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Dies academicus 2009

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Programm Herausgeber: Universität Passau Der Präsident Innstraße 41 94032 Passau

Gestaltung: Abteilung Kommunikation Silke Steinle, Dipl. Grafik-Designerin (FH)

Druck: Ostler Druck, Passau



Inhaltsverzeichnis

Programm

3

Programm

Musik: Serge Gainsbourg, Le poinçonneur des Lilas (Gainsbourg/Gainsbourg, 1958)

4

Verleihung der Wissenschaftspreise

4

Karl-Heinz-Pollok-Gedächtnispreis des ManagementConvent der Universität Passau – Neuburger Gesprächskreis e. V.

6

Dissertationspreis der CommuniGate Kommunikationsservice GmbH

8

Dissertationspreis der Sparkasse Passau

10

Dissertationspreis der Sparda-Bank Regensburg eG

Professor Dr. h. c. mult. Theodor Berchem Präsident der Universität Würzburg 1975 – 2003 Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) 1988 – 2007 Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen. (Johann Wolfgang von Goethe)

12

Dissertationspreis des Vereins der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V.

Musik: Hildegard Knef, In dieser Stadt (Niessen/Niessen, 1965)

14

Dissertationspreise der Universität Passau

16

Verleihung der Preise für gute Lehre

18

Sponsoren

Präsident Professor Dr. Walter Schweitzer Begrüßung

Vizepräsident Professor Dr. Ernst Struck Verleihung der Wissenschaftspreise der Universität Passau Verleihung der Preise für gute Lehre Musik: Madredeus, A Andorinha da Primavera (Magalhães/Trindade, 1997)

Véronique Otto, Gesang Annika Galla, Klavier Anna Kuhlmann, Violoncello

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Wissenschaftspreise der Universität Passau

Privatdozent Dr. Martin Hille

Karl-Heinz-Pollok-Gedächtnispreis des ManagementConvent der Universität Passau – Neuburger Gesprächskreis Wissenschaft und Praxis e. V.

„Providentia Dei, Reich und Kirche. Weltbild und Stimmungsprofil altgläubiger Chronisten zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg (1517-1618)“

Gutachter: Professor Dr. Winfried Becker, Professor Dr. Hans-Christof Kraus, Professor Dr. Franz-Reiner Erkens, Professor Dr. Helmut Zedelmaier (Universität München)

Herr Privatdozent Dr. Martin Hille studierte Geschichte und Politische Wissen-

Einer der zentralen Befunde der Studie lautet: Seit dem Beginn der Reformation

schaften an der Universität München, wo er 1994 zum Dr. phil. promoviert wurde.

füllt sich die Zeitdiagnose providentiell auf, allerdings nur vorübergehend. Schon

Seit 1995 lehrt er Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Passau, außer-

nach der Mitte des 16. Jahrhunderts verändert sich die Qualität des Vorsehungs-

dem arbeitete er für den Bayerischen Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung.

glaubens, um eine insgesamt komplexere, verborgenere und dynamischere Kontur

2008 habilitierte er sich im Fach Neuere und Neueste Geschichte an der Universität

anzunehmen. Während die Providentia Dei bei den Autoren der Reformationsepo-

Passau.

che noch relativ unmittelbar in das Gegenwartsgeschehen eingreift, offenbart sich diese danach mehr und mehr indirekt über das Medium der Zeichen und Wun-

Ausgehend von der Hypothese, dass der Vorsehungsglaube das vormoderne, okzi-

der. Darüber hinaus schiebt sich neben die allmächtige Vorsehung zunehmend die

dentale Weltbild begründet, untersucht die Studie von Martin Hille die Zeitdiagno-

irdische Kategorie der „Zeit“. Damit einher geht ein vertiefter Sinn für das Phäno-

sen altgläubiger Chronisten, Kontroverstheologen und Kalenderautoren zwischen

men der Beschleunigung des Zeitgeschehens seit dem Auftreten Martin Luthers.

Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Schließlich gelingt es dem Verfasser in überzeugender Weise aufzuzeigen, wie sehr Im Zentrum stehen Diskurse, die über die reine Tagespolitik hinaus die großen He-

sich die Zeitperspektiven nach der Mitte des 16. Jahrhunderts verdunkeln. Dass

rausforderungen des Jahrhunderts aufgreifen: die Reformation und ihre Folgen für

die von der Gegenreformation und vom nachtridentinischen Katholizismus ausge-

die Christenheit, die Türkenkriege, die säkulare Teuerung sowie die Frage nach dem

hende Botschaft der „ecclesia triumphans“ bei den Zeitbuchschreibern letztendlich

gegenwärtigen und künftigen Status von Reich und Kirche.

kaum Widerhall fand, fügt sich in diesen Rahmen.

Dem zu Grunde liegt ein lebensweltlicher, vom historischen, biographischen, sozialen, religiösen, räumlichen und medialen Umfeld der Autoren ausgehender Interpretationsansatz. Bevorzugt ausgewählt wurden Zeitbuchschreiber, die gesellschaftlich unterhalb der Reichsstände und oberhalb des „gemeinen pöffels“ angesiedelt sind, also für eine breitere „gmein“ sprechen.

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Wissenschaftspreise der Universität Passau

Dr. Franz Weitl

Dissertationspreis der CommuniGate Kommunikationservice GmbH

„Document Verification with Temporal Description Logics“

Erstgutachter: Professor Dr. Burkhard Freitag Zweitgutachter: Professor Dr. Günther Görz (Universität Erlangen-Nürnberg)

Franz Weitl wurde am 23. Dezember 1972 in Altötting geboren. Nach einer Aus-

Dr. Weitl definiert eine neue temporal-beschreibungslogische Sprache, die im Ge-

bildung und Tätigkeit als mathematisch-technischer Assistent am Forschungszen-

gensatz zu bekannten Formalismen auch Anforderungen an inhaltliche Zusammen-

trum Jülich studierte er von 1996 bis 2001 Informatik an der Universität Passau.

hänge entlang individueller Lesepfade durch ein Dokument repräsentieren kann.

Von 2001 bis 2004 entwickelte er eLearning-Inhalte und -Technologien am Institut

In Fallstudien wird gezeigt, dass der Formalismus als Basis für die Repräsentation

für Informationssysteme und Softwaretechnik der Universität Passau. Anschließend

digitaler Dokumente und die Spezifikation von Konsistenzkriterien gut geeignet ist.

war er bis 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Informationsma-

Für die Konsistenzprüfung schlägt Dr. Weitl ein Model Checking Verfahren vor und

nagement von Professor Dr. Burkhard Freitag. Dr. Weitl erhielt den Doktorgrad an

gibt eine Abbildung auf ein aus der Programmverifikation bekanntes Verfahren an.

der Universität Passau im Jahr 2008. Der Deutsche Akademische Austauschdienst

Er weist nach, dass das Model Checking Problem für die von ihm definierte Spra-

(DAAD) sprach ihm ein Stipendium für eine einjährige wissenschaftliche Tätigkeit

che im Gegensatz zu allgemeinen temporal-beschreibungslogischen Sprachen bei

als Postdoc am National Institute of Informatics in Tokio zu, wo er derzeit in der

endlichen Begriffsmengen (Domänen) entscheidbar und von polynomieller, d. h.

Forschungsgruppe von Professor Shin Nakajima Verfahren zur Fehleranalyse in kom-

beherrschbarer Komplexität ist. Die erzielte Performanz übertrifft für typische digi-

plexen dynamischen Systemen entwickelt.

tale Dokumente diejenige eines state-of-the-art Model Checkers um mehrere Größenordnungen. Zugleich ist dies nach heutigem Wissen das erste Model Checking

In seiner Dissertation befasst sich Dr. Weitl mit der Konsistenzprüfung digitaler Dokumente, deren Anwendungen von der Prüfung der inhaltlichen Kohärenz von digitalem Lehrmaterial über Konsistenzprüfungen für technische Dokumentationen und Web-Portale bis zur Software-Qualitätssicherung reichen. Ein Dokument soll dann als konsistent angesehen werden, wenn es bestimmte strukturelle und inhaltliche Kriterien erfüllt. Um die Einhaltung eines solchen Konsistenzkriteriums automatisch überprüfen zu können, waren sowohl eine brauchbare formale Repräsentation des zu untersuchenden Dokuments als auch ein geeigneter Formalismus zur Spezifikation des Kriteriums und ein effizientes Prüfverfahren zu entwickeln. Alle diese Teilaufgaben wurden von Dr. Weitl übernommen, der über die konzeptionellen Arbeiten hinaus sein Verfahren auch vollständig implementiert und anhand praktischer Experimente evaluiert hat.

Verfahren für eine temporale Beschreibungslogik.

Wissenschaftspreise der Universität Passau

Dr. Elmar Bindl

Dissertationspreis der Sparkasse Passau

„Ökonomische Analyse der verdeckten Gewinnausschüttung – Eine Untersuchung am Beispiel des § 8a KStG i.d.F. des Korb-II-Gesetzes“

Erstgutachter: Professor Dr. Klaus Dittmar Haase Zweitgutachter: Professor Dr. Jürgen Steiner

Herr Dr. Elmar Bindl wurde 1978 in Wasserburg am Inn geboren und studierte Be-

gründlich und umfassend nicht nur die statischen, sondern auch die dynamischen

triebswirtschaftslehre an der Universität Passau und an der University of New South

Steuerwirkungen der verdeckten Gewinnausschüttung. Er beschränkt sich dabei

Wales (Sydney). Anschließend war er im zeitlichen Wechsel für eine mittelständische

nicht auf den Ein-Gesellschafter-Fall, sondern untersucht darüber hinaus auch Um-

Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft und als wissenschaftlicher

verteilungswirkungen im Mehr-Personen-Kontext. Die Analyse umfasst außerdem

Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Betriebswirt-

komplexe Fallvarianten in mehrstufig verzweigten Konzernstrukturen. Dabei iden-

schaftliche Steuerlehre an der Universität Passau tätig. Neben seiner Promotion hat

tifiziert der Verfasser in systematisch geschlossener und anschaulicher Form eine

Herr Dr. Bindl im Jahr 2008 auch das Steuerberaterexamen erfolgreich abgelegt.

ganze Reihe von Steuerbelastungs-, Liquiditäts-, Zins- und Vermögenseffekten und

Seit Mitte 2008 ist er als Associate in der internationalen Wirtschaftskanzlei Linkla-

zeigt zudem mathematisch die Interdependenzen zwischen den einzelnen Effekten

ters LLP in München tätig.

auf.

Die Arbeit beschäftigt sich mit einer umfassenden betriebswirtschaftlichen Analyse

Die Kenntnis der betriebswirtschaftlichen Auswirkungen einer steuerlichen Rege-

des Rechtsinstituts der verdeckten Gewinnausschüttung im deutschen Steuerrecht,

lung sowie der relevanten Stellgrößen ist Voraussetzung für die Implementierung

die am Beispiel des § 8a KStG i.d.F. des Korb-II-Gesetzes durchgeführt wird. Die

einer rationalen Steuerstrategie. Herrn Bindl ist es in seiner Arbeit überzeugend ge-

bisher vorhandene Literatur zur verdeckten Gewinnausschüttung beschränkt sich

lungen, diese zentralen Wirkungsmechanismen aufzuzeigen und zu quantifizieren.

meist auf verbale bzw. steuerrechtliche Ausführungen. Werden ökonomische Ana-

Er liefert damit einen wertvollen Beitrag zur Lösung des Steuerplanungsproblems

lysen durchgeführt, so erschöpfen sich diese regelmäßig in kasuistischen Veranla-

aus theoretischer wie aus praktischer Sicht.

gungssimulationen, die über den konkret berechneten Einzelfall hinaus aufgrund ihrer hohen Parameterabhängigkeit nur bedingt allgemeingültige Aussagen zulassen. So mangelt es bisher an einem einheitlichen Modellrahmen, anhand dessen die ökonomischen Wirkungen der verdeckten Gewinnausschüttung in analytischer Form hergeleitet werden. Diese Lücken werden mit der vorliegenden Untersuchung geschlossen. Anhand eines mehrperiodigen investitionstheoretischen Modells erarbeitet der Verfasser

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Wissenschaftspreise der Universität Passau

Dr. Stephan Sicklinger

Dissertationspreis der Sparda-Bank Regensburg eG

„Das neue tschechische Insolvenzrecht aus der Sicht des deutschen Gläubigers – Zugleich ein Beitrag zu Fragen der Europäischen Insolvenzverordnung“

Erstgutachter: Professor Dr. Wolfgang Hau Zweitgutachter: Professor Dr. Klaus Reischl (Rechtsanwalt)

Herr Dr. Sicklinger wurde 1977 in Rotthalmünster geboren. Nach dem Abitur und

und dem tschechischen allgemeinen Zivilverfahrens- und Privatrecht transparent

Ersatzdienst in Metten studierte er Rechtswissenschaft und Tschechisch an der Uni-

macht und Bezüge namentlich zum deutschen, österreichischen und US-amerika-

versität Passau und an der Karlsuniversität Prag. Parallel zum Juristischen Vorberei-

nischen Recht herausstellt. Die souveräne Beherrschung der schwierigen Materie

tungsdienst im OLG-Bezirk München und in Prag war er zunächst von 2004 bis

erlaubt es dem Verfasser, zu offenen Fragen eigene Positionen zu entwickeln und

2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Passauer Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,

neue Lösungswege vorzuschlagen, aber auch, wo nötig, bedenkenswerte Kritik an

Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung (Professor Dr. Klaus Schurig),

den gesetzlichen Vorgaben auf nationaler und europäischer Ebene zu üben. Somit

sodann im Anschluss an das Zweite Juristische Staatsexamen von 2006 bis 2008 am

hat der Verfasser eine kollisions- und internationalverfahrensrechtlich angereicherte,

Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilverfahrensrecht sowie Internationales Privat-

rundum beeindruckende Arbeit zur Rechtsvergleichung vorgelegt, die in mancher-

recht (Professor Dr. Wolfgang Hau). Seit April 2008 ist er in der Rechtsabteilung der

lei Hinsicht als grundlegend gelten darf. Am Ende seiner Untersuchung kann Herr

Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in Linz tätig. Das Promotionsverfahren hat er

Dr. Sicklinger dem tschechischen Gesetzgeber eine insgesamt gelungene Moderni-

im Oktober 2008 mit dem Rigorosum abgeschlossen.

sierungsleistung bescheinigen und deutschen Investoren letztlich grünes Licht für ein Engagement in Tschechien geben.

Die Tschechische Republik, seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und seit jeher ein wichtiger Außenhandelspartner Deutschlands, hat erst unlängst ein neues, am 1. Januar 2008 in Kraft getretenes Insolvenzgesetz geschaffen. Mit seiner Dissertation hat Herr Dr. Sicklinger die erste monographische Analyse des neuen tschechischen Insolvenzrechts aus deutscher Sicht vorgelegt. Die Dissertation geht weit über bloße Auslandsrechtskunde hinaus, weil der Verfasser für seine Darstellung die Perspektive eines deutschen Gläubigers im tschechischen Insolvenzverfahren wählt. Dies ist nicht nur praktisch aufschlussreich, sondern auch wissenschaftlich höchst interessant, weil dieser Focus besonders geeignet ist, auch die internationalverfahrens- und insolvenzkollisionsrechtlichen Aspekte hinreichend zu beleuchten. Zudem leistet der Verfasser, weit über die Auswertung der tschechischen Quellen hinaus, Grundlagenarbeit, indem er neue Zusammenhänge zwischen dem Insolvenzgesetz

Dies academicus 09 • Seite 11

Wissenschaftspreise der Universität Passau

Pater Dr. Edward Fröhling SAC

Dissertationspreis des Vereins der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V. Erstgutachterin: Professorin Dr. Martha Zechmeister-Machhart Zweitgutachter: Professor Dr. Wolfgang Treitler (Universität Wien)

„’Der Gerechte werden!’ Kenosis als Lebensform der ’Entlarvung und Entmachtung der Negativität’. Eine Relektüre der Werke Meister Eckharts im Kontext der Neuen Politischen Theologie.“

Mit dem gegenwärtigen Interesse für mittelalterliche Mystik boomt auch die Re-

Wahrheits-Fähigkeit ist fundamental gegründet in der „Lebensform Gerechtigkeit“,

zeption des Werks Meister Eckharts. Ein „Dogma“ des Mainstreams der Interpreten

die für Eckhart Umkehr fordert - Hinkehr zu den Armen im Verzicht auf den eigenen

lautet: „Meister Eckhart war ganz der islamisch-averroistischen Weisheit verpflich-

Besitz zu ihren Gunsten. Sie fordert den Willen zum Sich-den-Armen-Gleichmachen

tet, für die Welt und Geschichte kein wirkliches Thema darstellte [...] Ihm ging es

und die bewusste Annahme und Übernahme ihres Schicksals. Wo die generatio des

um die zeitlose ‚Präsenz der ungeschaffenen Wahrheit und Weisheit im Intellekt‘“

Gerechten geschieht, dort widerfährt dem Menschen in aller Verfolgung „vollkom-

(K. Flasch).

mene Freude“, weil in diesem Augenblick die Natur des Menschen zur Vollendung gekommen ist – und er zugleich Christus, dem „Sohn der Gerechtigkeit“ gleichge-

Fröhling riskiert gegen eine dementsprechend geschichts-lose und welt-entrückte

staltet wird.

Auslegung Eckharts eine profilierte Relektüre unter den hermeneutischen Prämissen der „Neuen Politischen Theologie“ und erschließt ihn im religiösen, sozialen und

Als Grund seiner Anklage vor dem Inquisitionsgericht des Kölner Erzbischofs nennt

politischen Horizont der mittelalterlichen Armutsbewegung.

Eckhart in seiner Verteidigung den „zelus iustitiae“, den „leidenschaftlichen Eifer für die Gerechtigkeit“ – damit ist der Kern der Theologie Eckharts wohl tiefer erfasst als

Einer der Vorzüge der Arbeit Fröhlings ist, dass sie ihren Schwerpunkt nicht auf die

in vielen der gegenwärtigen Eckhartdeutungen.

häufig zitierten deutschen Predigten legt, sondern auf die wenig bekannten lateinischen Vorlesungen. Viele der Texte übersetzt Fröhling eigenständig und kompe-

Dr. Edward Fröhling (Jg. 1975) studierte Katholische Theologie an der Philoso-

tent bzw. aktualisiert behutsam ihre Sprache.

phisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Nach Abschluss seines Diplomstudiums trat er 2001 in den Orden der Pallottiner ein und wurde 2006 zum Priester

Eckhart tritt in den von Fröhling zugänglich gemachten Texten überraschend klar als

geweiht. Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger in Schule und Internat am Vinzenz-

Theologe der Armutsbewegung hervor: „Ein großes Verbrechen ist es, den Unter-

Pallotti-Kolleg in Rheinbach absolvierte er von 2004 bis 2008 das Promotionsstudi-

halt der Armen den Reichen zu geben und vom Unterhalt der Bedürftigen die Gunst

um an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau. 2009 wurde er

der Mächtigen sich zu erwerben, der dürstenden Erde das Wasser zu nehmen und

zum Juniorprofessor für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen

die Flüsse damit zu bewässern.“ Die Fixierung auf das Geld, den materiellen Besitz,

Hochschule Vallendar ernannt.

ist für Eckhart der exemplarische Ausdruck des „Desinteresses an der Wahrheit“.

Dies academicus 09 • Seite 13

Wissenschaftspreise der Universität Passau

Dr. Marc Jäger

Dissertationspreis der Universität Passau

„Die verfassungsrechtliche Pflicht zur transnationalen Zusammenarbeit im Bereich der Inneren Sicherheit“

Erstgutachter: Professor Dr. Dirk Heckmann Zweitgutachter: Professor Dr. Rainer Wernsmann

Die Gewährleistung der Inneren Sicherheit im Zeitalter der Europäisierung und Glo-

Dr. Marc Jäger wurde 1974 in Frankfurt am Main geboren. Von 1994 bis 1999 stu-

balisierung bedingt in einem immer größeren Maße eine transnationale Zusam-

dierte er Rechtswissenschaft an der Universität Passau. Nach dem Ersten Juristischen

menarbeit der Polizei- und Sicherheitsbehörden. Liegt die Entscheidung über das

Staatsexamen absolvierte er ein verwaltungswissenschaftliches Aufbaustudium an

„Ob“ und „Wie“ der Zusammenarbeit im freien Ermessen der staatlichen Organe

der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer mit dem Kern-

oder kann das Grundgesetz zumindest für seinen Anwendungsbereich konkrete

bereich Internationale Ordnung und Beziehungen, wofür ihm im Jahr 2000 der

Kooperationspflichten begründen? Diese Problemlage wird von Herrn Dr. Marc

akademische Grad eines Magisters der Verwaltungswissenschaften (Mag. rer. publ.)

Jäger in seiner Arbeit beleuchtet, dem es dabei gelingt, die nebulöse Reichweite

verliehen wurde. Nach dem Rechtsreferendariat und dem Zweiten Juristischen

diesbezüglicher Entscheidungsspielräume der staatlichen Akteure zu begrenzen

Staatsexamen erhielt er 2003 ein Promotionsstipendium der Universität Passau und

und in rechtlich greifbare und in gewissem Umfang justiziable „Bahnen“ zu lenken.

begann mit der Promotion im Schnittbereich von Sicherheitsrecht und Internatio-

Anhand spezifischer verfassungsrechtlicher Wertungsgesichtspunkte und Rationali-

nalem Recht bei Professor Dr. Dirk Heckmann. Von 2005 bis 2009 arbeitete er an

sierungskriterien wird u. a. ein typisierendes Modell von Handlungs- und Unterlas-

dessen Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sicherheitsrecht und Internetrecht und an

sungspflichten aufgestellt. Dieses wird in einen völkerrechtlichen und insbesondere

der Forschungsstelle für Rechtsfragen der Hochschul- und Verwaltungsmodernisie-

europarechtlichen Kontext gestellt und verknüpft sich so zu einem Mehrebenen-

rung (ReH..Mo) in Passau. Das Promotionsverfahren wurde 2008 abgeschlossen.

modell der abgestimmten und nachhaltigen Gewährleistung Innerer Sicherheit. So

Dr. Marc Jäger ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Verwaltungs-, IT- und

hebt sein akademischer Lehrer Professor Heckmann hervor: „Sämtliche Koordina-

Schulrecht. Seit Februar 2009 lebt er in München und ist am Bayerischen Staatsmi-

ten einer transnationalen Sicherheitsarchitektur werden sorgsam vermessen und

nisterium für Unterricht und Kultus tätig.

ausgelotet. (...) Der Reiz der Bearbeitung liegt gerade in der Zusammenführung unterschiedlicher Argumentationsstränge, die das nationale Verfassungsrecht, das Europa- und Völkerrecht im Referenzthemenfeld des Polizei- und Sicherheitsrechts zusammenführen und dabei unter rechtsdogmatischen, rechtstheoretischen und methodologischem Blickwinkel betrachten.“

Dies academicus 09 • Seite 15

Preis für gute Lehre Eine hohe Qualität der Lehre muss für eine Universität, die sich dem Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre verpflichtet hat, unabdingbar sein. Die Aufgabe der Lehrenden ist es, das aus der Forschung gewonnene Wissen weiterzugeben und forschendes Lernen zu ermöglichen. In Gemeinschaft setzen sich Lehrende und Lernende kritisch mit dem Wissensbestand auseinander und arbeiten damit zusammen an der Erweiterung des Wissens. Gute Lehre trägt zur Entwicklung von Kritikfähigkeit und Eigenreflexion bei, sie steigert die Motivation, fordert Neugier und Kreativität heraus, begünstigt die Eigeninitiative der Studierenden und regt zum

Oliver Farhauer

Ute Heuer

PD Dr. Uwe Kranenpohl

Professor Dr. Tomas Kuhn

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Lehrstuhl für Politikwissenschaft I

Professur für Zivilrecht Juristische Fakultät

Stefanie Pittner

Isabel Ramos-Kauhausen

Akademischer Rat Lehreinheit für Volkwirtschaftslehre Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Akademische Oberrätin Lehreinheit für Informatik Fakultät für Informatik und Mathematik

individuellen Lernen an. In der Lehre wird der entscheidende Impuls für das Interesse an eigenem Forschen gegeben und dadurch der wissenschaftliche Nachwuchs gesichert. Dessen ungeachtet ist der Stellenwert der Lehre für das Renommee von Hochschullehrern/innen und Universitäten erstaunlich niedrig. Forschen, Publizieren und Drittmitteleinwerbung bestimmen nahezu ausschließlich die Beurteilung und damit die Karriere der Hochschullehrer/innen. Eine engagierte Lehre bedeutet fast immer noch mehr Studierende und damit eine zusätzliche Arbeitsbelastung durch einen höheren Betreuungsaufwand, eine wachsende Zahl von Seminararbeiten und Prüfungen. Diese seit langem bekannte Problematik ist nun, vor allem nach der „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen“, ins Bewusstsein gerückt. Besonders Wissenschaftsrat, Hochschulrektorenkonferenz und Deutscher Hochschulverband haben in Grundsatzpapieren die Reform, Qualitätsverbesserung und Förderung der Lehre angemahnt. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat plakativ „Mehr Ehre für die Lehre!“ gefordert. Die Universität Passau zeichnet sich, wie u. a. die regelmäßigen und umfassenden Befragungen der Studierenden (Lehrevaluation) belegen, durch eine hohe Qualität der Lehre aus. Die große Nachfrage der Hochschullehrer/innen nach hochschuldidaktischer Weiterbildung im Rahmen des Programms ProfiLehre spricht für sich. Unseren herausragenden, engagierten Hochschullehrern/innen soll aber nicht allein „Ehre“ zuteil werden, sondern sie sollen auch „belohnt“ werden. Mit einer Spende der Sparda-Bank Regensburg eG sind wir in der glücklichen Lage, sechs Preise für „gute Lehre“ zu vergeben. Professor Dr. Ernst Struck Vizepräsident

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts Katholisch-Theologische Fakultät

Lektorin für Portugiesisch Sprachenzentrum

Dies academicus 09 • Seite 17

Sponsoren

Wir danken unseren Sponsoren:

• dem ManagementConvent der Universität Passau – Neuburger Gesprächskreis e. V. • der CommuniGate Kommunikationsservice GmbH • der Sparkasse Passau • der Sparda-Bank Regenburg eG • dem Verein der Freunde und Förderer der Universität Passau e. V. • dem Landkreis Passau • der Stadt Passau • Herrn Dr. Peter Kahn • sowie mehreren Sponsoren, die nicht genannt werden möchten