lang ...“ Inzwischen war auch Leo krank. Abgesehen vom asthmatischen Schnaufen sah er kaum mehr. Die Diagnose lautete „Grauer Star“. Für Leos Alltag hieß das, dass Lesen zur Mühsal geworden war. Auch beim Fernsehen hatte er Schwierigkeiten. „Kannst du denn hier noch wohnen“, fragte Sanne. „Nur hier!“, flüsterte Leo und Sanne erkannte, dass er für einen Heimplatz, wenn es einen gäbe, nicht bereit war. Immerhin, er bekam jeden Tag sein Mittagessen vom Roten Kreuz. Die Helfer hätten ihm auch aufgeräumt, aber das erlaubte er nicht. Sanne blieb eine weitere Stunde und versprach wiederzukommen. Auf dem Heimweg rief sie Momo an, um ihr von ihrem „Einsatz“ zu erzählen: „... und dann habe ich ihm noch einen neuen Leseplatz eingerichtet, neben dem Fenster, wo es viel heller ist. Dort hat er das Radio in Griffweite, und die Zeitungen habe ich sauber neben dem Fernseher sortiert und gestapelt ...“ „Schön, dass du dir so viel Zeit für ihn genommen hast“, kam es von Momo zurück. „Allerdings hast du darüber vergessen, dass wir heute Pflegefit-Kurs hatten. Und weißt du, was wir dort über Veränderungen in der vertrauten Umgebung gelernt haben ...“ 1 Was hat Sanne gut gemacht? Was würde Eine Viertelstunde später läutete Sanne wieich anders machen? Warum? der bei Leo. Es dauerte nicht lange, und Leseplatz, 2 Wie sollte mein Zimmer aussehen, wenn Zeitungen und Radio standen wieder an ihrem ich hilfsbedürftig bin? Was wäre mir am (un)wichtigsten? alten Platz. Nur das Geschirr, dass sie gewaschen 3 Welche Souvenirs gibt es in meinem und ins Regal gestellt hatte, wollte sie nicht wieLeben? Wer darf sie berühren? der im Zimmer verteilen. Das wäre dann doch übertrieben!

Fragen

FIT 23

Kapitel

2

Veränderungen im Alter

Veränderungen im Alter 1. Lernziele

, Praktische Tipps für den Alltag mit älteren bzw. pflegebedürftigen Familienmitgliedern umsetzen können. Veränderungen von Menschen in höherem Lebensalter kennen. , Betroffenen Unterstützung anbieten können und wissen, wann du professionelle Hilfe suchen musst. , Die Bedeutung der häuslichen Umgebung für ältere Menschen kennen und mögliche Gefahrenquellen beseitigen. , Über die sinnvolle Ausstattung für ein Pflegezimmer zu Hause (inklusive Krankenbett) Bescheid wissen. , Wissen, was du selbst tun kannst, um gesund alt werden zu können. , Leintuchwechsel beim liegenden Kranken.

, Typische

2. Alter 2.1 Was ist Alter?

Medizin und Sozialwissenschaft (Soziologie) teilen Menschen jenseits der derzeitigen Pensionsgrenzen folgendermaßen ein: Ältere Menschen 65 – 74 Jahre Hochbetagte 75 – 90 Jahre Höchstbetagte 90 – 100 Jahre Langlebige über 100 Jahre

Das biographische Alter entspricht der Zeitrechnung ab dem Geburtsdatum – jemand ist also z.B. 65 Jahre alt. Das biologische Alter kann davon abweichend schneller oder langsamer ablaufen. Es wird verglichen mit dem Zustand des Körpers, der normalerweise dem biographischen Alter zugeordnet wird. Gerontologie („Alterswissenschaft“) beschäftigt sich mit den Besonderheiten, den Problemen und den Ressourcen des menschlichen Alters. Geragogik (auch „Gerontogogik“) ist ein Teilgebiet der Gerontologie und eine Parallelbildung zur Pädagogik. Sie befasst sich mit dem Lernen im Alter und ist daher eine Form von Erwachsenenbildung. Geriatrie ist die medizinische Wissenschaft von altersbedingten Erkrankungen.

2.2 Alt und älter werden Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die ein hohes Alter erreicht haben. Meist waren sie von der Gesellschaft hochgeehrt und auf Grund ihrer Erfahrung und Weisheit respektiert. Kaum jemals gehörten sie zu den Ärmsten, sondern waren in der Regel gut versorgt. Gute Lebensbe-

24

FIT

dingungen können also ein langes Leben begünstigen. Angehörige ärmerer Schichten oder aus weniger entwickelten Ländern haben auch heute noch eine im Durchschnitt wesentlich geringere Lebenserwartung als Menschen aus begüterten Schichten. Aber die Vereinten Nationen (UNO) sagen auch für diese Länder eine stetig steigende Lebenswartung voraus. 2050 sollen mehr als zwei Milliarden Menschen auf der Welt über 60 Jahre alt sein, davon mehr als 1,5 Milliarden in den heutigen Entwicklungsländern.

Wir alle wollen möglichst viele Jahre leben. Tatsächlich war es noch nie für so viele so leicht, wirklich alt zu werden. Gleichzeitig versuchen viele, die Zeichen der körperlichen Alterung so lange wie möglich hinauszuzögern. Denn mit der steigenden Lebenserwartung hat sich auch unser Bild vom Alter deutlich verändert.

Arbeitsauftrag Notiere, wie viele „alte Menschen“ aus deinem Umfeld du kennst. Welche Person oder Persönlichkeit in einem höheren Lebensalter ist für dich mit einem positiven Altersbild verknüpft und warum?

Alt – jeder will es werden, keiner will es sein?!

2.3 Anti-Aging und Well-Aging Leben bedeutet Veränderung. Jede Sekunde laufen im Körper Alterungsprozesse ab, jede Zelle altert und wird nach einer bestimmten Zeit durch eine neue ersetzt. Anti-Aging („den Alterungsprozess verhindern“) kann es also nicht geben. Die genauen Vorgänge des Alterns sind von der Wissenschaft noch nicht vollständig geklärt. Well-Aging („gut altern“) heißt der Begriff für die Verlangsamung dieser unveränderbaren Alterungsprozesse. Dabei bleibt zwar das biografische Alter unverändert. Der biologische Alterungsprozess läuft dabei aber langsamer ab. Genauso wie das Begriffspaar Gesundheit und Krankheit ist auch „das Alter“ mit einer individuellen Bedeutung verknüpft. Für manche Menschen reicht schon die Bezeichnung „alt“, um negative Gefühle auszulösen. Neben körperlichen Veränderungen sind es vor allem Herausforderungen im sozialen Umfeld, die bei den Betroffenen Unsicherheit auslösen und bewältigt werden müssen. Soziale Herausforderungen können sein: , Änderung der Kernfamilie (Kinder sind selbstständig) , Verlust des Partners/der Freunde/Verwandten , Pensionierung (Sinnverlust, Verlust der Tagesstruktur) , Gefühl der Vereinsamung durch reduziertes Lebensumfeld , Verlust von Freizeitgestaltungsmöglichkeiten durch reduzierte Mobilität und geänderte körperliche Funktionen

Was wünscht du dir für die Zeit, in der du zu den „Alten“ oder „Hochbetagten“ gehören wirst? Versuch, mindestens drei Lebensziele für das Alter zu finden, die du selber beeinflussen kannst!

Wenn ich einmal alt bin, möchte/werde ich ...

FIT 25

Kapitel

Arbeitsauftrag Schreibe auf, was du mit folgenden Begriffen verknüpfst!

„Alt sein“ bedeutet für mich ...

2

Veränderungen im Alter

Tatsächlich bewertet unsere Gesellschaft zurzeit mehr die Verluste (an körperlicher Leistungsfähigkeit, an allgemeinen Merkmalen der äußeren Erscheinung) und noch kaum die Gewinne, die das Alter mit sich bringt

2.4 Tipps für Profis So kommst du mit älteren Menschen noch besser klar:

, Ältere Menschen sind keine kleinen Kinder – man kann und darf sie nicht „erziehen“!

, Verhaltensweisen, die dir ungewohnt und seltsam erscheinen, kön-

„Senior“ genannt zu werden finde ich ...

Welche positiven Veränderungen können mit dem Alter hinzu kommen?

nen lieb gewordene Gewohnheiten sein. Nimm sie, wenn möglich, als Ausdruck der Persönlichkeit an, wenn sie im gesellschaftlichen Normbereich liegen! , Welche „Souvenirs aus dem Leben“ wichtig sind, entscheidet immer der Besitzer. Nur er weiß, welche Erinnerungen damit verbunden sind und warum sie so wichtig sind. , Entferne daher nicht eigenmächtig Dinge aus dem Umfeld! Akzeptiere, wenn der Betroffene nicht darüber reden möchte, warum bestimmte Gegenstände so wichtig sind. Besprich notwendige Veränderungen, die der Gesundheit und Sicherheit dienen, und such, wenn möglich, einen Kompromiss! , Veränderungen werden oft besser akzeptiert, wenn sie länger vorher angekündigt werden und Zeit genug bleibt, sich damit auseinander zu setzen. Besprich also geplante Änderungen rechtzeitig und lass dem Betroffenen Zeit zum Nachdenken. , Wer viel erlebt hat, möchte vielleicht auch viel erzählen. Zuhören und Fragen stellen zeigt nicht nur deine Wertschätzung, sondern kann dir auch Informationen über Familiengeschichte und vergangene Zeiten geben, die du sonst von niemanden erfahren würdest. , „Alt“ sein heißt nicht „out“ sein! Lass die Senioren in deiner Umgebung teilhaben an deinen Ideen und Zielen: Davon profitieren beide Seiten!

3. Veränderungen im Alter 3.1 Alt ist nicht gleich krank! Ältere Menschen haben nicht mehr akute Erkrankungen als jüngere. Und auch chronische Krankheiten, die nur alte Menschen betreffen, gibt es so gut wie nicht. Allerdings häufen sich mit zunehmendem Alter Funktionsschwächen und Abnutzungserscheinungen des Körpers. Es scheint dann so, als seien diese Veränderungen typisch für das Alter und in der steigenden Anzahl an Lebensjahren begründet. Typische körperliche Veränderungen im Alter sind

, Haut- und Haarveränderungen (z.B. Falten, Pigmentflecken,

26

FIT

dünnere Haut/Haare, graue Haare)

, Muskelmasse und Muskelstoffwechsel gehen zurück; der

Fettanteil im Körper steigt, die Körperkraft nimmt ab



Schlaflosigkeit

, die Knochendichte nimmt ab , Durstgefühl und Nierenleistung sinken , Nervenleit- und Reaktionsfähigkeit sind vermindert , die Schärfe der Sinnesorgane reduziert sich , die Lungenfunktion sinkt , die Elastizität der Blutgefäße nimmt ab , das Schlafbedürfnis sinkt – das bedeutet aber nicht gleich Altern gehört also zum Leben und körperliche Veränderungen müssen nicht zwingend mit Krankheit verknüpft sein. Wirtschaftliche Bedingungen, soziales Umfeld und genetische Faktoren haben Auswirkung auf das aktive Altern. Dein Lebensstil und deine geistige Einstellung können dabei vieles positiv beeinflussen:

, Achte auf regelmäßige körperliche Betätigung bis ins hohe Alter , Ernähre dich ausgewogen, den Bedürfnissen angepasst , Pflege soziale Kontakte über „Generationsgrenzen“ hinweg , Höre nie auf zu lernen, das Gehirn ist lebenslang lernfähig , Nimm Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch , Führe verordnete medizinische Maßnahmen verlässlich durch 3.2 Übung Altersbedingte Veränderungen vollziehen sich nicht von heute auf morgen. Man kann sich durchaus langsam darauf einstellen. Diese Übung zeigt dir mögliche Auswirkungen der körperlichen Veränderungen und wie man sich „im Zeitraffer“ damit fühlen kann. „Plötzlich alt“ Ziehe dir ein Paar dicke Haushaltshandschuhe an, trage eine dunkle Brille und versorge dich mit Ohrenstöpseln! Du kannst auch einen dicken Polster mit schwerer Füllung um den Bauch binden. Versuch eine Zeitlang, damit einen Tagesablauf zu bewältigen, z.B. mit einer Schere etwas ausschneiden, einen Knopf annähen, kochen, Gesprächen folgen, die Zeitung lesen, etc. Wie hast du dich bei dieser Übung gefühlt?

3.3 Veränderungen der Sinnesorgane Längst nicht jeder Senior ist schwerhörig und nicht alle älteren Menschen haben Augenprobleme. Aber es ist eine Tatsache, dass sich die Sinnesleistungen im Laufe des Lebens verändern. Früher oder später betreffen nachlassende Sinnesfähigkeiten viele ältere Menschen. Diese gehören immer ärztlich abgeklärt.

FIT 27

Kapitel

Erkrankung

Ursache

Alterssichtigkeit

2

Veränderungen im Alter

Symptome

Behandlung

Unterstützung

Augenlinse verhärtet Schwierigkeiten beim Lesen sich; Fähigkeit zur Nah(Zeitung, Kochbuch) oder einstellung geht verloren beim Faden einfädeln

Lesebrille;

Gute Beleuchtung; Bücher in Großdruck/Hörbücher

Katarakt („grauer Star“)

Langsame Eintrübung der Augenlinse

Sichtbare Trübung der Pupille; zunehmende Sehstörungen (unscharfes Sehen); Lichtempfindlichkeit

Operativer Austausch Zu starken Lichteinfall meiden! der Linse (künstliche Linse); Kontaktlinsen

Glaukom („grüner Star“)

Abflussbehinderung des Augenkammerwassers steigert den Augendruck; führt zu Zerstörung der Nervenfasern an Sehnerv und Netzhaut

Ausfall von Teilen d. Gesichts- Medikamente (Augentropfen); feldes; Druckschmerz im Auge, wiederholt auftretende Laserbehandlung Kopfschmerzen; verschwom- oder Operation menes Sehen, FarbringSehen, Nebelsehen etc

Retinopathie (diabetische Netzhauterkrankung)

Zerstörung der Netzhaut­ Verschlechterung der Sehfähigkeit; tw. Ausfall des gefäße durch GefäßverGesichtsfeldes schlüsse bedingt durch Hohe Blutzuckerwerte, verstärkt durch Bluthochdruck, Alkoholkonsum und Rauchen

Medikamentöse Therapie; gute Blutzucker-einstellung!

Unterstützung bei Einhaltung der Therapie; keine Änderungen im Lebensumfeld ohne Absprache; regelmäßige ärztliche Kontrollen!

Schwerhörigkeit

Abnahme der Hörfähigkeit Vermutlich Kombinabei hohen Frequenzen; tion aus Zellalterung, „angestrengtes“ Zuhören Abnahme von Gewebeelastizität, schädigenden der Betroffenen; Missverständnisse; anfangs auch Einflüssen auf das Lärmempfindlichkeit Innenohr und Genetik

Hörgeräte anpassen

Hintergrundgeräusche meiden; langsam sprechen Visuelle Hilfsmittel (Lichtglocke, Lichtzeichen), Handy mit SMS und MMS-Funktion

Veränderungen von Geschmacksund Geruchssinn

Appetitlosigkeit durch Abnahme der Empfindlichkeit der Sinneszellen; verringerten Geschmack; (relative) Unempfindlichkeit Rauchen; Medikamente auf Gerüche

Keine Therapie möglich

Auf Ablaufdaten achten; Verdorbene Speisen werden vielleicht nicht mehr als solche erkannt! Brandmelder installieren(Brandgeruch/Rauch wird zu spät wahrgenommen!)

Veränderungen des Tastsinns

Abnahme der Nervenleitgeschwindigkeit; Diabetes; Arteriosklerose

Medikamente gegen Grunderkrankung; gute Blutzuckereinstellung; evtl. Ergotherapie

Anziehhilfen/ Griffverdickungen/ Armaturen mit Thermostat Verbrühungsschutz)

Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten; Verletzungen an Fingerendgliedern

Hilfe bei der Verabreichung der Augentropfen; übermäßige Sonneneinstrahlung meiden (Sonnenbrille); für ausreichende Beleuchtung beim Lesen sorgen

4. Alt oder pflegebedürftig zu Hause 4.1 Am liebsten zu Hause ... Wohnen im Alter oder bei Krankheit? ... am liebsten zu Hause! Die Mehrzahl unserer älteren und alten Mitbürger bleibt ihr Leben lang aktiv und versorgt sich selbst (mit oder ohne Hilfe) zu Hause. Weniger als ein Zehntel von ihnen braucht institutionelle (Langzeit)-Pflege! Insgesamt steigt die Zahl der pflegebedürftigen älteren Menschen, die professionelle Pflege in Anspruch nehmen. Die Ursachen für diese Entwicklungen liegen in der , steigenden Zahl älterer, alter und hochbetagter Menschen , sinkenden Zahl an (Groß-)Familienverbänden und damit , dem Verlust von Rollenbildern und Funktionen älterer Leute in der Großfamilie

28

FIT

, steigenden Zahl berufstätiger Frauen (die – immer noch – zu über

70 % die Pflegeaufgaben im familiären Umfeld übernehmen)

, Migration und Mobilität (z. B. entfernt lebende Kinder)

Dem gegenüber stehen die zunehmende Autonomie älterer Menschen und ihr Wunsch, ihr Leben bis ins hohe Alter selbst zugestalten. Das eigene Heim ist

, das persönliche Reich und gewährt Raum für Autonomie

(Selbstständigkeit)

, Ausdruck der Identität (Persönlichkeit) , ein Erinnerungsraum mit den „Souvenirs“ eines erfüllten Lebens , voll von vertrauten Plätzen (Blick aus dem Fenster, Sitzplatz des vielleicht schon verstorbenen Partners, Arbeitsplatz in Küche oder Werkstatt), die Erinnerungen lebendig halten , ein Bereich, der seinem Bewohner persönliche Sicherheit gibt. Plötzliche gesundheitliche Veränderungen wie ein Schlag­anfall oder ein schwerer Sturz können Anpassungen der vertrauten Umgebung im Hinblick auf Sicherheit und Autonomie notwendig machen. Dazu gehört vielleicht die Anpassung der Wohnung an einen Rollstuhlbenützer (behindertengerechtes Bad, Treppenlift, Türschwellen entfernen, Türbreite anpassen) oder der Einbau von Rauchmelder, elektronischem Türöffner etc. Schreiten gesundheitliche Einschränkungen langsam voran, bleibt vielleicht Zeit genug, um die Umgebung zu adaptieren. Andererseits können Veränderungen im Wohnumfeld den Bewohner weiter verunsichern und zu einem Sicherheitsrisiko führen. Es ist also genau abzuwägen, , wie viel Vertrautes im Sinne von Lebensqualität und Sicherheitsgefühl beibehalten wird , welche Veränderungen notwendig sind, um die individuelle Sicherheit nicht durch nachlassende körperliche oder geistige Funktionen zu gefährden.

4.2 Tipps für Profis Um Gefahrenquellen im Haushalt zu beseitigen:

, Entferne Stolperfallen wie z. B. Teppiche oder herumstehende Gegenstände.

, Achte darauf, dass auch auf Stiegen keine Gegenstände herumstehen und ziehe bei glatten Treppen einen Trittschutz in Betracht.

, Benutze im Bad Antirutschmatten und wische Wasserlacken und Seifenreste gleich weg.

, Belasse Putzmittel in ihrer Originalverpackung, benutze sie nicht zusammen und mische sie auf keinen Fall. Außerdem lagere sie nicht bei Lebensmitteln, um Verwechslungen auszuschließen. , Achte auf gute Beleuchtung. Besonders an Herd und Arbeitsflächen in der Küche, um Verletzungen zu vermeiden. , Lass Rauchmelder anbringen.

FIT 29

Kapitel

2

Veränderungen im Alter

, Benutze keine Geräte mit wackeligen Steckern oder abgeknickten Kabeln. Sonst besteht Stromschlaggefahr. Achte außerdem auf Sicherheits- und Prüfsigel an den Geräten. , Gib in Lampen immer die passende Glühbirne hinein. Die Watt Zahl der Birne darf den am Gerät angegebenen Wert nicht übersteigen.

4.3 Das Krankenzimmer Wenn eine Person – egal welchen Alters – über längere Zeit zu Hause gepflegt wird, wird ihr Zimmer nicht nur Wohn- und Schlafzimmer, sondern auch der Mittelpunkt von Pflege und Betreuung zu Hause. Es sollte also auch der Bedeutung als Arbeitsraum für die Betreuer gerecht werden. Wenn möglich und ohne Barrieren (Stiegen, Schwellen) erreichbar, sollte es das bisherige Zimmer des Betroffenen bleiben. Es bietet als vertrauter Bereich Sicherheit in einer Zeit mit manchmal unangenehmen oder unerwünschten, aber notwendigen Veränderungen. Eigenschaften eines guten Krankenzimmers: , hell und geräumig (für Pflegeutensilien, aber auch für Besucher) , gut zu lüften und zu heizen , lärmgeschützt , leicht zu reinigen , anregende und freundliche Gestaltung Zur Ausstattung eines Pflegezimmers gehört: , ein gut erreichbarer Nachttisch und ausreichend Abstellflächen , Tisch und Sitzgelegenheit: wann immer möglich, sollten Betroffene mindestens einmal täglich aus dem Bett aufgesetzt werden und zum Beispiel eine Mahlzeit am Tisch einnehmen , Sitzgelegenheit für Besucher , Beleuchtung und Geräte wie Fernseher, die Betroffene selbst bedienen können , Evtl. ein Orientierungslicht für nachts , Falls notwendig, Gehhilfe oder Rollstuhl , Ein geeignetes Krankenbett, dass wenn möglich von allen Seiten zugänglich ist.

Arbeitsauftrag Notiere, welche Ausstattung neben Pflegeutensilien und Mobiliar eine lange Liegezeit für dich angenehmer machen würde.

4.4 Das Krankenbett Anforderungen an ein gutes Krankenbett:

, feststellbare Räder , höhenverstellbar mit verstellbarem Kopfteil, evtl. auch Fußteil verstellbar

, abgepolsterte Bettgitter , geeignete Matratze mit Matratzenschoner; bei langer Liegedauer mit Gefahr des Wundliegens empfiehlt sich eine spezielle Wechseldruckmatratze, die bei Sanitätshäusern, Pflegestützpunkten oder Sozialversicherungsträgern ausgeliehen werden kann , mehrere Kopfpolster und kleinere Lagerungspolster , eine leichte, gut zu reinigende Decke

30

FIT

Ein spezielles Bett auszuborgen ist gar nicht so teuer und kann Pflegebedürftigen und Betreuern die Zeit der Pflege wesentlich erleichtern – auch wenn sich die Betroffenen den Austausch des vertrauten Bettes manchmal zunächst nicht vorstellen können.

4.5 Übung Leintuchwechsel beim liegenden Kranken Material: Frisches Leintuch, evtl. zusätzlich Durchzug, Schmutzwäschekorb für gebrauchtes Leintuch Durchführung: 1. Informiere den Pflegebedürftigen und bitte ihn wenn möglich mitzuhelfen. 2. Gewährleiste Schutz und Sicherheit: Achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Decke die zu pflegende Person dafür mit der gefalteten Decke zu. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um die Verletzungsgefahr für beide Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe. 3. Lege das Material bereit. 4. Entferne alle Polster, ggfs. belasse einen kleinen Kopfpolster. 5. Bring den kranken Menschen in Seitenlage: Stell dich dazu auf die Seite, zu der die Drehung erfolgen soll. Stell dich gerade zum Bett, stabilisiere deinen Rücken und stütze dich, wenn möglich, mit den Knien ab. 6. Winkel den näher liegenden Arm zum Kopf in an und lege den anderen Arm auf die Brust des Kranken. 7. Fass ihn an Hüfte und Schulter und drehe ihn zu dir hin. Achte dabei darauf, dass deine Finger nicht gespreizt sind. 8. Bitte den Kranken, sich an der Matratze oder am Bettgitter festzuhalten. 9. Geh auf die andere Bettseite. 10. Roll das benützte Leintuch und ggfs. den Durchzug ein und lege es so dicht wie möglich an den Kranken. 11. Bette das saubere Leintuch und den neuen Durchzug auf dieser Seite ein. 12. Fass den Kranken wieder an Schulter und Hüfte und dreh ihn über den „Wäscheberg“ auf die frisch bezogene Seite. 13. Wechsel die Bettseite und entferne die benützte Bettwäsche. Stecke Leintuch und Durchzug faltenlos fest. 14. Lagere den Kranken nach seinen Wünschen und gib ihm die gewohnten Polster zurück. 15. Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf. Wie war dein Befinden während dieser Übung a) als Pflegender, b) als Gepflegter? Sind deine Wünsche respektiert worden? Hast du Fragen zur Technik? Was ist dir aufgefallen?

FIT 31

Kapitel

2

Veränderungen im Alter

4.6 Tipps für Profis

, Um dich im Alltag zu entlasten, achte auf deine Arbeitshaltung! Tipps dazu findest du auch in Kapitel 4! Lass dich von Gesundheitsund Krankenpflegepersonen oder Physiotherapeuten beraten, wie du den Kranken am besten bewegen und lagern kannst! , Faltige Leintücher können die Gefahr des Dekubitus (Wundliegens) bei langer Liegedauer erhöhen. Feste Knoten an den Ecken des Leintuchs halten das Laken straff und faltenfrei. , Nicht bei jedem kleinen Fleck muss tatsächlich die ganze Bettwäsche gewechselt werden. Im Alltag mit kranken Familienmitgliedern fällt sehr viel Wäsche an. Entscheide, wann es sinnvoll ist, Leintuch und Polsterbezüge auszutauschen. Wechsle auf jeden Fall feuchte Wäsche, da sie zu Hautproblemen und Infektionen führen kann. , Möglichst alle Kranken sollten, wenn der Arzt es erlaubt, mindestens einmal täglich ihr Bett verlassen können. Dann kannst du den Wäschewechsel praktisch gleich in dieser Zeit erledigen. Bei folgenden Anzeichen und Erkrankungen brauchst du (ärztliche) Hilfe:

, Auftretende Druckstellen durch lange Liegedauer und Bewegungs-

Filmtipp

mangel (siehe Kapitel 7).

Der seltsame Fall des Benjamin Button

, Andere Komplikationen wie Thrombosen (Blutpfropf in einem Gefäß) oder Gelenkprobleme

New Orleans im Jahr 1918: Benjamin Button (Brad Pitt) schockiert schon bei der Geburt seinen Vater – er hat den Körper eines 80-Jährigen! Prompt legt ihn der Papa vor die Tür eines Altenheims. Das seltsame Kind wächst heran und als Benjamin die 30-jährige Daisy (Cate Blanchett) trifft, verliebt er sich in sie und beginnt eine Beziehung. Die wird jedoch von der Sorge überschattet, dass sie sich auseinander entwickeln: Während Daisy altert, wird Benjamin immer jugendlicher. Eine märchenhafte Zeitreise hat der für ungewöhnliche Filme bekannte David Fincher („Fight Club“) mit großem Staraufgebot verfilmt und rafft ein ganzes Jahrhundert Geschichte. Die namhafte Vorlage dazu lieferte eine Kurzgeschichte von Weltliterat F. Scott Fitzgerald.

32

FIT

, Schmerzen bei der Betreuung: Physiotherapeuten zeigen dir, wie du den Kranken gut mobilisieren und selbst deinen Rücken schonen kannst. , Psychische Belastungen durch die Pflege können für beide Seiten so deutlich werden, dass psychologische Unterstützung hilfreich sein kann.

5. Beachte Dein Körper vergisst nichts. Getränke enthalten Phosphorsäure. Diese kann bei häufigem Genuss die Calciumaufnahme hemmen und zur Osteoporose (Knochenschwund) führen. w Trink viel Wasser. Es ist eines der wirksamsten Well-Aging-Mittel. Auch Bewegung schützt vor frühem Knochenabbau. , Sonnenbrand/ Solarium, Rauchen u.a. lassen deine Haut schnell alt aussehen. w Genieße die Sonne nur mit ausreichendem Sonnenschutz. w Nicht nur Lunge und Haut freuen sich über einen Verzicht/ das Einschränken der Zigaretten: Raucher leben im Schnitt um 10 Jahre kürzer als Nichtraucher.

, Cola-haltige

FIT 33

Kapitel

3

Kleidung und Körperpflege

Der Duft des Alters

A

lte Leute kann man riechen“, behauptete Ringo. „Weil sie alle komisch riechen.“ Die fünf aus dem „Betreuung und Pflege“-Kurs saßen auf „ihrer“ Parkbank. Sanne hatte von ihrem „Erlebnis“ mit dem alten Leo erzählt. Ein paar Tage später war sie mit Momo hingegangen und hatte das Zimmer nach seinen Bedürfnissen aufgeräumt – ganz ohne Möbelumstellen. Leo war sehr viel zugänglicher gewesen. „Es ist zwar nicht nett, was du sagst“, meinte sie jetzt, „aber irgend­ wie stimmt es. Beim Leo hat es auch so gerochen: muffig, staubig, nach Keller und ungelüftet ... einfach alt, ja.“ „Geh bitte!“, amüsierte sich Momo. „Heute bin ich zwischen Martin und Bine gesessen … puh, haben die geduftet. Sie nach Parfüm und er nach Kebab, und beide duschen offenbar nur zum Geburtstag.“ „... übermorgen!“, rief Erik, der gerade ein Telefonat beendet hatte. „Übermorgen ist was?“, fragte Momo. „Da hab ich Geburstag. War das nicht die Frage?“, meinte Erik. „War es nicht. Telefonieren und Mitreden – zuviel für dich“, grinste Momo, und Ringo setzte nach: „Von mir kriegst du ein Shampoo.“ Erik verstand gar nichts mehr: „He, ich dusche jeden Tag, Alter!“ „Bisschen oft, oder?“, fand Ringo. „Für dich vielleicht“, gab Erik zurück, aber Ringo erzählte, dass er als Kind Neurodermitis gehabt hatte und die Ärztin ihm geraten hatte, höchstens jeden zweiten Tag zu duschen. „Geruch stört mich weniger“, überlegte Aisha, „aber mir graust vor den Zähnen meiner Oma, echt. Fast nichts mehr da, und das ist braun und riecht.“ Sanne schüttelte sich bei dem Gedanken, doch Aisha redete weiter. „Umgekehrt findet die Oma mein Piercing eklig. Und einmal hat es sich entzündet. Seither tu ich es einmal pro Woche raus.“ Das Läuten von Momos Handy unterbrauch die Diskussion. „Ja, klar! Haben wir ja gesagt ... Ich komm’ direkt rüber.“ Momo tippte das Gespräch weg und sah die anderen an: „Jetzt bin ich dran. Ich gehe mit meiner Mutter zur Oma, duschen!“ „Wenn du keine Dusche hast, kannst du auch zu mir kommen“, meinte Ringo mit scheinheiligem Augenaufschlag. „Witzbold!“, knurrte Momo, „Wir duschen die Oma! Besser gesagt, wir helfen ihr, wenn sie was braucht.“ „Aha, ein Assistenzeinsatz“, kommentierte Erik. „Willst mitkommen?“ fragte Momo. „Hmpf ...“

34

FIT

Wenn Momo ihre Großmutter besuchte, gab es stets ihre Lieblings­ chips und -kekse. Selbst der Schlaganfall, die halbseitige Lähmung und der Rollstuhl konnten Oma nicht daran hindern, Momo weiter zu verwöhnen. Sie ließ sich ihre Einkäufe jetzt zustellen. Was Oma nicht mehr konnte, war allein zu duschen. Einmal in der Woche kam Momos Mutter, um ihr dabei zu helfen. Oma musste vom Rollstuhl auf den Duschhocker bewegt werden, und sie konnte nur mit einer Hand mithelfen. Die andere war seit dem Schlaganfall gelähmt. „Du musst sie nicht waschen“, hatte Momos Mutter sie vorher beruhigt. „Was sie mit einer Hand kann, macht sie selber, den Rest mache ich. Ich tu mir aber schon schwer, sie auf den Hocker zu heben. Das können wir zu zweit besser.“ Momo assistierte ihrer Mutter. Sie legte die Duschmatte auf und stellte den Hocker darauf. Sie kontrollierte die Wassertemperatur mit der Hand. Als Momo das laufende Wasser gemessen hatte und Mama die Dusche übergab, wollte sie sich 1 Wie wäre es, wenn mir jemand bei der dezent zurückziehen. Aber Oma meinte: „Schau ein Körperpflege helfen müsste? bisschen zu, Momo, vielleicht hat Claudia mal keine 2 Von wem würde ich mir helfen lassen? Gibt Zeit und du musst mir wirklich allein helfen ...“ es Grenzen? Darf ein Fremder zusehen? Genau das hatte sich Momo auch schon gedacht. 3 Wie wichtig ist Körperpflege für mich? Welche Utensilien sind für mich Und nachdem die Duschaktion vorbei war, hatte sie unverzichtbar? keine Angst mehr davor. Wir kriegen das auch zu zweit hin, Oma und ich!

Fragen

FIT 35

Kapitel

3

Kleidung und Körperpflege

Kleidung und Körperpflege 1. Lernziele

, Die individuelle Bedeutung von Hygiene und Kleidung kennen und respektieren.

, Die Pflege des eigenen Körpers als ein wichtiges Element von Autonomie beachten.

, Motiviert sein, Personen bei Körperpflege und Kleidung aktivierend zu unterstützen sowie deren Gewohnheiten zu respektieren.

, Eine größere Sensibilität und Sicherheit im Umgang mit deinem und „fremden“ Körpern erlangt haben.

, Kenntnisse über verschiedene Körperzonen besitzen und diese in der Pflege berücksichtigen.

, Vorbereitungen zur Unterstützung bei der Körperpflege in verschiedenen Varianten (Wanne, Dusche, Bett) durchführen können.

, Die richtigen Handgriffe bei der Unterstützung zur Körperpflege sicher beherrschen.

, Wissen, dass es für beide Seiten legitim ist, eine intime PflegehandArbeitsauftrag Notiere, was Kleidung für einen Menschen alles bedeuten kann bzw.wovon die Kleidungsauswahl abhängt:

lung aus persönlichen Gründen abzulehnen und jemandem anderen zu überlassen.

2. Kleidung 2.1 Kleidung, Outfit, Erscheinung Die Kleidung (Bekleidung, Garderobe, Robe, Gewand, Anziehsachen, Klamotten, Kluft, Zeug) ist- als Gegensatz zur Nacktheit– das Material, das den Körper als künstliche Hülle umgibt. Das Outfit umfasst neben Kleidung auch Schuhe, Schmuck, Frisur etc. Mit der äußeren Erscheinung ist neben dem Outfit auch das Aussehen des Körpers selbst gemeint.

z.B. Schutz vor Kälte,

2.3 An- und Ausziehen Sich kleiden bedeutet also viel mehr, als nur die Bedeckung seines Körpers. Die Wahl der Kleidung ist von verschiedenen Faktoren abhängig und hat Einfluss auf das (Wohl-)Befinden und Selbstwertgefühl. Berücksichtige daher Vorlieben, Gewohnheiten und Tabus und frage immer wieder nach besonderen Wünschen. Generell ist festzustellen, dass das äußere Erscheinungsbild für manche Menschen eine größere, für andere eine weniger große Rolle spielt.

36

FIT

Es sollte aber in jedem Fall zwischen Tageskleidung und Nachtwäsche unterschieden werden. Ein Wechsel der Tag- und Nachtwäsche (wenn möglich täglich) – gerade auch bei einem immobilen Menschen - ist notwendig und unterstützt das Wohlbefinden. Das Ankleiden ist ebenso wie das Ausziehen eine sehr intime Handlung. Sie hat nicht nur etwas mit Nacktheit und dem dazu gehörigen Schamgefühl zu tun sondern auch mit dem beschämenden Gefühl, etwas sehr Persönliches nicht mehr alleine bewerkstelligen zu können. Sich selbst anziehen zu können, ist einer der Meilensteine auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen. Je nach Abhängigkeitsgrad und Zustand benötigt der hilfsbedürftige Mensch folgende Unterstützungen: , Entscheidungshilfe bei der Auswahl der Kleidung , Anleitung und Förderung der Selbsthilfe , Unterstützung beim An- und Auskleiden

2.4 Tipps für Profis

, Hilf nur dort, wo es wirklich nötig ist bzw. wo und so weit der Hilfsbedürftige das wünscht.

, Dränge nicht, auch wenn es für deine Begriffe zu langsam geht. Plane also genügend Zeit ein.

, Korrigiere respektvoll, wenn „Fehler“ unterlaufen (z.B. falsch zugeknöpftes Hemd). auch schwierigere Handgriffe so weit es geht selbst durchzuführen. Fertigkeiten und Kompetenzen sollten so lange wie möglich erhalten und gefördert werden – es ist sehr schwer, einmal aufgegebene Techniken wieder neu zu erlernen. , Bei verwirrten Personen erkläre die Handgriffe und führe deren Hand- so kann Vergessenes bei häufiger Wiederholung wieder erinnert werden. , Dort, wo du direkt und überwiegend selbst helfen musst: du bist nur der Assistent, der hilfsbedürftige Mensch muss Regisseur seiner eigenen (Körper-)Pflege bleiben! , Sofern es bei bestimmten Dingen notwendig ist, entgegen den Vorlieben zu handeln, verweise respektvoll auf die medizinisch-pflegerischen Notwendigkeiten und vermeide einen „Machtkampf“. Oft hilft es auch, wenn bestimmte Botschaften von externen Autoritäten überbracht werden (z.B. Hausarzt, professionelle Pflegeperson). , Krankenkleidung sollte in der Waschmaschine waschbar, bügelfrei, bequem, elastisch und durch weite Öffnungen leicht über den Kopf zu ziehen sein. Praktisch sind auch vorne verschließbare Reiß- oder Klettverschlüsse. , Informiere dich und den hilfsbedürftigen Menschen über Hilfsmittel, die ihm die Selbständigkeit zu bewahren helfen.

, Ermutige,

Arbeitsauftrag Welche Hilfsmittel zur Unterstützung für das An-/Auskleiden kennst du? Frage in einem Sanitätsfachgeschäft nach oder recherchiere online.

Schuhlöffel,

FIT 37

Kapitel

3

Kleidung und Körperpflege

2.5 Übung Das gegenseitige Aus- und Anziehen einer Jacke oder evtl. Hose auf dem Krankenbett , Informiere den Pflegebedürftigen. , Gewährleiste Schutz und Sicherheit: achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe, wenn du das möchtest. , Lege die frische Wäsche und einen Schmutzwäschekorb für die schmutzige Wäsche bereit. Ausziehen: w Veranlasse den Hilfsbedürftigen, die Knie anzuwinkeln und das Gesäß anzuheben – notfalls mit deiner Unterstützung – und schiebe das Oberteil so weit wie möglich nach oben und ziehe die Hose aus. w Bitte den Hilfsbedürftigen, den Oberkörper anzuheben – gegebenenfalls mit Unterstützung – und ziehe das Oberteil/Nachthemd über die Schultern bis in Nackenhöhe. (FOTO!) w Lege die Arme des Hilfsbedürftigen über der Brust zusammen, lasse den Kopf anheben und ziehe das Nachthemd/Oberteil mit einem Griff von hinten nach vorne über den Kopf. Dann kannst du das Oberteil über beide Arme ausziehen. (FOTO!) Anziehen: w Das Anziehen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Denke bei Ärmeln daran, dass du die Finger des Hilfsbedürftigen zusammenhältst, damit sie nicht hängen bleiben und überstreckt werden! Wenn eine Körperseite gelähmt/eingeschränkt ist: Beginne beim Ausziehen immer zuerst über die gesunde Seite, beim Anziehen über die kranke Seite! Wie war dein Befinden während dieser Übung a) als Pflegender, b) als Gepflegter? Sind deine Wünsche respektiert worden? Hast du Fragen zur Technik? Was ist dir noch aufgefallen?

2.6 Beachte Unzweckmäßige Kleidung kann die Gesundheit gefährden.

, Zu enger Schnitt/zu enge Schnürung kann auf Gefäße, Nerven und Organe drücken und dadurch die Blutzirkulation behindern bzw. kann der Wärmestau bei Männern zu Zeugungsproblemen führen. w Achte auf bequem sitzende Kleidung. , Zum Färben werden oft giftige Substanzen verwendet. w Wasche Kleidung immer vor dem ersten Tragen. , Ein Bügel-BH kann Druck auf das Lymphsystem ausüben, sodass es nicht ausreichend Stoffwechselprodukte abtransportieren kann. w Trage auch BHs ohne Bügel und ziehe BHs nachts generell aus. , String-Tangas können durch den schmalen Steg beim Gehen durch Reibung Hautrisse verursachen und so Hautentzündungen hervor­

38

FIT

rufen. Eine Unterkühlung der Harnröhre kann zu einer schlech­teren Durchblutung und damit zur Blasenentzündung führen. w Achte auf bequemen Sitz der Strings und trage auch andere Slips. , Kleidung aus synthetischen Fasern kann den Schweiß oft nicht aufnehmen. Es entsteht ein feuchtes Klima, das Pilzerkrankungen begünstigen kann. w Achte beim Kauf auf das Material und wechsle feuchte (Unter-)Wäsche. Kennzeichnung von Kleidung Zwecks Auswahl und Pflege findest du am Etikett meist folgende Angaben: w Marke w Materialzusammensetzung: z. B. Baumwolle, Wolle, Chemiefasern wie Polyester ... w Konfektionsgröße w Textilpflegesymbole (Siehe Rand, oder so)

3. Körperpflege

Waschen

allgemein

max.30 Grad

max.30° schonend

max.30° sehr schonend (Wolle)

Handwäsche

nicht waschen

Trommeltrocknen

3.1 Was ist Körperpflege? Unter der Körperpflege versteht man die Pflege von Haut, Haaren und Nägeln sowie die Zahn- und Mundpflege. Weitere Bereiche sind die Bartpflege und Haarentfernung. Die Verwendung von Kosmetik und Duftmittel gehört ebenfalls zur Körperpflege. Sie ist somit ein Teilbereich der Hygiene, der Lehre von der Verhütung der Krankheiten und der Erhaltung, Förderung und Festigung von Gesundheit.

allgemein

niedrige Temperatur (schonend)

normal

Nicht trocknen

Bügeln

allgemein

geringer Temperatur 110–150 0C

hoher Temperatur

Nicht bügeln

mittlerer Temperatur 200 0C

3.2 Sensible Bereiche Bedenke also, dass manche Abwehrhaltung seitens des Hilfsbedürftigen gerade aus der Problematik der Intimität erwachsen kann. Insbesondere das Gesicht ist bei der Körperpflege ein sehr sensibler Bereich. Oft ist es der sexuelle Intimbereich, der bei der Pflege innerhalb der Familie die größten Unsicherheiten erzeugt. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Intimpflege am besten durch vertraute/verwandte Personen durchgeführt werden sollte. Das ist in vielen Fällen auch richtig: dann nämlich, wenn es für beide Beteiligten passt. Wenn es aber für einen von beiden nicht passt, ist es wichtig, dieses Thema möglichst offen in der Familie und/oder mit professionellen Pflegepersonen zu besprechen. Es gibt durchaus sehr flexible Lösungen z.B. ein anderes Familienmitglied oder die Pflegehilfe übernimmt die Unterstützung bei der Körperpflege. Dann kann die Körperpflege das Wohlbefinden erhöhen und das

Bleichen erlaubt Professionelle Reinigung (Chlor und Sauerstoff) (Putzerei)

FIT 39

Kapitel

Arbeitsauftrag Notiere, an welchen Stellen deines Körpers a) Fremde, b) gute Freunde, c) nur du und evtl. dein Partner dich berühren dürfen und zeichne diese Zonen in grün, gelb und rot in der Skizze ein: öffentliche Körperzonen private Körperzonen intime Körperzonen

3

Kleidung und Körperpflege

Selbstvertrauen stärken. Körperpflege dient auch der Hygie­ne, fördert die Durchblutung, regt die Muskulatur an und bietet eine gute Möglichkeit zur Krankenbeobachtung.

3.3 Tipps für Profis

, Es gilt: Wo, wann und wie du die Körperpflege durchführst, solltest du mit dem Hilfsbedürftigen besprechen. Kranke/pflegebedürftige Menschen sollten, wenn sie aufstehen können und der Arzt es erlaubt, in regelmäßigen Abständen (das kann für den Betroffenen auch einmal pro Woche bedeuten!) baden oder duschen. , Wie du Intimsphäre und Selbstwertgefühl schützen kannst: w Die Körperpflege sollte möglichst von einer Person durchgeführt werden, die der Hilfsbedürftige hierfür akzeptiert. w Informiere ihn vorab und hole sein Einverständnis ein. w Schirme ihn während der Körperpflege vor den Blicken anderer ab und vermeide Störungen und Unterbrechungen: schließe die Tür, bringe ein Schild mit „Bitte nicht stören“ an. w Frage den Hilfsbedürftigen offen, was er als besonders belastend empfindet und schalte diesen Faktor- wenn möglich- aus. w Wende dich ausschließlich dem Hilfsbedürftigen zu: verrichte keine Nebentätigkeiten und unterhalte dich nicht gleichzeitig mit anderen Personen.

, Berücksichtige Wünsche und Gewohnheiten (z.B. ob er lieber duscht oder badet, welche Pflegemittel du verwenden sollst, usw.)

Arbeitsauftrag Welche möglichen Veränderungen am Kranken kannst du bei der Körperpflege beobachten?

, Beachte die persönlichen Fähigkeiten/Möglichkeiten (Ressourcen) und lass ihn selbst durchführen, was er noch kann.

, Vermeide zusätzliche Probleme wie eine Erkältung oder Infektion, indem du Zugluft vermeidest und Hygieneregeln beachtest.

, Gestalte deine Pflegehandlungen wohltuend:

w Beruhigend sind warme Hände (evtl. vorher unter warmem Was-

ser waschen) und ruhige, gleichmäßige Bewegungen. Lege dabei möglichst die gesamten Handflächen auf und arbeite mit konstantem Druck vom Körperstamm weg. w Anregend wirkt es, wenn du in kreisenden Bewegungen, gegen die Haarwuchsrichtung zum Körperstamm hin, wäschst und eher raue Frotteewaschlappen und Handtücher verwendest. , Verwende Hilfsmittel wie: rutschfeste Bade- und Duschmatten, Duschhocker, Wannensitz, Haltegriffe, Badewanne mit Schwenktür, Badewannen-Verkürzungs-Einsatz, Seifenspender, Rückenbürste, Zehenreiniger, Nagelbürste mit Saugnäpfen, Nagelknipser auf Ständer oder verlängerte Nagelschere, Haarbürste mit langem Griff, Lotionrolle zum Anbringen von Cremes, teleskopische Spiegel, Zehenabtrockner, Haarwaschbecken für das Bett, Waschbecken-Lift ... Ein Sanitätsfachgeschäft informiert dich sicher gerne über weitere Hilfsmöglichkeiten bei bestimmten Einschränkungen und deren Finanzierung (durch die Krankenkasse).

Ich… sehe:

höre:

rieche:

fühle:

40

FIT

3.4 Übung Die gegenseitige Teilwaschung (Hand o. Fuß) im Bett bzw. die Zahnpflege bei Tisch , Informiere den Pflegebedürftigen. , Gewährleiste Schutz und Sicherheit: Achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe, wenn du möchtest. , Stelle die gewünschten Pflegemittel (z.B. Seife oder Wasserzusatz, Creme, Deo, ggfs. Nagellack, Zahnpasta, ggfs. Mundwasser, Lippenpflegestift) und Pflegehilfsmittel (z.B. Waschschüssel, Waschlappen, Handtuch, Nagelfeile, Nagelschere, Zahnbürste, Zahnseide) bereit. , Frage nach der bevorzugten Wassertemperatur. , Hand-/Fußbad: Lege ein Tuch unter den zu waschenden Körperteil, stelle die Waschschüssel darauf und ermögliche das Bad. Beachte im Anschluss das gute Abtrocknen der Finger- bzw. Zehenzwischenräume. Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf. Zahnpflege: achte auf eine bequeme Sitzposition oder Seitenlage, lege ein Handtuch vor, stelle eine Nierenschale und einen Becher mit Wasser zum Spülen bereit, richte Zahnbürste, Zahnpasta und weitere Hilfsmittel her. Führe die Zahnbürste in kleinen, kreisenden Bewegungen unter leichtem Druck über Zahnfleisch und Zähne z.B. nach der KAI-Technik (Kauflächen, Außenseiten, Innenseiten), zuerst oben, dann unten. Arbeite dabei immer vom Zahnfleisch zu den Zähnen (von rot nach weiß). Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf. Wie war die Berührung für dich als a) Pflegender, b) Gepflegter? Hat sich die Pflegeperson Zeit für dich genommen? Hast du Zuwendung/Ekel gespürt bzw. selbst empfunden? Sind deine Wünsche und deine Würde respektiert worden? Was ist dir sonst noch aufgefallen?

3.5 Richtig baden und pflegen 3.5.1 Das Wannenbad Material: Rutschfeste Badematte, Hocker oder Stuhl, ggfs. Badewannenlifter, Handtücher/Badetücher, Waschlappen, Bürste/Kamm, frische Unterwäsche, Schlafanzug, Nachthemd, Bademantel oder Tageswäsche, Badezusatz, Körperpflegeartikel Durchführung: , Informiere den Pflegebedürftigen. , Gewährleiste Schutz und Sicherheit: Achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe, wenn du möchtest. , Lege eine rutschfeste Badematte in die Wanne ein.

FIT 41

Kapitel

3

Kleidung und Körperpflege

, Lasse 37–38 °C warmes Badewasser (Thermometer!) einlaufen; etwas kaltes Wasser zum Schluss, um Verbrennungen durch heiße Armaturen zu vermeiden. Verwende einen Badezusatz je nach Wunsch. , Begleite den Hilfsbedürftigen zuerst auf die Toilette. , Unterstütze den Badenden. Achtung: Beobachte ihn. Öffne bei einem Schwächeanfall sofort den Badewannenverschluss und leiste erste Hilfe! , Verwende nach dem Bad Körperpflegemittel nach Wunsch. , Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf. , Bedenke, dass ein Wannenbad anstrengend ist und den Kreislauf belastet. Plane daher nach dem Bad eine Ruhephase ein.

3.5.2 Das Duschbad Material: Wie beim Wannenbad Durchführung: , Informiere den Pflegebedürftigen. , Gewährleiste Schutz und Sicherheit: Achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe, wenn Du möchtest. , Lege eine rutschfeste Matte in die Dusche. , Stelle evtl. einen Duschhocker ein, achte auf dessen sicheren Stand. , Regle die Wassertemperatur je nach Wunsch zwischen 30–40 °C und prüfe die Temperatur am Handrücken. , Der Hilfsbedürftige wäscht sich, soweit er kann; sonst unterstütze ihn. , Hilf ihm beim Abtrocknen, ggfs. Eincremen und Ankleiden. , Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf.

3.5.3 Ganzkörperpflege im Bett Material:

, Pflegehilfsmittel wie Waschschüssel, Waschlappen, Handtuch, ggfs. eine Unterlage als Nässeschutz, Nagelfeile, -schere, Zahnbürste, Zahnseide,… , wenn Waschlappen und Handtuch nicht nach jeder Ganzkörperpflege gewechselt werden, benötigst du je 2 Stück: eines für den Oberkörper/Gesicht, eines für den Unterkörper/ Intimbereich. , Alle gewünschten Pflegemittel wie z.B. Seife, Waschlotion oder Wasserzusatz, Creme, Zahnpasta, Mundwasser (nicht regelmäßig verwenden), Lippenpflegestift,… , Frische Wäsche Durchführung: , Informiere den Pflegebedürftigen. , Gewährleiste Schutz und Sicherheit: achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe. , Biete Leibschüssel/ Harnflasche an.

42

FIT

, Frage nach der gewünschten Wassertemperatur. , Wasche bzw. lass das Gesicht selbst waschen und abtrocknen. , Ziehe das Nachthemd/Schlafanzugoberteil aus. , Ermögliche ein Handbad oder wasche Hände sowie Arme und Achselhöhlen und trockne sie ab.

, Wasche und trockne den Brust- und Bauchbereich, achte auf Hautfalten und trockne diese gründlich.

, Wasche und trockne den Rücken. , Ziehe ein frisches Hemd/Oberteil an. , Ziehe ggf. die Schlafanzughose aus. , Wasche und trockne Beine und Füße. , Wasche und trockne den Genitalbereich mit frischem Wasser und mit einem frischen Waschlappen/Handtuch: Intimpflege

, bei Frauen: Schamgegend zum After hin waschen und abtrocknen , bei Männern: Geschlechtsteil waschen und abtrocknen, dabei ggfs. die Vorhaut zurückschieben, vorsichtig säubern und wieder nach vorne schieben w Wasche und trockne das Gesäß in Seitenlage. Bei Bedarf trage anschließend Hautcreme auf. w Wechsle ggfs. feucht gewordenen Bettwäsche. w Kleide den Bettlägerigen fertig an. w Führe Mund- und Zahnpflege durch, kämme die Haare, rasiere (s. Punkt 3.5.6), usw. w Biete ggfs. Kosmetikartikel und Hilfe beim Schminken an. w Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf. Achte bei immobilen Personen besonders auf gutes Abtrocknen (v.a die Zehen–Zwischenräume, Achselhöhlen, Bauchfalten und Leistengegend), da sonst eine nässende Hautentzündung (Intertrigo) entsteht und Bakterien und Pilze sich besonders gut vermehren können. Je nach Situation können Teilwaschungen eine Ganzwaschung ersetzen.

3.5.4 Mundpflege

, Die Zähne sollen mind. 2x täglich geputzt werden, da durch mangel­ nde Flüssigkeitsaufnahme, fehlende Stimulation des Speichel­­ us­ses sowie bestimmte Medikamente oder Nahrungspause (Nahfl rungskarenz) Krankheiten entstehen können, wie z.B. Soor (Pilz­­erkrankung) oder Parotitis (Ohrspeicheldrüsenentzündung). Das Vorgehen bei der Zahnpflege findest du in der Übung bei Punkt 3.4) , Wenn keine eigenen Zähne mehr vorhanden sind oder der Gesundheitszustand eine Zahnpflege wie oben beschrieben nicht zulässt, solltest du mind. 3x täglich eine Mundpflege vornehmen. Material: , Warmes Wasser und verordnete Zusätze, möglichst nach Vorliebe des Kranken (z.B. Kamille, Salbei, Zitrone, Melisse)

FIT 43

Kapitel

3

Kleidung und Körperpflege

, Große,

fusselfreie Wattestäbchen, Gazetupfer oder Schaumstoffstäbchen , Glyzerinfreier Fettstift oder Fettcreme für die Lippen Durchführung: , Befeuchte das Wattestäbchen mit der vorbereiteten Flüssigkeit. , Wische die Mundhöhle (Gaumen, Zunge, unter der Zunge, Wangentaschen) sorgfältig und gründlich aus. Tauche immer nur saubere, ungebrauchte Stäbchen in die Lösung ein. , Wiederhole ggfs. den Vorgang, verwende dafür ein frisches Stäbchen. , Bestreiche die Lippen mit Fettstift oder –creme.

Oberkieferprothese: (FOTO! In Foto-Liste einfügen)

Unterkieferprothese: (FOTO! In Foto-Liste einfügen)

Zahnprothesenpflege Auch Zahnprothesen sollten mindestens zweimal täglich bzw. nach Bedarf gereinigt werden. Verwende Einmalhandschuhe. Gib Acht, dass die Prothese nicht herunterfällt und zerbricht! Herausnehmen Oberkieferprothese: , Lasse den Mund weit öffnen. , Fasse mit Daumen und Zeigefinger beider Hände die vorderen Zähne und drücke leicht gegen den Oberkiefer. , Ziehe die Prothese vorsichtig nach unten vorne ab. Unterkieferprothese: , Lasse den Mund weit öffnen. , Fasse mit Daumen und Zeigefinger beider Hände die Prothese seitlich, bewege sie leicht nach vorn und nimm sie heraus. , Spüle grobe Verschmutzungen ab und lege die Prothesen in einen Behälter mit lauwarmem Wasser ggfs. mit Prothesen-Reinigungsmittel. , Reinige die Prothese danach unter lauwarmem, fließendem Wasser mit der Zahnbürste. Mach das vorsichtshalber über einem mit Wasser gefüllten Waschbecken, damit die Prothese, wenn sie dir herunterfällt, nicht bricht. Um Kieferverformungen vorzubeugen, sollte die Prothese möglichst ständig- auch nachts- getragen werden. Gut sitzende Prothesen können nicht verschluckt werden.

3.5.5 Hautpflege

, Trage bei trockener Haut (z.B. an den Beinen) auf die betreffende Körperregion nach dem Waschen Körperlotion auf. Achte darauf, dass der Hilfsbedürftige genügend trinkt, sofern er krankheitshalber keine Trinkmengen-Beschränkung hat. , Bei Hauterkrankungen behandle die betroffenen Areale zum Schluss und achte darauf, dass die gesunde Haut möglichst nicht mit den Krankheitskeimen in Berührung kommt.

44

FIT

3.5.6 Rasur

, Frage bei Männern und Frauen nach den jeweiligen Gewohnheiten und Vorlieben und berücksichtige diese (z.B. Nassrasur oder Trockenrasur, Härchen auszupfen,…) Nassrasur Material: Wasser, Schaum/Seife und Pinsel, Rasierklinge, Rasierwasser/-balsam für empfindliche Haut, Handtuch. Durchführung: , Trage den Rasierschaum auf, feuchte die Rasierklinge an. , Während des Rasierens spanne die Haut immer mit der zweiten Hand, um das Haar an der tiefsten Stelle zu erwischen und die Schnittgefahr zu vermindern. , Tauche nach jedem Zug die Klinge in Wasser, um die Barthaare zu entfernen. , Die Rasur gegen die Haarwuchsrichtung ist zwar gründlicher, steigert aber das Risiko von Hautreizungen und eingewachsenen Haaren. Bei empfindlicher Haut rasiere also zuerst mit der Haarwuchsrichtung und dann gegen diese. , Wasche zum Schluss die Schaumreste ab, trockne das Gesicht und benetze es mit einem Aftershave-Wasser/ Balsam.

3.5.7 Haarpflege: Haarwäsche im Bett Pflegebedürftige Menschen, die die meiste Zeit im Bett verbringen, leiden häufig unter einer juckenden, schmerzenden Kopfhaut und einer Verfilzung der Haare. Diese sollten daher täglich gekämmt/gebürstet und möglichst wie gewünscht frisiert werden. Achte darauf, dass die Art der Frisur das bequeme Liegen im Bett nicht beeinträchtigt und keine Druckstellen (Dekubitus) entstehen können. Material: , Gummiunterlage als Bettschutz , Kübel mit wunschgemäß temperiertem Wasser (ca. 35–40  °C) , Kanne oder anderes Gießgefäß , Haarwaschbecken/Schüssel , Evtl. Beistelltischchen , Shampoo, Bürste/ Kamm, Föhn , Handtücher Durchführung: , Informiere den Pflegebedürftigen. , Gewährleiste Schutz und Sicherheit: achte auf Raumtemperatur und Intimsphäre. Arbeite mit sauberen, schmuckfreien Händen, um das Verletzungsrisiko auf beiden Seiten zu minimieren. Verwende ggfs. Einmalhandschuhe. , Decke das Bettoberteil mit einem Nässeschutz (Gummiunterlage) ab. , Bringe den Hilfsbedürftigen in die flache Rückenlage. , Lagere den Kopf entweder so, dass er über den seitlichen

FIT 45

Kapitel

3

Kleidung und Körperpflege

Bettrand in die auf dem Beistelltischchen stehende Schüssel ragt oder platziere den Kopf über dem Haarwaschbecken/der Schüssel im Bett. , Befeuchte die Haare mit einer Kanne warmen Wasser aus dem Eimer. , Shampooniere und massiere die Kopfhaut mit kreisenden Bewegungen. , Spüle das Shampoo sorgfältig und vollständig wieder aus. , Umwickle die Haare mit einem Handtuch. , Entferne Haarwaschbecken und Nässeschutz. , Frottiere, kämme, föhne und frisiere die Haare sorgfältig. Achte beim Föhnen auf eine angenehme Temperatur. , Räume deinen Arbeitsbereich wieder auf. Wenn das Halten des Kopfes den Hilfsbedürftigen übermäßig anstrengt, kann eine zweite Person den Kopf unterstützend halten. Wenn du alleine bist, kannst du mit einer Hand den Kopf stützen, mit der anderen waschen.

3.5.8 Nagelpflege

, Die

Reinigung erfolgt bei der täglichen Körperpflege. Vor dem Schneiden der Fingernägel ist ein Handbad zu empfehlen. Verwende eine Papierfeile und feile, wenn dies akzeptiert wird, die Fingernägel am besten kurz und rund. , Vor dem Schneiden der Zehennägel ist ein Fußbad sinnvoll. Die Fußnägel werden gerade geschnitten bzw. gefeilt, um das Einwachsen der Nägel zu vermeiden. Bei Menschen mit verzögerter Wundheilung (z.B. bei Diabetes, Durchblutungsstörungen, nach Schlaganfall oder Herzinfarkt) ist besondere Vorsicht geboten und die Nagelpflege durch eine Fachkraft (med. Fußpfleger) empfohlen, da jede Verletzung ein erhöhtes Infektionsrisiko bedeutet.

4 Beachte Zu viel Hygiene kann schaden.

, Intimlotionen,- sprays,- spülungen und Feuchttücher können Allergien und Hautreizungen verursachen und durch die Beseitigung der normalen Hautkeime Krankheiten begünstigen. w Es reicht vollkommen aus, sich den Intimbereich einmal täglich mit klarem, lauwarmem Wasser zu waschen. , Nach der Intimrasur treten Pickel auf. Diese entstehen durch kleinste Hautverletzungen. Daher: verwende eine scharfe, glatte Rasierklinge und rasiere in Haarwuchsrichtung. Kühles Wasser zum Abschluss verringert die Reizung. Desinfiziere z.B. mit einem Aftershave und/ oder verwende anschließend eine Creme bzw. Öl. Führe die Rasur am Abend durch und ziehe lockere, hautfreundliche Wäsche (z.B. aus Baumwolle) an.

46

FIT

Einige Risiken angesagter Trends.

, Piercings/ Tattoos: Werden diese nicht fachgerecht vorgenommen, kann es z.B. zu Entzündungen, Allergien (z.B. gegen Nickel, Blei, Cadmium..), Vernarbungen, Juckreiz, Infektionen durch unsauberes Arbeiten bzw. bereits verwendetes Material kommen. Die Wundheilung, die in der Regel 2 Wochen dauert, kann bei Piercings je nach Einstichstelle bis zu 6 Monaten dauern. Auch kann eine Abstoßungsreaktion stattfinden. Jedes Piercing hat eine Narbe zur Folge, die auch Reaktionen im Körper verursachen kann, z.B. Störung im Energiefluss auf den Reflexzonen. w Lass dich vor dem Eingriff vom Hautarzt bezüglich des Allergierisikos beraten. Lass nur Fachpersonal an deine Haut! Achte auf sauberes Arbeiten und bestehe auf Einwegmaterial. Suche hochwertigen, anti-allergenen Schmuck aus und entferne Talgablagerungen regelmäßig durch Reinigung von Haut und Schmuckstück- beobachte dabei deine Haut auf Veränderungen. Bei Tätowierungen achte auf mehrmals tägliches Eincremen nach Entfernen der Folie. Reiße festgeklebte Kleidung nicht weg, sondern löse sie vorsichtig mit warmen Wasser. Meide zwei Wochen Sonne/Solarium, Schwimmbäder / Chlorwasser und Sauna. Kein Piercing/Tattoo ist angesagt bei Diabetes, Infektionskrankheiten, Störung der Blutgerinnung bzw. diesbezüglicher Medikamenten-Einnahme! , Schönheits-Korrekturen sind keine Wellness-Behandlung, sondern Operationen, die nicht immer so ausgehen, wie du es dir wünscht: einzigartige Charakteristika deines Körpers ver­schwinden für immer, das OP-Ergebnis ist anders als vorgestellt, Komplikationen bei der Narkose, Schwellungen, Blutergüsse, Narben, Thrombosen, Sensibilitätsstörungen, Allergien, Abstoßungsreaktionen, Lähmungen, lebenslange Autoimmunerkrankungen, Tod können die Folge sein. w Achte auf Bewegung und gesunde Ernährung als Vorbeugung gegen Übergewicht. Bei einer Absaugung kommt es an der operierten Stelle zwar nicht mehr zur Fettansammlung, wohl aber an anderen Körperpartien. Dann ist der Bauch zwar flach, aber das Fett legt sich z.B. an Po oder Oberschenkeln an. Du bist mehr als das Körperteil, das dir nicht gefällt – reduziere dich nicht darauf/ lass dich nicht darauf reduzieren! Niemand ist perfekt, niemand genau symmetrisch. Eine Partnerschaft hält nicht wegen einer größeren Körbchengröße oder modellierten Nase. Auch ist es oft so, dass dein Selbstwertgefühl auch nach der OP nicht verbessert ist. Solltest du trotzdem eine OP planen, so tue dies sorgfältig und nicht nur aus einer Laune heraus. Und nur, weil du es möchtest und nicht aus Liebe zu deinem Partner! Suche dir einen erfahrenen Operateur, der dir auch seine „Kataloge“ vorzeigen kann. Frage nach seinen Qualifikationen! Führe Beratungsgespräche und lass dich auch über die Risiken aufklären. Berücksichtige mögliche anschließende Einschränkungen in Familie und Beruf.

FIT 47

Kapitel

4

Bewegung

Ringo hat

D

as ist der Muskelnavigator“, erklärte Ringo. „Wenn ein Muskel rot leuchtet, dann trainierst du ihn mit dieser Übung. So kriegst du überall starke Muskeln und einen gesunden Body.“ „Ehrlich?“, meinte Momo mit gespieltem Ernst. „Darauf wär ich nicht gekommen. Danke, Ringo! Ich sehe, du kennst dich hier aus.“ „Nicht grad hier“, wehrte Ringo ab, „aber ich war schon trainieren, ja! Sieht man das nicht?“ Die anderen mussten ein Grinsen unterdrücken. Keine Frage, hier war Ringo in seinem Element. Und, zugegeben, man sah es ihm auch an. Und, das entging Momo auch nicht, seine Muckis standen ihm richtig gut. Wenn sie ihm das auch nie sagen würde. Wer weiß, was er sich dann einbilden würde! Die fünf hatten beschlossen, etwas für sich zu tun und für ein Probetraining eingecheckt. Es gab Automaten mit Energy Drinks und Knabberriegeln und einen Cafébereich. „Sieht aus wie im Einkaufszentrum“, dachte Aisha, die Durst hatte. Aber was es hier nicht gab, war ganz normales Wasser. „Man nimmt sich eine leere Flasche mit und füllt sie sich am WC an“,

48

FIT

den Turbo erklärte Ringo. „Oder man trinkt etwas, das Power macht.“ Aber Aisha wollte einfach nur Wasser trinken. Es zeigte sich, dass jeder der fünf seinen eigenen Zugang zur Fitness hatte. Sanne zog einen Zettel aus der Tasche, der ihre 90 Minuten im Studio peinlich genau einteilte. „Ein Trainingsplan, ich hab so ein Buch mit Anleitungen zu Hause“, erklärte sie. „Brauch ich nicht“, meinte Erik. „Ich mach mal, bis ich nicht mehr kann oder will. Ich spür das 1 Was könnte Ringo passiert sein schon, wenn es nicht mehr passt. He, was ist denn und warum? Wie stehe ich zu das?“ Erik sah zu Ringo, der gerade einen Zug aus Muskelaufbaumitteln? einem weißen Fläschchen tat. 2 Was tue ich für meine Fitness? „Mein Turbo“, grinste Ringo, „lässt Muckis schnelBrauche ich dazu ein Studio? ler wachsen.“ 3 Warum haben Pflegende oft einen „Geh bitte, ist das dein Ernst?“ Aisha verbiss sich kaputten Rücken? Wie kann man dem vorbeugen? mit Mühe das Lachen. „Zuerst erzählst du uns von deinem gesunden Body, und jetzt dopst du dich mit ... was ist das, Anabolika? Echt krank!“ „Sieht aber gut aus“, meinte Ringo und sah hilfesuchend zu Momo. Doch die schüttelte auch den Kopf. „Aufwärmen bringt deinen Körper auf Betriebstemperatur“, las Erik von einem Plakat vor. „Brustpresse, Ruderzugmaschine, Butterfly Reverse, Rückenstrecker ... na, wenn das Aufwärmen ist, was passiert dann in den anderen Räumen?“ Erik nahm sein Handtuch und setzte sich auf ein harmlos aussehendes Gerät mit einer Rückenlehne. Zurückgelehnt bewegte er die Beine gegen den Widerstand. Nach ein paar Minuten begriff er, warum dieser Apparat „Beinpresse“ hieß. Schnaufend trat er durch und sah zu Aisha, die dasselbe tat, aber gleichzeitig in einem Magazin blätterte. „Hat schon was, die Bewegung“, keuchte er, „sie tut mir einfach ...“ Das letzte Wort wurde von einem lauten Schnalzen unterbrochen, dem ein Aufschrei folgte ... Aisha und Erik drehten sich um, und da lag Ringo am Boden ...

Fragen

FIT 49

Kapitel

4

Bewegung

Bewegung 1. Lernziele

, Die Bedeutung von Bewegung für den menschlichen Körper kennen. , Ursachen für Bewegungseinschränkungen kennen. , Bewegungseingeschränkte Personen im Rahmen ihrer Möglichkeiten beim Aufstehen, beim Gehen und beim Transfer vom Bett in den Sessel unterstützen können. , Komplikationen bei langer Liegedauer erkennen können. , Einfache Maßnahmen zur Vorbeugung dagegen kennen und wissen, wann du fachliche Hilfe holen musst.

2. Bewegung 2.1 Was ist Bewegung? Körperliche Bewegung ist

, jede Aktivität, die durch die Skelettmuskulatur produziert wird. , grundlegender Bestandteil des Menschseins. , Grundlage der Kontaktaufnahme und Kommunikation mit der Umwelt. , eine wichtige soziale Funktion. , eine Möglichkeit des Menschen, sich selbst und seine Empfindungen auszudrücken. Jeder Mensch hat ein Recht auf Bewegung.

Arbeitsauftrag Notiere, welche Personen besonders wenig Bewegung ausüben können!

50

FIT

2.2 Immer weniger Bewegung Menschen kommen als „Traglinge“ zur Welt. Sie können sich zwar bewegen, müssen aber anfangs von Betreuern „fortbewegt werden“. Während der ersten Lebensjahre erlernen Kinder grundlegende Bewegungen, die sie zum Lernen (Greifen/Begreifen) und zum selbständigen Fortbewegen befähigen. Sie sammeln in Bewegung und Spiel viele Erfahrungen. Immer komplexere Bewegungen beanspruchen den gesamten Organismus. Allein beim Lachen bewegen sich bis zu 80 Muskeln, am Sprechen sind bis zu 100 Muskeln beteiligt! In früheren Kulturen musste der Mensch lebenslang in Bewegung bleiben, um seine Grundbedürfnisse zu decken. Dagegen entwickelten sich Bewohner der industrialisierten Welt in den letzten 200 Jahren immer weiter weg von der Bewegung. Kleinkinder geben ihrem Bewegungsdrang noch nach. Aber diese Bewegungsfreiheit endet oft schon an der Haustür. Auch die häusliche Umgebung bietet wenig Freiraum. Und mit näher rückender Einschulung versuchen viele Eltern und Kindergartenpädagogen, die Kinder an das Stillsitzen in der Schule zu gewöhnen. Als Resultat verbringen viele