ERGEBNISBERICHT NUTZUNG UND EINSTELLUNGEN ZU DEN ANGEBOTEN UND DIENSTLEISTUNGEN DER BERLINER BIBLIOTHEKEN

Projekttitel: NuMoB – Nutzungsmonitoring für Bibliotheken Projektnummer: INP-013 Datum: 28.08.2014 NUTZUNG UND EINSTELLUNGEN ZU DEN ANGEBOTEN UND DIE...
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Projekttitel: NuMoB – Nutzungsmonitoring für Bibliotheken Projektnummer: INP-013 Datum: 28.08.2014

NUTZUNG UND EINSTELLUNGEN ZU DEN ANGEBOTEN UND DIENSTLEISTUNGEN DER BERLINER BIBLIOTHEKEN

ERGEBNISBERICHT

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0.

DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE AUF EINEN BLICK In einer repräsentativen Stichprobe der Berliner Bevölkerung sind über 2.000 Berliner und Berlinerinnen zu Nutzungsmotiven und Zufriedenheit mit den Öffentlichen Bibliotheken in Berlin befragt worden. Weiterhin sind in 68 Bibliothekseinrichtungen über 14.000 aktive Bibliotheksnutzer/innen vor Ort und online nach ihren Nutzungsmotiven, Aktivitäten in der Bibliothek sowie der Zufriedenheit mit Medienbereitstellung, Veranstaltungen, Räumlichkeiten und der IT-Infrastruktur befragt worden. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass eine überwältigende Mehrheit - neun von zehn befragten Berliner/innen - die Öffentlichen Bibliotheken für unabdingbar hält, um die Grundversorgung mit Fach- und Unterhaltungsmedien in Form von Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, CDs, DVDs, Noten und elektronischen Medien für breite Bevölkerungsschichten zu sichern. Jede/r dritte Berliner/in über 14 Jahre ist aktive/r Nutzer/in der Öffentlichen Bibliotheken Berlins. Die Nutzer/innen der Öffentlichen Bibliotheken sind bezüglich Alter, Bildungshintergrund, Geschlecht und Herkunft bunt gemischt. Ein/e typische/r Nutzer/in der Öffentlichen Berliner Bibliotheken ist überdurchschnittlich häufig weiblich, verfügt über einen höheren Schul- bzw. Bildungsabschluss, ist häufig berufstätig, ist jünger als der Berliner Bevölkerungsdurchschnitt, ist häufig aktiver in seiner Freizeitgestaltung als Nicht-Nutzer/innen. Vielseitig sind die Motive der Nutzer/innen für einen Bibliotheksbesuch. Dabei halten die Bibliotheken die passenden Angebote für jedes Lebensalter bzw. für jede Lebenslage bereit. Dies spiegelt sich deutlich in den Schwerpunkten der Motive für den Bibliotheksbesuch unterschiedlicher Teilgruppen wider. So nehmen die Öffentlichen Bibliotheken im Bereich der Freizeitgestaltung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine wichtige Rolle ein. Wenig überraschend ist der hohe Anteil unter den 30bis 49-Jährigen, die wegen ihrer Kinder die Bibliothek besuchen. Die Motive „Hobby/Freizeitgestaltung“ und „Unterhaltung/Entspannung“ sind in allen Altersgruppen wichtige Beweggründe, die Angebote der Bibliotheken in Anspruch zu nehmen. Besonders hoch ist dieser Anteil jedoch bei Personen, die 50 Jahre und älter sind. Jenseits der Motive im privaten bzw. Freizeitbereich werden die Angebote der Öffentlichen Bibliotheken auch für Schule, Ausbildung, Studium und Beruf intensiv genutzt. Für dreiviertel der unter 18-Jährigen bzw. Schülerinnen und Schüler ist die Nutzung der Angebote im Zusammenhang mit der Schule mit Abstand der wichtigste Besuchsgrund. Bei fast der Hälfte der Altersgruppe 19 bis 29 Jahre spielt die studienbezogene Nutzung eine herausgehobene Rolle. Und für ein Drittel der Nutzer/innen in der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen sowie der 50bis 64-Jährigen bietet die Bibliothek wichtige Angebote im Bereich Berufs-, Aus- und Weiterbildung. Für Berliner/innen mit Migrationshintergrund spielen die Öffentlichen Bibliotheken eine besondere Rolle. Für die jüngere Generation der Migrantinnen und Migranten geben acht von zehn Befragten an, die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort zu nutzen. Als öffentlicher, frei zugänglicher Raum ist die Bibliothek darüber hinaus als Ort sozialer Begegnungen von Bedeutung. So wird die Bibliothek nicht nur zur Entleihe von Medien genutzt, sondern auch als Ort um Freunde zu treffen, seine Freizeit zu verbringen und im Internet zu surfen. Die Befragungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass die persönliche Beratung und bibliothekarische Fachkenntnisse in der Informationsversorgung nicht durch Angebote wie Google und Wikipedia ersetzbar sind. Sechs von zehn Nutzer/innen der Öffentlichen Bibliotheken ist die persönliche Beratung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek besonders wichtig. Diese persönliche Beratung - sei es vor Ort, telefonisch oder per Mail - wird insbesondere von älteren Bibliotheksnutzer/innen nachgefragt. Dies bedeutet nicht, dass die Nutzer/innen technischen Neuerungen gegenüber abgeneigt sind, im Gegenteil: Die in den letzten Jahren flächendeckend eingeführten Selbstbedienungsmöglichkeiten mit Hilfe der RFID-Technik und den Selbstverbuchungsautomaten genießen eine hohe Ak-

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zeptanz. So zeigt sich auch eine hohe Zufriedenheit mit dem Prozess der Selbstausleihe der Medien. Einig sind sich die Nutzer/innen der Öffentlichen Bibliotheken in ihre Bewertung der Medienangebote und Dienstleistungen der Bibliothek: So geben neun von zehn Bibliotheksnutzer/innen an, mit den von ihnen besuchten Öffentlichen Bibliotheken sehr zufrieden oder zufrieden zu sein.

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INHALT

1.

Einleitung

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2. 2.1 2.2

Ergebnisse der Befragungen Braucht Berlin noch Öffentliche Bibliotheken? Wie hoch ist der Anteil der Nutzer/innen von Öffentlichen Bibliotheken in der Bevölkerung? Was charakterisiert die Nutzergruppen von Öffentlichen Bibliotheken? Was sind die häufigsten Gründe für die Nutzung der Öffentlichen Bibliotheken? Welchen Aktivitäten wird in der Bibliothek nachgegangen? Als wie wichtig empfinden Nutzer/innen die verschiedenen Angebote ihrer Bibliothek? Welchen Gesamteindruck haben die Nutzer/innen von den Öffentlichen Bibliotheken Berlins?

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2.3 2.4 2.5 2.6 2.7

3.

Abkürzungsverzeichnis

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1.

EINLEITUNG Im Rahmen des EFRE-geförderten Projekts „NuMoB – Nutzungsmonitoring für Bibliotheken“ wurde eine groß angelegte Monitoringbefragung der Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer durchgeführt. Als Grundlage diente eine Bevölkerungsbefragung, die als Marktanalyse das Interesse der Berliner und Berlinerinnen für die Angebote der Öffentlichen Bibliotheken im Fokus hatte. Mit der Befragung der Berliner Bevölkerung und der Monitoringbefragung der Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer werden konkrete Marketingziele verfolgt. Die letzte Befragung hierzu stammt aus dem Jahr 1994. Auf Grund des stark veränderten medialen Umfeldes, in dem sich die Bibliotheken seitdem bewegen, wurde eine aktuelle Untersuchung notwendig. Die Vielfalt der Informationsträger sowie der Umgang mit ihnen haben die Dienstleistungen der Bibliotheken in den letzten Jahren erheblich beeinflusst. Neben dem medialen Umfeld haben sich auch der Bildungsbedarf und daraus resultierend die Anforderungen an die Öffentlichen Bibliotheken Berlins verändert. Damit nach wie vor die Öffentlichen Bibliotheken mit ihren Service und Informations- bzw. Medienangeboten einen niedrigschwelligen Zugang für breite Schichten der Bevölkerung bedarfsgerecht anbieten können, dienen die Bevölkerungsbefragung und die groß angelegte Monitoringbefragung dem Ziel Nutzergruppen zu spezifizieren, Kundenzufriedenheit und Kundenbedürfnisse zu analysieren und darauf aufbauend Dienstleistungen und Angebote in den Öffentlichen Bibliotheken Berlins zielgruppengenau auszurichten. Die Bevölkerungsbefragung der 2022 Berliner/innen zu ihren Interessen bzw. Bedürfnissen in Bezug auf Angebote und Dienstleistungen der Berliner Öffentlichen Bibliotheken kommt einer Marktanalyse gleich. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise sowohl zu den Zielgruppen als auch den potentiellen Zielgruppen im Hinblick auf ihre Akzeptanz von und ihre Zufriedenheit mit den Öffentlichen Bibliotheken Berlins. Zudem weisen sie auf Faktoren hin, die die Besucherhäufigkeit und Nutzerzufriedenheit beeinflussen. Die Analyse der Ergebnisse bietet daher die Grundlage für strategische Entscheidungen und operative Maßnahmen zu einer möglichst bedarfsgerechten Anpassung der Angebote und Dienstleistungen an die Bedürfnisse der Berliner Bevölkerung. Die erste Welle des Monitorings liefert mit über 13.000 realisierten persönlichen Interviews unter Bibliotheksnutzerinnen und -nutzern hierzu bereits eine umfassende und belastbare Datengrundlage. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ein aktuelles Bild der Bibliotheksnutzung und Zufriedenheit mit den Angeboten der Öffentlichen Bibliotheken Berlins ab. Der vorliegende Bericht fasst die zentralen Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung sowie der ersten Welle der Monitoringbefragung für die Bezirksbibliotheken und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin zusammen. Eine zweite Welle der Monitoringbefragung ist für Ende 2014 geplant. Vor dem Hintergrund dieser Untersuchungsergebnisse richten die Öffentlichen Bibliotheken ein Kundenmonitoring ein mit dem Ziel, aufbauend auf die Untersuchungsergebnisse zur Nutzerzufriedenheit und zu den jeweiligen Bedürfnissen der Bibliotheksnutzer ihre Dienstleistungen und Angebote noch zielgruppengenauer auszurichten.

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2. 2.1

ERGEBNISSE DER BEFRAGUNGEN

Braucht man heute noch Öffentliche Bibliotheken? Die klare Mehrheit der Berliner Bevölkerung hält die Öffentlichen Bibliotheken für unabdingbar, um die Grundversorgung mit Literatur und anderen Medien für breite Bevölkerungsschichten zu sichern. Abbildung 1: „Ja“-Stimmen zur Frage ob Berlin Öffentliche Bibliotheken braucht

2.2

Wie hoch ist der Anteil der Nutzer/innen von Öffentlichen Bibliotheken in der Bevölkerung? Der Anteil der Berlinerinnen und Berliner, die eine Bibliothek nutzen, liegt bei 44%, ein Drittel wiederum nutzt die Öffentlichen Bibliotheken Berlins. Damit ist der Anteil der Bibliotheksnutzenden in Berlin ähnlich hoch wie der Anteil in der gesamten Bundesrepublik.1 Abbildung 2: Nutzer/innen der Öffentlichen Bibliotheken Berlins

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Vergleich mit der Studie „Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken“ des Deutschen Bibliotheksverbands e.V. und

des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen aus dem Jahr 2012.

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2.3

Was charakterisiert die Nutzergruppen von Öffentlichen Bibliotheken? Die Öffentlichen Bibliotheken erreichen Nutzer/innen aus allen Altersgruppen. Der Großteil ist zwischen 30 und 49 Jahre alt. Bei Jüngeren und Älteren sind die Bibliotheken gleichermaßen beliebt: 28 Prozent der Nutzer/innen sind unter 30 Jahre alt, 32 Prozent sind 50 Jahre oder älter (Abbildung 3). Abbildung 3: Altersverteilung der Bibliotheksnutzer/innen der Öffentlichen Bibliotheken

Im Vergleich zur Berliner Bevölkerung insgesamt sind die Nutzer/innen überdurchschnittlich gut gebildet. 43 Prozent von ihnen haben ein abgeschlossenes Studium, weitere 21 Prozent die Hochschulreife. Es wurden im Rahmen des Nutzermonitorings jedoch auch Nutzer/innen mit Hauptschul- und Realschulabschluss erreicht. In der Gruppe der Nutzer/innen ohne Abschluss (7 Prozent) befinden sich größtenteils Schüler/innen ohne einen ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (Abbildung 4). Abbildung 4: Verteilung der Bibliotheksnutzer/innen nach Bildungsabschluss

Aufgefächert nach aktueller Tätigkeit zeigt sich folgendes Bild: Die Hälfte der Nutzer/innen ist erwerbstätig, entweder angestellt oder selbständig bzw. freiberuflich. Ein weiterer großer Anteil befindet sich noch in der schulischen bzw. beruflichen Ausbildung. Hierunter fallen Schüler/innen, Auszubildende und Studierende. 15 Prozent der Nutzer/innen geben an, im Ruhestand zu sein (Abbildung 5).

Abbildung 5: Verteilung der Bibliotheksnutzer/innen nach aktueller Tätigkeit

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Gut jede/r fünfte Nutzer/in der Öffentlichen Bibliotheken hat einen Migrationshintergrund2 (Abbildung 6). Abbildung 6: Anteil der Bibliotheksnutzer/innen mit Migrationshintergrund

Interessante Unterschiede bezüglich der Nutzungsgründe zeigen sich nach Migrationshintergrund (Abbildung 7). So spielen die Bereiche Schule, Studium und Nutzung des Internets für Nutzer/innen mit Migrationshintergrund eine deutlich größere Rolle als für Nutzer/innen ohne Migrationshintergrund. Dies erklärt sich nicht allein aus dem Merkmal „Migrationshintergrund“, sondern spiegelt in erster Linie einen Alterseffekt wider. So sind die Nutzer/innen mit Migrationshinter2

Die Definition orientiert sich am Statistischen Bundesamt. Demnach liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn die Person

selbst bzw. mindestens ein Elternteil entweder nach 1949 aus einem anderen Land nach Deutschland zugewandert ist, eine nichtdeutsche Nationalität hat oder eingebürgert ist.

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grund im Durchschnitt deutlich jünger als die Nutzer/innen ohne Migrationshintergrund. Während der Anteil der Nutzer/innen mit Migrationshintergrund insgesamt bei 22 Prozent liegt, liegt er bei unter 18-Jährigen bei 53 Prozent. Dies spricht dafür, dass vor allem für die jüngere Generation der Migrant/innen die Bibliotheken wichtiger werden. Aber auch jenseits des Alterseffektes ist die Bibliothek für Schüler/innen mit Migrationshintergrund als Lern- und Arbeitsort von größerer Bedeutung als für Schüler/innen ohne Migrationshintergrund. So geben in der Gruppe der unter 18-Jährigen 82 Prozent an, die Bibliothek aus schulischen Gründen zu nutzen (gegenüber 65 Prozent der unter 18–Jährigen ohne Migrationshintergrund). Der deutlich größere Anteil der Nutzer/innen ohne Migrationshintergrund, die die Bibliothek aus den Gründen „Freizeitgestaltung“ und „Unterhaltung/Entspannung“ nutzen, erklärt sich durch einen Alterseffekt. Diese Gründe stehen am stärksten bei älteren Nutzer/innenn im Vordergrund. In der Altersgruppe „65 und älter“ verfügen lediglich 5 Prozent über einen Migrationshintergrund.

Abbildung7: Gründe der Bibliotheksnutzung nach Migrationshintergrund (Mehrfachnennungen möglich)

Deutlich mehr Frauen als Männer nutzen die Öffentlichen Bibliotheken. Knapp zwei Drittel der Besucherschaft sind weiblich (Abbildung 8).

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Abbildung 8: Verteilung der Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer nach Geschlecht

Männer und Frauen nutzen die Öffentlichen Bibliotheken in gleichem Maße im Rahmen der Freizeitgestaltung sowie zur Unterhaltung und Entspannung. Ein deutlicher Unterschied im Nutzungsverhalten zeigt sich in Bezug auf die Nutzung mit Kindern. Hier sind es doppelt so häufig Mütter wie Väter3, die aufgrund ihrer Kinder die Bibliothek aufsuchen. Die Internetnutzung spielt bei männlichen Nutzern doppelt so häufig eine Rolle wie bei weiblichen Nutzerinnen (12 Prozent gegenüber 6 Prozent). Die Nutzer/innen Öffentlicher Bibliotheken zeichnen sich weiterhin insgesamt durch einen aktiveren Lebensstil als die Nicht-Nutzer/innen von Bibliotheken aus. Öffentliche Bibliotheken werden nicht anstelle, sondern zusätzlich zu anderen Aktivitäten in der Freizeitgestaltung genutzt. Gefragt nach Aktivitäten, die mindestens einmal pro Woche unternommen werden, zeigen sich insbesondere folgende Unterschiede zwischen Nutzer/innen und Nicht-Nutzer/innen von Bibliotheken: 68 Prozent der Nutzer/innen geben an, Sport zu treiben (Nicht-Nutzer/innen 46 Prozent), 62 Prozent geben an, wandern oder spazieren zu gehen (Nicht-Nutzer/innen 55 Prozent) und 50 Prozent, mit Kindern etwas zu unternehmen (Nicht-Nutzer/innen 33 Prozent). „Sich weiterbilden“ nennen 63 Prozent der Nutzer/innen, jedoch nur 40 Prozent der NichtNutzer/innen. Als häufigste Freizeitbeschäftigung geben sowohl Nutzer/innen von Öffentlichen Bibliotheken als auch Nicht-Nutzer/innen „Freunde treffen“ an (75 Prozent der Nutzer/innen und 71 Prozent der Nicht-Nutzer/innen) (Abbildung 9).

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Die Verwandtschaftsbeziehung zu den Kindern, mit denen die Bibliothek besucht wird, wurde im Rahmen der Befragung nicht explizit

erhoben. Es kann sich neben den Müttern und Vätern auch um andere Bezugspersonen handeln, die mit Kindern die Bibliothek aufsuchen.

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Abbildung 9: Praktizierte Freizeitgestaltung der Nutzer/innen Öffentlicher Bibliotheken und der Bibliotheks-Nicht-Nutzer/innen (Angabe mindestens 1x pro Woche)

2.4

Was sind die häufigsten Gründe für die Nutzung der Öffentlichen Bibliotheken? Eine wichtige Funktion nehmen die Öffentlichen Bibliotheken im Bereich der Freizeitgestaltung ein. Diesen Besuchsgrund geben 64 Prozent der Nutzer/innen an. So bieten die Medienangebote der Bibliotheken beispielsweise die Möglichkeit, sich in Bezug auf das eigene Hobby Wissen anzueignen oder zu vertiefen. Auf der Suche nach Entspannung und Unterhaltung sind 42 Prozent der Nutzer/innen der Bibliothek. Die Bibliotheken werden auch für ihre Angebote für Kinder geschätzt. So geben 22 Prozent der Besucher/innen an, mit bzw. aufgrund ihrer Kinder die Bibliothek aufzusuchen. Jenseits der Motive im privaten Bereich nehmen die Angebote der Öffentlichen Bibliotheken auch eine wichtige Funktion im Zusammenhang mit Schule, Beruf und Ausbildung ein. So nennen zusammengenommen 46 Prozent der Nutzer/innen, Beruf-, Aus- und Weiterbildung, Schule oder Studium als Gründe des Bibliotheksbesuchs. Jenseits der „klassischen“ Nutzungsangebote der Medienausleihe geben 8 Prozent der Nutzer/innen an, die Bibliothek zur Nutzung des Internets zu besuchen (Abbildung 10).

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Abbildung 10: Gründe der Bibliotheksnutzung (Mehrfachnennungen möglich)

Die Bibliotheken halten die passenden Angebote für jedes Lebensalter bzw. für jede Lebenslage bereit. Dies spiegelt sich in den Schwerpunkten der Motive für den Bibliotheksbesuch unterschiedlicher Teilgruppen wider. Im Bereich der schulischen und berufsbezogenen Bildung lässt sich die wichtige Rolle der Bibliotheken in unterschiedlichen biografischen Phasen nachzeichnen: Bei den unter 18- Jährigen bzw. Schüler/innen ist die Nutzung der Angebote im Zusammenhang mit der Schule mit Abstand der wichtigste Besuchsgrund (74 Prozent). Bei den 19- bis 29-Jährigen spielt die studienbezogene Nutzung mit 42 Prozent eine große Rolle. In der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen sowie der 50- bis 64-Jährigen gibt es hingegen die meisten Nennungen des Bereichs Beruf-, Aus- und Weiterbildung. Wenig überraschend ist der hohe Anteil unter den 30- bis 49-Jährigen, die wegen ihrer Kinder die Bibliothek besuchen. Die Motive „Hobby/Freizeitgestaltung“ und „Unterhaltung/Entspannung“ sind in allen Altersgruppen wichtige Beweggründe, die Angebote der Bibliotheken in Anspruch zu nehmen. Besonders hoch ist dieser Anteil jedoch bei Personen im Rentenalter (über 65 Jahre) sowie bei den Personen zwischen 50 und 64 Jahren. Ausbildungs- und berufsbezogene Gründe spielen im Rentenalter erwartungsgemäß nur noch eine kleinere Rolle. Besonders wichtig ist die berufsbezogene Nutzung für Selbständige bzw. freiberuflich Tätige. Mit 47 Prozent wird dieser Nutzungsgrund deutlich häufiger angegeben als von abhängig Beschäftigten (27 Prozent). Ein Erklärungsansatz ist, dass Selbstständige bzw. Freiberufliche die Bibliothek als Arbeitsort nutzen. Auch bei Auszubildenden („Azubis“) (43 Prozent) und Arbeitsuchenden (33 Prozent) spielt die berufliche, aus- und fortbildungsbezogene Nutzung eine verstärkte Rolle. Die Nutzung des Internets bietet zudem Arbeitsuchenden die Möglichkeit, ihren Bedürfnissen entsprechend zu recherchieren. Mit 21,5 Prozent geben in dieser Gruppe deutlich mehr Personen an, aus diesem Grund die Bibliothek zu besuchen. 2.5

Welchen Aktivitäten wird in der Bibliothek nachgegangen? Für ein vertieftes Verständnis des Nutzungsverhaltens wurden die Nutzer/innen im Rahmen des Monitorings nach ihren konkreten Aktivitäten vor Ort befragt (Abbildung 12). Die mit Abstand häufigste Aktivität ist die Ausleihe und Rückgabe von Medien. Dies geben 88 Prozent der Nutzer/innen an. Jenseits dieses „Kerngeschäfts“ der Öffentlichen Bibliotheken werden diese als Orte geschätzt, an denen konzentriert gelesen (29 Prozent) bzw. gearbeitet und gelernt werden kann (19 Prozent). Auch für weitere Aktivitäten bzw. Serviceangebote wird die Bibliothek frequentiert: Die Nutzung

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des Internets nennen 17 Prozent, 16 Prozent der Nutzer/innen geben an, dass sie sich vor Ort beraten lassen bzw. eine Auskunft einholen. Auch als Aufenthaltsort spielt die Bibliothek eine Rolle. So geben jeweils 8 Prozent der Nutzer/innen an, die Bibliothek als Treffpunkt zu nutzen und an Veranstaltungen teilzunehmen. Abbildung 11: Aktivitäten in der Bibliothek vor Ort (Mehrfachnennungen möglich)4 Angaben in %

2.6

Als wie wichtig empfinden Nutzer/innen die verschiedenen Angebote ihrer Bibliothek? Werden die Antworten „sehr wichtig“ und „wichtig“ zusammengezählt, ergibt sich folgendes Gesamtbild: Sechs von zehn Nutzer/innenn der Öffentlichen Bibliotheken ist die persönliche Beratung durch die Mitarbeiter/innen der Bibliothek besonders wichtig. Diese persönliche Beratung - sei es vor Ort, telefonisch oder per Mail - wird insbesondere von älteren Bibliotheksnutzer/innen in Anspruch genommen. Jede/r zweite Nutzer/in schätzt die Bibliothek als Lern- bzw. Arbeitsort (52 Prozent) und bewertet längere Öffnungszeiten positiv (52 Prozent). Fast ebenso viele legen Wert auf die Bibliothek als Begegnungs- bzw. Erholungsort (45 Prozent) und eine Cafeteria in der Bibliothek (41 Prozent). Schließlich geben vier von zehn Nutzer/innen an, dass sie das digitale Angebot VÖBB24 und Veranstaltungen als besonders wichtig empfinden. Der Auftritt der Bibliotheken in sozialen Netzwerken scheint eine geringere Bedeutung zu haben. Hierbei handelt es sich aber wie auch bei den oben genannten Service-Aspekten um generationenspezifische Wertungen (Abbildung 14).

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Die Antwortmöglichkeit „Internet nutzen“ stand bei Fahrbibliotheken nicht zur Auswahl.

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Abbildung 12: Wichtigkeit verschiedener Service-Aspekte

2.7

Welchen Gesamteindruck haben die Nutzer/innen von den Öffentlichen Bibliotheken Berlins? Die Nutzer/innen der Öffentlichen Bibliotheken äußern eine sehr hohe Gesamtzufriedenheit mit den von ihnen besuchten Öffentlichen Bibliotheken. So geben 91 Prozent an, sehr zufrieden oder zufrieden zu sein (Abbildung 15). Abbildung13: Gesamtzufriedenheit der Bibliotheksnutzer/innen

Die hohe Zufriedenheit korrespondiert mit den hohen Zustimmungswerten zur Aussage, dass die Öffentlichen Berliner Bibliotheken die Orte der Stadt sind, die allen Bürger/innen freien Zugang zu Informationen, Kommunikation, Bildung und Medien unter kompetenter Beratung bieten. 63 Prozent können dieser Aussage voll und ganz zustimmen, weitere 28 Prozent stimmen der Aussage eher zu. Damit verdeutlichen die Nutzer/innen, dass sie die Öffentlichen Bibliotheken als

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unverzichtbare Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur sehen, die wesentlich zur gesellschaftlichen Teilhabe beitragen (Abbildung 16). Abbildung14: Zustimmung zur Aussage "Die Öffentlichen Berliner Bibliotheken sind die Orte der Stadt, die allen Bürgern freien Zugang zu Informationen, Kommunikation, Bildung und Medien, unter kompetenter Beratung bieten."

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3.

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

CATI EFRE N NuMoB ÖB VÖBB VÖBB24

Computer Assisted Telephone Interview Europäischer Fonds für regionale Entwicklung Stichprobenzahl Nutzungsmonitoring für Bibliotheken Öffentliche Bibliotheken Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins Das Onlineportal zum Download der elektronische Medien des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (bspw. für e-Books)

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